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Erfahrungsbericht 2009/2010 - Stadt Heidenheim

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Vorwort<br />

Bildungshaus bedeutet gemeinsames Lernen von Kindergartenund<br />

Schulkindern. Bereits seit 2007 kooperieren die Ostschule<br />

und der städtische Kindergarten Humboldtstraße im Rahmen des<br />

Landesprogramms „Bildungshaus 3-10“. Die räumliche Integration<br />

der Kindertageseinrichtung in die Ostschule ab September 2012<br />

begünstigt die Kooperation. Somit können Räume wie Mensa,<br />

Bewegungsräume, Schulküche, Naturwissenschaft oder<br />

Werkstätten gemeinsam genutzt werden.<br />

Im Kontext der Bildungspolitik des Landes Baden-Württemberg bietet das<br />

Bildungshaus idealtypisch die Rahmenbedingungen für ein längeres gemeinsames<br />

Lernen der Kinder, um Bildungsbrüche zu vermeiden und um die Stärken individuell<br />

zu fördern. Die Absicht, den Übergang und die Kooperation vom Kindergarten zur<br />

Grundschule flächendeckend zu verbessern, kann ich nur unterstreichen. Die Bewilligung<br />

von zwei Bildungshäusern an der Ostschule und an der Silcherschule zeigt,<br />

dass <strong>Heidenheim</strong> im Bildungssektor rechtzeitig und zukunftsweisend die Weichen<br />

gestellt hat.<br />

Der dritte <strong>Erfahrungsbericht</strong> gibt einen sehr schönen Einblick in die praktische Bildungshausarbeit.<br />

Er zeigt aber auch auf, was wir noch verändern und wo wir uns<br />

weiterentwickeln müssen. Beeindruckend ist die Vielfalt der Angebote, welche im<br />

Rahmen der Bildungshausarbeit ermöglicht werden. Nur durch die zahlreichen Kooperationspartner<br />

sowie das motivierte und kreative pädagogische Personal ist Bildungshausarbeit<br />

auf diesem hohen Niveau möglich. Der Bericht geht jedoch auch<br />

auf die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse ein. Dass die Bildungshäuser in verschiedenen<br />

Bereichen deutlich besser abschnitten als die Vergleichseinrichtungen<br />

bestätigt die Praxiserfahrung im Bildungshaus Ostschule. Dabei sind Erfolge in einzelnen<br />

Fächern wie Mathematik zu verzeichnen, aber auch ein besseres Klassenund<br />

Unterrichtsklima.<br />

An dieser Stelle bedanke ich mich bei Bürgermeister Rainer Domberg und den beteiligten<br />

Lehrkräften, Erzieherinnen, Sprachförderkräften, dem Fachbereich Familie,<br />

Bildung und Sport der <strong>Stadt</strong>verwaltung, dem Staatlichen Schulamt Göppingen, dem<br />

Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL) in Ulm und der Pädagogischen<br />

Hochschule Schwäbisch Gmünd für ihre fachkundige Begleitung und die<br />

wertvolle Arbeit im „Bildungshaus“ sowie bei allen, die zum Entstehen dieses beeindruckenden<br />

<strong>Erfahrungsbericht</strong>es beigetragen haben.<br />

Bernhard Ilg<br />

Oberbürgermeister<br />

2


INHALTSVERZEICHNIS<br />

1. WEITERENTWICKLUNG DES „BILDUNGSHAUSES 3-10“ 4<br />

1.1 Bildungshaustage Vorschulkinder und Klassen 1 4<br />

1.2 Erweiterung der Bildungshausarbeit auf den Kindergarten<br />

und die Klassen 3 und 4 6<br />

1.3 Evaluation der bisherigen Arbeit 7<br />

1.4 Wissenschaftliche Begleitung 9<br />

2. UMSETZUNG 12<br />

2.1 Vorschulkinder 12<br />

2.1.1 Projekte in der Schule 12<br />

2.1.2 Außerschulische Lernorte 14<br />

2.1.3 Ausführliche Darstellung eines Ateliers 16<br />

2.1.4 Ausführliche Darstellung eines Unterrichtsbesuches 21<br />

2.1.5 Reflexion 23<br />

2.2 Kindergarten und Klasse 2 25<br />

2.3 Kindergarten und Klasse 3 29<br />

2.4 Kindergarten und Klasse 4 33<br />

2.5 Kindergarten, Klassen 1,2 und 3 37<br />

2.6 Klassenübergreifendes Arbeiten in den Klassen 1 und 3 38<br />

2.7 Klassenübergreifendes Arbeiten in den Klassen 2 und 3 40<br />

2.8 Weitere Projekte 43<br />

2.8.1 Lernsoftware und Computernutzung 43<br />

2.8.2 Bienenprojekt 44<br />

2.9 Sprachförderung im Bildungshaus 3-10 46<br />

2.10 Individuelle Frühförderung 49<br />

3


1. Weiterentwicklung des „Bildungshauses 3-10“<br />

Die im Schuljahrjahr 2007/2008 begonnene Bildungshausarbeit wurde im Schuljahr<br />

<strong>2009</strong>/<strong>2010</strong> erfolgreich fortgesetzt. Im Folgenden werden nur Punkte beleuchtet, die<br />

neu oder verändert zur Durchführung gekommen sind.<br />

1.1 Bildungshaustage Vorschulkinder und Klassen 1<br />

Die von Beginn an bestehende zeitliche Organisation hat sich bewährt und wurde<br />

auch im Schuljahr <strong>2009</strong>/<strong>2010</strong> beibehalten.<br />

Auch im dritten Bildungshausjahr haben sich die Voraussetzungen zur Durchführung<br />

des Bildungshauses an der Ostschule geändert. Die Klassenstärke der ersten Klassen<br />

blieb auch in diesem Jahr zu groß, um die Vorschulkinder mit Unterrichtsbesuchen<br />

in den Klassenverband zu integrieren. Hinzu kam das enorme Leistungsgefälle<br />

sowohl innerhalb der ersten Klassen als auch innerhalb der Vorschulgruppe. Um<br />

allen Kindern gerecht zu werden und innerhalb des Projektes sinnvoll arbeiten zu<br />

können, musste das Bildungshaus neue Wege einschlagen.<br />

Der Dienstag war personell sehr gut ausgestattet. Deshalb wurde als neue Arbeitsform<br />

das Arbeiten in alters- und institutionenübergreifenden Arrangements, den so<br />

genannten Ateliers, eingeführt. Ein Atelier ist per definitionem der „Arbeitsplatz eines<br />

kreativen Menschen“ 2 . Es wurden sechs Ateliers zu einem Thema gebildet. Jedes<br />

Atelier beleuchtete einen anderen Schwerpunkt des ausgewählten Themas. In den<br />

einzelnen Ateliers befanden sich zwischen 8 und 10 Kindern, die entweder sprachlich,<br />

musisch, künstlerisch oder mathematisch an einem Thema arbeiteten.<br />

Dabei unterschied sich die Durchführung der Ateliers. Bei manchen Themen gab es<br />

sechs verschiedene Angebote. Die Ateliers wurden an zwei oder drei aufeinander<br />

folgenden Dienstagen angeboten. Somit konnten die Kinder zwei oder drei der insgesamt<br />

sechs Angebote wahrnehmen.<br />

Eine andere Variante war, nur drei Angebote zu einem Thema anzubieten, dafür die<br />

Ateliers aber doppelt anzubieten. Diese Variation hatte den Vorteil, dass innerhalb<br />

von drei Wochen jedes Kind auch jedes Angebot durchlaufen konnte.<br />

2 www.wikipedia.org<br />

4


Ein weiterer Versuch war, die Zeit zum Durchlaufen eines Ateliers zu halbieren und<br />

somit innerhalb einer Stunde gleich zwei Ateliers besuchen zu können. Diese Abwandlung<br />

zeigte aber in der Erprobung, dass in der Kürze der Zeit keine befriedigenden<br />

Ergebnisse zu erzielen waren.<br />

Am „Atelier-Tag“ standen folgende Fachkräfte zur Verfügung:<br />

beide Klassenlehrer<br />

eine zusätzliche Lehrkraft<br />

eine Erzieherin<br />

eine Lehrkraft aus dem Projekt „Schulreifes Kind“<br />

eine Sprachförderkraft aus dem Bereich Schule<br />

eine Sprachförderkraft aus dem Bereich Kindergarten<br />

Durch die Mitarbeit und Einbeziehung dieser Kräfte war es möglich, kleine und individuell<br />

arbeitende Atelier-Gruppen zu bilden.<br />

Je nach Thema hatten die Kinder die Möglichkeit, sich ihren Interessen gemäß für<br />

ein bestimmtes Atelier einzuwählen. Im Laufe des Schuljahres zeigte sich, dass<br />

nicht jede Form des Ateliers für die Selbsteinteilung geeignet war. In diesem Fall<br />

wurden die Kinder dann bestimmten Gruppen zugeteilt.<br />

Da es uns aufgrund der Personalsituation nicht möglich war, auch am Donnerstag<br />

den Ateliergedanken fortzuführen, wurden die Klassen und die Vorschulkinder donnerstags<br />

wie im Jahr zuvor in drei Lerngruppen eingeteilt. Hierfür stand eine dritte<br />

Lehrkraft zur Verfügung. An diesem Tag fand konventioneller gemeinsamer Unterricht<br />

statt.<br />

Der Freitag blieb als Vertiefungs- und Aufarbeitungstag bestehen. Außerdem wurde<br />

der Freitag für Begegnungen der spielerischen Art genutzt.<br />

5


1.2 Erweiterung der Bildungshausarbeit auf den Kindergarten und die<br />

Klassen 3 und 4<br />

Um den Bildungshausgedanken auszuweiten, arbeiten die Schulkinder der Klassen 2<br />

bis 4 mit Kindergartenkindern an einzelnen Projekten.<br />

Die Inhalte der Projekte und der zeitliche Aufwand werden von den betreffenden<br />

Lehrkräften einheitlich dokumentiert.<br />

Klassenstufe /<br />

Kindergarten<br />

3 bis 5 jährige<br />

Kinder<br />

1<br />

2<br />

Vorgaben organisatorischer Art<br />

pro Halbjahr ein Besuch in der Schule<br />

gemeinsame Pause an den Sporttagen<br />

regelmäßige Unterrichtsbesuche an bis zu drei Tagen und je eine<br />

Stunde Sport pro Woche<br />

pro Halbjahr ein Projekt im Kindergarten (3-Jährige und 4-/5-<br />

Jährige)<br />

3<br />

pro Halbjahr ein Projekt mit Klassenstufe 3<br />

pro Halbjahr ein Projekt im Kindergarten (3-Jährige und 4-/5-<br />

Jährige)<br />

4<br />

pro Halbjahr ein Projekt mit Klassenstufe 2<br />

pro Halbjahr ein Projekt im Kindergarten (3-Jährige und 4-/5-<br />

Jährige)<br />

im zweiten Halbjahr ein Projekt mit einer 5. Klasse einer weiterführenden<br />

Schule<br />

6


1.3 Evaluation der bisherigen Arbeit<br />

Die Erfahrungen aus den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass Vorbereitung auf<br />

Schule nicht nur heißt, die Voraussetzungen dafür im Bereich Wissen und Verhalten<br />

zu schaffen, sondern auch das Schulhaus und die Schulumgebung kennen zu lernen.<br />

Deshalb sollten alle Vorschulkinder die Möglichkeit erhalten, ihre zukünftige<br />

Schule im Rahmen der Kooperation oder - wie an der Ostschule - im Rahmen des<br />

Bildungshauses zu erleben. Aus diesem Grund wurden bereits in diesem Jahr auch<br />

die Kinder des Evang. Pauluskinderhauses, die im Einzugsgebiet der Ostschule<br />

wohnten, ins Bildungshaus integriert. Nach der Schulanmeldung besuchten sie<br />

zweimal pro Woche zusammen mit den Vorschulkindern des Humboldtkindergartens<br />

die Ostschule. Kinder, die nach der Schulanmeldung nicht in der Ostschule eingeschult<br />

werden, nehmen künftig die Kooperationsmöglichkeiten der zuständigen Schulen<br />

wahr.<br />

Um eine sinnvolle Kooperation zu gewährleisten, ist es notwendig, ausreichend Personal<br />

zur Verfügung zu haben. Auch im vergangenen Jahr zeigte sich, wie wichtig<br />

jede einzelne am Projekt beteiligte Lehrkraft und Erzieherin war. Zusätzliche Lehrerstunden<br />

ermöglichten Begegnungen zwischen Schul- und Kindergartenkindern, die<br />

sonst auch aufgrund der räumlichen Trennung von Kindergarten und Schule nicht<br />

möglich gewesen wären.<br />

Bei der Kooperation mit den Kindern im Kindergarten hat sich herausgestellt, dass<br />

Termine am Nachmittag nicht immer zuverlässig wahrgenommen werden. Deshalb<br />

soll versucht werden, im kommenden Schuljahr mögliche Termine für die Kooperation<br />

in den Vormittag zu legen.<br />

Die Lehrkräfte der 4. Klassen stellten fest, dass beim ersten Kontakt der beiden sozialen<br />

Gruppen der doch enorme Altersunterschied das Aufeinanderzugehen nicht erleichterte.<br />

Die älteren Schulkinder mussten in sehr kleinen Gruppen in den Kindergarten<br />

gehen, um langsam Vertrauen aufzubauen.<br />

Zu Beginn wollten in den Schulklassen nur wenige Kinder in den Kindergarten gehen,<br />

um den Kindergartenkindern ein Unterrichtsthema näher zu bringen. Im Laufe<br />

des Schuljahres hat sich diese Einstellung jedoch geändert, so dass beim zweiten<br />

Projekt alle Schüler und Schülerinnen einbezogen werden wollten.<br />

Auch die Wahl eines altersgemäßen und ansprechenden Themas trug viel zu einer<br />

gelingenden Kooperation bei.<br />

7


Um die Kooperation der 4. Klassen mit den 5. Klassen der weiterführenden Schulen<br />

starten lassen zu können, wird im folgenden Schuljahr das Gespräch mit den Schulleitern<br />

der jeweiligen Schulen gesucht.<br />

8


1.4 Wissenschaftliche Begleitung<br />

Im Bildungshausjahr <strong>2009</strong>/10 wurde die wissenschaftliche Begleitung des Bildungshauses<br />

<strong>Heidenheim</strong> durch Frau Flaig vom ZNL weitergeführt. Die wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin hospitierte regelmäßig bei Bildungshausangeboten und reflektierte diese<br />

anschließend gemeinsam in der Teamsitzung mit den Bildungshaus-<br />

Mitarbeiterinnen. Auch an den Sitzungen des Planungsbeirates nahm sie teil und<br />

berichtete dort immer wieder von den anderen Bildungshäusern und der wissenschaftlichen<br />

Begleitung. Dabei wurde sie auch in die aktuellen Planungen des Bildungshauses<br />

<strong>Heidenheim</strong> einbezogen.<br />

Im Zuge der Datenerhebung wurden im Dezember und Januar die ersten Elternfragebögen<br />

über die sozial-emotionale Entwicklung der Kinder versendet. Im März fanden<br />

Erhebungen im Kindergarten (Sprachtestung) und in den ersten Klassen (Wohlbefinden<br />

in der Schule) statt. Im Mai wurde ein Bogen an die Bildungshäuser versandt,<br />

in dem sie die Themen, Inhalte und Methoden, mit denen sie im Bildungshaus<br />

arbeiten, festhalten bzw. näher beschreiben sollten. Der erste Teil dieses Erfassungsinstrumentes<br />

wurde in einer Teamsitzung gemeinsam mit der wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiterin ausgefüllt, der Rest von den PädagogInnen vor Ort. Im Juni und<br />

Juli wurden dann die Erhebungen in den zweiten und vierten Klassen (Deutsch und<br />

Mathe, in der zweiten Klasse zusätzlich das Wohlbefinden in der Schule) und im Kindergarten<br />

(mathematisches Grundwissen, Basiskompetenzen) durchgeführt. Gleichzeitig<br />

fanden in allen Bildungshäusern und Vergleichseinrichtungen die Unterrichtsbeobachtungen<br />

zur Erfassung der pädagogischen Qualität statt. Im Juli folgten die<br />

Fragebögen für die PädagogInnen. Dies war die letzte Erhebung des Bildungshausjahres<br />

<strong>2009</strong>/10.<br />

Ein großer Meilenstein in der wissenschaftlichen Begleitung dieses Jahres war der<br />

Kongress „Auf dem Weg zum Bildungshaus“, der am 24. und 25. März im ZNL stattfand.<br />

Zu diesem Kongress wurden Vertreterinnen und Vertreter der Kultus- und Sozialministerien<br />

aller Bundesländer, der Trägerverbände und Wissenschaftler aus dem<br />

Bereich Früh- und Primarpädagogik eingeladen, um sich ein Bild vom Projekt „Bildungshaus<br />

3-10“ und der Begleitforschung durch das Transferzentrum zu verschaffen.<br />

Im Rahmen dieses Kongresses fanden Vorträge zu verschiedenen Themen rund<br />

um das Bildungshaus und zu ersten Daten aus den Erhebungen des Projektes statt.<br />

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Kongresses waren die Hospitationen in den<br />

9


Bildungshäusern. Am zweiten Kongresstag fuhren die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen<br />

des ZNL mit 3-5 Teilnehmern zu zehn verschiedenen Bildungshäusern, um<br />

den Besuchern Einblicke in die Arbeit der Praktiker zu ermöglichen. Eines dieser Bildungshäuser<br />

war <strong>Heidenheim</strong>. Hier durften die Besucher die Kinder über den ganzen<br />

Bildungshaustag begleiten und anschließend noch in einer offenen Gesprächsrunde<br />

ihre Fragen an die Pädagogen vor Ort stellen. Alle Teilnehmer waren hochzufrieden<br />

mit diesem Besuch. Das ZNL möchte dem Bildungshaus <strong>Heidenheim</strong> auf diesem<br />

Wege dafür danken, dass es so umfangreiche Einblicke in seine Arbeit und die Möglichkeit,<br />

Antworten auf viele Fragen zu finden, arrangiert hat. Unter http://www.znlbildungshaus.de/html/kongress_<strong>2010</strong>.html<br />

ist die Dokumentation des Kongresses<br />

einsehbar.<br />

Direkt im Anschluss an den Kongress fand die dritte Sitzung mit dem wissenschaftlichen<br />

Beirat statt, in dem viele hochrangige Wissenschaftler des Elementar- und Primarbereiches<br />

vertreten sind. Hier wurden verschiedene Themen diskutiert, die die<br />

wissenschaftliche Begleitung des Projektes „Bildungshaus 3-10“ betreffen, und auch<br />

mehrere Beschlüsse gefasst. Beispielsweise wurde beschlossen, auf die Einholung<br />

der VERA-Daten der Drittklässler zu verzichten, dafür aber zwei neue Testungen dazu<br />

zu nehmen. Auf der einen Seite die Testung der Basiskompetenzen im Kindergarten<br />

und auf der anderen Seite die Ergänzung der bisherigen Sprachtestung in der<br />

Grundschule, die nun neben dem Wortverständnis auch das Satz- und Textverstehen<br />

beinhaltet und somit das gesamte Leseverständnis umfasst. Diese zusätzlichen Erhebungen<br />

erlauben es, ein noch genaueres Bild von der Entwicklung der Kinder zu<br />

erhalten.<br />

Auf dem Kongress im März wurden wie gesagt erste Ergebnisse der wissenschaftlichen<br />

Begleitung vorgestellt. Neben den Erfolgen, die die MitarbeiterInnen der Standorte<br />

berichten, gibt es nun auch erste Resultate der Datenerhebungen aus dem<br />

Schuljahr 2008/09. So konnte beispielsweise festgestellt werden, dass die Schulen<br />

der Bildungshäuser bei der Ersterhebung in den Bereichen pädagogische Interaktionen,<br />

Strukturierung der täglichen pädagogischen Arbeit, Unterrichtsklima und Klassenführung<br />

signifikant besser abschneiden als die Schulen der Vergleichseinrichtungen.<br />

Die Bildungshaus-Kinder erreichten im mathematischen Bereich gute Werte und<br />

lagen mehrfach sogar über den Werten der Kinder der Normstichprobe des Mathe-<br />

Testinstrumentes. Auch beim Thema Wohlbefinden zeigt sich, dass die Kinder der<br />

Bildungshäuser signifikant bessere Werte im Bereich „Klassenklima“ erreichen als<br />

10


Kinder der Vergleichseinrichtungen. Weitere Ergebnisse werden in den nächsten<br />

Monaten folgen. Ob diese Resultate als Effekte der Bildungshaus-Arbeit zu werten<br />

sind oder ob sie auf eine insgesamt hohe Qualität der teilnehmenden Institutionen<br />

zurückzuführen ist, kann jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt auf der Grundlage<br />

weiterer belastbarer Daten zuverlässig beantwortet werden.<br />

Zu Beginn des neuen Schuljahres startet die Kostenerhebung, die das Zentrum für<br />

Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim innerhalb des Projektes durchführt.<br />

Aufgrund dieser Daten wird zum Ende des Projektes eine Kosten-Nutzen-<br />

Analyse erstellt. Im Herbst werden dann die Daten der Einschulungsuntersuchung<br />

von den Gesundheitsämtern eingeholt, sodass auch umfangreiche Daten der jüngeren<br />

Kindergartenkinder vorliegen. Zu Beginn des Winters werden die ersten Fragebögen<br />

für Eltern und ein weiterer an die Pädagogen verschickt. Anfang Oktober wird<br />

die nächste Sitzung mit dem wissenschaftlichen Beirat stattfinden, in der der momentane<br />

Stand des Projektes und die weiteren Schritte reflektiert werden. Neben der E-<br />

valuation wird natürlich auch die Standortbegleitung weitergeführt. Das Coaching und<br />

die Dokumentation der Prozesse vor Ort nehmen einen ebenso wichtigen Stellenwert<br />

ein wie die Datenerhebung und –auswertung.<br />

11


2. Umsetzung<br />

2.1 Vorschulkinder und Klassen 1<br />

Alle Themen und Projekte wurden passend zum Bildungsplan Grundschule und Orientierungsplan<br />

Kindergarten ausgewählt und fächerübergreifend (D, MeNuK, M, E,<br />

BSS) dargestellt. Bei der gesamten Bildungshausarbeit waren die Kinder immer handelnd<br />

aktiv und sammelten vielfältige eigene Erfahrungen. Ein stets begleitendes Ziel<br />

war, die Kinder in ihrer Sozialkompetenz zu fördern und zu stärken.<br />

2.1.1 Projekte in der Schule<br />

Folgende Projekte wurden gemeinsam erarbeitet:<br />

<br />

Erstes Kennenlernen<br />

- separate Orientierung und Findung der sozialen Gruppen<br />

- Erkunden und Kennenlernen der Räume und der Schule<br />

- Begrüßungslied durch die Erstklässler<br />

- erste spielerische Begegnungen<br />

<br />

Bewegung / Sport<br />

- wöchentliche Sportstunde mit einer ersten Klasse<br />

- Erfahrungen mit oder ohne Groß- und Kleingeräte<br />

<br />

MeNuK<br />

- Laternenlieder singen<br />

- Verkehrserziehung<br />

- Obst und Gemüse<br />

- Nikolaus<br />

- Winterbasteln<br />

- Vögel im Winter<br />

- Licht und Schatten<br />

12


- Zähne<br />

- Fasching<br />

- Ostern<br />

- Frühblüher<br />

- Schmetterling<br />

- Haustiere<br />

- Wiese<br />

<br />

Deutsch<br />

- R/r Laut- und Buchstabenerarbeitung mit vielen Sinnen<br />

- P/p Laut- und Buchstabenerarbeitung mit vielen Sinnen<br />

- Autorenlesung<br />

- „Räuber Hotzenplotz“<br />

- X/x Laut- und Buchstabenerarbeitung mit vielen Sinnen<br />

<br />

Mathematik<br />

- Flächen und Formen<br />

- Schüttelboxen bis 10<br />

- Euro<br />

- Flohmarkt<br />

- Bankbesuch<br />

- Rechengeschichten bis 10<br />

- Symmetrie<br />

<br />

Spiel<br />

- „Spieltage“ vor größeren Ferienabschnitten<br />

13


2.1.2 Außerschulische Lernorte<br />

Wann immer sich zu einem Thema ein Lerngang oder der Besuch eines Experten<br />

anbot, unternahmen die Klassen 1 und die Vorschulkinder gemeinsame Lerngänge<br />

und ergänzten so das Lernangebot im Bildungshaus mit Erfahrungen an „außerschulischen<br />

Lernorten“.<br />

Ausflüge und Wandertage wurden ebenfalls gemeinsam durchgeführt. Dabei wurde<br />

Wert darauf gelegt, mit regionalen Angeboten anzufangen und dann auch einen etwas<br />

weiteren Ganztagesausflug zu unternehmen.<br />

Auch vom TECHNOlino-Angebot der Firma Paul Hartmann AG konnten einige Schulund<br />

Vorschulkinder gemeinsam profitieren.<br />

<br />

„Grünes Klassenzimmer“ im Brenzpark – Wilde Beeren sammeln<br />

<br />

<br />

<br />

Besuch des „Knöpfleswäscherin-Brunnen“<br />

Schlittenfahren<br />

Besuch der <strong>Heidenheim</strong>er Volksbank<br />

<br />

<br />

Besuch der Polizeihundestaffel <strong>Heidenheim</strong><br />

TECHNOlino<br />

- „SAP im Praxisversuch“ durch die Paul Hartmann AG in der Ostschule<br />

- Produktionsbesichtigung der Paul Hartmann AG<br />

14


Lerngang zur Wiese mit Pflanzen- und Tierbestimmung<br />

? Bilder ?<br />

Ausflug nach Ulm zur „Jungen Bühne“<br />

Besuch der „Jungen Oper“ in <strong>Heidenheim</strong><br />

<br />

„Grünes Klassenzimmer“ im Brenzpark – Weben mit Naturmaterialien<br />

15


2.1.3 Ausführliche Darstellung eines Ateliers<br />

Da die beiden ersten Klassen und die Kindergartengruppe auch in diesem Schuljahr<br />

sehr groß waren und die Leistungsspanne sehr breit, mussten neue Wege des bestmöglichen<br />

Lernens gefunden werden.<br />

Bekannt war, dass manche Bildungshäuser mit so genannten Ateliers bereits gute<br />

Erfahrungen gemacht hatten. Diese Arbeitsform musste jedoch auf den Standort<br />

<strong>Heidenheim</strong> angepasst werden.<br />

Im Folgenden wird die Arbeitsform des Ateliers am Beispiel „Der Schmetterling“ vorgestellt:<br />

Für die Gruppeneinteilung trafen sich<br />

alle Kinder im Bildungshauszimmer.<br />

Die einzelnen Ateliers zum Thema<br />

Schmetterling wurden vorgestellt und<br />

an der Tafel in einem Schaubild mit<br />

Beispielen dargestellt. Jedes Kind<br />

erhielt ein Kärtchen mit seinem eigenen<br />

Bild darauf.<br />

Nach der Vorstellung konnten dann<br />

die Kinder selbstständig ihr Foto zu dem Atelier hängen, das sie für sich ausgewählt<br />

hatten. Da jedoch die Gruppengröße begrenzt war, gab es in jeder Gruppe drei Plätze<br />

für Kinder aus der Klasse 1a, drei für Kinder aus 1b und zwei Plätze für Vorschulkinder.<br />

So konnte auch die Situation entstehen, dass sich ein Kind noch einmal umentscheiden<br />

musste, da das ursprünglich gewählte Atelier bereits voll besetzt war.<br />

Bei dem Unterrichtsthema „Schmetterling“ wurden folgende Ateliers angeboten:<br />

verschiedene Schmetterlingsarten kennen lernen<br />

Teile des Schmetterlings unter dem Mikroskop betrachten und benennen<br />

Entstehung eines Schmetterlings; Bild-Text-Zuordnung<br />

Bewegungsgeschichte nach dem Buch „Raupe Nimmersatt“<br />

Herstellen von Schmetterlingsbildern mit „Klatschtechnik“<br />

Basteln eines Schmetterlingsfensterbildes<br />

16


Verschiedene Schmetterlingsarten kennen lernen<br />

Anhand verschiedener Merkmale<br />

gelang es den Kindern, Puzzleteile<br />

verschiedener Schmetterlingsarten zu<br />

vollständigen Bildern zusammenzusetzen.<br />

Die so entstandenen Schmetterlingsbilder<br />

wurden detailliert betrachtet,<br />

Besonderheiten herausgefunden und<br />

benannt. Die Schüler ordneten den<br />

Schmetterlingen auch den entsprechenden<br />

Namen zu.<br />

Im Anschluss daran suchten sich die<br />

Kinder einen Schmetterling aus, den<br />

sie detailgetreu malen sollten.<br />

Vorlagen der jeweiligen Schmetterlinge<br />

fanden sie an der Tafel.<br />

17


Teile des Schmetterlings unter dem Mikroskop betrachten und benennen<br />

Mit Hilfe mehrerer Mikroskope konnten die Kinder<br />

Teile von Schmetterlingen in unterschiedlichen<br />

Entwicklungsstadien im Detail betrachten. Danach dokumentierten sie ihre Beobachtungen<br />

auf einem Arbeitsblatt.<br />

Die Kinder erweiterten hierbei ihre Erfahrungen im Umgang mit Mikroskopen.<br />

Entstehung eines Schmetterlings; Bild- Text- Zuordnung<br />

Im Stuhlkreis ordneten die Kinder die Bilder ihren<br />

Entwicklungsstadien entsprechend an. Mit Hilfe der Bilder wurde dann die Metamorphose<br />

vom Ei zum Schmetterling von den Kindern in eigenen Worten beschrieben<br />

und dabei die passenden Wortkarten zu den Bildern gelegt.<br />

18


In Einzel- bzw. Partnerarbeit wiederholten die Kinder noch einmal die Verwandlung<br />

zum Schmetterling. Zur Differenzierung für leistungsstarke Kinder gab es auf dem<br />

Arbeitsblatt einen passenden Lesetext.<br />

Bewegungsgeschichte nach dem Buch „Raupe Nimmersatt“<br />

In diesem Atelier wurden die Kinder besonders musisch - kreativ angesprochen.<br />

Die Kinder stellten das Ei als erstes<br />

Entwicklungsstadium dar.<br />

Alles war ruhig und schlief.<br />

Aus den Eiern schlüpften viele kleine Raupen.<br />

Sie reckten und streckten sich und machten sich<br />

auf die Suche nach Essbarem.<br />

Vollgefressen und unbeweglich begannen die<br />

Raupen, sich zu verpuppen. Das letzte Entwicklungsstadium<br />

des Schmetterlings wurde eingeleitet.<br />

19


Nach einigen Wochen war der Schmetterling<br />

geschlüpft; er entfaltete seine Flügel<br />

und begann mit seinem Freudentanz zur<br />

Musik.<br />

Herstellen von Schmetterlingsbildern mit „Klatschtechnik“<br />

Zu Beginn wurde eine Spiegelachse gefaltet und ein Schmetterlingsflügel mit leuchtenden<br />

Cromarfarben ausgemalt. Der Schmetterling wurde erneut an der Spiegelachse<br />

gefaltet, so dass sich ein spiegelsymmetrischer Flügel bildete. Durch die entstandenen<br />

Kunstwerke wurde den Kindern bewusst, dass Schmetterlinge trotz ihrer<br />

Vielfalt stets ein gemeinsames Merkmal haben: die Symmetrie der Flügel.<br />

Basteln eines Schmetterlingsfensterbildes<br />

Die Kinder halfen sich wechselseitig beim<br />

Aufzeichnen der Schmetterlingsschablone.<br />

20


Der ausgeschnittene Schmetterlingsrahmen<br />

wurde mit bunten Transparentpapierstreifen<br />

beklebt und fand seine Würdigung als<br />

sommerliche Fenstergestaltung. Durch das<br />

Aufzeichnen, Schneiden, Reißen und Kleben<br />

wurde in diesem Atelier besonders die<br />

Feinmotorik geschult.<br />

2.1.4 Ausführliche Darstellung eines Unterrichtsbesuches<br />

Das Thema „Rechengeschichten“ wurde von der Form her als Unterrichtsbesuch im<br />

Klassenverband durchgeführt. Dies gestaltete sich so, dass aus den beiden ersten<br />

Klassen jeweils sieben oder acht Schüler herausgenommen wurden und sich so eine<br />

dritte Lerngruppe bildete. Die Vorschulkinder des Bildungshauses wurden dann<br />

gleichmäßig auf die drei Lerngruppen verteilt. Es ergab sich dadurch die Situation,<br />

dass jedem Vorschulkind mindestens ein Schulkind als „Helfer“ zugeteilt werden<br />

konnte.<br />

Zielsetzung war, dass die Kinder aus bildlichen Situationen mathematische Sachverhalte<br />

herausfinden, diese zunächst verbalisieren und anschließend in eine schriftliche<br />

Form bringen können.<br />

Da man bei Vorschulkindern die Kenntnis der verschiedenen Ziffern bzw. der unterschiedlichen<br />

Rechenzeichen nicht voraussetzen kann, musste hier eine Differenzierung<br />

stattfinden.<br />

Im Stuhlkreis wurde zunächst auf der ikonischen<br />

Ebene gearbeitet.<br />

Situationen auf verschiedenen Bildern wurden<br />

betrachtet und anschließend versprachlicht. Die<br />

Kinder erkannten, dass einzelne Elemente<br />

dazugekommen waren bzw. weggenommen<br />

worden waren.<br />

21


Im nächsten Schritt wurden dann den Bildern auf der symbolischen Ebene die passenden<br />

Aufgaben zugeordnet und nochmals erklärt, so dass den Vorschulkindern<br />

auch die Bedeutung der Rechenzeichen plus und minus deutlich gemacht wurde.<br />

Anschließend folgte eine Arbeitsphase in Einzel- bzw. Partnerarbeit, um das Gelernte<br />

zu festigen und zu üben.<br />

Zur Vertiefung erhielten die Kinder ein Arbeitsblatt, auf<br />

dem sie zu den Bildern Rechenaufgaben schreiben<br />

mussten.<br />

Die Schulkinder lösten die Aufgaben in numerischer<br />

Form.<br />

Die Vorschulkinder hatten die Wahl, die Aufgaben<br />

ebenfalls numerisch oder als Punktbild darzustellen.<br />

22


Während der gesamten Arbeitsphase stand den Kindern das erarbeitete Bodenbild<br />

als Bearbeitungshilfe zur Verfügung. Bei Bedarf schlüpften auch die Schulkinder in<br />

ihre Helferrolle und boten Hilfestellung.<br />

2.1.5 Reflexion<br />

Das dritte Bildungshausjahr hat erneut gezeigt, wie fruchtbar die Zusammenarbeit<br />

zwischen den beiden Bildungseinrichtungen Schule und Kindergarten sein kann. Vieles<br />

hat sich gefestigt, so zum Beispiel, dass sich die Kindergartenkinder ohne Scheu<br />

in der Schule bewegen. Ebenso gehören die Kindergartenkinder für die Schüler ganz<br />

selbstverständlich zu ihrer Schulgemeinschaft.<br />

Das Bildungshaus wäre kein Projekt, wenn nicht trotz allem bereits Bewährten jedes<br />

Jahr neue Formen des gemeinsamen Lernens gesucht und ausprobiert würden, wie<br />

die bereits beschriebenen Ateliers.<br />

Die Arbeit in Ateliers war in diesem Schuljahr für uns etwas Neues und sehr Bereicherndes.<br />

Wichtige Ziele, die wir in den Ateliers umsetzen konnten, waren für uns<br />

das Lernen in Kleingruppen von 8-10 Kindern. Die Kleingruppe ermöglichte ein sehr<br />

intensives Arbeiten. Themen konnten auf vielfältige Art und Weise beleuchtet werden,<br />

und man hatte die Möglichkeit, der Leistungsspanne innerhalb der einzelnen<br />

Lerngruppen besser gerecht zu werden und intensiv auf einzelne Kinder einzugehen.<br />

Außerdem konnte man im Laufe des Schuljahres erkennen, dass die Kinder in ihren<br />

Entscheidungsfindungsprozessen gefördert und gestärkt wurden. Anfangs orientier-<br />

23


ten sich die Kinder häufig an ihren Freunden. Schön war jedoch zu sehen, dass im<br />

Laufe der Zeit eher die Themen und Inhalte für die Entscheidung im Vordergrund<br />

standen.<br />

Für diese Arbeitsform ist eine Vielzahl an pädagogischen Fachkräften notwendig.<br />

Leider konnten wir hierfür aus stundenplantechnischen Gründen nur eine gemeinsame<br />

Stunde dienstags nutzen. In dieser Stunde standen uns insgesamt sechs bis sieben<br />

Kräfte zur Verfügung, die jeweils ein Atelier zu dem entsprechenden Thema angeboten<br />

haben. Anfangs planten wir einen Wechsel des Ateliers nach 20 Minuten mit<br />

dem Ziel, dass die Kinder möglichst viele Ateliers besuchen konnten. Dieser Wechsel<br />

gestaltete sich jedoch sehr schwierig. Zum einen blieb in den einzelnen Ateliers zu<br />

wenig Zeit, um einzelne Inhalte entsprechend zu bearbeiten und zum anderen ging<br />

durch den Atelierwechsel (Zusammenpacken, Zimmerwechsel…) zu viel Zeit verloren.<br />

Deshalb gingen wir dazu über, dieselben Atelierthemen in der darauf folgenden<br />

Woche noch einmal anzubieten, um den Kindern die Möglichkeit zu geben, ein weiteres<br />

Atelier zu besuchen.<br />

Man muss jedoch bedenken, dass schon die Einteilung der Gruppen relativ viel Zeit<br />

benötigt: Die einzelnen Ateliers müssen vorgestellt werden, die Kinder müssen sich<br />

für ein Atelier entscheiden und sich dann noch in eine gewünschte Gruppe eintragen.<br />

Zu Beginn des Schuljahres wurde hierfür fast eine komplette Unterrichtsstunde verwendet.<br />

Um die Atelierarbeit zu verbessern, wäre es sinnvoll, dass für Fachkräfte<br />

mindestens zwei Unterrichtsstunden zur Verfügung stehen.<br />

Es war uns allerdings ebenso wichtig, nicht nur in Ateliers zu arbeiten (selbst wenn<br />

dies möglich gewesen wäre), sondern auch herkömmlichen gemeinsamen Unterricht<br />

zu praktizieren, da diese Unterrichtsform nach wie vor den größten Teil des Alltags<br />

eines Schülers einnimmt und die Vorschulkinder auch diese Art des Arbeitens kennen<br />

und erlernen sollen.<br />

24


2.2 Kindergarten und Klasse 2<br />

Der kleine Käfer Immerfrech (nach Eric Carle)<br />

Die Zweitklässler gestalteten die Einschulungsfeier für die von ihnen im vergangenen<br />

Schuljahr begleiteten Vorschulkinder.<br />

Als Grundlage für dieses Projekt diente uns das bekannte Kinderbuch „Der kleine<br />

Käfer Immerfrech“ nach Eric Carle. Hier lernt der kleine Käfer im Verlauf seiner aufregenden<br />

und lustigen Erlebnisse mit anderen Tieren elementare Werte wie Teilenkönnen,<br />

Rücksichtnahme und soziales Lernen kennen.<br />

Die Kinder erarbeiteten zusammen eine Szenenfolge von Tieren, die sie gerne darstellen<br />

wollten.<br />

Nach der inhaltlichen Erarbeitung am Ende des 1.Schuljahres lernten die Kinder über<br />

die Ferien ihre Texte und machten sich Gedanken über passende Kostüme. Den<br />

musikalischen Teil übernahm das Grundschulorchester (Begleitung Einführungslied<br />

und Leuchtkäfertanz).<br />

Nach den Ferien wurde geprobt, Kostüme wurden zusammengestellt und Kulissen<br />

gebastelt.<br />

Da die Kinder viel Freude an der Aufführung des kleinen Käfers hatten und diese<br />

auch großen Anklang fand, wurde<br />

beschlossen, das Theaterstück zu einem<br />

Projekt auszuweiten. Außer am<br />

Einschulungstag wurde dieses Theaterstück<br />

ein zweites Mal für die neuen<br />

Bildungshauskinder und die kleineren<br />

Kindergartenkinder, für Grundschüler, für<br />

Eltern, Großeltern und Geschwister der<br />

Mitspielenden in der Sporthalle aufgeführt.<br />

Das Interesse der Bildungshauskinder für den kleinen Käfer Immerfrech bestimmte<br />

das gemeinsame Projekt in den weiteren Wochen.<br />

Beim Vorlesen der Geschichte durch die Zweitklässler wurden die Kleinen erneut<br />

motiviert.<br />

25


Bildkarten und Schauspieler weckten Erinnerungen an das Theaterstück.<br />

Jetzt durften die Bildungshauskinder Szenen aus der Geschichte malen und beschriften.<br />

Dabei wurden sie hilfreich durch die Schulkinder unterstützt.<br />

Freudig stellten die Gruppen ihre Werke der Lerngruppe vor.<br />

Im Kindergarten durften die Kinder abschließend in die Kostüme der Großen schlüpfen<br />

und einzelne Szenen nachspielen.<br />

26


Das Jahr, die Monate – Musikalische Aufführung des Gedichtes „Die zwölf lustigen<br />

Gesellen“<br />

Zu Beginn des Jahres beschäftigten wir uns im MeNuK- Unterricht mit dem Jahr, den<br />

Jahreszeiten, den Monaten ... . Ausgangspunkt war das Gedicht „Die zwölf lustigen<br />

Gesellen“ von Christa Kuhn.<br />

Zunächst wurde das Gedicht inhaltlich erarbeitet und im Musikunterricht gesanglich<br />

und instrumental umgesetzt.<br />

Im Deutsch- und im BK-Unterricht gestalteten die<br />

Zweitklässler Einladungskarten<br />

(Bild und Text) für die Vorschulkinder und die<br />

mittleren Kinder des Humboldt - Kindergartens.<br />

Um die Vorschulkinder auf das Thema<br />

einzustimmen, fand eine gemeinsame<br />

Plakataktion statt. Zunächst sangen wir mit<br />

den Vorschulkindern das bekannte Lied „Die<br />

Jahresuhr“ von Detlev Jöcker. Nach einer<br />

kurzen Besprechung der typischen Monatsmerkmale<br />

im Plenum arbeiteten die<br />

Kinder in gemischten Kleingruppen.<br />

Sie überlegten sich, ausgehend vom Gedicht, wie man die Kennzeichen der einzelnen<br />

Monate bildlich darstellen könnte. Dazu stand ihnen eine vielfältige Materialtheke<br />

zur Verfügung.<br />

Die Kinder gestalteten nun ihren Monat als Collage und<br />

integrierten den passenden Textvers in ihr Bild. Zum<br />

Abschluss präsentierten die Kleingruppen ihre Ergebnisse.<br />

27


Höhepunkt der Einheit war die Aufführung im Musiksaal. Außer den bereits einbezogenen<br />

Vorschulkindern kamen auch die mittleren Kinder als Zuschauer. Nach einer<br />

verbalen und instrumentalen Begrüßung durch die Zweitklässler stellten die Kinder<br />

ihr Lied dar. Die Vorschulkinder zeigten die Plakate und die Schulkinder trugen das<br />

gelernte Gedicht auswendig vor. Untergliedert wurden die Monate durch musikalische<br />

Zwischenspiele.<br />

Im Kindergarten wurde das Thema weiter vertieft.<br />

28


2.3 Kindergarten und Klasse 3<br />

Tiere im Winter<br />

Nach Vorbereitung des Themas „Tiere im Winter“ sowohl im Unterricht der Schulklasse<br />

als auch im Kindergarten konnte die gemeinsame Aktion starten.<br />

Acht Kinder der Klasse 3b besuchten im<br />

Januar <strong>2010</strong>, ausgerüstet mit Äpfeln, verschiedenen<br />

Körnern und weiteren<br />

Nahrungsmitteln, die Vorschulkinder im<br />

Kindergarten. Im Sitzkreis wurde die<br />

geeignete Auswahl für die Vogelfütterung<br />

gemeinsam erarbeitet.<br />

Anschließend wurde in Partnerarbeit ein Apfel mit Körnern bespickt. Dabei arbeitete<br />

jeweils ein Vorschulkind mit einem Schulkind zusammen.<br />

Zum Abschluss ging es in den Garten. Dort suchten die Kinder geeignete Futterplätze<br />

und hängten stolz ihre selbst hergestellten Futteräpfel in die Zweige.<br />

29


Gefahren im Straßenverkehr<br />

Als Zweites wurde das Thema „Gefahren im<br />

Straßenverkehr“ ausgewählt. Alle Kinder der<br />

Klasse 3b bastelten Verkehrsampeln und Autos<br />

sowie Anschauungsmaterialien für den<br />

Kindergartenbesuch (Plakate, Fahrwege,<br />

Gehwege und unterschiedliche Verkehrsteilnehmer,<br />

Malbuch zur Nachbereitung für die<br />

Kindergartenkinder).<br />

Im Unterricht wurden folgende Gefahrensituationen im<br />

Straßenverkehr behandelt: Ballspielen in Straßennähe,<br />

Überqueren der Straße an einer Fußgängerampel sowie<br />

in der Nähe parkender Autos.<br />

Ausgerüstet mit all den vorbereiteten Materialien,<br />

besuchten acht weitere Schulkinder den Kindergarten.<br />

Die Drittklässler demonstrierten mit Hilfe des<br />

Anschauungsmaterials für die Vorschulkinder die<br />

ausgewählten Verkehrssituationen. Anschließend übten sie spielerisch gemeinsam<br />

das sichere Verhalten in diesen Situationen, zuerst im Gruppenraum, dann auf dem<br />

„Fahrweg“ des Kindergartens.<br />

Voller Freude fuhren die Kinder mit den Autos auf dem Fahrweg, spielten Ampel und<br />

parkende Autos.<br />

Zum Abschluss überreichten die Schulkinder zur Nachbereitung ein kleines Malbuch<br />

mit den behandelten Themen.<br />

30


Lesehöhlen<br />

Buchpräsentationen waren ein Schwerpunkt der Präsentationsarbeit in der Klasse<br />

3a. Die Vorbereitung auf diese Arbeit war ein Lese- bzw. Vorleseprojekt für die Kinder<br />

der ersten Klassen und die Kinder der Kindergärten.<br />

In den Wintermonaten bauten die Kinder der Klasse 3a an mehreren Vormittagen<br />

gemütliche Lesehöhlen in der Turnhalle. Die Kinder nutzten die Geräte und Materialien<br />

in der Turnhalle und brachten auch verschiedene Gegenstände zum Bau der<br />

Höhlen von zu Hause mit. In diesen Höhlen wurden sowohl den Erstklässlern als<br />

auch den Kindern der Kindergärten in kuscheliger Umgebung vorgelesen.<br />

31


Schattenspiel<br />

Das Schattenspiel begleitet die Drittklässler schon seit dem ersten Schuljahr. Immer<br />

wieder wurden mit „Großen“ und „Kleinen“ innerhalb der Klasse und des Sporttheaters<br />

experimentiert, kleine Szenen erarbeitet und kurze Stücke gespielt. Diese Erfahrungen<br />

halfen bei der Umsetzung verschiedener Projekte mit Schul- und Kindergartenkindern.<br />

Nach der Schattenspiel-Vorstellung der Geschichte<br />

der „Knöpfleswäscherin“ wurden die Kinder der<br />

Klassen 1 und die Kindergartenkinder des Humboldt<br />

- Kindergarten in mehreren Stunden in die Kunst des<br />

Schattenspiels eingeführt.<br />

Über 4 Wochen wurden die kleinen und großen<br />

Kindergartenkinder des Kindergartens beim Schattenspiel<br />

mit Stabpuppen und beim Menschenschattentheater<br />

von Kindern der Klasse 3a begleitet.<br />

Durch ihre große Vorerfahrung im Bereich des<br />

Schattenspiels waren die Schulkinder in der Lage,<br />

die Kindergartenkinder ohne Begleitung des Lehrers<br />

mit diesem Metier vertraut zu machen.<br />

Die Kindergartenkinder wurden in die vielen verschiedenen Darstellungsmöglichkeiten<br />

des Menschenschattentheaters eingeführt. Für die Bedienung der Projektoren<br />

und der Musikanlage waren die „Dreier“ fast alleine zuständig. Bei der Aufführung<br />

des Spiels vor den Kindergarteneltern waren Drittklässler für die gesamte Technik<br />

verantwortlich.<br />

32


2.4 Kindergarten und Klasse 4<br />

Gemeinsames Projekt “Rittergeschichten“<br />

Im Unterricht der Klasse 4a wurde im April <strong>2010</strong> über mehrere Wochen das Thema<br />

„Mittelalter“ behandelt. Vor allem die Bereiche „Ritter“ und „Burgen“ interessierten die<br />

Schulkinder sehr. Ein Teil des Gelernten wurde nun von vier Viertklässlern zu den<br />

Vorschulkindern getragen.<br />

Dazu bereiteten die Schüler verschiedene Anschauungsmaterialien vor, sammelten<br />

Ritterfiguren und wählten zwei Rittergeschichten zum Vorlesen aus.<br />

Zu Beginn bestaunten die Kindergartenkinder die mitgebrachten Ritter, Pferde, Katapulte<br />

und die selbst gebastelte Ritterburg.<br />

Nach Beantwortung verschiedener Fragen startete die erste Vorleserunde. Ein selbst<br />

gemaltes Bild half, die Geschichte besser zu verstehen.<br />

Auch hierbei gab es viele Anlässe für Fragen, die zum Teil mit Hilfe von Sachbüchern<br />

beantwortet wurden.<br />

Nach einer kurzen Spielphase lauschten die Kindergartenkinder gespannt der zweiten<br />

Geschichte über Raubritter.<br />

33


Projekt „Feuerwehr“<br />

Grundlage für dieses Projekt zwischen den Vorschulkindern des Humboldtkindergartens<br />

und vier Schüler/-innen der Klasse 4a war das Thema „Feuer und Feuerwehr“<br />

aus dem Bildungsplan für MeNuK 1 der Klassenstufe 4.<br />

Die Schüler/-innen der Klasse 4a bereiteten zwei Lesegeschichten zum Thema<br />

„Feuerwehr“ vor und sammelten Spielzeug sowie verschiedene Lern- und Bilderbücher<br />

zum Thema.<br />

Danach besuchten vier Schüler/-innen mit ihrem Klassenlehrer die Vorschulkinder im<br />

Bildungshaus. Nach einer kurzen Kennenlernphase wurden die beiden Geschichten<br />

vorgelesen, Bilder gezeigt und gründlich nachbesprochen.<br />

Danach kamen die mitgebrachten Bilder- und Sachbücher sowie das Spielzeug auf<br />

den Tisch und es gab Zeit zum Spielen, Anschauen, Fragen und Erklären.<br />

34


Beim nächsten Zusammentreffen wurde es dann richtig<br />

spannend. Gemeinsam marschierten die Vorschulkinder<br />

und die Viertklässler zur <strong>Heidenheim</strong>er Feuerwehr. Dort<br />

gab es viel zu bestaunen, eine interessante Führung<br />

durch einen geduldigen Feuerwehrmann und die Gelegenheit<br />

brennende Fragen zu stellen.<br />

Einige freuen sich jetzt auf die Jugendfeuerwehr. Dort kann man bereits mit 12 Jahren<br />

mitmachen.<br />

Elektrizität<br />

Im Rahmen des MeNuK-Unterrichts beschäftigten sich die SchülerInnen der Klasse<br />

4b mit dem Thema „Elektrizität/Stromkreis“ und führten, in kleinen Gruppen, dazu<br />

Versuche durch.<br />

In ihren Freiarbeitsstunden erarbeitete eine kleine Gruppe Vorschläge zur Durchführung<br />

dieser Versuche mit der Kindergartengruppe.<br />

Die Kinder des<br />

Kindergartens<br />

waren begeistert<br />

bei der<br />

Sache.<br />

35


In einer ersten Runde wurden Versuche zur statischen Ladung mit Luftballon und<br />

Papier durchgeführt.<br />

Beim zweiten Versuch sollten die Kindergartenkinder erfahren, wie man eine Glühbirne<br />

zum Leuchten bringt. Im vorbereitenden Gespräch wurde gemeinsam erarbeitet,<br />

dass man eine Stromquelle, Kabel und eine kleine Glühbirne benötigt.<br />

Mit Hilfe eines Baukastensystems versuchten die Kindergartenkinder in Partnerarbeit<br />

mit den Viertklässlern das Birnchen zum Leuchten zu bringen. Zum Schluss wurde<br />

mit allen gemeinsam noch eine riesige Schaltung mit mehreren Birnchen und Motoren<br />

zusammengebaut.<br />

Arbeit am Gedicht<br />

Im Deutschunterricht der Klasse 4b wurde das Gedicht „Der Handschuh“ v. F. Schiller<br />

gelesen, besprochen und als darstellendes Spiel erarbeitet. Zur Vorführung dieses<br />

Spiels wurde die Kindergartengruppe eingeladen.<br />

Bei der Vorbesprechung wurde überlegt, ob<br />

die Sprache des Gedichts für die Kleinen nicht<br />

zu schwer sei. Nach einer kurzen Einstimmung<br />

durch die Erzieherinnen verfolgten die Kinder<br />

gespannt das ausdrucksstarke Spiel der<br />

Viertklässler. Bei der gemeinsamen<br />

Nachbesprechung zeigte sich, dass die Kinder<br />

den Inhalt des Gedichts wiedergeben konnten.<br />

Das Gebrüll der Raubtiere fanden sie dabei am besten.<br />

36


2.5 Kindergarten, Klassen 1, 2 und 3<br />

Bei der „Schnupperschule“ haben zukünftige Schulkinder<br />

die Möglichkeit, an einem Nachmittag in die<br />

Schule und den Unterricht „hineinzuschnuppern“.<br />

Alles stand unter dem Motto „Zoo“. Nach einem<br />

gemeinsamen Beginn im Musiksaal spielte das<br />

Grundschulorchester, und die Kindergartenkinder<br />

starteten, begleitet durch ihre Erzieherinnen, in den „Zoo“.<br />

Unterstützt durch Kinder der Klassen 1, 2 und 3 erlebten die<br />

Kindergartenkinder drei unterschiedliche Stationen. An einer<br />

Station beschäftigten sich die Kinder mit Tigern. Erst puzzelten<br />

die Kindergartenkinder einen Tiger, anschließend wurde<br />

er auch noch gebastelt. Angeleitet und unterstützt durch einige<br />

Kinder der Klasse 1.<br />

An einer anderen Station erfolgte eine sprachliche Erarbeitung<br />

zum Zoo, gestützt durch zahlreiche<br />

Tierfotos. Danach wurden die Zootiere in ihre richtigen<br />

Gehege eingeordnet und anschließend sogar<br />

„gegessen“. Hierbei standen die Kinder der 2. Klassen<br />

helfend zu Seite.<br />

Die Kinder der 3. Klasse bauten zusammen mit den Kindergartenkindern<br />

einzelne Gehege nach. Anschließend veränderte<br />

sich im Gehege etwas und die Kindergartenkinder<br />

durften in Detektivarbeit die Umstellungen herausfinden.<br />

Für die Eltern stand ein Hausrundgang mit Einblicken in die<br />

Klassen- und das Bildungshauszimmer auf dem Programm. Danach war bei Kaffee,<br />

Sprudel und Gebäck noch genügend Zeit zum Austausch.<br />

37


2.6 Klassenübergreifendes Arbeiten in den Klassen 1 und 3<br />

Zum Abschluss der Einheit „Wasser“ im MeNuK-Unterricht der<br />

Klasse 1 stand das Bauen von einfachen Wasserfahrzeugen<br />

auf dem Programm. Zuerst wurden gemeinsam Materialien<br />

besprochen und deren Schwimmfähigkeit erprobt. Als<br />

geeignete und auch gut durchführbare Form eines Bootes,<br />

entschieden sich die Kinder für ein Floß.<br />

Danach sollten schwimmfähige Boote aus Holzlatten gebaut<br />

werden. Als „Experten“ fungierten die Kinder einer dritten<br />

Klasse, die bereits in einer anderen Einheit selbst Wasserfahrzeuge aus Holz angefertigt<br />

hatten.<br />

Die Drittklässler richteten im Freien die „Werkstatt“ her.<br />

Dazu mussten sie die Werkzeug- und Materialkisten<br />

ins Freie tragen. An kleinen Tischen wurden die<br />

Schraubstöcke zum Absägen der Holzlatten befestigt.<br />

Sämtliche Werkzeuge und Materialien wurden den<br />

KiTec- („Kinder entdecken Technik“) Werkzeug- und<br />

Materialkisten der Wissensfabrik – Unternehmen für Deutschland e. V. entnommen.<br />

Die Drittklässler leiteten die Erstklässler beim Bauen<br />

an. Die Holzlatten wurden von den Älteren in die<br />

Schraubstöcke eingespannt und leicht „angesägt“.<br />

Dann durften die Erstklässler selbstständig die<br />

benötigten Teile zurechtsägen.<br />

Auch beim Umgang mit Hammer, Nagel und Zange<br />

standen die Drittklässler oftmals mit „Rat“ und, wenn<br />

nötig, auch mit „Tat“ zur Seite. Der Umgang mit Werkzeugen<br />

war für viele Erstklässler Neuland; dennoch<br />

waren alle Kinder von dieser Art des Arbeitens fasziniert.<br />

38


Die Drittklässler waren nicht immer mit der Arbeit der<br />

Erstklässler zufrieden und zeigten, wie man mit<br />

Schmirgelpapier raue Kanten bearbeitet.<br />

Außerdem wurde gemeinsam nach einer Lösung zum<br />

Befestigen des Mastes und des Segels gesucht. Dazu<br />

bedienten sich die Kinder der gesamten<br />

Werkzeugpalette der KiTec-Werkzeug- und Materialkisten.<br />

Nach dem gemeinsamen Aufräumen stand die<br />

Erprobung der Flöße an. Die selbst erstellten<br />

Wasserfahrzeuge wurden abschließend auf ihre<br />

Wassertauglichkeit geprüft.<br />

Präsentationen<br />

Nach den Buchpräsentationen ging es in der Klasse<br />

3a auch um die Präsentation anderer Themen.<br />

Eigneten sich solche Themen auch für Erstklässler<br />

oder Kindergartenkinder, so wurde im Anschluss an<br />

die Präsentation in der Klasse das Wissen an<br />

Erstklässler und Kindergartenkinder weitergegeben.<br />

Neben dem Bienenprojekt ist hier vor allem das<br />

Referat und die Buchpräsentation zum „Igel“ zu<br />

erwähnen, die sowohl im Kindergarten als auch in<br />

der 1. Klasse der Ostschule und der Hillerschule Steinheim wiederholt wurden.<br />

Ebenfalls in den 1. Klassen der Ostschule und in der Hillerschule war das Referat<br />

zum Chamäleon DER Aufhänger bei der Einführung des „Ch“.<br />

39


2.7 Klassenübergreifendes Arbeiten in den Klassen 2 und 3<br />

Hecke<br />

Das Thema „Hecke“ begleitet die Drittklässler schon seit längerer Zeit. Ist die Hecke<br />

doch ein wichtiger Futterplatz für die von der Klasse betreuten Bienen.<br />

Eine Vertiefung erfuhr das Ganze im Projekt „Hecke“, das zusammen mit einer 2.<br />

Klasse durchgeführt wurde. Der Lebensraum Hecke wurde in seiner ganzen Vielfalt<br />

in Kleingruppen erarbeitet. Bei diesem Projekt waren die Tagespraktikantinnen und<br />

Tagespraktikanten der PH Schwäbisch Gmünd an zwei Freitagen eingebunden.<br />

Nach einer - mit allen Kindern der beiden Klassen durchgeführten - mehrstündigen<br />

Einführung in das Thema erarbeiteten die Drittklässler Texte zu einer Vielzahl von<br />

Tieren und Pflanzen, zum Nutzen der Hecke, zum Aufbau der Hecke usw.<br />

Alle Texte wurden von den Dreiern am Computer geschrieben und mit entsprechendem<br />

Bildmaterial ausgestaltet. Die so entstandenen Informationen wurden den Kindern<br />

der 2. Klasse vorgelesen. In gemeinsamer Arbeit entstand dann noch ein großes<br />

Wandbild mit allen Informationen zum<br />

Thema.<br />

Aus allen verfassten Texten entstand eine CD,<br />

die jedem Kind der 2. und 3. Klasse überreicht<br />

werden konnte. Alle Texte auf der CD können<br />

im Laufe der GS-Zeit - und eventuell darüber<br />

hinaus - von nun an von jedem Kind selbstständig verändert, ergänzt bzw. erweitert<br />

werden.<br />

40


<strong>Heidenheim</strong><br />

Beim dritten Projekt Ende Juli <strong>2010</strong> beschäftigten sich die Klassen 2b und 3b mit der<br />

Geschichte <strong>Heidenheim</strong>s.<br />

Die Klasse 2b informierte sich schwerpunktmäßig über die römische Vergangenheit<br />

<strong>Heidenheim</strong>s und über die Sage der Knöpfleswäscherin.<br />

Die Klasse 3b wählte die Sage über die Steinernen Jungfrauen als Thema. Selbstständig<br />

erarbeiteten die Drittklässler dazu ein Theaterstück. Sie schrieben die Szenen,<br />

die Dialoge und Erzählparts. Sehr kreativ fügten sie Kostüme und Requisiten<br />

ein. Ziel war das Vorspiel bei den Zweitklässlern.<br />

Gekonnt gespielt brachten die Drittklässler die Sage der Klasse 2b nahe.<br />

Zur Nachbereitung bildeten sich Tandems aus jeweils einer Klassenstufe. Aufgabe<br />

für die Zweitklässler war, ihre Lieblingsszene aus dem Stück nachzuerzählen, mit<br />

Hilfe des Drittklässlers schriftlich zu fixieren und ein Bild der Szene zu gestalten.<br />

Die Expertenteams der Klasse 2b präsentierten am Folgetag ihre Themen zur römischen<br />

Vergangenheit <strong>Heidenheim</strong>s: Allgemeines zur Geschichte, römische Soldaten,<br />

Essen und Kleidung sowie die lateinische Sprache.<br />

41


Anschließend durften die Drittklässler sich einem Expertenteam anschließen, durften<br />

Fragen stellen, erhielten weitere Informationen und fixierten ihre Ergebnisse schriftlich<br />

und grafisch.<br />

42


2.8 Weitere Projekte<br />

2.8.1 Lernsoftware und Computernutzung<br />

Die im Schuljahr 2008/<strong>2009</strong> begonnene Einführung in den Umgang mit dem PC und<br />

das Arbeiten mit der Lernsoftware konnte im Schuljahr <strong>2009</strong>/<strong>2010</strong> leider nicht mit<br />

derselben Intensität fortgeführt werden.<br />

Die Klassenlehrer der ersten Klassen und die Erzieherin sind zeitlich und personell in<br />

die intensive Kooperation zwischen den Vorschulkindern und den Kindern der ersten<br />

Klasse eingespannt, sodass sie diese Arbeit nebenher nicht leisten können. Beim<br />

Arbeiten mit dem PC müssen die Lerngruppen anfangs sehr klein gehalten werden.<br />

Es sind zwar PCs an der Ostschule vorhanden, jedoch sind die Rechner so ausgestattet,<br />

dass sie nicht ohne lange Wartezeiten hochgefahren werden können und<br />

die Lernsoftware zeitnah gestartet werden kann.<br />

Ein Problem mit dem Aufspielen der Lernsoftware und der Vernetzung der Computer<br />

erforderte das ständige Einlegen und Wechseln der Software CDs.<br />

Festzuhalten wäre, dass es sich aufgrund verschiedener Faktoren anbietet, den<br />

Schwerpunkt der Arbeit mit dem PC in die Klasse 2 zu verlagern und diese Kinder<br />

dann zu „Multiplikatoren“ auszubilden. Wenn diese Kinder sich dann in Klasse 3 befinden,<br />

könnten sie die Vorschulkinder und die Kinder der Klasse 1 teilweise anleiten.<br />

Eine andere Möglichkeit wäre, eine Fachkraft zu finden, die im Bereich Vorschule<br />

und Klasse 1 mit den Kindern arbeitet. Es genügt nicht, die Kinder nur an den Lernprogrammen<br />

arbeiten zu lassen. Vorrangiges Ziel sollte außerdem sein, sie an die<br />

verantwortungsvolle und kompetente Nutzung der elektronischen Medien heranzuführen.<br />

Neben dem laufenden Unterricht und den anderen Bildungshausaktivitäten<br />

lässt sich dieses „PC-Projekt“ im Moment nicht zufriedenstellend umsetzen.<br />

Grundvoraussetzung für das Bildungshausjahr <strong>2010</strong>/2011 sollte die Einrichtung und<br />

Betreuung der PCs sein. Die Computer und die entsprechende Lernsoftware müssen<br />

einsatzbereit und funktionstüchtig sein. Ohne diese Gegebenheit wird es schwierig,<br />

das „PC-Projekt“ zielführend durchzuführen.<br />

43


2.8.2 Bienenprojekt<br />

Das im Schuljahr 2007/2008 begonnene Projekt veränderte sein Gesicht im Schuljahr<br />

<strong>2010</strong>/2011 deutlich. Durch die Umstrukturierung der Hauptschule zur Werkrealschule<br />

lag das Projekt im vergangenen Schuljahr ausschließlich in den Händen der<br />

Klasse 3a.<br />

Die Drittklässler sind inzwischen in der<br />

Lage, die meisten Arbeiten am<br />

Bienenstock und bei der<br />

Honigverarbeitung selbstständig zu<br />

erledigen. Sowohl das betreuende<br />

Lehrerehepaar Hensolt als auch die<br />

Eltern werden nur noch bei „körperlich<br />

schwerer Arbeit“ benötigt.<br />

Eine erfreuliche Entwicklung nahm auch<br />

die Mitarbeit der Eltern. Bei jedem Gang<br />

zu den Bienenstöcken (von Ende März<br />

bis Ende September alle 7 - 10 Tage!) begleiteten uns Eltern und standen bei allen<br />

Arbeiten als Helferinnen und Helfer zur Verfügung.<br />

... und so ganz nebenbei: Aus der Elternschaft konnten drei „Neue“ gewonnen werden,<br />

die bei unserem Partner, der Imkerschule Fleinheim, einen Anfängerlehrgang<br />

für Imker besuchen.<br />

Neben der praktischen<br />

Arbeit an den<br />

Bienenstöcken stellten die<br />

Kinder der Klasse das<br />

Projekt und das Thema<br />

„Bienen“ im Kindergarten<br />

Don Bosco vor. Außerdem<br />

begleiteten<br />

vier<br />

„Spezialisten“ eine 1.<br />

Klasse der Hillerschule Steinheim nach Fleinheim, berichteten dort über das Projekt,<br />

gaben eine Einführung zum Thema „Bienen“ und standen den Erstklässlern als Helferinnen<br />

und Helfer zur Verfügung.<br />

44


Um noch mehr Kindern die<br />

aktive Arbeit an Bienenstöcken<br />

zu ermöglichen,<br />

stehen seit Ende August<br />

<strong>2010</strong> zwei weitere Bienenstöcke<br />

zur Verfügung.<br />

Diese konnten auch Dank<br />

der Hilfe durch die<br />

<strong>Heidenheim</strong>er Kultur- und<br />

Sozialfonds-Stiftung Karl-<br />

Heinz Wilhelm beschafft werden.<br />

Die im letzten <strong>Erfahrungsbericht</strong><br />

angedeutete Erweiterung des Projekts<br />

wurde ebenfalls begonnen. Sowohl die<br />

Hecke als auch die Streuobstwiese<br />

standen im Mittelpunkt anderer Vorhaben.<br />

Die „Hecke“ wurde als Projekt<br />

mit einer 2. Klasse behandelt und die<br />

Streuobstwiese wurde mit Unterstützung<br />

des „Grünen Klassenzimmers“<br />

bei einer Kräuterwanderung erkundet.<br />

Im zeitigen Frühjahr waren alle Kinder zusammen mit Herr Rudi Hölzl, dem Baumschneider<br />

der <strong>Stadt</strong> <strong>Heidenheim</strong>, damit beschäftigt, einige Obstbäume zu schneiden.<br />

Ausblick:<br />

- Ausweitung der Arbeiten auf<br />

vier Völker<br />

- Ausbildung der neuen<br />

„Bienenbetreuer“ für das<br />

Schuljahr 2011/2012<br />

- Obsternte und Verarbeitung<br />

des Obstes der Streuobstwiese<br />

- erneuter Obstbaumschnitt im<br />

Frühjahr mit Rudi Hölzl (<strong>Stadt</strong><br />

<strong>Heidenheim</strong>)<br />

45


2.9 Sprachförderung im Bildungshaus 3-10<br />

Die ganzheitliche Sprachförderung des „<strong>Heidenheim</strong>er Modells“ versteht sich als<br />

Möglichkeit, allen betroffenen Kindern eine alters- und entwicklungsgerechte Sprachförderung<br />

anzubieten.<br />

Lernen mit allen Sinnen trägt dazu bei, dass die Kinder Sprechfreude entwickeln,<br />

ihren Wortschatz erweitern, Gefühle erkennen und in Worte fassen können. Dieses<br />

geht zielgerichtet und spezifisch vom jeweiligen Sprachstand des einzelnen Kindes<br />

aus.<br />

Praktische Umsetzung<br />

Das Bildungshaus wurde von insgesamt 18 Vorschulkindern besucht. Vom Städtischen<br />

Kindergarten Humboldtstraße kamen 15 Kinder in das Bildungshaus (8 Jungen,<br />

7 Mädchen), 3 Kinder (2 Jungen, 1 Mädchen) kamen vom Pauluskinderhaus<br />

dazu.<br />

9 Kinder hatten einen Migrationshintergrund. Die Gruppe setzte sich wie folgt zusammen:<br />

6 Kinder aus dem „Schulreifen Kind“<br />

5 Kinder mit Sprachförderbedarf<br />

4 Kinder ohne Sprachförderbedarf<br />

3 Kinder vom Pauluskinderhaus (keine Sprachförderung im Bildungshaus)<br />

Zeitliche und örtliche Organisation<br />

Ab Oktober <strong>2009</strong> wurde die Sprachförderung durch eine Sprachförderkraft mit vier<br />

Stunden in der Woche gewährleistet.<br />

Für die gezielten Angebote der Sprachförderung stand im Gruppenraum (Klassenzimmer)<br />

eine durch Raumteiler separierte Ecke mit Tisch und Stühlen zur Verfügung.<br />

Sprachförderung fand in der Gesamtgruppe (Stuhlkreis), in Kleingruppen oder mit<br />

einzelnen Kindern statt.<br />

Je nach Aktivität konnten alle Räumlichkeiten der Schule, wie Musiksaal, Sporthalle,<br />

Klassenzimmer, Flur oder Pausenhof genutzt werden.<br />

46


Themen der Sprachförderung <strong>2009</strong>/<strong>2010</strong>, basierend auf den Handreichungen des<br />

„<strong>Heidenheim</strong>er Modells“:<br />

Begrüßung<br />

Jahreszeiten, Feste (St. Martin, Weihnachten, Ostern)<br />

Freundschaft<br />

Gefühle<br />

Licht und Dunkelheit<br />

Familie<br />

Wetter<br />

Farben und Formen (Indianer)<br />

Zahlen und Ziffern bis 10<br />

Einkaufen, Geld<br />

Natur (Baum, Frühblüher)<br />

Haus-, Wald- und Wiesentiere („Raupe Nimmersatt“)<br />

Reflexion<br />

Durch die Zusammenarbeit zwischen Bildungshaus, Kindergarten, Sprachförderung<br />

und Grundschule konnten die Kinder viele Erfolgserlebnisse sammeln. Sie konnten<br />

ihren Wortschatz erweitern (Gesprächskreise, Rollen- und Kreisspiele, Geschichten),<br />

Sprache mit allen Sinnen wahrnehmen (Bewegungslieder, Fingerspiele, Reime etc.),<br />

ihre Grammatik verbessern, Gefühle erkennen und in Worte fassen und lernten Konflikte<br />

und Streit sprachlich zu lösen.<br />

Die gemeinsamen Projekte mit der Grundschule trugen dazu bei, dass die Kinder<br />

ihre Fähigkeiten im Sinne einer aktiven Schulvorbereitung erweitert haben und die<br />

Integration der Kinder in den Schulalltag erleichtert wurde.<br />

Einige Kinder hatten erhebliche Artikulationsprobleme, die z. T. logopädisch behandelt<br />

wurden.<br />

Um den Anforderungen der Grundschule gewachsen zu sein, sollten die Kinder weiter<br />

kontinuierliche Sprachförderung erhalten.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen Sprachförderung, Bildungshaus, Kindergarten und<br />

Grundschule und deren verantwortlichen Personen wurde als überaus fruchtbar und<br />

47


erfolgreich bewertet. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich Konzept und<br />

Durchführung des Projektes als weitreichend erfolgreich erwiesen haben.<br />

48


2.10 Individuelle Frühförderung<br />

Mit dem Eintritt des Kindes in den Kindergarten beginnt für das Kind und für die Familie<br />

ein neuer Lebensabschnitt. Das Kind kommt in eine anregungsreiche Umgebung<br />

mit einem positiven sozialen Umfeld, die im Tagesablauf und im täglichen Handeln<br />

strukturiert ist. Eltern erleben den Kindergarten in erster Linie als Bildungseinrichtung,<br />

nicht nur als Ort der Betreuung. Sehr oft stellen die Erzieherinnen des Kindergartens<br />

Entwicklungsverzögerungen und Defizite fest, die bei ärztlichen Untersuchungen<br />

nicht wahrgenommen werden.<br />

Überwiegend stammen diese Kinder aus anregungsarmen Elternhäusern mit Migrationshintergrund,<br />

die kaum in der Lage sind, ihre Kinder entwicklungsgerecht zu unterstützen,<br />

zu fördern und zu erziehen. Diese positiven Erfahrungen in der Erziehung<br />

haben die Eltern meistens auch nicht erlebt und können sie deshalb nicht an ihre<br />

Kinder weitergeben.<br />

Die festgestellten Entwicklungsverzögerungen beruhen überwiegend auf häuslichen<br />

Erziehungsfehlern, weniger auf Lernstörungen.<br />

Entwicklungsverzögerungen werden in folgenden Bereichen festgestellt:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Sozialverhalten<br />

Visuelle Wahrnehmung<br />

Auditive Wahrnehmung<br />

Lern- und Gedächtnisleistungen<br />

Sprachentwicklung<br />

Unser Ziel ist, diesen Kindern frühzeitige Hilfe und Förderung anzubieten und ihre<br />

Eltern in der Erziehungsarbeit zu unterstützen.<br />

Im September wurden die förderbedüftigen Kinder von den Erzieherinnen ausgewählt;<br />

die Eltern wurden gezielt darauf angesprochen und zu einem Informationsabend<br />

eingeladen.<br />

Dieser Informationsabend wurde von der sonderpädagogischen Fachkraft und den<br />

Erzieherinnen des Kindergartens organisiert und durchgeführt. Die Eltern wurden<br />

über die Fördermaßnahmen und die Inhalte der Konzeption informiert.<br />

49


Die Eltern zeigten sich sehr aufgeschlossen und bereit, ihre Kinder zu unterstützen<br />

und zu fördern. Mit den betroffenen Eltern wurde ein schriftlicher Aufnahmevertrag<br />

geschlossen.<br />

Die ersten Treffen mit der sonderpädagogischen Fachkraft dienten dem Kennenlernen<br />

der Kinder und der Einrichtung.<br />

Für die Kinder war es sehr wichtig, dass zu Beginn eine vertraute Erzieherin des Kindergartens<br />

dabei war.<br />

Es stellte sich rasch heraus, dass die Gruppe mit 8 Kindern für eine gezielte Förderung<br />

sehr groß war. Deshalb wurde versucht, Einzelförderung und Gruppenförderung<br />

zu kombinieren. Während der Einzelförderung wurden die übrigen Kinder in der Kindergartengruppe<br />

betreut, was sich allerdings für das Spielverhalten der Kinder als<br />

ungünstig erwies.<br />

Leider fand dann nach erfolgter Gewöhnung ein personeller Wechsel der Lehrkräfte<br />

statt, und die Förderkraft, Kinder, Eltern und der Kindergarten starteten erneut in die<br />

Kennenlern- und Einarbeitungsphase. Die Gruppe wurde auf sechs Kinder reduziert.<br />

Bedingt durch die Lehrerstunden fand die Frühförderung nun jeweils am Mittwochund<br />

am Donnerstagnachmittag statt.<br />

Damit die Eltern spielerisch zu einer gezielten Förderung angeleitet werden und gemeinsames<br />

Tun positiv erleben können, wurden sie zu einem Spielnachmittag eingeladen.<br />

Sie erlebten verschiedene Kreis-, Tisch- und Regelspiele. Das Vermitteln und<br />

konsequente Einhalten der notwendigen Metakompetenzen wie Frustrationstoleranz,<br />

Durchhaltevermögen, Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer und Impulskontrolle im<br />

Spiel waren für manche Eltern ungewohnt und anstrengend. Nach diesem Spielnachmittag<br />

war im Wechsel immer ein Elternteil in die Förderung und Betreuung einbezogen.<br />

Zu Beginn der Förderstunde bekamen Mutter und Vater bestimme Aufgaben<br />

zugeteilt.<br />

Am Ende des Kindergartenjahres fand ein gemeinsamer Abschluss mit den Kindern<br />

und den Eltern mit einem Erfahrungsaustausch statt.<br />

Fazit:<br />

<br />

<br />

Die Eltern erlebten ihre Kinder in der Gruppe ruhiger und aufmerksamer als zu<br />

Hause.<br />

Die Eltern erfuhren Unterstützung in Erziehungsfragen und beobachteten Fortschritte<br />

in der Entwicklung.<br />

50


Für die Kinder waren die Frühfördertage sehr anstrengend, da sie am Vormittag<br />

schon den Kindergartenalltag mit verschiedenen Angeboten verbracht hatten.<br />

Hausaufgaben waren nur von Donnerstag auf den folgenden Mittwoch möglich.<br />

Die Anleitung der Eltern fand jeweils beim Bringen bzw. Abholen der Kinder<br />

statt, wobei der Gesprächsbedarf unterschiedlich war.<br />

Die Verständigung war oft schwierig, da einige Frauen nur geringe Deutschkenntnisse<br />

haben.<br />

Im Kindergartenjahr <strong>2010</strong>/2011 wird die Frühfördergruppe vorläufig ausgesetzt. Für<br />

die Kinder wäre eine Förderung parallel zum Kindergartenalltag am Vormittag sinnvoller,<br />

weil dadurch Selektierung und Skepsis der Eltern gegenüber der Frühförderung<br />

vermieden werden können.<br />

51


Impressum<br />

<strong>Erfahrungsbericht</strong> „Bildungshaus 3-10“ <strong>Heidenheim</strong> <strong>2009</strong>/<strong>2010</strong><br />

Herausgeber:<br />

Grabenstraße 15<br />

89522 <strong>Heidenheim</strong><br />

www.heidenheim.de<br />

Redaktion<br />

Stefan Brodbeck, Ostschule <strong>Heidenheim</strong><br />

Katrin Eberl, Ostschule <strong>Heidenheim</strong><br />

Ingrid Etter, Ostschule <strong>Heidenheim</strong><br />

Irina Kraus, Sprachförderkraft nach dem „<strong>Heidenheim</strong>er Modell“<br />

Karina Flaig, Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL)<br />

Dieter Henle, <strong>Stadt</strong> <strong>Heidenheim</strong>, Fachbereich Familie, Bildung und Sport<br />

Klaus Hensolt, Ostschule <strong>Heidenheim</strong><br />

Simone Honold, Ostschule <strong>Heidenheim</strong><br />

Regina Käszmann, Städtischer Kindergarten Humboldtstraße<br />

Veronika Kurz, Ostschule <strong>Heidenheim</strong><br />

Anja Oettinger, Ostschule <strong>Heidenheim</strong><br />

Erich Ott, Oberstudiendirektor i. R.<br />

Tanja Poerschke, Ostschule <strong>Heidenheim</strong><br />

Monika Spang, Ostschule <strong>Heidenheim</strong><br />

Brigitte Stumpf, Städtischer Kindergarten Humboldtstraße<br />

Kristine Thomasz, Ostschule <strong>Heidenheim</strong><br />

Schulleitung Ostschule: Jörg Glückschalt<br />

52


Titelblatt:<br />

Bastian Preußger<br />

Satz und Gestaltung:<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Heidenheim</strong>, Familie, Bildung und Sport<br />

Druck:<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Heidenheim</strong>, Zentrale Dienste<br />

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