1 Einleitung - repOSitorium - Universität Osnabrück
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Entwicklung und Einsatz<br />
der<br />
Immun-SERS-Mikroskopie<br />
zur<br />
Gewebe-basierten Tumordiagnostik<br />
Dissertation zur Erlangung des<br />
naturwissenschaftlichen Doktorgrades<br />
der <strong>Universität</strong> <strong>Osnabrück</strong><br />
vorgelegt von<br />
Mohammad Salehi<br />
aus Teheran<br />
<strong>Osnabrück</strong>, April 2013
Eingereicht am: . . . . . . . . . . . . . . .<br />
im Fachbereich Physik<br />
1. Gutachter: Prof. Dr. S. Schlücker<br />
2. Gutachter: PD. Dr. J. Packeisen<br />
der Dissertation<br />
1. Prüfer: Prof. Dr. S. Schlücker<br />
2. Prüfer: PD. Dr. J. Packeisen<br />
3. Prüfer: Prof. Dr. H. Schrempf<br />
4. Prüfer: Dr. K. Kömpe<br />
im öffentlichen Promotionskolloquium<br />
Tag des öffentlichen Promotionskolloquiums: . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Doktorurkunde ausgehändigt am: . . . . . . . . . . . . . . .
Eingereicht am: . . . . . . . . . . . . . . .<br />
im Fachbereich Physik<br />
1. Gutachter: Prof. Dr. S. Schlücker<br />
2. Gutachter: PD. Dr. J. Packeisen<br />
der Dissertation<br />
1. Prüfer: Prof. Dr. S. Schlücker<br />
2. Prüfer: PD. Dr. J. Packeisen<br />
3. Prüfer: Prof. Dr. H. Schrempf<br />
4. Prüfer: Dr. K. Kömpe<br />
im öffentlichen Promotionskolloquium<br />
Tag des öffentlichen Promotionskolloquiums: . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Doktorurkunde ausgehändigt am: . . . . . . . . . . . . . . .
Eingereicht am: . . . . . . . . . . . . . . .<br />
im Fachbereich Physik<br />
1. Gutachter: Prof. Dr. S. Schlücker<br />
2. Gutachter: PD. Dr. J. Packeisen<br />
der Dissertation<br />
1. Prüfer: Prof. Dr. S. Schlücker<br />
2. Prüfer: PD. Dr. J. Packeisen<br />
3. Prüfer: Prof. Dr. H. Schrempf<br />
4. Prüfer: Dr. K. Kömpe<br />
im öffentlichen Promotionskolloquium<br />
Tag des öffentlichen Promotionskolloquiums: . . . . . . . . . . . . . . .<br />
Doktorurkunde ausgehändigt am: . . . . . . . . . . . . . . .
1 <strong>Einleitung</strong><br />
1 <strong>Einleitung</strong><br />
Laut Pressemitteilung des Robert Koch-Instituts vom 21.02.2012 wird die Anzahl der<br />
Krebsneuerkrankungen in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2012 auf ca.<br />
490,000 Fälle geschätzt. Dabei wird der Prostatakrebs mit 25 Prozent als die<br />
häufigste Krebserkrankung bei Männern in Deutschland diagnostiziert. [1] Bei den<br />
meisten Krebsarten hängen die Überlebenschancen der Krebspatienten stark von<br />
einer frühzeitigen Diagnose ab. Eine rechtzeitige Diagnose des Krebses, solange er<br />
gutartig ist, kann sogar zur vollständigen Genesung des Patienten führen. [2] Für die<br />
Entstehung einer Krebserkrankung wurden bisher verschiedene Ursachen<br />
nachgewiesen. Als wichtigste darunter können Viren, Strahlen und Chemikalien<br />
genannt werden. [2-6] Die unterschiedlichen Ursachen haben ein gleiches Ereignis zur<br />
Folge, nämlich die genetische Veränderung der Zellen. Durch diese Veränderungen<br />
werden die biologischen Funktionen bestimmter Gene entweder eingeschränkt oder<br />
verstärkt. [7] Der Mechanismus der Ansammlung von Mutationen und deren klonaler<br />
Selektion wurde in einem Multi-Hit-Modell beschrieben. [8] In der Regel verlieren die<br />
Tumorzellen nach einer ersten Mutation zuerst einen kleinen Wachstumsvorteil,<br />
können aber das veränderte Gen an nachkommende Zellen weitergeben. [7]<br />
Die Umwandlung der normalen Zellen in maligne Tumoren (Transformation) verlangt<br />
noch weitere Mutationen, die in genveränderten Zellen permanent akkumuliert<br />
werden. [8] Dieser Prozess erstreckt sich manchmal über Jahrzehnte. Daher ist die<br />
Aussage, dass Krebs eine altersbedingte Erkrankung sei, meistens zutreffend. Nach<br />
der zweiten oder dritten Mutation unterliegen die veränderten Zellen nicht mehr der<br />
Wachstumsregulation und wachsen in Folge schneller als normale Zellen. Da die<br />
Tumorzellen ursprünglich aus einer Zelle stammen und genetisch ähnlich sind,<br />
wurde diese Vermehrung klonale Expansion genannt. [7] Ab einer gewissen Größe<br />
sezernieren die gebildeten Tumore die Sauerstoffmangel-Faktoren wie HIF-1α und<br />
HIF-2α (Hypoxia Inducible Factor) und setzten eine neue Gefäßbildung<br />
(Angiogenese) in Gang. [9-11] Wie normale Zellen während der Proliferation behalten<br />
die Tumorzellen vorläufig noch die Zell-Zell-Kontakte; diese gehen aber später<br />
verloren und die Zellen können in Bindegewebe invadieren. [12]<br />
Die Tumoren, die in der Regel nur proliferieren und noch keine Angiogenese<br />
hervorgerufen haben, sind als benigne oder gutartige Tumoren bekannt. [12] Solche<br />
Zellen bekommen noch die Nahrung und Sauerstoff durch Diffusion und ihr<br />
1
1 <strong>Einleitung</strong><br />
Durchmesser ist meist kleiner als 1-2 Millimeter. [13] Die malignen Tumoren sind<br />
meistens größer als 1-2 Millimeter und werden durch Gefäße mit Blut versorgt. Die<br />
Zellen sind auch fähig, sich vom Tumor abzulösen und neue Tochtertumoren zu<br />
bilden bzw. zu metastasieren. Die Reifung der Krebserkrankung wurde von<br />
Onkologen in drei Stufen unterteilt: 1. Die Initiationsphase, in der die maligne<br />
Transformation ausgelöst wird, 2. Die Promotionsphase, in der die klonale Expansion<br />
stattfindet und 3. Die Progressionsphase oder Phase des Tumorwachstums. [14] Die<br />
Molekulare Onkologie befasst sich intensiv mit dem Thema Karzinogenese um<br />
dadurch eine bessere Prognose für krebskranke Patienten zu ermöglichen. Von der<br />
Entstehung bis zum Ausbruch des Krebses als Krankheit gibt es verschiedene<br />
Stufen. [14] Die Krebsreifung von der Gutartigkeit hin zur Bösartigkeit wird von der<br />
Expression bestimmter Proteine als Tumormarker und dem Fehlen mancher Proteine<br />
(Tumorsuppressoren) begleitet. [15-17] Deshalb streben viele Wissenschaftler nach<br />
neuen Methoden zur besseren Detektion von Biomolekülen auf subzellulärer Ebene,<br />
um für Krebspatienten eine passende Therapie zu finden und dadurch ihre<br />
Lebenserwartung zu verlängern. Die Existenz oder das Fehlen von Tumormarkern<br />
oder Tumorsuppressor-Proteinen werden mit Hilfe von Antikörpern ermittelt. Über<br />
den Einsatz der Antikörper zur Detektion und Quantifizierung von Proteinen und die<br />
Etablierung eines Radioimmunoassays wurde zum ersten Mal von Berson und Yalow<br />
im Jahr 1960 berichtet. [18] Dafür erhielten Berson und Yalow 1977 den Nobelpreis.<br />
1971 wurde ELISA (Enzyme linked Immunosorbent assay) durch Engvall etabliert,<br />
um die Ermittlung der Protein-Menge im Serum zu ermöglichen. [19,20] 1979 haben<br />
Renart und Towbin durch die Entwicklung von weiteren Verfahren, bekannt als<br />
Western Blot, das Repertoire an Methoden zur Detektion und Quantifizierung der<br />
Proteine ergänzt. [21] Die selektive Detektion von Proteinen auf Gewebe mit Hilfe der<br />
optischen Mikroskopie gehört auch zur biomedizinischen Diagnostik. Fluoreszenzmarkierte<br />
Antikörper zur Detektion und Lokalisation von Zielproteinen (Antigenen) auf<br />
dem Gewebe wurden erstmals 1941 durch Coons eingesetzt. [22] Die selektive<br />
Bindung der Antikörper an Antigene und die Bildung von Antigen-Antikörper-<br />
Komplexen spielt bei der Immunhistochemie eine zentrale Rolle. [23] Die Bildung von<br />
Antigen-Antikörper-Komplexen auf dem Gewebe ist in Schema 1 dargestellt. Die<br />
Bildung der Immun-Komplexe in Form direkter (markierter Primärantikörper) und<br />
indirekter (markierter Sekundärantikörper) Detektion bei der Immunhistochemie sind<br />
in Schema 1A und B dargestellt. Aufbau und Prinzip der Bestimmung von Proteinen,<br />
2
1 <strong>Einleitung</strong><br />
z.B. Zytokinen, in Form eines Sandwich-Immunoassay sind in Schema 1C skizziert.<br />
Das Zielprotein (Antigen) in Schema 1A und B wurde durch optische Detektion des<br />
verwendeten Markers lokalisiert. In der Standard-Immunhistochemie werden als<br />
Marker Fluoreszenz-Stoffe, Farbstoffe und insbesondere Enzyme verwendet. [24]<br />
Schema 1: Prinzip der Immundetektion auf dem Gewebe, direkte Detektion in Schema 1A<br />
und indirekte Detektion in Schema 1B. Aufbau des Sandwich-Immunoassays beim ELISA<br />
in Schema 1C. Das zum Antikörper passende Antigen ist als roter Kreis dargestellt.<br />
Die Lokalisierung der Antigene wird durch das charakteristische Signal des an den<br />
Antikörper gebundenen Markers ermöglicht. Die Nachteile bei herkömmlichen<br />
Markern sind eingeschränktes Multiplexing (Parallelnachweis) und Quantifizierung<br />
der Proteine. Das Multiplexing von mehr als zwei Farben mittels Enzym-markierten<br />
Antikörpern ist praktisch nicht möglich. Die Multiplexing-Kapazität der<br />
Fluoreszenzsubstanzen durch ihre intrinsisch großen Halbwertsbreiten der<br />
Fluoreszenzbanden ist auch auf maximal 4-6 Farben begrenzt. [25] Der Einsatz von<br />
Quantenpunkten (quantum dots) erlaubt zwar den Nachweis von etwa drei bis zehn<br />
Markern, aber sie sind hochgiftig und die Handhabung ist dadurch erschwert. [26-27]<br />
Watanabe et al. haben 2010 mit Hilfe von konjugierte Adapter Proteinen (Protein A)<br />
an Quantenpunkten ein Verfahren zur Detektion der lebendigen Zellen etabliert. [27]<br />
Die Firma Ventana unternahm den ersten Schritt zur Kommerzialisierung solcher<br />
Adapterproteine und QD-Konjugate.<br />
Die erste Verwendung von Goldpartikeln in Kombination mit Meerrettichperoxidase<br />
als immunhistochemischem Marker zur Markierung der Leukozyten wurde bereits<br />
1977 von Geoghegan und Ackerman vorgenommen. [28]<br />
Ein neuer Ansatz hinsichtlich einer Methode zur Lokalisation der Proteine auf<br />
Gewebe basiert auf der oberflächenverstärkten Raman-Streuung (SERS, engl.<br />
3
1 <strong>Einleitung</strong><br />
surface enhanced Raman scattering) und wurde 2006 zum ersten Mal von Schlücker<br />
und Mitarbeitern entwickelt. Dabei wurde die Lokalisierung von PSA (Prostataspezifische-Antigen)<br />
auf den Gewebeschnitten von Patienten mit Prostatakrebs<br />
aufgezeigt. [29] Diese vielseitige Methode der Nanodiagnostik bietet im Gegensatz zu<br />
den bereits genannten Methoden die Aussicht auf Mehrfarbendetektion und eine<br />
Quantifizierung der Proteine in situ.<br />
Bei dieser Methode werden Edelmetallen Nanopartikel mit Raman-<br />
Reportermolekülen markiert. Die Ramanreporter können z.B. über deren Thiol-<br />
Gruppe auf der Goldoberfläche eine stabile selbstangeordnete Monolage (self<br />
assembled monolayer, SAM) ausbilden. In Abbildung 1.1 ist ein Raman-Spektrum<br />
von 4-TNB einem Fluoreszenz-Spektrum von Cy5 gegenübergestellt. Die intensive<br />
Raman-Bande bei ca. 1340 cm -1 ist der symmetrischen Streckschwingung der Nitro-<br />
Gruppe zuzuordnen. Die zwei schwächeren Banden bei 1130 und 1550 cm -1 lassen<br />
sich aromatischen Ringdeformationsschwingungen ordnen. [30] Die geringe<br />
Linienbreite der Schwingungs-Raman-Bande im Vergleich zum breiten Fluoreszenz-<br />
Emissionsprofil ist klar zu erkennen.<br />
Abbildung 1.1: Gegenüberstellung eines Fluoreszenz- und SERS-Spektrums. Die<br />
Raman-Banden im SERS-Spektrum (4-TNB in Rot) ist im Vergleich zur<br />
Fluoreszenzbande (Cy5 in Schwarz) um den Faktor 10 bis 100 schmaler.<br />
4
1 <strong>Einleitung</strong><br />
Vorteilhaft für biologische und medizinische SERS-mikroskopische Anwendungen ist<br />
die Ausnutzung der einstellbaren Plasmonenbande von Gold/Silber-Hohlkugeln im<br />
roten bis nah-infraroten Spektralbereich. Die auftretende Autofluoreszenz der<br />
biologischen Proben (z.B. Gewebe) im roten und nah-infraroten Spektralbereich ist<br />
deutlich geringer als bei blauer oder grüner Lichtanregung. Dies ist vorteilhaft für<br />
einen guten Bildkontrast in der SERS-Mikroskopie. [31] Als erwünschte Ziele in der<br />
Immunhistochemie können die Erweiterung des Multiplexings und die in situ<br />
Quantifizierung der Proteine benannt werden. Dabei ist das Potential der<br />
vorgestellten Methoden sehr unterschiedlich. Die intensiven Forschungen zur<br />
Applikation dieser neuartigen Methodik begannen Anfang des 21. Jahrhunderts. Es<br />
wurden in kurzer Zeit unterschiedlichste Konzepte für das Design und die Synthese<br />
von SERS-Markierungspartikeln entworfen. „Immuno-SERS-Marker“ ist eine<br />
Bezeichnung für das Antikörper/SERS-Partikel-Konjugat, welches über den<br />
Antikörper spezifisch an das entsprechende Antigen binden soll und über die<br />
charakteristische Spektrale des SERS-Partikel identifiziert werden kann.<br />
2002 veröffentlichten Mirkin et al. Ergebnisse zu einer mehrfach-Detektion von sechs<br />
verschiedenen DNA-Sequenzen im Mikroarray-Format. Mit diesem Verfahren konnte<br />
man ohne falsch-positive oder falsch-negative Resultate die Zielmoleküle bis zu einer<br />
Konzentration von 20 femtomolar nachweisen. [32] Kurz danach konnten Porter et al.<br />
mittels eines Sandwich Immunassays die Menge von PSA in femtomolaren<br />
Konzentrationen nachweisen. [33]<br />
Schlücker et al. haben 2006 Gold/Silber-Nanoschalen zur Lokalisierug von PSA auf<br />
Prostatagewebeschnitten eingesetzt. [29] Später wurden dann von derselben<br />
Arbeitsgruppe hydrophil stabilisierte und glasverkapselte Gold/Silber-Nanoschalen<br />
entworfen und synthetisiert (Abschnitt 3.1). [37]<br />
2007 stellten Sun et al. ein Modell von zu Oligomeren aggregierte Silberpartikeln mit<br />
einer Größe von 60 bis 100 nm her. [34-35] Die auf der Oberfläche der Nanopartikel<br />
adsorbierten Raman-Reportermoleküle liefern nach Bildung der Aggregate starke<br />
SERS-Signale. Am Ende wurden die kleinen Aggregate zwecks Stabilität und auch<br />
Quervernetzung mit BSA (Bovine Serum Albumin) verkapselt.<br />
2008 haben Nie et al. zum Schutz der SERS-Substrate Polyethylenglykolen (PEG)<br />
verwendet, wobei die PEG-Thiole gleichzeitig mit Raman-Reportermolekülen auf der<br />
Goldoberfläche adsorbiert wurden. Die Polyethylenglykol-Reste führen zur höheren<br />
Hydrophilie und ermöglichen ebenfalls die Biokonjugation der Antikörper. Diese<br />
5
1 <strong>Einleitung</strong><br />
Nanopartikel wurden zur in-vivo-Detektion von Tumorzellen eingesetzt. [36] Jüngst<br />
wurden SERS-Marker mit Einzelpartikelsensitivität bei kurzen Belichtungszeiten<br />
charakterisiert und für die schnelle Immun-SERS-Bildgebung eingesetzt. [38]<br />
Fernziel der Arbeiten ist der Einsatz der SERS-Mikroskopie im Rahmen einer<br />
quantitativen Diagnostik zur Früherkennung von Prostatakrebs. Dies soll das Grading<br />
des Karzinoms für Pathologen leichter und genauer machen und schlussendlich<br />
dadurch auch zu einer effektiveren Therapie führen. In der Arbeitsgruppe Schlücker<br />
wurde für die vorläufigen Untersuchungen und Einstellungen PSA als Modell-Antigen<br />
verwendet. [29,39]<br />
PSA ist eine Serinprotease mit einer Größe von 33 kDa, die zur Kallikrein-Familie der<br />
Proteasen gehört. Das Glykoprotein wird sowohl in normalem als auch<br />
neoplastischem Gewebe nahezu ausschließlich in der Prostata exprimiert und<br />
deshalb als prostataspezifisch angesehen. PSA wurde von zwei voneinander<br />
unabhängigen Forschungsgruppen in den Jahren 1966 und 1979 isoliert. [40,41] Das<br />
PSA-Protein wird sowohl bei Krebskranken als auch bei gesunden Probanden mit<br />
unterschiedlichen Konzentrationen exprimiert. [42,43] Daher wurde PSA mehr als ein<br />
gewebespezifisches und nicht tumorspezifisches Antigen angesehen. [43-45]<br />
Bei vorläufigen Einstellungen der SERS-Mikroskopie wurde PSA als Ersatz für ein<br />
Haushaltsprotein betrachtet. Dadurch konnten im Laufe der Untersuchungen die<br />
Qualität der Färbung mit Immuno-SERS und die Wirkung von Biofunktionalisierung<br />
oder auch die notwendige Inkubationszeiten permanent beobachtet und nach Bedarf<br />
variiert werden. Seit 2010 wurde p63 als ein weiteres Protein bei der<br />
Prostatakrebsdiagnose mittels SERS-Mikroskopie in Betracht gezogen. [37]<br />
Das Protein p63 gehört zur p53-Familie und spielt eine Schlüsselrolle bei der<br />
Proliferation, Entwicklung und Apoptose der Epithelzellen der Prostata. [47-50] Das<br />
Protein wird nur in Basalzellen der gesunden Prostatadrüsen exprimiert. Die<br />
fehlenden Basalzellen bzw. p63-positiven Zellen sind eine Bestätigung für<br />
Prostatakrebs. Daher wird das Protein p63 im Gegensatz zu PSA als ein<br />
krebsspezifischer Marker angesehen. [50-53]<br />
In Abbildung 1.2 (links) wird die schematische Verteilung der PSA und p63-Antigene<br />
auf der Prostatadrüse dargestellt. Auf der rechten Seite der Abbildung ist eine p63<br />
Immunfärbung auf einer gesunden Drüse zu sehen. Bei dem Verdacht auf<br />
Prostatakrebs werden verschiedene Untersuchungen vorgenommen. In der Regel<br />
führt der Hausarzt selbst zuerst die digitalrektale Untersuchung (DRU) durch. [54]<br />
6
1 <strong>Einleitung</strong><br />
Abbildung 1.2: Schematische Darstellung der Verteilung von PSA und p63-Proteinen auf<br />
Prostatagewebe (links). Immunfärbung von p63-Proteinen auf Prostatagewebeschnitten<br />
eines gesunden Probanden (rechts).<br />
Die Abtast-Resultate werden durch die Messung von PSA (im Serum) und bei Bedarf<br />
durch eine Nadel-Biopsie der Prostata ergänzt. Die drei genannten Methoden sind<br />
als randomisierte kontrollierte Studien (abgekürzt RCT, Randomised Controlled<br />
Trials) in der klinischen Forschung bekannt. Anhand der auf diese Weise ermittelten<br />
Daten bemühen sich die Wissenschaftler, ein besseres Früherkennungssystem für<br />
die Diagnostik des Prostatakarzinoms zu etablieren. [55,56] Dieser Standard soll<br />
einerseits der frühzeitigen Erkennung von Prostatakrebs bei Patienten, die zu einer<br />
Risikogruppe gehören, dienen und anderseits nicht notwendige Untersuchungen bei<br />
gesunden Patienten verhindern. [55]<br />
Die DRU-Resultate hängen zum großen Teil von der Erfahrung des behandelnden<br />
Arztes ab. Allein anhand der normalen DRU-Resultate kann über die bestehende<br />
Erkrankung nicht entschieden werden. Die Ermittlung des PSA-Wertes und auch die<br />
Einschätzung des Grades des Karzinoms können manchmal irreführend wirken. [55-58]<br />
Mit der Ermittlung der normalen PSA-Konzentration (Cut-Off-Wert) haben sich viele<br />
Forschungsgruppen befasst. In zahlreichen Publikationen wurde ein Cut-Off-Wert<br />
von 0,1-4 ng/ml oder 2,6-4 ng/ml eingetragen. [59-60] Der Cut-Off-Wert ist in direkter<br />
Abhängigkeit vom Alter der Männer zu sehen. Oesterling hat die Abhängigkeit der<br />
PSA-Konzentration vom Alter der gesunden Männer in einer Publikation erörtert und<br />
in diesem Zusammenhang die Erhöhung des PSA-Wertes bei älteren Männern<br />
geklärt. Nach seinen Ermittlungen beträgt eine normale PSA-Konzentration für<br />
Männer zwischen 40-49 Jahren 0,0 bis 2,5 ng/ml, für 50- 59-Jährige 0,0 bis 3,5 ng/<br />
ml; bei 60-69-Jährigen 0,0 bis 4,5 ng/ ml, und für 70-79-Jährige ca. 0,0 bis 6,5<br />
ng/ml. [61,62] Um die Krebsvorsorgeuntersuchung zu erleichtern und dabei eine<br />
7
1 <strong>Einleitung</strong><br />
Überdiagnose zu verhindern, werden meist die Werte zwischen 0-2,5 ng/ml bei<br />
jüngeren Männern als harmlos angesehen. [63,64]<br />
In der Tat existiert kein Grenzwert bezüglich der PSA-Konzentration, unterhalb<br />
dessen die Existenz eines Karzinoms ausgeschlossen werden kann. Ein erhöhter<br />
PSA-Cut-Off kann nicht als 100-prozentiger Maßstab für die Diagnose von<br />
Prostatakrebs genommen werden. [59,65-67] Besonders die Spezifität des PSA Cut-Off-<br />
Wertes im kritischen Bereich zwischen 4 und 10 ng/ml ist irrführend, denn in der<br />
Regel werden mit diesem PSA-Wert Biopsien durchgeführt. Studien zeigen, dass in<br />
nur 12,3 bis 24% der durchgeführten Biopsien mit PSA-Wert zwischen 4-10 nm/ml<br />
Karzinome nachweisbar waren. [68,69] Sogar bei Werten zwischen 10-20 ng/ml konnte<br />
nur bei 15,6% der Biopsien Prostatakrebs diagnostiziert werden. [69] Einige Faktoren<br />
können den PSA-Test drastisch beeinflussen. Eine akute oder chronische<br />
Entzündung der Prostata (Prostatitis) kann den PSA-Wert um das 5- bis 40-fache<br />
erhöhen. [70] Der erhöhte PSA-Wert, der durch Infektion oder Entzündung zustande<br />
gekommen ist, reduziert sich wieder nach der Behandlung mit Antibiotika wie<br />
Ofloxacin oder Ciprofloxacin. [71]<br />
Die dritten und sehr wichtigen Parameter der RCTs sind immunhistologische<br />
Ergebnisse der Biopsien, die durch Pathologen ausgewertet werden. Die<br />
Aggressivität der Tumoren wird nach einem von dem amerikanischen Pathologen<br />
Donald Gleason entwickelten System eingestuft. [72] Aufgrund dieser Einschätzung<br />
werden die weiteren Therapie-Entscheidungen gefällt. Wäre die Gradierung als<br />
Ergebnis der Biopsie niedriger als der tatsächlich ermittelte Grad, so würde dem eine<br />
unzureichende Therapie folgen sowie die Gefahr der Krebsrückkehr. Anderseits<br />
müssen durch eine Überschätzung des Grades des Karzinoms die Patienten unnötig<br />
unter Nebenwirkungen leiden. Die Genauigkeit der Aussage über Grad der<br />
Krebserkrankung hängt von der Expertise und Erfahrung der Pathologen ab. Die<br />
Bewertungen von Pathologen im internationalen Vergleich stimmen mit den Gleason-<br />
Graden nur zu 35% bis 80% überein. Die Meinungsverschiedenheit der Pathologen<br />
ist besonders bei der Begutachtung der niedrigeren Gleason-Grade sehr groß. [73-76]<br />
Wegen dieser Meinungsverschiedenheit und auch wegen der geringen Spezifität bei<br />
PSA-Tests leiden viele Patienten unerkannt unter Prostatakrebs oder aber sollen<br />
aggressive Therapien mit unnötigen Nebenwirkungen in Kauf nehmen. Erstaunlich<br />
sind in diesem Zusammenhang die Ergebnisse einer Gegenüberstellung der<br />
8
1 <strong>Einleitung</strong><br />
Untersuchungen von zwei Zentren, die Langzeitstudien über die Wirkung von RCTs<br />
durchgeführt haben.<br />
In Europa werden die diagnostischen Methoden für Prostatakrebs und die dadurch<br />
ermittelten Resultate durch ERSPC (European Randomized Study of Screening for<br />
Prostate Cancer) in Rotterdam permanent kontrolliert und ausgewertet. Dadurch soll<br />
eine frühzeitige Erkennung von Prostatakrebs verbunden mit einer besseren<br />
Prognose für die Patienten erreicht werden. In den USA wurde diese Aufgabe PLCO<br />
(Prostate, Lung, Colorectal, and Ovarian Cancer Screening Trial) übertragen.<br />
Mit kleinen Abweichungen haben die zwei Zentren eine gleiche Studie durchgeführt,<br />
um den Einfluss von RCTs bzw. Früherkennung auf die Mortalitätsrate zu ermitteln.<br />
ERSPC hat eine Langzeit-Untersuchung durchgeführt, an der 182,000 Männer<br />
zwischen 54 und 75 Jahren aus sieben europäischen Ländern teilgenommen haben.<br />
Die Männer wurden per Zufall auf zwei Gruppen, nämlich eine Testgruppe<br />
(Screening) und eine Kontrollgruppe, verteilt. Bei den Männern der Testgruppe<br />
wurden während der 6-jährigen Untersuchung im Schnitt alle 4 Jahre die PSA-Werte<br />
überprüft. Im Laufe der Studien wurden 126,462 Biopsie-Proben (bei 85.8% der<br />
Gruppe) entnommen. Am Ende stellte sich heraus, dass 1,410 Screenings<br />
durchgeführt werden müssten, um einen erkrankten Mann zu finden und dadurch<br />
seinen Tod verhindern zu können. ERSPC belegte, dass durch RCTs die Mortalität<br />
um 20% gesenkt werden kann. [72]<br />
In Gegensatz dazu führte PLCO eine ähnliche Studie mit 76,693 nordamerikanischen<br />
Männern durch. Die PLCO-Studie wurde im Vergleich zu ERSPC über einen<br />
längeren Zeitraum und mit geringerer Teilnehmeranzahl durchgeführt.<br />
Im Gegensatz zu ERSPC konnte PLCO keine signifikante Senkung der<br />
Mortalitätsrate bei der Testgruppe feststellen und widerlegte damit die Ergebnisse<br />
von ERSPC. [78] Die Berichte von ERSPC und PLCO basieren auf DRU, PSA-Wert<br />
und Biopsien, wobei bekannt ist, dass zwei der drei Parameter, nämlich der PSA-<br />
Wert und die Auswertung der Biopsien, Schwankungen verursachen können. Die<br />
widersprüchlichen Berichte der zwei Zentren lassen die Frage, ob eine Durchführung<br />
der RCTs für die rechtzeitige Erkennung von Prostatakrebs sinnvoll ist, offen.<br />
Drei Jahre vor der Durchführung der zwei Studien ist Professor Fritz Schröder in<br />
einer Veröffentlichung auf die Problematik eingegangen. Er findet die Durchführung<br />
von PSA-Tests zwar sinnvoll, erhofft sich aber durch die Entwicklung von besseren<br />
Algorithmen eine Verbesserung der Früherkennung des Prostatakarzinoms. [65] Der<br />
9
1 <strong>Einleitung</strong><br />
vorsichtige Optimismus hinsichtlich eines Früher-kennungssystems wird gedämpft<br />
durch einen Blick auf den Bericht vom NHS (National Health Service) in England. [79]<br />
Es geht um die festgestellten Prostatakarzinome nach Autopsien. In Tabelle 1.1 wird<br />
dem prozentualen Anteil der detektierten Prostatakrebs-Fälle nach Autopsien das<br />
Alter der Verstorbenen gegenübergestellt.<br />
Alter 20-29 30-39 40-49 50-59 60-69 70-79<br />
Prozentuale Anteil 8 28 39 53 66 80<br />
Tabelle 1.1: Detektierte Präsenz eines Prostatakarzinoms nach Autopsien.<br />
Der Bericht macht klar, dass der Prostatakrebs viel früher und zwar bereits im<br />
Jugendalter zuschlägt und langsam brütet. Die Altersgruppen der 20-29-Jährigen<br />
sowie der 30-39 Jahre Alten fehlen in vielen Statistiken, da diese Männer keine<br />
Symptome der Krankheit zeigen. Daher werden sie gar nicht erst durch eine<br />
Früherkennungs-Methode erfasst.<br />
Hier soll die SERS-Mikroskopie als neue Methode ansetzen, und zwar sowohl im<br />
Hinblick auf eine in situ Multiplex-Detektion als auch eine Quantifizierung der<br />
Biomoleküle auf dem Gewebe.<br />
Im Gegensatz zu der Standard-Immunhistochemie werden bei der SERS-<br />
Mikroskopie keine sekundären Antikörper benötigt. Die primären Antikörper, die zur<br />
Detektion der Antigene verwendet werden, tragen gleichzeitig auch die SERS-<br />
Marker (Schema 2D). [29,37,39] Die sekundären Antikörper sind in der Regel polyklonale<br />
Antikörper, die gegen die primären Antikörper gerichtet sind. Eine optimale und<br />
erwünschte Erkennung von primären Antikörpern mittels sekundärer Antikörper ist in<br />
Schema 2A dargestellt. Angesichts einer Größe von Immunoglobulin-Molekülen von<br />
ca. 150 kDa besteht die Möglichkeit, dass der primäre Antikörper durch mehr als<br />
einen sekundären Antikörper erkannt wird (Schema 2C). Eine solche<br />
Doppelerkennung während des Immundetektionsverfahrens führt zu einer<br />
Signalamplifikation im Assay. [80-82] In der Regel kann das Problem mit einer optimalen<br />
Einstellung der Konzentration von sekundären Antikörpern vermindert, aber nicht<br />
behoben werden. Das Immunglobulin-Molekül besteht aus 2 Fab-Fragmenten<br />
(Fragment of antibody binding) und einem vollständigen Fc-Fragment (Fragment of<br />
crystallization). [83-84] Die Bindung zwischen Antikörper und Antigen geschieht über<br />
Fab-Fragmente. [85,86] In der Regel werden die Marker-Moleküle an freie<br />
10
1 <strong>Einleitung</strong><br />
Aminogruppen (z.B. Lysinreste) innerhalb des Immunoglobulin-Moleküls gekoppelt.<br />
Die Verteilung der Lysinreste innerhalb des Immunoglobulin-Moleküls durch Einsatz<br />
des PyMol-Programms wurde von C. Herrmann visualisiert.<br />
Schema 2: Schematische Darstellung der Standard-Immunhistochemie (A).<br />
Verteilung der Lysinreste in Immunoglobulin (B). Signal-Amplifikation während der<br />
Immun-Detektion (C). Detektion der Proteine mittels Immuno-SERS. Schematische<br />
Darstellung der Antigenerkennung mittels Immuno-SERS (D). Der rote Kreis stellt<br />
die passenden Antigene zu den detektierenden Antikörpern dar. Weiße Dreiecke<br />
und blaue Vierecke stellen Antigene dar, die nicht durch Antikörper erfasst werden.<br />
In Schema 2B wird diese Verteilung der Lysinreste in roter Farbe auf dem Molekül<br />
dargestellt. Wie aus dem Schema ersichtlich ist, sind Lysinreste überwiegend in dem<br />
Fab-Fragment verteilt.<br />
Bei vielen Methoden wird Glutaraldehyd (GA) für Quervernetzungen der Marker über<br />
freie Aminogruppen des Immunoglobulin eingesetzt. [87-89] Durch die Quervernetzung<br />
von Markern, insbesondere durch Enzyme oder Nanopartikel an Fab-Fragmenten,<br />
kann die Bindungsaffinität der Antikörper beeinträchtigt werden.<br />
Das Streben nach zuverlässigen Methoden zur quantitativen Bildgebung in situ auf<br />
Gewebe ist für weitere Fortschritte auf dem Gebiet der Krebsfrüherkennung<br />
11
1 <strong>Einleitung</strong><br />
unerlässlich. Viele Forschungsgruppen sind deshalb bemüht, durch die Entwicklung<br />
geeigneter Algorithmen die absolute Menge eines chromogenen Substrats auf dem<br />
Gewebe zu erfassen. [90-93]<br />
Die entwickelten Methoden weisen einige Nachteile auf und wurden daher noch nicht<br />
als Routineverfahren in der Immunhistologie etabliert. Die Reproduzierbarkeit dieser<br />
Methoden hängt stark von Signalamplifikationen der sekundären Antikörper und auch<br />
deren Enzymaktivität (Peroxidase) ab. Diese Methoden haben keine oder nur eine<br />
sehr begrenzte Multiplexing-Kapazität.<br />
Bei der SERS-Mikroskopie werden ultrasensitive SERS-Substrate nur an primäre<br />
Antikörper gekoppelt. Die Sensitivität der neuen SERS-Markerpartikel aus der<br />
Arbeitsgruppe Schlücker ist hoch genug, um während 30 Millisekunden<br />
Belichtungszeit ein einzelnes Partikel detektieren zu können. [38] Dadurch entfallen<br />
unnötige Kosten und Inkubationszeiten für die sekundären Antikörper. Mit dem<br />
Verzicht auf sekundäre Antikörper wird keine Signalamplifikation zustande<br />
kommen. [80-82]<br />
In der SERS-Mikroskopie wird idealerweise durch die Bindung eines einzelnen<br />
Immuno-SERS-Nanopartikel-Konjugates ein einzelnes Antigen auf dem Gewebe<br />
erkannt. Die fehlende Signalamplifikation der Methode ist ein großer Vorteil für die<br />
Quantifizierung der Antigene. Angesichts des enormen Multiplexing-Potentials dieser<br />
neuartigen Marker können bei der Immunhistochemie eine Vielzahl von<br />
Informationen über Tumormarker und auch Tumor-Suppressor-Proteine gesammelt<br />
werden.<br />
Um eine bessere Bindungsaffinität bei der Bindung von Immuno-SERS-Markern mit<br />
Antigenen zu erreichen, wurde auch die Möglichkeit der Kopplung der Antikörper auf<br />
Nanopartikel mittels Adapter-Proteinen wie dem Fusion-Protein A/G in Betracht<br />
gezogen (Abschnitt 2.3.2). Das Fusion-Protein A/G als Adapter-Protein kann sechs<br />
Bindestellen für die Kopplung mit Fc-Fragmenten der Antikörper bieten. [94,95] Somit<br />
binden sich die Immunglobuline über deren Fc-Fragmente auf Nanopartikel oder<br />
Quantenpunkten und die zwei Fab-Fragmente bleiben frei. Dies verleiht den<br />
Immunoglobulin-Molekülen eine optimale Orientierung. Diese optimale Orientierung<br />
der SERS-markierten-Antikörper wurde in Schema 2D dargestellt. Das zukünftige<br />
Ziel der SERS-Mikroskopie-Methode wird kurz in Schema 3 zusammengefasst. Eine<br />
direkte und unkomplizierte Detektion und Quantifizierung der unterschiedlichen<br />
Proteine auf dem Gewebe kann durch die SERS-Mikroskopie erreicht werden. Das<br />
12
1 <strong>Einleitung</strong><br />
Expressions-Muster der Proteine des gesunden Prostatagewebes unterscheidet sich<br />
von dem des Erkrankten. Dieses Expressions-Muster unterscheidet sich sogar<br />
abhängig von den Stadien des Prostatakarzinoms bei Patienten. [94,95]<br />
Schema 3: Die SERS-Mikroskopie soll in Zukunft als neue Methode in der<br />
Immunhistochemie eingesetzt werden. Dabei können mit einer einzigen Messung 15<br />
verschiedene Antigene auf dem Gewebe detektiert und quantifiziert werden.<br />
Dank intensiver Forschung in der molekularen Pathologie und Biologie wurde die<br />
Funktion vieler Proteine, die während der Krebsentstehung und Entwicklung beteiligt<br />
sind, exakt aufgeklärt. Zurzeit werden mit Hilfe der neuen Techniken in der<br />
molekularen Biologie wie dot blot und real time PCR die Stadien des Prostatakrebses<br />
und auch die betroffene Signaltransduktionskaskade erkannt. Diese Methoden<br />
können aber nur semiquantitative Informationen liefern. Daher ist die Entwicklung<br />
und Etablierung von weiteren Methoden wie der SERS-Mikroskopie eine<br />
unentbehrliche Notwendigkeit um Krebspatienten eine Lebensverlängerung mit<br />
Qualität zu ermöglichen.<br />
13
1 <strong>Einleitung</strong><br />
Zielsetzung<br />
Die multiple Detektion der Proteine in der Immunhistochemie und die quantitative<br />
Detektion der Proteine auf der Glasplatte (Immunoassay) mittels<br />
oberflächenverstärkter Raman-Streuung sind die Hauptziele dieser Arbeit. Um das<br />
zu erreichen sollten zuerst die Methoden für die Biofunktionalisirung an zwei<br />
verschiedene Markertypen etabliert werden. Dabei sollte zuerst die<br />
Biofunktionalisierungsmethode für hydrophil stabilisierte Immuno-SERS und auch<br />
glasstabilisierte Cluster entworfen werden. Diese Methoden sollten einerseits die<br />
Kolloidstabilität gegen Aggregation gewähren und anderseits die Biokompatibilität<br />
der Marker erhöhen. Die in dieser Arbeit vorgesehenen Zielproteine zur Detektion auf<br />
dem Gewebe und auch auf dem Glasobjektträger wurden unterschiedlich<br />
ausgewählt. Daher sollten diese Methoden die Detektion der Proteine sowohl<br />
vereinzelt, als auch simultan ermöglichen.<br />
14
2 Theoretische Grundlagen<br />
2 Theoretische Grundlagen<br />
In diesem Kapitel werden die Grundlagen der Raman- und SERS-Spektroskopie<br />
beschrieben. Die angewandten Techniken zur Verstärkung der Raman-Streuung<br />
wurden ausführlich in bisherigen Dissertationen und auch Publikationen der<br />
Arbeitsgruppe Schlücker vorgestellt. In diesem Abschnitt werden die Grundlagen der<br />
notwendigen immunhistologischen Verfahren zur Protein-Kopplung und auch zum<br />
Nachweis von Proteinen beschrieben.<br />
2.1 Raman-Effekt<br />
Das Phänomen der inelastischen Streuung von Licht an Materie wird als Raman-<br />
Streuung bezeichnet. Dieses Phänomen wurde 1923 von Smekal theoretisch<br />
vorhergesagt und 1928 wurde es durch Raman und Krishnan experimentell an<br />
Flüssigkeiten bestätigt. [98,99] Im selben Jahr haben Landsberg und Mandelstam<br />
unabhängig von Raman denselben Effekt an Kristallen nachgewiesen. [100] Trifft<br />
monochromatisches Licht einer bestimmten Frequenz ( ) und elektrischen<br />
Feldstärke (E) auf ein Molekül, wird ein Teil der Photonen beim Zusammenstoß mit<br />
dem Molekül in alle Richtungen gestreut. Es werden zwei unterschiedliche Arten der<br />
Lichtstreuung unterschieden: elastische und inelastische Streuung.<br />
Beim elastischen Streuprozess sind die Energien und Frequenzen des einfallenden<br />
Photons ( ) und des gestreuten Photons unverändert. Dieser Effekt ist bei<br />
Molekülen auch unter dem Namen Rayleigh-Streuung bekannt. Die inelastische<br />
Lichtstreuung wird auch Raman-Streuung genannt, bei dieser Streuung findet immer<br />
eine Energieübertragung zwischen Molekül und Photon statt. Dadurch ist die Energie<br />
bzw. die Frequenz des einfallenden Photons und des gestreuten Photons<br />
unterschiedlich. Der Gewinn oder Verlust an Energie für die Photonen hängt von den<br />
Schwingungs- und/oder Rotationszuständen des Moleküls ab. [101] Der Energietransfer<br />
vom Photon ans Molekül wurde als Stokes-Prozess und der Energieübergabe vom<br />
Molekül an das Photon als Anti-Stokes-Prozess definiert. Die Photonen können ihre<br />
Energie an ein Molekül übertragen, das sich im Grundzustand befindet. Dadurch wird<br />
das Molekül in ein höheres Schwingungs-Niveau versetzt. Das gestreute Licht des<br />
Stokes-Prozess besitzt eine niedrigere Frequenz bzw. größere Wellenlänge<br />
als das eingestrahlte Licht. Bei dem Anti-Stokes-Prozess ist das Molekül bereits in<br />
15
2 Theoretische Grundlagen<br />
einem angeregten Schwingungszustand und streut damit Licht mit höherer Frequenz<br />
. bzw. kürzerer Wellenlänge (Abbildung 2.1). [102,103]<br />
Im klassischen Bild wurde der Raman-Effekt als Wechselwirkung eines Moleküls mit<br />
einer elektromagnetischen Welle beschrieben. [104] Durch Bestrahlung mit Licht der<br />
Frequenz ν 0 und der elektrischen Feldstärke wird ein<br />
oszillierendes Dipolmoment (µ) im Molekül induziert. [105]<br />
Abbildung 2.1: Schematische Darstellung der Raman-Streuung (a und c) und<br />
der Rayleigh-Streuung (b). i: Grundzustand, f: angeregter Zustand, r: virtuelles<br />
Energieniveau. [103]<br />
Gleichung 2.1:<br />
µ <br />
µ = Dipolmoment<br />
= Polarisierbarkeit des Moleküls<br />
16
2 Theoretische Grundlagen<br />
Dieses Dipolmoment hängt stark von der einwirkenden Feldstärke (E) und der<br />
Beweglichkeit der Elektronenhülle bzw. von der Polarisierbarkeit () des Moleküls<br />
ab. [106] Die richtungsabhängige Polarisierbarkeit () des Moleküls kann durch einen<br />
Tensor beschrieben werden, welcher die richtungsabhängige Antwort des Systems<br />
bezüglich x-, y- und z-Richtung berücksichtigt. [107]<br />
Die Polarisierbarkeit () kann dann um die Ruhelage mit einer Taylor-Reihe erster<br />
Ordnung angenähert werden. Der Polarisierbarkeitstensor von Molekülen ist nicht<br />
konstant, sondern variiert mit dem Bindungsabstand der Atome und ändert sich<br />
daher periodisch mit der Schwingungsbewegung des Moleküls (Eigenfrequenz - ).<br />
Der Polarisierbarkeitstensor () des Moleküls, das mit der Frequenz schwingt,<br />
besteht aus einem unveränderlichen Anteil (Polarisierbarkeit in der<br />
Gleichgewichtslage) und einem veränderlichen Anteil, der mit der Frequenz ( ) um<br />
Null oszilliert.<br />
Gleichung 2.2:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
: mittlere Polarisierbarkeit in der Gleichgewichtslage<br />
: Amplitude der einzelnen Atome bei der Normalschwingung<br />
: Normalkoordinate mit<br />
<br />
Durch Einsetzen der Gleichung 2.2 in Gleichung 2.1 ergibt sich:<br />
Gleichung 2.3:<br />
µ <br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Der erste Term beschreibt die Rayleigh-Streuung, der zweite und dritte Term den<br />
Stokes- bzw. Anti-Stokes-Anteil der Raman-Streuung. [108] Die Polarisierbarkeit von<br />
17
2 Theoretische Grundlagen<br />
Molekülen ändert sich mit dem Bindungsabstand der Atome und wird somit von<br />
Schwingungen beeinflusst. Diese Schwingungen und Veränderungen der<br />
Polarisierbarkeit beeinflussen die Frequenz des gestreuten Photons. Dadurch<br />
werden die Stokes- und Anti-Stokes-Streuung erzeugt. Die Veränderung der<br />
Polarisierbarkeit [ <br />
] ist eine Voraussetzung für die Raman-Streuung.<br />
<br />
<br />
2.2 Oberflächenverstärkte Raman-Spektroskopie (SERS)<br />
Der SERS-Effekt (surface-enhanced Raman scattering) bezeichnet das Phänomen<br />
der Verstärkung eines Raman-Signals an plasmonisch aktiven Metalloberflächen<br />
(wie z.B. Ag, Au, Cu) um einen Faktor von 10 6 bis zu 10 11 . [109-111] Dieser Effekt wurde<br />
zuerst 1974 von Fleischmann beobachtet. [112] 1977 wurde die Raman-Streuung von<br />
Molekülen auf Edelmetalloberflächen als ein oberflächenverstärker Prozess von Van<br />
Duyne und Jean Maire interpretiert. [113-114]<br />
Zwei Beiträge zur SERS-Verstärkung<br />
spielen eine Rolle: Der dominante elektromagnetische Beitrag und der "chemische"<br />
Beitrag. [115]<br />
Elektromagnetische SERS-Verstärkung<br />
Ein stärkeres elektromagnetisches Feld induziert ein größeres Dipolmoment und<br />
dadurch erhöht sich die Intensität des SERS-Signals. Dieser Effekt der<br />
elektromagnetischen Verstärkung wird als Hauptfaktor für die SERS-Verstärkung<br />
herangezogen. Die chemische Verstärkung basiert eher auf der Änderung der<br />
Polarisierbarkeit () der Elektronenhülle der Moleküle, die zu einer Erhöhung der<br />
Signal-Intensität führen kann. [116-117]<br />
Die Erhöhung der Raman-Intensität durch die elektromagnetische Feldverstärkung ist<br />
nur dann maximal, wenn die Anregungsfrequenz des Lasers mit der<br />
Plasmonenfrequenz des Metallnanopartikels überein<br />
stimmt. Dies ist bei<br />
Wellenlängen der Fall, die wesentlich größer sind als die Durchmesser des Partikels,<br />
weswegen die Streuung durch die Mie-Theorie beschrieben werden kann. Für die<br />
Verstärkung spielt die Entfernung zwischen Metalloberfläche und Molekül eine<br />
entscheidende Rolle. Unter optimalen Bedingungen werden durch Bestrahlung mit<br />
Licht kollektive Schwingung der Leitungselektronen (Valenzelektronen) angeregt,<br />
was zur so genannten Plasmonenschwingung führt. In Abbildung 2.2 ist dies für die<br />
18
2 Theoretische Grundlagen<br />
bei Metallkolloiden auftretende lokalisierte Oberflächenplasmonen-Resonanz (LSPR,<br />
localized surface plasmon resonance) schematisch dargestellt. [117]<br />
Abbildung 2.2: Darstellung der optischen Anregung einer kollektiven Oszillation der<br />
Elektronen in einem Edelmetall-Nanopartikel. Die Resonanzfrequenz hängt von dem<br />
Material, der Größe und Form des Nanopartikels ab. [117]<br />
Ohne das verstärkende Metall wird das Molekül nur dem elektromagnetischen Feld<br />
E 0 ausgesetzt. Das resultierende Raman-Signal ist nicht stark genug, um detektiert<br />
zu werden. Wenn das Molekül auf der Metalloberfläche adsorbiert ist, steht es nicht<br />
allein unter dem Einfluss des elektromagnetischen Feldes E 0 , sondern wird<br />
zusätzlich vom elektromagnetischen Feld E LM beeinflusst. Dieses zusätzliche Feld<br />
E LM entsteht durch elastische Streuung des einfallenden Feldes E 0 an der<br />
Metallkugel. Somit wird ein Gesamtfeld aus dem eingestrahlten Feld E 0 und dem an<br />
der Metalloberfläche induzierten Feld E LM (Eges = E0 + ELM) gebildet (Abbildung 2.3).<br />
Am Molekül kommt es zur Ramanstreuung. Die Intensität des inelastischen<br />
Streulichts E DIP ist proportional zur Intensität von E LM . Dieses Streulicht kann dann<br />
wiederrum elastisch an der Metallkugel gestreut werden, was den zusätzlichen<br />
Beitrag E SC liefert. Am Detektor wird das Betragsquadrat der Summe aus E DIP und<br />
E SC erfasst.<br />
Abbildung 2.3: Verstärkung des elektromagnetischen Feldes an der Oberfläche von<br />
plasmonisch aktiven Metallnanopartikeln. [116]<br />
19
2 Theoretische Grundlagen<br />
Mehrere Faktoren können diese Verstärkung beeinflussen. Je größer der Abstand<br />
zwischen Metall und Molekül ist, desto geringer wird die Verstärkung des Signals. [118]<br />
Besonders bei plasmonischer Kopplung, wie zum Beispiel in Aggregaten, können<br />
hohe SERS-Verstärkungen erreicht werden. Wenn zwei oder mehrere Metallpartikel<br />
nah zusammen liegen, treten an den Berührungspunkten zwischen einzelnen<br />
Nanopartikeln enorm hohe elektrische Feldstärken auf. Diese werden auch als hot<br />
spots bezeichnet, welche einen Einzelmolekül-Nachweis ermöglichen. [119-121]<br />
Chemische SERS-Verstärkung<br />
Gleichung 2.1 macht deutlich, dass das Dipolmoment neben dem elektrischen Feld<br />
auch von der Polarisierbarkeit (ā) des Moleküls abhängt. Während bei der<br />
elektromagnetischen Verstärkung Größenordnungen von 10 6 bis 10 11 diskutiert<br />
werden, liegt die Dimension der chemischen Verstärkung im Bereich von10 2 . [118]<br />
Diese Art der Verstärkung wird durch verschiedene Theorien, wie Adsorbatlokalisierte<br />
Resonanzeffekte oder Ladungstransfer-Resonanzen (englisch: charge<br />
[118, 122,123]<br />
transfer, CT) vom Metall zum Adsorbat zu erklären versucht.<br />
Der Beitrag der chemischen SERS-Verstärkung im Vergleich zur elektronischen<br />
Verstärkung ist geringer. Die experimentellen Daten zeigen aber, wie wichtig die<br />
chemische SERS-Verstärkung für biomedizinische Applikationen ist. In der Abbildung<br />
2.4 wurden zwei Gewebeschnitte mit zwei verschiedenen Immuno-SERS-Markern für<br />
die Lokalisierung von PSA behandelt.<br />
Bei der Vorbereitung der Immuno-SERS-Marker wurde dasselbe SERS-Substrat,<br />
nämlich Gold/Silber-Nanoschalen und auch der gleiche Antikörper (α PSA)<br />
verwendet. Der einzige Unterschied ist der verwendete Raman-Reporter gewesen.<br />
Es wurden zwei verschiedene Raman-Reporter 4-MBA und SEMA4 (Abschnitt 4.3)<br />
zur Markierung des SERS-Substrats eingesetzt. An Hand der Ergebnisse der<br />
Einfluss des Raman-Reportermoleküls bei Verwendung desselben SERS-Substrates<br />
(Au/Ag-Nanoschalen) ersichtlich. Während mit den mit 4-MBA bedeckten Au/Ag-<br />
Nanoschalen innerhalb von 1 sec Belichtungszeit kein SERS-Signal detektiert<br />
werden konnte, lässt sich im Fall von SEMA4 ein SERS-Signal bereits innerhalb von<br />
0,2 sec erhalten.<br />
20
2 Theoretische Grundlagen<br />
Abbildung 2.4: SERS- Mikroskopie auf Prostataschnitten eines gesunden Probanden.<br />
Auf der linken Seite sind Weißlichtbilder (A, B) und auf der rechten Seite, die SERS-<br />
Falschbilder von zwei verschiedenen Ramanreportern dargestellt. Für Lokalisierung von<br />
PSA an den Epitelzellen in A wurde Raman-Reporter 4-MBA mit Intensitätsverteilung<br />
Bande bei 1590 cm -1 verwendet. In Abbildung B wurde die SEMA4-Raman-Reporter mit<br />
Intensitätsverteilung Bande bei 2210 cm -1 eingesetzt. Die verwendete Laserleistung für<br />
beide Proben beträgt, 5mW. Die Belichtungszeit für Probe A beträgt 1Sekunde und für<br />
Probe B nur 0,2 Sekunden.<br />
SERS-Substrat<br />
Unter dem SERS-Substrat versteht man kolloidale Edelmetall-Nanopartikel, die<br />
Raman-Moleküle auf ihrer Oberfläche aufnehmen können. SERS-Substrate verleihen<br />
nach resonanter Lichtanregung die elektromagnetische SERS-Signal-Verstärkung<br />
zur Detektion oder Lokalisierung der Biomoleküle. Die Form, Beschaffenheit und<br />
Größe der SERS-Substrate kann unterschiedlich gewählt werden. Die SERS-<br />
Substrate bestehen entweder aus einem einzelnen Nanopartikel oder aus mehreren<br />
[33, 34,37-39,119]<br />
Metall-Nanopartikeln bzw. kleinen Aggregat-Clustern.<br />
Die Bildung von Aggregaten führt zur Plasmon-Kopplung und damit einer enormen<br />
Verstärkung der SERS-Signale. Diese physikalische Eigenschaft kann hervorragend<br />
für die Diagnostik genutzt werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Nanopartikel<br />
permanent zusammen bleiben, denn sonst geht die Intensitäts-Verstärkung verloren.<br />
Um diese Voraussetzung zu erfüllen wurden bisher verschiedene Strategien zur<br />
Verkapselung (bzw. zur Versieglung) der Aggregate entwickelt. Dadurch sollte auf<br />
21
2 Theoretische Grundlagen<br />
zwei wichtige Faktoren Rücksicht genommen werden. Zuerst sollte die Verkapselung<br />
die SERS-Substrate gegen chemisch-physikalische Veränderungen schützen und<br />
dazu sollte die äußere Schicht biofunktionalisierbar für die Kopplung mit Proteinen<br />
(z.B. Antikörpern) sein.<br />
Sun et al. stellten 2005 aggregierte Silberpartikeln mit einer Größe von ca. 60 bis 100<br />
nm her. [119] Die Silber-Aggregate verleihen den gebundenen Raman-Molekülen einen<br />
erhöhten SERS-Effekt. Die Entwickler nannten dieses Design von Aggregaten COINs<br />
(Composite Organic-Inorganic Nanoparticles). Das Konstrukt von Silberpartikeln und<br />
Raman-Molekülen wird durch eine Quervernetzung mit BSA stabilisiert. Die BSA-<br />
Beschichtung der Nanopartikel soll zur Stabilisierung der Aggregate dienen und auch<br />
eine weitere Funktionalisierung mit Proteinen mittels Glutaraldehyd ermöglichen. [34,35,<br />
87-89]<br />
2008 entwickelten S. Nie und Mitarbeiter ein weiteres Modell von mit<br />
Polyethylenglykolen (PEG) geschützten Aggregaten als SERS-Substrat. In diesem<br />
Konzept wurden PEG-Thiol-Moleküle neben den Raman-Molekülen auf der<br />
Goldoberfläche aufgebracht. [36] Die Polyethylenglykole steigern einerseits die<br />
Hydrophilie und anderseits ermöglichen sie eine weitere Biokonjugation mit<br />
Proteinen.<br />
Die Arbeitsgruppe Schlücker hat in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Schmuck<br />
Ethylenglykol-modifizierte Raman-Reportermoleküle hergestellt und zur SERS-<br />
Mikroskopie eingesetzt. [39] Anstelle von Goldkolloid als SERS-Substrat wurden<br />
Gold/Silber-Nanoschalen verwendet. Die hergestellten Gold/Silber-Nanoschalen sind<br />
in der Lage ca. achtmal intensivere SERS-Signale im Vergleich zu gleich großen<br />
Goldvollkugeln bei roter Laseranregung zu generieren. [126]<br />
Seit 2011 werden in der Arbeitsgruppe Schlücker ultrasensitive Gold-Nanopartikel-<br />
Cluster zur Lokalisierung von Proteinen in Gewebeschnitten eingesetzt. [38] Die<br />
Besonderheiten des neu entwickelten SERS-Substrats werden in 2.3.1 und 2.3.2<br />
behandelt. In den Abbildungen 2.5 und 2.6 ist das Design der beschriebenen SERS-<br />
Nanopartikel gegenüber gestellt.<br />
2.3 Proteinkopplung an Nanopartikel<br />
Der selektive Nachweis von Proteinen erfolgt meistens mit Einsatz der markierten<br />
Antikörper. Zur Markierung der Proteine mit Farben oder auch mit anderen Proteinen<br />
22
2 Theoretische Grundlagen<br />
wurden verschiedene Cross-Linking-Methoden entwickelt. Das Cross-Linking wurde<br />
als Einführung der kovalenten Bindungen zwischen funktionellen Gruppen von<br />
Aminosäuren innerhalb eines Proteins (intramolekular), oder zwischen<br />
interagierenden Proteinen (intermolekular) mittels eines chemischen Reagenzes. [129]<br />
Die Verwendung von verschiedenen funktionellen Gruppen wie, Carboxyl- Sulfhydryloder<br />
Aminogruppen für das Cross-Linking werden anhand der Applikationen in<br />
Protokollen vorbestimmt. Nennenswerte funktionelle Gruppen, die zur Kopplung<br />
miteinander paarweise ausgewählt werden sind:<br />
Aminogruppen zur Kopplung mit Carboxylgruppen, Sulfhydrylgruppen zur Kopplung<br />
mit Aminogruppen und Sulfhydrylgruppen zur Kopplung mit Sulfhydrylgruppen. Zur<br />
Kopplung der funktionellen Gruppen werden in der Regel kommerzielle Materialien<br />
(Kits) verwendet. [130] In der Nanobiotechnologie werden auch sehr oft diese<br />
Vorschriften zur Kopplung der Proteine, wie z.B. Antikörper mit Nanopartikeln<br />
verwendet. In der vorliegenden Arbeit wurde hauptsächlich mit zwei verschiedenen<br />
SERS-Substraten experimentiert. Die SERS-Substrate unterscheiden sich durch ihre<br />
äußere Schale. Die Substrate lagen entweder mit Glas verkapselt oder in nicht<br />
verkapselter Form vor. In der vorliegenden Arbeit wurde die Kopplung von der<br />
funktionellen Aminogruppe zur Kopplung mit der Carboxylgruppe für die Vernetzung<br />
der Proteine an Nanopartikel optimiert.<br />
In dieser Arbeit wurden Chemikalien, wie N-Hydroxysulfo-succinimid (s-NHS) und N-<br />
Ethyl-N´-(3-dimethylaminopropyl) carbodiimid (EDC) als Crosslinker verwendet.<br />
Diese Kopplungsmethode wurde für beide Sorten SERS-Substrat durchgeführt.<br />
2.3.1 Kovalente Kopplung von IgG an Nanopartikeln<br />
1999 wurde der erste Immuno-SERS-Marker für ein Sandwichassay von Marc D.<br />
Porter verwendet. In diesem Konzept wurden 30 nm quasi-sphärische Gold-<br />
Nanopartikel mit Raman-Reportern markiert. Zur Kopplung der Antikörper an die<br />
Oberfläche der Nanopartikel wurde damals keine Biokonjugation durchgeführt. Wie in<br />
der Publikation angegeben wurde, sollten die Immunoglobulin G-Moleküle (IgG)<br />
mittels einer Kombination von ionischen und hydrophoben Wechselwirkung auf der<br />
Oberfläche der selbst-organisierenden Monolage (SAM) binden. [131] Die kovalente<br />
Kopplung der Antikörper an Nanopartikel wurde in derselben Gruppe später zur<br />
Detektion von PSA in femtomolaren Konzentrationen eingeführt. [33] Für beide<br />
23
2 Theoretische Grundlagen<br />
Messungen wurde auf einem goldbeschichteten Glassubstrat gearbeitet, welches<br />
eine Plasmonenkopplung zwischen Immuno-SERS-Markern und Goldbeschichtung<br />
zulässt. Das gleiche Konzept wurde auch zum schnellen Nachweis von feline<br />
calicivirus (Katzenschnupfen) verwendet. [133] Im etablierten Konzept dient der<br />
Raman-Reporter gleichzeitig durch seine funktionelle Carboxylgruppe zur weiteren<br />
Biokonjugation mit Antikörpern. Der große Vorteil bei dem hergestellten Immuno-<br />
SERS-Marker ist die vollständige Bedeckung der Nanopartikeloberfläche mit Raman-<br />
Reportern gewesen, denn die SERS-Intensität ist im Vergleich zur unvollständig<br />
bedeckten Oberfläche höher. Ein zentraler Nachteil in diesem Konzept ist die<br />
sterische Hinderung bei einem vollständig ausgebildeten SAM, welche zur<br />
Verhinderung des nukleophilen Angriffs der Aminogruppen des Proteins auf die<br />
aktivierte Säuregruppe führen kann.<br />
Um das Problem zu lösen verwendeten Porter und Mitarbeiter 2008 eine gemischte<br />
SAM aus Raman-Reporter und einem Linker (succinimidyl propionate) für eine<br />
Bindung mit dem Antikörper. [133] Dadurch konnte der negative Effekt der sterischen<br />
Hinderung behoben werden aber durch die unvollständige Bedeckung der<br />
Oberfläche musste ein geringen Verlust von SERS-Intensität in Kauf genommen<br />
werden (Abbildung 2.5). Im selben Jahr wurde ein Konzept für die Herstellung einer<br />
hydrophil stabilisierten vollständigen SAM auf einem SERS-Substrate von der<br />
Arbeitsgruppe Schlücker publiziert. [39] In diesem Konzept handelt es sich um 4-TNB-<br />
Derivate, die mit unterschiedlich langem Ethylenglykoleinheiten verknüpft sind.Die<br />
Ethylenglykoleinheiten sorgen für eine bessere Wasserlöslichkeit der Nanopartikel.<br />
Das längere Molekül [4-TNB-TEG (Triethylenglykol)] besitzt eine funktionelle<br />
Carboxylgruppe, die der Biokonjugation zu Nutze kommt. Das kürzere Molekül [4-<br />
TNB-MEG (Monoethylenglykol)] hat am Ende eine Hydroxyl-Gruppe und kann keine<br />
späteren Bindungen mit Biomolekülen eingehen. In Abbildung 2.5 sind die zwei<br />
verschiedenen Konzepte gegenüber gestellt.<br />
Dieses Konzept basiert auf unterschiedlich langen hydrophilen Abstandshaltern<br />
(MEG und TEG), die den ausgebildeten SAMs drei verschiedene Besonderheiten<br />
verleihen können. Zum einen ist die Oberflächenbedeckung der Nanopartikel<br />
vollständig und es wird kein Signalverlust vorkommen. Zum anderen garantieren die<br />
hydrophilen Ethylen-Glykol-Einheiten mit der terminalen OH-Gruppe eine<br />
hervorragende Stabilisierung der Nanopartikel in wässrigen Pufferlösungen. Zum<br />
24
2 Theoretische Grundlagen<br />
dritten ermöglichen die längeren hydrophilen Ethylenglykol-Einheiten mit der<br />
terminalen COOH-Gruppe eine reibungslose Konjugation mit Proteinen.<br />
<br />
Abbildung 2.5: Die unvollständige Bedeckung von SAMs auf einem Gold-<br />
Nanopartikel (A). Vereinzelte Darstellung der Bindung von 4-TNB-Derivaten (B).<br />
Beide Moleküle können über deren Thiol-Ende kovalent an Gold binden. Die<br />
Unterschiede zwischen R r1 (4-TNB–MEG–OH) und R r2 (4-TNB–TEG–OH) sind die<br />
Anzahl der EG-Untereinheiten und auch die funktionellen Gruppen.<br />
2.3.2 Kopplung von IgG über Adapter-Proteine<br />
Die Bildung eines Antikörper-Antigen-Komplexes basiert auf schwachen Kräften, wie<br />
Van der Waals-Kräfte, Wasserstoffbrückenbindungen und hydrophoben<br />
Wechselwirkungen. [23, 134,135] Solche nicht kovalenten Kopplungen wurden zwischen<br />
weiteren Proteinen oder zwischen Proteinen und Vitaminen beobachtet. Diese<br />
Affinität zwischen Protein-Protein oder Protein-Vitamin wird besonders gut in der<br />
Nanodiagnostik genutzt. Somit kann eine zufällige und unspezifische kovalente<br />
Kopplung von Antikörpern an Nanopartikel verhindert werden.<br />
Streptavidin ist ein Protein, das von Bakterien der Spezies Streptomyces avidinii<br />
isoliert werden kann. Das Protein besteht aus vier identischen Untereinheiten, die<br />
dem Protein Molekülmasse von ca. 60 kDa verleihen. Die einzelnen Untereinheiten<br />
können mit hoher Affinität (femtomolare Konzentration) an jeweils ein Molekül Biotin<br />
binden. [136] Diese Besonderheit des Proteins wurde in zahlreichen standardisierten<br />
diagnostischen Verfahren und auch in der Nanodiagnostik verwendet. [137-139]<br />
25
2 Theoretische Grundlagen<br />
Protein A ist ein weiteres Protein mit einer Größe von 40-60 kDa, welches aus der<br />
Zellwand des Bakteriums Staphylococcus aureus stammt. Das Protein kann sehr<br />
spezifisch an die Fc-Domäne muriner Immunoglobuline (IgG), wie IgG 2a , IgG 2b und<br />
IgG 3 und menschliche IgG 1 , IgG 2 und IgG 4 , binden. [140-142] Das Protein A kann keine<br />
Bindung mit IgG 3 eingehen.<br />
Im Gegensatz zu dem Protein A bindet das von Gruppe C und G der Streptococcus<br />
Spezies stammende Protein G stark an IgG 3 . Die isolierten Proteine G von Gruppe G<br />
und C unterscheiden sich einerseits im Molekulargewicht und anderseits bei der<br />
Bindung an Humanes Serum Albumin (HSA). Von der G-Gruppe sind zwei wichtige<br />
Isoformen G148 (65 kDa) und G43 (40 kDa) bekannt. Das isolierte Protein G von der<br />
Gruppe C(C 40) hat eine Größe von 58 kDa. Während die zwei isolierten Proteine C<br />
40 und G148 eine Bindungsaffinität für IgG und HSA zeigen, bindet G43 nur an<br />
IgG. [143] Die Bindungsaffinität der zwei Proteine A und G an IgG unterschieden sich je<br />
nach Spezies der Säugetiere. Während Protein A keine Bindung an IgG 2a der Raten<br />
angeht, bindet sich Protein G stark daran. Die Bindungsaffinität des Proteins G bei<br />
Pferden, Rindern und Kaninchen ist stärker als bei Protein A. [144] Während Protein A<br />
eine optimale Bindung bei pH 8,2 zeigt, beträgt für die Bindung des Protein G, der<br />
optimale 5. [145-146] Die beiden Proteine können in einem neutralen bzw.<br />
physiologischen pH-Bereich eine gute Bindung mit dem Fc-Fragment von IgG<br />
eingehen. [144] 1986 wurde das Protein G codierende Gen von Guss et al. geklont.<br />
Dieselbe Arbeitsgruppe führte durch Genfusions-Technik das notwendige DNA-<br />
Material der unterschiedlichen Bakterien zusammen, um ein funktionsfähiges<br />
rekombinantes Protein A/G herstellen zu können. In diesem Design wurden für das<br />
rekombinierte Protein A/G sechs Bindestellen zur Bindung an die Fc-Fragmente von<br />
IgG vorgesehen. Hierfür wurden die codierenden Stellen, die für die Bindung des<br />
Proteins an HSA notwendig waren heraus geschnitten. Somit fehlt dem<br />
Fusionsprotein die Fähigkeit sich an HSA zu binden. Vorteile rekombiniertem Protein<br />
A/G sind die erweitere Bindungsaffinität bei den meisten Spezies der Säugetiere,<br />
sowie optimale Interaktion mit Fc-Fragmenten bei pH 5-8 zu nennen. Dieser Ansatz<br />
wurde in dieser Arbeit zur Beschichtung glasverkapselter SERS-Cluster eingesetzt.<br />
Durch die Beschichtung mit dem rekombinanten Protein steigert sich einerseits die<br />
Wasserlöslichkeit der Nanopartikel und zusätzlich werden IgG-Moleküle in einer<br />
optimalen Orientierung auf der Oberfläche der Nanopartikel gebunden. In Abbildung<br />
26
2 Theoretische Grundlagen<br />
2.6 sind die drei vorgestellten Konzepte zusammen gefasst. Nach der Beschichtung<br />
mit BSA, PEG oder Glas in allen vorgestellten Ansätzen wird die Quervernetzung mit<br />
Proteinen durchgeführt. Sun et al. verwendeten Glutaraldehyd für die direkte<br />
Kopplung der Nanopartikel mit Antikörpern. Bei S. Nie et al. und Schlücker et al.<br />
wurde s-NHS/EDC verwendet.<br />
Im Konzept von Schlücker et al. werden die Nanopartikel zuerst mit dem<br />
Adapterprotein eine kovalente Bindung eingehen und die Bindung mit den<br />
Antikörpern wird über das Protein A/G erfolgen.<br />
Abbildung 2.6: Unterschiedliche Modelle für die Stabilisierung von Immuno-SERS-<br />
Markern. [34,36,38]<br />
2.4 Blockierungsmethoden für Gewebeschnitte<br />
Das Prinzip der Bildung des Immunkomplexes basiert auf der Bindung zwischen<br />
Epitopen und Paratopen. Epitope sind die Stellen der Antigene, die von Antikörpern<br />
erfasst werden und in der Regel zwischen 8 bis 11 Aminosäuren lang sind. [147-148]<br />
Paratope sind die Erkennungsstellen der Antikörper, die mit Epitopen interagieren.<br />
Die Bindung zwischen Epitopen und Paratopen erfolgt über viele nichtkovalente<br />
27
2 Theoretische Grundlagen<br />
Kräfte, wie Wasserstoffbrücken, elektrostatische Bindungen, Van der Waals-Kräfte,<br />
und auch hydrophobe Wechselwirkungen. [146]<br />
Bei hydrophoben Wechselwirkungen spielen drei Aminosäuren, (Phenylalanin,<br />
Tyrosin und Tryptophan) eine sehr wichtige Rolle. Diese hydrophoben Aminosäuren<br />
neigen dazu sich im Wasser zu annähen. [149] Die Fixierung des Gewebe mit Formalin<br />
kann die Hydrophobizität des Gewebes steigern, indem sich die reaktiven Epsilonund<br />
Alpha-Aminosäuren miteinander verknüpfen. Besonders kann die erhöhte<br />
Hydrophobizität in Bindegeweben (Kollagen, Elastin und Keratine) beobachtet<br />
werden.<br />
Die murinen Immunoglobulin Sub-Klassen sind unterschiedlich hydrophob. IgG 3 und<br />
IgG 1 sind hydrophober als IgG 2 und IgG 4 . Die Lagerung der Antikörper erhöht die<br />
Hydrophobizität der Moleküle, was zur Aggregation und Polymerisation der<br />
Biomoleküle führt. Dies verursacht eine Minderung oder den Verlust der Immun-<br />
Reaktivität der Moleküle. [149] Mit elektrostatischen Bindungen sind die Bindungen<br />
zwischen der gegenüberstehenden ionisierten Seite der Antikörper und Antigene<br />
gemeint. Die typischen Bespiele dafür sind geladene Carboxyl- und Aminogruppen<br />
auf der Oberfläche des Epitopen und Paratopen. [134]<br />
Auch die schwachen Van-der-Waals-Kräfte zwischen Atomen und Molekülen, oder<br />
die Bildung der Wasserstoffbrücken leisten einen Beitrag zur Bildung des Immun-<br />
Komplexes. In Abbildung 2.7 sind alle genannten schwachen und nicht kovalenten<br />
Bindungen nebeneinander dargestellt.<br />
Die unspezifischen Bindungen kommen wegen derselben schwachen und nichtkovalenten<br />
Wechselwirkungen zustande. Diese Wechselwirkungen bestehen<br />
zwischen Proteinen mit Proteinen oder zwischen Proteinen mit<br />
Festphasenoberflächen. Mit den Festphasenoberflächen sind verwendete<br />
Materialien, wie Glas als Objektträger bei der Immunhistochemie, Polystyrolplatten<br />
bei ELISA oder Membranen beim Westernblot gemeint. Diese Interaktionen können<br />
zu falsch-positiven Ergebnissen führen. [150] In der Regel kann die Interaktion<br />
zwischen Antikörpern und Festphasenoberflächen mit geeigneten<br />
Blockierungslösungen behoben werden. Die Interaktionen von Antikörpern und<br />
Proteinen verursachen auch unspezifische Bindungen, die zur Verfälschung der<br />
Ergebnisse führen können. Antikörper erkennen oft Proteine mit einer zufälligen<br />
Ähnlichkeit oder Homologie zu den Zielproteinen.<br />
28
2 Theoretische Grundlagen<br />
Abbildung 2.7: Die wichtigen schwachen Wechselwirkungen, die zur Bildung von<br />
Immun-Komplexen führen sind : Wasserstoffbrücken, Van-der-Waals-Kräfte,<br />
hydrophobe und ionische Wechselwirkungen. [153]<br />
Diese Reaktion der Antikörper mit nicht relevantem Antigen wurde als Kreuzreaktion<br />
bezeichnet. [150] Mit der Optimierung der Antikörperkonzentrationen, Einsatz der<br />
geeigneten Blockierungslösungen oder manchmal durch die Wahl eines anderen<br />
Antikörpers kann das Problem zum Teil behoben werden. [146] In der medizinischen<br />
Diagnostik werden eine genaue Quantifizierung des Fehlers und Wiederholungen mit<br />
anderen Methoden empfohlen. [151]<br />
Die Genauigkeit der Quantifizierung im ELISA-Verfahren ist stark abhängig von der<br />
Menge der Analyten. Im Zwei-Schritt-Immunoassay werden zuerst Analyten mit<br />
immobilisierten Fänger-Antikörpern in Verbindung gebracht und erst nach dem<br />
Waschen wird der Detektionsantikörper dazu gegeben.<br />
Die gemessenen Signale sind direkt proportional Menge der Analyten. Nach der<br />
Sättigung der Antikörper mit Analyten werden die steigenden Werte in ein Plateau<br />
übergehen. Bei dem Ein-Schritt-Immunoassay werden die Analyten und Antikörper<br />
gleichzeitig miteinander vermischt. Die sehr hohe Konzentration der Analyten sättigt<br />
den Antikörper und verhindert die Bildung des Immunkomplexes. Dieses falschnegative<br />
Resultat ist als Hook-Effekt, oder auch „High-Dose Hook Effekt“, bekannt<br />
(Abbildung 2.8). [152,153]<br />
Die Durchführung der parallelen Messungen von verschiedenen Verdünnungen der<br />
Probe (Antigen) kann auf einen vorliegenden Hook Effekt hinweisen.<br />
29
2 Theoretische Grundlagen<br />
Abbildung 2.8: A) Schematische Darstelllung eines Sandwich ELISAs: Je mehr<br />
Analyt vorhanden ist, desto mehr Messsignal wird erzeugt. B) Hook-Effekt. Das<br />
Messsignal könnte als Analytkonzentration x oder y interpretiert werden. [152]<br />
Die unspezifischen Bindungen in der Immunhistochemie und bei Westernblot werden<br />
auch als Hintergrundfärbung bezeichnet. In der Abbildung 2.9 wurde beispielhaft die<br />
Hintergrundfärbung bei der Immunhistochemie und einem Westernblot<br />
gegenübergestellt. In der immunhistochemischen Abbildung handelt es sich um die<br />
Detektion der p63-positiven Basalzellen während der Einstellung der<br />
Inkubationszeiten. Wie in Abbildung 9A ersichtlich, sind gewisse<br />
Hintergrundfärbungen bei Stroma und Epithelium vorhanden.<br />
Abbildung 2.9: Lokalisierung von p63-positiven Basalzellen (A).Durch die längere<br />
Inkubation mit dem Detektionsantikörper wurden auch die Epithelzellen und das Stroma<br />
mit gefärbt(A). Die Westernblot-Analyse von ß-Aktin mit einer Größe von 43 kDa, (B). Die<br />
Westernblot-Analyse von EGFR mit einer Größe von 170 kDa (C). Die Zielbande wurde<br />
geschnitten und in einem roten Rahmen separiert (C unten). Die Experimente B und C<br />
wurden an der <strong>Universität</strong> Bonn durchgeführt.<br />
30
2 Theoretische Grundlagen<br />
Diese Hintergrundfärbungen wurden nach Optimierung der Inkubationszeit<br />
vollständig beseitig. Die Ergebnisse von Westernblot sind aber nach den<br />
vollständigen Optimierung ermittelt wurden. Während beim für ß-Aktin durchgeführte<br />
Westernblot keine Hintergrundfärbung zu sehen ist, zeigt der Westernblot von EGFR<br />
viele unspezifische Bindungen. Daher werden in den meisten Publikationen nur die<br />
notwendigen Banden herausgeschnitten und gezeigt. Der Grund für das<br />
unterschiedliche Ausmaß der Hintergrundfärbungen zwischen ß-Aktin und EGFR<br />
können unspezifische Bindungen der verwendeten primären oder sekundären<br />
Antikörper sein.<br />
Wie schon Niels Kaj Jerne, der Gewinner des Nobelpreises für Medizin oder<br />
Physiologie 1984, in seinem Vortrag zur Preisverleihung sagte: “jeder Antikörper ist<br />
multispezifisch“. [146]<br />
2.5 Antigendemaskierungsmethoden für Gewebeschnitte<br />
Der Verdacht auf Krebs soll mit immunhistologischen Untersuchungen bestätigt<br />
werden. Daher werden von Patienten zuerst Gewebeproben entnommen. Um die<br />
Proben für längere Zeit aufbewahren zu können, sollten sie fixiert werden. Eine gut<br />
etablierte Methode dafür ist die Formalin-Fixierung mit anschließender Paraffin-<br />
Einbettung. Formalin-Lösungen beinhalten Aldehyde, die zu Quervernetzung der<br />
Proteine führen. Dadurch gehen in der Regel 85% von der Sekundär- und<br />
Tertiärstruktur der Proteine verloren. Eine spätere Detektion in diesem Zustand ist<br />
schlecht durchführbar. [23] Durch die Antigendemaskierungsmethoden oder Antigen-<br />
Retrieval kann zum großen Teil die verlorene Sekundär- und Tertiärstruktur der<br />
Proteine wieder hergestellt werden. Dadurch wird das räumliche Ladungsmuster, das<br />
in Abbildung 2.7 gezeigt wurde wieder hergestellt. Für die „Antigendemaskierung“<br />
wurden bisher verschiedene Methoden etabliert, die in zwei Kategorien unterteilt<br />
werden können. Erste Methode ist das Hitze-induzierte Antigen-Retrieval (engl. Heat-<br />
Induced antigen (Epitope) Retrieval, abgekürzt HIER. Bei der zweiten Methode<br />
werden verschiedene Enzyme zur Verdauung der fixierten Proteine eingesetzt. Die<br />
Demaskierung mit Hitze in wässrigen Puffern wird häufiger als die anderen Methoden<br />
verwendet. Dabei werden die Gewebeproben mit verschiedenen Puffern (häufig<br />
Citrat oder EDTA) und bei verschiedenem pH mit Hitze (Dampf oder Mikrowelle) oder<br />
Mikrowelle behandelt. [154] Die HIER-Methode wurde zum ersten Mal 1991 von Shi et<br />
al. basierend auf der Arbeit von Fraenklen vorgestellt. [155] 1948 hat Fraenklen mit<br />
31
2 Theoretische Grundlagen<br />
seinen Untersuchungen belegt, dass durch Hitze und alkalische Hydrolyse eine<br />
reversibel Auflösung der durch Formalin gebildete Bindungen möglich ist. [156,157] Die<br />
genaue Wiederherstellung der Strukturen ist bis heute nicht geklärt worden. Eine<br />
Hypothese besagt, dass die feuchte Hitzebehandlung bei löslichen und<br />
blockierenden Proteinen eine Extraktion und Fällung verursacht. Nach der<br />
Rehydratation des Gewebes können die Antikörper leichter penetrieren. [158]<br />
Protease-induziertes Epitope Retrieval (eng. Protease-induced epitope retrieval) oder<br />
abgekürzt PIER. Diese Methode wurde 1975 vor der Entwicklung von HIER von<br />
Huang etabliert. [159] Für die Verdauung des Gewebes wurden verschiedene Enzyme,<br />
wie Proteinase K, Pronase, Trypsin, und Pepsin verwendet. Die Spaltung der Peptide<br />
mittels Enzym ist unspezifisch, denn dadurch können die Epitopen verloren bzw.<br />
beschädigt werden. [23,160,161]<br />
32
3 Kenntnisstand<br />
3 Kenntnisstand<br />
Die Anwendungen der Nanotechnologie in verschiedenen Bereichen, wie Forensik,<br />
Landwirtschaft und Medizin erlangen zunehmend an Bedeutung. Allein die<br />
Applikationen der Nanomedizin können in verschiedene Kategorien, wie<br />
Gentherapie, Transport von Medikamenten, Einsatz als Kontrastmittel bei Imaging<br />
und die Detektion von Biomolekülen in der Diagnostik unterteilt werden. [162-165] Im<br />
Besonderen wird mesoporöses Silica wegen des Verhältnisses der Oberfläche zum<br />
Volumen für Diagnostik und Transport von Medikamenten eingesetzt. Ein Gramm<br />
von diesen Nanopartikeln (NP) hat ein Volumen von ca. 1 cm 3 und bietet ca. 1000 m 2<br />
Oberfläche. [166] Durch den Einsatz der Nanopartikel werden die notwendigen<br />
Reaktionszeiten verkürzt und die Sensitivität der Messung drastisch erhöht. Die<br />
erhöhte Sensitivität mittels Nanotechnologie erlaubt z.B. die Existenz eines einzelnen<br />
Zytokin-Moleküls nachweisen. [167] Während ein Standard-Elisa mehreren Stunden<br />
Zeit in Anspruch nimmt und eine limitierte Sensitivität bietet, kann die<br />
Nanotechnologie sogar innerhalb einiger Minuten ein hochsensitives Resultat ohne<br />
Lesegerät und Vorort ermöglichen. [168] Über die Beschreibung von vollständigen<br />
Applikationen der Nanopartikel wurden viele Publikationen und Bücher geschrieben.<br />
Daher ist es in diesem Abschnitt nur möglich, einige wichtige Publikationen zur<br />
Lokalisierung und Quantifizierung der Proteine mittels SERS-Mikroskopie zu<br />
beschreiben. Dazu sollen vor allem Komponenten eines SERS-Markers kurz<br />
beschrieben werden. Im nächsten Abschnitt werden diese Beschreibungen<br />
ausführlicher erklärt.<br />
3.1 Komponenten eines SERS-Markers<br />
Der SERS-Marker besteht aus mindestens zwei Komponenten, einem Kern aus<br />
Edelmetall und einer Schicht aus organischen Molekülen, die im Idealfall kovalent an<br />
die Oberfläche des Edelmetalls gebunden sind. Dieses Konstrukt wird oft mit Glas<br />
[Tetraethoxysilan bzw. Si(OC 2 H 5 ) 4 ] oder einem Protein, wie z.B. BSA, zum Schutz<br />
des Markers verkapselt. Das Verkapselungsmaterial kann als dritte Komponente<br />
angesehen werden. Die eingesetzten metallischen Nanopartikel als SERS-Substrat<br />
zeigen in Publikationen Unterschiede in Form, Beschaffenheit und Größe.<br />
Voraussetzung zur Erzeugung des SERS-Signals ist, dass die Nanopartikel kleiner<br />
sein sollen als die Wellenlänge des einfallenden Lichts. Der Abstand der Moleküle<br />
zur Metall-Oberfläche spielt für die Verstärkung des Raman-Effektes eine sehr<br />
33
3 Kenntnisstand<br />
wichtige Rolle. Für die Erzeugung eines intensiven SERS-Signals sind die Raman-<br />
Moleküle im optimalen Fall kovalent an die Nanopartikel gebunden oder sie liegen in<br />
unmittelbarer Nähe der Oberfläche des Edelmetals. Idealerweise können Raman-<br />
Marker über deren z. B. Aryldisulfid bzw. –thiol Reste eine kovalente Bindung mit<br />
dem Edelmetall eingehen. Die gebildete Schicht der organischen Moleküle wird<br />
selbstanordnende Monolage (engl.; SAM self assembled monolayer) genannt. In<br />
Abbildung 3.1 wurden zwei verschiedene SERS-Marker, die in der Arbeitsgruppe<br />
Schlücker entworfen wurden, dargestellt. Es handelt sich bei 3.1A um hydrophil<br />
stabilisierte SERS-Partikel, die durch Ethylenglykoleinheiten stabilisiert sind. In<br />
diesem Konzept wird das Antikörpermolekül an dem längeren Molekül mit der<br />
Carboxyl-Gruppe am Ende gebunden. Abbildung 3.1B zeigt schematisch<br />
glasstabilisierte SERS-Nanopartikeln.<br />
Abbildung 3.1: Darstellung von hydrophilstabilisierten SERS-Nanopartikel (A). Mono- und<br />
Triethylenglykol sind mit 4-TNB verknüpft und bilden unterschiedlich lange Moleküle.<br />
Schematische Darstellung eines glasverkapselten SERS-Markers (B), der im Kern aus<br />
Gold besteht. Darauf sind Raman-Marker adsorbiert, die eine selbstanordnende Monolage<br />
bilden. Eine Glashülle schützt das Konstrukt.<br />
3.2 Anwendungen der SERS-Marker in der Immunhistochemie<br />
Über die immunhistologische Applikation von Immuno-SERS-Nanopartikel-<br />
Konjugaten sind nicht viele Publikationen vorhanden. Einerseits ist diese Methode<br />
sehr jung und anderseits benötigt die Methode diverse Einstellungen und verlangt<br />
viel Fachwissen, um störende Probleme zu erkennen und zu beseitigen. Wie bereits<br />
34
3 Kenntnisstand<br />
in der <strong>Einleitung</strong> erwähnt, wurde der Machbarkeitsnachweis der SERS-Mikroskopie<br />
zum ersten Mal 2006 von Schlücker und Mitarbeitern zur Lokalisierung der PSApositiven<br />
Epithelzellen bei Prostatagewebeschnitten mit ca. 60 nm großen<br />
Gold/Silber-Nanoschalen als SERS-Substrat eingesetzt (Abbildung 3.2).<br />
Abbildung 3.2: Mikroskop-Aufnahme eines Gewebeschnittes (links) und<br />
punktuelle Darstellung der aufgenommenen Spektren (rechts) im Epithel (A-<br />
C), Stroma (D) und (E) Lumen.<br />
2007 gelang Sun et al. der Zwei-Farben/1-Target-Nachweis Nachweis von PSA in<br />
Prostatagewebe. Es wurden für die Detektion von PSA zwei unterschiedliche<br />
Raman-Markeraggregate verwendet. Die kleinen Aggragate wurden COINs<br />
(composite organic-inorganic nanoparticles) genannt (Abschnitt 2.2). [34] Mit dem<br />
Einsatz von Aggregaten (COINs) konnte die Arbeitsgruppe Sun im Vergleich zum<br />
den ersten Experimenten (proof-of-concept) aus 2006 mehr SERS-Signal<br />
detektieren. [29] Schließlich verleihen die Aggregate durch plasmonische<br />
Feldverstärkung eine enorme Signalintensität, die von Gold/Silber-Nanoschalen nicht<br />
zu erwarten sind. In Abbildung 3.3 ist das Ergebnis dieser Untersuchung dargestellt.<br />
Mit dem Einsatz von Aggregaten kann zwar mehr SERS-Intensität erzeugt werden,<br />
allerdings hängt der Erfolg bei immunhistochemischen Färbungen mittels SERS-<br />
Mikroskopie von mehreren Faktoren ab. Die Qualität der Bildgebung bei der SERS-<br />
Mikroskopie hängt von Faktoren, wie der Anzahl der SERS-Marker, der<br />
Antigendemaskierungsmethode und der Inkubationszeit sowie dem verwendeten<br />
Blockierungspuffer ab. Das Problem mit der schlechten immunhistochemischen<br />
Färbung (unspezifischen Bindungen und fehlende flächendecken SERS-Signale)<br />
untersuchte die Gruppe ca. anderthalb Jahre später und sie fand auch einen<br />
mathematischen Ansatz (Datenprozessierung) zur Nachbesserung des Problems. [35]<br />
35
3 Kenntnisstand<br />
Abbildung 3.3: Simultane PSA-Antigen-Lokalisierung mit zwei unterschiedlichen<br />
Ramanmarkierten COINs. Im Weißlichtbild (A) wurden die unterschiedlichen Bereiche der<br />
Prostatadrüse (S: Stroma, E: Epithel und L: Lumen) gezeigt. In B wurde oben das überlagerte<br />
Raman-Spektrum der beiden COINs nach Messung an einem Punkt gezeigt. Unten sind die<br />
vereinzelten Raman-Spektren der COINs sowie die detektierte Autofluoreszenz des Gewebes<br />
dargestellt. In Abbildung C wurde die Lokalisierung der PSA-Proteine nach Überlagerung der<br />
ermittelten SERS-Signale dargestellt. Die farbigen Punkte stellen die PSA-positiven Proteine<br />
und die grauen Punkte die PSA-negativen Bereiche dar. [34]<br />
In Abbildung 3.4 wurde die Färbung des Gewebes nach der Behandlung mit α-PSAgebundenen<br />
COINs und die Auswertung mit dem Matlab-Programm zusammen<br />
gefasst. Der Autor hat zwei benachbarte Gewebeschnitte für die Färbung mit Immun-<br />
SERS-Nanopartikel-Konjugaten und Fluorszenz-Farbstoffe verwendet. Da die<br />
Behandlung der Gewebeproben sowie die Ergebnisse und mathematischen<br />
Auswertungen in der Darstellung ähnlich sind, wird hier nur die SERS-Färbung<br />
abgebildet, um das Vorgehen so einfach wie möglich beschreiben zu können.<br />
Zur Ermittlung des gemessenen Spektrums wurde eine Linearkombination aus drei<br />
Komponenten gefittet: 1. Das Referenzspektrum des entsprechenden Reporters<br />
(COINs) 2. repräsentative Autofluoreszenz des Gewebes 3. Eine Polynomfunktion<br />
mit freien Parametern, um unbekannte Variationen der Autofluoreszenz zu<br />
berücksichtigen. Der Fit wurde als lineare Regression kleinster Quadrate<br />
durchgeführt. Aus dem Anteil des Referenzspektrums am gemessenen Spektrum<br />
wurde die Signalintensität ermittelt. [35] Abbildung 3.4 A stellt das Weißlichtbild des<br />
untersuchten Gewebes dar. Die ermittelten Falschfarbenbilder (Rohdateien) sind in<br />
dieser Publikation nicht dargestellt. In Abbildung 3.4 B wurde das ermittelte SERS-<br />
Signal nach der Berechnung mit dem Matlab-Programm dargestellt. Bei dieser<br />
Berechnung wurde zunächst das Verhältnis des Signals zu den Hintergrund-Signalen<br />
ermittelt. [35]<br />
36
3 Kenntnisstand<br />
Abbildung 3.4: Weißlichtbild (A), gefittetes Spektrum des Immuno-SERS-<br />
Nanopartikel-Konjugates (B), Darstellung des Falschfarbenbildes nach der Berechnung<br />
des Verhältnisses von Signalen durch Hintergrund-Signale (C), Darstellung eines<br />
binären Bildes nach punktueller Definition der Pixel als negativ oder positiv (D). [35]<br />
In diesem Zusammenhang wurde das durchschnittliche Signal im Epithel (in dem<br />
PSA exprimiert ist) wird durch das durchschnittliche Signal vom Stroma (PSAnegativ)<br />
geteilt. Da die Hintergrundbeiträge bei Erstellung der Spektren durch einen<br />
Algorithmus eliminiert wurden, werden weitere Signale, wie z.B. unspezifische<br />
Bindungen als Hintergrundsignale angesehen und eliminiert. Nach dieser<br />
Berechnung wurde die Abbildung 3.4 C erstellt, welche gar keine unspezifischen<br />
Bindungen zeigt. Im zweiten Schritt werden einzelne Pixel abhängig von deren<br />
Signal-Intensität als positiv oder negativ klassifiziert, um ein binäres Bild darstellen zu<br />
können. Nach dieser Einstufung wurde die Abbildung 3.4 D erzeugt. Diese Strategien<br />
und Berechnungen wurden zur visuellen Eliminierung der unspezifischen Bindungen<br />
und zur Erstellung einer flächendeckenden Färbung angewendet.<br />
Sechs Monate nach dieser Publikation veröffentlichte dieselbe Arbeitsgruppe ein 3-<br />
Farben-Multiplexing auf Gewebeschnitten. [169] Die Gruppe verwendete dasselbe<br />
Konzept für die Darstellung der binären Bilder und detektierte auf dem<br />
Gewebeschnitt damit Proteine, wie PSA und Zytokeratin-18, aber auch DNA. Die<br />
Autoren haben die an PSA gebundenen Immuno-SERS-Nanopartikel-Konjugate als<br />
AOH-PSA und die an Zytokeratin-18 gebundenen Immuno-SERS-Nanopartikel-<br />
37
3 Kenntnisstand<br />
Konjugate, BFU-CK18 genannt. Die DNA wurde mit einem Fluoreszenz (YOYO)<br />
gefärbt. Das Weißlichtbild wurde in Abbildung 3.5A und die gemessene SERS-<br />
Spektren in Abbildung 3.5B dargestellt. Die drei einzelnen Bilder wurden mit<br />
gleichem Vorgehen wie in Abbildung 3.4 beschrieben dargestellt (in Abbildung 3.5).<br />
In Abbildung 3.5D wurde auch ein überlagertes Bild von drei SERS-Färbungen<br />
dargestellt.<br />
Abbildung 3.5: Weißlichtbild (A), gefittetes Spektrum der SERS-Nanopartikel (B),<br />
Darstellung der binären Bilder nach Berechnung der Verhältnisse von Signalen durch<br />
Hintergrunde (in rot, grün und blauer Farbe) und Überlagerung der drei binären Bilder (D).<br />
Hinsichtlich einiger Probleme bei diesem Konzept gibt es Nachbesserungs- bzw.<br />
Lösungsbedarf. Vor allem werden die Daten zum Teil beliebig verändert um das<br />
Ausmaß der unspezifischen Bindungen niedrig zu zeigen. In der Standard-<br />
Immunhistochemie werden unspezifische Bindungen durch die Einstellung der<br />
Inkubationszeiten und die Auswahl der Blockierungspuffer minimiert oder beseitigt.<br />
Zur Darstellung des Falschfarbenbildes wurde in diesem Konzept das Matlab-<br />
Programm eingesetzt. Nach Verwendung dieses automatischen Programms ist noch<br />
eine Quantifizierung der Signale möglich. Dieses Konzept erlaubt dem Anwender bei<br />
der Erstellung der binären Bilder (beim zweiten Schritt) zu entscheiden, welches<br />
Signal als positiv oder negativ eingestuft werden darf. Nach einer Einstufung der<br />
Signale als positiv oder negativ in diesem Verfahren geht die Quantifizierbarkeit der<br />
SERS-Messungen, die wegen der fehlenden Signalamplifikation vorteilhaft wäre,<br />
völlig verloren. In Abbildung 3.4D oben wurde eine Skala-Bar dargestellt, die anhand<br />
der Signalintensität von schwarz bis rot variiert. Die rote Farbe auf dem Gewebe ist<br />
38
3 Kenntnisstand<br />
schon nach den Berechnungen monoton geworden und es gibt keine Variation der<br />
Signalintensität. Die Expression des PSA-Proteins steht unter dem Einfluss der<br />
Therapie und hängt auch von den Stadien der Erkrankung ab. Nach einem<br />
derartigen Vorgehen weisen die Gewebeschnitte die gleiche Färbungsqualität auf,<br />
nämlich entweder schwarz oder rot. In Abbildung 3.5D können bei einzelnen binären<br />
Bildern vor der Überlagerung der Bilder, deutlich unspezifische Bindungen auf dem<br />
Stroma gesehen werden (rote Pfeile), die nach der Überlagerung der Bilder nicht<br />
mehr vorhanden sind. In der Publikation wurde nicht klar gestellt, wieso diese Signale<br />
nach der Überlagerung fehlen. [169]<br />
Zur Erinnerung muss gesagt werden, dass diese Technologie ursprünglich für<br />
Pathologen zur Erleichterung bei der Begutachtung von Tumoren entwickelt wurde.<br />
Die Pathologen konzentrieren sich dabei nicht nur auf einen Teil der Drüse, sondern<br />
untersuchen mehrere Übersichtsfelder um eine Diagnose zu stellen. Mit der<br />
Standard-Immunhistochemie kann ein Pathologe viel schneller und präziser die<br />
Diagnose für den Patienten stellen. Allein für die Darstellung des binären Bildes in<br />
Abbildung 3.4 wurden 900 Punkte (Pixel) vereinzelt als positiv oder negativ<br />
klassifiziert. Die Abbildung 3.5 erfordert eine Begutachtung und Klassifizierung von<br />
sogar 2500 Punkten für ein einzelnes untersuchtes Antigen. Insgesamt wurden 7500<br />
Punkte für die ganze Abbildung begutachtet. Eine solche Begutachtung der Signale<br />
durch Pathologen ist sehr zeitaufwendig und recht fehleranfällig. Das bedeutet, dass<br />
die benötigte Zeit zur Datenauswertung eines Patienten mittels dieses Konzepts<br />
mehrere Tage beträgt. Zeit, die sich die Mediziner oder Patienten nicht leisten<br />
können. Eine vollständige Automatisierung kann es bei diesem Konzept nicht geben,<br />
da die Drüsen im Prostatagewebe sehr unterschiedliche Formen haben und die<br />
Expression der Proteine sogar in benachbarten Schnitten sehr unterschiedlich sein<br />
können.<br />
In der vorliegenden Arbeit wurde nur eine Software (Paint.NET) für die Überlagerung<br />
der Falschfarbenbilder benutzt, weil zurzeit die Überlagerungsfunktion beim<br />
eingesetzten Mikroskop (WITec-Software) fehlt. Die Bindungsaffinität der Antikörper<br />
wurde als Maßstab für positive oder negative Anbindungen festgelegt. Bei allen<br />
Abbildungen in dieser Arbeit stammen die Signale aus Nanopartikeln, die tatsächlich<br />
vorhanden sind.<br />
39
3 Kenntnisstand<br />
3.3 Anwendungen der SERS-Marker in Immunoassays<br />
SERS-markierte Antikörper wurden auch auf Grund ihres hohen Potentials zur<br />
Vielfarbendetektion in SERS-Immunoassays eingesetzt. Bei SERS basierten<br />
Immunoassays im Vergleich mit z.B. Fluoreszenz-Immunoassays kann durch<br />
Auswahl der geeigneten Marker die Überlappung der verschiedenen Signale<br />
verhindert und somit die Vielfarbendetektion ermöglicht werden.<br />
Der erste Sandwich-Immunoassay mit SERS als Auslese/Detektions-Methode wurde<br />
1989 von Rohr und seinen Mitarbeitern etabliert. [170] In diesem Konzept diente ein<br />
dünner rauer Silberfilm als SERS-Substrat und die Detektionsantikörper tragen als<br />
Farbstoff p-Dimethylaminoazobenzol (DAB).<br />
Abbildung 3.6: Etablierter SERS-Sandwich-Immunassay von Rohr et al. zur<br />
Detektion von TSH. Der Silberfilm verleiht die notwendige elektromagnetische<br />
Feldverstärkung für die Erzeugung des SERRS-Signales. [170]<br />
Mit dessen oberflächen-verstärkter Resonanz-Raman-Streuung (SERRS) konnte die<br />
Menge von Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH) ermittelt werden. [170]<br />
Porter et al. haben 1999 vom ersten Simultannachweis von zwei Antigenen durch<br />
SERS-Immunassay berichtet. [131] In diesem Konzept wurden polyklonalen Antikörper<br />
von drei Spezies (Raten, Kaninchen und Ziege) verwendet. Die Ziege anti Ratten<br />
und Ziege anti Kaninchen wurden als Fänger-Antikörper auf Goldoberfläche<br />
immobilisiert. Dieselben polyklonalen Antikörper wurden als Detektionsantikörper auf<br />
das SERS- Substrat (30 nm Gold- Nanopartikel) aufgebracht. In diesem Konzept<br />
wurden die Immunoglobulin-Moleküle der drei Spezies als Antigen verwendet. Nach<br />
Bildung des Immunkomplexes soll durch räumliche Nähe der Nanopartikel und<br />
Goldoberfläche eine elektromagnetische Feldverstärkung zustande kommen. Die<br />
40
3 Kenntnisstand<br />
Wahl eines großen Moleküls, wie Immunglobulin als Antigen sollte zur Erleichterung<br />
der Detektion führen, weil so ein Molekül viele Epitopen zur Erkennung durch<br />
polyklonalen Fänger und Detektionsantikörper bietet. Die Sensitivität dieses<br />
Konzepts lag gegen den Erwartungen bei 10 -9 mol/l. Als Gründe für diese niedrige<br />
Sensitivität können die Bildung der unvollständigen Submonolage auf SERS-Substrat<br />
und der ungewöhnliche Umgang mit den Antikörpern genannt werden. Nach der<br />
Immobilisierung der Fänger-Antikörper auf der Goldoberfläche wurde diese mit<br />
Wasser gewaschen und unter Argongas bis zur weiteren Verwendung getrocknet<br />
und aufbewahrt. In Abbildung 3.7 ist die etablierte Methode von Porter et al.<br />
schematisch dargestellt.<br />
Abbildung 3.7: Zuerst wurden die Fänger-Antikörper auf goldbeschichtetem Glas<br />
immobilisiert. Danach wurde die Oberfläche mit einer Lösung von zwei<br />
verschiedenen Antigenen blockiert. Am Ende wurden zwei verschiedene Immuno-<br />
SERS zur Bildung des Immunkomplexes mit abgefangenen Antigenen durch<br />
Blockierung in Verbindung gebracht. [131]<br />
Etwa vier Jahre später verbesserten Porter et al. beide Hindernisse im alten Konzept<br />
und konnte in einem auf SERS basierten Immunassay eine femtomolare Detektion<br />
(ca.1 pg/ml) des prostataspezifischen Antigens (PSA) demonstrieren. Die<br />
Verbesserung bei dem hergestellten SERS-Substrat wurde in Abbildung 3.8<br />
dargestellt. Im verbesserten Konzept wurden die Nanopartikel zuerst mit einer<br />
vollständigen Monolage aus 4-Nitro-2-Mercaptobenzoesäure bedeckt. Die Detektor-<br />
Antikörper wurden danach direkt an die Raman-Reporter-Moleküle konjugiert. Bei der<br />
41
3 Kenntnisstand<br />
Immobilisierung der Fänger-Antikörper wurde auch auf das Trocknen der Antikörper<br />
verzichtet.<br />
Abbildung 3.8: Schematische Darstellung von Komponenten des SERS-Markers<br />
im verbesserten Konzept von Porter et al. [33]<br />
Basierend auf diesem Konzept erschienen noch einige Publikationen. Eine viel<br />
versprechende Publikation zur Detektion von PSA in niedrigen Konzentrationen (ca.1<br />
pg/ml) wurde 2010 von Jung et al. veröffentlicht. [171]<br />
Abbildung 3.9: Schematische Darstellung vom Sandwich-Immunassay. DSNB-<br />
Moleküle wurden in diesem Konzept für kovalente Kopplung mit Antikörpern<br />
vorgesehen. Nach Bildung vom Immunkomplex wird eine Verstärkung bei SERS-<br />
Intensität von beiden Raman-Reportern (R6G und DSNB) erwartet. [171]<br />
In dieser Publikation wird ein Glasobjektträger mit APTMS (3-aminopropyl<br />
trimethoxysilane) funktionalisiert und danach mit Goldnanopartikeln beschichtet<br />
(Abbildung 3.9). Auf dieser Beschichtung wird der Fänger-Antikörper immobilisiert.<br />
Die Detektions-antikörper werden in diesem Konzept kovalent an DSNB 5,5’-<br />
Dithiobis (succinimidyl-2-nitrobenzoesäure) gebunden. Der SERS-Marker trägt auch<br />
42
3 Kenntnisstand<br />
gleichzeitig die Rhodamin 6G-Moleküle, die eigentlich das notwendige Signal<br />
gemeinsam mit DSNB zur Detektion generieren sollen. In der negativen Kontrolle<br />
konnte nur das Signal von DSNB beobachtet werden. [171]<br />
Ein eleganter Einsatz von Aggregaten im Sandwich-Immunassay wurde 2009 von<br />
Song et al. publiziert. In diesem Konzept wurde der Glasobjektträger mit den Silber-<br />
Aggregaten für die spätere Kopplung mit Fänger-Antikörpern beschichtet. [172] Der<br />
Glasobjektträger wurde zuerst mit PDDA [Poly(diallyldimethylammoniumchlorid)]<br />
behandelt, um der Glasoberfläche eine positive Ladung zu verleihen. Die<br />
Beschichtung mit Silber-Aggregaten kommt durch elektrostatische Wechselwirkung<br />
zustande. Die Immuno-SERS-Nanopartikel-Konjugate (Goldaggregate) sollen nach<br />
Angaben der Autoren in kontrollierbarer Größe herstellbar sein. Die gebildeten Gold-<br />
Aggregate sind mit Raman-Reporter 4-Mercaptobenzoesäure markiert und<br />
generieren ein stärkeres SERS-Signal im Vergleich mit bisherigen SERS-Substraten.<br />
In Abbildung 3.10 wurde das Konzept schematisch dargestellt.<br />
Abbildung 3.10: Schematische Darstellung vom SERS-Immunassay von Cui et al,.<br />
AgNP steht für aggriegierte Silberpartikel, AuNP steht für aggriegierte<br />
Goldnanopartikel. Als Ramanmarker wurde 4-MBA verwendet. [172]<br />
Mit Einsatz der kleinen Aggregate konnte die Konzentration des humanen<br />
Immunoglobulin in Form einer Standardreihe von 100 ng pro Milliliter bis zu 100 fg<br />
pro Milliliter ermittelt werden.<br />
2011 wurden die glasverkapselten Gold-Clustern als SERS-Substrat für Immun-<br />
Detektion in der Arbeitsgruppe Schlücker eingesetzt. Sie sind in der Lage, als<br />
43
3 Kenntnisstand<br />
einzelne Nanopartikel innerhalb 30 Millisekunden genügend Signal zur Detektion zu<br />
generieren. Das ist mit Abstand die kürzeste Belichtungszeit, die bisher zur<br />
Ermittlung des einzelnen Partikel-Signals eingesetzt wurde.<br />
Die Verkapselung der Nanopartikel mit Glas wurde 2003 von S. Nie und M. J. Natan<br />
entwickelt. [173-174] Das Ziel der beiden Gruppen war es Stabilität und Schutz des<br />
SERS-Substrat gegen chemische und physikalische Änderungen der Umgebung zu<br />
gewährleisten. Diese und auch weitere Publikationen konzentrieren sich auf die<br />
chemischen und physikalischen Eigenschaften des glasverkapselten SERS-<br />
Substrats. In der Tat wurde die biologische Applikation der glasverkapselten NP<br />
selten demonstriert. [199] Ein möglicher Grund für den seltenen Einsatz der<br />
glasverkapselten Nanopartikel im Immunassay liegt an deren starker Neigung zur<br />
Bildung von unspezifischen Bindungen.<br />
Chau et al. veröffentlichte 2010 eine Publikation über die immunbasierte Detektion<br />
von einzelnen Bakterien (Staphylococcus aureus) mit Einsatz der glasverkapselten<br />
Goldaggregate. Der Autor nannte das SERS-Substrat NAEB (Nanoaggregate<br />
embedded bead) und verwendete für die Detektion den Einzeldomänenantikörper<br />
anstatt Immunoglobulin. In dieser Publikation wurde nur die SERS-Bildgebung von<br />
einer einzelnen Zelle gezeigt und es wurde keine negative Kontrolle durchgeführt. [175]<br />
In der vorliegenden Arbeit wurden die glasverkapselten Nanopartikel zuerst mit<br />
synthetischem Protein A/G beschichtet. Das Protein A/G spielt als ein Adapterprotein<br />
zur Bindung an Immunglobuline eine Rolle. Dadurch wurde die spezifische Bindung<br />
der Antikörper-SERS-Nanopartikel-Konjugate erheblich verbessert und gleichzeitig<br />
die unspezifischen Bindungen vermindert.<br />
44
4 Material und Methoden<br />
4 Material und Methoden<br />
4.1 Chemikalien und Puffer<br />
Die folgenden Chemikalien wurden von Sigma-Aldrich erworben<br />
- (3-Aminopropyl) trimethoxysilan<br />
- Ammoniaklösung<br />
- Bernsteinsäureanhydrid<br />
- Cäsiumchlorid<br />
- N,N-Dimethylformamid<br />
- 1-Ethyl-3-(3-dimethylaminopropyl) carbodiimide<br />
- Ethylenediaminetetraessig säure<br />
- Ficoll 400<br />
- N-hydroxysulfosuccinimide Natriumsalz<br />
- 5,5´-Dithiobis(2-nitrobenzoesäure)<br />
- 4-Mercaptobenzoesäure<br />
- Mercaptohexadecansäure<br />
- Natriumborhydrid<br />
- o-Phenylendiamin dihydrochlorid<br />
- Poly(allylaminhydrochlorid)<br />
- Polyvinylpyrrolidon K30 und K10<br />
- Polyvinylpyrrolidon K40<br />
- Salpetersäure<br />
- Salzsäure<br />
- Schwefelsäure<br />
- Silbernitrat<br />
- Tetrachlorogoldsäure<br />
- Tetraethoxysilan<br />
- Tween 20<br />
Die Raman-Reporter, 2-Bromo-4-mercaptobenzoesäure (BMBA) und 2,3,5,6-<br />
Tetrafluoro-4-mercaptobenzoesäure (TF-MBA) wurden von den Firmen TRC<br />
(Kanada) und TCI (Deutschland) erworben.<br />
45
4 Material und Methoden<br />
Die folgenden Chemikalien wurden von Carl Roth erworben:<br />
- Citronensäuremonohydrat<br />
- Dinatriumhydrogenphosphat<br />
- Glycerin<br />
- 2-(4-(2-Hydroxyethyl)-1-piperazinyl)-ethansulfonsäure<br />
- Kaliumchlorid<br />
- Kaliumdihydrogenphosphat<br />
- Tris<br />
- Reaktionsgefäße 1,5 ml und 2 ml<br />
- 16 cm Zentrifugationsröhrchen<br />
Das Protein-LoBind-Reaktionsgefäß wurde von Eppendorf erworben. Die Lösungen,<br />
wie Ethanol, Aceton und Isopropanol wurden vom Chemikalienlager der <strong>Universität</strong><br />
<strong>Osnabrück</strong> bereit gestellt.<br />
Der Raman-Reporter, SEMA4 [S-4-((4-(2-(2-Hydroxyethoxy)ethylcarbamoyl)phenyl)-<br />
ethynyl)phenyl ethanethioat] wurde in der Arbeitsgruppe von Professor Lambert in<br />
Würzburg hergestellt.<br />
Die Raman-Reporter-Derivate, MBA-MEG-OH (Monoethylenglykol), DTNB-MEG-OH<br />
(Monoethylenglykol) und DTNB-TEG (Triethylenglykol) wurden von M. Schütz an der<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Osnabrück</strong> hergestellt.<br />
Folgende Materialien wurden von Thermo Fisher Scientific erworben:<br />
- Carboxy-PEG 8 -Amin, Produktnummer: 26122<br />
- Polyacrylamide Desalting Columns, Produktnummer: 89849<br />
- Melon Gel IgG Spin Purification Kit, Produktnummer:45206<br />
46
4 Material und Methoden<br />
High density (HD) TRIDIATM (Glasobjektträger) wurden bei SurModics. Co erworben<br />
und die Trennwände (Flexwells) stammen von der Firma Grace Bio-Labs.<br />
Die Antigendemaskierungspuffer, wie die kommerzielle Target Retrieval Lösung<br />
(Firma Dako, Code S1700) und Proteinase K (Firma Dako, Code S3004) wurden<br />
freundlicherweise von PD. Dr. Packeisen zur Verfügung gestellt. Die weiteren<br />
Pufferlösungen wurden im Labor der Arbeitsgruppe Schlücker mit Reinstwasser<br />
(Spezifischer Widerstand: 18,2 MΩ cm) aus einer TKA-Anlage hergestellt. Die<br />
Zusammensetzungen der hergestellten Lösungen in dieser Arbeit wurden in der<br />
Tabelle 4.1 beschrieben.<br />
Bezeichnung Zusammensetzung pH-Wert<br />
Acetat-Puffer 0,1 M CH 3 COONa 4,4<br />
0,5 M NaCl<br />
Carbonat-Puffer I 0,2 M NaHCO 3 8,5<br />
0,5 M NaCl<br />
Carbonat-Puffer II 0,1 M NaHCO 3 8<br />
0,5 M NaCl<br />
HEPES-Puffer<br />
50 mM [2-(4-(2-Hydroxyethyl)-1- 5,9<br />
piperazinyl)-ethansulfonsäure]<br />
PBS-Puffer 137 mM NaCl 7,4<br />
2,7 mM KCl<br />
9,6 mM Na 2 HPO 4<br />
15 mM KH 2 PO 4<br />
PBST-Puffer PBS + 20 mM Tris 7,4<br />
Tris-Puffer 150 mM NaCl 7,4<br />
20 mM Tris<br />
0,05% Tween 20<br />
EDTA-Tris-Puffer 10 mM Tris 8,7<br />
1 mM EDTA<br />
0,05% Tween 20<br />
Citrat-Puffer Citronensäuremonohydrat 20 mM 6<br />
Natriumcitrate tribasic dihydrate<br />
10 mM<br />
Substrat Puffer 0,1 M Na 2 HPO 4<br />
50 mM C 6 H 8 O 7 *H 2 O<br />
Tabelle 4.1: Liste der hergestellten Arbeitspuffer<br />
Die kommerziell erworbenen und selbsthergestellten Puffer für Blockierungen wurden<br />
in Tabelle 4.2 zusammengefasst.<br />
47
4 Material und Methoden<br />
Blokierungspuffer Selbsthergestellte Puffer pH<br />
Denhardt-Puffer (5 Fach) 2% BSA, 2% Ficol, 2% PVP40 in PBS 7,4<br />
BSA 1-4% BSA in PBS 7,4<br />
Magermilch 0,2-2% Magermilch in PBS 7,4<br />
Blokierungspuffer kommerzielle Puffer Bestellnummer<br />
The Blocking Solution CANDOR 110050<br />
BSA-Block CANDOR 115125<br />
Smart-Block CANDOR 113125<br />
Blocking Solution 1 Zytomed Systems POLAP-100<br />
Antikörper-Verdünnungspuffer DCS Innovative Diagnostik-Systeme AL120R100<br />
Roti®-Block Carl Roth A151.1<br />
Roti®-ImmunoBlock Carl Roth T144.1<br />
Tabelle 4.2: Liste der hergestellten oder kommerziell erworbenen Blockierungspuffer.<br />
Die erworbenen Antikörper, Antigene und auch die rekombinanten Proteine wurden<br />
in Tabelle 4.3 zusammengefasst. Polyklonale Antikörper und monoklonale Antikörper<br />
wurden mit pAK und mAK abgekürzt.<br />
Bezeichnung Spezies Firma<br />
antihuman p63 klon Y4A3 (mAK) Maus IgG 2a antibodies online<br />
antihuman p63 (pAK) kaninchen Abcam<br />
antiziege Hrp-Antikörper (ab99710, pAK) Maus Abcam<br />
antihuman PSA klon A67-B/E3 (mAK) Maus IgG 1 Zytomed<br />
Rekombinant humanes TNF-α/TNFSF1A (mAK) E.coli R&D Systems<br />
anti humanes TNF-α/TNFSF1A (mAK) Maus IgG 1 R&D Systems<br />
anti humanes TNF-α/TNFSF1A (pAK) Ziege IgG R&D Systems<br />
Rekombinant humanes IL-1ß/IL-1 E.coli R&D Systems<br />
anti humanes IL-1ß/IL-1F2 (mAK) Maus IgG 1 R&D Systems<br />
anti humanes IL-1ß/IL-1F2 (pAK) Ziege IgG R&D Systems<br />
Rekombinant humanes CXCL8/IL-8 E.coli R&D Systems<br />
anti humanes CXCL8/IL-8 (mAK) Maus IgG 1 R&D Systems<br />
anti humanes CXCL8/IL-8 (pAK) Ziege IgG R&D Systems<br />
BSA (bovine serum albumin) - Carl Roth<br />
Milchpulver - Carl Roth<br />
Tabelle 4.3: Auflistung verwendeter Antikörper und rekombinanter Proteine.<br />
48
4 Material und Methoden<br />
4.2 Synthese von SERS-Nanopartikeln<br />
4.2.1 Synthese von Keimpartikeln und quasi-sphärischen Goldnanopartikeln<br />
Die Herstellung von Keimpartikeln ist der erste Schritt der Herstellung von Gold-<br />
Nanosternen und quasi-sphärischen Goldnanopartikeln. Die hergestellten<br />
Goldnanopartikel resultieren aus dem Wachstum von Goldkristallen und haben daher<br />
keine völlig sphärische Form. Deshalb werden diese als quasi-sphärische<br />
Goldnanopartikel bezeichnet.<br />
Die ursprünglichen Vorschriften zur Herstellung der Keimpartikel wurden von Xia et.al<br />
und Perrault et.al herausgegeben. [176,177] M. Schütz hat sich während seiner<br />
Forschung mit einer Verbesserung der Vorschriften auseinander gesetzt. Diese<br />
verbesserten Vorschriften wurden ohne weitere Änderungen übernommen.<br />
Zur Untersuchung der Qualität der hergestellten Nanostrukturen in dieser Arbeit<br />
wurden die Produkte mit Hilfe der Transmissionselektronenmikroskopie (TEM) und<br />
der UV/VIS-Absorption/Extinktionsspektroskopie charakterisiert. Diese Ergebnisse<br />
wurden auch mit kommerziell erworbenen Kolloiden gegenüber gestellt.<br />
Das Vorgehen zur Herstellung von ca. 10 nm Gold-Keimpartikeln:<br />
900 µl der 1%igen Natriumcitrat-Lösung wurden mit 300 µl der 1%igen HAuCl 4<br />
vermischt. Die Mischung wurde gleichzeitig mit 42,5 µl 0,1%igem Silbernitrat<br />
(AgNO 3 ) gleichzeitig auf 30 ml kochendes Wasser in einen Glaskolben überführt.<br />
Nach 2 Minuten weiterem Kochen wurde der Reaktionskolben bei Raumtemperatur<br />
(RT) über Nacht unter Magnetrühren inkubiert.<br />
Das weitere Wachstum der Goldnanopartikel:<br />
Zunächst werden 6,6 mg Hydrochinon als Reduktionsmittel in 5 ml Wasser gelöst.<br />
Hydrochinon leitet als Elektronendonor drei notwendige Elektronen an HAuCl 4 weiter<br />
und reduziert diese Säure.<br />
Dadurch werden elementares Gold und Chlorwasserstoff freigesetzt. Die<br />
Redoxreaktion der Tetrachloridogold (III)-säure mit Hydrochinon ist in Abbildung 4.1<br />
schematisch dargestellt. Die TEM-Bilder und Plasmonbanden der hergestellten<br />
Keimpartikel sind in Abbildung 5.1 dargestellt.<br />
49
4 Material und Methoden<br />
Abbildung 4.1: Reaktionsschema der Synthese von Goldkeimpartikeln.<br />
Das Vorgehen zur Herstellung von quasi-sphärischen Goldnanopartikeln:<br />
10 ml der hergestellten Goldkeimpartikel-Suspension (OD= 6) wurden in 100 ml der<br />
PVP K30-Wasser-Lösung (2,5%) in einem Reaktionsglaskolben mit einem<br />
Magnetrührer vermischt. Es wurden weitere 50 ml Wasser und 2,5 ml 1%ige<br />
Tetrachloridogold (III)-säure dazugegeben. Nach 2-3 Minuten Rühren wurde die<br />
Hydrochinon-Lösung dazu überführt. Als Lösemittel für alle Substanzen wurde<br />
destilliertes Wasser (Spezifischer Widerstand: 18,2 MΩ cm) verwendet. Der<br />
Glaskolben wurde bei Raumtemperatur über Nacht unter Magnetrühren inkubiert. Die<br />
TEM-Bilder der hergestellten Nanokristalle sind in Abbildung 5.3 dargestellt.<br />
4.2.2 Synthese von Gold-Nanosternen<br />
In bisherigen Publikationen wurden bei der Herstellung der Nanosterne organische<br />
Lösungen, wie DMF oder Stabilisatoren z.B. CTAB (Cetyltrimethylammoniumbromid)<br />
verwendet. [179,180] Im neuen Konzept der Arbeitsgruppe Schlücker wurde auf die<br />
Verwendung der giftigen Lösungen, wie DMF verzichtet. Die vollständige Beseitigung<br />
der CTAB von den Oberflächen der Nanopartikel bei älteren Vorschriften war ein<br />
großes Hindernis. Diese Chemikalien können auch eine unerwünschte Denaturierung<br />
der Proteine hervorrufen. M. Schütz et al. etablierten eine biokompatible Vorschrift<br />
zur Herstellung von monodispersen Gold-Nanosternen. [178] Zur Herstellung der Gold-<br />
Nanosterne wurde eine definierte Menge von Glycerin verwendet. Die Hydroxyl-<br />
Gruppe von Glycerin führt zu besserer Stabilität der Nanopartikel gegen<br />
Oxidation. [181]<br />
Das Vorgehen zur Herstellung von Gold-Nanosternen:<br />
Zur Herstellung von Goldnanosternen wurden 300 µl Goldkeimpartikel(OD= 6) in 9,8<br />
ml Wasser überführt. Der Reaktionskolben wurde auf dem Magnetrührer platziert und<br />
die Geschwindigkeit auf 700 rpm eingestellt. Eine Mischung von 22 µl 1%iger<br />
50
4 Material und Methoden<br />
Natrumcitrat-Lösung, 100 µl 1%iger HAuCl 4 -Lösung und 42,5 µl 0,1%iger Silbernitrat-<br />
Lösung wurden gleichzeitig in den Reaktionskolben überführt. Nach 5 minütigem<br />
Rühren wurden 100 µl 1%iger Hydrochinon-Lösung dazu pipettiert. Als Lösemittel für<br />
alle Substanzen wurde destilliertes Wasser (Spezifischer Widerstand: 18,2 MΩ cm)<br />
verwendet. Der Farbumschlag von rot auf dunkelblau konnte innerhalb weniger<br />
Minuten beobachtet werden. Die Bildung der Goldnanosterne wäre ohne Zugabe von<br />
Glycerin schneller geschehen, darunter leidet aber die Monodispersität der<br />
Keimpartikel. Die TEM-Bilder der hergestellten Gold-Nanosterne sind in Abbildung<br />
5.5 dargestellt.<br />
4.2.3 Synthese von Gold/Silber-Nanoschalen<br />
Gold/Silber-Nanoschalen können aufgrund einiger Vorteile als exzellentes SERS-<br />
Substrat für diagnostische Applikationen eingesetzt werden. 60 nm große<br />
Gold/Silber-Nanoschalen generieren im Vergleich zu gleichgroßen Goldnanopartikeln<br />
bei roter Laseranregung (632.8 nm) ca. 8 fach mehr SERS-Signale. [116,126] Die Lage<br />
der Plasmonbande von Gold/Silber-Nanoschalen kann durch die Dicke der Goldhülle<br />
genau an die anregende Laserwellenlänge angepasst werden. Die Herstellung und<br />
Handhabung der Gold/Silber-Nanoschalen ist im Vergleich zu anderen SERS-<br />
Substraten schneller. Die Vorschriften zur Synthese der Gold/Silber-Nanoschalen<br />
wurden 2002 von Xia et al. veröffentlicht. [182,183] Die Synthese und physikalische<br />
Charakterisierung von Gold/Silber-Nanoschalen wurden in Dissertationen von B.<br />
Küstner und M. Gellner detailliert beschrieben. [102,124] Gold/Silber-Nanoschalen<br />
entstehen durch die Oxidation des Ausgangsmaterial bzw. Silbernanopartikeln mit<br />
Tetrachlorgoldsäure. Das Standardreduktionspotential des [AuCl − 4]-Au-Paares (0,99<br />
V) ist höher als das von Ag + -Ag (0,80 V). [183] In dieser Reaktion werden die<br />
Silberatome mit Goldatomen ausgetauscht.<br />
4.1 <br />
Der Goldanteil erhöht sich gemäß des Reaktionsschemas 4.1 mit der zugegebenen<br />
Menge von Tetrachlorgoldsäure. Die Lage der Plasmonbande der Legierung hängt<br />
von diesem Goldanteil ab. Das heißt, durch die Menge der zugegebenen Goldsäure<br />
kann die Lage der Plasmonenbande beliebig zwischen 400 bis 800 nm eingestellt<br />
werden. [184]<br />
51
4 Material und Methoden<br />
M. Gellner beschreibt die Synthese von Gold/Silber-Nanoschalen in ihrer Dissertation<br />
als eine zweistufige Reaktion (Abbildung 4.2). Zuerst werden durch den Polyol-<br />
Prozess die polydispersen Silber-Nanopartikel hergestellt. [124] Die durch<br />
Zentrifugation getrennten monodispersen Silber-Nanopartikel werden im zweiten<br />
Schritt als Ausgangsmaterial verwendet. In einem Templatbasierten-<br />
Austauschreaktions-Prozess werden die Silber-Atome durch Gold-Atome<br />
ausgetauscht.<br />
Abbildung 4.2: Schema der Synthese von Gold/Silbernanoschalen nach Xia. Im ersten<br />
Schritt würden von Silbernitrat durch den Polyol-Prozess quasi- sphärische Silber-<br />
Nanopartikel hergestellt (A). Im zweiten Schritt wurden getrennte Silber-Nanopartikel als<br />
Ausgangsmaterial für eine Templatbasierte-Austauschreaktion mit der Tetrachlorgoldsäure-<br />
Lösung(HAuCl 4 ) verwendet, um Gold/Silber-Nanoschalen herstellen zu können (B).<br />
Das Vorgehen zur Herstellung von Gold/Silber-Nanoschalen:<br />
Es wurden 317,4 mg Silbernitrat in 2 ml Ethylenglykol aufgelöst. In diesem Schritt<br />
dürfen keine metallischen Gegenstände, wie z.B. ein Spatel mit dem Silbernitrat in<br />
Kontakt kommen. Daher wurde das Silbernitrat in einem Schnappdeckelglas mit Hilfe<br />
einem Plastiklöffel abgewogen.<br />
In einen 50 ml Kolben wurden 2000 mg PVP K30 und 13 ml Ethylenglykol überführt.<br />
Der Kolben wurde unter Rühren (1500 rpm) auf 169° C Ölbadtemperatur erhitzt. Die<br />
vorbereitete Silbernitratlösung wurde zum erhitzten PVP-Ethylenglykol zugetropft und<br />
52
4 Material und Methoden<br />
weitere 65 Minuten gerührt. Zunächst wurde das Silberkolloid in einen 1l Glaskolben<br />
überführt und mit Reinstwasser auf 1 l aufgefüllt. Das Kolloid wurde dreimal<br />
nacheinander eine Stunde bei 1750 g zentrifugiert. Nach jedem Zentrifugationsgang<br />
wurde der Bodensatz in wässeriger PVP-Lösung (100 mg/l) resuspendiert.<br />
Erfahrungsgemäß befindet sich das erwünschte monodisperse Kolloid im dritten<br />
Überstand. Die Qualität des Kolloids wurde mittels TEM und Extinktionspektrometrie<br />
untersucht.<br />
Im zweiten Schritt wurde 1 ml der konzentrierten Silbernanopartikel-Suspension in<br />
100 ml Reinstwasser verdünnt und in einen Dreihalskolben mit Rückflusskühler<br />
überführt. Danach wurde die Kolloid-Suspension unter starkem Magnetrühren bis<br />
zum Siedepunkt erhitzt.<br />
Vor und während der Zugabe von vorbereiteter 1 mM Tetrachlorgoldsäure (HAuCl 4 )<br />
wurden kleine Probenmengen von Kolloid-Lösung zur Überprüfung der Spektren mit<br />
der Extinktionsspektroskopie entnommen. Die Goldsäure (HAuCl 4 ) wurde<br />
tropfenweise auf die kochende Kolloid-Suspension zugegeben. Bei Erreichen der<br />
optimalen Resonanzposition wurde die Zugabe von HAuCl 4 eingestellt. Die<br />
ermittelten Extinktionsspektren und TEM-Bilder sind im Abschnitt 5.1 (Abbildung 5.6<br />
und 5.7) dargestellt.<br />
4.2.4 Herstellung von Clustern aus quasi-sphärischen Goldnanopartikeln<br />
Die hergestellten Goldnanopartikel wurden als Ausgangsstoffe zur Herstellung der<br />
Cluster verwendet. Die Monomere werden zuerst mit Raman-Reportern markiert und<br />
anschließend aggriegiert. Das aggriegierte Kolloid beinhaltet verschiedene<br />
Nanostrukturen, wie Monomere und unterschiedlich große Cluster. Diese Mischung<br />
wird zuerst mit TEOS (Tetraethoxysilan) verkapselt. Die Verkapselung mit TEOS wird<br />
auch als Stöbersynthese bezeichnet. Im nächsten Schritt werden die Cluster von den<br />
Monomeren und größeren Aggregaten getrennt. In diesem Abschnitt wird nur die<br />
optimale Herstellung der unkontrollierten Aggregate erklärt. Die Trennung von<br />
glasverkapselten Clustern wird in 4.3 beschrieben. Die unkontrollierte Aggregation<br />
wird nach der Markierung der Nanopartikel mit dem Raman-Marker und vor der<br />
Glasverkapselung durchgeführt.<br />
53
4 Material und Methoden<br />
Die Markierung der Nanopartikel mit Raman-Reportern erfolgt durch die Ausbildung<br />
einer selbstorganisierten Monolage (SAM, engl. self-assembled monolayer). Darunter<br />
versteht man sich eine geordnete Ansammlung von Molekülen auf einer bestimmten<br />
reaktiven Oberfläche, wie z.B. einem Metallnanopartikel. Zur Markierung der Cluster<br />
wurden in dieser Arbeit vier verschiedene Raman-Marker verwendet, die in<br />
Abbildung 4.4 dargestellt sind. Diese Marker sind in der Lage über ihre vorhandene<br />
Thiol-Gruppe eine kovalente Bindung mit den Goldnanopartikeln einzugehen.<br />
Das Vorgehen zur Ausbildung einer selbstorganisierten Monolage:<br />
Es wurden 10 mM Lösungen (gelöst in Ethanol) von vier Markern in vier separaten<br />
Schnappdeckelgläsern vorbereitet. Das Goldkolloid wurde nach der Zentrifugation in<br />
Ethanol aufgenommen. Zur Markierung wurden 130 µl Marker-Lösung auf 900 µl<br />
(OD=1) Goldkolloid pipettiert. Die Zugabe von einem Überschuss des Markers<br />
garantiert die Ausbildung einer vollständigen SAM. [126] Die Marker-Kolloid-<br />
Mischungen wurden über Nacht auf dem Elektroschüttler (900 rpm) bei<br />
Raumtemperatur platziert. Nach der Inkubation wurden die überschüssigen Marker-<br />
Moleküle durch eine einmalige Zentrifugation und Waschen mit Ethanol entsorgt.<br />
Das Vorgehen zur Herstellung der optimalen Goldnanopartikel-Aggregate:<br />
Wie erwähnt sollte vor der Verkapselung mit dem TEOS die unkontrollierte<br />
Aggregation der markierten Nanopartikel (SAM) durchgeführt werden. Einige SAMs<br />
aus Raman-Markern, wie z.B. BMBA oder 4-MBA, lassen sich ohne weitere<br />
Behandlung mit TEOS verkapseln. Anderer SAMs, wie z.B. aus 4-TNB oder TF-MBA,<br />
müssen vorher mit APTMS oder Polyelektrolyt-Beschichtung gesondert behandelt<br />
werden. Die Beschichtung mit Polyelektrolyten wurde in dieser Arbeit nicht praktiziert.<br />
Der Einsatz der definierten Mengen von APTMS bei Markern, wie 4-TNB und TF-<br />
MBA, ersetzt die Funktion der Polyelektrolyt-Beschichtung und kann abhängig von<br />
der zugegebenen APTMS-Menge eine optimale Aggregation des Kolloids bewirken.<br />
Die unkontrollierten Aggregate von zwei SAMs, aus BMBA oder 4-MBA-Raman-<br />
Markern, wurden durch Zugabe von Tris-Puffer durchgeführt.<br />
Das Ausmaß der Aggregation kann durch Extinktionsspektroskopie und die Bildung<br />
der zweiten Bande beobachtet werden. Diese rotverschobene Bande (longitudinale<br />
Plasmonbande) entsteht durch die Plasmonkopplung bei Dimeren bzw. Clustern. Ist<br />
54
4 Material und Methoden<br />
das Ausmaß der Aggregation klein, wird die Ausbeute von Clustern niedrig ausgehen<br />
und dazu soll die Verschwendung von Materialen (Gold) im Kauf genommen werden.<br />
In diesem Fall wird keine zweite Bande gebildet. Bei schweren Aggregationen wird<br />
die Ausbeute nicht zwingend größer, sondern es werden eher größere Aggregate<br />
gebildet. Diese Strukturen sind für den Einsatz als Immuno-SERS-Marker nicht<br />
geeignet. Die zweite Bande ist in diesem Fall sehr groß.<br />
Die gebildeten SAMs auf den jeweiligen Kolloiden. wie BMBA oder 4-MBA (OD=0,5)<br />
werden nach der Ausbildung einmal mit Ethanol gewaschen und in 1 ml Tris-Puffer<br />
aufgenommen. Die Reaktionsgefäße werden auf dem Schüttler (900 rpm) für 20<br />
Minuten bei RT platziert. Danach werden die Nanopartikel zentrifugiert und zweimal<br />
mit Reinstwasser gewaschen, um das überschüssige Salz zu entsorgen. Die<br />
Nanopartikel werden zur Verkapselung mit TEOS in einer Lösung aus 815 µl<br />
Isopropanol, 300 µl Wasser und 40 µl 12,7 M Ammoniak resuspendiert.<br />
Die SAMs aus 4-TNB oder TF-MBA wurden nach dem einmaligen Waschen mit<br />
Ethanol wieder in Ethanol aufgenommen. Die optimale Aggregation wurde mit<br />
Zugabe von 200 µl von 0,15 mM APTMS an 1 ml SAMs mit OD=1 beobachtet<br />
(Abbildung 5.9). Nach Zugabe von APTMS wurden die Reaktionsgefäße auf dem<br />
Schüttler (300 rpm) bei RT für ca. 20 Minuten inkubiert. Danach wurden die Kolloide<br />
zentrifugiert und zweimal in Ethanol gewaschen, um überschüssiges APTMS zu<br />
entsorgen. Am Ende wurde das Kolloid zur Verkapselung mittels TEOS in einer<br />
Lösung aus 815 µl Isopropanol, 300 µl Wasser und 40 µl 12,7 M Ammoniak<br />
resuspendiert.<br />
Um den Einfluss von APTMS auf das Ausmaß der Aggregationen darzustellen,<br />
wurde die gleiche Anzahl von Nanopartikeln mit unterschiedlichen Konzentrationen<br />
von APTMS behandelt. Die höchste Konzentration von APTMS beträgt 5 mM<br />
(Stammlösung), welche sechsmal nacheinander 1:2 verdünnt (C1= 5mM bis C7=<br />
0,078 mM) wurde. Die Zugabe von 200 µl der verdünnten APTMS in Ethanol auf 1 ml<br />
SAMs mit einer OD von 1 verursachte unterschiedliche Aggregationsgrade, die in<br />
Abbildung 5.9 dargestellt sind.<br />
4.2.5 Glasverkapselung von SERS-Nanopartikeln<br />
Zur Verkapselung ausgebildeter SAMs auf den Metallkolloiden wurden hauptsächlich<br />
drei Methoden in der Arbeitsgruppe Schlücker etabliert. Die Methoden werden<br />
55
4 Material und Methoden<br />
Natriumsilicat-Methode, Polyelektrolytmethode und Stöber-Methode genannt. Die<br />
Verkapselungen anhand der Polyelektrolytmethode und Natriumsilicat-Methode<br />
wurden in dieser Arbeit nicht verwendet. Diese Methode wurden in vorherigen<br />
Dissertationen ausführlich erklärt. [102,124] In dieser Arbeit wurden die Nanopartikel<br />
hauptsächlich durch die Stöber-Methode verkapselt. Als alternativer Weg zur<br />
Polyelektrolytmethode und der Natriumsilicat-Methode wurden in dieser Arbeit die<br />
SAMs (4-TNB und TF-MBA) mit APTMS behandelt. Diese Vorbehandlung wurde<br />
auch von S. Nie et al. durchgeführt. [174] Bei der Ströber-Methode hängt die Dicke der<br />
Glashülle von der zugegebenen TEOS-Menge ab. Diese Abhängigkeit wurde<br />
ausführlich in Diplomarbeiten von S. Sänze und M. Schütz beschrieben. In dieser<br />
Arbeit wurden diese Methoden übernommen und unverändert verwendet. [186,187]<br />
Um eine ca. 30 nm dicke Glasverkapselung auf Nanopartikeln zu erzielen, wurden<br />
die ausgebildeten SAMs in 6,1 ml Reinstwasser resuspendiert und in einen<br />
Plastikkolben überführt. Zunächst wurde mittels Extinktionsspektroskopie die OD<br />
ermittelt, die in einer 2 mm dicken Küvette bei 10 lag. In selbiger Küvette und in<br />
Reinstwasser wurden auch die SERS-Spektren überprüft (Abbildung 5.10). Danach<br />
wurden dem Plastikkolben unter starkem Rühren 16.5 ml Isopropanol und 375 μl<br />
12.7 M Ammoniak zugefügt. Erneut wurde die OD ermittelt, die auf 3,5 gesunken<br />
war. Über einen Zeitraum von einem Tag wurden in 150 μl Schritten insgesamt 2600<br />
μl der 1%ige Tetraethoxysilan-Isopropanol-Lösung (30 μl TEOS in 2970 μl<br />
Isopropanol) zugegeben.<br />
4.3 Trennung von Goldnanopartikel-Clustern<br />
Zur Gewinnung der reinen Goldnanopartikel-Cluster wurde die Dichtezentrifugations-<br />
Methode (Zonensedimentation) aus der Biologie eingesetzt. [188] Diese Methode wird<br />
im Besonderen von Zellbiologen zur Trennung der Zellkomponenten durch eine<br />
Lösung, deren Dichte von oben nach unten zunimmt, verwendet. Für die<br />
Dichtezentrifugation ist die Verwendung von verschiedenen Lösungen, wie Glycerin,<br />
Saccharose, Diethylaminoethyl-Dextran, Cäsiumchlorid und Polyvinylpyrrolidon<br />
möglich. Im Rahmen dieser Dissertation wurden die Lösungen Glycerin, Saccharose,<br />
Cäsiumchlorid und Polyvinylpyrrolidon ausgetestet. Während die Trennungen mit<br />
Lösungen aus Glycerin, Saccharose und Polyvinylpyrrolidon erfolgreich waren, führte<br />
56
4 Material und Methoden<br />
Cäsiumchlorid zu schweren Aggregationen der Nanopartikel. [197] Wie im Abschnitt<br />
4.2.4 erwähnt, kann eine geringe Menge vom Salz (auch Cäsiumchlorid)<br />
Aggregationen hervorrufen. Außerdem ist Cäsiumchlorid im Vergleich zu weiteren<br />
Chemikalien, wie Glycerin oder Saccharose relativ teuer. Die Trennung auf<br />
Saccharose erfolgte hervorragend, aber die Beseitigung der Saccharose von der<br />
Oberfläche der Nanopartikel erfordert im Vergleich zu Glycerin mehrere Waschgänge<br />
(Ergebnisse nicht dargestellt). Deshalb wurde für die Trennung eine Glycerin-Lösung<br />
ausgewählt. In Abbildung 4.3 sind die schematische Probenauftragung und die<br />
getrennten Substanzen dargestellt.<br />
Abbildung 4.3: Schematische Darstellung des Zentrifugationsverfahren. A vor<br />
und B nach Zentrifugation. [188]<br />
Die Sedimentationsrate der Nanoartikel in einem Zentrifugalfeld hängt von ihrem<br />
Teilchenradius und ihrer Masse ab. [188]<br />
Um eine Dichtegradienten-Zentrifugation zur Trennung der Cluster durchzuführen,<br />
sollen verschiedene Glycerin-Wasser-Lösungen vorbereitet und nach bestimmter<br />
Einordnung in ein 100x15 mm großes Plastikröhrchen überführt werden. Die<br />
Lösungen wurden beginnend mit niedriger Dichte nacheinander von unten nach oben<br />
in dem Röhrchen geschichtet. Dafür wurde eine Spritze mit einer 15 cm lange Kanüle<br />
verwendet.<br />
57
4 Material und Methoden<br />
Das Vorgehen zur Vorbereitung der Dichtegradienten-Zentrifugation:<br />
Es wurden fünf verschiedene Konzentrationen von Glycerin/Wasser-Mischungen im<br />
Wasser (30, 40, 50, 60 und 70 Volumenprozente) vorbereitet. 2 ml von 30%igem<br />
Glycerin wurden zuerst ins Röhrchen überführt. Danach folgte die Überführung von<br />
jeweils 2 ml von 40%, 50%, 60% und 70%iger Glycerin-Lösung. Die Kanüle trifft<br />
jedesmal den Boden des Röhrchens und der Inhalt wird vorsichtig unter die vorherige<br />
Glycerin-Lösung entleert. Somit wird eine Lösung hoher Konzentration immer unter<br />
einer Lösung niedriger Konzentration geschichtet und die vorherige Lösung niedriger<br />
Konzentration nach oben verdrängt.<br />
4 ml glasverkapslte Aggregate (OD= 3,5) wurden zentrifugiert (15 Min. bei 2400 g)<br />
und in 200 µl Wasser aufgenommen.<br />
Die Nanopartikel wurden danach sehr behutsam auf das Zentrifugationsröhrchen<br />
pipettiert (Abbildung 4.3 A).<br />
Das Zentrifugationsröhrchen wurde 20 Minuten bei 4890 g zentrifugiert. Die<br />
Nanostrukturen trennen sich aufgrund ihrer Größe und Gewicht während der<br />
Zentrifugation und bilden in der Regel scharfe Banden entlang des<br />
Zentrifugationsröhrchens (Abbildung 5.11). Nach der Trennung werden Goldcluster<br />
dreimal mit Ethanol gewaschen und die generierten Signale gemessen.<br />
Für die Trennung der Nanopartikel mit niedriger Konzentration oder dünner<br />
Verkapselung, wie Assemblate, wurde ein Miniaturformat der Dichtegradienten-<br />
Zentrifugation entwickelt. Diese Methode lässt eine Trennung der Nanopartikel in 2<br />
ml-Reaktiosgefäßen bei ca. 300 g Zentrifugal beschleunigung zu. Im Miniaturformat<br />
werden dieselben Konzentrationen von Glycerin verwendet. Mit einer 3-ml-Spritze<br />
werden ca. 400 µl von den jeweiligen Glycerin-Lösungen in ein 2 ml großes<br />
Reaktionsgefäß überführt.<br />
Für die Trennung der BBI-Goldnanopartikel in Größen von 20, 40 und 60 nm wurden<br />
von der jeweiligen Kolloid-Lösung in Reaktionsgefäße mit 400 µl Volumen (OD= 0,2)<br />
pipettiert. Die 40 und 60 nm großen Goldnanopartikel wurden 20 min. bei 2400 g<br />
zentrifugiert. Die 20 nm großen Goldnanopartikel wurden 30 min. bei 4600 g<br />
zentrifugiert. Die drei Bodensätze wurden in 80 µl Reinstwasser aufgenommen und<br />
gemischt. Die Mischung wurde vorsichtig auf das Reaktionsgefäß pipettiert. Nach 40<br />
58
4 Material und Methoden<br />
min. bei 300 g Zentrifugation konnte die erfolgreiche Trennung der Nanopartikel<br />
beobachtet werden. Für die Trennung der Monomere aus Aggregaten hat eine 20<br />
minütige Zentrifugation bei 300 g ausgereicht (Abbildung 5.12). In dieser Arbeit<br />
wurden fünf verschiedene SERS-Substrate für die Detektion der Proteine verwendet.<br />
In Abbildung 4.4 wurden die Strukturformeln der verwendeten Raman-Reporter<br />
dargestellt.<br />
Abbildung 4.4: Die Strukturformeln von fünf verschiedenen Raman-Reportern. Das Molekül<br />
DTNB wird in der Regel mit NaBH 4 zu zwei 4-TNB-Molekülen gespalten. Die vollständigen<br />
Namen der Chemikalien wurden im Anhang eingetragen. Die gemessenen Signale sind in<br />
Abbildung 5.10 dargestellt.<br />
4.4 Biofunktionalisierung von SERS-Nanopartikeln<br />
Unter Biofunktionalisierung versteht man die gezielte Einführung bestimmter<br />
funktioneller Gruppen auf Oberflächen von Nanopartikeln für eine weitere Kopplung<br />
mit Proteinen, wie z.B. Antikörpern. Wie erwähnt werden zwei verschiedene SERS-<br />
Substrate in der Arbeitsgruppe Schlücker zur Detektion der Proteine verwendet.<br />
Diese SERS-Substrate wurden entweder mit Glas verkapselt oder liegen ohne<br />
Glasverkapselung vor.<br />
In diesem Abschnitt werden die Methoden beschieben, die zur optimalen<br />
Biofunktionalisierung der zwei Typen der SERS-Substrate entworfen wurden. Eine<br />
59
4 Material und Methoden<br />
optimale Biofunktionalisierung hat mindestens zwei wichtige Erwartungen zu erfüllen.<br />
Zuerst sollen die Methoden die Stabilität der Nanostrukturen während der<br />
Modifikation und Detektionsverfahren gewährleisten d.h. die Bildung von Aggregaten<br />
verhindern. Desweiteren müssen genügend Proteine ohne Verlust der biologischen<br />
Funktion auf der Oberfläche der Nanopartikel gebunden werden.<br />
4.4.1 Herstellung von SERS-markierten Antikörpern mittels kovalenter<br />
Kopplung<br />
Zur kovalenten Kopplung der Antikörper müssen die Nanopartikel zuerst mit einer<br />
Mischung aus zwei verschiedenen Raman-Molekülen eine kovalente Bindung<br />
einzugehen. Eine Sorte der Moleküle ist für die Erzeugung des SERS-Signals<br />
zuständig und die andere als Abstandhalter (spacer) sorgt für die spätere Bindung an<br />
den Antikörper.<br />
Da die Nanopartikel mit zwei verschiedenen Molekülen beschichtet sind, werden<br />
diese Partikel Dual-Spacer-SAM genannt. Bei 4-TNB handelt es sich um einen und<br />
denselben Raman-Reporter, aber zwei verschiedene hydrophile spacer. Im Abschnitt<br />
2.3.1 und Abbildung 2.5B wurde die Herstellung der "hydrophil stabilisierte SAM" mit<br />
Derivaten von 4-TNB (4-TNB-MEG-OH und 4-TNB-TEG-OH) schematisch<br />
dargestellt. Die generierten SERS-Signale der beiden Derivate sind identisch. Durch<br />
solch eine Anordnung erzeugt das SERS-Substrat höchste Intensität. [39] Es wurde für<br />
weitere Raman-Marker, wie SEMA4 und 4-MBA-MEG-OH, kein längeres Molekül mit<br />
Carboxylgruppen am Ende des Moleküls (wie 4-TNB-TEG-OH) synthetisiert. Daher<br />
wurden die fehlenden Moleküle durch alternativen Moleküle, die Carboxylgruppen<br />
am Ende haben, ersetzt (Abbildung 4.5).<br />
Ein Beispiel dafür ist fehlende 4-MBA-TEG-OH Moleküle(als Abstandhalter) für die<br />
Bildung von Dual-Spacer-SAMs mit 4-MBA-MEG-OH. Das fehlende Molekül (4-MBA-<br />
TEG-OH) wurde durch Mercaptohexadecansäure für die Herstellung der Dual-<br />
Spacer-SAMs ersetzt.<br />
Zur Herstellung der Dual-Spacer-SAMs mit SEMA4 wurde Carboxy-PEG 8 -Amin<br />
verwendet, weil das Molekül Mercaptohexadecansäure kürzer als SEMA4 ist und<br />
nach Bildung der Dual-Spacer-SAMs keine Bindung mit den freien Aminogruppen der<br />
Proteine ausbilden kann. Die Strukturformelen der vier genannten Moleküle wurden<br />
in Abbildung 4.5 dargestellt. Die beiden Dual-Spacer-SAMs wurden zur Ausbildung<br />
60
4 Material und Methoden<br />
von Immuno-SERS-Markern verwendet und in der SERS-Mikroskopie eingesetzt<br />
(Abbildung 2.4). Die Moleküle mit Carboxylgruppen am Ende werden als<br />
Abstandhalter bezeichnet.<br />
Abbildung 4.5: Zur Ausbildung der Dual-Spacer-SAMs wurden 4-MBA-MEG-OH<br />
Moleküle und als Abstandhalter zur Kopplung mit Proteinen Mercaptohexadecansäure<br />
verwendet (A). Der SEMA4 als Raman-Marker wurde mit Carboxy-PEG8-Amin zur<br />
Ausbildung von Dual-Spacer-SAMs eingesetzt (B).<br />
Ausbildung von Dual-Spacer-SAMs aus 4-TNB-Drivaten:<br />
Die Herstellung der Dual-Spacer-SAMs wurde für alle Marker gleichermaßen<br />
durchgeführt. Daher wurde die meisthergestellte Dual-Spacer-SAM als Beispiel für<br />
alle anderen beschrieben. In zwei Schnappdeckelgläsern wurden ethanolische<br />
Lösungen von 3 mM DTNB-MEG-OH und 0,3 mM DTNB-TEG-OH vorbereitet. Die<br />
Disulfidgruppen von DTNB-Derivaten wurden durch Zugabe von 30 µl<br />
Natriumborhydridlösung (1.5 mg NaBH4 in 300 ml Ethanol) zu freien Thiolen (spaltet<br />
zu 4-TNB) reduziert. Zur Ausbildung der Dual-Spacer-SAM wurden 180 µl 4-TNB-<br />
MEG-OH mit 20 µl 4-TNB-TEG-OH gemischt. Es wurden 160 µl Marker-Lösung zu<br />
800 µl (OD=2,5) Goldkolloid pipettiert. Die Marker-Kolloid-Mischung wurde über<br />
Nacht auf einem Elektroschüttler (900 rpm) bei Raumtemperatur platziert. Nach der<br />
61
4 Material und Methoden<br />
Inkubation wurden die überschüssigen Marker-Moleküle durch einmalige<br />
Zentrifugation und Waschen mit Ethanol entsorgt.<br />
Ausbildung von Dual-Spacer-SAMs aus 4-MBA-MEG-OH und Mercaptohexadecansäure:<br />
In einem Schnappdeckelglas wurden ethanolische Lösungen von 3 mM MBA-MEG-<br />
OH vorbereitet. MBA-MEG-OH wurde durch Zugabe von 30 µl Natriumborhydridlösung<br />
(1.5 mg NaBH4 in 300 ml Ethanol) zu 4-MBA-MEG-OH reduziert. In einem<br />
anderen Schnappdeckelglas wurde ethanolische Lösungen von 0,3 mM<br />
Mercaptohexadecansäure vorbereitet.<br />
Zur Ausbildung der Dual-Spacer-SAM wurden 180 µl 4-MBA-MEG-OH mit 20 µl<br />
Mercapto-hexadecansäure gemischt. Es wurden 180 µl Marker-Lösung zu 800 µl<br />
(OD=2,5) Goldkolloid pipettiert. Die Marker-Kolloid-Mischung wurde über Nacht auf<br />
dem Elektroschüttler (900 rpm) bei Raumtemperatur platziert. Nach der Inkubation<br />
wurden die überschüssigen Marker-Moleküle durch einmalige Zentrifugation und<br />
Waschen mit Ethanol entsorgt.<br />
Ausbildung von Dual-Spacer-SAMs aus SEMA4 und Carboxy-PEG 8 -Amin:<br />
Die Herstellung der Dual-Spacer-SAMs mit SEMA4 und Carboxy-PEG 8 -Amin wurde<br />
in DMF durchgeführt, da Carboxy-PEG 8 -Amin in Ethanol kaum löslich sind. In einem<br />
Schnappdeckelglas wurde eine Lösung von 6 mM SEMA4 in DMF vorbereitet. In<br />
einem weiteren Schnappdeckelglas wurde eine Lösung von 0,6 mM Carboxy-PEG 8 -<br />
Amin in DMF vorbereitet. Zur Ausbildung der Dual-Spacer-SAMs wurden 180 µl<br />
SEMA4 mit 20 µl Carboxy-PEG 8 -Amin gemischt. Es wurden 180 µl Marker-Lösung<br />
zu 800 µl (OD=2,5) Goldkolloid pipettiert. Die Marker-Kolloid-Mischung wurde über<br />
Nacht auf dem Elektroschüttler (900 rpm) bei Raumtemperatur platziert. Nach der<br />
Inkubation wurden die überschüssigen Marker-Moleküle durch einmalige<br />
Zentrifugation und Waschen mit DMF entsorgt.<br />
Die drei verschiedenen ausgebildeten Dual-Spacer-SAMs auf den Metallkolloiden<br />
generieren verschiedene SERS-Signale und alle besitzen längere Molekülketten mit<br />
Carboxylgruppen an den Enden. Die Carboxylgruppen müssen für eine kovalente<br />
Kopplung mit Antikörpern zuerst durch die modifizierte Vorschrift von Pierce aktiviert<br />
werden. [190] Beobachtungen haben gezeigt, dass die Verwendung hoher Mengen an<br />
62
4 Material und Methoden<br />
s-NHS oder EDC irreversible Aggregationen der NP verursacht. Für eine genaue<br />
Einstellung optimaler Mengen der Reagenzien (s-NHS und EDC) wurden<br />
Goldnanopartikel als SERS-Substrate verwendet. Die Bildung von kleineren<br />
Aggregaten kann mittels Extinktionsspektroskopie verfolgt werden.<br />
Die kleinste Änderungen der schmalen Plasmonbande der Goldnanopartikel bei<br />
Bildung der Aggregate kann im Vergleich zu weiteren SERS-Substraten, wie<br />
Goldnanosternen oder Gold/Silber-Nanoschalen besser verfolgt werden. Der Ablauf<br />
der s-NHS/ECD-Aktivierung von Carboxylgruppen auf einem Goldnanopartikel wurde<br />
in Abbildung 4.6 schematisch dargestellt.<br />
Abbildung 4.6: Schematische Darstellung der s-NHS/EDC-Aktivierung einer<br />
Carboxylgruppe auf einem Goldnanopartikel. Für eine einfache Darstellung wurde<br />
nur der Abstandhalter mit der Carboxylgruppe am Ende (4-TNB-MEG-OH)<br />
dargestellt. Die Aktivierung der Carboxylgruppe im HEPES-Puffer (A). Die aktivierte<br />
SAM geht eine kovalente Bindung mit dem Antikörper ein (B).<br />
Etablierung des s-NHS/EDC-Aktivierungsprotokolls:<br />
Die ausgebildeten Dual-Spacer-SAMs aus 4-TNB-PEG-Derivaten (1:99 TEG-OH zu<br />
MEG-OH) wurden nach einmaligem Waschen mit Ethanol in HEPES-Puffer<br />
aufgenommen. Zur Aktivierung von Dual-Spacer-SAMs (4-TNB) wurden zwei<br />
separate Verdünnungsreihen von s-NHS und EDC im HEPES-Puffer vorbereitet. Die<br />
vorbereitete Konzentration der Chemikalien wurde in Tabelle 4.4 zusammengefasst.<br />
63
Proben Menge s-NHS EDC<br />
4 Material und Methoden<br />
C1 400% 16 mg/ml (bzw. 1,6%) 24mg/ml( bzw. 2,4%)<br />
C2 300% 8 mg/ml (bzw. 0,8%) 12 mg/ml(bzw. 1,2%)<br />
C3 200% 4mg/ml (bzw. 0,4%) 6 mg/ml(bzw. 0,6%)<br />
C4 100% 2 mg/ml (bzw. 0,2%) 3 mg/ml(bzw. 0,3%)<br />
C5 50% 1 mg/ml (bzw. 0,1%) 1,5 mg/ml(bzw. 0,15%)<br />
C6 25% 0,5 mg/ml (bzw. 0,05%) 0,75 mg/ml(bzw. 0,75%)<br />
Tabelle 4.4: Die vorbereiteten Konzentrationen von s-NHS und EDC zur Etablierung<br />
der Aktivierungsvorschrift der Dual-Spacer-SAMs.<br />
Ermittlung der optimalen Menge an s-NHS:<br />
Es wurden 500 µl Dual-Spacer-SAMs mit einer OD von 2,5 in sieben hydrophoben<br />
Protein-LoBind-Reaktionsgefäßen verteilt. Zur Ermittlung der optimalen Menge von s-<br />
NHS wurden 50 µl von vorbereiteten s-NHS-Lösungen unterschiedlicher<br />
Konzentrationen von s-NHS (Tabelle 4.4) in die jeweiligen Reaktionsgefäßen<br />
pipettiert. Alle Proben erhalten 50 µl von 6 mg/ml (0,6%) gelöstem EDC im HEPES-<br />
Puffer. Die Reaktionsgefäße wurden 20 Minuten bei RT geschüttelt (500 rpm). Eine<br />
Probe als Kontrolle erhält kein s-NHS/EDC.<br />
Ermittlung der optimalen Menge an EDC:<br />
Es wurden 3,5 ml Dual-Spacer-SAMs mit einer OD von 2,5 in sieben hydrophoben<br />
Protein-LoBind-Reaktionsgefäßen verteilt. Zur Ermittlung der optimalen Menge von<br />
EDC wurden 50 µl von den vorbereiteten EDC-Konzentrationen (Tabelle 4.4<br />
unterschiedliche Konzentrationen von EDC) auf jeweilige Reaktionsgefäßen<br />
pipettiert. Alle Proben erhalten 50 µl von 4 mg/ml (0,4%) s-NHS im HEPES-Puffer.<br />
Die Reaktionsgefäße wurden 20 Minuten bei RT auf dem Schüttler (500 rpm)<br />
platziert. Eine Probe als Kontrolle erhält kein s-NHS/EDC. EDC-Konzentrationen von<br />
mehr als 3 mg/ml führten zur Bildung von Aggregaten. Die Bildung der Aggregate<br />
wird bei Überschuss von beiden Chemikalien noch verstärkt. Im dritten Experiment<br />
wurde der Einfluss der hohen Konzentration beider Substanzen untersucht. Es<br />
wurden wieder 3,5 ml Dual-Spacer-SAMs mit einer OD von 2,5 in sieben<br />
hydrophoben Protein-LoBind-Reaktionsgefäßen verteilt. 50 µl von den vorbereiteten<br />
s-NHS-Lösungen (Tabelle 4.4) wurden zu den jeweiligen Reaktionsgefäßen<br />
pipettiert. Alle Proben erhalten 50 µl von den vorbereiteten EDC-Konzentrationen in<br />
HEPES-Puffer (Tabelle 4.4). Das heißt Probe 1 erhält 400% mehr als die optimale<br />
Menge von s-NHS und EDC, Probe 2 erhält 300% mehr, Probe 4 erhält 200% mehr<br />
64
4 Material und Methoden<br />
usw. bis 25%. Die Kontrolle erhält kein s-NHS/EDC. Die Reaktionsgefäße wurden 20<br />
Minuten bei RT geschüttelt (500 rpm). Die Proben wurden zentrifugiert und im<br />
HEPES-Puffer aufgenommen. Zur Untersuchung der Plasmonbande der Proben<br />
wurden alle Proben mittels Extinktionspektroskopie untersucht. Die Probennummern:<br />
4, 5 und 6 zeigten die geringeren Aggregationen (Abbildung 5.15 A).<br />
Kovalante Kopplung von Antikörpern an Dual-Spacer-SAMs:<br />
Es wurden 500 µl Dual-Spacer-SAMs mit einer OD von 2,5 in ein Protein-LoBind-<br />
Reaktionsgefäß pipettiert. 50 µl einer 0,2 % s-NHS-Lösung und 50 µL einer 0,3 %<br />
EDC-Lösung wurden dazu pipettiert. Nach 20 Minuten Inkubation auf dem Schüttler<br />
(500 rpm) bei RT wurden die Nanopartikel zentrifugiert und wieder im HEPES-Puffer<br />
aufgenommen. 1µg Immunoglobulin (z.B. IgG-HRP) wurde in 200 µl HEPES-Puffer<br />
gelöst und in die Kolloid-Lösung pipettiert. Das Reaktionsgefäß wurde auf dem<br />
Schüttler (800 rpm) bei RT platziert und eine Stunde inkubiert. Nach der<br />
Inkubationszeit erhält die Probe ca. 250 µl von 1%iger BSA in PBST-Lösung. Die<br />
Probe wird weitere 20 Minuten auf dem Schüttler (800 rpm) bei RT inkubiert. Die<br />
Nanopartikel wurden danach zweimal mit 1%iger BSA im PBST-Puffer gewaschen.<br />
Bestimmung der Anzahl von gebundenen HRP-markierten Immunoglobulinen an<br />
einzelnen Nanopartikeln:<br />
Mit Hilfe des Lambert-Beer-Gesetzes kann die Anzahl von Nanopartikeln leicht<br />
ermittelt werden. Der Extinktionskoeffizient der verwendeten Goldnanopartikel ist<br />
bekannt, somit muss nur die OD ermittelt werden.<br />
Lambert-Beer-Gleichung:<br />
<br />
In der Gleichung bedeuten:<br />
: Dimensionslose Extinktion bei einer bestimmten Wellenlänge <br />
: Molarer Extinktionskoeffizient<br />
: Konzentration des Stoffs<br />
: Schichtdicke der Messküvette<br />
65
4 Material und Methoden<br />
Das Vorgehen zur Ermittlung der HRP-Aktivität:<br />
Es wurde, wie beschrieben, eine kovalente Kopplung von HRP-Antikörpern an Dual-<br />
Spacer-SAMs durchgeführt. Als SERS-Substrate wurden 60 nm große<br />
Goldnanopartikel (Firma BBI) verwendet, die mit Derivaten von 4-TNB in einem<br />
Verhältnis von 99 MEG-OH-Molekülen zu 1 TEG-OH-Molekül markiert waren.<br />
Parallel dazu wurde eine Verdünnungsreihe von HRP-Antikörpern (als<br />
Standardreihe) vorbereitet.<br />
Standard 1: 250 ng/ml<br />
Standard 2: 125 ng/ml<br />
Standard 3: 62,5 ng/ml<br />
Standard 4: 31,25 ng/ml<br />
Standard 5: 15,625 ng/ml<br />
Standard 6: Null-Wert.<br />
Es wurden zuerst 160 µl Verdünnungspuffer (0,1% BSA in PBST) in die Vertiefungen<br />
einer 96er Mikrotiterplatte für alle Proben pipettiert. Danach wurden jeweils 40 μl der<br />
vorbereiteten Standardreihe in dreifachen Werten (n=3 bzw. drei Messungen für jede<br />
Konzentration) manuell in die Vertiefungen pipettiert. Die Standardreihe wurde zur<br />
absoluten Quantifizierung der Anzahl von an die Nanopartikel gebundenen HRP-<br />
Antikörpern mitgeführt. Daher wurde das gleiche Volumen Immuno-SERS-Marker (40<br />
µl, OD= 1) in dreifachen Werten in die 96-Well-Mikrotiterplatte pipettiert.<br />
Eine 4 mg o-Phenylendiamin dihydrochlorid Tablette wurde im 10 ml Substrat-Puffer<br />
aufgelöst. Kurz vor Zugabe des Substrat-Puffers in die Proben erhält der Substrat-<br />
Puffer 100 µl 30%iges H 2 O 2 . Es wurden 60 µl Substrat-Puffer pro Probe pipettiert.<br />
Anschließend wurden die Proben abgedunkelt und auf den Taumler bei RT für 15<br />
Minuten inkubiert. Zuletzt wurde mit Zugabe von 50 µl 1N H 2 SO 4 die Reaktion<br />
gestoppt. Danach wurde die Farbintensität aller Proben (auch der Standardreihe) mit<br />
einem ELISA-Reader ermittelt. Nach Ermittlung der Standardreihe konnte durch die<br />
Funktion der daraus resultierenden, linearen Regressionslinie die gesamte Aktivität<br />
der gebundenen HRP-Immunoglobuline in 40 µl Immuno-SERS-Marker (Anzahl der<br />
NP = 608 X10 6 ) bestimmt werden. Durch diesen Wert (IgG-Menge in Gramm) kann<br />
die Anzahl von gebundenen HRP-IgG pro Nanopartikel berechnet werden.<br />
66
4 Material und Methoden<br />
Um den Einfluss der Senkung der s-NHS/EDC-Mengen auf die Effezienz der<br />
Biofunktionalisierung zu untersuchen, wurden HRP-Antikörper nach der Aktivierung<br />
mit allen angegebenen Mengen an s-NHS und EDC in der Tabelle 4.4 an die<br />
Oberflächen der Nanopartikel gebunden. Alle Proben erhalten 1 µl IgG-HRP gelöst in<br />
200 µl HEPES-Puffer. Die Reaktionsgefäße wurden auf dem Schüttler (800 rpm) bei<br />
RT platziert und eine Stunde inkubiert. Nach der Inkubationszeit erhielten die Proben<br />
je ca. 250 µl von 1%igem BSA im PBST-Puffer. Die Proben wurden weitere 20<br />
Minuten auf dem Schüttler (800 rpm) bei RT eine Stunde inkubiert. Die Nanopartikel<br />
wurden danach zweimal mit 1%igem BSA im PBST-Puffer gewaschen. Mit Hilfe der<br />
Lambert-Beer-Gleichung wurde die Anzahl der Nanopartikeln ermittelt. Das<br />
Experiment wurde an drei verschiedenen Tagen wiederholt und die ermittelten<br />
Mittelwerte in Abbildung 5.16 dargestellt.<br />
4.4.2 Herstellung von SERS-markerten Antikörpern über Bindung an Protein<br />
A/G<br />
Diese Art Kopplung mit Antikörpern wurde zur Ausbildung der Immuno-SERS mit<br />
glasverkapseltem SERS-Substrat entwickelt. In diesem Konzept werden die Protein<br />
A/G-Moleküle kovalent auf einer funktionalisierten Glasoberfläche gebunden. Das<br />
Protein A/G hat sechs Bindestellen um eine nicht kovalente Kopplung mit einem<br />
Immunoglobulin der Säugetiere einzugehen.<br />
Die Funktionalisierung der glasverkapselten Nanopartikel besteht aus drei Schritten:<br />
Hydrolyse, Aminofunktionalisierung und C4-Verlängerung. Nach jedem Schritt wird<br />
sich in der Regel die Oberflächenladung (Zetapotential) der glasverkapselten<br />
Nanopartikel verändern. Diese Veränderung der Oberflächenladung und die<br />
Extinktionsspektren wurden vor Beginn des nächsten Schrittes ermittelt.<br />
Zur Erhöhung der Stabilität der Glasverkapselung im wässerigen Puffer wurden die<br />
verkapselten Nanopartikeln zwei Wochen in alkalischem Ethanol (Mischung von 80µl<br />
Ammoniak und 920 µl Ethanol) gelagert.<br />
Hydrolyse<br />
Im ersten Schritt der Biofunktionalisierung werden die Alkoxygruppen auf der<br />
silikaoberfläche durch Hydrolyse zur Hydroxylgruppen umgewandelt. Die<br />
67
4 Material und Methoden<br />
silikaverkapselten Cluster wurden bei 2499 g 15 min zentrifugiert und anschließend<br />
in einer Lösung aus Wasser und Ammoniumhydroxid bei einem Volumenverhältnis<br />
von 1 ml Reinstwasser : 150 μl Ammoniumhydroxid resuspendiert. Die Kolloid-<br />
Lösung (OD=1,2) wurde danach im Ultraschalbad ca. 20 Minuten behandelt. Die<br />
Probe wurde bei 2400 g 15 min zentrifugiert und für die Aminofunktionalisierung in 1<br />
ml Ethanol aufgenommen.<br />
Aminofunktionalisierung<br />
Durch die Reaktion mit APTMS [(3-Aminopropyl)trimethoxysilan] erhielt die Glashülle<br />
in dieser Stufe freie Aminogruppen.<br />
Von dieser Stufe der Funktionalisierung bis zur Biokonjugation wurden nur die<br />
Protein-LoBind-Reaktionsgefäße verwendet. Dadurch konnte eine Aggregatbildung<br />
bis 70% verhindert werden (nicht dargestellte Ergebnisse).<br />
1 ml der verkapselten Nanopartikel (OD= 1) wurde in Ethanol aufgenommen. In diese<br />
Kolloid-Lösung wurden 30 μl Ammoniumhydroxid und 30 μl 0,5 % (v/v) APTMS<br />
pipettiert. Die Kolloid-Lösung wurde anschließend ca. 30 min auf dem Schüttler (700<br />
rpm) bei RT inkubiert. Nach der Inkubationszeit zur Entfernung des überschüssigen<br />
APTMS wurden die Nanopartikel einmal mit DMF (N,N-Dimethyl-formamid)<br />
gewaschen und anschließend in 1000 μl destilliertem DMF aufgenommen.<br />
C4-Verlängerung<br />
Durch die C4-Verlängerung der aminfunktionalisierten Glasoberfläche mit<br />
Bernsteinsäureanhydrid werden Abstandshalter-Moleküle mit einer Carboxylgruppen<br />
am Ende auf die Glasoberfläche gebracht. Die in DMF aufgenommenen verkapselten<br />
Nanopartikel (OD=1) wurden zentrifugiert und in einer 5 mM Lösung (1 ml) von<br />
Bernsteinsäureanhydrid in trockenem DMF resuspendiert. Die Kolloid-Suspension<br />
wurde für ca. 30 min auf dem Schüttler (700 rpm) bei RT inkubiert. Zur Durchführung<br />
der Proteinkopplung wurde die Kolloid-Suspension zentrifugiert und in HEPES-Puffer<br />
aufgenommen.<br />
Proteinkopplung<br />
Vor der Proteinkopplung sollen die Carboxylgruppen der verkapselten Nanopartikel<br />
durch die gleiche Methode, wie bei den Dual-Spacer-SAMs mit s-NHS/EDC aktiviert<br />
68
4 Material und Methoden<br />
werden. Durch die oben beschriebene Vorschrift konnte die Kopplung der Proteine<br />
an glasverkapselte Nanopartikeln mit wenigen Aggregationen erreicht werden. Daher<br />
wurde die Vorschrift ohne Änderungen durchgeführt.<br />
Es wurden 500 µl verkapselte Nanopartikel mit einer OD von 2,5 in ein Protein-<br />
LoBind-Reaktionsgefäß pipettiert. 50 µl von 0,2 %iger s-NHS HEPES-Lösung und 50<br />
µL von einer 0,3 %igen EDC HEPES-Lösung wurden dazu gegeben. Nach 20<br />
Minuten Inkubation auf dem Schüttler (500 rpm) bei RT wurden die Nanopartikel<br />
zentrifugiert und wieder im HEPES-Puffer aufgenommen. 3 µg Protein A/G wurden in<br />
200 µl HEPES-Puffer aufgelöst und in die Kolloid-Suspension pipettiert. Das<br />
Reaktionsgefäß wurde auf dem Schüttler (800 rpm) bei RT platziert und eine Stunde<br />
inkubiert. Danach wurde die Kolloid-Suspension zentrifugiert und in 1 ml PBS-Puffer<br />
resuspendiert. Die Kolloid-Lösung erhält gleichzeitig 1 µg Protein A/G (gelöst im<br />
HEPES-Puffer) und 200µl 0,1%iger Glutaraldehyd im PBS-Puffer. Das<br />
Reaktionsgefäß wurde auf dem Schüttler (800 rpm) bei RT platziert und für weitere<br />
20 Minuten inkubiert. Nach der Inkubationszeit erhält die Probe ca. 250 µl PBST-<br />
Puffer und wird weitere 20 Minuten auf dem Schüttler (800 rpm) bei RT inkubiert. Die<br />
Nanopartikel wurden danach zweimal mit 2%igem BSA im PBST-Puffer gewaschen.<br />
Auf 500 µl Nanopartikel (OD=1) wurden 1 µg erwünschten Antikörper zur Kopplung<br />
pipettiert. Nach ca. 90 Minuten wurde die Immuno-SERS-Nanopartikel-Konjugate mit<br />
2%igem BSA im PBST-Puffer gewaschen. Zur Detektion auf Gewebe oder<br />
Immunoassay wurden die Nanopartikel auf eine OD von 0,2 im 0,2%igem BSA im<br />
PBST-Puffer verdünnt. In Abbildung 4.7 wurde der schematische Ablauf der<br />
Biofunktionalisierung glasverkapselten Nanopartikeln dargestellt.<br />
Die erfolgreiche Biofunktionalisierung der glasverkapselten Nanopartikel hängt von<br />
vielen Faktoren ab, wie der Menge an APTMS oder Bernsteinsäureanhydrid und<br />
auch den Inkubationszeiten ab. Deshalb wurden zuerst die eingesetzten Mengen an<br />
APTMS und Bernsteinsäureanhydrid mit bestimmter Konzentration der Nanopartikel<br />
eingestellt. Wie oben beschrieben, hängen die messbaren Oberflächenladungen der<br />
Nanopartikel von den funktionellen Gruppen, die sich auf der Oberfläche der<br />
Nanopartikel befinden ab. Nach einer erfolgreichen Aminofunktionalisierung wird sich<br />
der negative Zetapotential-Wert von ca. -30 mV auf ca. +25 mV ändern. Dieser Wert<br />
sinkt nach einer gelungenen C4-Verländerung von ca. +25 mV auf ca. -30 mV.<br />
Neben den Zetapotential-Messungen wurden auch die Extinktionsspektren der glas-<br />
69
4 Material und Methoden<br />
verkapselten Goldkolloide während der Einstellungen ermittelt, um das Ausmaß der<br />
Aggregation beurteilen zu können.<br />
Abbildung 4.7: Schematische Darstellung der Änderung von funktionellen<br />
Gruppen während der Biofunktionalisierung der glasverkapselten Nanopartikel.<br />
Es sind die Aminofunktionalisierung durch APTMS (A), C4-Verlängerung durch<br />
Bernsteinsäureanhydrid (B), Aktivierung mit s-NHS und EDC (C) und<br />
Antikörperkopplung (D) dargestellt.<br />
Einstellung der Aminofunktionalisierung<br />
Für die Einstellung der Aminofunktionalisierung wurde glasverkapselte 60 nm<br />
Goldkolloide (1000 µl, OD=2,5) verwendet, um die Änderung der Extinktionsspektren<br />
deutlich beobachten zu können. Die Zugabe von weniger als 30 µl 0,5 % APTMS auf<br />
die erwähnte Menge von Kolloid führte zu keiner deutlichen Änderung des<br />
Zetapotentials. Daher wurde nur der Einfluss der Inkubationszeiten von der<br />
Mindestmenge (30 µl 0,5%) von APTMS in Betracht gezogen.<br />
Es wurden 4 ml glasverkapselte Goldpartikel in Ethanol mit einer OD von 2,5 in vier<br />
Reaktionsgefäße verteilt. Die Kontrollprobe erhält kein APTMS und drei weitere<br />
erhalten je 30 μl 0,5 % (v/v) APTMS und 30 µl Ammoniumhydroxid. Das<br />
Zetapotential und die Extinktionsspektren der Proben wurden in Zeitpunkten von 30,<br />
60 und 120 Minuten nach der Zugabe von APTMS gemessen. Dieses Experiment<br />
wurde an drei verschiedenen Tagen wiederholt (Abbildung 5.18 A). Das Zetapotential<br />
70
4 Material und Methoden<br />
und die Extinktionsspektren der Proben wurden bei allen Messungen in dieser Arbeit<br />
in Reinstwasser durchgeführt.<br />
Einstellung der C4-Verlängerung<br />
Eine hohe Menge und längere Inkubationszeiten mit dem Bernsteinsäureanhydrid<br />
können Aggregationen hervorrufen. Um die notwendige Menge vom Bernsteinsäureanhydrid<br />
zu definieren wurden 4 ml glasverkapselte Goldnanopartikel (Firma BBI,<br />
OD=2,5) nach der Aminofunktionalisierung zentrifugiert. Während der Zentrifugation<br />
wurden Konzentrationen von 0 M, 2 mM, 5 mM und 10 mM von Bernsteinsäureanhydrid<br />
in vier Protein-LoBind-Reaktionsgefäßen vorbereitet.<br />
Die zentrifugierten Nanopartikel wurden in Lösungen mit verschiedenen<br />
Konzentrationen von Bernsteinsäureanhydrid aufgenommen. Nach Ablauf der 30<br />
Minuten Inkubationszeit wurden das Zetapotential und die Extinktionsspektren der<br />
Proben geprüft. Dieses Experiment wurde an drei verschiedenen Tagen wiederholt<br />
(Abbildung 5.18 A). Die optimale Menge an Bernsteinsäureanhydrid für die C4-<br />
Verlängerung von 1 ml glasverkapselten Nanopartikeln(OD= 2,5) wurde mit 5 mM<br />
festgestellt. Eine Verlängerung der Inkubationszeit führte zur Aggregation der<br />
Nanopartikel. Deshalb wurde in einem weiteren Experiment die optimale<br />
Inkubationszeit mit Bernsteinsäureanhydrid definiert.<br />
In vier Protein-LoBind-Reaktionsgefäßen wurden je 1 ml glasverkapselte<br />
Nanopartikel in 5 mM Bernsteinsäureanhydrid-DMF-Lösung aufgenommen. Nach<br />
Ablauf der Inkubationszeiten von 0, 30, 60 und 120 Minuten wurde das Zetapotential<br />
und die Extinktionsspektren der Proben geprüft. Dieses Experiment wurde an drei<br />
verschiedenen Tagen wiederholt (Abbildung 5.18 B).<br />
4.5 SERS-Mikroskopie an Gewebeschnitten<br />
Bei der SERS-Mikroskopie und auch weiteren Anwendungen wie Immunoassays<br />
werden die Zielproteine durch die charakteristischen SERS-Signale der gebundenen<br />
Raman-Marker auf der Oberfläche der Nanopartikel detektiert (Abbildung 1.4 D). Für<br />
die Hellfeld- und Raman-Messungen wurde ein WItec Alpha300 R Mikroskop<br />
verwendet. Für die verschiedenen Vergrößerungen wurden die entsprechende<br />
Objektive gewählt, die in der Tabelle 4.5 aufgelistet sind. Die Weißlichtbilder wurden<br />
71
4 Material und Methoden<br />
mit einer Kamera aufgenommen. Das Raman-Signal wurde mit einem Spektrometer<br />
(Brennweite: 30 cm; Gitterkonstante: 600 Striche pro Millimeter) spektral zerlegt. Das<br />
Spektrum wurde mit einem Andor Newton DU-970N-BV EMCCD-Sensor<br />
aufgenommen.<br />
Zur Darstellung der Falschfarbenbilder wurden die Proben mit einem HeNe-Laser<br />
(632.8 nm) bestrahlt und gleichzeitig wurden die erzeugten<br />
Ramanstreustrahlen gesammelt. Die Laserleistung für die Gewebeuntersuchungen<br />
wurde zwischen 5-10 mW und für den Immunoassay auf 0,5 mW eingestellt. Die<br />
Detektion der Raman-Spektren erfolgte mit einer Peltier-gekühlten CCD-Kamera. Zur<br />
Untersuchung der biologischen Proben wurde der XY-Positionierer zur Grobjustage<br />
und der piezogetriebene Verschiebetisch zur Feinjustage verwendet. Der Aufbau des<br />
Mikroskops wurde in Dissertation von M. Gellner ausführlich beschrieben. [124]<br />
Die Durchführung der SERS-Mikroskopie auf dem Gewebe oder Glasobjektträger bei<br />
Immunoassays ist nur nach der Präparation der jeweiligen Proben möglich. Daher<br />
wird die Präparation der Gewebeprobe in diesem Abschnitt vor der detaillierten<br />
Durchführung der SERS-Mikroskopie beschrieben.<br />
4.5.1 Blockierungsmethoden<br />
Um die unspezifischen Bindungen der gebildeten Antikörper/SERS-NP zu<br />
vermindern, wurden verschiedene Puffer hergestellt oder kommerziell erworben.<br />
Diese wurden in der Tabelle 4.2 aufgelistet. Zuerst wurden die kommerziellen<br />
erworbenen Puffer nach empfohlenen Blockierungszeiten verwendet. Bei starker<br />
Blockierung, die die Bindung der Immuno-SERS-Marker verhinderte, wurden die<br />
Blockierungszeiten verkürzt. Da laut Vorschriften der verschiedenen Hersteller die<br />
Blockierungslösungen nicht verdünnt werden dürfen, wurden nur die<br />
Inkubationszeiten verändert. Die Blockierung wird vor der Zugabe von Immuno-<br />
SERS-Markern und Bildung des Immun-Komplexes durchgeführt.<br />
- Zur Blockierung der Gewebeproben mit kommerziellen Blockierungspuffern<br />
wurden 300 µl der jeweiligen Blockierungspuffern auf das Gewebe pipettiert und auf<br />
den Taumler gestellt. Die Inkubationszeit für kommerzielle Puffer wurde zuerst auf 20<br />
Minuten und danach stufenweise auf 5 Minuten verkürzt. Nach dreimal Waschen im<br />
PBST-Puffer wurden die Proben zur Inkubation mit Immuno-SERS-Markern und für<br />
die SERS-Mikroskopie-Untersuchungen verwendet.<br />
72
4 Material und Methoden<br />
- Zur Blockierung der Gewebeproben mit Magermilch im PBST-Puffer wurde die<br />
Inkubationszeit auf 20 Minuten festgelegt und die Blockierungslösung verdünnt. Die<br />
prozentualen Mengen der Magermilch wurden in der Literatur unterschiedlich<br />
angegeben. Daher wurden in dieser Arbeit zur Blockierung die Konzentrationen von<br />
5%, 2%, 1%, 0,5% und 0,2% ausgetestet. Zur Blockierung mit Magermilch wurden<br />
300 µl Blockierungspuffer auf die Gewebeproben pipettiert und auf den Taumler<br />
gestellt. Die Inkubationszeit für alle Proben war 20 Minuten. Nach dreimal Waschen<br />
im PBST-Puffer wurden die Proben zur Inkubation mit Immuno-SERS-Markern und<br />
für die SERS-Mikroskopie-Untersuchungen verwendet.<br />
- Zur Einstellung der Blockierung von Gewebeproben mit BSA wurden<br />
verschiedene Konzentrationen von BSA im PBST-Puffer vorbereitet. Es wurden 300<br />
µl der 4%, 2%, 1%igen BSA-Lösung auf Gewebeproben gegeben und auf den<br />
Taumler platziert. Die Inkubationszeit wurde wie bei der Magermilch auf 20 Minuten<br />
festgelegt und nur die Blockierungslösung verdünnt. Die Gewebeproben wurden<br />
nach dreimal Waschen im PBST-Puffer zur Inkubation mit Immuno-SERS-Markern<br />
und für die SERS-Mikroskopie-Untersuchungen verwendet. Nach dem Blockierung<br />
und anschließendem Waschschritt wurden die Proben mit derselben Konzentration<br />
an Antikörper/SERS-NP mit gleicher Inkubationszeit inkubiert.<br />
- Als SERS-Substrate wurden Gold/Silber-Nanoschalen verwendet. Im<br />
nächsten Schritt wurden die Nanopartikel mit 4-TNB-MEG-OH und 4-TNB-TEG-OH<br />
in einem Verhältnis von 99 : 1 markiert. Die Kopplung von anti Human-PSA-<br />
Aktikörper (α-PSA, Klon A67-B/E3) wurde unter 4.4.1 nach angegebener Vorschrift<br />
durchgeführt. Die Gewebeschnitte wurden mit 250 µl Immuno-SERS-<br />
Markern(Au@Ag als SERS-Substrat) einer OD= 0,25 für 20 Minuten auf den Taumler<br />
bei niedriger Geschwindigkeit inkubiert. Nach dreimal Waschen im PBST-Puffer<br />
wurde die SERS-Mikroskopie durchgeführt. Die Blockierungsmethoden und auch die<br />
Detektion von Proteinen wurden an verschiedenen Tagen auf Gewebeproben<br />
ausgetestet.<br />
4.5.2 Antigendemaskierungsmethoden<br />
Die Gewebeproben wurden im Labor von PD. Dr. Packeisen auf einer Kühlplatte mit<br />
Mikrotom in Form von Scheiben mit einem Durchmesser von 4 µm durchgeschnitten.<br />
Die Entparaffinierung und Rehydratation des Gewebes wurde mit Xylol und<br />
abnehmender Konzentrationen von Ethanollösungen durchgeführt. Zur<br />
73
4 Material und Methoden<br />
Antigendemaskierung der Gewebeproben wurden notwendige Puffer in einen<br />
Glasbehälter gegossen und mit dem Dampfgarer auf 95°C vorgeheizt. Danach<br />
wurden die Gewebeschnitte in die vorgeheizte Pufferlösung getaucht und ca. 20<br />
Minuten weiter erhitzt. Diese zwanzigminütige Inkubationszeit der Gewebeproben<br />
war für alle verwendeten Puffer-Lösungen (kommerzielle oder selbsthergestellte)<br />
gleich. Nach Ablauf der Inkubationszeit wurde der Glasbehälter aus dem Dampfgarer<br />
entnommen und auf RT abgekühlt. Danach wurden die Gewebeschnitte dreimal mit<br />
PBST-Puffer gewaschen und für die Blockierung mit dem Blockierungspuffer<br />
behandelt.<br />
Die Antigendemaskierung mit Proteinase K wurde nach Vorschrift der Firma Dako<br />
durchgeführt. Die optimale Andauung von formalinfixiertem Gewebe durch das<br />
Enzym wurde nach 5 Minuten Inkubation der Enzym-Lösung auf dem Gewebe<br />
erzielt. Nach Durchführung der Antigendemaskierung auf Gewebeproben sollte eine<br />
Gegenüberstellung stattfinden um die optimale Methode für weitere Untersuchungen<br />
festzulegen. Deshalb wurden die Gewebeproben mit einzelnen Lösungen, die in der<br />
Tabelle 4.2 eingetragen sind, blockiert. Gleichzeitig wurden die notwendige Immuno-<br />
SERS-Marker mit Gold/Silber-Nanoschalen als SERS-Substrat unter den<br />
Vorausetzungen, wie im Abschnitt 4.5.1 beschrieben, vorbereitet.<br />
Nach der Blockierung und dem Waschgang der Gewebeproben wurden die Proben<br />
mit 250 µl Immuno-SERS (OD= 0,25) für 20 Minuten auf dem Taumler mit niedriger<br />
Geschwindigkeit inkubiert. Nach dreimal 5 Minuten Waschen im PBST-Puffer wurde<br />
die SERS-Mikroskopie durchgeführt.<br />
4.5.3 Nanopartikel-Konzentrationen und Inkubationszeiten<br />
Nach abgeschlossener Untersuchung in den Abschnitten 4.5.1 und 4.5.2 konnten die<br />
optimalen Demaskierungsmethoden und die Blockierungslösung gewählt werden.<br />
Die Qualität der Bildgebung mittels SERS-Mikroskopie hängt noch von weiteren<br />
Faktoren, wie der Anzahl der Immuno-SERS-Marker und die Dauer der<br />
Inkubationszeit der Antikörper-gekoppelten NP auf dem Gewebe ab.<br />
Einfluss der Anzahl von SERS-Nanopartikeln bei der Bildgebung<br />
Es wurden drei Gewebeschnitte mit selbsthergestelltem Citrat-Puffer vorbehandelt.<br />
Alle Proben wurden vor der Inkubation mit α-PSA gekoppelten NP (Klon A67-B/E3)<br />
mit 2%igem BSA im PBST-Puffer 20 Minuten blockiert. Als SERS-Substrate wurden<br />
74
4 Material und Methoden<br />
Gold/Silber-Nanopartikeln verwendet. Im nächsten Schritt wurden die Nanopartikel<br />
mit 4-TNB-MEG-OH und 4-TNB-TEG-OH in einem Verhältnis von 99 : 1 markiert. Die<br />
Kopplung von α-PSA (Klon A67-B/E3) wurde gemäß der unter 4.4.1 angegebenen<br />
Vorschrift durchgeführt. Die Gewebeschnitte wurden mit 250 µl Volumen der<br />
verschiedenen Konzentrationen von α-PSA-gekoppelten NP auf dem Taumler mit<br />
niedriger Geschwindigkeit inkubiert.<br />
Die eingesetzten Konzentrationen entsprachen je einer optischen Dichte von: OD= 1,<br />
OD= 0,5 und OD= 0,25 . Die Inkubationszeit der Immuno-SERS-Marker auf dem<br />
Gewebe betrug für alle Proben 20 Minuten. Nach dreimaligen Waschen für je fünf<br />
Minuten im PBST-Puffer wurde die SERS-Mikroskopie durchgeführt.<br />
Einfluss der Inkubationszeit von SERS-Nanopartikeln bei der Bildgebung<br />
Abgesehen von der Inkubationszeit der SERS-markierten-Antikörper auf dem<br />
Gewebe wurden alle Einstellungen zur Detektion von p63 übernommen. Zur<br />
Detektion von p63 wurden als SERS-Substrat wieder Gold/Silber-Nanoschalen<br />
verwendet. Im nächsten Schritt wurden die Nanopartikel mit 4-TNB-MEG-OH und 4-<br />
TNB-TEG-OH in einem Verhaltnis von 99 : 1 markiert. Die Kopplung von anti-Human<br />
p63-Antikörper (α-p63, Klon Y4A3) wurde nach der unter 4.4.1 beschriebenen<br />
Vorschrift durchgeführt. Die Gewebeschnitte wurden mit 250 µl α-p63-gekoppelten<br />
NP (OD= 0,25) und unterschiedlichen Inkubationszeiten (20, 30 und 40 Minuten) auf<br />
dem Taumler mit niedriger Geschwindigkeit inkubiert. Nach dreimal fünfminütigem<br />
Waschen im PBST-Puffer wurde die SERS-Mikroskopie durchgeführt Zur Detektion<br />
von PSA und p63 mit glasverkapselten Clustern wurde die Anzahl der notwendigen<br />
Nanopartikel für PSA ermittelt und für p63 übernommen. Die optimale Inkubationszeit<br />
für das Protein p63 sollte erneut bestimmt werden, da anstatt der monoklonalen<br />
Antikörper (α-p63, Klon Y4A3), polyklonale antihuman p63 (Abcam) verwendet<br />
wurden. Die Detektion von PSA wurde unverändert mit monoklonalen Antikörpern<br />
(Klon A67-B/E3) durchgeführt.<br />
Ermittlung der optimalen Inkubationszeit für Nanocluster zur Detektion von p63<br />
Die optimale Inkubationszeit des Gewebes mit α-p63-gebundenen Clustern wurde<br />
unter 15 Minuten festgelegt. Eine längere Inkubationszeit als 15 Minuten führte stets<br />
zur Bildung von unspezifischen Bindungen.<br />
75
4 Material und Methoden<br />
Die angefertigten Immuno-SERS-Marker (Cluster als SERS-Substrat) wurden auf<br />
OD=0,2 verdünnt. Es wurden vier Gewebeschnitte mit optimaler<br />
Antigendemaskierungsmethode für p63 (kommerzielles Antigen Retrieval von Dako)<br />
vorbereitet. Nach der Blockierung mit 2%igem BSA im PBST-Puffer wurden die<br />
Proben dreimal für ca. fünf Minuten. mit PBST-Puffer gewaschen. Das Gewebe<br />
wurde mit 250 µl vorbereitetem Immuno-SERS-NP-Konjugat bei Inkubationszeiten<br />
von 8, 10, 12 und 15 Minuten auf dem Taumler mit niedriger Geschwindigkeit<br />
inkubiert. Nach Ablauf der Inkubationszeit wurden die Gewebeschnitte weitere<br />
dreimal mit PBST-Puffer (ca. 5 Min.) gewaschen und unverzüglich für die SERS-<br />
Mikroskopie verwendet. Die Laserleistung bei diesem Experiment wurde auf 8 mW<br />
und die Belichtungszeit auf 20 Millisekunden eingestellt.<br />
Die Detektion von PSA ist unter 100 Millisekunden nicht möglich gewesen.<br />
4.6 SERS-Sandwich-Immunoassays<br />
Die funktionalisierten Glasobjektträger wurden permanent in einem Exsikkator unter<br />
dem Vakuum aufbewahrt und nur kurz vor Beginn des Experiments aus dem<br />
Exsikkator entnommen.<br />
Die kommerziell erworbenen Trennwände (Flexwells) wurden mit Sekundenkleber<br />
auf der Glasoberfläche befestigt. Somit werden ähnlich zu ELISA-Platten<br />
Vertiefungen mit ca. 100 µl Volumen gebildet (Abbildung 4.8). Es wurde eine Lösung<br />
von 4 µg/ml Protein A/G im Karbonat-Puffer vorbereitet. Danach wurden in jeder<br />
Vertiefung 80 µl von gelöstem Protein A/G pipettiert und 3 Stunden bei RT auf dem<br />
Taumler platziert. Nach der Inkubation wurde der Objektträger einmal 3 Minuten mit<br />
Acetat-Puffer und zweimal 3 Minuten im PBST-Puffer (mit 0,05%igem Tween 20 )<br />
gewaschen. Die monoklonalen Antikörper (mAK) wurden in einer Konzentration von<br />
10 µg/ml während der Waschgänge vorbereitet. In allen Vertiefungen wurden 80 µl<br />
mAK pipettiert und 1 Stunde bei RT auf dem Taumler platziert und anschließend über<br />
Nacht im Kühlschrank bei 4°C inkubiert.<br />
Vor der Vorbereitung der Antigenproben wurde der Objektträger 15 min. auf dem<br />
Taumler bei RT gestellt damit die Proben wieder Raumtemperatur erreichen. Der<br />
Objektträger wurde entleert und dreimal mit PBST-Puffer gewaschen. Zwischen den<br />
Waschgängen wurde der Puffer sorgfältig entsorgt und die Kammern ausgeklopft.<br />
76
4 Material und Methoden<br />
Die Proben wurden mit Blockierungslösungen der Firma Candor (BSA-Block, Smart-<br />
Block und Blocking Solution 1) 30 Minuten blockiert.<br />
Abbildung 4.8: Die Durchführung des SERS-Immunassay wurde schematisch in vier<br />
Schritten dargestellt. Zuerst wurden Protein A/G-Moleküle kovalent an die Oberfläche<br />
des Glasobjektträgers gebunden (1). Danach bindet der Fänger-Antikörper an einer<br />
von sechs Bindestellen des Protein A/G (2). Zunächst werden Antigen-Moleküle<br />
durch Fänger-Antikörper immobilisiert (3). Am Ende werden die Antigenmoleküle<br />
durch Immuno-SERS-NP-Konjugate erkannt.<br />
Der Objektträger wurde wieder entleert und dreimal mit PBST-Puffer gewaschen.<br />
Zwischen den Waschgängen wurde der Puffer sorgfältig entsorgt und die Kammern<br />
ausgeklopft. Während der Blockierung wurden die vorgesehenen Antigene in<br />
folgende Konzentrationen im PBST-Puffer vorbereitet:<br />
Standard 1:<br />
Standard 2:<br />
Standard 3:<br />
Standard 4:<br />
Standard 5:<br />
Standard 6:<br />
7 ng/ml<br />
5 ng/ml<br />
3 ng/ml<br />
1,5 ng/ml<br />
0,5 ng/ml<br />
Null-Wert.<br />
Der Objektträger wurde entleert und dreimal mit PBST-Puffer gewaschen. Zwischen<br />
den Waschgängen wurde der Puffer sorgfältig entsorgt und die Kammern<br />
ausgeklopft. Danach wurden die Antigen-Lösungen auf den Objektträger<br />
(immobilisiert mit mAK) überführt. Es wurden für jede Antigen-Konzentration zweimal<br />
77
4 Material und Methoden<br />
80 µl in zwei benachbarte Vertiefungen verteilt, um eine Doppelmessung zu<br />
ermöglichen. Anstatt Antigen wurde BSA oder Ovalbumin als Negativ-Kontrolle in die<br />
Kammern pipettiert. Die Proben wurden drei Stunden bei RT auf den Taumler gestellt<br />
und weitere 2 Stunden im Kühlschrank bei 4°C inkubiert. Parallel zur Bearbeitung<br />
des Objektträgers sollte auch die Kopplung der polyklonalen (pAK) Antikörper an<br />
glasverkapselten Clustern durchgeführt werden (Abschnitt 4.4.2), da bei Beendigung<br />
der Inkubationszeit mit Antigenen das Experiment unverzüglich mit Immuno-SERS-<br />
Markern weiter durchgeführt werden sollte.<br />
Nach Beendigung der Inkubationszeit mit Antigenen wurde der Objektträger wieder<br />
entleert und dreimal mit PBST-Puffer gewaschen. Zwischen den Waschgängen<br />
wurde der Puffer sorgfältig entsorgt und die Kammern ausgeklopft. Alle Proben<br />
erhielten 80 µl beliebigen Immuno-SERS-Marker (polyklonalen IL1, IL8 oder TNFα<br />
mit einer OD=0,2) Der Objektträger wurde auf dem Taumler mit niedriger Umdrehung<br />
bei RT für ca. 2 Stunden platziert. Danach wurde der Objektträger entleert und<br />
dreimal mit PBST-Puffer gewaschen. Zwischen den Waschgängen wurde der Puffer<br />
sorgfältig entsorgt und die Kammern ausgeklopft. Am Ende wurden die Trennwände<br />
vorsichtig von der Glasoberfläche entfernt und der Objektträger ganz langsam im<br />
Reinstwasser getaucht, um das Puffersalz zu entsorgen. Der Objektträger wurde im<br />
Trockenschrank bei 37°C getrocknet und für die SERS-Mikroskopie verwendet.<br />
Abbildung 4.9: Schematische Darstellung der simultanen Detektion von drei<br />
Zytokinen. Der Objektträger wurde mit Protein A/G beschichtet (nicht dargestellt).<br />
Nach Immobilisierung der Fänger-Antikörper wurde eine Blockierung mit BSA-<br />
Lösung durchgeführt. Die verschiedenen polyklonalen Antikörper (pAK) wurden an<br />
verschiedene SERS-Nanopartikel gebunden.<br />
78
4 Material und Methoden<br />
Zur simultanen Detektion von drei Zytokinen mit drei verschiedenen Immuno-SERS-<br />
Markern wurde dieselbe Vorschrift mit wenigen Veränderungen übernommen. Da in<br />
diesem Experiment drei verschiedene Zytokine detektiert werden müssen, wurden<br />
die Proteine in Form einer Mischung verwendet. Das heißt statt der Immobilisierung<br />
von einem Fänger-Antikörper sollten drei verschiedene Fänger-Antikörper auf<br />
Objektträgern immobilisiert werden. Ebenso wurden Immuno-SERS-NP-Konjugate<br />
und Antigene in einer Dreiermischung verwendet. In Abbildung 4.9 ist das<br />
Experiment schematisch dargestellt.<br />
Das Vorgehen zur simultanen Detektion von drei Zytokinen<br />
Der Objektträger wurde ohne Veränderung, wie oben beschrieben, mit Protein A/G<br />
beschichtet. Die drei monoklonalen Antikörper wurden im PBST-Puffer mit einer End-<br />
Konzentration von 10 µg/ml für den jeweiligen Antikörper vorbereitet. In allen<br />
Vertiefungen wurden 80 µl der Mischung von mAK pipettiert und eine Stunde bei RT<br />
auf dem Taumler platziert und anschließend über Nacht im Kühlschrank bei 4°C<br />
inkubiert.<br />
Vor der Vorbereitung der Antigenproben wurde der Objektträger 15 min. auf den<br />
Taumler bei RT platziert, um die Proben wieder auf Raumtemperatur zu bringen. Der<br />
Objektträger wurde entleert und dreimal mit PBST-Puffer gewaschen. Zwischen den<br />
Waschgängen wurde der Puffer sorgfältig entsorgt und die Kammern ausgeklopft.<br />
Die Proben wurden mit Blockierungslösungen der Firma Candor (Smart-Block) 30<br />
Minuten blockiert. Der Objektträger wurde wieder entleert und dreimal mit PBST-<br />
Puffer gewaschen. Zwischen den Waschgängen wurde der Puffer sorgfältig entsorgt<br />
und die Kammern ausgeklopft. Während der Blockierung wurden die vorgesehenen<br />
Antigene in einer End-Konzentrationen von 7, 5, 3, 1,5 und 0,5 ng/ml für das<br />
jeweilige Antigen in einer Mischung im PBST-Puffer vorbereitet. Der Objektträger<br />
wurde entleert und dreimal mit PBST-Puffer gewaschen. Zwischen den<br />
Waschgängen wurde der Puffer sorgfältig entsorgt und die Kammern ausgeklopft.<br />
Danach wurden die Antigenen-Lösungen auf Objektträger (immobilisiert mit mAK)<br />
überführt. Von jeder Misch-Konzentration wurden zweimal 80 µl in zwei benachbarte<br />
Vertiefungen verteilt, um eine Doppelmessung zu ermöglichen. Statt des Antigens<br />
wurde BSA oder Ovalbumin als Negativ-Kontrolle in die Kammern pipettiert. Die<br />
Proben wurden drei Stunden bei RT auf den Taumler gestellt und weitere 2 Stunden<br />
79
4 Material und Methoden<br />
im Kühlschrank bei 4°C inubiert. Parallel zur Bearbeitung des Objektträgers sollte<br />
auch die Kopplung der drei verschiedenen pAk auf glasverkapselten Cluster<br />
(Immuno-SERS-Marker) durchgeführt werden (Abschnitt 4.4.2). Nach Beendigung<br />
der Inkubationszeit mit Antigenen wurde der Objektträger wieder entleert und dreimal<br />
mit PBST-Puffer gewaschen. Zwischen den Waschgängen wurde der Puffer<br />
sorgfältig entsorgt und die Kammern ausgeklopft.<br />
Alle Proben erhielten 80 µl von gemischten Immuno-SERS-Markern (polyklonalen<br />
IL1, IL8 und TNFα gebunden an relevanten SERS-Substraten mit einer OD=0,2). Die<br />
Inkubationszeiten mit Immuno-SERS-Markern und alle weitere Schritte wurde ohne<br />
Änderung, wie oben beschrieben, durchgeführt.<br />
Die Messungen wurden an zufälligen Stellen von verschiedenen Bereichen der<br />
Glasoberfläche in der Größe von 100 µm X 100 µm durchgeführt. Von den<br />
ausgewählten Oberflächen wurden 400 Raman-Spektren verteilt auf 20 Linien<br />
aufgenommen. Bei allen Messungen (vereinzelte Proteine oder Multiplexing) wurden<br />
eine Integrationszeit von 2 Sekunden und eine Laserleistung von 0,5 mW verwendet.<br />
Die Auswertung wurde durch das von D. Steinigeweg und A. Bröermann entwickelte<br />
Matlab-Programm durchgeführt.<br />
4.7 Instrumente und Software<br />
Zeta-Potential-Messungen:<br />
Das Zeta-Potential kolloidaler Lösungen wurde mit einem Zetasizer der Firma<br />
Malvern (Modell: Nano ZS) ermittelt. Die Messungen werden wiederum in<br />
Rückstreugeometrie in einer Einwegküvette aus Polystyrol durchgeführt.<br />
Raman-Mikroskopie:<br />
Die Raman-Spektren wurden mit einem konfokalen Mikrospektrometer der Firma<br />
WITec (Modell: Alpha 300) aufgenommen. Das Messgerät besteht aus einer Peltiergekühlten<br />
CCD Kamera, einem Mikroskop und einem Monochromator (600 bzw.<br />
1800 Striche pro Millimeter). Der HeNe-Laser liefert eine maximale Leistung von 24<br />
mW bei einer Wellenlänge von 632.8 nm. Die Strahlung wurde durch verschiedene<br />
Mikroskop-Objektive (Tabelle 4.4) auf der Probe fokussiert und das gestreute Licht<br />
80
4 Material und Methoden<br />
wiederum mit demselben eingesetzten Objektiv (Rückstreugeometrie) gesammelt.<br />
Für eine detaillierte Beschreibung des Aufbaus des Raman-Mikroskops wird auf die<br />
Dissertation von M. Gellner verwiesen. [124]<br />
Objektive Numerische Apertur Bezeichnung<br />
10 0,25 Nikon-Japan, E Plan ∞/0 WD 12,5<br />
20 0,5 Nikon-Japan, UPLanFLN ∞/0,17/FN 26,5<br />
40 0,6 OLYMPUS -Japan, LUCPlan FLN ∞/0-2/FN22<br />
50 0,75 Nikon-Japan, EPlan ∞/0 WD 0,48<br />
Tabelle 4.5: Liste der eingesetzten Mikroskop-Objektive.<br />
ELISA-Reader:<br />
Die Messungen der Absorptionspektren wurden am Sunrise Absorbance Reader der<br />
Firma Tecan aufgenommen.<br />
UV/VIS-Absorption/Extinktionsspektroskopie:<br />
Zur Ermittlung der Extinktionsspektren wurde ein UV/Vis/NIR-Spektrometer der Firma<br />
Perkin-Elmer (Modell: Lambda 19) verwendet. Die Scangeschwindigkeit betrug dabei<br />
480 nm/min. Die Extinktion der Nanopartikel-Suspension wurde in einer 2 mm dicken<br />
Quartzküvette bestimmt.<br />
Transmissionselektronenmikroskopie:<br />
Die TEM-Aufnahmen wurden mit einem Transmissions-Elektronenmikroskop der<br />
Firma Zeiss (Modell: EM 10, 80 keV) durchgeführt. Als Probenträger wurden<br />
Kohlenstoff-beschichtete Kupfer-Netze der Firma Quantifoil (400 Maschen)<br />
verwendet.<br />
Software:<br />
- WiTeC-Project,V2.02<br />
- WiTec-Control, V1.52<br />
- Microsoft Office, 2007<br />
- Matlab, R2010a<br />
- Origin Pro Version 8<br />
- Paint.NET<br />
81
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
5. Ergebnisse und Diskussion<br />
5.1 Herstellung von SERS-Nanopartikeln<br />
5.1.1 Synthese von Goldkeimpartikeln und quasi-sphärischen Goldnanopartikeln<br />
Die Synthese der Keimpartikel aus Gold wurde im Abschnitt 4.2.1 beschrieben. [178]<br />
Keimpartikel werden als Vorstufe für die Herstellung von weiteren Nanostrukturen,<br />
wie Gold-Vollkugeln und Gold-Nanosternen verwendet, wobei deren Größe variabel<br />
eingestellt werden kann. Bei der Herstellung von Keimpartikeln sind Monodispersität<br />
und Reproduzierbarkeit der Partikelgröße äußerst wichtig. Zur Herstellung der<br />
Keimpartikel wurde eine Synthesevorschrift von Xia et al. herangezogen. [176,177] Die<br />
Herstellung von Keimpartikeln kann als ein zweistufiger Prozess, bestehend aus<br />
Keimbildung (engl.: nucleation) und Wachstum, beschrieben werden. Die<br />
ursprüngliche Vorschrift von Xia et al. wurde durch Max Schütz (Keimbildungsstufe)<br />
und Bernd Walkenfort (Wachstum der Keimpartikel) in der Arbeitsgruppe Schlücker<br />
modifiziert. Zuerst wird ein kleiner kristallförmiger Keim gebildet. Dies ist eine<br />
schnelle chemische Reaktion, die durch Reduktion von Tetrachloridogold (III)-säure<br />
mittels Natriumcitrat bei hoher Temperatur stattfindet. Danach werden die<br />
Reaktionskolben bei Raumtemperatur 12 Stunden unter Rühren inkubiert. Während<br />
dieser Inkubationszeit lagern sich überschüssige Goldatome an die kristallförmigen<br />
Kerne, sodass diese zu größeren Keimpartikeln heranwachsen. Die Größe der<br />
Keimpartikel wird durch Variation der Menge von Tetrachloridogold (III)-säure und<br />
der Reaktionsdauer eingestellt. Um die Qualität der so hergestellten Keimpartikel und<br />
Gold-Nanopartikel (Au-NP) zu beurteilen, werden kommerzielle Nanopartikel (NP) mit<br />
definierter Größe benötigt. Für diese Arbeit wurden dazu kommerziell erhältliche<br />
Goldnanopartikel der Firma BBI verwendet. In Abbildung 5.1A sind die<br />
Extinktionsspektren kommerziell erhältlicher und selbsthergestellter Goldkolloide<br />
dargestellt. Laut Angabe der Hersteller beträgt die Sphärizität der Nanopartikel über<br />
95% und der Varianzkoeffizient der Produkte weniger als 8%. Die 10 nm und 20 nm<br />
großen Goldkolloide der Firma BBI haben ein Extinktionsmaximum bei ca. 517 bzw.<br />
523 nm. Das Extinktionsmaximum der selbsthergestellten Kernpartikel liegt bei ca.<br />
518 nm. Die TEM-Aufnahmen in Abbildung 5.1B zeigen, dass die selbsthergestellten<br />
82
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
Kernpartikel eine durchschnittliche Größe von 12 nm besitzen. In Abbildung 5.1B ist<br />
ersichtlich, dass nur 15 von 220 abgezählten Keimpartikeln (
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 5.2: Normierte Exstinktionsspektren von 60nm BBI-Goldnanopartikeln<br />
(gestrichelte Linie) und von selbsthergestellten Goldnanopartikeln (durchgezogene<br />
Linie). Das Extinktionsmaximum der BBI-NP liegt bei 535 nm und der selbsthergestellten<br />
bei 533 nm.<br />
Diese Goldpartikel wurden als Ausgangsmaterial zur Herstellung von kleinen<br />
Clustern, wie Dimeren und Trimeren, verwendet.<br />
Abbildung 5.3: TEM-Aufnahmen der selbsthergestellten Gold-Vollkugeln in verschiedenen<br />
Vergrößerungen.<br />
5.1.2 Synthese von Goldnanosternen<br />
Für die Herstellung der Nanosterne wurden ca. 10 nm große Kernpartikel<br />
eingesetzt. [178] Die Größe der daraus herzustellenden Gold-Nanosterne wird über die<br />
Konzentration der Goldlösung eingestellt. Die Verwendung von Nanosternen hat<br />
84
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
zwei Vorteile. Die optimale Anregungswellenlänge der Nanosterne liegt im roten bis<br />
nahinfraroten Bereich, wo die Autofluoreszenz von Gewebe minimal ist. Des<br />
Weiteren besitzen Nanosterne an den Spitzen (engl. Tips) nach resonanter<br />
Laseranregung starke lokale Feldüberhöhungen, die für SERS-Messungen<br />
vorteilhaft sind. Diese Erhöhung des SERS-Signals ist für die Detektion in der SERS-<br />
Mikroskopie oder weiteren biomedizinischen Applikationen wie Assays wichtig. In<br />
Abbildung 5.4 sind die Extinktionsspektren von Ausgangsnanopartikeln der Größe 10<br />
nm und von produzierten Nanosternen gegenüber gestellt. Eine Verschiebung der<br />
Plasmonbande von 528 nm bis 680 nm ist feststellbar.<br />
Abbildung 5.4: Gegenüberstellung von normierten Extinktionsspektren der 10 nm<br />
großen Goldkernpartikel als Ausgangsmaterial und den daraus hergestellten ca. 60 nm<br />
großen Goldnanosterne.<br />
Außerdem ist die Plasmonbande im Extinktionsspektrum der Nanosterne in<br />
Abbildung 5.4 im Vergleich mit den bisher publizierten Extinktionsspektren<br />
breiter. [178,179] Der Grund für die breite Plasmonbande kann die Zugabe von Glycerin<br />
während der Herstellung der Nanosterne sein. Laut Literatur kann die Hydroxyl-<br />
Gruppe von Glycerin zu einer besseren Stabilität der Nanopartikel gegen Oxidation<br />
führen. [181] Die Goldnanosterne besitzen viele kleine Plasmonbanden, die zu einer<br />
"großen Bande" koppeln. Die Zugabe von Glycerin kann wahrscheinlich zur Bildung<br />
unterschiedlicher Längen, Durchmesser und Formen der Spitzen führen. Das<br />
Extinktionsspektrum der hergestellten Nanosterne ohne Zugabe von Glycerin ist<br />
85
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
schmaler. Anhand der TEM-Aufnahmen in Abbildung 5.5 ist eine einheitliche Größe<br />
der hergestellten Nanosterne von ca. 60 nm zu erkennen. Die hergestellten<br />
Goldnanosterne zeigen eine Größenabweichung von ca. ±7nm. [178]<br />
Abbildung 5.5: TEM-Aufnahme von ca. 60 nm großen Goldnanosternen (A),<br />
Darstellung eines einzelnen Nanosterns (B) Spitze eines Nanosterns in vergrößerter<br />
Darstellung aus B (C).<br />
5.1.3 Synthese von Gold/Silber-Nanoschalen<br />
Die gewünschte in-situ-Anwendung in der Bioanalytik mit Laseranregung im roten bis<br />
nahinfraroten Bereich des elektromagnetischen Spektrums wird auch mit Gold/Silber-<br />
Nanoschalen erfüllt.<br />
Die Einstellung des Extinktionsmaximums ist hierbei, wie bei den Goldnanopartikel<br />
und Nanosternen, von der Konzentration der Goldlösung abhängig, die während der<br />
Herstellung von Hohlkugeln tropfenweise dazu pipettiert wurde. Durch die Zugabe<br />
von Tetrachlorgoldsäure kann die Verschiebung der Plasmonbande variiert werden.<br />
Bei optimaler Lage der Plasmonbande wird die Zugabe von der Tetrachlorgoldsäure<br />
gestoppt. Im Gegensatz zur Herstellung von Goldnanopartikeln ist die Verschiebung<br />
der Plasmonbande bei Herstellung von Gold/Silber-Nanoschalen im roten Bereich<br />
nicht zwingend mit einer Änderung der Größe der Nanopartikel verbunden. [124] In<br />
dieser Reaktion werden die Silber-Atome durch Gold-Atome ersetzt bzw. wird nur der<br />
Goldanteil vermehrt.<br />
Die Bildung von Gold/Silber-Nanoschalen und die notwendigen Reaktionsbedingungen<br />
wurden im Abschnitt 4.2.3 beschrieben. Die tropfenweise Zugabe von<br />
Tetrachlorgoldsäure ist eine von diesen Bedingungen. In Abbildung 5.6 ist die<br />
Bildung der Gold/Silber-Legierung mit drei Zwischenstufen symbolisch in<br />
86
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
verschiedenen Farben dargestellt. Die langsam wachsende Goldschicht auf der<br />
Silberschicht verursachte die Verschiebung der Plasmonbande vom blauen in den<br />
grünen und schließlich in den roten Bereich des elektromagnetischen Spektrums.<br />
Abbildung 5.6: Extinktionsspektren von Silbervollkugeln (blau) und Goldnanoschalen<br />
(rot) in Wasser als Lösungsmittel. Dazwischen wurden die Zwischenprodukte bzw.<br />
stufenartige Verschiebungen der Plasmonbande vom blauen zum roten Bereich des<br />
elektromagnetischen Spektrums dargestellt. Die Silbernanopartikel und Gold/Silber-<br />
Nanoschalen wurden in der Abbildung mit Ag-Kolloid und Au@Ag-Partikel abgekürzt.<br />
Die kontinuierliche Verschiebung der Plasmonbande mit zunehmender Goldmenge<br />
wird ständig beobachtet und kann beliebig variiert bzw. gestoppt werden. Ein<br />
Extinktionsmaximum bei ca. 650 nm wäre ein optimaler Wert für die<br />
Anregungswellenlänge eines 633 HeNe-Laser. [125] Deshalb wurde bei der Herstellung<br />
der Gold/Silber-Nanoschalen die Reaktion bei einem Extinktionsmaximum von ca.<br />
630 nm gestoppt. [124,125] Durch weitere bzw. spätere Bearbeitungen wie die Zugabe<br />
von Ramanreportermolekülen, Biofunktionalisierung und die Proteinkopplung wird<br />
das Extinktionsmaximum bei ca. 650 nm erreicht. Die Herstellung der Gold/Silber-<br />
Nanoschalen ist relativ einfach verglichen mit anderen SERS-Substraten und diese<br />
Partikel können mit geeigneten Raman-Markern, wie 4-TNB oder SEMA4, in der<br />
SERS-Mikroskopie eingesetzt werden. Diese leichte Handhabung ist der Grund<br />
dafür, dass bei allen Einstellungen der SERS-Mikroskopie dieses Substrat<br />
87
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
bevorzugt wurde. In Abbildung 5.7 sind die Silbernanopartikel (Ag-NP) als<br />
Ausgangsprodukt und die daraus hergestellten Gold/Silber-Nanoschalen vor und<br />
nach der Glasverkapselung (ca. 5 nm) dargestellt. Die Methode zur Herstellung der<br />
Gold/Silber-Nanoschalen wurde ohne Änderung von M. Gellner<br />
übernommen. [37,124,125,126]<br />
Abbildung 5.7: Darstellung der Silbernanopartikel mit einer Größe von ca. 70 nm als<br />
Ausgangsmaterial (A). daraus hergestelltes Gold/Silber-Nanopartikel ist in B dargestellt,<br />
Gold/Silber-Nanopartikel mit ca. 5 nm dicker Glashülle ist in C dargestellt.<br />
5.1.4 Herstellung, Separation und Charakterisierung von Goldnanopartikel-<br />
Clustern<br />
Die kleinsten Goldnanopartikelcluster sind Dimere und Trimere, die wegen ihrer<br />
Plasmonenkopplung hohe SERS-Signale liefern können. Für die Herstellung der<br />
Goldnanocluster wurden 60 nm Goldnanopartikel als Ausgangsmaterial verwendet.<br />
Das Goldkolloid soll nach der Herstellung in mehreren Schritten bearbeitet werden,<br />
um an die hochsensitiven Cluster zu gelangen (Abschnitt 4.2.4).<br />
Zuerst wurden mit Zugabe von Raman-Markern zum Goldkolloid SAMfunktionalisierte<br />
Kolloide hergestellt. Die kovalente Bindung von Raman-Reportern<br />
auf der Oberfläche der Nanopartikel sorgt für eine Verschiebung des<br />
Extinktionsspektrums von 2 bis zu 4 nm. Diese Verschiebung ist in Abbildung 5.8<br />
deutlich zu sehen.<br />
Nach der SAM-Ausbildung wurde durch Zugabe von Salz (NaCl) oder APTMS die<br />
Bildung der unkontrollierten Aggregate hervorgerufen (Abschnitt 4.2.4). Das Ausmaß<br />
dieser unkontrollierten Aggregation hängt von der Menge des Salzes oder APTMS<br />
88
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
ab. Die Stabilität der hergestellten SAMs gegenüber den Salzlösungen ist sehr<br />
unterschiedlich und hängt von den verwendeten Raman-Reportern ab. Im Fall von<br />
BMBA- oder 4-MBA-Raman-Reportern ist eine niedrige Menge an Salzpuffer<br />
ausreichend, um die erwünschten Aggregationsgrade zu erzielen.<br />
Die mit TF-MBA- oder 4-TNB ausgebildeten SAMs aggregieren jedoch nicht so<br />
einfach. Die mit Salz durchgeführten Aggregationen der mit 4-TNB markierten<br />
Nanopartikeln sind in der Regel reversibel. Das heißt, nach dem Waschgang können<br />
sich die gebildeten Aggregate zu Monomeren auflösen.<br />
Abbildung 5.8: Gegenüberstellung der Extinktionsspektren von selbsthergestellten 60<br />
nm Goldnanopartikeln vor (gestrichelte Linie) und nach der Markierung mit Raman-<br />
Reportern (durchgehende Linie).<br />
Mit der APTMS-Menge kann das Ausmaß an Aggregation der Nanopartikel<br />
kontrolliert werden. In Abbildung 5.9 ist der Einfluss der verwendeten<br />
Konzentrationen von APTMS auf das Ausmaß der Aggregation dargestellt.<br />
Die 4-TNB-markierten Nanopartikel wurden in Ethanol aufgenommen und danach auf<br />
acht Reaktionsgefäßen mit gleichem Volumen und gleicher Konzentration verteilt.<br />
Die Proben erhalten zunächst eine unterschiedliche Menge vom APTMS aus einer<br />
Konzentrationsreihe. Zur negativen Kontrollprobe wurde kein APTMS gegeben<br />
(Abschnitt 4.2.4). Bei einer hohen APTMS-Konzentration, wie bei Probe C1 bis C5,<br />
wurde Aggregation beobachtet. Bei den Proben C6 und C7 sind die<br />
89
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
Aggregationsgrade zwar niedriger, aber die erworbene Ausbeute von optimalen<br />
Clustern (Dimeren und Trimeren) ist wesentlich höher im Vergleich zu C1 bis C5.<br />
Nach der Trennung der verkapselten Cluster wurde durch Extinktionsspektroskopie<br />
die Konzentration der Cluster als Ausbeute bestimmt. Die Konzentrationen der<br />
Cluster bei Proben mit geringeren Aggregationsgraden (C6 und C7) waren höher als<br />
bei Proben mit stärkeren Aggregationsgraden (C1 bis C5). Die hergestellten SAMs<br />
wurden kurz vor der Glasverkapselung mit APTMS behandelt.<br />
Abbildung 5.9: Abhängigkeit des Aggregationsgrades von der Menge an APTMS. C1<br />
bis C7 (C1= 5 mM bis C7= 0,078 mM) hervorgerufene Aggregation durch eine<br />
Verdünnungsreihe von APTMS sind in der Form veränderte Extinktionsspektren zu<br />
sehen. Probe C8 besteht aus den in Ethanol aufgenommenen Nanopartikeln ohne<br />
Zugabe vom APTMS. Zur Darstellung der Extinktionsspektren wurden alle Kolloide in<br />
Ethanol aufgenommen.<br />
In dieser Arbeit wurden fünf verschiedene Raman-Reporter verwendet. Die<br />
Normierung der Raman/SERS-Intensitäten der Goldnanocluster auf die jeweilige<br />
maximale Extinktion der Plasmonbanden sind in Abbildung 5.10 gegenüber gestellt.<br />
Alle ausgebildeten SAMs mit fünf Raman-Markern konnten erfolgreich mit Glas<br />
verkapselt und zur Detektion der Proteine eingesetzt werden.<br />
Zur Darstellung der SERS-Signale wurden aggregierte Goldnanopartikel als SERS-<br />
Substrate verwendet. Diese jeweils charakteristischen Banden sind ein<br />
unverwechselbarer „Fingerabdruck“ der Reporter-Moleküle und ermöglichen dadurch<br />
90
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
Multiplex-Messungen. Nach der Herstellung geeigneter Aggregate folgt das<br />
Aufwachsen der Glashülle nach einer modifizierten Stöber-Methode mit TEOS<br />
(Abschnitt 4.2.5). Die Nanopartikel werden durch die Glasverkapselung viel stabiler<br />
gegenüber mechanischen und chemischen Einflüssen der Umgebung, wie z.B.<br />
Zentrifugation oder Chemikalien (PBS-Puffer). Das Goldkolloid besteht nach der<br />
Glasverkapselung aus einer Mischung von verschiedenen Nanostrukturen, wie<br />
Monomeren, Dimeren, Trimeren oder aus noch größeren Nanopartikel-Clustern.<br />
Abbildung 5.10: Ausgebildete SAMs, mit fünf verschiedenen Raman-Reportern:<br />
BMBA, SEMA4, TF-MBA, 4-TNB und 4-MBA. Die jeweils charakteristischen Banden<br />
sind deutlich voneinander zu unterscheiden. Die SERS-Spektren wurden in Wasser<br />
als Suspensionsmedium aufgenommen.<br />
Die erwünschten Cluster wurden durch Dichtegradienten-Zentrifugation von weiteren<br />
Nanostrukturen, wie Monomeren und größeren Aggregaten getrennt. Goldnanocluster<br />
sind in der Lage als Einzelpartikel genügend Signal innerhalb kurzer<br />
Belichtungszeit zu generieren.<br />
Steinigeweg et al. konnten die Goldnanopartikel in der Größenordnung von 20 bis<br />
250 nm mit einer kontinuierlichen Dichtegradienten-Zentrifugation trennen. [189] Er<br />
konnte auch einen Reinheitsgrad von über 90% bei getrennten glasverkapselten 30<br />
nm Golddimeren erzielen. Bei den zu trennenden Clustern handelt es sich um<br />
glasverkapselte Nanostrukturen in der Größenordnung von ca. 120 bis 200 nm. Die<br />
Ziel-Cluster lassen sich durch eine nichtkontinuierliche Dichtegradienten-<br />
Zentrifugation mit höheren Glycerin-Konzentrationen besser trennen. Nach der<br />
91
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
Dichtegradienten-Zentrifugation sind verschiedene Fraktionen von Nanopartikeln in<br />
Abbildung 5.11A erkennbar.<br />
Die Dimere und Trimere wurden nach der Trennung wieder vereint und dreimal mit<br />
Ethanol gewaschen. In Abbildung 5.11B sind die TEM-Aufnahmen von Clustern nach<br />
den Waschgängen dargestellt. In der Abbildung ist ersichtlich, dass nur 2 von 50<br />
(
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 5.12: Darstellung der Trennmethode mit 2 ml Reaktionsgefäßen. Die<br />
Trennung der Monomere von kleineren Aggregaten (links) wurde der Trennung der<br />
Goldnanopartikel der Firma BBI (rechts) gegenübergestellt.<br />
Während die Trennung von Goldnanopartikeln der Firma BBI ca. 40 Minuten Zeit in<br />
Anspruch nahm, reichte für die Trennung der Cluster eine Zentrifugationszeit von 20<br />
Minuten aus.<br />
Zusätzlich zu den TEM-Aufnahmen (Abbildung 5.11) wurden die<br />
getrennten Cluster auch mittels Extinktionsspektroskopie und SERS-Mikroskopie<br />
charakterisiert.<br />
In Abbildung 5.13A sind die Plasmonbanden der verkapselten Monomere und<br />
Cluster nach der Trennung gegenüber gestellt. Das Spektrum der Monomere weist<br />
nur eine einzige Plasmonbande auf, die der Transversalmode der Dimere und<br />
linearen Trimere entspricht. Bei den Clustern ist zusätzlich eine Bande aufgrund der<br />
longitudinalen Plasmonmode vorhanden. Die SERS-Signale der beiden Kolloide sind<br />
in Abbildung 5.13B miteinander verglichen. Zur Ermittlung der SERS-Signale wurde<br />
die gleiche optische Dichte aus SERS-Substraten in einer Ethanol-Wasser-Lösung<br />
vorbereitet.<br />
Es kann keine Aussage über die Anzahl der Goldcluster getroffen werden, weil<br />
zurzeit keine Angaben über den Extinktionskoeffizient der Goldcluster bekannt sind.<br />
Die SERS-Signale wurden auf Raman-Bande von Ethanol in der Suspension<br />
normiert. Die SERS-Signale der Goldnanocluster waren in diesem Experiment ca.<br />
100 Mal größer als die der Monomere. Die räumliche Nähe der Goldnanopartikel<br />
nach Bildung der Cluster führte zu einer elektromagnetischen Feldverstärkung<br />
(Abschnitt 2.2). Um die Qualität der ultrasensitiven Cluster gegenüber Monomeren<br />
darzustellen, wurde in einem Experiment das verkapselte Aggregat vor der Trennung<br />
93
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
auf einen Silizium-Wafer verteilt, der mittels Elektronenstrahl-Lithographie<br />
vorstrukturiert war.<br />
Abbildung 5.13: Die Extinktions- Spektren von zwei getrennten Fraktionen in Wasser<br />
wurden in A gegenüber gestellt. In B wurden die ermittelten SERS-Signale (BMBA-<br />
Marker) der beiden Fraktionen unter gleichen Bedingungen (OD=1, Belichtungszeit<br />
und Laserleistung) gegenüber gestellt.<br />
Auf der Oberfläche der Silizium-Wafer wurde ein Schachbrett-Muster mit Rahmen,<br />
Zahlen und Buchstaben aus Gold eingeprägt, um während der Raster-<br />
Elektronenmikroskopie (REM) eine schnelle Orientierung zu ermöglichen. [124] Danach<br />
wurde mit SERS-Mikroskopie die Signal-Intensität von drei glasverkapselten<br />
Nanostrukturen charakterisiert. Die ausgewählte Oberfläche in der Abbildung 5.14<br />
beinhaltet alle Strukturen, die sich in der verkapselten Aggregatlösung vor der<br />
Trennung befanden. Dadurch wurde die Charakterisierung der SERS-Signale von<br />
Monomeren, Dimeren, Trimeren und auch sehr großen Aggregaten in nur einem<br />
Mapping ermöglicht. Die Position der Strukturen wurde durch Dunkelfeldmikroskopie<br />
gefunden (Abbildung 5.14A). Dieselbe Region wurde mit SERS-Mikroskopie<br />
abgerastert (5.14 B) und die generierten SERS-Signale von Dimeren und Trimeren<br />
sind im Falschfarbbild in Abbildung 5.14 B dargestellt. In Abbildung 5.14D wurde die<br />
von D. Steinigeweg durchgeführte quantitative Ermittlung der Signalintensität<br />
dargestellt. [38,198] Die Daten zeigen, dass Trimere 13 cts, Dimere 7 cts und Monomere<br />
0 cts innerhalb von 30 Millisekunden erzeugen können. Das Ergebnis zeigt, dass die<br />
Gold-Monomeren während der kurzen Belichtungszeit nicht ausreichend SERS-<br />
Signal zur Detektion generieren können.<br />
94
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 5.14: Gegenüberstellung von einzelnen glasverkapselten Monomeren und<br />
Clustern. Nanopartikel in Dunkelfeldmikroskopie Aufnahmen (A) durchgeführte SERS-<br />
Messungen (B), Rasterelektronenmikroskopie-Bilder (C). Nur die glasverkapselten<br />
Trimere (gelbe Pfeile) und Dimere (grüne Pfeile) konnten innerhalb von 30<br />
Millisekunden Belichtungszeit mittels SERS detektiert werden. Im Gegensatz dazu<br />
wurden glasverkapselte Monomere (rote Pfeile) nicht innerhalb von 30 Millisekunden<br />
Belichtungszeit detektiert (D). [38,198]<br />
Bei biomedizinischen Applikationen verursachen solche Monomere zwei Probleme<br />
die zu falschen-negativen Resultaten führen. Zuerst binden sie an Zielmoleküle und<br />
liefern während der kurzen Belichtungszeit keine Signale. Als Nächstes blockieren<br />
sie durch diese Bindung an die Zielmoleküle, die Bindungsstellen für die Anbindung<br />
der Goldnanocluster. In Schema 5.1 wurde die Bindung der verschiedenen Immuno-<br />
SERS-Marker schematisch dargestellt.<br />
Schema 5.1: Die Dimere (oben) und Monomere (unten) können sich an gleiche<br />
Zielmoleküle anlagern. Mit kurzer Belichtungszeit können nur Dimere genügend SERS-<br />
Signale zur Detektion generieren(Einzelpartikelsensitivität). [38]<br />
5.1.5 Herstellung von SERS-markierten Antikörpern<br />
Die eingesetzten SERS-Substrate in dieser Arbeit können auf Grund der<br />
Beschichtung in zwei Gruppen, mit oder ohne Glasverkapselung, unterteilt<br />
95
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
werden. Die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse bei den SERS-Messungen hängt<br />
besonders vom Erfolg der Biofunktionalisierung der Nanopartikel ab. Im<br />
folgenden Abschnitt wird zuerst die Biofunktionalisierung der nicht<br />
glasverkapselten Nanopartikel beschrieben.<br />
5.1.5.1 Biofunktionalisierung hydrophil stabilisierter Monolagen auf Edelmetallkolloiden<br />
Ziel der Biofunktionalisierung ist die Aktivierung der bestehenden Carboxylgruppen<br />
auf dem Nanopartikel für eine kovalente Bindung an die Aminogruppen der<br />
Antikörper oder Proteine. Das genaue Vorgehen der Proteinkopplung mit gemischten<br />
Dual-Spacer-SAMs wurde im Abschnitt 4.4.1 beschrieben. Dabei ist die Menge vom<br />
verwendeten sNHS und EDC sehr wichtig. Hohe Mengen an sNHS und EDC führen<br />
zur Aggregation der Nanopartikel und eine Weiterbearbeitung der Materialien wird<br />
dadurch unmöglich. Die Verwendung von geringen Mengen an sNHS und EDC<br />
verhindert zwar die Aggregation der Nanopartikel, die Effizienz und Bindungsaffinität<br />
der Nanopartikel wird dadurch jedoch eingeschränkt, weil weniger Proteine bzw.<br />
Antikörper an die Nanopartikel binden können. Das Ausmaß an Aggregation kann<br />
durch längerwellige Plasmonbanden aufgrund der Plasmonkopplung bei<br />
Clusterbildung beobachtet werden. Bei einer optimalen Kopplung der Proteine an die<br />
Nanopartikel dürfte diese zusätzliche langwellige Plasmonbande im<br />
Extinktionsspektrum nicht zu sehen sein. Das Extinktionsmaximum sollte nicht mehr<br />
als um 8 nm verschoben werden. Erfahrungsgemäß ist eine Verschiebung von mehr<br />
als 8 nm ein Zeichen für Aggregation, auch wenn keine zweite Bande sichtbar ist. Die<br />
notwendige Menge an sNHS und EDC wurde über zwei separate<br />
Verdünnungsreihen ermittelt (Abschnitt 4.4.1). In Abbildung 5.15A, ist die optimale<br />
Konzentration der Chemikalien (s-NHS und EDC) als 100% definiert und sie wurde<br />
zur Aktivierung der Carboxylgruppen von hydrophil stabilisierten Monolagen<br />
verwendet. Dabei wurde eine Verdünnungsreihe der Mischung von sNHS und EDC<br />
zu einer festen Anzahl von Goldnanopartikeln (60 nm) hinzugegeben. Die weiteren<br />
prozentualen Zahlen beziehen sich auf die optimale Menge (100 %). Bei doppelter<br />
Menge wurden 200 % und bei der Hälfte der Menge wurden 50 % eingetragen. Die<br />
oben genannten optimalen Bedingungen, wie z.B. keine Verschiebung des<br />
Extinktionsmaximums um mehr als 8 nm oder keine Bildung der zweiten Bande, sind<br />
nur bei drei Proben (25%, 50% und 100%) zu sehen. Im Gegensatz dazu zeigen die<br />
96
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
anderen Proben, (200%, 300% und 400%) eine Verbreiterung der Plasmonbande<br />
oder eine deutliche zweite Bande, was auf Aggregate hindeutet.<br />
Abbildung 5.15: Einstellung der Menge an sNHS/EDC und ihr Einfluss auf Bildung der<br />
Aggregate (A); Extinktionsspektren der 60 nm Goldkolloide nach der Bindung an HRPkonjugierte<br />
Antikörper (B).<br />
Durch die Weiterverarbeitung, z. B. nach Waschgängen oder Proteinkopplungen,<br />
vergrößert sich das Ausmaß der Aggregation von Nanopartikeln. In Abbildung 5.15B<br />
ist die Verschiebung des Extinktionsmaximums der Proben mit mehr als 100% sNHS<br />
und EDC deutlich sichtbar. Wie in Abbildung 5.15A und 5.15B dargestellt, wird mit<br />
Senkung der Menge an sNHS und EDC die Aggregation der Nanopartikel vermindert.<br />
Es stellt sich die Frage, wie weit man die Menge von sNHS und EDC senken darf,<br />
bzw. ab wann diese Senkung einen Einfluss auf die Effizienz der Biofunktionalisierung<br />
hat. Diese Frage wurde in einem weiteren Experiment beim<br />
Messen von HRP-markierten Antikörpern gebunden an NP beantwortet und das<br />
Ergebnis ist in Abbildung 5.16 dargestellt. Zur absoluten Quantifizierung der<br />
Peroxidase Aktivität von IgG/HRP-konjugierten NP wurde bei jeder Testserie an drei<br />
verschiedenen Tagen eine Verdünnungsserie von IgG/HRP als Standardreihe<br />
mitgeführt. Die Reproduzierbarkeit dieser Standardreihe ist in Abbildung 5.16 (links)<br />
dargestellt. Die Proben C1 bis C4 wurden mit 400 %, 300 %, 200 % und 100 %<br />
sNHS und EDC aktiviert. Die HRP-Aktivität aller vier Proben ist fast gleich und die<br />
Senkung der HRP-Aktivität fängt erst bei Probe C5 an, die nur der Hälfte der<br />
notwendigen Menge von sNHS und EDC versetzt wurde. Diese systematische<br />
97
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
Senkung wird, bei Probe C6, die mit 25% sNHS und EDC aktiviert wurde, deutlicher<br />
sichtbar.<br />
Abbildung 5.16: Durchgeführte Standardreihe zur Quantifizierung der Peroxidase-<br />
Aktivität von IgG/HRP-konjugierten NP (links). Berechnung der Anzahl gebundener Hrp-<br />
IgG auf einzelnen NP. C1 bis C6 sind Proben, die mit 400, 300, 200, 100, 50 und 25 %<br />
von sNHS und EDC aktiviert sind(rechts).<br />
Das Säulendiagramm zeigt die berechneten Mittelwerte der Anzahl an gebundenen<br />
Immunglobulin-Molekülen auf der Oberfläche eines 60 nm großen Goldnanopartikels.<br />
Die Mittelwerte wurden aus drei voneinander unabhängigen Testläufen an drei<br />
verschiedenen Tagen ermittelt (Abbildung 5.16 links und rechts). Die Fehlerbalken<br />
geben die jeweiligen Standardabweichungen an. Anhand dieser Untersuchung waren<br />
optimale Werte der HRP-Aktivität und optimale Extinktions-Spektren nur bei der<br />
Probe C4 feststellbar. Diese wies sowohl genügend HRP-Aktivität auf als auch keine<br />
Aggregationen. Das Ergebnis in Form eines Säulendiagramms ist in Abbildung 5.16<br />
dargestellt, wobei die berechnete Anzahl der Antikörper auf einem Partikel auf der<br />
jeweiligen Säule angegeben ist.<br />
5.1.5.2 Biofunktionalisierung glasverkapselter Edelmetallkolloide<br />
Die Immunglobulin-Moleküle werden nicht direkt auf die Oberfläche der<br />
glasverkapselten Nanopartikel gebunden, sondern die Kopplung wird über das<br />
Protein A/G als Adapterprotein erzielt. Bevor die verkapselten SERS-Marker mit dem<br />
Protein A/G gekoppelt werden konnten, mussten zunächst reaktionsfähige,<br />
funktionelle Gruppen auf die Oberfläche der glasverkapselten Nanopartikeln<br />
98
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
gebracht werden. Dies passiert in drei getrennten Stufen. Zuerst wird die<br />
Glasoberfläche der Nanopartikel durch alkalische Behandlung im Ultraschallbad<br />
hydrolysiert. Dann wurde durch Zugabe von APTMS, die Glasoberfläche mit freien<br />
Aminogruppen ausgestattet. Am Ende werden die bestehenden Aminogruppen durch<br />
C4-Verlängerung mit Bernsteinsäureanhydrid um vier Kohlenstoffatome verlängert.<br />
Die Aminofunktionalisierung und C4-Verlängerung sind besonders kritische Stufen<br />
der Biofunktionalisierung. Die glasverkapselten Nanopartikel aggregieren schnell,<br />
wenn Inkubationszeiten verlängert oder die Konzentration der Chemikalien zu hoch<br />
ist. Eine erfolgreiche Aminofunktionalisierung konnte durch eine Änderung des<br />
Zetapotentials indiziert werden. Das Zetapotential steigert sich von ca. - 30 mV nach<br />
der hydrolysierten Stufe auf ca. +20 mV bis +30 mV nach der<br />
Aminofunktionalisierung der Nanopartikel. Eine verlängerte Inkubation von<br />
glasverkapselten Nanopartikeln mit APTMS in EtOH führt zu einer irreversiblen<br />
Aggregation.<br />
Abbildung 5.17: Die glasverkapselten Goldnanopartikel wurden nach der Hydrolyse auf<br />
vier Reaktionsgefäße verteilt. Es wurden 30µl 0,5% APTMS auf alle Reaktionsgefäße<br />
pipettiert. Die „Ausgang“ genannte Probe erhielt 30 µl EtOH anstatt APTMS. Die<br />
Plasmonenbande und das Zetapotential der Nanopartikel wurden in Schritten 30, 60 und<br />
120 Minuten nach der Zugabe von APTMS untersucht.<br />
In Abbildung 5.17 ist der Einfluss der verlängerten Inkubationszeit während der<br />
Aminofunktionalisierung auf die Plasmonenbande der glasverkapselten 60 nm<br />
großen Goldnanopartikel dargestellt. Eine Bildung von Aggregationen ist bei den<br />
99
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
Inkubationszeiten von länger als 30 Minuten deutlich zu sehen. Eine verlängerte<br />
Inkubationszeit mit APTMS führte zu keiner Erhöhung des Zetapotentials der Proben.<br />
Durch die Zugabe der niedrigeren Menge von APTMS konnte keine Änderung des<br />
Zetapotentials festgestellt werden. Die Erhöhung der Menge von APTMS führt zu<br />
schnellerer Aggregation. Dadurch wird das Zetapotential nicht zwingend erhöht. Die<br />
letzte notwendige Stufe für die Protein A/G-Kopplung ist die sogenannte C4-<br />
Verlängerung. Wie erwähnt werden nach der C4-Verlängerung die bestehenden<br />
funktionellen Aminogruppen um vier Kohlenstoffatome verlängert.<br />
Diese Verlängerung konnte durch eine Senkung des Zetapotentials von ca. +20 mV<br />
auf ca. -35 mV indiziert werden. Die Beobachtungen in dieser Arbeit zeigen, dass<br />
die Verwendung von höheren Mengen von Bernsteinsäureanhydrid oder einer<br />
verlängerter Reaktionszeit zu erhebliche Aggregation führen können. In Abbildung<br />
5.18A sind die Zetapotentiale von drei Proben nach C4-Verlängerung schematisch<br />
dargestellt, die mit verschiedenen Konzentrationen von Bernsteinsäureanhydrid<br />
behandelt wurden.<br />
Abbildung 5.18: Ermittlung des Zetapotentials der glasverkapselten Nanopartikel<br />
nach Zugabe von C1 = 2 mM, C2 = 5 mM und C3 = 10 mM Bernsteinsäureanhydrid<br />
an der gleichen Anzahl(1000µl, OD=1) von Nanopartikeln (A). Ermittlung des<br />
Zetapotentials der Nanopartikel nach Zugabe von 5 mM Bernsteinsäureanhydrid und<br />
Inkubation nach 30, 60 und 120 Minuten (B).<br />
Bei allen Proben handelt es sich um die gleiche Anzahl von 60 nm glasverkapselten<br />
Goldnanopartikeln, die in drei verschiedenen Reaktionsgefäßen mit drei<br />
verschiedenen Konzentrationen von Bernsteinsäureanhydrid reagiert haben. Die<br />
100
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
Messungen wurden nach 30 Minuten Inkubation durchgeführt. In Abbildung 5.18B<br />
wurden auf drei Reaktionsgefäße gleiche Konzentrationen an 60 nm großen<br />
glasverkapselten Goldnanopartikeln verteilt. Alle Proben erhielten die gleiche<br />
Konzentration (5 mM) von in DMF gelöstem Bernsteinsäureanhydrid. Die<br />
Zetapotential-Messungen wurden nach 0, 30, 60 und 120 Minuten ermittelt. Die<br />
Ergebnisse weisen drauf hin, dass eine erfolgreiche C4- Verlängerung von der<br />
Menge und der Reaktionszeit mit Bernsteinsäureanhydrid abhängt. Durch die<br />
verlängerte Inkubationszeit wurde keine niedrigere Zetapotential erzeugt, sondern<br />
die Aggregation der Nanopartikel wurde dadurch hervorgerufen.<br />
In Abbildung 5.19 sind die Extinktionsspektren der Proben von Experiment 18 B<br />
gegenübergestellt. Es handelt sich um die Verschiebung der Plasmonbanden der<br />
aminofunktionalisierten Nanopartikel während der Reaktion mit Bernsteinsäureanhydrid.<br />
Abbildung 5.19: Die glasverkapselten Goldnanopartikel (60 nm) wurden nach der Aminofunktionalisierung<br />
in DMF (beinhaltet 5 mM Bernsteinsäureanhydrid) aufgenommen und<br />
auf drei Reaktionsgefäße verteilt. Die Probe „Ausgang“ wurde in DMF ohne<br />
Bernsteinsäureanhydrid aufgenommen. Die Extinktions-Spektren der Nanopartikel<br />
wurden nach 0, 30, 60 und 120 Minuten aufgenommen.<br />
Dieses Experiment zeigt, dass eine verlängerte Inkubationszeit während der C4-<br />
Verlängerung genau wie die verlängerte Inkubationszeit mit APTMS zur Bildung der<br />
Aggregate führen kann. Die Abhängigkeit der Aggregatbildung während der<br />
Inkubation mit APTMS oder Bernsteinsäureanhydrid wurde mehr fach beobachtet.<br />
101
5.1 Ergebnisse und Diskussion<br />
5.1.6 Zusammenfassung und Ausblick<br />
Die erste Herstellung von kolloidaler Gold-Lösung wurde von Zsigmondy bereits<br />
1902 publiziert. [191] In unserer Zeit bemüht man sich diese Methoden noch zu<br />
verbessern um damit schneller an monodisperses Goldkolloid zu gelangen. Die<br />
Herstellung neuer Raman-Marker und auch die Entwicklung neuer SERS-Substrate<br />
bilden einen Schwerpunkt zahlreicher Arbeitsgruppen. Zwischen der Herstellung bis<br />
zur erfolgreichen Applikation der Nanostrukturen liegt ein langer Weg, der vielleicht<br />
als Biokompatibilität der Nanopartikel bezeichnet werden kann. Die Qualität der<br />
hergestellten Nanostrukturen in der Arbeitsgruppe Schlücker wurde mit dem Einsatz<br />
von der Extinktionsspektroskopie und auch TEM-Aufnahmen mit zurzeit vorhandenen<br />
Standardmaterialien verglichen. Anhand dieser Daten (Abbildungen 5.1 bis 5.6)<br />
konnte gezeigt werden, dass die hergestellten Materialien als Grundstein in dieser<br />
Arbeit geeignet sind.<br />
Zunächst wurden die Trennmethoden zur Anreicherung von hochsensitiver<br />
Edelmetallnanopartikel-Cluster durchgeführt. Diese SERS-Substrate können für die<br />
Lokalisierung und auch Quantifizierung der Proteine verwendet werden. Es konnte<br />
die Detektion von Einzelpartikeln innerhalb von 30 Millisekunden experimentell<br />
nachgewiesen werden. Dadurch können mehr als 30 Bilder pro Sekunde<br />
aufgenommen werden. Das zeigt, dass die hergestellten und getrennten Cluster<br />
eventuell als geeignete Marker für weitere Echtzeit-Untersuchungen eingesetzt<br />
werden können.<br />
Außerdem wurden die bestehenden Methoden für Bio-Konjugation der Proteine an<br />
Oberflächen der Nanopartikel (Metall oder Glas) optimal angepasst. Damit konnte<br />
die Aggregation der Nanopartikel verhindert werden und dabei gleichzeitig<br />
ausreichend Proteine auf die Oberfläche der Nanopartikel kovalent gebunden<br />
werden. Die Existenz der Proteine auf der Oberfläche der Nanopartikel wurde durch<br />
HRP-Aktivität nachgewiesen. Die Einstellungen dieses Abschnittes wurden zur<br />
Herstellung von verschiedenen Immuno-SERS-Markern übernommen und zur<br />
Detektion von Proteinen eingesetzt.<br />
102
5.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
5.2 Etablierung der SERS-Mikroskopie<br />
5.2.1 Einfluss der Demaskierungsmethode<br />
Die Fixierung des Gewebes mit Formalin führt zu einer Quervernetzung der Proteine<br />
(Abschnitt 2.5). Um die Immunreaktivität der Proteine für die Färbung mit markierten<br />
Antikörpern wieder zugänglich zu machen, wurden diverse Antigen-<br />
Demaskierungsmethoden entwickelt. In IHC-Routinelabors werden diese Methoden<br />
regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf entsprechend modifiziert. Auch in der SERS-<br />
Mikroskopie sind diese Methoden im Hinblick auf die Färbungsqualität besonders<br />
wichtig.<br />
Ein Ziel dieser Arbeit ist die Detektion von multiplen Antigenen. Die gewählte<br />
Demaskierungsmethode sollte deshalb die verlorengegangene Immunreaktivität der<br />
untersuchten Antigene optimal wieder herstellen.<br />
5.2.1.1 Antigendemaskierung mit Proteinase K<br />
In vielen Vorschriften wird die Immunreaktivität einiger Antigene, z.B. von<br />
Cytokreatinen, durch die Behandlung mit Enzymen erzielt. Manchmal wird sogar eine<br />
Kombination von Enzym-Vorbehandlung und Hitze bevorzugt. [149] In diesem<br />
Zusammenhang wurden verschiedene Vorschriften mit Enzymen, wie Trypsin,<br />
Proteinase K, Pepsin und Pronase etabliert. In dieser Arbeit wurde jedoch keine<br />
Kombination von verschiedenen Methoden verwendet.<br />
Abbildung 5.20 zeigt die Ergebnisse der SERS-Mikroskopie nach Demaskierung des<br />
Gewebes mit Proteinase K. Zwei Gewebeschnitte stammen von gesunden<br />
Probanden und wurden nach der Enzym-Behandlung mit SERS-markierten PSA-<br />
Antikörpern (Abbildung 5.20A) bzw. SERS-markierten p63-Antikörpern (Abbildung<br />
5.20B) inkubiert. Die SERS-Falschfarbenbilder (Abb. 5.20 A/B rechts) zeigen, dass<br />
die Behandlung mit Enzym nur bei der PSA-Färbung erfolgreich war. Bei p63<br />
hingegen sind kaum SERS-Signale zu erkennen.<br />
Beide Proben wiesen keine unspezifischen Bindungen der Nanopartikel in<br />
Bereichen, wie Lumen oder Stroma auf. Für ein erfolgreiches Multiplexing sollte die<br />
Demaskierungsmethode für beide Antigene optimal gewählt werden. Die<br />
Demaskierung mittels eines Enzyms ist jedoch nicht für beide Antigene geeignet.<br />
Obwohl die spezifischen SERS-Signale bei der PSA-Färbung noch vorhanden sind,<br />
erscheint die Qualität der Färbung im Vergleich zu weiteren Methoden (s.u.) nicht<br />
103
5.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
ausreichend. Auch in den Arbeiten von Lutz et al. wurde diese<br />
Demaskierungsmethode verwendet. [34] Für die Lokalisierung von PSA wurden dabei<br />
mit einer Proteinhülle verkapselte Aggregate aus kleinen AgNP (composite organic–<br />
inorganic nanoparticles, COINs) eingesetzt.<br />
Abbildung 5.20: Demaskierung der Gewebeschnitte mit Enzymverdau (Proteinase K)<br />
und Reaktion mit SERS-markierten PSA-Antikörpern (A) bzw. SERS-markierten p63-<br />
Antikörpern (B). Links sind die Weißlichtbilder und rechts daneben die dazugehörigen<br />
SERS-Falschfarbenbilder (Markerbande von 4-TNB um 1340 cm -1 ) dargestellt. Bei<br />
beiden Schnitten wurde eine Laserleistung von 5 mW und eine Belichtungszeit von 0.2<br />
sec verwendet.<br />
Theoretisch sollte aufgrund der plasmonischen Kopplung (inkl. hot spots) bei COINs<br />
im Vergleich zu Gold/Silber-Nanoschalen eine bessere Bildqualität zustande<br />
kommen.<br />
5.2.1.2 Antigendemaskierung mit selbsthergestelltem Citrat-Puffer<br />
Nach der Demaskierung mit Citrat-Puffer wurden die Gewebeschnitte eines<br />
gesunden Probanden mit dem jeweiligen Immuno-SERS-Marker für p63 oder PSA<br />
inkubiert (Abbildung 5.21). Bei beiden Proben wurden Gold/Silber-Nanoschalen als<br />
SERS-Substrat verwendet. Die Anzahl der Immuno-SERS-Marker auf dem Gewebe<br />
und auch alle Inkubationszeiten mit Blockierungspuffern wurden gleich eingestellt.<br />
Die Detektion von p63-positiven Basalzellen wäre mit einer Belichtungszeit von 0.2<br />
Sekunden (zwei Mal länger als bei PSA-positiven Zellen) möglich gewesen. Die<br />
104
5.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
Bindung der Nanopartikel, welche mit α-PSA gekoppelt waren, an das Epithelium ist<br />
deutlich zu sehen (Abbildung 5.21A).<br />
Abbildung 5.21: Die Demaskierung der Gewebeschnitte mit selbsthergestelltem Citrat-<br />
Puffer und die Reaktion mit α-PSA-Immuno-SERS-Markern in A, Nachweis mit α-p63-<br />
Immuno-SERS-Markern in B. Auf der linken Seite wurden die Weißlichtbilder und rechts<br />
daneben Falschfarbenbilder durch die Intensitätsverteilung der 4-TNB- Bande bei 1340<br />
cm -1 dargestellt. Die verwendete Laserleistung beträgt für beide Proben, 5 mW. Die<br />
Belichtungszeit für die Probe in A (PSA) war 0.1 Sekunden und in B 0.2 Sekunden. Für<br />
beiden Proben wurde die gleiche Anzahl an Immuno-SERS-NP verwendet [V= 200 µL,<br />
OD=0,25 und 20 Minuten Inkubationszeit (Abschnitt 4.5)].<br />
Die Bindung der SERS-NP, welche mit α-PSA gekoppelt waren, an das Epithelium ist<br />
deutlich zu sehen (Abbildung 5.21A). Die unspezifischen Bindungen der α-PSAgebundenen<br />
SERS-NP an Bereiche wie Stroma oder Lumen sind kaum vorhanden.<br />
Die an α-p63 gekoppelten SERS-NP binden zwar spezifisch an Basalzellen, jedoch<br />
sind auch unspezifische Bindungen im Epithelium vorhanden. Die Bindung der α-<br />
p63-gekoppelten NP an Stroma ist gering und im Lumen sind keine unspezifischen<br />
Bindungen zu beobachten. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Demaskierung in<br />
Gegenwart von Citrat-Puffer besser geeignet ist als eine enzymatische Behandlung<br />
(Abbildung 5.20). PSA-Antigene können nach Demaskierung mit Citrat-Puffer<br />
deutlich besser als p63-Antigene detektiert werden. Dadurch ist davon auszugehen,<br />
dass die Demaskierung mit selbsthergestelltem Citrat-Puffer die Detektion von PSA-<br />
Antigenen besser als die von p63-Antigenen ermöglicht. Wie in Abbildung 5.21<br />
ersichtlich, ist die Färbungsintensität bei PSA trotz kürzerer Belichtungszeit besser<br />
105
5.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
als bei p63.Unter besserer Qualität wird die Flächendeckung der Färbung und ein<br />
geringeres Ausmass an unspezifischen Bindungen verstanden.<br />
5.2.1.3 Antigendemaskierung mit kommerziellem Citrat-Puffer<br />
Bei diesem Produkt handelt es sich um einen Citrat-Puffer, welcher von der Firma<br />
Dako für die Demaskierung von formalinfixierten Geweben entwickelt wurde.<br />
Zunächst wurde das Produkt für die Qualitätskontrolle des selbsthergestellten Citrat-<br />
Puffers verwendet. Nach wiederholten Experimenten erwies sich der kommerzielle<br />
Puffer als optimales Demaskierungsmaterial für beide Antigene (PSA und p63), die in<br />
dieser Arbeit untersucht wurden. In Abbildung 5.22 sind Ergebnisse für zwei<br />
Gewebeschnitte (von gesunden Probanden), die mit kommerziellem Citrat-Puffer<br />
behandelt wurden, dargestellt.<br />
Abbildung 5.22: Demaskierung der Gewebeschnitte mit kommerziellem Citrat-Puffer und<br />
Antigennachweis mit α-PSA-Immuno-SERS-Markern in A, Die Reaktion mit α-p63-<br />
Immuno-SERS-Markern in B. Links sind Weißlichtaufnahmen, rechts sind die<br />
dazugehörigen SERS-Falschfarbenbilder (Markerbande von 4-TNB- Bande um 1340 cm -1 )<br />
dargestellt. Für beide Proben beträgt die verwendete Laserleistung 5 mW und die<br />
Belichtungszeit 0,2 Sekunden.<br />
Die Proben werden unter gleichen Bedingungen, mit SERS-markierten Antikörpern<br />
(α-PSA oder α-p63) inkubiert. In Abbildung 5.22 ist eine drastische Senkung der<br />
Signal-Intensität von PSA-positiven Zellen im Vergleich zum mit selbsthergestelltem<br />
Puffer behandeltem Gewebe zu beobachten. Um ein detektierbares SERS-Signal zu<br />
106
5.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
erhalten wurde die Belichtungszeit von 0,1 auf 0,2 Sekunden erhöht. Außer dem<br />
Intensitätsverlust konnten keine weiteren Nachteile bei Demaskierung mit<br />
kommerziellem Puffer, wie z. B. die Bindung der Nanopartikel an Bereiche wie<br />
Lumen oder Stroma festgestellt werden. Die Signal-Intensität von p63-positiven<br />
Zellen zeigt zwar keine Änderungen, jedoch sind die unspezifischen Bindungen<br />
durch die Demaskierung mit kommerziellem Puffer nicht mehr vorhanden. Bereiche<br />
wie Stroma, Lumen und Epithelium zeigen keine unspezifischen Bindungen.<br />
5.2.1.4 Antigendemaskierung mit EDTA-Tris-Puffer<br />
Die Verwendung des EDTA-Tris-Puffers ist eine weitere Methode zur Demaskierung<br />
der Antigene, die in IHC eingesetzt wird. Diese Methode wurde besonders bei<br />
Färbung von Cytokreatinen empfohlen. [149]<br />
Abbildung 5.23: Demaskierung der Gewebeschnitte mit EDTA-Tris-Puffer und<br />
Antigennachweis mit α-PSA-Immuno-SERS-Markern in A, Die Reaktion mit α-p63-<br />
Immuno-SERS-Markern in B. Links sind Weißlichtaufnahmen, rechts sind die<br />
dazugehörigen SERS-Falschfarbenbilder (Markerbande von 4-TNB- Bande um 1340<br />
cm -1 ) dargestellt. Für beide Proben beträgt die verwendete Laserleistung 5 mW und die<br />
Belichtungszeit 0,2 Sekunden.<br />
Der Einfluss dieser Demaskierungsmethode auf die Detektion von PSA und p63<br />
wurde in der vorliegenden Arbeit auch in Betracht gezogen. In Abbildung 5.23 sind<br />
107
5.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
zwei Gewebeschnitte eines gesunden Probanden dargestellt, die mit EDTA-Tris-<br />
Puffer zur Demaskierung behandelt wurden.<br />
Die Gewebeschnitte wurden unter gleichen Bedingungen, wie in Abschnitten 5.2.1.1,<br />
5.2.1.2 und 5.2.1.3 beschrieben, mit SERS-markierten Antikörpern inkubiert.<br />
In Abbildung 5.23 rechts sind die Ergebnisse der SERS-Mikroskopie dargestellt. Die<br />
Bindung der SERS-NP an die PSA-positiven Zellen im Epithelium zeigt spezifische<br />
aber nicht flächendeckende Bindungen. Es wurden keine unspezifischen Bindungen<br />
im Lumen festgestellt. Im Stroma waren jedoch geringe unspezifische Bindungen<br />
vorhanden. Die ermittelte Signal-Intensität im Vergleich zur anderen Demaskierungsmethode<br />
ist bei dem PSA-Nachweis gesunken.<br />
Bei der Detektion von p63-Proteinen hingegen können keine unspezifischen Signale<br />
der α-p63-gekoppelten NP im Epithelium oder Stroma gesehen werden. Die<br />
ermittelte Signal-Intensität bei p63-Proteinen mit dieser Methode ist höher als mit<br />
allen zuvor beschriebenen Demaskierungsmethoden in dieser Arbeit. Dadurch ist<br />
davon aus zu gehen, dass die Demaskierung mit EDTA-Tris-Puffer die p63-Antigene<br />
besser als PSA-Antigene detektieren lässt.<br />
5.2.2 Einfluss der Blockierungsmethode<br />
In Abschnitt 2.4 wurden die Gründe zur Entstehung der unspezifischen Bindungen<br />
beschrieben. In der vorliegenden Arbeit wurden verschiedene Blockierungspuffer<br />
(Tabelle 4.2) zur Verminderung der unspezifischen Signale getestet.<br />
Unspezifische Bindungen der verkapselten oder nicht verkapselten Nanopartikel sind<br />
mit Abstand die größten Hindernisse in der SERS-Mikroskopie gewesen. In dem<br />
folgenden Abschnitt werden die eingesetzten Methoden zur Lösung des Problems<br />
und die relevanten Ergebnisse dargestellt.<br />
Der Blockierungseffekt von allen gekauften Blockierungsmaterialien, (Tabelle 4.2) ist<br />
sehr stark und dadurch konnten keine aussagekräftigen Ergebnisse nach der<br />
Färbung erzielt werden. Eine Inkubationszeit, länger als 5 Minuten mit den<br />
kommerziellen Produkten, führte zur vollständigen Blockierung der Immuno-SERS-<br />
Marker. Insgesamt wurden sechs verschiedene kommerzielle Blockierungspuffer auf<br />
gesundem Gewebe ausgetestet und alle gekauften Blockierungslösungen lieferten<br />
die gleichen Ergebnisse.<br />
Die Abbildung 5.24 zeigt drei Gewebeschnitte des gesunden Probanden, zunächst<br />
mit selbsthergestelltem Citrat-Puffer behandelt und anschließend mit drei<br />
108
5.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
verschiedenen Blockierungspuffern blockiert. Das Gewebe in Abbildung 5.24A wurde<br />
5 Minuten mit einem der erwähnten kommerziellen Block-Puffer behandelt. Da die<br />
Ergebnisse nach Blockierung mit allen kommerziellen Puffern gleich schlecht waren,<br />
wurde nur eine Abbildung für jedes Beispiel dargestellt, um Wiederholungen zu<br />
vermeiden.<br />
Die Probe in Abbildung 5.24B wurde 20 Minuten mit 0,2% Magermilch blockiert und<br />
zur Blockierung des dritten Gewebes wurde 2%ige BSA im PBST-Puffer für 20<br />
Minuten eingesetzt. Alle drei Proben wurden 20 Minuten mit der gleichen<br />
Konzentration α-PSA-gekoppelter NP (Abschnitt 4.5) inkubiert. In Abbildung 5.24A<br />
sind unspezifische Bindungen im Lumen und zum Teil im Stroma vorhanden. Die α-<br />
PSA-gebundenen SERS-NP zeigen eine schwache Bindungsaffinität im Epithelium-<br />
Bereich. Die Färbung zeigt keine flächendeckende Wirkung auf dem gesamten<br />
Epithelium und nur punktuelle Anbindungen sind vorhanden.<br />
In Abbildung 5.24B konnte eine niedrigere Bindungsaffinität zum Vergleich mit 5.24C<br />
(blockiert mit BSA) beobachtet werden. Eine gleichmäßige Anbindung der<br />
Nanopartikel im Epithelium wäre wünschenswert gewesen, jedoch waren kaum<br />
spezifische Signale im Epithelium vorhanden. Die gebundenen Immuno-SERS-<br />
Marker sind auf dem Epithelium, Stroma und Basalzellen gleich verteilt. Das bessere<br />
Ergebnis wurde nach Blockierung mit 2%igem BSA im PBST-Puffer beobachtet.<br />
Während diesem Experiment wurde die Belichtungszeit auf dem Gewebe auf 0,1<br />
Sekunden gesenkt. Trotz kürzerer Belichtungszeit bei der Probe auf Abbildung 5.24C<br />
kann eine bessere Färbungsqualität festgestellt werden.<br />
Abgesehen von den erwähnten Methoden wurden noch weitere Vorschriften zur<br />
Verbesserung der SERS-mikroskopischen Ergebnisse getestet. Unter anderem kann<br />
die modifizierte Denhardt-Lösung (Tabelle 4.2) genannt werden, die sowohl BSA als<br />
auch Polyvinylpyrrolidon (PVP) enthält. Diese Lösung wurde ursprünglich in der<br />
Molekularbiologie zur Verminderung von unspezifischen Bindungen von<br />
Nukleinsäuren an Nitrocellulose oder Nylon-Membranen entwickelt.<br />
Bei den erwähnten Modifikationen handelte es sich um die systematische<br />
Verminderung der Menge von PVP von 2% auf 0,01%. Im Weiteren wurde auch eine<br />
Kombination von BSA und Polyethylenglykol (PEG) in diversen Konzentrationen<br />
getestet. Die Anwesenheit der geringen Mengen von PVP (0,01%) oder PEG haben<br />
zur vollständigen Blockade der Bindungen von den Immuno-SERS-Markern geführt.<br />
109
5.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
Diese Ergebnisse wurden nicht dargestellt, sind aber denen mit den kommerziellen<br />
Puffern sehr ähnlich gewesen.<br />
Abbildung 5.24: Drei Gewebeschnitte wurden mit selbsthergestelltem Citrat-Puffer<br />
vorbehandelt. Vor der Inkubation mit α-PSA-Immuno-SERS wurde eine Probe mit<br />
kommerziellem Blockierungspuffer 5 Minuten blockiert (A). Die zweite Probe wurde mit<br />
0,2% Magermilch für 20 Minuten blockiert (B). Die dritte Probe wurde mit 2% BSA 20<br />
Minuten blockiert (C). Links sind Weißlichtaufnahmen, rechts sind die dazugehörigen<br />
SERS-Falschfarbenbilder (Markerbande von 4-TNB- Bande um 1340 cm -1 ) dargestellt.<br />
Die verwendete Laserleistung und Belichtungszeit für die Proben A und B beträgt 5 mW<br />
und 0,2 Sekunden. Probe C wurde mit derselben Laserleistung belichtet, aber die<br />
Belichtungszeit war 0,1 Sekunden.<br />
Es ist notwendig zu erklären, dass die Hersteller der Blockierungspuffer ihre<br />
Produkte nicht für die Applikation der Nanopartikel entwickelt haben. Die erworbenen<br />
110
5.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
Ergebnisse in dieser Arbeit können die Qualität der Produkte bei der Standard-<br />
Immunhistochemie nicht beurteilen.<br />
5.2.3 Optimierung der Anzahl von SERS-Nanopartikeln<br />
Wie im Abschnitt 4.4 erläutert, kann die Kopplung der Antikörper auf der Oberfläche<br />
der Nanopartikel durch zwei Methoden, direkt durch die kovalente Kopplung (s-NHS<br />
Chemie) oder über das Adapterproteine (Protein A/G), erzielt werden. Bei der SERS-<br />
Mikroskopie sollten die notwendigen Mengen der SERS-markierten Antikörper und<br />
die Blockierungszeiten definiert werden. Solche Einstellungen werden auch bei<br />
anderen Immun-basierten Verfahren, wie z.B. ELISA, Westernblot oder Fluoreszenz-<br />
Immunoassay, durchgeführt. Im Gegensatz zu allen Immun-basierten Verfahren wird<br />
in der SERS-Mikroskopie kein sekundärer Antikörper verwendet. Daher wurde<br />
anstatt der Menge von dem notwendigen Antikörper die notwendige Anzahl der<br />
Nanopartikel ermittelt. Mit der Lambert-Beer-Gleichung kann die Anzahl der<br />
Nanopartikel mittels angegebener optischer Dichte und dem Volumen ermittelt<br />
werden.<br />
In Abbildung 5.25 sind drei Prostataschnitte eines gesunden Probanden mit<br />
verschiedenen Überschüssen an α-PSA-Immuno-SERS-Markern inkubiert.<br />
Bei der Abbildung 5.25A ist eine Überfärbung des Gewebes und Anbindung der<br />
Nanopartikel im Lumenbereich zu erkennen. In Abbildung 5.25B ist zwar keine<br />
Bindung der Nanopartikel im Lumenbereich sichtbar, aber es sind geringe<br />
unspezifische Bindungen der Nanopartikel im Stroma vorhanden.<br />
Die Verteilung der Nanopartikel auf dem Gewebe in Abbildung 5.25C zeigt, dass mit<br />
geringerer Anzahl der Nanopartikel eine bessere Färbungsqualität mit weniger<br />
unspezifischen Signalen erzielt werden kann. Die ermittelten Signal-Intensitäten auf<br />
den Geweben sind unterschiedlich. In Abbildung 5.25A, wo mehr Nanopartikel für die<br />
Färbung eingesetzt wurden, ist im Vergleich zu den anderen Abbildungen (Abb.<br />
5.25B und C) eine niedrigere Signal-Intensität vorhanden.<br />
Das Experiment wurde an verschiedenen Tagen wiederholt, um die<br />
Reproduzierbarkeit der Einstellungen zu überprüfen. Die Ergebnisse sind in<br />
Abbildung 5.26 zusammengefasst. Bei allen Gewebeschnitten wurde der<br />
selbsthergestellte Citrat-Puffer für die Demaskierung verwendet. Die drei Proben<br />
wurden unter gleichen Bedingungen mit 2%igem BSA im PBST-Puffer vorblockiert.<br />
Die Laserleistung und die Belichtungszeit waren für alle Proben gleich. Auf allen<br />
111
5.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildungen sind geringste unspezifische Bindungen der Nanopartikel auf Lumen zu<br />
sehen. Abbildung 5.26A zeigt im Vergleich mit Abbildung 5.26B und C mehr<br />
unspezifische Bindungen im Stroma.<br />
Abbildung 5.25: Drei Gewebeschnitte wurden mit selbsthergestelltem Citrat-Puffer<br />
vorbehandelt. Alle Proben wurden vor der Inkubation mit α-PSA-Immuno-SERS-Markern<br />
mit 2%igem BSA im PBST-Puffer 20 Minuten blockiert. Links sind Weißlichtaufnahmen,<br />
rechts sind die dazugehörigen SERS-Falschfarbenbilder (Markerbande von 4-TNB um<br />
1340 cm -1 ) dargestellt. Die Proben wurden ca. 20 min. mit α-PSA-gekoppelten NP<br />
(Gold/Silber-Nanoschalen als SERS-Substrat) inkubiert. Verwendete Nanopartikelmenge<br />
OD= 1 in A, OD=0,5 in B und OD=0,25 in C (V = 250 µl für alle Proben).<br />
Als Negativ-Kontrolle wurde BSA anstatt der Antikörper an die SERS-NP gebunden<br />
und auf dem Gewebe inkubiert. Die Oberfläche des Gewebes wird nach<br />
verschiedenen Behandlungen (Abschnitt 4.5.2) in der Pathologie, besonders beim<br />
Erhitzen im Demaskierungspuffer, sehr rau. Trotz intensiver Waschgänge bleiben<br />
112
5.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
einige Nanopartikel in den Ritzen des Gewebes gefangen. Diese gefangenen<br />
Nanopartikel können unspezifische Signale verursachen.<br />
In der vorliegenden Arbeit wurden hauptsächlich zwei verschiedene Puffer für die<br />
Antigendemaskierung verwendet.<br />
Abbildung 5.26: Drei Gewebeschnitte wurden mit selbsthergestelltem Citrat-Puffer<br />
vorbehandelt. Alle Proben wurden vor Blockierung mit α-PSA-Immuno-SERS-<br />
Markern mit 2%igem BSA im PBST-Puffer 20 Minuten blockiert. Links sind<br />
Weißlichtaufnahmen, rechts sind die dazugehörigen SERS-Falschfarbenbilder<br />
(Markerbande von 4-TNB um 1340 cm -1 ) dargestellt. Für Raman-mikroskopischen<br />
Experimente bei den Proben A und B wurde das 20x-Objektiv verwendet und bei<br />
der Probe C wurde das 40x-Objektiv eingesetzt. Die Laserleistung für alle Proben<br />
betrug 5 mW und die Belichtungszeit 0,2 Sekunden.<br />
Der selbsthergestellte Citrat-Puffer wurde für die Einstellungen mit PSA-Protein<br />
eingesetzt. Der kommerzielle Citrat-Puffer wurde für die Doppel-Färbung und den<br />
p63-Nachweis verwendet.<br />
113
5.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
Für die Negativkontrolle wurden vier Gewebeschnitte in zwei Gruppen mit den<br />
genannten Demaskierungspuffern vorbehandelt. Das heißt zwei Gewebeschnitte<br />
wurden mit der optimalen Demaskierungsmethode für PSA (Abbildung 5.27A und B)<br />
und zwei andere mit der optimalen Methode für p63 (Abbildung 5.27C und D)<br />
vorbereitet. Alle Gewebeschnitte wurden mit 2%igem BSA im PBST-Puffer vor<br />
Zugabe von BSA-gebundenen SERS-Markern inkubiert.<br />
Abbildung 5.27: Zwei von vier Gewebeschnitten wurden mit selbsthergestelltem<br />
Citrat-Puffer (A und B) und zwei weiteren mit kommerziellem Citrat-Puffer<br />
vorbehandelt (C und D). Alle Proben wurden vor der Blockierung mit an BSA<br />
gebundenen SERS-NP mit 2%igem BSA im PBST-Puffer 20 Minuten vorblockiert.<br />
Links sind die Weißlichtaufnahmen, rechts sind die dazugehörigen SERS-<br />
Falschfarbenbilder (Markerbande von 4-TNB um 1340 cm -1 ) dargestellt.<br />
114
5.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
Die Gewebeschnitte wurden unter gleichen Bedingungen mit an BSA gebundenen<br />
SERS-Markern inkubiert. Nach den Waschgängen wurde die SERS-Mikroskopie<br />
durchgeführt. Anhand der Ergebnisse ist ersichtlich, dass geringe unspezifische<br />
Bindungen bei der negativen Kontrolle vorhanden sind.<br />
Dieses Experiment wurde mehr als zwanzigmal während der Einstellungen<br />
wiederholt. Das Ausmaß der unspezifischen Bindungen von BSA-gekoppelten<br />
SERS-NP konnte mit der Blockierung und den Waschgängen sehr gut kontrolliert<br />
werden.<br />
5.2.4 SERS-Mikroskopie mit glasverkapselten Gold/Silber-Nanoschalen<br />
Als Alternative zur kovalenten Kopplung der Antikörper auf die Nanopartikel wurde<br />
die Bindung zwischen Antikörpern und Nanopartikeln über Adapter-Proteine in der<br />
Arbeitsgruppe Schlücker im Jahre 2010 etabliert (Abschnitt 4.4.2). [193]<br />
In Abbildung 5.28 sind drei verschiedene Prostataschnitte dargestellt, die zur<br />
Detektion der PSA und p63-Proteine mit glasverkapselten Gold/Silber-Nanoschalen<br />
mit den entsprechenden Immuno-SERS-Markern behandelt wurden.<br />
Zunächst wurde die Oberfläche der Nanopartikel mit Protein A/G-Molekülen<br />
beschichtet. Die Bindung der Immunoglobulin-Moleküle kommt durch die Affinität des<br />
Protein A/G mit der Fc-Domäne der Immunoglobulin-Moleküle zustande.<br />
Die optimalen Demaskierungsmethoden für die jeweiligen Proteine (PSA oder p63)<br />
wurden gesondert durchgeführt. Für eine genaue Gegenüberstellung wurden alle<br />
Proben in Abbildung 5.28 unter gleichen Bedingungen, wie Blockierungspuffer,<br />
Anzahl der Nanopartikel, Laserleistung und Belichtungszeit, bearbeitet.<br />
In den Abbildungen 5.28A und B sind die Anbindungen von glasverkapselten<br />
Gold/Silber-Nanoschalen an die Zielproteine p63 und PSA dargestellt. Die<br />
verwendeten Nanopartikel für beide Experimente wurden mit 4-TNB markiert.<br />
Die verkapselten Gold/Silber-Nanoschalen in diesem Experiment liefern im Vergleich<br />
zu nicht verkapselten weniger SERS-Signal (Abbildungen 5.21 und 5.22).<br />
Nicht nur die Signal-Intensität, auch die Senkungen der unspezifischen Bindungen<br />
der Nanopartikel sind im Vergleich mit nicht verkapselten Nanopartikeln zu<br />
beobachten. Geeignet dafür ist der Nachweis von p63 Proteinen mit 4-TNB- und<br />
SEMA4 markierten und mit glasverkapselten Gold/Silber-Nanoschalen in Abbildung<br />
5.28A und C. In Abbildung 5.28C konnten keine unspezifischen Bindungen in<br />
Bereichen wie Lumen, Epithelium oder Stroma beobachtet werden.<br />
115
5.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
Der Grund für ein intensiveres SERS-Signal bei den nicht verkapselten<br />
Nanopartikeln, die mit niedrigerer Laserleistung (5 mW) belichtet wurden, kann<br />
eventuell eine höhere elektromagnetische Verstärkung durch plasmonische<br />
Kopplung der auf dem Gewebe immobilisierten SERS-NP sein. Bei diesen<br />
Nanopartikeln fehlt die Glasbeschichtung als Isolator.<br />
Kommen die Nanopartikel in die räumliche Nähe, können hot spots gebildet<br />
werden. [192] Inwiefern die Glasbeschichtung als Isolator gegen die Bildung der hot<br />
spots wirkt und die Signalverstärkung dadurch verhindert wird, wurde in dieser Arbeit<br />
nicht untersucht. Die durchgeführten Experimente belegen jedoch, dass die<br />
verkapselten Gold/Silber-Nanoschalen im Vergleich zu nicht verkapselten weniger<br />
Signale liefern.<br />
Abbildung 5.28: SERS-Mikroskopie auf Prostataschnitten des gesunden Probanden.<br />
Links sind Weißlichtaufnahmen, rechts sind die dazugehörigen SERS-Falschfarbenbilder<br />
dargestellt. Zum Nachweis von p63 (A) und PSA (B) wurde glasverkapselten 4-TNB-<br />
SERS-NP eingesetzt. Zur Markierung der p63-positiven Basalzellen wurden<br />
glasverkapselten SEMA4-SERS-NP (Markerbande um 2210 cm -1 ) verwendet (C). Die<br />
Laserleistung und die Belichtungszeit wurden auf 8 mW und 0,1 eingestellt.<br />
116
5.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
5.2.5 Zusammenfassung und Ausblick<br />
Die Arbeitsgruppe Schlücker versucht durch Verbesserung und Entwicklung neuer<br />
SERS-Substrate ein schnelles und zuverlässiges Verfahren für die Krebs-Diagnostik<br />
zu etablieren. Neben der Herstellung der SERS-Substrate wurde die Biokompatibilität<br />
der Immuno-SERS-Marker in dieser Arbeit verbessert (Abschnitt 5.1.5). Die<br />
erfolgreiche Biofunktionalisierung hängt stark von Faktoren wie dem verwendeten<br />
Cross-Linker (s-NHS/EDC in diesem Fall) und die Reinheit der Ramanreporter-<br />
Moleküle bzw. Abstandhalter (Moleküle mit Carobxylgruppe) ab. Abgesehen von der<br />
Biokompatibilität der antikörpergekoppelten Nanopartikel wurden in diesem Abschnitt<br />
zur Verbesserung der Qualität der SERS-Mikroskopie verschiedene Blockierungsund<br />
Antigendemaskierungsmethoden mit einer unterschiedlichen Anzahl an<br />
Nanopartikeln getestet.<br />
Um den Einfluss der Faktoren wie Antigendemaskierungsmethode, Anzahl der<br />
Nanopartikel, Blockierungspuffer, Inkubationszeit und Verdünnungspuffer zu<br />
untersuchen, wurden 600 Messungen innerhalb von 120 Tagen durchgeführt.<br />
Nach wiederholten Experimenten erwies sich der kommerzielle Puffer als optimales<br />
Demaskierungsmaterial für die beiden Antigene PSA und p63 (besonders optimal für<br />
p63). Es konnte gezeigt werden, wie wichtig die Rolle der geeigneten Blockierungslösungen,<br />
z. B. verwendetes BSA im PBST-Puffer, für die Funktion der SERSmarkierten<br />
Antikörper ist. Weiterhin wurde demonstriert, dass der Einsatz von nicht<br />
geeigneten Blockierungslösungen zur Verhinderung der Bindung von Immuno-<br />
SERS-Markern an das Gewebe führen kann. Es konnte auch nachgewiesen werden,<br />
dass die Detektion der Proteine bei der SERS-Mikroskopie, von der optimalen Anzahl<br />
von Immuno-SERS-Markern abhängig ist. In der Standard-IHC kann auch die<br />
optimale Färbungsqualität durch bestimmte Verdünnungen von Antikörpern erreicht<br />
werden.<br />
Am Ende wurde die spezifische Bindung des Antikörpers an glasverkapselten SERS-<br />
NP über das Protein A/G untersucht. Experimentell wurde demonstriert, dass mit<br />
glasverkapselten Gold/Silber-Nanoschalen markierte Antikörper spezifisch an deren<br />
Zielproteine binden können und dabei weniger unspezifische Bindungen im Vergleich<br />
zu nicht verkapselten NP entstehen (Abbildung 5.28C). [193] Die SERS-Intensität der<br />
auf dem Gewebe gebundenen glasverkapselten Gold/Silber-Nanoschalen war<br />
niedriger als bei nicht verkapselten Gold/Silber-Nanoschalen.<br />
117
5.2 Ergebnisse und Diskussion<br />
Die durchgeführten Untersuchungen in diesem Abschnitt könnten zwar eine deutliche<br />
Verbesserung der Bildgebung mittels SERS-Mikroskopie hervorrufen, aber die<br />
Methode ist vom kommerziellen Einsatz in der Biomedizin weit entfernt. Die Größe<br />
bzw. das Gewicht der Nanopartikel im Verhältnis zu viel kleineren und leichteren<br />
Immunoglobulinmolekülen ist ein großes Hindernis, das oft zu unspezifischen<br />
Bindungen führen kann. Die Entwicklung von kleineren bzw. leichteren Nanopartikeln<br />
kann der Methode eventuell eine bessere Reproduzierbarkeit verleihen.<br />
118
5.3 Ergebnisse und Diskussion<br />
5.3 Lokalisierung von p63 mittels SERS-Mikroskopie<br />
In der <strong>Einleitung</strong> wurde die wichtige Rolle von p63-Proteinen bei der Diagnostik von<br />
Prostatakrebs erklärt. Deshalb wurde für weitere Experimente versucht, die optimale<br />
Demaskierungsmethode zur Lokalisierung dieses Proteins (p63) zu finden. In diesem<br />
Abschnitt wurden unterschiedliche SERS-Substrate, wie Gold/Silber-Nanoschale,<br />
Gold-Nanosterne und Goldnanopartikel-Cluster für die Detektion des p63-Proteins<br />
erprobt. Dadurch wird die SERS-Mikroskopie für die Detektion des p63-Proteins als<br />
zweitem Zielprotein nach PSA validiert.<br />
5.3.1 Lokalisierung von p63 mit Gold/Silber-Nanoschalen<br />
Ein weiterer Faktor, der bei der SERS-Mikroskopie und besonders für die p63-<br />
Detektion sehr wichtig ist, ist die Dauer der Inkubation des Gewebes mit<br />
Nanopartikeln. Die Gold/Silber-Nanoschalen werden in Abbildungen mit Au@Ag<br />
abgekürzt.<br />
In Abbildung 5.29 wurde der Einfluss der Inkubationszeiten bei gleichem Volumen<br />
und gleicher Anzahl Immun-SERS-Marker dargestellt. Die drei Gewebeschnitte<br />
wurden unter gleichen Bedingungen mit α-p63-gebundenen SERS-NP inkubiert. Als<br />
Inkubationszeiten wurden für die Probe 5.29A, 40 Minuten, für die Probe 5.29B, 30<br />
Minuten und für die Probe 5.29C, 20 Minuten gewählt. Die optimale Färbung für p63<br />
in den Basalzellen kann in Abbildung 5.29B und C deutlich erkannt werden.<br />
Bei längerer Inkubation, wie z. B. 40 Minuten (Abbildung 5.29A), kann eine Bindung<br />
der Nanopartikel an das Epithelium beobachtet werden. In der Standard-IHC werden<br />
solche Anbindungen, die durch Verlängerungen der Inkubationszeiten von<br />
Antikörpern zustande kommen, Überfärbung oder Hintergrundfärbung genannt<br />
(Abschnitt 2.4). Die optimale Bildgebung von p63 wurde in Abbildung 5.29C<br />
dargestellt. In dieser Abbildung wurde das Gewebe nur 20 Minuten mit SERSmarkierten<br />
Antikörpern inkubiert, was zur begrenzten Anbindung der Nanopartikel an<br />
die Basalzellen führte. Im Stroma und Epithel können keine SERS-Signale detektiert<br />
werden. Wie in Abbildung 5.29C gezeigt wurde, ist das Stroma nicht von<br />
unspezifischen Bindungen betroffen. In Abbildung 5.29B wurde das Gewebe 30<br />
Minuten mit Immuno-SERS-Markern inkubiert. Die wachsenden Anbindungen an das<br />
Epithelium sind deutlich zu sehen.<br />
119
5.3 Ergebnisse und Diskussion<br />
Aus diesen Informationen lässt sich schließen, dass bei der SERS-Mikroskopie auch<br />
wie bei der Standard-IHC die Inkubationszeiten eine sehr wichtige Rolle spielen.<br />
Bei Überschreitung der optimalen Inkubationszeiten in beiden Verfahren kann eine<br />
Überfärbung zustande kommen.<br />
Abbildung 5.29: Drei Gewebeschnitte wurden mit kommerziellem Citrat-Puffer<br />
vorbehandelt. Alle Proben wurden vor der Inkubation mit α-p63-gebundenen SERS-<br />
Markern 20 Minuten mit 2%iger BSA-Lösung (im PBST) blockiert. Links sind die<br />
Weißlichtbilder und rechts daneben die dazugehörigen SERS-Falschfarbenbilder<br />
(Markerbande von 4-TNB um 1340 cm -1 ) dargestellt. Die Proben wurden der Reihe nach<br />
ca. 40 min (A), 30 min. (B) und 20 min. (C) mit α-p63 Immuno-SERS-Markern Inkubiert.<br />
Für alle Proben wurden 250 µl einer Nanopartikel-Suspension (Au@Ag) mit einer<br />
optischen Dichte von 0,25 eingesetzt.<br />
Im Vergleich zu glasverkapselten Nanopartikeln existiert bei diesem SERS-Substrat<br />
(Gold/Silber-Nanoschalen) keine Isolierungsschicht. Während der Anbindung solcher<br />
Nanopartikel auf dem Gewebe kann die Bildung von hot spots gefördert werden. Die<br />
120
5.3 Ergebnisse und Diskussion<br />
Bildung von Aggregaten (hot spots) führt zur Verstärkung der SERS-Signale. Dies ist<br />
prinzipiell wünschenswert, aber nur wenn die Bindung der Antikörper-SERS-NP-<br />
Konjugate tatsächlich auch spezifisch ist. Da das Ausmaß der Aggregation zudem<br />
nicht kontrolliert werden kann, ist eine Quantifizierung der SERS-Signale in diesem<br />
Fall schwierig bis unmöglich.<br />
Um die Reproduzierbarkeit der SERS-Mikroskopie zu ermitteln wurden drei weitere<br />
Ergebnisse der Bildgebung an verschiedenen Tagen in Abbildung 5.30 dargestellt.<br />
Abbildung 5.30: Drei Gewebeschnitte wurden mit kommerziellem Citrat-Puffer<br />
vorbehandelt. Alle Proben wurden vor der Inkubation mit α-p63-gebundenen SERS-<br />
Markern 20 Minuten mit 2%iger BSA-Lösung (im PBST) blockiert. Links sind die<br />
Weißlichtbilder und rechts daneben die dazugehörigen SERS-Falschfarbenbilder<br />
(Markerbande von 4-TNB um 1340 cm -1 ) dargestellt. Für Probe A wurde ein 10x<br />
Objektiv verwendet, für die Proben B und C ein 20x Objektiv. Für Experimente bei in B<br />
und C wurde ein 20x Objektive verwendet. Für alle Proben wurden 250µl einer<br />
Nanopartikel-Suspension (Au@Ag) mit einer optischen Dichte von 0,25 eingesetzt.<br />
(Laserleistung= 5 mW).<br />
121
5.3 Ergebnisse und Diskussion<br />
In allen Abbildungen sind die spezifischen Bindungen der Nanopartikel an die<br />
Basalzellen deutlich zu sehen. Die Nanopartikel zeigen keine Neigung zur Bindung<br />
an andere Bereiche wie Lumen oder Stroma. In den Abbildungen 5.30A, B und C<br />
(besonders in Abbildung 5.30A) sind Signale im Epithelium vorhanden. Diese Signale<br />
sind auf die Fluoreszenz-Beiträge, die während des Mapping mit wenig stark<br />
vergrößernden Objektiven (10x und 20x) beobachtet wurden, zurückzuführen. Diese<br />
Begleiterscheinungen wurden während der Experimente mit dem 40x Objektiv nicht<br />
beobachtet. In Abbildung 5.31 sind beispielhaft ein SERS-Mikroskopie-Aufnahmen<br />
mit einem 40x Objektiv erhalten wurde, dargestellt. [37]<br />
Abbildung 5.31: SERS-Mikroskopie mit α-p63-gekoppelten SERS-NP. Links<br />
ist das Weißlichtbild (A) und rechts daneben das dazugehörigen SERS-<br />
Falschfarbenbild (Markerbande von 4-TNB um 1340 cm -1 ) dargestellt (B). [37]<br />
5.3.2 Lokalisierung von p63 mittels SE-CARS-Mikroskopie und Gold/Silber-<br />
Nanoschalen<br />
Nach erfolgreicher Lokalisierung von p63 in Basalzellen von Prostatagewebe mit<br />
SERS-markierten Antikörpern (Au@Ag als SERS-Substrat) wurde diese<br />
Untersuchung mit kohärenter Anti-Stokes-Raman-Streuung (engl. Coherent Anti-<br />
Stokes Raman Scattering, CARS) in einer Zusammenarbeit mit dem IPHT Jena<br />
wiederholt. [195]<br />
Zur Lokalisierung der p63-positiven Basalzellen wurden in diesem Experiment<br />
hydrophil stabilisierte Au@Ag als SERS-Substrate durch s-NHS-Chemie kovalent an<br />
α-p63-Antikörper gebunden. Der gebildete Immuno-SERS-Marker wurde für die<br />
Markierung der Basalzellen auf einem Prostatagewebeschnitt eines gesunden<br />
122
5.3 Ergebnisse und Diskussion<br />
Probanden inkubiert. Die durch die CARS-Methode detektierten Signale der<br />
Nanopartikel sind in roter Farbe in Abbildung 5.32 dargestellt. Wie in Abbildung 5.32<br />
ersichtlich ist, sind die Bindungen nur im Basalbereich vorhanden und nicht im<br />
Epithelium, Stroma oder im Lumen. Ein Vorteil der CARS-Mikroskopie ist ihre<br />
Geschwindigkeit, so dass große Flächen in kurzer Zeit mikroskopisch erfasst werden<br />
können.<br />
Abbildung 5.32: Lokalisierung von p63 in den Basalzellen mittels SE-CARS. In A<br />
ist das Weißlichtbild dargestellt. Die Signale der gebundenen SERS-Nanopartikel<br />
auf dem Gewebe sind mit roter Farbe in Falschfarbenbild (B) überlagert. Mit<br />
herzlichem Dank an G. Bergner für die Durchführung von CARS-Experimenten. [195]<br />
Mit den erworbenen Ergebnissen der CARS-Mikroskopie konnte eine bessere<br />
Übersichtsaufnahme erstellt werden, in der die gebundenen Nanopartikel in fünf<br />
Drüsen sichtbar wären. Abgesehen von der sehr großflächigen Bildgebung ist dieses<br />
Ergebnis ein Nachweis der erfolgreichen Bindung von Nanopartikeln auf dem<br />
Gewebe durch die Methode der SERS-Mikroskopie. Denn bis auf die Beleuchtung<br />
und Erfassung der Nanopartikel sind bei der Methode der SE-CARS-Mikroskopie alle<br />
weiteren Schritte, wie Biofunktionalisierung des SERS-Substrats und die Inkubation<br />
auf dem Gewebe, gleich.<br />
5.3.3 Lokalisierung von p63 mit Gold-Nanosternen<br />
Die erwünschte in situ-Anwendung in der Biomedizin, wie z.B. die Laser-Anregung im<br />
Nah-Infrarot-Bereich des elektromagnetischen Spektrums, kann auch mit<br />
Nanosternen erfolgen. Wie im Abschnitt 2.2 beschrieben, wird an den Spitzen der<br />
123
5.3 Ergebnisse und Diskussion<br />
Nanosterne ein enormes elektrisches Feld gebildet, das zur Erzeugung hoher SERS-<br />
Signale führen kann. Bei längerer Belichtungszeit konnten Nanosterne als<br />
Einzelpartikel mittels SERS detektiert werden. Die Herstellung der Nanosterne als<br />
SERS-Substrat ist, wie die Herstellung von Au@Ag, leicht zu handhaben. Die<br />
hergestellten Nanosterne wurden durch Zugabe von gemischten Raman-Markern (4-<br />
TNB-MEGOH und 4-TNB-TEGOH, 99:1) hydrophil stabilisiert. Die ausgebildeten<br />
Dual-Spacer-SAMs wurden, wie in Abschnitt 4.4.1 beschrieben, biofunktionalisiert<br />
und kovalent über s-NHS-Chemie an α-p63 gebunden. Nach 20 minütiger<br />
Inkubationszeit des Gewebes mit Immuno-SERS-Markern wurde die SERS-<br />
Mikroskopie durchgeführt. In Abbildung 5.33 sind die mit drei verschiedenen<br />
Gewebeschnitten nach der gleichen Behandlung mit Immuno-SERS-Markern<br />
erhaltenen Ergebnisse dargestellt.<br />
Abbildung 5.33: Drei Gewebeschnitte wurden mit kommerziellem Citrat-Puffer vorbehandelt<br />
Alle Proben wurden vor der Inkubation mit α-p63-gebundenen SERS-NP 20 Minuten mit<br />
2%iger BSA-Lösung (im PBST) blockiert. Links sind die Weißlichtbilder und rechts daneben<br />
die dazugehörigen SERS-Falschfarbbilder (Markerbande von 4-TNB um 1340 cm -1 )<br />
dargestellt. Für alle Proben wurden 250µl einer Suspension von Gold-Nanosternen mit einer<br />
optischen Dichte von 0,25 eingesetzt (Laserleistung = 5 mW).<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass die Nanosterne sehr spezifisch an die Basalzellen<br />
gebunden sind. Im Stroma und Epithelium sind kaum unspezifische Bindungen<br />
124
5.3 Ergebnisse und Diskussion<br />
vorhanden. Die Bildgebung durch Nanosterne auf dem Gewebe ist ähnlich wie bei<br />
Au@Ag nur in Kombination mit dem Ramanreporter 4-TNB möglich gewesen.<br />
Mehrfache Versuchswiederholungen mit 4-MBA führten zur keiner erfolgreichen<br />
Bildgebung auf dem Gewebe. Abbildung 5.33 zeigt, dass die Nanosterne auch als<br />
geeignetes SERS-Substrat erfolgreich verwendet werden können. Der Einsatz von<br />
Nanosternen bei der SERS-Mikroskopie wurde 2011 erstmals publiziert (Abbildung<br />
5.33A). [178] Die ermittelte Signal-Intensität auf dem Gewebe mittels Nanosternen<br />
erscheint niedriger als die mittels Au@Ag erhaltenen Signal-Intensitäten. Diese<br />
Tatsache ist jedoch auf die Belichtungsdauer zurückzuführen. Die oben genannten<br />
Experimente mit Gold-Nanosternen wurden mit einer Belichtungszeit von 0,1<br />
Sekunden durchgeführt.<br />
5.3.4 Lokalisierung von p63 mit glasverkapselten Goldnanopartikel-Clustern<br />
Um den gebildeten SAMs mehr Schutz und Haltbarkeit zu verleihen wurden die<br />
Nanopartikel mit einer Silicahülle versehen. Bei bisher etablierten Immunoassays-<br />
Vorschriften handelte es sich um die Kopplung der Antikörper auf Glasoberflächen<br />
und nicht um glasverkapselte Nanopartikel. Eine Übernahme dieser Vorschriften und<br />
der daraus resultierenden direkten Kopplung der Antikörper auf die Oberfläche der<br />
glasverkapselten Nanopartikel führte häufig zur schweren Aggregation der<br />
glasverkapselten Nanopartikel.<br />
Die Zugabe eines Überschusses von Proteinen bzw. Antikörpern zu sNHSaktivierten<br />
glasverkapselten Nanopartikel kann zur Verhinderung dieser<br />
Aggregationen führen. Dieses Vorgehen hat aber den Nachteil, dass die Kosten der<br />
Materialien, insbesondere der Antikörper, sehr hoch ist. Daneben sind<br />
glasverkapselte Nanopartikel negativ geladen und diese Ladung kann zur Bildung<br />
von nicht stabilen Antikörper-Polyschichten auf der Oberfläche der NP führen.<br />
Diese Polyschichten, die durch Ladung an die Nanopartikel gebunden sind, können<br />
in biologischem Puffer wie PBS unter Einfluss der Ionen während der Inkubation, z.B.<br />
auf dem Gewebe, desorbiert werden. Abgelöste Antikörper sind in der Lage schneller<br />
an Antigene zu binden. Dadurch werden die Bindestellen für Immuno-SERS-Marker<br />
besetzt und der Immuno-SERS-Marker kann nicht mehr an den entsprechenden<br />
Bindestellen haften. Um solche Hindernisse zu bewältigen wurde im Rahmen dieser<br />
Arbeit zum für die Kopplung der Antikörper an die Oberfläche der SERS-aktiven<br />
Nanopartikel ein rekombinantes Protein A/G (PrA/G) als Adapter verwendet.<br />
125
5.3 Ergebnisse und Diskussion<br />
Das rekombinante Protein A/G hat sechs Bindestellen für Fc-Domänen von<br />
Immunoglobulin. Die Bindung des Proteins auf C4-verlängerte Nanopartikel wurde<br />
mittels s-NHS Chemie (Abschnitt 4.4.2) durchgeführt. Das Protein wurde im<br />
Überschuss zu den Nanopartikeln pipettiert. Um eine instabile Bildung von<br />
Polyschichten zu verhindern, wurde während der Kopplung des Proteins mit den<br />
Nanopartikeln genügend Glutaraldehyd (GA) in Lösung zugeführt. GA führt zu einer<br />
kovalenten Quervernetzung der Proteine und verhindert damit eine spätere Ablösung<br />
vom Protein A/G.<br />
Des Weiteren konnten die Immunoglobuline durch Verwendung des Proteins A/G in<br />
einer optimalen Ausrichtung auf die Oberfläche der Nanopartikel gebunden werden.<br />
In Schema 5.2 sind die Unterschiede zwischen der direkten Kopplung der Antikörper<br />
auf die Oberfläche (A) und der Kopplung über das Protein A/G (B)dargestellt.<br />
Schema 5.2: (A) Kopplung von IgG mittels sNHS-Chemie und zufällige Bindung der<br />
IgG über freie Aminogruppen an die Nanopartikel. (B) Kopplung der Fc-Domäne<br />
von IgG an Pr A/G (blaue Struktur im Schema 2 B) beschichtete NP.<br />
Eine direkte Kopplung von IgG an die Nanopartikel mittels s-NHS-Chemie hat eine<br />
zufällige und nicht einheitliche Ausrichtung der Antikörper auf der Oberfläche der<br />
Nanopartikel zur Folge. Die Effizienz der SERS-markierten Antikörper sinkt dadurch,<br />
weil die Erkennungsstelle der Antikörper (FAB) blockiert ist. Im Gegensatz dazu<br />
verleiht die Kopplung der Antikörper über das Protein A/G eine optimale Orientierung<br />
der Antikörpermoleküle auf der Nanopartikeloberfläche. Die Oberfläche der<br />
Nanopartikel ist mit Protein A/G beschichtet und das Protein hat eine große<br />
Bindeaffinität an die Fc-Domäne der Antikörper.<br />
Zur Lokalisation p63-positiver Basalzellen wurde nur die Inkubationszeit der Immuno-<br />
Cluster auf dem Gewebe eingestellt. Die Trennung der glasverkapselten Gold-<br />
126
5.3 Ergebnisse und Diskussion<br />
Nanopartikelcluster wurde in Abschnitt 4.3 beschrieben. Alle weiteren Einstellungen,<br />
wie die Antigendemaskierungsmethode und der Blockierungspuffer, wurden aus<br />
Abschnitt 5.2 übernommen. In Abbildung 5.34 wurden vier Gewebeschnitte eines<br />
gesunden Probanden mit α-p63-gebundenen Clustern behandelt.<br />
Abbildung 5.34: Lokalisierung von p63-positiven Basalzellen mit Hilfe von<br />
glasverkapselten und PrA/G beschichteten Goldnanopartikel-Clustern. Weißlichtbilder<br />
sind in A,B,C und D (oben) dargestellt. In A,B,C und D (unten) wurden die<br />
dazugehörigen SERS-Falschfarbenbilder als Intensitätsverteilung der BMBA um ca.<br />
1580 cm −1 dargestellt. Das Gewebe wurde unterschiedlich lang [8 min. (A), 10 min. (B),<br />
12 min. (C) und 15 min. (D)] mit den glasverkapselten SERS-Clustern inkubiert. Bei allen<br />
Messungen betrug die Laserleistung 8 mW und die Belichtungszeit 20 Millisekunden. Die<br />
Gewebeproben wurden mit der gleichen Anzahl von Clustern inkubiert (250µl, OD 0,2).<br />
Die Aminofunktionalisierung, die C4-Verlängerung und auch die kovalente Kopplung<br />
von PrA/G wurden wie in Abschnitt 4.4.2 beschrieben durchgeführt. Die<br />
Inkubationszeiten während der Blockierung wurden unterschiedlich gewählt. Die<br />
Inkubationszeiten betrugen: 8 min. (5.34A), 10 min. (5.34B), 12 min. (5.34C) und 15<br />
min (5.34D). In allen überlagerten Bildern ist ersichtlich, dass die Bindung der<br />
Nanopartikel an den Basalbereich erfolgreich war. Die Verteilung der p63-positiven<br />
Zellen in den Abbildungen 5.34A, B und C sollte symmetrisch sein, weil die<br />
untersuchte Gewebefläche zwei Reihen Basalzellen besitzt und das Stroma in der<br />
Mitte liegt. Die symmetrische Verteilung der Signale ist in Abbildung 5.34C, welche<br />
länger als andere Proben (5.34A und 5.34B) mit Nanopartikeln inkubiert wurde,<br />
deutlicher zu sehen. Die Probe bei 5.34D wurde 15 Minuten mit Immuno-SERS-NP-<br />
Konjugaten inkubiert. Im Falschfarbenbild kann man mehr unspezifische Signale im<br />
127
5.3 Ergebnisse und Diskussion<br />
Vergleich zu den anderen (34A, B und 34C) feststellen. Das Stroma zeigt zwar keine<br />
unspezifischen Bindungen, aber im Epithelbereich sind gewisse unspezifische<br />
Bindungen vorhanden. Bei Wiederholungen wurden während der Inkubationszeiten,<br />
die länger als 12 Minuten dauerten, permanent mehr unspezifische Bindungen im<br />
Epithelium beobachtet. In Abbildung 5.35A wurde eine längere Belichtungszeit von<br />
30 Millisekunden in Kombination mit niedrigerer Laserleistung (5 mW) verwendet. Die<br />
Intensität der SERS-Signale nimmt wegen einer Verlängerung von 10 Millisekunden<br />
und trotz 3 mW weniger Laserleistung genügend zu, um eine gute Färbungsqualität<br />
zu ermöglichen.<br />
Abbildung 5.35: Lokalisierung von p63-positiven Basalzellen des gesunden<br />
Prostatagewebes mittels glasverkapselter und an α-p63 gebundener Goldnanopartikel-<br />
Cluster. Darstellung des überlagerten SERS-Falschfarbenbildes des Prostatagewebes<br />
in Abbildung A. Darstellung der ermittelten SERS-Intensitätsverteilung der BMBA-<br />
Markerbande bei 1580 cm -1 auf dem Gewebeschnitt in Abbildung B. Das Spektrum der<br />
an Basalzellen gebundenen SERS-Marker wurde in roter Farbe dargestellt (B). Die<br />
Spektren von weiteren Bereichen wurden wie Epithelium (E) in grüner, Lumen in blauer<br />
und Stroma in oranger Farbe dargestellt.<br />
Das Gewebe wurde mit der gleichen Inkubationszeit (12 Min.), wie die Probe in<br />
Abbildung 5.34C mit α-p63-Immuno-Clustern inkubiert. Trotz einer Verminderung der<br />
Laserleistung von 8 auf 5 mW ist eine Verbesserung bei der Bildgebung sichtbar.<br />
Das zeigt, dass die Belichtungszeit eine wichtigere Rolle als die Laserleistung in der<br />
SERS-Mikroskopie spielen kann. In Abbildung 5.35B sind Spektren aus<br />
Basalbereich, Epithelium, Stroma und Lumen gegenüber gestellt. Wie ersichtlich,<br />
sind die SERS-Signale nur im Bereich der Basalzellen vorhanden. Anhand der<br />
Ergebnisse in den Abbildungen 5.34 und 5.35 kann man davon ausgehen, dass die<br />
Qualität der Bildgebung während des Einsatzes von Clustern als SERS-Substrat von<br />
128
5.3 Ergebnisse und Diskussion<br />
zwei Faktoren abhängt. Einer ist die Blockierungszeit der Nanopartikeln auf dem<br />
Gewebe und der andere ist die Belichtungszeit mit dem Laser, die nicht kürzer als 30<br />
Millisekunden betragen sollte.<br />
5.3.5 Zusammenfassung und Ausblick<br />
Die Lokalisierung bzw. die Detektion des p63-Proteins bei Prostatakrebs ist<br />
besonders wichtig, weil dieses Protein im Fall von Prostatakrebs weniger oder gar<br />
nicht mehr exprimiert wird. Deshalb wurde die optimale Gewebedemaskierung zu<br />
Gunsten der Detektion dieses Proteins ausgewählt. Es wurden verschiedene SERS-<br />
Substrate, wie Gold/Silber-Nanoschalen, Goldnanosterne und Gold-Nanocluster für<br />
die Lokalisierung der p63-positiven Basalzellen auf gesundem Prostataschnitten<br />
getestet. Es wurde gezeigt, dass bei der SERS-Mikroskopie und Lokalisierung von<br />
p63-Proteinen, die Inkubationszeit von Immuno-SERS-Markern nach der Antigendemaskierungsmethode<br />
eine bedeutende Rolle spielen kann.<br />
Die unspezifischen Bindungen kommen wahrscheinlich wegen längerer<br />
Inkubationszeiten des Gewebes mit Immuno-SERS-Markern zustande. Die Bildung<br />
von unspezifischen Bindungen konnte besser beim Einsatz der ultrasensitiven<br />
Nanocluster während längerer Inkubationszeit als 12 min. beobachtet werden.<br />
Während die optimale Inkubationszeit bei Immuno-Clustern ca. 12 Minuten beträgt,<br />
konnte mit weniger als 20 Minuten Inkubationszeit bei Gold/Silber-Nanoschalen und<br />
Nanosternen keine Detektion von p63-Proteinen erzielt werden. Dazu muss die<br />
zufällige Kopplung von Immunoglobulin an die Nanopartikel als mögliche Ursache für<br />
unspezifische Bindungen genannt werden. Im Abschnitt 5.2.4 und in den<br />
Abbildungen 5.28A, B und C, in denen das Protein A/G verwendet wurde, konnten<br />
geringste unspezifische Bindungen beobachtet werden. Für weniger unspezifische<br />
Bindungen im Vergleich zu nicht verkapselten Gold/Silber-Nanoschalen wurde der<br />
Verlust der SERS-Intensität in Kauf genommen. Das deutet auf die eventuelle<br />
Bildung von hot spots bei nicht verkapselten Nanopartikeln hin.<br />
Zusätzlich wurden bei der Lokalisierung der p63-positiven Basalzellen mittels<br />
Nanocluster in den Abbildungen 5.34 und 5.35 gezeigt, dass die Nanocluster als<br />
neue Marker in der IHC erfolgreich eingesetzt werden können. Dadurch wurden auch<br />
die vorherigen Ergebnisse im Abschnitt 5.2.4 (Abbildung 5.28) bestätigt. In Abbildung<br />
5.34 konnte die Lokalisierung der Basalzellen innerhalb von 20 Millisekunden<br />
Belichtungszeit pro Pixel gezeigt werden. Unter denselben Voraussetzungen konnte<br />
129
5.3 Ergebnisse und Diskussion<br />
eine bessere Qualität der Färbung innerhalb von 30 Millisekunden in Abbildung 5.35<br />
präsentiert werden. Während die Laserleistung bei Abbildung 5.34, 8 mW betrug<br />
wurde in Abbildung 5.35 mit 5 mW Laserleistung gearbeitet. Das zeigt, dass neben<br />
den Blockierungsmethoden und den Antigendemaskierungsmethoden, die<br />
Laserleistung und noch wichtiger die Belichtungszeit eine große Rolle bei der<br />
Detektion von Proteinen mittels SERS-Mikroskopie spielen.<br />
Die Detektion des p63-Proteins war unter optimalen Bedingungen, wie Belichtung<br />
und Inkubationszeit und Antigendemaskierungsmethode mit allen verwendeten<br />
SERS-Substraten erfolgreich. Im Abschnitt 5.2.5 wurde erwähnt, dass die<br />
Reproduzierbarkeit der Experimente von Faktoren wie dem verwendeten Cross-<br />
Linker (s-NHS/EDC in diesem Fall) und der Reinheit der Ramanreporter-Moleküle<br />
bzw. Abstandhälter abhängt. Die Stabilität der Glasverkapslung während und nach<br />
der Biofunktionalisierung ist ein enscheidender Faktor für die erfolgreiche SERS-<br />
Mikroskopie. Beim Verlust dieser Schale gehen auch die daran gebundenen<br />
Antikörpermoleküle verloren. Dieses Problem konnte mit der Hitzebehandlung oder<br />
zweiwöchigen Lagerung der glasverkapselten Nanopartikel im Ethanol zum Teil<br />
behoben werden. Über die Bindungsaffinität des Proteins A/G liegen zurzeit keine<br />
Informationen vor. Ob eine bessere Qualität der SERS-Mikroskopie mit weiteren<br />
Adapterproteine, wie z. B. Protein A oder Protein G erzielt werden kann, ist zurzeit<br />
unklar. Die beste Erfahrung und Reproduzierbarkeit wurde allerdings bei<br />
Nanosternen, die kleiner und leichter als andere SERS-Substrate sind, beobachtet.<br />
Die SERS-Mikroskopie-Experimente mit Nanosternen könnte durch weitere<br />
Operateur unabhängig erfolgreich reproduziert und veröffentlicht werden (Abbildung<br />
5.33A). [178]<br />
Mittels SE-CARS wurden die spezifischen Bindungen von Gold/Silber-Nanoschalen<br />
an Zielproteine auf größerer Fläche an verschiedenen Tagen und in einem anderen<br />
Labor demonstriert. [195] Erfahrungsgemäß sind die Färbungsqualität und die erzielte<br />
Reproduzierbarkeit mittels Nanosternen und Gold/Silber-Nanoschalen im Vergleich<br />
zu Goldclustern besser. Da die Unterschiede zwischen den SERS-Substraten mehr<br />
in Größe und Gewicht der Substrate liegen, kann zur Erhöhung der<br />
Reproduzierbarkeit der Versuche eventuell die Entwicklung von neuen und<br />
leichteren SERS-NP hilfreich sein.<br />
130
5.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
5.4 Zwei-Farben-SERS-Bildgebung<br />
5.4.1 Zwei-Farben-SERS-Bildgebung mit hydrophil stabilisierten SERS-<br />
Partikeln<br />
Nachdem die einzelnen Lokalisierungen der Proteine PSA und p63 erfolgreich<br />
waren, wurde als erster Schritt in Richtung Multiplexing eine simultane Detektion von<br />
p63 und PSA erprobt. Dazu wurden zwei verschiedene Kombinationen von Immuno-<br />
SERS-Konjugaten verwendet. Zum einen wurde 4-TNB auf hydrophil stabilisierten<br />
SERS-Marker-Partikeln (Au@Ag) kovalent an α-p63 gebunden (Abschnitt 4.4.1).<br />
Beim zweiten Immuno-SERS-Konjugat handelt es sich um einen gemischten SAM<br />
mit SEMA4 als Raman-Reporter und PEG-8 als Carboxyl-Bindestelle und<br />
Abstandshalter für die Bindung an PSA. In Abbildung 5.36 und 5.37 sind die<br />
Ergebnisse von der Doppelfärbung auf dem gesunden Gewebe dargestellt.<br />
Abbildung 5.36: Multiplexing von PSA und p63 auf gesunder Prostataprobe.<br />
Prostatagewebe von gesunden Probanden im Weißlichtbild (A). Die<br />
Intensitätsverteilung der 4-TNB-Bande um 1340 cm -1 von SERS-markierten p63-<br />
Antikörpern ist in grüner Farbe (B) und die Intensitätsverteilung der SEMA4-<br />
Bande bei 2210 cm -1 von SERS-markierten PSA-Antikörpern ist in roter Farbe auf<br />
dem Gewebe (C) dargestellt. Darstellung der beiden SERS- Falschfarbenbilder in<br />
einem überlagerten Falschfarbenbild (D).<br />
Das Gewebe wurde zuerst nach der optimierten Demaskierungsvorschrift für p63<br />
bzw. mittels kommerziellem Citrat-Puffer behandelt (Abschnitt 4.5.2). Danach wurde<br />
Das Gewebe mit einem Gemisch von SERS-markierten p63- und PSA-Antikörpern<br />
(4-TNB und SEMA4) simultan inkubiert.<br />
131
5.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 5.37: Multiplexing von PSA und p63 auf gesunder Prostataprobe.<br />
Prostatagewebe von gesunden Probanden im Weißlichtbild (A). Die<br />
Intensitätsverteilung der 4-TNB-Bande um 1340 cm -1 von SERS-markierten p63-<br />
Antikörpern ist in grüner Farbe (B) und die Intensitätsverteilung der SEMA4-Bande bei<br />
2210 cm -1 von SERS-markierten PSA-Antikörpern ist in roter Farbe auf dem Gewebe<br />
(C) dargestellt. Darstellung der beiden SERS Falschfarbenbilder in einem<br />
überlagerten Falschfarbenbild (D).<br />
In den Abbildungen 5.36B und 5.37B sind die Anbindungen der SERS-markierten<br />
p63-Antikörper deutlich an den Basalzellen in grüner Farbe zu erkennen. Gewisse<br />
unspezifische Bindungen der α-p63-gekoppelten NP sind noch im Epithelbereich<br />
vorhanden, aber das Stroma und Lumen sind davon nicht betroffen.<br />
Es wurde bei einzelnen Färbungen für p63 gezeigt, dass die Anbindungen der<br />
Nanopartikel nur an den Basalzellen nachweisbar sind (Abbildungen 5.29 bis 33).<br />
Die unspezifischen Bindungen in Bereichen, wie Epithelium oder Stroma sind selten<br />
oder gar nicht vorhanden. Bei Doppelfärbungen sind die Anbindungen der<br />
Nanopartikel, die an α-PSA gekoppelt sind, im Epithelium sehr spezifisch. Es<br />
konnten keine unspezifischen Bindungen an andere Bereiche wie Lumen oder<br />
Stroma beobachtet werden. Die Färbungsqualität der an α-PSA-gekoppelten NP ist<br />
bei einzelner Färbung oder Doppelfärbung unverändert. In einer Veröffentlichung von<br />
J. Kneipp et al. wurde der mögliche Austausch von Raman-Reportern zwischen den<br />
SAMs diskutiert. [192] Die verwendeten Raman-Reporter binden kovalent an die<br />
Oberfläche der Nanopartikel. Jedoch besteht die Möglichkeit von der Oberfläche<br />
desorbiert zu werden und sich an weitere Nanopartikeln zu binden. In Abbildungen<br />
5.36 und 5.37 wurde das Gewebe simultan mit zwei verschiedene Immuno-SERS-<br />
132
5.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Marker zur Doppelmarkierung inkubiert. Im Weiteren wurde das Gewebe<br />
nacheinander (nicht simultan) mit SERS-markierten Antikörpern inkubiert. Es konnte<br />
dadurch keine Verbesserung bei der Bildgebung beobachtet werden. Daher kann die<br />
Bildung der hot spots als eine weitere Ursache für die Bildung der unspezifischen<br />
Bindungen bei nicht verkapselten SERS-Substraten in Betracht gezogen werden.<br />
Das bedeutet, dass vermutlich das Ausmaß der unspezifischen Bindungen der α-<br />
p63-gekoppelten NP durch Plasmonen-Kopplung mit α-PSA-gekoppelten NP größer<br />
erscheint, als bei Einzelfärbung.<br />
Es ist auch nicht ganz klar, wieso die unspezifischen Bindungen nur bei an α-p63<br />
gebunden Nanopartikeln vorhanden sind und nicht bei an α-PSA gebundenen. Dazu<br />
muss erwähnt werden, dass als optimale Inkubationszeit für α-p63-gebundene<br />
Nanopartikel mit Goldnanoclustern als SERS-Substrat ca. 12 Minuten definiert wurde<br />
(Abbildungen 5.34 und 5.35). Es konnte allerdings während derselben<br />
Inkubationszeit und durch den Austausch des SERS-Substrats mit Au@Ag keine<br />
Bildgebung erzielt werden. Möglicherweise sollte die Inkubationszeit der SERS-<br />
Marker-NP in diesem Fall weiter verkürzt werden, um die Bildung der unspezifischen<br />
Bindungen zu vermindern. Dadurch konnte aber mit den verwendeten Gold/Silber-<br />
Nanoschalen keine optimale Bindung der NP erzielt werden.<br />
5.4.2 Zwei-Farben-SERS-Bildgebung mit glasverkapselten SERS-Clustern<br />
Im Abschnitt 4.2.4 wurden die Herstellung von Clustern und auch die Vorteile der<br />
Glasverkapselung zum Schutz der SAMs und auch die Kopplung der IgG auf<br />
Nanopartikel beschrieben. In diesem Abschnitt werden zuerst die weiteren<br />
physikalischen Eigenschaften der Cluster während der Erzeugung der SERS-Signale<br />
in Betracht gezogen. Danach werden die eingestellten Bedingungen für die Detektion<br />
von p63-Proteinen bei der Detektion von PSA-Proteinen ausgetestet. Am Ende wird<br />
die Qualität der Immuno-SERS-Cluster für das Multiplexing erprobt.<br />
5.4.2.1 Auswahl der geeigneten Raman-Reporter-Moleküle für Antigene<br />
Vorversuche haben gezeigt, dass die optimalen Antigendemaskierungsmethoden für<br />
zwei verschiedene Biomarker unterschiedlich sein können (Abschnitt 5.2). Die Wahl<br />
der optimalen Methode wurde dadurch schwierig, denn was den einen Biomarker<br />
begünstigt, kann zum Qualitätsverlust bei der Billdgebung des anderen Biomarkers<br />
führen. Die diagnostische Bedeutung von p63-Proteinen ist viel höher als die von<br />
133
5.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
PSA. Deshalb wurde die optimale Antigendemaskierungsmethode zu Gunsten von<br />
p63 ausgewählt. Andernfalls konnte mittels SERS-Mikroskopie keine optimale p63-<br />
Lokalisierung durchgeführt werden. Um diesen Nachteil bei der Detektion von PSA-<br />
Antigenen kompensieren zu können, abgesehen von der Verlängerung der<br />
Belichtungszeit auf 100 Millisekunden, wurde als Raman-Reporter 4-TNB eingesetzt.<br />
Es wurde experimentell gezeigt, dass unter gleichen Bedingungen 4-TNB als<br />
Monomer oder Cluster im Vergleich zu anderen in dieser Arbeit genannten Raman-<br />
Reportern intensivere SERS-Signale generieren kann. Durch Auswahl einer<br />
verschachtelten Strategie wurde der intensivere Marker (4-TNB) für das schwach<br />
zugängliche Antigen (PSA) und der weniger intensive Marker (4-MBA oder TF-MBA)<br />
mit dem besser zugänglichen Antigen (p63) kombiniert.<br />
Schema 5.3: Um die nachteilhafte Demaskierungsmethode für PSA auszugleichen<br />
wurden α-PSA-Moleküle an signal-intensivere SERS-Substrate (R-Marker 2)<br />
gebunden (A). Die Signalintensität von Raman-Marker 1(R 1 ) ist unter gleichen<br />
Bedingungen schwächer als R 2 (B).<br />
In Schema 5.3 ist dieses Vorgehen in Form einer Waage demonstriert. Die<br />
ausgewählte Antigendemaskierungsmethode hat eine bessere Wirkung<br />
134<br />
für die<br />
Detektion von p63-Proteinen im Vergleich zu PSA-Proteinen. Um die<br />
Detektionsnachteile bei PSA-Antigenen auszugleichen, wurden α-PSA-Moleküle an<br />
SERS-Marker mit signal-intensiveren Molekülen wie SEMA4 oder 4-TNB gebunden.<br />
In Abbildung 5.38A sind die Spektren von drei verschiedenen SERS-Markern<br />
gegenübergestellt, die in dieser Arbeit für Multiplexing auf dem Gewebe und in einem<br />
Immunoassay (Abschnitt 5.5) eingesetzt wurden. Die Spektren sind Ergebnisse der
5.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Signalmessung von glasverkapselten Clustern nach der Trennung. Bei der Messung<br />
von SERS-Signalen wurde auf die Anzahl der Nanopartikel, Laserleistung und<br />
Belichtungszeit Rücksicht genommen, um gleiche Bedingungen für die Messungen<br />
zu gewährleisten. Die optische Dichte als Maß für Anzahl der Nanopartikel wurde auf<br />
den maximalen Extinktionswert der Fundamentalbande (transversale Plasmonmode)<br />
bei ca. 538 nm normiert.<br />
Abbildung 5.38: Drei eingesetzte SERS-Marker bei Multiplexing-Untersuchung in dieser<br />
Arbeit (A). Die Bande bei 885 cm −1 stammt vom Suspensionsmittel Ethanol (EtOH) und<br />
wurde zur Normierung der drei Spektren herangezogen. Die Leistung vom Laser für alle<br />
Proben ist auf 5 mW eingestellt. Signal-Intensitäten sind der Mittelwert von 10<br />
Messungen. In Abbildung B wurden getrennte glasverkapselte BMBA-Cluster in<br />
verschiedenen Überschüssen mit glasverkapselten BMBA-Monomeren vermischt. Nach<br />
der Mischung wurde die SERS-Intensität der Kolloide nach drei Messungen als Mittelwert<br />
in Form einer Standardreihe ermittelt.<br />
Die Spektren wurden als Mittelwert von 10 Messungen an einem Tag ermittelt. Die<br />
ermittelten Daten zeigen, dass unter gleichen Bedingungen mit 4-TNB bedeckte<br />
Cluster verglichen mit 4-MBA das 1,6-fache und verglichen mit TF-MBA das 5,1-<br />
fache SERS-Signal liefern können. Dieser Versuch wurde an verschiedenen Tagen<br />
wiederholt. Es konnten leichte Schwankungen bei generierten SERS-Intensitäten<br />
beobachtet werden, die wahrscheinlich durch ein verändertes Verhältnis von<br />
Trimeren zu Dimeren nach der Trennung der Cluster zustande kommen. Die<br />
Ausbildung der Dimere und Trimere geschieht unkontrolliert und bei jeder Herstellung<br />
können die Populationen der Trimere oder Dimere unterschiedlich sein. In einem<br />
weiteren Experiment wurden zuerst die glasverkapselten BMBA-Cluster aus der<br />
Kolloidmischung isoliert. Im nächsten Schritt wurden die Gold-Nanocluster in Form<br />
einer Standardreihe mit glasverkapselten Monomeren in 8 verschiedenen<br />
135
5.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Überschüssen gemischt. Die neunte Probe besteht aus reinen Monomeren. In<br />
Abbildung 5.13B ist die ermittelte Signal-Intensität von Clustern dem von Monomeren<br />
gegenübergestellt. Es wurde gezeigt, dass Cluster fast 100 Mal mehr Signale im<br />
Vergleich zu Monomeren liefern können. Der ermittelte Korrelationskoeffizient der<br />
Messungen beträgt 0,99. Dieser lineare Zusammenhang zwischen dem generierten<br />
SERS-Signal und ihrem Prozentsatz im Kolloid kann als Zeichen der<br />
Reproduzierbarkeit der Messungen mit SERS-Clustern betrachtet werden. Trotz der<br />
unterschiedlichen Anteile an Dimeren und Trimeren in den Kolloiden ist keine<br />
Änderung am Endergebnis zu beobachten.<br />
5.4.2.2 Lokalisierung von PSA in Prostatagewebeschnitten mit<br />
glasverkapselten SERS-Clustern<br />
Im Abschnitt 5.3.4 wurde experimentell gezeigt, dass mit den hier verwendeten<br />
Raman-Reportermolekülen (Arylthiole) und SERS-Substraten (Cluster aus<br />
Goldnanokristallen) eine Belichtungszeit von mindestens 30 Millisekunden für die<br />
Lokalisierung von p63 Proteinen notwendig ist. Um ein optimales Multiplexing<br />
durchzuführen sollte auch eine Einzelfärbung mit PSA-Proteinen optimiert werden.<br />
Für eine umfangreiche Lokalisierung von PSA war es nötig die Belichtungszeit auf<br />
100 Millisekunden zu erhöhen.<br />
Abbildung 5.39: Lokalisierung von PSA im Prostatagewebe des gesunden Probanden<br />
mittels glasverkapselten α-PSA-gebundenen Clustern. Oben sind die Weißlichtbilder<br />
und unten die dazugehörigen SERS-Falschfarbenbilder (Markerbande von 4-TNB um<br />
1340 cm -1 ) dargestellt.<br />
136
5.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Bei der Verkürzung der Inkubationszeit von Immuno-Clustern konnte keine<br />
vollständige SERS-Färbung erzielt werden. In Abbildung 5.39 wurden drei<br />
Gewebeschnitte, mit selbsthergestelltem Citratpuffer, der zur Färbung von PSA-<br />
Proteinen optimale Wirkung hat, vorbehandelt. Wie in den Abbildungen ersichtlich ist,<br />
sind die Signale weitgehend auf dem Epithelbereich verteilt und das Stroma oder<br />
Lumen zeigen geringe unspezifische Bindungen.<br />
5.4.3 Demaskierung mit kommerziellem Puffer und Doppelfärbung mit SERSmarkierten<br />
Antikörpern<br />
Nachdem die Einstellung der Antigenlokalisierung für beide Biomarker erfolgreich<br />
war, wurde als nächster Schritt in Richtung Doppelfärbung eine simultane Detektion<br />
von p63 und PSA durchgeführt. Zur Markierung der p63-positiven Basalzellen<br />
wurden glasverkapselte Goldcluster, die 4-MBA-Signale generieren über eine<br />
kovalent gebundenen PrA/G-Schicht an α-p63-Antikörper gebunden. Für die<br />
Markierung von PSA wuden 4-TNB-markierte Goldcluster verwendet, die mit<br />
derselben Methode an α-PSA-Antikörper gebunden waren. Als Antigendemaskierungsmethode<br />
wurde kommerzieller Citrat-Puffer verwendet, der eine<br />
optimale Wirkung für p63-Demaskierung zeigt.<br />
Abbildung 5.40: Multiplexing von PSA und p63 auf gesunder Prostataprobe.<br />
Prostatagewebe vom gesunden Probanden im Weißlichtbild (A). Intensitätsverteilung<br />
der 4-MBA-Bande um 1590 cm -1 von SERS-markierten p63-Antikörpern ist in grüner<br />
Farbe (B) und die Intensitätsverteilung der 4-TNB-Bande bei 1340 cm -1 von SERSmarkierten<br />
PSA-Antikörpern ist in roter Farbe auf dem Gewebe dargestellt (C).<br />
Darstellung der beiden SERS- Falschfarbenbilder in einem überlagerten<br />
Falschfarbenbild (D).<br />
137
5.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Die Ergebnisse nach Inkubation des Gewebes mit den Nanopartikeln und die<br />
Durchführung der SERS-Mikroskopie sind in den Abbildungen 5.40 und 5.41<br />
dargestellt. In beiden Abbildungen kann die Anbindung von α-p63-gebunden Silica-<br />
Clustern (in grüner Farbe) an p63-positive Basalzellen deutlich erkannt werden. Die<br />
Anbindung von an α-PSA-gebundenen Clustern (in roter Farbe) im sekretorischen<br />
Epithelium weisen auf eine gelungene PSA-Färbung hin. In beiden Experimenten<br />
konnten keine unspezifischen Bindungen weder von 4-MBA-Partikeln (gekoppelt mit<br />
α-p63) noch von 4-TNB-Partikeln (gekoppelt mit α-PSA) in Lumen oder Stroma<br />
nachgewiesen werden.<br />
Abbildung 5.41: Multiplexing von PSA und p63 auf gesunder Prostataprobe.<br />
Prostatagewebe vom gesunden Probanden im Weißlichtbild (A). Die Intensitätsverteilung<br />
der 4-MBA-Bande um 1590 cm -1 von SERS-markierten p63-Antikörpern ist in grüner<br />
Farbe (B) und die Intensitätsverteilung der 4-TNB-Bande bei 1340 cm -1 von SERSmarkierten<br />
PSA-Antikörpern ist in roter Farbe auf dem Gewebe dargestellt (C).<br />
Darstellung der beiden SERS- Falschfarbenbilder im überlagerten Falschfarbenbild (D).<br />
Die Signal-Intensität von 4-MBA-markierten SERS-Nanopartikeln, die an p63-positive<br />
Basalzellen gebunden sind, ist ca. 3-4 Mal intensiver als die Intensität von 4-TNBmarkierten<br />
SERS-NP, die an α-PSA gebunden sind. Obwohl, wie in Abbildung 38A<br />
gezeigt wurde, die Signal-Intensität der 4-MBA-Reporter niedriger als die der 4-NTB-<br />
Reporter ist. Eine Erklärung für die enorme Signal-Intensität bei 4-MBA im Vergleich<br />
zu PSA könnte die höhere Anzahl der gebunden Nanopartikel an die p63-positiven<br />
Basalzellen sein. Dies könnte durch die bessere Zugänglichkeit der α-p63- zu p63-<br />
138
5.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Antigenen im Vergleich zu α-PSA, auf Grund ausgewählten, für p63 optimalen<br />
Antigendemaskierungsmethode, zustande kommen.<br />
5.4.4 Demaskierung mit selbsthergestelltem Citrat-Puffer und SERS-<br />
Doppelfärbung<br />
In den Abschnitten 5.2 und 5.3 wurde erwähnt, dass für die Lokalisierung von p63-<br />
Proteinen die Wahl einer Demaskierungsmethode zu Gunsten dieses Proteins<br />
notwendig ist.<br />
Um den Einfluss der Demaskierungsmethode bei der Doppelfärbung zu überprüfen,<br />
wurde zunächst das Experiment von 5.4.3 unter gleichen Bedingungen und nur mit<br />
einer einzigen Änderung an der Antigen-Demaskierungsmethode wiederholt. Das<br />
Ergebnis dieser Doppelfärbung ist in Abbildung 5.42 dargestellt. Die Bindungsstellen<br />
der an α-p63 gekoppelten Nanopartikel sind in Abbildung 5.42B mit grüner Farbe<br />
und der an α-PSA gebundenen in roter Farbe (5.42C) dargestellt. In allen bisherigen<br />
Abbildungen (5.29 bis 5.35) waren deutliche Bindungen von α-p63 gekoppelten<br />
Nanopartikeln an den Basalzellen zu erkennen. In Abbildung 5.42B sind im<br />
Gegensatz dazu die α-p63-Bindungen vereinzelt auf dem Epithelium verteilt. Die<br />
erzeugte Signalintensität (4-MBA) der unspezifisch gebundenen Nanopartikel ist im<br />
Vergleich zu den Ergebnissen von Abschnitt 5.4.3 ca. zehnmal schwächer.<br />
Im Gegensatz zur Lokalisierung von p63 zeigen an α-PSA gebundene Cluster<br />
spezifische Bindungen auf dem Epithelium. Die Signalintensität der Raman-Reporter<br />
(4-TNB) in diesem Experiment erhöhte sich leicht im Vergleich zu der Intensität in<br />
den Abbildungen 5.40 und 5.41. Bei diesem Experiment wurde eine Erhöhung von<br />
unspezifischen Signalen beim α-PSA auf dem Stroma beobachtet. Dass ein Verlust<br />
der Signalintensität während der Detektion von p63-Antigenen nach der<br />
Demaskierung mit selbsthergestelltem Citrat-Puffer zu erwarten war, wurde bereits<br />
durch die Vorversuche mit Au@Ag im Abschnitt 5.2.1.2 (Abbildung 5.21) belegt. Es<br />
wurden zwar gewisse unspezifische Bindungen beobachtet, aber die Anbindung der<br />
Nanopartikel an die Basalzellen blieb erhalten. Das Experiment wurde mehrfach<br />
wiederholt, doch es wurden keine Verbesserungen in Bezug auf die p63-Proteine<br />
beobachtet. Es ist nicht klar, wieso die Immuno-Cluster-Marker mit enormer<br />
Signalintensität schlechtere Bildgebung im Vergleich zu Au@Ag nach der<br />
Demaskierung mit selbsthergestelltem Puffer und Doppelfärbung hervorrufen.<br />
139
5.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 5.42: Multiplexing von PSA und p63 auf gesunder Prostataprobe.<br />
Prostatagewebe von gesunden Probanden in Weißlichtbild (A). Die Intensitätsverteilung<br />
der 4-MBA-Bande um 1590 cm -1 von SERS-markierten p63-Antikörpern ist in grüner<br />
Farbe (B) und die Intensitätsverteilung der 4-TNB-Bande um 1340 cm -1 von SERSmarkierten<br />
PSA-Antikörpern in roter Farbe auf dem Gewebe dargestellt (C). Darstellung<br />
der beiden SERS- Falschfarbenbilder im überlagerten Falschfarbenbild (D).<br />
Um die eventuellen Signalintensitäts-Schwankungen, die in getrennten Clustern nach<br />
der Trennung vorkommen können, auszuschließen, wurden genügend Cluster für<br />
Durchführung dieser Untersuchungen(Abbildungen 5.40 bis 5.44) an einem Tag<br />
hergestellt.<br />
5.4.5 Demaskierung mit EDTA/Tris-Puffer und SERS-Doppelfärbung<br />
Eine weit verbreitete Methode für die Antigendemaskierung ist die Verwendung von<br />
EDTA-Tris-Puffer. Wie in Abbildung 5.23B dargestellt ist, könnte durch diese<br />
Methode eine gute p63-Lokalisierung bei der SERS-Mikroskopie mittels Au@Ag<br />
erzielt werden. In Abbildung 5.43 wurde das Ergebnis des Multiplexingsversuchs auf<br />
dem Gewebe nach Demaskierungsmaterialien mit EDTA-Tris-Puffer dargestellt.<br />
Die Anbindung der an α-p63 gebundenen Nanopartikel (markiert mit 4-MBA) auf dem<br />
Gewebe wurde mit grüner Farbe und die Lokalisierung von PSA mittels α-PSA<br />
(markiert mit 4-TNB) in roter Farbe dargestellt. Die Intensität der an α-p63<br />
gebundenen Raman-Reporter hat im Vergleich zu den Abbildungen 5.40 und 5.41<br />
140
5.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
durch Demaskierung mit EDTA-Tris Puffer ca. zweifach zugenommen. Eine leichte<br />
Signalerhöhung kann auch bei den α-PSA gebundenen 4-TNB-Clustern beobachtet<br />
werden. Die Ergebnisse der SERS-Mikroskopie zeigen keine unspezifischen<br />
Bindungen während der Lokalisation von p63. Im Gegensatz dazu sind bei der<br />
Lokalisierung von PSA nach Demaskierung mit EDTA-Tris-Puffer unspezifische<br />
Bindungen vorhanden.<br />
Die Demaskierung mit EDTA-Tris hat eine optimale Wirkung für das p63-Protein<br />
gezeigt. In Abbildung 5.43 kann eine gute Lokalisierung der Basalzellen erkannt<br />
werden. Die Ergebnisse dieser Arbeit bestätigen, dass diese Demaskierungsmethode<br />
auch für hydrophil stabilisierte Nanopartikel zur Detektion der p63-positiven<br />
Basalzellen optimal ist (Abbildung 5.23).<br />
Abbildung 5.43: Multiplexing von PSA und p63 auf gesunder Prostataprobe.<br />
Prostatagewebe vom gesunden Probanden in Weißlichtbild (A). Intensitätsverteilung<br />
der 4-MBA-Bande um 1590 cm -1 von SERS-markierten p63-Antikörpern ist in grüner<br />
Farbe (B) und die Intensitätsverteilung der 4-TNB-Bande bei 1340 cm -1 von SERSmarkierten<br />
PSA-Antikörpern ist in roter Farbe auf dem Gewebe dargestellt (C).<br />
Darstellung der beiden SERS- Falschfarbenbilder im überlagerten Falschfarbenbild (D).<br />
Nach Demaskierung durch EDTA-Tris-Puffer konnte keine optimale Wirkung bei der<br />
Lokalisierung des PSA-Proteins mittels Immuno-Clustern festgestellt werden. Im<br />
Vergleich zur Detektion mittels hydrophil stabilisierten Nanopartikeln sind mehr<br />
141
5.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
unspezifische Signale zu beobachten. Grund für die Erhöhung des unspezifischen<br />
Signals im Vergleich zu Au@Ag kann die enorme Sensitivität der Cluster sein.<br />
5.4.6 Einfluss der gewählten Ramanreportermoleküle<br />
An Hand der Ergebnisse in den Abschnitten 5.2 und 5.3 wurde argumentiert, dass<br />
man durch Auswahl der geeigneten Marker zum Teil den negativen Einfluss der<br />
Antigendemaskierungsmethode ausgleichen kann. In einem weiteren Experiment<br />
wurden die 4-MBA-Cluster durch TF-MBA-Cluster ersetzt. In Abschnitt 5.4.2.1<br />
Abbildung 5.38A wurde gezeigt, dass die TF-MBA-markierten SERS-NP ein ca. 3-<br />
fach kleinere SERS-Signale im Vergleich zu den 4-MBA-Clustern liefert.<br />
Im nächsten Schritt wurden α-p63-gekoppelte TF-MBA-Cluster zusammen mit α-<br />
PSA-gekoppelten 4-TNB-Clustern simultan auf dem gesunden Gewebeschnitt<br />
eingesetzt. Das Gewebe wurde mit EDTA-Tris-Puffer wie im Abschnitt 5.4.5<br />
beschrieben behandelt. In Abbildung 5.44 ist deutlich zu sehen, dass die TF-MBA-<br />
Cluster über ihren Antikörper (α-p63) spezifisch an Basalzellen gebunden sind. Die<br />
Bindung von SERS-markierten PSA-Antikörpern (4-TNB-Cluster) auf dem Epithelium<br />
ist noch vorhanden, es sind aber gewisse unspezifische 4-TNB-Signale auf dem<br />
Stroma erkennbar.<br />
Abbildung 5.44: Multiplexing von PSA und p63 auf gesunder Prostataprobe.<br />
Prostatagewebe von gesunden Probanden in Weißlichtbild (A). Die<br />
Intensitätsverteilung der TF-MBA-Bande um 1620 cm -1 von SERS-markierten p63-<br />
Antikörpern ist in grüner Farbe (B) und die Intensitätsverteilung der 4-TNB-Bande<br />
bei 1340 cm -1 von SERS-markierten PSA-Antikörpern in roter Farbe auf dem<br />
Gewebe dargestellt (C). Darstellung der beiden SERS- Falschfarbenbilder im<br />
überlagerten Falschfarbenbild (D).<br />
142
5.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Die Signal-Intensität von 4-TNB-SERS-Markern, die für die Detektion von PSA<br />
eingesetzt wurden, zeigt im Vergleich zu den Abbildungen 5.40 und 5.41 keine oder<br />
niedrige Änderungen. Im Gegensatz dazu halbiert sich die Signal-Intensität von<br />
gebundenen TF-MBA-SERS-Markern gegenüber 4-MBA-SERS-Markern in den<br />
Abbildungen 5.40 und 5.41. Diese Absenkung der Signal-Intensität war zu erwarten,<br />
weil die TF-MBA-Cluster im Vergleich zu den 4-MBA-Clustern weniger SERS-Signale<br />
liefern. Wegen der optimalen Demaskierungsmethode sind aber die SERS-Signale<br />
für die Basalzellen deutlich höher als die, der am Epithelium gebundenen 4-TNB-<br />
Cluster. In einem weiteren Experiment wurden die Wechselwirkungen zwischen<br />
verkapselten Nanopartikeln und Gewebe untersucht. Dabei wurden die Nanopartikel<br />
kovalent an BSA, Protein A/G oder direkt an Immunoglobulin (α-p63) gekoppelt.<br />
Abbildung 5.45: SERS-Mikroskopie mit BSA- Pr A/G- und IgG beschichteten<br />
Nanopartikeln als negative Kontrolle. Die SERS-Mikroskopie-Resultate nach<br />
Inkubation der Gewebe mit BSA-beschichteten Nanopartikeln sind in A, mit Pr A/G<br />
beschichteten in B und kovalent gebundenen α-p63 an Nanopartikeln in C dargestellt.<br />
Links sind die Weißlichtbilder und rechts die dazugehörigen SERS-Falschfarbenbilder<br />
(Markerbande von 4-TNB um 1340 cm -1 bei A und B sowie von 4-MBA-Bande um<br />
1590 cm -1 bei C).<br />
143
5.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
In Abbildung 5.45 wurden drei verschiedene Gewebeschnitte mit drei<br />
unterschiedlichen proteinbeschichteten Nanopartikeln inkubiert. Die Abbildungen<br />
5.45 A und B dienen als negative Kontrolle und die Ergebnisse zeigen, dass die mit<br />
BSA oder Pr A/G beschichteten Nanopartikel nicht auf dem Gewebe binden. Im<br />
Gegensatz dazu sind die Nanopartikel, die mittels kovalenter Kopplung an α-p63<br />
gebunden sind, überall auf dem Gewebe verteilt. Die Inkubation der Immuno-Cluster<br />
ohne Protein A/G auf dem Gewebe führt zu ausgeprägter Aggregation.<br />
In den Abschnitten 4.4.1 und 4.4.2 wurde die Menge an notwendigen Antikörpern<br />
(MW= ca. 150 kDa) und Protein A/G (MW=50,46 kDa) für eine erfolgreiche<br />
Biofunktionalisierung der angegebenen Anzahl von Nanopartikeln angegeben. Bei<br />
der Herstellung von Immuno-SERS mit Au@Ag als SERS-Substrat wurden 1 µg<br />
Antikörper verwendet. Im Gegensatz dazu war bei der Biofunktionalisierung der<br />
glasverkapselten Nanopartikel mit Protein A/G ca. 3-4 µg Protein notwendig. Bei der<br />
Verwendung von Immuno-Clustern in Abbildung 45C wurden 15 µg α-p63 verwendet,<br />
um eine gleiche Anzahl der Proteinmoleküle im Experiment zu ermöglichen, da das<br />
Molekulargewicht von IgG ca. dreimal so groß, ist wie das von Protein A/G. Die<br />
mehrfache Wiederholung der Kopplung von Antikörpern an die Oberfläche von<br />
glasverkapselten Nanopartikeln mittels s-NHS/EDC-Chemie mit gleichen oder<br />
niedrigeren IgG-Konzentration (10, 5 und 2 µg IgG, Ergebnisse nicht dargestellt)<br />
führte zur raschen Aggregation der Nanopartikel. Deshalb wäre eine Detektion von<br />
Immunoglobulin ohne Einsatz der Protein A/G-Beschichtung praktisch unmöglich<br />
gewesen. Die Verwendung der gleichen Anzahl von BSA- oder PrA/G-Molekülen<br />
hingegen führt nicht zur Aggregation. Ob die Größe von Proteinen während der<br />
Kopplung mit den aktivierten Carboxylgruppen auf den Nanopartikeln tatsächlich eine<br />
Rolle spielt, wurde in dieser Arbeit nicht näher untersucht.<br />
Das Ausmaß der unspezifischen Bindungen der glasverkapselten Goldnanocluster<br />
im Vergleich zu den glasverkapselten Goldnanoschalen ist größer. Das kann an der<br />
unterschiedlichen Größe und Gewicht der beiden SERS-Substrate liegen. Im<br />
Abschnitt 5.3.5 wurde kurz der Abbau der nicht behandelten Glasverkapselung<br />
angedeutet. K. Rudi hat den Abbau der Glasverkapselung in verschiedenen<br />
Suspensionsmedien untersucht. Diese Studien haben die vollständige Auflösung des<br />
Glases innerhalb von 24 Stunden belegt. In Abbildung 5.46A sind die Veränderungen<br />
der Spektren vor und nach der Verkapselung der Nanopartikel dargestellt.<br />
144
5.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Abbildung 5.46: A) Normierte Extinktionsspektren von 60 nm Au-NP (schwarz),<br />
Goldnanocluster nach der Glasverkapselung (blau) und dieselben glasverkapselten<br />
Goldcluster nach 24 Stunden Inkubation in Wasser (rot). B) Gegenüberstellung der TEM-<br />
Aufnahme der verkapselte NP vor und nach der Inkubation in Wasser. Mit freundlicher<br />
Genehmigung der Frau K. Rudi.<br />
Mittels zweiwöchiger Inkubation der NP in alkalischem Ethanol oder durch<br />
Hitzebehandlung konnte der schnelle Abbau der Glashülle zum großen Teil<br />
verhindert werden. Die aufgenommenen TEM-Bilder weisen auf keine<br />
Veränderungen oder Beschädigungen der Glasverkapselung während und nach der<br />
Biofunktionalisierung hin (Ergebnisse nicht dargestellt). Allerdings können kleine<br />
unsichtbare Beschädigungen oder geringste Verluste der Glasoberfläche die Bildung<br />
von unspezifischen Bindungen oder auch gar das Ausbleiben von Bindungen<br />
verursachen.<br />
Die derzeitige SERS-Mikroskopie der Arbeitsgruppe Schlücker und auch anderer<br />
Forschungsgruppen bietet eine limitierte Rasterfläche. [35,38,200] Der Abrastern einer<br />
kleinen Fläche von 40,000 µm 2 mit dem jetzigen modernen SERS-Mikroskop kann<br />
ca. 20 bis 4000 Minuten Zeit in Anspruch nehmen. Diese Tatsache ist ein Nachteil<br />
gegenüber der Standard-IHC und SE-CARS, weil durch den Einsatz dieser<br />
Methoden in kürzerer Zeit größere Flächen abgerastert werden können. Dadurch<br />
kann man sich eine präzisere Aussage über die Einstellungen treffen. In Abbildung<br />
5.47 ist das Ergebnis der p63-Färbung eines gesunden Probanden mittels Standard-<br />
IHC dargestellt. Im grün markierten Zone erscheinen die Basalzellen teilweise<br />
mehrschichtig gelagert, was hier einem Schnittartefakt entspricht. In den rot<br />
markierten Feldern ist die Basalzellschicht zum Teil deutlich fragmentiert, sie scheint<br />
145
5.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
dadurch teilweise zu fehlen. Die SERS-Mikroskopie-Ergebnisse der markierten<br />
Stellen deuten im grünen Bereich auf unspezifische Bindungen hin, während man bei<br />
dem roten Kreisen von einem Misserfolg bei der Lokalisierung der Zellen ausgeht.<br />
Daher kann die Interpretation der Ergebnisse gewisse Fehler und Ungenauigkeiten<br />
mit sich bringen. Zur Aufdeckung solcher Schnittartefakte ist die Entwicklung<br />
geeignetes Weitfeld-Ramanmikroskope mit größerem XY-Verschiebetische<br />
nötwendig.<br />
Die Lokalisierung von p63-Proteinen kann eine bessere Genauigkeit zeigen, weil die<br />
Bereiche wie Epithelium und Stroma als interne negative Kontrolle dienen können.<br />
Daher können die Auswertungen der ausgewählten Stellen, die keine unspezifischen<br />
Bindungen mit Stroma oder Epithelium zeigen, als korrekte Ergebnisse angesehen<br />
werden.<br />
Abbildung 5.47: Lokalisierung der p63-positiven Basalzellen mittels Standard-IHC auf<br />
gesundem Prostatagewebe, Bildung von einigen Schichten in der grünen Markierung<br />
und fehlende p63-positive Zellen in den roten Markierungen dargestellt.<br />
Nach Gewebebehandlungen in der Pathologie durch Hitze gehen Teile des Gewebes<br />
verloren und dadurch werden Vertiefungen gebildet. In eine Vertiefung von 1 µm 3<br />
Größe passen viele glasverkapselte Goldnanocluster (120 bis 200 nm) hinein. Jeder<br />
einzelne dieser ultrasensitiven NP kann genügend Signal zur Detektion generieren.<br />
146
5.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
Abgesehen von unspezifischen Bindungen können fehlenden Bindungen auch sehr<br />
oft während der SERS-Mikroskopie und besonders bei Doppelfärbungen mit<br />
separaten Inkubationen auftreten. Bei separaten Inkubationszeiten der Antikörpergekoppelten<br />
NP wird in der Regel ein Immuno-SERS-NP-Konjugate, 2-3 Mal mehr<br />
als andere gewaschen. Da das Prinzip der Immunkomplexbildung von Immuno-<br />
SERS-Markern sehr ähnlich wie bei ELISA oder Westernblot ist, kann sich die<br />
Qualität der Färbung beim Wiederholen des Waschens verschlechtern. Dieser<br />
Qualitätsverlust wurde besonders bei der Detektion von p63-Proteinen beobachtet. In<br />
diesem Fall zeigen nur an α-PSA gekoppelte NP sehr spezifische Bindungen auf<br />
dem Epithelium und α-p63 Immuno-SERS-Marker können kaum wahrgenommen<br />
werden. Die Nachfärbungen von p63 mit relevanten Immuno-SERS-Markern führte<br />
meist zur Bildung von schweren unspezifischen Bindungen. Der genaue Grund für<br />
dieses Ereignis ist unklar.<br />
Die Probleme, wie Ritzen auf Oberfläche der Gewebe, Verlust der Glasverkapselung<br />
oder Größe und Gewicht der NP können nicht vollständig durch Optimierung der<br />
Blockierungspuffer und Inkubationszeiten behoben werden. Daher ist die<br />
Entwicklung von kleineren SERS-Substraten ein unverzichtbarer Schritt auf dem<br />
Weg der Weiterentwicklung der SERS-Mikroskopie. Dazu sollte auch neue<br />
Mikroskope entwickelt, die eine größere Oberfläche abrasten können. Um diese<br />
Problem um zu gehen wurde in diese Arbeit die Experimente mehr fach wiederholt<br />
und nur die aussagekräftige Stellen neben negative Kontrollen dargestellt, die die<br />
Machbarkeit des Vorhabens belegen. Jedoch sollen für Standardisierung der SERS-<br />
Mikroskopie-Methode weitere zusätzliche Materialien und Methoden entwickelt<br />
werden.<br />
5.4.7 Zusammenfassung und Ausblick<br />
In diesem Abschnitt wurden zwei verschiedene Proteine (p63 und PSA) mit Hilfe von<br />
zwei verschiedenen Immuno-SERS-Markern (mit und ohne Glasverkapselung) auf<br />
dem Gewebe lokalisiert. Zuerst wurden für die simultane Detektion nicht verkapselte<br />
Nanopartikel (hydrophil stabilisierte) verwendet. Die Antigendemaskierungsmethode<br />
wurde zu Gunsten der p63-Detektion ausgewählt. Dazu wurden α-p63-Immuno-<br />
SERS-NP mit 4-TNB Molekülen beschichtet, die mehr SERS-Intensität im Vergleich<br />
mit anderen Reportern hervorbringen können. Die optimale Inkubationszeit für beide<br />
Proteine wurden separat ermittelt und betrug ca. 20 Minuten. Die Ergebnisse wurden<br />
147
5.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
in diesem Abschnitt in den Abbildungen 5.36 und 5.37 dargestellt. Die an α-p63<br />
gebundenen Immuno-SERS-Marker haben in den Experimenten nur im Epithelium<br />
unspezifische Bindungen gezeigt. Im Gegensatz dazu konnten keine unspezifischen<br />
Anbindungen an den α-PSA-gebundenen Immuno-SERS-NP beobachtet werden.<br />
Die Bereiche wie Lumen und Stroma waren nach der Färbung mit α-PSA Immuno-<br />
SERS von unspezifischen Bindungen nicht betroffen.<br />
Im Abschnitt 5.3 und Abbildung 5.29 wurde die Überfärbung wegen der verlängerten<br />
Inkubationszeit gezeigt. Die optimale Inkubationszeit und akzeptable Bildgebung<br />
wurde nach 20 minütiger Inkubation mit α-p63-gebundenen SERS-NP erreicht.<br />
Möglicherweise sind noch vereinzelte Nanopartikel im Epithelium vorhanden, aber<br />
auf Grund niedriger Belichtungszeit oder fehlender elektromagnetischen<br />
Feldverstärkung nicht detektierbar. Bei simultaner Inkubation durch benachbarte α-<br />
PSA-gebundenen Immuno-SERS-Konjugate können mit dem vereinzelten α-p63-<br />
Immuno-SERS hot spots bilden.<br />
Ein weiterer Grund für unspezifische Signale bei α-p63-gebundenen Immuno-SERS<br />
konnte in der neuen Untersuchung von J. Kneipp et al. gefunden werden. Laut dieser<br />
Untersuchung können sich die Raman-Reporter-Moleküle von den Nanopartikeln<br />
ablösen und an andere Nanopartikel binden. [192]<br />
Im Abschnitt 5.2.1 wurde der Einfluss der Demaskierungsmethode während der<br />
SERS-Mikroskopie mittels hydrophil stabilisierter Nanopartikeln beschrieben. Beim<br />
Vergleich der Ergebnisse der Abbildungen 5.40 bis 5.44 mit Abbildungen 5.29C bis<br />
5.32 konnte festgestellt werden, dass die Bindungen der glasverkapselten Cluster<br />
und der hydrophil stabilisierten Partikel, beide über α-p63, ähnlich spezifisch an den<br />
Basalzellen stattgefunden haben. Unspezifischen Bindungen auf Stroma oder auch<br />
Lumen sind nicht vorhanden. Die Bildgebung von α-PSA-gebundenen Clustern in<br />
Abbildung 5.40 und 5.41, wo der kommerzielle Citratpuffer zur Demaskierung<br />
eingesetzt wurde, entspricht den Erwartungen, da die Nanopartikel gleichmäßig am<br />
Epithelium verteilt sind und keine unspezifischen Bindungen in Bereichen wie Lumen<br />
oder Stroma zeigen. Im Gegensatz dazu zeigen die an α-PSA-gebundenen SERS-<br />
NP in den Abbildungen 5.43 und 5.44 nach der Demaskierung mit EDTA-Tris-Puffer<br />
unspezifische Bindungen auf dem Stroma. Solche unspezifischen Bindungen wurden<br />
auch mit dem Einsatz von hydrophil stabilisierten Nanopartikeln auf dem Gewebe<br />
nach der Demaskierung mit EDTA-Tris-Puffer beobachtet (Abbildung 5.23A). Durch<br />
148
5.4 Ergebnisse und Diskussion<br />
den Einsatz von kleineren SERS-Substraten, wie Goldnanosternen und Gold/Silber-<br />
Nanoschalen konnte in früheren Publikationen eine noch bessere Bildgebung<br />
erreicht werden. [178,193] Die ultrasensitiven Cluster sind im Schnitt viermal größer als<br />
die erwähnten SERS-Substrate. Bei Gegenüberstellung der SERS-Mikroskopie-<br />
Ergebnisse von glasverkapselten SERS-NP mit nicht verkapselten SERS-NP kann<br />
man behaupten, dass die Größe der NP und auch die<br />
Antigendemaskierungsmethoden eine große Rolle für eine erfolgreiche Mikroskopie<br />
spielen. Mit kleineren Nanopartikeln kann zwar eine bessere Qualität der Bildgebung<br />
erreicht werden, aber eine nicht geeignete Antigendemaskierung kann die<br />
Bildgebung besonders bei glasverkapselten NP als SERS-Substrat viel stärker<br />
beeinflussen oder verhindern (Abbildung 5.42). Neben der Entwicklung von kleineren<br />
NP ist auch Entwicklung von neuen SERS-Mikroskopen, die bessere<br />
Übersichtsbilder aufnehmen können, erforderlich. Dadurch kann die Qualität der<br />
Mikroskopie wesentlich verbessert werden und die Begutachtung der Mikroskopie<br />
präziser und aussagekräftiger werden.<br />
149
5.5 Ergebnisse und Diskussion<br />
5.5 Multiplex-Immunassay von Zytokinen<br />
Ein weiteres Ziel dieser Arbeit ist die Prototyp-Entwicklung eines quantitativen 3-plex-<br />
Immunoassays im Mikrotiterplattenformat in einem gereinigten System gewesen. Um<br />
dieses Ziel zu erreichen wird die Detektion von einzelnen Zytokinen mit dem<br />
jeweiligen SERS-Partikel eingestellt. Dazu soll auch die mögliche Kreuzreaktion<br />
zwischen den verwendeten Antikörpern und Antigenen getestet (Schema 5.4) und<br />
definiert werden.<br />
5.5.1 Detektion und Quantifizierung der Zytokine IL1, IL8 und TNF-α<br />
Die Grundeinstellung des SERS-Sandwich-Immunoassay wurde durch Y. Wang und<br />
K. Rudi angefertigt. Bei diesen Einstellungen wurden einzelne Zielproteine mit dem<br />
entsprechenden Immuno-SERS-Partikel-Konjugat detektiert. Dabei wurden<br />
verschiedene Zytokine auf dem flexiblen Trenngitter mit insgesamt 16<br />
Probekammern auf einem funktionalisierten Glasobjektträger gemessen (Abschnitt<br />
4.6). In dieser Arbeit wird die multiple Detektion der drei verschiedenen Zytokinen<br />
fortgesetzt und erweitert. Deshalb wurde an dieser Stelle auf Wiederholungen und<br />
Vorversuche verzichtet. Bei den Grundeinstellungen wurden falschpositive<br />
Ergebnisse beobachtet. [194] Eine mögliche Ursache könnte die Kreuzreaktion<br />
zwischen Antikörper und Antigen sein. Besonders häufig wurde diese Interaktion bei<br />
Proteinen mit den Strukturhomologien beobachtet (Abschnitt 2.4). K. Rudi hat diese<br />
mögliche Kreuzreaktion zwischen den verwendeten Antikörpern und Antigenen (IL6<br />
und IL1) untersucht (Schema 5.4). Es konnte gezeigt werden, dass diese<br />
Kreuzrektionen kaum stattfinden und vernachlässigt werden können. Für die<br />
Detektion von drei Zytokinen wurde zuerst Protein A/G auf dem Glasobjektträger<br />
kovalent gebunden. Anschließend wurden die separaten Probenkammern mit der<br />
gleichen Konzentration der jeweiligen monoklonalen Antikörper (IL1.IL8 und TNF-α)<br />
blockiert. Nachdem die überschüssigen Antikörper entfernt wurden, konnten die<br />
Kammern mit einer kommerziellen Blockierungslösung (Smart-Block, Condor)<br />
blockiert werden. Anschließen wurden die Verdünnungsreihen mit den jeweiligen<br />
Antigenen (IL1, IL8 und TNF-α) in den Kammern verteilt. Um die negative Kontrolle<br />
zu ermitteln, wurde in einigen Kammern BSA an Stelle der Antigene verwendet. Die<br />
polyklonalen Antikörper wurden mit Protein A/G-beschichteten Clustern immobilisiert<br />
(Abschnitt 4.4.2).<br />
150
5.5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Schema 5.4: Bei den Kreuzreaktionen wurden verschiedene Kombinationen<br />
(Fängerantikörper, Antigen und Detektionsantikörper) getestet (links). Dabei wurden<br />
keine bemerkenswerten Signale beobachtet (rechts). [194]<br />
Die SERS-Signale der drei verwendeten SERS-Substrate und Cluster sind in<br />
Abbildung 5.38A dargestellt. Für die anschließenden Experimente wurden<br />
polyklonale TNFα an TF-MBA-Cluster, IL1 an 4-TNB-Cluster und IL8 an 4-MBA-<br />
Cluster gebunden. Die Blockierungszeiten für die Inkubation von monoklonalen<br />
Antikörpern, Antigenen und Immuno-SERS-Marker-Konjugaten waren für alle drei<br />
Zytokine identisch. Nach Ablauf der Inkubationszeiten wurden die flexiblen<br />
Trenngitter entfernt und die Objektträger gewaschen (Abschnitt 4.6).<br />
In Abbildung 5.48 sind die Ergebnisse zur Detektion von drei unterschiedlichen<br />
Zytokinen zusammengefasst. Zur absoluten Quantifizierung der Zytokine wurden<br />
drei separate Standardreihen für die untersuchten Proteine an verschieden Tagen<br />
vermessen. Dadurch war es möglich, die Ergebnisse miteinander zu vergleichen<br />
(Abbildungen 5.48A,B und C). Die Standardreihen zeigten einen reproduzierbaren,<br />
linearen Zusammenhang zwischen den gewählten Zytokin-Konzentrationen und den<br />
entsprechenden SERS-Signalen. Hierbei lag die höchste eingesetzte Konzentration<br />
für alle drei Zytokine bei 7 ng/ml und die niedrigste eingesetzte Konzentration für alle<br />
drei Zytokine bei 0,5 ng/ml. Mit der Konzentrationserhöhung der Antigene um mehr<br />
als 7 ng/ml konnte keine Veränderung der Signal-Intensität bzw. eine Sättigung der<br />
Signale beobachtet werden. Bei der Reduzierung der Konzentrationen (weniger als<br />
0,5 ng/ml) konnte kein Unterschied zwischen dem Test und der negativen BSA-<br />
Kontrolle festgestellt werden. Die Hintergrundsignale konnten nicht durch<br />
Blockierungspuffer behoben werden. Die besten Ergebnisse bzw. die niedrigsten<br />
151
5.5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Hintergrundsignale konnten mit kommerziellem Puffer (Smart-Block, Condor)<br />
beobachtet werden.<br />
Abbildung 5.48: Ermittlung der normierten SERS-Intensität von glasverkapselten<br />
SERS-Clustern als Funktion der Zytokin-Konzentration. Mit 4-TNB-markierten Cluster<br />
stehen für IL1-Konzentrationen, 4-MBA-Cluster für IL8-Konzentrationen und TF-MBA-<br />
Cluster für TNFα-Konzentrationen. Die Y-Fehlerbalken geben die jeweiligen<br />
Standardabweichungen an (A, B und C links). Darstellung der normierten SERS-<br />
Spektren von den jeweiligen Standardreihen (A,B und C rechts). Die drei Spektren<br />
zeigen die Mittelwerte der ermittelten SERS-Signale aus 2000 Einzel-Spektren von fünf<br />
gemessenen Feldern pro Probe an einem Tag.<br />
152
5.5 Ergebnisse und Diskussion<br />
In Abbildung 5.49 ist die Verteilung der Nanopartikel auf dem Objektträger nach der<br />
Bildung der Sandwich-Komplexe Weißlichtbildern dargestellt (oben: schematisch;<br />
unten: Weißlichtbilder). Hierbei handelt es sich um die gebildeten IL1-Sandwich-<br />
Komplexe mit 4-TNB-Clustern als SERS-Substrat. Es ist zu beachten, dass die<br />
Verteilung der Nanopartikel auf dem Glas im Gegensatz zu Standard-ELISA nur<br />
zweidimensional ist (X undY).<br />
Im Standard-ELISA-Verfahren wird 96 Wells Platten verwendet, wobei ein Well<br />
jeweils ein Volumen von ca. 300 µl hat. In Abbildung 5.49A wurde bereits die hohe<br />
Dichte der Nanopartikel auf Glas vorgestellt. Wenn auch eine Überlagerung der<br />
Nanopartikel möglich wäre, führte sie zu keinerlei Erhöhung der SERS-Signale. Im<br />
Gegensatz zur Standard-ELISA lassen die Nanopartikel das Licht (Laser) nicht<br />
durch. Daher sind die maximalen Konzentrationen in diesem Verfahren immer durch<br />
vollständige Bedeckung der Oberfläche limitiert.<br />
Abbildung 5.49: Schmatische-Darstellung (oben) und Weißlichtbilder (unten) der<br />
gebundenen 4-TNB-Cluster auf dem Glasobjekträger nach Bildung der Sandwich-<br />
Assays (IL1) in Schichtanordnung. Die Nanopartikel können nur zweidimensional<br />
verteilt werden. Die maximale Bedeckung des Objektträgers wurde bei der<br />
Konzentration von 7 ng/ml erreicht. Die Abnahme des Immunkomplexes (schwarze<br />
Punkte) können auf dem Objektträger deutlich beobachtet werden.<br />
Die Erweiterung des Detektionsbereichs des Immuno-Assays wäre bei Erfassung<br />
der niedrigeren Konzentrationen (z.B. femtomolar) noch möglich gewesen. Y. Wang<br />
könnte eine femtomolare Sensitivität (ca. 1 pg/mL) mit Einsatz von Gold/Silber-<br />
153
5.5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Nanoschalen nachweisen. [196] Allerdings wurden bei der Durchführung der<br />
Experimente mit Goldnanoclustern, Wechselwirkungen zwischen den SERSmarkierten<br />
Antikörpern und BSA als negative Kontrolle (anstelle des Antigens)<br />
beobachtet.<br />
Bei der negativen Kontrolle konnten teilweise die gleichen Signalintensitäten wie bei<br />
der eigentlichen Probe mit femtomolarer Konzentrationen beobachtet werden. In<br />
Abbildung 5.49 sind die Beiträge der negativen Kontrolle dargestellt.<br />
Nach der Probenvorbereitung wurde das Gewebe mit einem 633 nm Laser<br />
zeilenweise abgerastert. Das gemessene SERS-Spektrum an jedem Messpunkt<br />
wurde anschließend exportiert und von D. Steinigeweg und A. Bröermann in einem<br />
automatisierten Verfahren analysiert. Für diese Analyse wurde das Programm Matlab<br />
verwendet. Im ersten Schritt wurde die Basislinienkorrektur mit dem Algorithmus<br />
airPLS (adaptive iteratively reweighted Penalized Least Square) durchgeführt, der im<br />
Manuskript von Chen et al. beschrieben ist. [197] Der Parameter λ, der die Glattheit der<br />
Basislinie bestimmt, wurde auf 10 festgelegt. Für die anderen Parameter wurden die<br />
Standardwerte belassen (itermax=20, p=0.05, wep=0.1, order=2). Im nächsten<br />
Schritt wurde die Fläche der Raman Bande bestimmt. Für das Raman-Molekül 4-<br />
TNB mit der charakteristischen Raman-Bande bei ca. 1340 cm -1 wurden die<br />
Integrationsgrenzen auf 1320 cm -1 bzw. 1360 cm –1 gesetzt. Im letzten Schritt wurden<br />
die berechneten Werte visualisiert und ausgegeben.<br />
5.5.2 Simultane Detektion der Zytokine IL1, IL8 und TNF-α<br />
Für die Detektion der drei Zielproteine wurden die separierten 4-TNB, 4-MBA und TF-<br />
MBA-Cluster an polyklonale IL1-, IL8-, und TNFα-Antikörper über das Protein A/G<br />
gebunden. Dabei wurden fünf verschiedene Konzentrationen von gemischten<br />
Antigenen (IL1, IL8 und TNFα) auf dem Glasobjektträger immobilisiert (siehe<br />
Abschnitt 4.6). Das Verhältnis von Antigenen in jeder Mischung war 1:1:1. Es<br />
befanden sich zum Beispiel bei der maximalen Konzentration 7 ng/ml von IL1-, IL8-<br />
und TNFα-Antigenen und in der niedrigsten Konzentration 0,5 ng/ml von IL1,IL8 und<br />
TNFα Antigenen in der Mischung. Nach der Blockierung mit gemischten<br />
Detektionsantikörpern (gebunden an SERS-NP) und Durchführung der Waschgänge<br />
154
5.5 Ergebnisse und Diskussion<br />
wurden die Messungen mittels SERS-Mikroskopie durchgeführt. In Abbildung 5.50<br />
sind die Resultate der Messungen in Form der gemischten Signale von 4-TNB-, 4-<br />
MBA und TF-MBA-SERS-NP dargestellt.<br />
Abbildung 5.50: Normierte SERS-Spektren aus 2000 Einzelmessungen beim<br />
simultanen Nachweis einer 1:1:1-Mischung aus IL-1, IL-8 und TNFα mit Gold-<br />
Clustern. Zur Kontrolle wurde Rinderserumalbumin an Stelle des Antigens auf dem<br />
Glasobjektträger blockiert.<br />
Die Mittelwerte wurden aus fünf Messungen an einem Tag bestimmt. Die ermittelten<br />
Spektren wurden auf die jeweilige Raman-Bande (4-TNB-Bande um ca. 1340 cm -1 )<br />
normiert. Wie in Abbildung 5.50 ersichtlich ist, gibt es einen linearen Zusammenhang<br />
zwischen den gewählten Zytokinen-Konzentrationen und den entsprechenden<br />
SERS-Signalen. Auf eine Zerlegung der Spektren und die Ermittlung der einzelnen<br />
Konzentrationen wurde hierbei verzichtet. Daher wurden die einzelnen detektierten<br />
Antigene in der Mischung nicht quantifiziert.<br />
5.5.3 Zusammenfassung und Ausblick<br />
In diesem Kapitel wurde ein Immuno-Assay, basierend auf SERS-Substraten für die<br />
multiple Detektion von Zytokinen etabliert. Diese Art von Immuno-Assay basiert, wie<br />
in der Biologie üblich (ELISA), auf der spezifischen Antigen- und Antikörper-Bindung.<br />
Im Gegensatz zu ELISA wird in diesem Verfahren keine weitere chemische Reaktion<br />
(z.B. HRP-Aktivität) benötigt. Ein weiterer Unterschied zu Standard-ELISA ist die<br />
155
5.5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Immobilisierung von Antigenen auf flache Glasoberflächen. Es konnte ein rasches<br />
Auftreten der Sättigungskurve der SERS-Intensität als Funktion der Antigen-<br />
Konzentration beobachtet werden. Diese Intensitäts-Sättigung wurde ab einer<br />
Antigen-Konzentration von ca. 7 ng/ml beobachtet und verhinderte die Bildung eines<br />
breiteren Messbereichs für die Antigen-Konzentrationen. Diese Sättigungen wurden<br />
in kleinerem Ausmaß auch bei den vorherigen Experimenten mit Au@Ag und auch<br />
nicht separierten Mischungen aus Monomeren, Dimeren und größeren Aggregaten<br />
beobachtet. [194] Auf Grund der niedrigeren SERS-Signalstärke dieser Partikel ist<br />
diese Sättigung erst bei höheren Konzentrationen von ca. 0,05 μg/ml bzw. 0,1 μg/ml<br />
eingetreten. Der Grund für das Auftreten dieser Sättigung kann die zweidimensionale<br />
Verteilung der Nanopartikel auf dem Glasobjektträger bei allen Experimenten sein.<br />
Bei Verwendung von ultra-sensitiven Clustern hat die Breite des abdeckenden<br />
Antigen-Konzentrationsbereichs im Vergleich zu weiteren SERS-Substraten<br />
abgenommen. Während bei Standard-Immuno-Assays das Problem der Sättigungen<br />
mit Verdünnung der Analyten zu beheben ist. Bei diesem Konzept kann eine viel<br />
größere Oberfläche mit höherer Antigenkonzentration bedeckt werden. So dass<br />
keine Überlagerungen bei maximaler Konzentration zustande kommen. Ein weiteres<br />
Problem von dem SERS-Immuno-Assay-Verfahren sind die Hintergrundbeiträge, die<br />
auch bei den negativen Kontrollen beobachtet wurden. Diese Beiträge konnten bei<br />
der SERS-Mikroskopie auf dem Gewebe durch BSA-Blockierung zum großen Teil<br />
vermieden werden. Eine vollständige Vermeidung der Hintergrundbeiträge konnte in<br />
dieser Arbeit aber noch nicht erzielt werden. Die Detektion der Zytokine in diesem<br />
Verfahren könnte nur bis zu picomolaren Konzentration etabliert werden. Y. Wang et<br />
al. haben zwischen SERS-markierter-Antikörpern und als Kontrolle verwendetem<br />
Protein A/G (anstatt Antigen) keine Interaktionen festgestellt. [196] Wiederum ist der<br />
Einsatz von glasverkapselten Nanopartikeln ohne Beschichtung mit Adapter-Protein<br />
undenkbar (Abbildung 5.45C). Daher sollten zur Etablierung eines ultrasensitiven<br />
SERS-Immunoassays mit glasverkapselten Goldnanoclustern als SERS-Substrat<br />
weitere Auswege gefunden werden. Der Austausch von Glasobjektträgern durch<br />
andere Substrate, wie z. B. Polystryrol, die in Standard-ELISA verwendet werden,<br />
könnte das Problem eventuell lösen. Trotz der genannten Probleme eigneten sich die<br />
Immuno-Assays basierend auf der SERS-Technologie als gutes Werkzeug für die<br />
Immundetektion. Die multiple Detektion von Zielproteinen bei Standard-ELISA wird<br />
zurzeit mit großem Interesse erforscht. Die chemischen Farbreaktionen oder die<br />
156
5.5 Ergebnisse und Diskussion<br />
Verwendung der Fluorophor-markierten Antikörper ist nur in verschiedenen<br />
Schächten der ELISA-Platte möglich. Die eingetragenen Korrelationskoeffizienten bei<br />
drei Proben sind größer als 0,97 und die Standardabweichungen trotz Messung auf<br />
flache Ebenen recht klein. Angesichts des kleinen Linearitätsbereichs (7 bis 0,5<br />
ng/ml) könnten sich die SERS-Immuno-Assays als zuverlässigeres Messverfahren<br />
eignen, was unter gleichen Bedingungen bei den Chemogen-Assays oder den<br />
Fluorgen-Assays selten der Fall ist.<br />
157
Zusammenfassung<br />
Zusammenfassung<br />
Die Nanotechnologie wurde bisher bei verschiedenen Applikationen von der Forensik<br />
bis hin zur Medizin erfolgreich eingesetzt. [162-165] Die medizinischen Anwendungen als<br />
Interessensschwerpunkt der vorliegenden Arbeit können grob in zwei Kategorien,<br />
und zwar Diagnostik und Therapie, unterteilt werden. Durch die nahezu<br />
grenzenlosen Möglichkeiten nimmt die Anzahl der Applikationen der Nanomedizin<br />
täglich stark zu. Der Erfolg bei den Anwendungen hängt von der Qualität der<br />
hergestellten Nanostrukturen und deren Biokompatibilität ab. Die Form und<br />
Beschaffenheit der Nanostrukturen dürfen für diagnostische oder therapeutische<br />
Applikationen jeweils unterschiedlich sein. Der entscheidende Erfolgsfaktor bei der<br />
Umsetzung der wissenschaftlichen Aufgaben liegt jedoch in der Art der<br />
Biofunktionalisierung und Verleihung der Biokompatibilität an die Nanostrukturen.<br />
Ohne eine geeignete Kopplung der Biomoleküle an Nanostrukturen können weder<br />
bei der Diagnostik noch bei der Therapie die Ziele erreicht werden.<br />
In Abschnitt 5.1 der vorliegenden Arbeit wurde die Herstellung der verschiedenen<br />
Formen und Größen von Nanopartikeln beschrieben. Die Qualität der<br />
selbsthergestellten Nanostrukturen wurde kommerziell vorhandenen Materialien,<br />
soweit diese verfügbar waren, gegenüber gestellt. Es konnte eine reproduzierbare<br />
Herstellung der Nanopartikel, wie 10 und 60 nm Goldkolloide, Silber und Gold/Silber-<br />
Nanoschalen, mit optimaler Qualität gezeigt werden. Die 10 und 60 nm Goldkolloide<br />
wurden als Ausgangsmaterial zur Herstellung von Goldnanosternen und<br />
Goldnanoclustern verwendet. [176-178] Diese Nanostrukturen können als optimale<br />
SERS-Substrate zum Nachweis von Biomolekülen eingesetzt werden. Es wurden für<br />
Laseranregung (λ = 632.8 nm) optimal geeignete SERS-Substrate gesucht. [124]<br />
Desweiteren wurde die Stöber-Methode für die Glasverkapselung der SERS-<br />
Substrate, die sich nur schwer verkapseln lassen, mit APTMS weiter modifiziert.<br />
Im theoretischen Hintergrund-Teil wurde die elektromagnetische Feldverstärkung<br />
durch räumliche Nähe der Nanopartikel und Bildung der hot spots aufgezeigt<br />
(Abschnitt 2.1.2). Solche Nanopartikel-Konfigurationen ermöglichen den Nachweis<br />
eines einzelnen Moleküls. [119-121] In der vorliegenden Arbeit wurde die Durchführung<br />
einer unkontrollierten Aggregation bei Goldkolloiden beschrieben. Zur Isolierung der<br />
ultrasensitiven Goldnanocluster wurden zwei verschiedene Trennmethoden mit<br />
Glycerin mittels Dichtegradientenzentrifugation etabliert und reproduzierbar<br />
158
Zusammenfassung<br />
durchgeführt. Durch die SERS-Mikroskopie auf einem Silizium-Wafer wurde die<br />
Signal-Intensität der ultrasensitiven Goldnanocluster als Dimer und Trimer der von<br />
Monomeren gegenüber gestellt. Die Goldnanocluster konnten als einzelne Partikel<br />
innerhalb von 30 Millisekunden auf dem Silizium-Wafer wahrgenommen werden. In<br />
weiteren Experimenten wurden die glasverkapselten Nanocluster als SERS-<br />
Substrate verwendet und zur Lokalisierung der p63-Proteine des Prostatagewebes<br />
verwendet. Die p63-Proteine konnten mit einer Belichtungszeit von nur 30<br />
Millisekunden nachgewiesen werden. Für die diagnostische Applikation der<br />
glasverkapselten und auch nicht verkapselten Nanopartikel wurden zwei<br />
verschiedene Biofunktionalisierungsmethoden etabliert. Für die Kopplung der<br />
Antikörper an nicht verkapselte Gold/Silber-Nanoschalen oder Goldnanosterne wurde<br />
die s-NHS/EDC Cross-Linking-Methode modifiziert. Durch diese Modifikation konnte<br />
die Aggregation der Nanopartikel hervorragend minimiert werden. Dabei konnte der<br />
Erfolg der kovalenten Kopplung der Antikörper durch HRP-Aktivität nachgewiesen<br />
werden. Anhand der HRP-Aktivität der Immuno-SERS-Marker in diesem Experiment<br />
konnte die Anzahl der gebundenen Immunoglobulin-Moleküle an drei verschiedenen<br />
Tagen ermittelt werden. Die s-NHS/EDC-Aktivierung der glasverkapselten<br />
Nanopartikel für die Proteinkopplungen durfte erst nach der Aminofunktionalisierung<br />
und C4-Verlängerung mit Bernsteinsäureanhydrid durchgeführt werden. Die<br />
Inkubationsdauer und notwendige Menge an Chemikalien sollte für die<br />
Aminofunktionalisierung und C4-Verlängerung genau eingestellt werden. Kleine<br />
Abweichungen von den etablierten Vorschriften führten zu starken Aggregationen.<br />
Nach Bildung der Aggregate ist eine diagnostische Applikation nicht mehr möglich.<br />
Die Kopplung der Antikörper an Glasoberflächen wurde indirekt über ein Adapter-<br />
Protein durchgeführt.<br />
Die Qualität der Bildgebung bei der SERS-Mikroskopie hängt von verschiedenen<br />
Faktoren wie die Anzahl der eingesetzten Immuno-SERS-Marker, der Inkubationszeit<br />
des Gewebes mit den Immuno-SERS-Markerm, der verwendeten Antigendemaskierungsmethode<br />
und auch dem Blockierungspuffer ab (Abschnitt 5.2). Zur<br />
Etablierung der SERS-Mikroskopie wurden die mit α-PSA und α-p63 konjugierten-<br />
SERS-Marker insgesamt mit vier verschiedenen Antigendemaskierungsmethoden<br />
und mehr als zehn verschiedenen Blockierungspuffern an verschiedenen Tagen<br />
ausgetestet. Die Ergebnisse der SERS-Mikroskopie zeigen, dass die optimalen<br />
159
Zusammenfassung<br />
Antigendemaskierungsmethoden für PSA und p63 unterschiedlich sind. Beim<br />
Nachweis der einzelnen Proteine wurde die jeweils optimale<br />
Antigendemaskierungsmethode angewandt, und für die Doppel-Färbung wurde die<br />
optimale Methode zum Nachweis von p63 bevorzugt. Die erzielten SERS-<br />
Mikroskopie-Ergebnisse hängen minimal von der Beschaffenheit der Oberflächen<br />
(mit oder ohne Glasverkapselung) der Nanopartikel ab. Die Qualität der Ergebnisse<br />
der durchgeführten SERS-Mikroskopie-Experimente mit verschiedenen SERS-<br />
Substraten hängt eher von den Blockierungspuffern und verwendeten<br />
Antigendemaskierungsmethoden ab. Das beweist, dass durch im Rahmen dieser<br />
Arbeit etablierte Biofunktionalisierungsmethoden an verschiedenen SERS-<br />
Substraten eine hohe Biokompatibilität verliehen wurde.<br />
Im Abschnitt 5.3 wurden die Zuverlässigkeit und die Reproduzierbarkeit der<br />
Methoden beim Nachweis von p63-Proteinen auf die Probe gestellt. Das p63-Protein<br />
als Krebs-Marker wird nur in Basalzellen des gesunden Prostatagewebes exprimiert.<br />
Die Ergebnisse belegen, dass die Immuno-SERS-Marker an Basalzellen gebunden<br />
sind. Die Immuno-SERS-Marker zeigen keine oder geringe Bindungen an Bereiche<br />
wie Epithelium oder Stroma. Bei den durchgeführten negativen Kontrollen konnten<br />
ebenfalls keine oder nur geringe Bindungen der Immuno-SERS-Marker beobachtet<br />
werden. Durch den Einsatz der SE-CARS-Mikroskopie konnte die spezifische<br />
Bindung der Immuno-SERS-Marker auf einer größeren Fläche nachgewiesen<br />
werden. Im weiteren Verlauf wurden zur Durchführung der SERS-Mikroskopie in<br />
separaten Untersuchungen glasverkapselte und nicht verkapselte Gold/Silber-<br />
Nanoschalen als SERS-Substrate verwendet. Bei der Gegenüberstellung der<br />
Ergebnisse wurde deutlich, dass sowohl die unspezifischen Bindungen als auch die<br />
SERS-Intensität bei glasverkapselten Immuno-SERS-Markern niedriger sind. Es<br />
besteht durchaus Grund zu der Annahme, dass die Glasverkapselung als<br />
Isolationsschicht die Bildung der hot spots verhindern kann.<br />
In Abschnitt 5.4 sind die Ergebnisse der Zwei-Farben-SERS-Bildgebung dargestellt.<br />
Die durchgeführten Zwei-Farben-SERS-Experimente mit nicht verkapselten<br />
Gold/Silber-Nanoschalen zeigen im Vergleich zu den eingesetzten verkapselten<br />
Goldnanoclustern mehr unspezifische Bindungen. Die hydrophil stabilisierten SAMs<br />
wurden im Gegensatz zu Goldnanoclustern simultan auf dem Gewebe blockiert. Die<br />
Untersuchungen von J. Kneipp et al. belegen, dass ein Austausch der Raman-<br />
160
Zusammenfassung<br />
Marker zwischen nicht verkapselten SERS-Substraten möglich ist. [192] Bei den<br />
durchgeführten Zwei-Farben-SERS-Experimenten sind die Goldnanocluster mit einer<br />
ca. 30 nm Glasschicht versiegelt und ein Austausch der Raman-Moleküle oder eine<br />
elektromagnetische Feldverstärkung zwischen den verkapselten Nanostrukturen ist<br />
ausgeschlossen.<br />
Im Abschnitt 5.5 wurden die verkapselten Goldnanocluster zur Detektion und<br />
Quantifizierung der Zytokine IL1, IL8 und TNF-α eingesetzt. Die eingetragenen<br />
Korrelationskoeffizienten sind bei drei Proben größer als 0,97 und die Standard-<br />
Abweichungen sind trotz Messung auf der ebenen Substraten recht klein. Die<br />
simultane Detektion der Zytokine IL1, IL8 und TNF-α konnte bis zu picomolaren<br />
Konzentrationen gemessen werden. Die Hintergrundbeiträge während des SERS-<br />
Immuno-Assays konnten mit der Blockierung der Oberflächen nicht, wie bei der<br />
SERS-Mikroskopie auf dem Gewebe vollständig behoben werden. Es konnte keine<br />
bessere Nachweisgrenze erzielt werden, da zwischen femtomolaren Konzentrationen<br />
und negativen Kontrollen keine Differenz feststellbar war.<br />
161
Summary<br />
Summary<br />
Currently, nanotechnology is successfully used in numerous different applications<br />
including forensics and medicine. [162-165] Medical applications as a focus of interest in<br />
the present work can be divided into two categories: diagnostic and therapeutic. The<br />
shape, appearance and nature of nanostructures can vary for diagnostic applications.<br />
However, the pivotal factor for success of scientific tasks depends on the quality of<br />
biofunctionalization and the biocompatibility of the nanostructures after<br />
biofunctionalization. Without suitable cross linking agents and methods for the<br />
conjugation of biomolecules on nanostructures, the diagnostic and therapeutic aims<br />
cannot be achieved.<br />
The production of various shapes and sizes of nanoparticles has been described in<br />
chapter 5.1. The quality of the nanostructures has been compared with commercially<br />
available materials. The reproducible production of nanoparticles, such as 10 and 60<br />
nm colloidal gold, silver, and hollow gold/silver nanoshells, is achieved in this study.<br />
The 10 and 60 nm gold colloids have been used as a starting material for the<br />
preparation of gold nanoparticles, gold nanostars and gold nanoclusters. [176-178]<br />
These nanostructures can be used as the optimal SERS substrates for the detection<br />
of biomolecules by immunohistochemistry and immunoassay. The extinction<br />
maximum of 60 nm Au/Ag nanoshells is tunable in the range of 600–700 nm. Since<br />
the position of the plasmon band of Au/Ag nanoshells can be tuned for maximum<br />
SERS enhancement upon red (λ = 632.8 nm) laser excitation, they are well suited as<br />
a reference material for immunohistochemistry. For Raman reporter molecules which<br />
are difficult to be encapsulated directly by TEOS, a generic approach based on the<br />
use of APTMS for non-covalent binding to the SAM is used in an adjusted method to<br />
yield optimal aggregation of gold colloid in this study. The aggregated colloid<br />
contains large amounts of small clusters such as dimers and trimers. The<br />
enhancement of electromagnetic field of the hotspots due to their spatial proximity is<br />
explained in the theoretical background (chapter 2.1.2). These nanoparticles (gold<br />
nanoclusters), as has been shown before, allow the detection of a single<br />
molecule. [119-120] The preparation of optimal and uncontrolled aggregation of gold<br />
nanoparticles using salt and APTMS is described in this study. Two different methods<br />
have been developed for the separation of clusters by density gradient centrifugation<br />
162
Summary<br />
using glycerol/water mixtures. Furthermore, SERS-microscopy on a silicon wafer is<br />
employed for the comparison of SERS-signals from single monomers, dimers and<br />
trimers. [38] Both dimers and trimers can be detected as single particles within 30<br />
milliseconds integration time on the silicon wafer. In further experiments, this type of<br />
SERS clusters was used as SERS-substrate for the localization of p63 proteins on<br />
healthy prostate tissue. The p63 proteins could be detected by the same exposure<br />
time (30 milliseconds) employing rapid immuno-SERS microscopy.<br />
Two different biofunctionalization methods were established for each kind of glassencapsulated<br />
or non-encapsulated nanoparticle. The cross-linking method by usage<br />
of s-NHS/EDC was modified for conjugating proteins to hollow gold/silver nanoshells<br />
or gold nanostars. Indeed this modification could minimize the aggregation of<br />
nanoparticles during and after cross-linking. The success of the covalent binding of<br />
the antibodies was demonstrated by measurement of Hrp-activity of Hrp-IgG bound<br />
to the nanoparticles. The number of bound Hrp-IgG molecules on immuno-SERS was<br />
determined in a reproducible manner and yields the same value on three different<br />
days.<br />
The s-NHS/EDC-cross linking method on glass-encapsulated nanoparticles can be<br />
achieved after the amino functionalization and C4 elongation with succinic anhydride.<br />
The incubation time and the necessary amount of chemicals should be precisely<br />
adjusted for the amino functionalization and C4 elongation. It was observed that<br />
small deviations of the established protocols led to strong aggregation of<br />
nanoparticles. After formation of the irreversible aggregates of glass-encapsulated<br />
nanoparticles, the diagnostic application becomes infeasible.<br />
As an alternative to covalent conjugation chemistry, the noncovalent binding of the<br />
antibody to the SERS particles via an adapter protein (protein G/A) was established<br />
in this work.<br />
It was observed that the quality of imaging in SERS microscopy depends on various<br />
factors, such as the number of immuno-SERS markers, the incubation time of<br />
immuno-SERS particle-conjugates, the antigen retrieval method and the kind of<br />
blocking buffer (chapter 5.2). The α-PSA and α-p63 immuno-SERS markers were<br />
tested with four different antigen retrieval methods and more than ten different<br />
163
Summary<br />
blocking buffers on different days to establish SERS microscopy. The results of<br />
SERS microscopy proved that the optimum antigen retrieval method for each protein<br />
(PSA and p63) is different. The optimal antigen retrieval method was used to detect<br />
individual proteins at first to establish the SERS-microscopy method. The antigen<br />
unmasking method for the detection of p63 protein was employed for multiplexing<br />
both proteins (p63 and PSA).<br />
The results of this research show that the quality of imaging by SERS-microscopy<br />
depends less on the nature of their surface (with or without a glass encapsulation)<br />
than previously thought. In fact, this quality depends more on the blocking buffer and<br />
antigen retrieval method. This proves that the adjustment of biofunctionalization<br />
protocols yielded SERS particle-antibody-conjugates with high biocompatibility for<br />
different SERS substrates. The reliability and reproducibility of the methods for the<br />
localization of p63 proteins were proved in chapter 5.3. The p63 protein as a cancer<br />
marker is only expressed in the basal cells of healthy prostate tissue. The results<br />
demonstrate that the immuno-SERS marker attaches to the basal cells of prostate<br />
tissue. The immuno-SERS marker show less or no binding to other areas such as<br />
epithelium or stroma. The result of negative controls shows also less or no binding of<br />
immuno-SERS NPs to the tissue. The specific binding of α-p63-immuno-SERS NPs<br />
on a larger area could be tested and observed with SE-CARS microscopy. The<br />
localization of proteins (PSA and p63) on the tissue was possible by both silicaencapsulated<br />
and non-encapsulated nanoshells.<br />
The comparison of the results shows that both non-specific binding and SERS<br />
intensity are lower by the use of silica-encapsulated nanoshells. A possible reason<br />
for it could be that the glass shell between two nanoparticles acts as an isolating<br />
layer to prevent plasmonic coupling and the formation of hotspots. A different<br />
explanation is that the glass-encapsulated SERS particles contain fewer Raman<br />
reporter molecules on the surface of the Au/Ag nanoshells.<br />
The multiplexing results of tissue imaging with glass-encapsulated and nonencapsulated<br />
nanoshells are summarized in chapter 5.4. It has been shown that nonspecific<br />
binding of non-encapsulated nanoparticles occurs more frequently than<br />
glass-encapsulated nanoparticles. The investigations of J. Kneipp et al.<br />
demonstrated a possibility of replacement of the Raman label between non-<br />
164
Summary<br />
encapsulated SERS substrates. [192] Such a molecule replacement is not possible in<br />
the same experiment, in which glass-encapsulated nanoclusters (30 nm layer of<br />
glass as an isolator) were used as SERS-substrate.<br />
The glass-encapsulated gold nanoclusters were used again for detection and<br />
quantification of cytokines (IL1, IL8 and TNF-α) in an immuno-SERS assay described<br />
in chapter 5.5. The correlation coefficients of the measured standard curve in the<br />
three samples are greater than 0.97 and the standard deviations are small. The<br />
simultaneous detection of the cytokines IL1, IL8 and TNF-α could be established<br />
down to ca. 0.3 picomolar concentrations. The background contributions during this<br />
SERS immunoassay could not be completely eliminated after using blocking buffer<br />
with SERS-Microscopy on tissue.<br />
165
Abkürzungsverzeichnis<br />
Akronyme aus dem Englischen (Deutsche Übersetzung)<br />
CCD<br />
NA<br />
NIR<br />
SEM<br />
SAM<br />
SERS<br />
SERRS<br />
TEM<br />
UV<br />
Vis<br />
charge-coupled device (ladungsgekoppeltes Bauteil)<br />
numerical aperture (numerische Apertur)<br />
near infrared (Nahes Infrarot)<br />
scanning electron microscopy (Raster-Elektronenmikroskopie, REM)<br />
self-assembled monolayer (selbstorganisierte Monolage)<br />
surface-enhanced Raman scattering (oberfl.-verstärkte Raman-Streuung)<br />
surface-enhanced resonance Raman scattering (oberfl. Resonanz-<br />
Raman-Streuung)<br />
transmission electron microscopy (Transmissions-<br />
Elektronenmikroskopie)<br />
ultraviolet (ultravioletter Spektralbereich)<br />
visible (sichtbarer Spektralbereich)<br />
Einheiten<br />
°C Grad Celsius<br />
cm Zentimeter<br />
g Erdbeschleunigung<br />
M molar<br />
mm Millimeter<br />
MΩ Megaohm<br />
min Minute(n)<br />
mW Milliwatt<br />
nm Nanometer<br />
rpm Umdrehungen pro Minute<br />
µl Mikroliter<br />
166
Proteine:<br />
BSA<br />
Pr A/G<br />
mAK<br />
pAK<br />
IL<br />
IgG<br />
HRP<br />
Bovine Serum Albumin (Rinderserumalbumin)<br />
Rekombinantes Protein A/G<br />
Monoklonale Antikörper<br />
Polyklonale Antikörper<br />
Interleukine<br />
Immunglobulin G<br />
Meerrettichperoxidase<br />
Chemikalien:<br />
APTMS<br />
BMBA<br />
DMF<br />
DTNB<br />
4-MBA<br />
EDC<br />
EDTA<br />
HAuCl 4<br />
HEPES<br />
MEG<br />
TEG<br />
NaBH4<br />
NH4OH<br />
SEMA4<br />
SiO2<br />
TEOS<br />
TF-MBA<br />
PEG-8<br />
PVP<br />
s-NHS<br />
3-Amino-n-propyltrimethoxysilan<br />
2-Bromo-4-mercaptobenzoesäure<br />
N,N-Dimethylformamid<br />
5,5’-Dithiobis(2-nitrobenzoesäure)<br />
4-Mercaptobenzoesäure<br />
1-Ethyl-3-(3-dimethylaminopropyl) carbodiimide<br />
Ethylendiamintetraessig säure<br />
Tetrachlorogoldsäure<br />
2-(4-(2-Hydroxyethyl)-1-piperazinyl)-ethansulfonsäure<br />
Monoethylenglykol<br />
Triethylenglykol<br />
Natriumborhydrid<br />
Ammoniumhydroxid<br />
[S-4-((4-(2-(2-Hydroxyethoxy)ethylcarbamoyl)phenyl)-ethynyl)phenyl<br />
ethanethioate]<br />
Silica<br />
Tetraethoxysilan<br />
2,3,5,6-Tetrafluoro-4-mercaptobenzoesäure<br />
Carboxy-PEG 8 -Amin<br />
Polyvinylpyrrolidon<br />
N-Hydroxysulfosuccinimide Natriumsalz<br />
167
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Tags for Rapid and Homogeneous Detection of Circulating Tumor Cells in the Presence<br />
of Human Whole Blood, J. AM. CHEM. SOC. 130, 17214–17215 (2008).<br />
[200] Y. Chen, X. Zheng, G. Chen, C. He, W. Zhu et al. Haishan Zeng4Immunoassay<br />
for LMP1 in nasopharyngeal tissue based on surface-enhanced Raman scattering,<br />
International Journal of Nanomedicine. 7,73–82 (2012).<br />
186
Publikationen<br />
Begutachtete Zeitschriftenbeiträge:<br />
1- M. Salehi, D. Steinigeweg, P. Ströbel, A. Marx, J. Packeisen, S. Schlücker. Rapid<br />
Immuno-SERS Microscopy for Tissue Imaging with Single Nanoparticle Sensitivity, J.<br />
Biophotonics. 7. doi: 10.1002/jbio.201200148 (2012).<br />
2- Y. Wang, M. Salehi, M. Schütz, K. Rudi, S. Schlücker. Microspectroscopic SERS<br />
Detection of Interleukin-6 with Rationally Designed Gold/Silver Nanoshells, Analyst.<br />
6, 1764-71 (2013).<br />
3- M. Gellner, D. Steinigeweg, S. Ichilmann, M. Salehi, M. Schütz, K. Kömpe, M.<br />
Haase, S. Schlücker, 3D Self-Assembled Plasmonic Superstructures of Gold<br />
Nanospheres: Synthesis and Characterization at the Single Particle Level. Small. 24,<br />
3445–3451 (2011).<br />
4- S. Schluecker, M. Salehi, G. Bergner, M. Schütz, P. Ströbel, A. Marx, I. Petersen,<br />
B. Dietzek, J. Popp, Immuno-SECARS Microscopy: Immunohistochemistry with<br />
SERS-Labeled Antibodies and CARS Microscopy. Anal. Chem. 83, 7081-7085<br />
(2011).<br />
5- D. Steinigeweg, M.Schütz, M. Salehi, S. Schlücker, Fast and Cost-Effective<br />
Purification of Gold Nanoparticles in the 20-250 nm Size Range by Continuous<br />
Density Gradient Centrifugation. Small, 7, 2443-2448 (2011).<br />
6- M. Schütz, D. Steinigeweg, M. Salehi, K. Kömpe, S. Schlücker, Hydrophilically<br />
stabilized gold nanostars as SERS labels for tissue imaging of the tumor suppressor<br />
p63 by immuno-SERS microscopy, Chem. Comm. 47, 4216-4218 (2011).<br />
7- M. Schütz, C. I. Müller, M. Salehi, C. Lambert, S. Schlücker, Design and synthesis<br />
of Raman reporter molecules for tissue imaging by immuno-SERS microscopy, J.<br />
Biophoton. 4, 453-463 (2011).<br />
Nicht begutachtete Zeitschriftenbeiträge:<br />
1- M. Salehi, P. Ströbel, A. Marx, J. Packeisen, S. Schlücker, High Quality Two-Color<br />
SERS Microscopy for Protein Colocalization in Prostate Tissue with Primary<br />
Antibody-Protein G/A-Gold Nanocluster Conjugates (in press).
2- CM. Muntean, M. Salehi, S. Niebling, B. Walkenfort,The influence of divalent metal<br />
ions on low pH induced LacDNA structural changes as probed with ultraviolet(275<br />
nm) resonance raman spectroscopy. (in press).<br />
Unabhängig von der Dissertation:<br />
J. Müller, B. Iserman, I. Dücker, M. Salehi, B. Pötzsch, An exosite-specific ssDNA<br />
aptamer inhibits the anticoagulant functions of activated protein C and alters<br />
protease inhibition by protein C inhibitor in a glycosaminglycanlike fashion. Chem<br />
Biol. 16, 442-451. 2009.
Danksagung<br />
An dieser Stelle möchte ich mich bei all jenen Menschen bedanken, die mich<br />
während der Anfertigung meiner Promotion auf vielfältige Art und Weise unterstützt<br />
haben.<br />
Als Erstes danke ich Herrn Professor Sebastian Schlücker, der mir die Möglichkeit<br />
zur Promotion gegeben hat. Ich danke ihm für die freundliche Aufnahme in seine<br />
Arbeitsgruppe, das interessante Thema mit der vielseitigen Aufgabenstellung und die<br />
hervorragende Betreuung. Er hat mir beigebraucht, wie man als Wissenschaftler<br />
seine Aufgaben erkennen und bewältigen muss. Er hat mich kontinuierlich unterstützt<br />
und auch in schwierigen Situationen mit mir nach Lösungen gesucht und Auswege<br />
gefunden. Von ihm habe ich gelernt, geduldig zu sein.<br />
Ich danke Herrn PD. Dr. Jens Packeisen, für die Übernahme des Zweitgutachtens<br />
und Vermittlung von pathologischem Fachwissens. Ich danke auch seine<br />
Mitarbeiterinnen Frauen C. Vodde und R. Künneken, die mich bei der Präparation<br />
der Proben permanent unterstützt haben.<br />
Ich bedanke mich bei Frau Professor Hildgund Schrempf, für das Interesse an<br />
meiner Dissertation und auch viele hilfreiche Ratschläge zur Etablierung der<br />
Methoden aus biologischer Sicht.<br />
Ich bedanke mich bei Astrid Vochtel, Katharina Rudi und Herrn Dr. Axel Hoffmann für<br />
das Korrekturlesen meiner Arbeit.<br />
Die Hilfsbereitschaft von Bernd Walkenfort werde ich ebenfalls nie vergessen. Er hat<br />
mir den Umgang mit zahlreichen Geräten beigebracht und hat sich trotz vieler<br />
anderer Aufgaben immer für mich Zeit genommen.<br />
Bei allen derzeitigen und ehemaligen Mitgliedern der Arbeitsgruppe - Max, Lena,<br />
Christoph, Sunil, Yuling, Wei, Lilli und Stephan - bedanke ich mich für die<br />
freundschaftliche Atmosphäre und ausdauernde Hilfsbereitschaft, die eine<br />
angenehme Zusammenarbeit ermöglichten. Mein besonderer Dank gilt Katharina<br />
Rudi und Andreas Bröermann, die mich besonders in der Endphase der Dissertation<br />
in jeglicher Hinsicht tatkräftig unterstützt haben.<br />
Ich möchte auch die Gelegenheit nutzen, um meiner Familie für ihre Unterstützung<br />
und ihr Verständnis in den vielen Stunden meiner Abwesenheit meinen tiefsten Dank<br />
auszusprechen.
Erklärung<br />
Hiermit erkläre ich an Eides statt, dass ich die Dissertation<br />
„Entwicklung und Einsatz der Immun-SERS-Mikroskopie zur Gewebe-basierten<br />
Tumordiagnostik“<br />
selbständig angefertigt und keine anderen als die von mir angegebenen Quellen und<br />
Hilfsmittel benutzt habe.<br />
Ich erkläre außerdem, dass diese Dissertation weder in gleicher oder anderer Form<br />
bereits in einem anderen Prüfungsverfahren vorgelegen hat.<br />
Ich habe früher außer den mit dem Zulassungsgesuch urkundlich vorgelegten<br />
Graden keine weiteren akademischen Grade erworben oder zu erwerben versucht.<br />
<strong>Osnabrück</strong>, den 15,04,2013<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
(Mohammad Salehi)