Zwei ungleiche Typen ziehen an einem Strang - Lenz Nenning
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50 | KARRIERE<br />
NEUE AM SONNTAG<br />
25. AUGUST 2013<br />
UNTERNEHMENSPROFILE<br />
LENZ NENNING MÖBELHANDWERK<br />
<strong>Zwei</strong> <strong>ungleiche</strong><br />
<strong>Typen</strong> <strong>ziehen</strong> <strong>an</strong><br />
<strong>einem</strong> Str<strong>an</strong>g<br />
Die Suche nach <strong>einem</strong> Nachfolger als<br />
Geschäftsführer seiner Tischlerei war für<br />
Günter <strong>Lenz</strong> (72) nicht einfach. Schließlich<br />
wurde er im eigenen Betrieb fündig.<br />
Vor genau 75 Jahren hat in<br />
der Dornbirner Frühlingsstraße<br />
die Geschichte der<br />
heutigen Tischlerei <strong>Lenz</strong> <strong>Nenning</strong><br />
begonnen. Anton <strong>Lenz</strong>,<br />
eines von zwölf Kindern einer<br />
Bauernfamilie, hatte kurz vor<br />
Ausbruch des <strong>Zwei</strong>ten Weltkrieges<br />
das Tischler-H<strong>an</strong>dwerk<br />
erlernt und den Weg der<br />
Selbstständigkeit beschritten.<br />
„Nach abgeschlossener Lehre<br />
hat er sich zuerst alleine um allerlei<br />
kleinere Aufträge gekümmert<br />
und zum Beispiel Fenster<br />
repariert“, erzählt <strong>Lenz</strong>’ Sohn<br />
Günter. Schon bald darauf wurde<br />
der Firmengründer einberufen<br />
und musste in den Krieg<br />
<strong>ziehen</strong>. Nach dessen Ende beg<strong>an</strong>n<br />
für ihn jedoch eine Zeit<br />
des Booms. „Es dauerte nicht<br />
l<strong>an</strong>ge, da hatte er bereits zehn<br />
Mitarbeiter. Aufträge gab es<br />
nach 1945 genügend.“<br />
Zurück auf die Schulb<strong>an</strong>k<br />
Mehr als 40 Jahre l<strong>an</strong>g leitete<br />
Anton <strong>Lenz</strong> seinen Betrieb<br />
alleine. Neue St<strong>an</strong>dorte zuerst<br />
in der Eisengasse und d<strong>an</strong>n in<br />
der Mähdergasse – dem heutigen<br />
Firmensitz – wurden<br />
bezogen. Sohn Günter beg<strong>an</strong>n<br />
mit 14 seine Lehre in der väterlichen<br />
Tischlerei. „Ich wollte<br />
arbeiten und nicht nur lernen.“<br />
Und doch drückte der<br />
Dornbirner später erneut die<br />
Schulb<strong>an</strong>k. Nach der Gesellenprüfung<br />
meldete er sich<br />
heimlich zur Aufnahmeprüfung<br />
in den H<strong>an</strong>delsschulen<br />
in Bregenz und Lustenau <strong>an</strong>.<br />
„Meine Eltern wussten davon<br />
nichts. Falls ich nicht aufgenommen<br />
worden wäre, hätte<br />
ich ihnen nichts gesagt“, erinnert<br />
sich der 72-Jährige und<br />
lacht. Seine Befürchtungen waren<br />
unbegründet. Gleich den<br />
ersten Aufnahmetest best<strong>an</strong>d<br />
er mit Bravour und absolvierte<br />
schließlich den nächsten Teil<br />
seiner Ausbildung. In München<br />
und R<strong>an</strong>kweil sammelte er weitere<br />
berufliche Erfahrung, ehe<br />
er auch noch die Meisterprüfung<br />
best<strong>an</strong>d.<br />
1977 erfolgte d<strong>an</strong>n die Firmenübergabe.<br />
„Meine Geschwister<br />
hatten <strong>an</strong> der Tischlerei<br />
kein Interesse, also habe<br />
ich diese übernommen.“ Unternehmensgründer<br />
Anton <strong>Lenz</strong><br />
arbeitete weiter im Betrieb mit.<br />
„Er hatte Freude dar<strong>an</strong>. Und<br />
wir kamen gut mitein<strong>an</strong>der zurecht“,<br />
erzählt sein Sohn.<br />
2001 stellte sich erneut die<br />
Frage, wer künftig die Geschicke<br />
der Firma lenken<br />
sollte. In der eigenen Familie<br />
wurde der Chef nicht fündig.<br />
Doch in seiner Tischlerei hatte<br />
er mit Klaus <strong>Nenning</strong> (45) einen<br />
geeigneten Nachfolger. „Er<br />
wollte die Aufgabe unbedingt<br />
übernehmen. Das habe ich gemerkt“,<br />
erzählt <strong>Lenz</strong>. Ein bisschen<br />
<strong>an</strong>ders fällt <strong>Nenning</strong>s Erinnerung<br />
<strong>an</strong> die damalige Zeit<br />
aus. „Ich war mir nicht sicher,<br />
ob ich bereit bin, ein Unternehmen<br />
dieser Größe zu leiten“,<br />
sagt er. Immerhin sind abhängig<br />
von der Auftragslage bis zu<br />
35 Mitarbeiter in der Tischlerei<br />
beschäftigt. „Eine Überlegung<br />
war, eine eigene Firma zu gründen<br />
mit vielleicht <strong>einem</strong> oder<br />
zwei Angestellten.“<br />
Der 45-Jährige übernahm<br />
d<strong>an</strong>n aber doch als Chef die<br />
Ver<strong>an</strong>twortung und blieb dem<br />
Dornbirner Unternehmen treu.
NEUE AM SONNTAG<br />
25. AUGUST 2013 KARRIERE | 51<br />
Foto links:<br />
Günter <strong>Lenz</strong><br />
(l.) und Klaus<br />
<strong>Nenning</strong> leiten<br />
gemeinsam die<br />
Geschicke des<br />
Unternehmens.<br />
KLAUS HARTINGER (3)<br />
Foto oben:<br />
Türen jeder<br />
Art sind im<br />
Angebot, auch<br />
Br<strong>an</strong>dschutzund<br />
Sicherheitstüren.<br />
Foto links: Die<br />
Möbelstücke<br />
werden in der<br />
Werkstatt<br />
zusammengebaut.<br />
LENZ NENNING MÖBELHANDWERK<br />
gegründet 1938 von Anton <strong>Lenz</strong><br />
Geschäftsführer: Günter <strong>Lenz</strong> und<br />
Klaus <strong>Nenning</strong><br />
Mitarbeiter: 25 bis 35<br />
St<strong>an</strong>dort: Mähdergasse 18, Dornbirn<br />
Internet: www.lenz-nenning.at<br />
Der Name wurde in <strong>Lenz</strong> <strong>Nenning</strong><br />
GmbH geändert. Das Angebot<br />
blieb weitgehend gleich.<br />
Türen, Möbel und die Inneneinrichtung<br />
für Privathäuser,<br />
Arztpraxen, Anwaltsk<strong>an</strong>zleien<br />
oder öffentliche Gebäude wie<br />
etwa Turnhallen oder Schulen<br />
werden hergestellt und <strong>an</strong>schließend<br />
montiert.<br />
Kooperation mit Experten<br />
Die Pl<strong>an</strong>ung der Projekte<br />
überlassen die Dornbirner<br />
Tischler dabei zum größten<br />
Teil <strong>einem</strong> Architekten. „Es<br />
gibt in Vorarlberg so viele<br />
Fachleute in diesem Bereich.<br />
Warum sollen wir d<strong>an</strong>n nicht<br />
mit ihnen zusammenarbeiten?<br />
Vor allem, wenn die Kooperation<br />
so gut funktioniert. Der<br />
Architekt ist Experte im Pl<strong>an</strong>en.<br />
Wir sind die Experten<br />
im Ausführen dieser Pläne“,<br />
meint <strong>Lenz</strong>.<br />
Der Großteil der Kunden<br />
des Unternehmens stammt<br />
aus dem Ländle. Doch auch<br />
schon in Ostösterreich oder<br />
Deutschl<strong>an</strong>d waren die Tischler<br />
tätig. Ein g<strong>an</strong>z besonderes<br />
Projekt hat die Monteure sogar<br />
bis nach New York geführt,<br />
wo in M<strong>an</strong>hatt<strong>an</strong> eine<br />
Wohnung neu eingerichtet<br />
wurde.<br />
Nur knapp ein Viertel der<br />
Aufträge kommt von Privatkunden.<br />
Der Großteil sind<br />
umf<strong>an</strong>greichere Projekte von<br />
Unternehmen oder der öffentlichen<br />
H<strong>an</strong>d. Dabei haben die<br />
Tischler oft ein großes Auftragsvolumen<br />
zu stemmen.<br />
So wurden erst kürzlich die<br />
Türen für die Mittelschule in<br />
Bürs in der Dornbirner Mähdergasse<br />
gefertigt. „Von den<br />
etwa 100 Exemplaren waren<br />
nur sieben oder acht identisch.<br />
Bei den <strong>an</strong>deren waren<br />
etwa ein elektronischer<br />
Schließmech<strong>an</strong>ismus oder<br />
besondere Sicherheitsvorkehrungen<br />
notwendig. Ein kleiner<br />
Betrieb könnte den damit<br />
verbundenen Arbeitsaufw<strong>an</strong>d<br />
gar nicht bewältigen“, erklärt<br />
<strong>Nenning</strong>. Aufgabenteilung<br />
ist in der Tischlerei daher<br />
Pflicht. So kümmern sich zwei<br />
Mitarbeiter nur um die Arbeitsvorbereitung.<br />
Sie zeichnen<br />
die Konstruktions-Pläne<br />
oder verfassen Teilelisten. In<br />
der Werkstatt werden die Möbel-<br />
und Einrichtungsstücke<br />
schließlich gefertigt, um d<strong>an</strong>n<br />
von den Monteuren vor Ort<br />
eingebaut zu werden. Werkstücke<br />
für mehrere Projekte<br />
werden oft gleichzeitig hergestellt.<br />
Umso wichtiger ist<br />
daher eine gute Koordination.<br />
„Wir arbeiten ‚just-in-time‘<br />
so gut es geht. Wir hätten<br />
gar nicht den Platz, um etwa<br />
200 Betten für ein neues Wellness-Hotel<br />
l<strong>an</strong>ge zwischenzulagern“,<br />
sagt der 45-jährige<br />
Chef.<br />
Auch Günter <strong>Lenz</strong> hilft<br />
noch im Betrieb mit. Er kümmert<br />
sich vor allem um die<br />
Kalkulation. Die Zusammenarbeit<br />
der beiden Geschäftsführer<br />
funktioniert. „Obwohl<br />
wir eigentlich recht unterschiedliche<br />
<strong>Typen</strong> sind“, berichtet<br />
der 72-Jährige. Sein<br />
Nachfolger zeichne sich vor<br />
allem durch sein Durchsetzungsvermögen<br />
aus: „Wenn er<br />
eine Idee hat, d<strong>an</strong>n verfolgt er<br />
diese bis zum Schluss.“<br />
Treue Mitarbeiter<br />
Seit fast 30 Jahren ist Klaus<br />
<strong>Nenning</strong> bereits in der Tischlerei.<br />
Hat dort seine Lehre<br />
abgeschlossen und viel Erfahrung<br />
gesammelt. Er ist auch<br />
der derzeit längstdienende<br />
Mitarbeiter. Zuvor hatten bereits<br />
drei Tischler ihre Lehre<br />
unter Firmengründer Anton<br />
<strong>Lenz</strong> absolviert und sind dem<br />
Betrieb ihr g<strong>an</strong>zes Berufsleben<br />
über treu geblieben. „Gute<br />
Arbeitnehmer zu finden ist<br />
nicht einfach. Umso schöner<br />
ist, wenn jem<strong>an</strong>d <strong>einem</strong> Unternehmen<br />
so l<strong>an</strong>ge Zeit die<br />
Treue hält“, meint Günter<br />
<strong>Lenz</strong> und lächelt.