Anfälligkeit und Resistenz gegen Pflanzenkrankheiten - Hans ...
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<strong>Hans</strong> Eisenmann-Zentrum<br />
1. PROFESSUR FÜR PHYTOPATHOLOGIE<br />
Department für Pflanzenwissenschaften<br />
Wissenschaftszentrum Weihenstephan der Technischen Universität München<br />
Anfälligkeit <strong>und</strong> <strong>Resistenz</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Pflanzenkrankheiten</strong>: Zwei Seiten derselben<br />
Medaille?<br />
Hückelhoven, R.<br />
<strong>Pflanzenkrankheiten</strong>, die durch mikrobielle<br />
Krankheitserreger verursacht werden, können<br />
unter ungünstigen Umständen zum Totalverlust<br />
von Erträgen im Kulturpflanzenbau führen. Unter<br />
Verzicht auf chemischen Pflanzenschutz<br />
gehen im konventionellen Bereich oft 30% des<br />
Ertrages verloren. Zusätzliche Verluste drohen<br />
durch Qualitätseinbußen beim Erntegut. Selbst<br />
unter intensiven vorbeugenden <strong>und</strong> kurativen<br />
Pflanzenschutzmaßnahmen gehen regelmäßig<br />
5-10% des Ertragspotenzials durch Krankheiten<br />
verloren (Hückelhoven et al. 2009).<br />
Chemischer Pflanzenschutz ist finanziell aufwendig<br />
<strong>und</strong> arbeitsintensiv. Darüber hinaus<br />
können chemische Pflanzenschutzmaßnahmen<br />
unerwünschte Wirkungen auf Nichzzielorganismen<br />
haben. Die Mittel selbst <strong>und</strong> ihre Rückstände<br />
in Nahrungsmitteln bergen Risiken für<br />
die Ges<strong>und</strong>heit des Anwenders <strong>und</strong> des Konsumenten.<br />
Außerdem erleiden chemische<br />
Pflanzenschutzmaßnahmen oft Wirkungsverluste<br />
durch genetische Anpassung in der Populationsstruktur<br />
der Erreger, so dass ein intensiver<br />
chemischer Pflanzenschutz auch wirtschaftliche<br />
Risiken beim Landwirt <strong>und</strong> beim Anbieter mit<br />
sich bringt. Daraus ergibt sich zwingend die<br />
Frage nach alternativen Pflanzenschutzkonzepten<br />
im pflanzenbaulichen Bereich. Die vielleicht<br />
wichtigste pflanzenbauliche Maßnahme zur<br />
Ges<strong>und</strong>erhaltung einer Pflanzenkultur ist die<br />
Wahl krankheitsresistenter Sorten. In manchen<br />
Kulturen wurde die <strong>Resistenz</strong> <strong>gegen</strong> Krankheiten<br />
züchterisch lange zugunsten anderer Eigenschaften<br />
wie Ertragspotenzial <strong>und</strong> Stickstoffnutzungseffizienz<br />
vernachlässigt. Außerdem ist<br />
die <strong>Resistenz</strong> ähnlich wie der chemische Pflanzenschutz<br />
eine Maßnahme, die Anpassungen in<br />
der genetischen Struktur der Erregerpopulationen<br />
provoziert, da sie direkt auf die Erregerfitness<br />
wirkt <strong>und</strong> somit einen starken Selektionsdruck<br />
ausübt. Auch hier wurden folglich immer<br />
wieder <strong>Resistenz</strong>en in Sorten eingebracht, die<br />
nur kurze Zeit ihre Wirksamkeit behielten <strong>und</strong><br />
dann zum Schaden des Landwirts <strong>und</strong> Züchters<br />
zusammenbrachen. Insgesamt entsteht dadurch<br />
eine ökonomisch wenig nachhaltige Situation<br />
des Wettlaufs zwischen dem vorgelagerten<br />
Bereich in Forschung <strong>und</strong> Entwicklung neuer<br />
chemischer <strong>und</strong> genetischer Pflanzenschutzmaßnahmen<br />
<strong>gegen</strong> die anpassungsfähige Natur<br />
der Krankheitserreger. Um eine möglichst andauernd<br />
wirksame nachhaltige Pflanzenschutzmaßnahme<br />
zu entwickeln, benötigt man<br />
also neuartige Konzepte <strong>und</strong> Technologien zur<br />
Ges<strong>und</strong>erhaltung von Kulturpflanzen (Eichmann<br />
<strong>und</strong> Hückelhoven, 2011).<br />
Jede Pflanze besitzt durch ihre natürliche Immunität<br />
das genetische Potenzial zur effektiven<br />
Selbstverteidigung <strong>gegen</strong> pathogene Keime.<br />
Deshalb sollten bei der Entwicklung neuer<br />
Pflanzenschutzkonzepte die Pflanzen selbst<br />
<strong>und</strong> ihre genetischen Ressourcen im Vordergr<strong>und</strong><br />
stehen. Das ergibt sich auch aus der<br />
Tatsache, dass der vorgelagerte Bereich andere<br />
Faktoren der Krankheitsentstehung wie klimatische<br />
Faktoren oder genetische Faktoren der<br />
Erreger nicht kontrollieren kann. Ein noch relativ<br />
neuer Ansatz zum Nutzen der Pflanze beruht<br />
auf dem zunehmenden Verständnis davon,<br />
warum eine Pflanze krank wird. Das klingt zunächst<br />
trivial, wird aber durch verschiedene<br />
Tatsachen zu einer technologischen Chance für<br />
die Pflanzenzüchtung. Der erste Faktor ist die<br />
Tatsache, dass Anfälligkeit <strong>gegen</strong> <strong>Pflanzenkrankheiten</strong><br />
in der Natur eine Ausnahme darstellt.<br />
Die Mehrzahl der Pflanzen ist <strong>gegen</strong> die<br />
Mehrzahl der potenziell pathogenen Mikroorganismen<br />
resistent. Das beruht auf einer mehrschichtigen<br />
natürlichen Immunität, die vielfältige<br />
strukturelle <strong>und</strong> biochemische Abwehrmaßnahmen<br />
<strong>gegen</strong> Pathogene steuert. Um also auf<br />
einer Pflanze erfolgreich sein zu können, benötigen<br />
pathogene Mikroorganismen einen sich<br />
schnell entwickelnden biochemischen Werkzeugkasten,<br />
der genau an die Wirtpflanzen angepasst<br />
ist <strong>und</strong> so ihre Immunität umgeht oder<br />
ausschaltet. Die Komplexität der Pathogenität<br />
macht sie sensitiv für Störungen. Solche Störungen<br />
sind genetisch fixierbar als Veränderungen<br />
oder Verluste der Angriffspunkte von Pathogenen<br />
in der Pflanze selbst (Abb. 1).<br />
II. Schwerpunktthemen 21
<strong>Hans</strong> Eisenmann-Zentrum<br />
Virulenzfaktor<br />
des Erregers<br />
Pflanze A<br />
anfällig<br />
Anfälligkeitsfaktor<br />
der Pflanze<br />
Pflanze B/C<br />
nicht anfällig<br />
Abb. 1: Erreger-induzierte Anfälligkeit basiert auf<br />
spezialisierten Virulenzfaktoren der Erreger, die Anfälligkeitsfaktoren<br />
der Pflanze in ihrer Funktion beeinflussen<br />
<strong>und</strong> zu Gunsten einer Krankheitsentwicklung<br />
ausnutzen (links). Ist der Anfälligkeitsfaktor der Pflanze<br />
verändert oder fehlt er, greift die Strategie des<br />
Erregers nicht <strong>und</strong> die Pflanze bleibt resistent<br />
(rechts).<br />
Da der Verlust von Anfälligkeit genetisch rezessiv<br />
vererbt ist, ist eine dauerhafte Wirkung der<br />
Maßnahmen wahrscheinlich. Prominente Beispiele<br />
für rezessiv-vererbte <strong>Resistenz</strong>en, die in<br />
der Praxis relevant sind, sind die durch das<br />
mlo-Gen vermittelte <strong>Resistenz</strong> der Gerste <strong>gegen</strong><br />
den Echten Gerstenmehltau (Büschges et<br />
al., 1997) <strong>und</strong> die Insensitivität <strong>gegen</strong>über dem<br />
TOXA Toxin von Stagonospora nodorum, dem<br />
Erreger der Blatt- <strong>und</strong> Spelzenbräune an Weizen<br />
(Faris et al., 2010). Ebenfalls von Bedeutung<br />
ist die Tatsache, dass die Anfälligkeit <strong>gegen</strong><br />
<strong>Pflanzenkrankheiten</strong> <strong>und</strong> ihre genetischen<br />
Ursachen viel weniger verstanden sind als die<br />
<strong>Resistenz</strong>. Im humanmedizinischen Bereich<br />
hin<strong>gegen</strong> ist eine genetische Disposition für<br />
Infektionskrankheiten weitgehend akzeptiert.<br />
Das impliziert, dass hier verborgene Schätze zu<br />
bergen sein könnten. Deren Bergung könnte in<br />
Zukunft zusätzlich über Assoziationsstudien mit<br />
Hochdurchsatzsequenzierungen wesentlich<br />
vereinfacht werden.<br />
Die Interaktion der Gerste, Hordeum vulgare,<br />
mit dem Echten Gerstenmehltaupilz, Blumeria<br />
graminis f. sp. hordei (Abb. 2), ist ein viel untersuchtes<br />
Modellsystem zum Verständnis der<br />
genetischen <strong>und</strong> zellulären Krankheitsresistenz<br />
(Schulze-Lefert <strong>und</strong> Vogel, 2000; Hückelhoven<br />
<strong>und</strong> Panstruga, 2011). Der Lehrstuhl für Phytopathologie<br />
beschäftigt sich in Weihenstephan<br />
seit 5 Jahren mit diesem Modell. Bei dieser Zeit<br />
ist es gelungen verschiedene Faktoren der Anfälligkeit<br />
der Gerste <strong>gegen</strong> Echten Gerstenmehltau<br />
zu identifizieren. Es konnte unter anderem<br />
gezeigt werden, dass Regulatoren des<br />
fermentativen Stoffwechsels (Alkohol Dehydrogenase<br />
1) des programmierten Zelltods (BAX<br />
Inhibitor-1) <strong>und</strong> des Zytoskeletts (RHO-ähnliche<br />
GTPase RACB) der Pflanze vom Schadpilz ausgenutzt<br />
werden, um die Gerste erfolgreich zu<br />
infizieren (Hückelhoven et al., akzeptiert zur<br />
Veröffentlichung). Mit molekulargenetischen<br />
Werkzeugen ist es gelungen, die Expression<br />
dieser Anfälligkeitsfaktoren so zu verringern,<br />
dass die Pathogenese stark eingeschränkt war.<br />
Studien zur physiologischen Funktion der Anfälligkeitsfaktoren<br />
unterstützen die Sichtweise,<br />
dass das biotrophe Pathogen die Anfälligkeitsfaktoren<br />
nutzt, um den Abwehr-assoziierten<br />
Zelltod der Pflanzen zu unterdrücken (Babaeizad<br />
et al., 2009; Eichmann et al., 2010) <strong>und</strong> um<br />
die Pflanze physiologisch umzuprogrammieren,<br />
so dass sie dem Pilz Kohlenhydrate zu Verfügung<br />
stellt (Pathuri et al., 2011). Darüber hinaus<br />
zeigen die Arbeiten, dass der Anfälligkeitsfaktor<br />
RACB polares Zellwachstum <strong>und</strong> Oberflächenvergrößerung<br />
von Zellen steuert. Der Schadpilz<br />
scheint diese Eigenschaft für sich zu nutzen,<br />
wenn er in lebende Zellen der Pflanze eindringt,<br />
um dort sein Ernährungsorgan, das Haustorium<br />
(Abb. 2), zu etablieren (Hoefle et al., 2011).<br />
A<br />
B<br />
Haustorium<br />
Abb. 2: A. Symptome des Echten Gerstenmehltaus<br />
auf der Gerste. B. Lichtmikroskopische Aufnahme<br />
des Echten Gerstenmehltaupilzes (blau) auf der<br />
Epidermis der Gerste. Das Ernährungsorgan des<br />
Pilzes (Haustorium) ist die einzige Struktur des Pilzes,<br />
die in die Pflanzenzelle eindringt.<br />
Die vergrößerte Membranoberfläche erlaubt<br />
dem Pilz das Einstülpen der Zelle <strong>und</strong> etabliert<br />
eine große Kontaktfläche zur Wirtspflanze, über<br />
die Nährstoffe aus der Pflanze akquiriert werden<br />
<strong>und</strong> Virulenzfaktoren an die Pflanzen abgegeben<br />
werden können. Die Arbeiten zeigen,<br />
dass sich Krankheiten nicht nur durch den Verlust<br />
oder die pathogene Unterdrückung von<br />
Immunität etabliert. Vielmehr sind in der Interaktion<br />
mit Pilzen, die komplexe Infektionsstrukturen<br />
in lebenden Pflanzen etablieren, Wirtskomponenten<br />
notwendig, um die Pathogenese<br />
aktiv zu unterstützen. Ob diese Unterstützung<br />
unter direkter Kontrolle des Pathogens als<br />
feindliche Übernahme stattfindet oder der Pilz<br />
eine physiologische Nische nutzt, die ihm ein<br />
pflanzeneigenes Programm zur Verfügung stellt,<br />
II. Schwerpunktthemen 22
<strong>Hans</strong> Eisenmann-Zentrum<br />
sobald er die Zellwand der Pflanze überwindet,<br />
ist Gegenstand aktueller Forschungsarbeiten.<br />
Wie nutzt man nun die neue Erkenntnis für die<br />
Möglichkeiten der modernen Pflanzenzüchtung.<br />
Eine Möglichkeit ist, die Aktivität der Anfälligkeitsgene<br />
zu limitieren (Eichmann <strong>und</strong> Hückelhoven,<br />
2011). Das kann zum Beispiel über biotechnologische<br />
Werkzeuge erreicht werden.<br />
Dabei exprimiert man in der Pflanze eine Doppelstrang<br />
Ribonukleinsäure (RNS), die auf einem<br />
Strang eine zur Boten RNS des Anfälligkeitsgens<br />
komplementäre Sequenz trägt. Dadurch<br />
wird in der Pflanze über posttranskriptionelles<br />
Gen Silencing der Abbau der<br />
Boten RNS des Anfälligkeitsgens induziert <strong>und</strong><br />
das Merkmal Anfälligkeit kommt nicht zur Ausprägung<br />
(Eichmann et al., 2010; Hoefle et al.,<br />
2011). Dieser Ansatz ist nur über transgene<br />
Kulturpflanzen zu realisieren, die in Mitteleuropa<br />
zurzeit auf wenig gesellschaftliche Akzeptanz<br />
treffen. Eine aufwendigere Alternative ist die<br />
Suche nach natürlichen oder induzierten Allelen<br />
des Anfälligkeitsgens, die weniger oder nicht<br />
aktiv sind. Dazu kann man etwa über Sequenzierung<br />
oder Genexpressionsstudien den Genpool<br />
der Kultur- <strong>und</strong> Wildgersten durchsuchen,<br />
um natürliche Mutationen der Anfälligkeitsgene<br />
oder ihrer Regulatoren zu finden, die die Pflanze<br />
für die Pathogene weniger angreifbar machen.<br />
Auch eine durch artifizielle Mutagenese induzierte<br />
Vielfalt kann mit einer gezielten Suche<br />
nach Genvarianten kombiniert werden (das<br />
Verfahren nennt sich Tilling), um ggf. direkt in<br />
züchterischem Elitematerial Anfälligkeit auszuschalten.<br />
Alternativ zur direkten Adressierung des Anfälligkeitsgens<br />
existiert die Möglichkeit, seine<br />
Funktion indirekt zu hemmen. Das ist insbesondere<br />
dann von Bedeutung, wenn das Silencing<br />
oder die Mutation des Anfälligkeitsgens<br />
pleiotrope Effekte bewirkt, die sich zum Beispiel<br />
negativ auf den Ertrag der Pflanze auswirken. In<br />
solch einem Fall ist es notwendig, die Funktion<br />
des Anfälligkeitsfaktors mechanistisch exakt zu<br />
verstehen, um sein funktionelles Umfeld als<br />
neue Ressource für die <strong>Resistenz</strong>züchtung zu<br />
gewinnen. Hier ist wieder die Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />
gefordert (siehe auch Sonderforschungsbereich<br />
SFB924 „Molecular mechanisms<br />
regulating yield and yield stability in<br />
plants“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
am WZW; http://sfb924.wzw.tum.de/).<br />
Sie identifiziert über genetische oder biochemische<br />
Screenings weitere Faktoren, die mit dem<br />
Anfälligkeitsfaktor in Interaktion treten. So wurden<br />
zum Beispiel für den Anfälligkeitsfaktor<br />
RACB über biochemische Protein-Protein-<br />
Interaktionsversuche mehrere Proteine gef<strong>und</strong>en,<br />
die in der Pflanze direkt mit RACB in Kontakt<br />
treten <strong>und</strong> seine Funktion beeinflussen<br />
(Schultheiss et al., 2008; Hoefle et al., 2011).<br />
Unter diesen finden sich Kooperationspartner<br />
von RACB, also weitere Anfälligkeitsfaktoren,<br />
aber auch antagonistische Proteine, die die<br />
Funktion von RACB negativ kontrollieren. Eines<br />
dieser antagonistischen Proteine ist eine cytoplasmatische<br />
Kinase, die das Mikrotubuli-<br />
Zytoskelett der Gerste stabilisiert (nicht publizierte<br />
Daten). Das zweite antagonistische Protein<br />
(MAGAP1; MICROTUBULE ASSOCIATED<br />
GTPase ACTIVATING PROTEIN 1) fördert zunächst<br />
die enzymatische Funktion von RACB,<br />
überführt den Anfälligkeitsfaktor dabei aber in<br />
einen inaktiven Zustand. Interessanterweise<br />
sitzt MAGAP1 in resistenten Zellen auf den<br />
Mikrotubuli, einem Teil des Zytoskeletts, der<br />
wichtig für die Abwehrreaktionen an der Zellwand<br />
ist (Abb. 3).<br />
Abb. 3: Das Protein MAGAP1, ein molekularer Gegenspieler<br />
des Anfälligkeitsfaktors RACB, besetzt<br />
das Zytoskelett der Gerste (grün-blau). In rot sieht<br />
man den Zellkern nahe des Ortes, wo ein Mehltaupilz<br />
einzudringen versucht (Stern).<br />
MAGAP1 wandert aber an die Plasmamembran<br />
wenn RACB dort (vermutlich vom Pilz) aktiviert<br />
wird. Genetische Beweise unterstützen, dass so<br />
eine negative Kontrolle von RACB entsteht, die<br />
die Anfälligkeit einschränkt <strong>und</strong> ausgenutzt<br />
werden könnte, um weniger anfällige Pflanzen<br />
zu erhalten (Hoefle et al., 2011). Dieses Wissen<br />
kann die Züchtung oder Biotechnologie wiederum<br />
nutzen, um genetische Varianten zu finden<br />
oder zu designen, in denen MAGAP1 die natürliche<br />
Immunität der Gerste verstärkt fördert.<br />
Parallel durchgeführte Arbeiten in Dikotylen<br />
II. Schwerpunktthemen 23
<strong>Hans</strong> Eisenmann-Zentrum<br />
Modellpflanzen zeigen außerdem, dass diese<br />
Mechanismen auch auf andere Pflanzen übertragbar<br />
sein könnten (Pathuri et al., 2009; Huesmann<br />
et al., 2011). Insgesamt zeigen die gr<strong>und</strong>legenden<br />
Arbeiten, dass die Anfälligkeit <strong>gegen</strong><br />
<strong>Pflanzenkrankheiten</strong> nicht nur das Versagen der<br />
Immunität widerspiegelt, sondern spezifische<br />
Komponenten der Pflanze benötigt, die neue<br />
Perspektiven für die molekulare <strong>Resistenz</strong>züchtung<br />
eröffnen.<br />
Danksagung<br />
Die erwähnten Arbeiten im Labor von Ralph Hückelhoven<br />
werden von der TU München, von der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft <strong>und</strong> dem B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Bildung <strong>und</strong> Forschung unterstützt.<br />
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II. Schwerpunktthemen 24