Predigt Pastor Schneider 27.10.2013 - Hauptkirche St. Nikolai

Recht tun ist das erste. Es meint nicht die Einhaltung irgendwelcher religiöser Gesetze,
sondern das Eintreten für benachteiligte Menschen, also das, was wir heute soziale
Gerechtigkeit nennen. Streitet für das Recht, sagt Micha, nicht über das Recht.
Güte lieben, ist das zweite, das Gott bei uns sucht. Und diese Güte hat viele Bedeutungen:
sie meint auch Freundlichkeit, Barmherzigkeit, Verbundenheit, Treue, Solidarität. Es geht
nicht nur darum, ab und zu einmal freundlich zu sein oder Gnade vor Recht ergehen zu
lassen. Gemeint ist ein Grundhaltung, die unser Leben bestimmt. John Wesley hat einmal
gesagt: „Glaube ist Liebe, Frieden und Freude im heiligen Geist. Er ist die fröhlichste und
heiterste Sache von der Welt. Er ist völlig unvereinbar mit Griesgrämigkeit, Missmut,
Hartherzigkeit und allem, was nicht der Sanftmut, Güte und Freundlichkeit Jesu entspricht.“
„Behutsam mitgehen mit deinem Gott“ – das ist das dritte. Glauben ist kein Stehen, sondern
ein Gehen. Wer glaubt, ist in Bewegung. „Das war schon immer so, da kann man auch nichts
machen“ ist kein Satz des Glaubens. Wer aber erst einmal losgeht, merkt, wie Gottes Geist
ihn beflügelt und hilft. Da herrschen zum Beispiel jahrelang Streit und dann Stille in einer
Familie. Auf einmal macht einer den ersten Schritt, die Verkrampfungen lösen sich. Weiße
Bänder hängen an Apfelbäumen. Und auf einmal spüren wir die Kraft, die uns trägt.
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und
Seelen in Christus Jesus. Amen.