13.01.2014 Aufrufe

Integriertes Quartierskonzept für die energetische Stadtsanierung ...

Integriertes Quartierskonzept für die energetische Stadtsanierung ...

Integriertes Quartierskonzept für die energetische Stadtsanierung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Integriertes</strong> <strong>Quartierskonzept</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> <strong>energetische</strong> <strong>Stadtsanierung</strong><br />

Wengenviertel - Ulm<br />

Bestand<br />

Wengenviertel<br />

+<br />

Energetisches<br />

<strong>Quartierskonzept</strong><br />

=<br />

Neues<br />

Wengenviertel<br />

Bearbeitung:<br />

Sanierungstreuhand Ulm GmbH<br />

Neue Straße 102<br />

89073 Ulm<br />

Sanierungstreuhand<br />

Ulm GmbH<br />

ulm<br />

im Auftrag der Stadt Ulm<br />

Erstellungsdatum: November 2013


Impressum<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Sanierungstreuhand Ulm GmbH<br />

Neue Straße 102<br />

89073 Ulm<br />

Tel. 07 31 / 1 53 86 - 20<br />

Fax 07 31 / 1 53 86 - 38<br />

info@san-ulm.de<br />

www.san-ulm.de<br />

Bearbeiter:<br />

Angela Wagner<br />

Jürgen Schäfer<br />

Karla Niebling<br />

Paul Schrade<br />

Philipp Kopp<br />

Oliver Kümmerle<br />

in Zusammenarbeit mit:<br />

Hauptabteilung Stadtplanung, Umwelt und Baurecht II der Stadt Ulm<br />

Hauptabteilung Verkehrsplanung und Straßenbau, Grünflächen, Vermessung der Stadt Ulm<br />

Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH<br />

Fernwärme Ulm GmbH<br />

Regionale Energieagentur Ulm gGmbH<br />

Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH<br />

II


Kurzfassung<br />

Kurzfassung<br />

Im Zuge Vorbereitenden Untersuchungen (VU) <strong>für</strong> das Sanierungsgebiet Wengenviertel in<br />

der Ulmer Innenstadt, wurden ergänzend ein städtebauliches und ein <strong>energetische</strong>s<br />

<strong>Quartierskonzept</strong> entwickelt. Ein städtebaulicher Rahmenplan bildet <strong>die</strong> Grundlage <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

bauliche und <strong>energetische</strong> Weiterentwicklung des Wengenviertels, das als<br />

Wiederaufbaugebiet der Fünfziger-Jahre große Substanz- und Funktionsschwächen<br />

aufweist.<br />

Zur <strong>energetische</strong>n Ausgangssituation konnten im Rahmen der VU, einer Fragebogenaktion<br />

zum Gebäudebestand und einer speziell <strong>für</strong> das Wengenviertel erstellten Energiebilanz,<br />

vertiefte und neue Erkenntnisse gewonnen werden.<br />

Festgestellt wurde ein relativ hoher Wärmeverbrauch, vergleichbar mit anderen unsanierten<br />

Nachkriegsquartieren. Überdurchschnittlich hoch ist der Stromverbrauch im Viertel, der nicht<br />

nur allein auf <strong>die</strong> gemischte Nutzung von Wohnen, Dienstleistung und Gewerbe<br />

zurückzuführen ist.<br />

Fast 90% der Eigentümer im Wengenviertel haben seit der Erstellung der Gebäude keine<br />

wesentlichen baulichen Veränderungen vorgenommen. 63% der Gebäude besitzen keine<br />

Wärmedämmung. Die Bereitschaft <strong>für</strong> Verbesserungen ist aber grundsätzlich vorhanden.<br />

Aus der Analyse wurden <strong>die</strong> Potentiale Effizienzsteigerung im Bereich Wärme,<br />

Effizienzsteigerung im Bereich Strom und <strong>die</strong> Verbesserung der aktuellen Beratungs- und<br />

Betreuungssituation abgeleitet.<br />

Für <strong>die</strong> Umsetzung wurden sieben Ziele und fünf Handlungsfelder definiert. Die Ziele<br />

orientieren sich an den Bundes- bzw. Landeszielen des IEKK Baden-Württemberg. Im<br />

Wengenviertel sollen im Vergleich zum Jahr 2010<br />

<br />

<br />

<br />

ca. 20 % weniger Endenergie im Bereich Wärme,<br />

ca. 5 % weniger Endenergie im Bereich Strom,<br />

und ca. 10 % weniger CO 2 -Emissionen<br />

bis ins Jahr 2020 verbraucht werden, um so einen quartiersbezogenen Beitrag zum<br />

Klimaschutz zu leisten.<br />

Die Handlungsfelder Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, Gebäudebestand und<br />

Neubau, öffentlicher Raum und Wohnumfeld, Energieversorgung und Mobilität sind mit<br />

zahlreichen Maßnahmenvorschlägen hinterlegt, <strong>die</strong> in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich<br />

Stadtentwicklung, Bau und Umwelt der Stadt Ulm und den lokalen Akteuren der<br />

Energieversorgung und -beratung entwickelt wurden.<br />

Das <strong>energetische</strong> <strong>Quartierskonzept</strong> versteht sich als lernendes Konzept, das im<br />

Umsetzungsprozess ergänzt und verändert werden kann. Da sowohl das Netzwerk der<br />

Fachakteure als auch <strong>die</strong> Bürgerbeteiligung in der Umsetzung noch ausgebaut werden<br />

sollen, ist eine Vertiefung und Qualifizierung des Konzeptes zu erwarten.<br />

III


Kurzfassung<br />

Das Konzept und <strong>die</strong> Umsetzung werden von der KfW-Bank über das Programm 432<br />

"Energetische <strong>Stadtsanierung</strong> - Zuschüsse <strong>für</strong> integrierte <strong>Quartierskonzept</strong>e und<br />

Sanierungsmanager" als Pilotprojekt <strong>für</strong> Baden-Württemberg gefördert.<br />

IV


Inhalt<br />

Inhalt<br />

Impressum ............................................................................................................................ II<br />

Kurzfassung ..........................................................................................................................III<br />

Inhalt ..................................................................................................................................... V<br />

Abbildungsverzeichnis ......................................................................................................... VII<br />

Abkürzungsverzeichnis ......................................................................................................... IX<br />

1. Einleitung .........................................................................................................................10<br />

1.1 Zielsetzung des KfW-Förderprogramms 432 ...............................................................11<br />

1.2 Zielsetzungen der Europäischer Union, des Bundes, des Landes Baden-<br />

Württemberg und der Stadt Ulm........................................................................................12<br />

1.2.1 Zielsetzungen der Europäische Union ..................................................................12<br />

1.2.2 Zielsetzungen des Bundes ...................................................................................12<br />

1.2.3 Zielsetzungen des Landes Baden-Württemberg ...................................................13<br />

1.2.4 Kommunale Zielsetzungen und Ulmer Energiedebatte 2013 ................................14<br />

1.3 Zielsetzung in der <strong>Stadtsanierung</strong> ...............................................................................15<br />

1.4 Auswahl des Quartiers Wengenviertel ........................................................................15<br />

1.5 Methodik zur Erstellung des Konzepts ........................................................................16<br />

2. Analyse Gebiet .................................................................................................................18<br />

2.1 Lage ............................................................................................................................18<br />

2.2 Städtebauliche Struktur ...............................................................................................19<br />

2.3 Soziale Struktur...........................................................................................................21<br />

2.4 Nutzungsstruktur .........................................................................................................21<br />

2.5 Verkehrliche Struktur ..................................................................................................21<br />

2.5.1 Straßennetz und Belastung ..................................................................................21<br />

2.5.2 Ruhender Verkehr ................................................................................................22<br />

2.5.3 Fußwege und Radverkehr ....................................................................................22<br />

2.5.4 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) ............................................................22<br />

2.6 Beratungsstruktur ........................................................................................................23<br />

3. Analyse Energie ...............................................................................................................24<br />

3.1 Energiebilanz Wengenviertel.......................................................................................24<br />

3.2 IST-Situation ...............................................................................................................24<br />

3.3 Entwicklung von Szenarien .........................................................................................25<br />

3.4 Ergebnisse und Vergleiche der verschiedenen Szenarien ..........................................26<br />

4. Potentiale .........................................................................................................................28<br />

4.1 Potential 1 Effizienzsteigerung im Bereich Wärme ......................................................28<br />

4.2 Potential 2 Effizienzsteigerung im Bereich Strom ........................................................28<br />

V


Inhalt<br />

4.3 Potential 3 Beratung zur <strong>energetische</strong>n Gebäudesanierung .......................................28<br />

5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong> ......................................................................29<br />

5.1 Akteure und Konzeptstruktur .......................................................................................29<br />

5.2 Ziele des Konzeptes ...................................................................................................31<br />

5.3 Handlungsfelder ..........................................................................................................35<br />

5.4 Maßnahmenbeschreibung ..........................................................................................37<br />

5.4.1. Maßnahmen im 1. Handlungsfeld Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit ........37<br />

5.4.2 Maßnahmen im 2. Handlungsfeld Gebäudebestand und Neubau .........................40<br />

5.4.3 Maßnahmen im 3. Handlungsfeld Öffentlicher Raum / Wohnumfeld .....................44<br />

5.4.4 Maßnahmen im 4. Handlungsfeld Energieversorgung ..........................................45<br />

5.4.5 Maßnahmen im 5. Handlungsfeld Mobilität ...........................................................46<br />

6. Maßnahmenkatalog ..........................................................................................................47<br />

7. Wirtschaftlichkeit ..............................................................................................................52<br />

8. Zielkonflikte und Umsetzungshemmnisse .........................................................................53<br />

8.1 Gentrifizierung ............................................................................................................53<br />

8.2 Engel- und Schwabe'sches Gesetz .............................................................................53<br />

8.3 Preisentwicklung im Bereich Wohnen und Energie .....................................................53<br />

8.4 Betrachtungsebene .....................................................................................................53<br />

8.5 Denkmalschutz ...........................................................................................................54<br />

8.6 Nachhaltigkeit .............................................................................................................54<br />

9. Umsetzung des Konzeptes ...............................................................................................55<br />

10. Schlussbetrachtung ........................................................................................................55<br />

Quellenverzeichnis ............................................................................................................. LVI<br />

Anlagen ............................................................................................................................ LVIII<br />

VI


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Energieverbrauch nach Sektoren (Quelle: BMVBS 2012, S. 16) ......................10<br />

Abbildung 2: Ziel der nationalen Energie- und Klimapolitik (Eigene Darstellung) (Quelle:<br />

Sitzungsunterlage Gemeinderat Stadt Ulm 2013, S. 6) ....................................12<br />

Abbildung 3: Sektorenziele der Treibhausgasminderung des IEKK (Eigene Darstellung)<br />

(Quelle: IEKK 2012, S. 27) ..............................................................................13<br />

Abbildung 4: Projektstruktur Wengenviertel (Quelle: Eigene Darstellung) .............................17<br />

Abbildung 5: Lage Wengenviertel (Quelle: Eigene Darstellung) ............................................18<br />

Abbildung 6: Traufständige Gebäude der Wengengasse (Quelle: Eigene Aufnahme) ..........20<br />

Abbildung 7: Jakob-Griesinger-Platz (Quelle: Eigene Aufnahme) .........................................20<br />

Abbildung 8: Irrgängle (Quelle: Eigene Aufnahme) ...............................................................20<br />

Abbildung 9: Gesamtbilanz (Eigene Darstellung) (Quelle: KEA 2013, Datenblatt Total IST) .24<br />

Abbildung 10: Flächen im Quartier von IST-Zustand und Szenarien (EBF=0,8*BGF)<br />

(Quelle: KEA 2013, S. 14) ...............................................................................25<br />

Abbildung 11: Flächen im Quartier von IST-Zustand und Szenarien (Eigene Darstellung)<br />

(Quelle: KEA 2013, S. 14) ...............................................................................25<br />

Abbildung 12: Endenergiebedarf (MWh/a) und CO 2 -Emissionen (t/a) in den Szenarien<br />

nach Energieträgern (Absolutwerte und Veränderungen gegenüber dem Ist-<br />

Zustand) (Eigene Darstellung nach Quelle: KEA 2013, S. 15) .........................26<br />

Abbildung 13: Flächenbezogene Endenergiewerte Durchschnitt Quartier (kWh/m²*a)<br />

(Eigene Darstellung) (Quelle: KEA 2013) ........................................................27<br />

Abbildung 14: Vergleich der spezifischen CO 2 -Emissionen der Szenarien <strong>für</strong> Wärme und<br />

Strom (Quelle: KEA 2013, S. 17) .....................................................................27<br />

Abbildung 15: Fachakteure zur Erstellung des Konzeptes (Quelle: Eigene Darstellung) .......29<br />

Abbildung 16: Konzeptstruktur <strong>energetische</strong> <strong>Stadtsanierung</strong> Wengenviertel (Quelle:<br />

Eigene Darstellung) .........................................................................................30<br />

Abbildung 17: Richtwerte Wengenviertel (Quelle: Eigene Darstellung) .................................31<br />

Abbildung 18: Übersicht Eigenschaften der Ziele (Eigene Darstellung) ................................34<br />

Abbildung 19: Handlungsfelder mit jeweiligen Maßnahmen (Quelle: Eigene Darstellung) ....36<br />

Abbildung 20: Übersicht Geräteeinsparung (Quelle: Webseite vattenfall.de, Zugriff am<br />

16.10.2013) .....................................................................................................42<br />

Abbildung 21: Maßnahmenkatalog (Quelle: Eigene Darstellung) ..........................................50<br />

Abbildung 22: Vorschlag Umsetzungszeitplan Wengenviertel (Quelle: Eigene Darstellung) .51<br />

Abbildung 23: Übersicht Nutzen und Kosten Sanierungsmaßnahmen Gebäudebestand<br />

(Quelle: Veranstaltung "Jahrzehnt der Sanierung") ..........................................52<br />

Abbildung 24: Nachhaltigkeitsdreieck (Quelle: umweltschulen.de, Zugriff am 01.07.2013) ...54<br />

Abbildung 25: Konsumausgaben privater Haushaltee nach sozialer Stellung der<br />

Haupteinkommensperson 2008 (Quelle: Deutsches Statistisches Bundesamt<br />

2011, S. 140) ............................................................................................... LXIII<br />

Abbildung 26: Konsumausgaben privater Haushalte nach dem monatlichen<br />

Haushaltsnettoeinkommen 2008 (Eigene Darstellung) (Quelle: Deutsches<br />

Statistisches Bundesamt 2011, S. 142) ....................................................... LXIV<br />

Abbildung 27: Prozentualer Anteil Wohnungs- und Energiekosten am monatlichen<br />

Haushaltsnettoeinkommen (Eigene Darstellung) (Quelle: Deutsches<br />

Statistisches Bundesamt 2011, S. 142) ...................................................... LXIV<br />

Abbildung 28: Entwicklung der Energiepreise privater Haushalte (Quelle: Webseite<br />

bmwi.de, Zugriff am 08.08.2013) .................................................................. LXV<br />

VII


Abbildung 29: Preise <strong>für</strong> Miete und Energie (Quelle: Webseite zeit.de, Zugriff am<br />

19.08.2013) ................................................................................................. LXVI<br />

Abbildung 30: Vergleich Miete von unsaniertem und energetisch saniertem Gebäude<br />

(Webseite kefk.org, Zugriff am 19.08.2013) ................................................ LXVII<br />

VIII


Abkürzungsverzeichnis<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

BauGB<br />

BGF<br />

BHKW<br />

BMVBS<br />

CO 2<br />

EBF<br />

eea<br />

EEG<br />

EEWärmeG<br />

FUG<br />

FW<br />

GiPV<br />

GWh<br />

ha<br />

HH-Strom<br />

H-Strom<br />

IEKK<br />

IWH<br />

KEA<br />

KfW<br />

KHS<br />

KSK<br />

kWh/m²*a<br />

KWK<br />

LED<br />

MIV<br />

MWh<br />

ÖPNV<br />

REA<br />

SAN<br />

SUB<br />

SWU<br />

t<br />

VDI<br />

VGV<br />

VU<br />

Baugesetzbuch<br />

Bruttogrundfläche<br />

Block-Heizkraftwerk<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

Kohlenstoffdioxid<br />

Energiebezugsfläche<br />

European Energy Award<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz<br />

Fernwärme Ulm GmbH (Regionaler Energieversorger)<br />

Fernwärme<br />

Gebäudeintegrierte Photovoltaik<br />

Gigawattstunden<br />

Hektar (Einheit <strong>für</strong> Größe; 1 ha entspricht 10.000 Quadratmeter)<br />

Haushaltsstrom<br />

Heizstrom<br />

<strong>Integriertes</strong> Energie- und Klimaschutzkonzept Baden-Württemberg<br />

Institut <strong>für</strong> Wirtschaftsforschung Halle<br />

Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH<br />

Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau<br />

Kreishandwerkerschaft Ulm<br />

Kommunales Klimaschutzkonzept<br />

Kilowattstunde pro Quadratmeter im Jahr (Einheit <strong>für</strong> Wärmedichte)<br />

Kraft-Wärme-Kopplung<br />

Englisch: light-emitting diode, Deutsch: Lichtemittierende Diode<br />

Motorisierter Individualverkehr<br />

Megawattstunden<br />

Öffentlicher Personennahverkehr<br />

Regionale Energieagentur Ulm gGmbH<br />

Sanierungstreuhand Ulm GmbH<br />

Hauptabteilung Stadtplanung, Umwelt und Baurecht der Stadt Ulm<br />

Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH (Regionaler Energieversorger)<br />

Tonne (Einheit <strong>für</strong> Gewicht; 1 t entspricht 1.000 Kilogramm)<br />

Verein Deutscher Ingenieure<br />

Hauptabteilung Verkehrsplanung und Straßenbau, Grünflächen,<br />

Vermessung der Stadt Ulm<br />

Vorbereitende Untersuchung nach § 141 BauGB<br />

IX


1. Einleitung<br />

1. Einleitung<br />

Das Thema Energie gilt als wesentliche Stellschraube im Klimawandel. Durch<br />

Einsparmaßnahmen, Effizienzsteigerung und den Ausbau von regenerativen<br />

Energieversorgungssystemen soll der Energieverbrauch gesenkt und damit <strong>die</strong> Umwelt<br />

geschont werden.<br />

Die folgende Grafik zeigt <strong>die</strong> Verteilung der Endenergieverbraucher Deutschlands nach<br />

Sektoren auf, wobei deutlich zu erkennen ist, dass private Haushalte und Verkehr <strong>die</strong><br />

größten Verbraucher darstellen und somit dort das größte Einsparpotential vorhanden ist<br />

(vgl. Abbildung 1).<br />

Abbildung 1: Energieverbrauch nach Sektoren (Quelle: BMVBS 2012, S. 16)<br />

Das Thema Energie betrifft allerdings nicht nur <strong>die</strong> einzelnen Haushalte bzw. Gebäude einer<br />

Kommune, sondern sollte aus gesamtstädtischer Perspektive betrachtet werden. Dazu ist es<br />

notwendig den "Lückenschluss" von Gebäude zur Gesamtstadt über <strong>die</strong> Quartiersebene zu<br />

vollziehen. Um den globalen Tendenzen des Klimawandels entgegen zu wirken, gilt es lokal<br />

Konzepte und Strategien zu entwickeln, <strong>die</strong> zu mehr Energieeffizienz, weniger<br />

Energieverbrauch und verstärktem Nutzen von regenerativen Energien aufrufen.<br />

Da das innerstädtische Wengenviertel in Ulm als Sanierungsgebiet im Oktober 2013 per<br />

Satzung beschlossen wurde, soll hier erstmalig ein integrierter Ansatz gewählt werden, um<br />

das Thema Energie mit in das Sanierungskonzept aufzunehmen. Das KfW-Förderprogramm<br />

432 "Energetische <strong>Stadtsanierung</strong>", in dem das Viertel als Pilotprojekt <strong>für</strong> innerstädtische<br />

Bereiche aufgenommen wurde, zielt genau darauf ab. Durch parallele Ausarbeitung der<br />

beiden Konzepte kann sichergestellt werden, dass <strong>energetische</strong> Modernisierungen mit den<br />

städtebaulichen Sanierungszielen einhergehen.<br />

Die Sanierungstreuhand Ulm GmbH (SAN) als Sanierungsträger der Stadt Ulm wurde<br />

beauftragt ein <strong>energetische</strong>s <strong>Quartierskonzept</strong> zu entwickeln, mit den Zielen <strong>die</strong><br />

Modernisierungsrate zu erhöhen, <strong>die</strong> Datengrundlage zu verbessern und <strong>die</strong> an der<br />

Sanierung interessierten Eigentümer umfassend zu beraten, gegebenenfalls im Verbund mit<br />

weiteren lokalen Akteuren.<br />

Zur Umsetzung können und sollen weitere Fördermittel <strong>für</strong> <strong>die</strong> Arbeit des sogenannten<br />

Sanierungsmanagements beantragt werden.<br />

10


1. Einleitung<br />

Das Konzept bettet sich in <strong>die</strong> gesamtstädtischen Zielsetzungen, <strong>die</strong> sich u.a. aus der<br />

Teilnahme am Klimabündnis ergeben, der Ulmer Energiedebatte 2013, des European<br />

Energy Awards (eea) und des aktuell in Erstellung befindlichen Kommunalen<br />

Klimaschutzkonzeptes ein.<br />

Als Grundlage <strong>die</strong>nen <strong>die</strong> Kenntnisse der VU, spezielle Fragebögen mit dem Schwerpunkt<br />

Energie, sowie eine Energiebilanz der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg<br />

GmbH (KEA) mit verschiedenen Szenarien. Daraufhin wurden Potentiale abgeleitet und<br />

einzelne Ziele definiert, <strong>die</strong> sich auch an den Zielsetzungen des Bundes und des Landes<br />

Baden-Württemberg orientieren. Die daraus entwickelten Handlungsfelder und einzelnen<br />

Maßnahmen wurden mit den Akteuren der Hauptabteilungen Stadtplanung, Umwelt,<br />

Baurecht (SUB) und Verkehrsplanung und Straßenbau, Grünflächen, Vermessung (VGV)<br />

sowie den städtischen Versorgungsbetrieben Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH (SWU) und<br />

Fernwärme Ulm GmbH (FUG) abgestimmt und sollen nun, mit Hilfe des sogenannten<br />

Sanierungsmanagers, umgesetzt werden.<br />

Ein kurzer Exkurs gibt einen Überblick auf mögliche Zielkonflikte oder Hemmnisse, <strong>die</strong> bei<br />

der Umsetzung der Maßnahmen beachtet werden müssen. Unter anderem sind <strong>die</strong> Themen<br />

Gentrifizierung, Denkmalschutz und Nachhaltigkeit zu beachten, um das Gleichgewicht <strong>für</strong><br />

<strong>energetische</strong>s, wirtschaftliches, stadtbild- und sozialverträgliches Handeln<br />

aufrechtzuerhalten.<br />

Abschließen wird den Bericht ein Ausblick auf <strong>die</strong> angedachte Umsetzung, sowie eine kurze<br />

Schlussbetrachtung.<br />

1.1 Zielsetzung des KfW-Förderprogramms 432<br />

Das Förderprogramm 432 "Energetische <strong>Stadtsanierung</strong>" ist Bestandteil des<br />

Energiekonzeptes der Bundesrepublik Deutschland und soll zur Erreichung der<br />

ambitionierten Klimaschutzziele beitragen. Durch das Förderprogramm sollen verstärkt<br />

integrierte <strong>Quartierskonzept</strong>e erstellt werden mit dem Ziel der Energieeffizienzsteigerung bei<br />

Gebäuden und der Verbesserung der Infrastruktur, insbesondere der Wärmeversorgung.<br />

Sofern bereits bestehende Konzepte vorhanden sind, sollen <strong>die</strong>se zur Bearbeitung<br />

herangezogen werden und sich mit dem <strong>energetische</strong>n Teil ergänzen und verbinden.<br />

Das Konzept soll umfassend <strong>die</strong> verschiedenen städtebaulichen, denkmalpflegerischen,<br />

baukulturellen, wohnungswirtschaftlichen und sozialen Belange aufnehmen und miteinander<br />

in Einklang bringen unter der Prämisse technischer und wirtschaftlicher Aspekte der<br />

Energieeffizienzsteigerung. Weiterhin sollen Einsparpotentiale ermittelt und konkrete<br />

Maßnahmen benannt werden, <strong>die</strong> dann kurz-, mittel- oder langfristig umsetzbar sind.<br />

Das erarbeitete Konzept <strong>die</strong>nt dann in einem zweiten Schritt den zuständigen Akteuren als<br />

Grundlage zur Planung und Umsetzung (vgl. Webseite kfw.de; Zugriff am 24.07.2013).<br />

11


1. Einleitung<br />

1.2 Zielsetzungen der Europäischer Union, des Bundes, des Landes<br />

Baden-Württemberg und der Stadt Ulm<br />

1.2.1 Zielsetzungen der Europäische Union<br />

Die Europäische Union (EU) verfolgt mit ihrer Festlegung auf "20-20-20" das Ziel, <strong>die</strong><br />

Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 bis zum Jahr 2020 um 20 % zu reduzieren,<br />

<strong>die</strong> Energieeffizienz um 20 % zu steigern, sowie den Anteil der erneuerbaren Energien am<br />

Gesamtverbrauch auf 20 % zu erhöhen (vgl. Webseite bmwi.de, Zugriff am 25.07.2013).<br />

Da es sich jedoch angedeutet hat, dass <strong>die</strong>se Zielsetzung mit den bisherigen rechtlichen<br />

Bedingungen nicht erreicht werden kann, wurde von der EU-Kommission eine neue EU-<br />

Energieeffizienz-Richtlinie beschlossen, <strong>die</strong> Mitte des Jahres 2014 Inkrafttreten soll (vgl.<br />

Sitzungsunterlage Gemeinderat Stadt Ulm 2013, S. 5).<br />

1.2.2 Zielsetzungen des Bundes<br />

Die Bundesregierung Deutschland hat mit ihrem Beschluss zum Energiekonzept 2050 am<br />

28.09.2010 einen großen Schritt in Richtung Klimaanpassung vollzogen und eine<br />

Gesamtstrategie <strong>für</strong> <strong>die</strong> nächsten 40 Jahre vorgegeben. Das Konzept beruht auf den<br />

Bereichen Energieeffizienzsteigerung sowie des verstärkten Einsatzes erneuerbarer<br />

Energien, um <strong>die</strong> Treibhausgasemissionen zu senken, was in der Abbildung 2 dargestellt ist<br />

(vgl. Sitzungsunterlage Gemeinderat Stadt Ulm 2013, S. 6)<br />

Klima Erneuerbare Energien Energieeffizienz<br />

Treibhausgase<br />

(Basisjahr<br />

1990)<br />

Anteil<br />

Strom<br />

Anteil<br />

Wärme<br />

Gesamtanteil<br />

am<br />

Bruttoendenergieverbrauch<br />

Primärenergie<br />

Stromverbrauch<br />

Energieproduktivität<br />

Gebäudesanierung<br />

2020 -40 % 35 % 14 % 18 % -30 % -10 %<br />

2030 -55 % 50 % 30 %<br />

2040 -70 % 65 % 45 %<br />

2050 -80 - 90 % 80 % 60 % -50 % -25 %<br />

Steigern auf<br />

2,1 % pro<br />

Jahr<br />

(Endenergieverbrauch)<br />

- 20 %<br />

Wärmebedarf<br />

Sanierungsrate<br />

von<br />

1 % auf 2 %<br />

pro Jahr<br />

steigern<br />

-80 %<br />

Primärenergiebedarf<br />

Abbildung 2: Ziel der nationalen Energie- und Klimapolitik (Eigene Darstellung) (Quelle:<br />

Sitzungsunterlage Gemeinderat Stadt Ulm 2013, S. 6)<br />

12


1. Einleitung<br />

Ergänzend zum Energiekonzept hat <strong>die</strong> Bundesregierung einige Gesetze und Verordnungen<br />

erlassen, <strong>die</strong> bei der Umsetzung des Energiekonzeptes angewandt werden. Sie werden hier<br />

aufgelistet und im Anhang kurz erläutert (vgl. Anlage 1 Gesetze und Verordnungen):<br />

<br />

Energieeinsparungsgesetz EnEG<br />

Energieeinsparverordnung EnEV 2009<br />

<br />

<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG<br />

Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz EEWärmeG<br />

1.2.3 Zielsetzungen des Landes Baden-Württemberg<br />

Mit der Koalitionsvereinbarung der Landesregierung aus dem Jahr 2011 soll <strong>die</strong> Energieund<br />

Umweltpolitik des Landes geändert werden. Dazu wird zusätzlich zum<br />

Klimaschutzgesetz, welches am 17. Juli 2013 beschlossen wurde, ein integriertes Energieund<br />

Klimaschutzkonzept (IEKK) unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit entwickelt.<br />

Die Ziele des IEKK sind vielschichtig. Neben dem Klimaschutz soll <strong>die</strong> Versorgung<br />

sichergestellt werden zu bezahlbaren Preisen. Weiterhin soll <strong>die</strong> regionale<br />

Wertschöpfungskette des Landes gesteigert und das Engagement der Bürger zu den<br />

Themen Energie und Klimaschutz gefördert werden (vgl. IEKK 2012, S. 19).<br />

Gerade <strong>die</strong> Senkung der Treibhausgasemissionen um 25 % bis ins Jahr 2020 im Vergleich<br />

zum Basisjahr 1990, welche auch im Klimaschutzgesetz festgeschrieben wurde, soll über<br />

sogenannte Sektorenziele erreicht werden (vgl. Abbildung 3).<br />

Sektor Sektorziel 2020<br />

gegenüber 1990<br />

Aktueller Minderungsbeitrag 2020<br />

gegenüber 2010<br />

Stromerzeugung -15 % bis -18 % -6 %<br />

davon im Emissionshandel 7 %<br />

Private Haushalte -20 % bis -28 % -24 %<br />

Industrie (energiebedingt) -55 % bis -60 % -31 %<br />

davon im Emissionshandel -18%<br />

Industrie (prozessbedingt) -23 % -8 %<br />

Gewerbe, Handel und<br />

Dienstleistung<br />

davon Land- und<br />

Forstwirtschaft, Landnutzung<br />

-35 % bis -40 % -29 %<br />

-35 % -22 %<br />

davon öffentliche Hand -35 % bis 40 % -29 %<br />

Verkehr -20 % bis 25 % -26 %<br />

Abfall- und Kreislaufwirtschaft -90 % -52 % (gegenüber 2009)<br />

Abbildung 3: Sektorenziele der Treibhausgasminderung des IEKK (Eigene Darstellung) (Quelle: IEKK<br />

2012, S. 27)<br />

13


1. Einleitung<br />

Weiterhin gibt es zusätzlich zu den Bundesgesetzen weitere Rechtsgrundlagen in Baden-<br />

Württemberg, <strong>die</strong> sich mit dem Thema Energie auseinandersetzen. Sie werden hier<br />

aufgelistet und im Anhang kurz erläutert (vgl. Anlage 1 Gesetze und Verordnungen:<br />

<br />

<br />

Erneuerbare-Wärmegesetz EWärmeG<br />

Gesetz zur Förderung des Klimaschutzes in Baden-Württemberg (Klimaschutzgesetz)<br />

1.2.4 Kommunale Zielsetzungen und Ulmer Energiedebatte 2013<br />

Die Stadt Ulm befasst sich schon seit über 20 Jahren umfassend mit dem Thema Energie.<br />

Der Passivhausstandard von 15 kWh/m²*a gilt <strong>für</strong> alle kommunalen Neubauten. Ebenfalls<br />

wurde im Gemeinderat 2008 beschlossen, dass bei Erweiterungen Bauteile der<br />

Gebäudehülle <strong>die</strong>sen Standard erfüllen müssen. Der Passivhausstandard übertrifft <strong>die</strong><br />

aktuellen Grenzwerte der EnEV 2009. Bei Sanierungen wird ein Wert von 70 kWh/m²*a zu<br />

Grunde gelegt.<br />

Schon seit über 20 Jahren gibt es ein stadteigenes Förderprogramm, welches zur<br />

finanziellen Unterstützung von rationellen Energieanwendungen und zum Einsatz<br />

erneuerbarer Energien genutzt wird. Das Programm ist aktualisiert worden, und es wird ein<br />

jährliches Budget von 250.000 € in den Haushalt eingestellt. Die künftige<br />

Schwerpunktsetzung soll im Bereich Passivhäuser und Netto-Nullenergiehäuser liegen.<br />

Weiterhin sollen der Bereich Kraft-Wärme-Kopplung und innovative Photovoltaik gefördert<br />

werden.<br />

Alle städtischen Gebäude werden durch Naturstrom der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH<br />

(SWU) versorgt, der keine CO 2 -Emissionen verursacht. Im Bereich der Wärmeversorgung<br />

wird der Bedarf zu zwei Dritteln über Fernwärme mit einem hohen Anteil an Kraft-Wärme-<br />

Kopplung (KWK) durch <strong>die</strong> Fernwärme Ulm GmbH (FUG) versorgt.<br />

Die Mitgliedschaft der Stadt Ulm im Klimabündnis setzt sich eine freiwillige 10%ige CO 2 -<br />

Reduzierung alle fünf Jahre zum Ziel. Weiterhin wird <strong>die</strong> Halbierung der Pro-Kopf-Emission<br />

bis spätestens 2030 im Vergleich zum Referenzjahr 1990 verfolgt (vgl. Sitzungsunterlage<br />

Gemeinderat Stadt Ulm 2013, S. 11 ff).<br />

Um das Ziel, beim European Energy Award (eea) in den Bereich Gold aufzusteigen, zu<br />

erreichen, soll vor allem im Bereich der Entwicklungsplanung das noch nicht ausgeschöpfte<br />

Potential genutzt werden. Hier<strong>für</strong> befindet sich ein kommunales Klimaschutzkonzept (KSK) in<br />

Arbeit. Weitere strategische Planungen, wie zum Beispiel das Wengenviertel als<br />

<strong>energetische</strong>s Pilotprojekt auf Quartiersebene, können dazu beitragen das angestrebte Ziel<br />

zu erreichen.<br />

14


1. Einleitung<br />

1.3 Zielsetzung in der <strong>Stadtsanierung</strong><br />

Mit der Aufnahme des Wengenviertels als Pilotprojekt in das Förderprogramm 432 der KfW<br />

setzte sich <strong>die</strong> SAN <strong>die</strong> Ziele <strong>die</strong> Datengrundlage zu verbessern, <strong>die</strong> Modernisierungsrate zu<br />

erhöhen, <strong>die</strong> Vernetzung der Akteure anzustreben und <strong>die</strong> Beratung zu qualifizieren.<br />

Die rückläufige Modernisierungsrate, welche unter anderem mit der Einstellung von<br />

Zuschüssen aus Städtebaufördermitteln in Verbindung gebracht werden kann, stellt den<br />

Hauptgrund dar, über ein neues Konzept weiteren Anschub geben zu können.<br />

Die Datengrundlage sollte aufgearbeitet werden, um eine qualifizierte Einschätzung über den<br />

Istzustand des Quartieres erlangen zu können. Darauf aufbauend vereinfacht es das<br />

Ableiten geeigneter Potentiale. Eine aussagekräftige Datengrundlage ermöglicht <strong>die</strong> Wahl<br />

der geeignetsten Sanierungsmaßnahmen.<br />

Die heutigen Anforderungen bei der Beratung von Sanierungsmaßnahmen sind sehr<br />

komplex. Sowohl technische, wirtschaftliche und soziale Aspekte sind zu beachten und<br />

abzuwägen. Dazu kommen städtebauliche und/oder denkmalpflegerische Anforderungen,<br />

<strong>die</strong> im Planungsprozess beachtet werden müssen. Weiterhin hat sich das Feld der<br />

Fördermöglichkeiten sehr ausdifferenziert. Es gilt einen stets aktuellen Überblick über <strong>die</strong><br />

Vielzahl der unterschiedlichen Programme zu wahren.<br />

Um <strong>die</strong>sen Ansprüchen besser gerecht werden zu können, soll das Konzept dazu <strong>die</strong>nen<br />

einerseits eine Verzahnung der verschiedenen Belange gezielt steuern und ganzheitlich auf<br />

Quartiersebene abgleichen zu können. Andererseits sollen <strong>die</strong> einzelnen Akteure, wie<br />

Versorgungsunternehmen, Energieberater und städtische Fachabteilungen besser<br />

miteinander vernetzt werden. Ergänzend dazu soll das Konzept unter Einbezug der Bürger<br />

fortgeschrieben werden und so an Akzeptanz und Qualität gewinnen.<br />

Deshalb erscheint <strong>die</strong> Verbindung von städtebaulichen Zielen, aus der gerade erarbeiteten<br />

VU zum Sanierungsgebiet, und den <strong>energetische</strong>n Zielsetzungen in Form <strong>die</strong>ses Konzeptes<br />

als ideale Voraussetzung um Synergien erzielen zu können.<br />

1.4 Auswahl des Quartiers Wengenviertel<br />

Das Wengenviertel liegt in der nordwestlichen Innenstadt Ulms. Das Wiederaufbauquartier<br />

der Nachkriegszeit ist trotz seiner günstigen Lage in unmittelbarer Nachbarschaft zum<br />

Einzelhandelszentrum, zu den wichtigen administrativen Einrichtungen sowie zum<br />

Hauptbahnhof weder als Geschäftsquartier noch als Wohnstandort attraktiv. Die strukturellen<br />

Defizite spiegeln sich im öffentlichen Raum, dem Wohnumfeld und in der Bausubstanz<br />

wieder und entsprechen weder funktional noch gestalterisch den Ansprüchen der Innenstadt.<br />

Zur detaillierteren Analyse und Bewertung der städtebaulichen Missstände (Funktions- und<br />

Substanzschwächen) wird auf den Bericht zur VU nach § 141 Baugesetzbuch vom August<br />

2013 verwiesen.<br />

Mit dem Instrument der städtebaulichen Sanierungsmaßnahme und einem Konzept zur<br />

<strong>energetische</strong>n Erneuerung des Wengenviertels soll eine deutlich Aufwertung des Gebietes<br />

erzielt werden.<br />

15


1. Einleitung<br />

1.5 Methodik zur Erstellung des Konzepts<br />

Die Methodik zur Erstellung des Konzeptes gliedert sich in vier Schritte und kann als "Top<br />

Down"-Ansatz, wie er im Handlungsleitfaden zur Energetischen <strong>Stadtsanierung</strong> des BMVBS<br />

dargestellt ist, angesehen werden (vgl. BMVBS 2011, S. 23). Der konzeptorientierte Ansatz<br />

wurde gewählt, da es im Wengenviertel aktuell kein Projekt gibt, an welchem man ein<br />

Konzept aufhängen könnten, wie es der projektorientierte Ansatz vorgibt.<br />

Weiterhin <strong>die</strong>nt das Konzept zunächst der strategischen Planung auf einer abstrakteren<br />

Ebene, weshalb <strong>die</strong> Bürgerbeteiligung bisher nicht gesondert erfolgt ist. Über den<br />

Sanierungsmanager sollen dann <strong>die</strong> Bürger vor Ort auf Projektebene aktiv und verstärkt in<br />

den Umsetzungsprozess eingebunden werden.<br />

1. Schritt: Analyse<br />

Eine IST-Analyse, <strong>die</strong> sowohl auf <strong>energetische</strong> wie auch städtebauliche Merkmale abzielt<br />

bildet <strong>die</strong> Grundlage des Konzeptes. Hierzu kann <strong>die</strong> VU <strong>für</strong> den städtebaulichen und <strong>die</strong><br />

Energiebilanz der KEA <strong>für</strong> den <strong>energetische</strong>n Teil herangezogen werden. Ebenfalls hilfreich<br />

waren <strong>die</strong> im Zuge der VU ausgeteilten Fragebögen, <strong>die</strong> sich einmal allgemein mit dem<br />

Viertel beschäftigten und einmal speziell mit <strong>energetische</strong>n Fragestellungen, womit ein erster<br />

Schritt zur Einbindung der Bürger vollzogen wurde.<br />

2. Schritt: Ableiten der Potentiale und Festlegen der Konzeptziele<br />

Im nächsten Schritt wurden aus den Grundlagen Potentiale abgeleitet, <strong>die</strong> sich im Konzept<br />

umsetzen lassen.<br />

Diese Potentiale <strong>die</strong>nen zur Erstellung von Zielen, <strong>die</strong> in verschiedenen Handlungsfeldern<br />

über diverse Maßnahmenvorschläge erreicht werden sollen. Weiterhin gehen <strong>die</strong><br />

Zielstellungen der Stadt in das integrierte Konzept ein.<br />

3. Schritt: Bestimmen der Handlungsfelder und Maßnahmen<br />

Eine Bestimmung von Handlungsfeldern erscheint notwendig, um spezielle Fachakteure und<br />

-bereiche gezielt einbeziehen zu können. So können <strong>für</strong> <strong>die</strong> verschiedenen Handlungsfelder<br />

einzelnen Maßnahmen entwickelt werden.<br />

Die einzelnen Maßnahmen der Handlungsfelder gliedern sich dabei in bauliche, systemische<br />

und organisatorische Maßnahmen.<br />

Als weiterer Arbeitsschritt wird der Maßnahmenkatalog nach Abstimmung mit den<br />

Fachakteuren erstellt. Aussagen zu Kosten und Zeitrahmen ergänzen ihn, sofern <strong>die</strong>s im<br />

derzeitigen Planungsstand möglich ist.<br />

4. Schritt: Umsetzung des Konzeptes<br />

Die Umsetzung der Maßnahmen kann im Konzept nur vorbereitet werden und sollte vom<br />

Sanierungsmanger begleitet und koordiniert werden.<br />

16


1. Einleitung<br />

Die folgende Grafik zeigt <strong>die</strong> oben beschriebene Vorgehensweise anhand eines Schemas, in<br />

Kombination mit einem Zeitstrahl (vgl. Abbildung 4).<br />

Projektstruktur <strong>energetische</strong> <strong>Stadtsanierung</strong> Wengenviertel<br />

Abbildung 4: Projektstruktur Wengenviertel (Quelle: Eigene Darstellung)<br />

17


2. Analyse Gebiet<br />

2. Analyse Gebiet<br />

Die Analyse des Gebietes fußt im wesentlichen auf den vorbereitenden Untersuchungen des<br />

Sanierungsgebietes Wengenviertel. Das folgende Kapitel soll daher nur einen kurzen<br />

Überblick geben. Für detailliertere Information ist der VU-Bericht heranzuziehen.<br />

2.1 Lage<br />

Das Wengenviertel bezeichnet das Quartier, in der nordwestlichen Innenstadt, das sich um<br />

<strong>die</strong> Wengengasse und <strong>die</strong> Wengenkirche erstreckt (vgl. Abbildung 5). Die ca. 4,6 ha große<br />

Fläche grenzt im Osten an das abgeschlossene Sanierungsgebiet "Stadtmitte Münster", im<br />

Süden an den Einzelhandelsbereich Hirschstraße/Bahnhofstraße, im Westen an das<br />

neugeplante Sedelhof-Quartier und im Norden an <strong>die</strong> Olgastraße.<br />

Wengenviertel<br />

Münsterplatz<br />

Bahnhofsvorplatz<br />

Abbildung 5: Lage Wengenviertel (Quelle: Eigene Darstellung)<br />

18


2. Analyse Gebiet<br />

2.2 Städtebauliche Struktur<br />

Das Wengenviertel liegt innerhalb des Altstadtrings und war Teil der spätmittelalterlichen<br />

Stadt Ulm in unmittelbarer Nähe zur nordwestlichen Stadtmauer. Nach fast vollständiger<br />

Zerstörung im 2. Weltkrieg, beruht <strong>die</strong> derzeit vorzufindende kleinteilige Parzellierung auf<br />

dem alten Stadtgrundriss. Der Großteil der Gebäude ist zwischen den Jahren 1946 und 1977<br />

entstanden.<br />

Prägend ist <strong>die</strong> zwei- bis dreigeschossige Blockrandbebauung plus Dachgeschoß mit meist<br />

traufständigen Satteldächern zur Straße hin, was im Vergleich mit der umliegenden<br />

Bebauung eine relativ geringe Dichte zur Folge hat (vgl. Abbildung 6).<br />

Im Wengenviertel sind ein hoher Anteil versiegelter Fläche und wenige Grünflächen<br />

vorzufinden. Nur am Jakob-Griesinger-Platz und an der Grabenmauer im Norden finden sich<br />

öffentliche Freiflächen (vgl. Abbildung 7). Privates Grün ist vereinzelt in den<br />

Blockinnenbereichen vorzufinden. Oftmals sind <strong>die</strong>se Bereiche jedoch mit Nebengebäuden<br />

überbaut oder vollständig versiegelt (vgl. Abbildung 8).<br />

Die geringe Anzahl von Baudenkmälern beruht auf der Tatsache der Kriegszerstörungen. Es<br />

ist jedoch davon auszugehen, dass in den Bereichen in denen bisher keine Bodeneingriffe<br />

erfolgt sind, historische Siedlungsreste zu finden sind, <strong>die</strong> dann mit der<br />

Denkmalschutzbehörde überprüft werden müssen. Genauere Ausführungen zum<br />

Themenpunkt Denkmäler sind der VU zu entnehmen.<br />

19


2. Analyse Gebiet<br />

Abbildung 6: Traufständige Gebäude der Wengengasse (Quelle: Eigene Aufnahme)<br />

Abbildung 7: Jakob-Griesinger-Platz (Quelle: Eigene Aufnahme)<br />

Abbildung 8: Irrgängle (Quelle: Eigene Aufnahme)<br />

20


2. Analyse Gebiet<br />

2.3 Soziale Struktur<br />

Im Wengenviertel leben rund 480 Einwohner (Stand 2012). Etwa 25% der Einwohner<br />

besitzen keine deutsche Staatsbürgerschaft, was leicht über dem Durchschnitt der Ulmer<br />

Innenstadt von 20% liegt. Der gesamtstädtische prozentuale Anteil an Personen ohne<br />

deutsche Staatsbürgerschaft liegt bei 16%.<br />

Vorwiegend wohnen <strong>die</strong> Einwohner in Ein-Personen-Haushalten (64 %). Verglichen mit der<br />

Ulmer Innenstadt liegt er im Durchschnitt (63 %). In Relation zur Gesamtstadt liegt der Anteil<br />

der Ein-Personen-Haushalte im Wengenviertel um 14 % höher.<br />

Das Alter der Bewohner des Wengenviertels gliedert sich wie folgt auf:<br />

Anteil an unter 18 Jährigen liegt bei 8% (Innenstadt 10%; Gesamtstadt 16%),<br />

Anteil an 18 bis 45 Jährigen liegt bei 62% (Innenstadt 49%; Gesamtstadt 40%),<br />

Anteil an über 45 Jährigen entsprich bei 30% (Innenstadt 41%; Gesamtstadt 44%).<br />

Die Eigentumsverhältnisse innerhalb des Wengenviertels sind überwiegend von<br />

Privatgrundstücken im Alleineigentum geprägt. Daneben sind im Untersuchungsgebiet<br />

mehrere Eigentümergemeinschaften bekannt. Lediglich zwei Gebäude sind im Eigentum von<br />

Wohnungs- und Siedlungsbaugesellschaften.<br />

2.4 Nutzungsstruktur<br />

Die Nutzungen der Gebäude sind gemischt und staffeln sich in gewerbliche Nutzungen in<br />

den Erd- und ersten Obergeschossen und in Wohnnutzungen in den oberen Geschossen.<br />

In den Erdgeschossen konzentrieren sich <strong>die</strong> Nutzungen auf kleinteilige Einzelhandels- und<br />

Dienstleistungsflächen sowie Gastronomiebetriebe. Zudem haben sich in den letzten Jahren<br />

auch Vergnügungsstätten angesiedelt.<br />

In den oberen Geschossen dominieren Wohn- und Dienstleistungsflächen, wobei das<br />

Angebot an Wohnraum innerhalb des Untersuchungsgebietes in den letzten Jahren<br />

abgenommen hat und der Wohnanteil derzeit lediglich bei rund 50% liegt.<br />

Innerhalb des Untersuchungsgebietes sind keinerlei Lebensmittelmärkte vorhanden. An<br />

sozialen Einrichtungen verfügt das Untersuchungsgebiet über eine Kindertagesstätte, einen<br />

Kindergarten und zwei Kirchen (vgl. VU 2013, S. 12).<br />

2.5 Verkehrliche Struktur<br />

2.5.1 Straßennetz und Belastung<br />

Das Untersuchungsgebiet ist über <strong>die</strong> Wengengasse und <strong>die</strong> Sedelhofgasse bzw.<br />

Keltergasse an <strong>die</strong> nördlich verlaufende Hauptverkehrsstraße Olgastraße und darüber an<br />

das gesamtstädtische Straßennetz angebunden. Zusätzlich erschlossen wird das<br />

Untersuchungsgebiet über <strong>die</strong> in östlicher Richtung angrenzende Pfauengasse. Das<br />

Straßennetz innerhalb des Untersuchungsgebietes ist untergliedert in Tempo 30-Zonen<br />

sowie verkehrsberuhigte Bereiche.<br />

21


2. Analyse Gebiet<br />

Die verkehrliche Belastung des Straßennetzes innerhalb des Untersuchungsgebietes ist auf<br />

Grund der zentralen Lage und des hohen Anteils an gewerblichen Nutzungen hoch. Neben<br />

dem Ziel- und Quellverkehr der Anwohner wird <strong>die</strong> verkehrliche Belastung durch<br />

parkplatzsuchende Besucher der Innenstadt sowie Lieferanten und Besucher der<br />

Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe innerhalb des Untersuchungsgebietes verstärkt.<br />

2.5.2 Ruhender Verkehr<br />

Das Thema des ruhenden Verkehrs spielt auf Grund des hohen Parkierungsdrucks innerhalb<br />

des Untersuchungsgebietes eine wichtige Rolle. Der Parkierungsdruck resultiert neben dem<br />

Stellplatzbedarf der Anwohner mit 187 zugelassenen Fahrzeugen aus der zentralen Lage<br />

des Gebietes und dem damit einhergehenden erhöhten Besucherverkehr.<br />

Die Parkierungsflächen innerhalb des Untersuchungsgebietes konzentrieren sich zum einen<br />

auf öffentliche Parkplätze entlang der Verkehrsflächen und zum anderen auf private<br />

Stellplätze und Einzelgaragen in den Blockinnenhöfen, was zur hohen Versiegelung beiträgt.<br />

2.5.3 Fußwege und Radverkehr<br />

Fuß- und Radwegeverbindungen verlaufen innerhalb des Wengenviertels ausschließlich<br />

entlang der Verkehrsflächen. Für den Fahrradverkehr ist <strong>die</strong> Nutzung entgegen der<br />

Einbahnstraßen aber zugelassen.<br />

Im Bereich der Tempo 30-Zonen sind <strong>die</strong> Fußwege von den Verkehrsflächen durch<br />

Bordsteine abgetrennt; Radwegeflächen sind hingegen weder gekennzeichnet noch<br />

abgetrennt.<br />

Im Bereich der verkehrsberuhigten Verkehrsflächen sind <strong>die</strong> Fuß- und Radwege nicht<br />

abgetrennt oder markiert. Auf Grund der reduzierten Geschwindigkeit des motorisierten<br />

Individualverkehrs (MIV) und der mit der Mischnutzung verbundenen erhöhten gegenseitigen<br />

Rücksichtnahme wird der Fuß- und Radwegeverkehr jedoch erleichtert.<br />

Innerhalb des Wengenviertels besteht ein großes Potential, <strong>die</strong> Verkehrsberuhigung der<br />

Straßenflächen großflächig auszuweiten und in Teilbereichen sogar Fußgängerzonen<br />

auszuweisen. Es ist davon auszugehen, dass mit einer zunehmenden Verkehrsberuhigung<br />

innerhalb des Untersuchungsgebietes, <strong>die</strong> Qualität der Fuß- und Radwegeverbindungen<br />

zunimmt.<br />

2.5.4 Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)<br />

Innerhalb des Untersuchungsgebiets verkehrt kein öffentlicher Nahverkehr.<br />

In unmittelbarer Nähe zum Untersuchungsgebiet befinden sich jedoch <strong>die</strong> Haltestellen<br />

„Theater“ im Norden und „Hauptbahnhof“ im Westen. Beide Haltestellen sind gut in das<br />

öffentliche Nahverkehrsnetz der SWU eingebunden und fußläufig erreichbar. Über den<br />

Bahnhof werden zusätzlich zum innerstädtischen Netz auch regionale und überregionale<br />

Verbindungen angeboten.<br />

Durch den Ausbau des Straßenbahnnetzes in Ulm und <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

stehende Verlagerung der Haltestelle „Theater“ in westlicher Richtung entlang der<br />

Olgastraße wird <strong>die</strong> Anbindung des Wengenviertels an den Öffentlichen Personenverkehr<br />

zusätzlich gestärkt.<br />

22


2. Analyse Gebiet<br />

2.6 Beratungsstruktur<br />

Um das Ziel <strong>die</strong> Beratungssituation im Wengenviertel zu verbessern, musste <strong>die</strong> aktuelle<br />

Beratungsstruktur analysiert werden. Daraus lassen sich drei wesentliche Schwächen im<br />

Beratungsprozess benennen:<br />

1. Das große Angebot an Beteiligten im Bereich der Beratung erschwert den<br />

Beratungsprozess. Sowohl <strong>die</strong> Kommune selbst, wie auch derer Tochtergesellschaften<br />

agieren als Berater. Die Bürger werden über das Thema Energie weiterhin von<br />

Verbraucherzentrale und privaten Energieberatern aus dem Kreis der Architekten und<br />

Handwerker beraten. Unter der Vielzahl <strong>die</strong>ser Akteure bestehen bisher nur teilweise<br />

Vernetzungen, wobei <strong>die</strong> Zusammenhänge <strong>für</strong> den Bürger nicht transparent sind.<br />

2. Ein sanierungswilliger Eigentümer muss sich mit verschiedenen Akteuren arrangieren,<br />

da keine durchgängige Beratung aus einer Hand bzw. einer koordinierten Stelle gibt.<br />

Einzelne Akteure liefern nur Teilaspekte. Eine durchgehende Begleitung von der<br />

Erstberatung bis zur Durchführung der Sanierung gibt es nicht.<br />

3. Der immer breiteren Markt der Fördermöglichkeiten von Bund, Land, Kommune und<br />

Banken, womit ein weiterer Baustein, der der Finanzierung, in den Prozess mit einbezogen<br />

werden muss, sowie <strong>die</strong> mangelnde Kostentransparenz können als weiterer Mangel<br />

aufgegriffen werden.<br />

23


3. Analyse Energie<br />

3. Analyse Energie<br />

Um ein <strong>energetische</strong>s Konzept zu erstellen, ist es notwendig <strong>die</strong> Verbräuche im<br />

Wengenviertel zu erfassen. Da<strong>für</strong> wurde <strong>die</strong> Klimaschutz- und Energieagentur Baden-<br />

Württemberg GmbH (KEA) beauftragt, eine Energie- und CO 2 -Bilanz zu erstellen.<br />

3.1 Energiebilanz Wengenviertel<br />

Die beauftragte KEA konnte <strong>die</strong> Verbräuche durch <strong>die</strong> örtlichen Versorger (SWU und FUG)<br />

heranziehen und mit <strong>die</strong>sen Werten weiterarbeiten. Zusätzlich wurden an alle Eigentümer<br />

Fragebögen mit speziellen Fragen zum Thema Energie verteilt, <strong>die</strong> weitere Aufschlüsse über<br />

<strong>die</strong> Verbrauchssituation gaben.<br />

Mit der Datengrundlage konnte <strong>die</strong> KEA eine aussagekräftige Bilanz erstellen, deren<br />

wesentliche Ergebnisse hier kurz wieder gegeben werden. Weitere Informationen sind des<br />

Gesamtberichtes als Anlage zu entnehmen (vgl. Anlage 2 Energiebilanz KEA).<br />

In <strong>die</strong> Bilanz sind nur <strong>die</strong> Sektoren Haushalt und Gewerbe, Handel und Dienstleistung<br />

eingeflossen. Der Sektor Verkehr wurde nicht mit einbezogen, da er auf Quartiersebene im<br />

Rahmen der Analyse zu schwer zu fassen war.<br />

3.2 IST-Situation<br />

Für das Untersuchungsgebiet besteht ein aktueller Wärmeverbrauch von rund 6,4 GWh/Jahr<br />

(65 % Fernwärme, 25 % Erdgas, 9 % Öl und 1% Heizstrom) und ein Stromverbrauch von 2,8<br />

GWh/Jahr. Daraus ergeben sich mehr als 2.800 Tonnen CO 2 im Jahr; rund 1.200 Tonnen <strong>für</strong><br />

Wärme und 1.600 Tonnen <strong>für</strong> Strom (vgl. KEA 2013, S. 6).<br />

Wärme<br />

gesamt<br />

Endenergie<br />

HH-<br />

Strom<br />

MWh/a 6.452 2.883<br />

Total<br />

CO2-Emiss. t/a 1.207 1.672 2.879<br />

EBF m² 47.920<br />

Spez.<br />

Verbrauch kWh/m² 135 60<br />

Abbildung 9: Gesamtbilanz (Eigene Darstellung) (Quelle: KEA 2013, Datenblatt Total IST)<br />

Somit ergibt sich ein durchschnittlicher spezifischer Verbrauch von 135 kWh/m²*a <strong>für</strong> Wärme<br />

und 60 kWh/m²*a <strong>für</strong> Strom. Für Wärme ist <strong>die</strong>se Zahl in etwa vergleichbar mit dem<br />

Bundesdurchschnitt typenähnlicher, unsanierter Quartiere. Im Bereich des Stromes sind <strong>die</strong><br />

Werte durch <strong>die</strong> große Nutzungsmischung deutlich höher (vgl. KEA 2013, Datenblatt Total<br />

IST).<br />

24


3. Analyse Energie<br />

3.3 Entwicklung von Szenarien<br />

Um Potentiale ableiten zu können ist es nötig, Szenarien zu entwickeln, wie sich das<br />

Wengenviertel durch Sanierungsmaßnahmen verändern soll. Da<strong>für</strong> wurde eine moderate<br />

(Szenario A) und eine ambitionierte Entwicklung, mit Ersatzneubauten (Szenario B),<br />

angenommen. Die Veränderungen (Teil- und Vollsanierung, Erweiterung, Ersatzneubau)<br />

wurden seitens der SAN <strong>für</strong> beide Szenarien gebäudeweise definiert in Anlehnung an den<br />

parallel erstellten Rahmenplan. Dabei wurden <strong>für</strong> vollsanierte Wohngebäude der EnEV-<br />

Neubaustandard (Effizienzhaus 100), <strong>für</strong> alle Neubauten der Standard Effizienzhaus 70<br />

festgelegt. Für <strong>die</strong> Sanierung von Nichtwohngebäuden wurde ein Endenergiewert <strong>für</strong> Wärme<br />

von 80 kWh/m²*a, bei Ersatzbauten 70 kWh/m²*a festgelegt. Der Stromverbrauch aller<br />

Gebäude bleibt unverändert bzw. verändert sich flächenproportional, da der Verbrauch sehr<br />

nutzerspezifisch ist (vgl. KEA 2013, S.13).<br />

Somit ergeben sich folgende Konstellationen bezüglich der Flächen (vgl. Abbildung 10):<br />

70.000<br />

Flächen (Energiebezugsfläche EBF in m²)<br />

60.000<br />

50.000<br />

40.000<br />

5.384 12.290 44.306<br />

30.000<br />

20.000<br />

42.536<br />

37.522<br />

10.000<br />

0<br />

21.018<br />

IST Szenario A Szenario B<br />

Altbestand<br />

Neubau<br />

Abbildung 10: Flächen im Quartier von IST-Zustand und Szenarien (EBF=0,8*BGF) (Quelle: KEA 2013, S.<br />

14)<br />

Flächen Neubau Altbestand Gesamt<br />

IST 5.384 42.536 47.920<br />

Szenario A 12.290 37.522 49.812<br />

Veränderung<br />

zum IST-<br />

Wert in %<br />

+128 % -12 % +4 %<br />

Szenario B 44.306 21.018 65.324<br />

Veränderung<br />

zum IST- +723 % -50 % +36 %<br />

Wert in %<br />

Abbildung 11: Flächen im Quartier von IST-Zustand und Szenarien (Eigene Darstellung) (Quelle: KEA<br />

2013, S. 14)<br />

25


3. Analyse Energie<br />

Es zeigt sich, dass im Szenario A ein Gesamtflächenzuwachs von 4 % und im Szenario B<br />

ein Zuwachs von 36 % erzielt werden kann. Zu beachten ist <strong>die</strong> Aufteilung in Neubau und<br />

Altbestand in den jeweiligen Szenarien (vgl. Abbildung 11).<br />

3.4 Ergebnisse und Vergleiche der verschiedenen Szenarien<br />

In der folgenden Tabelle sind <strong>die</strong> relevanten Ergebnisse dargestellt und werden nachstehend<br />

kurz erläutert (vgl. Abbildung 12).<br />

Endenergie<br />

FW Gas Öl Strom-<br />

Hz<br />

Wärme<br />

gesamt<br />

HH-Strom<br />

gesamt<br />

IST 4.314 1.525 541 72 6.452 2.883<br />

Veränderung<br />

zum IST<br />

Szenario A 3.256 1.160 441 26 4.883 3.122<br />

Szenario B 3.329 1.261 653 26 5.269 3.773<br />

Szenario A -25 % -24 % -18 % -64 % -24 % 8 %<br />

Szenario B -23 % -17 % 21 % -64 % -18 % 31 %<br />

Emiss.fkt. t/MWh 0,143 0,246 0,319 0,580 0,580<br />

CO2-<br />

Emiss.<br />

Szenario A 466 285 141 15 907 1.811 2.717 698 -23 %<br />

FW Gas Öl Strom-<br />

Hz<br />

Wärme HH-Strom Total Umstellung<br />

100 % FW<br />

IST 617 375 173 42 1.207 1.672 2.879 923 -24 %<br />

Szenario B 476 310 208 15 1.010 2.188 3.198 754 -25 %<br />

Veränderung<br />

Szenario A -25 % 8 % -6 % -42 %<br />

Szenario B -16 % 31 % 11 % -38 %<br />

Abbildung 12: Endenergiebedarf (MWh/a) und CO 2-Emissionen (t/a) in den Szenarien nach Energieträgern<br />

(Absolutwerte und Veränderungen gegenüber dem Ist-Zustand) (Eigene Darstellung nach Quelle: KEA<br />

2013, S. 15)<br />

In Szenario A ist der Energiebedarf <strong>für</strong> Wärme aufgrund der Sanierungen um 24 %<br />

gesunken, Der Strombedarf steigt wegen des Flächenzuwachses an, was eine nur 6%ige<br />

Reduktion der gesamten CO 2 -Emissionen zur Folge hat. Unterstellt man eine vollständige<br />

Umstellung aller Gebäude im Quartier auf Fernwärme-Versorgung, so erhält man weitere<br />

Einsparpotentiale (Reduktion im Wärmebereich um 23 %, Gesamtreduktion um 8 % im<br />

Vergleich zum Szenario A-Wert).<br />

Für das Szenario B geht der Wärmebedarf um nur 18 % zurück, was begründet ist in der<br />

erhöhten Nutzfläche und dem flächenproportionalen Stromverbrauch. Daher ist auch der<br />

Stromverbrauch gegenüber dem IST-Wert um 31 % höher. Der Absolutwert der gesamten<br />

CO 2 -Emissionen steigt daher um 11 % an. Eine Umstellung der Gebäude komplett auf<br />

Fernwärme würde eine wärmebedingte Einsparung um etwa ein Viertel, kumuliert um 8 %<br />

im Vergleich zum Szenario B-Wert bedeuten (vgl. KEA 2013, S.15).<br />

26


3. Analyse Energie<br />

Da sich <strong>die</strong> verschiedenen Szenarien aus unterschiedlich großen Flächen zusammen setzen<br />

<strong>die</strong>nt der besseren Vergleichbarkeit eine spezifische, auf den Quadratmeter, bezogene CO 2 -<br />

Betrachtung. Daraus ergibt sich <strong>für</strong> das Szenario A ein wärmebedingter Rückgang von 28 %<br />

und <strong>für</strong> Szenario B ein Rückgang von 39 % im Vergleich zum IST-Wert. Die wirkungsvollen<br />

Maßnahmen der Sanierung werden so am deutlichsten dargestellt.<br />

In Abbildung 13 und 14 sind <strong>die</strong> flächenbezogenen Endenergiewerte und der CO 2 -Wert nach<br />

Wärme und Strom aufgetragen (vgl. KEA 2013, S.17).<br />

Flächenbezogene Endenergiewerte (kWh/m²a)<br />

Wärme HH-Strom Total<br />

IST 135 60 195<br />

Szenario A 98 63 161<br />

Szenario B 81 58 139<br />

Abbildung 13: Flächenbezogene Endenergiewerte Durchschnitt Quartier (kWh/m²*a) (Eigene Darstellung)<br />

(Quelle: KEA 2013)<br />

-28 %<br />

-39 %<br />

Abbildung 14: Vergleich der spezifischen CO 2-Emissionen der Szenarien <strong>für</strong> Wärme und Strom (Quelle:<br />

KEA 2013, S. 17)<br />

27


4. Potentiale<br />

4. Potentiale<br />

Im Folgenden werden nun aus den Analysedaten Potentiale abgeleitet, <strong>die</strong> als Grundlage<br />

des Konzeptes <strong>die</strong>nen. Es ergeben sich folglich drei Potentiale:<br />

4.1 Potential 1 Effizienzsteigerung im Bereich Wärme<br />

Der Bereich Wärme bietet Potential, welches durch Sanierungsmaßnahmen auf ca. ein<br />

Drittel gesenkt werden könnte. Auch hier zeigen Vergleichswerte von BMVBS oder IWH<br />

mögliche Einsparpotentiale auf (vgl. KEA 2013: S. 9).<br />

Im Bereich der Wärmeversorgung könnte, wie oben angerissen, <strong>die</strong> CO 2 -Bilanz durch einen<br />

vollständigen Anschluss an das Fernwärmenetz weiter verbessert werden (vgl. KEA 2013: S.<br />

13).<br />

4.2 Potential 2 Effizienzsteigerung im Bereich Strom<br />

Wie aus dem Abschlussbericht der KEA hervorgeht, besitzt das Wengenviertel vor allem im<br />

Hinblick auf den Stromverbrauch große Potentiale. Die Situation von größeren<br />

Stromverbrauchern im Viertel, wie Hotels, Praxen etc. spielt hier natürlich eine wesentliche<br />

Rolle, jedoch besteht auch bei den Wohngebäuden ein nicht zu vernachlässigbares<br />

Potential. Der aktuelle Durchschnittswert von 53 kWh/m²*a bei Wohngebäuden und 77<br />

kWh/m²*a bei Nichtwohngebäuden lässt Spielräume zur Senkung offen, da <strong>die</strong>se deutlich<br />

über den Vergleichswerten, beispielsweise des VDI, liegen (vgl. KEA 2013: S. 13).<br />

Weiterhin sind auch <strong>die</strong> Versorgungsbetriebe gefragt <strong>die</strong> Nutzung von Kraft-Wärme-<br />

Kopplungen und den Ausbau erneuerbarer Energien bei der Erzeugung voranzutreiben (vgl.<br />

KEA 2013: S. 18).<br />

4.3 Potential 3 Beratung zur <strong>energetische</strong>n Gebäudesanierung<br />

Das dritte Potential des ergibt sich maßgeblich aus den ausgewerteten Fragebögen und der<br />

bestehenden Beratungsstruktur. Die hohe Rücklaufquote von 50 % zeigt das Interesse der<br />

Bevölkerung des Wengenviertels am Thema Energie. Weitere 23 % der Befragten zeigen<br />

aktives Interesse am KfW-Programm. Weitere Antworten, wie zum Beispiel, dass keine<br />

baulichen Veränderungen getätigt worden sind, es keine Solarnutzung gibt oder dass eine<br />

Energieberatung noch nicht in Anspruch genommen worden ist, lassen vermuten, dass vor<br />

allem im Bereich der Betreuung und Beratung von <strong>energetische</strong>n Sanierungsmaßnahmen im<br />

Viertel Bedarf besteht. (Vgl. Anlage 3 Fragebogen August 2012).<br />

Weiterhin sollte grundsätzlich <strong>die</strong> größere Sensibilisierung <strong>für</strong> das Thema der<br />

Energieeffizienz und <strong>die</strong> Veränderung des Verbrauchsverhaltens mit in <strong>die</strong>ses Potential<br />

einfließen.<br />

28


5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong><br />

5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong><br />

Im fünften Kapitel wird nach gründlicher Vorarbeit in Form der VU, einer <strong>energetische</strong>n<br />

Bilanz und der Ableitung von Potentialen, das <strong>energetische</strong> <strong>Quartierskonzept</strong> entwickelt. Aus<br />

den Zielsetzungen werden Handlungsfelder bestimmt, in welchen Maßnahmen<br />

vorgeschlagen werden, <strong>die</strong> zur Erfüllung der Ziele <strong>die</strong>nen. Es versteht sich als "lernendes<br />

Konzept", das im Rahmen der Umsetzung kontinuierlich fortgeschrieben wird.<br />

5.1 Akteure und Konzeptstruktur<br />

Im Zuge der Konzeptentwicklung wurde erstmalig eine Vernetzung wichtiger Akteure<br />

angestrebt und soll in der Umsetzungsphase weiter ausgebaut werden. Daraus sind wichtige<br />

Impulse <strong>für</strong> <strong>die</strong> Umsetzungsphase entstanden. Die ersten Erfahrungen zeigen, dass <strong>die</strong><br />

geplanten Maßnahmen und <strong>die</strong> Beratungsqualität nur in Kooperation der beteiligten Akteure<br />

realisierbar sind (vgl. Abbildung 15). Im Rahmen der Umsetzung werden weitere Akteure und<br />

Kooperationspartner hinzukommen.<br />

SAN<br />

FUG<br />

SUB<br />

Konzept zur<br />

<strong>energetische</strong>n<br />

<strong>Stadtsanierung</strong><br />

SWU<br />

VGV<br />

REA<br />

Abbildung 15: Fachakteure zur Erstellung des Konzeptes (Quelle: Eigene Darstellung)<br />

29


5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong><br />

Die Abbildung 16 zeigt <strong>die</strong> Konzeptstruktur in Anlehnung an <strong>die</strong> Grafik zur Projektstruktur<br />

aus Kapitel 1.5.<br />

Konzeptstruktur <strong>energetische</strong> <strong>Stadtsanierung</strong> Wengenviertel<br />

Abbildung 16: Konzeptstruktur <strong>energetische</strong> <strong>Stadtsanierung</strong> Wengenviertel (Quelle: Eigene Darstellung)<br />

30


5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong><br />

5.2 Ziele des Konzeptes<br />

Die angestrebten Konzeptziele sind qualitativer und quantitativer Natur. Quantitativen Zielen<br />

können Zahlenwerte zugeordnet werden, bei qualitativen ist <strong>die</strong>s nur schwer oder gar nicht<br />

möglich. Sowohl qualitative, wie auch quantitative Ziele haben denselben Stellenwert im<br />

Konzept.<br />

Weiterhin gibt es Zielsetzungen, <strong>die</strong> nicht nur quartiersbezogen neu definiert wurden,<br />

sondern gesamtstädtisch bereits gelten und sich auf das Wengenviertel positiv auswirken.<br />

Die angegebenen Zielwerte leiten sich aus den Bundeszielen <strong>für</strong> das Jahr 2020 ab, welche<br />

im integrierten Energie- und Klimaschutzkonzept (IEKK) des Landes Baden-Württemberg<br />

aufgenommen worden sind.<br />

Im IEKK Baden-Württemberg wird eine Reduktion des Wärmebedarfs hinsichtlich der<br />

Endenergie bis 2020 im Vergleich zum Referenzjahr 2010 von 22 % angegeben. Für den<br />

Bereich Strom wird im gleichen Zeitraum eine Absenkung um 5,5 % angestrebt (vgl. IEKK<br />

2012: S. 42 und 86).<br />

Die Annahmen des IEKK sollen als Richtwerte <strong>die</strong>nen und werden gerundet (20 % und 5<br />

%) auf das Wengenviertel übertragen. Die Transformation ergibt folgende Werte, wie sie in<br />

Kurzform in der Abbildung 17 dargestellt sind. Als Ergänzung zur Herleitung <strong>die</strong>nt <strong>die</strong><br />

Übersicht im Anlagenteil (vgl. Anlage 4 Herleitung Zielwerte).<br />

Wärme Strom Kumuliert<br />

Endenergieverbrauch<br />

(IST-Wert)<br />

in MWh<br />

Reduktion um<br />

20 %<br />

6.452<br />

1.290<br />

Endenergieverbrauch<br />

(IST-Wert)<br />

in MWh<br />

Reduktion um<br />

5 %<br />

2.883<br />

144<br />

Endenergieverbrauch<br />

kumuliert<br />

in MWh<br />

Reduktion um<br />

15 %<br />

9.335<br />

1.435<br />

Einsparung<br />

Primärenergie in<br />

MWh<br />

824<br />

Einsparung<br />

Primärenergie in<br />

MWh<br />

375<br />

Einsparung<br />

Primärenergie in<br />

MWh<br />

1.199<br />

CO 2 -Ersparnis in t 238 CO 2 -Ersparnis in t 84 CO 2 -Ersparnis in t 322<br />

Abbildung 17: Richtwerte Wengenviertel (Quelle: Eigene Darstellung)<br />

CO 2 -Ersparnis in<br />

%<br />

11<br />

Eine Reduktion des Endenergiebedarfs an Wärme um 20 % hätte einen absoluten Rückgang<br />

von 1.290 MWh im Vergleich zum aktuellen Verbrauch <strong>für</strong> das Wengenviertel zur Folge. Im<br />

Bereich des Stromes beträgt der Zielwert eine Reduktion um 144 MWh. Beide Rückgänge<br />

kumuliert ergäben 1.435 MWh weniger Endenergieverbrauch, sprich 15 %.<br />

Eine Umrechnung von Endenergie auf Primärenergie mit den aktuellen Energieträgern<br />

brächte folglich Einsparungen von 824 MWh im Bereich Wärme und 375 MWh im Bereich<br />

Strom. Die absolut gesehen geringere Einsparung von Primärenergie (1.199 MWh) im<br />

31


5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong><br />

Vergleich zu Endenergie (1.435 MWh) liegt an der Umrechnung mit einem sehr günstigen<br />

Faktor <strong>für</strong> Fernwärme und dessen hohen Anschlussgrad im Viertel.<br />

Bezieht man <strong>die</strong>se Rückgänge der Endenergie auf CO 2 -Äquivalente-Tonnen kommt man zu<br />

einer Gesamteinsparung von 354 t, was einem Rückgang von 11 % entspräche.<br />

Deutlich zu sehen ist, dass sich <strong>die</strong> (weniger) eingesparten Verbrauchsstunden im Bereich<br />

des Stromes, zu Gunsten der CO 2 -Ersparnis besonders auswirken, was mit der<br />

emissionsintensiveren Stromerzeugung zusammen hängt (144 MWh Strom ergeben 84 t<br />

CO 2 ; 1.290 MWh Wärme ergeben 238 t CO 2 ).<br />

Als Plausibilitätskontrolle <strong>für</strong> <strong>die</strong> eingesparten CO 2 -Emissionen kann das Bundesziel<br />

herangezogen werden. Für das Jahr 2020 setzt sich der Bund eine CO 2 -Reduktion um 22 %<br />

als Maßstab (Basisjahr 2010). Da in der Energiebilanz <strong>für</strong> das Wengenviertel nur <strong>die</strong><br />

Sektoren Handel, Gewerbe und Dienstleistung und Haushalte betrachtet werden, sollte auf<br />

das Wengenviertel herunter gebrochen eine 10 %ige Reduktion in den beiden benannten<br />

Sektoren erfolgen, um <strong>die</strong> Bundesziele erreichen zu können.<br />

Mit den festgelegten Zielwerten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Reduktion der Endenergie aus dem IEKK ergäb sich<br />

eine CO 2 -Einsparung um 11 %. Ein herunter gebrochener und gerundeter Wert von 10 %<br />

wird daher als plausibles Ziel <strong>für</strong> das Wengenviertel angenommen (vgl. Anlage 4 Herleitung<br />

Zielwerte).<br />

32


5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong><br />

Folglich ergeben sich sieben Ziele, <strong>die</strong> mit Hilfe des Sanierungsmanagers umgesetzt werden<br />

sollen. Ergänzend zu der Beschreibung der Ziele gibt Abbildung 19 einen Überblick über <strong>die</strong><br />

Eigenschaften der Ziele (vgl. Abbildung 18).<br />

1. Ziel: Innenstadtgerechte städtebauliche Weiterentwicklung des Wengenviertels<br />

Die städtebaulichen Ziele des Rahmenplanes sollen durch Modernisierung, Aufstockung und<br />

Neubau in den folgenden acht Jahren erreicht werden. Unter Berücksichtigung der jeweiligen<br />

Ausgangssituation auf der Parzelle (Städtebau und Gebäude) könnte als Zielmarke je ein<br />

Drittel realisierbar sein.<br />

2. Ziel: Beratung im Bereich der <strong>energetische</strong>n Gebäudesanierung verbessern<br />

Ziel ist es Maßnahmen auf Quartiersebene ganzheitlich von der Planung über <strong>die</strong><br />

Ausführung bis hin zur Finanzierung von einer koordinierten Fachstelle (SAN) betreuen zu<br />

lassen, um <strong>die</strong> jetzigen Lücken und Schnittstellen besser abdecken zu können. Die Beratung<br />

und Betreuung der Eigentümer soll in den ersten drei Jahren intensiviert werden, eine solide<br />

Entscheidungsgrundlage bieten und zur Umsetzung motivieren<br />

3. Ziel: Energieeffizienz im Bereich Wärme steigern<br />

Mit <strong>die</strong>sem Ziel soll auf Quartiersebene versucht werden den Endenergiebedarf <strong>für</strong> Wärme<br />

mit geeigneten Sanierungsmaßnahmen und Verhaltensänderungen um 20 % zu senken und<br />

damit 238 t CO 2 einzusparen.<br />

4. Ziel: Erhöhung des Anschlussgrades an Fernwärme im Viertel<br />

Durch <strong>die</strong> Erhöhung des Anschlussgrades, von derzeit ca. 65 auf rund 90 %, kann eine<br />

Verbesserung des Auslastungsgrades der Fernwärme verbucht und können weitere<br />

Einsparmöglichkeiten im CO 2 -Verbrauch erzielt werden.<br />

5. Ziel: Ausbau von regenerativen Energiesystemen bei den Versorgern<br />

Durch den Ausbau der regenerativen Energiesysteme reagieren <strong>die</strong> Versorgungsbetriebe auf<br />

<strong>die</strong> knapper werdenden fossilen Brennstoffe, wie Öl und Kohle und können so <strong>die</strong> Lücke der<br />

Atomkraftwerke auf nachhaltige Weise schließen. Somit können regenerative Maßnahmen,<br />

wie KWK auf Seiten der Energieversorger weiter forciert werden.<br />

6. Ziel: Energieeffizienz im Bereich Strom steigern<br />

Mit <strong>die</strong>sem Ziel soll auf Quartiersebene versucht werden den Endenergieverbrauch <strong>für</strong> Strom<br />

mit geeigneten Sanierungsmaßnahmen und Verhaltensänderungen um 5 % zu senken und<br />

damit 84 t CO 2 einzusparen.<br />

7. Ziel: Bürger <strong>für</strong> <strong>die</strong> Themen Energie und Nachhaltigkeit sensibilisieren<br />

Durch <strong>die</strong> Sensibilisierung der Bürger auf Gebäude- und auf Geräteebene rücken <strong>die</strong><br />

Themen Energie und Nachhaltigkeit in den Fokus der Öffentlichkeit und des Verbrauchers.<br />

Durch verbesserten Informationsaustausch und Aufzeigen von Einsparmöglichkeiten soll das<br />

Verbrauchsverhalten nachhaltig verändert werden.<br />

33


5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong><br />

Im Hinblick auf das Thema Nachhaltigkeit spielt ebenso <strong>die</strong> Wahl des Fortbewegungsmittels<br />

eine Rolle, weshalb im Wengenviertel auch Maßnahmenvorschläge im Bereich der Mobilität<br />

gemacht werden.<br />

Die genannten Zielsetzungen des integrierten <strong>energetische</strong>n <strong>Quartierskonzept</strong>es fügen sich<br />

in <strong>die</strong> angestrebten Ziele der Stadt Ulm aus dem Bericht der Energiedebatte ein. Primäres<br />

Ziel ist <strong>die</strong> Senkung des CO 2 -Verbrauchs über eine Verbesserung in den Sektoren Wärme,<br />

Strom und Verkehr (vgl. GD 171/13 vom 15.05.2013 Gemeinderat Stadt Ulm 2013, S.30 ff).<br />

Ziele<br />

Quantitativ<br />

Qualitativ<br />

Quartiersebene<br />

Stadtebene<br />

1. Ziel<br />

Innenstadtgerechte städtebauliche<br />

Weiterentwicklung des<br />

Wengenviertels<br />

X X X<br />

2. Ziel<br />

Beratung im Bereich der<br />

<strong>energetische</strong>n Gebäudesanierung<br />

verbessern<br />

3. Ziel<br />

Energieeffizienz im Bereich Wärme<br />

steigern<br />

X X X<br />

X<br />

X<br />

4. Ziel<br />

Erhöhung des Anschlussgrades an<br />

Fernwärme im Viertel<br />

5. Ziel<br />

X<br />

X<br />

Ausbau von regenerativen<br />

Energiesystemen bei den<br />

Versorgern<br />

X<br />

X<br />

6. Ziel<br />

Energieeffizienz im Bereich Strom<br />

steigern<br />

X<br />

X<br />

7. Ziel<br />

Bürger <strong>für</strong> <strong>die</strong> Themen Energie und<br />

Nachhaltigkeit sensibilisieren<br />

X X X<br />

Abbildung 18: Übersicht Eigenschaften der Ziele (Eigene Darstellung)<br />

34


5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong><br />

5.3 Handlungsfelder<br />

Um <strong>die</strong> Ziele systematisch erreichen zu können ist es notwendig Handlungsfelder<br />

festzulegen, <strong>die</strong> als Überbau <strong>für</strong> <strong>die</strong> einzelnen Maßnahmen <strong>die</strong>nen.<br />

Im Konzept werden fünf Handlungsfelder bestimmt, welche in Abbildung 19 dargestellt<br />

werden. Insbesondere das Handlungsfeld Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit weist<br />

Querbezüge zu den anderen Feldern auf.<br />

1. Handlungsfeld: Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Das Handlungsfeld Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit umfasst <strong>die</strong> Maßnahmen, <strong>die</strong><br />

sich im wesentlichen mit der Verbesserung der Beratungs- und Betreuungssituation rund um<br />

<strong>die</strong> Themen Sanierung und Energie befassen. Weiterhin werden dort alle Maßnahmen im<br />

Bezug auf Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung zusammengeführt.<br />

2. Handlungsfeld: Gebäudebestand und Neubau<br />

Im Handlungsfeld Gebäudebestand und Neubau sollen konkrete Maßnahmen <strong>für</strong><br />

sanierungsbedürftige Gebäude benannt und durchgeführt werden, um <strong>die</strong> Ziele<br />

Effizienzsteigerung bezüglich Strom- und Wärmeverbrauch zu erreichen. Weiterhin sollen<br />

Maßnahmen <strong>die</strong> Haustechnik verbessern bzw. der Austausch auf effizientere Geräte<br />

unterstützt werden.<br />

3. Handlungsfeld: Öffentlicher Raum / Wohnumfeld<br />

Im Handlungsfeld Öffentlicher Raum / Wohnumfeld werden Maßnahmen benannt, <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Aufenthaltsqualität verbessern und so zum Erreichen der Ziele beitragen.<br />

4. Handlungsfeld: Energieversorgung<br />

Das Handlungsfeld Energieversorgung zielt im wesentlichen auf <strong>die</strong> Versorgungsbetriebe ab<br />

und stellt mit unter Maßnahmen auf Stadtebene dar, <strong>die</strong> ergriffen werden sollen, um <strong>die</strong> Ziele<br />

zu erreichen.<br />

5. Handlungsfeld: Mobilität<br />

Das Handlungsfeld Mobilität ist eher als ergänzendes Handlungsfeld zu sehen, da viele<br />

Maßnahmen aufgrund der Lage und Größe des Quartiers gesamtstädtisch angegangen<br />

werden müssen (Stichwort: Neue Mobilitätskonzepte).<br />

Die Energiebilanz macht keine Aussagen über den CO 2 -Verbrauch des Verkehrs, sodass<br />

hier keine qualitative Überprüfung möglich sein wird.<br />

35


5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong><br />

Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Maßnahme 1.1 Erstellen eines Beratungs- und Betreuungsfahrplans<br />

Maßnahme 1.2 Aufbereitung geeigneter Me<strong>die</strong>n<br />

Maßnahme 1.3 Intensivierung der Bürgerbeteiligung durch Veranstaltungen<br />

Maßnahme 1.4 Ausbau des Beratungsnetzwerks<br />

Maßnahme 1.5 Angebot umfassender Information über Förderangebote/-anreize mit Städtebauförderung<br />

Gebäudebestand<br />

und Neubau<br />

Öffentlicher Raum /<br />

Wohnumfeld<br />

Energieversorgung<br />

Mobilität<br />

Maßnahme 2.1<br />

Umfassende<br />

Modernisierung mit<br />

und ohne<br />

Aufstockung<br />

Maßnahme 2.2<br />

Neubau<br />

Maßnahme 2.3<br />

Einsatz<br />

erneuerbarer<br />

Energien<br />

Maßnahme 2.4<br />

Energieeffiziente<br />

Beleuchtung/Geräte<br />

Maßnahme 2.5<br />

Radparkierung<br />

im/am Gebäude<br />

Maßnahme 3.1<br />

Entsiegelung /<br />

Begrünung des<br />

öffentlichen<br />

Raumes<br />

Maßnahme 3.2<br />

Entsiegelung /<br />

Begrünung des<br />

privaten Raumes<br />

Maßnahme 3.3<br />

Radparkierung im<br />

öffentlichen Raum<br />

Maßnahme 3.4<br />

Energieeffiziente<br />

Straßenbeleuchtung<br />

Maßnahme 4.1<br />

Ausbau /<br />

Verbesserung der<br />

Fernwärmesysteme<br />

Maßnahme 4.2<br />

Einsatz<br />

regenerativer<br />

Energieträger<br />

Maßnahme 5.1<br />

Klimaschonende<br />

Fortbewegungsmittel<br />

Maßnahme 5.2<br />

Attraktivierung<br />

ÖPNV-Angebot<br />

Maßnahme 5.3<br />

Parkleitsystem<br />

Besucher<br />

Maßnahme 5.4<br />

Parkraumbewirtschaftung<br />

Bewohner<br />

Maßnahme 2.6<br />

Hinweis auf Spar-<br />

Checks<br />

Maßnahme 2.7<br />

Förderungen von<br />

Pilotprojekten<br />

Maßnahme 2.8<br />

Ehrenamtlicher<br />

Hausmeister-<br />

Service<br />

Abbildung 19: Handlungsfelder mit jeweiligen Maßnahmen (Quelle: Eigene Darstellung)<br />

36


5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong><br />

5.4 Maßnahmenbeschreibung<br />

Im folgenden Kapitel werden <strong>die</strong> Maßnahmen je Handlungsfeld kurz beschrieben.<br />

Anzumerken ist, dass der Maßnahmenkatalog nicht abschließend ist und weiterhin Platz <strong>für</strong><br />

neue Ideen bietet, <strong>die</strong> sich aus dem Umsetzungsprozess ergeben sollen.<br />

Der sogenannten Sanierungsmanager bzw. das Sanierungsmanagement, ein Team aus<br />

verschiedenen Spezialisten, soll zunächst <strong>für</strong> den Zeitraum von drei Jahren als zentraler<br />

Ansprechpartner <strong>für</strong> das Quartier agieren. Der Umsetzungsprozess soll durch das<br />

Sanierungsmanagement koordiniert, <strong>die</strong> unterschiedlichen Maßnahmen und Projekte<br />

abgestimmt und <strong>die</strong> Erfolgskontrolle gesichert werden.<br />

5.4.1. Maßnahmen im 1. Handlungsfeld Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Maßnahme 1.1: Erstellen eines Beratungs- und Betreuungsfahrplans<br />

Um <strong>die</strong> Beratungs- und Betreuungssituation auf <strong>die</strong> besonderen Gegebenheiten im<br />

Wengenviertel abzustimmen, soll ein Beratungs- und Betreuungsfahrplan erstellt<br />

werden.<br />

Dieser Fahrplan stellt eine möglichst individuelle und umfassende Vorgehensweise<br />

dar, um <strong>die</strong> Sanierung voranzutreiben. Besonders wichtig ist hier <strong>die</strong> erstmalig,<br />

kombinierte Beratung zu Städtebau, Energie und Fördermitteln bis hin zu<br />

Vorschlägen <strong>für</strong> geeignete Partner bei der Umsetzung der<br />

Modernisierungsmaßnahmen.<br />

Für <strong>die</strong> Umsetzung des Fahrplanes ist das Sanierungsmanagement zuständig.<br />

Maßnahme 1.2: Aufbereitung geeigneter Me<strong>die</strong>n<br />

Um <strong>die</strong> Beratungssituation bezüglich der <strong>energetische</strong>n Sanierung zu verbessern und<br />

gleichzeitig <strong>die</strong> Arbeit des Sanierungsmanagers zu vereinfachen sollen geeignete<br />

Materialien und Broschüren gesichtet werden. Die bisherigen Grundlagen der in der<br />

Beratung tätigen Akteure gilt es zusammen zu tragen und zu bündeln.<br />

Eventuell kann hieraus ein Maßnahmen-Tool oder eine Informationsplattform<br />

weiterentwickelt werden, <strong>die</strong> u.a. eine schnelle Kosten-Nutzen-Analyse möglich<br />

macht.<br />

Um den Mietern und Eigentümern <strong>die</strong> Ängste und Zweifel vor der Sanierung zu<br />

nehmen sollen bei der Beratung und Betreuung verstärkt auf bereits gut umgesetzte<br />

Beispiele (Best Practice) zurückgegriffen werden. Mit dem Aufzeigen gelungener<br />

Modernisierungen können unentschlossene Eigentümer von der Sanierung überzeugt<br />

und motiviert werden.<br />

Da<strong>für</strong> soll zum einen im Laufe der Sanierungszeit <strong>die</strong> Möglichkeit genutzt werden,<br />

Best Practice-Vorhaben vor Ort oder in unmittelbarer Nähe begehen zu können,<br />

damit der Ablauf einer Sanierung erfahrbar gemacht und gegebenenfalls ein Kontakt<br />

zu Bauherren und Architekten hergestellt werden kann ("begehbare Baustelle"). Zum<br />

anderen sollen konkrete Modelle und Muster von Bauteilen in das<br />

Beratungsgespräch mit einbezogen werden, um eventuelle bauliche Veränderungen<br />

haptisch erfahrbar machen zu können.<br />

37


5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong><br />

Um <strong>die</strong> Erfüllung der Zielstellungen verfolgen zu können, ist es nötig <strong>die</strong> zukünftigen<br />

Modernisierungen zu erfassen. Über Projektdatenblätter und/oder<br />

Gebäudesteckbriefe können <strong>die</strong> neuen Werte schnell erfasst werden. In Abgleich mit<br />

der vorhandenen Datenlage (IST-Wert) können <strong>die</strong> Einsparungen ermittelt werden.<br />

Eine mögliche Verbrauchskontrolle kann eventuell in Kooperation mit der<br />

Fachhochschule Ulm verwirklicht werden, <strong>die</strong> derzeit Projekte zum Thema Smart<br />

Meter verfolgt. Smart Metering beschreibt dabei <strong>die</strong> Möglichkeit intelligente Zähler<br />

einzusetzen, <strong>die</strong> Verbräuche messen und dadurch günstige Versorgungstarife<br />

heranziehen können.<br />

Maßnahme 1.3: Intensivierung der Bürgerbeteiligung durch Veranstaltungen<br />

Eine der ersten Maßnahmen soll <strong>die</strong> Veranstaltung eines quartiersbezogenen<br />

Informationstags zum Thema Energie und Sanierung werden. Der Infotag soll als<br />

Informationsplattform <strong>die</strong>nen, welche Ziele mit dem Konzept verfolgt werden und <strong>die</strong><br />

Akteure und Beteiligten vor Ort zusammen führen. Bei guter Resonanz besteht <strong>die</strong><br />

Möglichkeit den quartiersbezogenen Informationstag in einem bestimmten Turnus zu<br />

wiederholen.<br />

Im Team "Energietag Ulm", einer Kooperation des Arbeitskreis Energie der Lokalen<br />

Agenda 21 und der Regionalen Energieagentur Ulm gGmbH (REA), wurde angeregt<br />

anstelle des bisherigen großen Energietages, eher stadtteilbezogenen, kleinere<br />

Veranstaltungen zu organisieren. Bei der Planung der Neukonzeption können<br />

gewisse Synergien im Arbeitskreis entstehen.<br />

Weiterhin sollen Informationen an <strong>die</strong> Bürger über Infobriefe oder Flyer kommuniziert<br />

werden. Eine Informationsserie in einem bestimmten Abstand zu den verschiedenen<br />

Themen der Sanierung ist geplant.<br />

Eine Ideenbörse, bei der Bürger Vorschläge zum Thema Energie einbringen können,<br />

<strong>die</strong> evtl. prämiert werden, bietet sich weiterhin als Veranstaltung an.<br />

Maßnahme 1.4: Ausbau des Beratungsnetzwerks<br />

Ein zentrales Thema ist <strong>die</strong> Vernetzung der Akteure <strong>für</strong> <strong>die</strong> Weiterentwicklung des<br />

Wengenviertel. Die kleinteilige Eigentümerstruktur verlangt konstante<br />

Ansprechpartner auf Seiten der Planung, Beratung, Ausführung und Förderung. Die<br />

Schnittstellen sollen über den Beratungs- und Betreuungsfahrplan bewältigt werden.<br />

Maßnahme 1.5: Umfassende Information über Förderangebote/-anreize mit<br />

Städtebauförderung<br />

Um <strong>die</strong> passendste Förderung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Eigentümer zu finden, gilt es sich ständig auf<br />

dem Gebiet der Förderungen weiterzubilden oder geeignete Partner heranzuziehen.<br />

Eine zentrale Anlaufstelle nimmt hierbei <strong>die</strong> SAN ein, <strong>die</strong> das nötige Know-How im<br />

Bereich der Städtebauförderung besitzt.<br />

Zusätzlich zum städtischen Förderprogramm (SUB) besteht über ein<br />

Anreizprogramm aus der Städtebauförderung (SAN) speziell <strong>für</strong> das Wengenviertel<br />

<strong>die</strong> Möglichkeit, befristet bis ins Jahr 2016, bestimmte Maßnahmen, wie<br />

38


5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong><br />

Modernisierungen mit oder ohne Aufstockung finanziell zu unterstützen und somit<br />

Modellprojekte anzuschieben.<br />

Bereits seit mehr als 20 Jahren verfügt <strong>die</strong> Stadt Ulm über ein stadteigenes<br />

Förderprogramm, welches bereits in Kapitel 1.2.4 beschrieben wird und weitere<br />

Möglichkeiten zur Finanzierung darstellt.<br />

Im Bereich der Förderung gilt es geeignete Partnerschaften mit den Sparkassen und<br />

Banken zu schließen, <strong>die</strong> im Bereich der Fördermöglichkeiten und Kredite (bspw.<br />

KfW-Programme Energieeffizienz Sanieren und Energieeffizienz Bauen) mit den<br />

Eigentümern in Kontakt kommen.<br />

39


5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong><br />

5.4.2 Maßnahmen im 2. Handlungsfeld Gebäudebestand und Neubau<br />

Maßnahme 2.1: Umfassende Modernisierung mit und ohne Aufstockung<br />

Um <strong>die</strong> klimatischen Zielsetzungen der EU, des Bundes, des Landes und der Stadt<br />

Ulm erreichen zu können, bedarf es eines hohen <strong>energetische</strong>n Standards.<br />

Umfassende Modernisierungen des Gebäudebestandes tragen einen<br />

entscheidenden Teil dazu bei.<br />

Rund 40 % der Endenergie und ca. 20 % der CO 2 -Emissionen werden in<br />

Deutschland durch den Gebäudebestand verbraucht bzw. verursacht. In Anbetracht<br />

dessen und der Tatsache, dass rund 75 % des Gebäudebestandes vor 1979 erbaut<br />

wurde, entfällt auf den Gebäudebestand ein enormes Potential (vgl. Webseite<br />

bmvbs.de, Zugriff am 27.08.2013)<br />

Dieses Potential soll über Sanierungen der Gebäude nach den gesetzlichen<br />

Standards (EnEV), Verbesserung der Haustechnik und durch effizientere<br />

Haushaltstechnik genutzt werden.<br />

Im Zuge der Beratung kann weiterhin auf höhere Standards wie Passivhäuser oder<br />

Plusenergiehäuser verwiesen werden. Besonders wichtig im Beratungsgespräch ist<br />

es auf <strong>die</strong> unterschiedlichen Fördermöglichkeiten hinzuweisen. Die Förderkonditionen<br />

können sich durch einen höheren <strong>energetische</strong>n Standard verbessern, was im Detail<br />

zu prüfen ist.<br />

Maßnahme 2.2: Neubau<br />

Ist eine Sanierung des Gebäudes aus städtebaulicher, <strong>energetische</strong>r, technischer<br />

oder wirtschaftlicher Sicht nicht mehr sinnvoll, bietet sich <strong>die</strong> Möglichkeit des<br />

Neubaus an.<br />

Anzumerken ist, dass private Bauherren dabei grundsätzlich <strong>die</strong> gesetzlichen<br />

Mindestanforderungen der geltenden EnEV einhalten müssen. Ähnlich wie bei der<br />

Modernisierung können sich auch hier <strong>die</strong> Förderkonditionen verbessern, wenn ein<br />

besserer <strong>energetische</strong>r Standard erzielt wird, was im Einzelfall zu ermitteln ist.<br />

Für Neubauvorhaben auf städtischen Grundstücken gilt hier eine Besonderheit. Aus<br />

der Ulmer Energiesparstrategie gilt der 2007 eingeführte "Energiestandard Ulm <strong>für</strong><br />

private Gebäude" mit dem gesetzliche Mindeststandards sukzessive angehoben und<br />

verbesserte Dämmstandards bei Neubauvorhaben auf städtischen Grundstücken in<br />

Ulm umgesetzt werden. Der Ulmer Mindeststandard legt das KfW- Effizienzhaus 70<br />

fest, welches nach der Verschärfung der EnEV 2009 einen um 15% verbesserten<br />

Dämmstandard vorsieht (vgl. Beschlussvorlage European Energy Award.<br />

Fachbereichsausschuss Stadtentwicklung, Bau und Umwelt am 17.05.2011, GD<br />

153/11).<br />

Maßnahme 2.3: Einsatz erneuerbarer Energien im Gebäudebestand<br />

Gebäudeinterne BHKW-Lösungen oder KWK-Technologien scheiden aufgrund des<br />

hohen Anschlussgrades an das Fernwärmenetz im Wengenviertel aus <strong>energetische</strong>r<br />

Quartierssicht aus. Einzelne Maßnahmen können jedoch sinnvoll sein und bedürfen<br />

40


5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong><br />

einer gesonderten Überprüfung. Das geringe Platzangebot in den Bestandsgebäuden<br />

bzw. in den Höfen erschwert <strong>die</strong> Installation von BHKWs.<br />

Der Einsatz von Solar- oder Photovoltaikanlagen muss unter dem Aspekt der<br />

Stadtbildverträglichkeit und der Lage in der Innenstadt gesehen werden.<br />

Grundsätzlich werden solche Anlagen nicht ausgeschlossen und bedürfen einer<br />

Abstimmung mit der Hauptabteilung Stadtplanung, Umwelt, Baurecht (SUB).<br />

Neue Technologien, wie Solarziegel oder gebäudeintegrierte Photovoltaik (GiPV),<br />

können gestalterischen Anspruch und <strong>energetische</strong>n Nutzen zusammenführen.<br />

Gerade im Wengenviertel könnten im Zuge der Sanierung, verbunden mit dem<br />

stadteigenen Förderprogramm <strong>für</strong> den Einsatz von Energiesparmaßnahmen am<br />

Gebäude, pilotartige Projekte forciert werden.<br />

Maßnahme 2.4: Energieeffiziente Beleuchtung/Geräte (insbesondere Gewerbe)<br />

Der Bereich der Gebäudebeleuchtung trägt einen wesentlichen Anteil am<br />

Stromverbrauch bei. Im Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistung beläuft sich der<br />

Anteil am Stromverbrauch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beleuchtung auf durchschnittlich 20 % (vgl. IEKK<br />

2012, S. 58).<br />

Es soll <strong>die</strong> Möglichkeit geschaffen werden, das Bewusstsein dahingehen zu schärfen,<br />

dass dort großes Einsparpotential steckt. Die Umrüstung zu energiesparenden LEDs,<br />

<strong>die</strong> bei gleicher Helligkeit weniger Strom verbrauchen und eine längere Lebenszeit<br />

garantieren, kann einen wesentlichen Aspekt dazu beitragen, das vorhandene<br />

Potential zu nutzen, welches im Wengenviertel durch viele Läden besteht. Der<br />

Vergleich von LEDs mit Energiesparlampen und Glühbirnen/Halogenstrahler kommt<br />

zu einer Gesamtkostenersparnis von über 60 % auf <strong>die</strong> Lebensdauer der LEDs hoch<br />

gerechnet (vgl. Webseite led-wunderland.de, Zugriff am 19.08.2013).<br />

Im Zuge einer Potentialermittlung bei der Erstellung des Klimaschutzkonzeptes<br />

können eventuell Synergien genutzt werden, <strong>die</strong> dann zu einer Umsetzung führen<br />

können. Dabei nehmen <strong>die</strong> SWU und REA als Akteure der Gewerbeberatung eine<br />

wichtige Rolle ein.<br />

Nicht nur im Bereich der Gebäudebeleuchtung beim Handel und in Privathaushalten<br />

ist ein Einsparpotential erkennbar. Auch durch den Tausch von alten<br />

Haushaltsgeräten kann ein wesentlicher Beitrag zur Energieeffizienz geleistet<br />

werden, der sich in der folgenden Grafik aus dem Sparbetrag gut ablesen lässt (vgl.<br />

Abbildung 20).<br />

41


5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong><br />

Abbildung 20: Übersicht Geräteeinsparung (Quelle: Webseite vattenfall.de, Zugriff am 16.10.2013)<br />

Maßnahme 2.5: Radparkierung im/am Gebäude<br />

Um nicht nur in den Handlungsfeldern Mobilität und öffentlicher Raum Grundlagen <strong>für</strong><br />

den Ausbau des Radverkehrs zu schaffen, bedarf es auch eines Umdenkens im<br />

Bereich der Stellplatzsituation in und an den Gebäuden.<br />

Da bauliche Veränderungen in Form von Fahrradkellern oder -räumen im Bestand<br />

schwer zu realisieren sind, soll alternativ über gesammelte Parkierungsmöglichkeiten<br />

in den Höfen nachgedacht werden. Größere Abstellanalagen bieten <strong>die</strong> geforderte<br />

Sicherheit und haben zusätzlich einen gemeinschaftsbildenden Nebeneffekt. In<br />

Zusammenspiel mit dem Förderprogramm "Grüne Höfe" (siehe Maßnahme 3.2) kann<br />

der Blockinnenbereich als Wohnhof gestaltet werden.<br />

Im Bereich des Neubaus sind <strong>die</strong> höheren Anforderungen an Fahrradabstellplätze zu<br />

berücksichtigen, <strong>die</strong> sich aus der Gesetzesnovelle der Landesbauordnung ergeben.<br />

Die Novelle befindet sich zur Zeit noch in der Verbändeanhörung (vgl. Webseite<br />

beteiligungsportal.baden-wuerttenberg.de, Zugriff am 16.10.2013).<br />

Maßnahme 2.6: Hinweis auf Spar-Checks<br />

Die Vielzahl der unterschiedlichen, meist kostenfreien, Checks soll zusammen<br />

getragen werden und <strong>die</strong> Angebote der lokalen Partner genutzt werden.<br />

Möglich ist es auch Aktions-Wochen zu den verschiedenen Sachgebieten (Strom,<br />

Beleuchtung, Heizung, Haushaltsgeräte) zu veranstalten.<br />

42


5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong><br />

Die Maßnahme soll den Erstkontakt zu den lokalen Akteuren erleichtern und<br />

gleichzeitig <strong>die</strong> Eigentümer und Mieter <strong>für</strong> <strong>die</strong> Themen Energie und Nachhaltigkeit<br />

sensibilisieren und ganzheitlich informieren.<br />

Maßnahme 2.7: Förderung von Pilotprojekten<br />

Um <strong>die</strong> Sanierung im Wengenviertel anzuschieben sollen Pilotprojekte über das<br />

Anreizprogramm (vgl. Maßnahme 1.5) gefördert werden. Die Sanierung sieht vor<br />

zuerst im privaten Gebäudebestand tätig zu werden und somit sollen gerade dort<br />

Pilotprojekte starten, wie zum Beispiel Konvoisanierungen.<br />

Konvoisanierungen haben den Vorteil, dass sich mehrere Eigentümer<br />

zusammenschließen und so Preisvorteile am Markt erzielen können.<br />

Planungsleistungen, aber auch Baumaterial können kostengünstiger eingekauft<br />

werden. Darüber hinaus besteht <strong>die</strong> Möglichkeit einer besseren Vernetzung der<br />

einzelnen Bauherren untereinander. Diese Konvoisanierungen gilt es von einer<br />

übergeordneten Stelle zu koordinieren und zu steuern, wie sie der<br />

Sanierungsmanager bzw. das Sanierungsmanagement darstellt.<br />

Nach aktuellem Stand lassen sich Partnerschaften im Wengenviertel erkennen.<br />

Dabei übernehmen private Eigentümer <strong>die</strong> Koordination der<br />

Modernisierungsmaßnahme nicht nur <strong>für</strong> ihr eigenes Vorhaben, sondern <strong>für</strong> das<br />

Nachbargrundstück gleich mit. Gegebenenfalls können auch blockbezogene<br />

Workshops Konvoisanierungen anstoßen.<br />

Maßnahme 2.8: Ehrenamtlicher Hausmeister-Service<br />

Unter Einbezug der Bürger findet sich eventuell der ein oder andere berufen, kleinere<br />

Maßnahmen in Gebäude/Wohnung auszuführen. Angedacht wäre zum Beispiel, <strong>die</strong><br />

Hilfe bei der Entsorgung und Transport von Haushaltsgeräten oder das Auswechseln<br />

von Leuchtmitteln bei Personen, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Tätigkeiten nicht mehr ausüben können.<br />

Eventuell bieten Fachgeschäfte <strong>für</strong> eine gewisse Zeit geeignete Produkte zu<br />

günstigeren Konditionen an.<br />

43


5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong><br />

5.4.3 Maßnahmen im 3. Handlungsfeld Öffentlicher Raum / Wohnumfeld<br />

Maßnahme 3.1: Entsiegelung / Begrünung des öffentlichen Raumes<br />

Um das ausgestoßene CO 2 lokal zu binden und in Sauerstoff umzuwandeln, sollen<br />

auch im dichten und urbanen Wengenviertel Bäume erhalten bzw. wo möglich neu<br />

gepflanzt werden oder Flächen entsiegelt werden.<br />

Weiterhin soll am Jakob-Griesinger-Platz eine Aufwertung zu einer urbane Freifläche<br />

realisiert werden, <strong>die</strong> das Wohnumfeld attraktiver macht. Angedacht ist auch <strong>die</strong><br />

Freifläche auf der Grabenmauer zu erneuern, sowie <strong>die</strong> Ausweitung der<br />

Fußgängerzone.<br />

Maßnahme 3.2: Entsiegelung / Begrünung des privaten Raumes<br />

Das Thema Entsiegelung stellt eine Verbesserung des Wohnumfeld und -klimas dar.<br />

Dabei werden jedoch auch ökologische Aspekte wie ein erhöhter Abfluss von<br />

Niederschlagswasser auf eigenem Grund und Boden erreicht.<br />

Für <strong>die</strong> erstmalige Entsiegelung von befestigten Zufahrts- und Hofflächen kann auf<br />

das bestehende städtische Förderprogramm "Grüne Höfe" zurückgegriffen werden, in<br />

der ein maximaler finanzieller Zuschuss von 25 - 35 €/m² gewährt wird, je nach Art<br />

der Ausgestaltung der Fläche.<br />

Weiterhin kann über eine Fassadenbegrünung das Mikroklima verbessert werden<br />

und einen Beitrag zu einer verbesserten Aufenthaltsqualität leisten. Ebenso zählt<br />

hierzu <strong>die</strong> Aufwertung von Terrassenbereichen.<br />

Maßnahme 3.3: Radparkierung im öffentlichen Raum<br />

Um den Umstieg auf den Radverkehr weiter zu forcieren, ist es notwendig geeignete<br />

Parkierungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum zu errichten. Die geeigneten<br />

Standorte <strong>für</strong> einzelne Abstellanlagen gilt es mit dem ortsansässigen Handel<br />

abzustimmen.<br />

Maßnahme 3.4: Energieeffiziente Straßenbeleuchtung<br />

Mit der Umrüstung der alten Straßenbeleuchtung von Quecksilberdampf-Leuchten<br />

auf energiesparende Systeme, wie LEDs, kann ein wesentlicher Beitrag zur<br />

Energieeinsparung geleistet werden.<br />

Die Arbeitsweise sieht vor, dass nicht nur einzelne Systeme ausgetauscht werden,<br />

sondern bei Bedarf komplette Straßenzüge gewechselt werden. Die Koordination und<br />

Beauftragung liegt bei der Stadt Ulm.<br />

Die Maßnahme wird ebenfalls im eea beschrieben und wird schon aktiv in anderen<br />

Stadtteilen umgesetzt. Bei einem Austausch ist mit ca. 800 - 1.000 €<br />

Investitionskosten pro LED-System zu rechnen.<br />

Im Zusammenhang mit der Aufwertung des öffentlichen Raumes kann <strong>die</strong> Maßnahme<br />

ab 2017 umgesetzt werden, außer anderweitige Planungen ermöglichen eine frühere<br />

Realisierung oder sprechen dagegen.<br />

44


5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong><br />

5.4.4 Maßnahmen im 4. Handlungsfeld Energieversorgung<br />

Maßnahme 4.1: Ausbau / Verbesserung des Fernwärmesystems<br />

Der hohe Anteil an bereits angeschlossenen Haushalte im Wengenviertel mit über 60<br />

% stellt einen sehr guten Wert im <strong>energetische</strong>n Sinn dar. Es soll trotzdem versucht<br />

werden den Anschlussgrad weiter zu erhöhen, was auch mit den<br />

Beratungsgesprächen erzielt werden soll.<br />

Zusätzlich ist von der FUG gesamtstädtisch geplant das Übertragungsmedium des<br />

Fernwärmenetzes von Dampf auf Heizwasser umzustellen, was einer Verbesserung<br />

des Systems gleich kommt.<br />

Maßnahme 4.2: Einsatz regenerativer Energieträger<br />

Die Maßnahme zielt darauf ab, dass bereits bei der Wärme- und Stromerzeugung auf<br />

regenerative Energieträger zurückgegriffen wird.<br />

Diese Maßnahme wird bereits umgesetzt mit dem Ziel der SWU bis 2020 alle Ulmer<br />

Haushalte mit Strom aus erneuerbaren Energien zu versorgen. Auch <strong>die</strong> FUG hat mit<br />

dem Bau von zwei Biomasse-Heizkraftwerken und deren Betrieb mit Holz bereits<br />

einen Beitrag geleistet und plant weitere Maßnahmen zur Reduzierung fossiler<br />

Brennstoffe.<br />

45


5. Konzept zur <strong>energetische</strong>n <strong>Stadtsanierung</strong><br />

5.4.5 Maßnahmen im 5. Handlungsfeld Mobilität<br />

Maßnahme 5.1: Klimaschonende Fortbewegungsmittel<br />

Es gilt <strong>für</strong> <strong>die</strong> zukünftig genutzten klimaschonenden Fortbewegungsmittel, wie zum<br />

Beispiel Elektrofahrräder, geeignete Infrastrukturen zu errichten. Diese befassen sich<br />

mit dem sicheren Abstellen, sowie dem möglichst gleichzeitigen Aufladen der<br />

Batterien.<br />

Die Maßnahme bedarf einer gesamtstädtischen Strategie.<br />

Maßnahme 5.2: Attraktivierung des ÖPNV-Angebotes<br />

Mit dem Umbau der Straßenbahnlinie 2 im Ulmer Stadtgebiet wird auch <strong>die</strong><br />

Haltestelle Theater verändert. Sie liegt nördlich des Wengenviertels, sprich außerhalb<br />

des Konzeptrahmens, besitzt aber aufgrund der Tragweite des ÖPNV Auswirkungen<br />

bis ins Quartier hinein.<br />

Die Maßnahme ist im eea beschrieben und soll den Umstieg vom motorisierten<br />

Individualverkehr (MIV) auf den klimaschonenden ÖPNV ermöglichen.<br />

Die Maßnahme bedarf einer gesamtstädtischen Strategie.<br />

Maßnahme 5.3: Parkleitsystem Besucher<br />

Ein Parkleitsystem soll auswärtigen Verkehrsteilnehmer vor dem Eintritt ins<br />

Wengenviertel anzeigen, ob und wo es Parkmöglichkeiten gibt. Somit wird der Park-<br />

Such-Verkehr nicht ins Quartier gezogen und <strong>die</strong> Verkehrsteilnehmer können in<br />

größeren umliegenden Parkmöglichkeiten ihr Fahrzeug abstellen. Die Maßnahme hat<br />

das Ziel unnötige Verkehrswege zu minimieren und damit auch den CO 2 -Ausstoß<br />

einzugrenzen.<br />

Über <strong>die</strong> Ausgestaltung (dynamische Anzeige, Beschilderung, etc.) des Leitsystems<br />

zur Verringerung des, ebenfalls in der VU benannten Zieles den Park-Such-Verkehr<br />

zu minimieren, bedarf es weiterer Abstimmung mit Verkehrsplanung und Straßenbau,<br />

Grünflächen, Vermessung der Stadt Ulm (VGV) .<br />

Die Maßnahme bedarf einer gesamtstädtischen Strategie.<br />

Maßnahme 5.4: Parkraumbewirtschaftung Bewohner<br />

Mit einer zentralen Parkierungsanlage in Form einer (privaten) Quartiersgarage<br />

könnte der notwendige Stellplatzbedarf teilweise abgedeckt werden. Mit der<br />

Verlagerung der Stellplätze aus dem öffentlichen Raum wird <strong>die</strong>sem mehr Qualität<br />

zugesprochen. Zusätzlicher Effekt besteht darin, dass der Park-Such-Verkehr <strong>für</strong><br />

Anwohner entfällt und wiederum Emissionsausstoß vermieden wird.<br />

Voruntersuchung und Machbarkeitsstu<strong>die</strong> <strong>für</strong> das Irrgängle sind derzeitig in<br />

Bearbeitung. Sofern <strong>die</strong> Umsetzbarkeit besteht, soll <strong>die</strong> Möglichkeit genutzt werden in<br />

der Garage Elektroladestationen zu integrieren.<br />

Alternativ wird eine intelligente Parkraumbewirtschaftung über das Quartier hinaus<br />

angedacht.<br />

46


6. Maßnahmenkatalog<br />

6. Maßnahmenkatalog<br />

Zur besseren Übersicht werden <strong>die</strong> Maßnahmen gebündelt in Form eines<br />

Maßnahmenkatalogs dargestellt. Ergänzend dazu werden <strong>die</strong> Eigenschaften (systemisch,<br />

baulich oder organisatorisch), ein Zeit- und Kostenrahmen (soweit vorhanden), <strong>die</strong> mögliche<br />

Finanzierung, sowie <strong>die</strong> maßgeblich beteiligten Akteure dargestellt (vgl. Abbildung 21).<br />

1. Handlungsfeld Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Maßnahmentitel Art Zeitrahmen<br />

Kostenrahmen<br />

(geschätzt)<br />

mögliche<br />

Finanzierung<br />

Beteiligte<br />

M 1.1<br />

Erstelle eines<br />

Beratungs- und<br />

Betreuungsfahrplans<br />

org<br />

kurzfristig<br />

über<br />

Sanierungsmanagement<br />

SAN<br />

M 1.2<br />

Aufbereitung<br />

geeignete Me<strong>die</strong>n<br />

org<br />

kurz- bis<br />

mittelfristig<br />

u.a. über<br />

Städtebaufördermittel<br />

SAN<br />

REA<br />

SWU<br />

M 1.3<br />

Intensivierung der<br />

Bürgerbeteiligung<br />

durch Veranstaltung<br />

(z.B. Energietag)<br />

org<br />

kurz- bis<br />

mittelfristig<br />

(Frühjahr<br />

2014)<br />

je nach Umfang<br />

der<br />

Veranstaltung<br />

über Städtebaufördermittel<br />

und<br />

Beteiligte<br />

SAN<br />

SUB<br />

REA<br />

SWU<br />

FUG<br />

KHS<br />

lokale<br />

Agenda<br />

u.a.<br />

M 1.4<br />

Ausbau des<br />

Beratungsnetzwerks org kurzfristig<br />

SAN<br />

SUB<br />

REA<br />

SWU<br />

FUG<br />

KHS<br />

M 1.5<br />

Umfassende<br />

Information über<br />

Förderangebote/-<br />

anreize und<br />

Städtebauförderung<br />

org<br />

kurz- bis<br />

mittelfristig<br />

Förderanreize<br />

Städtebauförderung:<br />

500.000 € bis<br />

2016<br />

Städtisches<br />

Programm:<br />

250.000 €/a<br />

SAN<br />

SUB<br />

47


6. Maßnahmenkatalog<br />

2. Handlungsfeld Gebäudebestand und Neubau<br />

Maßnahmentitel Art Zeitrahmen<br />

Kostenrahmen<br />

(geschätzt)<br />

mögliche<br />

Finanzierung<br />

Beteiligte<br />

M 2.1<br />

Umfassende<br />

Modernisierung mit<br />

und ohne<br />

Aufstockung<br />

bau<br />

mittelfristig<br />

je nach Umfang<br />

und Tiefe der<br />

Modernisierung<br />

(Einzelfallbetrachtung)<br />

teilweise über<br />

Städtebauförderung,<br />

KfW- und<br />

L-Bank-<br />

Programme<br />

SAN<br />

Eigentümer<br />

M 2.2<br />

Neubau<br />

bau<br />

mittelfristig<br />

je nach Umfang<br />

und Tiefe der<br />

Modernisierung<br />

(Einzelfallbetrachtung)<br />

teilweise über<br />

KfW- und<br />

L-Bank-<br />

Programme<br />

SAN<br />

SUB<br />

Eigentümer<br />

M 2.3<br />

Einsatz<br />

erneuerbarer<br />

Energien<br />

bau<br />

kurz- bis<br />

mittelfristig<br />

Beispiel:<br />

Normale PV-<br />

Anlage: ca.<br />

1.700 - 2.100 € /<br />

installiertem KW<br />

teilweise über<br />

städtisches<br />

Programm<br />

SAN<br />

SUB<br />

Eigentümer<br />

GiPV ca. 50 - 80<br />

% Mehrkosten<br />

M 2.4<br />

Energieeffiziente<br />

Beleuchtung/Geräte<br />

im Gebäude<br />

bau<br />

kurz- bis<br />

mittelfristig<br />

Beispiel<br />

Beleuchtung:<br />

Anschaffungskosten<br />

sind<br />

höher;<br />

Gesamtkostenersparnis<br />

über<br />

60 % möglich<br />

SAN<br />

REA<br />

Eigentümer/<br />

Mieter<br />

M 2.5<br />

Radparkierung<br />

im/am Gebäude<br />

bau<br />

mittellangfristig<br />

Private<br />

Investitionen<br />

SAN<br />

SUB<br />

M 2.6<br />

Hinweis auf Spar-<br />

Checks<br />

org<br />

kurz- bis<br />

mittelfristig<br />

kostenfrei<br />

keine<br />

Finanzierung<br />

nötig<br />

SAN<br />

Eigentümer/<br />

Mieter<br />

48


6. Maßnahmenkatalog<br />

M 2.6<br />

Förderung von<br />

Pilotprojekten<br />

(z.B. Konvoisanierungen)<br />

org<br />

kurz- bis<br />

mittelfristig<br />

je nach Projekt<br />

Private<br />

Investition<br />

plus Fördermöglichkeiten<br />

SAN<br />

Eigentümer<br />

M 2.7<br />

Ehrenamtlicher<br />

Hausmeister-<br />

Service<br />

org<br />

mittelfristig<br />

Gering, da<br />

ehrenamtlich<br />

SAN<br />

Bürger<br />

3. Handlungsfeld Öffentlicher Raum / Wohnumfeld<br />

Maßnahmentitel Art Zeitrahmen<br />

Kostenrahmen<br />

(geschätzt)<br />

mögliche<br />

Finanzierung<br />

Beteiligte<br />

M 3.1<br />

Entsiegelung /<br />

Begrünung des<br />

öffentlichen<br />

Raumes<br />

bau<br />

mittel- bis<br />

langfristig<br />

anteilig über<br />

Städtebauförderung<br />

SUB<br />

VGV<br />

M 3.2<br />

Entsiegelung /<br />

Begrünung des<br />

privaten Raumes<br />

bau<br />

mittelfristig<br />

Zuschuss: 25 - 35<br />

€/m²<br />

Eingestellte<br />

Haushaltsmittel:<br />

25.000 €/Jahr<br />

teilweise über<br />

Programm<br />

"Grüne Höfe"<br />

und evtl. über<br />

Städtebauförderung<br />

SAN<br />

SUB<br />

Eigentümer<br />

M 3.3<br />

Radparkierung im<br />

öffentlichen Raum<br />

org<br />

/<br />

bau<br />

mittel- bis<br />

langfristig<br />

je nach Anzahl<br />

und Art<br />

teilweise über<br />

Städtebauförderung<br />

SAN<br />

VGV<br />

M 3.4<br />

Energieeffiziente<br />

Straßenbeleuchtung<br />

bau<br />

mittelfristig<br />

800 - 1.000 €<br />

Investitionskosten<br />

pro zu<br />

wechselndem<br />

LED-System<br />

bisherige<br />

Ersparnis von ca.<br />

50 % bei den<br />

bereits<br />

getauschten<br />

Systemen<br />

teilweise über<br />

KfW-<br />

Programm<br />

IKK 215<br />

Energetische<br />

Stadtbeleuchtung<br />

SWU<br />

VGV<br />

49


6. Maßnahmenkatalog<br />

4. Handlungsfeld Energieversorgung<br />

Maßnahmentitel Art Zeitrahmen<br />

Kostenrahmen<br />

(geschätzt)<br />

mögliche<br />

Finanzierung<br />

Beteiligte<br />

M 4.1<br />

Ausbau /<br />

Verbesserung<br />

Fernwärmesystem<br />

sys<br />

/<br />

bau<br />

mittel- bis<br />

langfristig<br />

FUG<br />

M 4.2<br />

Einsatz reg.<br />

Energieträger<br />

sys<br />

/<br />

bau<br />

mittellangfristig<br />

SWU<br />

FUG<br />

5. Handlungsfeld Mobilität<br />

Maßnahmentitel Art Zeitrahmen<br />

Kostenrahmen<br />

(geschätzt)<br />

mögliche<br />

Finanzierung<br />

Beteiligte<br />

M 5.1<br />

Klimaschonende<br />

Fortbewegungsmittel<br />

org<br />

langfristig<br />

VGV<br />

Bürger<br />

M 5.2<br />

Attraktivierung<br />

ÖPNV (Tram)<br />

org<br />

/<br />

bau<br />

mittel- bis<br />

langfristig<br />

2018/2019)<br />

VGV<br />

SWU<br />

M 5.3<br />

Parkleitsystem<br />

Besucher<br />

org<br />

/<br />

bau<br />

mittelfristig<br />

SAN<br />

VGV<br />

Handel<br />

M 5.4<br />

Parkraumbewirtschaftung<br />

Bewohner<br />

org<br />

/<br />

bau<br />

mittelfristig<br />

SAN<br />

VGV<br />

ggf.<br />

Eigentümer<br />

Abbildung 21: Maßnahmenkatalog (Quelle: Eigene Darstellung)<br />

Erläuterungen zur Tabelle:<br />

Art sys = Maßnahmen systemischer Art<br />

org = Maßnahmen organisatorischer Art<br />

bau = Maßnahmen baulicher Art<br />

Zeitrahmen kurzfristig = 1-2 Jahre<br />

mittelfristig = 2-5 Jahre<br />

langfristig = mehr als 5 Jahre<br />

50


6. Maßnahmenkatalog<br />

Zusätzlich zum Maßnahmenkatalog soll <strong>die</strong> folgende Grafik (vgl. Abbildung 22) eine zeitliche<br />

Vorstellung zur Umsetzung der Handlungsfelder geben.<br />

Umsetzungszeitplan Sanierungsgebiet Wengenviertel<br />

Abbildung 22: Vorschlag Umsetzungszeitplan Wengenviertel (Quelle: Eigene Darstellung)<br />

Als grober Zeitplan sind zuerst <strong>die</strong> Maßnahmen des Handlungsfeldes Kommunikation und<br />

Öffentlichkeitsarbeit anzugehen, um geeignete Grundlagen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Beratungs- und<br />

Betreuungssituation zu schaffen, weshalb <strong>die</strong> Maßnahmen mit Priorität 1 beziffert wurden.<br />

Sanierungstätigkeiten privater Eigentümer im Gebäudebestand bzw. der Neubau sollen zu<br />

Beginn des Sanierungszeitraumes des Sanierungsgebietes forciert werden und besitzen<br />

daher ebenfalls Priorität 1. Unter anderem sollen hier auch Pilotprojekte durch <strong>die</strong> private<br />

Hand angeregt werden.<br />

Nach ca. zwei bis drei Jahren sollen dann verstärkt Sanierungen im öffentlichen Raum und<br />

dem Wohnumfeld stattfinden (Priorität 2).<br />

Parallel zu den Maßnahmen im öffentlichen Raum sollen systemische Veränderungen<br />

erfolgen, sodass Verkehrswege nur einmal <strong>für</strong> eventuelle Leitungsverlegungen geöffnet<br />

werden müssen. (ebenfalls Priorität 2)<br />

Maßnahmen im Bereich der Mobilität sollen erst ausreichend im gesamtstädtischen Kontext<br />

abgestimmt werden, was erfahrungsgemäß einige Zeit benötigt, bevor sie umgesetzt<br />

werden. Daher besitzen das Handlungsfeld Priorität 3. Weiterhin sind auch langfristige<br />

gesellschaftliche Prozesse im Bereich der Mobilität zu beachten.<br />

51


7. Wirtschaftlichkeit<br />

7. Wirtschaftlichkeit<br />

Die Wirtschaftlichkeit jeder einzelnen Maßnahme kann hier nicht beurteilt werden und ist<br />

Aufgabe des privaten oder öffentlichen Maßnahmenträgers.<br />

Besonders im Bereich der Gebäudemodernisierung, hängt <strong>die</strong> Wirtschaftlichkeit stark von<br />

Umfang und Qualität der jeweiligen Sanierung ab. Die folgende Grafik (vgl. Abbildung 23)<br />

gibt einen groben Überblick, mit welche Einzelmaßnahme, welche Einsparpotentiale erzielt<br />

werden können und mit welchen Kosten zu rechnen ist.<br />

Abbildung 23: Übersicht Nutzen und Kosten Sanierungsmaßnahmen Gebäudebestand (Quelle:<br />

Veranstaltung "Jahrzehnt der Sanierung")<br />

.<br />

52


8. Zielkonflikte und Umsetzungshemmnisse<br />

8. Zielkonflikte und Umsetzungshemmnisse<br />

An <strong>die</strong>ser Stelle soll ein kurzer Exkurs darauf hinweisen, dass bei der Umsetzung des<br />

Konzeptes mögliche Zielkonflikte und Hemmnisse entstehen können, <strong>die</strong> es dann<br />

gegebenenfalls abzuwägen gilt.<br />

Es werden nur stichpunktartig <strong>die</strong> Gesichtspunkte benannt und ggf. in den Analgen<br />

detaillierter ausgeführt (vgl. Anlage 5 Ausführung der Zielkonflikte).<br />

8.1 Gentrifizierung<br />

Unter Gentrifizierung versteht man den Wechsel von einer statusniederen, meist finanziell<br />

schwächeren Bewohnerstruktur zu einer statushöhern und meist auch finanziell kräftigeren<br />

Struktur (vgl. Webseite difu.de, Zugriff am 01.07.2013).<br />

Zur Amortisation der Sanierungsmaßnahmen können <strong>die</strong> Eigentümer im erlaubten Rahmen<br />

<strong>die</strong> Mieten erhöhen. Finanziell schwächere Haushalte können <strong>die</strong>se dann ggf. nicht mehr<br />

aufwenden. Aufgrund der begrenzten Situation des Wohnraumes in deutschen Groß- und<br />

Mittelstädten werden <strong>die</strong> sanierten Wohnungen von finanzkräftigeren Haushalten wieder<br />

angemietet.<br />

Es gilt deshalb <strong>die</strong>se Problematik zu beachten und nicht nur wirtschaftlich sondern auch<br />

sozialverträglich zu gestalten.<br />

8.2 Engel- und Schwabe'sches Gesetz<br />

Das Engel- und Schwabe'sche Gesetz zeigt auf, dass <strong>die</strong> Kosten <strong>für</strong> Nahrung und<br />

Wohnraum mit steigendem Einkommen auch absolut steigen, jedoch relativ betrachtet im<br />

Vergleich zum Gesamteinkommen sinken (vgl. Webseite wirtschaftslexikon.de, Zugriff am<br />

01.07.2013).<br />

8.3 Preisentwicklung im Bereich Wohnen und Energie<br />

Ergänzend zu den Punkten 8.1 und 8.2 sollte eine grundsätzliche Betrachtung der<br />

Preisentwicklung nicht fehlen. Über <strong>die</strong> Jahre hinweg zeigt sich eine Steigerung der<br />

Verbraucherpreise wie auch der Mieten. Allerdings sind <strong>die</strong> Warmmieten im Vergleich zu den<br />

Netto-Kaltmieten proportional stärker gestiegen, was maßgeblich mit den erhöhten<br />

Energiekosten zusammen hängt.<br />

8.4 Betrachtungsebene<br />

Unter dem Punkt Betrachtungsebene soll kurz erläutert werden, dass sich auch <strong>die</strong><br />

quartiersbezogenen Maßnahmen in den gesamtstädtischen Kontext integrieren bzw. in<br />

selbigem betrachtetet werden sollen. Dabei kann eine einfache fiktive Beispielsituation den<br />

Hintergrund erklären.<br />

Betrachtet man eine neue Passivhaussiedlung am Stadtrand und ein unsaniertes<br />

Innenstadtquartier wird <strong>die</strong> Siedlung am Stadtrand auf Quartiersebene betrachtet sicherlich<br />

energetisch besser abschneiden.<br />

Weitet man <strong>die</strong> Betrachtung jedoch dahin gehend aus, dass in der Passivhaussiedlung<br />

Erschließungsmaßnahmen <strong>für</strong> Ver- und Entsorgung und soziale Infrastruktur im<br />

53


8. Zielkonflikte und Umsetzungshemmnisse<br />

Neubaugebiet erst errichtet werden müssen, wird sich das Ergebnis verändern. Der Neubau<br />

von Infrastrukturen kostet Geld und benötigt ebenfalls Energie, was wiederum CO 2 -<br />

Emissionen zur Folge hat.<br />

Weiterhin kann der Vergleich auf den Bereich Mobilität ausgedehnt werden. In<br />

Innenstadtlage sind <strong>die</strong> meisten Einrichtungen und Nahrungsmittelversorger fußläufig im<br />

Sinne der "Stadt der kurzen Wege" zu erreichen. Bewohner der Neubausiedlung am<br />

Stadtrand wenden dagegen Energie in Form von Verkehr auf, um <strong>die</strong> innerstädtischen<br />

Einrichtungen besuchen zu können.<br />

8.5 Denkmalschutz<br />

Das Thema Denkmalschutz und Sanierung bedarf besonderer Betrachtung. Bei historischen<br />

Gebäuden, <strong>die</strong> saniert werden sollen, treten oftmals Zielkonflikte auf, <strong>die</strong> sich im<br />

Spannungsfeld "historische Gebäudestruktur erhalten" versus "Maßnahmen zur<br />

(<strong>energetische</strong>n) Sanierung" bewegen. Es gilt daher einen geeigneten und individuell<br />

abgestimmten Kompromiss zu finden.<br />

8.6 Nachhaltigkeit<br />

Nachhaltigkeit gilt mittlerweile als Schlüsselbegriff vieler Konzepte und soll daher auch im<br />

<strong>energetische</strong>n <strong>Quartierskonzept</strong> nicht fehlen.<br />

Nachhaltigkeit wird definiert als eine auf drei Säulen basierende Strategie zur Erreichung von<br />

Zielen. Die drei Bereiche sind Ökologie, Ökonomie und Soziales und werden seit Mitte der<br />

1990er Jahre in Form eines gleichseitigen Dreiecks dargestellt (vgl. Abbildung 31). Dabei gilt<br />

es <strong>die</strong>se drei Aspekte miteinander in Einklang zu bringen und keines dabei zu bevorzugen<br />

oder zu benachteiligen (vgl. Webseite nachhaltigkeit.info, Zugriff am 01.07.2013).<br />

Abbildung 24: Nachhaltigkeitsdreieck (Quelle: umweltschulen.de, Zugriff am 01.07.2013)<br />

Vor allem bei der Wahl und Umsetzung der jeweiligen Maßnahmen gilt es das Prinzip der<br />

Nachhaltigkeit im Hinterkopf zu behalten, um keine der Aspekte zu gefährden. Daher<br />

könnten Maßnahmen, <strong>die</strong> zwar aus ökologischer Sicht nicht <strong>die</strong> maximale Verbesserung <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Umwelt herbeiführen, jedoch auf <strong>die</strong> wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten der<br />

Eigentümer ausgelegt sind, sinnvoller und daher nachhaltiger geeignet sein als andere.<br />

54


9. Umsetzung des Konzeptes<br />

9. Umsetzung des Konzeptes<br />

Die Umsetzung des <strong>energetische</strong>n <strong>Quartierskonzept</strong>es ist eingebettet in das anfangs<br />

genannte Konzept zur städtebaulichen Weiterentwicklung des Sanierungsgebietes<br />

Wengenviertel. Aus der über 40jährigen Erfahrung mit Stadterneuerungsprozessen ist<br />

bekanntermaßen davon auszugehen, dass durchgreifende bauliche Veränderungen in einem<br />

Zeitraum von 8 bis 10 Jahren sehr ambitioniert sind. Neben den genannten <strong>energetische</strong>n<br />

Einsparzielen wird derzeit davon ausgegangen, dass in ca. 10 Jahren je ein Drittel des<br />

Gebietes neu gebaut, im Bestand modernisiert oder modernisiert und aufgestockt wurde.<br />

Entscheidend <strong>für</strong> den Umsetzungsprozess ist es, <strong>die</strong> Eigentümer und Bewohner <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Quartierserneuerung zu gewinnen, durch umfassende Öffentlichkeitsarbeit, Pilotprojekte,<br />

individuelle Beratung und Begleitung. Förderanreize <strong>für</strong> private Maßnahmen,<br />

Bürgerbeteiligung <strong>für</strong> den öffentlichen Raum und qualifizierte Partnerschaften sind bewährte<br />

Methoden, <strong>die</strong> auch hier zum Einsatz kommen werden.<br />

Die SAN wird im Auftrag der Stadt Ulm federführend den Prozess steuern und <strong>die</strong><br />

Maßnahmen koordinieren. An das Sanierungsmanagement im Sinne des KfW-Programms<br />

„Energetische <strong>Stadtsanierung</strong>“ werden hohe Anforderungen gestellt, <strong>die</strong> als Teamleistung<br />

erbracht werden. Deshalb kommt dem sog. Beratungsfahrplan eine Schlüsselrolle zu. Jeder<br />

Eigentümer, der im Sanierungsgebiet investieren will, soll umfassend beraten und begleitet<br />

werden und braucht einen Ansprechpartner.<br />

Darüber hinaus muss im Rahmen des Sanierungsmanagements auch <strong>die</strong> Vernetzung und<br />

Abstimmung der Fachakteure vorangetrieben werden.<br />

Der hohe personelle Aufwand kann nur durch <strong>die</strong> zusätzliche Förderung aus dem KfW-<br />

Programm 432 "Energetische <strong>Stadtsanierung</strong> - Zuschüsse <strong>für</strong> integrierte <strong>Quartierskonzept</strong>e<br />

und Sanierungsmanager" geleistet werden. Da <strong>die</strong> Förderung auf drei Jahre begrenzt ist, gilt<br />

es in <strong>die</strong>ser Zeit <strong>die</strong> privaten baulichen Projekte maßgeblich anzustoßen.<br />

10. Schlussbetrachtung<br />

Klimaschutz und Energiewende bringen komplexe technologische, wirtschaftliche und<br />

gesellschaftliche Veränderungsprozesse mit sich. Sie stellen hohe Anforderungen an alle<br />

Beteiligten.<br />

Die globalen, nationalen und kommunalen Strategien werden hier pilothaft auf ein Quartier<br />

herunter gebrochen, was <strong>die</strong> Chance in sich birgt, <strong>die</strong> großen Zusammenhänge im<br />

unmittelbaren Wohn- und Arbeitsumfeld verstehen zu lernen und Synergien zu nutzen, so<br />

dass <strong>die</strong> Umsetzung nicht individualisiert und ohne städtebaulichen Zusammenhang von<br />

statten geht. Daraus können sowohl Erkenntnisse <strong>für</strong> andere Stadtteile als auch wieder <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> übergeordneten Strategien und Konzepte gewonnen werden.<br />

55


Quellenverzeichnis<br />

Quellenverzeichnis<br />

Literatur<br />

BMVBS 2011<br />

BMVBS 2012<br />

Deutsches<br />

Statistisches<br />

Bundesamt 2011<br />

Handlungsleitfaden zur Energetischen Stadterneuerung, Hrsg.<br />

Bundesministerium <strong>für</strong> Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

(BMVBS), Berlin 2011<br />

Energetische Stadterneuerung – Zukunftsaufgabe der<br />

Stadtplanung (Modellvorhaben in Städten der Bundesländer<br />

Brandenburg und Sachsen-Anhalt), Werkstatt: Praxis Heft 78,<br />

Hrsg. Bundesministerium <strong>für</strong> Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

(BMVBS), Berlin 2012<br />

Auszug aus dem Datenreport 2011 - Deutsches Statistisches<br />

Bundesamt, Bundeszentrale <strong>für</strong> politische Bildung/bpb, Bonn<br />

2011<br />

IEKK 2012<br />

KEA 2013<br />

Wirtschaftsministerium<br />

Baden-<br />

Württemberg 2009<br />

<strong>Integriertes</strong> Energie- und Klimaschutzkonzept Baden-<br />

Württemberg Arbeitsentwurf 6, Hrsg. Ministerium <strong>für</strong> Umwelt,<br />

Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, 2012,<br />

abgerufen unter Webseite beko.baden-wuerttemberg.de am<br />

05.08.2013<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm Schlussbericht, Klimaschutzund<br />

Energieagentur Baden-Württemberg (KEA), Verfasser Dipl.-<br />

Ing. Harald Bieber, Karlsruhe 2013<br />

Energiekonzept Baden-Württemberg 2020, Hrsg.<br />

Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, Stuttgart 2009<br />

Weitere Unterlagen<br />

Sitzungsunterlage<br />

Gemeinderat Stadt Ulm<br />

Anlage 1 zu GD 171/13 Energiedebatte 2013, Sitzung des<br />

Gemeinderates am 15.05.2013, abgerufen unter Webseite ulm.de<br />

am 22.05.2013<br />

Beschlussvorlage European Energy Award.<br />

Fachbereichsausschuss Stadtentwicklung, Bau und Umwelt am<br />

17.05.2011, GD 153/11<br />

Veranstaltung<br />

"Jahrzehnt der<br />

Sanierung"<br />

Vorbereitende<br />

Untersuchung (VU)<br />

Präsentation Sparkasse Ulm, Veranstaltung am 19.09.2013,<br />

Sparkasse Neue Mitte<br />

Sanierungstreuhand Ulm GmbH, Bericht zur Vorbereitenden<br />

Untersuchung nach § 141 Baugesetzbuch (BauGB), Ulm 2013<br />

LVI


Quellenverzeichnis<br />

Internet<br />

Webseite<br />

beteiligungsportal.bad<br />

en-wuerttemberg.de<br />

Webseite bmvbs.de<br />

Webseite bmwi.de<br />

http://www.beko.baden-wuerttemberg.de/ (Zugriff am 05.08.2013)<br />

Webseite beko.badenwuerttemberg.de<br />

http://beteiligungsportal.badenwuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/beteiligungsportal/MVI/Doku<br />

mente/Landesbauordnung_Gesetzentwurf.pdf (Zugriff am<br />

16.10.2013)<br />

http://www.bmvbs.de/SharedDocs/DE/Artikel/SW/<strong>energetische</strong>stadtsanierung.html<br />

(Zugriff am 27.08.2013)<br />

http://www.bmwi.de/DE/Themen/Energie/Energiepolitik/europaeis<br />

che-energiepolitik.html (Zugriff am 25.07.2013)<br />

http://www.bmwi.de/Dateien/BMWi/PDF/Energiedaten/energiestat<br />

istiken-energiepreiseenergiekosten,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb=<br />

true.pdf (Zugriff am 08.08.2013)<br />

Webseite difu.de<br />

Webseite kefk.org<br />

Webseite kfw.de<br />

Webseite<br />

nachhaltigkeit.info<br />

Webseite ulm.de<br />

Webseite<br />

umweltschulen.de<br />

Webseite vattenfall.de<br />

Webseite<br />

wirtschaftslexikon.de<br />

Webseite zeit.de<br />

http://www.difu.de/publikationen/difu-berichte-42011/was-isteigentlich-gentrifizierung.html<br />

(Zugriff am 01.07.2013)<br />

Webseite enevonline.de<br />

http://me<strong>die</strong>n.enevonline.de/infos_2013/131016_bmvbs_bmwi_bundesregierung_ve<br />

rabschiedet_neue_energieeinsparverordnung.pdf (Zugriff am<br />

17.10.2013)<br />

http://kefk.org/wohnen/mieter_profitieren_von_<strong>energetische</strong>n_san<br />

ierungen (Zugriff am 19.08.2013)<br />

https://www.kfw.de/media/pdf/download_center/foerderprogramm<br />

e__inlandsfoerderung_/pdf_dokumente_2/6000002110_M_432_Z<br />

uschuss.pdf (Zugriff am 24.07.2013)<br />

Webseite ledwunderland.de<br />

http://www.led-wunderland.de/Vergleich-LED-Leuchtmittel-<br />

Energiesparlampen-Gluehbirnen (Zugriff am 19.08.2013)<br />

http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/nachhaltigkeitsdreieck_1395.<br />

htm?sid=b73c32154e6d834af367d34e733209f8 (Zugriff am<br />

01.07.2013)<br />

http://buergerinfo.ulm.de/vo0050.php?__kvonr=2871&voselect=6<br />

176 (Zugriff am 22.05.2013)<br />

http://www.umweltschulen.de/images/image7015.gif (Zugriff am<br />

01.07.2013)<br />

http://www.vattenfall.de/de/infowelt-energie/file/modernehauhaltsgeraete_23971822.jpg<br />

(Zugriff am 16.10.2013)<br />

http://www.wirtschaftslexikon24.com/d/engel-schwabe-schesgesetz/engel-schwabe-sches-gesetz.htm<br />

(Zugriff am 01.07.2013)<br />

http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-08/mieten-inflation-energie<br />

(Zugriff am 19.08.2013)<br />

LVII


Anlagen<br />

Anlagen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Anlage 1: Gesetze und Verordnungen<br />

Anlage 2: Energiebilanz Wengenviertel<br />

Anlage 3: Energetischer Fragebogen Wengenviertel - Auswertung gesamt<br />

Anlage 4: Herleitung der Zielsetzungen des Konzeptes<br />

Anlage 5: Ausführungen der Zielkonflikte<br />

LVIII


Anlagen<br />

Anlage 1: Gesetze und Verordnungen<br />

Gesetze und Verordnungen auf Bundesebene<br />

Energieeinsparungsgesetz EnEG:<br />

Durch das EnEG wir <strong>die</strong> Bundesregierung ermächtigt Verordnungen zu erlassen, <strong>die</strong> den<br />

Energieverbrauch von Gebäuden senken sollen. Darin ist festgelegt, dass ab dem Jahr<br />

2019/2021 der Niedrigstenergiehausstandard, welcher dem Passivhausstandard<br />

entspricht, eingeführt werden soll.<br />

Energieeinsparverordnung EnEV 2009:<br />

Die EnEV regelt den Einsatz energiesparenden Wärmeschutzes und Anlagentechnik bei<br />

Neu- und Bestandsgebäuden. Im Vergleich zum Vorläufer sind in der aktuellen Version<br />

unter anderem höhere Bauteilanforderungen bei Modernisierungen zu beachten.<br />

Eine Novellierung der EnEV wurde am 16.10.2013 beschlossen und tritt sechs Monate<br />

nach der Verkündung im Bundesgesetzblatt in Kraft, wie es in der Pressemitteilung<br />

Nummer 223/2013 heißt (vgl. Webseite enev-online.de, Zugriff am 17.10.2013)<br />

Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG:<br />

Das EEG regelt <strong>die</strong> Vergütung der Stromeinspeisung von erneuerbaren Energien. Mit<br />

Rückwirkung auf April 2012 wurde das Gesetz geändert, um den Bereich Photovoltaik<br />

verstärkt auszubauen.<br />

Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz EEWärmeG:<br />

Ziel des Gesetzes aus dem Jahr 2011 ist es den Anteil erneuerbarer Energien am<br />

Endenergieverbrauch <strong>für</strong> Wärme und Kälte auf 14 % bis ins Jahr 2020 zu erhöhen. Daher<br />

besteht <strong>die</strong> Pflicht <strong>für</strong> Neubauten einen festgelegt Anteil aus erneuerbaren Energien zu<br />

decken, etwa in Form von Biomasse, Solarthermie oder Umweltwärme.<br />

Gesetze und Verordnungen auf Landesebene<br />

Erneuerbare-Wärmegesetz EWärmeG:<br />

Das EWärmeG gilt seit 2009 nur noch <strong>für</strong> Wohngebäude im Bestand und schreibt<br />

Hauseigentümern vor, beim Tausch der Heizungsanlage sich zur Nutzung eines 10 %-<br />

Anteils erneuerbarer Energien zu verpflichten, wobei auch Ersatztechniken wie<br />

Wärmedämmungen und KWK zugelassen sind.<br />

Gesetz zur Förderung des Klimaschutzes in Baden-Württemberg (Klimaschutzgesetz)<br />

Das Gesetz gilt mit Einschränkung einiger weniger Paragraphen, <strong>die</strong> erst später in Kraft<br />

treten, seit Juli 2013. Es zielt darauf ab, Treibhausgasemissionen zu reduzieren und <strong>für</strong><br />

eine nachhaltige Energieversorgung <strong>die</strong> Grundlage zu stellen. Der Grundsatz des<br />

Gesetzes basiert auf Energieeinsparung, -bereitstellung, -umwandlung, -speicherung und<br />

-nutzung, sowie der Ausbau erneuerbarer Energien.<br />

LIX


Anlagen<br />

Anlage 2: Energiebilanz Wengenviertel<br />

LX


Energiebilanz Wengenviertel Ulm<br />

Schlussbericht<br />

Auftraggeber:<br />

Sanierungstreuhand Ulm GmbH<br />

Verfasser:<br />

Dipl.-Ing. Harald Bieber<br />

Schlussbericht<br />

Karlsruhe, Juli 2013


Inhalt<br />

1 Aufgabenstellung .................................................................................................................................... 3<br />

2 Datenlage ................................................................................................................................................... 3<br />

3 Vorgehensweise ....................................................................................................................................... 4<br />

4 Ergebnisse Ist-Analyse ........................................................................................................................... 5<br />

4.1 Allgemeines ..................................................................................................................................... 5<br />

4.2 Energetische Kennwerte ............................................................................................................. 6<br />

4.3 Bewertung und Interpretation .................................................................................................. 7<br />

4.4 Stromverbrauch .......................................................................................................................... 13<br />

5 Szenarien ................................................................................................................................................. 14<br />

5.1 Annahmen .................................................................................................................................... 14<br />

5.2 Ergebnisse ..................................................................................................................................... 15<br />

5.3 Mögliche Entwicklungen im Strombereich ....................................................................... 17<br />

5.4 Minderungsziele des Bundes .................................................................................................. 19<br />

6 Zusammenfassung und Empfehlungen ....................................................................................... 20<br />

7 Anhang ..................................................................................................................................................... 22<br />

7.1 Verwendete Abkürzungen ....................................................................................................... 22<br />

7.2 Tabellenverzeichnis ................................................................................................................... 23<br />

7.3 Abbildungsverzeichnis .............................................................................................................. 23<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht<br />

09.07.2013


1 Aufgabenstellung<br />

Die Sanierungstreuhand Ulm GmbH (im Folgenden auch kurz als SAN bezeichnet) hat <strong>für</strong><br />

das Sanierungsgebiet Wengenviertel in der Ulmer Innenstadt <strong>die</strong> Förderung des KfW-<br />

Programms 432 <strong>für</strong> ein integriertes <strong>Quartierskonzept</strong> beantragt. In <strong>die</strong>sem Kontext wurde<br />

<strong>die</strong> KEA im März 2013 mit der Erstellung der Energie- und CO 2 -Bilanz <strong>für</strong> das Gebiet beauftragt.<br />

Hierbei ist zunächst der Ist-Zustand abzubilden und dann gemeinsam mit der SAN<br />

zwei Szenarien <strong>für</strong> <strong>die</strong> künftige Entwicklung des Gebietes aufzuzeigen, in welchen plausible<br />

Annahmen zur baulichen Entwicklung im Gebiet getroffen wurden (Sanierungsmaßnahmen,<br />

bauliche Erweiterungen bzw. Ersatzneubau, Anschluss an das Fernwärmenetz).<br />

Diese beiden Szenarien – eine moderate und eine ambitionierte Entwicklung – sind dann<br />

ebenfalls zu bilanzieren. Die Bilanzierung beschränkt sich auf den Gebäudebereich, da nur<br />

<strong>die</strong>ser Gegenstand des <strong>Quartierskonzept</strong>es ist.<br />

2 Datenlage<br />

Für alle 72 Gebäude im Untersuchungsgebiet lagen Grundstücksfläche, Grundfläche sowie<br />

<strong>die</strong> Zahl der Vollgeschosse vor, woraus Bruttogrundfläche und Geschossflächenzahl errechnet<br />

wurde (<strong>die</strong> derzeit in Bau befindlichen Gebäude wurden nicht berücksichtigt). Im<br />

Zuge einer Begehung gemeinsam mit Vertretern der Sanierungstreuhand am 15. März<br />

wurden alle Gebäude in Augenschein genommen, fotografisch dokumentiert und einer<br />

Baualtersklasse sowie einer Nutzungsart zugeordnet; weiterhin wurde der derzeitige Sanierungszustand<br />

und eventuelle Besonderheiten erfasst. Weiterhin wurden <strong>für</strong> alle Gebäude<br />

<strong>die</strong> Anzahl der Wohn- bzw. der Nutzungseinheiten ermittelt (Anzahl der Klingeln/<br />

Türschilder bzw. Briefkästen). In einigen Fällen wurden Gebäude, <strong>die</strong> derselben Hausnummer<br />

zugeordnet sind, als getrennte Teilgebäude betrachtet, z.B. wenn <strong>die</strong>se unterschiedliche<br />

Geschosszahlen aufweisen.<br />

Der umfangreiche, von der Sanierungstreuhand Ulm an alle Eigentümer übermittelte Fragebogen<br />

wurde <strong>für</strong> 36 Gebäude ausgefüllt, eine detaillierte Auswertung wurde seitens der<br />

SAN selbst durchgeführt. Charakteristisch <strong>für</strong> das Gebiet ist <strong>die</strong> Homogenität des Gebäudebestands<br />

bezüglich des Baualters (nach den erteilten Auskünften stammen über 90 %<br />

der Gebäude aus den Jahren 1946-1977), <strong>die</strong> überwiegende Mischnutzung der Gebäude<br />

sowie der hohe Anschlussgrad an das Fernwärmenetz.<br />

Anzumerken ist, dass der hohe Anteil gemischt genutzter Gebäude <strong>die</strong> eindeutige Zuordnung<br />

zu einer Nutzungsart (Wohngebäude, Büro- und Verwaltungsgebäude etc.) naturgemäß<br />

erschwert. Dies ist <strong>für</strong> das Gesamtergebnis eher unerheblich, lässt jedoch eine<br />

trennscharfe Auswertung der Ergebnisse <strong>für</strong> einzelne Nutzungsklassen nicht zu.<br />

Durch <strong>die</strong> örtlichen Versorger (SWU und FUG) wurden <strong>für</strong> alle Gebäude <strong>die</strong> Verbrauchswerte<br />

<strong>für</strong> Strom, Gas und Wärme mitgeteilt. Beim Fernwärmebezug war der Zeitraum von<br />

März 2011 bis Februar 2012 erfasst, beim Erdgasbezug haben <strong>die</strong> Zeiträume teilweise<br />

stark differiert (von unter 100 bis über 600 Tage), ebenso beim Stromverbrauch.<br />

Für insgesamt 56 Gebäude im Untersuchungsgebiet liegen Verbrauchswerte <strong>für</strong> Wärme<br />

bzw. Gas vor; zwei Gebäude werden nutzungsbedingt nicht beheizt, drei sind strombeheizt,<br />

sieben Gebäude sind der Verbrauchsstellen anderer Gebäude zugeordnet bzw. werden<br />

mit <strong>die</strong>sen gemeinsam versorgt. Nur von sechs Gebäuden waren keine Verbrauchsdaten<br />

zu ermitteln, da sie nicht leitungsgebunden versorgt werden und auch <strong>die</strong> Fragebögen<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 3/23<br />

09.07.2013


keine Aussagen zum Energieverbrauch enthielten; ein weiteres Gebäude ist offensichtlich<br />

mit Einzelöfen ausgestattet, wovon nur ein Teil mit Gas versorgt wird.<br />

Die Datenlage ist somit sehr zufriedenstellend.<br />

3 Vorgehensweise<br />

Alle Verbrauchsdaten <strong>für</strong> Gas und Fernwärme wurden mit Gradtagszahlen gewichtet, auf<br />

den 10-Jahres-Mittelwert <strong>für</strong> Ulm witterungsbereinigt und auf den Zeitraum eines vollen<br />

Jahres normalisiert. Auch <strong>die</strong> Stromverbräuche wurden jeweils auf ein Jahr umgerechnet.<br />

(Die Gasverbräuche wurden vollständig der Raumwärme zugeordnet, obgleich bei den<br />

Hotels im Gebiet zu vermuten ist, dass ein erheblicher Teil des Gasverbrauchs <strong>für</strong> Kochzwecke<br />

verwendet wird. Dieser Anteil dürfte strenggenommen nicht witterungsbereinigt<br />

werden, der entstehende Fehler kann jedoch vernachlässigt werden.) Der Gasverbrauch<br />

wurde zudem vom Brennwert (Ho) auf den Heizwert umgerechnet. In einigen Fällen waren<br />

mehrere Gebäude derselben Verbrauchsstelle zugeordnet, dort wurden <strong>die</strong> Verbräuche<br />

dann proportional zur BGF umgelegt.<br />

Zur Bildung der Verbrauchskennwerte wurde <strong>die</strong> Nutzfläche als Energiebezugsfläche mit<br />

einem Faktor 0,8 aus der Bruttogrundfläche abgeleitet. Für <strong>die</strong> (mutmaßlich) ölbeheizten<br />

Gebäude wurden Verbrauchskennwerte nach Veröffentlichungen des BMVBS angesetzt<br />

(BMVBS-Online-Publikation, Nr. 11/2012, Vergleichswerte <strong>für</strong> Verbrauch bei Wohngebäuden;<br />

bzw. BMVBS, Bekanntmachung der Regeln <strong>für</strong> Energieverbrauchskennwerte und<br />

der Vergleichswerte im Nichtwohngebäudebestand vom 30. Juli 2009, im Folgenden<br />

[BMVBS2009]). Bei einem seit längerem leerstehenden Gebäude (Ulmergasse 15) wurde<br />

ebenfalls ein typischer Verbrauchskennwert in Ansatz gebracht.<br />

Zur Umrechnung der Endenergieverbräuche in Nutzwärme wurde <strong>für</strong> Erdgasheizungen<br />

ein Jahresnutzungsgrad von 0,85 und <strong>für</strong> Ölheizungen von 0,8 angenommen, bei Fernwärme<br />

und Elektroheizungen wurde <strong>die</strong>ser mit 1,0 angesetzt.<br />

(Anmerkung: Bei einigen Gebäuden wurde in der Tabelle eine Aufteilung in Gebäudeteile<br />

vorgenommen, sofern <strong>die</strong>se unterschiedliche Geschosszahlen aufwiesen. Daher weist ein Teil<br />

der Tabellen insgesamt 79 Einträge auf, tatsächlich sind 69 Gebäude im Gebiet erfasst. Drei<br />

Gebäude wurden aus der Gebäudetabelle entfernt: Die Garagen bzw. Car Ports in Sedelhofgasse<br />

4 bzw. Webergasse 3 sowie das Gebäude Webergasse 1, welches zum Hotel Ulmergasse<br />

8 gehört.)<br />

In einem Simulationsprogramm (BHKW-Plan) werden <strong>für</strong> alle Gebäudetypen und Sanierungszustände<br />

auf der Basis der örtlichen Klimadaten <strong>die</strong> Energiebedarfskennwerte ermittelt.<br />

Aus den Bewohnerzahlen werden ergänzend Bedarfswerte <strong>für</strong> <strong>die</strong> Warmwasserbereitung<br />

berechnet. Die so ermittelten Werte aus der Gebäudesimulation werden dann<br />

mit den erhobenen Verbrauchskennwerten abgeglichen, um eine möglichst realitätsnahe<br />

Modellierung zu erhalten.<br />

Für <strong>die</strong> künftige Entwicklung des Quartiers werden Szenarien betrachtet, in welchen Annahmen<br />

bezüglich Sanierungsmaßnahmen, bauliche Erweiterungen bzw. Ersatzneubau<br />

getroffen wurden. Auch <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen energetisch verbesserten bzw. baulich erweiterten Zustand<br />

des Quartiers werden dann Simulationsrechnungen durchgeführt, welche den künftig<br />

zu erwartenden Energiebedarf aufzeigen.<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 4/23<br />

09.07.2013


4 Ergebnisse Ist-Analyse<br />

4.1 Allgemeines<br />

Im Untersuchungsgebiet liegen 69 Gebäude mit einer Bruttogrundfläche von etwa 53.000<br />

m² insgesamt, aus der sich rechnerisch eine Energiebezugsfläche von ca. 42.500 m² ergibt<br />

(EBF = 80 % der BGF). Die Gebäude weisen im Mittel ca. 3,5 Vollgeschosse auf, <strong>die</strong> mittlere<br />

EBF pro Gebäude liegt bei etwa 540 m². 46 Gebäude wurden als Wohngebäude, 23 als Nichtwohngebäude<br />

eingeordnet. Bei der Begehung wurden 259 Wohneinheiten sowie 124<br />

Nutzungseinheiten gewerblicher Art ermittelt, im Mittel 3,8 WE pro Gebäude bezogen auf<br />

alle Gebäude, bzw. 5,6 WE pro Gebäude, wenn nur <strong>die</strong> als Wohngebäude deklarierten Gebäude<br />

zugrunde gelegt werden. Zwei weitere Gebäude mit einer BGF von zusammen<br />

6.730 m² sind derzeit in Bau.<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

bis 1918 1919 -<br />

1948<br />

1949 -<br />

1957<br />

1958 -<br />

1968<br />

1969 -<br />

1978<br />

1979 -<br />

1983<br />

Anteil Gebäude<br />

Anteil BGF<br />

Grafik 1: Verteilung der Gebäude auf <strong>die</strong> Altersklassen<br />

Wie bereits erwähnt, stammt der größte Teil der Gebäude aus den Nachkriegsjahrzehnten<br />

bis 1978, nur vier Gebäude sind jünger.<br />

Fast alle Gebäude lassen sich den Größenklassen zwischen 200 – 500 und 500 – 2.000 m²<br />

Nutzfläche (bzw. EBF) zuordnen, nur vier sind kleiner als 200 m², eines größer als 2.000.<br />

Anzahl Gebäude<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

unter 200 m² 200-500 m² 500-2000 m² über 2000 m²<br />

Grafik 2: : Verteilung der Gebäude auf <strong>die</strong> Größenklassen<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 5/23<br />

09.07.2013


Laut statistischem Landesamt ist in Ulm jede Wohneinheit im Mittel mit 2,1 Personen<br />

belegt; bei 259 Wohneinheiten ergibt sich somit rechnerisch eine Einwohnerzahl von 544<br />

Personen im Untersuchungsgebiet (ohne <strong>die</strong> Nutzer der Nichtwohngebäude). Diese wurde<br />

den Berechnungen bezüglich Warmwasserbedarf zugrunde gelegt. Erst nach Fertigstellen<br />

der Berechnungen lag der durch <strong>die</strong> VU ermittelte Bewohnerzahl vor, <strong>die</strong>se liegt tatsächlich<br />

nur bei 1,6 Einwohnern pro WE. Auch <strong>die</strong> Anzahl der WE wurde mit 240 etwas nach<br />

unten korrigiert.<br />

Bedingt durch <strong>die</strong> hohe Zahl der gemischt genutzten Gebäude ist eine belastbare Aussage<br />

über <strong>die</strong> Wohnfläche pro Einwohner kaum möglich; <strong>die</strong>se Einschränkung gilt sinngemäß<br />

auch <strong>für</strong> andere, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Nutzungsart spezifische Auswertungen. Die den Wohngebäuden<br />

zugeordneten Gebäude weisen in der Summe 23.280 m² EBF auf, davon ist jedoch ein Teil<br />

zu Nichtwohnzwecken genutzt; umgekehrt ist in manchen der als Nichtwohngebäude<br />

deklarierten Gebäude auch ein gewisses Maß an Wohnnutzung vorhanden. Rechnerisch<br />

ergeben sich aus den vorliegenden Zahlen ca. 43 m² EBF bzw. Wohnfläche pro Einwohner<br />

bzw. 61 m² pro Einwohner bei Ansatz der Zahlen aus der VU. Der erste Wert entspricht<br />

recht genau dem Landesdurchschnitt in Baden-Württemberg, der zweite liegt weitaus<br />

höher, was einen hohen Anteil von Leerstand vermuten lässt.<br />

4.2 Energetische Kennwerte<br />

Für das Quartier wurde ein Endenergieverbrauch von rund 6 GWh pro Jahr <strong>für</strong> Wärme und<br />

2,7 GWh <strong>für</strong> Strom (ohne Heizstrom) ermittelt. Der Wärmeverbrauch (Raumwärme, Warmwasser<br />

sowie Kochgas) schlüsselt sich auf in 3,9 GWh Fernwärme (65 %), 1,5 GWh Erdgas<br />

(25 %) sowie 0,5 GWh <strong>für</strong> Heizöl, hinzu kommen ca. 70 MWh Strom <strong>für</strong> Elektroheizungen<br />

(alle Werte rund). Rechnerisch ergibt sich unter Berücksichtigung der Jahresnutzungsgrade<br />

der Heizsysteme ein Bedarf an Nutzwärme von 5.740 MWh pro Jahr <strong>für</strong> das Quartier.<br />

Dieser gebäudebedingte Energieverbrauch verursacht Treibhausgas(THG)-Emissionen in<br />

Höhe von mehr als 2.700 Jahrestonnen: Rund 1.150 t/a <strong>für</strong> Wärme, 1.580 t/a <strong>für</strong> Strom.<br />

Einheit<br />

Endenergie<br />

Wärme<br />

gesamt<br />

Haushalts-<br />

Strom<br />

Total<br />

Nutzwärme<br />

MWh/a 6.076 2.722 5.739<br />

CO 2 -Emissionen t/a 1.153 1.579 2.731 (-)<br />

Fläche (EBF) m² 42.536<br />

Spez. Verbrauch kWh/m² 64 135<br />

Tabelle 1: : Gesamtbilanz<br />

Fernwärme Gas Öl Strom-Hz HH-Strom<br />

Summe kWh/a 3.937.298 1.524.681 541.270 72.327 2.721.861<br />

Anteil EE 65% 25% 9% 1%<br />

Emiss.-faktor t/MWh 0,143 0,246 0,319 0,580 0,580<br />

CO 2 -Äq. t/a 563 375 173 42 1579<br />

Anteil CO 2 21% 14% 6% 2% 58%<br />

Tabelle 2: : Anteile der einzelnen Energieträger<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 6/23<br />

09.07.2013


Es ergibt sich ein mittlerer Verbrauchskennwert <strong>für</strong> Wärme (arithmetisches Mittel aller<br />

Gebäude) von 140 kWh/m²a, bezogen auf Endenergie; der Medianwert liegt bei<br />

130 kWh/m²a. Die einzelnen Werte streuen stark im Bereich von unter 50 bis zu 300 kWh<br />

(Standardabweichung 59 kWh).<br />

(Zur Erläuterung: Der Mittelwert ist das arithmetisches Mittel aller Werte, also deren<br />

Summe divi<strong>die</strong>rt durch deren Anzahl; der Medianwert einer Anzahl von Werten ist <strong>die</strong><br />

Zahl, welche an der mittleren Stelle steht, wenn man <strong>die</strong> Werte nach Größe sortiert: Die<br />

Hälfte der Werte ist also größer, <strong>die</strong> andere Hälfte kleiner als der Medianwert.)<br />

Die Stromverbrauchskennwerte streuen noch stärker (unter 10 bis über 200 kWh, Standardabweichung<br />

42 kWh), der Mittelwert liegt bei 61, der Medianwert bei 53 kWh/m²a.<br />

Die Diagramme in Grafik 3 auf der folgenden Seite zeigen <strong>die</strong> Verteilung der EBF sowie der<br />

Verbrauchskennwerte <strong>für</strong> Wärme und Strom.<br />

4.3 Bewertung und Interpretation<br />

Der relativ niedrige Beitrag der Raumwärme zu den Gesamtemissionen ist vor allem dem<br />

hohen Anteil fernwärmeversorgter Gebäude zu verdanken, da <strong>die</strong> Fernwärme der FUG aufgrund<br />

des hohen Deckungsbeitrags des Biomasse-HKW einen günstigen CO 2 -Emissionsfaktor<br />

aufweist. Es ist zu erwarten, dass sich <strong>die</strong>ser nach Berücksichtigung des Biomasse-<br />

HKW II, welches Anfang 2013 in Betrieb ging, nochmals erheblich verbessert. Obwohl zwei<br />

Drittel des Wärmeverbrauchs durch Fernwärme bereitgestellt werden, trägt <strong>die</strong>se nur mit<br />

etwa 20 % zu den gesamten THG-Emissionen bei.<br />

Besonders hohe Wärmeverbrauchskennwerte haben <strong>die</strong> Hotels, <strong>die</strong> Kirchengebäude und<br />

verschiedene gewerblich genutzte Gebäude wie z.B. Pfauengasse 23 (Physiotherapiepraxis),<br />

Dreiköniggasse 19, Walfischgasse 2 (energetisch ungünstige Bauweise) und einige weitere.<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 7/23<br />

09.07.2013


EBF (m²)<br />

Wärme (kWh/m²a)<br />

Strom (kWh/m²a)<br />

0 1.000 2.000<br />

0 100 200 300<br />

0 100 200 300<br />

Grafik 3: : Flächen sowie Energiekennwerte aller Gebäude im Quartier, , absteigend geordnet<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 8/23<br />

09.07.2013


Vergleicht man <strong>die</strong> hier ermittelten Wärmeverbrauchswerte mit Verbrauchskennwerten <strong>für</strong><br />

den deutschen Gebäudebestand, wie sie beispielsweise von BMVBS oder IWH (Tabelle 3)<br />

veröffentlicht wurden, so zeigt sich, dass sie durchaus im zu erwartenden Bereich liegen. Über<br />

alle Gebäude gemittelt ergibt sich ein Verbrauchskennwert von etwa 140 kWh/m²a (Endenergie,<br />

incl. Warmwassererzeugung; <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wohngebäude liegt der Kennwert bei 126,<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Nichtwohngebäude bei 163 kWh/m²a).<br />

Der Grenzwert <strong>für</strong> Passivhäuser liegt bei 15 kWh/m²a (hier allerdings Heizwärmebedarf),<br />

bei anspruchsvollen Sanierungen lassen sich sog. Vier- oder auch Drei-Liter-Häuser mit<br />

vertretbarem Aufwand realisieren (Heizwärmebedarf um 30 bis 40 kWh/m²a), also ein<br />

Endenergiebedarf im Bereich von unter 50 kWh/m²a, je nach Art der Wärmeerzeugung.<br />

Auch im Wengenviertel erreichen einige vollsanierte Objekte Verbrauchswerte in <strong>die</strong>sem<br />

Bereich. Anders ausgedrückt, könnte bei umfassender Sanierung des Quartiers der Energieverbrauch<br />

<strong>für</strong> den Wärmebereich um etwa zwei Drittel reduziert werden.<br />

Verbrauchskennwerte (kWh/m²a, Medianwert)<br />

BAK A B C D E F<br />

bis 18 19-48 49-57 58-68 69-78 79-83<br />

KMH unsaniert 159 162 160 161 151 143<br />

KMH vollsaniert 137 136 134 128 131 137<br />

MMH unsaniert 141 152 148 150 146 137<br />

MMH vollsaniert 126 118 116 110 122 117<br />

Tabelle 3: : Verbrauchskennwerte (Endenergie, Medianwerte).<br />

Quelle: IWH-Stu<strong>die</strong> 52/2010 (aus Wirtschaft im Wandel 9/2010)<br />

Die Tabelle 4 zeigt <strong>die</strong> Analyse der Gebäudedaten des Quartiers, aufgeschlüsselt nach Baualtersklassen<br />

sowie Gebäudegrößen unter und über 500 m². Hierbei wurde aufgrund der<br />

Vielzahl von Gebäuden mit Mischnutzung auf eine Differenzierung zwischen Wohn- und<br />

Nichtwohngebäuden verzichtet. Bei den Vergleichen ist zu beachten, dass <strong>die</strong> IWH-Stu<strong>die</strong><br />

nur <strong>die</strong> Medianwerte ausweist, <strong>die</strong> typischerweise unter den Mittelwerten liegen, während<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Kennwerte des Wengenviertels <strong>die</strong> Mittelwerte herangezogen wurden.<br />

BAK A B C D E F Gesamt<br />

Anzahl bis 18 19-48 49-57 58-68 69-78 79-83<br />

KMH < 500 m² 2 11 19 5 37<br />

MMH > 500 m² 1 2 8 12 5 4 32<br />

Gesamt 1 4 19 31 10 4 69<br />

Summe EBF (m²)<br />

KMH < 500 m² 657 3.186 7.476 1.794 13.113<br />

MMH > 500 m² 564 2.029 7.141 8.894 4.342 6.454 29.424<br />

Gesamt 564 2.686 10.327 16.370 6.136 6.454 42.536<br />

Wärme (kWh/m²a)<br />

KMH < 500 m² 143 99 145 221 142<br />

MMH > 500 m² 142 215 139 118 158 129 138<br />

Gesamt 142 179 116 135 189 129 140<br />

Tabelle 4: : Gebäudedaten des Wengenviertels nach Baualtersklassen sowie Gebäudegrößen<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 9/23<br />

09.07.2013


Gebäude bis 500 m²<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

bis 18 19-48 49-57 58-68 69-78 79-83<br />

IWH unsan IWH vollsan Wengenviertel<br />

Gebäude über 500 m²<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

bis 18 19-48 49-57 58-68 69-78 79-83<br />

IWH unsan IWH vollsan Wengenviertel<br />

Grafik 4: : Verbrauchskennwerte Wengenviertel im Vergleich zur IWH-Stu<strong>die</strong><br />

(Endenergie in kWh/m²a)<br />

Für <strong>die</strong> meisten Gebäudeklassen zeigen sich erwartungsgemäß Werte, <strong>die</strong> zwischen denen<br />

der unsanierten und der vollsanierten Gebäude liegen. Erhebliche Abweichungen nach<br />

oben ergeben sich bei den kleinen Gebäuden der AK E, bedingt durch <strong>die</strong> Gebäude Heigeleshof<br />

5, Pfauengasse 23 und Dreiköniggasse 19 mit sehr hohen spezifischen Verbräuchen<br />

von fast 300 kWh/m²a, sowie den großen Gebäuden der Altersklasse B, bedingt durch das<br />

Gebäude Ulmergasse 8. Der Kennwert der AK E ist bei den großen Gebäuden ebenfalls<br />

erhöht, bedingt durch mehrere Nichtwohngebäude mit relativ hohem Verbrauch. Ein unterdurchschnittlicher<br />

Wert zeigt sich dagegen bei den kleinen Gebäuden der AK C, was auf<br />

<strong>die</strong> offenbar wenig beheizte Kirche in Wengengasse 8 sowie <strong>die</strong> energetisch sanierten<br />

Gebäude Irrgängle 3 und Walfischgasse 4 zurückzuführen ist.<br />

Die Werte in der Stu<strong>die</strong> des BMVBS sind auszugsweise in Tabelle 5 und Tabelle 6 dargestellt.<br />

Sie sind nicht nach Baualtersklassen differenziert, jedoch nach unterschiedlichen<br />

Beheizungsarten (Gas/Öl oder Fernwärme) und auch bezüglich der Größenklassen stärker<br />

differenziert als <strong>die</strong> Werte in der IWH-Stu<strong>die</strong>.<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 10/23<br />

09.07.2013


Verbrauchskennwerte<br />

alle E-Träger,<br />

alle San.-zustände<br />

Mittel<br />

Median<br />

unter 200 m² 151 145<br />

200-500 m² 135 130<br />

500-2000 m² 122 117<br />

über 2000 m² 108 103<br />

alle E-Träger,<br />

alle Größenklassen<br />

Neubau 02 85 82<br />

Neubau 95 bzw. komplett saniert 107 101<br />

vorwiegend unsaniert 138 132<br />

komplett unsaniert 156 148<br />

Tabelle 5: : Verbrauchskennwerte (Endenergie). . Quelle: BMVBS-Online<br />

Online-Publikation, Nr. 11/2012,<br />

Vergleichswerte <strong>für</strong> Verbrauch bei Wohngebäuden<br />

Verbrauchskennwerte Öl/Gas Fernwärme<br />

Mittel Median Mittel Median<br />

unter 200 m² vorw. unsaniert 155 149 142 136<br />

kpl. unsaniert 176 167 144 143<br />

200-500 m² vorw. unsaniert 141 136 123 115<br />

kpl. unsaniert 156 149 158 147<br />

500-2000 m² vorw. unsaniert 133 129 116 109<br />

kpl. unsaniert 139 134 138 126<br />

über 2000 m² vorw. unsaniert 128 125 102 98<br />

kpl. unsaniert 137 133 111 104<br />

gewicht.<br />

Mittel<br />

Tabelle 6: : Verbrauchskennwerte, differenziert. Quelle wie oben. . Die Mittelwerte Öl/Gas und<br />

Fernwärme wurden entsprechend ihrem Anteil mit 9:1 gewichtet (90 % der ausgewerteten<br />

Gebäude sind Öl/Gas-beheizt, 10 % mit Fernwärme)<br />

154<br />

173<br />

139<br />

156<br />

131<br />

139<br />

125<br />

134<br />

Anzahl Gebäude < 200 m² 200-500 m² 500-2000 m² > 2000 m² Gesamt<br />

NWG 3 6 13 1 23<br />

WG 1 27 18 46<br />

Gesamt 4 33 31 1 69<br />

Summe EBF m²<br />

NWG 434 2.231 13.839 2.752 19.256<br />

WG 161 10.286 12.833 23.280<br />

Gesamt 595 12.518 26.672 2.752 42.536<br />

Wärme kWh/m²a<br />

NWG 145 203 151 137 163<br />

WG 169 126 128 128<br />

Gesamt 151 140 138 137 140<br />

Tabelle 7: : Gebäudedaten des Wengenviertels nach Größenklassen<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 11/23<br />

09.07.2013


In Tabelle 7 sind <strong>die</strong> Daten des Wengenviertels entsprechend aufgeschlüsselt. Ergänzend<br />

sind in <strong>die</strong>ser Tabelle auch Wohn- und Nichtwohngebäude separat dargestellt, was jedoch<br />

wegen der bereits erwähnten großen Zahl gemischt genutzter Gebäude nur bedingt aussagefähig<br />

ist. Auch hier wird deutlich, dass <strong>die</strong> Verbrauchskennwerte im zu erwartenden<br />

Bereich liegen.<br />

Vergleich Verbrauchskennwerte<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

unter 200 m² 200-500 m² 500-2000 m² über 2000 m²<br />

Alle Gebäude<br />

Wengenviertel<br />

Vergleich Verbrauchskennwerte<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

unter 200 m² 200-500 m² 500-2000 m² über 2000 m²<br />

kpl. unsan vorw. unsan Wengenviertel<br />

Grafik 5: Vergleich Wengenviertel<br />

mit Mittelwerten aller Gebäude (oben) und unsanierten<br />

bzw. teilsanierten Gebäuden (unten) (Endenergie in kWh/m²a)<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 12/23<br />

09.07.2013


4.4 Stromverbrauch<br />

Der hohe Beitrag des Stromverbrauchs zu den gesamten THG-Emissionen von 58 % zeigt<br />

einmal mehr, dass erhebliche Einsparungen bzw. Effizienzsteigerungen auch im Strombereich<br />

unerlässlich sind, wenn <strong>die</strong> Klimaschutzziele erreicht werden sollen.<br />

Ausnehmend hohe spezifische Stromverbräuche mit über 100 kWh/m²a haben vor allem<br />

<strong>die</strong> Hotels, das kirchliche Gebäude in der Wengengasse 8 sowie Gebäude mit anteilig gewerblicher<br />

Nutzung wie Bäcker, Metzger, Gastronomie, beispielsweise Walfischgasse 11,<br />

14 oder Wengengasse 19.<br />

In der VDI 3807 Blatt 2 ist <strong>für</strong> Wohngebäude ein Verbrauchskennwert Strom von 35 kWh/m²<br />

angegeben; in der Stu<strong>die</strong> „Erhebung des Energieverbrauchs der privaten Haushalte <strong>für</strong> das<br />

Jahr 2003“ (RWI/forsa) wurde ein Wert von 36,4 kWh/m²a ermittelt. Der hier vorliegende<br />

Mittelwert von 53 kWh/m²a <strong>für</strong> <strong>die</strong> Wohngebäude liegt erheblich darüber. Dies lässt sich<br />

zum Teil dadurch erklären, dass ein Großteil der hier als Wohngebäude deklarierten Gebäude<br />

Mischnutzung aufweist; näheres könnte eine Analyse im Einzelfall zeigen. In jedem<br />

Fall scheint es lohnend, <strong>die</strong>sen relativ hohen Stromverbräuchen auf den Grund zu gehen<br />

und adäquate Einsparmöglichkeiten zu suchen.<br />

Für <strong>die</strong> Nichtwohngebäude im Quartier ergibt sich ein Mittelwert von 77 kWh/m²a <strong>für</strong> den<br />

spezifischen Stromverbrauch. Dieser Wert erscheint wegen der zahlreichen Hotels, Gaststätten,<br />

Metzger, Bäcker etc. plausibel; auch hier müsste aber eine kritische Betrachtung<br />

auf Ebene der Einzelgebäude bzw. letztlich der Nutzungsanteile erfolgen. Es ist davon auszugehen,<br />

dass auch hier erhebliche Einsparpotentiale bestehen.<br />

Für Nichtwohngebäude finden sich folgende Kennwerte (Mittelwerte Bestandsgebäude)<br />

als Vergleichsgrößen:<br />

Gebäudekategorie<br />

kWh/m²a<br />

Verwaltungsgebäude, normale technische Ausstattung 45<br />

Verwaltungsgebäude, höhere technische Ausstattung 60<br />

Hotels 75 – 85<br />

Gaststätten 135<br />

Handel Non-Food bis 300 m² 65<br />

Handel Non-Food über 300 m² 85<br />

Handel Food bis 300 m² 105<br />

Handel Food über 300 m²; Metzgerei 375<br />

Tabelle 8: : Kennwerte Stromverbrauch diverser Nichtwohngebäude, Quelle: [BMVBS2009]<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 13/23<br />

09.07.2013


5 Szenarien<br />

5.1 Annahmen<br />

Es werden zwei verschiedene Sanierungs-Szenarien betrachtet: Eine moderate (Szenario A)<br />

und eine ambitionierte Entwicklung (Szenario B). Beim Szenario B wird von Ersatzneubau in<br />

erheblichem Umfang ausgegangen; über zwei Drittel des künftigen Bestandes wären dann<br />

erneuert und es käme mehr als ein Drittel zusätzliche Fläche hinzu.<br />

Die Veränderungen (Teil- oder Vollsanierung, Erweiterung, Ersatzneubau) wurden seitens<br />

der SAN <strong>für</strong> beide Szenarien gebäudeweise definiert.<br />

Flächen Neubau Altbestand Gesamt<br />

IST 5.384 42.536 47.920 100%<br />

Szenario A 12.290 37.522 49.812 104%<br />

Szenario B 44.306 21.018 65.324 136%<br />

Tabelle 9: : Flächen im Quartier (EBF = 0,8*BGF) von Ist-Zustand und Szenarien<br />

Flächen (m² EBF)<br />

70.000<br />

60.000<br />

50.000<br />

40.000<br />

30.000<br />

20.000<br />

10.000<br />

0<br />

IST Szenario A Szenario B<br />

Altbestand<br />

Neubau<br />

Grafik 6: : Flächen im Quartier, Ist-Zustand und Szenarien<br />

Für beide Szenarien werden zudem zwei Versorgungsvarianten bilanziert: Eine konservative<br />

(Beibehaltung der bestehenden Energieträger) und eine fernwärmeorientierte Variante<br />

(vollständiger Anschluss der Gebäude an das Netz der FUG). Ergänzend wird aufgezeigt,<br />

wie sich zu erwartende Effizienzsteigerungen im Strombereich auf <strong>die</strong> CO 2 -Bilanz des Gebiets<br />

auswirken.<br />

Für <strong>die</strong> <strong>energetische</strong>n Standard wurden folgende Annahmen getroffen: Alle vollsanierten<br />

Wohngebäude erreichen EnEV-Neubaustandard (Effizienzhaus 100), alle Neubauten Effizienzhaus<br />

70. Alle Sanierungen der Nichtwohngebäude führen zu einer Energiekennzahl Wärme<br />

von 80 kWh/m²a (in Anlehnung an <strong>die</strong> Richtwerte in [BMVBS2009]), bei Ersatzneubau<br />

werden 70 kWh/m²a angenommen. Ergänzend wird eine Variante ausgewertet, bei der <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Neubauten ein ambitionierterer Energiestandard (50 kWh/m²a) angesetzt wird.<br />

Bezüglich des Stromverbrauchs wurde unterstellt, dass der Verbrauchskennwert auch bei<br />

energetisch sanierten Objekten unverändert bleibt, da übliche Sanierungsmaßnahmen<br />

lediglich den Wärmebereich betreffen; bei Gebäuden, <strong>die</strong> baulich erweitert werden, steigt<br />

folglich der absolute Stromverbrauch proportional zur Fläche an. Für <strong>die</strong> Neubauten wurde<br />

in Anlehnung an [BMVBS2009] ein Verbrauchskennwert von 30 kWh/m²a angesetzt.<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 14/23<br />

09.07.2013


5.2 Ergebnisse<br />

Die Ergebnisse <strong>für</strong> <strong>die</strong> einzelnen Energieträger sind in Tabelle 10 zusammengefasst. In<br />

Szenario A ist der Endenergiebedarf <strong>für</strong> Wärme aufgrund der Sanierungen um 24 % reduziert,<br />

der Strombedarf dagegen steigt, wie oben dargelegt, aufgrund der gewachsenen Nutzfläche<br />

etwas an (8 %). Die CO 2 -Emissionen gehen daher absolut nur um etwa 6 % zurück,<br />

da <strong>die</strong> Einsparungen im Wärmebereich durch den höheren Stromverbrauch teilweise<br />

kompensiert werden. Dieser Effekt ist durch <strong>die</strong> Unterschiede in den spezifischen CO 2 -<br />

Emissionen bedingt: Beim derzeitigen Strommix in Deutschland weist Strom einen Emissionsfaktor<br />

gemäß der GEMIS-Datenbank von ca. 580 g/kWh auf, Erdgas dagegen nur 246<br />

g; <strong>die</strong> Fernwärme der FUG liegt mit 143 g noch erheblich niedriger. Mit Inbetriebnahme des<br />

Biomasse-HKW II wird sich <strong>die</strong>ser Wert nochmals deutlich verringern.<br />

Unterstellt man eine vollständige Umstellung aller Gebäude im Quartier auf Fernwärme-<br />

Versorgung, so ließen sich gegenüber dem Fall der Beibehaltung der Energieträger <strong>die</strong> CO 2 -<br />

Emissionen weiter reduzieren: um 23 % bezogen auf den Wärmebedarf, um knapp 8 %<br />

gesamthaft (Wärme und Strom).<br />

In Szenario B geht demgegenüber der gesamte Wärmebedarf nur um 18 % zurück, da <strong>die</strong><br />

Nutzfläche ja erheblich größer ist; aus <strong>die</strong>sem Grund ist in <strong>die</strong>sem Fall auch der Strombedarf<br />

um mehr als 30 % höher (<strong>die</strong> spezifischen Werte wurden ja als unverändert angenommen).<br />

Folglich steigt der Absolutwert der CO 2 -Emissionen per Saldo um 11 % an. Auch<br />

in <strong>die</strong>sem Szenario würde ein vollständiger Wechsel auf Fernwärme <strong>die</strong> wärmebedingten<br />

CO 2 -Emissionen um etwa ein Viertel reduzieren (bzw. 8 % gesamthaft).<br />

Endenergie FW Gas Öl H-Strom Wärme Strom<br />

Szenario A<br />

Szenario B<br />

IST 4.314 1.525 541 72 6.452 2.883<br />

3.256 1.160 441 26 4.883 3.122<br />

-25% -24% -18% -64% -24% +8%<br />

3.329 1.261 653 26 5.269 3.773<br />

-23% -17% 21% -64% -18% +31%<br />

CO 2 -Emiss<br />

Emiss. FW Gas Öl H-Strom Wärme 100% FW Strom Total<br />

Szenario A<br />

Szenario B<br />

IST 617 375 173 42 1.207 1.672 2.879<br />

466 285 141 15 907 698 1.811 2.717<br />

-25% -24% -18% -64% -25% -42% +8% -6%<br />

476 310 208 15 1.010 754 2.188 3.198<br />

-23% -17% 21% -64% -16% -38% +31% +11%<br />

Tabelle 10: : Endenergiebedarf (MWh/a) und CO 2 -Emissionen<br />

(t/a) in den Szenarien nach Energie-<br />

trägern (Absolutwerte und Veränderungen gegenüber dem Ist-Zustand)<br />

Falls <strong>die</strong> neu zu errichtenden Nichtwohngebäude alle einen erhöhten Energiestandard von<br />

50 kWh/m²a erreichen, ergibt sich im Szenario B eine weitere Reduzierung um etwa 7 % des<br />

gesamten Wärmebedarfs bzw. der wärmebedingten CO 2 -Emissionen (etwa 2 % bezogen<br />

auf <strong>die</strong> Gesamtemissionen im Quartier).<br />

Für den Ist-Zustand und <strong>die</strong> Szenarien ist nachfolgend der Anteil der Energieträger am<br />

Verbrauch (Grafik 7) sowie deren Beitrag zur CO 2 -Bilanz (Grafik 8) vergleichend dargestellt.<br />

Es zeigt sich <strong>die</strong> dominante Bedeutung des Stromverbrauchs bei den CO 2 -Emissionen, was<br />

in der Definition der Szenarien begründet ist (der spezifische Strombedarf wurde als unverändert<br />

angenommen, der spezifische Wärmebedarf dagegen sinkt).<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 15/23<br />

09.07.2013


MWh/a<br />

10.000<br />

Endenergiebedarf<br />

8.000<br />

6.000<br />

4.000<br />

2.000<br />

HH-Strom<br />

Strom-Hz<br />

Öl<br />

Gas<br />

FW<br />

0<br />

IST Szenario A Szenario B<br />

Grafik 7: : Endenergiebedarf nach Energieträgern<br />

t/a<br />

3.500<br />

CO 2 nach E-Trägern<br />

3.000<br />

2.500<br />

2.000<br />

1.500<br />

1.000<br />

500<br />

HH-Strom<br />

Strom-Hz<br />

Öl<br />

Gas<br />

FW<br />

0<br />

IST Szenario A Szenario B<br />

Grafik 8: CO 2 -Emsssionen nach Energieträgern<br />

t/a<br />

2.500<br />

2.000<br />

1.500<br />

1.000<br />

500<br />

0<br />

CO 2 -Emissionen und Fläche<br />

IST Szenario A Szenario B<br />

m² EBF<br />

70.000<br />

60.000<br />

50.000<br />

40.000<br />

30.000<br />

20.000<br />

10.000<br />

0<br />

CO2-Emiss.<br />

HH-Strom Wärme 100 % FW EBF<br />

Grafik 9: : CO 2 -Emsssionen Strom und Wärme (Energieträger wie bisher oder<br />

100 % Umstellung Fernwärme) sowie Flächenentwicklung der Szenarien<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 16/23<br />

09.07.2013


Die Wirkung der in den Szenarien angenommenen Sanierungsmaßnahmen bzw. Effizienzsteigerungen<br />

durch Ersatzneubau zeigt sich deutlicher, wenn <strong>die</strong> spezifischen (also flächenbezogenen)<br />

CO 2 -Emissionen betrachtet werden. Diese sind in Grafik 10 vergleichend dargestellt.<br />

Da <strong>die</strong> strombedingten Emissionen in <strong>die</strong>ser Modellierung im wesentlichen<br />

flächenproportional sind, sollten vor allem <strong>die</strong> wärmebedingten Emissionen betrachtet<br />

werden. Für <strong>die</strong>se ergibt sich in Szenario A ergibt sich ein Rückgang der spezifischen Emissionen<br />

um 28 %, in Szenario B um 39 %.<br />

kg CO 2 /m²a<br />

Flächenbezogene CO 2 -Emissionen<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

35<br />

36<br />

33<br />

25<br />

18 15<br />

IST Szenario A Szenario B<br />

Wärme<br />

HH-Strom<br />

Grafik 10: Vergleich der spezifischen CO 2 -Emissionen der Szenarien <strong>für</strong> Wärme und Strom<br />

5.3 Mögliche Entwicklungen im Strombereich<br />

Bezüglich der durch den Stromverbrauch in Haushalten und Gewerbe bedingten CO 2 -<br />

Emissionen überlagern sich mehrere Effekte bzw. Entwicklungen.<br />

Auf der Erzeugungsseite ist einerseits ein weiterer, im besten Fall massiver Zubau erneuerbaren<br />

Energien zu erhoffen; andererseits werden wegfallende Kapazitäten der AKW teilweise<br />

durch fossile Kraftwerke ersetzt – je nach Ausgestaltung der politischen Rahmenbedingungen<br />

auch vermehrt durch Kohlekraftwerke. Das künftige Design des Strommarktes<br />

ist derzeit mittelfristig nicht vorherzusehen.<br />

Auf der Verbraucherseite steht einem teilweise immer noch fortschreitenden Zuwachs bei<br />

Stromanwendungen (<strong>für</strong> den in den kommenden Jahren aber eine Sättigung zu erwarten<br />

ist) erhebliche Einsparpotentiale sowohl durch bewusstes Verbrauchsverhalten als auch<br />

vor allem durch Effizienzsteigerungen gegenüber.<br />

Für <strong>die</strong> kommenden zehn Jahre sind <strong>die</strong> folgenden Annahmen plausibel: Im ungünstigen<br />

Fall würden Effizienzgewinne durch einen Zuwachs an Verbrauchern kompensiert, so dass<br />

der Stromverbrauch <strong>die</strong> nächsten zehn Jahre nur stagniert; andererseits wäre bei intensiven<br />

Einsparbemühungen (<strong>die</strong> entsprechender Unterstützung bedürfen) ein Rückgang des<br />

Stromverbrauchs von etwa 10-15 % in <strong>die</strong>sem Zeitraum realistisch.<br />

Für <strong>die</strong> Entwicklung der spezifischen CO 2 -Emissionen ist natürlich der Ausbau der Erneuerbaren<br />

sowie der Kraft-Wärme-Kopplung (auch Erdgas-basiert) entscheidend, ebenso der<br />

künftige Anteil von Kohlekraftwerken. Mit der nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 17/23<br />

09.07.2013


verkündeten Energiewende, dem Preisverfall der CO 2 -Zertifikate und der im vergangenen<br />

Jahr betriebenen Demontage des EEG sind in jüngster Zeit zahlreiche fundamentale Veränderungen<br />

der Rahmenbedingungen eingetreten, <strong>die</strong> so nicht vorhersehbar werden. Die<br />

Prognosen zahlreicher Stu<strong>die</strong>n aus früheren Jahren sind somit hinfällig. Je nach Entwicklung<br />

der energiepolitischen Landschaft sind somit mittelfristig Entwicklungen der Treibhausgasemissionen<br />

aus der Stromerzeugung denkbar, <strong>die</strong> im ungünstigsten Fall nur wenig<br />

sinken, im besten Fall aber zu deutlich reduzierten Emissionsfaktoren führen könnten. Die<br />

aktuelle GEMIS-Datenbank enthält beispielsweise Szenarien, <strong>die</strong> <strong>für</strong> 2020 einen Rückgang<br />

der spezifischen Emissionen um 35 % und <strong>für</strong> 2030 bereits um 65 % ausweisen; <strong>die</strong>s würde<br />

aber eine Abkehr von der derzeitigen destruktiven Klimaschutzpolitik voraussetzen. Welche<br />

<strong>die</strong>ser denkbaren Entwicklungen tatsächlich eintritt, ist aus unserer Sicht derzeit rein spekulativ.<br />

Diese Überlegungen zeigen <strong>für</strong> den Zeitraum der nächsten zehn Jahre eine plausible Bandbreite<br />

der durch Stromverbrauch bedingten THG-Emissionen im Quartier von unverändert<br />

(keine Netto-Einsparungen, mäßiger REG-Ausbau, hoher Anteil fossiler Kraftwerke, Emissionsfaktor<br />

per Saldo unverändert 580 g/kWh) bis zu einem Rückgang von über 40 % auf<br />

(deutliche Einsparungen auf der Verbrauchsseite von etwa 15 %, hoher Anteil Erneuerbare<br />

und KWK in der Erzeugung, GEMIS-Szenario 2020 entsprechend einem Emissionsfaktor<br />

von 382 g/kWh; <strong>die</strong>se Annahmen ergeben einen Emissionsrückgang um 44 %).<br />

In Grafik 11 ist abschließend der „Best Case“ dargestellt: Rückgang der strombedingten<br />

Emissionen wie oben, zugleich vollständige Umstellung auf Fernwärme unter der Annahme,<br />

dass das neue Biomasse-HKW und andere Optimierungen der kommenden Jahre den<br />

Emissionsfaktor der Fernwärme um 35 % reduzieren. Dies führt in Szenario A annähernd<br />

zu einer Halbierung der THG-Emissionen, in Szenario B zu einer Reduzierung um 40 % bei<br />

gleichzeitigem Zuwachs an Nutzfläche um mehr als ein Drittel.<br />

t/a<br />

3.500<br />

CO 2 nach E-Trägern - "Best Case"-Entwicklung<br />

3.000<br />

2.500<br />

2.000<br />

1.500<br />

1.000<br />

500<br />

Strom opt<br />

Strom-Hz<br />

Öl<br />

Gas<br />

FW<br />

0<br />

IST Szenario A Szenario B<br />

Grafik 11: : CO 2 -Emissionen<br />

beim „Best Case“-Szenario:<br />

Stromeinsparung, günstiger Entwicklung<br />

der Stromerzeugung und Umstellung auf Fernwärme mit Biomasse-Ausbau<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 18/23<br />

09.07.2013


5.4 Minderungsziele<br />

des Bundes<br />

Die oben aufgezeigten Potentiale können mit den von der Bundesregierung in den „Meseberger<br />

Beschlüssen“ definierten nationalen Minderungszielen verglichen werden. Diese<br />

lauten:<br />

− bis 2020: 40 %<br />

− bis 2030: 55 %<br />

− bis 2050: mindestens 80 %<br />

jeweils bezogen auf 1990. Stand 2010 war bereits eine Minderung der energiebedingten<br />

THG-Emissionen von knapp 23 % erreicht. Rechnet man <strong>die</strong> Zielsetzung nun auf das Bezugsjahr<br />

2010 um, so verbleibt eine geforderte Minderung von ca. 22 % bis 2020 bzw. 42 % bis<br />

2030 gegenüber dem heutigen Zustand.<br />

THG-Minderungsziele<br />

140%<br />

120%<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

1990 2010<br />

(Ist-Wert)<br />

-22%<br />

-42%<br />

-74%<br />

2020 Szenarien 2030 2050<br />

Grafik 12: THG-Minderungsziele des Bundes, bezogen auf 2010 = 100 %,<br />

sowie zum Vergleich <strong>die</strong> Ergebnisse der Szenarien<br />

Beim Vergleich sollte beachtet werden, dass <strong>die</strong> Bundesziele sämtliche Sektoren umfassen,<br />

während <strong>für</strong> das Wengenquartier lediglich <strong>die</strong> gebäudebedingten Emissionen betrachtet<br />

wurden (Strom und Wärme <strong>für</strong> Haushalte und Kleinverbraucher). Auch ist davon auszugehen,<br />

dass <strong>die</strong> Erreichung der Ziele räumlich und sektoral ungleichmäßig erfolgen wird. Für <strong>die</strong><br />

Einordnung der in einem städtischen Quartier konkret erzielbaren THG-Reduktion bilden<br />

<strong>die</strong>se nationalen Zielwerte dennoch einen Orientierungsrahmen.<br />

Betrachtet man <strong>die</strong> in den untersuchten Szenarien zu erwartenden Emissionsminderungen<br />

flächenbezogen, so betragen <strong>die</strong>se ca. 9 % (Szenario A) bzw. 19 % (Szenario B) und erreichen<br />

damit <strong>die</strong> gemäß den nationalen Zielen bis 2020 noch ausstehenden 22 % Minderung auch<br />

im besseren der beiden Fälle nicht, sofern keine Einsparungen im Strombereich zum Tragen<br />

kommen; <strong>die</strong> mittelfristigen Ziele <strong>für</strong> 2030 würden deutlich verfehlt. Dies gilt noch weitaus<br />

mehr bei Betrachtung der absoluten Emissionen (Rückgang um 6 % bzw. Anstieg um<br />

11 % bei deutlichem Zuwachs an Nutzfläche in Szenario B).<br />

Das am Ende von Kap. 5.3 dargestellte „Best Case“-Szenario dagegen würde mit einer Reduzierung<br />

der (absoluten) THG-Emissionen von etwa 40 bzw. 50 % gegenüber heute den<br />

mittelfristigen Zielsetzungen recht gut genügen; <strong>die</strong> dabei unterstellten Entwicklungen im<br />

Bereich der Stromerzeugung liegen freilich nicht im direkten Einflussbereich der Kommune.<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 19/23<br />

09.07.2013


6 Zusammenfassung und Empfehlungen<br />

Derzeit beträgt der spezifische Heizenergieverbrauch der Bestandsgebäude im Wengenviertel<br />

im Mittel etwa 140 kWh/m² und ist damit im erwarteten Bereich; er liegt etwa<br />

beim dreifachen dessen, was sich bei umfassend energetisch sanierten Bestandsgebäuden<br />

erreichen lässt.<br />

Der Stromverbrauch ist relativ hoch: 53 kWh/m² bei den Wohn- und 77 kWh/m² bei den<br />

Nichtwohngebäuden, der Mittelwert aller Gebäude beträgt 61 kWh/m². (Aufgrund der<br />

vielen Mischnutzungen ist <strong>die</strong> Zuordnung der Gebäude nicht sehr trennscharf.)<br />

Bedingt durch den hohen Anteil der Fernwärmeversorgung sowie den hohen Stromverbrauch<br />

zahlreicher Nichtwohngebäude dominiert folglich bei den CO 2 -Emissionen der<br />

Stromverbrauch (58 % der Gesamtemission).<br />

Im Szenario A sinken <strong>die</strong> wärmebedingten CO 2 -Emissionen (trotz eines leichten Flächenzuwachses<br />

durch bauliche Erweiterung) aufgrund der Sanierungsmaßnahmen um etwa<br />

25 %, gesamthaft betrachtet (incl. der strombedingten Emissionen) aber nur um 6 %, da<br />

der spezifische Stromverbrauch ja gleich bleibt.<br />

Im Szenario B wird erheblich Fläche zugebaut (Plus 36%), so ergibt sich trotz umfassender<br />

Sanierungen bzw. effizienter Neubauten ein Rückgang bei den wärmebedingten CO 2 -<br />

Emissionen um nur 16 %, gesamthaft betrachtet aber sogar ein Anstieg der absoluten<br />

Werte um 11 %.<br />

Unterstellt man eine komplette Umstellung auf Fernwärme, würden <strong>die</strong> wärmebedingten<br />

Emissionen deutlich stärker verringert (42 % im Szenario A, 38 % im Szenario B, jeweils<br />

bezogen auf den Ist-Zustand).<br />

Betrachtet man <strong>die</strong> flächenbezogenen Emissionen, werden <strong>die</strong> Erfolge der Sanierungsmaßnahmen<br />

deutlicher: Sie reduzieren sich in Szenario A um 28 %, in Szenario B sogar um<br />

39 % gegenüber dem Ist-Zustand.<br />

Für <strong>die</strong> Entwicklung des Stromverbrauchs kann <strong>für</strong> <strong>die</strong> kommenden zehn Jahre – je nach<br />

Intensität der Einsparbemühungen und der erreichten Effizienzsteigerungen – eine Reduktion<br />

von bis zu 15 % erwartet werden; je nach künftigen Strommix (Kohle, Erneuerbare,<br />

KWK) bedeutet <strong>die</strong>s <strong>für</strong> <strong>die</strong> strombedingten CO 2 -Emissionen einen plausiblen Bereich von<br />

unverändert bis hin zu 45 % Reduktion gegenüber heute.<br />

Gesamthaft wäre im „Best Case“ eine Reduktion der THG-Emissionen um etwa 50 % in<br />

Szenario A bzw. 40 % in Szenario B (bei gleichzeitigem Zuwachs an Nutzfläche um 36 %!)<br />

zu erwarten.<br />

Die (umfassend definierten) Minderungsziele des Bundes können <strong>für</strong> <strong>die</strong> betrachteten<br />

Sektoren im Quartier nur dann erreicht werden, wenn auch erhebliche Einsparungen im<br />

Strombereich (erzeugungs- und verbrauchsseitig) gelingen.<br />

Bei der Bewertung des Anstiegs der absoluten Emissionen beim Zubau-Szenario B ist zu<br />

berücksichtigen, dass sich <strong>die</strong> Bilanz innerhalb der Systemgrenzen (= Quartiersgrenzen) zwar<br />

verschlechtert, zugleich aber energetisch hochwertiger und nachhaltiger innerstädtischer<br />

Wohnraum geschaffen wird, der tendenziell minderwertige und unter Umweltaspekten<br />

nachteilige Flächen andernorts substituieren kann, so dass sich in einer regionalen oder<br />

bundesweiten Gesamtbetrachtung deutliche Vorteile ergeben würden.<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 20/23<br />

09.07.2013


Aus <strong>die</strong>sen Ergebnissen lassen sich folgende Empfehlungen ableiten:<br />

• Identifizieren der Gebäude mit den größten Einsparpotentialen<br />

• Eingehende Analyse auf Gebäudeebene anstreben<br />

• Schaffung von Sanierungsanreizen<br />

• Eingehende Beratung und nachhaltige Unterstützung der Eigentümer/Bauherren<br />

• Generell: Ausbau der Fernwärmeversorgung forcieren<br />

• Einsparstrategie <strong>für</strong> den Strombereich entwickeln (Haushalte und Gewerbe)<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 21/23<br />

09.07.2013


7 Anhang<br />

7.1 Verwendete Abkürzungen<br />

AK Altersklasse<br />

AKW Atomkraftwerk<br />

BAK Baualtersklasse<br />

BGF Bruttogrundfläche<br />

BMVBS Bundesministerium <strong>für</strong> Verkehr, Bau und Stadtentwicklung<br />

CO2 Kohlenstoffdioxid<br />

EBF Energiebezugsfläche<br />

EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

EnEV Energieeinsparverordnung<br />

FUG Fernwärme Ulm GmbH<br />

FW Fernwärme<br />

GEMIS Globales Emissionsmodell integrierter Systeme (Datenbank <strong>für</strong> Ökobilanzen)<br />

GWh Gigawattstunde, 1 GWh = 1.000 MWh<br />

HKW Heizkraftwerk<br />

IWH Institut <strong>für</strong> Wirtschaftsforschung Halle<br />

KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg<br />

KfW Kreditanstalt <strong>für</strong> Wiederaufbau<br />

KMH Kleines Mehrfamilienhaus<br />

kWh Kilowattstunde<br />

kWh/m²a Kilowattstunde pro Quadratmeter und Jahr<br />

KWK Kraft-Wärme-Kopplung<br />

MMH Mittleres Mehrfamilienhaus<br />

MWh Megawattstunde, 1 MWh = 1.000 kWh<br />

NWG Nichtwohngebäude<br />

REG Regenerative Energien<br />

SAN Sanierungstreuhand Ulm GmbH<br />

SWU Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm GmbH<br />

THG Treibhausgase<br />

VU Voruntersuchung<br />

WE Wohneinheit<br />

WG Wohngebäude<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 22/23<br />

09.07.2013


7.2 Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Gesamtbilanz .......................................................................................................................................... 6<br />

Tabelle 2: Anteile der einzelnen Energieträger ................................................................................................ 6<br />

Tabelle 3: Verbrauchskennwerte (Endenergie, Medianwerte). ............................................................... 9<br />

Tabelle 4: Gebäudedaten des Wengenviertels nach Baualtersklassen sowie Gebäudegrößen .... 9<br />

Tabelle 5: Verbrauchskennwerte (Endenergie) ............................................................................................ 11<br />

Tabelle 6: Verbrauchskennwerte, differenziert ............................................................................................ 11<br />

Tabelle 7: Gebäudedaten des Wengenviertels nach Größenklassen ................................................... 11<br />

Tabelle 8: Kennwerte Stromverbrauch diverser Nichtwohngebäude, ................................................. 13<br />

Tabelle 9: Flächen im Quartier (EBF = 0,8*BGF) von Ist-Zustand und Szenarien .............................. 14<br />

Tabelle 10: Endenergiebedarf (MWh/a) und CO 2 -Emissionen (t/a) in den Szenarien ....................... 15<br />

7.3 Abbildungsverzeichnis<br />

Grafik 1: Verteilung der Gebäude auf <strong>die</strong> Altersklassen .............................................................................. 5<br />

Grafik 2: Verteilung der Gebäude auf <strong>die</strong> Größenklassen ........................................................................... 5<br />

Grafik 3: Flächen sowie Energiekennwerte aller Gebäude im Quartier .................................................. 8<br />

Grafik 4: Verbrauchskennwerte Wengenviertel im Vergleich zur IWH-Stu<strong>die</strong> ................................. 10<br />

Grafik 5: Vergleich Wengenviertel mit Mittelwerten aller Gebäude .................................................... 12<br />

Grafik 6: Flächen im Quartier, Ist-Zustand und Szenarien ....................................................................... 14<br />

Grafik 7: Endenergiebedarf nach Energieträgern ........................................................................................ 16<br />

Grafik 8: CO 2 -Emsssionen nach Energieträgern ........................................................................................... 16<br />

Grafik 9: CO 2 -Emsssionen Strom und Wärme sowie Flächenentwicklung der Szenarien ............ 16<br />

Grafik 10: Vergleich der spezifischen CO 2 -Emissionen der Szenarien <strong>für</strong> Wärme und Strom ..... 17<br />

Grafik 11: CO 2 -Emissionen beim „Best Case“-Szenario: ............................................................................ 18<br />

Grafik 12: THG-Minderungsziele des Bundes ............................................................................................... 19<br />

Energiebilanz Wengenviertel Ulm - Schlussbericht 23/23<br />

09.07.2013


Anlagen<br />

Anlage 3: Energetischer Fragebogen Wengenviertel<br />

LXI


Anlagen<br />

Anlage 4: Herleitung der Zielsetzungen des Konzeptes<br />

LXII


Anlagen<br />

Anlage 5: Ausführung der Zielkonflikte<br />

zu 8.2. Engel- und Schwabe'sches Gesetz<br />

Diese Gesetzmäßigkeit lässt sich verstärkt auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kosten, <strong>die</strong> <strong>für</strong> Energieversorgung<br />

aufgewandt werden, ableiten. Haushalte mit geringerem Einkommen geben prozentual mehr<br />

Geld <strong>für</strong> Energie aus und sind sich dessen meist selten bewusst. Abbildung 25 zeigt, dass<br />

durch alle sozialen Schichten hindurch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bereiche Wohnen und Energie am meisten<br />

Geld ausgegeben wird.<br />

Abbildung 25: Konsumausgaben privater Haushalte nach sozialer Stellung der Haupteinkommensperson<br />

2008 (Quelle: Deutsches Statistisches Bundesamt 2011, S. 140)<br />

LXIII


Anlagen<br />

Weiterhin wird deutlich, dass statusniedrigere Gruppen, wie Arbeitslose und<br />

Nichterwerbstätige, prozentual mehr Geld von ihren finanziellen Mitteln da<strong>für</strong> aufwenden. So<br />

findet sich ein Beleg darin, dass das Gesetz von Engel und Schwabe auch auf <strong>die</strong> Ausgaben<br />

<strong>für</strong> Energie umgemünzt werden kann (vgl. Abbildung 26 und 27).<br />

4500<br />

4000<br />

3500<br />

3000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

unter<br />

900 €<br />

900 -<br />

1300 €<br />

1300 -<br />

1500 €<br />

1500 -<br />

2000 €<br />

2000 -<br />

2600 €<br />

2600 -<br />

3600 €<br />

3600 -<br />

5000 €<br />

5000 -<br />

18000 €<br />

Private Konsumausgaben<br />

Wohnen, Energie<br />

Abbildung 26: Konsumausgaben privater Haushalte nach dem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen<br />

2008 (Eigene Darstellung) (Quelle: Deutsches Statistisches Bundesamt 2011, S. 142)<br />

Prozentualer Anteil Wohnungs- und<br />

Energiekosten am monatlichen<br />

Haushaltsnettoeinkommen<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

46<br />

unter<br />

900 €<br />

41<br />

900 -<br />

1300 €<br />

38 36 34 32 31<br />

1300 -<br />

1500 €<br />

1500 -<br />

2000 €<br />

2000 -<br />

2600 €<br />

2600 -<br />

3600 €<br />

3600 -<br />

5000 €<br />

27<br />

5000 -<br />

18000<br />

€<br />

Prozentualer Anteil Wohnungsund<br />

Energiekosten am<br />

monatlichen<br />

Haushaltsnettoeinkommen<br />

Abbildung 27: Prozentualer Anteil Wohnungs- und Energiekosten am monatlichen<br />

Haushaltsnettoeinkommen (Eigene Darstellung) (Quelle: Deutsches Statistisches Bundesamt 2011, S.<br />

142)<br />

LXIV


Anlagen<br />

Daher gilt es <strong>die</strong> Haushalte an sich zum Sparen zu animieren bzw. sofern finanziell möglich,<br />

Maßnahmen der <strong>energetische</strong>n Sanierung zu treffen, um <strong>die</strong> Kosten <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Energieversorgung auf längere Sicht zu senken. Verstärkt wird das Thema durch <strong>die</strong> derzeit<br />

steigenden Energiepreise, was in der folgenden Grafik gut zu erkennen ist und <strong>die</strong><br />

Problematik der bezahlbaren Energie zunehmend verschärft (vgl. Abbildung 27).<br />

Abbildung 28: Entwicklung der Energiepreise privater Haushalte (Quelle: Webseite bmwi.de, Zugriff am<br />

08.08.2013)<br />

LXV


Anlagen<br />

zu. 8.3 Preisentwicklung im Bereich Wohnen und Energie<br />

Die folgende Grafik zeigt <strong>die</strong> Preisentwicklung der Netto- und Warmmieten, sowie der<br />

Haushaltsenergie, in Anlehnung an den Verbraucherpreis als Referenzwert.<br />

Abbildung 29: Preise <strong>für</strong> Miete und Energie (Quelle: Webseite zeit.de, Zugriff am 19.08.2013)<br />

Da Prognosen eine weitere Preissteigerung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bereitstellung von Energie vorhersagen,<br />

gilt es Gebäude energetisch zu sanieren, um bezahlbaren Wohnraum bereitstellen zu<br />

können. Das folgende Beispiel zeigt, dass <strong>die</strong> Kaltmiete bei energetisch sanierten Gebäuden<br />

anfänglich höher ist, weil <strong>die</strong> Modernisierungsmaßnahmen dahingehend umgelegt werden.<br />

Betrachtet man aber den weiteren Lebenszyklus des Gebäudes, zeigt sich, dass <strong>die</strong> Kosten<br />

<strong>für</strong> Heizung und Warmwasser deutlich geringer ausfallen und sogar <strong>die</strong> Gesamtmieten beim<br />

energetisch sanierten Objekt geringer sind. Schlussendlich befindet sich <strong>die</strong> Miete auf einem<br />

ähnlichen Niveau, jedoch profitieren Mieter und Vermieter gleichermaßen von einem<br />

Gebäude mit besserem Wohnstandard und dem dadurch möglichen Werterhalt (vgl.<br />

Abbildung 29).<br />

LXVI


Anlagen<br />

Abbildung 30: Vergleich Miete von unsaniertem und energetisch saniertem Gebäude (Webseite kefk.org,<br />

Zugriff am 19.08.2013)<br />

LXVII

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!