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Mehr Flexibilität mit einem Flextunnel - Van Der Velden Marine

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Forum Binnenschifffahrt (WS 2)? 2013<br />

Die Heckaufnahme dieses kürzlich abgelieferten Neubaus<br />

zeigt einen starren Tunnel. Er sorgt dafür, dass der Propeller<br />

ausreichend <strong>mit</strong> Wasser angeströmt wird. Bei ausreichendem<br />

Tiefgang ist diese Lösung aber oft eher hinderlich<br />

Foto: Förster<br />

<strong>Mehr</strong> <strong>Flexibilität</strong> <strong>mit</strong> <strong>einem</strong> <strong>Flextunnel</strong><br />

Hydraulisch ausklappbare Schürzen am Rumpf von Binnenschiffen ermöglichen den Einsatz<br />

größerer Propeller selbst bei niedrigen Tiefgängen. <strong>Der</strong> niederländische Ruderhersteller<br />

<strong>Van</strong> der <strong>Velden</strong> bietet die in Duisburg bei der DST entwickelte Lösung bereits auf dem Markt an.<br />

Von Krischan Förster<br />

triebsstrang noch weitergefahren werden<br />

kann, sofern die geforderte Mindestgeschwindigkeit<br />

von 13 km/h erreicht wird.<br />

Und kaum höhere Kosten, weil die Werften<br />

traditionell nach dem Gewicht eines Schiffes<br />

abrechnen. Lauter Vorteile.<br />

Zunehmend wurden zahlreiche Binnenschiffe<br />

seit den 1950er Jahren zusätzlich <strong>mit</strong><br />

sogenannten Tunneln ausgestattet. Die<br />

Schürzen am Heck sollen eine optimale Anströmung<br />

der Schraube gewährleisten,<br />

selbst wenn die Propellerspitze bei einer<br />

geringen Abladetiefe eigentlich aus dem<br />

Wasser ragen würde. <strong>Der</strong> Nachteil: ein Anstieg<br />

des Rumpfwiderstandes, eine geringere<br />

Effizienz des Antriebs und folglich ein<br />

erhöhter Kraftstoffverbrauch. Darüber hinaus<br />

sind die meisten Binnenschiffe etwa<br />

85 % ihrer Einsatzzeit in tieferem Wasser<br />

unterwegs, während der ein Tunnel keinen<br />

Nutzen bringt.<br />

»Für den Antrieb hat schon immer gegolten:<br />

Eine möglichst große Menge Wasser<br />

möglichst langsam bewegen bringt den<br />

höchsten Wirkungsgrad«, sagt Zöllner. Erwünscht<br />

ist also ein möglichst großer Pro-<br />

Binnenschiffer werden <strong>mit</strong> gemischten<br />

Gefühlen an die anhaltende Niedrigwasserphase<br />

vor zehn Jahren zurückdenken.<br />

Große Schiffe konnten lange nicht<br />

fahren, kleinere Einheiten <strong>mit</strong> geringerem<br />

Tiefgang dagegen schon, und sie verdienten<br />

sogar ziemlich viel Geld angesichts der<br />

steigenden Frachtraten. Anschließend, so<br />

erinnert sich Joachim Zöllner, Fachbereichsleiter<br />

des Duisburger Entwicklungszentrums<br />

für Schiffstechnik und Transportsysteme<br />

DST, wurden verstärkt die<br />

zunächst verpönten Zwei-Schrauben-<br />

Antriebe geordert. Bei halbiertem Schub<br />

konnte jeder der beiden Propeller im<br />

Durchmesser kleiner gehalten, das Schiff<br />

also auch in flacherem Wasser noch bewegt<br />

werden. »Heute sind 90 % aller Neubauten<br />

<strong>mit</strong> zwei Schrauben ausgerüstet«, sagt Zöllner.<br />

Denn diese bringen mehr Schub durch<br />

eine größere Propellerfläche, weniger Verschleiß,<br />

geringere Abladetiefe und sinkendes<br />

Ausfallrisiko, weil selbst <strong>mit</strong> <strong>einem</strong> Anpellerdurchmesser,<br />

der auch in der voll<br />

beladenen Bergfahrt auf dem Rhein den<br />

nötigen Schub leistet. Das allerdings geht zu<br />

Lasten des maximal möglichen Tiefgangs in<br />

flacherem Wasser, etwa im Kanalgebiet oder<br />

in seichteren Flüssen wie der Elbe oder dem<br />

Oberrhein. »Die Kunst im Schiffbau besteht<br />

also darin, beide Fahrsituationen und dabei<br />

auch noch die Betriebskosten zu beherrschen«,<br />

sagt Zöllner.<br />

Das heutige Standardschiff auf dem<br />

Rhein misst 110 m in der Länge und 11,40 m<br />

in der Breite bei einer Tragfähigkeit von<br />

rund 3000 t. Nötig sei eine Motorenleistung<br />

von insgesamt etwa 900 kW und ein Propeller<br />

<strong>mit</strong> <strong>einem</strong> Durchmesser von 1,60 m,<br />

der ziemlich genau auch den geringsten<br />

fahrbaren Tiefgang definiere, sagt der<br />

Schiffbauexperte.<br />

Eine verringerte Propellergröße oder die<br />

Wahl von bis zu vier kleineren Schrauben<br />

geht laut Zöllner zu Lasten der Schubkraft<br />

vor allem in tiefem Wasser. Im Urlaub kam<br />

ihm die zündende Idee, als er <strong>mit</strong> <strong>einem</strong><br />

befreundeten Reeder über technische Lösungen<br />

diskutierte und noch am Abend auf<br />

20 Binnenschifffahrt – ZfB – Nr. 9 – 2013


Forum Binnenschifffahrt 2013<br />

<strong>einem</strong> Bierdeckel die ersten Skizzen zu Papier<br />

brachte. Inzwischen hat Zöllner seine<br />

»Erfindung« patentieren lassen und <strong>mit</strong><br />

dem niederländischen Ruderhersteller <strong>Van</strong><br />

der <strong>Velden</strong> einen renommierten Ruderhersteller<br />

als Partner gewinnen können.<br />

Statt des starren Tunnels rund um die<br />

Schraube sollen Binnenschiffe künftig <strong>mit</strong><br />

beweglichen Schürzen ausgerüstet werden.<br />

Bei einer Fahrt durch tiefes Wasser sind sie<br />

strömungsgünstig im Rumpf versenkt, ohne<br />

den Wasserzustrom zum Propeller zu behindern.<br />

In <strong>einem</strong> flachen Fahrtgebiet dagegen<br />

werden die Leitbleche hydraulisch<br />

ausgeklappt, schmiegen sich an die Propellerdüse<br />

und sorgen so dafür, dass die<br />

Schraube unter Wasser bleibt. Ein Prinzip,<br />

vergleichbar <strong>mit</strong> den Landeklappen an<br />

<strong>einem</strong> Flugzeugflügel. »Am Ende klingt es<br />

ganz einfach«, sagt Zöllner.<br />

Überzeugende Testreihen<br />

Bei etlichen Testreihen hätten sich die<br />

technische Machbarkeit und der Nutzen<br />

dieser Lösung gezeigt. Bei <strong>einem</strong> Propellerdurchmesser<br />

von 1,60 m, <strong>einem</strong> angenommenen<br />

Tiefgang von 2,80 m und einer Wassertiefe<br />

von 5 m, wie etwa am Niederrhein,<br />

liege die Leistungsersparnis gegenüber<br />

<strong>einem</strong> Schiff <strong>mit</strong> <strong>einem</strong> klassischen Tunnel<br />

bei etwa 20 %.<br />

Dank des optimierten Schubs würden<br />

statt einer Motorenleistung von 900 kW nur<br />

720 kW gebraucht. Entsprechend könnten<br />

auch die Kraftstoffkosten sinken. Bei einer<br />

Wassertiefe von 3,50 m wären es sogar 27 %<br />

weniger. »Je flacher es wird, umso mehr<br />

zahlt sich dieses Konzept aus«, sagt Zöllner.<br />

Seine klappbaren Schürzen oder »<strong>Flextunnel</strong>«,<br />

wie sie bei <strong>Van</strong> der <strong>Velden</strong> heißen,<br />

sollen sogar noch eine Fahrt <strong>mit</strong> <strong>einem</strong> Tiefgang<br />

von 1,20 m bei einer Wassertiefe von<br />

1,40 m möglich machen. Ein Vorteil von bis<br />

zu 40 cm im Tiefgang gegenüber anderen<br />

Schiffen, der bares Geld wert sein kann.<br />

Denn selbst unter diesen für die Binnenschifffahrt<br />

widrigen Umständen könnten<br />

dank des <strong>Flextunnel</strong>s immer noch rund<br />

450 t an Ladung transportiert werden. »Wir<br />

erzielen also bessere Ergebnisse bei normalen<br />

Fahrten und schaffen eine viel größere<br />

<strong>Flexibilität</strong> bei Niedrigwasser«, sagt Zöllner.<br />

<strong>Van</strong> der <strong>Velden</strong> bietet den klappbaren<br />

<strong>Flextunnel</strong> inzwischen als Teil der gesamten<br />

Ruderinstallation an. Ein erster Kunde ist<br />

laut Zöllner bereits gefunden. Eine Reederei<br />

wolle einen Neubau für einen Rhein-Koppelverband<br />

<strong>mit</strong> dem System ausrüsten. M<br />

Die Fotos zeigen das Prinzipt des »<strong>Flextunnel</strong>s«: Die Schürzen zu<br />

beiden Seiten des Propellers werden bei geringem Tiefgang ausgeklappt,<br />

in tiefem Fahrwasser liegen sie eng am Rumpf an<br />

<strong>Van</strong> der Velde 118 x 132 23-09-2013 16:15 Pagina 1<br />

Dorpsstraat 67a<br />

2931 AD Krimpen aan de Lek<br />

P.O. Box 2061<br />

2930 AB Krimpen aan de Lek<br />

The Netherlands<br />

T: +31 (0)180 511577<br />

F: +31 (0)180 511578<br />

Foto: DST<br />

Binnenschifffahrt – ZfB – Nr. 9 – 2013<br />

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