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Taufe und Formulierung des Glaubens. *

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TAUFE UND FORMULIERUNG DES GLAUBENS 29<br />

3. Die sakramentale Formel, an Mt 28,19 angeschlossen, ist<br />

ihrerseits ursprünglich «Kurzformel <strong>des</strong> <strong>Glaubens</strong>», konzentrierter<br />

Verweis auf die Gr<strong>und</strong>struktur <strong>und</strong> den Kerngehalt <strong>des</strong> im Symbol<br />

sich aussagenden <strong>Glaubens</strong>; in der gegenwärtigen Form <strong>und</strong> auf dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> der scholastischen Theologie hat sie freilich diese<br />

Bedeutung weitgehend verloren <strong>und</strong> erscheint nun eben als sakramentale<br />

Formel, eine reine Spendeformel, wie es sie der Gr<strong>und</strong>schematik<br />

von Materie <strong>und</strong> Form gemäß bei allen Sakramenten<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich gleich gibt. Damit ist nicht nur ihr Charakter als<br />

Symbol verkannt, sondern zugleich der Gegenseitigkeitsbezug<br />

aufgehoben, der in der Taufbefragung <strong>und</strong> in der interrogatorischen<br />

Form <strong>des</strong> Symbols liegt. Durch die Umwandlung <strong>des</strong> interrogatorischen<br />

Symbols in eine «Formel» wird das Ganze zu einem einseitigen<br />

Spendeakt, der nach dem juristischen Schema gültiger Beurk<strong>und</strong>ung<br />

keine Antwort erheischt, sondern durch seine Setzung als solche<br />

Gültigkeit schafft. Nimmt man hinzu, daß die Frage nach den<br />

Min<strong>des</strong>tbedingungen gültiger <strong>Taufe</strong> die Beschränkung auf den<br />

Begieß ungsakt in Einheit mit der Formel als gr<strong>und</strong>sätzlich genügenden<br />

Kern heraus<strong>des</strong>tilliert hat, daß also alles übrige als «Vorbereitung»<br />

ausscheiden kann, so wird damit sichtbar, daß in der noch<br />

herrschenden theologischen <strong>und</strong> liturgischen Gestalt das Thema<br />

<strong>Taufe</strong> <strong>und</strong> <strong>Formulierung</strong> <strong>des</strong> <strong>Glaubens</strong> nahezu ortlos geworden<br />

ist 15 .<br />

Dies aber bedeutet, daß sowohl der Begriff <strong>des</strong> <strong>Glaubens</strong> wie<br />

derjenige der <strong>Taufe</strong> in eine gewisse Isolierung geraten sind, womit<br />

ihre Relation zum Problem werden mußte, zuungunsten der <strong>Taufe</strong>,<br />

zuungunsten aber auch <strong>des</strong> rechten Verständnisses von Glaube.<br />

Denn im Katholischen bewirkt dies, daß Glaube doktrinalisiert<br />

wird, daß folglich auch die <strong>Glaubens</strong>formulierungen immer mehr<br />

den Charakter <strong>des</strong> Theoretischen erhalten, sodaß heute, wo die<br />

Frage nach Symbolen sich von neuem stellt, Kurzformeln <strong>des</strong> Glau-<br />

15<br />

Diese Tatbestände sind, wie mir scheint, von hoher Bedeutung sowohl für eine<br />

richtige Sicht <strong>des</strong> Verhältnisses von Institution <strong>und</strong> Person, von Priester <strong>und</strong> «Laie» in der<br />

Kirche wie für den Ansatz <strong>des</strong> Problems der Dogmenentwicklung. Was das erstere angeht,<br />

korrigiert sich hier von selbst eine einseitig «obrigkeitliche» Sicht kirchlichen Lebens: Es gibt<br />

nicht ein Gegenüber von rein aktivem Spenden <strong>und</strong> bloß passivem Empfangen; die Spendung<br />

im Tauf— dialog verweist vielmehr auf ein aktives Empfangen — vielleicht ließe sich von<br />

hier aus ein eigentünlich-christlicher Begriff von Dialog entwickeln. Zugleich wird sichtbar,<br />

daß die unaufhebbare Vorgegebenheit <strong>des</strong> <strong>Glaubens</strong> nicht in einer fest fixierten Form (oder<br />

gar Formel) zu suchen ist, sondern in einem lebendigen geistigen Gefüge, das sich geschichtlich<br />

seine Form schafft.

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