92 Welpen aus Horrortransport befreit! In einer klirrend kalten Nacht, Anfang Februar, begann mit einem simplen Anruf der Verkehrspolizei Erlangen, eine der größten und dramatischsten Rettungsaktionen in der Geschichte des <strong>Tierheim</strong> <strong>Nürnberg</strong>s. Ein Transporter war den Beamten auf dem Parkplatz „Weißer Graben“ bei einer Routinekontrolle aufgefallen. Als die Polizisten nichts ahnend die Türen des Mercedes Sprinters öffneten, fanden sie eingepfercht in kleine Drahtkäfige, an die einhundert Welpen. Sofort wurde der Fahrer des Wagens, samt seiner Ladung, auf die Polizeidienststelle mitgenommen und die Beamten verständigten das <strong>Tierheim</strong> in <strong>Nürnberg</strong>. Heike Weber, Leiterin des <strong>Tierheim</strong>s, nahm den Anruf in der Nacht entgegen und war mit ihrem Team sofort zur Stelle. In unserem Gespräch lässt sie die Ereignisse noch einmal Revue passieren. Diese beiden Welpen waren höchstens sechs Wochen alt. Frau Weber, erzählen Sie doch einmal, wie das an dem Abend genau war? Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, auch wenn das Ereignis nun schon ein paar Monate zurück liegt. Es war am 07. Februar, ein Montagabend kurz vor 00.00 Uhr, eine besonders kalte Nacht. Ich hab mich tatsächlich gerade ins Bett gelegt, als unser Notdienstfahrer bei mir anrief und erzählte, dass ihn die Polizei in Erlangen über einen Welpentransport informiert hatte. Wir überlegten nicht lange und ich setzte mich gleich mit den Polizisten in Verbindung. Schnell war klar, dass wir uns ein Bild der Lage vor Ort machen wollen und müssen, um weitere Handlungen in die Wege leiten zu können. Ich klingelte also erst einmal unseren Tierarzt aus dem Bett, damit ich noch einen weiteren Sachverständigen vor Ort zur Unterstützung hatte. Gegen 01.00 Uhr machten wir uns vom <strong>Tierheim</strong> aus auf den Weg nach Erlangen. Welche Gedanken gehen einem in so einer Situation durch den Kopf? Man hat schon ein sehr mulmiges Gefühl. Auf der Fahrt nach Erlangen dachte ich an tausend Dinge: Was werden wir vorfinden? Wie viele Tiere werden es sein? 92 Welpen in einem Transporter auf engstem Raum ohne Futter und Wasser - ein echter Horror! In welchem Zustand sind die Tiere? Am wichtigsten ist jedoch, trotz der emotionalen Anspannung einen kühlen Kopf zu bewahren. Um überhaupt etwas erreichen zu können, müssen wir vor Ort immer sehr schnell entscheiden, welche Verstöße gegen das Tierschutzgesetzt bzw. die Tiertransportverordnung vorliegen und vor allem welche wir nachweisen können! Gerade Welpenhändler sind in der Regel, wie man so schön sagt, „mit allen Wassern gewaschen“ und kennen ihre Rechte und Pflichten sehr genau. Was heißt das genau? Worauf achten Sie da? Die Hauptargumente sind natürlich immer erst Mal das Alter der Tiere und der Gesundheitszustand. Ein Welpe darf unter acht Wochen nicht ohne Muttertier transportiert werden. Zudem herrschen bei der Einfuhr von Tieren in Deutschland strenge Tollwutbestimmungen, die es zu beachten gilt. Ein Welpe darf erst im Alter von drei Monaten gegen Tollwut geimpft werden. Das bedeutet, eine Tollwutimpfung bei jüngeren Tieren ist nicht möglich bzw. nicht gültig. Zudem bestehen bestimmte Vorschriften für einen Tiertransport; diese sind in der Tiertransportverordnung festgehalten. Unter anderem legt diese Verordnung die Größe einer Box, sowie die Anzahl der Tiere in der Box fest. Auch hier liegen oft Verstöße vor. Auch Tiere müssen gültige Papiere mit sich führen. Ok, das sind jetzt die reinen Fakten. Was haben Sie vor Ort dann schließlich vorgefunden? Das kann man nur Beschreiben mit: ein Bild des Grauens! Als die Türen des Transporters aufgingen, schlug uns erst einmal ein bestialischer Gestank entgegen. Wir sahen auf den ersten Blick nur viel zu viele Tiere, in viel zu kleinen Boxen – Käfigen, um genauer zu sein – die schon ohne weitere Untersuchung ersichtlich viel zu jung waren. 2 | | 3