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Due Diligence & Markt - Holz von Hier

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<strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> & <strong>Markt</strong><br />

Handelabkommen regeln illegale Importe, aber der <strong>Markt</strong> hat letztlich den größten Effekte für<br />

Primärwaldschutz und die nachhaltige Nutzung der Ressourcen.<br />

Der globale <strong>Holz</strong>markt hat elementaren Einfluss auf die Wälder weltweit - ihre Nutzung, ihre Bewahrung<br />

oder ihre Zerstörung. <strong>Hier</strong> werden Ansätze für eine nachhaltige Nutzung <strong>von</strong> <strong>Holz</strong> vorgestellt<br />

und Zusammenhänge mit dem <strong>Holz</strong>markt und globalen Warenströmen aufgezeigt.<br />

Handelsabkommen und <strong>Markt</strong> für den Primärwaldschutz nutzen<br />

FLEGT und <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong><br />

Bislang beschränken sich internationale Strategien<br />

zum Schutz <strong>von</strong> Primärwäldern und Biodiversität<br />

vor allem auf internationale Abkommen<br />

zur Eindämmung illegalen <strong>Holz</strong>handels<br />

wie FLEGT.<br />

Illegaler <strong>Holz</strong>einschlag ist ein weltweit gravierendes<br />

Problem und kann in manchen Ländern bis<br />

über 80% des gesamten Einschlages ausmachen<br />

(WWF, 2009). Die Europäische Union hat deshalb<br />

2003 den »FLEGT Action Plan« in Gang gesetzt,<br />

der den illegalen <strong>Holz</strong>einschlag bekämpfen soll.<br />

FLEGT wird deshalb ab 2013 durch die neue <strong>Due</strong><br />

<strong>Diligence</strong> Verordnung der EU ergänzt (vgl. Bereich<br />

2). Die <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> ist eine der drei Säulen des<br />

internationalen FLEGT-Prozesses. Dieser hat zum<br />

Ziel, illegal geschlagenes und gehandeltes <strong>Holz</strong><br />

in der EU zu verhindern oder zu reduzieren. Das<br />

basiert auf den Säulen a) VPA - freiwilliger Partnerschaften<br />

zwischen wichtigen Ursprungsländern für<br />

<strong>Holz</strong> und der EU zur Eindämmung illegalen <strong>Holz</strong>es,<br />

b) der Förderung nachhaltiger öffentlicher Beschaffung<br />

<strong>von</strong> <strong>Holz</strong> und c) Selbstverpflichtungen der Industrie<br />

und der <strong>Markt</strong>teilnehmer (<strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong>).<br />

<strong>Hier</strong> wird im folgenden die <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> näher<br />

beleuchtet.<br />

Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass z. B. in<br />

Deutschland so nur 3% des illegalen <strong>Holz</strong>handels<br />

verhindert werden können. <strong>Hier</strong>zu zählt auch das<br />

Abkommen über den Verbot des Handels mit gefährdeten<br />

Tier- und Pflanzenarten (CITES). Es wird<br />

hier häufig kritisiert, dass nur ein Teil der tatsächlich<br />

international gefährdeten Arten in den Anhängen<br />

nach CITES enthalten sind. Deswegen weist <strong>Holz</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Hier</strong> in seiner Kommunikationsstrategie auch<br />

auf die Liste der weltweit gefährdeten <strong>Holz</strong>arten<br />

gemäß der anerkannten internationalen Umweltorganisation<br />

IUCN hin.<br />

Und es ist zu bedenken, dass FLEGT nur die illegal<br />

geschlagenen <strong>Holz</strong>importe in die EU betrachtet.<br />

Das bedeutet nicht automatisch, dass der Rest des<br />

<strong>Holz</strong>es der in die EU importiert wird automatisch<br />

nachhaltiges oder klimafreundliches <strong>Holz</strong> ist. Dies<br />

wird im folgenden etwas näher erläutert.<br />

- 12 -


<strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong><br />

<strong>Holz</strong>kategorien auf dem <strong>Markt</strong><br />

(1) Illegales-<strong>Holz</strong> & Black-Box-<strong>Holz</strong><br />

Illegales-<strong>Holz</strong> = entgegen jeweiliger Landesgesetze<br />

geschlagenes und gegen nationale sowie<br />

internationale Gesetze gehandeltes <strong>Holz</strong>.<br />

Mit illegalem <strong>Holz</strong> ist <strong>Holz</strong> gemeint, das nicht im<br />

Einklang mit den anwendbaren nationalen Gesetzen<br />

des Ursprungslandes geschlagen worden ist.<br />

Die Definition darüber, was illegal ist, obliegt dem<br />

Ursprungsland selbst. Wenn es z. B. keine nationalen<br />

Gesetze gibt, die eine bestimmte Art der<br />

Waldbewirtschaftung vorschreiben, verstößt z. B.<br />

Kahlschlag nicht gegen nationales Gesetz und ist<br />

somit konform mit den Anforderungen der FLEGT-<br />

Regelung. Illegales <strong>Holz</strong> ist oft <strong>Holz</strong>, das in ausgewiesenen<br />

Naturschutzgebieten geschlagen wurde.<br />

Illegales <strong>Holz</strong> drückt die <strong>Holz</strong>preise weltweit um<br />

7-16% (WWF, 2009). Umweltorganisationen kritisieren,<br />

dass die FLEGT-Regelung bisher nur 3%<br />

des illegal geschlagenen und importierten <strong>Holz</strong>es<br />

in die EU erfassen würde, z.B. weil mit wichtigen<br />

Herkunfts- und Transitländern keine Verhandlungen<br />

(VPA) stattfinden oder geplant sind. Die <strong>Due</strong> Dilligence<br />

soll mit ihrem Inkrafttreten 2013 sicherstellen,<br />

dass generell, unabhängig vom Herkunftsland,<br />

kein illegales <strong>Holz</strong> mehr in die EU gelangt.<br />

(2) “Black-Box-<strong>Holz</strong>“<br />

»Black-Box-<strong>Holz</strong>« (*) = legal aber dennoch nicht<br />

nachhaltig eingeschlagenes <strong>Holz</strong>.<br />

Dieses Segment ist ein großes Segment an importiertem<br />

<strong>Holz</strong> in die EU und bildet zugleich die große<br />

Dunkelziffer zwischen den deklarierten Umweltwirkungen<br />

und dem, was an Auswirkungen auf die<br />

Ökosysteme tatsächlich auftritt. Legal in die EU<br />

importiertes <strong>Holz</strong>, ist nicht automatisch gleich zu<br />

setzen mit nachhaltig, ökologisch, umwelt-/klimaverträglichem<br />

<strong>Holz</strong>. Beispielsweise kann <strong>Holz</strong> eingeführt<br />

werden, welches konform mit nationalen<br />

Gesetzen in Primärwäldern geschlagen wurde, <strong>von</strong><br />

<strong>Holz</strong>firmen, die dafür legal erworbene Konzessionen<br />

haben. Dieses <strong>Holz</strong> gilt auch unter FLEGT nicht<br />

als problematisch, macht aber einen großen Teil der<br />

Importe in die EU und Deutschland aus.<br />

Tab. 25 zeigt den illegalen <strong>Holz</strong>einschlag der wichtigsten<br />

Importländer <strong>von</strong> Tropenholz in die EU. Die<br />

Prozentzahlen können in grober Näherung, ohne<br />

Dokumente die das Gegenteil nachweisen, auch<br />

als Wahrscheinlichkeit für illegales <strong>Holz</strong> aus diesen<br />

Ländern für die <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> angesehen werden.<br />

Anteil illegaler <strong>Holz</strong>einschlag<br />

Osteuropa, Nordasien, Balkan<br />

VPA<br />

System<br />

Russland (1,2) 27-50% (1)<br />

Tadschikistan (3) 20-30% (1)<br />

Bosnien-Herzegovina (4) 80% (1)<br />

Serbien-Montenegro (5) 5-50% (1)<br />

Albanien (3) 81% (1)<br />

Neue EU Mitglieder<br />

Estland (1) 50% (1)<br />

Lettland (1) 20% (1)<br />

Bulgarien (6) (ind. Einschlag) 40% (1)<br />

Slowakei (6) 10% (1)<br />

West- und Zentralafrika<br />

Kamerun (7) 50% (4)<br />

Gabun (8) 70% (3)<br />

Nigeria (8) 60% (1)<br />

Guyana (9) 50% (3)<br />

Benin (7) 80-90% (1)<br />

Mosambik (7) 50% (1)<br />

Zentral Afrik. Republik,<br />

Gahna, Liberia, Republik<br />

Kongo (Brazzaville), Côte<br />

d‘Ivoire, Sierra Leone<br />

k.A. (geschätzt<br />

sehr hoch, vgl. Biodiversitätsverluste,<br />

Red List IUCN, vgl.<br />

Berichte UNEP)<br />

Côte d‘Ivoire, Sierra Leone (2)<br />

Südostasien und China<br />

Birma (8) 50% (1)<br />

China (10) (d. Importe) 32% (1)<br />

Indonesien (7) (d. Importe) 73% (4)<br />

Kambodscha (7) 94% (2)<br />

Laos (8) 45% (2)<br />

Malaysia (11) 12% (3)<br />

Papua Neu Guinea (10) 70% (2)<br />

Philippinen (12) 46% (1)<br />

Süd Korea (12) 30% (1)<br />

Taiwan (12) (d. Importe) 45% (1)<br />

Thailand (8) (d. Importe) 40% (2)<br />

Vietnam (8) (d. Importe) 20-40% (3)<br />

Myanmar/Burma (2)<br />

Lateinamerika<br />

Brasilien (13) 47% (1)<br />

Bolivien (7) 80-90% (2)<br />

Kolumbien (7) 42% (2)<br />

Peru (14) 80% (2)<br />

Ecuador (7) 70% (2)<br />

Mexiko (15) 70% (1)<br />

Nicaragua (7) 50% (1)<br />

Honduras (7) 75-85% (3)<br />

Guatemala<br />

k.A. (geschätzt<br />

sehr hoch, vgl. Biodiversitätsverluste,<br />

Red List IUCN)<br />

(4)<br />

(2)<br />

* kein offizieller Begriff, Bezeichnung <strong>von</strong> HOLZ VON HIER für dieses Segment<br />

- 13 -


<strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong><br />

Tab. 25: (I) Anteil illegaler <strong>Holz</strong>einschlag der wichtigsten<br />

Importländer in die EU: Wahrscheinlichkeit für illegales <strong>Holz</strong><br />

in Produkten aus den genannten Ländern ohne Nachweis.<br />

(A) Anteil illegaler <strong>Holz</strong>einschlag der wichtigsten Importländer<br />

(Daten aus WWF, 2009 mit (1) Taiga Rescue Network, 2005;<br />

(2) Forest Trends, 2006; (3) SAVCOR, 2005; (4) EUFOR, 2006;<br />

(5) UNECE/FAO, 2004; (6) WWF, 2004; (7) OECD, 2007; (8)<br />

BFH, 2006; (9) Rainforest Res. Dev. Center, 2004; (10) Seneca<br />

Creek, WIR, 2004; (11) Aus. Inst. F. Crimin., 2008; (12) WWF,<br />

2005; (13) Imazon, 2003; (14) Peruvian Env. Law Society, 2003;<br />

(15) FAO, 2003.<br />

(II) VPA-Länder / VPA-Systeme. (1) ROT: Länder bisher ohne<br />

jeglichen Bezug zu <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> oder VPA. ORANGE: (2)<br />

VPA-System in der ersten Informationsphase an die Länder,<br />

ob diese Länder zu VPA Ländern werden ist völlig unklar.<br />

(3) GELB: VPA-System in der Verhandlungsphase, ob<br />

eine Umsetzung erfolgt ist zum jetzigen Zeitpunkt sehr<br />

unklar bzw. unsicher. (4) HELLGELB: VPA-System in der<br />

Entwirklungsphase, d.h. noch nicht umgesetzt oder kontrolliert.<br />

(5) VPA Länder: also Länder mit umgesetzten<br />

und kontrollierten VPA-Systemen: bisher keine. VPA Infos:<br />

http://www.euflegt.efi.int/portal/home/vpa_countries/<br />

(3) <strong>Holz</strong> aus nachhaltiger Forstwirtschaft<br />

<strong>Holz</strong>, das nach Landesgesetzen in nachhaltig bewirtschafteten<br />

Forsten eingeschlagen wurde und<br />

nach internationalen/nationalen Gesetzen gehandelt<br />

wurde.<br />

»Alte-Nachhaltigkeitswälder« in Ländern mit<br />

nachhaltigen Waldgesetzen<br />

Nach der allgemeinen forstlichen Definition für<br />

Nachhaltigkeit, bedeutet dies zunächst grundlegend,<br />

dass jährlich nicht mehr <strong>Holz</strong> entnommen<br />

wird, als nachwächst. Dies gilt prinzipiell für neue<br />

Plantagen genauso wie für »Alte-Nachhaltigkeitswälder«<br />

wie z.B. in Deutschland oder Österreich,<br />

die seit Jahrhunderten nachhaltig bewirtschaftet<br />

werden, deren Biodiversitätsindex und CO 2<br />

-Speicherstatus<br />

aber deutlich höher ist.<br />

<strong>Hier</strong> gibt es weltweit diverse Siegel die nachhaltige<br />

Waldwirtschaft bescheinigen. Die bekanntesten<br />

und sichersten sind die weltweit operierenden Label<br />

PEFC und FSC.<br />

Einige EU Länder wie Deutschland haben >70%<br />

(meist PEFC) ihrer Wälder mit diesen Labeln zertifiziert.<br />

Insgesamt sind innerhalb der EU etwa 12%<br />

der Wälder so zertifiziert (Broschüre, www.holz<strong>von</strong>.hier.de).<br />

In den Ländern mit den größten verbliebenen Primärwaldflächen<br />

(Asien, Afrika, Südamerika) ist der<br />

Anteil der mit diesen Labeln zertifizierten Waldflächen<br />

jedoch unter


<strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong><br />

<strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong> und der Aspekt »Information«<br />

(Art. 66, Ziff. 1a EU-Verordnung 995-2010)<br />

• Der Nachweis <strong>von</strong> <strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong> dokumentiert<br />

im Zertifikat alle unter der <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> geforderten<br />

Informationen zu: <strong>Holz</strong>art, Menge,<br />

Produkt, Land des <strong>Holz</strong>einschlages, Lieferant,<br />

Empfänger sowie auch die akkumulierten Kilometer,<br />

gibt also auch Hinweise auf die regionale<br />

Spezifizierung. Für unter <strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong> zertifizierte<br />

Produkte reicht nach bisherigem Stand in<br />

der EU das Zertifkat <strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong> als Nachweis<br />

der Einhaltung der <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> aus.<br />

<strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong> und der Aspekt Risikobewertung<br />

(Art. 66, Ziff. 1b EU-Verordnung 995-2010)<br />

• Rundholz, das in Deutschland, Österreich,<br />

Schweiz oder Ländern mit ähnlich strengen<br />

Waldgesetzen innerhalb der EU geschlagen<br />

wurde, geht man nach heutigem Stand da<strong>von</strong><br />

aus, dass das Risiko illegalen <strong>Holz</strong>einschlages<br />

minimal ist. <strong>Hier</strong> reicht ein Nachweis der Herkunft<br />

des Rundholzes aus dem jeweiligen Land.<br />

Dies ist durch ein Zertifikat nach <strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong><br />

gewährleistet, so dass nach jetzigem Stand keine<br />

weiteren Nachweise erforderlich sind.<br />

• Da <strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong> die gesamte Stoffstromkette<br />

innerhalb kurzer Transporte aneinander bindet,<br />

gewährleistet ein <strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong> Zertifikat diese<br />

Herkunft auch für weiter verarbeitete Produkte<br />

wie Schnittholz, Halbwaren, Endprodukte.<br />

• Eine Vermarktung <strong>von</strong> (gemäß CITES und IUCN)<br />

international gefährdeten <strong>Holz</strong>arten bzw. <strong>Holz</strong>arten<br />

aus Ländern, die ein hohes Risiko illegalen<br />

Einschlages bergen, ist unter <strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong><br />

grundsätzlich und systemimmanent ausgeschlossen.<br />

Somit stellt <strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong> einen Ausschluss<br />

dieses Risikos dar (Liste dieser <strong>Holz</strong>arten<br />

bzw. Länder unter www.holz-<strong>von</strong>-hier.de).<br />

• <strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong> zertifizierte Produkte können systemimmanent<br />

gar nicht über tausende <strong>von</strong> Kilometern<br />

innerhalb der Chain of Custody transportiert<br />

worden sein. Das Risiko des illegalen<br />

Einschlages durch unübersichtliche Lieferketten<br />

in der Produktion ist bei <strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong> praktisch<br />

ausgeschlossen. <strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong> verfolgt<br />

den Weg des <strong>Holz</strong>es im Stoffstrom nach.<br />

<strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong> und Aspekt Risikominderungsverfahren<br />

(Art. 66, Ziff. 1c EU-Verordnung 995-2010)<br />

• Produkte eines Betriebes, die unter <strong>Holz</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>Hier</strong> zertifiziert sind, sind <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> konform<br />

und benötigen keinen anderen Nachweis.<br />

Hintergrund zur <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong><br />

Die drei Maßnahmensäulen des FLEGT Prozesses<br />

und damit auch der <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> gegen Importe<br />

<strong>von</strong> Illegalem <strong>Holz</strong> im die EU sind:<br />

1. Die Schließung <strong>von</strong> (freiwilligen) Übereinkommen<br />

mit holzproduzierenden Ländern (VPA’s –<br />

Voluntary Partnership Agreements), dass kein<br />

Import <strong>von</strong> <strong>Holz</strong> in die EU aus solchen Ländern<br />

erfolgt, wenn nicht dokumentiert ist, dass das<br />

<strong>Holz</strong> im Einklang mit den nationalen Gesetzten<br />

geschlagen worden ist. Die Partnerländer<br />

sollen entsprechende Dokumente und Nachweissysteme<br />

entwickeln oder vorlegen bzw.<br />

für jede <strong>Holz</strong>lieferung bereit halten, archivieren<br />

und für Kontrollen öffnen.<br />

2. Die EU-Länder werden aufgefordert, in der öffentlichen<br />

Beschaffung nur <strong>Holz</strong> vorzusehen,<br />

das legal geschlagen und gehandelt wurde.<br />

3. Ergänzende Maßnahmen, hierzu zählt die »<strong>Due</strong><br />

<strong>Diligence</strong> Regelung«. Diese hat den Status einer<br />

Sorgfalts-Selbstverpflichtung der <strong>Markt</strong>teilnehmer.<br />

Das heisst Unternehmen müssen selbst<br />

dafür Sorge tragen, dass das <strong>von</strong> ihm erstmalig<br />

im Binnenmarkt in Verkehr gebrachte <strong>Holz</strong><br />

nicht aus unsicheren Quellen oder aus Raubbau<br />

stammt. Dies kann erfolgen, indem das Unternehmen<br />

selbst ein Nachweissystem entwickelt<br />

oder indem es sich eines existierenden Zertifizierungssystems<br />

bedient. Ab März 2013 ist die<br />

Verordnung normativ und alle Unternehmen,<br />

die <strong>Holz</strong>produkte erstmals innerhalb der EU auf<br />

den <strong>Markt</strong> bringen, müssen die <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong><br />

Regelung erfüllen. <strong>Hier</strong>zu müssen jedoch bis<br />

Mitte 2012 noch EU-Durchführungsregelungen<br />

entwickelt werden die die Details festlegen.<br />

Wirkung der <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong><br />

Was muss nachgewiesen werden?<br />

Im Rahmen der <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> muss nachgewiesen<br />

werden, dass angemessene Maßnahmen angewandt<br />

wurden, um das Risiko zu minimieren, dass<br />

<strong>Holz</strong> aus illegalem Einschlag im EU Binnenmarkt in<br />

Verkehr gebracht wird. Der Akteuer muss nicht für<br />

jedes Stück <strong>Holz</strong> oder jedes Produkt den Beweis<br />

erbringen, dass es legal geschlagen wurde.<br />

Betroffenes <strong>Holz</strong><br />

Von der <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong>-Regelung ist <strong>Holz</strong> als Roh-<br />

- 15 -


<strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong><br />

stoff, Halbwaren und alle Endprodukte betroffen.<br />

Eine Liste der betroffenen Produkte ist im Anhang<br />

der EU Verordnung 995-2010 angegeben.<br />

Einfluss auf Biodiversität und Klimaschutz<br />

Die Regelung betrifft illegales <strong>Holz</strong>. Es ist kein unmittelbarer<br />

Bezug auf nachhaltig bzw. die Artenvielfalt<br />

schützend produziertes <strong>Holz</strong> gegeben. Mit illegalem<br />

<strong>Holz</strong> ist <strong>Holz</strong> gemeint, das nicht im Einklang<br />

mit den anwendbaren nationalen Gesetzen des<br />

Ursprungslandes geschlagen worden ist (s. oben).<br />

Betroffene Akteure<br />

Die <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> Regelung betrifft die Stelle des<br />

ersten Inverkehrbringens eines <strong>Holz</strong>produktes<br />

(»Operator«). Dies ist die verantwortliche Stelle für<br />

den Nachweis. Jeder weitere Akteur in der Verarbeitungs-<br />

oder Handelskette innerhalb der EU (»Händler«<br />

nach Art. 2d der VO995/2010) muss lediglich<br />

Einkaufs- und Verkaufsbelege für 5 Jahre aufbewahren.<br />

Die Waldbesitzer sind nur dann verantworlich,<br />

wenn sie Rundholz auch selbst in Verkehr bringen.<br />

Bei <strong>Holz</strong>, das außerhalb der EU gewachsen<br />

ist, ist hierfür der Importeur verantwortlich (egal ob<br />

Handel, Sägewerk oder Verarbeiter).<br />

Wie muss es nachgewiesen werden?<br />

Die <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> sieht 3 Handlungsfelder zur Erfüllung<br />

vor: 1.) Zugang zu Informationen, 2.) Risikoabschätzung<br />

und 3.) Risikovermeidung.<br />

1. Es müssen Informationen über das bezogene<br />

<strong>Holz</strong> eingeholt und bereit gestellt werden hinsichtlich:<br />

<strong>Holz</strong>art, Menge, Ursprungsland (wenn<br />

möglich auch Einschlagskonzession, regionale<br />

Spezifizierung) sowie Konformität mit nationalen<br />

Gesetzen.<br />

2. Es soll eine Risikoabschätzung durchgeführt<br />

werden. Diese beinhaltet z. B. die Berücksichtigung<br />

<strong>von</strong> Hinweisen auf hohes Risiko des illegalen<br />

Einschlages bei bestimmten <strong>Holz</strong>arten,<br />

die Berücksichtigung <strong>von</strong> hohem Risiko des illegalen<br />

Einschlages aufgrund des Herkunftslandes<br />

oder das Risiko aufgrund Unübersichtlichkeit<br />

der Lieferkette.<br />

3. Im Falle eines gegebenen Risikos soll der Akteur<br />

weitere Maßnahmen ergreifen z.B. sich<br />

vergewissern, dass für das <strong>Holz</strong> trotz eines bestehenden<br />

grundsätzlichen Risikos ein illegaler<br />

Einschlag ausgeschlossen ist, über eine externe<br />

Überwachung und Zertifizierung durch Dritte.<br />

Kontrolle & Sanktionen<br />

Betriebe können entweder eine eigene Sorgfaltspflichtregelung<br />

entwickeln und umsetzen oder sie<br />

verwenden ein <strong>von</strong> einer anerkannten Überwachungsorganisation<br />

entwickeltes und regelmäßig<br />

überprüftes System. Das entsprechende Verfahren<br />

muss <strong>von</strong> der EU anerkannt werden und seine<br />

Einhaltung wird <strong>von</strong> den Überwachungsorganisationen<br />

überprüft. Sowohl die Überwachungsorganisationen<br />

als auch die, das jeweilige System nutzenden,<br />

Unternehmen werden stichprobenartig <strong>von</strong><br />

den nationalen behördlichen Überwachungsstellen<br />

überprüft, in Deutschland der BLE, der Bundesanstalt<br />

für Ernährung und Landwirtschaft.<br />

Die <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> alleine reicht<br />

weder aus um Primärwälder zu<br />

schützen noch als Klimaschutzinstrument<br />

Die <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> ist bisher für die EU eine <strong>von</strong><br />

zwei Säulen für den Primärwaldschutz. Die zweite<br />

Säule sind die Waldzertifizierungen. Im Folgenden<br />

wird gezeigt, dass weder die <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> noch<br />

die Waldzertifizierung allein an den weltweiten Primärwaldverlusten<br />

etwas ändern können. Es muss<br />

eine ganzes Maßnahmenbündel genutzt werden.<br />

Dazu gehört auch der Ansatz <strong>von</strong> HOLZ VON HIER.<br />

75% Weltwaldflächen liegen in 15 Ländern.<br />

Wälder bedecken ein Drittel der Landflächen der<br />

Erde. Der Weltwaldbericht der FAO stellt Daten der<br />

232 Länder der Erde zusammen. Von den insgesamt<br />

4 Milliarden Hektar Waldflächen auf der Welt<br />

liegen 75% in 15 Ländern (vgl. Tab. 26).<br />

Allein in den letzten 20 Jahren sind 210 Mio.<br />

Hektar Primärwald verloren gegangen.<br />

Von 1990, den Beginn der Weltklimaverhandlungen<br />

(20 Jahre ist das nun her !) bis 2010 sind in den<br />

Weltregionen mit Tropischen Primärwäldern in Afrika,<br />

Asien und Lateinamerika etwa 210 Mio. Hektar<br />

(!) Primärwald verloren gegangen.<br />

In vielen Ländern wurden auf den Rodungsflächen<br />

<strong>von</strong> Primärwäldern später wieder Plantagen<br />

angelegt. Die Kohlenstoffblianz durch der Rodung<br />

der Primärwälder kann jedoch durch Plantagen nie<br />

mehr ausgeglichen werden.<br />

Spätestens ab dem Jahr 2000 haben nahmhafte<br />

Wissenschaftler darauf hingewiesen, dass die<br />

- 16 -


<strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong><br />

Primärwaldabholzungen für Plantagen bei dem<br />

Klimaverhandlungen eigentlich als Landnutzungsänderungen<br />

gewertet werden müssten da die<br />

Kohlenstoffbilanz durch die Plantagen nie mehr<br />

ausgeglichen werden kann. Dies ist bisher nicht<br />

geschehen. Bei den meisten Ländern mit Primärwäldern<br />

haben auch nach 2000 Verluste an Primärwäldern<br />

nicht oder kaum abgenommen, wie z.B.<br />

Brasilien oder Kongo (vgl. Tab 1). In anderen Ländern<br />

haben sie seitdem sogar zugenommen wie<br />

beispielsweise Peru und andere Länder die wie<br />

Peru heute auf Projekte für dem Kohlenstoffmarkt<br />

spekulieren.<br />

Keines der genannten Länder ist jedoch <strong>von</strong> der<br />

<strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> ausgeschlossen, da die Abholzung<br />

<strong>von</strong> Primärwäldern in diesen Ländern nicht den<br />

Verfassungen der Länder wiederspricht.<br />

Neueste UNEP-Berichte <strong>von</strong> 2011 und 2012 aus<br />

Tropischen Regionen mit Primärwäldern machen<br />

aber auch deutlich, dass die nachhaltige Waldbewirtschaftung<br />

allein den Raubbau nicht verhindern<br />

kann, vor allem nicht in Brennpunktregionen des<br />

Raubbaues, und dass dies auch nicht automatisch<br />

mit der <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> der EU gleich zu setzen ist.<br />

Lagebeschreibungen ...<br />

... dazu sind aktuelle Berichte der UNEP, der<br />

Umweltorganisation der United Nations (UN):<br />

(1) „The last stand of the Oranguthan“ UNEP,<br />

2012. (2) „Biofuels Vital Graphics“ UNEP, 2011:<br />

(3) „Oranguthan an the Economics of sustainable<br />

Forest management in Sumatra“, UNEP,<br />

2012. Berichte als pdf auf www.clean-the-climate.de<br />

Nr.<br />

Land<br />

Waldfl.<br />

[Mio. ha]<br />

Primärwald<br />

[1.000 ha]<br />

Jährliche (!)<br />

Verlustrate<br />

[ha/a]<br />

1990-<br />

2000<br />

2000-<br />

2010<br />

1 Brasilien 520 477 - 2.890 - 2.642 - 55<br />

2 DR Kongo (*) 154 154 - 311 - 311 - 6<br />

3 Indonesien 94 47 - 1914 - 498 - 24<br />

4 Peru 68 60 - 94 - 122 - 2<br />

5 Mexico 65 34 - 354 - 195 - 6<br />

6 Papua Ng. 29 26 -139 -141 - 3<br />

7 Bolivien 57 37 - 270 - 290 - 6<br />

Summe<br />

Verluste<br />

an Primärwald<br />

[Mio. ha]<br />

1990-<br />

2010<br />

Tab. 26: Daten aus FAO Weltwaldbericht 2011 und WWF,<br />

2012. (*) Primärwalddaten für den Kongo geschätzt, da keine<br />

Angaben bei WWF oder anderen Studien vorhanden.<br />

Im Zuge der <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> werde sich weltweit<br />

weitere neue „Wald-Label“ entwickeln, wie es bereits<br />

im Bereich <strong>von</strong> Palmöl und Zuckerrohr der Fall<br />

ist (Beispiele: RSB - Roundtable on Sustainable Biofuel;<br />

GGL - Green Gold Label; ISCC - International<br />

Sustainability and Carbon Certification; Laborelec;<br />

RASPO - Roundtable on Sustainable Palm Oil; BSI -<br />

Better Sugar Cane Initiative; RTRS - Round Table on<br />

Responsible Soy, um nur einige zu nennen).<br />

HOLZ VON HIER ist der Ansicht man sollte sich hier<br />

nur auf die verlässlichen Waldlabel PEFC und FSC<br />

konzentrieren wenn <strong>Holz</strong> nicht aus Ländern kommt<br />

die sowieso schon eine vergleichbare und gesetzlich<br />

verankerte nachgewiesen nachhaltige Waldwirtschaft<br />

haben und zum großteil zertifiziert sind<br />

wie in Deutschland (70% der Waldflächen sind hier<br />

zertifiziert, Mehr Infos Bereich 3 und Fyler „Die 100<br />

Länder weltweit mit den größten Waldflächen“).<br />

PEFC und FSC trotz <strong>Due</strong><br />

<strong>Diligence</strong>? Auf jeden Fall<br />

In Diskussionen unter Betrieben zur <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong><br />

wird immer wieder gefragt, braucht es noch Waldlabel<br />

wenn die <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> für <strong>Holz</strong>importe gilt?<br />

Auf jeden Fall sind die Waldlabel wichtig, gerade<br />

(!) in Regionen wo noch wenig Wald zertifiziert ist,<br />

wie Asien, Afrika, Lateinamerika, Russische Förderation.<br />

Dort setzen sie auch Zeichen wie man es anders<br />

machen könnte. Wenn es unbedingt Importe<br />

sein müssen sollte immer auf die beiden weltweiten<br />

(Sicht <strong>von</strong> HOLZ VON HIER) einzigen verlässlichen<br />

Waldlabel PEFC und FSC geachtet werden.<br />

Weltweite Nachhaltigkeit heisst<br />

auch kurze Stoffströme und<br />

Regionalität stärken<br />

Weltweite Nachhaltigkeit könnte auch heissen:<br />

Jede Weltregion baut ihre eigene nachhaltige<br />

Autonomie bei Rohstoffen wie <strong>Holz</strong> oder anderen<br />

NaWaRos und erneuerbaren Energien aus<br />

und nicht auf Kosten anderer Weltregionen.<br />

- 17 -


<strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong><br />

Werden in Europa überhaupt genug <strong>Holz</strong> und<br />

<strong>Holz</strong>halbwaren hergestellt um den Bedarf in der<br />

eigene Weltregion zu decken?<br />

Diese Frage wird <strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong> in Diskussionen oft<br />

gestellt. Die Antwort auf diese Frage geben die<br />

Daten offizieller EU-Statistiken (z.B. FAO wood products<br />

2009). Danach ist Europa vergleichsweise<br />

<strong>Holz</strong>autonom (vgl. Tab. 27).<br />

Bei allen in der Tabelle 27 grau gekennzeichneten<br />

Produkten ist die innereuropäische Produktion höher<br />

als der europäische Verbrauch. Dennoch finden<br />

in jeder dieser Produktgruppen teils hohe Importe<br />

und Exporte statt. Nur bei Furnier, Sperrholz, Zellstoff<br />

ist der Europäische Verbrauch deutlich größer<br />

als die Europäische Produktion (orange in Tab. 27).<br />

Dies werden im folgenden näher beschrieben.<br />

Für die Die <strong>Diligence</strong> relevant sind lediglich die<br />

Stofftströme aus Importen. Für den Klimaschutz<br />

sind, rein mengenmäßig betrachtet, alle überflüssigen<br />

Transporte relevant.<br />

Nach Berichten der UNEP, der Umweltorganisation<br />

der Vereinten Nationen (mehr unter www.cleanthe-climate.de)<br />

findet ein regelrechter Run gerade<br />

<strong>von</strong> den sich entwickelnden Nationen Asiens (z.B.<br />

China) auf die Rohstoffreserven anderer Weltregionen<br />

wie z.B. Afrika statt. Diese Heuschreckenmentalität<br />

„lässt den Wald schneller verschwinden<br />

als man mit jeder Zertifizierung nachkommen<br />

kann“. (telef. Interview mit UNEP, Abt. DEPI durch<br />

Bruckner & Strohmeier).<br />

Laut FAO Weltwaldbericht (vgl. Bereich 1, 3) haben<br />

Afrika, Ozeanien, Europa, Nord Amerika, Latein-<br />

Amerika und Karibik zusammen einen überschüssigen<br />

Industrie-Rundholzeinschlag <strong>von</strong> zusammen<br />

44,82 Mio. m 3 die in anderen Weltregionen angeboten<br />

werden. Asien kann seinen eigenen Bedarf<br />

als einzige Weltregion in Summe potentiell nicht<br />

selbst decken und ist auf 47,3 Mio. m 3 Rundholz<br />

aus den anderen Weltregionen angewiesen.<br />

Laut FAO werden weltweit etwa 2,81 Mio. m 3 Rundholz<br />

eingeschlagen (Verbrauch über Einschlag), die<br />

in keiner Handelsstatistik auftauchen, also aus<br />

Raubbau (wohl auch Schutzgebieten) stammen.<br />

Rechnerisch geht der Großteil da<strong>von</strong> nach Asien.<br />

Bei <strong>Holz</strong>produkten aus Asien, speziell China, Indonesien<br />

und Malaysia, den heute größten Tropenholzumschlaplätzen<br />

der Welt, ist also im Sinne der<br />

<strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> besondere Vorsicht geboten. Dies<br />

gilt nicht nur für Rundholz, Schnittholz, Platten, Papier<br />

usw. sondern auch für Möbel, Parkett und alle<br />

anderen weiter verarbeiteten <strong>Holz</strong>produkte.<br />

Europa Importe Exporte Produk. Verbr.<br />

Produkte Mengen in [1.000 m 3 ]<br />

Rundholz ges.<br />

(Round wood)<br />

dav. Brennholz,<br />

Energieholz<br />

(Wood Fuel)<br />

dav. Industr.Rundholz<br />

(Ind. Roundw.)<br />

Schnitt-/Schnittholz<br />

(Sawnwood)<br />

Furnier<br />

(Veneer sheets)<br />

<strong>Holz</strong>platten<br />

(wood bas. pan.)<br />

dav. Sperrholz<br />

(Plywood)<br />

dav. Preßspanplatten<br />

(particle Board)<br />

da<strong>von</strong> Faserplatten<br />

(Fibreboard)<br />

da<strong>von</strong> Harfaserplatten<br />

(Hardboard)<br />

da<strong>von</strong> MDF<br />

(Med. Dens. Fibreb.)<br />

dav. Dämmplatten<br />

(Insulating Board)<br />

Zellstoff<br />

(Wood Pulp)<br />

Recyclingpapier<br />

(Recovered Paper)<br />

Papier & Co.<br />

(Paper & Paperboard)<br />

dav. Schreibpapier<br />

(Printing/Writing Pap.)<br />

dav. Packpapier<br />

(Wrapping a. Packing<br />

Paper and Paperboard)<br />

46.784 62.490<br />

(v.a. Russ<br />

Föder.)<br />

596.009 580.303<br />

4.482 5.713 141.419 140.188<br />

42.302 56.778<br />

(v.a. Russ<br />

Föder..)<br />

38.817 67.533<br />

(v.a. Russ<br />

Föderat. und<br />

Schweden)<br />

454.590 440.115<br />

121.570 92.854<br />

1.428 794 1.868 2.503<br />

29.676 31.137 70.455 68.994<br />

5.984 4.577 5.469 6.876<br />

13.018 15.837 45.698 42.879<br />

9.245 9.929 17.420 16.736<br />

2.139 2.115 3.033 3.057<br />

5.804 6.712 12.429 11.521<br />

1.302 1.103 1.958 2.158<br />

13.192 16.473 44.162 47.443<br />

13.687 25.553 54.747 42.881<br />

52.927 63.247 102.420 92.100<br />

22.762 28.351 33.224 27.635<br />

22.161 26.008 44.862 41.015<br />

Tab. 27: Importe sowie Produktion, Verbrach und Exporte nach<br />

und in Europa, Daten zusammen gestellt aus FAO Wood Products,<br />

2009). Für die <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> sind alle angezeigten Importe<br />

relevant.<br />

HOLZ VON HIER ist DUE DIligence konform<br />

Produkte mit den Label und Herkunftsnachweis<br />

HOLZ VON HIER stehen für Kaufentscheidungen<br />

pro Klimaschutz und Artenvielfalt. HOLZ<br />

VON HIER Produkte enthalten systemimmanent<br />

kein <strong>Holz</strong> aus tropischen und borealen Primärwäldern<br />

und sind <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> konform.<br />

- 18 -


<strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong><br />

Beispiel Schnittholz<br />

Heimisches Schnittholz für den <strong>Holz</strong>bauboom!<br />

Nur das ist optimal Klimafreundlich.<br />

Heute sprechen viele Interessenvertreter und Organisationen<br />

der Branche <strong>von</strong> einem „<strong>Holz</strong>bauboom“<br />

(vgl. div. Artikel <strong>Holz</strong>zentralbaltt seit Mitte 2012).<br />

Für den Klimaschutz schade ist, dass dies leider oft<br />

noch wenig mit klimafreundlichem heimischen <strong>Holz</strong><br />

der kurzen Wege im gesamten Stoffstrom zu tun<br />

hat. Dabei ist das <strong>Holz</strong> aus dem heimischen Wald<br />

und <strong>von</strong> heimischen Sägewerken zudem noch qualitativ<br />

sehr gut und optimal und kontrolliert.<br />

Die drei Länder mit den weltweit größten Netto-<br />

Exporten an Nadelschnittzholz, sind Kanada (ca. 17,3<br />

Mio. m 3 ) und Russische Förderation (ca. 16,2 Mio m 3 ).<br />

Hinzu kommt Schweden mit ca 11,9 Mio. m 3 . Die<br />

Nettoexportraten Deutschlands (ca. 4 Mio. m 3 ) sind<br />

dagegen eher gering (FAO, 2011). Das Exportaufkommen<br />

Russlands an Rund-/Industrie-/Schnittholz umfasst<br />

30-40% der Exporte der EU (FAO, 2009). Pro<br />

Jahr werden aus Russland ca. 2,2 Mio. m 3 Nadel-<br />

Rohholz/-schnittholz nach Deutschland eingeführt.<br />

Allein diese Mengen aus Russland verursachen<br />

mit 200.000 Tonnen CO 2<br />

po Jahr, etwa 40% der<br />

transportbedingten Emissionen durch Importe <strong>von</strong><br />

Nadelrundholz/-schnittholz (<strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong>).<br />

Weder aus technischen, optischen noch qualitativen<br />

Gründen die Verwendung sibirischer Lärche,<br />

kanadischer Roter Zeder oder anderer Hölzer aus<br />

unsicherer Herkunft nötig, denn Deutschland kann<br />

rohstofflich gesehen seinen Bedarf an Schnittholz<br />

und Bauholz aus eigener Produktion decken.<br />

Beispiel Furniere<br />

Nachhaltig auf heimische Furniere zu setzen<br />

stärkt eine Forstwirtschaft der „Alten Bäume“<br />

Die Furnierindustrie Europas ist darauf angewiesen,<br />

dass im Wald die Umtriebszeiten in manchen Beständen<br />

nicht weiter gesenkt werden, damit auch<br />

„weiter alte Stämme nachhaltig zur Verfügung stehen“.<br />

Man könnte sagen, wo sich bei nachhaltiger<br />

Waldwirtschaft Furnierindustrie hält, wachsen auch<br />

nachhaltig alte Stämme heran, da diese gepflegt<br />

werden. Im Primärwald ist findet einfach Raubbau<br />

der Reserven statt, das ist nicht nachhaltig.<br />

Die größten Furnierimporte in Europa haben Dänemark,<br />

Italien, Deutschland. Diese Länder sind beim<br />

Furnier für die <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> besonders relevant,<br />

denn meist sind Import-Furniere aus Tropenholz.<br />

<strong>Hier</strong> sollte unbedingt in auf jeden Fall auf verlässliche<br />

Waldlabel wie PEFC und FSC bei Importen<br />

beachtet werden. Das Problem wird aber hier immer<br />

sein, dass Furniere auf Alte „Dicke“ Bäume<br />

angewiesen sind. <strong>Holz</strong> <strong>von</strong> zertifizierten Plantagen<br />

(alter meist erst 30 - 50 Jahre) kommt für tropische<br />

Furniere noch kaum in Frage. Das heißt, Furniere<br />

aus den Tropen stammen deshalb (nahezu immer)<br />

aus Primärwäldern mit alten Stämmen. Das hat mit<br />

Klimaschutz und Biodiversität nichts zu tun.<br />

Diese Importe könnten langfristig durch innereuropäische<br />

Produktionskapazitäten aufgefangen werden.<br />

Viele Furnierwerke in Deutschland fahren nur<br />

mit gedrosselter Produktion. Das hat einen essentiellen<br />

Grund (neben den Dumpingpreisen <strong>von</strong> Tropenholzfurnieren,<br />

die oft aus Raubbau stammen).<br />

Die alte Stämme nehmen in bewirtschafteten Wäldern<br />

Europas tendenziell ab, da die Umtriebszeiten<br />

immer kürzer werden, um den Bedarf für kurzlebige<br />

Produkte zu decken (z.B. Zellstoff, Papier).<br />

Beispiel Sperrholz<br />

Sperrholz hat meist lange Transportwege hinter<br />

sich und ist oft aus Tropenholz hergestellt.<br />

Die größten Sperrholzimorteure in Europa sind England,<br />

Deutschland, Belgien, Dänemark, Niederlande,<br />

Italien. Diese Länder sind im Hinblick auf Sperrholz<br />

und die <strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong> besonders relevant.<br />

Beim Sperrholz sollte man bei Importen besonders<br />

auf die Waldlabel (PEFC, FSC) achten, wenn überhaupt<br />

in dieser Produktgruppe vorhanden. Jedoch<br />

ist dies bei Sperrholz noch kaum der Fall. Sperrholzplatten<br />

bestehen oft aus Tropenholz. Ein Hauptimportland<br />

für Deutschland ist die Elfenbeinküste,<br />

hier gibt es weder PEFC noch FSC Waldflächen.<br />

Auch Sperrholzkapazitäten in Deutschland und Europa<br />

wären prinzipiell vorhanden. Beim Sperrholz<br />

geht es quasi nur um den billigen Preis denn Sperrholzplatten<br />

werden vor allem im Billigmöbelbau eingesetzt<br />

(z.B. Schrankrückwände usw.).<br />

Muss für 3 bis 10 Euro pro Schrank weniger<br />

wirklich Primärwald in den Tropen fallen?<br />

HOLZ VON HIER: „Innovationen mit heimischem<br />

<strong>Holz</strong> sind umsetzbar wenn Handel und<br />

Möbelindustrie einen kleinen Mehrpreis bezahlen.<br />

Dies würde beim Preis des Möbelstückes<br />

nicht ins Gewicht fallen. Für Image, Klima- und<br />

Artenschutz wäre es ein enormer Gewinn“.<br />

- 19 -


<strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong><br />

Beispiel Zellstoff<br />

Auch auf Recyclingpapier (z.B. mit Label Blauer<br />

Engel u.a.) setzen und Papier sparen.<br />

Die Hauptimportländer für Zellstoff sind Deutschland,<br />

Frankreich, Italien, Spanien, England. Gleichzeitig<br />

exportiert Europa mehr Recyclingpapier als<br />

es Zellstoff importiert. Teilweise auch genau die<br />

genannten Länder. Aus Klimaschutzsicht würde es<br />

auch hier helfen Transporte zu verkürzen (Papier<br />

das in gesamten Stoffstrom in Europa hergestellt<br />

wurde) und Ersatzprodukte zu verwenden, also:<br />

Zellstoff, Verpackungen einzusparen und auf Recyclingmaterial<br />

setzen, z. B. Recycling-Papier das mit<br />

den Blauen Engel ausgezeichnet ist.<br />

Verzicht auf gefährdete Tropenhölzer<br />

ist Schutz d. Biodiversität<br />

Tropenwälder gehören zu den artenreichsten Lebensräumen<br />

der Erde, 50-70% aller Pflanzen- und<br />

Tierarten der Welt leben hier (UNEP, 2002, Ape Alliance).<br />

Ihr Schutz ist wohl der größte Beitrag zum<br />

Erhalt der Artenvielfalt.<br />

Der Verzicht auf gefährdete Tropenhölzer trägt zum<br />

Schutz dieser Lebensräume bei.<br />

• Einzelstammentnahme, die oft als schonende<br />

Nutzung der Tropischen Primärwälder angesehen<br />

wird, führt nach neuen wiss. Studien zu<br />

starken Artenverlusten in diesen Lebensräumen<br />

(Asner et al., 2006). Beispielsweise werden<br />

pro verwertetem Baum im Amazonasgebiet<br />

27 weitere Bäume beschädigt, 40 Meter<br />

Straße neu gebaut und 600 m² Lücke ins Kronendach<br />

gerissen (WWF, 2009).<br />

• Nutzung <strong>von</strong> tropischem Plantagenholz ist keine<br />

echte Lösung gegen den Raubbau. Viele dieser<br />

Plantagen sind hier in den letzten 20 Jahren<br />

entstanden und für die meisten dieser Plantagen<br />

wurden zuvor Primärwälder abgeholzt<br />

(WBGU, 2009). Zum anderen wird tropisches<br />

Plantagenholz in der <strong>Holz</strong>qualität wegen der<br />

kurzen Wachstumszyklen (Teak meist 20 Jahre)<br />

<strong>von</strong> der Branche in der Regel deutlich schlechter<br />

bewertet als <strong>Holz</strong> aus Primärwäldern, das<br />

gilt auch für die noch relativ jungen Plantagen<br />

mit Nachhaltigkeitslabeln (www.globalwood.<br />

org, wood products Europa). Für qualitativ hochwertige<br />

Produkte suchen die Hersteller nach<br />

wie vor <strong>Holz</strong> aus Primärwäldern. Plantagen in<br />

den Tropen können derzeit also den Druck auf<br />

die tropischen Primärwälder letztlich nicht verhindern.<br />

• Nach Deutschland werden ca. 70 Tropenholzarten<br />

importiert, als Rohstoff, Halbwaren oder<br />

Produkte (Parkett, Furnier, Möbel u.a.), darunter<br />

30 weltweit gefährdete Baumarten (Bruckner &<br />

Strohmeier, 2012).<br />

• Asiatische Länder wie China und Indonesien<br />

entwickeln sich zu den größten Tropenholzumschlagplätzen<br />

weltweit. Eine Kontrolle der<br />

<strong>Holz</strong>herkünfte ist hier nach Einschätzung vieler<br />

<strong>Markt</strong>kenner kaum bzw. nicht möglich.<br />

„Rote Karte“ für Produkte aus Tropenholz der<br />

Roten Liste <strong>von</strong> IUCN<br />

Exotisch klingende Phantasie Handelsnamen machen<br />

das Wohnzimmer nicht schöner als heimische<br />

Hölzer und hinter vielen dieser Namen stehen weltweit<br />

gefährdete Baumarten. (vgl. Tab. 28; Bruckner<br />

& Strohmeier, 2012) oder sie sind aus Raubbau.<br />

Abachi (Obeche)<br />

Afromosia (Kokrodua)<br />

Amaranth<br />

Aningré<br />

Apa (Doussié, Afzelia)<br />

Bilinga (Opepe)<br />

Bongossi (Azobé)<br />

Bubinga (Kevazingo)<br />

Cumaru (Amburana)<br />

Dibétou (African Walnut)<br />

Iroko (Kambala)<br />

Jatobá (Brasilian cherry)<br />

Rotes Khaya (Benin)<br />

Mahogany (Lagos M.)<br />

Kingwood (Zebrawood,<br />

Tigerwood, Urunday)<br />

Makoré<br />

Merbau<br />

Missanda (Tali)<br />

Padouk (Korallenholz, Brawood,<br />

Camwood)<br />

Palisander (Rosewood)<br />

Peroba Rose (Amarello)<br />

Sirari<br />

Sonokeling<br />

Sucupira (Aramatta)<br />

Wenge (Panga Panga)<br />

Tab. 28: Weltweit gefährdet nach IUCN / Aus Raubbau / Aus<br />

Raubbau aber auch mit Waldlabeln PEFC oder FSC erhältlich.<br />

„Grüne Karte“ für nachweislich heimisches bzw.<br />

europäisches <strong>Holz</strong><br />

Ahorn, Birke, Buche, Douglasie, Eiche, Erle, Esche,<br />

Fichte, Hainbuche, Kirsche, Kiefer, Lärche, Nussbaum,<br />

Robinie, Rüster, Tanne, Zirbelkiefer und<br />

andere heimische Hölzer sowie heimische Thermo-Hölzer<br />

und Räucher-Hölzer, die Vielfalt und<br />

Schönheit heimischer Hölzer ist enorm.<br />

Aber auch bei Arten die potentiell bei uns vorkommen<br />

ist ohne Herkunftsnachweis nicht automatisch<br />

gesagt, dass das <strong>Holz</strong> aus heimischen nachhaltig<br />

bewirtschafteten Wäldern stammt: Ahorn aus Kanada,<br />

Robinie und Eiche aus Rumänien, Lärche aus<br />

Sibirien usw.<br />

- 20 -


<strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong><br />

Verzicht auf <strong>Holz</strong> aus Primärwäldern<br />

ist Schutz <strong>von</strong> Klima- und<br />

Biodiversität<br />

Etwa 13 Millionen Hektar Primärwald verschwinden<br />

jedes Jahr durch Raubbau (WGBU, 2009). Allein<br />

durch die Bodenzerstöhrung bei Primärwaldrodung<br />

wird in Afrika und Lateinamerika eine jährliche CO 2<br />

Freisetzungsrate erreicht (Afrika: 1.185 Mt; LAC:<br />

1,395 Mt; FAO, 2010), die der CO 2<br />

-Freisetzung aus<br />

Energieprozessen in den Ländern entspricht (Afrika:<br />

1.051 Mt; LAC: 1.238 Mt; (FAO, 2010. Dies wird<br />

nie mehr ausgeglichen, auch wenn Plantagen entstehen.<br />

<strong>Holz</strong>exporte sind heute aber nur ein Grund für die<br />

Primärwaldabholzung, der Hauptgrund ist in vielen<br />

Ländern die Anlage <strong>von</strong> Plantagen. Etwa die Hälfte<br />

der Primärwaldrodungen der letzten 20 Jahre<br />

erfolgte in Brasilien für Zuckerrohranbau und in<br />

Südostasien für Ölpalmenanbau (WGBU, 2009). In<br />

Südostasien ist so bereits die Hälfte der Primärwälder<br />

verschwunden (s.o.). Palmöl aus Indonesien ist<br />

dabei besonders kritisch. Etwa 84% der gesamten<br />

Indonesischen Treibhausgasemissionen gehen auf<br />

das Konto <strong>von</strong> Primärwaldabholzungen und hier<br />

etwa die Hälfte für die Anlage <strong>von</strong> Palmölplantagen<br />

(WGBU, 2009).<br />

Boreale Primärwälder, sind vor allem die großen<br />

Nadel-Urwälder in Nordamerika, Kanada und der<br />

Russischen Förderation (inkl. Sibirien). Nordamerikas<br />

und Kanadas Primärwälder assimilieren 50%<br />

der CO 2<br />

-Emissionen <strong>von</strong> USA und Kanada. Sibiriens<br />

Urwälder speichern 70% der CO 2<br />

-Emissionen der<br />

EU und Russlands (2) . In diesen Wäldern geschieht<br />

massiver Raubbau, so werden große Mengen an<br />

im Boden gebundenem CO 2<br />

, freigesetzt. Die Wiederaufforstung<br />

bereitet oft große Probleme.<br />

Nationen mit den noch größten Primärwaldvorkommen<br />

sind z.B.: Brasilien, RUS, Kanada, USA (ohne<br />

Alaska), Peru, Kolumbien, Indonesien, Mexico, Bolivien,<br />

Papua, Kongo. Die Produkte, die sie für den<br />

<strong>Holz</strong>-, Papier-, Zellstoff-, Biokraftstoffbereich, Genussmittel-<br />

und Kosmetiksektor produzieren, werden<br />

großteils exportiert (WGBU, 2009) und zwar<br />

gerade auch nach Europa und Deutschland.<br />

Innerhalb der EU wird großes Gewicht auf die Vermeidung<br />

<strong>von</strong> Importen <strong>von</strong> Hölzern aus illegalen<br />

Quellen gelegt, d.h. <strong>von</strong> <strong>Holz</strong> aus Schutzgebieten.<br />

Dies ist aber der kleinere Teil der weltweiten Primärwälder.<br />

Auch »legales <strong>Holz</strong>« aus Primärwäldern<br />

senkt die Biodiversität weltweit. Denn wie wissenschaftliche<br />

Studien zeigen führt jede kommerzielle<br />

Nutzung unberührter Primärwälder letztlich zu<br />

einem Verlust an Biodiversität (Asner et al. 2006).<br />

Primärwaldabholzung muss als Landnutzungsänderung<br />

im Klimaschutzprozess gewertet werden.<br />

Das fordern namhafte Wissenschaftler seit mindestens<br />

dem Jahr 2000, dem Beginn der Klimaverhandlungen,<br />

wie z.B. Prof. E. D. Schulze (wissenschaftlicher<br />

Berater der Bundesregierung in den<br />

Kyotoverhandlungen, ehem. Mitglied WGBU und<br />

im Kuratorium <strong>von</strong> <strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong>).<br />

Es sollte nicht möglich sein heute Primärwälder<br />

abzuholzen, das <strong>Holz</strong> auf den Europäischen <strong>Markt</strong><br />

abzusetzen, dann darauf eine kommerzielle Plantage<br />

zu errichten, dafür eventuell sogar Kohlenstoffzertifikate<br />

aus Europa zu bekommen.<br />

Primärwaldschutz durch andere<br />

Instrumente wie den Kohlenstoffhandel<br />

und REDD+?<br />

Primärwaldschutz durch Instrumente wie<br />

den Kohlenstoffhandel umzusetzen ist<br />

schwierig und in den Weltklimaverhandlungen<br />

noch kaum integriert.<br />

Länder mit den letzten großen verblieben Primärwäldern<br />

(Urwäldern) haben sich bisher kaum aktiv<br />

an den Weltklimaverhandlungen beteiligt. Ansätze<br />

zum Schutz <strong>von</strong> Primärwäldern finden sich in der<br />

aktuellen REDD+-Strategie, die sich aber noch im<br />

Entwicklungsstadium befindet. REDD+ sieht im<br />

Prinzip vor, finanzielle Anreize zu setzen, Abholzung<br />

<strong>von</strong> Primärwald zu vermeiden.<br />

Eine entscheidende Frage ist dabei, woher die finanziellen<br />

Mittel hierzu kommen sollen. Von einer<br />

Reihe <strong>von</strong> Akteuren wird dabei die Einbeziehung in<br />

den internationalen Kohlenstoffhandel favorisiert.<br />

Dies stößt jedoch nicht nur <strong>von</strong> Seiten diverser Entwicklungsländer<br />

und NGO auf Kritik, sondern wurde<br />

auch <strong>von</strong> ökonomischen Studien als teils sogar<br />

kontraproduktiv bewertet. Nach Ansicht diverser<br />

NGO könnte auf diesem Weg sogar noch mehr Zerstörung<br />

<strong>von</strong> Primärwäldern resultieren.<br />

Primärwaldabholzungen für die Anlage <strong>von</strong> <strong>Holz</strong>-/<br />

Palmölplantagen wird bisher nicht als Landnutzungsänderung<br />

bei den Klimaverhandlungen gewertet,<br />

so dass dies die Befürchtung <strong>von</strong> NGO bestätigt,<br />

wenn Länder für die Anlage <strong>von</strong> Plantagen<br />

Kohlenstoffzertifikate bekämen, selbst wenn auf<br />

diesen Flächen vorher Primärwald gerodet wurde.<br />

- 21 -


<strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong><br />

Primärwaldschutz wäre langfristig für die<br />

Weltgemeinschaft billiger als die Folgen<br />

<strong>von</strong> Klimawandel und Biodiversitätsverlusten<br />

zu bezahlen.<br />

Es wäre billiger für die Weltgemeinschaft den Ländern<br />

mit Primärwäldern den Schutz zu bezahlen als<br />

weiter zunehmende Klimafolgen oder die Folgen<br />

der Umweltzerstörung.<br />

Dies sehen auch Aktionspläne wie der Global Marschall<br />

Plan und Strategien wie z.B. REDD+ eigentlich<br />

vor, nur bisher ohne durchschlagenden Erfolg.<br />

Dabei gilt es schnell zu handeln, denn heute verschwindet<br />

Primärwald gerade in den Tropen sehr<br />

schnell (FAO Weltwaldbericht, 2011).<br />

Zudem kosten die Folgen des Klimawandels die<br />

Weltgemeinschaft bereits heute 120 bis 200 Mrd.<br />

US-Dollar jedes Jahr, mindestens etwa 20 bis 40<br />

Mrd. US-Dollar (grob 20%) da<strong>von</strong> gehen auf das<br />

Konto <strong>von</strong> Primärwaldabholzungen, vor allem in<br />

den Tropen. Das ist ebenso viel wie diese Weltregionen<br />

derzeit mit ihren Exporten an Rundholz,<br />

Industrieholz, Schnittholz, <strong>Holz</strong>werkstoffe und Zellstoff<br />

zusammen verdienen (Tab. 29).<br />

So gesehen wäre es für Weltgemeinschaft in Summe<br />

billiger für den Primärwalderhalt zu bezahlen,<br />

als die, zudem weiter steigenden Folgekosten zu<br />

tragen. Ist der Primärwald einmal weg, ist das zudem<br />

unwiederbringlich, denn Plantagen können die<br />

CO 2<br />

-Emissionen aus den Böden nicht ausgleichen.<br />

Darauf zu warten, dass sich die Weltgemeinschaft<br />

auf verbindliche Rechtsgrundlagen einigen könnte,<br />

würde viel zu lange dauern und das Instrument des<br />

Kohlenstoffhandels ist heute auch zu brüchig und<br />

unsicher.<br />

Dennoch würde die Anrechenbarkeit des Primärwaldschutzes<br />

(<strong>von</strong> echten Primärwäldern und nicht<br />

<strong>von</strong> Plantagen natürlich) auf den Kohlenstoffmärkten<br />

sowie die Wertung <strong>von</strong> Primärwaldabholzungen<br />

für Plantagen als Landnutzunsänderung, würde<br />

wohl zum Primärwaldschutz beitragen. <strong>Hier</strong>zu<br />

wieder ein Vergleich.<br />

Die Entwaldung <strong>von</strong> einem Hektar Tropenwald<br />

kann bis zu 1 bis 2 Gt (Milliarden Tonnen) CO 2<br />

freisetzen<br />

(WGBU, 2009). Pro Jahr können so allein<br />

durch Primärwaldrodung mindestens 13 Mrd. t CO 2<br />

freigesetzt werden, da<strong>von</strong> ca. 2-4 Mrd. t CO 2<br />

aus<br />

der Zerstörung der organischen Bodenschicht. Dieser<br />

Kohlenstoff wird z.B. auch bei einer Rekultivierung<br />

für Plantagen freigesetzt.<br />

Eine Einsparung dieser CO 2<br />

-Mengen durch Kompensationsmaßnahmen<br />

würde derzeit an der Leipziger<br />

Kohlenstoffbörse EEX, selbst bei den heute<br />

extrem niedrigen Werten der Zertifikate <strong>von</strong> nur<br />

noch 5 €/t CO 2<br />

(Stand Anfang 2013), immer noch<br />

etwa 65 Mrd. € erbringen. Wäre der Primärwaldschutz<br />

in den Kohlenstoffmärkten anrechenbar<br />

könnten die Länder Asiens, Afrikas, Lateinamerikas<br />

sowie Russland und Kanada, also die Weltregionen<br />

mit tropischen und borealen Primärwäldern derzeit<br />

damit theroretisch mehr verdienen als in Summe<br />

für alle ihre Exporte an <strong>Holz</strong>produkten (s. Tab. 29).<br />

Export<br />

Einnahmen<br />

Daten (x) in<br />

[Mrd. Dollar]<br />

Rundholz<br />

Industrieholz<br />

Schnittholz<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffe<br />

Zellstoff<br />

Afrika 1,31 1,31 0,86 0,48 0,65<br />

Lat. Amerika 0,27 0,17 1,12 1,35 5,89<br />

Asien 0,92 0,92 1,93 7,96 1,73<br />

Ozeanien 0,93 0,92 0,57 0,36 0,37<br />

Summe<br />

Tropen: 30<br />

Nordamerika<br />

+ Kanada<br />

Russische<br />

Förderation<br />

Summe gesamt:<br />

56<br />

3,43 3,32 4,48 10,15 8,64<br />

1,86 1,83 2,61 0,79 0,7<br />

1,60 1,59 4,97 2,05 7,88<br />

6,89 6,74 12,06 12,99 17,22<br />

Tab. 29: Daten FAO, 2009; gelb: Erdregionen mit tropischen<br />

Primärwäldern; braun: Erdregionen mit borealen Primärwäldern.<br />

Dem Tiger geht die Luft aus: Umweltschäden<br />

senken das Wirtschaftswachstum weltweit,<br />

auch das der „Tigerstaaten“<br />

Beispielsweise in China, dem „Wachstumstigerstaat“<br />

schlechthin, betragen die Kosten (!)<br />

durch Umweltschäden inzwischen fast 10% des<br />

Bruttoinlandsproduktes (www.wikipdia.de, germanwatch.org,<br />

http://germanwatch.org/klima/<br />

klichi07.pdf). So viel wie das Wirtschaftswachstum<br />

Chinas. Ein Nullsummenspiel wirtschaftlich<br />

gesehen für die Chinesische Volkswirtschaft.<br />

Daher hat China auch angefangen wie keine andere<br />

Nation der Welt bisher in Green Technologie<br />

zu setzen. Auf der anderen Seite sind es gerade<br />

China und andere Asiatische Tigerstaaten,<br />

die wie keine andere Nation weltweit auf der<br />

Suche nach ausbeutbaren Rohstoffvorräten unterwegs<br />

ist (vgl. UNEP Berichte).<br />

- 22 -


<strong>Due</strong> <strong>Diligence</strong><br />

nach der Roten Liste <strong>von</strong> IUCN durch heimische<br />

Alternativen ein.<br />

• HOLZ VON HIER setzt sich dafür ein Entscheider<br />

Gesellschaft und Kunden zu zeigen wie sehr<br />

verantwortliche Betriebe mit ihren Produkten<br />

zu Klima- und Umweltschutz beitragen können.<br />

Baumartenvielfalt ist die Grundlage für die Artenvielfalt im Wald<br />

HOLZ VON HIER Produkte<br />

schützen Klima und Biodiversität<br />

Global denken - regional handeln !<br />

Immer mehr Organisationen sind der Ansicht, dass<br />

1.) nur durch strikte Verbote des Handels mit <strong>Holz</strong>produkten<br />

aus Primärwäldern oder aus Raubbau,<br />

sowie 2.) durch Veränderung des Konsumverhaltens<br />

in Industrieländern ein echter Schutz <strong>von</strong> Primärwäldern<br />

möglich ist.<br />

Genau einen solchen Einfluss auf das Konsumverhalten<br />

hat <strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong> zum Ziel.<br />

<strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong> ist der Ansicht, der beste und nachhaltigste<br />

Schutz <strong>von</strong> Umwelt, Klima und Biodiversität<br />

ist die Minimierung der Emissionen <strong>von</strong> Anfang<br />

an, also 1.) in Vorketten (in einem möglichst weiten<br />

Bilanzraum), 2.) bei der Produktion und letztlich 3.)<br />

bei der Entsorgung/Recycling/Wiederverwertung<br />

<strong>von</strong> Produkten. <strong>Hier</strong>durch wird die Rohstoffeffizienz<br />

optimiert.<br />

Wichtig ist dabei <strong>von</strong> Beginn an auf möglichst kurze<br />

Wege im Stoffstrom, Energiesparen und Vermeidung<br />

der Verwendung <strong>von</strong> Rohstoffen, die potenziell<br />

umwelt- und klimaschädlich gewonnen wurden,<br />

zu achten.<br />

• HOLZ VON HIER setzt sich im seinem Informationstransfer<br />

dafür ein zu verdeutlichen wo, wie<br />

und warum heimische Alternativen <strong>Holz</strong> aus unsicheren<br />

Quellen ersetzen sollten, um so den<br />

Nutzungsdruck auf die letzten Primärwälder zu<br />

reduzieren.<br />

Anmerkung: auch auf die Biodiversität in bewirtschaften<br />

Wäldern hat der <strong>Markt</strong> und die<br />

Nachfrage der Kunden langfristig den größten<br />

Einfluss.<br />

Dabei erfordert die Förderung der Vielfalt in<br />

unseren heimischen Wäldern eine sinnvolle<br />

Nutzung möglichst vieler unserer etwa 60 heimischen<br />

Baumarten in Produkten, denn, in bewirtschafteten<br />

Wäldern werden vor allem die<br />

Baumarten wieder angepflanzt, deren <strong>Holz</strong> sich<br />

auch vermarkten lässt. Nur auf dieser Basis<br />

werden Waldbesitzer verstärkt auch seltenere<br />

Baumarten in ihren Wäldern anpflanzen und<br />

pflegen wollen. <strong>Hier</strong>für ist aber eine vielfältige<br />

dezentrale Verarbeitungsstruktur nötig, da viele<br />

der Baumarten bei uns nicht in flächenhaften<br />

Beständen vorkommen.<br />

Gleichzeitig sind aber auch Verbraucher gefragt,<br />

denn es reicht nicht aus, <strong>Holz</strong>arten zu verwenden,<br />

die potentiell bei uns wachsen. Wichtig<br />

ist es, Produkte aus heimischen Hölzern der<br />

kurzen Wege nachzufragen, denn nur so bleibt<br />

die Kette sicher geschlossen und die Nachfrage<br />

kann ihre Wirkung im Wald entfalten. Das Zertifikat<br />

HOLZ VON HIER ist hierfür ein wichtiges<br />

Einkaufsargument.<br />

<strong>Holz</strong> <strong>von</strong> <strong>Hier</strong> setzt sich daher für eine Vermeidung<br />

<strong>von</strong> gefährdeten <strong>Holz</strong>arten und Ersatz<br />

durch heimische Alternativen ein, um so den<br />

Nutzungsdruck auf die letzten Primärwälder zu<br />

reduzieren.<br />

• In mit HOLZ VON HIER gelabelten Produkten<br />

ist kein <strong>Holz</strong> weltweit gefährdeter Baumarten<br />

oder <strong>Holz</strong> aus Raubbau enthalten.<br />

• HOLZ VON HIER setzt sich umfangreich für<br />

den Ersatz <strong>von</strong> weltweit gefährdeten <strong>Holz</strong>arten<br />

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Literatur<br />

Literatur<br />

Asner GP, Broadbent EN, Oliveira PJC, et al. (2006).<br />

Condition and fate of logged forests in the Brazilian<br />

Amazon. P Natl Acad Sci 103: 12 947–50.<br />

Bruckner G., Strohmeier P. (2012). Gefährdete Tropische<br />

<strong>Holz</strong>arten auf dem Deutschen <strong>Markt</strong>. Auswertungen<br />

für HOLZ VON HIER (vgl. gleichn. Flyer<br />

auf dieser Info CD).<br />

FAO (2009): Forest Products. FAO yearbook 2009.<br />

FAO (2011): State of the world‘s forests. FAO report<br />

2011.<br />

WBGU (2009): Zukunftsfähige Bioenergie und<br />

nachhaltige Landnutzung. (Hersg.) WGBU, Wissenschaftlicher<br />

Beirat der Bundesregierung Globale<br />

Umweltveränderungen. ISBN 3-978-936191-21-9.<br />

WHO (2007). The world health report 2007 - A safer<br />

future: global public health security in the 21st<br />

century. http://www.who.int/whr/2007/en/<br />

WWF (2009): Illegaler <strong>Holz</strong>einschlag und Deutschland,<br />

eine Analyse der Außenhandelsdaten, Bericht.<br />

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