Exopse_Gelebte Reformation.pdf
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<strong>Gelebte</strong> <strong>Reformation</strong> zwischen Widerstand und Anpassung:<br />
Die Barmer Theologische Erklärung 1934 - 2014<br />
Eine Ausstellung des Evangelischen Kirchenkreises Wuppertal und<br />
der Evangelischen Kirche im Rheinland
<strong>Gelebte</strong> <strong>Reformation</strong> zwischen Widerstand und Anpassung:<br />
Die Barmer Theologische Erklärung 1934 - 2014<br />
Eine Ausstellung des Evangelischen Kirchenkreises Wuppertal und<br />
der Evangelischen Kirche im Rheinland<br />
Ausstellungsexposй
Inhalt<br />
GruЯwort 7<br />
Vergegenwärtigung der <strong>Reformation</strong> 1934 - 2014 9<br />
Eine Ausstellung am historischen Ort 10<br />
Orientierung – Positionierung – Handlungsperspektiven 18<br />
Methodische und didaktische Ansätze<br />
Projektplanung und -vorbereitung 22<br />
Kurzdarstellung 23
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
die evangelischen Kirchen in Deutschland und der Welt feiern<br />
500 Jahre <strong>Reformation</strong>. Untrennbar ist dieses Ereignis mit dem<br />
31. Oktober 1517 verbunden, dem Tag, an dem Martin Luther seine<br />
95 Thesen in Wittenberg veröffentlichte. Zusammen mit anderen<br />
Reformatoren stand er am Anfang einer Bewegung, die die Welt<br />
damals veränderte und bis heute den Glauben, das Denken und das<br />
Handeln vieler Christinnen und Christen prägt. Die <strong>Reformation</strong> ist<br />
mehr als ein Punkt in der Geschichte. Ihr Erbe ist lebendig in der<br />
Frage, welche Orientierung der Glaube an Christus dem einzelnen<br />
Christenmenschen gibt. Für die Gestalt der Kirche hat das unmittelbare Konsequenzen: Wie kann<br />
sie ihren Auftrag erfüllen, mit dem christlichen Freiheitsbegriff und der eigenverantwortlichen<br />
Gewissensentscheidung jedes Einzelnen als Gemeinschaft der Glaubenden über ihre eigenen Grenzen<br />
hinweg zu einer demokratischen, friedlichen und sozial gerechten Gesellschaft beizutragen?<br />
An einem einzigartigen Ort der rheinischen Landeskirche hat dieses lebendige Erbe der <strong>Reformation</strong><br />
im 20. Jahrhundert in besonderer Weise Gestalt gewonnen: Mitten in Wuppertal-Barmen<br />
versammelte sich in der Gemarker Kirche im Mai 1934 die Bekenntnissynode. Dort versuchten<br />
die Synodalen – unter dem Eindruck der sogenannten „Deutschen Christen“ – den Glauben und<br />
die Gestalt der Kirche gegenüber einem totalitären deutschen Staat und seiner nationalsozialistischen<br />
Ideologie zu schützen.<br />
Das Ausstellungsprojekt „<strong>Gelebte</strong> <strong>Reformation</strong> zwischen Widerstand und Anpassung: Die Barmer<br />
Theologische Erklärung 1934-2014“ verfolgt das Ziel, reformatorisches Denken und Handeln<br />
für ein breites Publikum erfahrbar zu machen. Vom historischen Dokument der Barmer Theologischen<br />
Erklärung ausgehend stellt sich die Frage ihrer Relevanz für unsere Gegenwart. Mit Hilfe<br />
einer bildhaften, inszenatorischen Ausstellungsarchitektur und zahlreichen interaktiven Elementen soll<br />
die Darstellung am authentischen Ort einen Zugang zum historischen Ereignis und seiner Wirkungsgeschichte<br />
in ihrer unmittelbaren Bedeutung für die Besucherinnen und Besucher ermöglichen.<br />
Ich freue mich, wenn Sie sich für dieses vielversprechende und ambitionierte Projekt begeistern<br />
lassen und es Ihre Unterstützung findet.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Manfred Rekowski<br />
Prдses der Evangelischen<br />
Kirche im Rheinland<br />
Manfred Rekowski<br />
7
8<br />
Verbum Dei Manet in Aeternum<br />
Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit
Wer heute durch Barmen, eines der Stadtzentren in Wuppertal geht, wird vergeblich nach<br />
Spuren der <strong>Reformation</strong> suchen. Ins Auge stechen zunächst die Folgen einer tief greifenden<br />
Transformation gesellschaftlicher Wirklichkeit städtischen Lebens. Die großen evangelischen<br />
Kirchen der Stadt müssen sich den sozialen und interkulturellen Herausforderungen stellen,<br />
wollen sie nicht nur die Silhouette der Stadt zeichnen, sondern das menschliche Miteinander der Stadt<br />
gestalten. Und doch ist bis heute mit dem Namen „Barmen“ auch etwas anderes verbunden: Vor 80<br />
Jahren war die Gemarker Kirche im Zentrum Barmens ein Ort, der die Lebendigkeit und gestalterische<br />
Kraft der <strong>Reformation</strong> im 20. Jahrhundert unter schwierigsten politischen und gesellschaftlichen Bedingungen<br />
zum Leuchten brachte.<br />
Im Mai 1934 verabschieden Vertreter evangelischer Kirchen in Deutschland die Barmer Theologische<br />
Erklärung (BTE) und widersetzen sich damit der Gleichschaltung der evangelischen Landeskirchen durch<br />
die nationalsozialistische Diktatur. In der Konfrontation mit dem umfassenden Herrschaftsanspruch der<br />
Nationalsozialisten wird auf der Bekenntnissynode in der Gemarker Kirche in Wuppertal-Barmen ein<br />
eigenes Verständnis von Kirchenleitung und Kirchenrecht formuliert.<br />
In der Vielfalt ihrer konfessionellen Herkunft und in der Auseinander-setzung mit den NS-konformen<br />
„Deutschen Christen“ finden die Synodalen Orientierung in der reformatorischen Konzentration auf das<br />
Evangelium von Jesus Christus. Ihm allein und darin Gottes Zuspruch und Anspruch in allen Bereichen<br />
des Lebens wollen sie gehorchen.<br />
Mit der Verabschiedung der BTE gelingt es, eine „Bekennende Kirche“ zu formieren und zunächst<br />
eine Trennung von den „Deutschen Christen“ zu vollziehen. Der Stachel des reformatorischen<br />
Denkens, der sich im 16. Jahrhundert gegen eine als totalitäre Ordnung menschlichen<br />
Lebens auftretende römische Amtskirche richtet, aktualisiert sich 1934 im Hinblick auf den<br />
totalitären deutschen Staat. Das „Bündnis von Thron und Altar“, das 1914 noch zu einer nahezu einhelligen<br />
kirchlichen Begeisterung für die Kriegspolitik des Kaisers führte und symbolisch im „Tag von<br />
Potsdam“ von Hitler wieder reinszeniert wird, zerbricht in Barmen endgültig. Die BTE wird zur „Magna<br />
Charta“ der Bekennenden Kirche im „Dritten Reich“.<br />
Das Ausstellungsprojekt will an diesem authentischen Ort, an dem schon einmal reformatorisches<br />
Denken konkrete Handlungsimpulse für christliches Handeln im gesellschaftlichen Kontext gab, anknüpfen<br />
und <strong>Reformation</strong> in der Gegenwart erlebbar und in seiner Relevanz erfahrbar machen. Die<br />
BTE selbst ist mit ihrer breiten Wirkungsgeschichte bis in die Gegenwart hinein einmaliges Zeugnis und<br />
dauerhafter Auftrag zugleich.<br />
Die Besucherinnen und Besucher werden eingeladen, sich aktiv mit einer Kernfrage der <strong>Reformation</strong><br />
auseinanderzusetzen: Welche Orientierung gibt der christliche Glaube für das Leben in der Gegenwart?<br />
Im Ringen um Antworten auf diese Frage heute kann die Barmer Theologische Erklärung ihre Kraft entfalten<br />
und uns heute herausfordern. Denn nur wer weiß, wofür er steht, kann auch widerstehen.<br />
Martin Engels, Pfr.<br />
Projektleiter<br />
9
Eine Ausstellung am historischen Ort<br />
Unter dem Titel „<strong>Gelebte</strong> <strong>Reformation</strong> zwischen Widerstand und Anpassung: Die Barmer<br />
Theologische Erklärung 1934-2014“ wird das Erbe der <strong>Reformation</strong> in der Barmer Bekenntnissynode<br />
am authentischen Ort durch die Installation einer besucherorientierten,<br />
interaktiven Ausstellung anschaulich und erfahrbar gemacht.<br />
Die Wittenberger <strong>Reformation</strong> und die reformatorische Bewegung des 16. Jahrhunderts hat die<br />
Gestaltung des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat wesentlich geprägt und setzt noch heute<br />
Impulse für die Definition der Aufgaben von Kirche und Staat. Am historischen Ereignis der Barmer<br />
Bekenntnissynode 1934 und der aus ihr resultierenden Barmer Theologischen Erklärung lässt<br />
sich dies für das 20. Jahrhundert im besonderen Maße illustrieren. Die Wirkungsgeschichte der<br />
Barmer Theologischen Erklärung in Deutschland reicht daher weit über innerkirchliche Rezeption<br />
bspw. in Kirchenverfassungen hinaus bis in den Bereich des Staates hinein. Die im Grundgesetz<br />
festgeschriebene Würdigung der Aufgaben der Kirchen, die Anerkennung ihres Öffentlichkeitsauftrags<br />
etwa durch die Beteiligungsrechte im Rundfunk seien als Beispiel genannt.<br />
Die Präsentation der Ausstellungsinhalte verdeutlicht die theologischen und politischen Implikationen<br />
des historischen Ereignisses in seinem zeitlichen Kontext, dokumentiert das Wirken wichtiger<br />
Protagonisten und verweist auf die umfangreiche, auch international bedeutsame Rezeption<br />
der Barmer Theologischen Erklärung. Die Erklärung hat dabei nicht nur in den evangelischen<br />
Kirchen Europas eine große Rolle gespielt, sondern ist für Kirchen, die heute einem totalitären<br />
Staat gegenüberstehen, ein wegweisendes Bekenntnis. Das Bekenntnis von Belhar, das sich<br />
1984 gegen das Apartheitsregime in Südafrika richtete oder die 2006 verfasste Erklärung des<br />
Reformierten Weltbunds von Accra gegen eine lebenszerstörende Wirtschaftsordnung stellen sich<br />
bewusst in die Tradition der Barmer Erklärung und ihrer reformatorischen Wurzeln.<br />
Die Frage nach der Orientierung stiftenden Wirkung dieses neuzeitlichen Erbes der <strong>Reformation</strong><br />
für die heutigen Herausforderungen bildet daher einen besonderen Schwerpunkt der Ausstellung,<br />
denn der Blick auf die Wirksamkeit der reformatorischen Bewegung im historischen Dokument<br />
von 1934 sensibilisiert zugleich für ein vertieftes Verständnis von Geschichte und Gegenwart.<br />
Ziel des Projektes ist es, die Bekenntnissynode von Barmen und die Barmer Theologische Erklärung<br />
als eindrückliches Zeugnis der Vergegenwärtigung der <strong>Reformation</strong> im 20. Jahrhundert<br />
in das Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit zu rücken.<br />
10
Die Synode muss nach Barmen. Dort gibt es die richtigen<br />
Gemeinden dafür, nicht in der Großstadt München.<br />
Hans Meiser, bayerischer Landesbischof, 1934<br />
11
Daher wirft die Ausstellung auch aktuelle gesellschaftliche Fragen auf, so die Frage nach der<br />
Bedeutung reformatorischer Traditionen in Vergangenheit und Gegenwart, die Frage nach der<br />
Relevanz des christlichen Freiheitsbegriffs, die Frage nach der Eigenverantwortlichkeit und der<br />
individuellen Gewissensentscheidung bei der Gestaltung einer demokratischen, friedlichen und<br />
sozial gerechten Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund wird so eine für die Weiterentwicklung<br />
unserer pluralistischen Gesellschaft mit ihren vielfältigen Angeboten und kulturellen Einflüssen<br />
notwendige Wertediskussion angestoßen.<br />
Gesamtperspektive: Die Gemarker Kirche als Begegnungs- und Lernort<br />
Die Gemarker Kirche ist bereits jetzt ein überregionaler, auch touristisch interessanter Anziehungspunkt.<br />
Dabei spielt nicht nur die Geschichte der Barmer Theologischen Erklärung<br />
eine große Rolle, sondern auch die damit in direktem Zusammenhang stehende<br />
konkrete Nutzung des Ortes in der Gegenwart.<br />
2002 wurde neben der Gemarker Kirche die Bergische Synagoge errichtet. Die unmittelbare<br />
Nachbarschaft eines christlichen und jüdischen Gotteshauses auf einem Grundstück ist weltweit<br />
einzigartig. Sie verdeutlicht die Neubestimmung des Verhältnisses von Christen und Juden in der<br />
Gegenwart und ist damit ein unübersehbares Zeichen gegen die lange und dunkle Geschichte<br />
der Judenfeindlichkeit, die sich ebenfalls von der <strong>Reformation</strong> bis in die Geschichte nach 1945<br />
fortschreibt. Zugleich ist das Gotteshaus der jüdischen Kultusgemeinde eine sinnfällige Manifestation<br />
der im Barmer Dokument fehlenden „siebten These“. Vielfach wurde dies als notwendige<br />
Fortschreibung der Barmer Theologischen Erklärung und als Akt der Selbstkritik verstanden, da<br />
die Bekenntnischristen 1934 zwar sich der staatlichen Einflussnahme im innerkirchlichen Bereich<br />
vehement widersetzten, den allgemeinen Unrechtscharakter des NS-Regimes und die Judenverfolgung<br />
jedoch nicht thematisierten.<br />
In der Gemeinschaft der ursprünglich von Bill Williams, Domprobst von Coventry, initiierten<br />
Nagelkreuzzentren weltweit ist die Gemarker Kirche heute zudem ein Ort, an dem die Versöhnung<br />
und der Frieden zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft gelebt wird.<br />
12
In einem Umfeld massiver gesellschaftlicher Transformationsprozesse, die in Barmen auch als<br />
Abbruch städtischer Kultur erlebt werden, bietet das Ausstellungsprojekt auch die Chance, durch<br />
die kulturprägende Geschichte des Ortes und seiner Bedeutung für die Gegenwart einen konstruktiven<br />
Beitrag zur Aufwertung des urbanen Lebens in dieser Region zu leisten. Durch die bereits<br />
bestehende City-Kirchen-Arbeit sind die architektonischen Grundvoraussetzungen für einen niederschwelligen<br />
Zugang zur Ausstellung erfüllt, der für alle Besucherinnen und Besucher kostenfrei<br />
sein wird. Ein kleiner Museumsshop sowie das angeschlossene Café steigern zudem die Attraktivität<br />
eines Besuchs.<br />
Die nach modernen Qualitätstandards in der Vermittlung musealer Inhalte konzipierte Ausstellung<br />
richtet sich an ein breites Publikum. Sie soll interessierte Laien jeden Alters ansprechen und<br />
auch Personen ohne umfassendes historisches und theologisches Vorwissen die Ausstellungsinhalte<br />
in leicht verständlicher Form nahe bringen. Der Gewinnung jugendlicher Besucher wird besondere<br />
Aufmerksamkeit durch eine vielseitige, erlebnisorientierte und zur selbstständigen Reflektion<br />
einladende mulitperspektivische Gestaltung entsprochen. Ein besonders wichtiger Aspekt ist dabei<br />
die Möglichkeit museumspädagogischer Arbeit mit Schulklassen vor Ort, die durch partizipative,<br />
impulsgebende Angebote unterstützt wird. Aber auch Besuchergruppen im Erwachsenenalter können<br />
durch die didaktische Aufbereitung der dargebotenen Exponate und mithilfe besucherfreundlicher<br />
Texte die Ausstellung selbstständig und selbsttätig erkunden.<br />
Die Zahl der Besucherinnen und Besucher, die schon jetzt aufgrund des historischen Ereignisses<br />
der Barmer Bekenntnissynode in die Gemarker Kirche kommen, soll durch die gleichermaßen<br />
fachwissenschaftlich fundierte wie ästhetisch attraktive Präsentation auf 10.000 Besucherinnen<br />
und Besucher in den Jahren der <strong>Reformation</strong>sdekade gesteigert werden. Neben Schulklassen<br />
sollen Gruppen unterschiedlichster Träger der Erwachsenbildung, Parteien, andere Kirchen und<br />
Religionsgemeinschaften die Möglichkeit haben, die Gemarker Kirche als Lern- und Begegnungsort<br />
zu nutzen.<br />
14
Das freie Wort in der Zeit – Ausblick und Vernetzung<br />
Die <strong>Reformation</strong> und die in ihrer Tradition stehende<br />
Barmer Theologische Erklärung prägen evangelische<br />
Identität bis heute und sind ein kreativ kritischer<br />
Impuls für die Suche des Einzelnen nach Antworten auf die<br />
Herausforderungen der Gegenwart. Das Ausstellungsprojekt<br />
verortet sich daher in einem größeren kulturellen, historischen<br />
und gesellschaftlichen Rahmen.<br />
Mit den Kooperationspartnern des Ausstellungsprojektes, der<br />
„Begegnungsstätte Alte Synagoge“ sowie dem „Historischen<br />
Zentrum Wuppertal“ sind gemeinsame Ausstellungsprojekte,<br />
Veranstaltungen und eine abgestimmte Öffentlichkeitsarbeit<br />
verabredet. Eine enge Zusammenarbeit mit der Wuppertal Marketing<br />
GmbH nimmt zudem das kommunale Interesse an der<br />
Ausstellung auf, da die Bekenntnissynode von 1934 ein herausragendes<br />
Ereignis der Wuppertaler Stadtgeschichte ist.<br />
Zudem ist das Projekt vernetzt mit der Bergischen Synagoge,<br />
dem Zusammenschluss der Wuppertaler Moscheevereine und<br />
mit der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel. Überregional<br />
geschieht diese Vernetzung durch die Zusammenarbeit mit der der Evangelischen Kirche in<br />
Deutschland, der Union Evangelischer Kirchen, dem Reformierten Bund, der Vereinten Evangelischen<br />
Mission, dem Projekt „Widerstand!? Evangelische Christinnen und Christen im Nationalsozialismus“<br />
sowie den Universitäten Köln und Koblenz.<br />
15
16<br />
Synodale auf der<br />
Bekenntnissynode in<br />
Wuppertal-Barmen,<br />
Mai 1934
Orientierung – Positionierung – Handlungsperspektiven<br />
Methodische und didaktische Ansätze<br />
Die Ausstellung verfolgt einen partizipatorischen Ansatz und soll durch eine attraktive, den<br />
Besonderheiten des Kirchenraums Rechnung tragende Gestaltung, durch aussagekräftige<br />
Objekte, Dokumente und Texte sowie den Einsatz von Ton- und Filmdokumenten alle<br />
Sinne ansprechen.<br />
Eine assoziativ die Ausstellungsinhalte unterstützende, bildhafte Ausstellungsarchitektur und<br />
Großeindrücke wie z.B. Großfotos oder als „Eyecatcher“ funktionierende Leitobjekte führen in die<br />
jeweilige Thematik ein und erleichtern die Übersicht über die inhaltliche Struktur der Präsentation.<br />
Thematische Ensembles aus dreidimensionalen Objekten, Dokumenten, Fotografien, Texten und<br />
audiovisuellen Medienstationen ermöglichen je nach individueller Neigung die weitere Erschließung<br />
der Ausstellungsinhalte auf unterschiedlichen Vertiefungsebenen.<br />
Insbesondere Jugendliche sollen durch die lebendige, spannungsreiche Dramaturgie der unterschiedlichen<br />
Ausstellungsbereiche und durch in die Ausstellungseinheiten integrierte interaktive Elemente<br />
dazu eingeladen werden, Inhalte auf spielerische Weise zu „entdecken“ und zu „begreifen“.<br />
Audiovisuelle Stationen mit Film- und Tondokumenten sowie Computerterminals mit multimedialen<br />
Angeboten eröffnen weitere Wissensräume, in denen Interessierte Informationen über die<br />
Geschichte der Barmer Theologischen Erklärung, die zeitgeschichtlichen Rahmenbedingungen<br />
und ihre Wirkungsgeschichte recherchieren können.<br />
Räumliche Zuordnung der Ausstellungsinhalte<br />
Die Ausstellung folgt einem chronologischen Gliederungsprinzip und führt die Besucher in<br />
einem Rundgang über verschiedene Stationen, von der <strong>Reformation</strong> als Ursprung und Impuls der<br />
sich formierenden Bekennenden Kirche bis zur Gegenwart, die die Relevanz der reformatorischen<br />
Bewegung angesichts gegenwärtiger Fragestellungen und Herausforderungen thematisiert.<br />
18
„Wenn ein Betrunkener mit<br />
dem Auto fährt, genügt es<br />
nicht, das Opfer unter dem<br />
Rad zu verbinden, man<br />
muss dem Rad selbst in die<br />
Speichen greifen.“<br />
Dietrich Bonhoeffer<br />
19
Kernstück der Präsentation ist das Dokument der Barmer Theologischen Erklärung, das in herausgehobener<br />
Form im jetzigen „Raum der Stille“ unmittelbar unter dem Glockenturm der Gemarker<br />
Kirche ausgestellt werden soll. Um dieses gruppieren sich die übrigen Themenbereiche:<br />
1. Prolog - <strong>Reformation</strong><br />
2. Die evangelische Kirche im Kaiserreich und in der Weimarer Republik<br />
3. Die Barmer Theologische Erklärung im Kontext ihrer Entstehungszeit<br />
4. Die Bekennende Kirche nach Barmen<br />
5. Die Wirkungsgeschichte der Barmer Theologischen Erklärung nach 1934<br />
6. Der Einfluss der Barmer Theologischen Erklärung auf die Ökumene<br />
7. Gegenwärtige Herausforderungen<br />
Schlaglichtartig in die Präsentation eingestreute, durch eine besondere Gestaltung (z.B. Farbigkeit)<br />
gekennzeichnete inhaltliche Elemente (Fragen, Zitate, Bildmaterialien u.ä.) sowie fenster-<br />
oder schlitzartig in die Ausstellungsarchitektur eingearbeitete Durchblicke gewährleisten den<br />
intendierten kontinuierlichen Gegenwartsbezug, der Besucher im Gegenüber zu den historischen<br />
Inhalten zur Reflektion eigener Haltungen einlädt.<br />
Objekte, Medien, interaktive Elemente, Texte<br />
Dreidimensionale Objekte, Dokumente, Fotografien und Grafiken werden mit Blick auf<br />
ihre inhaltliche Aussagefähigkeit ausgewählt und den mit ihnen verbundenen Vermittlungszielen<br />
entsprechend aufbereitet. Sie werden in einen inhaltlichen Zusammenhang<br />
gebracht und als auch ästhetisch stimmige Ensembles auf Ausstellungswänden und in Vitrinen der<br />
Ausstellungsarchitektur präsentiert.<br />
Film- und Tondokumente, wie beispielsweise Interviewsequenzen der wichtigsten Protagonisten<br />
sowie Materialien zum historischen Hintergrund, werden im Hinblick auf die intendierte Aussage<br />
zusammengestellt/geschnitten und je nach Art des Inhalts und mit diesem verbundenen Vermittlungsziel<br />
endlos oder selektiv über einen Touchscreen angeboten. Vertiefende Informationen können<br />
weiterhin an Computerterminals mit Hilfe einer begrenzten Linkliste (Site-Kiosk) angeboten<br />
werden.<br />
Einen besonderen Stellenwert erhalten interaktive Elemente, die einen spielerischen Zugang zu<br />
komplexen Themen und Fragestellungen ermöglichen. Sie werden in die bestehende Ausstellungsarchitektur<br />
integriert und dienen der aktiven Aneignung von Ausstellungsinhalten: Objekte/Reproduktionen/Fotografien<br />
oder Medien können durch Öffnen von Klappen oder Schubladen „entdeckt“<br />
werden, hinter Klappen oder unter Schiebern verbergen sich Antworten auf Fragen u.ä.m.<br />
20
„Ohne den Wortlaut der Barmer Theologischen Erklärung für erschöpfend zu halten,<br />
glauben wir unsererseits, dass Gott sie in ihren wesentlichen Aussagen bestätigt<br />
hat und dass sie uns weiter den Weg zur Erneuerung der Kirche zeigt.“<br />
Spandauer Wort der Bekenntnissynode von Berlin, Juli 1945<br />
„Wir Deutschen haben den Zweiten Weltkrieg begonnen und<br />
damit mehr als andere unmessbares Leiden der Menschheit<br />
verschuldet. Deutsche haben in frevlerischem Aufstand gegen<br />
Gott Millionen Juden umgebracht.<br />
Wer von uns Überlebenden das nicht gewollt hat, hat nicht<br />
genug getan, es zu verhindern.“<br />
Lothar Kreyssig, 1958<br />
„So könnte es in der Kirche eine kritische Öffentlichkeit,<br />
eine Stätte des freien Wortes, eine Offenheit für radikale<br />
Fragen und angstfreie Lernbereitschaft geben.<br />
Das wäre ein eminent wichtiger Beitrag zur mündigen<br />
Mitverantwortung in der Gesellschaft.“<br />
Heino Flacke, Hauptvortrag bei der Synode des<br />
Kirchenbundes, Dresden, 1972<br />
„Wir glauben, dass die Integrität unseres Glaubens<br />
auf dem Spiel steht, wenn wir uns gegenüber dem<br />
heute geltenden System der neoliberalen wirtschaftlichen<br />
Globalisierung ausschweigen oder untätig<br />
verhalten.“<br />
Die Erklдrung von Acrra, 24. Generalversammlung<br />
des Reformierten Weltbundes, 2004<br />
21
Texte informieren über die großen Ausstellungsthemen, vermitteln notwendige Angaben zu Objekten<br />
oder Objektgruppen und erläutern historische Ereignisse und politische Hintergründe. Sie<br />
sind prägnant formuliert und in grafischer sowie inhaltlicher Hinsicht lesefreundlich gestaltet. Auf<br />
verschiedenen Vertiefungsebenen vermitteln sie Besuchern mit unterschiedlichen Vorkenntnissen<br />
Basiswissen und Detailinformationen über die ausgestellten Inhalte und Objekte.<br />
Projektplanung und -vorbereitung<br />
Projektteam<br />
Ein Team aus Wissenschaftlern - ausgewiesene Experten der evangelischen Kirchengeschichte -<br />
und Fachleuten aus dem Ausstellungs- und Museumsbereich erarbeitet unter Leitung von Pfarrer<br />
Martin Engels und beratend unterstützt durch den vom Kirchenkreis Wuppertal berufenen Beirat<br />
die Ausstellungsinhalte. Die gestalterische Konzeption, die Entwicklung der Ausstellungsdramaturgie,<br />
die konkrete Planung der Ausstellungsarchitektur und die grafische Umsetzung sowie die<br />
Entwicklung und Produktion medialer Angebote erfolgt dann in enger Zusammenarbeit mit dem<br />
Projektteam durch erfahrene Ausstellungsgestalter, Grafiker und Medientechniker.<br />
Mitglieder des Projektteams<br />
Martin Engels, Pfr., Projektleitung Kirchenkreis Wuppertal<br />
Beate Haude<br />
Prof. Dr. Siegfried Hermle<br />
Dr. Antoinette Lepper-Binnewerg<br />
Michael Okroy M.A.<br />
Holger Pyka, Pfr.<br />
Prof. Dr. Thomas Schneider<br />
Dr. Bernd Schoppmann<br />
Dr. Ulrike Schrader<br />
Martina Wasserloos-Strunk<br />
Prof. Dr. Hellmut Zschoch<br />
22
Projektbausteine 2012 2013 2014<br />
Projektvorbereitung<br />
•Projektskizze und inhaltliches Grobkonzept<br />
•Teambildung<br />
•Zeitplanung<br />
•Kosten- und Finanzierungsplanung<br />
Konzeption<br />
•Inhaltliches und gestalterisches Feinkonzept<br />
•Objekt- und Medienrecherchen<br />
•Konzept Öffentlichkeitsarbeit<br />
Umsetzungsplanung<br />
•Grundriss und Wandabwicklungen<br />
•Grafische Gestaltungen<br />
•Medienschnitt und Programmierungen<br />
•Ausstellungstexte<br />
•Umbau der Räumlichkeiten<br />
Realisierung<br />
•Ausschreibungen<br />
•Produktion Ausstellungsarchitektur<br />
•Produktion Ausstellungsgrafik<br />
•Produktion Materialien Öffentlichkeitsarbeit<br />
•Umbau der Räumlichkeiten<br />
•Ausstellungseinrichtung<br />
Eröffnung<br />
23
Kurzdarstellung des Ausstellungsprojektes<br />
Titel:<br />
Veranstalter:<br />
<strong>Gelebte</strong> <strong>Reformation</strong> zwischen Widerstand und Anpassung:<br />
Die Barmer Theologische Erklärung 1934 - 2014<br />
Evangelischer Kirchenkreis Wuppertal in Kooperation mit der<br />
Evangelischen Kirche im Rheinland<br />
Ort:<br />
Gemarker Kirche in Wuppertal-Barmen<br />
Dauer: Herbst 2014 - Herbst 2017<br />
Kosten:<br />
350.000,00 e<br />
26
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Texte:<br />
Grafische Gestaltung:<br />
Evangelischer Kirchenkreis Wuppertal<br />
Kirchplatz 1<br />
42103 Wuppertal<br />
Martin Engels /Antoinette Lepper-Binnewerg<br />
Maite Boucke, info@maitedesign.de<br />
Antoinette Lepper-Binnewerg (Entwurf)<br />
Bildnachweis<br />
S. 4 Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (AEKR), Bild-Nr. 80011_09<br />
S. 7 Evangelische Kirche im Rheinland, Landeskirchenamt, Präsidialkanzlei<br />
S.11 Evangelischer Kirchenkreis Wuppertal<br />
S. 12/13 Ulrike Schrader (GroЯfoto)<br />
S. 13 Evangelischer Kirchenkreis Wuppertal (obere Bildreihe und rechte Spalte)<br />
AEKR, Bild-Nr. 80053_03/ Fotograf: ohne Angaben (linke Spalte, Mitte)<br />
AEKR, Bild-Nr. 200_00050/Fotograf: ohne Angaben (linke Spalte, unten)<br />
S.15 Fotografin: Ulrike Schrader<br />
S.16 AEKR, Bild-Nr. 80011_01, 80011_02, 80011_06/Fotografin: Susanna Pfannschmidt<br />
S. 17 AEKR, Bild-Nr. 80011_04, 80011_05, 80011_07/Fotografin: Susanna Pfannschmidt<br />
S. 18/19 bpk | Bayerische Staatsbibliothek | Heinrich Hoffmann (GroЯfoto)<br />
S. 19 Landeskirchliches Archiv der Evangelischen Kirche von Westfalen,<br />
lkA EKvW 5.1 Nr. 708 Fasc. 2 (oben)<br />
AEKR, Bild-Nr. 80053_03/ Fotograf: ohne Angaben (links), Bild-Nr. 80011_10 (Mitte),<br />
Bild-Nr. 59_00057 (rechts)<br />
S. 21 Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V. (oben)<br />
27