Durch das Piemont bis ans Mittelmeer
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Durch</strong> <strong>das</strong> <strong>Piemont</strong> <strong>bis</strong> <strong>ans</strong> <strong>Mittelmeer</strong><br />
Was für ein Weg durch den "Wilden Westen" der Alpen: Die Grande Traversata delle Alpi,<br />
kurz GTA genannt, führt mit gewaltiger 4000er-Kulisse vom Nufenenpass an der Schweizer<br />
Grenze auf alten Saumwegen durch den italienischen Westalpenbogen <strong>bis</strong> <strong>ans</strong> <strong>Mittelmeer</strong>.<br />
Mit einer Strecke von rund 1000 Kilometern ist die GTA eine echte Herausforderung für<br />
Weitwanderer und schon aus Zeitgründen nicht für jedermann in einem Stück zu bewältigen.<br />
Der neue Wanderführer "GTA - Grande Traversata delle Alpi" untergliedert sie daher in<br />
Wochenabschnitte, mit verkehrstechnisch leicht zugänglichen Ausgangs- und Endpunkten.<br />
In 65 Etappen verläuft der Wanderweg durch großartige Landschaften ohne Heerscharen<br />
von Wanderern, ganz ohne touristische Ausgeburten mit kitschigen Folklore-Hütten,<br />
Chaletsiedlungen, Straßen und Luxus <strong>bis</strong> in die hohen Etagen. Stattdessen geht es durch eine<br />
vergleichsweise einsame, wilde Landschaft, in deren Faltenwurf sich eine Bauernkultur<br />
erhalten hat, die immer mehr zu verschwinden droht: archaische Siedlungen, Bogenbrücken,<br />
Mühlen, Alpkäsereien und Mulis, auf deren Rücken der Käse ins Tal gebracht wird.<br />
Nächte in Bergdörfern statt auf Hütten<br />
Die regionale Vielfalt wird hautnah erlebbar, weil man, und <strong>das</strong> ist <strong>das</strong> Besondere der GTA,<br />
überwiegend nicht in Hütten, sondern in Dörfern übernachtet. Da sind die hübschen<br />
Walserdörfer, wo man mit etwas Glück noch den altdeutschen Dialekt zu hören bekommt,<br />
wo einem "Schlafet wohl" gewünscht wird, wenn man zu Bett geht. Da sind die Waldenser<br />
Tempel, die sich nicht nur durch den Namen von anderen Kirchen unterscheiden. Da sind<br />
okzitanische Schmugglerdörfer, königliche Jagdschlösser, nostalgische Thermalbäder sowie<br />
imposante Wallfahrtsstätten, deren spirituelles Flair am besten abends einzufangen ist,<br />
nachdem sich der Pilgerrummel verzogen hat.<br />
Dazwischen liegen alte, oft kunstvoll aus Stein gepflasterte Maultierpfade, Säumer-, Salzund<br />
Schmugglerrouten, Militärwege, königliche Jagdsteige - Wege voller Geschichte. Die GTA<br />
hat Vorbildcharakter, weil es ihr gelingt, <strong>das</strong> vorhandene Historische durch sanften<br />
Tourismus zu erhalten. Eine weitere Besonderheit: In diesem Teil der Alpen ist die Distanz<br />
zwischen den höchsten Bergen und dem Flachland extrem gering, was für tolle Panoramen<br />
sorgt - hautnah an den Walliser Viertausendern und dann wieder knapp über der Poebene.<br />
Zugleich ist der Weg eine kulinarische Reise, ganz im Sinne der Slow-Food-Bewegung, die im<br />
<strong>Piemont</strong> Ende der 80er-Jahre ihren Anfang nahm: genießen mit Verstand, mit frischen<br />
regionalen Zutaten, humaner Tierhaltung und traditionellen Gerichten. Großen Eindruck<br />
haben auch die Einheimischen bei uns hinterlassen, ihre Gastfreundschaft, ihre Kochkunst,<br />
die Offenheit, über ihr Leben zu erzählen.<br />
Die GTA ist so angelegt, <strong>das</strong>s sie die touristisch entwickelten Gebiete umgeht und ohne neu<br />
geschaffene Infrastruktur auskommt. Das heißt, die Etappen enden überwiegend in den<br />
Taldörfern, wo die Einnahmen der wiederbelebten Unterkünfte, Restaurants, Tante-Emma-<br />
Läden oder Käsereien den Einheimischen direkt zugute kommen und nicht auswärtigen<br />
Investoren.
Wer unter "Hüttenkoller" leidet, braucht sich übrigens keine Sorgen zu machen. Der größte<br />
Teil der Unterkünfte sind kleine Familienhotels, mitunter Bauerngasthöfe, sogenannte<br />
"Agriturismo", hie und da Klöster, die neben "Schnarchlagern" auch über Doppelzimmer<br />
verfügen.<br />
Etappenziel am 4. Tag: Alpe Veglia: Ein per Straße nicht zugängliches Hochtal in der Kulisse der<br />
Monte-Leone-Gruppe. Platzhirsch ist der vergletscherte Monte Leone - hier im Morgenlicht.<br />
Etappe 43, am Refugio Alpetto am Monviso: Steht man dann an seinem Fuße des "Königs aus Stein",<br />
ist seine Wuchtigkeit überwältigend und die seenreiche Gesteinswüste um ihn herum nicht minder
Etappe 60, im Marguareis-Massiv: Die "Piccole Dolomiti" sind eine faszinierende Karstlandschaft mit<br />
Weitblicken vom <strong>Mittelmeer</strong> <strong>bis</strong> zum Monte Rosa. Im Bild die Überschreitung des Passo delle Saline<br />
Etappe 63, am Monte Toraggio: Die Alpinisteige rund um den Berg begeistern durch ihre kühne<br />
Wegführung und sorgen für spannende Perspektiven