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Zum Umgang mit Literaturverfilmungen im Deutschunterricht ...

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Universität Leipzig<br />

Philologische Fakultät<br />

Institut für Germanistik<br />

<strong>Zum</strong> <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>Literaturverfilmungen</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Deutschunterricht</strong><br />

eingereicht von: Schuster, Anke<br />

geboren am: 25.09.1985<br />

Erstkorrektorin: Dr. Marlis Seifert<br />

Zweitkorrektorin: Dr. Anja Seiffert<br />

Leipzig, den 13. August 2009<br />

Wissenschaftliche Arbeit <strong>im</strong> Fach Deutsch


INHALTSVERZEICHNIS<br />

1. Einleitung 03<br />

1.1 Relevanz des Themas „<strong>Literaturverfilmungen</strong>“ 03<br />

1.2 Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit 07<br />

1.3 Geschichtlicher Überblick über den Kinder- und Jugendfilm 08<br />

2. <strong>Zum</strong> <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Literaturverfilmungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong> 14<br />

2.1 Für und gegen den Einsatz von <strong>Literaturverfilmungen</strong> 14<br />

2.2 Rahmenbedingungen 16<br />

2.2.1 Lehrplananalyse 16<br />

2.2.2 Untersuchung zu dem Papier „Eckwerte zur Medienerziehung“ 19<br />

2.3 Filmanalyse und Möglichkeiten der didaktischen Umsetzung 22<br />

2.3.1 <strong>Zum</strong> analytischen <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Literaturverfilmungen</strong> 23<br />

2.3.1.1 Film, Roman und Literaturverfilmung 23<br />

2.3.1.2 Medienübergreifende Analyseverfahren 25<br />

2.3.1.3 Analyse von Filmsprache 31<br />

2.3.2 Didaktisch-methodische Überlegungen 34<br />

2.3.2.1 Didaktische Analyse 34<br />

2.3.2.2 Methoden für den <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> Filmen 36<br />

2.3.2.3 Produktionsorientiertes Verarbeiten 40<br />

2.3.2.4 Verlaufsplanung 43<br />

3. Filmheft zu „Tintenherz“ – Ein Entwurf für den <strong>Deutschunterricht</strong> 45<br />

Inhalt des Filmhefts 46<br />

Vorwort 47<br />

3.1 Inhalt und Figuren 49<br />

3.2 Sequenzprotokoll und Drehbuchaufbau 51<br />

3.3 Fragenkatalog 54<br />

3.4 Thematische Schwerpunkte 56<br />

Teil I: „Es gibt nichts Schöneres als ein Zuhause.“,<br />

Dorothy aus „Der Zauberer von Oz“ 56<br />

Teil II: Wie Bücher Elinors Sprache beeinflussen … 57<br />

1


3.5 Analyse von Filmsprache 58<br />

Teil I: „Das geschriebene Wort hat sehr viel Macht“ 58<br />

Teil II: Motive und Symbole 59<br />

• Elemente aus „Der Zauberer von Oz“ 59<br />

• Darstellung von Figuren, Rückblenden und Büchern 61<br />

Teil III: Das andere Ende? – Vergleich zwischen Buch und Film 62<br />

• Filmische Umsetzung der Kapitel „Der Schatten“ und „He<strong>im</strong>weh“ 62<br />

• Die Rolle eines „Happy Ends“ 64<br />

3.6 Filme rezensieren 66<br />

4. Schlussbetrachtung 68<br />

Literatur- und Quellverzeichnis<br />

Abbildungs –und Tabellenverzeichnis<br />

Eidesstattliche Erklärung<br />

2


1. EINLEITUNG<br />

1.1 RELEVANZ DES THEMAS „LITERATURVERFILMUNGEN“<br />

„Schau dir doch einfach den Film dazu an, dann brauchst du das Buch nicht zu lesen!“<br />

Unzählige Male haben wir diesen Satz als Schüler geäußert und andere sagen hören. In den<br />

Augen von Kindern und Jugendlichen erleichtern oder ersetzen <strong>im</strong>mer mehr Filme die<br />

Lektüre literarischer Werke. Ein Grund dafür ist, dass Romane gern von<br />

Drehbuchschreibern und Regisseuren als Vorlage genutzt werden. So wurde beispielsweise<br />

Anfang 2009 Fontanes „Effi Briest“ verfilmt. Thomas Manns „Die Buddenbrooks“ diente<br />

2008 zum vierten Mal als Vorlage. Aber nicht nur klassische Romane, sondern auch<br />

Jugendbücher, wie „Vorstadtkrokodile“ von Max von der Grün, „Krabat“ von Ottfried<br />

Preußler oder Gudrun Pausewangs „Die Wolke“ werden als Basis für Adaptionen<br />

verwendet. Filmemacher bedienten sich bereits in neun Filmen der Thematik des<br />

unbemerkten Familientauschs von getrennt aufgewachsenen Zwillingen aus Kästners „Das<br />

doppelte Lottchen“ und seit den 60er Jahren können Kinder auf der Leinwand auch die<br />

Abenteuer der „Pippi Langstrumpf“ verfolgen.<br />

Angesichts der Breite von <strong>Literaturverfilmungen</strong>, die diese Beispiele belegen, stellt sich<br />

die Frage inwieweit die Schule darauf eingehen muss und kann. Im Anschluss an diesen<br />

Abschnitt werden Gründe formuliert, warum diese Thematik für Schüler, den Unterricht<br />

und für mich wichtig erscheinen, denn letztendlich kann das eingangs genannte Zitat klar<br />

als Diffamierung beider Medien aufgefasst werden.<br />

Filme <strong>im</strong> Wahrnehmungshorizont von Kindern und Jugendlichen<br />

Welchen Stellenwert nehmen das Fernsehen und der Film in der Freizeitgestaltung von<br />

Kindern und Jugendlichen ein? Diese Frage soll <strong>mit</strong> Hilfe der Ergebnisse der 15. Shell<br />

Jugendstudie 2006 und den Daten des Statistischen Bundesamtes beantwortet werden.<br />

In der Shell Jugendstudie sollten die als Zielgruppe ausgewählten zwölf- bis 25-jährigen<br />

fünf von 18 Tätigkeiten benennen, denen sie am häufigsten in einer Woche nachgehen.<br />

Danach hörten 63 Prozent am liebsten Musik. Am zweithäufigsten sieht diese Altersgruppe<br />

fern (58 Prozent). 28 Prozent geben an, dass sie gern ein Buch lesen, wodurch das Lesen<br />

auf Rang sechs rückt. Auf dem achten Platz stehen das Sehen von Videos und DVDs.<br />

3


Ebenfalls relevant für die Thematik ist die Nutzung des Internets, da Filme von<br />

Jugendlichen <strong>im</strong>mer häufiger über Portale wie YouTube oder Kino.to rezipiert werden. In<br />

der Auswertung wird betont, dass sich die Zielgruppe, in Bezug auf die Ergebnisse der<br />

Studien des Jahres 2002, häufiger <strong>mit</strong> DVDs und Internet beschäftigt. „Technikbezogene<br />

Aktivitäten“ 1 rücken da<strong>mit</strong> in der Liste der Freizeitbeschäftigungen <strong>im</strong>mer weiter vor (Vgl.<br />

Abbildung 1).<br />

Abb. 1: Häufigste Freizeitbeschäftigungen von zwölf- bis 25-jährigen (Angaben in<br />

Prozent) 2<br />

1. Musik hören<br />

2. Fernsehen<br />

4. Im Internet surfen<br />

6. Bücher lesen<br />

8. Videos / DVD<br />

Ältere, aber detailliertere Angaben über die Hobbies von Jugendlichen finden sich <strong>im</strong><br />

Jahrbuch 2008 des Statistischen Bundesamtes unter dem Kapitel: „Zeitaufwand pro Woche<br />

für Unterhaltung und Kultur 2001/2002“ 3 . Die Zielgruppe der Shell Jugendstudie wird<br />

hierbei in Zwölf- bis 18-jährige und 18- bis 25-jährige unterteilt. Auch Zehn- bis<br />

Zwölfjährige, die die fünfte und sechste Klasse besuchen, wurden nach ihrer<br />

Freizeitgestaltung befragt. Relevant für den <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> Filmen <strong>im</strong> Unterricht sind also<br />

die Altersgruppen von zehn bis zwölf und von zwölf bis 18.<br />

1 Langness, Anja; Leven, Ingo; Hurrelmann, Klaus: Freizeit- und Gesundheitsverhalten: Große Unterschiede<br />

<strong>im</strong> Lebensstil. In: 15. Shell Jugendstudie. Jugend 2006. Eine pragmatische Generation unter Druck. Hg. v.<br />

Shell Deutschland Holding. Konzeption & Koordination: Klaus Hurrelmann. Frankfurt am Main: 2006,<br />

S.77.<br />

2 Abb. 1: Häufigste Freizeitbeschäftigungen von zwölf- bis 25-jährigen, eigene Bearbeitung nach Langness,<br />

Anja; Leven, Ingo; Hurrelmann, Klaus: Freizeit- und Gesundheitsverhalten: Große Unterschiede <strong>im</strong><br />

Lebensstil. In: 15. Shell Jugendstudie. Jugend 2006. Eine pragmatische Generation unter Druck. Hg. v.<br />

Shell Deutschland Holding. Konzeption & Koordination: Klaus Hurrelmann. Frankfurt am Main: 2006,<br />

S.78.<br />

3 Statistisches Bundesamt (Hg.): Statistisches Jahrbuch 2008. Für die Bundesrepublik Deutschland.<br />

Wiesbaden: 2008, S. 185.<br />

Häufigste Freizeitbeschäftigungen von zwölf- bis 25-jährigen<br />

0 10 20 30 40 50 60 70<br />

2006<br />

2002<br />

4


Wie aus Abbildung 2 ersichtlich, bringen die Zehn- bis Zwölfjährigen in der Woche über<br />

zwei Stunden und 17 Minuten für Unterhaltung und Kultur auf. Davon schaut sich diese<br />

Altersgruppe elf Minuten <strong>im</strong> Kino einen Film an. Zehn Stunden und 31 Minuten werden<br />

für Fernsehen und Video aufgebracht. Die zweite wichtige Gruppe der Zwölf- bis 18-<br />

jährigen konsumiert diese Medien vier Stunden mehr und geht wöchentlich 15 Minuten ins<br />

Kino. <strong>Zum</strong> Vergleich wurden in der Abbildung die Zeitangaben für das Lesen von Büchern<br />

und das Musikhören übernommen. Wie die Ergebnisse der Shell Jugendstudie, zeigen auch<br />

diese Zahlen, dass das Rezipieren von Büchern, <strong>im</strong> Gegensatz zum Fernsehen, weniger<br />

beliebt ist.<br />

Fernsehen<br />

und Video<br />

Radio; Musik- od.<br />

Tonaufnahmen<br />

Bücher lesen<br />

Kinobesuch<br />

Abb. 2: Zeitaufwand pro Woche für Unterhaltung und Kultur (Angaben in Minuten) 4<br />

Schlussfolgerung und Kritik: Auch wenn beide Studien aufgrund unterschiedlicher<br />

Methoden und Zeiträume nicht direkt vergleichbar sind, zeigen sie, dass Film und<br />

Fernsehen in hohem Maße von Kindern und Jugendlichen konsumiert werden. Die<br />

Sensibilisierung für diese Medien sollte aus diesem Grund durch eine erzieherische Instanz<br />

vollzogen und beobachtet werden. Desweiteren weisen beide Auswertungen darauf hin,<br />

dass Jugendliche viel öfter <strong>mit</strong> Fernsehen, Video und Internet in Berührung kommen als<br />

<strong>mit</strong> Büchern. Das heißt, für den <strong>Deutschunterricht</strong> wird es <strong>im</strong>mer schwieriger, Schüler für<br />

das Medium Buch zu begeistern.<br />

0:00<br />

Zeitaufwand pro Woche für Unterhaltung und Kultur<br />

1:26<br />

2:52<br />

4:19<br />

5:45<br />

Ein zentraler Kritikpunkt ergibt sich aus der fehlenden Angabe über konkrete Sendungen,<br />

welche die Zielgruppe <strong>im</strong> Fernsehen oder Internet konsumiert. Nur die Zahlen des<br />

4 Abb. 2: Zeitaufwand pro Woche für Unterhaltung und Kultur, eigene Bearbeitung nach Statistisches<br />

Bundesamt (Hg.): Statistisches Jahrbuch 2008. Für die Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden: 2008, S.<br />

185.<br />

7:12<br />

8:38<br />

10:04<br />

11:31<br />

12:57<br />

14:24<br />

15:50<br />

10 - 12 Jahre<br />

12 - 18 Jahre<br />

5


Statistischen Bundesamtes zu den Kinobesuchen lassen Rückschlüsse zu, <strong>mit</strong> welchem<br />

Zeitaufwand die jeweilige Altersgruppe Filme rezipiert. Hilfreich wären Untersuchungen,<br />

die wiedergeben, wieviele Spielfilme, Talkshows, Musiksendungen oder Trickfilme<br />

gesehen werden, um differenzierter auf Jugendliche eingehen zu können.<br />

Filmbildung <strong>im</strong> schulischen Kontext<br />

Im Jahr 2003 ging aus dem Kongress „Kino macht Schule“ eine Filmkompetenzerklärung 5<br />

hervor, die die Aufnahme des Films in Schulen fordert. Hierbei einigten sich 300<br />

Teilnehmer und 30 Experten darauf, dass die Filmbildung <strong>im</strong> Lehrplan für alle Fächer<br />

verankert werden sollte. Voraussetzung dafür sei ein verbindlicher Filmkanon und die<br />

Bereitstellung benötigter Materialien, sowie eine verbesserte Ausbildung von Lehrern und<br />

Pädagogen an den Universitäten.<br />

Nachdem die Forderungen ausgesprochen waren, trafen sich 19 Experten, unter anderem<br />

auch Filmpädagogen, um über einen Kanon zu debattieren, der bedeutende Werke der<br />

Filmgeschichte in den Unterricht integrieren sollte. Als Ergebnis dieses Treffens<br />

veröffentlichte die Bundeszentrale für politische Bildung 2005 einen Filmkanon, der 35<br />

Filme für die schulische Umsetzung vorstellt. In den Artikeln werden die Bedeutung des<br />

jeweiligen Films und dessen Beitrag zur Allgemeinbildung begründet. Im Geleitwort<br />

formuliert Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Gedanken,<br />

welche die Ver<strong>mit</strong>tlung von Filmen in Schulen betreffen: Trotz der ständigen Präsenz<br />

dieses Mediums <strong>im</strong> Alltag der Kinder und Jugendlichen „führt [die Filmbildung] <strong>im</strong><br />

schulischen Kontext jedoch noch <strong>im</strong>mer ein Schattendasein.“ 6 . Aus diesem Grund fordert<br />

Krüger, die Kunstform „Film“ <strong>im</strong> Unterricht zu ver<strong>mit</strong>teln. Zudem prangert er an, dass in<br />

Deutschland der Kino- und Fernsehfilm eher als „seichtes Unterhaltungsmedium gesehen“ 7<br />

wird. Doch dieses Medium besitzt, genau wie das Buch oder die Theateraufführung, seine<br />

eigene „Ästhetik“. Fächer wie Deutsch, Englisch und Gemeinschaftkunde konzentrieren<br />

sich ausschließlich auf literarische Werke, resümiert Krüger und fasst dies unter dem Zitat<br />

„die Schule gilt als `Hort des geschriebenen Wortes`“ zusammen. In den Lehrplänen<br />

anderer Länder, wie etwa England und Frankreich, sieht dieses Bild ganz anders aus. Dort<br />

gehört die Filmbildung bereits zum schulischen Alltag.<br />

5 Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.), Filmkompetenzerklärung vom 21. Mai 2003. Veranstaltungs-<br />

dokumentation (Juli 2003), http://www.bpb.de/veranstaltungen/ROLDTY,0,Filmkompetenzerkl%E4rung_-<br />

vom_21_Mai_2003.html (Zugriff am 12.Mai 2009)<br />

6 Holighaus, Alfred (Hg): Der Filmkanon. 35 Filme, die Sie kennen müssen. Bonn/Berlin: 2005, S.7.<br />

7 Holighaus 2005, S. 7.<br />

6


Praxiserfahrung und persönliches Engagement<br />

Aus meiner eigenen Schulzeit weiß ich, dass es für Deutschlehrer nicht einfach ist,<br />

<strong>Literaturverfilmungen</strong> didaktisch umzusetzen. In der Sekundarstufe I schlossen<br />

Buchbehandlungen stets <strong>mit</strong> einer dazugehörigen Literaturverfilmung ab. Es wurde nie<br />

über den Film, dessen Aufbau oder dessen Bezug zum literarischen Werk gesprochen. Die<br />

Lehrerin nutzte stattdessen die Verfilmung als Zusammenfassung und Ausklang der<br />

Unterrichtseinheit. Zugegebenermaßen wurden wir Schüler so nicht gerade ermutigt,<br />

Storms „Sch<strong>im</strong>melreiter“ oder Schillers „Kabale und Liebe“ zu lesen. Den Inhalt würden<br />

wir schon durch den Film ver<strong>mit</strong>telt bekommen, dachten wir. Aus diesen Erfahrungen und<br />

meinen eigenen Interessen 8 heraus entstand der Wunsch, sich Wissen über den gezielten<br />

<strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Literaturverfilmungen</strong> anzueignen.<br />

1.2 ZIEL DIESER WISSENSCHAFTLICHEN ARBEIT<br />

Das Ziel dieser Arbeit geht un<strong>mit</strong>telbar aus den Forderungen der Filmkompetenzerklärung,<br />

meinen Erfahrungen und der Notwendigkeit, Filme kritisch <strong>im</strong> Unterricht zu betrachten,<br />

hervor. Es soll gezeigt werden, dass <strong>Literaturverfilmungen</strong> nicht nur zur Unterhaltung der<br />

Schüler und zur Inhaltszusammenfassung eingesetzt werden können. Sie bieten <strong>im</strong><br />

Gegenteil einen umfangreichen Katalog an Möglichkeiten, Themen des <strong>Deutschunterricht</strong>s<br />

anschaulich umzusetzen. Ich behaupte, dass literaturtheoretische Ansätze <strong>mit</strong>unter ohne<br />

weitere Einschränkungen auf Filme anwendbar sind und dass die Behandlung von Filmen<br />

dem Schüler womöglich einen fassbareren Zugang zu einzelnen Analyseverfahren<br />

verschafft, als die Erzähltexte selbst. (Vgl. Kaspar Spinner, 2004 9 )<br />

Diese Behauptung wird unter anderem <strong>im</strong> Kapitel 2.3.1 am Beispiel der<br />

Jugendbuchverfilmung „Tintenherz“ näher erläutert und begründet, indem Teile der<br />

Erzähltheorie direkt auf den Film angewandt werden. Filmsprachliche Elemente dürfen<br />

jedoch nicht vollständig ausgeklammert werden. Sie verleihen dem Medium seine<br />

eigenständige Ästhetik und grenzen es zu Buch und Theater ab. Sie sind vor dem<br />

Hintergrund der Filmkompetenzbildung äußerst wichtige Bestandteile des Unterrichts, wie<br />

es der praktische Teil dieser Arbeit wiederspiegelt. Das ausgearbeitete Filmheft zeigt<br />

8<br />

Im Rahmen meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in einem Verein gestaltete ich für Jugendliche Workshops, die<br />

sich <strong>mit</strong> der Analyse von Filmen beschäftigten. Außerdem schreibe ich regelmäßig für einen Internetblog<br />

Filmrezensionen.<br />

9<br />

Spinner, Kaspar: Von der Filmerfahrung zur literarischen Textanalyse. In: Medien - <strong>Deutschunterricht</strong> –<br />

Ästhetik. Hg. v. Hartmut Jonas. München: 2004, S. 199-206.<br />

7


zusätzlich, <strong>mit</strong> welchen Mitteln Filme auch ohne größeren Aufwand behandelt werden<br />

können. Ein Großteil der Arbeitsblätter und Fragestellungen lassen sich ebenso auf andere<br />

Filme anwenden. Hierfür wurden aus einem umfangreichen Katalog an didaktischen<br />

Möglichkeiten, der unter 2.3.2 umrissen wird, geeignete Methoden entnommen und anhand<br />

der Verfilmung von „Tintenherz“ vorgestellt. Grundlagen bilden außerdem eine Analyse<br />

des Lehrplans und das Eckwertepapier zur Medienerziehung.<br />

Die Umsetzung des Ziels erfolgt über das Verbinden verschiedener Disziplinen, da es eine<br />

Filmdidaktik für den <strong>Deutschunterricht</strong> nicht gibt. Neben Inhalten aus Kommunikations-,<br />

Film- und Medienwissenschaft, werden die Literaturdidaktik und Medienpädagogik<br />

genutzt, um den <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Literaturverfilmungen</strong> zu erläutern. Aus dem zuletzt<br />

genannten Fachgebiet können für den Unterricht Erkenntnisse zur Ver<strong>mit</strong>tlung von<br />

Medienkompetenz gezogen werden. Da außerdem epochales Hintergrundwissen zur<br />

Filmgeschichte für Lehrer unabdingbar ist, schließt das erste Kapitel dieser Arbeit <strong>mit</strong><br />

einem geschichtlichen Überblick zum Kinder- und Jugendfilm.<br />

1.3 GESCHICHTLICHER ÜBERBLICK ÜBER DEN KINDER- UND JUGENDFILM<br />

Um zu wissen, wie am günstigsten <strong>mit</strong> <strong>Literaturverfilmungen</strong> umzugehen ist, sollte der<br />

Lehrer notwendige Eckpunkte der Filmgeschichte verinnerlichen - auch um diese den<br />

Schülern später ver<strong>mit</strong>teln zu können. Technische Fortschritte, öffentliche Diskurse und<br />

(gesellschafts-)politische Systeme haben die Entwicklung des Films maßgebend<br />

beeinflusst. Deshalb fasst dieser Abschnitt alle wichtigen Etappen des vergleichsweise<br />

jungen Mediums zusammen und differenziert dabei nicht nur zwischen Filmen für<br />

Erwachsene und Kindern, sondern auch zwischen Kinderfilmen der BRD und DDR.<br />

I.) „Die Zuschauer erstarren, wenn der Zug vorbeifährt“ – Die erste Phase der<br />

Filmgeschichte<br />

Die Filmgeschichte beginnt vor mehr als 100 Jahren - <strong>mit</strong> der Erfindung des<br />

Kinematographen. Dieser Apparat besteht zu gleichen Teilen aus Kamera,<br />

Entwicklungsgerät sowie Projektor und wurde 1892 erstmals von Auguste und Louis<br />

Lumière verwendet. Die beiden Brüder waren es auch, die drei Jahre später den ersten Film<br />

drehten: „Die Ankunft eines Zuges am Bahnhof Ciotat“. Mit einer Länge von 50 Sekunden<br />

8


ist er der kürzeste und zugleich erste Dokumentarfilm. Welche Wirkung solche Filme<br />

hatten, belegt der Tagebucheintrag Franz Kafkas: „Die Zuschauer erstarren, wenn der Zug<br />

vorbeifährt.“ 10 . Zugleich wird deutlich, wie die Legende der Filmgeschichte entstand, in<br />

der die Kinobesucher aus Angst vor dem ankommenden Zug aus dem Saal fliehen. Für die<br />

Konsumenten von Radio und Theater war das Kino eine ganz neue Erfahrung.<br />

Aus diesem und weiteren Gründen brach 1913 eine zentrale Debatte über das Kino und<br />

seinen moralischen Einfluss aus. Gegner erkannten dem Film keine eigene Ästhetik an und<br />

Befürworter, wie Tom Gunning und Kurt Pinthus, forderten das Medium aus der<br />

Umgebung der Jahrmärkte herauszunehmen. Gunning entwickelte in diesem<br />

Zusammenhang den Terminus des „cinema of narrative integration“ 11 und markiert<br />

dadurch die Entstehung eines „erzählenden“ Langfilms, der sich später an literarischen<br />

Vorbildern orientierte.<br />

Den Kinderfilm gab es zu dieser Zeit noch nicht. Stattdessen rezipierten alle Altersgruppen<br />

auf Jahrmärkten die gleichen Filme. Georges Méliès schuf 1902 <strong>mit</strong> „Voyage dans la lune“<br />

(Eine Reise zum Mond) einen der ersten Filme, die phantasievolle und märchenhafte<br />

Elemente beinhalteten 12 . Ein Jahrzehnt später unterschied sich der „Kinobesuch“ von<br />

Erwachsenen und Kindern <strong>im</strong>merhin schon durch die Tageszeit: Die ältere Generation ging<br />

abends auf den Jahrmarkt und Kinder schauten die Filme am Nach<strong>mit</strong>tag 13 , die von nun an<br />

auch Sagen und Märchen adaptierten. Hervorzuheben ist hier Paul Wegener, der meist alle<br />

wichtigen Positionen bei der Filmproduktion besetzte. So war er beispielsweise für<br />

„Rübezahls Hochzeit“ 1916 sowohl Regisseur als auch Hauptdarsteller.<br />

II.) „Die goldenen Zwanziger“ des Films und die erste Hälfte des 20. Jh.<br />

Bis 1933 nur noch Tonfilme zu sehen waren, wurden die meisten Filme <strong>mit</strong> Musik<br />

untermalt und Handlungen sowie Dialoge durch Texteinblendungen ergänzt.<br />

Herausragende Filme der Stummfilmära sind Fritz Langs „Metropolis“ (1927) und<br />

Murnaus „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ (1922), der als erstes den Dracula-<br />

Stoff umsetzte 14 . Großer Beliebtheit erfreuten sich seit 1915 auch die Slapstick-Komödien,<br />

10<br />

Kafka, Franz. Mit einer Nachbemerkung von Hans-Gerd Koch: Tagebücher 1909 - 1923. Fassung der<br />

Handschrift. Frankfurt am Main: 1997, S.11.<br />

11<br />

Vgl. Gunning, Tom: Das Kino der Attraktionen. Der frühe Film, seine Zuschauer und die Avantgarde.<br />

In: Meteor 4, 1996.<br />

12<br />

Vgl. Kracauer, Siegfried: Von Caligari zu Hitler. Eine psychologische Geschichte des deutschen Films.<br />

Frankfurt am Main: 1979, S. 34.<br />

13<br />

Vgl. Heidtmann, Horst: Kindermedien. Stuttgart: 1992, S. 37.<br />

14<br />

Vgl. Holighaus Alfred 2005, S. 14.<br />

9


zu denen die frühen Werke Chaplins und Filme über „Laurel und Hardy“ zählen. Auch<br />

wenn diese Filme nicht in erster Linie für Kinder gedreht wurden, fanden sie dennoch bei<br />

ihnen Anklang. Seit 1909 bot ebenso Hollywood, <strong>mit</strong> Mary Pickford, etwas für die jungen<br />

Zuschauer. Durch das gestiegene Angebot gingen <strong>im</strong>mer mehr Kinder ins Kino, was<br />

Forderungen seitens der Lehrer und Politiker nach sich zog. Sie verlangten ein „´moralisch<br />

sauberes` deutsches Märchen“ 15 , dass das junge Publikum vor Straftaten und sexuellen<br />

Handlungen schütze. So entstanden <strong>im</strong> Jahr 1928 zahlreiche Märchen als Scherenschnitt-<br />

und Puppentrickfilme, welche hauptsächlich die Lehrer <strong>im</strong> Unterricht einsetzten.<br />

Aus der We<strong>im</strong>arer Zeit gingen nicht viele Langfilme für Kinder hervor. Lediglich die<br />

Verfilmung Kästners „Emil und die Detektive“ wurde 1931 zu einem großen Erfolg.<br />

Gerhardt Lamprecht legte durch diese Adaption den Grundstein für weitere<br />

Kinderbuchverfilmungen und förderte das Produzieren von Kinderfilmen. Die gleiche<br />

Max<strong>im</strong>e verfolgte Walt Disney, als er <strong>mit</strong> „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ (1937)<br />

„den ersten farbigen Tontrickfilm“ 16 aufführte.<br />

In der Zeit des Nationalsozialismus veränderte sich am Stil des Kinderfilms sehr wenig.<br />

Die Produktionen von Märchenfilmen wurden beibehalten. Zusätzlich drehten<br />

Filmemacher „[e]inige propagandistische Jugendfilme“ 17 , wie „Hitlerjunge Quex“(1933),<br />

die genau wie Märchen „deutsche“ Tugenden wie Treue und Heldenmut 18 ver<strong>mit</strong>teln<br />

sollten.<br />

III.) Der Kinderfilm in der BRD<br />

Nach dem zweiten Weltkrieg etablierte sich der Kinderfilm, wenn auch nur durch die<br />

Produktion von Märchenfilmen, als eigenständige Gattung. „<strong>Zum</strong>eist stark vereinfacht und<br />

idyllisiert“ 19 erlebten die Märchenfilme, analog zum Aufschwung der He<strong>im</strong>atfilme für<br />

Erwachsene, eine Hochzeit. Daneben nutzten in den 50er Jahren viele Regisseure der BRD<br />

die Kinderbücher Erich Kästners als Romanvorlage. Dementsprechend entstand 1953 unter<br />

anderem „Pünktchen und Anton“.<br />

Kinder gingen auch in diesem Jahrzehnt <strong>im</strong>mer häufiger ins Kino. Dabei sank das<br />

Durchschnittsalter der Rezipienten von Kinderfilmen unter sechs Jahre, sodass die<br />

15 Zitiert nach Heidtmann 1992, S. 38.<br />

16 Sahr, Michael: Verfilmte Kinder- und Jugendliteratur. Der literarische Kinderfilm - ein vernachlässigtes<br />

Unterrichtsmedium. Baltmannsweiler: 2004, S. 28.<br />

17 Zitiert nach Heidtmann 1992, S . 39.<br />

18 Zipes, Jack: Rotkäppchens Lust und Leid. Biographie eines europäischen Märchens. Düsseldorf: 1982,<br />

S. 126.<br />

19 Sahr 2004, S. 28.<br />

10


Novellierung des „Gesetztes zum Schutz der Jugend“ 1957 nur noch Kindern ab sechs<br />

Jahren den Kinobesuch erlaubte. Diese schauten ab Ende der 50er Jahre Filme wie<br />

„Tarzan“ und „Robin Hood“.<br />

Gleichzeitig entwickelte sich das Fernsehen, das durch sein tägliches, „einstündiges<br />

Kinderprogramm“ 20 zu einem bedeutenden Konkurrent des Kinos wurde. Im Jahr 1958<br />

besaßen über zwei Millionen Haushalte ein TV-Gerät 21 , was das Kino <strong>im</strong>mer unpopulärer<br />

werden lies. Aus der Krise helfen sollten Filme von Edgar Wallace und filmische<br />

Adaptionen der Romane Karl Mays.<br />

Trotz allem hatte das Kindermedium Film seine Eigenständigkeit erreicht. Auch Walt<br />

Disney produzierte Kinderfilme wie zum Beispiel „Das Dschungelbuch“ (1967) und „Ein<br />

toller Käfer“ (1969). Nach der Studentenbewegung von 1968 schlugen sich die<br />

Erziehungsideale dieser Zeit auf das Kinderfernsehen nieder und seit 1970 wird wesentlich<br />

zwischen Erwachsenen und Kindern als Film- und Fernsehrezipienten unterschieden.<br />

IV.) Der neue deutsche Kinderfilm und der zeitgenössische Kinderfilm<br />

Der Regisseur Hark Bohm produzierte 1972 <strong>mit</strong> „Tschetan der Indianerjunge“ unbewusst,<br />

den ersten Film, der sich durch seine Problematik am Kind als Zuschauer orientierte.<br />

Ähnliches gelang ihm zwei Jahre später auch <strong>mit</strong> „Wir pfeifen auf den Gurkenkönig“ nach<br />

dem Roman von Christine Nöstlinger. Doch trotz allem Bemühen blieben Kinderfilme<br />

unwirtschaftlich. Filmförderungen wurden überwiegend an Filme ab einer best<strong>im</strong>mten<br />

Länge vergeben, sodass Kinderfilme, die oft weniger als 60 Minuten Filmmaterial<br />

enthielten, nicht unterstützt wurden. Einer der längeren Filme für das junge Publikum war<br />

Petersens „Die unendliche Geschichte“ (1984).<br />

In den 80er Jahren beschäftigen sich Kinderfilme <strong>mit</strong> den Auswirkungen des zweiten<br />

Weltkriegs („Stern ohne H<strong>im</strong>mel“, 1980), gingen wieder stärker auf die Phantasiewelt der<br />

Kinder ein („Konrad aus der Konservenbüchse“, 1982) und boten abenteuerliche<br />

Kinoerlebnisse („Flußfahrt <strong>mit</strong> Huhn“, 1983). Auch Ulrich Königs Serie „Meister Eder<br />

und sein Pumuckl“ setzte phantasievolle Stoffe um. Zehn Jahre später nahm der Einfluss<br />

Hollywoods zu und Filmemacher orientierten sich stark an Walt Disney und den Filmen<br />

20 Heidtmann 1992, S. 42.<br />

21 Heidtmann 1992, S. 42.<br />

11


für die ganze Familie“ 22 , um Kinderfilme rentabel zu produzieren („Peterchens<br />

Mondfahrt“, 1990).<br />

V.) Der Kinderfilm in der DDR<br />

Im Gegensatz zur Bundesrepublik, wo jährlich circa drei Kinderfilme produziert wurden,<br />

drehten die DEFA-Filmstudios in der DDR seit den 50er Jahren acht bis zehn Kinder- und<br />

Märchenfilme <strong>im</strong> Jahr. Im Vordergrund stand die sozialistische Erziehung der Kinder wie<br />

etwa in „Die Störenfriede“ (1953). In diesem Zusammenhang thematisierten Filme wie<br />

„Sheriff Teddy“ zum Beispiel den gegenwärtigen, „negativen Einfluss der westlichen<br />

`Schundliteratur`“ 23 . Das änderte sich Mitte der 60er Jahre, denn nachdem sich der DEFA-<br />

Märchenfilm nicht mehr auf die Ver<strong>mit</strong>tlung ethischer Werte, <strong>im</strong> Sinne der politischen<br />

Überzeugung der DDR, verstand, erlebte dieser einen Aufschwung. In diese Zeit gehören<br />

Filme wie „König Drosselbart“ (1965), „Schneeweißchen und Rosenrot“ (1979) und<br />

„Philipp der Kleine“ (1975).<br />

Auch in der DDR drang das aufkommende Fernsehen die Filmproduzenten zum<br />

Umdenken. Deshalb entstanden in diesem Zeitraum viele Indianerfilme („Die Söhne der<br />

großen Bärin“, 1965 oder „Tecumseh“, 1972), die jedoch nach Ausstrahlungsbeginn der<br />

Karl May Filme aus der BRD 1982 wieder an Bedeutung verloren 24 . Der Kinderfilm der<br />

70er und 80er Jahre bezog sich <strong>im</strong>mer mehr auch auf die persönlichen Probleme der<br />

Kinder und Jugendlichen, wie zum Beispiel die Scheidung der Eltern (in „Ikarus“, 1975).<br />

1979 wurde, zur Unterstützung der Kinderfilmemacher, das nationale Festival „Der<br />

goldene Spatz“ ins Leben gerufen. Dadurch konnten in unregelmäßigen Abständen<br />

Kinderfilme prämiert werden. Die Idee „Kinderfilm und Kinderfernsehen in Deutschland<br />

zu fördern“ 25 wird seit 1993 durch die Deutsche Kindermedienstiftung unter dem gleichen<br />

Namen für ganz Deutschland fortgeführt und weiterentwickelt.<br />

22 zitiert nach dem Werbeslogan für die Disneyfilme<br />

23 Heidtmann 1992, S. 153.<br />

24 Heidtmann 1992, S. 154.<br />

25 Deutsche Kindermedienstiftung Goldener Spatz, Die Deutsche Kindermedienstiftung GOLDENER<br />

SPATZ, http://www.goldenerspatz.de/stiftung/index/index.htm (Zugriff am 26. Mai 2009)<br />

12


VI.) Aktuelle Tendenzen<br />

Im Jahr 2000 fasste Hans Strobel 26 die aktuelle Tendenz des Kinderfilms zusammen.<br />

Danach würden hierzulande sehr wenige Spielfilme für Kinder gedreht werden, weil<br />

Regisseure aus der ehemaligen DDR ihre Arbeit nicht umfassend fortsetzen könnten –<br />

abgesehen von Losansky und seiner Verfilmung von „Hans <strong>im</strong> Glück“ (1998). Beliebte<br />

Kinderfilme stammen gegenwärtig eher aus der Feder der Disney Company: „Pocahontas“<br />

(1995) und „Tarzan“ (1999), so Strobel. In Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den Pixar An<strong>im</strong>ation<br />

Studios gab Disney den Startschuss für den Erfolg computeran<strong>im</strong>ierter Trickfilme. Seit<br />

„Findet Nemo“ (2003) oder „Die Monster AG“ (2001) haben sich Kinder an diese Art<br />

Trickfilme gewöhnt. Ein Blick auf die aktuelle Liste der Kinder- und Jugendfilme zeigt<br />

einen Trend zu Filmen <strong>mit</strong> „realen“ Personen. Diese Behauptung belegen der Erfolg<br />

„Hannah Montanas“, die Verfilmung von Jules Vernes „Die Reise zum Mittelpunkt der<br />

Erde“ und Iain Softleys Adaption „Tintenherz“.<br />

Die Feststellung Strobels möchte ich insofern widerlegen, dass in Deutschland sehr wohl<br />

Filme für Kinder und Jugendliche produziert werden. In den letzten Jahren erfuhr dieses<br />

Genre, meiner Meinung nach, wieder wesentlich mehr Beachtung: Vivian Naefe verfilmte<br />

Cornelia Funkes „Die wilden Hühner“, Stefan Ruzowitzky beschäftigte sich in „Hexe Lili“<br />

<strong>mit</strong> Knisters Büchern und Florian Baxmeyer setzte die Jugendbuch-Serie „Die drei ???“<br />

filmisch um. 2008 wurden circa 20 Filme nur für Kinder und Jugendliche produziert 27 –<br />

eine wesentliche Steigerung verglichen <strong>mit</strong> den Produktionen in der BRD und DDR.<br />

Abschließend sind aus dieser kurzen Filmgeschichte drei Schlussfolgerungen zu ziehen:<br />

Schon <strong>im</strong>mer wurden Bücher als Basis für Filme genutzt, bewegte Bilder faszinieren<br />

Kinder bereits seit der Zeit, als Filme noch auf Jahrmärkten gezeigt wurden, und der<br />

eingangs erwähnte technische Fortschritt hört auch Anfang des 21. Jahrhunderts nicht auf,<br />

wie die aufkommende 3D-Technik 28 zeigt.<br />

26 Strobel, Hans: Kinderfilm und Kinderkino in Deutschland – ein Bestandteil der Kinderkulturlandschaft.<br />

In: Kinder – Literatur – und „neue“ Medien. Hg. v. Richter, Karin; Riemann, Sabine, Baltmannweiler:<br />

2000, S. 126 -132.<br />

27 Unter der Adresse http://kinderfilm-online.de/ findet sich eine Sammlung von Kinder- und Jugendfilmen,<br />

nach der diese Zählung vorgenommen wurde.<br />

28 Anfang 2009 wurden beispielsweise „Monsters vs. Aliens“ und „Ice Age 3“ <strong>im</strong> neuen Digital<br />

3D-Format ausgestrahlt.<br />

13


2. ZUM UMGANG MIT LITERATURVERFILMUNGEN IM DEUTSCHUNTERRICHT<br />

Der geschichtliche Abriss zeigt, dass der <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Literaturverfilmungen</strong> für den<br />

Unterricht wichtiger und unvermeidbarer wird. Nicht nur weil Kinder und Jugendliche <strong>mit</strong><br />

Filmen genauso aufwachsen wie <strong>mit</strong> Büchern, sondern auch weil Filmwissen <strong>im</strong>mer mehr<br />

zum Teil der Allgemeinbildung wird, statt eine Randerscheinung darzustellen. Dennoch<br />

diskutieren Didaktiker und Lehrer <strong>im</strong>mer noch über den Sinn des Einsatzes von Filmen <strong>im</strong><br />

Unterricht. Diese Auseinandersetzung skizzierend, werden unter 2.1 Argumente für und<br />

gegen die Verwendung von <strong>Literaturverfilmungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong> vorgestellt. In<br />

welchem Kontext sich der Film momentan tatsächlich bewegt, zeigt die anschließende<br />

Lehrplananalyse und die Analyse des Papiers „Eckwerte zur Medienerziehung“ unter 2.2.<br />

Unter Gliederungspunkt 2.3 werden zentrale Inhalte für die Behandlung von Filmen sowie<br />

Möglichkeiten der didaktischen Umsetzung erörtert.<br />

2.1 FÜR UND GEGEN DEN EINSATZ VON LITERATURVERFILMUNGEN<br />

Wie die 15. Shell Jugendstudie und die Daten des Statistischen Bundesamtes zeigen,<br />

beschäftigen sich Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit sehr viel mehr <strong>mit</strong> den Medien<br />

Film und Fernsehen als <strong>mit</strong> Büchern. Das große Interesse an bewegten Bildern zieht eine<br />

Motiviertheit der Schüler nach sich, die für den <strong>Deutschunterricht</strong> genutzt werden kann.<br />

Dagegen spricht das Argument, das Sehen von Filmen würde eher in den privaten, statt in<br />

den schulischen Kontext gehören. Hiernach sollte der Film - ebenso wie das Computerspiel<br />

oder der Comic, kein Gegenstand <strong>im</strong> Unterricht darstellen, denn sie „verlange[n]<br />

entschieden weniger Konzentration und Aufmerksamkeit als Lesen“ 29 . Letztlich führe das<br />

zu einem „passive[n] Konsum und geistiger Bequemlichkeit“ 30 – so die Meinung der<br />

Kritiker.<br />

Fest steht dennoch: Kinder und Jugendliche dürfen <strong>mit</strong> neuen Medien nicht allein gelassen<br />

werden. Sie benötigen Hilfe bei deren Rezeption. Die opt<strong>im</strong>ale Verarbeitung von Filmen<br />

schafft die Grundlage für eine kritische Auseinandersetzung <strong>mit</strong> Medien auf der einen<br />

Seite. Auf der anderen Seite können Filme, wenn sie richtig eingesetzt werden, auch<br />

Leseförderung oder Ermutigung zum Lesen sein.<br />

29 Sahr 2004, S. 36.<br />

30 Sahr 2004, S. 36.<br />

14


Ein weiterer großer Kritikpunkt ist der Faktor Zeit. Nicht nur das detaillierte Schauen des<br />

Filmmaterials, sondern auch die didaktische Umsetzung für den Unterricht beansprucht<br />

sehr viel Zeit und Mühe. Ferner sind 45 Minuten einer Unterrichtsstunde zu wenig, um<br />

einen ganzen Film zu zeigen. Selbst eine Doppelstunde würde für eine normale<br />

Verfilmung von mehr als 100 Minuten nicht ausreichen. Hinzu kommen die technischen<br />

Voraussetzungen, die in einem Unterrichtsraum gegeben sein müssen: DVD-Recorder,<br />

Fernseher und opt<strong>im</strong>ale Lautsprecher. Die Größe des Fernsehgeräts ist dabei für eine<br />

konzentrierte Rezeption entscheidend. Einigen Lehrern bereitet eventuell die Bedienung<br />

technischer Geräte Mühe. Aber auch das kann gelernt werden.<br />

Allgemeine Didaktiken halten fest, dass mehrere Lerneingangskanäle benutzt werden<br />

sollten. Da nicht alle Schüler nur über das Hören oder nur über das Sehen lernen, ist es<br />

auch deshalb ratsam Filme oder Filmsequenzen <strong>im</strong> Unterricht einzusetzen 31 . Nicht nur auf<br />

inhaltlicher Ebene lassen sich viele filmische Adaptionen thematisch gut in den<br />

<strong>Deutschunterricht</strong> einbauen. Ebenso können Analyseverfahren aus Epik und Dramatik<br />

dadurch eingeführt und angewendet werden. Besonders eignen sich Filme für das<br />

fächerübergreifende Unterrichten, wie es <strong>im</strong> sächsischen Lehrplan einmal <strong>im</strong> Schuljahr<br />

gefordert wird. Fächer wie Kunst, Musik, Geschichte und Deutsch lassen sich so gut<br />

verbinden.<br />

Dem fehlenden Lehrplanbezug wurde zwar <strong>mit</strong> dem neuen Lehrplan 2004<br />

entgegengewirkt. Dennoch wird das Behandeln filmischer Medien auch in den aktuellen<br />

Vorgaben auf einzelne Schulstufen beschränkt. Aus dieser Grundlage geht hervor, dass<br />

sich der didaktische Aufwand für Lehrende nicht lohnt. Lehrer, die versuchen, Filme in<br />

ihrem Unterricht einzusetzen, finden in den Bibliotheken kaum Material. Während<br />

zahlreiche Literaturdidaktiken Hilfestellungen und Tipps für die Behandlung von Romanen<br />

und Gedichten liefern, ist die Präsenz von Werken zur Filmdidaktik eher überschaubar.<br />

Zahlreiche Institutionen schließen diese Lücke jedoch bereits. Der Verein Bildungscent<br />

e.V. hat beispielsweise das Projekt „Learning by Viewing“ ins Leben gerufen. Hier werden<br />

Referendare und Lehrer zu Filmvorführungen eingeladen und bekommen Filmhefte an die<br />

Hand. In diesen befinden sich wertvolle Hintergrundinformationen zu den Filmen und<br />

Büchern, nach denen sich die Regisseure und Drehbuchautoren gerichtet haben.<br />

Didaktische Hinweise und Arbeitsblätter werden ebenfalls <strong>mit</strong>geliefert. Ähnliche Angebote<br />

können Lehrer auf der Internetseite der Bundeszentrale für politische Bildung in Anspruch<br />

31 Schweiger, Wolfgang: Theorien der Mediennutzung. Eine Einführung. Wiesbaden: 2007, S. 151.<br />

15


nehmen. Allen voran setzt sich auch die Stiftung Lesen für einen geübteren und<br />

intensiveren <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> Filmen ein.<br />

2.2. RAHMENBEDINGUNGEN<br />

Neben den Vorgaben des Lehrplans ist für Lehrende das Papier „Eckwerte zur<br />

Medienerziehung“ von 2004 bindend. Weitere Rahmenbedingungen ergeben sich aus der<br />

jeweiligen Präsenz von (Landes-) Medienanstalten, welche Filme für den Unterricht zur<br />

Verfügung stellen. Auch Urheber- und Nutzungsrechte müssten an dieser Stelle diskutiert<br />

werden. Genauso wichtig sind die vielen Institutionen und Vereine, wie die bereits<br />

erwähnte Bundeszentrale für politische Bildung, die <strong>mit</strong> ihrer Arbeit Lehrer in Bezug auf<br />

Filmbildung unterstützen. Um nicht den Rahmen der Arbeit zu sprengen, soll an dieser<br />

Stelle lediglich der Lehrplan und das Eckwertepapier zur Medienerziehung analysiert<br />

werden. Auch die Vorgaben der Bund-Länder-Kommission, die 1995 <strong>im</strong><br />

Orientierungsrahmen „Medienerziehung in der Schule“ festgeschrieben sind, bleiben<br />

unbeachtet.<br />

2.2.1 Lehrplananalyse<br />

In diesem Abschnitt wird der Lehrplan an sächsischen Gymnasien auf Ziele und<br />

Forderungen bezüglich der Medien- und Filmerziehung untersucht und Informationen über<br />

die Behandlung von Filmen <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong> herausgearbeitet. Dabei kommt es vor<br />

allem darauf an zu zeigen, wie relevant <strong>Literaturverfilmungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong> sein<br />

können beziehungsweise müssen.<br />

Allgemeine und fachspezifische Ziele<br />

Der Lehrplan formuliert für alle Fächer des Gymnasiums die gleichen Bildungs- und<br />

Erziehungsziele. So sollen Lehrer beispielsweise Methodenbewusstsein,<br />

Problemlösestrategien und Medienkompetenz ver<strong>mit</strong>teln. Letzteres beinhaltet das<br />

Nahebringen von Medien <strong>im</strong> Unterricht. Eng da<strong>mit</strong> verbunden sind Auseinandersetzungen<br />

darüber, welchen Nutzen, Einfluss und Chancen Medien haben. Im Lehrplan heißt es dazu<br />

konkret: „[Die Schüler] erweitern und vertiefen ihre Kenntnisse über Medien,<br />

Mediengestaltungen und Medienwirkungen. Sie lernen, mediengeprägte Probleme zu<br />

16


erfassen, zu analysieren und ihre medienkritischen Reflexionen zu verstärken.“ 32 . Ebenso<br />

werden Medien als Themenbereich für den fächerverbindenden Unterricht genannt. Für<br />

alle Fächer gilt außerdem, einen Beitrag zur Allgemeinbildung zu leisten. Dieser besteht<br />

für das Fach Deutsch darin, vertieftes Wissen über Literatur und ihre mediale Verbreitung<br />

zu ver<strong>mit</strong>teln 33 . Eingebettet in die „Auseinandersetzungen <strong>mit</strong> Traditionen“ 34 kann sich der<br />

Schüler so kulturell verorten. „Texte in Medien“ finden sich ebenso als Strukturelement <strong>im</strong><br />

Lernbereich „Lesen und Verstehen“ wieder. Auch bei der Planung und Durchführung des<br />

Unterrichts, so gibt es der Lehrplan vor, sollte der Lehrende darauf achten,<br />

„medienorientiert“ vorzugehen. Konkret bedeutet das, Schüler <strong>mit</strong> Methoden vertraut zu<br />

machen, die es ihnen ermöglichen <strong>mit</strong> Informationen aus Texten umzugehen. Darüber<br />

hinaus sollen sie lernen, <strong>mit</strong> „Darstellungsmethoden in traditionellen und modernen<br />

Medien“ 35 zurechtzukommen, was Verfilmung von Literatur <strong>mit</strong> einbezieht.<br />

Untersuchung der Inhalte einzelner Klassenstufen<br />

Ein Blick in die Übersicht der Lernbereiche der einzelnen Klassenstufen zeigt, wie oft der<br />

Film Gegenstand <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong> sein sollte. Ausschließlich in Klasse zehn wird<br />

durch den Lernbereich vier: „Filme untersuchen und gestalten“ explizit verlangt, sich <strong>mit</strong><br />

diesem Medium auseinanderzusetzen.<br />

Nach einer detaillierteren Analyse steht fest, dass Medien und insbesondere das Medium<br />

Film sehr viel öfter behandelt werden können. Bereits in Klasse fünf kommen die Schüler<br />

<strong>im</strong> Lernbereich „Schreiben“ <strong>mit</strong> Verfilmungen in Berührung, indem sie lernen, wie richtig<br />

erzählt und nacherzählt wird. Filme sind hierfür geeignete Arbeits<strong>mit</strong>tel 36 . Einzelne<br />

Lerninhalte, die ebenfalls Teil der Behandlung von <strong>Literaturverfilmungen</strong> sind, finden sich<br />

<strong>im</strong> Wahlpflichtbereich „Werbung <strong>im</strong> Fernsehen“ der Klasse sieben wieder. Zudem wird<br />

hier auf das Bildungsziel „Medienkompetenz“ verwiesen. In der achten Klasse sollen<br />

Schüler sich zu Medienprodukten kritisch äußern, wobei neben Beurteilungen von<br />

Theateraufführungen Fernseh- und Filmkritiken entstehen können. Ein Schuljahr später<br />

besteht, sofern sich der Lehrer für den Wahlbereich „Begrenztheit der Verhältnisse“<br />

entscheidet, die Möglichkeit ein Drehbuch zu einer Verfilmung zu schreiben. Den<br />

32 Sächsisches Staatsministerium für Kultus (Hg.): Lehrplan Gymnasium. Deutsch. Dresden: 2004,S.VIII.<br />

33 Vgl. Sächsisches Staatsministerium für Kultus 2004, S. 2.<br />

34 Sächsisches Staatsministerium für Kultus 2004, S. 2.<br />

35 Sächsisches Staatsministerium für Kultus 2004, S. 4.<br />

36 Vgl. Sächsisches Staatsministerium für Kultus 2004, S. 8.<br />

17


Themenbereich „Kennen von Elementen und Verfahren der Filmsprache und –analyse“ 37<br />

unterrichtet der Lehrer, wie schon erwähnt, in Klasse zehn. In zehn Unterrichtsstunden<br />

werden Filme sowohl auf Stoff, Dramaturgie sowie Kameraführung und Bild-Ton-<br />

Beziehungen untersucht. Zeit, Ort, Figuren und Dialoge sind gleichermaßen Gegenstand<br />

des Unterrichts. Die Schüler analysieren Szenen aus Verfilmungen oder drehen selbst<br />

einzelne Filmsequenzen, um das Gelernte praktisch umzusetzen. Im selben Schuljahr ist<br />

der Einsatz von Filmsequenzen auch <strong>im</strong> Wahlpflichtbereich eins möglich. Weil sich<br />

„Identitätsentwürfe <strong>im</strong> epischen Text“ ebenso filmisch darstellen lassen, könnten Schüler<br />

Rezensionen schreiben, um sich inhaltlich und künstlerisch zu den Texten zu<br />

positionieren 38 . Dies ist das letzte Mal, dass sich Schüler <strong>mit</strong> „Film“ beschäftigen. In der<br />

Sekundarstufe II wird die Behandlung <strong>mit</strong> diesem Medium vollständig ausgeklammert.<br />

Fazit und Kritik<br />

Die Lehrplananalyse zeigt, dass die Filmbildung bezüglich der allgemeinen Richtlinien für<br />

das Gymnasium <strong>im</strong>mer unter den Oberbegriffen der Medienerziehung und –kompetenz<br />

gesehen wird. Konkrete Forderungen werden nicht geäußert. Auch in den allgemeinen<br />

Zielen des <strong>Deutschunterricht</strong>s wird nicht näher darauf eingegangen. In den ausformulierten<br />

Lernzielen der Klassenstufen wird hingegen sehr wohl auf den Film verwiesen.<br />

Anzumerken ist die unglücklich gewählte Reihenfolge der Behandlung von Filmanalyse<br />

und dem Schreiben von Rezensionen zu diesem Medium. Schüler sollen sich bereits in der<br />

achten Klasse <strong>mit</strong>tels Filmkritiken über dieses Medienprodukt äußern. Die eigentliche<br />

Behandlung von Filmen erfolgt jedoch erst in Klasse zehn. Hilfreich ist sicherlich die<br />

Ver<strong>mit</strong>tlung des Grundwissens, welches die Schüler in der siebten Klasse <strong>im</strong> Wahlbereich<br />

„Werbung <strong>im</strong> Fernsehen“ ver<strong>mit</strong>telt bekommen könnten. Da es sich aber um einen<br />

Wahlbereich handelt, ist nicht <strong>im</strong>mer sichergestellt, dass dieser auch umgesetzt wurde. Die<br />

Behandlung von „Werbung <strong>im</strong> Fernsehen“ ist sicherlich der Altersgruppe angemessen,<br />

aber es dient <strong>im</strong> engeren Sinne nicht der Ver<strong>mit</strong>tlung von „vertieftem Wissen über<br />

Literatur“, wie es als Teilziel für den <strong>Deutschunterricht</strong> formuliert wurde.<br />

Zusammenfassend ist zu sagen: Wenn ein Lehrer in der Sekundarstufe I Filme in seinen<br />

Unterricht einbauen möchte, wird er vom Lehrplan in seinem Vorhaben bestärkt.<br />

Zwingend ist deren Behandlung allerdings nicht, da die meisten Verweise auf Filme nur in<br />

37 Sächsisches Staatsministerium für Kultus 2004, S. 37.<br />

38 Vgl. Sächsisches Staatsministerium für Kultus 2004, S. 38.<br />

18


den Bemerkungen geschrieben stehen oder zusätzliche Wahlmöglichkeiten offen lassen.<br />

Die eigentliche Auseinandersetzung <strong>mit</strong> dem Medium erfolgt ausschließlich in Klasse<br />

zehn, in der die meisten Schüler circa 16 Jahre alt sind. Der aktive „Filmkonsum“ beginnt<br />

jedoch schon <strong>mit</strong> zehn bis 13 Jahren, nämlich dann, wenn komplexe Zusammenhänge<br />

begriffen werden können 39 . Folglich wäre es ratsam, spätestens in Klasse sieben <strong>mit</strong> der<br />

Ver<strong>mit</strong>tlung von Filmen zu beginnen, um ein differenziertes Bild von Spiel- und<br />

Kinofilmen zu schaffen. Dadurch würden Kinder und Jugendliche <strong>im</strong> Idealfall lernen,<br />

eigenständig zwischen anspruchsvollem und weniger gehaltsvollem Fernseh- und<br />

Kinoprogramm zu unterscheiden 40 .<br />

2.2.2 Untersuchung zu dem Papier „Eckwerte zur Medienerziehung“<br />

Im Juni 2004 verfasste das Comenius-Institut die „Eckwerte zur Medienerziehung“ 41 .<br />

Seitdem ergänzt deren Inhalt den sächsischen Lehrplan, wenn es um Fragen der<br />

„schulischen Medienerziehung“ geht. Außerdem dient es zur Orientierung für<br />

Lehrerweiterbildungen und als Leitfaden für Pädagogen an sächsischen Medienstellen.<br />

Die beschriebene Medienerziehung soll Schülern darüber hinaus ermöglichen,<br />

Entscheidungen zu treffen und „gesellschaftliche Veränderungsprozesse“ 42 <strong>mit</strong>zugestalten.<br />

Durch den täglichen Gebrauch der Medien von Kindern und Jugendlichen, ergibt sich ein<br />

großes Bildungs- und Erziehungspotenzial, das bei dessen Nichtbeachtung auch negative<br />

Auswirkungen haben kann, wie die „Pilotuntersuchung Sprachscreening“ <strong>im</strong> Jahr 2000<br />

feststellte. Danach werden bei falschem und übermäßigem Mediengebrauch Sprach- und<br />

Lesefähigkeiten eingeschränkt und die soziale Kompetenz beeinflusst.<br />

Das Hauptziel der Medienerziehung ist demnach, sowie <strong>im</strong> Lehrplan formuliert, die<br />

Ausbildung von Medienkompetenz. Diese zeigt sich <strong>im</strong> „Vermögen (…), Medien<br />

sachgerecht und kritisch zu beurteilen, sowie [diese] selbstbest<strong>im</strong>mt, verantwortungs-<br />

bewusst und kreativ zu nutzen und zu gestalten.“ 43 .<br />

39 Vgl. Theunert, Helga; Lenssen, Margrit; Schorb, Bernd: Wir gucken besser fern als Ihr!.<br />

Fernsehen für Kinder. München: 1995, S.49.<br />

40 <strong>Zum</strong> Beispiel könnten Kinder und Jugendliche früh, die <strong>im</strong>mer wiederkehrenden Erzählstrukturen und<br />

gleichen Einstellungen vieler „Daly Soaps“ benennen und objektiv beurteilen.<br />

41 Comenius-Institut (Hg.), Eckwerte zur Medienerziehung. Reform des sächsischen Lehrplans, Juni 2004,<br />

http://www.sachsen-macht-schule.de/apps/lehrplandb/downloads/grundsatzpapiere/Eckwerte%20zur-<br />

%20Medienerziehung.pdf<br />

42 Comenius-Institut 2004, S. 2.<br />

43 Comenius-Institut 2004, S. 5.<br />

19


Auf welche Weise die Forderungen didaktisch umgesetzt werden sollen, zeigen die fünf<br />

Handlungsfelder, die Anleitung und Orientierung für Lehrer und Schüler sind (Vgl.<br />

Abbildung 3).<br />

Handlungsfelder schulischer Medienerziehung<br />

Handlungsfeld I Medien auswählen und nutzen<br />

Handlungsfeld II Medien gestalten und verbreiten<br />

Handlungsfeld III Mediengestaltungen verstehen und bewerten<br />

Handlungsfeld IV Medieneinflüsse erkennen und aufarbeiten<br />

Handlungsfeld V Bedingungen der Medienproduktion und -verbreitung erkennen<br />

und beurteilen<br />

Abb. 3: Handlungsfelder schulischer Medienerziehung 44<br />

Die Aufgabe, Schüler medienpädagogisch zu unterrichten, ist nicht an einzelne Fächer<br />

gebunden, sondern soll von allen Fächern in Projekten und <strong>im</strong> Unterricht erfüllt werden.<br />

Die Einarbeitung des Papiers in den Lehrplan erfolgt zum einen durch das Festschreiben<br />

(allgemeiner) Bildungs- und Erziehungszielen der jeweiligen Schulart und zum anderen<br />

durch die vorgegeben Ziele und Inhalte der einzelnen Fächer. (Vgl. 2.2.1 Lehrplananalyse)<br />

Zusätzlich werden in den Bemerkungen Hinweise zu mediendidaktische Anhaltspunkte<br />

gegeben, wie etwa das Schreiben von Filmrezensionen <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong>.<br />

Konkrete Umsetzungsrichtlinien und der <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> Filmen <strong>im</strong> Unterricht<br />

Durch die bereits erwähnten festgelegten Handlungsfelder kann der Lehrende am<br />

Gymnasium abschätzen, welche Kompetenzen die Schüler aus der Grundschule<br />

<strong>mit</strong>bringen. In der Pr<strong>im</strong>arstufe werden die Schüler in die ersten vier Handlungsfelder<br />

eingeführt. Auf dem Gymnasium sollen diese dann ausgebaut und weiterentwickelt<br />

werden. Außerdem wird begonnen, das letzte Handlungsfeld zu erschließen. Was das<br />

genau für den <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> Filmen <strong>im</strong> Unterricht am Gymnasium bedeutet, wird <strong>im</strong><br />

Folgenden analysiert:<br />

44<br />

Abbildung 3: Handlungsfelder schulischer Medienerziehung, eigene Bearbeitung nach Comenius-Institut<br />

(Hg.), Eckwerte zur Medienerziehung. Reform des sächsischen Lehrplans, Juni 2004, http://www.sachsenmachtschule.de/apps/lehrplandb/downloads/grundsatzpapiere/Eckwerte%20zur-%20Medienerziehung.pdf<br />

(S. 6)<br />

20


Voraussetzungen aus der Grundschule: In der Grundschule lernen die Schüler<br />

verschiedene Medien, <strong>im</strong> Besonderen Printmedien, kennen (Handlungsfeld I). Mit Bildern,<br />

Fotos und Hörbeiträgen kommen sie <strong>im</strong> Handlungsfeld II in Berührung, indem sie selbst<br />

diese Medien herstellen. Dies ist wichtig für das „Verstehen und Bewerten der<br />

Mediengestaltung“ (Handlungsfeld III), in der Bild, Ton und Schrift getrennt voneinander<br />

Beachtung finden. Die Schüler lernen und verstehen, warum und wo<strong>mit</strong> zum Beispiel<br />

Bilder auf die eine oder andere Weise dargestellt werden und welche Auswirkung dies auf<br />

die Aussage des Bildes hat. Analog zum Bild gilt diese Herangehensweise auch für<br />

Hörbeiträge. Da der Film aus Bild und Ton besteht, werden durch das dritte Handlungsfeld<br />

wichtige Voraussetzungen bei den Schülern geschaffen, die in der Sekundarstufe I zur<br />

Behandlung von <strong>Literaturverfilmungen</strong> notwendig sind. Die kritische Betrachtung der<br />

Medien ist für das vierte Handlungsfeld vorgesehen. Hier wird erstmals der Medieneinfluss<br />

diskutiert.<br />

Aufgaben und Ziele für die Sekundarstufe I: Das erste Handlungsfeld beschäftigt sich<br />

abermals <strong>mit</strong> der Funktion von Medien und vertieft die Kenntnisse der Schüler aus der<br />

Grundschule. Erste Berührungen <strong>mit</strong> dem Medium Film werden durch das Handlungsfeld<br />

II vorgegeben. Schüler gestalten Videobeiträge und werden sich dabei der Merkmale<br />

bewusst, die für das Herstellen und Abgrenzen der Medien wichtig sind. Da<strong>mit</strong> verbunden<br />

ist Handlungsfeld III, indem konkrete Gestaltungstechniken das zentrale Thema sind.<br />

Angewendet auf Videobeiträge und Filme lernen die Schüler beispielsweise den<br />

Unterschied zwischen Werbung und Kurzfilmen zu verstehen oder sie wenden Elemente<br />

der Bildgestaltung, wie etwa den goldenen Schnitt auf die Herstellung des Videos<br />

(Handlungsfeld II) an. Dadurch verstehen sie, dass verschiedene Medien in gleicher Weise<br />

aufgebaut sein können, sich aber dennoch unterscheiden.<br />

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Handlungsfeld II und III für die vorliegende<br />

Arbeit am wichtigsten sind, da die Behandlung von <strong>Literaturverfilmungen</strong> vor allem das<br />

Verstehen von Absichten und Mittel der Gestaltung voraussetzt. Die <strong>im</strong> vierten<br />

Handlungsfeld geforderte kritische Betrachtung der Medien soll hierbei vorerst lediglich<br />

eine Nebenrolle spielen. „Bedingungen der Medienproduktion und –verbreitung [zu]<br />

erkennen und [zu] beurteilen“ 45 (Handlungsfeld V) wird <strong>im</strong> Rahmen der Arbeit<br />

ausgelassen.<br />

45 Comenius-Institut 2004, S. 9.<br />

21


Aufgaben und Ziele für die Sekundarstufe II: Alle Handlungsfelder werden für den<br />

Unterricht der Klassen elf und zwölf wesentlich erweitert, wie etwa Handlungsfeld I durch<br />

die zusätzliche Nutzung fremdsprachlicher Medien. Im Rahmen des zweiten Handlungs-<br />

feldes knüpft die Mediengestaltung an „neue“ Medien, wie Computer und Internet an.<br />

Auch das Verstehen der Medien wird auf den Fremdsprachenbereich ausgeweitet. Dazu<br />

kommen ethische und ökonomische Gesichtspunkte, die betrachtet werden sollen<br />

(Handlungsfeld III). Politische Überzeugungen werden unter anderem be<strong>im</strong> Erkennen von<br />

Medieneinflüssen einbezogen (Handlungsfeld IV). Außerdem erweitern die Schüler ihren<br />

Blick auf Medienproduktionen, indem sie sich <strong>mit</strong> Einschaltquoten und Monopolen<br />

beschäftigen (Handlungsfeld V).<br />

Die Analyse der „Eckwerte zur Medienerziehung“ zeigt, dass <strong>Literaturverfilmungen</strong> vor<br />

allem in der Sekundarstufe I behandelt werden sollten. <strong>Zum</strong> einen deswegen, weil da<strong>mit</strong> in<br />

Klasse fünf bis zehn Grundlagen geschaffen werden können und zum anderen, weil in<br />

Sekundarstufe II ein viel weiterer Blick auf Medien gefordert wird.<br />

2.3. LITERATURVERFILMUNG IM DEUTSCHUNTERRICHT: FILMANALYSE UND<br />

DIDAKTISCHE UMSETZUNG<br />

Dieses zentrale Kapitel gibt einen Einblick in Analysemöglichkeiten von Literatur-<br />

verfilmungen und stellt didaktische Ziele sowie Methoden vor. Um die Vorarbeit für das<br />

Filmheft (vgl. Kap. 3) zu dokumentieren, werden jeweils Beispiele aus Iain Softleys<br />

Jugendbuchverfilmung „Tintenherz“ 46 eingegliedert. Sogenannte Screenshots,<br />

Standbildaufnahmen eines Films, dienen zur visuellen Unterstützung. Die in eckigen<br />

Klammern stehenden Zahlen halten den genauen Zeitpunkt fest, in dem die dargestellte<br />

Szene <strong>im</strong> Film zu sehen ist 47 . In gleicher Weise wird „Tintenherz“ zur Veranschaulichung<br />

didaktischer Möglichkeiten <strong>im</strong> Kapitel 2.3.2 genutzt.<br />

46 Sofern der Filminhalt von „Tintenherz“ noch nicht bekannt ist, empfiehlt es sich, für dieses Kapitel die<br />

Inhaltszusammenfassung <strong>im</strong> Filmheft unter 3.1 vorher zu lesen.<br />

47 Softley, Iain: Tintenherz, DVD, 106 Minuten, USA/Deutschland/Italien: 2007.<br />

22


2.3.1 <strong>Zum</strong> analytischen <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Literaturverfilmungen</strong><br />

Um ein Bewusstsein für das unterschiedliche Rezipieren von Buch und Film zu schaffen,<br />

werden beide Medien unter 2.3.1.1 voneinander abgegrenzt. Auf dieser Grundlage können<br />

danach Gemeinsamkeiten in Form der medienübergreifenden Analyseverfahren (2.3.1.2)<br />

vorgestellt und Unterschiede seitens der Filmsprache (2.3.1.2) herausgehoben werden.<br />

2.3.1.1 Roman, Film und Literaturverfilmung<br />

Erste (offensichtliche) Unterschiede ergeben sich aus dem jeweiligen Material, aus dem<br />

beide Medien geschaffen sind. „Texte auf Papier lassen sich (…) anfassen“ 48 und mühelos<br />

bedienen, während Filme <strong>mit</strong>tels Abspielgeräte auf der Leinwand oder einem Bildschirm<br />

gezeigt werden. Dadurch ist das normale Sehen eines Films nicht durch den Zuschauer<br />

beeinflussbar. Allenfalls das direkte Eingreifen in die Vorführung oder das sogenannte<br />

„Switchen“ zu einer Szene, zum Beispiel durch best<strong>im</strong>mte DVD-Funktionen, ermöglichen<br />

dem Rezipienten diese relativ „feste Ablaufstruktur“ 49 zu verändern. Wie intensiv und <strong>mit</strong><br />

welchem Zeitaufwand ein Roman gelesen wird, wird hingegen individuell festgelegt und<br />

folgt in der Regel keiner festen Vorgabe.<br />

Eine weitere Differenzierung wird durch die Art der Handlungsdarstellung vorgenommen.<br />

Filme setzen Erzählungen durch visuelle Darstellungen um, die an Sprache, Ton und<br />

Geräusche gekoppelt sind. Der Zuschauer n<strong>im</strong>mt dadurch das Bild wahr, welches der<br />

Filmemacher erzeugen wollte. Autoren von Büchern andererseits müssen sich dessen<br />

bewusst sein, dass jeder Leser ein anderes mental geprägtes Bild assoziiert, wenn er seinen<br />

Text liest. Ein Buch braucht in diesem Zusammenhang <strong>im</strong>mer eine ver<strong>mit</strong>telnde Instanz,<br />

die eine Geschichte erzählt und Bilder ver<strong>mit</strong>telt. Im Film ist die (entsprechende) St<strong>im</strong>me<br />

<strong>im</strong> diegetischen Raum meistens „still“, weil durch Einstellung, Montage oder Zoom die<br />

Erzählung nicht erklärt werden muss. Dennoch weist auch der Film Leerstellen auf 50 , die<br />

vom Zuschauer zu füllen sind. Bleiben diese Aussparungen offen, kann der Rezipient der<br />

Handlung nicht folgen 51 .<br />

48<br />

Fredeking, Volker.; Krommer, Axel; Maiwald, Klaus: Mediendidaktik Deutsch. Eine Einführung.<br />

Berlin: 2008, S. 193.<br />

49<br />

Fredeking, Krommer, Maiwald 2008, S. 193.<br />

50<br />

Vgl. Chatman, Seymour: Coming to Terms. The Rhetoric of Narrative in Fiction and Film. Ithaca/New<br />

York: 1990, S. 162.<br />

51<br />

Der Zuschauer kann der Handlung beispielsweise dann nicht folgen, wenn er nicht erkennt, dass die kurz<br />

eingeblendete Autofahrt des Protagonisten einen Ortswechsel nach sich zieht.<br />

23


Ferner ist der Aufbau beider Medien verschieden. Filme sind selten in Kapitel unterteilt.<br />

Dadurch wirkt die Handlung geradliniger als in Romanen. Dieser Effekt wird durch die<br />

Tatsache unterstützt, dass Bücher selten an einem Stück rezipiert werden und nicht an<br />

einen Ort gebunden sind. Das Medium Film hingegen ist durch seine technischen<br />

Voraussetzungen häufig von einem DVD-Recorder oder einer Kinoleinwand abhängig 52 .<br />

Diese <strong>mit</strong>unter gewichtigen Ungleichheiten beeinflussen den Rezipienten un<strong>mit</strong>telbar. Der<br />

Einfluss einer vollbesetzen Bahn be<strong>im</strong> Lesen eines Buches oder ein leerer Kinosaal bei<br />

einer Filmrezeption ist unverkennbar.<br />

Letztendlich soll eine kurze, in die Antike reichende Differenzierung aufgezeigt werden.<br />

Bereits in der antiken Philologie wurden „natürliche“ von „willkürlichen“ Zeichen<br />

unterschieden. Hiernach kann ein Film als ein „natürliches Zeichen“ angesehen werden, da<br />

es aus Bildern beziehungsweise Bildfolgen besteht und das Gezeigte un<strong>mit</strong>telbar darstellt.<br />

Ähnliches lässt sich für Gemälde und Fotografien sagen. Das Wort, die Grundlage für<br />

Bücher, hingegen, gehört zu den „willkürlichen Zeichen“, da der Leser dies erst <strong>mit</strong> seinem<br />

vorhandenen Wissen füllen muss. Die Begriffe „M<strong>im</strong>esis und Mittelbarkeit“, welche die<br />

logischen Verortungen beider Zeichen darstellen, führen da<strong>mit</strong> direkt zur bereits erwähnten<br />

Wirkung: Der Rezipient n<strong>im</strong>mt durch Wörter nur die Darstellung dessen wahr, was<br />

beschrieben wird. Der Film ahmt, wie der Begriff der M<strong>im</strong>esis bereits andeutet, die<br />

Wirklichkeit un<strong>mit</strong>telbar nach und fordert so<strong>mit</strong> ein geringeres Maß an Vorstellungskraft<br />

be<strong>im</strong> Rezipienten. Daraus ergibt sich auch einer der zentralen Kritikpunkte am Einsatz der<br />

<strong>Literaturverfilmungen</strong> <strong>im</strong> Unterricht, denn die Phantasie der Schüler muss sich nicht, wie<br />

be<strong>im</strong> Lesen eines Textes, zwangsläufig entfalten.<br />

Aus dieser kurzen Differenzierung ergeben sich keine durchgehenden Rückschlüsse auf<br />

<strong>Literaturverfilmungen</strong>. Sie sind nicht nur Filme, weil sie auf Romanen basieren und sie<br />

dürfen nicht auf ihre literarischen Vorbilder beschränkt werden. Wie auch Romane,<br />

müssen <strong>Literaturverfilmungen</strong> eigenständig interpretiert werden. Deshalb ist es sowohl <strong>im</strong><br />

Unterricht als auch <strong>im</strong> Alltag ratsam, „Veränderungen eines Sujets bei einem<br />

Medienwechsel“ 53 zu diskutieren und zu erklären. Denn dabei können unter anderem<br />

veränderte Akzentuierungen stattfinden oder Identifikationsfiguren hinzutreten, die nach<br />

Meinung des Drehbuchautors oder Regisseurs fehlen 54 . <strong>Literaturverfilmungen</strong> betrachten<br />

52 In diesem Zusammenhang wird darauf verzichtet auf tragbare Geräte einzugehen, die bereits Filme<br />

abspielen können, da diese meistens äußerst klein sind und dadurch den Filmgenuss min<strong>im</strong>ieren.<br />

53 Fredeking, Krommer, Maiwald 2008, S. 183.<br />

54 <strong>Zum</strong> Beispiel verfilmte die DEFA 1966 das Kinderbuch „Alfons Zitterbacke“. Hier wurde die beste<br />

Freundin Micki als Identifikationsfigur für Mädchen eingefügt.<br />

24


zudem meist nur Teilaspekte der Vorlagen, da Handlungen auf Grund der zur Verfügung<br />

stehenden Zeit verdichtet werden müssen.<br />

2.3.1.2 Medienübergreifende Analyseverfahren<br />

Gemein ist beiden besprochenen Medien der narrative Charakter. So können<br />

Analyseverfahren, die für epische Texte entworfen wurden, auf Filmanalysen angewendet<br />

werden. Dies wird <strong>im</strong> Folgenden am Beispiel der Jugendbuchverfilmung „Tintenherz“<br />

nachvollzogen. Unzweifelhaft formulieren sich auch hier Unterschiede zur Handhabung<br />

<strong>mit</strong> Texten, die in untenstehender Tabelle 1 in der Spalte „Bemerkungen“ festgehalten<br />

werden. Die erste Spalte zeigt, wie der Film hinsichtlich seiner erzählenden Eigenschaften<br />

auf verschiedene Arten untersucht wird. Zentrale Fragestellungen beschäftigen sich dabei<br />

<strong>mit</strong> der Gestaltung von Zeit, Erzählinstanzen und Erzählperspektiven, welche jeweils unter<br />

Berücksichtigung einzelner Erzähltheorien näher erläutert werden. An den Stellen, an<br />

denen es möglich ist, werden zudem spezielle Funktionen der filmischen Umsetzung<br />

ergänzt. Zur besseren Orientierung und Einordnung der Szenen in den Handlungsverlauf<br />

dient die genaue Zeitangabe in den eckigen Klammern.<br />

Genannt sei an dieser Stelle, dass auch die Dramatik Analysemöglichkeiten für den Film<br />

bietet. Dramendreieck, Botenbericht und Mauerschau können stellenweise direkt über-<br />

nommen werden. Arten des Monologs und des Dialogs werden in der Filmwissenschaft in<br />

Verbindung <strong>mit</strong> dem Ton-Einsatz behandelt und daher nicht zu den medienübergreifenden<br />

Analyseverfahren gezählt.<br />

Zeitgestaltung: Die Analyse der Zeitgestaltung ist medienunabhängig. Egal ob es sich um<br />

einen Film oder um einen Roman handelt – in beiden Fällen können die gleichen Termini<br />

verwendet werden. Ohne näher auf die Best<strong>im</strong>mungen der Begriffe einzugehen, orientiert<br />

sich die Einteilung der unten stehenden Tabelle an der Erzähltheorie Genettes 55 .<br />

55 Mahne, Nicole: Transmediale Erzähltheorie. Eine Einführung. Göttingen: 2007, S.33.<br />

25


Filmische Zeitgestaltung<br />

Zeitgestaltung Art der Umsetzung 56 / Beispiel aus<br />

Funktion<br />

„Tintenherz“<br />

Erzählzeit und Ablaufzeit des Films 106 Minuten Bücher geben<br />

hier mehr<br />

erzählte Zeit<br />

Erzählgeschwindigkeit<br />

die <strong>im</strong> Film dargestellte Zeit mehrere Wochen<br />

(geschätzte Zeit)<br />

„Spielraum“<br />

Zeitraffung durch eine schnellere (wird in „Tintenherz“ <strong>im</strong> Film selten<br />

Abfolge von Bildern/<br />

Zusammenfassung<br />

nicht verwendet)<br />

verwendet<br />

durch Aussparungen/ es werden unwichtige in gleicher<br />

zur Aufrechterhaltung Stationen der Fahrt nach Weise <strong>im</strong><br />

von Spannung<br />

Italien weggelassen Roman<br />

[00:09:00]<br />

umgesetzt<br />

Zeitdeckung Kamera filmt ohne<br />

be<strong>im</strong> Fest am Ende <strong>im</strong> Film sehr<br />

Unterbrechung ein<br />

liest Meggie aus<br />

oft verwendet<br />

best<strong>im</strong>mtes Ereignis/ „Tintenherz“ vor<br />

Authentizität einer<br />

Handlung<br />

[01:20:00]<br />

Zeitdehnung Zeitlupe/ besondere (wird in „Tintenherz“ wird <strong>im</strong> Roman<br />

Wertlegung auf Details nicht verwendet)<br />

durch<br />

in Handlung, bei Personen<br />

Beschreibungen<br />

oder Gegenständen<br />

eher genutzt<br />

Darstellung gleichzeitig während Mo Meggie wird <strong>im</strong> Film<br />

stattfindender Ereignisse/ <strong>im</strong> Haus sucht,<br />

wesentlich<br />

Aufbau von Spannung durchwühlt Staubfinger häufiger genutzt<br />

Mos Arbeitsplatz<br />

[00:17:30]<br />

als <strong>im</strong> Roman<br />

Chronologische und achronologische Erzählweise<br />

chronologische Erzählweise Handlung wird stringent „Tintenherz“ verfährt in beiden<br />

erzählt <strong>mit</strong> vereinzelten genau in diesem Stil Medien<br />

Rückwendungen<br />

überwiegend<br />

verwendet<br />

Vorgreifen<br />

Innensicht einer Figur/ Staubfinger erinnert gleiche<br />

(achronologisch)<br />

Integrieren der Spannung sich an Roxane, seine Funktion und<br />

- zukunftsgewiss<br />

des dargestellten Zeitpunkts Sehnsucht nach Hause Häufigkeit wie<br />

- zukunftsungewiss<br />

in laufende Handlung wird deutlich [00:47:44] in der Literatur<br />

Rückwenden<br />

Innensicht einer Figur/ Mo erklärt, welche Gabe <strong>im</strong> Gegensatz<br />

(achronologisch)<br />

erklären Rezipienten Teile er besitzt und wie Resa zu Romanen<br />

der Geschichte<br />

verschwunden ist<br />

[00:23:09]<br />

sehr selten<br />

Einmalige/ Mehrfache Darstellung<br />

einzelne Ereignisse werden „normale“ Darstellung der einmal wird gezeigt, wie Darstellung <strong>im</strong><br />

- einmalig (singulativ) Ereignisse<br />

Resa in der Küche Film oft<br />

Capricorns arbeitet verwendet<br />

- mehrfach (repetitiv)<br />

[00:34:49]<br />

dargestellt<br />

Innensicht einer Figur/ es wird mehrfach das in Film und<br />

Zeigen unterschiedlicher Herauslesen der Figuren Roman in<br />

Standpunkte und<br />

gezeigt [00:27:31; gleichem Maß<br />

Interpretationen<br />

00: 30:01]<br />

verwendet<br />

wiederholende Ereignisse Typische Handlung oder zu Beginn wird einmal in Romanen<br />

- einmal zusammenfassend Ereignis gezeigt, durch gezeigt, wie Mo und werden die<br />

(iterativ)<br />

Kommentar wird<br />

Meggie ein Antiquariat Ereignisse oft<br />

Regelmäßigkeit deutlich/ aufsuchen, <strong>im</strong> Gespräch ausgefüllt<br />

Bemerkung 57<br />

56 Zugunsten der Übersichtlichkeit wird nur eine Art der filmischen Umsetzung aufgeführt.<br />

57 Die Vergleiche zwischen Film und Roman sind <strong>im</strong>mer relativ zu sehen. Es gibt zu jeder Aussage stets<br />

Ausnahmen, die für die Behandlung des Themas keine Relevanz besitzen.<br />

26


- oder mehrfach dargestellt<br />

Opt<strong>im</strong>ale Nutzung der<br />

begrenzten Zeit des<br />

Filmmaterials<br />

sich mehrfach<br />

wiederholende Darstellung/<br />

Dargestelltes ist<br />

eintönig oder zirkulär<br />

wird die Regelmäßigkeit<br />

klar [00:03:11]<br />

Elinors Eigenwilligkeit<br />

wird unterschwellig <strong>im</strong>mer<br />

wieder gezeigt und kommt<br />

durch Capricorn zur<br />

Sprache [26:50]<br />

und nicht<br />

zusammen-<br />

gefasst<br />

in Film und<br />

Roman in ca.<br />

gleichem Maß<br />

verwendet<br />

Tab. 1: Filmische Zeitgestaltung <strong>mit</strong> Erläuterungen zu „Tintenherz“ und allgemein<br />

vergleichenden Bemerkungen<br />

Erzählinstanzen: Von Filmwissenschaftlern wird die Erzählinstanz nicht durchgängig als<br />

eine filmische Darstellungsform angesehen. Eine hör- und gegebenfalls auch sichtbare<br />

Instanz ist eher selten oder wird in Form eines (auktorialen) Erzählers oft zu Beginn eines<br />

Films eingesetzt, um Ereignisse zusammenzufassen und in die Handlung einzuführen.<br />

Auch „Tintenherz“ wird so eingeleitet. Der Erzähler hält zu Beginn fest, dass schon seit<br />

sehr langer Zeit Geschichten vorgelesen werden. Einige Menschen hätten jedoch eine<br />

besondere Gabe, nämlich Menschen und Dinge aus Büchern herauszulesen. Den Vorspann<br />

abschließend, bemerkt er, dass die meisten „Zauberzungen“ ihr Können <strong>im</strong> Verborgenen<br />

halten und dass viele von ihnen nichts von ihrer Gabe wissen, „bis es zu spät ist“ 58 .<br />

Eine Funktion dieser Zusammenfassung ist der entstehende Wissensvorsprung der<br />

Rezipienten gegenüber den meisten handelnden Figuren. Dadurch entsteht zum einen der<br />

erste Spannungsbogen und zum anderen entwickelt der Zuschauer bereits jetzt ein<br />

Verständnis für die zentrale Thematik des Films.<br />

Perspektiven / Point of View: Wie bereits erwähnt werden Erzählinstanzen nicht<br />

einheitlich als Gestaltungs<strong>mit</strong>tel anerkannt. Stattdessen arbeiten Filmwissenschaftler <strong>mit</strong><br />

dem Terminus der Perspektive oder dem Point of View. Durch Kamerahandlungen und<br />

Montagen können drei Arten der Perspektive hergestellt werden. Angelehnt an Stanzels<br />

Typenkreis 59 formuliert Hickethier drei Erzählsituationen: der auktoriale Erzähler, der Ich-<br />

Erzähler und die Position der identifikatorischen Nähe 60 . Aus dem Wechsel der<br />

Erzählsituationen geht ein wichtiger Unterschied zwischen Literatur und Film hervor. In<br />

Verfilmungen kann auf Grund der technischen Voraussetzungen wesentlich öfter ein<br />

solcher Wechsel stattfinden. Filmische Erzählungen werden dadurch lebhafter und<br />

interessanter, da <strong>mit</strong>unter eine Vermischung von Erzählsituationen stattfindet. Eine klare<br />

58 Softley, Iain: Inkheart, DVD, 106 Minuten, USA/Deutschland/Italien: 2007, 00:01:04.<br />

59 Stanzel, Franz Karl : Theorie des Erzählens. Göttingen: 1989, S.103ff.<br />

60 Hickethier, Knut: Film- und Fernsehanalyse. Stuttgart: 2001. S. 130 ff.<br />

27


Trennung, wie sie in folgender Tabelle dargestellt ist, wird nur wegen einer besseren<br />

Übersicht vorgenommen.<br />

Filmische Erzählsituationen<br />

Point of View Art der Umsetzung/<br />

Funktion<br />

auktorialer Kamera weiß, was Figur<br />

Erzähler<br />

vorhat und folgt ihr/ spiegelt<br />

Innenperspektive wider<br />

innerhalb einer Erzählposition<br />

werden Ansichten gewechselt<br />

/ außenperspektivische und<br />

allwissende Darstellung<br />

Ich-Erzähler Einsatz von Handkameras/<br />

eingrenzte Perspektive<br />

Verzerrung <strong>im</strong> (sonst ruhigen)<br />

Bild/ subjektive Darstellung<br />

aus Sicht einer best<strong>im</strong>mten<br />

Figur<br />

Position der eingegrenzte Sichtweise auf<br />

identifikatorischen die Handlung/<br />

Nähe<br />

Spannungssteigerung<br />

besondere<br />

Kamerabewegungen/<br />

Beispiel aus<br />

„Tintenherz“<br />

Kamera folgt Mo, als er<br />

Meggie <strong>im</strong> Haus Elinors<br />

sucht [00:17:30]<br />

Dialog zwischen<br />

Staubfinger und Resa (die<br />

fliehen möchte) [00:35:08]<br />

(Einsatz solcher Kameras<br />

ist hier nicht zu erkennen)<br />

Erinnerung Mos an den<br />

Abend, an dem Resa<br />

verschwand, wird schwarzweiß<br />

dargestellt [00:23:09]<br />

zu Beginn weiß der<br />

Rezipient nicht viel mehr<br />

als Meggie [bis 00:23:09]<br />

die Schwarzjacken schlagen<br />

Mo nieder, das Bild<br />

wird „verschwommen“<br />

[00:19:22]<br />

Bemerkung<br />

diese Erzählsituation<br />

ist <strong>im</strong> Film weniger<br />

umfangreich als in<br />

der Literatur, da<br />

Innenansichten extra<br />

dargestellt werden<br />

müssen<br />

die Herstellung dieser<br />

Perspektive bedarf<br />

umfangreicherer<br />

filmischer Arbeit 61<br />

filmisch wird eine<br />

Mischung beider<br />

erstgenannter<br />

Erzählsituationen<br />

vorgenommen<br />

Tab. 2: Filmische Erzählsituationen <strong>mit</strong> Erläuterungen zu „Tintenherz“ und allgemein<br />

vergleichenden Bemerkungen<br />

Neben Hickethiers Einteilung existiert das Modell des quantitativen und qualitativen<br />

Point of View 62 : Bostnar setzt in seiner Theorie die Informationsvergabe an den<br />

Rezipienten in den Fokus. Vor allem jungen Rezipienten fällt die Arbeit <strong>mit</strong> diesem<br />

Modell leichter.<br />

Der quantitative Point of View gibt an, in welchem Verhältnis das Wissen des Rezipienten<br />

zum Wissen der Figur oder den Figuren steht. Demzufolge lässt sich das Verhältnis auf<br />

drei unterschiedliche Arten ausdrücken. Einerseits kann die Informationsvergabe so<br />

aufgeteilt sein, dass der Zuschauer mehr weiß als die Figur auf der Leinwand. Diese<br />

„relativ uneingeschränkte Informationsvergabe“ wird, wenn sie szenenübergreifend<br />

gebraucht wird, vor allem in Dokumentationen angewendet. Andere Filmgenre, wie etwa<br />

Detektiv- oder Horrorfilme, nutzen überwiegend die „relativ eingeschränkte Informations-<br />

61 Die Darstellung von Ereignissen durch eine Kamera wirkt sehr oft bereits realistisch, weswegen in Filmen<br />

zusätzlich offensichtliche (und hörbare) Ich-Erzähler genutzt werden.<br />

62 Saupe, Anja; Leubner, Martin: Erzählungen in Literatur und Medien und ihre Didaktik. Baltmannsweiler:<br />

2006, S. 211.<br />

28


vergabe“, da hier spezielle Effekte 63 erzeugt werden sollen. Das für diese Arbeit wichtige<br />

Filmgenre, die Literaturverfilmung, arbeitet am häufigsten <strong>mit</strong> einer Mischform beider<br />

erstgenannten Typen - <strong>mit</strong> der „heterogenen fluktuierenden Informationsvergabe“: Der<br />

Zuschauer weiß punktuell weniger als eine oder mehrere Figuren. Der Regisseur kann ihm<br />

aber auch in best<strong>im</strong>mten Szenen einen Überblick gewähren. In vielen Einstellungen<br />

st<strong>im</strong>men Wissen der (Haupt-)Figur <strong>mit</strong> dem Wissen des Zuschauers, <strong>mit</strong> dem Ziel der<br />

Identifikation, überein. Die Intensität der Informationsvergabe ändert sich, um die<br />

Spannung aufrechtzuerhalten, wie etwa <strong>im</strong> Beispiel von „Tintenherz“: Hier wird diese<br />

Informationsvergabe durch die Figur der Meggie deutlich, die zu Beginn über ihren Vater<br />

weniger weiß, als der Zuschauer. Im weiteren Verlauf n<strong>im</strong>mt diese Differenz <strong>im</strong>mer weiter<br />

ab bis beide Informationsvergaben übereinst<strong>im</strong>men.<br />

Der qualitative Point of View gibt an, wie objektiv beziehungsweise subjektiv eine<br />

Informationsvergabe umgesetzt wurde. „Relativ objektive Informationsvergaben“ werden<br />

zum Beispiel durch (großzügige) Aufnahmen von Schauplätzen erzeugt. Die Darstellung<br />

ist an keine best<strong>im</strong>mte Person gebunden, wodurch der Rezipient sich nicht <strong>mit</strong> einer der<br />

Figuren identifizieren kann. Dieser Effekt wird für die „subjektive Informationsvergabe“<br />

genutzt: Die Kamera versetzt den Zuschauer direkt in eine Figur hinein. Dabei können<br />

äußere Zustände, wie etwa das Betrunkensein dargestellt oder Gedanken, Träume sowie<br />

Vorahnungen <strong>mit</strong>tels zusätzlicher Szenen für das Verdeutlichen des Inneren einer Person<br />

umgesetzt werden. In <strong>Literaturverfilmungen</strong> wird auch be<strong>im</strong> qualitativen Point of View<br />

zumeist eine Mischform beider Darstellungsweisen verwendet - die „wahrnehmungs-<br />

subjektive Informationsvergabe“. Sie gibt keine gesonderten Auskünfte über das Innere<br />

einer Figur, tritt dennoch so nah an diese heran, dass der Rezipient das Gefühl hat, Teil der<br />

Situation zu sein. Vor allem Dialoge werden so dargestellt. Die Gesprächspartner werden<br />

in der ersten Einstellung zusammen gezeigt, um einen relativ objektiven Eindruck be<strong>im</strong><br />

Zuschauer zu erzeugen. Anschließend folgt der Rezipient dem Dialog, indem er der<br />

zuhörenden Person über die Schulter sieht und so indirekt am Gespräch teiln<strong>im</strong>mt. Diese<br />

Einstellung wird in Filmen, wie auch in „Tintenherz“ häufig genutzt. Die folgenden<br />

Screenshots (Vgl. Tabelle 3) verdeutlichen nochmals dieses so genannte „Schuss-<br />

Gegenschuss–Verfahren“. Sie stellen das Gespräch zwischen Staubfinger und seinem<br />

„Erfinder“ Fenoglio dar, welcher dem Gaukler gerade unterbreitet, dass er am Ende von<br />

„Tintenherz“ stirbt.<br />

63 Im Gegensatz zu Dokumentarfilmen, die einen Überblick über best<strong>im</strong>mte Themen geben sollen, wird<br />

in den genannten Filmen eher der Effekt der Überraschung oder des Schocks intendiert.<br />

29


Schuss – Gegenschuss – Verfahren<br />

Bild 1: Fenoglio trifft auf Staubfinger<br />

(relativ objektive Einstellung)<br />

Bild 3: Staubfinger droht Fenoglio<br />

(Einstellung über Schulter Staubfingers)<br />

Bild 2: sagt ihm, er wird sterben<br />

(Einstellung über Schulter Fenoglios)<br />

Bild 4: fordert ein weiteres Exemplar „Tintenherz“<br />

(Einstellung über Schulter Fenoglios)<br />

Bild 5: zeigt die Reaktion Fenoglios<br />

(Einstellung über Schulter Staubfingers)<br />

Tab. 3: Schuss – Gegenschuss – Verfahren am Beispiel von „Tintenherz“ 64<br />

Diese Screenshots zeigen, wie eng narrative Darstellungsweisen <strong>mit</strong> filmsprachlichen<br />

Elementen, wie Kameraeinstellungen und –standpunkte verbunden sind. Im Normalfall<br />

wird die Wirkung dieser Elemente nach den eigentlichen Einsatzmöglichkeiten behandelt.<br />

Mediendidaktisch bietet es sich jedoch an, zuerst auf Wirkung und Funktion einzugehen<br />

und daran filmsprachliche Elemente zu erläutern. Deshalb werden <strong>im</strong> nächsten Abschnitt<br />

grundlegende produktionstechnische Verfahren erörtert.<br />

64 Ausschnitt aus:. Softley, Iain: Tintenherz, DVD, 106 Minuten, USA/Deutschland/Italien: 2007,<br />

00:49:32 – 00:50:26.<br />

30


2.3.1.3 Analyse von Filmsprache<br />

Zu einer Filmsprache gehören, wie bereits erwähnt, alle produktionstechnischen Verfahren.<br />

Filmwissenschaftler sind sich über den Umfang dieses Katalogs derzeit noch nicht einig.<br />

Über die hier vorgestellten Methoden besteht überwiegend Konsens. Da sich diese Arbeit<br />

vornehmlich <strong>mit</strong> Romanverfilmungen beschäftigt und das anschließende Filmheft <strong>im</strong><br />

<strong>Deutschunterricht</strong> Anwendung finden soll, wird auf die Analyse von Lichttechniken,<br />

Schnitttypen und Bildaufbau verzichtet. Das Thema Tonsorten wird umrissen, um Dialoge<br />

und Monologe einordnen zu können.<br />

Bevor jedoch Einstellungsgrößen, Kamerabewegungen und -standpunkte thematisiert<br />

werden, muss der Unterschied zwischen den oft fälschlicherweise synonym gebrauchten<br />

Begriffen „Sequenz“ und „Szene“ verdeutlicht werden: „Eine Sequenz ist eine Serie von<br />

Szenen, die durch eine einzige Idee zusammengehalten wird. Sie stellt eine Einheit, einen<br />

Block dramatischer Aktion dar (…).“ 65 . Eine Szene hingegen erfüllt ganz andere<br />

Voraussetzungen: „Mindestens eine wesentliche Information sollte jede Szene zur<br />

Handlung liefern. Nur selten leistet sie mehr. Die Information ist der Kern und Zweck der<br />

Szene.“ 66 .<br />

Einstellungsgrößen: Einstellungsgrößen werden nach der Größe des Bildausschnitts<br />

benannt, der in einem best<strong>im</strong>mten Verhältnis zur (ganzen) Bildfläche steht. Dabei werden<br />

entweder acht oder fünf Einstellungsgrößen unterschieden. Für Schüler bietet sich zunächst<br />

die gröbere Unterteilung an, die in folgender Tabelle anhand von Screenshots aus<br />

„Tintenherz“ näher beschrieben werden.<br />

65 Field, Syd: Drehbuchschreiben für Fernsehen und Film. Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis. Berlin:<br />

2005, S.70.<br />

66 Field 2006, S. 86.<br />

31


Einstellungsgrößen<br />

Einstellungsgröße: Beispiel: Funktion (in<br />

„Tintenherz“):<br />

Totale Einstellung/ Hier sind Elinors Haus, Garten und Terrasse zu<br />

Panoramaaufnahme/<br />

Weite<br />

sehen - inklusive den frühstückenden Personen.<br />

abgebildet werden:<br />

- Umgebung<br />

- Personen<br />

Halbtotale Einstellung<br />

abgebildet werden:<br />

-Personen<br />

in voller Größe<br />

- un<strong>mit</strong>telbare<br />

Umgebung<br />

Halbnahe Einstellung<br />

Amerikanische<br />

abgebildet werden:<br />

- Personen von Kopf<br />

bis Knie oder Hüfte<br />

- un<strong>mit</strong>telbare<br />

Umgebung<br />

- meist in<br />

geschlossenen<br />

Räumen<br />

Nahe<br />

abgebildet werden:<br />

- Oberkörper einer<br />

Person (max<strong>im</strong>al<br />

bis zum Bauch)<br />

[00:10:28]<br />

Meggie durchstöbert unerlaubt Elinors<br />

Bibliothek.<br />

[00:13:24]<br />

Elinor hat Meggie be<strong>im</strong> Betrachten einer<br />

wertvollen Schrift überrascht.<br />

[00:13:45]<br />

Auf Bitten von Meggie in der Bibliothek lesen<br />

zu dürfen, überreicht Elinor ihr das Buch „Der<br />

Zauberer von Oz“.<br />

[00:14:57]<br />

Die Weite des Raumes (die<br />

Größe Elinors Grundstücks)<br />

wird sichtbar.<br />

Die Totale kann eine<br />

Grundst<strong>im</strong>mung festlegen.<br />

Handelnde Personen<br />

werden „ins Bild gesetzt“.<br />

Die Person wird ins<br />

Verhältnis zur direkten<br />

Umgebung gesetzt (Meggie<br />

befindet sich in einem Raum<br />

voller antiker Bücher).<br />

Der Zuschauer erkennt<br />

Handlungen der Figur/<br />

Figuren (Ansehen der<br />

Bücher).<br />

Beziehungen zwischen zwei<br />

oder drei Figuren werden<br />

deutlich (Distanz zw.<br />

Meggie und Elinor).<br />

Der Zuschauer n<strong>im</strong>mt<br />

zudem Körperhaltungen der<br />

Figuren (Empörung und<br />

Verständnis Elinors) wahr.<br />

M<strong>im</strong>ik und Gestik sind klar<br />

zu erkennen (Wohlwollen<br />

Elinors).<br />

Oft werden durch die nahe<br />

Einstellung Gespräche<br />

wiedergegeben.<br />

32


Großaufnahme/<br />

Detailaufnahme<br />

abgebildet werden:<br />

- Objekt füllt Bild aus<br />

- kleiner Ausschnitt aus<br />

einem größeren Ganzen<br />

Meggie setzt sich auf den breiten Fensters<strong>im</strong>s<br />

und fängt an das Buch zu lesen.<br />

[00:15:29]<br />

Die Großaufnahme kann die<br />

M<strong>im</strong>ik einer Person in den<br />

Vordergrund rücken.<br />

Oft werden Handlungshöhepunkte<br />

dadurch<br />

gekennzeichnet.<br />

Handlungsrelevante Objekte<br />

(das Buch) werden in den<br />

Fokus gerückt.<br />

Tab. 4: Einstellungsgrößen <strong>mit</strong> Erläuterungen zu „Tintenherz“ und allgemein<br />

vergleichenden Bemerkungen<br />

Kamerastandpunkt: Filme werden aus unterschiedlichen Perspektiven dargestellt. Dabei<br />

handelt es sich nicht um die bereits vorgestellten Erzählperspektiven, sondern um den<br />

gewählten Standpunkt der Kamera. Außerdem ist die Höhe der Kamera wichtig, aus der sie<br />

das Geschehen verfolgt. Drei Grundformen kennt die Filmwissenschaft: die Normalsicht,<br />

die Untersicht und die Aufsicht. Die Normalsicht stellt die Sicht eines durchschnittlich<br />

großen Menschen nach und gibt so alltägliche Begebenheiten wieder, um Ereignisse<br />

objektiv darzustellen. Soll die Handlung kommentiert werden, wird der Kamerastandpunkt<br />

geändert. Je nachdem, ob eine Figur eher mächtig oder unbedeutend wirken soll, werden<br />

Unter- oder Aufsicht 67 verwendet:<br />

Beispiel für Untersicht, [00:26:48]:<br />

Nachdem sich Capricorn gesetzt hat, wird er<br />

zunächst von unten gefilmt, um dessen erhöhte<br />

Stellung über seine Bediensteten zu zeigen.<br />

Außerdem wird dem Zuschauer klar, welche<br />

Macht und da<strong>mit</strong> Gefahr von Capricorn für die<br />

Hauptfiguren ausgeht.<br />

67 Vogel- und Froschperspektive (die extremen Formen von Auf- und Untersicht) werden selten und wenn<br />

dann voranging in besonderen Filmgenre verwendet, wie in der Satire oder dem Psychothriller.<br />

33


Beispiel für Aufsicht, [01:22:25]:<br />

Als der Schatten am Ende von „Tintenherz“<br />

von Meggie herausgelesen wird, zeigt die<br />

Aufsicht bzw. die Vogelperspektive, wie klein<br />

und hilflos die Gäste auf Capricorns Fest<br />

gegenüber dem Schatten sind.<br />

Tonsorten: Bisher wurden ausschließlich einstellungsinterne Darstellungsverfahren<br />

beschrieben. <strong>Zum</strong> Filmaufbau gehört aber auch der Einsatz von Ton. In drei Untergruppen<br />

gegliedert wird deutlich, in welchem Horizont sich die für den <strong>Deutschunterricht</strong> wichtigen<br />

Dialoge und Monologe bewegen. Die drei Tonsorten gliedern sich wie folgt: Sprache,<br />

Geräusche und Musik. Die Sprache äußert sich wiederrum in Dialogen, inneren<br />

Monologen und Kommentaren. Kommentare können von der so genannten Off-St<strong>im</strong>me<br />

vorgenommen werden, die sich nicht <strong>im</strong> diegetischen Raum 68 befindet und so für den<br />

Zuschauer nicht sichtbar ist.<br />

2.3.2 Didaktisch-methodische Überlegungen<br />

In diesem Kapitel werden didaktisch-methodische Überlegungen angestellt, wie<br />

<strong>Literaturverfilmungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong> eingesetzt werden können. Grundlage bietet<br />

dafür das Modell Klafkis. Hier werden Zielsetzungen gebündelt und explizit formuliert,<br />

von denen aus dann allgemeine Hinweise zu filmischen Adaptionen gegeben und<br />

Methoden sowie zentrale Konzepte vorgestellt werden. Der Fokus liegt außerdem auf dem<br />

produktionsorientierten Verarbeiten des Gelernten. Abschließend wird die Thematik des<br />

Unterrichtsentwurfs und der Verlaufsplanung angerissen.<br />

2.3.2.1 Didaktische Analyse<br />

Um die zahlreichen didaktischen Zielsetzungen, die <strong>mit</strong> dem Einsatz von<br />

<strong>Literaturverfilmungen</strong> verbunden sind, zu gliedern und tendenziell zu gewichten, wird an<br />

68 Der diegetische Raum definiert sich über das für den Rezipienten sichtbare Bild auf der Leinwand.<br />

34


dieser Stelle auf das bildungstheoretische Modell nach Klafki 69 zurückgegriffen. Weil in<br />

dieser Arbeit keine konkrete Unterrichtssituation beziehungsweise Klassenstufe als Basis<br />

dienen kann, bietet sich diese inhaltszentrierte Vorgehensweise <strong>mit</strong> seinen fünf<br />

didaktischen Grundfragen an. Zu diesen Grundfragen gehören: die exemplarische Qualität<br />

des Gegenstandes, seine Bedeutung in der Gegenwart und für die Zukunft der Schüler und<br />

die Struktur des Inhalts sowie dessen methodische Ver<strong>mit</strong>tlung. Weitere<br />

Konkretisierungen, wie etwa eine genau zeitliche Gliederung oder die Festlegung von<br />

Arbeits- und Sozialformen bleiben außen vor.<br />

I.) Exemplarische Bedeutung: Die Literaturverfilmung wird als eigenständige<br />

Filmgattung aufgefasst und nicht an der literarischen Vorlage oder anderen<br />

Filmgattungen gemessen. An „Tintenherz“ kann beispielsweise gezeigt werden, dass<br />

ein anderes Ende (als <strong>im</strong> Roman) durchaus gerechtfertigt ist.<br />

Die Schüler sind am Ende der Unterrichtseinheit in der Lage, <strong>mit</strong> technischen<br />

Geräten, wie dem DVD-Player oder dem Mediaplayer auf dem PC umzugehen und<br />

sich in einem DVD-Menü o.ä. zurechtzufinden.<br />

II.) Gegenwartsbedeutung: Die Gegenwartsbedeutung gründet sich unter anderem auf<br />

den gegenwärtigen, intensiven Konsum von Film und Fernsehen der Kinder und<br />

Jugendlichen. Den Schülern wird die Möglichkeit gegeben, über aktuelle Filme (wie<br />

Tintenherz) zu sprechen, <strong>mit</strong> dem Ziel Handlungen und Figurenkonstellationen<br />

(besser) zu verstehen. Auch die Themen der jeweiligen Filme sind für Schüler<br />

gegenwärtig von Bedeutung. Zentraler Gegenstand bei „Tintenherz“ ist das<br />

He<strong>im</strong>weh und die Sehnsucht nach der Familie beziehungsweise den Familien-<br />

<strong>mit</strong>gliedern, was für Schüler in jedem Fall ein Gegenstand sein sollte.<br />

III.) Zukunftsbedeutung: Zur Zukunftsbedeutung zählen die <strong>im</strong> Lehrplan und <strong>im</strong><br />

Eckwertepapier formulierten allgemeinen Ziele: Die gelernten Analyseverfahren<br />

streben eine „wertneutrale Reflexion der Leistungen unterschiedlicher Medien“ 70 an.<br />

Außerdem lassen die konkreten Erkenntnisse über Gestaltung und Wirkung von<br />

Medien den Schüler erkennen, welche Einflüsse von diesen ausgeübt werden<br />

können 71 .<br />

69<br />

Vgl. Klafki, Wolfgang: Didaktische Analyse als Kern der Unterrichtsvorbereitung (1958), In: Studien zur<br />

__Bildungstheorie und Didaktik. Weinhe<strong>im</strong>/Berlin/Basel: 1964, S. 135 ff.<br />

70<br />

Fredeking, Krommer, Maiwald 2008, S. 184.<br />

71<br />

Sächsisches Staatsministerium für Kultus 2004, S.VIII.<br />

35


IV.) Struktur des Inhalts: Die Struktur des Inhalts lässt sich in folgenden Teilzielen<br />

näher beschreiben, die sich aus den Formulierungen der Punkte 2.3.1 ergeben: Die<br />

Schüler formulieren Gemeinsamkeiten und Unterschiede filmischer und literarischer<br />

Erzählweisen. Sie benennen Elemente medienübergreifender und filmspezifischer<br />

Analyseverfahren 72 und übertragen die Techniken auf eigene Projekte. Dadurch<br />

erkennen sie Funktions- und Wirkungsweise der filmsprachlichen Elemente und sind<br />

in der Lage, kritisch Film- und Fernsehausschnitte zu „lesen“ und zu rezipieren 73 .<br />

V.) Zugänglichkeit: Die Thematik „Literaturverfilmung“ kann in erster Linie <strong>im</strong>mer<br />

über die zu Grunde liegenden Kinder- oder Jugendbücher zugänglich gemacht<br />

werden. Denkbar ist außerdem die umgekehrte Vorgehensweise oder ein Mischung<br />

beider Medien – Buch und Film. Diese und weitere Methoden werden <strong>im</strong> folgenden<br />

Kapitel näher erläutert.<br />

Zu den didaktischen Zielen gehören ebenso Gattungs- und Genrewissen 74 , sowie das <strong>im</strong><br />

Eckwertepapier zur Medienerziehung formulierte Kennen von Arten der Medien-<br />

produktion und –verbreitung. Letztendlich ist auch das Wissen über wichtige historische<br />

Stationen des Kinos und speziell des Kinder- und Jugendfilms, Teil der Allgemeinbildung<br />

eines Schülers.<br />

2.3.2.2 Methoden für den <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> Filmen<br />

Die Erstrezeption einer Verfilmung sollte nach Möglichkeit nicht <strong>mit</strong> einer konkreten<br />

Aufgabe 75 verbunden sein. Filme sind genau wie belletristische Bücher in erster Linie<br />

Unterhaltungsmedien und sollten aus diesem Grund von den Schülern ohne Einschränkung<br />

genossen werden. Dennoch gelten sie ebenso als St<strong>im</strong>ulanzmedien 76 , die Impulse für<br />

kreative und produktive Arbeit freisetzen. Haben Schüler einen Film(ausschnitt) gesehen,<br />

bietet es sich an, zunächst eine kurze Inhaltsangabe anfertigen zu lassen. Auch<br />

Figurencharakterisierungen oder -konstellationen können, wie bei der Beschäftigung <strong>mit</strong><br />

Texten, ausgearbeitet werden. Hierzu bedarf es <strong>im</strong> Normalfall keine gesonderte Einführung<br />

in filmsprachliche oder allgemein narrative Darstellungen.<br />

72 Vgl. Sächsisches Staatsministerium für Kultus 2004, S. 37.<br />

73 Vgl. Fredeking, Krommer, Maiwald 2008, S. 187.<br />

74 Vgl. Fredeking, Krommer, Maiwald 2008, S. 188.<br />

75 Aufgabenstellungen wie „Beschreibt die St<strong>im</strong>mung des Films.“ oder „Fasst das Gesehene zusammen.“<br />

sind möglich und erwünscht.<br />

76 Sahr, Michael 2004, S.62.<br />

36


Fragenkataloge: Für die zuletzt genannten Themengebiete eignet sich der Einsatz von<br />

Fragenkatalogen. Dadurch sollen Schüler sich möglichst selbständig <strong>mit</strong> dem Gesehenen<br />

auseinandersetzen und filtern, welche Aspekte einer filmischen Erzählung einer genaueren<br />

Untersuchung bedürfen. Der Fragenkatalog, der in Variationen 77 für jeden Filmeinsatz<br />

genutzt werden kann, leistet da<strong>mit</strong> einen großen Beitrag für strategieorientiertes Lernen.<br />

Deklaratives Wissen wird auf die Ebene von prozeduralem Wissen gehoben. Die Fragen<br />

werden deshalb sehr allgemein gestellt. Dabei orientieren sie sich an Darstellungsformen<br />

und deren Funktionen, um den Schülern einen Leitfaden an die Hand zu geben.<br />

Beispielsweise könnten folgende Fragen 78 in einen Katalog aufgenommen werden: Zeigt<br />

der Film uns nur das, was eine best<strong>im</strong>mte Figur erlebt? (Verweis auf Einsatz und Funktion<br />

von Point of Views), Gibt es <strong>im</strong> Film Szenen, die aus einer Zeit vor der eigentlichen<br />

Handlung erzählen? (Verweis auf Einsatz und Funktion von Rückwendungen).<br />

Der Fragenkatalog kann auch zur Vorbereitung des Unterrichts dienen. Rezipiert der<br />

Lehrer beispielsweise den Film „Tintenherz“, fallen zwangsläufig verschiedene<br />

Einstellungen auf, die auch die Schüler bemerken werden:<br />

- Der Point of View wechselt von Meggie zu einem eher neutralen Betrachter.<br />

- Rückwendungen werden vor allem für die Erklärung, warum Resa nicht<br />

mehr da ist, verwendet.<br />

- Für die Darstellung des „Rauslesens“ der Figuren wird <strong>im</strong>mer<br />

der gleiche Schnitt genutzt.<br />

Sequenzprotokolle: Sogenannte Sequenzprotokolle helfen bei der opt<strong>im</strong>alen Besprechung<br />

dieser Themen in den Unterrichtsstunden. Ein Sequenzprotokoll gliedert den Film in<br />

kleinere Sinneinheiten, die durch Ortswechsel begrenzt werden. Die Nummerierung<br />

erleichtert zudem das Wiederfinden einzelner Szenen. Auch hier kann nach Altersstufe,<br />

Interesse der Schüler und dem eigentlichen Ziel der Unterrichtseinheit der Tabellenkopf<br />

erweitert oder, wie in folgender Tabelle, auf das Wesentliche beschränkt werden:<br />

77<br />

Ein Fragenkatalog kann je nach Klassenstufe, Interesse der Schüler und der zur Verfügung stehenden Zeit<br />

erweitert und gekürzt werden.<br />

78<br />

Die Fragen wurden aus dem Katalog übernommen der sich in folgendem Buch befindet: Saupe, Anja;<br />

Leubner, Martin: Erzählungen in Literatur und Medien und ihre Didaktik. Baltmannsweiler: 2006,<br />

S. 253ff.<br />

37


Sequenzprotokoll<br />

Sequenz- Sequenzen<br />

nummer (nach Ortswechsel)<br />

1 Die Off-St<strong>im</strong>me erklärt, was „Zauberzungen“ sind. Zwischen den<br />

Erklärungen liest Mo Resa und Meggie „Rotkäppchen“ vor.<br />

Dauer der<br />

Sequenz<br />

00:00:00 –<br />

00:01:47<br />

2 Vorspann 00:01:48 –<br />

00:01:56<br />

Tab. 5: Auszug aus dem Sequenzprotokoll zu „Tintenherz“ (Vgl. Kap. 3)<br />

Transfer- und Vergleichskonzept: Der Einsatz von <strong>Literaturverfilmungen</strong> bedarf einer<br />

zentralen didaktischen Vorüberlegung, die den Stellenwert von Roman und filmischer<br />

Adaption beinhaltet. So kann der Film als interessanter Einstieg für die Behandlung des<br />

Buches oder eines Themas genutzt werden. Wie bereits unter Kapitel 1.1 erwähnt, nutzen<br />

Lehrer <strong>Literaturverfilmungen</strong> gern um Unterrichtseinheiten abzuschließen. Dabei kann<br />

diese Art des <strong>Umgang</strong>s <strong>mit</strong> Filmen nicht genügen, um die oben angesprochenen<br />

didaktischen Ziele zu erreichen. Vielmehr müssen Film und Buch in gleichem Maße <strong>im</strong><br />

Unterricht rezipiert und analysiert werden. Die ästhetische Eigenständigkeit des Films und<br />

einen erleichterten Zugang zur Unterstützung analytischer Verfahren <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong><br />

können die sogenannten Transfer- und Vergleichskonzepte ver<strong>mit</strong>teln.<br />

Das Transferkonzept verlangt <strong>im</strong> Gegensatz zum Vergleichskonzept unterschiedliche<br />

Medien nacheinander zu behandeln. Grundlage bildet die Annahme Kaspar Spinners 79 ,<br />

Kinder und Jugendliche vollzögen erzähltechnische Verfahren besser durch die<br />

Darstellung in Filmen als in Büchern: Perspektiven sind beispielsweise durch die Kamera<br />

klarer definiert und Erzählinstanzen, sofern durch Erzähler aus dem nicht-diegetischen<br />

Raum verwirklicht, können ebenfalls besser unterschieden werden. Außerdem kann an der<br />

Arbeit von Regisseur und Drehbuchautor der Unterschied zwischen Autor und (Haupt-)<br />

Figur einer Erzählung hervorgehoben und deutlich gemacht werden. Für den Unterricht<br />

besagen diese Annahmen, dass einzelne Erzählstrukturen zuerst für den Film Anwendung<br />

finden. Später werden diese Verfahren auf andere Medien angewandt. Dadurch wird<br />

prozedurales Wissen aufgebaut und vertieft 80 . Denkbar ist allerdings auch die umgekehrte<br />

Reihenfolge. Zeitgestaltungen, welche die Schüler zum Beispiel in einem Roman<br />

analysiert haben, lassen sich, wie bereits unter 2.3.1.2 gezeigt, auch auf den Film<br />

projizieren. Egal welche Reihenfolge für das Transferkonzept genutzt wird, in beiden<br />

79 Spinner, Kaspar: Von der Filmerfahrung zur literarischen Textanalyse. In: Medien - <strong>Deutschunterricht</strong> –<br />

Ästhetik. Hg. v. Hartmut Jonas. München: 2004, S. 203.<br />

80 Saupe, Anja; Leubner, Martin 2006, S. 242.<br />

38


Fällen muss ein streng systematischer Zugang zu Analyseverfahren durch den Lehrer<br />

bestehen, sonst lassen sich medienübergreifende Eigenschaften nicht anwenden.<br />

Das Vergleichskonzept zielt darauf, die Schüler erkennen zu lassen, dass Medien bezüglich<br />

Handlung, Figuren(-konstellationen) und Fiktion gleich aufgebaut sein können. Dabei<br />

werden Szenen aus Film und Roman verglichen. Zuvor werden jedoch Überlegungen<br />

angestellt, die sich <strong>mit</strong> der Umsetzung <strong>im</strong> jeweils anderen Medium beschäftigen. Die<br />

Reihenfolge ist auch hier beliebig. Best<strong>im</strong>mte Szenen aus einem Buch können so in ein<br />

Drehbuch umgeschrieben werden, um zu zeigen, welche Grenzen filmische Adaptionen<br />

besitzen. Ebenso können die Schüler Sequenzen einer Verfilmung in einen Text<br />

umschreiben, wodurch sie beispielsweise erkennen, dass in Filmen kaum Erzähler <strong>im</strong><br />

engeren Sinne genutzt werden.<br />

Das Vergleichskonzept am Beispiel des Films „Tintenherz“: Für „Tintenherz“ bietet sich<br />

ein Vergleich der jeweiligen Enden an. Regisseur und Produzenten haben sich vor allem in<br />

den letzten Sequenzen einerseits sehr streng und andererseits so gut wie gar nicht an die<br />

literarische Vorlage gehalten. Dies wird nach Filmrezeptionen meist negativ beurteilt, weil<br />

Erwartungen aus der literarischen Vorlage nicht erfüllt wurden. Eine vorangehende<br />

intensive Beschäftigung <strong>mit</strong> Buch und Film kann solche stereotypen Reaktionen<br />

vermeiden. Ab der Filmlänge von einer Stunde und 15 Minuten spielt sich die gesamte<br />

Handlung von „Tintenherz“ nur noch auf der Burg Capricorns ab. Hier schmieden Mo,<br />

Staubfinger und Farid Pläne. Elinor befreit Darius und Meggie soll vor den Augen aller<br />

Schurken, Fenoglio und ihrer Mutter Resa den Schatten herauslesen. Analog wird <strong>im</strong> Buch<br />

in den Kapiteln „Der Schatten“ 81 und „He<strong>im</strong>weh“ 82 über das Herauslesen des Schattens<br />

und Staubfingers Sehnsucht berichtet. Auf der Grundlage des Vergleichskonzepts werden<br />

<strong>im</strong> Filmheft 83 zu diesen beiden Buchkapiteln Aufgaben gestellt, die sich <strong>mit</strong> der filmischen<br />

Umsetzung beschäftigen. Die Schüler sollen sich dafür in Arbeitsgruppen zusammenfinden<br />

und <strong>mit</strong> Hilfe des Vordrucks ein Drehbuch erstellen. Erwartungsgemäß sollten die Schüler<br />

dabei bemerken, dass typische narrative Erzählweisen nicht direkt für eine Filmsequenz<br />

umsetzbar sind. Wahrscheinlich setzen sie deshalb sehr häufig einen Erzähler ein, der sich<br />

nicht <strong>im</strong> diegetischen Raum befindet. Auch Gedanken von Figuren werden sie nicht nur<br />

durch die Verwendung von Sprache darstellen können. Kameraeinstellungen und –<br />

81 Funke, Cornelia: Tintenherz. Hamburg: 2003, S. 531 - 542.<br />

82 Funke 2003, S. 552 - 558.<br />

83 Wie das Vergleichskonzept <strong>im</strong> Filmheft umgesetzt wurde zeigt der Abschnitt: Das andere Ende? – Ein<br />

Vergleich zwischen Buch und Film unter 3.5. Filmsprache.<br />

39


perspektiven müssen logisch und schlüssig gewählt sein, da<strong>mit</strong> der Zuschauer die Absicht<br />

des Drehbuchautors oder Regisseurs erkennt. Da<strong>mit</strong> werden die Grenzen filmischer<br />

Sprache aufgezeigt und die Schüler entwickeln ein Verständnis dafür, welche<br />

Möglichkeiten Filme in der Umsetzung von Literatur besitzen.<br />

Anmerkung zu den Ausführungen <strong>im</strong> Filmheft: Die Fragen und Vordrucke sind so<br />

konzipiert, dass sie auch für andere Unterrichtseinheiten, in denen <strong>Literaturverfilmungen</strong><br />

verwendet werden, hilfreich sind. Film- und Buchtitel können ausgetauscht werden. Da<br />

sich die Schüler nach dieser vergleichenden Aufgabe bereits <strong>mit</strong> den letzten Kapiteln von<br />

„Tintenherz“ beschäftigt haben, bietet es sich an, das alternative Ende des Films zur<br />

Diskussion zu stellen. Die Thematisierung des „Happy Ends“ wird unterstützt durch das<br />

WELT ONLINE – Interview <strong>mit</strong> Cornelia Funke.<br />

Zusammengefasst sind je nach Unterrichtsziel folgende Methoden möglich:<br />

- Anfertigung von Kurz- oder Langinhalten<br />

- Schreiben von Figurencharakteristika und Entwerfen von Figurenkonstellationen<br />

- Anfertigung von Sequenzprotokollen<br />

- Nutzen von Fragenkatalogen<br />

- Nutzen des Vergleichs- oder Transferkonzepts<br />

2.3.2.3 Produktionsorientiertes Verarbeiten<br />

Während die zwei oben genannten Konzepte vorzugsweise zu handlungsorientierten<br />

Methoden gezählt werden können, werden hier Vorgehensweisen genannt, die sich vor<br />

allem für Projekte oder fächerübergreifendes Arbeiten eigenen. Der Film wird zu einem<br />

zentralen Medium hinsichtlich der Rezeption als auch der eigenen Produktion. Außerdem<br />

können produktionsorientierte Maßnahmen handlungsorientierte Arbeiten ergänzen<br />

beziehungsweise vervollständigen, wie es etwa bei Teil III unter 3.5 Analyse der<br />

Filmsprache der Fall ist. Die Umsetzung des oben angeführten Vergleichskonzepts wird<br />

durch das Erstellen eines Drehbuchs unterstützt. Abgesehen davon, spricht diese Methode<br />

bereits das Ziel an, Schülern Medienproduktion näher zu bringen.<br />

Als zusammenfassendes Moment für das gesamte Filmheft wird angedacht, die Schüler<br />

eine Filmrezension schreiben zu lassen. Da<strong>mit</strong> wird auch dem „sich positionieren zu<br />

40


Medienprodukten“ 84 , wie es <strong>im</strong> Lehrplan der Klasse acht festgeschrieben, nachgekommen.<br />

Im Folgenden sollen das Drehbuchschreiben und das Verfassen von Filmrezensionen<br />

methodisch vorgestellt und einige weitere produktionsorientierte Verarbeitungsformen<br />

genannt werden.<br />

Ein Drehbuch schreiben: Ein Drehbuch zu schreiben, kann für Schüler ein interessantes<br />

und spannendes Projekt darstellen. Allerdings ergeben sich bezüglich dieser Methode<br />

kleine Schwierigkeiten, die <strong>mit</strong> dem „Herunterbrechen“ vieler Fachtermini und der<br />

Bereitstellung übersichtlicher und vereinfachter Vordrucke behoben sein sollten. Auf die<br />

Erstellung kompletter Drehbücher muss verzichtet werden, da selbst Projekttage nicht die<br />

Zeit zur Verfügung stellen, die für das Verfassen von durchschnittlich 120 Seiten 85 nötig<br />

sind 86 . Aus diesem Grund werden die Arbeitsanweisungen <strong>im</strong> Filmheft nur zu einem<br />

Kapitel des Buchs beziehungsweise zu einer Sequenz des Films gestellt.<br />

Drehbücher sind <strong>im</strong> Grunde sehr einfach aufgebaut. Ein Drehbuchschreiber hält schriftlich<br />

fest, wo eine Person wie handelt. Nach diesem Grundmuster entstand die Tabelle, die die<br />

Schüler <strong>im</strong> Filmheft füllen sollen. Der allgemeinen Annahme, Drehbuchschreiber müssten<br />

bereits (Kamera-)Einstellungen oder Perspektiven verschriftlichen, wird da<strong>mit</strong> entgegen<br />

gewirkt. Die zweite, benachbarte Tabelle stellt die Arbeit des Regisseurs vor und grenzt sie<br />

zu der des Drehbuchschreibers ab. Das heißt, Schüler wählen zwischen der Rolle des<br />

Regisseurs und des Drehbuchautoren und versetzen sich in die Lage von Iain Softley und<br />

David Lindsay-Abaire.<br />

Von einer Umsetzung eines Drehbuchs ist abzuraten, weil das Resultat der Laien nicht <strong>mit</strong><br />

der professionellen Adaption vergleichbar ist beziehungsweise ein Vergleich die Schüler<br />

demotiviert, <strong>mit</strong> dem Film weiterzuarbeiten. Wollen die Schüler oder der Lehrer die<br />

Drehbücher dennoch verfilmen, sollte dies zu den Sequenzen oder Szenen passieren, die<br />

nicht rezipiert wurden, um einen direkten Vergleich zu umgehen.<br />

Filmrezensionen: Das Schreiben von Kinokritiken lässt sich <strong>im</strong> Unterricht einfach<br />

umsetzen und auf jeden beliebigen Film anwenden. Auch hier müssen einige Regeln<br />

beachtet werden, wenn die Arbeit am Film nicht oberflächlich erfolgen soll. Dem<br />

Schreiben von Rezensionen gehen zwei grundlegende Handlungen voraus: das Beschaffen<br />

einer Vielzahl an Informationen und eine möglichst vorurteilsfreie Haltung. Beides sollte<br />

84 Sächsisches Staatsministerium für Kultus 2004, S.26.<br />

85 In der Regel werden eine Minute Film auf einer Seite <strong>im</strong> Drehbuch festgehalten.<br />

86 Field 2005, S.95.<br />

41


durch die Arbeit <strong>mit</strong> dem Filmheft gewährleistet sein. Weitere Regeln und eine<br />

Definition 87 finden sich ebenfalls auf den Arbeitsblättern (Vgl. 3.6 Filme rezensieren).<br />

An dieser Stelle soll festgehalten werden, welche Chancen sich durch die Arbeit an einer<br />

Filmrezension bieten: Die kritische Auseinandersetzung <strong>mit</strong> dem Medium gibt dem<br />

Lernenden nicht nur einen Einblick in journalistische Tätigkeiten. Um ein<br />

zusammenfassendes Urteil zu schreiben, müssen die vorangegangen Analyseschritte<br />

gebündelt und Gedanken über den Film geordnet werden. Letztendlich zeigt die vom<br />

Schüler verfasste Rezension, welche Erkenntnisse er aus der Arbeit <strong>mit</strong> dem jeweiligen<br />

Film gezogen hat und ob, wie in der exemplarischen Bedeutung festgeschrieben, er der<br />

Literaturverfilmung ihre eigene Ästhetik gewährt oder sie, <strong>im</strong> schlechtesten Fall, nur auf<br />

die literarische Vorlage reduziert.<br />

Weitere produktionsorientierte Methoden sind das Schreiben eines Artikels für einen<br />

Blog oder eine Online-Enzyklopädie. Dadurch werden zusätzliche Medienkompetenzen<br />

gefördert. Filme können aber auch genau wie die Behandlung von Kinder- oder<br />

Jugendbüchern Gesprächs<strong>im</strong>pulse hervorrufen oder Grundlage für „expositorische wie<br />

kreative Schreibaufgaben“ 88 zu best<strong>im</strong>mten Themen sein. Neben dem Anfertigen eines<br />

Drehbuchs ist auch die Arbeit an einem Storyboards 89 möglich. Hier sollte der Lehrer<br />

jedoch die künstlerischen Ambitionen seiner Klasse kennen. Bei Projekttagen bietet sich<br />

auch die Verfilmung selbstgeschriebener Szenen oder die Erstellung eines Filmbuches an.<br />

Zusammengefasst sind je nach Unterrichtsziel folgende produktionsorientierte Verfahren<br />

möglich: - Schreiben von Artikeln für diverse Blogs oder Online-Enzyklopädien<br />

- Beschäftigung <strong>mit</strong> Kinokritiken und Verfassen eigener Rezensionen<br />

- Erarbeitung eines Filmbuchs (Unterschied zwischen literarischer Vorlage und<br />

Filmbuch)<br />

- Entwerfen von Drehbüchern und/oder Storyboards<br />

- Drehen von eigenen Filmszenen/Sequenzen<br />

87 Literaturkritik.de: Editionsphilologie. Recensio, http://www.literaturkritik.de/public/online_abo/-<br />

online_lexikon.php?option=item&task=show&id=1166 (Zugriff am 18.Juni 2009)<br />

88 Fredeking, Krommer, Maiwald 2008, S. 192.<br />

89 Das Stoyboard setzt das Drehbuch durch gezeichnete Bilder um.<br />

42


2.3.2.4 Verlaufsplanung<br />

Nachdem die Methoden für den <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Literaturverfilmungen</strong> erläutert wurden, soll<br />

dargestellt werden, wie diese in den Ablauf des Unterrichts einzugliedern sind. Wichtig ist<br />

an dieser Stelle zu sagen, dass hier der Film zentraler Gegenstand des Unterrichts ist und<br />

die Frage nach dem didaktischen Ort nicht gestellt wird. Es ist folglich (vorerst) unwichtig,<br />

ob die Lektüre des zugrundeliegenden Textes vor, nach oder während der Behandlung des<br />

Films erfolgt. Vielmehr ist zu fragen, auf welche Weise Lehrer und Schüler <strong>mit</strong> dem<br />

Filmmaterial umgehen, dass sie rezipiert haben.<br />

Dazu finden sich in der Literatur zwei grundlegende Strukturmodelle, welche sich <strong>mit</strong> der<br />

Verlaufsplanung beschäftigen 90 . Strukturmodell 1 zeichnet sich dadurch aus, dass der<br />

Lehrer sehr viel plant und selbst durchführt, indem er zum Beispiel Unterrichtsgespräche<br />

lenkt. Dieses „systematische Verfahren“ 91 erweist sich als sehr brauchbar, wenn dem<br />

Lehrenden wenig Zeit für die Behandlung einer filmischen Adaption zur Verfügung steht.<br />

Die Schüler reflektieren dabei jedoch oft nicht den ganzen Film. Kurzes und gelenktes<br />

Vorgehen kann dazu führen, dass die Lernenden die Freude an diesem Medium verlieren.<br />

Günstiger wäre in diesem Fall die Anwendung von Strukturmodell 2, das stärker auf den<br />

Schüler eingeht und ihn zu einem kreativen <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> Filmen führt. Diese Art der<br />

Verlaufsplanung besteht aus drei Phasen: der Rezeptionsphase, der Verarbeitungsphase<br />

und der Produktionsphase. In der Rezeptionsphase sehen die Schüler sich den Film an und<br />

sprechen anschließend über ihn, ohne bereits Aufgaben <strong>im</strong> Blick zu haben. Die<br />

Verarbeitungsphase beinhaltet das „Sprechen über inhaltliche und/oder formale<br />

Aspekte“ 92 . Hier knüpft der Entwurf des Filmhefts zu „Tintenherz“ an. Er setzt inhaltliche<br />

Schwerpunkte und geht auf formale, filmsprachliche Besonderheiten, sowie allgemein<br />

gültige Analyseverfahren ein. Auch die letzte Phase, die Produktionsphase wird <strong>im</strong><br />

Filmheft durch die letzten Aufgaben unterstützt. Die wichtigsten Elemente beider<br />

Strukturmodelle werden in der unten stehenden Tabelle dargestellt. Das zweite<br />

Strukturmodell dient als Orientierung für das Filmheft.<br />

90 Fredeking, Krommer, Maiwald 2008, S. 64.<br />

91 Fredeking, Krommer, Maiwald 2008, S. 64.<br />

92 Fredeking, Krommer, Maiwald 2008, S. 64.<br />

43


Abgrenzung beider Strukturmodelle und Anwendung für das Filmheft<br />

Strukturmodell 1 Strukturmodell 2 Filmheft zu „Tintenherz“<br />

Vorbereitung Rezeptionsphase<br />

- Filmauswahl<br />

- Einführung<br />

Die Einführung kann <strong>mit</strong>tels<br />

- Filmbetrachtung<br />

- Filmbetrachtung Figurencharakterisierung oder<br />

- Besprechungsplan<br />

- freie Aussprache Inhaltsangabe erfolgen. Fragen<br />

- äußerer Rahmen<br />

der Filmbetrachtung bleiben<br />

unberücksichtigt. Der<br />

Fragenkatalog unterstützt die<br />

freie Aussprache.<br />

Einführung/ Einstieg Vorbereitungsphase<br />

Filmbetrachtung - Filmausschnitt(e) Inhaltliche Schwerpunkte sind:<br />

ungelenkte Aussprache<br />

- Filmgespräch<br />

Fragen zum: Inhalt,<br />

Staubfingers He<strong>im</strong>weh, Elinors<br />

Sprache, der Zauberer von Oz,<br />

Gehalt, Form,<br />

das Happy End. Filmausschnitte<br />

Wirkung, Bewertung müssen hierzu nochmal rezipiert<br />

- Zusammenfassung werden.<br />

gelenkte Aussprache Produktionsphase<br />

- inhaltliche Klärung<br />

(kreatives Umgehen) Die Schüler sollen zu einem<br />

- gehaltliche Klärung<br />

- Filmverarbeitung: Kapitel aus „Tintenherz“ ein<br />

- erziehliche Ausweitung<br />

bildnerisch,<br />

Drehbuch entwerfen. Die<br />

- filmkundliche Ausweitung<br />

spielerisch,<br />

Filmbehandlung abschließend,<br />

schriftsprachlich,<br />

medial<br />

schreiben sie eine Rezension.<br />

Gesamtzusammenfassung<br />

Ausweitung<br />

- Sprachbetrachtung<br />

- Aufsatzformen<br />

- Rollenspiel<br />

- künstlerische Nachgestaltung<br />

Tab. 6: Abgrenzung beider Strukturmodelle und Anwendung für das Filmheft 93<br />

Wie aus der Darstellung in der Tabelle ersichtlich wird, orientiert sich das Filmheft vor<br />

allem am Strukturmodell 2. Inhalte und Aufgabenentwürfe sollen jedoch nur als Vorschlag<br />

gelten und sind auf verschiedene Art und Weise in den Unterrichtsablauf integrierbar.<br />

93<br />

Tab. 6: Abgrenzung beider Strukturmodelle und Anwendung für das Filmhef, eigene Bearbeitung nach<br />

Fredeking, Volker.; Krommer, Axel; Maiwald, Klaus: Mediendidaktik Deutsch. Eine Einführung. Berlin:<br />

2008, S. 64.<br />

44


3. Filmheft zu „Tintenherz“<br />

Regie: Iain Softley, 2008<br />

Ein Entwurf für den <strong>Deutschunterricht</strong><br />

45


Inhalt des Filmhefts<br />

Vorwort<br />

3.1 Inhalt und Figuren 49<br />

3.2 Sequenzprotokoll und Drehbuchaufbau 51<br />

3.3 Fragenkatalog 54<br />

3.4<br />

3.5<br />

Thematische Schwerpunkte 56<br />

Teil I: „Es gibt nichts Schöneres als ein Zuhause.“,<br />

Dorothy aus „Der Zauberer von Oz“ 56<br />

Teil II: Wie Bücher Elinors Sprache beeinflussen … 57<br />

Analyse von Filmsprache 58<br />

Teil I: „Das geschriebene Wort hat sehr viel Macht“ 58<br />

Teil II: Motive und Symbole 59<br />

• Elemente aus „Der Zauberer von Oz“ 59<br />

• Darstellung von Figuren, Rückblenden und Büchern 61<br />

Teil III: Das andere Ende? – Vergleich zwischen Buch und Film 62<br />

• Filmische Umsetzung der Kapitel „Der Schatten“ und „He<strong>im</strong>weh“ 62<br />

• Die Rolle eines „Happy Ends“ 64<br />

3.6 Filme rezensieren 66<br />

46<br />

47


Vorwort<br />

Ein Filmheft für den <strong>Deutschunterricht</strong><br />

Da keine best<strong>im</strong>mte Klasse für die Vorüberlegungen in Betracht gezogen werden kann,<br />

versteht sich das vorliegende Filmheft nicht als Unterrichtsentwurf. Teile eines<br />

Unterrichtsentwurfs, wie beispielsweise Lernziele, wurden bereits unter 2.3.2 Didaktische<br />

Umsetzung formuliert und sollen hier zur Anwendung kommen. Normalerweise sind<br />

Filmhefte „filmpädagogisches, themenorientiertes Begleitmaterial zu ausgewählten“ 94<br />

Filmen. Diese Arbeit erhebt jedoch den Anspruch, zu zeigen, welche Möglichkeiten der<br />

<strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Literaturverfilmungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong> bietet. Ziel ist es daher, die<br />

Aufgaben so allgemein wie möglich und so detailliert wie nötig, in Bezug auf<br />

„Tintenherz“, zu formulieren. In diesem Kapitel laufen folglich alle Überlegungen dieser<br />

Arbeit zusammen. Die Vorgaben des Lehrplans und des Papiers für die „Eckwerte zur<br />

Medienerziehung“ werden ebenso in diesen Entwurf aufgenommen wie die<br />

Analyseverfahren von narrativen und filmischen Darstellungsformen. Die didaktischen<br />

Ausarbeitungen dienen als formale Grundlagen.<br />

Zur Wahl von „Tintenherz“<br />

Einer der Beweggründe das Filmheft zu „Tintenherz“ zu entwerfen folgte aus der<br />

Überlegung, <strong>Literaturverfilmungen</strong> bereits in der siebten oder achten Klasse einzusetzen.<br />

Wie die Statistiken unter Gliederungspunkt 1.1 belegen, beschäftigen sich Jugendliche in<br />

diesem Alter mehr als 10 Stunden in der Woche <strong>mit</strong> Film und Fernsehen. Aus diesem<br />

Grund sollte sich der (Deutsch-)Unterricht viel früher kritisch <strong>mit</strong> filmischen Medien<br />

auseinandersetzen als erst in der Jahrgangsstufe zehn (vgl. 2.2 Rahmenbedingungen). Die<br />

filmische Adaption von „Tintenherz“ enthält die Altersbeschränkung durch die FSK von<br />

zwölf Jahren und wird dadurch gerade in der achten Klasse einsetzbar.<br />

Denkbar wären auch Verfilmungen wie „Krabat“ von Marco Kreuzpaintner oder „Die<br />

Wolke“ gewesen. Zu vielen aktuellen und für den <strong>Deutschunterricht</strong> relevanten Filmen<br />

existiert jedoch bereits Begleitmaterial. Unter der Website Kinofenster.de kann eine große<br />

Auswahl von Filmheften für den Unterricht abgerufen werden. Auch der Verein<br />

Bildungscent e.V. bietet durch sein Programm „Learning by Viewing“ umfangreiche<br />

Entwürfe für den Unterricht an und organisiert darüber hinaus Kinobesuche für Lehrer und<br />

Schüler.<br />

Dennoch ist die Wahl von „Tintenherz“ keine Entscheidung, die aus Mangel an Material<br />

getroffen wurde. Der 2003 erschiene Roman von Cornelia Funke bietet sich vor allem<br />

wegen seiner Thematik gut für den <strong>Deutschunterricht</strong> an. Elinors Liebe zu Büchern, Mos<br />

Beruf als „Bücherarzt“ und der Traum eines Schriftstellers, in die Welt seiner eigenen<br />

Fantasie zu reisen, zeigen wie eng Beziehungen zwischen Leser und Buch sein können. Es<br />

ist gut vorstellbar, dass „Tintenherz“ die Leselust der Schüler fördert.<br />

94 Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.), Filmhefte, http://www.bpb.de/publikationen/SNA3WX,0,0,<br />

Filmhefte.html (Zugriff am 14. Juni 2009)<br />

47


Abschließend bleibt zu sagen, dass „Tintenherz“ auch ein persönlicher Wunsch war. Da<br />

ich bereits verschiedenen Theaterinszenierungen beiwohnte und die Verfilmung mich<br />

anfangs kaum überzeugte, hielt ich es für angebracht Iain Softleys Interpretation genauer<br />

zu betrachten. Durch das Rezensieren von „Tintenherz“ 95 für den Onlineblog sneakkino.de<br />

erfuhr ich, dass Cornelia Funke selbst als Produzentin an diesem Film<br />

<strong>mit</strong>gearbeitet hat und dadurch gewissermaßen ihre eigenen Figuren (so wie Fenoglio) <strong>im</strong><br />

Medium Film entstehen ließ.<br />

Daten zum Film 96<br />

Stab/Crew: Filmdaten:<br />

Regie: Iain Softley Deutscher Titel: Tintenherz<br />

Drehbuch: David Lindsay-Abaire Originaltitel: Inkheart<br />

Produktion: Diana Pokorny Produktionsland: USA, D, I<br />

Cornelia Funke Erscheinungsjahr: 2008<br />

Produktionsdesign: John Bread Länge: 106 Minuten<br />

Kostüme: Verity Hawkes Originalsprache: Englisch<br />

Kamera: Roger Pratt Altersfreigabe: FSK 12<br />

Schnitt: Martin Walsh Verleih: Warner Bros.<br />

Musik: Javier Navarrete<br />

Hauptdarsteller/Cast:<br />

Mo: Brendan Fraser<br />

Staubfinger: Paul Bettany<br />

Elinor: Helen Mirren<br />

Fenoglio: J<strong>im</strong> Broadbent<br />

Capricorn: Andy Serkis<br />

Meggie: Eliza Hope Bennett<br />

Farid: Rafi Gavron<br />

95<br />

Die Inhaltsangabe des Films, die ich für diesen Blog schrieb, habe ich für diese Filmheft verwendet .<br />

(Vgl. 1. Inhalt und Figuren)<br />

96<br />

Warner Bros. Studios (Hg.), Cast & Crew, http://wwws.warnerbros.de/inkheart/ (Zugriff am 1. Juni 2009)<br />

48


3.1 Inhalt und Figuren<br />

Anmerkung für den Lehrer: Wenn Schüler Inhaltsangabe und Personenbeschreibung<br />

beziehungsweise Figurencharakterisierung selbst formulieren, können die Texte als<br />

Erwartungsbilder aufgefasst oder als Beispiele für weitere Filmanalysen genutzt werden.<br />

Inhalt<br />

Mort<strong>im</strong>er Folchart ist Buchrestaurator<br />

und weil seine Frau Resa vor 9 Jahren<br />

weggegangen ist, zieht er seine Tochter<br />

Meggie alleine groß. Durch seinen Beruf<br />

sind die beiden sehr oft unterwegs und<br />

auch diesmal heilt „Mo“ in einem<br />

Antiquariat Bücher, als Meggies Blick<br />

be<strong>im</strong> Durchstöbern der alten Schätze auf<br />

einen Marder <strong>mit</strong> Hörnern trifft und sie<br />

von dessen Besitzer angesprochen wird.<br />

Mo, der in diesem Moment ein Buch<br />

namens „Tintenherz“ in den Händen hält,<br />

wird darauf aufmerksam und schreitet<br />

verärgert ein. Er schickt seine<br />

zwölfjährige Tochter ins Auto und<br />

wendet sich dem Fremden zu. Doch<br />

Meggie gehorcht nicht lange und findet<br />

heraus, dass Mo „Staubfinger“, so der<br />

Name des Fremden, etwas versprochen<br />

hatte, dass er jetzt <strong>mit</strong> Hilfe von<br />

„Tintenherz“ einlösen soll. Mort<strong>im</strong>er<br />

kann und will ihm nicht helfen, also droht<br />

Staubfinger ihm und versucht, das Buch<br />

zu stehlen. Daraufhin fliehen Mo<br />

Figuren<br />

Mo /Zauberzunge<br />

Mort<strong>im</strong>er Folchart, kurz Mo genannt, hat<br />

eine besondere Gabe. Er kann durch seine<br />

St<strong>im</strong>me Figuren aus Büchern<br />

herauslesen, weshalb er von Staubfinger<br />

„Zauberzunge“ genannt wird. Die<br />

Schwierigkeit dabei ist jedoch, dass dafür<br />

Lebewesen aus der realen Welt in die<br />

Bücher hineingehen. Vor neun Jahren las<br />

er seiner Tochter Meggie aus<br />

„Tintenherz“ vor, einem Buch, das in<br />

einer <strong>mit</strong>telalterlichen Welt spielt.<br />

und Meggie nach Italien zu Elinor, einer<br />

Verwandten der Familie und<br />

Buchliebhaberin. Doch auch da sind sie<br />

nicht sicher und Staubfinger macht seine<br />

Drohungen wahr. Schwarz gekleidete<br />

Männer dringen in das Haus ein und<br />

nehmen Mo, Meggie und Elinor gefangen.<br />

Sie bringen sie auf eine Burg, in der sie<br />

neben vielen merkwürdigen Fabelwesen ins<br />

Gefängnis gesperrt werden. Daraufhin fängt<br />

Mo an zu sprechen. Er erklärt, warum die<br />

Männer und Staubfinger hinter ihm her<br />

sind, welche Gabe er besitzt und wo<br />

Meggies Mutter sich vermutlich befindet,<br />

denn Mo kann Figuren aus Büchern<br />

herauslesen. Gleichzeitig gelangen<br />

Lebewesen und Gegenstände der realen<br />

Welt in die Bücher hinein. Staubfinger<br />

möchte folglich wieder „nach Hause“.<br />

Capricorn, unter dessen Befehl die<br />

schwarzen Männer stehen, will jedoch<br />

etwas Anderes – etwas Großes, Mächtiges,<br />

Furchteinflößendes – einen alten Freund<br />

von früher.<br />

Seit dem ist seine Frau Resa verschwunden<br />

und verschiedene andere Figuren aus<br />

„Tintenherz“ sind in diese Welt gekommen.<br />

Weil Mo die Hoffnung nicht aufgibt, seine<br />

Frau wiederzufinden, ist er <strong>im</strong>mer noch auf<br />

der Suche nach einer Ausgabe von<br />

„Tintenherz“. Als er endlich eine findet,<br />

begegnet ihm Staubfinger, der wieder<br />

zurück ins Buch gelesen werden möchte.<br />

Doch Mo hat keine Macht über seine Gabe.<br />

49


Staubfinger<br />

Staubfinger entstammt der Phantasiewelt<br />

Fenoglios. Als Mo ihn vor neun Jahren<br />

aus „Tintenherz“ vorlas, kam er in diese<br />

Welt und hat seither nur einen Wunsch:<br />

wieder zurück nach Hause zu kommen.<br />

Seine Sehnsucht wird so stark, dass er<br />

sogar Capricorn, einer der Schurken aus<br />

„Tintenherz“, der auch herausgelesen<br />

wurde, um Hilfe bittet.<br />

Meggie<br />

Meggie ist Mos Tochter. Weil ihr Vater<br />

Buchrestaurator ist, reisen sie von einer<br />

Stadt zur anderen. In jedem Antiquariat<br />

merkt Meggie, dass Mo ein best<strong>im</strong>mtes<br />

Buch sucht und macht sich Sorgen um<br />

ihn. Als sie erfährt, warum er<br />

„Tintenherz“ sucht und warum ihre<br />

Mutter neun Jahre nicht da war, möchte<br />

sie helfen, Resa zu befreien. Sensibel und<br />

clever versucht Meggie, ihren Platz in der<br />

Geschichte einzunehmen.<br />

Elinor<br />

Meggies Großtante Elinor lebt allein in<br />

einem großen Haus auf einem<br />

abgelegenen Anwesen in Italien. Die<br />

größte Freude machen ihr ihre Bücher,<br />

die sie wie ihren Augapfel hütet. Durch<br />

ihre forsche und direkte Art stößt sie<br />

nicht nur bei ihren Verwandten, sondern<br />

vor allem auch bei den Schurken auf ein<br />

wenig Unverständnis.<br />

Capricorn<br />

Capricorn war einer der ersten, die Mo aus<br />

„Tintenherz“ rauslas. Im Buch war er, wie<br />

er selbst sagt „der Handlanger von<br />

Natterkopf“ und „musste <strong>mit</strong> widerlichen<br />

Biestern <strong>im</strong> Wald hausen“. Seitdem er in<br />

dieser Welt ist, besitzt er ein Schloss und ist<br />

Herr über viele Bedienstete, den<br />

sogenannten „Schwarzjacken“, zu denen<br />

auch Basta und Flachnase zählen.<br />

Fenoglio<br />

Fenoglio ist der Verfasser von „Tintenherz“.<br />

Sichtlich begeistert von der Welt, die er<br />

erschaffen hat, und weil das Leben als Autor<br />

„oft sehr einsam ist“, wünscht er sich, selbst<br />

eine Figur aus seinem Roman zu sein.<br />

Farid<br />

Als Mo für Capricorn Gold aus den<br />

„Arabischen Nächten“ herauslas, kam Farid<br />

<strong>mit</strong>. Farid ist etwa so alt wie Meggie und<br />

genießt den Aufenthalt in dieser, für ihn<br />

neuen Welt. Er möchte nicht wieder zurück<br />

in sein Buch und zieht es vor, Staubfinger<br />

zu folgen und seine Kunststücke zu lernen.<br />

50


3.2 Sequenzprotokoll und Drehbuchaufbau<br />

Anmerkung für den Lehrer: Ver<strong>mit</strong>telt der Lehrende die Form und Funktionsweise eines<br />

Sequenzprotokolls, ist es möglich die Schüler eine Gliederung erstellen zu lassen. Dadurch<br />

entwickeln sie ein Gefühl für den Aufbau des Films. Andernfalls dient die folgende<br />

Tabelle als Grundlage für die Aufgabe zum Dramendreieck.<br />

Ein Sequenzprotokoll gliedert den Film. Ähnlich wie Kapitel und Seitenzahlen eines<br />

Buches, helfen Sequenzen bei der Besprechung von Filminhalten und bei der Analyse von<br />

Filmsprache.<br />

Sequenzprotokoll<br />

S.- Sequenzen<br />

Dauer der<br />

Nr. (nach Ortswechsel)<br />

Sequenz<br />

1 Die Off-St<strong>im</strong>me erklärt, was „Zauberzungen“ sind. Zwischen den 00:00:00 –<br />

Erklärungen liest Mo Resa und Meggie „Rotkäppchen“ vor.<br />

00:01:47<br />

2 Vorspann 00:01:48 –<br />

00:01:56<br />

3 Während sie zur Alpenbuchhandlung gehen, bemerkt Meggie, dass Mo 00:01:57 –<br />

vielleicht diesmal das Buch findet, das er so lange sucht. Mo stöbert in<br />

der Buchhandlung und findet „Tintenherz“. Außerhalb der Buchhandlung<br />

begegnet Meggie Gwin und Staubfinger. Mo stößt hinzu und gerät an<br />

Staubfinger. Meggie beginnt, Fragen zu stellen.<br />

00:09:50<br />

4 Mo und Meggie besuchen Elinor. Meggie durchstöbert Elinors 00:09:51 –<br />

Bibliothek, als Elinor sie dabei erwischt. Auf Bitten lässt sie Meggie in<br />

der Bibliothek lesen. Staubfinger und Capricorns Männer brechen in<br />

Elinors Haus ein.<br />

00:15:59<br />

5 Nachdem die Schwarzjacken Meggie, Mo und Elinor auf Capricorns 00:16:00 –<br />

Burg gebracht haben, werden sie ins Verlies zu anderen seltsamen<br />

Kreaturen gesperrt. Mo erklärt, woher diese Kreaturen kommen, was <strong>mit</strong><br />

Resa passiert ist und stellt die „Schurken“ vor, indem er erzählt, welche<br />

Rolle sie in „Tintenherz“ gespielt haben. Meggie, Mo und Elinor werden<br />

zu Capricorn gebracht. Mo liest verschiedene Sachen wie Gold aus<br />

Geschichten heraus. Anschließend werden sie wieder ins Verlies gesperrt.<br />

00:20:00<br />

6 Resa zeigt Staubfinger eine Zeichnung von ihrer Familie. Daraufhin 00:20:01 –<br />

organisiert Staubfinger den Schlüssel für Resas Ketten. Staubfinger hilft<br />

Meggie, Mo und Elinor aus dem Verlies durch den Wirbelsturm aus „Der<br />

Zauberer von Oz“.<br />

00:44:45<br />

7 Nachdem sie in Alasio Fenoglio und das Manuskript gefunden haben, 00:44:46 –<br />

fahren Staubfinger und Mo zurück zu Capricorns Burg, um Resa zu<br />

retten. Meggie entdeckt, dass sie dieselbe Gabe wie Mo hat. Basta und<br />

eine andere Schwarzjacke dringen in die Wohnung Fenoglios ein und<br />

nehmen die beiden <strong>mit</strong> zu Capricorn. Während Mo und Staubfinger<br />

entdecken, dass Farid nicht bei Fenoglio geblieben ist, findet Elinor <strong>im</strong><br />

Haus von Fenoglio den „Zauberer von Oz“.<br />

01:00:10<br />

8 Mo, Staubfinger und Farid dringen in die Burg ein und versuchen, Resa 01:00:09 –<br />

zu retten. Staubfinger wird gefangen genommen. Farid kann fliehen und<br />

kommt zu Mo. Meggie und Fenoglio werden zu Capricorn geschafft, wo<br />

01:08:33


Meggie vorlesen soll. Capricorn zeigt Meggie eine Gefangene. Sie<br />

erkennt ihre Mutter.<br />

9 Meggie und Fenoglio werden ins Verlies gesperrt. Eine Schwarzjacke<br />

fragt ihn, ob er etwas anderes schreiben kann, da<strong>mit</strong> seine Nase sich<br />

verändert. Unterdessen trifft Farid auf Mo. Meggie vertraut sich (zum<br />

ersten Mal) Staubfinger an, der in der anderen Zelle sitzt. Fenoglio<br />

versucht zu schreiben. Staubfinger kann fliehen.<br />

10 Monolog Elinors auf dem Motorrad – sie will Mo und Meggie retten, hat<br />

aber noch keinen Plan. Staubfinger kehrt zurück zu Mo und Farid und<br />

erklärt die Lage. Im Verlies: Meggie und Fenoglio philosophieren über<br />

Schriftstellertum. Meggie wird weggebracht. Während Mo, Farid und<br />

Staubfinger den Plan besprechen, schwelgt Capricorn in Fantasien vom<br />

Schatten und Meggie wird eingekleidet.<br />

11 Während das Fest für das Herauslesen des Schattens beginnt, überfallen<br />

Mo, Farid und Staubfinger die Schwarzjacken und legen das Feuer.<br />

Elinor befreit Darius. Meggie beginnt zu lesen. Toto bringt ihr das Ende,<br />

das von Fenoglio geschrieben wurde. Mo greift ein. Elinor reitet ein. Die<br />

fliegenden Affen tragen die Schwarzjacken weg. Meggie schreibt das<br />

Ende weiter. Ungeheuer und Schurken sind verschwunden.<br />

12 Farid sucht Staubfinger auf und übergibt ihm „Tintenherz“. Mo liest<br />

Staubfinger wieder zurück. Farid bleibt in dieser Welt.<br />

13 Abspann/ Eliza Hope Bennett singt „My Declaration“<br />

Drehbuchaufbau<br />

01:08:34 –<br />

01:13:22<br />

01:13:23 –<br />

01:17:42<br />

01:17:43 –<br />

01:19:46<br />

01:19:47 –<br />

01:34:46<br />

Drehbücher haben einen ähnlichen Aufbau wie dramatische Texte: Exposition,<br />

Konfrontation, Auflösung. Sie gestalten Anfang, Mitte und Ende eines Films. Hier werden<br />

die wichtigsten Begriffe für den Aufbau von Dramen und Filmen wiederholt:<br />

Exposition: - dem Zuschauer werden die wichtigsten Personen vorgestellt<br />

- es wird klar, in welcher Zeit und an welchen Orten die Handlung spielt<br />

- die Vorgeschichte wird erzählt<br />

Steigende<br />

Handlung:<br />

- das grundlegende Problem/der Konflikt wird deutlich<br />

- alle Handlungsfäden laufen zusammen<br />

- die steigende Handlung beinhaltet das erregende Moment<br />

- das erregende Moment ist jene Szene, in der der Konflikt beginnt<br />

- die Handlung entwickelt sich in eine best<strong>im</strong>mte Richtung,<br />

die Spannung steigt<br />

Peripetie: - Peripetie bedeutet „dramatische Wendung“<br />

- die Entwicklung des Konflikts hat ihren Höhepunkt erreicht<br />

Fallende<br />

Handlung:<br />

- der Zuschauer erkennt wie das Ende gestaltet sein könnte<br />

- die Handlung fällt ab<br />

- die Spannung wird erhalten durch das retardierende Moment<br />

- das retardierende Moment stellt be<strong>im</strong> Zuschauer das erwartete Ende in Frage<br />

Auflösung: - die Lösung des Konflikts mündet entweder<br />

in einem Happy End oder einer Katastrophe<br />

52


Steigende Handlung <strong>mit</strong><br />

erregendem Moment<br />

Sequenz:<br />

… bis …<br />

Aufgabe: Analysiere das Sequenzprotokoll und vervollständige<br />

das unten abgebildete Dramendreieck. Verwende dazu die<br />

Nummerierung der Sequenzen. Welche Sequenz gehört zu<br />

welchem Teil des Drehbuchaufbaus?<br />

Höhepunkt/<br />

Peripetie<br />

fallende Handlung <strong>mit</strong><br />

retardierendem Moment<br />

Exposition Auflösung<br />

Sequenz:<br />

… bis …<br />

Sequenz:<br />

… bis …<br />

Sequenz:<br />

… bis …<br />

Sequenz:<br />

… bis …<br />

53


3.3 Fragenkatalog<br />

Anmerkung für den Lehrer: Der Fragenkatalog 97 ermöglicht Schülern, sofern er<br />

regelmäßig angewendet wird, einen selbständigen <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> Filmen. Aus diesem Grund<br />

sollen die Schüler selbst entscheiden, wieviele Fragen sie ankreuzen. Da befremdlich<br />

wirkende Termini wie „Point of View“ Schüler verwirren, wurde bewusst auf<br />

Überschriften zu den einzelnen Kategorien verzichtet (Frage 1: quantitativer Point of View<br />

/ Frage 2: qualitativer Point of View / Frage 3: Rückblenden / Frage 4: Unterschied<br />

zwischen erzählter Zeit und Erzählzeit / Frage 5: Einstellungsgrößen). Je nach Klasse und<br />

Interessenlage müssen filmsprachliche Themen vor der Verwendung des Fragenkatalogs<br />

besprochen werden.<br />

Aufgabe: Hier findest du Fragen, die sich allgemein <strong>mit</strong> Filmen<br />

beschäftigen. Such dir ein paar Fragen raus, von denen du<br />

glaubst, dass sie dir be<strong>im</strong> Verstehen von „Tintenherz“ nützlich<br />

sein könnten. Welche Fragen würdest du gern <strong>im</strong> Unterricht<br />

diskutieren? Kreuze an!<br />

Nr. Frage<br />

1. a) Zeigt der Film nur das, was eine best<strong>im</strong>mte Figur erlebt?<br />

b) Zeigt der Film uns auch Erlebnisse, die verschiedene Figuren unabhängig<br />

voneinander haben (zum Beispiel indem wir Figuren an unterschiedlichen<br />

Orten sehen)?<br />

c) Erfahren wir zunächst einiges nicht, was eine best<strong>im</strong>mte Figur weiß?<br />

d) a, b und c können auch abwechselnd vorkommen. Welche Wirkung könnte die<br />

Art der Darstellung auf den Zuschauer haben?<br />

2. a) Zeigt der Film nur Objekte und Figuren (<strong>mit</strong> ihren Handlungen und<br />

Gesprächen) in ‘objektiver‘ Weise von außen? Welche Wirkung könnte diese<br />

Art der Darstellung auf einen Zuschauer haben?<br />

b) Zeigt der Film auch, wie es <strong>im</strong> Inneren einer Figur aussieht, welche Gedanken,<br />

Gefühle und Erinnerungen sie haben? Wird das Innere durch hinzugefügte<br />

Szenen gezeigt? Welche Wirkung könnte diese Art der Darstellung auf einen<br />

Zuschauer haben?<br />

c) Erfahren wir, wie eine Figur die Außenwelt aus ihrer Sicht wahrn<strong>im</strong>mt (indem<br />

wir ‚<strong>mit</strong> den Augen‘ einer Figur sehen)? Welche Wirkung könnte diese Art der<br />

Darstellung auf einen Zuschauer haben?<br />

3. Gibt es <strong>im</strong> Film Szenen, die aus einer Zeit vor der eigentlichen Handlung<br />

erzählen? Kann ein Zuschauer die Handlung durch die Szene anders/besser<br />

verstehen?<br />

4. Wie lange dauert die Zeit, in der sich die Handlung des Films anspielt?<br />

Ist diese Zeit insgesamt<br />

97<br />

Fragen wurden zusammengestellt aus dem Katalog von: Saupe, Anja und Leubner, Martin: Erzählungen in<br />

Literatur und Medien und ihre Didaktik. Baltmannsweiler: 2006, S. 253ff.<br />

54


- länger<br />

- ähnlich lang wie die Zeit, die wir brauchen, um den Film zu sehen?<br />

Wenn die Zeit, in der sich die Handlung des Films abspielt, länger ist als die<br />

Zeit, in der wir den Film sehen: Welche Teile der Handlung werden <strong>im</strong> Film<br />

ausgelassen? Handelt es sich um wichtige oder eher unwichtige Teile?<br />

5. Gibt es <strong>im</strong> Film außer den Bildern, die Figuren von Kopf bis Fuß, von den<br />

Knien bis zum Kopf oder nur <strong>mit</strong> Kopf und Oberkörper zeigen, auch häufig<br />

Bilder, die<br />

a) ganze Landschaften, ganze Gebäude oder Räume <strong>im</strong> Überblick darstellen?<br />

b) ein Gesicht oder Objekt oder auch nur Teile davon zeigen?<br />

c)<br />

Welche Wirkung könnten diese Bilder <strong>mit</strong> besonderen Größen auf einen<br />

Zuschauer haben?<br />

55


3.4 Thematische Schwerpunkte<br />

Teil I: „Es gibt nichts Schöneres als ein Zuhause.“, Dorothy aus „Der Zauberer von<br />

Oz“<br />

Das zentrale Thema <strong>im</strong> Film „Tintenherz“ ist Staubfingers He<strong>im</strong>weh. Seit über neun<br />

Jahren sucht er bereits nach „Tintenherz“, da<strong>mit</strong> eine Zauberzunge ihn wieder zurück lesen<br />

kann. Capricorn hat die meisten Exemplare verbrennen lassen, um sicher zu gehen, dass er<br />

auf keinen Fall wieder zurückkehren muss. Im Gegensatz zu Staubfinger schwärmt<br />

Capricorn von dieser Welt: „Uns wieder zurücklesen? Warum würden wir denn wieder<br />

zurück wollen? Wo doch eure Welt so gefällig ist? Mit euren Telefonen und Waffen und …<br />

wie heißt das kleistrige Zeugs nochmal? … Ja. Klebeband. Ich liebe Klebeband.“ [33:09].<br />

Aufgaben: Warum möchte Staubfinger zurück, wenn unserer<br />

Welt doch viel fortschrittlicher und komfortabler ist als die<br />

<strong>mit</strong>telalterliche Welt in „Tintenherz“?<br />

a) Nenne Gründe, weshalb Capricorn keinesfalls wieder zurück<br />

in das Buch möchte? Welche Rolle spielte er in „Tintenherz“?<br />

b) Warum möchte Staubfinger auch nach neun Jahren wieder<br />

zurück? Beziehe in deine Überlegungen den folgenden Auszug<br />

aus „Der Zauberer von Oz“ ein.<br />

Nachdem Dorothy die Vogelscheuche „Krähenschreck“ befreit hatte, erzählte sie ihm von<br />

ihrer He<strong>im</strong>at in Kansas:<br />

Krähenschreck hörte aufmerksam zu und sagte dann:„Ich kann einfach nicht verstehen,<br />

warum du diese wunderschöne Gegend verlassen und in das trockene graue Land<br />

zurückkehren willst, dass du Kansas nennst.“ - „Das liegt daran, daß du keinen Verstand<br />

hast“, antwortete das Mädchen. „Egal, wie langweilig und grau unsere He<strong>im</strong>at ist, wir<br />

Leute aus Fleisch und Blut möchten lieber dort leben als in irgendeinem anderen Land,<br />

und wäre es noch so schön. Es gibt nicht Schöneres als ein Zuhause.“<br />

Aus: Der Zauberer von Oz, L. Frank Baum 98<br />

Zusatzaufgabe: Lies das Kinderbuch „Der Zauberer von Oz“ von L. Frank Baum.<br />

Beschreibe Gemeinsamkeiten und Unterschiede stellst du zwischen Dorothy und<br />

Staubfinger!<br />

98 Baum, Lyman Frank: Der Zauberer von Oz. Würzburg: 1994 S. 37.<br />

56


Teil II: Wie Bücher Elinors Sprache beeinflussen …<br />

„Bist du in Persien gewesen?“, fragte Meggie gespannt „Ja. Schon hundert Mal. Und auch<br />

in St. Petersburg, Paris, Mittelerde, auf entfernten Planeten und Shangri-La. Dafür musste<br />

ich diesen Raum noch nicht mal verlassen. Bücher sind Abenteuer. Man findet in ihnen<br />

Mord, findet Chaos, Leidenschaft. Sie lieben jeden, der sie aufschlägt“ [10:24] antwortete<br />

Elinor.<br />

Aufgaben: Verwende das DVD-Menü. Such dir eine Szene aus<br />

den Szenen drei bis 19 heraus, schau sie dir noch einmal an und<br />

beachte Elinors Sprache.<br />

a) Nenne mindestens drei Formulierungen, an denen der<br />

Zuschauer erkennt, dass Elinor Bücher liebt. Begründe deine<br />

Antwort.<br />

b) Elinor fährt in Szene 19 auf einem Motorrad und spricht den<br />

unten abgedruckten Monolog. Lies dir den Text durch und<br />

beantworte die Fragen, die darunter stehen.<br />

Elinors Monolog Analyse (für eigene Notizen)<br />

Es ist vermutlich die größte Dummheit, die du je <strong>im</strong> Leben<br />

begangen hast, Elinor. Immerhin ist es eine Bande von<br />

Schurken und Mördern. Wie stellst du dir das vor? Willst<br />

du reinspazieren und denen sagen, was sie tun sollen? Ha!<br />

Auf dich werden die auch gerade hören, was? Du alter<br />

Bücherwurm. Immer <strong>mit</strong> dem Kopf woanders. [1:13:23]<br />

Du wolltest ja allein sein, nicht? Na bitte, jetzt hast du’s.<br />

Allein in der Wildnis. Moskitostiche, Blasen und … oh!<br />

Gott! (Hhh….) Und hast du etwa einen Plan? Nein, keinen<br />

Plan. Nur ein Motorrad mieten, ’ne Karte besorgen. Das<br />

Weitere findet sich dann, wenn wir da sind. [1:16:16]<br />

Fragen:<br />

Beschreibe, in welcher Situation<br />

sich Elinor befindet.<br />

Antwort:<br />

Nenne mindestens drei<br />

sprachliche Besonderheiten, die<br />

<strong>im</strong> Monolog auffallen.<br />

(Wortwahl, Satzbau, rhetorische<br />

Mittel etc.)<br />

Warum lässt Drehbuchschreiber<br />

David Lindsay-Abaire Elinor an<br />

dieser Stelle <strong>im</strong> Film einen<br />

Monolog halten?<br />

Funktion für die Handlung <strong>im</strong> Film<br />

Unterscheide bei deiner Antwort Funktion für den Zuschauer<br />

zwischen Funktion für die<br />

Handlung und den Zuschauer.<br />

57


3.5 Analyse von Filmsprache<br />

Teil I: „Das geschriebene Wort hat sehr viel Macht“<br />

Mo und Meggie sitzen gemeinsam an einem großen See. Im Hintergrund sieht man noch<br />

das Haus von Elinor. Sie unterhalten sich darüber, dass Meggie gern ein paar Zeilen über<br />

Resa schreibt, um ihr nah zu sein. Mo reagiert darauf sehr ernst und warnt Meggie: „Das<br />

geschriebene Wort hat sehr viel Macht. Du musst vorsichtig da<strong>mit</strong> umgehen!“<br />

[12:31].<br />

Aufgaben:<br />

a) Gib an, zu welchem Zeitpunkt und in welchem<br />

Zusammenhang äußert Mo diesen Satz?<br />

b) Erkläre, was Mo <strong>mit</strong> diesem Satz sagen will und wie<br />

Meggie ihn versteht?<br />

c) Begründe, warum beide jeweils etwas anderes verstehen.<br />

Auf welche Weise wurde dieser Wissensunterschied <strong>im</strong> Film<br />

dargestellt?<br />

Zusatzaufgabe: Wenn Mo zu dir sagen würde: „Das geschriebene Wort hat sehr viel<br />

Macht. Du musst vorsichtig da<strong>mit</strong> umgehen!“, und da<strong>mit</strong> nicht auf „Tintenherz“ verweisen<br />

würde. Wovor würde er dich warnen wollen? Interpretiere diesen Satz.<br />

58


Teil II: Motive und Symbole<br />

• Elemente aus „Der Zauberer von Oz“<br />

In „Tintenherz“ werden zahlreiche Anspielungen auf Märchen und Kinderbücher gemacht.<br />

Ein Kinderbuch kommt dabei sehr oft vor: „Der Zauberer von Oz“. Im Folgenden sind<br />

Bilder aus dem Film dargestellt, auf denen Elemente aus diesem Buch zu sehen sind.<br />

Aufgabe: Vervollständige die Tabelle, indem du die Situation<br />

auf dem Bild kurz beschreibst und erklärst, welche Funktion die<br />

Figur aus „Der Zauberer von Oz“ und das Buch selbst für die<br />

Szene hat.<br />

Bild/ Screenshot Welche Handlung zeigen<br />

die Bilder?<br />

Elinor hält den „Zauberer<br />

von Oz“ in der Hand als …<br />

1. Bild [14:57]<br />

2. Bild [15:29]<br />

3. Bild [30:32]<br />

Meggie fängt an, aus dem<br />

Buch zu lesen, als …<br />

Staubfinger hält den<br />

„Zauberer von Oz“ in der<br />

Hand, weil …<br />

Funktion:<br />

59


4. Bild [57:11]<br />

5. Bild [1:00:02]<br />

Toto wird herausgelesen<br />

als …<br />

Als Elinor den „Zauberer<br />

von Oz“ findet, beschließt<br />

sie …<br />

Toto hält ein Stück Papier<br />

<strong>im</strong> Maul, um …<br />

6. Bild [1:20:01]<br />

Welche Funktion haben die Elemente aus der „Zauberer von Oz“ und das Buch oft?<br />

Fasse deine Beobachtung zusammen:<br />

60


• Darstellung von Figuren, Rückblenden und Büchern<br />

Aufgabe: Schau dir die Szenen, zu denen folgende Frage<br />

formuliert wurden, nochmal an. Orientiere dich dabei an den<br />

Zeitangaben in den eckigen Klammern, um die Stelle <strong>im</strong> Film<br />

besser zu finden.<br />

Bild/ Screenshot Antwort:<br />

Erkläre, wie <strong>im</strong> Film Erinnerungen dargestellt<br />

werden.<br />

1. Bild [23:33]<br />

2. Bild [35:20]<br />

3. Bild [56:56]<br />

Begründe, warum einige Figuren einen Schriftzug<br />

auf dem Gesicht oder über dem Körper haben.<br />

Gib wieder, wie das Herauslesen aus Büchern<br />

dargestellt wird.<br />

61


Teil III: Das andere Ende? – Vergleich zwischen Buch und Film<br />

• Filmische Umsetzung der Kapitel „Der Schatten“ und „He<strong>im</strong>weh“<br />

Anmerkung für den Lehrer: Diese Aufgabe eignet sich für Partner- oder Gruppenarbeit.<br />

Die Aufgabe b) kann von den Schülern wahlweise über eigene Recherche (durch das<br />

Internet oder die Bibliothek) erarbeitet werden.<br />

Aufgaben:<br />

a) Lest die Kapitel „Der Schatten“(S. 531 - 542) und<br />

„He<strong>im</strong>weh“ (S. 552 – 558).<br />

b) Schreibt zu einem der Kapitel ein Drehbuch und formuliert<br />

Regieanweisungen. Erkundigt euch vorher wie ein Drehbuch<br />

aufgebaut ist. Nutzt für das Erstellen des Drehbuchs die unten<br />

abgedruckte Tabelle, um euch die Arbeit zu erleichtern.<br />

c) Sucht euch <strong>im</strong> DVD-Menü die Szenen 20 (für „Der Schatten“) oder 23 (für „He<strong>im</strong>weh“)<br />

und schaut euch die jeweiligen Filmausschnitte an. Vergleicht die filmische Umsetzung<br />

von Iain Softley <strong>mit</strong> eurer Drehbuchvorlage. Benennt Gemeinsamkeiten und Unterschiede.<br />

d) Erläutert, warum die Erzählungen aus einem Buch nicht direkt für einen Film<br />

übernommen werden können.<br />

Was ist ein Drehbuch? 99<br />

Ein Drehbuch ist eine in Bildern erzählte Geschichte. Es geht um eine Person (oder<br />

Personen) an einem Ort (oder mehreren Orten), die „ihre Sache durchziehen“.<br />

Alle Drehbücher erfüllen diese notwendige Voraussetzung.<br />

Hinweis: Drehbuchautoren müssen dem literarischen Original nicht treu bleiben!<br />

99 Field 2005, S.95.<br />

62


Regieanweisung / Art der Umsetzung<br />

Drehbuch<br />

Buch/ lit. Vorlage<br />

sonstiges<br />

(Kamera-)<br />

Perspektive<br />

Kameraeinstellung<br />

was<br />

(Handlung)?<br />

wann<br />

(Zeit)<br />

macht wer<br />

(Person/en)<br />

Wo<br />

(Ort)<br />

Was wird erzählt?<br />

63


• Die Rolle eines „Happy End“<br />

Anmerkung für den Lehrer: Die Zusatzaufgabe bezieht sich auf das Interview <strong>mit</strong><br />

Cornelia Funke und sollte deshalb nach der Besprechung des Textes gestellt werden.<br />

Denkbar ist auch diese Aufgabe unabhängig von Tintenherz zu stellen oder als Einleitung<br />

für die Thematik „Film“ zu nutzen.<br />

Aufgabe:<br />

a) Lies das letzte Kapitel „Nach Hause“ und vergleiche das<br />

Ende von „Tintenherz“ <strong>mit</strong> der Verfilmung von Iain Softley.<br />

Aus welchem Grund könnte Iain Softley, <strong>im</strong> Gegensatz zur<br />

Romanvorlage, ein Happy End verwenden?<br />

b) Fasse zusammen, was die Autorin Cornelia Funke über „die<br />

Pflicht des Happy Ends“ <strong>im</strong> Interview <strong>mit</strong> Peter Zander sagt.<br />

c) Welche Erfahrung hat Cornelia Funke als Produzentin<br />

gemacht?<br />

Zusatzaufgabe: Seit 1910 hat sich der Kinderfilm stark verändert. Recherchiere <strong>im</strong><br />

Internet und in der Bibliothek, welche dir bekannten Kinder- und Jugendbücher verfilmt<br />

wurden und wie sich die Filme seit Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt haben.<br />

Auszüge aus dem Interview 100 von Peter Zander <strong>mit</strong> Cornelia Funke für WELT Online:<br />

„Tintenherz“ <strong>im</strong> Kino<br />

Cornelia Funke und die Pflicht des Happy Ends<br />

Ihre "Tintenwelt"-Romane haben sie berühmt gemacht. Schriftstellerin Cornelia Funke war<br />

bei der Verfilmung von „Tintenherz“ eng beteiligt, der jetzt in die Kinos kommt. Im<br />

Gespräch <strong>mit</strong> WELT ONLINE erzählt sie, warum die Handlung verändert wurde (…).<br />

WELT Es ist eine ziemliche Weile her, dass ein deutsches Kinderbuch von<br />

ONLINE: Hollywood verfilmt wurde. Es dürfte "Bambi" gewesen sein...<br />

Funke: Oja, genau! St<strong>im</strong>mt. Petersens "Unendliche Geschichte" ist ja in<br />

München gedreht worden.<br />

WELT Einmalig dürfte sein, dass eine deutsche Kinderbuchautorin eine<br />

ONLINE: Hollywoodadaption koproduziert.<br />

Funke: Als erste Angebote zur Verfilmung kamen, rieten mir Freunde, unbedingt<br />

nach einem Produzenten-Credit zu fragen, wenn ich irgendwie Einfluss<br />

haben wollte. Ich wusste noch nicht mal, was das ist. Und dafür muss<br />

man erst mal in der Position sein. Ich hatte aber das Glück, dass sich<br />

gleich vier renommierte Produzenten interessierten. So konnte ich für<br />

Hollywoodstandards einen sehr guten Vertrag aushandeln, der mir<br />

Kontrolle, oder besser: kreativen Einfluss gewährte. Trotzdem ist man nur<br />

100 Peter Zander, Cornelia Funke und die Pflicht des Happy Ends, 9. Dezember, 2008<br />

http://www.welt.de/kultur/article2850191/Cornelia-Funke-und-die-Pflicht-des-Happy-Ends.html<br />

64


einer von 350, die am Film beteiligt sind.<br />

WELT Ein Autor ist es gewohnt, allein am Schreibtisch zu sitzen. Wie findet<br />

ONLINE: man sich auf so einem Set zurecht?<br />

Funke: Das war eine spannende, sogar inspirierende Erfahrung. Dadurch bin ich<br />

erst auf den Geschmack gekommen. Auch wenn natürlich vieles anders<br />

läuft, als man sich das vorgestellt hat. Aber da<strong>mit</strong> kann ich sehr gut<br />

umgehen. Wenn ich einen Stoff zur Adaption freigebe, ob als Hörbuch<br />

oder als Film, nehme ich bewusst in Kauf, dass das die Interpretation<br />

eines anderen wird. Dadurch ändert sich an meinem Buch keine Zeile;<br />

mein Risiko ist also gering.<br />

WELT Was ist schl<strong>im</strong>mer: <strong>mit</strong> Lektoren oder <strong>mit</strong> Regisseuren streiten?<br />

ONLINE:<br />

Funke: Mit Lektoren! Auf jeden Fall. Bei einem Buch habe ich nach wie vor<br />

große Schwierigkeiten, da jemanden <strong>mit</strong>reden zu lassen. Das ist ja ein<br />

Prozess, an dem man jahrelang allein gearbeitet hat. Das ist sehr<br />

schmerzhaft, wenn dann einer <strong>mit</strong>redet. Einem Regisseur aber übergebe<br />

ich das Baby. Der ist der Kapitän auf dem Schiff. Das ist jetzt meine<br />

fünfte Verfilmung, und ich habe bislang nur gute Erfahrungen gemacht.<br />

(…)<br />

WELT Filmcrews sind in der Regel genervt, wenn der Autor be<strong>im</strong> Dreh<br />

ONLINE: zuschaut. Wie war das bei Ihnen?<br />

Funke: Bei Kinderbuchautoren ist das vielleicht nicht so dramatisch. Vielleicht<br />

werden wir mehr als Geschichtenerzähler gehandelt, und so begreifen<br />

sich die Filmemacher ja auch. Und ich habe auch von Anfang an<br />

signalisiert, dass ich mich nicht allzu sehr einmischen werde. Man darf<br />

auch nicht vergessen, wie viel Geld dahinter steckt. 70 Millionen. Wenn<br />

so viel hinter den Büchern stehen würde, würden die Verlage auch ganz<br />

anders <strong>mit</strong> uns umgehen.<br />

WELT Das Ende Ihres Buches ist stark verändert worden. Wer hat das<br />

ONLINE: entschieden? Der Regisseur?<br />

Funke: Die Zuschauer. Das war ein eindeutiges Votum bei Testvorführungen.<br />

Wir hatten ein sehr schönes Ende, aber das Publikum hat es gehasst! Ein<br />

Freund von mir, der die Potter-Filme produziert, erzählt das Gleiche: Man<br />

muss <strong>im</strong>mer ein Happy End bieten! Da<strong>mit</strong> musste ich mich abfinden.<br />

Mein Regisseur aber auch.<br />

WELT Wurde der Film deshalb <strong>im</strong>mer wieder verschoben?<br />

ONLINE:<br />

Funke: Nein, das hatte nichts <strong>mit</strong> dem Film zu tun. Schuld war erst der Streik der<br />

Drehbuchautoren. Und dann ist die Produktionsfirma New Line aufgelöst<br />

worden. Und Warner schaute sich noch mal alle Produktionen genau an,<br />

WELT<br />

ONLINE:<br />

die sie von New Line übernahm. (…)<br />

Gesetzt den Fall, jemand würde sagen: Ich schau mir den Film nicht an,<br />

weil ich das Buch so liebe. Freut Sie das als Autorin oder ärgert Sie das<br />

als Produzentin?<br />

Funke: Ich freue mich als Autorin, würde aber bedauern, was man sich dabei<br />

alles n<strong>im</strong>mt.<br />

65


3.6 Filme rezensieren<br />

Anmerkung für den Lehrer: Sowohl für den Lehrer als auch für die Schüler ist es<br />

interessant zu sehen, wie sich die Meinung zu einem Film nach näherer Betrachtung<br />

ändert. Deshalb wäre es denkbar, die folgende Aufgabe vor und nach der Behandlung eines<br />

Films zu stellen.<br />

Journalisten verwenden verschiedene Textsorten, um über best<strong>im</strong>mte Ereignisse aus dem<br />

täglichen Leben zu berichten. Dabei können sie sich zum Beispiel für eine Reportage<br />

entscheiden, wenn sie über eine Person schreiben, die etwas Besonderes erlebt hat. Das<br />

Interview wird verwendet, um persönliche Informationen über den Gesprächspartner<br />

herauszubekommen. Andere Journalisten schreiben auch gern über Filme, die sie gesehen<br />

haben. Dafür besuchen sie so genannte Pressevorführungen, in denen Filme gezeigt<br />

werden, die die anderen Zuschauer erst ein paar Wochen später sehen können. Diese<br />

Journalisten verwenden be<strong>im</strong> Schreiben dann die Textsorte Rezension.<br />

Das Wort Rezension stammt aus dem Lateinischen [lat.: recensio] und bedeutet<br />

„Musterung“ oder „prüfende Besichtigung“. Hat ein Journalist sich einen Film angesehen,<br />

wird dieser dann „prüfend besichtigt“. Das heißt, er äußert sich kritisch zu Inhalt und<br />

Umsetzung. Kritik wird in diesem Zusammenhang nicht als negative Beurteilung<br />

verstanden, sondern als Zusammenfassung dessen, was der Rezensent gut und schlecht<br />

gefunden hat.<br />

Aufgabe: Schreibe eine Rezension zu Iain Softleys Film<br />

„Tintenherz“. Gliedere deine Rezension in drei Teile: Inhalt,<br />

Meinung und Fazit. Dabei sollte dein Text zwischen 300 und<br />

500 Wörtern umfassen. Bevor du anfängst zu schreiben, lies dir<br />

die folgenden Hinweise durch.<br />

Aufbau und Umfang deiner Rezension:<br />

Inhalt: Gib kurz den Inhalt und handelnde Personen wieder. Entscheide dich bis zu<br />

welcher Stelle du die Handlung erzählen möchtest – verrate nicht das Ende!<br />

Meinung: 1. Such dir zwei bis vier Aspekte raus, die du gern „besprechen“ möchtest.<br />

Beurteilen kannst du z.B.: die Leistung der Schauspieler, die Arbeit des<br />

ca. ½ Drehbuchschreibers, Kameramanns oder des Regisseurs, die Auswahl<br />

deines der Musik oder der Kostüme, wie Schauplätze gestaltet sind, Einsatz der<br />

Textes Spezialeffekte oder Umsetzung des Buches.<br />

2. Auf keine Fall fehlen darf: der Filmtitel, der Name des Regisseur, die<br />

Namen der Hauptdarsteller und welche Rollen sie gespielt haben.<br />

Fazit: Fass deine Meinung zusammen, sodass der Leser am Ende weiß, ob es sich für<br />

ihn lohnt, den Film anzusehen oder nicht. Wenn du möchtest, erteile dem Film<br />

eine Schulnote und erkläre, warum du sie gegeben hast.<br />

66


Ein guter Rezensent beachtet be<strong>im</strong> Schreiben vier Regeln:<br />

1. Regel Verständlichkeit:<br />

Denk <strong>im</strong>mer daran für wen du diesen Text schreibst. Wer wird deinen Text<br />

später lesen? Schreibst du ihn zu umständlich, können ihn zum Beispiel deine<br />

Mitschüler nicht verstehen. Verwende deswegen einfache Sätze und<br />

verständliche Wörter.<br />

2.Regel: Informativ und wichtig:<br />

Verwende in deiner Rezension nur Informationen, die wirklich wichtig sind.<br />

Denk dabei <strong>im</strong>mer daran, dass der Leser den Film noch nicht kennt.<br />

3. Regel Kreativität:<br />

Natürlich sollen die Leser deine Kritik gern lesen und sie nicht nach einem<br />

Satz schon wieder weglegen. Versuch deswegen deinen Text so aufgelockert<br />

wie möglich und so sachlich wie nötig zu schreiben. Das erreichst du zum<br />

Beispiel durch gut gewählte und auflockernde Zitate.<br />

4. Regel Schreibe nachvollziehbar:<br />

In deinem Text muss erkennbar sein, welche Maßstäbe du für deine Kritik<br />

setzt. Begründe deine Kritik. Zitate müssen <strong>im</strong>mer gekennzeichnet sein und<br />

vergiss nicht, deinen Namen unter oder über die Rezension zu schreiben.<br />

Um deine Rezension zu schreiben, nutze das vorgedruckte Formular oder übern<strong>im</strong>m die<br />

Einteilung in deinen Hefter.<br />

Rezension zu „Tintenherz“:<br />

Inhalt:<br />

Meinung:<br />

Fazit:<br />

67


4. SCHLUSSBETRACHTUNG<br />

„Schau dir doch einfach den Film dazu an, dann brauchst du das Buch nicht zu lesen!“<br />

Nachdem in dieser Arbeit der <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>Literaturverfilmungen</strong> näher erörtert wurde,<br />

bleibt festzuhalten, dass dieser eingangs formulierte Satz weit mehr als eine Diffamierung<br />

von Roman und Film darstellt. Der Behauptung kann auf vielerlei Hinsicht widersprochen<br />

werden. <strong>Zum</strong> einen setzen, wie am veränderten Finale von „Tintenherz“ deutlich wird,<br />

Filme die Vorlagen nicht direkt um, weshalb der Film keineswegs ausreicht, um Inhalte<br />

von Romanen zu erfassen. Desweiteren werden nur einzelne Aspekte umgesetzt. So geht<br />

Iain Softley in seiner Verfilmung vor allem auf das He<strong>im</strong>weh Staubfingers ein und weniger<br />

auf die Problematik, dass Mo seine Frau wieder aus dem Buch lesen möchte.<br />

Der Film kann auch nicht „einfach“ angeschaut werden. Viele Darstellungsweisen, wie<br />

etwa Rückblenden oder das Einbeziehen der Elemente aus „Der Zauberer von Oz“ muss<br />

der Schüler verstehen und interpretieren können. Regisseur und Drehbuchautor verändern<br />

bewusst best<strong>im</strong>mte Akzente, um be<strong>im</strong> Zuschauer die gewünschten Reaktionen<br />

hervorzurufen, Handlungen zusammenzufassen und die Spannung aufrechtzuerhalten.<br />

Dafür nutzen sie Kameraeinstellungen, Perspektiven und variieren den Point of View.<br />

Verinnerlichen die Schüler die Darstellungsmöglichkeiten, fällt ihnen der <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong><br />

Filmen leichter und sie sind in der Lage, sich kritisch <strong>mit</strong> ihnen auseinanderzusetzen (Vgl.<br />

3.6 Filme rezensieren).<br />

Da<strong>mit</strong> Schüler nicht in die Situation kommen, Film zu schauen, um Bücher nicht zu lesen,<br />

sollte der Lehrer nach Möglichkeit filmische Adaptionen in seine Unterrichtsplanung<br />

aufnehmen. Die zwei Strukturmodelle unter 2.3.2.4 zeigen auf welche Weise dies möglich<br />

ist. Außerdem behaupte ich, dass die Behandlung von <strong>Literaturverfilmungen</strong> keiner großen<br />

Vorbereitung bedarf, wenn sich der Lehrerende einmal gründlich <strong>mit</strong> dieser Thematik<br />

auseinander gesetzt hat. Wichtige filmsprachliche Elemente wiederholen sich <strong>im</strong>mer<br />

wieder und werden von Film zu Film <strong>mit</strong> unterschiedlicher Gewichtung eingesetzt.<br />

Gestalterische Besonderheiten fallen nicht nur den Schülern schnell auf. Je öfter der Lehrer<br />

Filme <strong>im</strong> Unterricht einsetzt, desto routinierter werden er und die Klasse <strong>mit</strong> diesem<br />

Medium umgehen. Wie aus der Lehrplananalyse hervorgeht, können Filme außerdem für<br />

andere kreative Arbeiten genutzt werden. Wie zum Beispiel dem Schreiben von<br />

Figurencharakteristiken, Drehbüchern und Kritiken.<br />

68


Das Filmheft liefert dafür folgende Vorlagen, die ein wenig variiert für weitere Filme<br />

einsetzbar sind: die Aufgabe zum Drehbuchaufbau, der Fragenkatalog, die Ausarbeitungen<br />

zur Erstellung eines Drehbuchs und das Arbeitsblatt für das Schreiben von Filmkritiken.<br />

Die restlichen Aufgabenstellungen, wie etwa zu den Motiven und Symbolen in<br />

„Tintenherz“ (Vgl. Kap. 3.5/Teil II) oder die nähere Betrachtung des Monologs von Elinor<br />

(Vgl. Kap. 3.4/Teil II) lassen Rückschlüsse zu, wie <strong>mit</strong> diesen Themen in anderen Filmen<br />

umgegangen werden kann. In diesem Punkt unterscheidet sich dieser Entwurf von den<br />

üblichen Filmheften, die sich größtenteils <strong>mit</strong> inhaltlichen Schwerpunkten<br />

auseinandersetzen und da<strong>mit</strong> in anderen Fächern, nicht aber für andere Filme einsetzbar<br />

sind.<br />

Mein Ziel war es außerdem zu zeigen, dass <strong>Literaturverfilmungen</strong> eine Vielzahl an<br />

Möglichkeiten eröffnen <strong>mit</strong> diesen <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong> umzugehen, statt „nur zur<br />

Unterhaltung der Schüler und zur Inhaltszusammenfassung eingesetzt“ zu werden (Vgl. 1.2<br />

Ziel der wissenschaftlichen Arbeit). Eine Auswahl dieser Möglichkeiten wurde unter 2.3.2<br />

vorgestellt. Darüber hinaus ist es möglich, Leseförderung zu betreiben, wie „Tintenherz“<br />

sehr stark deutlich macht. Jugendliche werden durch den Film <strong>mit</strong> vielen anderen<br />

Märchen- und Romaninhalten konfrontiert, die zum Weiterlesen anregen. Nicht zu<br />

vergessen ist, dass „Tintenherz“ selbst Teil einer Trilogie ist und sowohl für den Entwurf<br />

des Drehbuchs als auch für das Schreiben der Filmrezension die Romanvorlage (in<br />

Auszügen) gelesen werden muss. Die Aufgabe unter 3.4/Teil I regt ebenfalls zum Lesen<br />

an, indem die Hauptfiguren von „Tintenherz“ und „Der Zauberer von Oz“ verglichen<br />

werden sollen.<br />

Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass die Schüler einen Einblick in best<strong>im</strong>mte<br />

Berufsgruppen und deren Tätigkeitsfelder bekommen. Drehbuchautoren und Regisseure<br />

setzen Romaninhalte nicht direkt um. Sie interpretieren, verändern Akzente und schaffen<br />

dadurch ein neues eigenständiges Kunstwerk, das vom Rezipienten auch als solches<br />

gewürdigt werden sollte. Ebenso wird die Arbeit eines Journalisten vorgestellt (Vgl. 3.6<br />

Filme rezensieren).<br />

Nachdem weitgehend gelungene Gesichtspunkte aufgezählt wurden, bleibt zu erwähnen,<br />

dass viele Themen offen geblieben sind. Wichtig wäre zu der, <strong>im</strong> Gymnasium antreffenden<br />

Altersgruppe, psychologische Hintergrundbetrachtungen vorzunehmen, um gezielter auf<br />

die Schüler eingehen zu können und deren Kompetenzen methodisch zu fördern. Durch<br />

eine bessere Differenzierung und meiner wachsenden Praxiserfahrung können die<br />

69


Fragestellungen <strong>im</strong> Filmheft und die Formulierungen zu den fünf Grundfragen zu Klafkis<br />

Modell schließlich konkreter benannt werden. Ferner wurden in dieser Arbeit,<br />

Analysemöglichkeiten der Dramatik nicht ausgiebig vorgestellt. <strong>Zum</strong> einen, weil<br />

"Tintenherz" ein epischer Text ist und weil die Betrachtung dessen den Rahmen der Arbeit<br />

ausgereizt hätte. Die Aufgabenstellung unter 3.2 reißt die Thematik „Drama“ kurz an.<br />

Auch den Blick in Lehrpläne anderer Länder bezüglich der Filmbildung wäre für die<br />

Zukunft interessant, genauso wie die Untersuchung, ob Kaspar Spinners Annahme, Filme<br />

würden günstigere Zugangsmöglichkeiten zu Analyseverfahren bieten, <strong>mit</strong> der Praxis<br />

übereinst<strong>im</strong>mt.<br />

Zusammenfassend ist zu sagen, dass diese wissenschaftliche Arbeit in vielen Punkten<br />

erweitert und verfeinert werden kann, sie aber dennoch einen Einblick in den <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>Literaturverfilmungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong> gegeben hat. Desweiteren zeigt sich, dass<br />

nicht alle filmrelevanten Themen, wie etwa die Gestaltung der Filmmusik oder der Einsatz<br />

von Schnitttechniken behandelt werden können.<br />

Aus diesem Grund möchte ich <strong>mit</strong> einen Zitat von Elisabeth Paefgen schließen, die über<br />

den Einsatz von Filmen <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong> folgendes schrieb: „Eine Filmschule kann<br />

der <strong>Deutschunterricht</strong> nicht werden, aber er kann das `Literarische` und das<br />

`Nichtliterarische` am Film nutzen, um das `Literarische` an der Literatur zu<br />

verdeutlichen.“ 101 .<br />

101 Paefgen, Elisabeth: Einführung in die Literaturdidaktik. Stuttgart/We<strong>im</strong>ar: 2006, S. 175 f.<br />

70


Literatur- und Quellverzeichnis<br />

Baum, Lyman Frank: Der Zauberer von Oz. Würzburg: Arena 1994, 224 S.<br />

Chatman, Seymour: Coming to Terms. The Rhetoric of Narrative in Fiction and Film.<br />

Ithaca/New York: Cornell University Press 1990, 240 S.<br />

Field, Syd: Drehbuchschreiben für Fernsehen und Film. Ein Handbuch für Ausbildung und<br />

Praxis. 3. Auflage. Berlin: Ullstein 2005, 244 S.<br />

Fredeking, Volker.; Krommer, Axel; Maiwald, Klaus: Mediendidaktik Deutsch.<br />

Eine Einführung. Berlin: Schmidt 2008, 319 S.<br />

Freistaat Sachsen, Staatsministerium für Kultus(Hg.): Lehrplan Gymnasium. Deutsch.<br />

Dresden: Saxoprint 2004, 55 S.<br />

Funke, Cornelia: Tintenherz. Hamburg: Dressler 2003, 573 S.<br />

Gunning, Tom: Das Kino der Attraktionen. Der frühe Film, seine Zuschauer und<br />

die Avantgarde. In: Meteor 4. Texte zum Laufbild 4. 1996. S.25-34.<br />

Heidtmann, Horst: Kindermedien. Stuttgart: Metzler 1992, 199 S.<br />

Hickethier, Knut: Film- und Fernsehanalyse. 4. Auflage. Stuttgart: Metzler 2001. 243 S.<br />

Holighaus Alfred (Hg.): Der Filmkanon. 35 Filme, die Sie kennen müssen.<br />

Bonn, Berlin: BpB 2005, 272 S.<br />

Jacobsen, Wolfgang (Hg.): Geschichte des deutschen Films.2. Auflage.<br />

Stuttgart/We<strong>im</strong>ar: Metzler 2004, 666 S.<br />

Kafka, Franz. Mit einer Nachbemerkung von Hans-Gerd Koch: Tagebücher 1909 - 1923.<br />

Fassung der Handschrift, Frankfurt am Main: S.Fischer 1997, 846 S.<br />

71


Klafki, Wolfgang: Didaktische Analyse als Kern der Unterrichtsvorbereitung (1958)<br />

In: Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Weinhe<strong>im</strong>/Berlin/Basel:<br />

Beltz 1964, 153 S.<br />

Kracauer, Siegfried: Von Caligari zu Hitler. Eine psychologische Geschichte<br />

des deutschen Films. 6. Auflage. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1979, 632 S.<br />

Langness, Anja; Leven, Ingo; Hurrelmann, Klaus: Freizeit- und Gesundheitsverhalten:<br />

Große Unterschiede <strong>im</strong> Lebensstil. In: 15. Shell Jugendstudie. Jugend 2006. Eine<br />

pragmatische Generation unter Druck. Hg. v. Shell Deutschland Holding.<br />

Konzeption & Koordination: Klaus Hurrelmann. Frankfurt am Main: Fischer-<br />

Taschenbuch-Verl. 2006, S.49-100.<br />

Mahne, Nicole: Transmediale Erzähltheorie. Eine Einführung. Göttingen: Vandenhoeck<br />

& Ruprecht 2007, 143 S.<br />

Paefgen, Elisabeth: Einführung in die Literaturdidaktik. Stuttgart/We<strong>im</strong>ar:<br />

Metzler 2006, 223 S.<br />

Sahr, Michael: Verfilmte Kinder- und Jugendliteratur. Der literarische Kinderfilm<br />

- ein vernachlässigtes Unterrichtsmedium. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag<br />

Hohengehren 2004, 180 S.<br />

Saupe, Anja; Leubner, Martin: Erzählungen in Literatur und Medien und ihre Didaktik.<br />

Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren 2006, 344 S.<br />

Schweiger, Wolfgang: Theorien der Mediennutzung. Eine Einführung. Wiesbaden:<br />

VS Verl. für Sozialwissenschaft. 2007, 397 S.<br />

Spinner, Kaspar: Von der Filmerfahrung zur literarischen Textanalyse. In: H. Jonas/P.<br />

Josting (Hg.). Medien - <strong>Deutschunterricht</strong> - Ästhetik. München: 2004, S. 199-206.<br />

72


Statistisches Bundesamt: Zeitaufwand pro Woche für Unterhaltung und Kultur 2001/2002.<br />

In: Statistisches Jahrbuch 2008 … für die Bundesrepublik Deutschland,<br />

Wiesbaden, (2008), 734 S.<br />

Stanzel, Franz Karl : Theorie des Erzählens. 4. Auflage. Göttingen:<br />

Vandenhoeck und Ruprecht 1989, 339 S.<br />

Strobel, Hans: Kinderfilm und Kinderkino in Deutschland – ein Bestandteil der<br />

Kinderkulturlandschaft. In: Kinder – Literatur – und „neue“ Medien.<br />

Hg. v. Richter, Karin; Riemann, Sabine, Baltmannweiler: 2000, S. 126 -132.<br />

Theunert, Helga; Lenssen, Margrit; Schorb, Bernd: Wir gucken besser fern als Ihr!.<br />

Fernsehen für Kinder. München: KoPäd-Verlag 1995, 184 S.<br />

Wilkening, Albert(Hg.): Film. Leipzig: Bibliograph. Inst. 1966, 916 S.<br />

Zipes, Jack: Rotkäppchens Lust und Leid. Biographie eines europäischen Märchens.<br />

Düsseldorf: Ullstein 1982, 235 S.<br />

Online-Quellen:<br />

Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.), Filmhefte,<br />

http://www.bpb.de/publikationen/SNA3WX,0,0, Filmhefte.html<br />

(Zugriff am 14. Juni 2009)<br />

Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.), Filmkompetenzerklärung vom 21. Mai 2003.<br />

Veranstaltungsdokumentation (Juli 2003),<br />

http://www.bpb.de/veranstaltungen/ROLDTY,0,Filmkompetenzerkl%E4rung_vom<br />

_21_Mai_2003.html (Zugriff am 12.Mai 2009)<br />

Comenius-Institut (Hg.), Eckwerte zur Medienerziehung. Reform des sächsischen<br />

Lehrplans, Juni 2004, http://www.sachsen-macht-<br />

schule.de/apps/lehrplandb/downloads/grundsatzpapiere/Eckwerte%20zur-<br />

%20Medienerziehung.pdf<br />

73


Deutsche Kindermedienstiftung Goldener Spatz, Die Deutsche Kindermedienstiftung<br />

GOLDENER SPATZ, http://www.goldenerspatz.de/stiftung/index/index.htm<br />

(Zugriff am 26. Mai 2009)<br />

Literaturkritik.de: Editionsphilologie. Recensio,<br />

http://www.literaturkritik.de/public/online_abo/online_lexikon.php?option=item&t<br />

ask=show&id=1166 (Zugriff am 18.Juni 2009)<br />

Peter Zander, Cornelia Funke und die Pflicht des Happy Ends, 9. Dezember,<br />

2008http://www.welt.de/kultur/article2850191/Cornelia-Funke-und-die-Pflicht-<br />

des-Happy-Ends.html<br />

Warner Bros. Studios (Hg.), Cast & Crew, http://wwws.warnerbros.de/inkheart/<br />

(Zugriff am 1. Juni 2009)<br />

DVD: Softley, Iain: Tintenherz, DVD, 106 Minuten, USA/Deutschland/Italien:<br />

Warner Bros 2007.<br />

Abbildungs –und Tabellenverzeichnis<br />

Abbildung 1: Häufigste Freizeitbeschäftigungen von zwölf- bis 25-jährigen 04<br />

Abbildung 2: Zeitaufwand pro Woche für Unterhaltung und Kultur 05<br />

Abbildung 3: Handlungsfelder schulischer Medienerziehung 20<br />

Tabelle 1: Filmische Zeitgestaltung 26f.<br />

Tabelle 2: Filmische Erzählsituationen 28<br />

Tabelle 3: Schuss – Gegenschuss – Verfahren 30<br />

Tabelle 4: Einstellungsgrößen 32f.<br />

Tabelle 5: Sequenzprotokoll 37<br />

Tabelle 6: Abgrenzung beider Strukturmodelle und Anwendung für das Filmheft 44<br />

Alle in der Arbeit befindlichen Screenshots stammen von DVD: Softley, Iain: Tintenherz,<br />

DVD, 106 Minuten, USA/Deutschland/Italien: Warner Bros. 2007.<br />

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Eidesstattliche Erklärung<br />

Hier<strong>mit</strong> versichere ich, Anke Schuster, die vorliegende Arbeit selbstständig und nur <strong>mit</strong><br />

den angegebenen Hilfs<strong>mit</strong>teln angefertigt zu haben sowie alle Stellen, die dem Wortlaut<br />

oder dem Sinn nach anderen Werken entnommen sind, durch die Angabe der Quellen als<br />

Entlehnung kenntlich gemacht zu haben.<br />

Leipzig, den 13. August 2009<br />

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