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TV Aktuell 3_13 - Turnverein Lahr

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REDAKTION<br />

Grenzüberschreitende Übungsleiterfortbildung<br />

Besichtigung der Festung Mutzig im Elsass<br />

(lh) Fortbildung muss nicht langweilig sein.<br />

Und muss auch nichts Abschreckendes an sich<br />

haben. Jedenfalls war die Fortbildung,<br />

die der <strong>TV</strong> <strong>Lahr</strong> seinen Übungsleiterinnen,<br />

Übungsleitern und Funktionsträgern am 2.<br />

Julisamstag geboten hat, höchst anregend,<br />

ja spannend. Die Fahrt, nebst abendlichem<br />

Abschluss auf dem Lindenhof in Nonnenweier,<br />

sollte, wie Claudia Michel bei ihrer Begrüßung<br />

betonte, ein kleines Dankeschön sein für die<br />

geleistete Arbeit in den Sporthallen und im<br />

Hintergrund der Vereinsorganisation.<br />

Die Reise führte hinüber ins Elsass zu der<br />

bei uns kaum bekannten, aber hochinteressanten<br />

Festung Mutzig. Es ist eine Festung<br />

der Superlative. Sie war die größte, stärkste,<br />

sicherste, modernste, teuerste europäische<br />

Festungsanlage vor dem Ersten Weltkrieg. Die<br />

auf Geheiß Kaiser Wilhelms II. ab 1893 auf<br />

Schlafstätten<br />

Außenanlage<br />

einer Bergkuppe über dem Breuschtal erbaute<br />

Festung hatte die strategische Aufgabe, die<br />

im 1870er-Krieg eroberten Gebiete Elsass-<br />

Lothringen zu sichern und die Rheinebene<br />

zwischen Straßburg und den Vogesen gegen<br />

französische Angriffe zu blockieren.<br />

Was wir auf dem zweieinhalbstündigen<br />

Rundgang zu sehen bekamen, war in<br />

der Tat zum Erstaunen: Eine komplette Stadt<br />

unter Tage mit einem Labyrinth von zahllosen<br />

Gängen, Treppen, Räumen und Nischen entfaltete<br />

sich da. Aber nur rund ein Zehntel des<br />

254 ha großen Festungsareals mit einem Umfang<br />

von 6 Kilometern ist heute für Besucher<br />

begehbar.<br />

Bis zu 8000 Soldaten waren hier<br />

untergebracht, und die Festung war technisch<br />

und logistisch so ausgelegt, dass sie im<br />

Ernstfall 3 Monate lang gegen feindliche<br />

Belagerungen gehalten werden konnte.<br />

Das heißt, das Fort verfügte<br />

über mehrere voneinander<br />

unabhängige Tiefbrunnen<br />

und Zisternen, über vier<br />

Kraftstationen mit Deutz-<br />

Dieselmotoren zur Erzeugung<br />

der elektrischen Energie. Ein<br />

Novum in der damaligen Zeit.<br />

Auf der rund 2,5 km langen<br />

Tour besichtigten wir unterirdische<br />

Mannschaftsräume<br />

mit ihren spartanischen Schlafkojen,<br />

zwei Küchen, Infanterieräume<br />

mit ihren kümmerlichen<br />

Wasch- und Spülbecken,<br />

eine Bäckerei, ein Lazarett,<br />

einen Latrinenraum und den<br />

imposanten Maschinenraum<br />

einer Stromzentrale, jeweils mit<br />

originaler Ausstattung.<br />

Unsere charmante junge<br />

Führerin Rebecca passte<br />

eigentlich so gar nicht in diese<br />

harte militärische Welt. Aber<br />

sie beschrieb nicht nur Festungsküche<br />

sachkundig die technischen<br />

Einrichtungen, sondern<br />

schilderte auch lebhaft<br />

und anschaulich die harten<br />

und primitiven Lebensund<br />

Arbeitsbedingungen<br />

der hier untergebrachten<br />

Soldaten. Das beengte<br />

Leben unter Tage, ohne<br />

Tageslicht, in schmalen,<br />

niedrigen Stollen und<br />

Kasematten, in stickiger Luft<br />

bei Temperaturen oft bis zu<br />

30 Grad - albtraumhaft!<br />

Unvorstellbar für uns Im Maschinenraum<br />

Heutige auch die äußerst<br />

dürftigen hygienischen<br />

Verhältnisse und die sehr<br />

robusten medizinischen<br />

Versorgungstechniken<br />

im karg ausgestatteten<br />

Lazarett.<br />

Rebecca stellte auch<br />

immer wieder erhellende<br />

Bezüge her zur<br />

deutsch-französischen Geschichte<br />

vor dem Ersten<br />

Weltkrieg. Vielleicht hatten<br />

manche Teilnehmer befürchtet,<br />

mit Schilderungen<br />

von Schlachten, blutigen Kanonaden und zermürbenden<br />

Sinne schon nach 22 Minuten vorbei.<br />

Stellungskriegen konfrontiert zu<br />

werden. Dazu bot diese Festung überraschenderweise<br />

keinen Anlass. Das Mutzig-Areal ist mit den Kompanien in den zerwühlten<br />

Es mag grotesk klingen: Aber verglichen<br />

kein blutgetränktes Schlachtfeld wie etwa die<br />

Gegend um Verdun.<br />

und zerschossenen Schützengräben auf den<br />

verschiedenen Schlachtfeldern der Westfront<br />

konnten sich die Soldaten in diesen<br />

bombensicheren Bunkergängen der Festung<br />

Mutzig geradezu beschützt und geborgen<br />

fühlen.<br />

Ein kurzes Gefecht am 18. August 1914 mit<br />

exakt 291 Kanonenschüssen in Richtung<br />

Urmatt im Breuschtal war die einzige<br />

Kampfhandlung im Ersten Weltkrieg. Das<br />

anrückende französische Heer, das durchs<br />

Breuschtal nach Norden und nach Straßburg<br />

durchstoßen wollte, zog sich angesichts dieses<br />

massiven Mutziger Sperriegels wieder zurück;<br />

ein weiterer Angriff erfolgte nicht mehr. So<br />

war der Erste Weltkrieg für die Soldaten der<br />

Festung Mutzig im engeren militärischen<br />

REDAKTION<br />

Am Schluss ihrer Führung erläuterte<br />

Rebecca Idee und Konzeption dieser<br />

Festungsanlage. Es gehe hier nicht so sehr<br />

um die Dokumentation militärischer Themen<br />

und Kriegsstrategien. Zwar stehe das „Fort de<br />

Mutzig“ im Zusammenhang mit der leidvollen,<br />

oft kriegerischen deutsch-französischen

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