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Raumkonstruktionen in der Dichtung von Ágnes Nemes Nagy

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Die Lebendigkeit ihrer Gegenstände und Naturelemente ist kennzeichnend für die <strong>Dichtung</strong> <strong>von</strong><br />

Ágnes <strong>Nemes</strong> <strong>Nagy</strong>, denn die D<strong>in</strong>ge ersche<strong>in</strong>en dort durch die Expressivität subjektiv-humaner<br />

Wahrnehmung und Bezugnahme. Die Gedichte handeln so nicht nur <strong>von</strong> den D<strong>in</strong>gen, son<strong>der</strong>n<br />

gerade auch <strong>von</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>der</strong> D<strong>in</strong>ge. Daher gehen die Orte und die gelebte<br />

Räumlichkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> H<strong>in</strong>wendung zur Außenwelt <strong>in</strong> den Motivschatz dieser Lyrik nachhaltig e<strong>in</strong>:<br />

Wohnung, Fenster, das Auf-und-Ab <strong>der</strong> Hausdächer, Hof, Schmiede, Landschaft, Straße,<br />

Museum, Bahnhof, Endhaltestelle und die Erde.<br />

Die Dissertation Térkonstrukciók <strong>Nemes</strong> <strong>Nagy</strong> Ágnes költészetében untersucht die poetischen<br />

und ästhetischen Konstruktionen dieser Orte und <strong>der</strong> Raumwahrnehmung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lyrik <strong>von</strong><br />

Ágnes <strong>Nemes</strong> <strong>Nagy</strong>.<br />

Durch die Untersuchung <strong>von</strong> Ort- und Raumvorstellungen, die <strong>in</strong> <strong>Nemes</strong> <strong>Nagy</strong>s <strong>Dichtung</strong><br />

e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle spielen, steht die Studie auch im Kontext des sogenannten ‚spatial turn‘<br />

<strong>der</strong> Literatur- und Kulturwissenschaften. Die E<strong>in</strong>leitung skizziert die Entwicklung sowie die<br />

wichtigsten Forschungsrichtungen des ‚spatial turn‘. Die geme<strong>in</strong>same Annahme dieser<br />

kulturwissenschaftlichen Ausrichtung und dieser Studie besteht dar<strong>in</strong>, dass die<br />

Raumwahrnehmung ursprünglich auf die mit dem Leib erfahrene Bewegung zurückzuführen ist,<br />

die durch an<strong>der</strong>e bewusstse<strong>in</strong>sgesteuerte – etwa visuelle o<strong>der</strong> emotionale – Orientierung ergänzt<br />

wird. Darüber h<strong>in</strong>aus bee<strong>in</strong>flussen kulturell tradierte, aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> aufbauende, semiotisierte<br />

Raumvorstellungen und unterschiedliche Bedeutungen <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sprache bewahrten<br />

Ortsbenennungen die <strong>in</strong>dividuelle Raumwahrnehmung, was auch die Fragestellung <strong>der</strong> Studie<br />

betreffen. Dementsprechend werden die poetische Darstellung <strong>der</strong> körperlichen Wahrnehmung,<br />

die auf Visualität und Emotionalität bezogenen <strong>in</strong>dividuellen Ortsdarstellungen und die<br />

Repräsentation sowie das performative Potential <strong>der</strong> poetischen Darstellung <strong>der</strong> aus Sicht e<strong>in</strong>er<br />

Geme<strong>in</strong>schaft wichtigen Orte – Stadt, Museum und Endhaltestelle – <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Kapiteln<br />

beschrieben. Dabei erhält e<strong>in</strong>e spezielle Fragestellung des ‚spatial turn‘, die sich gleichsam aus<br />

dem Wesen <strong>von</strong> <strong>Nemes</strong> <strong>Nagy</strong>s <strong>Dichtung</strong> ergibt, hervorgehobene Bedeutung: die poetische<br />

Darstellung des an Orte geknüpften <strong>in</strong>dividuellen und kulturellen Gedächtnisses.<br />

Der <strong>der</strong>zeitige Stand <strong>der</strong> <strong>Nemes</strong>-<strong>Nagy</strong>-Forschung, die Rezeptionsgeschichte und die<br />

Positionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundärliteratur, bieten Raum für differente und neue Annäherungen an ihre<br />

lyrischen Arbeiten. So ist e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Personenkonzeption <strong>der</strong> <strong>Nemes</strong>-<br />

<strong>Nagy</strong>-Lyrik im Spannungsfeld <strong>der</strong> begrifflichen Konzepte ‚Depersonalisierung’ (Ernı Kulcsár<br />

Szabó) und Subjektivität s<strong>in</strong>nvoll. Die These ist hier, dass evidente Depersonalisierungsvorgänge<br />

die poetischen Manifestationen <strong>der</strong> Personalität und Subjektivität durchaus nicht zum<br />

Verschw<strong>in</strong>den br<strong>in</strong>gen, sodass <strong>der</strong> Begriff ‚objektive Lyrik‘ auf diese <strong>Dichtung</strong> nicht anzuwenden<br />

ist und <strong>der</strong> <strong>der</strong> ‚D<strong>in</strong>ghaftigkeit‘ auch nur auf <strong>der</strong>en Motivschatz bezogen werden kann. Obwohl<br />

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