Richtlinie für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention
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7.2 − Durchführung der Desinfektion<br />
werden, sollten gesonderte Toiletten benutzen, unabhängig davon, ob eine Desinfektion<br />
der Ausscheidungen <strong>für</strong> erforderlich gehalten wird oder nicht. In gleicher Weise<br />
sollten die in Bettpfannen o. ä. aufgefangenen Fäzes <strong>und</strong> der Urin dieser Patienten über<br />
spezielle Toiletten oder Spülbecken der Kanalisation zugeführt werden. Die zum Auffangen<br />
der Ausscheidungen verwendeten Gefäße (z. B. Bettpfannen, Urinflaschen) sollten<br />
nach dem Entleeren desinfiziert werden, unabhängig davon, ob der Patient an einer<br />
Infektionskrankheit leidet oder nicht.<br />
3.8.1 Desinfektion von Fäzes<br />
Eine thermische Desinfektion von Fäzes ist infolge der Geruchsbelästigung zumeist<br />
nur in Verbindung mit der thermischen Abwasserdesinfektion praktikabel. Für die laufende<br />
Desinfektion von Fäzes können daher in der Regel nur chemische Mittel verwendet<br />
werden.<br />
Zur chemischen Desinfektion von Fäzes können Kalkmilch oder Phenole bzw. Phenolderivate<br />
verwendet werden. Bei der Auswahl der Mittel ist jedoch darauf zu achten,<br />
dass Kalkmilch gegenüber Tuberkulose-Bakterien unwirksam ist <strong>und</strong> Phenole bzw.<br />
Phenolderivate zur Desinfektion bei Viruskrankheiten ungeeignet sind. Chloramin <strong>und</strong><br />
Chlorkalk sind zur Desinfektion von Fäzes unbrauchbar (vgl. Tab.).<br />
Tabelle zu Ziffer 3.8.1<br />
Krankheitserreger<br />
Viren<br />
Mykobakterien<br />
sonstige<br />
Desinfektionsmittel bzw. Wirkstoff<br />
Kalkmilch<br />
Phenole bzw. Phenolderivate<br />
Kalkmilch oder Phenole bzw. Phenolderivate<br />
Die Fäzes sind mit mindestens der doppelten Menge der Gebrauchsverdünnung des<br />
Desinfektionsmittels zu versetzen. Mit Hilfe eines Stabes sind die Fäzes mit dem Desinfektionsmittel<br />
zu verrühren. Kompakte Bestandteile der Fäzes müssen dabei bis auf<br />
Erbsengröße zerkleinert werden. Das Desinfektionsmittel muss bei Raumtemperatur<br />
mindestens sechs St<strong>und</strong>en einwirken. Der zum Vermengen benutzte Stab kann mit den<br />
Fäzes chemisch desinfiziert werden <strong>und</strong> soll dann bis zum Ablauf der Desinfektionszeit<br />
in dem Gemenge verbleiben. Die Gefäße können danach in einen Abort o. ä. entleert<br />
werden. Anschließend sind die entleerten Gefäße zu desinfizieren.<br />
3.8.2 Desinfektion von Urin<br />
Für die Desinfektion von Urin gilt das gleiche wie <strong>für</strong> die Desinfektion von Fäzes (vgl.<br />
3.8.1). Bei der chemischen Desinfektion genügt ein Mischungsverhältnis von Urin mit<br />
der Gebrauchsverdünnung des Desinfektionsmittels von einem Teil Urin mit einem<br />
Teil Desinfektionsmittel-Lösung; die Einwirkungszeit soll mind. zwei St<strong>und</strong>en betragen.<br />
3.8.3 Desinfektion der Auffanggefäße<br />
Die Auffanggefäße können thermisch oder chemisch desinfiziert werden; thermische<br />
Verfahren sollten bevorzugt verwendet werden.<br />
<strong>Richtlinie</strong> <strong>Krankenhaushygiene</strong><br />
Elsevier, Urban & Fischer, München<br />
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