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herstellung von wasserstoff durch sonnenenergie - HZwei

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ENTWICKLUNG<br />

Thema: Entwicklung Autor: Dieter Ostermann<br />

HERSTELLUNG VON WASSERSTOFF DURCH<br />

SONNENENERGIE<br />

ODB-Tec entwickelt neuartige photoelektrochemische Solarzelle<br />

16<br />

Beispielhafter Aufbau einer Zelle mit einem<br />

Pt/TiO 2 -Elektrodenpaar<br />

Die solare Wasserstoffwirtschaft soll<br />

die Rettung bringen: die direkte Herstellung<br />

<strong>von</strong> Wasserstoff mit Hilfe <strong>von</strong><br />

Sonnenenergie. Bisher war dies allerdings<br />

lediglich eine Vision, die jetzt jedoch<br />

Wirklichkeit werden könnte. Eine<br />

neue photoelektrochemische Solarzelle<br />

<strong>von</strong> der Firma ODB-Tec könnte den<br />

Durchbruch bringen. Diese neuartige<br />

Zelle erzeugt gasförmigen Wasserstoff<br />

aus Sonnenlicht und könnte als Solar<strong>wasserstoff</strong>anlage<br />

der Zukunft die autarke<br />

Energieversorgung <strong>von</strong> Einfamilienhäusern<br />

ermöglichen.<br />

Im Jahr 1972 präsentierten Honda und<br />

Fujishima in Nature [1] einen Aufbau einer<br />

photoelektrochemischen Zelle, die<br />

<strong>durch</strong> Lichteinstrahlung Wasser zersetzen<br />

konnte. Honda und Fujishima<br />

nutzten dabei einen reinen Titandioxidkristall,<br />

der über eine äußere Leitung<br />

mit einer Platinelektrode verbunden<br />

war. Durch Bestrahlung des Kristalls<br />

mit einer 500 Watt Xenon-Bogenlampen-Lampe<br />

wurde per Photoelektrolyse<br />

der Elektrolyt Wasser in seine Bestandteile<br />

Wasserstoff und Sauerstoff zersetzt.<br />

Der Wirkungsgrad dieser Zelle war mit<br />

0,1 % allerdings sehr gering.<br />

NEUE VORRICHTUNG UND HERSTEL-<br />

LUNG Die Firma ODB-Tec GmbH & Co.<br />

KG aus Monheim am Rhein entwickelt<br />

momentan auf Basis dieser Grundlagen<br />

<strong>von</strong> Honda und Fujishima eine Solarzelle,<br />

die Wasser mit Hilfe <strong>von</strong> Sonnenlicht zersetzt – jetzt allerdings mit einem<br />

weitaus höheren Wirkungsgrad. Dieses neuartige patentierte Konzept [2] besteht aus<br />

einer Photoelektrode, die direkt mit der Gegenelektrode kontaktiert ist. Das Elektrodenpaar<br />

befindet sich in einer Reaktionskammer, die mit einem Elektrolyten<br />

gefüllt ist (s. Abb. 1). Durch das Einstrahlfenster kann das Sonnenlicht in die Zelle<br />

einfallen.<br />

Die erste Elektrode besteht aus einem dotierten Halbleiter, die zweite Elektrode<br />

aus einem Metall. Vorliegend besteht die erste Elektrode aus einem n-dotierten<br />

plattenförmigen TiO 2 (110)-Kristall und die zweite Elektrode ist eine einseitig auf<br />

den TiO 2 -Kristall aufgedampfte Platinschicht. Somit entsteht ein flächiger Kontakt<br />

zwischen den beiden Elektroden. Das Elektrodenpaar ist derart in der Zelle angeordnet,<br />

dass die nichtbedampfte Oberfläche der ersten Elektrode <strong>durch</strong> das in<br />

die Zelle einfallende Licht bestrahlt wird. Die Zelle wird <strong>durch</strong> das Elektrodenpaar<br />

in einen anodischen und einen kathodischen Bereich geteilt, die flüssigkeitsleitend<br />

miteinander verbunden sind.<br />

An der Grenzfläche zwischen der ersten Elektrode und dem Elektrolyten kommt<br />

es im n-dotierten TiO 2 -Kristall <strong>durch</strong> Abwanderung <strong>von</strong> Elektronen in den Elektrolyten<br />

zur Ausbildung eines elektrischen Feldes. Gleichzeitig besteht ein Schottky-Kontakt<br />

mit einer niedrigen Barrierenhöhe an der Grenzschicht zwischen dem<br />

Halbleiter und der aufgedampften Platinschicht. Wird die Oberfläche der ersten<br />

Elektrode nun <strong>durch</strong> Licht mit einer Energie (E = h ν) bestrahlt, die ausreicht, um<br />

die Halbleiterbandlücke zu überbrücken, bilden sich im gesamten Halbleiterkristall<br />

der ersten Elektrode Elektron-Lochpaare.<br />

TiO 2 + hν → TiO 2 + e - + h +<br />

mit h + = positiv geladenes Loch, Defektelektron<br />

Während die Elektron-Lochpaare fast im gesamten Kristall <strong>durch</strong> Rekombination<br />

wieder verschwinden, werden die Elektronen <strong>von</strong> den Löchern im Bereich der Grenzschicht,<br />

wo das elektrische Feld wirkt, getrennt. Die Elektronen fließen <strong>durch</strong> das<br />

Leitungsband des Halbleiters in Richtung der zweiten Elektrode ab. Die an der Grenzschicht<br />

verbleibenden Löcher oxidieren dort die in den Wassermolekülen enthaltenen<br />

Sauerstoffionen zu gasförmigem Sauerstoff gemäß folgender Reaktionsgleichung:<br />

H 2 O + 2 h + → ½ O 2 + 2 H +<br />

Die Elektronen hingegen passieren die Grenzschicht zwischen erster und zweiter Elektrode<br />

und reduzieren an der Grenzschicht der zweiten Elektrode am Elektrolyten die Wasserstoffionen<br />

beziehungsweise Oxonium-Ionen (H 3 O + ) zu gasförmigem Wasserstoff:<br />

2 H + + 2 e - → H 2<br />

Dazu müssen die Wasserstoffionen, die sich mit neutralen Wassermolekülen zu<br />

positiv geladenen Oxonium-Ionen verbinden, <strong>durch</strong> den Elektrolyten zur Grenzschicht<br />

wandern, was aufgrund der flüssigkeitsleitenden Verbindung zwischen den<br />

Kammern ohne weiteres möglich ist. Die für die Reaktion benötigten Oxoniumund<br />

Hydroxid-Ionen entstammen der Autoprotolyse des Wassers, bei der ein Proton<br />

(H + ) <strong>von</strong> einem Wassermolekül auf ein anderes übergeht. Die Gesamtreaktion<br />

der Photoelektrolyse <strong>von</strong> Wasser lautet:<br />

H 2 O + 2 hν → H 2 + ½ O 2<br />

Das <strong>durch</strong> die photoelektrochemische Reaktion gebildete Wasserstoff- sowie das<br />

Sauerstoffgas können getrennt über jeweilige Auslassöffnungen aus der Zelle entnommen<br />

und in Gasspeicher geleitet werden. Dabei ist, wie in Abbildung 1 erkennbar,<br />

eine Vermischung der Gase ausgeschlossen, und man erhält sehr reine Gase.<br />

<strong>HZwei</strong> 08|06


ENTWICKLUNG<br />

e - H 2<br />

-<br />

+ O 2<br />

e -<br />

h · ν<br />

OXIDATION<br />

H 2 0 + 2h + > ½O 2 + 2H +<br />

O 2<br />

n-DOTIERTER HALBLEITER<br />

METALLELEKTRODE<br />

H 2 O<br />

H 2<br />

REDUKTION<br />

2H + + 2e - > H 2<br />

h · ν<br />

REDUKTION<br />

2H + + 2e - > H 2<br />

n-TIO x p-TIO x<br />

h +<br />

E F, Gleichgewicht<br />

OXIDATION<br />

H 2 0 + 2h + > ½O 2 + 2H +<br />

Abb. 1: Modellsystems solch einer photoelektrochemischen<br />

Solarzelle im Querschnitt<br />

Abb. 2: Bändermodell einer Zelle mit einem<br />

Elektrodenpaar<br />

PRAXISRELEVANTE ELEKTRODENPAARE Neben dem Modellsystem Pt/TiO 2 werden<br />

bei der Firma ODB-Tec noch weitere praxisrelevante Elektrodenpaare für die<br />

photoelektrochemische Elektrolyse entwickelt. Es werden zum Beispiel mesoporöse<br />

Titanoxidfilme (zur Vergrößerung der Elektrodenoberfläche) auf Metallfolien und<br />

entgegengesetzt dotierte verbundene Metalloxidhalbleiter (mit unterschiedlichen Dotierdichten)<br />

für die Nutzung in diesen photoelektrochemischen Zellen untersucht.<br />

An den Grenzschichten Elektrolyt/n-Halbleiter, pn-Übergang und p-Halbleiter/<br />

Elektrolyt bildet sich jeweils ein elektrisches Feld, was über das gesamte Elektrodenpaar<br />

zu einer treppenartigen Bandverbiegung führt. Im Bereich der Felder können<br />

<strong>durch</strong> die einfallende Strahlung gebildete Elektron-Lochpaare in der oben beschriebenen<br />

Weise aufgetrennt werden, wobei die Elektronen zur Oberfläche des n-Halbleiters<br />

und die Löcher zur Oberfläche des p-Halbleiters wandern. Die erzeugte Photospannung<br />

kann wiederum zur Elektrolyse <strong>von</strong> Wasser genutzt werden.<br />

Die entscheidende technische Ausprägung für den zuverlässigen Ablauf dieser<br />

photoelektrochemischen Reaktion ist in der direkten Kontaktierung der beiden<br />

Elektroden ohne Zwischenschaltung eines elektrischen Leiters (z. B. Kupferdraht<br />

oder Lastwiderstand) begründet. Außerdem spielen die Dotierdichten der Photoelektroden,<br />

die Elektrolyteigenschaften, die Nano-Strukturierung der Elektrodenoberflächen<br />

und die optischen Eigenschaften der Einzelkomponenten eine entscheidende<br />

Rolle bei der Effizienz der Elektrolyse.<br />

ANWENDUNGSBEISPIELE Wie experimentelle Studien gezeigt haben, lässt sich<br />

mit der photoelektrochemischen Solarzelle die Produktion <strong>von</strong> Wasserstoffgas aus<br />

einem Elektrolyten auch im Dauerbetrieb erzielen. Diese neue Solarzelle (s. Abb.<br />

S. 16) ist zur Herstellung <strong>von</strong> Wasserstoff für kleine Einheiten (z. B. Einfamilienhäuser)<br />

als ökologische und ökonomische Alternative zu herkömmlichen zumeist<br />

fossilen Energieträgern einsetzbar. Die Zelle ermöglicht zuverlässig und reproduzierbar<br />

die Produktion <strong>von</strong> gasförmigem Wasserstoff in einer photoelektrochemischen<br />

Reaktion und zeichnet sich <strong>durch</strong> einen besonders einfachen und sehr günstigen<br />

– für eine industrielle Serien<strong>herstellung</strong> geeigneten – Aufbau aus.<br />

Es ist beabsichtigt, die Solarzelle sowohl als Stand-alone-System als auch mit<br />

einer herkömmlichen Solaranlage (d.h. eine Hybridzelle) kombiniert herzustellen.<br />

Der Vorteil bei einer Kombination mit einer Solaranlage liegt darin, dass der niederenergetische<br />

Anteil des Sonnenlichts (infrarote Strahlung) <strong>von</strong> der Solaranlage<br />

in Wärme und der hochenergetische Anteil (sichtbare und ultraviolette Strahlung)<br />

zusätzlich <strong>durch</strong> die photoelektrochemische Elektrolyse in Wasserstoff gespeichert<br />

werden können. In einem zweijährigen Projekt mit der Universität Düsseldorf und<br />

PHOTOELEKTROLYSE<br />

Bestrahlt man einen Halbleiter mit Photonen, dessen Energie größer als die<br />

Bandlücke des Halbleiters ist, so werden die Photonen absorbiert und Elektron-Loch-Paare<br />

werden im Halbleiter erzeugt. Wird der Halbleiter mit einem<br />

Metall oder einem Halbleiter beschichtet, so kann sich unter gewissen<br />

Umständen zwischen diesen Elektroden eine Photospannung aufbauen. Befindet<br />

sich darüber hinaus dieses Elektrodenpaar in einem Elektrolyten und<br />

die erzeugte Photospannung ist etwas größer als die Zersetzungsspannung<br />

des Elektrolyten, so kann es zur Photoelektrolyse kommen.<br />

einem regionalen Maschinenbau-Unternehmen<br />

soll die Marktreife dieser<br />

photoelektrochemischen Solarzelle erreicht<br />

werden. ||<br />

Quellen:<br />

[1]<br />

K. Honda und A. Fujishima, Nature<br />

Vol. 238, S.37-38<br />

[2]<br />

Patentschrift „Photoelektrochemische<br />

Reaktionszelle und Vorrichtung<br />

zur Umsetzung <strong>von</strong> Lichtenergie mit<br />

dieser Reaktionszelle“, DE 10 2004<br />

012 303 B3<br />

[3]<br />

http://www.ub.uni-duesseldorf.de/<br />

home/etexte/diss/show?dissid=1259<br />

Dr. Dieter Ostermann<br />

ODB-Tec GmbH & Co. KG,<br />

Monheim am Rhein<br />

dieter.ostermann@odb-tec.de,<br />

www.odb-tec.de<br />

Der Autor hat im Jahr 2005 im Institut für<br />

Physik der kondensierten Materie – Abteilung<br />

Materialwissenschaft – über die<br />

Herstellung und Charakterisierung <strong>von</strong><br />

ultradünnen Titanoxidschichten auf Platineinkristalloberflächen<br />

promoviert [3] .<br />

Mitte 2004 gründete er zusammen mit<br />

zwei Kollegen die Firma ODB-Tec GmbH<br />

& Co. KG als Spin-off der Universität<br />

Düsseldorf. Neben der Weiterentwicklung<br />

der photoelektrochemischen Solarzelle,<br />

werden <strong>von</strong> ODB-Tec Dienstleistungen<br />

im Oberflächen-Analytik-Bereich angeboten.<br />

17<br />

<strong>HZwei</strong> 08|06

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