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Heft Seckau heute 840411_Heftlayout - Abtei Seckau

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Das Leben feiern<br />

Liturgie im Spannungsfeld von Tradition und Moderne<br />

von P. Othmar Stary<br />

Was die einen bedauern, ist für andere ein Anlass zur Ermutigung. Bedauerlich<br />

erscheint den regelmäßigen Teilnehmern an den Gottesdiensten, dass die Zahl<br />

der Menschen, die mit ihnen feiern, ständig abnimmt. Es wird weithin als Zeichen<br />

dafür gewertet, dass der Gottesdienst in der herkömmlichen und gewohnten Form<br />

immer weniger Besucher anzieht, anspricht und bereichert. Der Schwund an Mitfeiernden,<br />

unter dem die meisten Kirchen in Europa leiden, erfüllt viele religiöse Menschen mit<br />

Besorgnis und verursacht den Leitern der Gemeinden Kopfzerbrechen. Zugleich werten es<br />

Verantwortliche in den Kirchen positiv, dass viele Menschen zu besonderen Anlässen, wie<br />

Geburt, Heirat, Krankheit und Tod eine Feier wünschen, die Segen, Kraft und Trost vermittelt.<br />

Denn gerade in diesen Situationen spüren sie die Unzulänglichkeit menschlicher Möglichkeiten,<br />

diesen Lebenswenden einen tieferen Sinn zu geben, wonach sie sich jedoch sehnen.<br />

Unglücksfälle, Terrorsanschläge, Naturkatastrophen führen viele Betroffene in eine Kirche,<br />

drängen sie zur Feier eines Gottesdienstes, lassen sie nach Ritualen und Symbolen greifen,<br />

die dazu dienen, ihren Schmerz auszudrücken, ihrer Trauer Raum zu geben, nach Haltepunkten<br />

in der Unsicherheit und Verlorenheit zu suchen. Wenn das Verlangen nach solchen<br />

Gottesdiensten sich auch nur zu bestimmten Anlässen regt, die innere Betroffenheit und<br />

Erschütterung auslösen, weist es doch auf das tief sitzende Bedürfnis hin, mit der sonst fern<br />

liegenden Welt des Glaubens, der Gottesbegegnung in Berührung zu kommen. Davon<br />

erwarten sich die nach Orientierung und Gewissheit suchenden Menschen Geborgenheit<br />

in ihrer Hilflosigkeit, Heilung für ihre Verletzungen, Stärkung in ihrer Schwäche. Die Kirchen<br />

mit ihrem Reichtum an Ritualen, Symbolen und Worten gelten als die geeigneten Orte und<br />

Ansprechpartner, die dort, wo alle anderen Deutungsversuche versagen, einen Weg öffnen<br />

können, der zur Bewältigung des Ausgeliefertseins an die Sinnlosigkeit führt.<br />

Die aufgezeigten, miteinander offensichtlich unvereinbaren Gegebenheiten ergeben sich aus<br />

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