Bericht_3._SiTag_2013.pdf - Verband für Sicherheit in der Wirtschaft
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<strong>3.</strong> <strong>Sicherheit</strong>stag Baden-Württemberg<br />
des <strong>Sicherheit</strong>sforums Baden-Württemberg am 21. März 2013 im ICS <strong>der</strong> Messe<br />
Stuttgart<br />
Das 1999 von Vertretern aus Unternehmen, Behörden, Verbänden, Kammern und<br />
Forschungse<strong>in</strong>richtungen des Landes gegründete „<strong>Sicherheit</strong>sforum Baden-<br />
Würtemberg“ veranstaltete im Rahmen <strong>der</strong> 3-tägigen eltefa-Messe am 21.0<strong>3.</strong>13<br />
im Internationalen Congresscenter (ICS) <strong>der</strong> Messe Stuttgart se<strong>in</strong>en<br />
„<strong>3.</strong> <strong>Sicherheit</strong>stag Baden-Württemberg“.<br />
Die Vorsitzende des <strong>Sicherheit</strong>sforums, Frau Dr. Christiane Meis aus dem<br />
Innenm<strong>in</strong>isterium BaWü, g<strong>in</strong>g bereits im Rahmen ihrer Begrüßung explizit auf den<br />
ersten Vortragsblock „Betrieblicher Brandschutz – das unterschätzte Risiko“<br />
e<strong>in</strong> und führte u. a. aus, dass lt. e<strong>in</strong>er weltweiten Umfrage unter Risikomanagern<br />
Feuer- und Explosionsgefahren ganz weit vorne unter den wichtigsten<br />
Geschäftsrisiken zu f<strong>in</strong>den wären. So könne z. B. e<strong>in</strong> Feuer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en aber<br />
wichtigen Zuliefererbetrieb – etwa <strong>der</strong> Spezialchemie für Autolacke – große Teile<br />
<strong>der</strong> Automobilproduktion lahmlegen und zu gravierenden Lieferausfällen führen.<br />
v. l.: Dr. Christiane Meis, Frie<strong>der</strong> Lieb, Thomas Egelhaaf, Manuel Bohe, Jürgen<br />
Rehm<br />
Bezirksbrandmeister Frie<strong>der</strong> Lieb vom RP Stuttgart führte als Mo<strong>der</strong>ator<br />
souverän durch den ersten Vortragsblock, <strong>in</strong> welchem sich <strong>der</strong> Leiter <strong>der</strong><br />
Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg, Herr Thomas Egelhaaf, mit dem<br />
Thema „Vorbeugen<strong>der</strong> und abwehren<strong>der</strong> Brandschutz – e<strong>in</strong>e Partnerschaft<br />
für die <strong>Sicherheit</strong>“ beschäftigte und die neuesten Erkenntnisse aus diesem<br />
Gebiet mit klaren Worten auf den Punkt brachte. Er unterstrich die Bedeutung <strong>der</strong><br />
1.099 Freiwilligen und Berufs-Feuerwehren <strong>in</strong> Baden-Württemberg, die im letzten<br />
Jahr zu <strong>in</strong>sg. 111.145 E<strong>in</strong>sätzen gerufen wurden. Er verwies auch darauf, dass lt.<br />
Statistik 43 % <strong>der</strong> Unternehmen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Jahres nach e<strong>in</strong>em „größeren“<br />
Brand <strong>in</strong>solvent wurden und dass weitere 28 % <strong>in</strong>nerhalb von 3 Jahren nach<br />
e<strong>in</strong>em Brand <strong>in</strong> die Insolvenz g<strong>in</strong>gen. Anhand zahlreicher Beispiele führte er aus,<br />
wie wichtig die enge Verzahnung von abwehrendem und vorbeugendem<br />
Brandschutz ist.<br />
Jürgen Rehm, Leiter <strong>der</strong> Zentralstelle Brandschutz und Gefahrenabwehr <strong>der</strong><br />
Robert Bosch GmbH, beleuchtete nicht nur se<strong>in</strong> Thema „Brandschutzkonzept<br />
und Brandschutzmanagement“ von allen Seiten, son<strong>der</strong>n er g<strong>in</strong>g auch auf das
<strong>in</strong> se<strong>in</strong> Aufgabengebiet fallende BCM – Bus<strong>in</strong>ess Cont<strong>in</strong>uity Management – e<strong>in</strong>,<br />
d. h. die Vorbereitung auf unerwünschte Ereignisse zur Aufrechterhaltung <strong>der</strong><br />
Geschäftsfähigkeit. Beispielhaft schil<strong>der</strong>te er die notwendigen Maßnahmen vor<br />
e<strong>in</strong>em Brand-/Schadensfall – vielfältige Schutz- und <strong>Sicherheit</strong>smaßnahmen,<br />
Gefahrenabwehr- und Notfallplanung, während - Alarmierung, Benachrichtigung,<br />
Ereignisbewältigung – und auch nach e<strong>in</strong>em Schadensereignis – Wie<strong>der</strong>herstellung,<br />
Auf- und Nachbereitung. Nach se<strong>in</strong>em Vortrag war allen Zuhörern<br />
klar, dass nur e<strong>in</strong> jeweils <strong>in</strong>dividuell abgestimmtes und ständig aktualisiertes<br />
Brandschutzkonzept größere Brand- und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Rauchschäden vermeiden<br />
hilft und dass auch nur dadurch existenzgefährdende BU (Betriebsunterbrechungs)-Schäden<br />
vermieden werden können.<br />
Manuel Bohe von <strong>der</strong><br />
Concepture GmbH g<strong>in</strong>g auf<br />
die schwierige Frage e<strong>in</strong>:<br />
Brandschutz und <strong>Wirtschaft</strong>lichkeit<br />
– was ist<br />
Brandschutz wert?<br />
Er arbeitete heraus, dass<br />
wenn die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
für Katastrophen sehr niedrig<br />
ist, dass dann die Bereitschaft,<br />
Vorsorgemaßnahmen<br />
zu treffen, proportional genau<br />
so niedrig wäre. An zahlreichen Beispielen schil<strong>der</strong>te er das Spannungsfeld<br />
zwischen E<strong>in</strong>trittswahrsche<strong>in</strong>lichkeit und Schadensausmaß sowie die<br />
law<strong>in</strong>enartige Entwicklung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schadensfall, wenn nicht früh- bzw. rechtzeitig<br />
e<strong>in</strong>gegriffen wird.<br />
Se<strong>in</strong> Referat beendete er mit <strong>der</strong> Frage: Wie soll Brandschutz <strong>in</strong> Zukunft<br />
wahrgenommen werden? Hierbei gehen die möglichen Antworten von „unnötigem<br />
Kostenfaktor – bei uns hat’s noch nie gebrannt“ über s<strong>in</strong>nvolle Prävention bis h<strong>in</strong><br />
zu den Helden <strong>der</strong> New Yorker Feuerwehr.
Nach <strong>der</strong> Mittagspause titelte <strong>der</strong> zweite Vortragsblock mit „Betrieblicher IT-<br />
Schutz – e<strong>in</strong> wesentlicher Bauste<strong>in</strong> zum Schutz des Know-hows“.<br />
v. l.: Dr. Christiane Meis, Mart<strong>in</strong> Lühn<strong>in</strong>g, Prof. Dr. Jörn Müller-Quade, Ralf Böker, Rolf<br />
Strehle<br />
Nach e<strong>in</strong>er kurzen E<strong>in</strong>führung durch den Mo<strong>der</strong>ator des zweiten Blockes, Herrn<br />
Mart<strong>in</strong> Lühn<strong>in</strong>g vom LKA BaWü, g<strong>in</strong>g Prof. Dr. Müller-Quade vom KIT <strong>in</strong><br />
Karlsruhe <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Referat „IT-<strong>Sicherheit</strong>: aktueller Forschungsstand und<br />
Trends“ auf die aktuellen Bedrohungen <strong>der</strong> IT-<strong>Sicherheit</strong> e<strong>in</strong>. Er lieferte<br />
zahlreiche Begründungen dafür, warum D<strong>in</strong>ge schief gehen; se<strong>in</strong>e Analysen<br />
spannten sich von zu komplexen, unbeherrschbaren Systemen über wirtschaftliche<br />
Gründe (ständig neue Features) bis zu ke<strong>in</strong>er durchgehenden <strong>Sicherheit</strong>sentwicklung<br />
und ke<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Sprache. An zahlreichen Beispielen<br />
erläuterte er se<strong>in</strong>e Lösungsansätze für die immer drängen<strong>der</strong>en Fragen: „Wie<br />
entwirft man systematisch sichere Systeme?“ und „Wie weist man ganzheitliche<br />
<strong>Sicherheit</strong> nach?“.<br />
Die IT-Gefährdungslage aus Sicht des Bundesamts für <strong>Sicherheit</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Informationstechnik (BSI) übermittelte Herr Ralf Böker. Anhand vieler Zahlen<br />
und Beispiele schil<strong>der</strong>te er die verschiedenen Angriffswerkzeuge und ihre<br />
Gefahren auf die betriebliche IT-<strong>Sicherheit</strong>. Als mögliche Cyber-Angreifer<br />
identifizierte er jugendliche Script-Kiddies, E<strong>in</strong>zel-Häcker, professionelle Cyber-<br />
Krim<strong>in</strong>elle bis h<strong>in</strong> zu staatlichen Nachrichtendiensten; zukünftig sah er große<br />
Gefahren durch sog. Cyber-Terroristen und Cyber-War-Staaten. Nach e<strong>in</strong>er<br />
detaillierten Darstellung <strong>der</strong> Cyber-Lage <strong>in</strong> Deutschland aufgrund zahlreicher<br />
Befragungen und Statistiken stellte er als nationale Kooperationsbasis,<br />
Erfahrungsaustausch- und Informationspool zwischen Staat, <strong>Wirtschaft</strong>, Hersteller<br />
und Forschung die „Allianz für Cyber-<strong>Sicherheit</strong>“ vor.<br />
Rolf Strehle von <strong>der</strong> Voith IT Solutions GmbH berichtete abschließend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
spannenden Vortrag „IT-<strong>Sicherheit</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> täglichen Praxis“ von se<strong>in</strong>en ersten<br />
Schritten im Voith-Konzern bis zur Gegenwart, wie er trotz zahlreicher<br />
Wie<strong>der</strong>stände mit Biss, Sachverstand und guten Argumenten und Ergebnissen<br />
e<strong>in</strong>e sehr schlag- und aussagekräftige IT-Security <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Konzern weltweit<br />
etablieren konnte.