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Vom Sockel bis zum First - Medienservice Architektur und Bauwesen

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Bild: © Rainer Sturm / pixelio.de<br />

Werden am Ende alle Details richtig ausgeführt sein?<br />

<strong>Vom</strong> <strong>Sockel</strong> <strong>bis</strong> <strong>zum</strong> <strong>First</strong><br />

Typische Schwachstellen der Luftdichtheit im Holzbau<br />

Die Luftdichtheit ist ein wesentlicher<br />

Bestandteil des Wärme- <strong>und</strong><br />

Feuchteschutzes eines Gebäudes. Wird<br />

die luftdichte Ebene fehlerhaft ausgeführt,<br />

wirkt sich das insbesondere auf<br />

den Feuchteeintrag aus – das Schadenspotential<br />

ist entsprechend hoch.<br />

Neben der Planung <strong>und</strong> falschen Materialauswahl<br />

stellen vor allem Anschlussbereiche<br />

<strong>und</strong> Durchdringungen<br />

Schwachstellen dar, die es zu meistern<br />

gilt. Wie so oft steckt der Teufel also<br />

im Detail …<br />

Die Luftdichtheit bezieht sich auf die Minimierung<br />

der Durchströmung der Gebäudehülle.<br />

Die Ursache für Luftströmungen<br />

durch Bauteile hindurch ist ein Gesamtdruckgefälle<br />

zwischen der Raum- <strong>und</strong> der<br />

Außenluft. Treibende Kräfte hierfür sind<br />

beispielsweise Winddruck <strong>und</strong> -sog auf die<br />

Außenhülle, Temperaturdifferenzen zwischen<br />

innen <strong>und</strong> außen sowie thermische<br />

Auftriebseffekte innerhalb des miteinander<br />

verb<strong>und</strong>enen Gebäudevolumens. Diese<br />

Durchströmungen von innen nach außen<br />

müssen durch eine raumseitig angeordnete<br />

Schicht in den Bauteilen der Gebäudehülle<br />

(i. d. R Außenwände, Bodenplatte <strong>und</strong><br />

Dach) unterb<strong>und</strong>en werden.<br />

Winddichtheit<br />

Winddichtheit ist dadurch definiert, dass<br />

eine Durchströmung der Dämmebene auf<br />

der Außenseite zu verhindern ist. Eine<br />

Schicht, die meist außenseitig der Wärmedämmung<br />

verlegt wird, minimiert das Einströmen<br />

von Außenluft in die Konstruktion<br />

<strong>und</strong> den Wiederaustritt an anderer Stelle.<br />

Im Unterschied zur Luftdichtheit, für die in<br />

der DIN 4108-7 Anforderungen an konkrete<br />

Dichtheitswerte <strong>und</strong> Ausführungsprinzipien<br />

zu finden sind, ist die Winddichtheit in<br />

den geltenden technischen Regeln lediglich<br />

in ihrer Funktion beschrieben.<br />

Eine sorgfältig ausgeführte winddichte<br />

Ebene kann jedoch eine zweite Sicherheitsschicht<br />

für die Luftdichtheit darstellen.<br />

30<br />

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Im Detail<br />

Bedeutung der<br />

Luftdichtheit<br />

Die Luftdichtheit beeinflusst im Wesentlichen<br />

folgende Funktionen von Bauteilen:<br />

• Wärmeschutz:<br />

Energieeinsparung bzw. Vermeidung<br />

von Wärmeverlusten durch Wärmetransport<br />

von innen nach außen<br />

• Feuchteschutz:<br />

Minimierung des luftgetragenen Feuchteeintrags<br />

in die Konstruktion (Feuchtekonvektion)<br />

• Schallschutz:<br />

Verringerung einer direkten Luftverbindung<br />

zwischen Außen- <strong>und</strong> Innenraum<br />

Bild: © HOLZRAHMENBAU, holzbau handbuch, Reihe 1, Teil 1, Folge 7, Informationsdienst Holz, zu beziehen unter www.baufachmedien.de<br />

• Brandschutz:<br />

Vermeidung einer Rauchausbreitung<br />

zwischen brandschutztechnisch getrennten<br />

Bereichen<br />

• Wohnkomfort:<br />

Vermeidung von unangenehmen Zugerscheinungen<br />

durch Undichtheiten in der<br />

Gebäudehülle<br />

Die Luftdichtheit wirkt sich also umfassend<br />

auf die Schutzfunktionen <strong>und</strong> die Dauerhaftigkeit<br />

der Konstruktion aus sowie auf<br />

die Wohnbehaglichkeit <strong>und</strong> die Heizkosten<br />

des Gebäudes.<br />

Auswirkung von<br />

Leckagen<br />

Die Auswirkungen einer Leckage in der Luftdichtheitsebene<br />

auf die zuvor beschriebenen<br />

Funktionen hängen nicht nur von der reinen<br />

Größe der Leckage ab. Neben den wärmeschutztechnischen<br />

<strong>und</strong> rauklimatischen Aspekten<br />

trägt der konvektive Feuchteintrag<br />

in die Holzbauteile das weitaus größte Schadenpotential.<br />

Berechnungen zufolge kann<br />

z. B. bei winterlichen Bedingungen (-10 °C<br />

Außentemperatur, 20 °C Innentemperatur)<br />

durch eine Leckage von 1 mm Breite <strong>und</strong><br />

1 m Länge innerhalb von 24 St<strong>und</strong>en eine<br />

Wassermenge von 800 g in das Bauteil<br />

eingetragen werden. Dies ist ca. das 1600-<br />

fache der planmäßig durch Diffusion eingetragenen<br />

Feuchtelast in der gleichen Zeit.<br />

(1) Üblicher Verlauf der Luftdichtheitsebene<br />

Zur vollen Wirkung hinsichtlich eines derart<br />

hohen Feuchteausfalls im Bauteilinneren<br />

gelangt eine raumseitige Leckage in<br />

der Luftdichtheitsschicht jedoch nur, wenn<br />

auch außenseitig eine entsprechende Austrittsöffnung<br />

vorhanden ist – so, wie man<br />

in eine Flasche nicht hineinpusten kann,<br />

wohl aber durch einen Schlauch hindurch.<br />

Zusätzlich muss die Austrittsöffnung<br />

räumlich versetzt zur raumseitigen Leckage<br />

liegen. Dies bewirkt, dass die feuchtebelastete<br />

Raumluft an der kalten Außenschicht<br />

des Holzbauteils entlangstreichen<br />

kann, dort abkühlt <strong>und</strong> Feuchtigkeit durch<br />

Kondensation abgibt. Eine Leckage mit<br />

direkter Verbindung zur Außenseite verursacht<br />

unter Umständen zwar Zugerscheinungen<br />

<strong>und</strong> Wärmeverluste. Sie führt jedoch<br />

im Bauteil selten zu direkten Feuchteschäden,<br />

da die strömende Luft den<br />

Konstruktionsquerschnitt bereits verlassen<br />

hat, bevor der Taupunkt unterschritten<br />

wird <strong>und</strong> sich Kondensat bildet. Trotzdem<br />

ist auch in diesem Fall mit Feuchteniederschlägen<br />

<strong>und</strong> möglichen Schäden (Schimmelpilzbildung)<br />

an den Außenbauteilen<br />

im Bereich der durchgehenden Leckage<br />

zu rechnen, wie z. B. an Fassaden oder<br />

Dachüberständen.<br />

Schwachstelle<br />

Luftdichtheitskonzept<br />

Ein wesentlicher Teil der DIN 4108-7 befasst<br />

sich mit der Planung <strong>und</strong> Ausführung<br />

der Luftdichtheit der Gebäudehülle. Im<br />

Abschnitt 5 dieser Norm wird übergreifend<br />

vorgeschrieben, dass die „Luftdichtheitsschicht<br />

sorgfältig zu planen, auszuschreiben<br />

<strong>und</strong> auszuführen ist <strong>und</strong> die Arbeiten<br />

zwischen den Beteiligten am Bau zu koordinieren<br />

sind“. Im Weiteren werden umfassende<br />

Anforderungen zu konzeptionellen,<br />

organisatorischen <strong>und</strong> ausführungstechnischen<br />

Aspekten formuliert, die der fachgerechten<br />

Herstellung einer dauerhaft luftdichten<br />

Gebäudehülle dienen sollen.<br />

Vielen Fällen einer mangelhaften Ausführung<br />

der Luftdichtheitsebene geht eine<br />

fehlende bzw. unzureichende Planung<br />

organisatorischer <strong>und</strong> technischer Details<br />

voraus. Insbesondere dreidimensionale<br />

Anschlusspunkte der luftdichten Ebene<br />

– z. B. an Gebäudeecken <strong>und</strong> Fensteranschlüssen<br />

– werden erst auf der Baustelle<br />

als Problem erkannt <strong>und</strong> dann notdürftig<br />

oder gar nicht gelöst. Daher sollte die Pla-<br />

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Im Detail<br />

nung der Luftdichtheit insbesondere im<br />

Holzbau ein konzeptioneller Bestandteil<br />

der Werk- <strong>und</strong> Ausführungsplanung eines<br />

Gebäudes sein.<br />

Falsche Materialauswahl<br />

Eine weitere wesentliche Schwachstelle<br />

besteht in der Auswahl der verwendeten<br />

Produkte <strong>und</strong> Systeme zur Herstellung der<br />

Luftdichtheit.<br />

Die Herstellung der luftdichten Ebene in<br />

Holzbauten basiert im Allgemeinen auf der<br />

Verwendung von Folien, Bahnen <strong>und</strong> Plattenwerkstoffen<br />

in Verbindung mit Klebebändern<br />

<strong>und</strong> Klebemassen.<br />

Für Folien <strong>und</strong> Bahnen gilt die<br />

DIN EN 13984:2004 „Abdichtungsbahnen,<br />

Kunststoff <strong>und</strong> Elastomer- Dampf sperrbahnen,<br />

Definitionen <strong>und</strong> Eigenschaften“<br />

als Gr<strong>und</strong>lage zur Festlegung der Baustoffeigenschaften.<br />

In dieser Norm werden jedoch<br />

keine Eigenschaften oder Grenzwerte spezifiziert,<br />

sondern lediglich Prüfverfahren bzw.<br />

Prüfnormen zur Feststellung der Eigenschaften<br />

<strong>und</strong> deren Deklaration beschrieben.<br />

Bei den Klebe- <strong>und</strong> Fugenbändern sowie<br />

Klebemassen ist die Lage sogar noch weitaus<br />

dürftiger. Weder für die Materialien<br />

bzw. Produkte noch für deren Leistungseigenschaften<br />

existieren <strong>bis</strong>her belastbare<br />

Regelungen. So wird z. B. in der DIN 4108-<br />

7 lediglich darauf hingewiesen, dass „Klebstoffe<br />

<strong>und</strong> Bauteile für den jeweiligen Verwendungszweck<br />

geeignet <strong>und</strong> aufeinander<br />

abgestimmt sein müssen“. Ferner sind „hinsichtlich<br />

der Eignung von Klebebändern für<br />

den vorhandenen Untergr<strong>und</strong> die Herstellerangaben<br />

zu beachten“. Die DIN 52460<br />

beschränkt sich auf die Definition von Begriffen<br />

im Zusammenhang mit Fugendichtstoffen,<br />

die auf Klebe- <strong>und</strong> Fugenbänder<br />

teilweise übertragbar sind.<br />

Auch umfangreiche Forschungen zu Haftfestigkeiten<br />

<strong>und</strong> <strong>zum</strong> Alterungsverhalten<br />

von Klebebändern <strong>und</strong> Klebemassen<br />

konnten <strong>bis</strong>her nicht bewirken, dass sich<br />

die herstellende Industrie <strong>zum</strong>indest auf<br />

einheitliche bzw. genormte Prüfstandards<br />

verständigen konnte. Demnach bieten allein<br />

Herstellerangaben zu Anwendung <strong>und</strong><br />

Verarbeitung einen Anhaltspunkt, um die<br />

Ausführung einer Klebeverbindung zu beurteilen.<br />

Gekrönt wird dieses „offene System“ fehlender<br />

Regeln durch den Hinweis der Hersteller,<br />

dass die Eignung des Untergr<strong>und</strong>s<br />

für die vorgesehene Verklebung eigenverantwortlich<br />

zu prüfen sein <strong>und</strong> ggf. Klebetests<br />

vorzunehmen sind. Es empfiehlt sich<br />

somit dringend, die Angaben des jeweiligen<br />

Herstellers von Folien, Bahnen <strong>und</strong><br />

Klebematerialien genauestens zu beachten,<br />

da damit unter Umständen Produkt- bzw.<br />

Systemgarantien verb<strong>und</strong>en sind, die bei<br />

Nichtbeachtung der Hinweise verfallen.<br />

Eine falsche Materialauswahl für die stofflich<br />

oder baulich vorliegenden Bedingungen<br />

kann somit als übergreifend geltendes<br />

Fehlerpotential in allen nachfolgend aufgeführten<br />

typischen Schwachstellen betrachtet<br />

werden. 1<br />

Spannungsfreie<br />

Luftdichtheitsanschlüsse<br />

Eine Gebäudehülle in Holzbauweise unterliegt<br />

trotz aller Präzision Bewegungen<br />

durch jahreszeitlich bedingte Quell- <strong>und</strong><br />

Schwindprozesse sowie durch die äußeren<br />

Einwirkungen aus Wind <strong>und</strong> Schnee.<br />

Insbesondere an Bauteilanschlüssen <strong>und</strong><br />

-übergängen sind daher stets Bewegungs-<br />

1 Der Fachverband Luftdichtheit im <strong>Bauwesen</strong> e.V.<br />

(FLiB) bietet hierzu umfangreiche Informationen an,<br />

u. a. die „Checkliste <strong>zum</strong> Kleben” mit Empfehlungen<br />

für die Eignung von Klebeprodukten in Abhängigkeit<br />

vom jeweiligen Untergr<strong>und</strong>.<br />

(2) Prinzipien der Fugenabdichtung in der Bauteilfläche<br />

falten zur Herstellung von spannungsfreien<br />

Luftdichtheitsanschlüssen vorzusehen.<br />

In den Übergängen zwischen Dach- <strong>und</strong><br />

Wandbauteilen sind zusätzliche Befestigungsmaßnahmen<br />

wie z. B. Anpressleisten<br />

sinnvoll bzw. erforderlich.<br />

Witterungs- <strong>und</strong><br />

Klimaschutz während der<br />

Bauphase<br />

Der Schutz der unfertigen Bauleistung vor<br />

Witterungseinflüssen ist Sache des Ausführenden,<br />

wird jedoch in vielen Fällen nachlässig<br />

gehandhabt. Zudem werden auch im<br />

Holzbau häufig Nassbaustoffe wie Estriche<br />

oder Beton verbaut, während die luftdichte<br />

Gebäudehülle bereits erstellt ist.<br />

Besonders im „frischen“ Zustand haben<br />

viele Klebstoffe jedoch noch nicht die volle<br />

Haftung <strong>und</strong> Beständigkeit erreicht, um solche<br />

Feuchteeinflüsse schadensfrei zu „ertragen“.<br />

Die Luftdichtheitsschicht <strong>und</strong> ihre<br />

Anschlüsse sind deshalb während <strong>und</strong> nach<br />

dem Einbau vor Witterungseinflüssen <strong>und</strong><br />

Beschädigungen durch nachfolgende Arbeiten<br />

(z. B. Elektro- oder Sanitärarbeiten) zu<br />

schützen. Extreme Luftfeuchtigkeit während<br />

<strong>und</strong> nach der Bauphase sind durch ausreichende<br />

Entfeuchtung (z. B. Lüftung, Kondensattrocknung)<br />

zu vermeiden.<br />

Luftdichtheit in der<br />

Bauteilfläche<br />

Profilschalungen (Nut-<strong>und</strong>-Feder), die als<br />

Innenbekleidung eingesetzt werden, sind<br />

Bild: © HOLZRAHMENBAU, holzbau handbuch, Reihe 1, Teil 1, Folge 7, Informationsdienst Holz, zu beziehen unter www.baufachmedien.de<br />

32<br />

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Im Detail<br />

ohne eine weitere Abdichtungsschicht<br />

nicht luftdicht. So sind einseitig kaschierte<br />

Dämmmatten zwar in der Regel mit Randüberlappungen<br />

versehen, diese werden<br />

jedoch vielfach nur auf den Balken bzw.<br />

Sparren geklammert. Deshalb sind sowohl<br />

die längsseitigen als auch die schmalseitigen<br />

Randüberlappungen mit einem geeigneten<br />

Klebeband zu verschließen.<br />

Bei Luftdichtheitsfolien wird oft davon ausgegangen,<br />

dass schon das Andrücken der<br />

Innenbekleidung an die Gefachdämmung<br />

oder die Traghölzer ausreichend ist, damit<br />

die Überlappungen der dazwischen liegenden<br />

Folien luftdicht sind. Da dies aber nicht<br />

der Fall ist, müssen die Überlappungsstöße<br />

abgeklebt werden.<br />

Bilder: © HOLZRAHMENBAU, holzbau handbuch, Reihe 1, Teil 1, Folge 7, Informationsdienst Holz, zu beziehen unter www.baufachmedien.de<br />

In jüngster Zeit wird auch diskutiert, ob der<br />

Anpressdruck der Verklammerung, mit der<br />

z. B. OSB-Platten auf Holzstielen oder Sparren<br />

befestigt werden, ausreicht, um eine<br />

genügende Luftdichtheit herzustellen; die<br />

Ergebnisse von Luftdichtheitsmessungen<br />

sprechen sowohl dafür als auch dagegen.<br />

Fakt ist, dass die DIN 4108-7 für die Verwendung<br />

von Plattenmaterialien als Luftdichtheitsschicht<br />

zunächst gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

„gesonderte Maßnahmen im Bereich von<br />

Stößen, Anschlüssen <strong>und</strong> Durchdringungen“<br />

fordert. Diese werden in Abschnitt 8.3 für<br />

Holzwerkstoffe genauer spezifiziert. In der<br />

Praxis kann somit folgender Kompromiss in<br />

Abstimmung aller Beteiligten eingegangen<br />

werden: Gr<strong>und</strong>sätzlich ist die Luftdichtheit<br />

der Stöße durch eine Luftdichtheitsmessung<br />

mit Leckageortung in der Bauphase nachzuweisen,<br />

wenn auf eine Abklebung der<br />

Plattenstöße verzichtet wird. An allen Stellen<br />

mit stumpfen Plattenstößen in der Fläche<br />

bzw. dort, wo verarbeitungsbedingt die NF-<br />

Verbindung nicht dicht geschlossen ist, sind<br />

die betreffenden Fugen mit einem geeigneten,<br />

einseitigen Klebeband zu verschließen.<br />

Lokale Beschädigungen der Luftdichtheitsschicht<br />

während der Bauphase können zu<br />

weitreichenden Feuchteschäden führen <strong>und</strong><br />

müssen behoben werden.<br />

Anschluss Außenwand<br />

an Bodenplatte<br />

Zwischen der Fußschwelle der EG-Wand<br />

(3) Luftdichter Anschluss Außenwand/Bodenplatte (<strong>Sockel</strong>detail)<br />

(4) Luftdichter Anschluss Außenwandecke<br />

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Im Detail<br />

<strong>und</strong> der Bodenplatte befindet sich als Ausgleichsfuge<br />

ein Luftspalt mit variierender<br />

Höhe. Dabei sollte auf der Bodenplatte eine<br />

Abdichtungsbahn verlegt sein, die <strong>bis</strong> zur<br />

Außenkante der Sohlplatte reicht.<br />

Das Ausschäumen der Ausgleichsfuge mit<br />

Bauschaum ist weder eine dauerhaft luftdichte<br />

noch eine zulässige Lösung. Die luftdichte<br />

Ebene der Außenwand ist vielmehr<br />

mit geeignetem Klebeband oder einer<br />

Dichtungsmasse mit der Bodenabdichtung<br />

oder der Oberfläche der Bodenplatte zu<br />

verbinden. Auch bei großer Überdeckung<br />

reicht ein Anpressen der Bahnen durch<br />

den schwimmenden Estrich nicht aus, da<br />

Unebenheiten bei Betonoberflächen unvermeidbar<br />

sind <strong>und</strong> sich Falten in den Bahnen<br />

bilden können.<br />

(5) Luftdichter Anschluss Außenwand/Decke<br />

(6) Luftdichter Traufanschluss<br />

Bei einer Luftdichtheitsschicht aus Platten<br />

kann die Schwelle mit einem selbstklebenden<br />

EPDM-Band zur Bodenplatte hin<br />

abgedichtet werden. Die Schwelle ist mit<br />

Quellmörtel vollflächig <strong>und</strong> kraftschlüssig<br />

zu unterfüttern.<br />

Anschluss der<br />

Außenwände –<br />

Bauteilstöße <strong>und</strong><br />

Eckverbindungen<br />

Hier wird häufig davon ausgegangen, dass<br />

durch die Anschlusskräfte zwischen den<br />

Bauteilen eine ausreichende Dichtheit erreicht<br />

wird. Eine Überlappung wird oft als<br />

genügend dicht betrachtet, wenn sie durch<br />

die Bekleidung der anderen Wand angepresst<br />

wird. Meist reicht dies jedoch nicht<br />

aus. Besser ist im Eckbereich eine ca. 10 cm<br />

breite Überlappung zur Anschlusswand zu<br />

führen. Dort ist diese mit Klebebändern<br />

oder Dichtungsmassen anzuschließen. Eckstöße<br />

von plattenförmigen Luftdichtheitsschichten<br />

sind ebenfalls mit geeigneten<br />

Klebebändern abzudichten.<br />

Anschluss Außenwand an<br />

Zwischengeschossdecke<br />

Im Bereich des Geschossstoßes wird häufig<br />

versucht, den Übergang zwischen Wand<br />

<strong>und</strong> Decke mit Klebeband oder sogar Klebemassen<br />

abzudichten. Bauteilbewegungen<br />

führen hier im Laufe der Jahre jedoch<br />

Bilder: © HOLZRAHMENBAU, holzbau handbuch, Reihe 1, Teil 1, Folge 7, Informationsdienst Holz, zu beziehen unter www.baufachmedien.de<br />

34<br />

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Im Detail<br />

zu Abrissen <strong>und</strong> anschließenden Undichtheiten.<br />

Deshalb muss die Luftdichtheitsfolie<br />

entsprechend den geltenden technischen<br />

Regeln um den Deckenkopf herumgeführt<br />

<strong>und</strong> an die Luftdichtheitsebene der darunter<br />

bzw. darüber stehen Wand angeschlossen<br />

werden. Dadurch werden gleichzeitig<br />

auch mögliche Luftbewegungen zwischen<br />

Hohlräumen in der Decke <strong>und</strong> der Außenluft<br />

sicher unterb<strong>und</strong>en.<br />

Anschlüsse der Luftdichtheitsschicht sind<br />

mit Klebebändern/-massen abzudichten.<br />

Anschlussbereich<br />

Außenwand <strong>und</strong> Dach<br />

Bilder: © HOLZRAHMENBAU, holzbau handbuch, Reihe 1, Teil 1, Folge 7, Informationsdienst Holz, zu beziehen unter www.baufachmedien.de<br />

Eine der häufigsten Ursachen von Tauwasserschäden<br />

ist die fehlende oder unsachgemäße<br />

Verbindung der Luftdichtheitsebenen<br />

von Außenwand <strong>und</strong> Dach. Dies betrifft<br />

sowohl die Traufe, als auch die Ortganganschlüsse.<br />

Ebenfalls häufig kommt ein<br />

Materialwechsel der Luftdichtheitsschicht<br />

in diesem Anschluss vor – z. B. von Folien<br />

im Dach auf Plattenmaterial in den Wänden.<br />

Auch hier wird oft allein auf den Anpressdruck<br />

zwischen den Platten <strong>und</strong> der<br />

Dämmung bzw. den Traghölzern vertraut,<br />

der die Dichtheit der einbindenden Folienüberlappungen<br />

erreichen soll.<br />

Es ist eindeutig bestimmt <strong>und</strong> auch technisch<br />

begründet, dass solche Anschlüsse<br />

<strong>und</strong> Übergänge in jedem Fall mit<br />

Klebebändern/-massen abzudichten sind.<br />

Zudem ist im Anschluss zwischen Dach <strong>und</strong><br />

Wand im Allgemeinen mit den größten Fugenbewegungen<br />

aus Quell- <strong>und</strong> Schwindprozessen<br />

des Holzes sowie aus Wind- <strong>und</strong><br />

Schneelasten zu rechnen. Daher ist eine Bewegungsfalte<br />

im Anschlussmaterial vorzusehen.<br />

Des Weiteren hat sich insbesondere<br />

im Ortganganschluss von Luftdichtheitsfolien<br />

die zusätzliche Verwendung von Anpressleisten<br />

bewährt.<br />

Anschluss im <strong>First</strong><br />

Der Verlauf der luftdichten Ebene wird im<br />

<strong>First</strong>bereich in vielen Fällen durch eine <strong>First</strong>pfette<br />

unterbrochen. Gleichzeitig stellt der<br />

<strong>First</strong>bereich die höchste Stelle des Gebäudevolumens<br />

dar. Deshalb wirkt hier durch<br />

den thermischen Auftrieb auch der höchs-<br />

(7) Luftdichter Ortganganschluss<br />

(8) Luftdichter <strong>First</strong>anschluss<br />

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Im Detail<br />

te Luft- <strong>und</strong> Dampfdruck auf die Luftdichtheitsschicht<br />

ein.<br />

Werden die Anschlüsse in diesem Bereich<br />

nicht absolut dicht ausgeführt, ist das<br />

Feuchteschadenspotential besonders groß.<br />

Die Luftdichtheitsschicht ist daher mit besonderer<br />

Sorgfalt <strong>und</strong> mittels geeigneter<br />

Klebebänder/-massen an die <strong>First</strong>pfette anzuschließen.<br />

Alternativ kann ein Folienstreifen<br />

vor Montage der Sparren auf die <strong>First</strong>pfette<br />

aufgelegt <strong>und</strong> dessen Überlappung<br />

beim Ausbau mit der Luftdichtungsebene<br />

verklebt werden.<br />

Durchdringungen von<br />

Kabeln <strong>und</strong> Rohrleitungen<br />

Durchdringungen der Luftdichtheitsschicht<br />

sind oftmals unvermeidbar. Kabel <strong>und</strong> Kabelbündel,<br />

Abgas- <strong>und</strong> Abwasserleitungen<br />

sowie Lüftungskanäle stellen verschiedenartige<br />

Durchdringungen der Dichtungsebene<br />

dar.<br />

Entgegen des planerischen Gr<strong>und</strong>satzes, Installationen<br />

<strong>und</strong> Leitungen innerhalb des Gebäudes<br />

möglichst konzentriertet zu führen,<br />

ist eine funktionsfähiges Abkleben der einzelnen<br />

Stränge bei verdichteter Anordnung<br />

kaum realisierbar. Die Notlösung, solche<br />

Punkte mit PU-Bauschaum abzudichten, ist<br />

materialbedingt keine den Fachregeln <strong>und</strong><br />

Normen entsprechende Maßnahme. Durchdringungen<br />

sollten deshalb schon in der Planungsphase<br />

vermieden werden. Ist das nicht<br />

möglich, können Kabel bzw. Kabelbündel<br />

in entsprechend dimensionierten Lehrrohren<br />

geführt werden.<br />

Durchdringungsöffnungen in Platten sollten<br />

bereits vor dem Einbau möglichst passgenau<br />

ausgeschnitten werden (Vorfertigung).<br />

In Folien erfolgt ebenfalls passgenau<br />

ein sternförmiger Einschnitt des Materials.<br />

Zur Abdichtung des Übergangs von der<br />

Luftdichtheitsschicht zur Rohrdurchdringung<br />

haben sich flexible Klebebänder auf<br />

Kautschukbasis bewährt, die sich der R<strong>und</strong>ung<br />

anpassen lassen.<br />

Idealerweise kommen jedoch vorkonfektionierte<br />

Formteile mit Manschetten <strong>zum</strong> Einsatz,<br />

die den dreidimensionalen Übergang<br />

überbrücken. Auch Mehrkabelmanschetten<br />

für verdichtete Leitungsführungen sind bereits<br />

erhältlich. Der Anschluss an die Luftdichtheitsebene<br />

<strong>und</strong> die Rohdurchdringung<br />

erfolgt dann problemlos mit geeigneten<br />

Klebebändern oder Dichtmassen.<br />

Um die Ausführung zu ermöglichen, sollten<br />

Durchführungen mindestens 10 cm von<br />

Wänden bzw. Decken angeordnet werden.<br />

Zur Abdichtung der Rohrenden sind spezielle<br />

Verschlusshülsen mit passenden Kabeldurchlässen<br />

erhältlich.<br />

(9) Luftdichte Ausführung einer Rohrdurchdringung<br />

Einbindung von Fenstern<br />

<strong>und</strong> Türen in die<br />

Luftdichtheitsebene<br />

(10) Mangelhafter Fensteranschluss<br />

Bei Fenstern <strong>und</strong> Türen wird oftmals der<br />

Anschluss der Luftdichtheitsebene an den<br />

Rahmen unterschlagen. So wird angenommen,<br />

dass die umlaufende Ausschäumung<br />

der Anschlussfuge zwischen Bauteilöffnung<br />

<strong>und</strong> Rahmen luftdicht ist <strong>und</strong> bleibt. Dass<br />

diese Ausführung einen Mangel darstellt,<br />

zeigen sowohl Praxiserfahrungen als auch<br />

die geltenden technischen Regeln.<br />

Je nachdem, ob die Luftdichtheitsschicht<br />

vor oder nach dem Fenstereinbau angeschlossen<br />

wird, kann diese unterschiedlich<br />

ausgeführt werden.<br />

Vor dem Fenstereinbau ist der Anschluss<br />

mittels Klebeband an der Außenseite des<br />

Blendrahmens zu empfehlen. Bewährt hat<br />

es sich hier besonders, bereits ein Folienstreifen<br />

als Manschette mittels Klebeband<br />

r<strong>und</strong> um den Blendrahmen zu befestigen.<br />

Nach dem Einbau des Elements wird dann<br />

der Folienstreifen ebenfalls mit einem geeigneten<br />

Klebeband mit der Luftdichtheitsschicht<br />

der Wand (bzw. bei Dachflächenfenstern<br />

des Daches) verb<strong>und</strong>en.<br />

Wird die Luftdichtheitsschicht erst nach<br />

Einbau der Fenster <strong>und</strong> Türen angeschlossen,<br />

empfiehlt sich die Befestigung mittels<br />

Klebeband oder geeigneter Klebemasse an<br />

der Innenkante des Blendrahmens oder im<br />

Falz für die Rahmenbekleidung.<br />

Bodenluke <strong>zum</strong> nicht<br />

ausgebauten Dachraum<br />

Stiefkindlich wird auch die erforderliche<br />

Bild: © bauart Konstruktions GmbH & Co. KG, 36341 Lauterbach<br />

Bild „Rohrdurchdringung”: © HOLZRAHMENBAU, holzbau handbuch, Reihe 1, Teil 1, Folge 7, Informationsdienst Holz, zu beziehen unter www.baufachmedien.de<br />

36<br />

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Im Detail<br />

Zur Person<br />

Univ.-Prof.<br />

Dr.-Ing.<br />

Stefan Winter<br />

Ordinarius für Holzbau<br />

<strong>und</strong> Baukonstruktion<br />

an der TU<br />

München<br />

Mitglied der kollegialen Leitung der<br />

MPA Bau an der TU München<br />

Mitinhaber der bauart Konstruktions<br />

GmbH & Co. KG mit Sitz in Lauterbach<br />

<strong>und</strong> Niederlassungen in Darmstadt<br />

<strong>und</strong> München<br />

Mitglied in verschiedenen nationalen<br />

<strong>und</strong> europäischen Normungsgremien<br />

(11) Luftdichter Fensteranschluss<br />

Öffentlich bestellter <strong>und</strong> vereidigter<br />

Sachverständiger für Holzbau<br />

Bild: © HOLZRAHMENBAU, holzbau handbuch, Reihe 1, Teil 1, Folge 7, Informationsdienst Holz, zu beziehen unter www.baufachmedien.de<br />

Dichtheit von Deckenluken <strong>zum</strong> nicht ausgebauten<br />

Dachboden behandelt. Häufig<br />

wird ein Dachboden beim Neubau lediglich<br />

für den späteren Ausbau vorbereitet, so<br />

dass nur ein geschlossenes Unterdach aus<br />

Unterdeckplatten oder Unterspannbahn<br />

hergestellt wird. Warme <strong>und</strong> feuchte Luft<br />

dringt dann durch Undichtheiten in der<br />

Dachbodenluke, reichert sich im weitgehend<br />

unbelüfteten Dachraum an <strong>und</strong> kondensiert<br />

an der kalten Dachebene aus. Die<br />

Folge sind Schimmelpilzbildungen <strong>bis</strong> hin<br />

zur Entstehung von holzzerstörenden Pilzen<br />

an tragenden Holzbauteilen des Daches.<br />

Daher ist auch bei ansonsten positivem<br />

Ergebnis einer Luftdichtheitsmessung die<br />

Dichtheit solcher Öffnungsabschlüsse <strong>und</strong><br />

deren fachgerechte Einbindung in die Luftdichtheitsebene<br />

des umgebenden Bauteils<br />

besonderes zu prüfen.<br />

Sichtbarer Dachstuhl<br />

Bei einem Holzhaus wird die Konstruktion<br />

gerne sichtbar gestaltet, so auch vorzugsweise<br />

der gesamte Dachstuhl. Bei Kehlbalkendächern<br />

besteht dann jedoch das Problem,<br />

dass jeder Kehlbalken die luftdichte<br />

Ebene durchstößt. Gleiches gilt für die<br />

sichtbar bleibenden Sparren bei Dächern<br />

mit Aufdachdämmung. Somit ist an jeder<br />

Durchdringung ein sorgfältig geplanter <strong>und</strong><br />

ausgeführter Anschluss an die Luftdichtheitsebene<br />

herzustellen. Dabei sind mögliche<br />

Bewegungen der Hölzer im Sinne spannungsfreier<br />

Anschlüsse mit Bewegungsfalten<br />

zu bedenken. Bewährt haben sich hier<br />

konfektionierte Manschetten, die bauseits<br />

um jeden Sparren bzw. Balken gelegt <strong>und</strong><br />

luftdicht an die Funktionsschicht angeklebt<br />

werden.<br />

<br />

unter www.bauschadensportal.de<br />

Themen<br />

Luft<strong>und</strong>ichtheiten als Ursache für<br />

Schimmel<br />

Schimmelpilzbefall an neuem Dachstuhl<br />

mit Unterdachbahn<br />

Schlagworte<br />

weiterführende<br />

Infos<br />

Luftdichtheit, Leckage, Blower Door<br />

Prüfingenieur für Baustatik für die<br />

Fachrichtung Holzbau in Bayern<br />

Zur Person<br />

Dipl.-Ing.<br />

Thorsten Kober<br />

Ausbildung <strong>zum</strong> Bau<strong>und</strong><br />

Möbelschreiner<br />

Studium an der FH<br />

Hildesheim/Holzminden/Göttingen,<br />

Studiengang Holzingenieurwesen,<br />

Fach-richtung Holzbau<br />

Tätigkeit für B<strong>und</strong> Deutscher Zimmermeister<br />

im ZDB sowie für die Gütegemeinschaft<br />

Holzbau <strong>und</strong> Ausbau e.V.<br />

Seit 2008 Mitarbeiter bauart Konstruktions<br />

GmbH & Co. KG<br />

Fachplaner für den vorbeugenden<br />

Brandschutz (TÜV-Süd)<br />

www.derbauschaden.de 37

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