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Höft, Stefan - IAEVG Conference 2012

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<strong>IAEVG</strong> International <strong>Conference</strong>:<br />

Career Guidance for Social Justice, Prosperity and<br />

Sustainable Employment - Challenges for the 21 st Century<br />

Thematic Field 6: Quality Development in Career Guidance; Competences, Qualifications, Ethical <br />

and Professional Behaviour of Guidance Practitioners <br />

Language: German <br />

Format: Symposium <br />

Professionalisierung von Beratung und Vermittlung im Rahmen<br />

eines Bachelorstudiums an der Hochschule der Bundesagentur<br />

für Arbeit (HdBA): Erfolgsfaktoren für einen erfolgreichen<br />

Studienverlauf und eine gelungene Einmündung in die<br />

Berufstätigkeit<br />

Organiser & Chairperson: <br />

Prof. Dr. <strong>Stefan</strong> Höft <br />

University of Applied Labour Studies <br />

Further participants: <br />

Prof. Dr. Monika Müller, Gerda Schuster, Prof. Dr. Gerald Sailmann <br />

University of Applied Labour Studies <br />

Abstract <br />

Das Symposium ist dem Themenbereich 6 „Qualitätsentwicklung in der Bildungs-­‐ und <br />

Berufsberatung: Kompetenzen und Qualifikationen der Beratungsfachkräfte“ des Kongresses <br />

zuzuordnen. Im Mittelpunkt stehen die 2006 eingerichteten Bachelor-­‐Studiengänge <br />

„Arbeitsmarktmanagement (AMM)“ und „Beschäftigungsorientierte Beratung und Fallmanagement <br />

(BBF)“ an der im selben Jahr neu gegründeten Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA). <br />

Speziell der Studiengang BBF stellt durch seine grundständige Gestaltung eine Besonderheit für die <br />

Aus-­‐ und Weiterbildung zur Berufsberatung im deutschsprachigen Raum dar (vgl. Ertelt, 2007). Das <br />

dreijährige Bachelorstudium ist teilt sich auf in fünf 4-­‐monatige Lehrphasen an der Hochschule, die <br />

durch vier ebenfalls jeweils vier Monate umfassende Praktikumsphasen in den Arbeitsagenturen, in <br />

Jobcentern, aber auch in Wirtschaftsorganisationen oder ausländischen Arbeitsverwaltungen <br />

unterbrochen wird. Die Studierenden befinden sich während Ihres Studiums in einem bezahlten <br />

Anstellungsverhältnis mit der Bundesagentur für Arbeit (BA). Im Anschluss daran haben sie eine <br />

mindestens zweijährige Übernahmegarantie in einer Dienststelle der BA oder in einem Jobcenter. <br />

Ziel des Symposiums ist es, Einblick in die bestehende Begleitforschung zu den HdBA-­‐Studiengängen <br />

zu geben. Die bereits abgeschlossenen, noch laufenden und geplanten Teilprojekte sollen zum einen <br />

Rückschlüsse auf generelle Professionalisierungsprozesse (am Beispiel der zukünftigen BA-­‐<br />

Mitarbeiter/-­‐innen) geben. Zum anderen resultieren aus den durchgeführten Evaluationen aber <br />

auch Hinweise auf Verbesserungsmöglichkeiten beispielsweise bei der Studierendenzulassung, bei


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Career Guidance for Social Justice, Prosperity and<br />

Sustainable Employment - Challenges for the 21 st Century<br />

der Konzeption des Lehrcurriculums oder bei der Gestaltung des Übergangs zwischen Studium und <br />

Beruf. <br />

In dem ersten Beitrag von Gerda Schuster und <strong>Stefan</strong> Höft ( „Die Bachelorstudiengänge zur <br />

berufsbezogenen Beratung und Vermittlung an der HdBA: Überblick zum Aufbau des Studiengangs <br />

und den spezifischen Studienanforderungen“) werden zunächst einige Details zur Gestaltung der <br />

Studiengänge geschildert, bevor genauer auf die geforderten Berufs-­‐ und Studienanforderungen <br />

eingegangen wird. Während das bestehende Kompetenzmodell der BA als Bezugspunkt für die <br />

Berufsanforderungen dienen kann, blieben die konkreten Anforderungen des HdBA-­‐Studiums lange <br />

unklar. In dem Beitrag wird das Ergebnis einer quantitativen Anforderungsanalyse vorgestellt, die <br />

auf der Grundlage von studentischen Selbsteinschätzungen und Lehrendenbeurteilungen insgesamt <br />

15 bedeutsame Faktoren für ein erfolgreiches Studium ermittelt hat. <br />

Im zweiten Beitrag von <strong>Stefan</strong> Höft und Gerda Schuster („Studienverlaufsanalyse zur HdBA-­‐<br />

Studierendenkohorte 2008: Bestehende Zulassungskriterien und ihre Vorhersagequalität für den <br />

subjektiven und objektiven Studiumserfolg“) steht die Zulassung zum HdBA-­‐Studium im <br />

Mittelpunkt. Da die Studierenden gleichzeitig Angestellte der BA sind, wird für ihre Auswahl ein in <br />

der Wirtschaft übliches mehrstufiges Auswahlsystem mit unterschiedlich gestalteten <br />

eignungsdiagnostischen Einzelverfahren eingesetzt. Im Beitrag werden einige exemplarische <br />

Validitätsergebnisse speziell zur Studienkohorte des Zulassungsjahrgangs 2008 berichtet. Diese <br />

Studierendengruppe wurde hierfür zu mehreren Messzeitpunkten im Studium zu unterschiedlichen <br />

Aspekten des Studiumserlebens befragt. <br />

Der dritte Beitrag von Gerald Sailmann („Kompetenzerwerb in den Studiengängen der Hochschule <br />

der Bundesagentur für Arbeit“) konzentriert sich wiederum auf den Übergang vom Studium zur <br />

Erstansatzposition des ersten Absolventenjahrgangs. In der von ihm berichteten Befragung, die ca. <br />

1,5 Jahre nach Studiumsende durchgeführt wurde, steht speziell die von den Absolventen erlebte <br />

Passung zwischen den während des Studiums erworbenen Kompetenzen und den Erfordernissen <br />

am Arbeitsplatz im Vordergrund. <br />

Ergänzend zu diesem quantitativen Ansatz stellt Monika Müller im letzten Beitrag des Symposiums <br />

(„Biographie, Studienverlauf und Professionalisierungsprozesse von HdBA-­‐AbsolventInnen“) eine <br />

aktuell noch laufende qualitativ ausgerichtete Studie vor, die sich speziell mit <br />

Professionalisierungsprozessen im Studium und im Übergang in die Berufstätigkeit untersucht. Im <br />

Ergebnis werden Falltypologien des Studienverlaufs unter den spezifischen Bedingungen einer <br />

organisationsinternen Hochschule herausgearbeitet. Einflussfaktoren (biographische, formelles und <br />

informelles Studienmilieu) werden klassifiziert und Bedingungen für erfolgreiche Studienabläufe <br />

aufgezeigt. <br />

Extended Summary <br />

Gerda Schuster & <strong>Stefan</strong> Höft, HdBA <br />

Die Bachelorstudiengänge zur berufsbezogenen Beratung und Vermittlung an der HdBA: Überblick <br />

zum Aufbau des Studiengangs und den spezifischen Studienanforderungen <br />

Kurzzusammenfassung:


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In dem Beitrag wird zunächst der Grundaufbau der Bachelorstudiengänge <br />

„Arbeitsmarktmanagement (AMM)“ und „Beschäftigungsorientierte Beratung und Fallmanagement <br />

(BBF)“ an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA) beschrieben. Detailinformationen <br />

hierzu sind unter www.hdba.de zu finden. <br />

Danach wird auf die geforderten Berufs-­‐ und Studienanforderungen eingegangen wird. Während <br />

das bestehende Kompetenzmodell der BA (angelehnt an die Konzeption von Erpenebck & <br />

Rosenstiel, 2007) als Bezugspunkt für die Berufsanforderungen dienen kann, blieben die konkreten <br />

Anforderungen des HdBA-­‐Studiums lange unklar. Zur Überprüfung des Anforderungsprofils speziell <br />

in diesem Bereich wurde deshalb eine empirische Anforderungsanalyse orientiert an der „Methodik <br />

zur Ermittlung und Validierung von Anforderungen an Studierende (MEVAS)“ von Hell, Ptok und <br />

Schuler (2007) durchgeführt. Mithilfe von qualitativen Workshops mit Studierenden und Lehrenden <br />

der HdBA wurde das bestehende MEVAS-­‐Verfahren auf 261 Items erweitert. Insgesamt 142 <br />

Studierende und 18 Lehrende beurteilten danach die Bedeutsamkeit und den Erfüllungsgrad der <br />

MEVAS-­‐Items. <br />

Faktorenanalytisch konnten 15 für den Studierendenerfolg bedeutsame Anforderungen abgeleitet <br />

werden. Im Zentrum der vorgestellten Analysen steht der Abgleich zwischen den Beurteilungen der <br />

Studierenden und Lehrenden sowie der Zusammenhang zwischen den ermittelten Anforderungen <br />

und selbstberichteten Studienerfolgskriterien. Die Diskussion konzentriert sich auf die <br />

Konsequenzen für die Gestaltung des konkreten HdBA-­‐Auswahlprozesses, der Ausgestaltung des <br />

Lehrcurriculums sowie möglichen Ergebnisgeneralisierungen zu allgemeinen und (fach-­‐)spezifischen <br />

Studierfähigkeitsaspekten. <br />

Erweiterte Zusammenfassung: <br />

Die Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA) wurde 2006 gegründet und 2007 offiziell als <br />

staatlich anerkannte Fachhochschule für Arbeitsmarktmanagement vom Land Baden-­‐Württemberg <br />

anerkannt. <br />

Zurzeit werden zwei grundständige Bachelor-­‐Studiengänge (Abschluss „Bachelor of Arts – B.A.“) <br />

angeboten: „Arbeitsmarktmanagement (AMM)“ für ca. 250 Studierende pro Jahrgang an den HdBA-­‐<br />

Standorten Mannheim und Schwerin sowie „Beschäftigungsorientierte Beratung und <br />

Fallmanagement (BBF)“ für ca. 50 Studierende nur am Standort Mannheim. Das Studium dauert drei <br />

Jahre, umfasst 180 ECTS-­‐Punkte und ist in fünf jeweils vier Monate umfassende Studienphasen <br />

(Studientrimester) eingeteilt, die jeweils durch 4-­‐monatige Praktika unterbrochen werden. Während <br />

der Praktika, die in Arbeitsagenturen, Jobcentern, in der freien Wirtschaft, aber auch in <br />

ausländischen Arbeitsverwaltungen abgeleitet werden können, bearbeiten die Studierenden ECTS-­bewertete<br />

Praktikumsaufträge. Eine Besonderheit stellt das Beschäftigungsverhältnis der <br />

Studierenden dar: Sie schließen für die Zeit ihres Studiums einen bezahlten Ausbildungsvertrag mit <br />

einer lokalen Arbeitsagentur, sind also bereits während des Studiums Angestellte der BA. Nach dem <br />

Studium erhalten sie eine mindestens zweijährige Beschäftigungsgarantie bei einer Dienststelle der <br />

BA oder einem Jobcenter. <br />

Die Auswahl der Studierenden erfolgt in mehreren Stufen und entspricht üblichen Verfahren in der <br />

Wirtschaft. Im verwendeten Anforderungsprofil werden unterschiedliche Berufs-­‐ und <br />

Studienanforderungen kombiniert. Während das Kompetenzmodell der BA (eine Adaptation des


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Ansatzes nach Erpenbeck & Rosenstiel, 2007) als Referenzrahmen für die berufsbezogene <br />

Eignungsüberprüfung dient, konnten bisher für die studiumsbezogene Passungsanalyse nur sehr <br />

globale Kriterien (allgemeine intellektuelle Leistungsfähigkeit und schulische Leistungen <br />

herangezogen werden). <br />

Ziel der vorgestellten Untersuchung war, mithilfe der „Methodik zur Ermittlung und Validierung von <br />

Anforderungen an Studierende (MEVAS)“ von Hell, Ptok und Schuler (2007) die <br />

Studienanforderungen der HdBA-­‐Studiengänge konkreter zu fassen. Die MEVAS-­‐Analyse umfasst <br />

dabei neun Schritte: <br />

1.. Critical Incident-­‐Workshops mit Hochschullehrern und Studierende <br />

2.. Redaktionelle Bearbeitung der gewonnenen Itemliste <br />

3. Abgleich und ggf. Anreicherung der Itemliste mit Items aus vorhandenen Untersuchungen <br />

4. Bestimmung des Grades der Erfüllbarkeit und der Bedeutsamkeit durch Studierende und <br />

Hochschullehrer <br />

5. Ermittlung von Studienerfolgskriterien bei den Studierenden <br />

6. Reduktion der Items durch Elimination von nicht bedeutsamen Items, basierend auf den <br />

Einschätzung der Hochschullehrer <br />

7. Bestimmung der Anforderungsdimensionen durch Strukturanalysen des Erfüllungsgrads, <br />

basierend auf den Selbsteinschätzung der Studierenden <br />

8. Gegenüberstellung der Bedeutsamkeits-­‐ und Erfüllungsgradeinschätzungen <br />

9. Validierung der Anforderungsdimensionen (operationalisiert über die Selbsteinschätzung des <br />

Erfüllungsgrads durch die Studierenden) an den Erfolgskriterien <br />

Als Ergebnis der Workshop-­‐Arbeiten wurde das bestehende MEVAS-­‐Verfahren auf 261 Items <br />

erweitert (Schritt 1 bis 3). Insgesamt 142 Studierende und 18 Lehrende beurteilten danach die <br />

Bedeutsamkeit und den Erfüllungsgrad der MEVAS-­‐Items (Schritt 4 und 5). Danach wurde der <br />

Itempool auf Grundlage der Lehrendeurteile zur Bedeutsamkeit auf 217 Items reduziert (Schritt 6). <br />

Danach wurde eine explorative Faktorenanalyse zur Datenreduktion (Basis : <br />

Erfüllungsgradbeurteilung aus der Selbstsicht der Studierenden; Hauptkomponentenanalyse; <br />

Hornsche Parallelanalyse) durchgeführt (Schritt 7). Es resultierten neun Faktoren, die nach <br />

inhaltlichen Kriterien zu insgesamt 15 Dimensionen ausdifferenziert wurden. Hier eine Übersicht zu <br />

den Dimensionsbezeichnungen mit erläuternden Itembeispielen: <br />

• D1 Schlussfolgerndes Denken/wissenschaftliches Arbeiten <br />

Hypothesen in einem Fachtext identifizieren und hierfür angeführte Belege/Beweise erkennen <br />

• D2a Gewissenhaftes Studieren <br />

Bei einem Referat rechtzeitig mit der Vorbereitung beginnen und die notwendigen Arbeiten <br />

strukturiert planen <br />

• D2b Beherrschung der deutschen Sprache <br />

Rechtschreibefähigkeit beherrschen, Satzbau beherrschen <br />

D2c Verträglichkeit/ Korrekter Umgang mit anderen <br />

Offenheit für eine ehrliche, respektvolle Kommunikation <br />

• D3a Belastbarkeit <br />

Eigene Ressourcen aufteilen können, mit hohem Zeit-­‐ und Arbeitsdruck zurechtkommen <br />

• D3b Selbstsicheres Auftreten/ Selbstbewusstsein


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Selbstsicheres Auftreten <br />

• D4 Interesse an Inhalten des Studiums zeigen <br />

Sich bei der Studienwahl an seinen eigenen Interessen orientieren <br />

• D5 Strukturiertes, umfassendes, die Möglichkeiten nutzendes Lernverhalten <br />

Neben vorlesungsbegleitenden Unterlagen auch die angegebene Basisliteratur aufarbeiten <br />

• D6 Mitarbeit in der Praxis effektiv gestalten <br />

Geführte Kundengespräche reflektieren und nachbesprechen <br />

• D7a Auslandspraktikum/Fremdsprachenenntnisse erweitern <br />

Sprachkenntnisse durch das Auslandspraktikum oder andere Auslandsaufenthalte gezielt vertiefen <br />

• D 7b Work-­‐Life Balance <br />

Aktiv entspannen (z. B. Sport treiben, seinen Hobbys bewusst nachgehen) <br />

• D7c Studium-­‐Praxis Transfer herstellen <br />

Politisches Tagesgeschehen verfolgen (Zeitung und Internetnews lesen, Nachrichten sehen usw.) <br />

• D8 Eigenes Kommunikationsverhalten verbessern <br />

Lernen, Kommunikationstechniken für den spezifischen Einzelfall angemessen einzusetzen <br />

• D9a Teamfähigkeit <br />

Probleme zusammen mit Kommilitonen lösen und diskutieren <br />

• D9b PC-­‐Kenntnisse aufweisen <br />

Hohe Affinität zur Arbeit am PC <br />

Die Zusammenhangsanalyse der so ermittelten Anforderungsdimensionen (Selbsturteil der <br />

Studierenden zum Erfüllungsgrad) mit unterschiedlichen Studienerfolgskriterien (Schritt 8 und 9) <br />

ergibt einen differenziellen. Hier eine kurze Ergebniszusammenfassung: <br />

• Die ermittelten Anforderungsdimensionen weisen mit den Studienerfolgskriterien jenseits der <br />

Studiennoten weit mehr signifikante Korrelationen auf als zu den Studiennoten selbst <br />

• „Interesse an Inhalten des Studiums zeigen“ korreliert mit den meisten Studienerfolgskriterien <br />

• „Gewissenhaftes Studieren“ und „schlussfolgerndes Denken/wissenschaftliches Arbeiten“ weisen <br />

ebenfalls hohe Zusammenhänge zu den Studienerfolgskriterien auf <br />

• „Work-­‐Life Balance“ weist nicht erwartungskonforme Zusammenhänge auf, was darauf hinweist, <br />

dass Studierende, die diese Anforderungsdimension gut erfüllen, schlechter Studiennoten erhalten <br />

(ggf. erklärbar durch die geringer aufgewendete Lernzeit?) <br />

• „Belastbarkeit“ und „Auslandspraktikum/Fremdsprachenkenntnisse erweitern“ weisen keine <br />

Zusammenhänge zu den erfasste Studienerfolgskriterien auf, werden von den Lehrenden dennoch <br />

als sehr bedeutsam angesehen <br />

Die durch MEVAS ermittelten studiumsbezogenen Anforderungsdimensionen liefern wichtige <br />

Hinweise für mindestens drei Arbeitsbereiche: <br />

1. Der gesamte Auswahlprozess wird im Hinblick darauf analysiert, ob alle als bedeutsam <br />

identifizierten en Anforderungsdimensionen durch eignungsdiagnostische Verfahren abgedeckt <br />

werden.


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2. Speziell durch die geplante Konstruktion eines Interessens-­‐, Persönlichkeits-­‐ und <br />

Motivationstests, der wesentliche nicht-­‐kognitive Anforderungsdimensionen abdeckt, kann die <br />

Diagnose passgenauer erfolgen, was zu geringen Abbruchquoten sowie höherer <br />

Studienzufriedenheit führen sollte. <br />

3. Während des Studiums können im Rahmen der Studienberatung Coachingmöglichkeiten, z.B. zu <br />

Lernstrategien, sozialen Kompetenzen etc. angeboten werden. <br />

<strong>Stefan</strong> Höft & Gerda Schuster, HdBA <br />

Studienverlaufsanalyse zur HdBA-­‐Studierendenkohorte 2008: Bestehende Zulassungskriterien und <br />

ihre Vorhersagequalität für den subjektiven und objektiven Studiumserfolg <br />

Kurzzusammenfassung: <br />

Für die 300 Studienplätze an der HdBA bewerben sich jedes Jahr bundesweit ca. 4000 <br />

Interessenten. Das eingesetzte Auswahlverfahren ist mehrstufig aufgebaut. Nach einer <br />

kriteriumsbezogenen Auswertung der auf traditionellem Weg eingereichten Bewerbungsunterlagen <br />

werden erfolgreiche Bewerber zum Psychologischen Dienst der zuständigen Arbeitsagentur <br />

eingeladen. Dort bearbeiten sie einen an allgemeinen Intelligenzaspekten orientierten <br />

Studierfähigkeitstest sowie ein berufsbezogenes Persönlichkeitsverfahren. Im Erfolgsfall nehmen sie <br />

einige Wochen danach an einem Bewerbertag teil, bei dem in Präsentationen, Rollenspielen und <br />

Gruppendiskussionen schwierige Interaktionssituationen simuliert werden. Den Abschluss bildet ein <br />

teilstrukturiertes Interview.. <br />

In dem Beitrag werden ausgewählte Befunde aus dem Forschungs-­‐ und Entwicklungsprojekt <br />

„Optimierung der HdBA-­‐Studierendenauswahl“ vorgestellt. Als Referenzstichprobe dient dabei <br />

vorrangig die Studierendenkohorte des Einstellungsjahres 2008, die zu mehreren Zeitpunkten <br />

während des Studiums befragt wurde und deren Studienergebnisse vollständig vorliegen. <br />

Im Mittelpunkt steht zunächst die Vorhersagequalität der zurzeit durch die HdBA vorgegebenen <br />

Auswahlkriterien (Ergebnis des Studierfähigkeitstests, nach Schulabschlussform getrennt definierte <br />

Mindestgesamtnote). Es zeigt sich, dass beide Auswahlkriterien einen substantiellen Beitrag zur <br />

Vorhersage der Studienleistung im ersten Studientrimester leisten und nicht wechselseitig <br />

austauschbar sind (Nachweis inkrementeller Validität). <br />

Zusätzlich wird die Konstrukt-­‐ und kriteriumsbezogene Validität des eingesetzten berufsbezogenen <br />

Persönlichkeitsverfahrens untersucht. Als Bezugsgröße dienen unterschiedliche objektive und <br />

subjektive Studienerfolgskriterien. Die Analysen offenbaren, dass das Verfahren, in der <br />

Auswahlsituation eingesetzt, nur sehr wenige Zusammenhänge mit Studienerfolgsvariablen <br />

aufweist. Deutlich substantieller fallen die Verbindungen speziell zu subjektiven <br />

Studienerfolgskriterien aus, wenn das identische Verfahren ohne Anreiz zur positiven <br />

Selbstdarstellung eingesetzt wird. <br />

Erweiterte Zusammenfassung: <br />

Für die 300 Studienplätze an der HdBA (250 Plätze im Studiengang „Arbeitsmarktmanagement“, 50 <br />

Plätze im Studiengang „Beschäftigungsorientierte Beratung und Fallmanagement“) bewerben sich


<strong>IAEVG</strong> International <strong>Conference</strong>:<br />

Career Guidance for Social Justice, Prosperity and<br />

Sustainable Employment - Challenges for the 21 st Century<br />

jedes Jahr bundesweit bei den Arbeitsagenturen ca. 4000 Interessenten. Das eingesetzte <br />

Auswahlverfahren ist mehrstufig aufgebaut. Nach einer kriteriumsbezogenen Auswertung der auf <br />

traditionellem Weg eingereichten Bewerbungsunterlagen werden erfolgreiche Bewerber zum <br />

Psychologischen Dienst eingeladen. Dort bearbeiten sie einen an allgemeinen Intelligenzaspekten <br />

orientierten Studierfähigkeitstest (das PD eigene Verfahren MOT) sowie ein berufsbezogenes <br />

Persönlichkeitsverfahren (Bochumer Inventar zur berufsbezogenen Persönlichkeitsbeschreibung BIP <br />

von Hossiep & Paschen, 2003). Im Erfolgsfall nehmen sie einige Wochen danach an einem <br />

Bewerbertag teil, bei dem in Präsentationen, Rollenspielen und Gruppendiskussionen schwierige <br />

Interaktionssituationen simuliert werden. Den Abschluss bildet ein teilstrukturiertes Interview. <br />

Das von 2009 bis <strong>2012</strong> durchgeführte Forschungs-­‐ und Entwicklungsprojekt „Optimierung derHdBA-­‐<br />

Studierendenauswahl“ (Projektleitung: Prof. Dr. <strong>Stefan</strong> Höft; Projektmitarbeiterin: Dipl.-­‐Psych. <br />

Gerda Schuster) hatte den Zweck, das bestehende Auswahlsystem zu evaluieren und auf dieser <br />

Grundlage wesentliche Verfahrensbestandteile zu überarbeiten. Aus dem Gesamtkontext des <br />

Projektes sollen zwei empirische Einzelarbeiten genauer vorgestellt werden, da sie generelle <br />

Relevanz auch für die Beratung haben. <br />

Als Analysestichprobe dient in beiden Fällen die Studierendenkohorte des Einstellungsjahrgangs <br />

2008. Ihre Auswahldaten wurden systematisch gesammelt, sie wurde zu mehreren Zeitpunkten <br />

während des Studiums befragt und die Studienergebnisse liegen seit September 2011 vollständig <br />

vor. <br />

Im ersten Teilprojekt wurde die prognostische Validität der von der Hochschule herangezogenen <br />

Studierfähigkeitskriterien untersucht. Es handelt sich dabei um zwei voneinander unabhängige <br />

Variablengruppen: <br />

• Als Indikatoren für die typische Leistungsfähigkeit wird ein nach Schulabschlussform gestaffelter <br />

Notenschnitt („Numerus Clausus“) verlangt. Herangezogen wird hierbei die Gesamtnote des <br />

Abschlusszuegnisses (Hochschulzugangsberechtigung – HZB). <br />

• Als Indikator für die maximale Leistungsfähigkeit wird das MOT-­‐Verfahren des Psychologischen <br />

Dienstes herangezogen. Hier wird verlangt, dass in allen fünf Untertests ein Stanine-­‐Wert von drei <br />

oder besser erreicht wird. <br />

Als Kriteriumsmaße dienen die erzielten Studiennoten. Eine explorative Faktorenanalyse zu allen <br />

Prüfungsleistungen zeigt einen starken Generalfaktor. Die varimax-­‐rotierte Faktorlösung zeigt eine <br />

heterogene Ladungsstruktur, bei der zeitliche Nähe (Prüfungen aus dem gleichen Trimester oder <br />

Praktikum) und Prüfungsform (Klausur, Referat, Hausarbeit/Bericht) höhere Interkorrelationen <br />

zwischen einzelnen Prüfungsleistungen implizieren. Als Konsequenz werden zunächst nur die <br />

aggregierten Klausurergebnisse des ersten Studientrimesters herangezogen, da sie die erste Hürde <br />

im Studium mit der höchsten Durchfallwahrscheinlichkeit darstellen. <br />

Eine einfache Korrelationsanalyse zeigt zunächst substantielle Zusammenhänge zwischen der HZB <br />

und der Aggregatnote des ersten Trimesters (r=.246; bei allen Analysen keine Korrektur hinsichtlich <br />

Varianzeinschränkung und Kriteriumsunreliabilität) sowie zwischen dem gemittelten MOT-­‐<br />

Gesamtwert und der Studientrimesternote (r=-­‐.202; das negative Vorzeichen ist polungsbedingt).. <br />

Eine multiple Regression mit den simultanen Prädiktoren HZB und MOT liefert einen <br />

(unkorrigierten) Determinationskoeffizienten von R2=.103, zu dem beide Vorhersagevariablen <br />

substantiell beitragen (wechselseitige inkrementelle Validität). Inhaltlich impliziert dieser Befund,


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Sustainable Employment - Challenges for the 21 st Century<br />

dass beide Prädiktoren eigenständige relevante Informationen beinhalten, die für die Vorhersage <br />

des Kriteriums relevant sind. Es ist also gerechtfertigt, beide Variablengruppen als unabhängige <br />

Zulassungsvorgaben heranzuziehen. <br />

Im zweiten vorgestellten Teilprojekt wird die Konstrukt-­‐ und kriteriumsbezogene Validität des im <br />

Rahmen der Auswahl eingesetzten Persönlichkeitsverfahrens BIP untersucht. Im BIP werden über <br />

210 Items 14 Einzeldimensionen aus vier Themenbereichen erfasst: <br />

• Bereich Berufliche Orientierung: Leistungsmotivation, Gestaltungsmotivation, <br />

(Führungsmotivation) <br />

• Bereich Soziale Kompetenz: Sensitivität, Soziabilität, Durchsetzungsstärke, Kontaktfähigkeit, <br />

(Teamorientierung) <br />

• Bereich Arbeitsverhalten: Gewissenhaftigkeit, Handlungsorientierung, (Flexibilität) <br />

• Bereich Psychische Konstitution: Emotionale Stabilität, Belastbarkeit, Selbstbewusstsein <br />

Drei Skalen wurden im Rahmen der Auswahl nicht ausgewertet. Sie sind bei der Auflistung in <br />

Klammern gesetzt. Der BIP selbst wurde nicht als Auswahlkriterium herangezogen (keine Vorgabe <br />

von einzuhaltenden Cut-­‐off-­‐Werten), sondern diente nur als begleitende Informationsquelle <br />

während der PD-­‐Phase. <br />

Drei Monate nach Beginn des Studiums wurden die Studierenden noch einmal gebeten, das BIP-­‐<br />

Verfahren zu beantworten. An dieser Erhebung beteiligten sich 142 der 340 Studierenden. Sie taten <br />

das freiwillig und ohne irgendwelche Anreize. <br />

Im Mittelpunkt der Analysen stehen folgende Fragestellungen: <br />

• Hat die Anreizsituation einen Einfluss auf das Antwortverhalten? <br />

• Ändert sich dadurch die Konstruktvalidität des Verfahrens? <br />

• Welchen Einfluss hat die Anreizsituation auf die kriteriumsbezogene Validität der Testergebnisse? <br />

Die Ergebnisse können folgendermaßen zusammengefasst werden: <br />

• Bei dem Mittelwertvergleich zwischen Normal-­‐ und Auswahlbedingungen ergibt sich eine <br />

bedeutsame Abweichung in neun der elf Dimensionen. Im Durchschnitt sind die Antworten in der <br />

Auswahlbedingung einen Stanine-­‐Wert höher als in der Auswahlbedingung. Die Studierenden <br />

zeigen in der Bewerbungsbedingung also eine deutlich positivere Selbstdarstellung als in der <br />

Normalbedingung. <br />

• Ein strukturgleichungsbasierter Strukturvergleich der Kovarianzmatrizen beider <br />

Vorgabebedingungen zeigt, dass die Annahme eines gemeinsamen Strukturmodells für beide <br />

Erhebungsbedingungen aufrecht erhalten werden kann. Eine Hauptkomponentenanalyse mit <br />

anschließender Varimax-­‐Rotation zu den elf Dimensionsskalen liefert bei beiden Bedingungen drei <br />

relevante Faktoren, allerdings mit heterogener Ladungsstruktur. Eine orthogonale Procrustes-­‐<br />

Zielrotation erzielt trotzdem eine akzeptable Kongruenz (.99). <br />

Die prinzipielle Dimensionsstruktur scheint also erhalten zu bleiben. <br />

• Die Konvergenz zwischen identischen Skalen liegt zwischen r=.360 (Soziabilität) bis r=.694 <br />

(Selbstbewusstsein). Damit liegt sie deutlich unterhalb des Retest-­‐Niveaus. <br />

• Bei einer Analyse der Korrelationsstruktur mit den anderen Auswahlkriterien (MOT, HZB) zeigen <br />

sich in der Normalbedingung mehr (und strukturell andere) inhaltliche Querbeziehungen zum den <br />

BIP-­‐Dimensionen.


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Career Guidance for Social Justice, Prosperity and<br />

Sustainable Employment - Challenges for the 21 st Century<br />

• Bei der Konvergenzanalyse der BIP-­‐Dimensionsskalen mit Studienerfolgskriterien <br />

(Studienzufriedenheit, Studieninteresse, Abbruchmotivation) ergeben sich nur in der <br />

Normalbedingung deutlich mehr Zusammenhänge mit einstellungsbezogenen Studienkriterien, <br />

hingegen praktisch keine Zusammenhänge mit Studiennoten. <br />

Zusammengefasst deuten die Befunde darauf hin, dass in der Auswahl wenig und strukturell etwas <br />

anderes erfasst wird. <br />

In der Eignungsdiagnostik herrschen zwei Verwendungsstrategien für Persönlichkeitsverfahren vor <br />

(vgl. Hossiep, Paschen & Mühlhaus, 1998): Bei der ersten Strategie werden alleine auf Grundlage <br />

der nachgewiesenen kriteriumsbezogenen Validität von Persönlichkeitsskalen meist in einer sehr <br />

frühen Phase auswahlbezogene Entscheidungen (select in/select out) getroffen ohne eine vertiefte <br />

inhaltliche Interpretation der Skalendimensionen. Bei der zweiten Strategie wird stärker <br />

inhaltslogisch vorgegangen, indem Rückschluss auf Konstruktausprägungen getroffen werden, ggf. <br />

mit dem Ziel, diese Schlussfolgerungen in anderen diagnostischen Verfahren (bevorzugt Interviews) <br />

zu überprüfen. Die vorliegenden Befunde zum BIP zeigen, dass zumindest in der HdBA-­‐<br />

Auswahlsituation zumindest der letztere diagnostische Schluss durch die aufgezeigten <br />

Konstruktvaliditätsmängel gefährdet wird. Wenn das Verfahren trotzdem eingesetzt werden soll, <br />

dann muss die Interpretation die Verzerrungen berücksichtigen, indem das gewonnene <br />

Persönlichkeitsprofil im Sinne eines präsentierten Selbstbildes und nicht als Echtbild der Person <br />

verstanden wird. <br />

Sailmann, Gerald, HdBA <br />

Kompetenzerwerb in den Studiengängen der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA) <br />

Kurzzusammenfassung: <br />

Die Präsentation stellt ausgewählte Ergebnisse der Befragung des 1.Absolventenjahrganges der <br />

Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA) vor. Sie fand im Frühjahr 2011 statt, ca. 1 ½ Jahre <br />

nach dem die Studierenden ihr Studium beendet und eine Tätigkeit als Arbeitsvermittler/in oder <br />

Berufsberater/in aufgenommen haben. Angeschrieben wurden 239 Absolventen, 151 beteiligten <br />

sich an der Erhebung, die Rücklaufquote betrug 63%. <br />

Die Absolventenbefragung ist eingebettet in das Qualitätsmanagementkonzept der Hochschule, das <br />

darüber hinaus die Evaluation des Zulassungsverfahrens, der Lehrenden, der Module, der Praktika <br />

und der Studienrahmenbedingungen vorsieht. Thematisch stand die Frage im Vordergrund, wie die <br />

Studierenden die Kompetenzentwicklung an der Hochschule einschätzen und wie bedeutsam die im <br />

Studium erworbenen Kompetenzen für die Berufspraxis sind. Als theoretische Folie wurde das <br />

Kompetenzstrukturmodell der beruflichen Handlungsfähigkeit zugrunde gelegt, welches eine <br />

Einteilung in Fach-­‐, Methoden-­‐, Sozial-­‐ und Personalkompetenz vorsieht. <br />

Die Evaluationsstudie kommt zu dem Ergebnis, dass die Passung zwischen den pädagogischen Zielen <br />

der Studiengänge an der HdBA und den Anforderungen des beruflichen Handlungsfeldes sehr hoch <br />

ist. Darüber hinaus liefert sie Hinweise darauf, dass eine Professionalisierung in Form einer <br />

grundständigen akademischen Ausbildung eine hohe Qualität von Beratung und Vermittlung <br />

sichert.


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Erweiterte Zusammenfassung: <br />

Die Präsentation – Kompetenzerwerb in den Studiengängen der Hochschule der Bundesagentur für <br />

Arbeit (HdBA) – stellt ausgewählte Ergebnisse einer Evaluationsstudie vor; es handelt sich um die <br />

Befragung des 1.Absolventenjahrganges der HdBA. <br />

Der Beitrag beschäftigt sich mit der Strategie der Bundesagentur für Arbeit, ihre Berufsberater und <br />

Arbeitsvermittler, in einem grundständigen Bachelorstudium zu qualifizieren. Hierfür werden an der <br />

Hochschule der Bundesagentur für Arbeit zwei Studiengänge angeboten, nämlich <br />

Arbeitsmarktmanagement und Beschäftigungsorientierte Beratung / Fallmanagement. <br />

Die genannten Studiengänge sind interdisziplinär aufgebaut; ihr Curriculum enthält vermittlungs-­‐ <br />

und beratungsrelevante Inhalte aus den Referenzdisziplinen: Betriebswirtschaftslehre, Jurisprudenz, <br />

Pädagogik, Psychologie, Politikwissenschaft, Soziologie und Volkswirtschaftslehre. Integraler <br />

Bestandteil der Studiengänge sind Praktika in den Agenturen sowie in privatwirtschaftlichen <br />

Unternehmen und/oder arbeitsmarkbezogenen Institutionen im Ausland. <br />

Der 1. Jahrgang hat 2006 das Studium aufgenommen und nach fünf Studientrimestern und 4 <br />

Studienpraktika 2009 abgeschlossen. Er wurde im Frühjahr 2011 befragt – ca. 1 ½ Jahre nach dem <br />

Übergang der Studierenden von der Hochschule in die Berufspraxis. <br />

Angeschrieben wurden alle 239 Absolventen, 151 haben sich an der Erhebung beteiligt, davon 131 <br />

(gesamt 197) aus dem Studiengang AMM und 20 (gesamt 42) aus dem Studiengang AMM. Die <br />

Rücklaufquote betrug 63%. Die im Folgenden dargestellten ausgewählten Ergebnisse gelten für <br />

beide Studiengänge zusammen genommen. <br />

Eingebettet ist die Absolventenbefragung in das Qualitätsmanagementkonzept der Hochschule, das <br />

darüber hinaus eine Evaluation des Zulassungsverfahrens, der Lehrenden, der Module, der Praktika <br />

und der Hochschulrahmenbedingungen vorsieht. <br />

Thematisch stand die Frage im Vordergrund, wie die Studierenden ihre Kompetenzentwicklung im <br />

Studium einschätzen und wie bedeutsam die an der Hochschule erworbenen Kompetenzen für die <br />

(bisherige) Berufspraxis sind. <br />

Als theoretische Folie wurde das Kompetenzstrukturmodell der beruflichen Handlungsfähigkeit <br />

zugrunde gelegt, welches die Einteilung in Fach-­‐, Methoden-­‐, Sozial-­‐ und Personalkompetenz <br />

vorsieht, wobei beratungsspezifische Kompetenzen vor allem im Rahmen der Fachkompetenzen <br />

abgebildet werden. Diese Kompetenzfelder wurden jeweils mit Hilfe von vier <br />

Kompetenzbestandteilen operationalisiert: <br />

Fachkompetenz (curriculumsnah): <br />

• Kenntnisse über Arbeitsmarktprozesse <br />

• Kenntnisse über den Aufbau und die Funktion von Organisationen und Netzwerke <br />

• Kenntnisse über Beratung in Beruf und Beschäftigung und die Integration in den Arbeitsmarkt <br />

• Kenntnisse über rechtliche Grundlagen und deren Anwendung <br />

Methodenkompetenz: <br />

• Fähigkeit, Texte (Berichte, Protokolle oder ähnliche Texte) zu verfassen <br />

• Fähigkeit, wissenschaftliche Methoden anzuwenden


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• Fähigkeit, Probleme zu analysieren und Problemlösungen zu entwickeln <br />

• Fähigkeit, Ideen oder Zusammenhänge darzustellen und zu präsentieren <br />

Sozialkompetenz: <br />

• Fähigkeit, die eigene Position anderen gegenüber argumentativ zu vertreten <br />

• Fähigkeit, mit anderen konstruktiv zusammenzuarbeiten <br />

• Fähigkeit, Gruppenprozesse zu steuern und zu moderieren <br />

• Fähigkeit, andere zu motivieren und Ihr Wissen und Können zu mobilisieren <br />

Personale Kompetenz <br />

• Fähigkeit, die eigene Arbeit zielorientiert zu planen und zu organisieren <br />

• Fähigkeit, eigene Wissenslücken zu erkennen und zu schließen <br />

• Fähigkeit, auch unter Druck genau und konzentriert zu arbeiten <br />

• Fähigkeit, hohe Qualitätsmaßstäbe an die eigen Arbeit zu richten <br />

Die Absolventen wurden aufgefordert – entlang einer notenstufen-­‐analogen Skala von 1 bis 6) – zu <br />

beurteilen, wie sie die Förderung der Kompetenzentwicklung durch das Studium und die <br />

Bedeutsamkeit der erworbenen Kompetenzen für die aktuelle Tätigkeit einschätzen. <br />

Die Ergebnisse liefern wichtige Informationen über die Passung zwischen den pädagogischen Zielen <br />

des Studiums und den Bedürfnisse und Anforderungen der beruflichen Praxis.. <br />

Im Bereich der Fachkompetenz wird der Praxisbedarf an <br />

„Kenntnissen über Beratung in Beruf und Beschäftigung und die Integration in den Arbeitsmarkt“ <br />

von 79 Studierenden als sehr hoch (Note1) von 43 als hoch (Note 2) und von 17 als eher hoch (Note <br />

3) gewertet, also 139 von 151 bewerten die aktuelle Praxisbedeutsamkeit zwischen Note 1 und <br />

Note 3. Dem gegenüber stehen insgesamt 129 Studierende (von 151), welche die Förderung durch <br />

das Studium mit 1 bis 3 beurteilen, 66 davon mit der Note 2 (in hohem Maße). Daraus lässt sich für <br />

die Beratungskenntnisse eine gute Passung zwischen Förderung im Studium und Praxisbedarf <br />

ableiten. <br />

Dieses Ergebnis bestätigt sich für den gesamten Bereich der Fachkompetenz. Der Mittelwert für alle <br />

vier Kompetenzbestandteile liegt bei 2,33 im Bereich der Praxisbedeutsamkeit und bei 2,55 im <br />

Bereich der Förderung durch das Studium. Das gute Passungsverhältnis gilt ebenfalls für den Bereich <br />

der Sozialkompetenzen, der Mittelwert der Praxisbedeutsamkeit beträgt 2,5, der der Förderung <br />

durch das Studium 2,6.. <br />

Im Bereich der Methodenkompetenzen übertrifft der die Förderung durch das Studium (Mittelwert <br />

für alle vier Operationalisierungen = 2,2) sogar die Praxisbedeutsamkeit (Mittelwert = 2,8).. Dieser <br />

im Studium erworbene „Kompetenzüberschuss“ im Bereich der Methodenkompetenz lässt sich <br />

damit erklären, dass z.B. „wissenschaftliche Methoden anwenden“ oder „Texte verfassen“ in ihrer <br />

Bedeutung für die aktuelle Berufspraxis eher niedrig eingeschätzt werden. Sie müssen jedoch


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elementarer Bestandteil kompetenzorientierter Curricula sein, da es sich dabei um Fähigkeiten <br />

handelt, die benötigt werden, um auf Veränderungen in der Praxis eigenverantwortlich reagieren zu <br />

können. <br />

Im Bereich der Personalkompetenz übersteigt die Differenz zwischen dem Mittelwert der <br />

Praxisbedeutsamkeit (1,9) und der Förderung durch das Studium (2,6) eine halbe Notenstufe. Dies <br />

kann darauf zurückgeführt werden, dass sich dahinter sehr anspruchsvolle Lernziele verbergen, z.B. <br />

im Bereich der Werterziehung und der Selbstorganisation, die sich zum Teil auch pädagogischen <br />

Interventionen entziehen. <br />

Über alle vier Kompetenzbereiche hinweg kann somit von einer guten bis sehr guten Passung <br />

gesprochen werden, d.h. die durch das Studium geförderten Kompetenzen entsprechen in hohem <br />

Maße den Bedürfnissen und Anforderungen der Praxis und sichern dadurch die Qualität der <br />

Beratung und Vermittlung der Bundesagentur für Arbeit. <br />

Das gute Passungsverhältnis zwischen der Berufspraxis und den im Studium erworbenen <br />

Kompetenzen bestätigt auch die Strategie, Berufsberater und Arbeitsvermittler mittels <br />

Hochschulstudium zu qualifizieren. Zum einen erwerben diese fachliche Grundlagen aus <br />

verschiedenen Wissenschaften die ihnen, ergänzt um Methodenkompetenzen, die Bewältigung <br />

aktueller und zukünftiger Aufgabenstellungen ermöglichen. Zum anderen bauen sie auch soziale <br />

und persönliche Kompetenzen auf, die adressatengerechte Kommunikation und qualitätsbewusstes <br />

Arbeiten fördern. <br />

Dieses Qualifizierungskonzept schützt daher auch die Bundesagentur für Arbeit vor einer <br />

Professionalisierungsdiskussion, wie sie im Bereich der ungeregelten Berufsberatung geführt wird. <br />

Müller, Monika, HdBA <br />

Biographie, Studienverlauf und Professionalisierungsprozesse von HdBA-­‐AbsolventInnen <br />

Kurzzusammenfassung: <br />

In diesem projektierten Vorhaben werden Lern-­‐ und Studienerfahrungen der ersten <br />

Studienkohorten auf Professionalisierungsprozesse im Studium und im Übergang in die <br />

Berufstätigkeit untersucht. Als Modell für Professionalisierung wird ein Berufsverständnisses <br />

angenommen, dass zur Fallanalyse und Fallbearbeitung von Arbeitsmarktdienstleistungen der <br />

Beratung und Vermittlung und zur Bearbeitung komplexer beruflicher Problemstellungen regionaler <br />

und überregionaler arbeitsmarktbezogener Problemstellungen befähigt. Ablaufprozesse im <br />

Studium, Studienmilieus sowie individuelle Verknüpfungsleistungen von Lehrangeboten im Studium <br />

werden untersucht. Das Studium wird in Hinblick auf die Berufsorientierung und das berufliche <br />

Selbstverständnis der Absolventen reflektiert. <br />

Welche Lernmöglichkeiten, aber auch Lernbarrieren in der organisatorischen Rahmung des <br />

Studienangebots liegen soll in der Studie eruiert werden. In anderen dualen Studiengängen und <br />

Fachhochschulstudiengängen erfolgt die Selektion im Studium in der Regel durch Selbstselektion


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und nach dem Studium entlang arbeitsmarktbezogener Kriterien (Einstiegschancen der <br />

Studierenden in Unternehmen, Verbänden, ect.) und dienen den Hochschulen als Indikator für die <br />

angemesenheit des Studienangebots (Abbuchquoten, Verbleib der Studierenden; Arbeitslosenquote <br />

unter den Absolventen sind zentrale Indikatoren der Beurteilung eines Studienangebots, vgl. HIS <br />

2010; INCHER 2009). Da die HdBA ausschließlich organisationsbezogen Nachwuchs ausbildet, der <br />

bereits vertraglich in einem Ausbildungs-­‐ bzw. Arbeitsverhältnis zur BA steht, fehlen wesentliche <br />

Indikatoren zur Beurteilung des aktuellen Studienangebots. Forschungsstudien, die diese <br />

Besonderheit systematisch reflektieren gibt es bisher noch sehr wenige, meist im Zusammenhang <br />

mit von Arbeitsgebern finanzierten dualen Studiengängen.

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