17.01.2014 Aufrufe

Forschungsabteilung - Institut Arbeit und Qualifikation - an der ...

Forschungsabteilung - Institut Arbeit und Qualifikation - an der ...

Forschungsabteilung - Institut Arbeit und Qualifikation - an der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ausbildungsfonds -<br />

Modelle in Deutschl<strong>an</strong>d <strong>und</strong> dem benachbarten Ausl<strong>an</strong>d<br />

Ver<strong>an</strong>staltung des<br />

Bündnis 90 / Die Grünen NRW-L<strong>an</strong>desverb<strong>an</strong>des<br />

Düsseldorf<br />

22.05.2007<br />

Dirk L<strong>an</strong>ger<br />

<strong>Institut</strong> <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Qualifikation</strong><br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> Universität Duisburg-Essen<br />

Besuchsadresse: Munscheidstraße 14, 45886 Gelsenkirchen<br />

Telefon: 0209-1707-192, E-Mail: dirk.l<strong>an</strong>ger@uni-due.de<br />

<strong>Forschungsabteilung</strong> BEST<br />

1


750.000<br />

700.000<br />

650.000<br />

600.000<br />

550.000<br />

500.000<br />

Die schwierige Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt setzt sich<br />

b<strong>und</strong>esweit in 2005 fort <strong>und</strong> folgt dem Trend des <strong>Arbeit</strong>smarktes!<br />

Entwicklung <strong>der</strong> neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge sowie Angebot <strong>und</strong> Nachfrage<br />

1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Angebot Nachfrage neue Ausbildungsverträge<br />

<strong>Forschungsabteilung</strong> BEST<br />

Quelle: BMBF, Berufsbildungsbericht 2006, Bonn / Berlin<br />

2


Bei <strong>an</strong>steigenden Absolventenzahlen von 8,4 %, sinken die Ausbildungskapazitäten<br />

um 16 % in Nordrhein-Westfalen zwischen 2000 <strong>und</strong> 2005!<br />

250.000<br />

200.000<br />

150.000<br />

100.000<br />

50.000<br />

0<br />

Absolventen allgemein bilden<strong>der</strong> Schulen <strong>und</strong> neu abgeschlossene Ausbildungsverträge<br />

195.882 197.303 195.457<br />

128.640 126.054<br />

69.186 68.996<br />

200.790<br />

115.636 111.046<br />

207.988<br />

115.987<br />

213.824<br />

111.190<br />

62.365 61.510 65.792 64.412<br />

39.826 37.681 34.087 32.038 32.562 30.035<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

Schulabsolventen<br />

davon: Industrie <strong>und</strong> H<strong>an</strong>del<br />

neue Ausbildungsverträge<br />

davon: H<strong>an</strong>dwerk<br />

<strong>Forschungsabteilung</strong> BEST<br />

Quelle: BMBF, Berufsbildungsberichte 2000 – 2006, Bonn / Berlin<br />

3


Die Ausbildungsbetriebsquote blieb im B<strong>und</strong> nahezu konst<strong>an</strong>t bei 24 %,<br />

den deutlichsten Rückg<strong>an</strong>g verzeichnete das Bauhauptgewerbe!<br />

Nahrungsmittel<br />

Maschinenbau<br />

Bauhauptgewerbe<br />

KFZ<br />

Einzelh<strong>an</strong>del<br />

Nachrichten<br />

Kredit / Versicherung<br />

Ges<strong>und</strong>heit<br />

Insgesamt<br />

Ausbildungsbetriebsquoten im B<strong>und</strong>esgebiet 1999 <strong>und</strong> 2004 in %<br />

4,3<br />

4,5<br />

16,5<br />

17<br />

23,3<br />

21<br />

23,8<br />

23,6<br />

33,1<br />

31,9<br />

31,8<br />

36,8<br />

37,3<br />

40,7<br />

41<br />

40,9<br />

44,6<br />

45,6<br />

0 10 20 30 40 50<br />

<strong>Forschungsabteilung</strong> BEST<br />

Quelle: BMBF, Berufsbildungsbericht 2006, Bonn / Berlin<br />

1999 2004<br />

4


1.400<br />

1.200<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Zwischen 1995 <strong>und</strong> 2004 hat sich das Gefüge <strong>der</strong><br />

beruflichen Qualifizierung erheblich verän<strong>der</strong>t!<br />

Verteilung <strong>der</strong> Neuzugänge auf die 3 Sektoren<br />

des beruflichen Ausbildungssystems (in 1.000)<br />

341.137<br />

31,9 %<br />

180.271 211.531<br />

16,9 %<br />

547.062<br />

51,2 %<br />

488.073<br />

39,5 %<br />

17,1 %<br />

535.322<br />

43,3 %<br />

1995 2004<br />

Überg<strong>an</strong>gssystem<br />

Schulberufssystem<br />

Duales System<br />

<strong>Forschungsabteilung</strong> BEST<br />

Quelle: Konsortium Bildungsberichterstattung, Bildungs in Deutschl<strong>an</strong>d, Bielefeld 2006<br />

5


Dänisches Modell (1989)<br />

• Seit 1989 wird eine Abgabe von allen Unternehmen zur Fin<strong>an</strong>zierung <strong>der</strong><br />

Erstausbildung erhoben. Die Höhe <strong>der</strong> Abgabe variiert nach Konjunkturlage<br />

(1999: 150 EUR / Beschäftigten im Jahr).<br />

• Der Fond wird von den Sozialpartnern gemeinsam verwaltet <strong>und</strong> gesteuert.<br />

• Die ausbildenden Unternehmen erhalten die Ausbildungsvergütungen für<br />

die Berufsschultage erstattet <strong>und</strong> es werden, je nach Bedarf, zusätzliche<br />

Ausbildungsplätze fin<strong>an</strong>ziert.<br />

• Die Einführung des Fondsmodells war Teil einer gr<strong>und</strong>legenden Reform<br />

des dänischen Berufsbildungssystems mit einer Reduzierung <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong><br />

Berufe <strong>und</strong> einer vorgelagerten staatlich fin<strong>an</strong>zierten Gr<strong>und</strong>ausbildung, <strong>an</strong><br />

<strong>der</strong> die Jugendlichen, je nach Bildungsvoraussetzungen, zwischen 3 <strong>und</strong><br />

15 Monate teilnehmen, zur Stärkung <strong>der</strong> Ausbildungsfähigkeit.<br />

(D<strong>an</strong>ish Ministry of Education, 2000)<br />

<strong>Forschungsabteilung</strong> BEST<br />

6


Fr<strong>an</strong>zösisches Modell (Weiterbildungsgesetz, 1971/2003)<br />

• Sozialpartnerschaftliches Umlagesystem für die Stärkung <strong>der</strong> beruflichen<br />

Weiterbildung, um die Selektivität zu reduzieren <strong>und</strong> die Beschäftigungsfähigkeit<br />

/ Flexibilität <strong>der</strong> Mitarbeiter zu erhöhen.<br />

• 99 br<strong>an</strong>chenspezifische Fonds (Verwaltungsausgaben auf 10 % begrenzt!).<br />

Ausgaben von 3,8 Mrd. EUR in 2001: 50 % betriebl. Bildungspläne, 30 %<br />

Jugendliche, 15,2 % Bildungsurlaub, 4,2 % kapitalisierte Bildungszeit.<br />

Unternehmen > 10 Beschäftigte müssen 1,6 % ihrer Bruttolohnsumme aufwenden:<br />

1 % Betriebl. Bildungspl<strong>an</strong>, 0,45 % Einglie<strong>der</strong>ung Jugendlicher, 0,25 % Bildungsurl.<br />

Unternehmen < 10 Beschäftigte zahlen 0,55 % <strong>der</strong> Bruttolohnsumme ein;<br />

Leiharbeitsunternehmen 2 % aufgr<strong>und</strong> des höheren Anteils befristet Beschäftigter<br />

mit beson<strong>der</strong>em Weiterbildungsbedarf im Fall <strong>der</strong> <strong>Arbeit</strong>slosigkeit.<br />

• Je<strong>der</strong> Vollzeitbeschäftigte hat einen individuellen Anspruch auf 20 St<strong>und</strong>en<br />

Weiterbildung pro Jahr; dieser ist bei <strong>Arbeit</strong>splatzwechsel übertragbar.<br />

• Das Weiterbildungsgesetz hat den Charakter einer Mindestpflicht zur Weiterbildung.<br />

Die Betriebe haben ein großes Interesse die Mindestbeträge selbst<br />

zu investieren, als sie <strong>an</strong> einen Fond abzuführen!<br />

<strong>Forschungsabteilung</strong> BEST<br />

7


Modell des deutschen Bauhauptgewerbes (1975)<br />

• Die Sozialpartner haben im Tarifvertrag eine Umlage von 1,6 % <strong>der</strong> betrieb-<br />

Lohnsumme vereinbart, um eine hohe Qualität <strong>der</strong> Ausbildung <strong>und</strong> eine ausausreichende<br />

Zahl von Ausbildungsplätzen bereit zu stellen.<br />

• Auch im Bauhauptgewerbe war <strong>der</strong> Fond mit einer Ausbildungsreform verb<strong>und</strong>en.<br />

Die Ausbildung beginnt mit einer berufsübergreifenden Gr<strong>und</strong>ausbildung<br />

<strong>und</strong> ein Drittel <strong>der</strong> Ausbildung wurde in ÜBA‘s verlegt.<br />

• Die Verwaltung <strong>und</strong> Kontrolle obliegt den paritätisch besetzten Sozialkassen<br />

des Baugewerbes.<br />

• Der Ausbildungsbetrieb bekommt für gewerbliche Auszubildende im 1. Ausbildungsjahr<br />

10 Monate erstattet, im 2. Ausbildungsjahr 6 Monate <strong>und</strong> im 3.<br />

Ausbildungsjahr 1 Monat. Zzgl. <strong>der</strong> Erstattung für die Besuche <strong>der</strong> ÜBA.<br />

• Der Beschäftigtenrückg<strong>an</strong>g in <strong>der</strong> Baukrise <strong>der</strong> letzten Jahre um rd. 1/3 wurde<br />

von einem vergleichbaren Rückg<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Ausbildungszahlen begleitet. Trotzdem<br />

hielt die Br<strong>an</strong>che ihre Ausbildungsquote mit 9,7 % stabil (B<strong>und</strong>: 6,4 % in<br />

2004).<br />

<strong>Forschungsabteilung</strong> BEST<br />

8


Ausbildungsfond für nichtärztliche Kr<strong>an</strong>kenhausberufe in<br />

Baden-Württemberg (2006)<br />

• Auslöser für die Einrichtung des Fonds ist das Kr<strong>an</strong>kenhausfin<strong>an</strong>zierungsgesetz<br />

(KHG § 17a, 2004) mit <strong>der</strong> Umstellung auf Fallpauschalen (DRG),<br />

die die Kosten <strong>der</strong> Berufsausbildung nicht berücksichtigen. Ziel ist die<br />

Sicherung <strong>der</strong> Ausbildungsbereitschaft durch gemeinsame Kostenteilung.<br />

• Jede Klinik – ob sie ausbildet o<strong>der</strong> nicht – stellt den Kr<strong>an</strong>kenkassen einen<br />

Zuschlag für die Ausbildung in Rechnung <strong>und</strong> zahlt diesen in den Fond ein.<br />

Aus diesen Mitteln erhalten die ausbildenden Kliniken einen entsprechend<br />

vereinbarten Betrag rückerstattet.<br />

• Der Ausbildungsfond wurde von <strong>der</strong> L<strong>an</strong>deskr<strong>an</strong>kenhausgesellschaft B-W<br />

errichtet <strong>und</strong> verwaltet. Das Budget ist zweckgeb<strong>und</strong>en für die Ausbildung zu<br />

verwenden. Die Kr<strong>an</strong>kenhäuser melden den jährlichen Ausbildungsbedarf.<br />

• Das Volumen des Ausbildungsfonds: 162,6 Mio. EUR; Ausbildungszuschlag<br />

pro Patient / Abrechnungsfall: 84,41 EUR; 256 Kr<strong>an</strong>kenhäuser zahlen ein,<br />

davon bilden 127 (50 %) in Kr<strong>an</strong>kenpflege, Kin<strong>der</strong>kr<strong>an</strong>kenpflege, MTA etc.<br />

insg. 10.403 junge Menschen aus.<br />

An<strong>der</strong>e B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> sollen hier bis Ende 2007 nachziehen!<br />

<strong>Forschungsabteilung</strong> BEST<br />

9


Zusammenfassung<br />

• In 3 von 4 Fällen ging die Initiative zur Gründung eines (Aus-)Bildungsfonds<br />

vom Gesetzgeber aus. Die Umsetzung erfolgt paritätisch durch <strong>Institut</strong>ionen<br />

starker Sozialpartner. Es bedarf daher eines gemeinsamen Willens!<br />

• Ausbildungsfonds dienen <strong>der</strong> Sicherung <strong>der</strong> Ausbildungsqualität, <strong>der</strong> überbetrieblichen<br />

Einsatzflexibilität <strong>der</strong> Beschäftigten sowie <strong>der</strong> qu<strong>an</strong>titativen Versorgung<br />

mit Nachwuchskräften <strong>und</strong> suchen die „Kosten <strong>der</strong> Ausbildung“ auszugleichen.<br />

• Die Ziele, Beitragssätze <strong>und</strong> Leistungen für ein solches Modell müssen<br />

tr<strong>an</strong>sparent sein, bei möglichst geringem Administrationsaufw<strong>an</strong>d, <strong>und</strong> es<br />

sollte keinen Unterschied geben in den Beiträgen zwischen Ausbildungsbetrieb<br />

<strong>und</strong> nicht ausbildendem Betrieb.<br />

„Letztendlich stoßen För<strong>der</strong>maßnahmen zur Verbesserung <strong>der</strong> Lehrstellensituation<br />

durch Unterstützung <strong>der</strong> Betriebe d<strong>an</strong>n <strong>an</strong> ihre Grenzen, wenn in<br />

den Betrieben kein entsprechen<strong>der</strong> Fachkräfte – bzw. <strong>Qualifikation</strong>sbedarf<br />

vorh<strong>an</strong>den ist, <strong>der</strong> … die Ausbildungsbereitschaft zentral beeinflusst.“<br />

(BMBF: Berufsbildungsbericht 2006, S. 161)<br />

<strong>Forschungsabteilung</strong> BEST<br />

10


<strong>Forschungsabteilung</strong> BEST<br />

11<br />

Vielen D<strong>an</strong>k<br />

für Ihre Aufmerksamkeit!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!