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Prof. Dr. Karl Kollmann Welches Wirtschaftswissen brauchen wir ...

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<strong>Kollmann</strong>: <strong>Welches</strong> <strong>Wirtschaftswissen</strong> <strong>brauchen</strong> <strong>wir</strong>?<br />

Wie sieht heute solche Anerkennung aus? Ist es das angenehme und freundliche<br />

Wesen einer Person, das ihr Anerkennung verschafft, oder der Geländewagen, der<br />

vor der Haustür geparkt ist? Was findet im schnellebigen Alltag mehr Anerkennung:<br />

die Kompromißbereitschaft eines Menschen und seine gesprächsweise<br />

beigesteuerten Ideen, oder die teure Urlaubsreise auf die Malediven? Haben<br />

Konsumgüter unsere Muster wechselseitiger Anerkennung durcheinandergebracht?<br />

Das zweite große Lebensziel, das von Menschen angestrebt <strong>wir</strong>d, ist persönliche<br />

Zufriedenheit, persönliches Glück. Mehr Konsumgüter haben, das ist mehr Glück,<br />

so trommelt die Werbung. Mehr Geld verdienen, auch wenn es mehr engbegrenzte<br />

Lebenszeit kostet, ist für viele ein berufliches Ziel. Ist die Gleichung: Mehr Geld =<br />

besserer Konsum = höheres Glück, die unseren Alltags-Common Sense prägt,<br />

tatsächlich richtig, oder sieht persönliche Zufriedenheit nicht gänzlich anders aus?<br />

Auf diese zwei – in <strong>wir</strong>tschaftlichen Erfolg transformierten - Sachverhalte setzt heute<br />

Wirtschaft auf. Mit der durch Konsum gekauften Anerkennung werden viele<br />

Geschäfte gemacht, ja, auch mit Glücksspiel und Aberglauben dürfen in der<br />

modernen Wirtschaft sagenhafte Geschäfte gemacht werden.<br />

Konsumgüter: Lebens-Mittel werden am Markt angeboten und gekauft. Nicht alles<br />

ist notwendig und manches ist den Preis nicht wert, Manches kann man auch selbst<br />

machen, eine Pizza oder eine Geburtstagstorte etwa, Manches braucht man<br />

unbedingt, etwa ein Dach über dem Kopf, Trinkwasser und elektrische Energie;<br />

Manches braucht man nicht, ein Volksschulkind braucht beispielsweise kein iPhone,<br />

ebenso benötigt es kein eigenes Fernsehgerät im Kinderzimmer. Trotzdem haben<br />

mehr als die Hälfte der Kinder von 6 bis 14 Jahren in Deutschland und Österreich<br />

ein eigenes Fernsehgerät im Kinderzimmer. Interessant ist, bei den bildungsfernen<br />

und einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen haben weitaus mehr Kinder<br />

einen eigenen Fernseher, als bei den bildungsstarken Gruppen. Je mehr<br />

Medienkonsum Kinder haben (Fernsehen, Internet), desto schlechter sind ihre<br />

schulischen Leistungen. Sarkastisch ließe sich sagen, die Medien, die<br />

Elektronikindustrie und die Bildungsminister (die ja sehr blauäugig neuen Medien<br />

gegenüber sind) hätten sich zusammengetan, um die bildungsfernen Schichten<br />

bildungsfern zu halten.<br />

Bestimmen die Menschen selbst, was sie kaufen und haben, oder lassen sie sich<br />

das von der Werbung und dem Marketing einreden? Von irgendeiner „gefühlten“<br />

Allgemeinheit als soziale Norm vorgeben, ohne deren Einhaltung es keine soziale<br />

Anerkennung gibt?<br />

Asymmetrien<br />

Welche Interessen haben Menschen, die etwas verkaufen und etwas kaufen?<br />

Üblicherweise sind <strong>wir</strong>tschaftliche Aktivitäten keine humanitären Veranstaltungen,<br />

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