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Denkmalporträt Hotelier gesucht Die „Waldlust“ in Freudenstadt und ihr Park Der Architekt des großen Hotels „Waldlust“ in Freudenstadt war Wilhelm Vittali (1859 – 1920) aus Baden-Baden, der sich schon vor diesem Projekt einen Ruf als Spezialist für Kur- und Hotelbauten erworben hatte. Seit 1888 entstanden im gesamten Deutschen Reich und auch in Frankreich zahlreiche repräsentative Beherbergungsbetriebe. Zu den prominenten Bauvorhaben gehörten das Hotel „Fürstenhof Bad Wildungen“, das „Staatliche Kurhaus Bad Ems“, das „Inselhotel Konstanz“, in Baden-Baden „Hotel Bellevue“, „Brenners Park - hotel“ und das „Grand Hotel Messmer“ sowie in Metz das „Hotel Royal“. Der gebürtige Donau - eschinger Vittali hatte zunächst an der École des Beaux-Arts in Paris Architektur studiert. Nach seiner ersten Anstellung in der Generaldirektion der Badischen Staatseisenbahnen in Karlsruhe, wo er mit den Bahnhöfen der „Höllentalbahn“ betraut war, ließ er sich 1890 bis 1905 als freier Architekt in Baden-Baden nieder. Aus der zwischen 1905 bis 1910 dauernden Büropartnerschaft mit dem bedeutenden Karlsruher Jugenstilarchitekten Prof. Hermann Billing (1867 – 1946) ging unter anderem die Kunsthalle in Baden-Baden hervor. Seit 1910 in Karlsruhe selbständig, plante er dort zahlreiche anspruchsvolle Wohnhäuser sowie das Schlosshotel am Bahnhofsplatz. Aus einer eleganten Prachtvilla, dem Sommerhaus „Waldlust“, entstand mit dem ersten Großausbau 1902 ein Hotel exklusiven Zuschnitts. Schon nach der Fertigstellung mauserte sich das von dem Hotelier Ernst Luz gegründete Haus zum Treffpunkt der vornehmen Welt. Wie auch in Baden-Baden erfreuten sich Mitglieder des Hochadels, des wohlhabenden Bürgertums und Künstler am mondänen Ambiente. Sie genossen in der aufstrebenden Kurstadt Freudenstadt die saubere Luft und das klare Wasser sowie den weitläufigen, mit reizvoll verschlungenen Wegen erschlossenen Parkwald. Anfang der 1920er Jahre folgte die Erweiterung durch einen prächtigen stuckverzierten Festsaal, zahlreiche Balkone und Loggien veredelten die Appartements im Südtrakt. 140 Zimmer, 60 Privatbäder und 100 Liegebalkons standen damals für die Gäste bereit. Der Erfolg gab dem Hotelier recht, und bald stiegen Persönlichkeiten von Rang in der „Waldlust“ ab: die niederländische Königinmutter, der König von Schweden, der Prince of Wales, Politiker wie Lloyd George, Künstler wie der Sänger Fjodor Schaljapin und der Geiger Fritz Kreisler, Stars und Jetsetter wie Douglas Fairbanks und Mary Pickford. Das gut überlieferte und durch einen Stararchitekten der Zeit aufwendig gestaltete Hotel ist ein 254 Denkmalpflege in Baden-Württemberg 4 | 2013
typischer Vertreter der mondänen und modischen Kurhotels seiner Zeit, denen der spätere Nobelpreisträger Thomas Mann in seinem 1924 erschienen Roman „Zauberberg“ ein unsterbliches literarisches Denkmal setzte. Die „Waldlust“ faszinierte ihre Besucher von Beginn an durch eine wunderbare Hanglage im Grünen und den grandiosen Ausblick nach Osten bis zur Schwäbischen Alb. Noch heute zeigen sich die Repräsentationsund Aufenthaltsräume in gediegener Eleganz. Schon 1903 notierte ein begeisterter Gast: „Beim Eintritt in das Hotel empfängt uns die besonders in England übliche ‚Hall’, die ein prächtiges Ameublement, wunderbare Pflanzengruppen und lauschige Kojen gar bald zum Lieblingsaufenthalt der Gäste stempeln werden.“ Der mit großen Fenstern hell belichtete Festsaal mit Jugendstildekor und wuchtiger Kassettendecke beeindruckt mit stuckverzierten Säulen. Zur Sonnenterrasse öffnen sich raumhohe Veranden, die einen Schritt ins Freie gewähren. Die Grandhotels und Erholungsanstalten am Fuße des Freudenstädter Kienbergs beeindrucken heute nicht nur durch ihre reiche Architektursprache. Für ihre Gäste, die das Naturerleben suchten, gestalteten ihre Bauherrn und Betreiber ein ebenso bedeutsames wie zusammenhängendes gartenbauliches Kleinod in unmittelbarer Nähe. Der „Waldlust“ benachbart stehen das Kurhaus „Palmenwald“ und das „Haus Salem“ der Diakonissenanstalt, sie alle gelten als Kulturdenkmale. Die Berghänge hinter diesen Anwesen wurden zu einer gemeinsamen Parklandschaft gestaltet mit idyllischen, sich immer wieder verzweigenden Serpentinenwegen mit Stützmauern, Aussichtsterrassen, Bachfassungen, Nischen und Treppen. Praktischer Hinweis Der Hotelkomplex ist derzeit ungenutzt und steht zum Verkauf. Der Verein für Kulturdenkmale Freudenstadt e.V. hat sich den Erhalt des Hoteldenkmals „Waldlust“ und seines Hangparks zur Aufgabe gemacht. Er sichert Bau und Park, pflegt deren Erscheinungsbild und bietet Führungen an. Die Besichtigung ist sonst nur von außen möglich. Weitere Informationen und Kontakt unter www.denkmalfreunde.de bzw. Tel. 07441/87961. Dr. Clemens Kieser Regierungspräsidium Karlsruhe Referat 26 – Denkmalpflege 1 Hangpark hinter dem Hotel. 2 Großer Salon im Erdgeschoss. Denkmalpflege in Baden-Württemberg 4 | 2013 255
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4 | 2013 42. Jahrgang Denkmalpflege
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