Freiwillige aus Ecuador in Deutschland (pdf, 0.24 MB, DE) - GIZ
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WELTWEIT<br />
So entstand die Idee, e<strong>in</strong>en Vere<strong>in</strong> zu gründen, der sich<br />
zusammen mit Partnerorganisationen im Ausland dafür<br />
e<strong>in</strong>setzt, e<strong>in</strong> <strong>Freiwillige</strong>nprogramm für junge Menschen<br />
<strong>aus</strong> dem Globalen Süden <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> möglich zu<br />
machen. Der spendenf<strong>in</strong>anzierte Vere<strong>in</strong> organisiert<br />
e<strong>in</strong>jährige <strong>Freiwillige</strong>ndienste <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>nützigen Projekten<br />
<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>. Durch die Zusammenarbeit mit<br />
Partnerorganisationen <strong>in</strong> den Entsendeländern soll der<br />
westliche Blickw<strong>in</strong>kel vermieden werden – etwa bei der<br />
Auswahl der <strong>Freiwillige</strong>n und der Vor- und Nachbereitung<br />
ihres Aufenthalts. Mittlerweile hat der Vere<strong>in</strong><br />
mehr als 200 Mitglieder.<br />
DAS BILD VON <strong>DE</strong>UTSCHLAND<br />
HAT SICH VERÄN<strong>DE</strong>RT<br />
Für das Abschlusssem<strong>in</strong>ar s<strong>in</strong>d Gabriela <strong>aus</strong> Berl<strong>in</strong> und<br />
Mauro <strong>aus</strong> Osnabrück nach Freiburg gereist. „Ihr immer<br />
mit euren Plänen“, sagt Mauro augenzw<strong>in</strong>kernd,<br />
als er den <strong>aus</strong>führlichen Sem<strong>in</strong>arplan sieht. Mauro hat<br />
<strong>in</strong> <strong>Ecuador</strong> Landwirtschaft und Architektur studiert.<br />
Durch e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>trag im Onl<strong>in</strong>e-Netzwerk Facebook ist<br />
er auf die „Zugvögel“ aufmerksam geworden. Mauro<br />
überzeugte die Partnerorganisation und bekam den<br />
<strong>Freiwillige</strong>nplatz. Neun Monate lang lebte und arbeitete<br />
er auf e<strong>in</strong>em Demeter-Biobauernhof <strong>in</strong> der Nähe von<br />
Hamburg. Danach war er zwei Monate <strong>in</strong> Osnabrück,<br />
wo er mit Menschen mit Beh<strong>in</strong>derung arbeitete. Auf<br />
die Frage, wie ihn das Jahr <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> bee<strong>in</strong>flusst<br />
hat, sagt er: „Mir ist viel klarer geworden, wie ich mir<br />
me<strong>in</strong>e Zukunft vorstelle.“ In <strong>Ecuador</strong> will Mauro e<strong>in</strong>en<br />
Biobauernhof aufbauen.<br />
Er erzählt, dass man <strong>in</strong> <strong>Ecuador</strong> davon überzeugt sei,<br />
die Landwirtschaft <strong>in</strong> Europa sei so gut, weil dort viele<br />
Chemikalien e<strong>in</strong>gesetzt würden. In <strong>Deutschland</strong> hat<br />
Mauro festgestellt, dass die konventionelle Landwirtschaft<br />
zwar ertragreich ist, aber auch der Umwelt schadet.<br />
„Man hat e<strong>in</strong> Bild von <strong>Deutschland</strong> im Kopf, aber<br />
wenn man hier lebt, sieht man, dass auch hier nicht<br />
alles perfekt ist“, sagt er. Er kann nun <strong>in</strong> <strong>Ecuador</strong> e<strong>in</strong><br />
differenzierteres Bild von <strong>Deutschland</strong> vermitteln.<br />
Gabriela hatte <strong>in</strong> <strong>Ecuador</strong> ihr Psychologiestudium<br />
beendet. Dann beschloss sie, neue Wege zu gehen, das<br />
Altbekannte h<strong>in</strong>ter sich zu lassen. So wurde sie auf<br />
die „Zugvögel“ aufmerksam. Und bewarb sich. „Der<br />
<strong>Freiwillige</strong>ndienst lässt dich tief <strong>in</strong> die Gesellschaft e<strong>in</strong>tauchen“,<br />
sagt sie. „Du kannst vergleichen und daran<br />
wachsen – und du kannst den Menschen auch etwas<br />
von dir geben.“<br />
Auch bei Gabriela hat das Jahr <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> viel angestoßen.<br />
Sie lebte bei e<strong>in</strong>er Gastfamilie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und<br />
arbeitete <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Beh<strong>in</strong>dertenwerkstatt. Dort betreute<br />
sie die Menschen, half <strong>in</strong> der Küche und assistierte<br />
bei verschiedenen Therapieformen. Das hat auch ihre<br />
Zukunftspläne verändert: Noch vor e<strong>in</strong>em Jahr wollte<br />
sie ihr Psychologiestudium vertiefen, jetzt hat sie vor,<br />
sich auf Kunsttherapie zu spezialisieren.<br />
Der <strong>Freiwillige</strong>ndienst ist e<strong>in</strong> Weg,<br />
stereotype Bilder <strong>in</strong> unseren Köpfen<br />
zu verändern – und damit<br />
auch unser Handeln.<br />
Die Mitglieder des Vere<strong>in</strong>s begreifen ihre Arbeit als<br />
Schritt h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er Welt, <strong>in</strong> der die Menschen gleiche<br />
Chancen und Möglichkeiten haben, egal woher sie<br />
kommen. Isabel Röder sagt rückblickend: „Die Gespräche<br />
mit Gabriela und Mauro haben mir bestätigt, dass<br />
der <strong>Freiwillige</strong>ndienst e<strong>in</strong> Weg ist, stereotype Bilder <strong>in</strong><br />
unseren Köpfen zu verändern – und damit auch unser<br />
Handeln. Über den persönlichen Kontakt mit den<br />
<strong>Freiwillige</strong>n bei ihrer Arbeit, <strong>in</strong> der Familie oder auch<br />
hier beim Sem<strong>in</strong>ar ist es möglich, Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />
mit anderen Menschen auf e<strong>in</strong>e Art zu fühlen, die<br />
Sprache oder Bilder unmöglich vermitteln können.“<br />
Dieser Aust<strong>aus</strong>ch ist für beide Seiten e<strong>in</strong>e Bereicherung.<br />
Und der Vere<strong>in</strong> freut sich, denn Mitte Februar konnte<br />
er gleich vier <strong>Freiwillige</strong> <strong>aus</strong> <strong>Ecuador</strong> und Ruanda <strong>in</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> begrüßen.<br />
Internetseite des Vere<strong>in</strong>s „Zugvögel – <strong>in</strong>terkultureller<br />
Süd-Nord-Aust<strong>aus</strong>ch e.V.“ > www.zugvoegel.org<br />
> Als <strong>Freiwillige</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>:<br />
Gabriela Valenzuela und Mauro Brito Romero.<br />
Monja Sauvagerd (rechts) und Alicia Schlender<br />
haben 2010/2011 e<strong>in</strong>en <strong>Freiwillige</strong>ndienst <strong>in</strong><br />
Nepal geleistet. Beide studieren Liberal Arts<br />
and Sciences <strong>in</strong> Freiburg.<br />
NAH DRAN 01|13<br />
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