Evaluationsbericht kurz - IGES Institut GmbH
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| Gesundheit | Mobilität | Bildung |<br />
Unternehmen: Jugend<br />
Zusammenarbeit mit Zukunft<br />
Evaluationsstudie<br />
<strong>IGES</strong> <strong>Institut</strong>. Ein Unternehmen der <strong>IGES</strong> Gruppe.
| Gesundheit | Mobilität | Bildung |<br />
Unternehmen: Jugend<br />
Zusammenarbeit mit Zukunft<br />
Evaluationsstudie<br />
Erstellt im Auftrag des Bundesministeriums<br />
für Familie, Senioren, Frauen und Jugendliche<br />
Berlin, 2. April 2013<br />
<strong>IGES</strong> <strong>Institut</strong>. Ein Unternehmen der <strong>IGES</strong> Gruppe.
Autoren<br />
Dr. Sara Geerdes<br />
Dr. Martin Albrecht<br />
Alina Wolfschütz<br />
in Kooperation mit<br />
Univ.-Prof. Dr. Yvonne Anders, Freie Universität Berlin
ii<br />
<strong>IGES</strong>
<strong>IGES</strong><br />
iii<br />
Inhalt<br />
1 Hintergrund und Ziele des Modellprojekts .................................... 1<br />
1.1 Hintergrund: Fachkräftemangel und Bildungsdefizite ................. 1<br />
1.2 Träger, Teilnehmer und Maßnahmen des<br />
Modellprojekts .............................................................................. 2<br />
1.3 Ziele des Modellprojekts .............................................................. 5<br />
1.4 Zusammenarbeit mit weiteren Bundesprogrammen ..................... 7<br />
2 Evaluationskonzept ........................................................................... 8<br />
3 Erhebungsergebnisse ...................................................................... 11<br />
3.1 Modul 1 und 2: Projektteilnehmer im Jugend und<br />
jungen Erwachsenenalter ............................................................ 11<br />
3.1.1 Zielerreichung nach Einzelfaktoren ....................................... 12<br />
3.1.2 Projekterfolg ........................................................................... 24<br />
3.1.3 Zwischenfazit: Projektteilnehmer im jugendlichen<br />
und jungen Erwachsenenalter................................................. 37<br />
3.2 Modul 3: Netzwerkaufbau .......................................................... 40<br />
3.2.2 Zwischenfazit: Netzwerkaufbau ............................................. 51<br />
3.3 Modul 4: Teilnehmende und nicht teilnehmende<br />
Unternehmen ............................................................................... 54<br />
3.3.1 Am Modellprojekt teilnehmende Unternehmen ..................... 54<br />
3.3.2 Am Modellprojekt nicht teilnehmende Unternehmen............ 60<br />
3.3.3 Zwischenfazit: Unternehmen ................................................. 64<br />
3.4 Modul 5: Multiplikatoren ........................................................... 66<br />
3.4.2 Zwischenfazit: Multiplikatoren .............................................. 72<br />
3.5 Tiefergehende Interviews / Einzelgespräche .............................. 73<br />
4 Ergebnisse und Ansatzpunkte zur Nachsteuerung ...................... 77<br />
4.1 Teilnehmende Jugendliche und junge Erwachsene .................... 77<br />
4.2 Multiplikatoren ........................................................................... 81<br />
4.3 Unternehmen ............................................................................... 82<br />
4.4 Netzwerkaufbau .......................................................................... 84<br />
4.5 Tiefergehende Interviews / Einzelgespräche .............................. 88<br />
4.6 Ausblick ...................................................................................... 89<br />
5 Anhang – siehe separates PDF ....................................................... 92<br />
5.1 Tabellenanhang ........................................................................... 93<br />
5.2 Beschreibung der Aufgaben und Ziele von Akteure und<br />
Projektmaßnahmen im Modellprojekt ...................................... 105
iv<br />
<strong>IGES</strong><br />
5.3 Datenschutzkonzept der Evaluation ......................................... 111<br />
5.4 Methodische Grenzen der Evaluation ....................................... 114<br />
5.5 Erhebungen und Datenauswertungen ....................................... 114<br />
5.5.1 Modul 1 und 2: Projektteilnehmer ....................................... 114<br />
5.5.2 Modul 3: Netzwerkbildung .................................................. 162<br />
5.5.3 Modul 4: Unternehmen ........................................................ 166<br />
5.5.4 Modul 5: Multiplikatoren ..................................................... 168<br />
6 Literaturverzeichnis ...................................................................... 173<br />
Abbildungen<br />
Abbildung 1: Anteil der Jugendlichen (1. Staffel) mit Plänen bzgl. einer<br />
Berufsausbildung ......................................................................... 13<br />
Abbildung 2: Anteil der Jugendlichen (1. Staffel) mit Zustimmung zu<br />
Aussagen zur Schulmotivation..................................................... 16<br />
Abbildung 3: Anteil der jungen Erwachsenen (1./2. Staffel) mit<br />
Zustimmung zu Aussagen zur Schulmotivation ........................... 17<br />
Abbildung 4: Anteil der Jugendlichen (1. Staffel) mit Zustimmung zu<br />
Aussagen zum Eintritt in das Berufsleben ................................... 19<br />
Abbildung 5: Anteil der jungen Erwachsenen (1./2. Staffel) mit<br />
Zustimmung zu Aussagen zum Eintritt in das Berufsleben .......... 19<br />
Abbildung 6: Schematische Kurzdarstellung des Einflusses von primären<br />
und sekundären Effekten auf den Eintritt in die berufliche<br />
Ausbildung oder den Arbeitsmarkt ............................................... 27<br />
Abbildung 7: Schematische Darstellung der Berechnung des Chancen-<br />
Erfolgs-Werts ............................................................................... 29<br />
Tabellen<br />
Tabelle 1: Anzahl der Projektteilnehmer ......................................................... 2<br />
Tabelle 2: Anzahl der Standorte und Veranstaltungen im Modellprojekt ......... 4<br />
Tabelle 3:<br />
Tabelle 4:<br />
Anteil der Projektteilnehmer (1./2. Staffel) mit Veränderung<br />
der Ziele in Bezug auf den Schulabschluss ................................. 12<br />
Anteil der jungen Erwachsenen (1./2. Staffel) nach<br />
beruflichen Perspektiven ............................................................. 14<br />
Tabelle 5: Anteil der Projektteilnehmer nach Berufswunschveränderung ..... 15<br />
Tabelle 6:<br />
Anteil der Jugendlichen (1. Staffel) mit Teilnahme an einem<br />
Praktikum/ Praxistagen in den letzten zwei Jahren bzw.<br />
Plänen zur Teilnahme .................................................................. 21
<strong>IGES</strong><br />
v<br />
Tabelle 7:<br />
Tabelle 8:<br />
Tabelle 9:<br />
Tabelle 10:<br />
Tabelle 11:<br />
Tabelle 12:<br />
Tabelle 13:<br />
Tabelle 14:<br />
Tabelle 15:<br />
Tabelle 16:<br />
Anteil der jungen Erwachsenen (1./2. Staffel) mit Teilnahme<br />
an einem Praktikum / Praxistagen in den letzten zwei Jahren<br />
bzw. Plänen zur Teilnahme ......................................................... 22<br />
Anteil der Befragten (1. Staffel) nach Status im Juli2011 und<br />
Februar 2012 ............................................................................... 23<br />
Chancen-, Erfolgs- und Chancen-Erfolgs-Werte nach<br />
Standorten ................................................................................... 31<br />
Nach Standortbedingungen gewichteter Chancen-Erfolgs-<br />
Wert............................................................................................. 34<br />
Anteil der Projektteilnehmer (1./ 2. Staffel) ohne Übertritt in<br />
Ausbildung im Rahmen des Projekts und unversorgte<br />
Bewerber für Berufsausbildungsstellen ohne bekannte<br />
Alternative ................................................................................... 35<br />
Befragte Netzwerkteilnehmer nach ihrer hauptsächlichen<br />
Funktion und intensiver Zusammenarbeit/Kontakt mit<br />
anderen Netzwerkpartnern .......................................................... 42<br />
Anteile von Netzwerktakteuren nach Absprachen im<br />
Netzwerk ..................................................................................... 43<br />
Anteile von Netzwerkpartnern nach Zusammenarbeit mit der<br />
sdw .............................................................................................. 45<br />
Anteile von Netzwerkpartnern nach Zusammenarbeit mit<br />
anderen Unterstützungsangeboten vor Ort und nach eigener<br />
Funktion ...................................................................................... 46<br />
Anteile von Netzwerkpartnern nach<br />
Verbesserungsmöglichkeiten im Netzwerkaufbau ........................ 47<br />
Tabelle 17: Anteile von Netzwerkpartnern nach Absprachen im Netzwerk ..... 48<br />
Tabelle 18:<br />
Tabelle 19:<br />
Anteile von Netzwerkpartnern nach möglicher Zielerreichung<br />
bei Projektteilnehmer ................................................................... 48<br />
Anteile von Netzwerkpartnern nach Funktion und<br />
Gesamteinschätzung des Modellprojekts .................................... 49<br />
Tabelle 20: Gesamteinschätzung des Modellprojekts nach Standorten .......... 50<br />
Tabelle 21: Unternehmen nach Anfrage und Wunsch zur Beteiligung ............ 56<br />
Tabelle 22:<br />
Tabelle 23:<br />
Tabelle 24:<br />
Tabelle 25:<br />
Anteil der Unternehmen nach Wahrnehmung der<br />
Projektteilnehmer ......................................................................... 57<br />
Anteil der Unternehmenskontakte nach Bewertung des<br />
Modellprojekts ............................................................................. 57<br />
Anteil der Unternehmenskontakte nach Einschätzung der<br />
besonderen Erfahrung, die die Projektteilnehmer in den<br />
jeweiligen Betrieb einbringen könnten ......................................... 58<br />
Anteil der Unternehmenskontakte nach Einsatz der<br />
Teilnehmer .................................................................................. 59
vi<br />
<strong>IGES</strong><br />
Tabelle 26:<br />
Tabelle 27:<br />
Tabelle 28:<br />
Tabelle 29:<br />
Tabelle 30:<br />
Tabelle 31:<br />
Tabelle 32:<br />
Anteil der Unternehmenskontakte nach Einsatz des<br />
Modellprojektteilnahme in der Öffentlichkeitsarbeit ...................... 60<br />
Anteil der Unternehmenskontakte mit Kenntnis über<br />
Resonanz der Teilnahme ............................................................. 60<br />
Anteil der nicht-teilnehmenden Unternehmen nach<br />
Bekanntheit des Modellprojekts ................................................... 61<br />
Anteil der nicht-teilnehmenden Unternehmen nach<br />
Einschätzung der Einsatzmöglichkeiten der<br />
Projektteilnehmer ......................................................................... 62<br />
Einschätzung der Vorteile bei Einbindung der benachteiligten<br />
Jugendlichen / jungen Erwachsene in nicht teilnehmende<br />
Unternehmen ............................................................................... 63<br />
Anteil der nicht-teilnehmenden Unternehmen nach Interesse<br />
an Modellprojektteilnahme und Gründen ..................................... 64<br />
Veränderung bei Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen<br />
in Hinblick auf Eltern- und Unternehmensansprache ................... 67<br />
Tabelle 33: Veränderung der Themenwahl bei Schulungsteilnehmer ............. 68<br />
Tabelle 34:<br />
Tabelle 35:<br />
Tabelle 36:<br />
Tabelle 37:<br />
Tabelle 38:<br />
Tabelle 39:<br />
Tabelle 40:<br />
Tabelle 41:<br />
Tabelle 42:<br />
Notwendige Kompetenzentwicklung der Projektteilnehmern<br />
nach Einschätzung der Teilnehmer der<br />
Multiplikatorenschulungen ........................................................... 69<br />
Veränderungen unter den Projektteilnehmern nach<br />
Einschätzung der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen ...... 70<br />
Notwendige thematische Fokussierung im Modellprojekt<br />
nach Einschätzung der Teilnehmer der<br />
Multiplikatorenschulungen ........................................................... 71<br />
Einschätzung der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen<br />
der Inhalte der Schulungen .......................................................... 72<br />
Anteil der jungen Erwachsenen (1./2. Staffel) nach Status im<br />
Juli 2011 und Februar 2012 ......................................................... 93<br />
Berechnung des Erfolgswerts bei jugendlichen<br />
Projektteilnehmer (1. Staffel) ....................................................... 94<br />
Berechnung des Erfolgswerts bei jungen Erwachsenen<br />
(Projektteilnehmer 1./2. Staffel) ................................................... 96<br />
Berechnung des Chancenwerts der jugendlichen<br />
Projektteilnehmer (1. Staffel) ....................................................... 98<br />
Berechnung des Chancenwerts bei jungen Erwachsenen<br />
(Projektteilnehmer 1./2. Staffel) ................................................. 100<br />
Tabelle 43: Netzwerkpartner nach festen Ansprechpartnern ........................ 102<br />
Tabelle 44:<br />
Begründungen der Teilnehmer der<br />
Multiplikatorenschulungen für ihre Erfahrungseinschätzung<br />
mit dem Modellprojekt ............................................................... 103
<strong>IGES</strong><br />
vii<br />
Tabelle 45:<br />
Beschreibung der Funktion, Aufgaben und Ziele der<br />
Projektmaßnahmen und -treffen ................................................ 105<br />
Tabelle 46: Beschreibung der Aufgaben der Akteure des Modellprojekts ..... 108<br />
Tabelle 47: Zuordnung von Kodes zu Standorten und Befragten ................. 111<br />
Tabelle 48:<br />
Tabelle 49:<br />
Tabelle 50:<br />
Tabelle 51:<br />
Tabelle 52:<br />
Abfrage von Teilnehmer-Stammdaten an den Standorten<br />
(Beispiel) ................................................................................... 113<br />
Rücklauf in den Erhebungen bei den Teilnehmer (1. Staffel<br />
und 2. Staffel) ............................................................................ 115<br />
Anteil der Befragungsteilnehmer nach<br />
Veranstaltungsteilnahme ........................................................... 116<br />
Anteil der Projektteilnehmer (1. und 2. Staffel) nach<br />
Geschlecht und Altersverteilung ................................................ 117<br />
Anteil der Projektteilnehmer (1. und 2. Staffel mit EV) nach<br />
Migrationshintergrund ................................................................ 117<br />
Tabelle 53: Rücklauf bei der Erhebung unter den Netzwerkpartnern ............ 162<br />
Tabelle 54:<br />
Befragte Netzwerkteilnehmer nach ihrer hauptsächlichen<br />
Funktion im Rahmen des Netzwerks und Standort .................... 163<br />
Tabelle 55: Netzwerkpartner nach Teilnahme .............................................. 164<br />
Tabelle 56: Netzwerkpartner nach Standort ................................................. 165<br />
Tabelle 57: Rücklauf bei den Erhebungen bei Unternehmen ....................... 166<br />
Tabelle 58:<br />
Tabelle 59:<br />
Anteil der Unternehmenskontakte nach Standort, Branche,<br />
öffentlichem Dienst und Anzahl von Mitarbeitern ....................... 167<br />
Anzahl der nicht-teilnehmenden Unternehmen nach Standort<br />
und Branche .............................................................................. 168<br />
Tabelle 60: Rücklauf bei der Erhebung unter Multiplikatoren ....................... 169<br />
Tabelle 61:<br />
Tabelle 62:<br />
Tabelle 63:<br />
Tabelle 64:<br />
Anzahl der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen nach<br />
ihrer beruflichen Tätigkeit .......................................................... 170<br />
Anteil der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen nach<br />
Kontakthäufigkeit ....................................................................... 171<br />
Akzeptanz des Modellprojekts unter den Projektteilnehmern<br />
nach Einschätzung der Teilnehmer der<br />
Multiplikatorenschulungen ......................................................... 171<br />
Anteil der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen nach<br />
Kontakthäufigkeit ....................................................................... 172
viii<br />
<strong>IGES</strong><br />
Abkürzungsverzeichnis<br />
Abkürzung<br />
AIDR<br />
BMFSFJ<br />
ESF<br />
JMD<br />
KA<br />
sdw<br />
SV<br />
Erläuterung<br />
Mitarbeiter des Bundesprogramms<br />
"Aktiv in der Region / Berufsvorbereitungsjahr-Praktisch"<br />
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />
Europäischer Sozialfond<br />
Bundesprogramm "Jugendmigrationsdienste"<br />
Bundesprogramm "Kompetenzagenturen"<br />
Stiftung der deutschen Wirtschaft<br />
Bundesprogramm "Schulverweigerung – Die 2. Chance"
<strong>IGES</strong><br />
ix
<strong>IGES</strong> 1<br />
1 Hintergrund und Ziele des Modellprojekts<br />
1.1 Hintergrund: Fachkräftemangel und Bildungsdefizite<br />
In Deutschland existiert eine hohe Anzahl von Risikoschülern 1 : 7,5 % aller Schüler<br />
verlassen die Schule ohne einen Schulabschluss [2]. 18,5 % der 15-Jährigen<br />
besitzen eine schwache Lesekompetenz [1]. Unter Schülerinnen und Schülern 2<br />
mit Migrationshintergrund liegt dieser Anteil deutlich höher.<br />
Gleichzeitig besteht in vielen Wirtschaftsbereichen in Deutschland bereits ein<br />
Fachkräftemangel. Die Bundesagentur für Arbeit schätzt, dass bis zum Jahr 2020<br />
zwei Millionen und bis zum Jahr 2030 insgesamt 4,2 Millionen Fachkräfte fehlen<br />
werden. Allein unter Geringqualifizierten werden nach dieser Berechnung<br />
600.000 Beschäftigte fehlen [3].<br />
Vor diesem Hintergrund gelten verschiedene Ansätze als erfolgsversprechend, um<br />
zu verhindern, dass der erwartete Fachkräftemangel durch Bildungsdefizite verschärft<br />
wird. Im Herbst 2010 gaben 482 professionell im Bereich der Aus- und<br />
Weiterbildung tätige Experten an, dass ihrer Meinung nach die Vorbereitung und<br />
Begleitung des Übergangs von der Schule in die Berufsausbildung diesbezüglich<br />
höchste Priorität habe. D. h. die Experten waren mehrheitlich der Meinung, dass<br />
Jugendliche, für die dieser Übergang gefährdet sein könnte, frühzeitig identifiziert<br />
werden und ihr Übergang kontinuierlich begleitet werden sollte [4-5]. Die Bundesagentur<br />
für Arbeit schätzt, dass derartige Ansätze mit dem Ziel, die Zahlen der<br />
Schulabgänger ohne Abschluss zu verringern, ein zusätzliches Erwerbskräftepotenzial<br />
von 50.000 bis 300.000 Personen (als Vollzeitäquivalente) hervorbringen<br />
könnte [3].<br />
Das Modellprojekt "Unternehmen:Jugend. Zusammenarbeit mit Zukunft" verfolgt<br />
einen derartigen Ansatz und fördert sogenannte benachteiligte Jugendliche und<br />
junge Erwachsene 3 je nach ihren Problemlagen individuell.<br />
1 Der Begriff Risikoschüler stammt aus den PISA-Studien und wird darin für Schüler verwendet,<br />
deren Leistungen sich auf der Kompetenzstufe 1 oder darunter befinden. Sie werden als<br />
Risikoschüler bezeichnet, da man bei ihnen das Risiko als sehr hoch ansieht, dass sie durch<br />
ihre geringe Kompetenz z. B. im Fach Mathematik oder beim Lesen, im Erwerbsleben<br />
Schwierigkeiten ausgesetzt sein werden [1].<br />
2 Ausschließlich im Sinne der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden nur noch die männliche<br />
Form verwendet.Gemeint sind jeweils immer Vertreterinnen und Vertreter beider Geschlechter.<br />
3 Die Zielgruppe der benachteiligte Jugendlichen wird in ihren Voraussetzungen als sehr heterogen<br />
angesehen. Die Gefährdung kann bei den Jugendlichen sowohl durch eine Lernbeeinträchtigung,<br />
als auch durch unzureichende Schulleistungen in grundlegenden Kompetenzbe-
2 <strong>IGES</strong><br />
1.2 Träger, Teilnehmer und Maßnahmen des Modellprojekts<br />
Das Modellprojekt wurde von der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) konzipiert<br />
und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />
(BMFSFJ) gefördert. Die sdw setzte das Modellprojekt in Zusammenarbeit mit<br />
Partnern aus dem Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT 4 um. Das Modellprojekt<br />
wurde im Januar 2009 ins Leben gerufen und Ende des Jahres 2012 abgeschlossen.<br />
An dem Modellprojekt nahmen in Deutschland an elf Standorten 5 207 Teilnehmer<br />
teil: 122 benachteiligte Jugendliche und 85 benachteiligte junge Erwachsene (s.<br />
Tabelle 1). Insgesamt nahmen 280 Jugendliche und junge Erwachsene an einzelnen<br />
Veranstaltungen im Rahmen des Projekts teil, Im Laufe des Projektes schieden<br />
73 Jugendliche und junge Erwachsene aus unterschiedlichen Gründen aus –<br />
z. B. wegen Aufnahme eines Beschäftigungsverhältnisses (positive Abbrecher),<br />
eines Umzuges oder Ausscheiden auf eigenen Wunsch (für eine genauere Aufschlüsselung<br />
s. Tabelle 49). Die 73 Personen waren bei einzelnen Projektmaßnahmen<br />
anwesend und konnten ggf. davon profitieren.<br />
Tabelle 1:<br />
Anzahl der Projektteilnehmer<br />
Anzahl (ohne Ausgeschiedene)<br />
Jugendliche 1. Staffel 122<br />
Junge Erwachsene 1./2. Staffel 6 85<br />
Gesamtanzahl (ohne Ausgeschiedene) 207<br />
Quelle:<br />
Stammdaten für die Teilnehmer des Projektträgers Stiftung der deutschen<br />
Wirtschaft (sdw) (Stand: April/Mai 2012)<br />
reichen wie Lesen, Schreiben oder Rechnen bis zu psycho-sozialen Belastungsfaktoren und<br />
mangelnder Motivation aufgrund schwieriger Erziehungsverläufe und familiärer Umgebungen<br />
ausgelöst werden [6].<br />
4 Die Landesarbeitsgemeinschaften SCHULEWIRTSCHAFT werden von den Landesvereinigungen<br />
der Arbeitgeberverbände bzw. den Bildungswerken der deutschen Wirtschaft unterstützt.<br />
Vor Ort unterstützen regionale Arbeitgeberverbände, Kammern und Verbände die<br />
SCHULEWIRTSCHAFT-Arbeit in Arbeitskreisen, d. h. in regionalen, informellen Gesprächsgruppen<br />
treffen sich Vertreter von Schulen und der Wirtschaft. Für weitere Informationen<br />
siehe: http://www.schule-wirtschaft.de/www/schulewirtschaft.nsf/id/EN_Home?open<br />
5 Der elfte Standort Magdeburg wurde in der Evaluation nicht berücksichtigt, weil das Projekt<br />
dort später begann. In den Auswertungskapiteln werden deshalb zehn Standorte genannt.<br />
6 An der 1. Staffel des Modellprojekts waren sowohl Jugendliche als auch junge Erwachsene<br />
beteiligt, während an der 2. Staffel ausschließlich junge Erwachsene teilnahmen. Die Ergebnisse<br />
werden im folgenden Kapitel gemeinsam für die Gruppen der Jugendlichen und jungen<br />
Erwachsenen dargestellt. Die Ergebnisse für beide Gruppen sind jedoch nur begrenzt vergleichbar,<br />
da sich diese in unterschiedlichen Lebenssituationen befinden und die jungen Erwachsenen<br />
aufgrund ihr höheren Alters – und damit ggf. längerer Misserfolgskarrieren – eine<br />
besonders benachteiligte Gruppe darstellen können
<strong>IGES</strong> 3<br />
Die Teilnehmer sind benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene, also<br />
beispielsweise Jugendliche, die in sozial schwachen Familien aufwachsen<br />
und/oder einen Migrationshintergrund besitzen. Bei gleicher Begabung – im<br />
Vergleich zu anderen Jugendlichen – benötigen diese jungen Menschen<br />
eine stärkere individuelle Förderung, um ihr Potenzial entfalten zu können.<br />
Die Jugendlichen konnten über einen Zeitraum von zwei Jahren acht Veranstaltungen<br />
besuchen: sechs stärkenorientierte Berufsorientierungsveranstaltungen<br />
(Future Camps 7 ), einen Talente-Check zur ersten Berufsorientierung 8 und einen<br />
Termin zur Durchführung eines Berufswahltests. Die jungen Erwachsen nahmen<br />
innerhalb eines Jahres an fünf Veranstaltungen teil: an vier Future Camps und an<br />
einem Talente-Check. Zielsetzung der Veranstaltungen für die Projektteilnehmer<br />
war es, dass diese ihre eigenen Fähigkeiten und Interessen erkennen und mit Unterstützung<br />
eine zielgerichtete Bewerbung schreiben konnten.<br />
Insgesamt fanden an den elf Standorten 96 Future Camps statt (s. Tabelle 2): 42<br />
wurden mit jungen Erwachsenen und 54 mit jugendlichen Teilnehmer durchgeführt.<br />
Als Teil der Future Camps wurden an allen elf Standorten insgesamt<br />
88 Betriebserkundungen mit den Projektteilnehmer durchgeführt. Dabei wurden<br />
die Projektteilnehmer jeweils durch einen ortsansässigen/s Betrieb/ Unternehmen<br />
geführt und erforschten aktiv den Betrieb, indem sie konkrete Aufgabenstellungen<br />
erfüllten (beispielsweise Beantwortung berufsorientierender Fragen).<br />
Im Modellprojekt fand an jedem der elf Standorte eine Schulung für Multiplikatoren<br />
(z. B. Lehrer und Schulsozialpädagogen) statt. Die Schulungen dienten zur<br />
Motivation und Befähigung der direkten Ansprache von bzw. Kooperation mit<br />
Unternehmen und der Vermittlung der Methodik der Future Camps. Die Schulung<br />
war modulartig aufgebaut, so dass es zwischen drei und fünf Schulungsterminen<br />
pro Standort gab. Insgesamt nahmen 105 Multiplikatoren an diesen Schulungen<br />
teil. Zusätzlich fanden für die Teilnehmer von Multiplikatorenschulungen an neun<br />
Standorten insgesamt 15 Betriebserkundungen statt.<br />
7 Future Camps sind stärkenorientierte BerufsorientierungsTrainingsveranstaltungen, die die<br />
sdw mit Trainern entwickelt hat. Inhalt sind vielfältige Aufgaben, bei denen sich die Projektteilnehmer<br />
intensiv mit ihren beruflichen Interessen, Neigungen, Fähigkeiten und persönlichen<br />
Stärken auseinander setzen sollen. In vereinfachten Assessment-Centern werden<br />
Schlüsselkompetenzen, die für die Ausbildungsreife eine wichtige Rolle spielen, wie z. B.<br />
Teamfähigkeit oder die Fähigkeit, Probleme zu lösen trainiert. Die Projektteilnehmer planen<br />
darüber hinaus konkrete Schritte zur Verwirklichung von Betriebspraktika oder Schülerfirmen,<br />
die sie später mit Unterstützung ihrer Lehrkräfte in der Schule umsetzen. Dabei stehen<br />
teilweise Auszubildende aus Unternehmen als Vorbild Rede und Antwort. Eine weitere Beschreibung<br />
der Aufgaben und Ziele der Partner und Veranstaltungen des Modellprojekt befindet<br />
sich im Anhang (s. Kapitel 5).<br />
8 Im Rahmen der Talente-Checks füllten die Projektteilnehmer Tests für eine erste Berufsorientierung<br />
aus, zu denen anschließend ein individueller Auswertungstermin stattfand.
4 <strong>IGES</strong><br />
Tabelle 2:<br />
Anzahl der Standorte und Veranstaltungen im Modellprojekt<br />
Anzahl<br />
Standorte 11<br />
Future Camps 96<br />
Betriebserkundungen (88 im Rahmen von Future Camps, 15 im Rahmen von<br />
Multiplikatorenschulungen)<br />
Multiplikatorenschulungen (jeweils bestehend aus mehreren Terminen) 11<br />
Plattformgespräche 26<br />
Steuergruppentreffen 80<br />
Quelle: Angaben des Projektträgers sdw (Stand: Mai 2012)<br />
Darüber hinaus kamen die Teilnehmer im Laufe des Modellprojekts mit Wirtschaftspartnern<br />
der Region in Kontakt, die in das Projekt eingebunden waren. An<br />
jedem Standort fanden verschiedene Veranstaltungen bzw. Projektmaßnahmen für<br />
den Aufbau eines Netzwerkes statt (z. B. Plattformgespräche), an denen verschiedene<br />
Partner teilnahmen:<br />
1. Mitarbeiter anderer Bundesprogramme (Kompetenzagenturen, Schulverweigerung<br />
- die 2. Chance, Jugendmigrationsdienste usw.),<br />
2. Wirtschaftspartner (Unternehmen, Verbände, Kammern, Innungen),<br />
3. Ansprechpartner des Netzwerks SCHULEWIRTSCHAFT,<br />
4. regionale Prozessbegleiter (Counterparts 9 ),<br />
5. Mitarbeiter von Schulen (Schulsozialpädagogen, Lehrer) und<br />
6. Standortreferenten des Projektträgers der Stiftung der deutschen Wirtschaft<br />
(sdw).<br />
Für die Projektpartner und -maßnahmen wurden zu Beginn keine verbindlichen<br />
Aufgaben, Rollen oder Ziele festgelegt. Das <strong>IGES</strong> <strong>Institut</strong> hat nach den Unterlagen<br />
des Projekts selbst eine Beschreibung der Aufgaben, Rollen und Ziele erarbeitet<br />
und diese mit der sdw abgestimmt. Diese ist im Anhang in Kapitel 5 zu finden.<br />
Insgesamt wurden von der sdw für die Veranstaltungen im Rahmen des Modellprojekts<br />
443 Netzwerkpartner angesprochen. Darunter waren 228 Unternehmen,<br />
die in das Modellprojekt eingebunden waren. Das Netzwerk setzte sich an jedem<br />
Standort aus ungefähr 20 Wirtschaftspartnern (d. h. Unternehmen, Verbände, Innungen,<br />
Kammern) sowie 5-7 Steuergruppenmitgliedern und 10-12 Multiplikatoren<br />
zusammen. Weitere 191 Unternehmen wurden im Rahmen des Modellprojekts<br />
kontaktiert, entschlossen sich dann aber nicht für ein Teilnahme an dem Modellprojekt.<br />
Zentrales und verbindendes Element für den Aufbau des regionalen Netzwerks<br />
waren Plattformgespräche, die zum Erfahrungsaustausch, der Generierung von<br />
Wissen und der Diskussion projektrelevanter Themen dienten. Bis Mai 2012 fan-<br />
103<br />
9 Die Counterparts sind regionale Prozessbegleiter, siehe Kapitel 5 für eine genauere<br />
Beschreibung der Aufgaben.
<strong>IGES</strong> 5<br />
den im Modellprojekt insgesamt 26 Plattformgespräche an neun Standorten statt,<br />
zehn weitere Plattformgespräche sind bis zum Projektende geplant.<br />
Die Plattformgespräche wurden bislang von insgesamt 17 Unternehmen und Betrieben,<br />
die Teil des Netzwerks waren, ausgerichtet. D. h. manche der Unternehmen<br />
richteten die Plattformgespräche mehrmals aus. An den neun Standorten, an<br />
denen Plattformgespräche stattfanden, nahmen 179 Unternehmen und 140 Jugendliche<br />
an den Plattformgesprächen als Gäste teil.<br />
Zur Vor- und Nachbereitung von Maßnahmen, zur Überprüfung und Beratung<br />
hinsichtlich der konzeptionellen Weiterentwicklung der Projektmaßnahmen und<br />
zur Abstimmung mit den Unternehmen fanden über alle Standorte hinweg 80<br />
Steuergruppentreffen statt. Zu den Steuerungsgruppen gehörten jeweils an den<br />
Standorten:<br />
1. Counterparts,<br />
2. Vertreter der Landesarbeitsgemeinschaften und Studienkreise<br />
SCHULEWIRTSCHAFT,<br />
3. jeweils ein Mitarbeiter der drei Bundesprogramme (Jugendmigrationsdienste,<br />
Kompetenzagenturen und Schulverweigerung – die 2. Chance),<br />
4. sdw-Referenten sowie<br />
5. bei der Zielgruppe der jungen Erwachsenen auch ein/e Vertreter/in der<br />
ARGE und der Agentur für Arbeit.<br />
Optional konnten Vertreter der Schulen (Schulleiter, Lehrer und Schulsozialarbeiter)<br />
daran teilnehmen.<br />
1.3 Ziele des Modellprojekts<br />
Übergeordnetes Ziel des Projekts ist die Hinführung der Jugendlichen zum Arbeitsmarkt.<br />
Darüber hinaus wurden für die verschiedenen Zielgruppen bzw. Partner<br />
des Modellprojekts spezifische Zielvorstellungen formuliert.<br />
Für Projektteilnehmer verfolgt das Modellprojekt folgende Ziele:<br />
1. Motivation, einen Schulabschluss und eine berufliche Ausbildung anzustreben,<br />
2. Erhöhung der Ausbildungsreife und Vorbereitung auf die Anforderungen<br />
der Arbeitswelt, Aktivierung und Stabilisierung der Jugendlichen und das<br />
Trainieren und Festigen ihrer Schlüsselkompetenzen anhand von stärkenorientierten<br />
Trainings- und Kompetenzfeststellungsverfahren: regelmäßige<br />
Teilnahme an einem Praktikum, Herausarbeiten von Interessen, Neigungen,<br />
Fähigkeiten und persönlichen Stärken, Stärkung von Selbständigkeit,<br />
Problemlöse-, Team- und Kommunikationsfähigkeit, Selbsteinschätzung, -<br />
bewusstsein und -vertrauen, Abbau von Berührungsängsten,<br />
3. Unterstützung des Übergangs von der Schule in den Beruf durch die Kontakte<br />
und Erfahrung der sdw,
6 <strong>IGES</strong><br />
4. Orientierung bei der Berufswahl,<br />
5. Teilnahme an Betriebspraktika oder Praxistagen sowie<br />
6. langfristig: Verbesserung der Chancen der Teilnehmer auf einen Ausbildungs-<br />
und Arbeitsplatz.<br />
In Hinblick auf den Aufbau funktionaler Netzwerke werden folgende Effekte des<br />
Modellprojekts erwartet:<br />
1. Mitarbeiter der Bundesprogramme "Jugendmigrationsdienste" (JMD),<br />
"Kompetenzagenturen" (KA) und "Schulverweigerung – die 2. Chance"<br />
(SV) und von Schulen bauen systematische Kooperationen zu Betrieben<br />
und Unternehmen auf und<br />
2. Unternehmen und Betriebe werden sensibilisiert für die Belange der Jugendlichen<br />
/ jungen Erwachsenen.<br />
Unternehmen können durch eine Teilnahme am Modellprojekt folgende Ziele<br />
erreichen:<br />
1. Schärfung des Blicks für die Ressourcen der Jugendlichen / jungen Erwachsenen,<br />
die den Anforderungen des Unternehmens auf den ersten<br />
Blick nicht genügen (z. B. Nutzen der sozialen und interkulturellen Kompetenzen<br />
der Jugendlichen / jungen Erwachsenen im Unternehmen, soziale<br />
und ethnische Vielfalt des Unternehmens),<br />
2. Vorbereitung des potenziellen Nachwuchses auf die Anforderungen der<br />
Unternehmen,<br />
3. Vermeidung späterer Ausbildungsabbrüche durch das Erzeugen von realistischen<br />
Erwartungen auf Seiten der Betriebe und Jugendlichen,<br />
4. Positive Außenwirkung bzw. die Prägung eines positiven Eindrucks vom<br />
Unternehmen durch die gezielte Öffentlichkeitsarbeit über das bildungspolitische<br />
und soziale Engagement des Unternehmens,<br />
5. Stärkung der Unternehmenskultur durch Verantwortungsübernahme der<br />
Mitarbeiter in Form von sozialem Engagement (z. B. Ausbildungspatenschaften).<br />
Die Mitarbeiter reflektieren ihre eigene Leistung und helfen mit<br />
ihrer Berufserfahrung anderen,<br />
6. Stärkung des Wirtschaftsstandortes und<br />
7. langfristige Unterstützung bei der Identifikation und Suche nach potenziellem<br />
Nachwuchs und einer Vorauswahl potenzieller Auszubildender anhand<br />
von Kompetenz-Checks und berufsorientierten Trainings.<br />
Das Modellprojekt verfolgt für die Multiplikatoren folgende Ziele:<br />
1. Ausbildung der Lehrer für Lehrkonzepte zur berufsorientierenden Motivation<br />
und Kompetenzvermittlung von Jugendlichen / jungen Erwachsenen<br />
und<br />
2. Aufbau von Kontakten zur Wirtschaft.
<strong>IGES</strong> 7<br />
Das Alleinstellungsmerkmal des Modellprojekts "Unternehmen:Jugend" gegenüber<br />
anderen Bundesprogrammen ist vor allem in der Herstellung der Kontakte<br />
und Verbindungen zur Wirtschaft zu sehen.<br />
1.4 Zusammenarbeit mit weiteren Bundesprogrammen<br />
Die Zusammenarbeit der Mitarbeiter und Akteure des Modellprojekts mit anderen<br />
Bundesprogrammen war ein wesentlicher Aspekt des Modellprojekts. Ein Grund<br />
hierfür war, dass die Projektteilnehmer für das Modellprojekt "Unternehmen:Jugend"<br />
zum großen Teil aus drei anderen Bundesprogrammen (s. u.) rekrutiert<br />
wurden. Darüber hinaus ist das Modellprojekt Teil der Initiative "JUGEND<br />
STÄRKEN" des BMFSFJ.<br />
Die Initiative bündelt verschiedene Programme und Projekte mit dem Ziel, benachteiligten<br />
Jugendlichen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund neue<br />
Chancen für ihre individuelle Entwicklung und ihre gesellschaftliche Teilhabe zu<br />
geben. Die Initiative "JUGEND STÄRKEN" umfasst, abgesehen von dem Modellprojekt,<br />
die Bundesprogramme "Jugendmigrationsdienste" (JMD), "Kompetenzagenturen"<br />
(KA) und "Schulverweigerung – die 2. Chance" (SV) an der<br />
Schnittstelle zur beruflichen Integration. Die drei Bundesprogramme verfolgen<br />
hauptsächlich folgende Ziele:<br />
1. SV: Erhöhung der physischen Anwesenheit von Teilnehmern in Schulen,<br />
2. JMD: gesellschaftliche Integration und<br />
3. KA: Hinführung zum Arbeitsmarkt.<br />
Während die Ziele der Programme SV und JMD nicht unmittelbar berufsorientiert<br />
waren, verfolgen die Kompetenzagenturen ähnliche Ziele wie das Modellprojekt,<br />
verwenden dabei aber einen anderen Ansatz: Im Rahmen des Bundesprogramms<br />
KA (wie auch im Fall von JMD) wird mit den Teilnehmern eine Einzelfallbetreuung<br />
mit Zwischenzielen vereinbart. Durch die Teilnahme an dem Modellprojekt<br />
und einem weiteren Bundesprogramm sollen die rekrutierten Jugendlichen<br />
/ jungen Erwachsenen eine besondere Förderung erhalten.<br />
Aufgabe der Evaluation des Modellprojekts "Unternehmen:Jugend" war es somit<br />
auch zu beleuchten, wie sich die Zusammenarbeit zwischen den drei Bundesprogrammen<br />
und dem Modellprojekt gestaltete.
8 <strong>IGES</strong><br />
2 Evaluationskonzept<br />
Das <strong>IGES</strong> <strong>Institut</strong> evaluierte im Zeitraum von Januar 2011 bis Ende Dezember<br />
2012 das Modellprojekt "Unternehmen:Jugend. Zusammenarbeit mit Zukunft. Die<br />
Evaluation setzt folgende Schwerpunkte bzw. konzentriert sich besonders auf folgende<br />
Projektziele:<br />
1. Hinführung von Jugendlichen zu einem Ausbildungs- und Arbeitsplatz,<br />
2. Hinführung von jungen Erwachsenen zu einem Ausbildungs- und Arbeitsplatz,<br />
3. Aufbau funktionsfähiger Netzwerke,<br />
4. Identifikation potenzieller Auszubildender durch die Unternehmen sowie<br />
5. Anregung von Multiplikatoren (z. B. Lehrer und Schulsozialpädagogen)<br />
zur Vermittlung von lehrstellen- und arbeitsmarktrelevanten Kompetenzen<br />
und zur positiven Wahrnehmung der Projektzielgruppe.<br />
In diesen Schwerpunkten überprüft die Evaluation die Erreichung der im Modellprojekt<br />
für diese Zielgruppen geplanten Ziele, die in Kapitel 1.3 beschrieben wurden.<br />
Der Projekterfolg, die Zielgruppenerreichung sowie die Erreichung der genannten<br />
Ziele werden auf Basis von bei den fünf oben genannten Projekt-<br />
Zielgruppen 10 eigens für die Evaluation schriftlich, persönlich und online erhobenen<br />
Daten analysiert. 11 Die formative Evaluation liefert so Informationen über die<br />
Wirkung des Modellprojekts, identifiziert die Faktoren, die den Projekterfolg<br />
hemmen oder begünstigen können und arbeitet Handlungsempfehlungen zur Optimierung<br />
des Projekts heraus. Aufgrund der vielfältigen methodischen Restriktionen<br />
bei der vorliegenden Evaluation kann eine Ergebnisevaluation (summativ)<br />
nur sehr begrenzt durchgeführt werden. Dieser Umstand ist zum einen darauf zurückzuführen,<br />
dass nur ein Messzeitpunkt möglich war. Einerseits war die Projektarbeit<br />
zu Beginn der Evaluation im Januar 2011 bereits über einen längeren<br />
Zeitraum im Gange, so dass eine methodisch korrekte „Baseline“-Erhebung vor<br />
Beginn des Projekts bei den Projektteilnehmern nicht möglich war. Des Weiteren<br />
wurden die Erhebungen während der Projektmaßnahmen in kontrolliertem Rah-<br />
10 Diese waren 1) Jugendliche (Teilnehmer der 1. Staffel), 2) junge Erwachsene (Teilnehmer<br />
der 1./ 2. Staffel), 3) Netzwerkpartner (Counterparts, Unternehmen, Sdw-<br />
Referenten, Schulsozialpädagogen, Lehrer, Multiplikatoren, Bundesprogrammmitarbeiter),<br />
4) teilnehmende und nicht teilnehmende Unternehmen sowie 5) Multiplikatoren.<br />
11 Die Fragebögen sind im Anhang (s. Kapitel 5) zu finden.
<strong>IGES</strong> 9<br />
men durchgeführt. Die daraus resultierende Unterbrechung des Projektablaufs<br />
sollte durch nur einen Messzeitpunkt möglichst gering gehalten werden.<br />
Darüber hinaus wurde die Erhebung an die Bedürfnisse der schwer zu erreichenden<br />
Zielgruppe der benachteiligten Jugendlichen und jungen Erwachsenen angepasst.<br />
Um verlässliche Aussagen und einen möglichst hohen Rücklauf zu erreichen,<br />
wurde ein niedrigschwelliger Fragebogen entwickelt. Dieser Fragebogen<br />
umfasste Fragen zu subjektiv wahrgenommenen Veränderungen während der Projektlaufzeit<br />
hinsichtlich arbeitsmarktrelevanter Ziele und Einstellungen. Diese<br />
können Hinweise für eine summative Bewertung liefern.<br />
Ein Vergleich mit Referenzdaten von anderen (Modell-)Projekten mit derselben<br />
bzw. einer ähnlichen Zielgruppe wurde, soweit möglich, durchgeführt. Dies war<br />
allerdings zu sehr begrenzt möglich, weil Daten über die Zielgruppe der benachteiligten<br />
Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht öffentlich zugänglich sind.<br />
Darüber hinaus sind die Zielgruppen im Vergleich zu anderen Programmen nicht<br />
ganz deckungsgleich (z. B. Kompetenzagenturen).<br />
Die Darstellung der Projektergebnisse basiert methodisch auf einer Chancenadjustierung.<br />
Unterschiedliche Eingangsvoraussetzungen machen es für die Projektteilnehmer<br />
unterschiedlich schwer, einen bestimmten Erfolg im Modellprojekt zu<br />
erzielen. Um zwischen den Standorten dennoch die Erreichung der Ziele adäquat<br />
vergleichen zu können, werden die Eingangsvoraussetzungen der Projektteilnehmer<br />
in dem Sinne berücksichtigt, dass der Projekterfolg anhand der Eingangsvoraussetzungen<br />
der Projektteilnehmer mithilfe eines eigens berechneten Chancen-<br />
Erfolgs-Werts gewichtet wird. Dieser anhand der Eingangsvoraussetzungen gewichtete<br />
Erfolg ermöglicht einen aussagekräftigen Vergleich der Ergebnisse des<br />
Modellprojekts in Bezug auf die Ziele für die teilnehmenden Jugendlichen und<br />
jungen Erwachsenen an den einzelnen Projektstandorten.<br />
Im Zuge der formativen Evaluation wurden unter den Partnern in jeder der fünf<br />
Zielgruppen Daten erhoben. Da das Modellprojekt zu Beginn der Evaluationsstudie<br />
bereits im Gange war, konnten die Daten jeweils nur zu einem Messzeitpunkt<br />
erhoben werden. Entsprechend den fünf Zielgruppen umfasst die Evaluation fünf<br />
Module:<br />
Modul 1: Das erste Modul der Evaluation umfasste die schriftliche Befragung<br />
der jugendlichen Projektteilnehmer der 1. Staffel. Für die Befragung<br />
wurde ein spezifisch auf die Zielgruppe abgestimmtes Erhebungsinstrument<br />
entwickelt. Die Erhebungen fanden im kontrollierten Rahmen, d. h.<br />
unter Anleitung und Aufsicht einer den Projektteilnehmern bekannten Person,<br />
an allen Standorten zwischen März 2011 und Juni 2011 statt. Die<br />
Trainer der Veranstaltungen im Modellprojekt wurden für die Erhebung<br />
von einer Mitarbeiterin des <strong>IGES</strong> <strong>Institut</strong>s geschult, so dass sie die Erhebung<br />
selbständig durchführen konnten. An zwei Standorten (Schwerin und<br />
Landkreis Dahme Spreewald) war eine Mitarbeiterin aus dem Evaluationsteam<br />
zusätzlich anwesend. An den übrigen Standorten führten die Trainer<br />
die Erhebung im kontrollierten Rahmen durch. Diese Vorgehensweise ermöglichte<br />
eine niedrigschwellige Erhebung in vertrautem Rahmen bzw.
10 <strong>IGES</strong><br />
das Vermeiden einer „Testatmosphäre“ und wurde gewählt, um eine möglichst<br />
hohe Rücklaufquote zu gewährleisten.<br />
Modul 2: Im zweiten Modul wurde eine schriftliche Befragung der jungen<br />
Erwachsenen (2. Staffel) anhand eines zielgruppenspezifischen Instruments<br />
im Zeitraum zwischen August 2011 und Januar 2012 durchgeführt.<br />
Modul 3: Die Befragung der Netzwerkteilnehmer erfolgte zwischen<br />
22. September und 31. Oktober 2011 in Form einer Online-Befragung unter<br />
den beteiligten Partnern (Counterparts, Unternehmen, Sdw-Referenten,<br />
Schulsozialpädagogen/Lehrer/ Multiplikatoren, Bundesprogrammmitarbeiter).<br />
Modul 4: Die Befragung der Teilnehmer der Multiplikatorenschulung erfolgte<br />
in Form einer Online-Befragung im Zeitraum von Oktober 2011 bis<br />
März 2012.<br />
Modul 5: Die Befragung der teilnehmenden Unternehmen erfolgte zwischen<br />
dem 13. und dem 27. Februar 2012. Die nicht teilnehmenden Unternehmen<br />
wurden im Oktober 2011 befragt. Beide Befragungen wurden online<br />
durchgeführt.<br />
Anschließend wurden die Hauptergebnisse aus den Befragungen zusammengefasst<br />
und analysiert. Es wurde anhand der Ergebnisse ein erfolgreicher und ein<br />
weniger erfolgreicher Standort ausgewählt. Vorgesehen war, abschließend vor Ort<br />
an diesen zwei Standorten, die den Projekterfolg hemmenden und begünstigenden<br />
Faktoren zu identifizieren. Aufgrund des zeitlich nachgelagerten Starts der Evaluation<br />
waren jedoch nicht mehr sämtliche Standorte während der aktiven Projektlaufzeit<br />
zugänglich, so dass von dieser geplanten Vorgehensweise abgewichen<br />
werden musste. Es wurde alternativ an zwei anderen Standorten bei den Plattformgesprächen<br />
hospitiert. Anschließend wurden mit einer Auswahl an Projektbeteiligten<br />
(Steuergruppenmitgliedern bzw. Counterparts, Trainern und Wirtschaftspartnern)<br />
an diesen Standorten Expertengespräche geführt. Ziel der Expertengespräche<br />
war es, die Situation an den Standorten aus der Sicht der Beteiligten zu<br />
erfahren sowie deren positive und negativen Eindrücke aufzunehmen. Zusätzlich<br />
waren die Experten dazu eingeladen, Empfehlungen zur Verbesserung auszusprechen.
<strong>IGES</strong> 11<br />
3 Erhebungsergebnisse<br />
Im Zuge der Evaluation wurden unter den Teilnehmern bzw. Partnern in jedem<br />
der fünf Evaluationsmodule (vgl. Kapitel 2) Erhebungen durchgeführt (für eine<br />
genaue Beschreibung des Rücklaufs siehe Anhang Kapitel 5.5). In den folgenden<br />
Abschnitten dieses Kapitels werden die Auswertungsergebnisse dieser Erhebungen<br />
in Hinblick auf die Zielerreichung für die jeweilige Gruppe vorgestellt:<br />
1. Projektteilnehmer im Jugendalter (1. Staffel),<br />
2. Projektteilnehmer im jungen Erwachsenenalter (1./2. Staffel),<br />
3. teilnehmende und nicht-teilnehmende Unternehmen,<br />
4. Netzwerkbildung sowie<br />
5. Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen (Multiplikatoren).<br />
3.1 Modul 1 und 2: Projektteilnehmer im Jugend und jungen Erwachsenenalter<br />
Auf Basis der unter den Projektteilnehmern schriftlich erhobenen Daten wurde die<br />
Zielerreichung unter den Projektteilnehmern im Jugend- und jungen Erwachsenenalter<br />
analysiert (für Informationen zum Rücklauf der Erhebung s. Anhang,<br />
Kapitel 5.4).<br />
Im Folgenden werden zunächst die Auswertungsergebnisse im Hinblick auf die<br />
einzelnen Teilziele des Modellprojekts dargestellt (Kapitel 3.1.1), anschließend<br />
wird der Projekterfolg im Hinblick auf die Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen<br />
insgesamt ermittelt (Kapitel 3.1.2). Ein zentrales Element der Evaluation des<br />
Projekterfolgs ist dabei die Berücksichtigung unterschiedlicher Eingangsvoraussetzungen<br />
der Projektteilnehmer aufgrund ihres familiären oder sozioökonomischen<br />
Hintergrunds, denn diese Unterschiede können die Wahrscheinlichkeit beeinflussen,<br />
mit der bestimmte ausbildungs- bzw. berufsbezogene Ziele erreicht<br />
werden.<br />
Für die vorliegende Evaluation wurde daher ein Teilnahmeerfolg-Index entwickelt,<br />
der unterschiedliche Kombinationen aus den möglichen Formen des Projekterfolgs<br />
(Teilzielen) und den individuell variierenden Eingangsvoraussetzungen<br />
der Teilnehmer vergleichbar macht. Das heißt: Erreichen zwei Teilnehmer<br />
dasselbe Teilziel (z. B. Ausbildungsplatz), verfügten aber über unterschiedliche<br />
Erfolgschancen aufgrund ihres sozioökonomischen Umfelds, so wird der Projekterfolg<br />
des/r Teilnehmers/in mit geringeren Erfolgschancen höher gewichtet. So<br />
wird sowohl der Projekterfolg differenziert abgebildet als auch ein fairer Vergleich<br />
von Standorten hinsichtlich ihres Projekterfolgs ermöglicht.
12 <strong>IGES</strong><br />
3.1.1 Zielerreichung nach Einzelfaktoren<br />
Das Modellprojekt verfolgte auf Ebene der Projektteilnehmer multiple Ziele, wie<br />
in Kapitel 1 beschrieben wurde. Die Zielerreichung bei Jugendlichen / jungen<br />
Erwachsenen in Hinblick auf die wichtigsten dieser Ziele werden in diesem Unterkapitel<br />
anhand von Einzelfaktoren überprüft. Mit der Vorstellung dieser Ergebnisse<br />
wird ein Gesamtüberblick bzw. eine eher qualitative Beschreibung des Entwicklungsstands<br />
der Projektteilnehmer gegeben.<br />
3.1.1.1 Schulische und berufliche Perspektiven, Berufswunsch und Schulmotivation<br />
Hinsichtlich der Projektteilnehmer verfolgte das Modellprojekt das Ziel, die Jugendlichen<br />
und jungen Erwachsenen bei der Entwicklung einer beruflichen Perspektive<br />
und bei der Berufswahl zu unterstützen und Teilnehmer zu einem Schulabschluss<br />
oder einer beruflichen Ausbildung zu motivieren. Die entsprechenden<br />
Auswertungsergebnisse werden im folgenden beschrieben.<br />
Schulische Perspektiven<br />
Die Teilnahme an dem Modellprojekt konnte bei der überwiegenden Zahl der jugendlichen<br />
Teilnehmer der 1. Staffel eine Verbesserung bzw. Veränderung in<br />
Hinblick auf ihre schulischen Perspektiven hervorrufen (s. Tabelle 3).<br />
Tabelle 3:<br />
Anteil der Projektteilnehmer (1./2. Staffel) mit Veränderung der Ziele in Bezug<br />
auf den Schulabschluss<br />
Haben sich Deine Ziele in Bezug auf Deinen Schulabschluss<br />
durch die Teilnahme an dem Modellprojekt verändert?<br />
1. Staffel 1./2. Staffel<br />
Jugendliche (in junge<br />
%) Erwachsene (in<br />
%)<br />
Ja, im Gegensatz zu früher möchte ich jetzt einen Schulabschluss<br />
erreichen.<br />
Ja, im Gegensatz zu früher möchte ich jetzt einen Schulabschluss<br />
mit einem besseren Notendurchschnitt erreichen.<br />
Ja, im Gegensatz zu früher möchte ich jetzt einen höheren<br />
Schulabschluss erreichen.<br />
10,6 14,9<br />
34,9 2,1<br />
24,2 17,0<br />
Nein, es hat sich nichts geändert. 18,2 14,9<br />
Ich bin nicht mehr in der Schule / will keinen Abschluss mehr<br />
machen<br />
– 31,9<br />
Weiß nicht / sonstiges 1,5 6,4<br />
Keine Angabe 10,6 12,8<br />
Summe 100 (N=66) 100 (N=47)<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Knapp 70 % der befragten Jugendlichen gaben an, dass sich ihre Ziele in diesem<br />
Bereich verändert haben. Mehr als ein Drittel (34,9 %) der Befragten wollten einen<br />
Schulabschluss mit einem besseren Notendurchschnitt, gut 24 % einen höhe-
<strong>IGES</strong> 13<br />
ren Schulabschluss und gut 10 % wollten irgendeinen Schulabschluss erreichen,<br />
obwohl dies vorher nicht ihr Ziel war. Nur bei knapp einem Fünftel der Befragten<br />
(18,2 %) hatten sich die Ziele nicht verändert.<br />
Auch bei 34,0 % der Teilnehmer im jungen Erwachsenenalter (1./2. Staffel) hat<br />
die Teilnahme an dem Modellprojekt schulische Ziele geschaffen bzw. verändert.<br />
14,9 % der befragten jungen Erwachsenen wollten irgendeinen Schulabschluss<br />
erreichen, obwohl dies vorher nicht ihr Ziel war, und 17,0 % wollten einen höheren<br />
Schulabschluss erreichen. Bei 14,9 % der jungen Erwachsenen hatten sich die<br />
Ziele hingegen nicht verändert. Weiterhin wollte ein gutes Drittel (31,9 %) der<br />
Befragten keinen Abschluss mehr erreichen, z. B. weil sie sich zum Zeitpunkt der<br />
Befragung nicht mehr in der Schule befanden.<br />
Berufliche Perspektive<br />
Auch die berufliche Perspektive veränderte sich bei den Projektteilnehmer. Rund<br />
56 % der befragten Jugendlichen und 52 % der befragten jungen Erwachsenen<br />
sagten, dass sie wegen der Teilnahme am Modellprojekt nun eine Ausbildung<br />
absolvieren wollten (Werte nicht dargestellt).<br />
Insgesamt plant der Großteil der jugendlichen Teilnehmer (87,9 %) eine Berufsausbildung<br />
(s. Abbildung 1). Einen Ausbildungsplatz hatten zum Zeitpunkt der<br />
Befragung im Sommer 2011 jedoch nur knapp 5,0 % der Befragten sicher.<br />
Abbildung 1:<br />
Anteil der Jugendlichen (1. Staffel) mit Plänen bzgl. einer Berufsausbildung<br />
Hast Du eine Berufsausbildung geplant?<br />
Nein/ Ich habe etwas<br />
Anderes geplant<br />
4,6 3,0<br />
3,0<br />
Ja, später<br />
Ja<br />
Ja und den<br />
Ausbildungsplatz habe<br />
ich bereits sicher<br />
Kein Angabe<br />
87,9<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Die Projektteilnehmer im jungen Erwachsenenalter zeigten sich in Bezug auf ihre<br />
beruflichen Pläne im Vergleich zu den Jugendlichen als eine heterogenere Gruppe
14 <strong>IGES</strong><br />
(s. Tabelle 4). Fast die Hälfte der Befragten (46,8 %) wollte als nächstes eine Berufsausbildung<br />
beginnen und etwa ein Fünftel wollte arbeiten (19,2 %).<br />
Weitere 10,6 % wollten weiter die Schule besuchen und 6,4 % studieren. Nur<br />
2,1 % der Befragten hatten das Ziel, einen teilqualifizierenden Bildungsgang im<br />
Übergangssystem zu beginnen.<br />
Tabelle 4:<br />
Anteil der jungen Erwachsenen (1./2. Staffel) nach beruflichen Perspektiven<br />
Was möchtest Du als nächstes machen? %<br />
Weiter zur Schule gehen 10,6<br />
Studieren 6,4<br />
Arbeiten 19,2<br />
Übergangssystem (Berufsfachschule (BFS), schul. Berufsvor-bereitungsjahr (BVS),<br />
Berufsvorbereitende Maßnahme (BvB), Einstiegsqualifizierung (EQ)) 2,1<br />
Berufsausbildung 46,8<br />
Weiß nicht 8,5<br />
Keine Angabe 6,4<br />
Summe<br />
100 (N=47)<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Berufswunsch<br />
Bei der Erhebung wurde abgefragt, ob ein Berufswunsch neu aufgetreten war oder<br />
sich dieser verändert hatte. Angenommen wird, dass die Veränderung der Berufswahl<br />
einen positiven Effekt darstellt, da eine realistischere Einschätzung erfolgen<br />
konnte.<br />
Eine Neuorientierung bei der Berufswahl hat im Rahmen der Modellprojektteilnahme<br />
bei vielen Teilnehmern der 1. Staffel stattgefunden (s. Tabelle 5): Knapp<br />
40 % der Befragten gaben an, dass sie durch die Teilnahme an dem Modellprojekt<br />
einen anderen Berufswunsch haben als vorher. Ein gutes Fünftel (22,7 %) der<br />
Befragten hat nun einen Berufswunsch, obwohl es vorher keinen hatte. Bei gut<br />
einem Drittel der Befragten (33,3 %) hatte sich der Berufswunsch hingegen nicht<br />
verändert.<br />
Die Teilnehmer im jungen Erwachsenenalter orientierten sich im Rahmen der<br />
Modellprojektteilnahme zu einem geringeren Maße neu in Bezug auf ihre Berufswahl.<br />
51,1 % der befragten jungen Erwachsenen blieben dem Berufswunsch<br />
treu, den sie auch vor der Projektteilnahme bereits hatten. Möglicherweise hatten<br />
die jungen Erwachsenen schon wegen ihres höheren Alters bzw. zum Anlass des<br />
Verlassens der Schule bereits im Vorfeld mehr Überlegungen zu ihrem Berufswunsch<br />
angestellt.
<strong>IGES</strong> 15<br />
Tabelle 5:<br />
Anteil der Projektteilnehmer nach Berufswunschveränderung<br />
Hat sich Dein Berufswunsch durch die Teilnahme an dem<br />
Projekt geändert?<br />
1. Staffel<br />
Jugendliche (in<br />
%)<br />
1./2. Staffel<br />
junge<br />
Erwachsene (in<br />
%)<br />
Ja, früher hatte ich einen anderen Berufswunsch als heute. 39,4 19,2<br />
Ja, früher hatte ich keinen Berufswunsch und heute habe ich<br />
einen. 22,7 19,2<br />
Nein, früher hatte ich einen Berufswunsch und heute habe ich<br />
keinen mehr. 1,5 6,4<br />
Nein, früher hatte ich einen Berufswunsch und den habe ich heute<br />
noch immer. 33,3 51,1<br />
Nein, früher hatte ich keinen Berufswunsch und heute habe ich<br />
auch keinen. 1,5 0,0<br />
Keine Angabe 1,5 4,3<br />
Summe 100 (N=66) 100 (N=47)<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Dennoch bildete sich bei 19,2 % der befragten jungen Erwachsenen Berufswunsch<br />
durch die Teilnahme an dem Modellprojekt erst heraus. Weitere 19,2 %<br />
der Befragten gaben an, dass sich ihr Berufswunsch im Laufe des Projekts geändert<br />
hatte.<br />
6,4 % der jungen Erwachsenen gaben an, dass sie inzwischen keinen Berufswunsch<br />
mehr besitzen. Diese Entwicklung könnte durch die Korrektur unrealistischer<br />
Berufswünsche entstanden sein. Allerdings wurde für alle Teilnehmer/-<br />
innen die Entwicklung einer beruflichen Perspektive avisiert.<br />
Schulmotivation<br />
Die Schulmotivation wurde anhand der Zustimmung zu sechs Aussagen erhoben,<br />
die drei wesentliche Aspekte der Schulmotivation beleuchten:<br />
1. Erfüllung der zu Hause zu erledigender Aufgaben,<br />
2. Einschätzung des in der Schule vermittelten Wissens und<br />
3. Konzentration im Unterricht.<br />
Die Motivation scheint bei den jugendlichen Projektteilnehmer insbesondere in<br />
Bezug auf die Erfüllung der zu Hause zu erledigenden Aufgaben eher gering zu<br />
sein. Auch wenn dies möglicherweise auf den Großteil der gesamten Schülerschaft<br />
zutrifft, so ist doch auffällig, dass die Zustimmung zu diesen Aussagen im<br />
Vergleich zu der zu den anderen Aussagen bei den Jugendlichen besonders niedrig<br />
ausfiel. 40 bzw. 21,5 % der jugendlichen Projektteilnehmer gaben an, dass die<br />
Aussagen "Ich mache meine Hausaufgaben gerne." und "Ich strenge mich bei<br />
meinen Hausaufgaben an." gar nicht ihrer Meinung entsprachen bzw. sie diesen<br />
eher nicht zustimmten (s. Abbildung 2).
16 <strong>IGES</strong><br />
Abbildung 2:<br />
Anteil der Jugendlichen (1. Staffel) mit Zustimmung zu Aussagen zur Schulmotivation<br />
100,0<br />
90,0<br />
80,0<br />
70,0<br />
60,0<br />
50,0<br />
40,0<br />
30,0<br />
20,0<br />
10,0<br />
0,0<br />
1,5 3,0<br />
28,8<br />
33,3<br />
36,4<br />
Was man in<br />
der Schule<br />
lernt, das<br />
braucht man<br />
für das spätere<br />
Leben.<br />
Ganz meine Meinung<br />
Stimme teilweise zu<br />
Gar nicht meine Meinung<br />
34,9<br />
33,3<br />
28,8<br />
15,4<br />
24,6<br />
36,9<br />
13,9<br />
7,7<br />
13,9<br />
35,4<br />
32,3<br />
9,2 10,8<br />
Im Ich mache<br />
Schulunterricht meine<br />
kann man viel Hausaufgaben<br />
Interessantes gerne.<br />
lernen.<br />
Stimme eher zu<br />
Stimme eher nicht zu<br />
Kein Angabe<br />
Ich strenge<br />
mich bei<br />
meinen<br />
Hausaufgaben<br />
an.<br />
1,5 3,0<br />
24,2 25,8<br />
53,0<br />
19,7<br />
In den meisten<br />
Schulfächern<br />
strenge ich<br />
mich an.<br />
40,9<br />
30,3<br />
Während der<br />
Schulstunden<br />
versuche ich<br />
mich auf den<br />
Unterricht zu<br />
konzentrieren.<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Der Großteil der Jugendlichen scheint hingegen das in der Schule vermittelte<br />
Wissen als relevant anzuerkennen. Den Aussagen "Was man in der Schule lernt,<br />
das braucht man für das spätere Leben." und "Im Schulunterricht kann man viel<br />
Interessantes lernen." stimmten 69,7 bzw. 62,1 % der Befragten voll und<br />
ganz/eher zu.<br />
Die Ergebnisse zeigen darüber hinaus, dass sich ein Großteil der Jugendlichen in<br />
der Schule durchaus anstrengt. 72,7 bzw. 71,2 % der jugendlichen Projektteilnehmer<br />
gaben ihre Zustimmung zu den Aussagen "In den meisten Schulfächern<br />
strenge ich mich" und "Während der Schulstunden versuche ich mich auf den Unterricht<br />
zu konzentrieren."<br />
Die Einschätzung des in der Schule vermittelten Wissens scheint bei den jungen<br />
Erwachsenen in etwa so positiv auszufallen wie bei den Jugendlichen: 66,0 %<br />
bzw. 74,5 % der befragten jungen Erwachsenen stimmten den Aussagen "Was<br />
man in der Schule lernt, das braucht man für das spätere Leben" und "Im Schulunterricht<br />
kann man viel Interessantes lernen." voll und ganz oder eher zu (s. Abbildung<br />
3).
<strong>IGES</strong> 17<br />
Abbildung 3:<br />
Anteil der jungen Erwachsenen (1./2. Staffel) mit Zustimmung zu Aussagen<br />
zur Schulmotivation<br />
100,0<br />
90,0<br />
80,0<br />
70,0<br />
60,0<br />
50,0<br />
40,0<br />
30,0<br />
20,0<br />
10,0<br />
0,0<br />
29,8<br />
29,8<br />
36,2<br />
Was man in<br />
der Schule<br />
lernt, das<br />
braucht man<br />
für das spätere<br />
Leben.<br />
Ganz meine Meinung<br />
Stimme teilweise zu<br />
Gar nicht meine Meinung<br />
2,1 2,1<br />
19,2<br />
17,0<br />
31,9<br />
42,6<br />
Im<br />
Schulunterricht<br />
kann man viel<br />
Interessantes<br />
lernen.<br />
36,2<br />
27,7<br />
21,3<br />
34,0<br />
14,9 19,2<br />
Ich mache<br />
meine<br />
Hausaufgaben<br />
gerne.<br />
Stimme eher zu<br />
Stimme eher nicht zu<br />
Kein Angabe<br />
2,1<br />
2,1<br />
8,5<br />
17,0<br />
Ich strenge<br />
mich bei<br />
meinen<br />
Hausaufgaben<br />
an.<br />
29,8<br />
27,7<br />
27,7<br />
In den meisten<br />
Schulfächern<br />
strenge ich<br />
mich an.<br />
2,1<br />
21,3<br />
36,2<br />
36,2<br />
Während der<br />
Schulstunden<br />
versuche ich<br />
mich auf den<br />
Unterricht zu<br />
konzentrieren.<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Ein Unterschied zeigte sich bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen in<br />
Hinblick auf die Motivation bei zu Hause zu erledigenden Aufgaben. Ein höherer<br />
Anteil der jungen Erwachsenen als der Jugendlichen stimmte voll und ganz bzw.<br />
eher den Aspekten zu, dass sie sich bei ihren Hausaufgaben anstrengten (53,2 %)<br />
und ihre Hausaufgaben gerne erledigten (42,6 %).<br />
3.1.1.2 Einstellungen zum Berufseintritt und Einschätzung persönlicher<br />
Stärken<br />
Durch die Teilnahme am Modellprojekt sollten die Jugendlichen / jungen Erwachsenen<br />
aktiviert und stabilisiert werden. Darüber hinaus sollten sie auf die Anforderungen<br />
der Arbeitswelt vorbereitet und ihrer Schlüsselkompetenzen anhand von<br />
stärkenorientierten Trainings- und Kompetenzfeststellungsverfahren entwickelt<br />
und gestärkt werden. Interessen, Neigungen, Fähigkeiten und persönlichen Stärken<br />
der Projektteilnehmer sollten herausgearbeitet werden. Zusätzlich war es das<br />
Ziel die Selbständigkeit, Problemlöse-, Team- und Kommunikationsfähigkeit sowie<br />
Selbsteinschätzung, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zu verbessern und<br />
Berührungsängste abzubauen. Auf Basis der erhobenen Daten sind Aussagen über<br />
die Einstellungen zum Berufseintritt, die Selbsteinschätzungen hinsichtlich der<br />
Stärken sowie die Schulmotivation der Jugendlichen / jungen Erwachsenen mög-
18 <strong>IGES</strong><br />
lich. 12 Die dazugehörigen Auswertungsergebnisse werden im Folgenden dargestellt.<br />
Einstellungen zum Berufseintritt<br />
Insgesamt scheint sich die große Mehrheit der jugendlichen Projektteilnehmer<br />
dem Eintritt in das Erwerbsleben gewachsen zu fühlen. Den Aussagen "Ich kann<br />
mir mein späteres Berufsleben jetzt besser vorstellen" und "Ich habe keine Angst<br />
vor dem Eintritt ins Berufsleben" stimmten 40,9 % bzw. 47,0 % der Jugendlichen<br />
voll und ganz zu (s. Abbildung 4).<br />
77,3 % bzw. 89,4 % waren zudem voll und ganz / eher der Meinung, dass sie wissen,<br />
was sie werden möchten und dass sie sich anstrengen müssen, um einen Job<br />
zu finden. Fast alle Jugendlichen gaben darüber hinaus ihre Zustimmung (voll und<br />
ganz / eher) dazu, dass sie gern an den Veranstaltungen teilgenommen hatten<br />
(94,0 %).<br />
Die jungen Erwachsenen waren ebenfalls zuversichtlich in Hinblick auf ihren Berufseinstieg.<br />
Obwohl für diese Gruppe der Eintritt ins Berufsleben z. T. schon<br />
stattgefunden hatte, fiel die Zustimmung zu allen Aussagen in dieser Gruppe ähnlich<br />
hoch aus wie unter den Jugendlichen (s. Abbildung 5). Verglichen mit den<br />
Jugendlichen lag jedoch der Anteil der Befragten im jungen Erwachsenenalter<br />
deutlich niedriger, die der Aussage "Ich muss mich anstrengen, um einen Job zu<br />
finden." voll und ganz bzw. eher zustimmten (70,2 %).<br />
12 Die Ausbildungsreife bzw. Vorbereitung auf die Anforderungen der Arbeitswelt<br />
wurden im Rahmen der Evaluation nicht betrachtet. Dafür hätten Erhebungen anhand<br />
standardisierter Instrumente mit deutlich höherem Zeitumfang durchgeführt<br />
werden müssen. Da dies für die Zielgruppe teilweise eine Überforderung hätte darstellen<br />
können, wurde davon abgesehen.
<strong>IGES</strong> 19<br />
Abbildung 4:<br />
Anteil der Jugendlichen (1. Staffel) mit Zustimmung zu Aussagen zum Eintritt<br />
in das Berufsleben<br />
100,0<br />
90,0<br />
80,0<br />
70,0<br />
60,0<br />
50,0<br />
40,0<br />
30,0<br />
20,0<br />
10,0<br />
0,0<br />
15,2<br />
40,9 30,3<br />
40,9<br />
Ich kann mir<br />
mein späteres<br />
Berufsleben jetzt<br />
besser<br />
vorstellen.<br />
Trifft voll und ganz auf mich zu<br />
Trifft teilweise zu<br />
Trifftgar nicht zu<br />
13,6<br />
7,6<br />
42,4<br />
47,0 45,5<br />
Ich habe keine<br />
Angst vor dem<br />
Eintritt ins<br />
Berufsleben.<br />
Ich weiß jetzt,<br />
was ich gut<br />
kann.<br />
Trifft eher zu<br />
Trifft eher nicht zu<br />
Keine Angabe<br />
19,7<br />
25,8<br />
1,5<br />
39,4<br />
51,5 50,0<br />
Ich weiß, was ich<br />
später mal<br />
werden möchte.<br />
Ich muss mich<br />
anstrengen, um<br />
einen Job zu<br />
finden.<br />
6,1<br />
6,1<br />
87,9<br />
Ich habe gerne<br />
an den<br />
Veranstaltungen<br />
teilgenommen.<br />
Quelle:<br />
Abbildung 5:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Anteil der jungen Erwachsenen (1./2. Staffel) mit Zustimmung zu Aussagen<br />
zum Eintritt in das Berufsleben<br />
100,0<br />
90,0<br />
80,0<br />
70,0<br />
60,0<br />
50,0<br />
40,0<br />
30,0<br />
20,0<br />
10,0<br />
0,0<br />
Quelle:<br />
12,8<br />
44,7<br />
38,3<br />
Ich kann mir<br />
mei n späteres<br />
Berufsleben jetzt<br />
besser<br />
vorstellen.<br />
Trifft voll und ganz auf mich zu<br />
Trifft teilweise zu<br />
Trifftgar nicht zu<br />
6,4<br />
40,4<br />
4,3<br />
4,3<br />
42,6<br />
21,3<br />
27,7<br />
4,3<br />
10,6<br />
12,8<br />
23,4<br />
51,1 46,8 48,9 46,8<br />
Ich habe kei ne<br />
Angst vor dem<br />
Eintritt ins<br />
Berufsleben.<br />
Ich weiß j etzt, Ich weiß, was ich<br />
was ich gut kann. später mal<br />
werden möchte.<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Trifft eher zu<br />
Trifft eher nicht zu<br />
Keine Angabe<br />
Ich muss mich<br />
anstrengen, um<br />
einen Job zu<br />
finden.<br />
2,1<br />
23,4<br />
72,3<br />
Ich habe gerne<br />
an den<br />
Veranstaltungen<br />
teilgenommen.
20 <strong>IGES</strong><br />
Selbsteinschätzung hinsichtlich persönlicher Stärken und Schwächen<br />
Die meisten jugendlichen Teilnehmer konnten eigene Stärken und Schwächen<br />
benennen. Es wurden insgesamt 29 Schwächen und 39 Stärken beschrieben. Nur<br />
10,6 % der Befragten gaben keine Schwäche an, während nur 4,5 % keine Stärke<br />
nannten. Unter die meistgenannten Stärken fielen "Selbstbewusstsein", "Teamfähigkeit"<br />
und "Hilfsbereitschaft".<br />
Am häufigsten nannten die jugendlichen Teilnehmer als ihre Schwächen, ihre<br />
"Schüchternheit", "Zurückhaltung" oder "Scheu",<br />
"Ungeduld" bzw. "schnelle Nervosität" oder<br />
ihr "Deutsch bzw. Sprache".<br />
Ein positives Bild des Selbsteinschätzung der Projektteilnehmer zeichnet das Ergebnis,<br />
dass 45,5 % der Jugendlichen und 46,8 % der jungen Erwachsenen voll<br />
und ganz der Aussage zustimmten "Ich weiß jetzt, was ich gut kann" (s. Abbildung<br />
4).<br />
Auch die meisten der befragten jungen Erwachsenen benannten ihre Schwächen<br />
und Stärken. Als häufigste Schwäche nannten die jungen Erwachsenen ebenfalls<br />
"Schüchternheit" oder "Zurückhaltung" (11 %), während "Freundlichkeit" die<br />
meistgenannte Stärke war (17 %). 11 % der jungen Erwachsenen gaben keine<br />
Stärke und fast 30 % keine Schwäche an.<br />
3.1.1.3 Teilnahme an einem Praktikum / an Praxistagen<br />
Die Verwirklichung von Betriebspraktika oder Praxistagen für die Teilnehmer<br />
war eins der Ziele im Modellprojekt. Die Kontakte der Wirtschaftspartner sollten<br />
dafür genutzt werden. In diesem Kapitel werden die entsprechenden Auswertungsergebnisse<br />
vorgestellt.<br />
Knapp 40 % der jugendlichen Teilnehmer (d. h. 26 Personen) hatten in den letzten<br />
Jahren bzw. während der Laufzeit des Projekts an einem Praktikum oder einmal<br />
an Praxistagen teilgenommen (s. Tabelle 6). Weitere 30 % (bzw. 20 Personen)<br />
hatten sogar an mehreren Praktika oder Praxistagen teilgenommen. Ein weiteres<br />
knappes Drittel (28,8 %) hatten weder an einem Praktikum noch an Praxistagen<br />
teilgenommen.<br />
Die Mehrheit (50 bzw. 57,9 %) derjenigen, die einmal an einem Praktikum/ Praxistagen<br />
teilgenommen oder diese bislang noch nicht getan haben, sowie alle die<br />
noch nicht teilgenommen hatten wollten dies zu einem späteren Zeitpunkt noch<br />
tun. 42,2 %der befragten Jugendlichen, die an einem Praktikum oder Praxistagen<br />
teilgenommen hatten, wollten später noch einmal ein Praktikum absolvieren.
<strong>IGES</strong> 21<br />
Tabelle 6:<br />
Anteil der Jugendlichen (1. Staffel) mit Teilnahme an einem Praktikum/ Praxistagen<br />
in den letzten zwei Jahren bzw. Plänen zur Teilnahme<br />
Hast Du in den letzten zwei Jahren im Rahmen des Projekts "Unternehmen: Jugend" an<br />
Praxistagen/ einem Praktikum teilgenommen? (%)<br />
Ja, an einem<br />
Ja, an<br />
mehreren<br />
Nein<br />
Nein, aber vor<br />
mehr als zwei<br />
Jahren<br />
Summe<br />
% 39,4 30,3 28,8 1,5 66<br />
N 26 20 19 1 100<br />
Davon (in %):<br />
Hast Du vor, später an einem (weiteren) Praktikum oder Praxistagen teilzunehmen?<br />
Ja, Praktikum 42,3 50,0 57,9 100,0 33<br />
Ja, Praxistage 11,5 5,0 5,3 0,0 5<br />
Nein 30,8 40,0 36,8 0,0 23<br />
Keine Angabe 15,4 5,0 0,0 0,0 5<br />
Summe 100 % 100 % 100 % 100 % 66<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Unter den jungen Erwachsenen hatten nur rund ein Viertel (25,5 %) in den letzten<br />
zwei Jahren, während der Laufzeit des Projekts, an einem oder mehreren Praktika<br />
oder Praxistagen teilgenommen (s. Tabelle 7). Gut zwei Drittel (63,8 %) – ein<br />
deutlich höherer Anteil als bei den Jugendlichen – hatten weder an Praxistagen<br />
noch an einem Praktikum teilgenommen.<br />
Weitere 6,4 % besaßen im Laufe des Projekt allerdings auch keine Möglichkeit,<br />
ein Praktikum zu absolvieren oder an Praxistagen teilzunehmen.<br />
50,0 % bzw. 75,0 % derjenigen, die einmal oder mehrmals an einem Praktikum<br />
oder Praxistagen teilgenommen hatten, wollten zu einem späteren Zeitpunkt ein<br />
Praktikum absolvieren. Hingegen wollte die Mehrheit der Personen, die noch<br />
nicht teilgenommen hatten, keine Möglichkeit dazu besaßen oder die vor mehr als<br />
zwei Jahren bereits ein Praktikum absolviert hatten, dies zu einem späteren Zeitpunkt<br />
nicht mehr tun.
22 <strong>IGES</strong><br />
Tabelle 7:<br />
Anteil der jungen Erwachsenen (1./2. Staffel) mit Teilnahme an einem Praktikum<br />
/ Praxistagen in den letzten zwei Jahren bzw. Plänen zur Teilnahme<br />
Hast Du in den letzten zwei Jahren im Rahmen des Projekts "Unternehmen:Jugend" an<br />
Praxistagen/einem Praktikum teilgenommen? (%)<br />
Ja, an<br />
einem<br />
Ja, an<br />
mehreren<br />
Nein, habe<br />
ich nicht<br />
Nein, aber<br />
vor zwei<br />
Jahren<br />
Nein, keine<br />
Möglichkeit /<br />
trifft nicht zu<br />
Keine<br />
Angabe<br />
Summe<br />
% 17,0 8,5 63,8 2,1 6,4 2,1 100,0<br />
N 8 4 30 1 3 1 47<br />
Davon (in %):<br />
Hast Du vor, später an einem (weiteren) Praktikum oder Praxistagen teilzunehmen?<br />
Ja, Praktikum 50,0 75,0 40,0 0,0 33,3 0,0 20<br />
Ja, Praxistage 12,5 0,0 3,3 0,0 0,0 0,0 2<br />
Nein 37,5 25,0 53,3 100,0 66,7 0,0 23<br />
Keine Angabe 0,0 0,0 3,3 0,0 0,0 100,0 2<br />
Summe 100 % 100 % 100 % 100 % 100 % 100 % 47<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
3.1.1.4 Schulischer und beruflicher Status im Zeitverlauf<br />
Das Ziel der Hinführung zu einem Ausbildungs- und Arbeitsplatz kann auch daran<br />
gemessen werden, ob die Projektteilnehmer ihren schulischen oder beruflichen<br />
Status über einen Zeitraum von sieben Monaten (Juli 2011 bis Februar 2012) während<br />
der Projektlaufzeit halten bzw. sogar verbessern konnten. Die Erhebungen im<br />
Rahmen der Evaluation wurden an einem Zeitpunkt durchgeführt und können<br />
keine Aussage zur Entwicklung des schulischen bzw. beruflichen Status geben.<br />
Aufgrund dessen wurde auf die Daten der sdw zurückgegriffen, welche es ermöglichen<br />
diese Entwicklung im Zeitverlauf zu betrachten. Die sdw-Teilnehmer-<br />
Stammdaten 13 aus dem Juli 2011 und Februar 2012 – d. h. zum Zeitpunkt der Befragung<br />
und sieben Monate später – geben Auskunft über den Verbleib und die<br />
Entwicklung der Projektteilnehmer (s. Tabelle 8 und Tabelle 38). Die Daten geben<br />
damit einen Hinweis darauf, ob der Übergang von der Schule in den Beruf im<br />
Modellprojekt unterstützt werden konnte.<br />
Der Großteil der jugendlichen Befragten war zum Zeitpunkt der Befragung im<br />
Juli 2011 Schüler (s. Tabelle 8). Sieben Monate später stellt sich der Verbleib<br />
13 Zu beachten ist bei der Interpretation allerdings, dass die Daten nur für eine grobe<br />
Einschätzung dienen können, da keine genauen Informationen über den Statuswechsel<br />
vorliegen. D. h. beispielsweise kann nicht ermittelt werden, ob eine Ausbildung<br />
abgeschlossen wurde bevor der Wechsel in die Arbeitslosigkeit erfolgte oder ob<br />
der/die Projektteilnehmer/in vor dem Eintritt in die Arbeitslosigkeit die Ausbildung<br />
abbrach.
<strong>IGES</strong> 23<br />
dieser Gruppe recht positiv dar. Gut 40 % (N=24) dieser Gruppe waren auch sieben<br />
Monate später noch Schüler. Ein weiteres Drittel der Gruppe (30,4 % bzw.<br />
N=17) waren bereits in eine Ausbildung eingemündet, d. h. hier hatte eine Statusverbesserung<br />
stattgefunden.<br />
12,5 % derjenigen, die im Juli 2011 Schüler waren, befanden sich im Februar<br />
2012 in einer berufsvorbereitenden Maßnahme (N=7). Bei rund 11 % der Befragten<br />
konnte der Status im Februar 2012 allerdings nicht ermittelt werden (N=6).<br />
In der vergleichsweise kleinen Gruppe der befragten Personen (N=5), die im Juli<br />
2011 bereits in einer Ausbildung waren, zeigt sich, dass die drei Personen diese<br />
auch im Februar 2012 noch weiterführten. Nur eine Person war aus der Ausbildung<br />
ausgeschieden und eine weitere Person war ins Ausland verzogen. Die Personen,<br />
die sich in einer berufsvorbereitenden Maßnahme bzw. in Suchttherapie<br />
befunden hatten, führten dies jeweils auch sieben Monate später noch fort.<br />
Tabelle 8: Anteil der Befragten (1. Staffel) nach Status im Juli2011 und Februar 2012<br />
Status im Juli2011<br />
Arbeitslos<br />
Auszubildende/r<br />
Berufsvorbereitende<br />
Maßnahme<br />
Schüler/in<br />
Suchttherapie<br />
Anteile in % 1,5 7,6 4,6 84,9 1,5<br />
Anzahl (Gesamtanzahl=66) 1 5 3 56 1<br />
Davon: Status im Februar 2012 (Anzahl)<br />
Arbeitslos – 1 – – –<br />
Auszubildende/r – 3 – 17 –<br />
Berufsvorbereitende<br />
Maßnahme – – 3 7 –<br />
Jugendwerkstatt – – – 1 –<br />
Schüler/in – – – 24 –<br />
Suchttherapie – – – – 1<br />
Unbekannt 1 – – 6 –<br />
Bundesfreiwilligendienst – – – 1 –<br />
Verzogen (Ausland) – 1 – – –<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Im Juli 2011 befand sich fast ein Drittel der jungen Erwachsenen bzw. 12 Personen<br />
in einer berufsvorbereitenden Maßnahme (Tabelle 38). Jeweils sieben Personen<br />
befanden sich in einer Ausbildung und waren Schüler (Abendgymnasium<br />
etc.). Sechs Personen machten einen Sprachkurs, vier Personen absolvierten ein<br />
Praktikum, sechs Personen waren arbeitslos, zwei Personen nahmen an einem<br />
freiwilligen sozialen Jahr teil, eine Person war beschäftigt und zwei als Aushilfen<br />
tätig.
24 <strong>IGES</strong><br />
Ein positives Ergebnis lässt sich aus den Daten dahingehend ablesen, dass die<br />
meisten der befragten Projektteilnehmer im jungen Erwachsenenalter, die nicht<br />
arbeitslos waren, sich auch sieben Monate später im selben Status wie im Sommer<br />
2011 befanden. Ein/e Auszubildende/r war allerdings in berufsvorbereitende<br />
Maßnahmen, die generell mit geringeren Arbeitsmarktchancen verbunden wird,<br />
eingemündet.<br />
Zwei der Personen, die vorher arbeitslos waren, waren sieben Monate später noch<br />
immer arbeitslos. Etwa die Hälfte der Personen in berufsvorbereitende Maßnahmen<br />
und in einem Sprachkurs (N=6 bzw. 3) waren dort auch sieben Monate später<br />
noch zu finden.<br />
3.1.1.5 Nachhaltigkeit<br />
Hinsichtlich der Nachhaltigkeit in Bezug auf die Projektteilnehmer wurden keine<br />
spezifischen Ziele genannt. Eine gezielte Begleitung der Jugendlichen / jungen<br />
Erwachsenen war im Modellprojekt an den einzelnen Standorten – nachdem alle<br />
Veranstaltungen stattgefunden hatten bzw. die Projektteilnehmer in eine Ausbildung<br />
eingemündet waren – nicht vorgesehen. In Einzelfällen bzw. im Bedarfsfall<br />
berieten sdw-Referenten Projektteilnehmer (z. B. zum Erstellen einer Bewerbung)<br />
jedoch auch nachdem alle Veranstaltungen bereits stattgefunden hatten.<br />
In einigen Fällen nahmen die Jugendlichen / jungen Erwachsenen keinen Kontakt<br />
mehr zu Mitarbeitern der sdw auf. Eine versuchte Kontaktaufnahme der sdw oder<br />
durch Mitarbeiter der Kompetenzagenturen zu diesen Personen gestaltete sich<br />
meist schwierig nachdem die letzte Veranstaltung stattgefunden hatte, die Projektlaufzeit<br />
aber noch nicht vorüber war.<br />
Laut Aussagen der sdw bestand jedoch noch „nach mehr als einem Jahr nach Ende<br />
der Future Camps Kontakt zu rund zwei Dritteln der Teilnehmer“. Es würden<br />
sich „einige Teilnehmer von sich aus bei den sdw-Mitarbeitern melden, bei der<br />
Mehrheit übernehmen die sdw-Mitarbeiter selbst die Initiative“. Auch die Statusinformationen<br />
der ehemaligen Teilnehmer wurden so in „regelmäßigen Abständen“<br />
erhoben und es wurden zusätzliche Unterstützungsangebote unterbreitet.<br />
3.1.2 Projekterfolg<br />
Unterschiedliche Eingangsvoraussetzungen machen es für die Projektteilnehmer<br />
unterschiedlich schwer, die Ziele des Modellprojekts zu erreichen. Um die Projektergebnisse<br />
der Standorte unter Berücksichtigung dieser unterschiedlichen<br />
"Schwierigkeitsgrade" vergleichen zu können, müssen die Eingangsvoraussetzungen<br />
der Projektteilnehmer in dem Sinne berücksichtigt werden, dass der Projekterfolg<br />
anhand der Eingangsvoraussetzungen der Projektteilnehmer gewichtet wird.<br />
Ein solcher – anhand von Eingangsvoraussetzungen – gewichteter Erfolg ermöglicht<br />
einen aussagefähigen Vergleich des Erfolgs des Modellprojekts in Bezug auf<br />
die Ziele für die teilnehmenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen an den
<strong>IGES</strong> 25<br />
einzelnen Projektstandorten. So konnten besonders erfolgreiche und weniger erfolgreiche<br />
Standorte ermittelt werden.<br />
Zur Darstellung des anhand der Eingangsvoraussetzungen gewichteten Erfolgs<br />
wurde ein Chancen-Erfolgs-Wert ermittelt, dessen Berechnung nachfolgend beschrieben<br />
wird.<br />
3.1.2.1 Berechnung des Chancen-Erfolgs-Werts<br />
Zur Berechnung des Chancenwert-Erfolgsstufen-Modells wurden zunächst ein<br />
Erfolgswert und ein Chancenwert berechnet. Aus beiden Werten wurde anschließend<br />
der gewichtete Erfolgswert – der Chancen-Erfolgs-Wert – berechnet.<br />
Berechnung des Erfolgswerts<br />
Zunächst wurde ein Erfolgswert ermittelt, der anzeigt, wie "erfolgreich" die Teilnehmer<br />
im Sinne des Projekts waren. Der Erfolgswert wird auf Basis von acht<br />
Faktoren (bzw. erhobenen Variablen) gebildet. Diese Variablen bilden die Hauptziele<br />
des Modellprojekts für die Projektteilnehmer ab. Die acht Variablen und das<br />
jeweils dadurch abgebildete Ziel im Modellprojekt sind:<br />
1. Schreiben von Bewerbungen<br />
(Ziel: Unterstützung des Übergangs von der Schule in den Beruf),<br />
2. Regelmäßige Teilnahme an den Veranstaltungen des Modellprojekts<br />
(Ziel: Aktivierung und Stabilisierung der Jugendlichen),<br />
3. Erzeugung eines Berufswunsches bzw. positive Veränderung des Berufswunschs<br />
(Ziel: Orientierung bei der Berufswahl),<br />
4. Nennung eigener Schwächen (Ziel: Selbsteinschätzung),<br />
5. Positive Veränderung der Ziele in Bezug auf eine Ausbildung<br />
(Ziel: Motivation zu einem Schulabschluss und einer beruflichen Ausbildung),<br />
6. Pläne für eine Berufsausbildung bzw. Erhalt einer Berufsausbildung<br />
(Ziel: Motivation zu einem Schulabschluss und einer beruflichen Ausbildung),<br />
7. Einschätzung der Wichtigkeit einer Berufsausbildung<br />
(Ziel: Motivation zu einem Schulabschluss und einer beruflichen Ausbildung),<br />
8. Einstellung zum Eintritt ins Erwerbsleben 14<br />
(Ziel: Vorbereitung auf die Anforderungen der Arbeitswelt, Aktivierung<br />
14 Die Variable "Einstellung zum Eintritt ins Erwerbsleben" wurde als Skala aus Einzelitems<br />
gebildet. Dabei wurden die Skalen anhand von Cronbach's Alpha getestet<br />
und einzelne Items nur aufgenommen, wenn Cronbach's Alpha größer oder gleich<br />
0,7 war. Die einzige Ausnahme stellte die Berechnung für die jungen Erwachsenen
26 <strong>IGES</strong><br />
und Stabilisierung der Jugendlichen und Abbau von Berührungsängsten)<br />
sowie<br />
9. Absolvierung von Praktikum / Praxistagen<br />
(Ziel: Teilnahme an Betriebspraktika oder Praxistagen).<br />
Die unterschiedlichen Ausprägungen (bzw. Antwortkategorien) dieser neun Variablen<br />
wurden jeweils in einen Punktewert übersetzt. Einer Ausprägung, die im<br />
Sinne des Projekts einen größeren Erfolg darstellt, wird dabei eine höhere Punktzahl<br />
zugeordnet. Jeder dieser Zellen mit Ausprägungen wird ein Punktewert zugeordnet.<br />
Es werden zwei fehlende Werte zugelassen. Anschließend wird der Mittelwert<br />
aus den in den einzelnen Zellen vergebenen Punktezahlen basierend auf<br />
neun Variablen ermittelt. Dieser Wert stellt den Erfolgswert eines/r Projektteilnehmers/in<br />
dar.<br />
Tabelle 39 (s. Anhang) stellt die neun Variablen, die zur Berechnung des Erfolgswerts<br />
für die jugendlichen Projektteilnehmer verwendet wurden in den Zeilen<br />
dar. Die Spalten umfassen die jeweiligen Ausprägungen dieser Variable, denen<br />
je nach Zelle ein Punktewert zugeordnet wird.<br />
Da sich die jungen Erwachsenen in einer anderen Lebenssituation befinden, haben<br />
diese einige Fragen beantwortet, die den Jugendlichen nicht gestellt wurden. Die<br />
Berechnung des Erfolgswerts wurde dementsprechend angepasst und erfolgt auf<br />
Basis von zehn Variablen. 15 Die Variablen, Ausprägungen der Variablen und die<br />
zugeordneten Punktewerte für die jungen Erwachsenen werden in Tabelle 40 (s.<br />
Anhang) dargestellt. Die Abweichungen zur Berechnung des Erfolgswerts der<br />
Jugendlichen sind in der Tabelle fett formatiert dargestellt<br />
Berechnung des Chancenwerts<br />
Um den wie oben beschrieben berechneten Erfolgswert anhand der Chancen der<br />
Projektteilnehmer zur Erzielung der Erfolge gewichten zu können, wurde anschließend<br />
für jede/n Projektteilnehmer ein Chancenwert berechnet.<br />
Zur Auswahl der Faktoren bzw. Variablen, die die Eingangsvoraussetzungen der<br />
Projektteilnehmer in Bezug auf ihre berufliche Ausbildung bzw. den Arbeitsmarkteintritt<br />
(bzw. dem Eintritt in eine Ausbildung) umfassend abbilden können,<br />
wurde auf Literatur zu Bildungsentscheidungen zurückgegriffen. Die zugrundeliegende<br />
Annahme ist, dass auf die Entscheidung zum Eintritt in eine berufliche<br />
Ausbildung und/oder den Arbeitsmarkteintritt die Faktoren, die auch die Entscheidung<br />
zu einem nächsthöheren Bildungsgang beeinflussen, zu einem großen<br />
Teil einen Einfluss besitzen.<br />
Für Bildungsentscheidungen werden sogenannte primäre und sekundäre Einflussfaktoren<br />
verantwortlich gemacht [7-8]. Primäre Faktoren beschreiben die "Ausdar.<br />
Bei Einschluss aller sechs Items ergab höchstens ein Alpha von 0,6. Die Skala<br />
wurde damit berechnet.<br />
15 Bei der Berechnung des Werts wurden auch die Personen eingeschlossen, die zu<br />
80 % der Variablen Angaben gemacht hatten, d. h. es wurden zwei fehlende Werte<br />
zugelassen.
<strong>IGES</strong> 27<br />
gangsbedingungen" eines Individuums im Sinne ihrer sozialen Herkunft, die sich<br />
anhand der erworbenen Kompetenzen, Fähigkeiten, Schulleistungen, formalen<br />
Bildungsabschlüsse und Motivation ausdrücken. Sekundäre Einflussfaktoren hingegen<br />
umfassen die Einflüsse des sozialen Hintergrunds bzw. individuelle Unterschiede,<br />
die sich beim Übergang zu einer nächsten Bildungsstufe zeigen. Als sekundäre<br />
Faktoren gelten die subjektive Bewertung von Kosten und Nutzen alternativer<br />
Bildungsmöglichkeiten und der Informationsstand über alternative Bildungsmöglichkeiten,<br />
die dem Sozialstatus des Elternhauses geschuldet sind.<br />
Abbildung 6 stellt den Einfluss beider Effekte auf Bildungsentscheidungen schematisch<br />
dar.<br />
Abbildung 6:<br />
Schematische Kurzdarstellung des Einflusses von primären und sekundären<br />
Effekten auf den Eintritt in die berufliche Ausbildung oder den Arbeitsmarkt<br />
Soziale<br />
Herkunft<br />
Sekundärer Effekt mittels subjektiver Bewertungen<br />
und Informationsstand<br />
Primärer Effekt:<br />
Ausgangsbedingungen eines<br />
Individuums beeinflussen<br />
Kompetenzen,<br />
Fähigkeiten,<br />
Schulleistungen,<br />
formale Bildungsabschlüsse,<br />
Motivation<br />
Übergang<br />
in<br />
berufliche Ausbildung<br />
oder<br />
den Arbeitsmarkt<br />
(z.B. Beschäftigung<br />
oder<br />
Berufsausbildung)<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis von Boudon (1974) und BMBF(2010)<br />
In die Berechnung des Chancenwerts fließen die primären Effekte anhand der<br />
folgenden Variablen ein:<br />
1. Höchster erreichter formaler Bildungsabschluss,<br />
2. Letzter Notendurchschnitt,<br />
3. Schulmotivation 16 ,<br />
16 Die Schulmotivation wurden als Skala aus sechs Einzelitems gebildet. Die Skala<br />
wurde anhand von Cronbach's Alpha getestet und einzelne Items nur aufgenommen,<br />
wenn Cronbach Alpha größer oder gleich 0,7 war.
28 <strong>IGES</strong><br />
4. Sozio-ökonomischen Hintergrund bzw. Bildungshintergrund der Mutter<br />
oder des Vaters,<br />
5. Arbeitslosigkeit eines Elternteils und<br />
6. Hartz IV-Bezug mindestens einer Person im Haushalt.<br />
Die sekundären Faktoren werden – zusätzlich zu den bereits in den primären Faktoren<br />
enthaltenen – durch den Migrationshintergrund (bzw. die zu Hause meist<br />
gesprochene Sprache) erfasst. Der Migrationshintergrund approximiert einerseits<br />
die Wahrscheinlichkeit geringerer Kenntnisse über das deutsche Bildungssystem,<br />
andererseits bildet er die geringeren Chancen von Migranten bei der Einstellung<br />
für eine betriebliche Ausbildung ab [9].<br />
Beim Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung spielen sowohl primäre,<br />
als auch sekundäre Faktoren eine Rolle. Man nimmt darüber hinaus jedoch an,<br />
dass die Motivation und Schulleistungen eines Jugendlichen oder jungen Erwachsenen<br />
besonders wichtig sind [10]. Beide Faktoren können hier eingeschlossen<br />
werden (letzter Notendurchschnitt und Schulmotivation).<br />
Den Ausprägungen der genannten Variablen, die zur Berechnung des Chancenwerts<br />
einfließen, wird – wie bei Berechnung des Erfolgswerts – eine Punktezahl<br />
zugeordnet (s. Anhang Tabelle 41 und Tabelle 42). Bei der Berechnung des Chancenwerts<br />
wurde ein fehlender Wert in den zugrundeliegenden sieben Variablen<br />
zugelassen, so dass sich der Chancenwert ggf. aus sechs Variablen berechnet. Im<br />
letzten Schritt wird der Chancenwert als Durchschnitt aus den sechs bzw. sieben<br />
Variablen berechnet.<br />
Zu beachten ist, dass im Gegensatz zum Erfolgswert bei der Berechnung des<br />
Chancenwerts sehr gute Chancen anhand eines geringen Punktewerts ausgedrückt<br />
werden. Dieses Vorgehen ermöglicht im nächsten Berechnungsschritt, dass bei<br />
Erreichen des identischen Projektziels, aber geringeren Chancen ein größerer Projekterfolg<br />
ermittelt wird (s. u.). Der Chancenwert-Punktevergabe wurde darüber<br />
hinaus die Annahme "kumulativer Risiken" zugrundegelegt, d. h. es wurde angenommen,<br />
dass Risiken mit großer Wahrscheinlichkeit gemeinsam auftreten. Deshalb<br />
wurde nicht für alle Chancen-Punktewerte eine Ausprägung der Variablen<br />
zugeordnet.<br />
Da die Teilnehmer der 2. Staffel älter sind als die jugendlichen Teilnehmer der<br />
1. Staffel und meist die Schule bereits verlassen haben, wird auch der Chancenwert<br />
für diese in geringfügig veränderter Weise als bei den Jugendlichen berechnet<br />
(s. Anhang Tabelle 42). In Tabelle 42 sind die Abweichung zwischen der Berechnung<br />
für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in fetter Formatierung<br />
gekennzeichnet.<br />
Berechnung des Chancen-Erfolgs-Werts<br />
Berechnet wird der Chancen-Erfolgs-Werts durch die Multiplikation des Erfolgsmit<br />
dem Chancenwert. D. h. zur Berechnung des Chancen-Erfolgs-Werts wurde<br />
ein Zellansatz gewählt: Jede/r Projektteilnehmer/in wird anhand seiner Punktezahl<br />
beim Chancen- und dem Erfolgswert (bzw. den Ausprägungen auf den dafür je-
<strong>IGES</strong> 29<br />
weils zugrundeliegenden Variablen) einer "Zelle", d. h. genau einem Erfolgs-<br />
Chancen-Wert, zugeteilt (s. Abbildung 7). 17<br />
Abbildung 7:<br />
Schematische Darstellung der Berechnung des Chancen-Erfolgs-Werts<br />
ERFOLGSWERT<br />
Sehr großer Erfolg<br />
Sehr hoher Punktewert durch<br />
Ausprägungen auf den<br />
zugrundeliegenden Variablen<br />
ermittelt: Maximalwert: 4<br />
Großer Erfolg<br />
…<br />
Eher großer Erfolg<br />
…<br />
Eher geringer Erfolg<br />
…<br />
CHANCENWERT<br />
multipliziert Sehr geringe Chancen<br />
=<br />
mit Sehr hoher Punktewert durch<br />
Ausprägungen auf den<br />
zugrundeliegenden Variablen<br />
ermittelt: Maximalwert: 4,9<br />
Geringe Chancen<br />
…<br />
Eher geringe Chancen<br />
…<br />
Eher gute Chancen<br />
…<br />
CHANCEN-<br />
ERFOLGS-<br />
WERT<br />
(anhand der Chancen<br />
gewichteter Erfolgswert)<br />
• für jede/n Projektteilnehmer/in<br />
und<br />
• als durchschnittlicher<br />
Wert auf<br />
Standortebene<br />
+ Berücksichtigung von<br />
Arbeitsmarktbedingungen<br />
am Standort<br />
Geringer Erfolg<br />
…<br />
Gute Chancen<br />
…<br />
Sehr geringer Erfolg<br />
-Sehr geringer Punktewert –<br />
Minimalwert: 0,25<br />
Sehr gute Chancen<br />
-Sehr geringer Punktewert –<br />
Minimalwert: 0,4<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong><br />
Die Chancen-Erfolgs-Werte werden sowohl für jede/n Projektteilnehmer/in, als<br />
auch auf Standortebene bzw. als Durchschnitt für jeden Standort berechnet. 18<br />
3.1.2.2 Durchschnittliche Chancenwerte, Erfolgswerte und Chancen-<br />
Erfolgs-Werte<br />
Der Erfolgswert lag unter Jugendlichen über alle Standorte hinweg bei<br />
2,7 Punkten (mind. 1,3 und max. 3,8 Punkte). Die Standardabweichung lag bei<br />
den Jugendlichen bei 0,5 Punkten. Der Erfolgswert der jungen Erwachsenen war<br />
mit 2,5 Punkten (mind. 1,6 bis max. 3,3 Punkte) etwas niedriger als bei den Ju-<br />
17 Mit einem Regressionsansatz könnte man den Einfluss der genannten Hintergrundfaktoren<br />
(unabhängige Variablen, z. B. der erreichte Bildungsabschluss) auf die Wahrscheinlichkeit<br />
des Erreichens eine der Erfolgsstufen (abhängige Variable) ebenfalls schätzen. Aufgrund der<br />
geringen Fallzahlen von Jugendlichen wird dieser Ansatz hier nicht verfolgt.<br />
18 Hier wird zunächst nicht berücksichtigt, ob eine große Anzahl von Teilnehmern an einem<br />
Standort des Modelprojekts teilnimmt, da die Anzahl nicht als positive Eigenleistung am<br />
Standort gewertet werden muss, sondern z. B. auch auf Konkurrenzeffekten zwischen Bundesprogrammen<br />
zurückzuführen sein kann.
30 <strong>IGES</strong><br />
gendlichen. Die Punkteverteilung besaß eine Standardabweichung 19 von<br />
0,5 Punkten.<br />
Im Durchschnitt über alle Standorte der 1. Staffel mit Jugendlichen hinweg betrug<br />
der Chancenwert 2,5 Punkte (mindestens 1,0 und maximal 3,9 Punkte) (s. Tabelle<br />
9). Die Punkteverteilung besaß eine Standardabweichung von 0,7 Punkten. Über<br />
alle Standorte hinweg betrug der durchschnittliche Chancenwert unter jungen Erwachsenen<br />
2,5 Punkte (mind. 1,6 bis 4,2 Punkte) und lag damit ungefähr so hoch<br />
wie bei den Jugendlichen. Die Punktewerte streuten mit einer Standardabweichung<br />
von 0,7 Punkten um den Mittelwert von 2,5 Punkten.<br />
Über alle Standorte hinweg ergab sich ein durchschnittlicher Chancen-Erfolgs-<br />
Wert bei jugendlichen Teilnehmer von 6,9 Punkten (mind. 5,9 und max. 8,8 Punkte)<br />
und bei jungen Erwachsenen von 6,3 Punkten (mind. 5,2 und 7,9 Punkte). Die<br />
Standardabweichung lag für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei 0,9<br />
bzw. 0,7 Punkten.<br />
3.1.2.3 Projekterfolg nach Standorten<br />
Der durchschnittliche Chancen-Erfolgs-Wert eines Standorts ermöglicht einen<br />
fairen Vergleich des Projekterfolgs zwischen den Standorten. Dies wird anhand<br />
eines Erfolgsrankings nach dem Chancen-Erfolgs-Wert (d. h. anhand des gewichteten<br />
Erfolgs) dargestellt.<br />
Erfolgsranking der Standorte<br />
Auf Basis dieses gewichteten Erfolgswerts (des sogenannten Chancen-Erfolgs-<br />
Werts) kann ein Erfolgsranking der Standorte nach ihrem Projekterfolg erstellt<br />
werden. Das Ranking zeigt im aussagefähigen Vergleich, wie erfolgreich das Modellprojekt<br />
an einem Standort (bislang) war. Anhand des Rankings lässt sich ein<br />
erfolgreicher und ein weniger erfolgreicher Standort für die noch ausstehenden<br />
tiefergehenden Analysen ermitteln.<br />
19 Die Standardabweichung gibt die Streubreite der Punktewerte rund um den Mittelwert an.<br />
Vereinfacht gesagt ist die Standardabweichung die durchschnittliche Entfernung aller gemessenen<br />
Punktewert-Ausprägungen vom Durchschnitt.
<strong>IGES</strong> 31<br />
Tabelle 9:<br />
Chancen-, Erfolgs- und Chancen-Erfolgs-Werte nach Standorten<br />
Jugendliche (1. Staffel) Junge Erwachsene (1./2. Staffel) 20<br />
Standort-<br />
Code<br />
Chancenwert<br />
Erfolgswert<br />
Chancen-<br />
Erfolgs-<br />
Wert<br />
N<br />
(Anzahl der<br />
Teilnehmer/<br />
innen, auf<br />
deren Basis<br />
der Wert<br />
gebildet<br />
wurde)<br />
Chancenwert<br />
Erfolgswert<br />
Chancen-<br />
Erfolgs-<br />
Wert<br />
N<br />
(Anzahl der<br />
Teilnehmer/<br />
innen, auf<br />
deren Basis<br />
der Wert<br />
gebildet<br />
wurde)<br />
3 2,5 2,8 7,1 3 2,4 2,6 6,2 7<br />
6 3,1 2,9 8,8 6 – – – –<br />
8 2,3 2,6 5,9 8 – – – –<br />
1 2,8 2,2 6,1 1 2,8 2,2 6,2 4<br />
5 2,3 2,9 6,6 5 2,1 2,4 5,0 4<br />
2 2,0 3,0 6,1 2 – – – –<br />
7 2,8 2,8 7,9 7 2,6 2,5 6,7 8<br />
4 2,3 2,7 6,4 4 2,6 2,7 7,1 3<br />
10 – – – – 2,5 2,6 6,4 9<br />
9 – – – – 2,5 2,6 6,6 6<br />
Mittelwert 2,5 2,7 6,9 2,5 2,5 6,4<br />
Standardabweichung<br />
0,7 0,5 0,9 0,7 0,5 0,5<br />
Min - Max 1 - 3,9 1,3 - 3,8 5,9 - 8,8 1,6 - 4,2 1,8 - 3,5 5,0- 7,1<br />
Anzahl<br />
Personen<br />
Quelle:<br />
61 61 61 61 31 31 31 31<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Standort 6 weist für die Jugendlichen mit 8,8 Punkten den höchsten Chancen-<br />
Erfolgs-Wert aller Standorte auf. Der Erfolgswert des Standorts liegt mit 2,9<br />
Punkten über dem Durchschnitt aller Standorte, d. h. die Teilnehmer waren hier<br />
überdurchschnittlich erfolgreich. Allerdings waren die Chancen der Teilnehmer<br />
an diesem Standort besonders schlecht, wie der hohe Chancenwert von<br />
3,1 Punkten anzeigt. Gewichtet an den sehr geringen Chancen der Teilnehmer<br />
ergibt sich damit für den Standort 6 der höchste Chancen-Erfolgs-Wert über alle<br />
Standorte hinweg.<br />
Den geringsten nach den Chancen der jugendlichen Teilnehmer gewichteten Erfolg<br />
hat Standort 8 mit 5,9 Punkten erzielt. Dieser Standort hatte verglichen mit<br />
20 Die Werte wurden für die Standorte 6 und 8 nicht berechnet, da an diesen Standorten<br />
jeweils nur eine Person befragt werden konnte.
32 <strong>IGES</strong><br />
den anderen Standorten einen unterdurchschnittlichen Erfolgswert (2,6 Punkte),<br />
d. h. die Jugendlichen waren hier im Mittel weniger erfolgreich. Jedoch waren die<br />
Chancen der Teilnehmer an diesem Standort überdurchschnittlich gut<br />
(2,3 Punkte). Insgesamt ergab sich dementsprechend ein am Chancenwert gewichteter<br />
vergleichsweise geringer Erfolg.<br />
Für die jungen Erwachsenen weist Standort 4 mit 7,1 Punkten den höchsten<br />
Chancen-Erfolgs-Wert aller Standorte auf. Der Erfolgswert des Standorts liegt mit<br />
2,7 Punkten über dem Durchschnitt, d. h. die Teilnehmer waren hier überdurchschnittlich<br />
erfolgreich. Die Chancen der Teilnehmer waren an diesem Standort<br />
jedoch etwas geringer als im Durchschnitt (2,6 Punkte). So ergibt sich der höchste<br />
Chancen-Erfolgs-Wert über alle Standorte hinweg.<br />
Den geringsten nach den Chancen der jungen Erwachsenen gewichteten Erfolg<br />
hatte Standort 5 mit 5,0 Punkten. Die Teilnehmer waren dort etwas weniger erfolgreich<br />
als durchschnittlich an allen Standorten (2,4 Punkte). Zusätzlich waren<br />
die Chancen der Teilnehmer an diesem Standort überdurchschnittlich gut – dies<br />
zeigte sich in dem geringen Chancenwert von 2,1 Punkten. Insgesamt ergab sich<br />
dementsprechend ein am Chancenwert gewichteter vergleichsweise geringer Erfolg.<br />
Berücksichtigung von Standortbedingungen<br />
Abgesehen von den Eingangsvoraussetzungen eines Projektteilnehmers/in wird<br />
der Erfolg im Modellprojekt auch durch die unterschiedlichen Arbeitsmarktbedingungen<br />
an den einzelnen Standorten beeinflusst [11]. Deshalb wird der Chancen-<br />
Erfolgs-Werte in einem zweiten Schritt zusätzlich anhand eines wesentlichen Faktors,<br />
der für die Zielgruppe des Modellprojekts die Arbeitsmarktbedingungen beschreibt,<br />
d. h. der Möglichkeit der benachteiligten Jugendlichen am Standort<br />
überhaupt erfolgreich zu sein, gewichtet. 21<br />
Für die Gewichtung nach den Standortbedingungen wird eine Kennzahl der Lerndimension<br />
"Berufliches Lernen" des Deutschen Lernatlas herangezogen. Das<br />
Lernprofil Deutscher-Lernatlas informiert über die spezifische Lernsituation einer<br />
Region (Landkreis bzw. kreisfreie Stadt) und weist als erste Orientierung zur Einschätzung<br />
der Lernbedingungen vor Ort insgesamt 38 Kennzahlen in vier Lerndimensionen<br />
aus. Die Lerndimension "Berufliches Lernen", aus der hier eine Kennzahl<br />
herangezogen wird, gibt Hinweise auf die Chancen von Jugendlichen, eine<br />
qualifizierende Ausbildung abzuschließen, den Erfolg von Weiterbildungsmaßnahmen<br />
für Arbeitslose sowie den Stellenwert der beruflichen Weiterbildung und<br />
des Lernens am Arbeitsplatz in der ausgewählten Region.<br />
21 In weiteren Analysen wäre darüber hinaus die Einbeziehung weiterer Faktoren wie<br />
die Wirtschaftskraft am Standort und die Arbeitslosigkeitsraten unter Jugendlichen<br />
denkbar.
<strong>IGES</strong> 33<br />
Die Kennzahl, die zur Gewichtung des Chancen-Erfolgs-Werts verwendet wird,<br />
ist "Junge Menschen ohne Aussicht auf einen Ausbildungsplatz" (in %). 22 Sie gibt<br />
den Prozentanteil der unversorgten Ausbildungsstellenbewerber (ohne Alternative)<br />
an der Gesamtnachfrage nach Ausbildungsplätzen (nach einer erweiterten Definition)<br />
für den jeweiligen Standort an. 23<br />
Die Kennzahl stellt im Zusammenhang mit dem Modellprojekt einen wichtigen<br />
Aspekt dar, da sie angibt, wie hoch der Anteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
in der Region ist, denen der Eintritt in einen Ausbildungsplatz nicht<br />
leicht fällt. Damit wird für die Zielgruppe des Projekts die Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt<br />
erfasst. Der ausgewählte Indikator gewichtet damit nach einem<br />
im Sinne des Zielerreichung im Modellprojekt wesentlichen Aspekt des Projekterfolgs:<br />
dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.<br />
Die Gewichtung erfolgt anhand der Multiplikation des Chancen-Erfolgs-Werts<br />
mit der anhand des Mittelwerts der zehn Standorte normierten Kennzahl. 24 Die<br />
Gewichtung erfolgt per Multiplikation, da selbst bei großem gewichteten Projekterfolg<br />
ein Erfolg auf dem Arbeitsmarkt langfristig schwer sein wird, wenn die<br />
Standortbedingungen sehr schlecht sind.<br />
Das Ranking der Standorte nach dem gewichteten Chancen-Erfolgs-Wert unterstreicht<br />
den Projekterfolg am Standort 6 (s. Tabelle 10). An diesem Standort war<br />
der Anteil von jungen Menschen ohne Aussicht auf einen Ausbildungsplatz besonders<br />
hoch.<br />
Darüber hinaus relativiert das Ergebnis den vergleichsweise schlechten Chancen-<br />
Erfolgs-Wert am Standort 2 etwas, da es dort einen ebenfalls hohen Anteil von<br />
jungen Menschen ohne Aussicht auf einen Ausbildungsplatz gab.<br />
22 Die Fördervolumen an den Standorten wurden nicht einbezogen. Die Anzahl der<br />
ursprünglich geplanten Teilnehmer an den Standorten schwankte zwischen 15 und<br />
20 Personen. Es wird angenommen, dass die Kosten für die einzelnen Standorte<br />
(z. B. für die Durchführung der Veranstaltungen) dennoch kaum voneinander abwichen.<br />
23 Die Berechnung erfolgt anhand der Anzahl der unversorgten Bewerber (ohne Alternative)<br />
am Ende des Berichtsjahres geteilt durch die Gesamtnachfrage nach Ausbildungsplätzen<br />
im Berichtsjahr (nach erweiterter Nachfragedefinition). Für eine genaue<br />
Erklärung und Beschreibung siehe: http://www.deutscher-lernatlas.de/ (letzter<br />
Zugriff im März 2012)<br />
24 D. h. hier wurde die Abweichung vom Mittelwert der zehn Standorte herangezogen.
34 <strong>IGES</strong><br />
Tabelle 10:<br />
Nach Standortbedingungen gewichteter Chancen-Erfolgs-Wert<br />
Chancen-Erfolgs-Wert<br />
Junge Menschen ohne<br />
Aussicht auf einen<br />
Ausbildungsplatz<br />
(in %)<br />
Gewichteter Chancen-<br />
Erfolgs-Wert<br />
Stand-<br />
ort-<br />
Kode<br />
Jugendliche<br />
(1. Staffel)<br />
Junge<br />
Erwachsene<br />
(1./2. Staffel)<br />
Am Mittelwert der zehn<br />
Standorte normierter<br />
Wert 25<br />
Jugendliche<br />
(1. Staffel)<br />
Junge<br />
Erwachsene<br />
(1./2. Staffel)<br />
3 7,1 6,2 0,90 6,4 5,6<br />
6 8,8 – 26 5,42 47,5 –<br />
8 5,9 – 1,39 8,3 –<br />
1 6,1 6,2 1,11 6,7 6,9<br />
5 6,6 5,0 1,09 7,2 5,5<br />
2 6,1 – 1,29 7,8 –<br />
7 7,9 6,7 1,16 9,2 7,7<br />
4 6,4 7,1 0,69 4,4 4,9<br />
10 – 6,4 0,26 – 1,7<br />
9 – 6,6 1,52 – 10,0<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen und Daten des Lernatlas<br />
Vergleichsgruppe für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
Zur Bestimmung des Mehrwerts des Modellprojekts müssen die Erfolge der Teilnehmer<br />
in Bezug zu den Ergebnissen einer Vergleichsgruppe gesetzt werden. Da<br />
die Projektteilnehmer von Bundesprogrammen ausgewählt und dabei keine Personen<br />
bewusst ausgeschlossen wurden, kann jedoch im strengen Sinne keine Vergleichsgruppe<br />
gebildet werden.<br />
Durch den Vergleich des Anteil der Übertritte in eine Ausbildung (s. Tabelle 11)<br />
bei Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern unter Heranziehung von Sekundärdaten<br />
wird dennoch näherungsweise eine Vergleichsgruppe bestimmt. Die Angaben für<br />
die Projektteilnehmer zum "Übertritt in Ausbildung im Modellprojekt" stammen<br />
aus den Daten "Ausbildungsplatzübersicht Unternehmen:Jugend", die der Evaluation<br />
von der sdw zugänglich gemacht wurden. Der Indikator, der aus Sekundärdaten<br />
für den Vergleich herangezogen wird, ist die Kennzahl "Unversorgte Bewer-<br />
25 Für einen Standort des Modellprojekts war die Lernatlas-Kennzahl nicht verfügbar,<br />
dort wurde die Kennzahl für die nahegelegene nächstgrößere Stadt der Region verwendet.<br />
26 Die so gekennzeichneten Standorte hatten entweder keine Staffel mit Jugendlichen /<br />
jungen Erwachsenen oder die Anzahl der befragten Personen reichte zur Berechnung<br />
des Chancen-Erfolgs-Werts nicht aus.
<strong>IGES</strong> 35<br />
ber für Berufsausbildungsstellen ohne bekannte Alternative zum 30.9." und zeigt<br />
den Anteil (in %) im Zeitraum 2010/2011. 27 Beide Datenquellen stellen eine<br />
Momentaufnahme zu den Übertritten dar und geben keine Auskunft über den<br />
Verbleib der Jugendlichen in dem Ausbildungsplatz einige Monate später.<br />
Obwohl die Daten aus dem Projekt nur begrenzt mit den Daten der Agenturen für<br />
Arbeit vergleichbar sind – die Daten für das Bundesland beziehen sich nicht auf<br />
die Gruppe der Benachteiligten und nicht auf die selbe Altersgruppe – so können<br />
diese doch als erster Referenzpunkt dienen.<br />
Tabelle 11:<br />
Anteil der Projektteilnehmer (1./ 2. Staffel) ohne Übertritt in Ausbildung im<br />
Rahmen des Projekts und unversorgte Bewerber für Berufsausbildungsstellen<br />
ohne bekannte Alternative<br />
Standort-<br />
Code<br />
Anteil der Teilnehmer ohne Übertritt in<br />
Ausbildung im Modellprojekt (%)<br />
Anteil der unter 20-jährigen<br />
unversorgten Bewerber für<br />
Berufsausbildungsstellen ohne<br />
bekannte Alternative zum 30.9 an<br />
Gesamtanzahl unversorgten Bewerber<br />
für Berufsausbildungsstellen ohne<br />
bekannte Alternative zum 30.9 (%)<br />
Anteil im Frühjahr 2012<br />
Anteil zum<br />
Projektende<br />
2010/2011* 2011/2012*<br />
3 61% 69% 89% 88%<br />
6 88% 68% 54% 53%<br />
8 81% 64% 70% 63%<br />
1 44% 63% 60% *<br />
5 62% 55% 66% 61%<br />
2 53% 54% 56% 59%<br />
7 25% 33% 63% 65%<br />
4 74% 77% 64% 67%<br />
10 80% 79% 53% 55%<br />
9 100% k.A. 49% 58%<br />
Ø 67% 63% 62% 64%<br />
Total 100 (N=67) 100 (N=257)<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen/sdw Daten und *Daten der Bundesagentur<br />
für Arbeit (*keine aktuellen Daten vorhanden, da Neuorganisation der<br />
Agenturbezirke)<br />
27 Agentur für Arbeit (Juli 2011, Juli 2012): "Bewerber und Berufsausbildungsstellen"<br />
für die einzelnen Standorte. Für einen Standort konnten keine Daten gefunden werden,<br />
es wurde stattdessen die Daten für die Hauptstadt des Bundeslands herangezogen.
36 <strong>IGES</strong><br />
Der Vergleich zeigt, dass der Anteil der Personen, die in keine Ausbildung übergetreten<br />
waren, bei der rund der Hälfte der Projektstandorte in den Daten der<br />
Bundesagentur für Arbeit höher lag (s. Tabelle 11, die entsprechenden höheren<br />
Werte sind in der Tabelle fett markiert).<br />
Standorte 3, 5, 2, und 7 erreichten einen geringeren Anteil an Projektteilnehmern<br />
ohne einen Übertritt in Ausbildung als in der Region. Diese Standorte wiesen sehr<br />
unterschiedliche Eingangsvoraussetzungen ihrer Projektteilnehmer auf (vgl. Tabelle<br />
9). Unter diesen Standorten brachten die Projektteilnehmer am Standort 7<br />
besonders schlechte Eingangsvoraussetzungen mit. 28<br />
3.1.2.4 Zusammenhang von Projekterfolg und Charakteristiken der Projektteilnehmer<br />
Ein wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit dem Erfolg des Modellprojekts stellt<br />
die Frage dar, inwiefern Charakteristiken der Projektteilnehmer mit dem Erreichen<br />
eines Projekterfolgs zusammenhängen.<br />
Waren bestimmte jugendliche Projektteilnehmer besonders erfolgreich?<br />
Um einen möglichen Zusammenhang von Projekterfolg und bestimmten Eingangsvoraussetzungen<br />
bzw. Charakteristika der Projektteilnehmer aufzeigen zu<br />
können bzw. zu bestimmen, welche Teilnehmer besonders von der Teilnahme an<br />
dem Modellprojekt profitieren konnten, wurde eine Korrelationsanalyse der<br />
Chancen-, Erfolgswerte mit verschiedenen Charakteristiken bzw. Eingangsvoraussetzungen<br />
und Erfolgsindikatoren der Teilnehmer durchgeführt. 29<br />
Insgesamt zeigte sich, dass die Projektteilnehmer unabhängig von ihren Chancen<br />
Projekterfolge erzielen konnten. Es wurde kein signifikanter Zusammenhang zwischen<br />
dem Erfolgswert-Index und dem Chancenwert-Index gefunden. Dies zeigt,<br />
dass das Projekt generell jedem Jugendlichen – unabhängig von seinen Eingangsvoraussetzungen<br />
– die Möglichkeit bot, Erfolge zu erzielen.<br />
Wird Erfolg im Modellprojekt besonders von Teilnehmern mit bestimmten Eingangsvoraussetzungen<br />
erzielt? Die Ergebnisse zeigen, dass auch dies nicht der<br />
Fall war. Es wurden kein signifikanter Zusammenhang von bestimmten Eingangsvoraussetzungen<br />
(d. h. den einzelnen Chancen-Variablen) und dem Erfolgswert-Index<br />
gefunden.<br />
28 Die Chancenwerte können nur begrenzt auf die Angaben zum "Anteil der Teilnehmer<br />
ohne Übertritt in Ausbildung im Modellprojekt" nach Standorten bezogen werden,<br />
da die Chancenwerte nicht auf Basis des hier verwendeten Grundgesamtheit berechnet<br />
wurden. Die Angaben für die Projektteilnehmer stammen aus den Daten<br />
"Ausbildungsplatzübersicht Unternehmen:Jugend" der sdw und schließen nicht nur<br />
befragte Projektteilnehmer ein.<br />
29 Die Einbeziehung einer Kontrollgruppe in diese Analysen wäre wünschenswert, ließ<br />
sich in dem durchgeführten Evaluationsdesign jedoch nicht berücksichtigen.
<strong>IGES</strong> 37<br />
Welche Projektteilnehmer im jungen Erwachsenenalter waren besonders erfolgreich?<br />
Bei den jungen Erwachsenen korrelierte der Chancenwert signifikant mit dem<br />
Erfolgswert (signifikante Korrelation von 0,4, P
38 <strong>IGES</strong><br />
sich die Ziele hingegen nicht verändert. Weiterhin wollte ein gutes Drittel der Befragten<br />
keinen Abschluss mehr erreichen, z. B. weil sie sich zum Zeitpunkt der<br />
Befragung nicht mehr in der Schule befanden.<br />
Die beruflichen Pläne veränderten sich bei den Projektteilnehmer: Rund 56 % der<br />
befragten Jugendlichen und 52 % der befragten jungen Erwachsenen sagten, dass<br />
sie wegen der Teilnahme am Modellprojekt nun eine Ausbildung absolvieren<br />
wollten (Werte nicht dargestellt).<br />
Insgesamt hat der Großteil der jugendlichen Teilnehmer (87,9 %) eine Berufsausbildung<br />
geplant, einen Ausbildungsplatz hatten zum Zeitpunkt der Befragung im<br />
Sommer 2011 jedoch nur wenige sicher. Fast die Hälfte der befragten jungen Erwachsenen<br />
(46,8 %) wollte als nächstes eine Berufsausbildung beginnen und etwa<br />
ein Fünftel wollte zu arbeiten beginnen.<br />
Die Schulmotivation liegt insgesamt bei den Projektteilnehmern hoch. Dies zeigt<br />
sich unter anderem daran, dass der Großteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
das in der Schule vermittelte Wissen als relevant anerkennt. Den Aussagen<br />
"Was man in der Schule lernt, das braucht man für das spätere Leben" und "Im<br />
Schulunterricht kann man viel Interessantes lernen" stimmten mehr als zwei Drittel<br />
beider Gruppen zu.<br />
Orientierung bei der Berufswahl<br />
Eine Neuorientierung bei der Berufswahl hat im Rahmen des Modellprojekts bei<br />
vielen Projektteilnehmern stattgefunden. Knapp 40 % der befragten Jugendlichen<br />
gaben an, dass sie durch die Teilnahme an dem Modellprojekt einen anderen Berufswunsch<br />
erlangten. Ein gutes Fünftel (22,7 %) der Befragten hat nun – im Gegensatz<br />
zu vor der Teilnahem – einen Berufswunsch. Die Teilnehmer im jungen<br />
Erwachsenenalter orientierten sich hingegen im Rahmen der Modellprojektteilnahme<br />
zu einem geringeren Maße neu: rund 51 % der befragten jungen Erwachsenen<br />
blieben dem Berufswunsch treu, den sie auch vor der Projektteilnahme bereits<br />
hatten.<br />
Abbau von Berührungsängsten in Bezug auf den Berufseintritt<br />
Insgesamt scheint das Ziel erreicht, dass sich die große Mehrheit der jugendlichen<br />
Projektteilnehmer dem Eintritt in das Erwerbsleben gewachsen fühlt. Den Aussagen<br />
"Ich kann mir mein späteres Berufsleben jetzt besser vorstellen" und "Ich habe<br />
keine Angst vor dem Eintritt ins Berufsleben" stimmten 40,9 % bzw. 47,0 %<br />
der Jugendlichen voll und ganz zu.<br />
Die jungen Erwachsenen waren ebenfalls zuversichtlich in Hinblick auf ihren Berufseinstieg.<br />
Obwohl für diese Gruppe der Eintritt ins Berufsleben z. T. schon<br />
stattgefunden hatte, fiel die Zustimmung zu allen Aussagen in dieser Gruppe ähnlich<br />
hoch aus wie unter den Jugendlichen. Jedoch lag der Anteil der Befragten im<br />
jungen Erwachsenenalter deutlich niedriger, die der Meinung waren, dass sie sich<br />
anstrengen müssten, um einen Job zu finden (70 statt 90 %).
<strong>IGES</strong> 39<br />
Verbesserung der Einschätzung persönlicher Stärken<br />
Obwohl die Projektteilnehmer mehrheitlich ihre Stärken und Schwächen benennen<br />
konnten und nur jeweils rund 10 % der Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
gar keine eigenen Stärken angaben, wurde die Zielerreichung hier nicht ganz<br />
deutlich. Zwar stimmten rund 46 % der Jugendlichen und 47 % der jungen Erwachsenen<br />
voll und ganz der Aussage zu "Ich weiß jetzt, was ich gut kann". Unter<br />
die meistgenannten Stärken fielen jedoch nicht nur Stärken mit direktem Arbeitsmarktbezug.<br />
Jugendliche nannten als ihre Stärken am häufigsten "Selbstbewusstsein",<br />
am zweithäufigsten "Teamfähigkeit" und am drittäufigsten "Hilfsbereitschaft".<br />
Die am zweithäufigsten genannte Stärke „Teamfähigkeit“ wird in Bezug<br />
auf die Anforderungen des heutigen Arbeitsmarktes als eine der Schlüsselkompetenzen<br />
angesehen. Die am häufigsten und dritthäufigsten genannten Stärken<br />
„Selbstbewusstsein“ und „Hilfsbereitschaft“ zeigen jedoch weniger auf, ob gezielt<br />
individuelle Stärken der Jugendlichen in Bezug auf den Arbeitsmarkt herausgearbeitet<br />
werden konnten. Gleiches gilt für junge Erwachsene, die am häufigsten<br />
"Freundlichkeit" als ihre Stärke nannten.<br />
Unterstützung des Übergangs von der Schule in den Beruf<br />
Die Unterstützung des Übergangs von der Schule in den Beruf konnte nur auf<br />
Basis von Statusmeldungen überprüft werden, die nicht in allen Fällen eindeutige<br />
Aussagen zulassen. Das Ziel der Unterstützung des Übergangs von der Schule in<br />
den Beruf scheint jedoch dahingehend erreicht worden zu sein, dass von den 56<br />
befragten Jugendlichen (rund 85 % aller befragten jugendlichen Projektteilnehmer),<br />
die im Juli 2011 noch Schüler waren, gut 30 % (17 Personen) bis zum Februar<br />
2012 eine Ausbildung begannen. 30 Des Weiteren waren nach den Evaluationserhebungsdaten<br />
vier von sechs jungen Erwachsenen, die im Juli 2011 noch<br />
arbeitslos waren, im Februar 2012 beschäftigt bzw. angestellt oder hatten ein<br />
Praktikum oder eine berufsvorbereitende Maßnahme begonnen.<br />
Zusätzlich zu den im Rahmen der Evaluation erhobenen Daten, zeigen Daten der<br />
sdw, dass bis Projektende im Dezember 2012 sogar 95 der insgesamt 257 erwachsenen<br />
und jugendlichen Teilnehmer einen Ausbildungsplatz hatten; dies entspricht<br />
einem Anteil von rd. 37 %.<br />
30 Die Wahrscheinlichkeit für die Einmündung in eine betriebliche, außerbetriebliche<br />
und schulische Berufsausbildung nach Verlassen des allgemeinbildenden Schulsystems<br />
nach 12 Monaten beträgt für Frauen mit Migrationshintergrund 33,7% und für<br />
Männer mit Migrationshintergrund 47,2% (Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung,<br />
BIBB-Report15/10, Ausbildungsplatzsuche: Geringere Chancen für Frauen und<br />
Männer mit Migrationshintergrund). Gemessen daran, dass die Teilnehmer im Modellprojekt<br />
eine in z. T. mehrfacher Hinsicht benachteiligte Gruppe darstellen, ist aus<br />
unserer Sicht der geringere Anteil von 30 % mit Ausbildungsbeginn durchaus damit<br />
vereinbar, dass die Projektteilnahme den Übergang von der Schule in den Beruf unterstützen<br />
konnte.
40 <strong>IGES</strong><br />
Teilnahme an einem Praktikum / an Praxistagen<br />
Die Verwirklichung von Betriebspraktika oder Praxistagen für die Teilnehmer<br />
war ein weiteres Ziel des Modellprojekts. Die Kontakte der Wirtschaftspartner<br />
sollten dafür genutzt werden. Die Erhebungsergebnisse zeigen, dass dieses Ziel im<br />
Modellprojekt bisher nur teilweise bzw. eher unter den jugendlichen Teilnehmern<br />
erreicht werden konnte. Rund 70 % der Befragten bzw. 46 jugendlichen Projektteilnehmer<br />
nahmen entweder an einem oder an mehreren Praktika / Praxistagen<br />
teil. Hingegen hatten 63,8 % der befragten jungen Erwachsenen (d. h. 30 Personen)<br />
weder an Praxistagen noch an einem Praktikum teilgenommen.<br />
Projekterfolg nach Standorten<br />
Der für die Evaluation entwickelte Chancen-Erfolgs-Wert macht unterschiedliche<br />
Kombinationen aus den möglichen Formen des Projekterfolgs (Teilzielen) und<br />
den individuell variierenden Eingangsvoraussetzungen der Teilnehmer (z. B. sozialer<br />
Hintergrund) vergleichbar. Das heißt: Erreichen zwei Teilnehmer dasselbe<br />
Teilziel (z. B. Ausbildungsplatz), verfügten aber über unterschiedliche Erfolgschancen<br />
aufgrund ihres sozioökonomischen Umfelds, so wird der Projekterfolg<br />
des/r Teilnehmers/in mit geringeren Erfolgschancen höher gewichtet. Auf Basis<br />
des Chancen-Erfolgs-Werts wurden Unterschiede zwischen den Standorten sichtbar<br />
gemacht und es konnten ein trotz vergleichsweise schlechter Eingangsvoraussetzungen<br />
der Projektteilnehmer sehr erfolgreicher Standort sowie ein weniger<br />
erfolgreicher Standort identifiziert werden, an denen im weiteren Projektverlauf<br />
tiefergehenden Analysen stattfinden werden.<br />
Zusätzlich ermöglicht die Auswertung aber auch Aussagen zum Zusammenhang<br />
von Projekterfolg und dem Eingangsvoraussetzungen von Projektteilnehmer. Erfolge<br />
scheinen unter Jugendlichen generell für alle Projektteilnehmer möglich,<br />
während diese eher bei den jungen Erwachsenen gelangen, die günstigere Eingangsvoraussetzungen<br />
mitbrachten.<br />
Die positive Veränderung des Berufswunsches gelang darüber hinaus besonders<br />
bei den jugendlichen Projektteilnehmern, die einen Migrationshintergrund besaßen.<br />
Hingegen gelang es gerade den jungen Erwachsenen, die einen Migrationshintergrund<br />
besaßen, seltener im Modellprojekt Erfolge zu erzielen. Besonders für die<br />
jungen Erwachsenen war es schwer ein Praktikum oder Praxistage zu absolvieren,<br />
bei denen ein oder zwei Elternteile arbeitslos waren.<br />
3.2 Modul 3: Netzwerkaufbau<br />
An dem Netzwerk für das Modellprojekt "Unternehmen:Jugend" waren fünf<br />
Gruppen von Netzwerkpartnern beteiligt:<br />
1. Mitarbeiter anderer Bundesprogramme, d. h.:<br />
Mitarbeiter der KA, SV, JMD oder sonstiger Bundesprogramme,<br />
2. Wirtschaftspartner, d. h.:<br />
Vertreter von Unternehmen, Verbänden, Innungen oder Kammern,
<strong>IGES</strong> 41<br />
3. Mitarbeiter von Schulen, d. h.:<br />
Lehr-/Verwaltungspersonal oder (Schul-) Sozialpädagogen,<br />
4. Modellprojektmitarbeiter, d. h.:<br />
Counterparts, Ansprechpartner des Netzwerks SCHULEWIRTSCHAFT<br />
und sdw-Referenten sowie<br />
5. sonstige Personen 31 , d. h.:<br />
Mitarbeiter der Agentur für Arbeit, von (Aus-) Bildungsträgern, Berufsforschungsinstituten,<br />
Beschäftigungsförderungsvereinen, Bildungsdienstleistern,<br />
Jobcentern, in der ambulanten Jugendhilfe (Sozialpädagogin / Sozialarbeiterin),<br />
Stadtverwaltung, Universität zu Köln, Vereinen, im zweiter<br />
Bildungsweg oder im öffentlichen Dienst.<br />
Für die Netzwerkpartner waren im Modellprojekt bestimmte Aufgaben vorgesehen.<br />
Diese konnte von einer Teilnahme an Veranstaltungen und Maßnahmen bis<br />
hin zur Bereitstellung von Räumen für die Plattformgespräche, der Organisation<br />
von Betriebserkundungen und koordinierenden Aufgaben reichen. Die Counterparts<br />
schlossen mit der sdw zu Beginn ihrer Tätigkeit einen Vertrag über ihre<br />
Aufgaben ab, waren jedoch nur für eine geringe Aufwandsentschädigung bzw.<br />
hauptsächlich ehrenamtlich für das Modellprojekt tätig. Die Aufgaben für die weiteren<br />
Netzwerkpartner wurden nicht verbindlich festgelegt und es gab keine<br />
schriftliche Niederlegung ihrer Aufgaben und Funktionen im Netzwerk. <strong>IGES</strong> hat<br />
im Rahmen der Evaluation Aufgaben und Rollen zusammengestellt und diese mit<br />
der sdw abgestimmt (für Beschreibung s. Kapitel 5.2).<br />
Ziel des Modellprojekts war es, funktionsfähige Netzwerkkooperationen zwischen<br />
den genannten fünf Partnern aufzubauen. In Hinblick auf den Aufbau funktionaler<br />
Netzwerke sollte Folgendes erreicht werden:<br />
1. Mitarbeiter der Bundesprogramme KA, SV, JMD und von Schulen bauen<br />
systematische Kooperationen zu Betrieben und Unternehmen auf und<br />
2. Unternehmen und Betriebe werden sensibilisiert für die Belange der benachteiligten<br />
Jugendlichen / jungen Erwachsenen.<br />
Darüber hinaus wurde im Rahmen der Evaluation untersucht, wie die Netzwerkpartner<br />
das Modellprojekt einschätzten.<br />
Zur Überprüfung der Zielerreichung wurde eine Online-Erhebung unter allen<br />
Netzwerkpartnern durchgeführt. Es wurden 443 Netzwerkpartner zur Online-<br />
Erhebung eingeladen, von denen 173 befragt werden konnten (für weitere Infor-<br />
31 Die Einteilung in die Gruppe "sonstiges" haben die befragten Netzwerkpartner selbst<br />
vorgenommen, wenn sie sich nicht durch eine der vorhergehenden Gruppen repräsentiert<br />
fühlten.
42 <strong>IGES</strong><br />
mationen zum Rücklauf der Erhebung s. Anhang, Kapitel 5.4). Die Auswertungsergebnisse<br />
bezüglich der Zielerreichung werden im Folgenden dargestellt. 32<br />
3.2.1.1 Zusammenarbeit und Nachhaltigkeit im Netzwerk<br />
Es wurde zunächst erhoben, mit welchem anderen Netzwerkpartnern die Befragten<br />
regelmäßig zusammenarbeiteten oder intensiven regelmäßigen Kontakt hatten.<br />
Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede, die hauptsächlich die unterschiedlichen<br />
Funktionen der einzelnen Partner widerspiegeln. Generell arbeiteten "ähnliche"<br />
Partner intensiver miteinander zusammen: So arbeiteten die Mitarbeiter eines<br />
Bundesprogramms am häufigsten mit den sdw-Referenten sowie Mitarbeiter des<br />
Bundesprogramms JMD zusammen (s. Tabelle 12 33 ). Sdw-Referent/en und Ansprechpartner<br />
des Netzwerks SCHULEWIRTSCHAFT pflegten intensiven Kontakt<br />
miteinander und zu Counterparts. Ansprechpartner des Netzwerks<br />
SCHULEWIRTSCHAFT arbeiteten darüber hinaus häufig mit Unternehmen zusammen.<br />
Für Wirtschaftspartner fanden die intensivsten Kontakte mit anderen Unternehmen<br />
und Mitarbeitern des Netzwerks SCHULEWIRTSCHAFT statt. Mitarbeiter<br />
an Schulen arbeiteten intensiv mit Schulsozialarbeitern und Mitarbeitern der<br />
Kompetenzagenturen zusammen.<br />
Tabelle 12:<br />
Befragte Netzwerkteilnehmer nach ihrer hauptsächlichen Funktion und intensiver<br />
Zusammenarbeit/Kontakt mit anderen Netzwerkpartnern<br />
Eigene Funktion<br />
Mitarbei-ter/in<br />
eines Bundesprogramms<br />
Wirtschaftspartner<br />
Mitarbeiter<br />
Schule<br />
Counterparts,<br />
sdw-Referenten/<br />
innen,<br />
Ansprechpartner<br />
SCHULE-<br />
WIRTSCHAFT<br />
Mit wem arbeiten Sie im Netzwerk intensiv bzw. regelmäßig zusammen oder haben<br />
intensiven bzw. regelmäßigen Kontakt? (Mehrfachantworten waren möglich)<br />
Unternehmen 37,1 64,7 29,4 77,8<br />
Kammer 29,0 32,4 20,6 61,1<br />
Innung 16,1 28,1 20,6 27,8<br />
Verband 12,9 7,7 5,9 38,9<br />
JMD 64,7 14,7 41,2 66,7<br />
KA 55,6 23,5 52,9 66,7<br />
32 Da an manchen Standorten nur jeweils eine Person in der Untergruppe beschäftigt war (z. B.<br />
gab es jeweils eine/n zuständige/n sdw-Referent/in pro Standort), werden die Auswertungen<br />
im Folgenden ggf. nur für die zusammengefassten Gruppen dargestellt.<br />
33 Hohe Prozentanteile deuten in der Tabelle auf die Paare von Netzwerkpartnern hin, die intensiv<br />
zusammenarbeiteten.
<strong>IGES</strong> 43<br />
SV 63,5 11,8 50,0 55,6<br />
Lehrer/in 51,6 35,3 44,0 50,0<br />
Schulleiter/in 40,3 17,7 37,0 27,8<br />
Schulsozialarbeiter/in 59,7 20,6 55,6 44,4<br />
Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT 25,9 41,2 29,4 55,6<br />
Sdw-Referent/in 72,6 32,4 29,4 63,6<br />
Counterpart 38,7 5,9 14,7 85,7<br />
Mit keinem 1,6 23,5 0,0 5,6<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Bestehen von Absprachen<br />
Ein Schritt für den Aufbau eines funktionsfähigen Netzwerks ist das Bestehen von<br />
klaren Absprachen, so dass alle Netzwerkpartner über die Ziele im Netzwerk, dem<br />
Gesamtablauf und anstehende einzelne Schritte informiert sind [12]. 80,0 % der<br />
befragten Netzwerkpartner gaben an, dass es Absprachen gab und sich an diese<br />
gehalten wurde (s. Tabelle 13).<br />
Nur gut jeder zehnte Befragte (11,0 %) gab an, dass es keine Absprachen gab und,<br />
dass sie/ihn dies aber auch nicht gestört hätte. Weitere 7,0 % sagten, dass es Absprachen<br />
gab, an die sich jedoch nicht gehalten wurde.<br />
Tabelle 13:<br />
Anteile von Netzwerktakteuren nach Absprachen im Netzwerk<br />
Gab es klare Absprachen zur Aufgabenverteilung aller Partner im Netzwerk? %<br />
Ja, es gab es, aber daran wurde sich nicht gehalten 7%<br />
Ja, gab es und daran wurde sich gehalten 80%<br />
Nein, gab es nicht und das hat mich gestört 2%<br />
Nein, gab es nicht und das hat mich nicht gestört 11%<br />
Summe<br />
100 (N=169)<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Anzahl der Netzwerkpartner<br />
Die Einschätzung der Netzwerkpartner bezüglich der Gesamtanzahl von Partnern<br />
im Netzwerk weist darauf hin, ob eine effektive Zusammenarbeit als möglich<br />
wahrgenommen wurde. 83,0 % der Befragten waren der Meinung, dass die Anzahl<br />
der Netzwerkpartner angemessen war. 14,0 % waren der Meinung, dass die<br />
Anzahl zu niedrig war und nur 3,0 % gaben an, dass sie die Anzahl als zu hoch<br />
empfunden hätten (Werte nicht dargestellt).<br />
Existenz fester Ansprechpartner<br />
Als Indikator für die Kontinuität in der Zusammenarbeit wird eine geringe Anzahl<br />
von Personalwechseln und das Bestehen fester Ansprechpartner herangezogen.<br />
66,5 % der Befragten gaben an, dass nur sie selbst seit Beginn des Modellprojekts
44 <strong>IGES</strong><br />
ihre Funktion im Netzwerk ausfüllten (Werte nicht dargestellt), d. h. dort fanden<br />
keine Personalwechsel statt.<br />
Auf die Frage, bei welchem anderen Akteur die Akteure feste Ansprechpartner<br />
besaßen, ergaben sich Unterschiede. Die Bundesprogrammitarbeiter gaben überwiegend<br />
an, dass sie bei den anderen Bundesprogrammen feste Ansprechpartner<br />
(JMD: 61,3 %, SV: 54,8 % und KA: 51,6 %) sowie bei den Projektkoordinatoren<br />
(Ansprechpartner SCHULEWIRTSCHAFT und Counterparts 34 ) hatten (s. Anhang<br />
Tabelle 43). Die Wirtschaftspartner besaßen besonders im Ansprechpartner<br />
SCHULEWIRTSCHAFT einen festen Ansprechpartner (55,9 %) und die Mitarbeiter<br />
einer Schule bei den Kompetenzagenturen (58,8 %).<br />
Projektkoordinatoren (Counterparts, sdw-Referent/in, Ansprechpartner<br />
SCHULEWIRTSCHAFT) gaben am häufigsten an, bei den Bundesprogrammmitabeitern<br />
der Jugendmigrationsdienste einen festen Ansprechpartner zu haben<br />
(61,1 %). Die Netzwerkpartner, die sich als "sonstige Partner" klassifiziert hatten,<br />
hatten besonders unter Bundesprogrammmitabeitern der Kompetenzagenturen<br />
einen festen Ansprechpartner (61,9 %).<br />
Besonders selten hatten die Bundesprogrammitarbeiter bei allen Wirtschaftspartnern<br />
feste Ansprechpartner. Die Wirtschaftspartner gaben an, besonders selten<br />
einen festen Ansprechpartner bei den Schulleitern zu haben. Dies wurde umgekehrt<br />
von den Mitarbeitern der Schulen bestätigt. Projektkoordinatoren (Counterparts,<br />
sdw-Referenten, Ansprechpartner SCHULEWIRTSCHAFT) gaben besonders<br />
selten an, dass sie bei Schulpersonal ein fester Ansprechpartner hätten.<br />
Zusammenarbeit mit dem Projektträger<br />
Jeweils gut zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie ausreichend regelmäßigen<br />
Kontakt hatten (64,7 %), dass die Absprachen gut funktioniert hätten<br />
(66,5 %), sie sich ausreichend angesprochen gefühlt haben (68,8 %) und ihr Arbeitgeber<br />
gleichzeitig jedoch auch nicht zu häufig angesprochen wurde (64,7 %)<br />
(s. Tabelle 14).<br />
Dabei variierte das Antwortverhalten nach der Funktion des Netzwerkpartners:<br />
Für die Counterparts trafen alle Aspekte weniger zu (rund 56,0%), während die<br />
Mitarbeiter anderer Bundesprogramme besonders zustimmten, dass es eine ausreichende<br />
Ansprache (rund 73,0 %) und ausreichend regelmäßigen Kontakt gab<br />
(83,0 %) (Werte nicht dargestellt).<br />
34 Da es für jeden Standort eine/n zuständige/n sdw-Referenten/in gab, wurden diese<br />
hier nicht mit aufgenommen.
<strong>IGES</strong> 45<br />
Tabelle 14:<br />
Anteile von Netzwerkpartnern nach Zusammenarbeit mit der sdw<br />
Wie ist Ihre Zusammenarbeit mit den<br />
Ansprechpartnern der Stiftung der Deutschen<br />
Wirtschaft im Projekt verlaufen? (%)<br />
Trifft zu<br />
Trifft<br />
teilweise<br />
zu<br />
Trifft nicht<br />
zu<br />
Keine<br />
Angabe<br />
Ausreichend regelmäßiger Kontakt 64,7% 19,7% 9,2% 6,4%<br />
Die Absprachen haben gut funktioniert 66,5% 21,4% 5,8% 6,4%<br />
Habe mich ausreichend angesprochen gefühlt 68,8% 17,9% 6,9% 6,4%<br />
Ich/mein Arbeitgeber wurde zu häufig angesprochen 14,5% 14,5% 64,7% 6,4%<br />
Total<br />
100<br />
(N=173)<br />
100<br />
(N=173)<br />
100<br />
(N=173)<br />
100<br />
(N=173)<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Zusammenarbeit mit den anderen Bundesprogrammen<br />
Der Zugang zu den benachteiligten Jugendlichen / jungen Erwachsenen erfolgte<br />
über die Bundesprogramme JMD, der KA und SV, damit die Projektteilnehmer<br />
zusätzlich zu individuellen Coachings im Rahmen der Bundesprogramme an den<br />
Veranstaltungen des Modellprojekts "Unternehmen:Jugend" (z. B. Future Camps)<br />
teilnehmen konnten. Ein wichtiger Ansatzpunkt für den Netzwerkaufbau im Modellprojekt<br />
ist deshalb das Zusammenwirken der Partner der Bundesprogramme<br />
innerhalb der Initiative JUGEND STÄRKEN.<br />
74,2 bzw. 71,0 % der befragten Mitarbeiter der Bundesprogramme (KA, SV, JMD<br />
usw.) gaben an, dass sie mit Unterstützungsangeboten von Jugendämtern und Angeboten<br />
der Jobcenter vor Ort kooperierten (s. Tabelle 15). Die große Mehrheit<br />
der Bundesprogrammitarbeiter gab aber auch an, dass sie mit Eltern (69,4 %) und<br />
anderen Programmen der Initiative JUGEND STÄRKEN (62,9 %) zusammenarbeiteten.<br />
Der höchste Anteil der Befragten unter den Wirtschaftspartnern und den Projektkoordinatoren<br />
(Counterparts, sdw-Referenten, Ansprechpartner für<br />
SCHULEWIRTSCHAFT) gaben an, dass vor Ort ansonsten mit Angeboten der<br />
Jobcenter eine Zusammenarbeit bestand (64,7 bzw. 72,2 %). Die Mitarbeiter der<br />
Schulen gaben überwiegend an, dass sie vor Ort mit Jugendämtern und Eltern<br />
kooperierten (76,5 bzw. 70,6 %).<br />
Im Fragebogen wurde darüber hinaus bei den 62 Bundesprogrammmitarbeiter<br />
gezielt nachgefragt, ob diese überschneidende Aufgabengebiete zwischen anderen<br />
Angeboten zur beruflichen Eingliederung und dem Modellprojekt sahen (z. B.<br />
wegen Konkurrenz um Teilnehmer oder Gelder am Standort). Jedoch gaben jeweils<br />
nur 7 Bundesprogrammmitarbeiter (11,3 %) an, dass es Überschneidung im<br />
Aufgabengebiet mit anderen Programmen der Initiative JUGEND STÄRKEN und<br />
den Jobcentern gegeben hätte (Werte nicht dargestellt). Zwei Bundesprogrammmitarbeiter<br />
(3,2 %) bejahten die Frage in Bezug auf die Jugendämter.
46 <strong>IGES</strong><br />
Tabelle 15:<br />
Anteile von Netzwerkpartnern nach Zusammenarbeit mit anderen Unterstützungsangeboten<br />
vor Ort und nach eigener Funktion<br />
Kooperieren Sie mit anderen Unterstützungsangeboten vor Ort?<br />
(in %, Mehrfachantworten waren möglich)<br />
Angaben zur<br />
Kooperation<br />
Eigene Funktion<br />
Ja,<br />
mit Angeboten<br />
der<br />
Jobcenter<br />
Ja,<br />
mit anderen<br />
Program-men<br />
der Initiative<br />
JUGEND<br />
STÄRKEN<br />
Ja,<br />
mit<br />
Eltern<br />
Ja,<br />
mit der<br />
Politik<br />
Ja,<br />
mit<br />
Jugendorganisationen<br />
Ja,<br />
mit<br />
Jugendämtern<br />
Nein, sehe<br />
auch<br />
keinen<br />
Grund<br />
dafür<br />
Mitarbeiter von<br />
Bundes-programmen<br />
71,0 62,9 69,4 37,1 50,0 74,2 3,2<br />
Wirtschaftspartner 64,7 26,5 35,3 29,4 17,7 14,7 2,9<br />
Mitarbeiter von<br />
Schulen<br />
Counterparts,<br />
sdw-Referenten,<br />
Ansprechparner für<br />
SCHULEWIRT-<br />
SCHAFT<br />
58,8 17,7 70,6 32,4 55,9 76,5 0,0<br />
72,2 16,7 44,4 27,8 38,9 27,8 5,6<br />
Mittelwert 64,8 33,3 53,5 35,8 39,2 48,2 3,3<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Jeweils eine Befragungsperson war darüber hinaus der Meinung, dass dies in Bezug<br />
auf folgende sonstigen Angebote zutraf:<br />
"Berufsorientierungsmaßnahmen",<br />
"Pro-Aktiv-Center",<br />
"andere Projekte die ähnliches anbieten",<br />
"Angebote des Landesprogramms Initiative Oberschule und des Zukunftstages",<br />
"Angebote der Jugendberufshilfe" sowie<br />
der "Volkshochschule" zutraf.<br />
Einschätzung zum Verbesserungsbedarf im Modellprojekt<br />
Rund ein Drittel der befragten Netzwerkakteure sah in Bezug auf die Aspekte 1)<br />
Verbindlichkeit der Teilnahme am Netzwerk, 2) Informationsfluss, 3) Netzwerkaufbau<br />
und 4) Aufgabenverteilung und Absprachen des Netzwerkaufbaus Verbesserungsbedarf.<br />
Etwas häufiger wurde Verbesserungsbedarf in Hinblick auf den<br />
Informationsfluss bei der Netzwerkbildung zugestimmt (36,1 %).<br />
Die einzelnen Netzwerkpartner stimmten dabei einzelnen Aspekten besonders zu.<br />
Mitarbeiter der Bundesprogramme gaben an, dass besonders der Netzwerkaufbau<br />
verbessert werden könne (38,7 %) sowie die Aufgabenverteilung und die Absprachen<br />
(35,5 %). Wirtschaftspartner und Mitarbeiter von Schulen sahen Verbesse-
<strong>IGES</strong> 47<br />
rungsbedarf hingegen meist in Bezug auf den Informationsfluss im Netzwerk (jeweils<br />
41,2 %).<br />
Tabelle 16:<br />
Anteile von Netzwerkpartnern nach Verbesserungsmöglichkeiten im Netzwerkaufbau<br />
Was könnte sich in Bezug auf die Netzwerkbildung verbessern?<br />
(in %, Mehrfachantworten waren möglich)<br />
Funktion des Netzwerkpartners<br />
Verbindlichkeit<br />
der Teilnahme<br />
am Netzwerk<br />
Informationsfluss<br />
Netzwerkaufbau<br />
Aufgabenverteilung<br />
/<br />
Absprachen<br />
MA Bundesprogramm 30,6% 25,8% 38,7% 35,5%<br />
Wirtschaftspartner 32,4% 41,2% 35,3% 44,1%<br />
MA Schule 32,4% 41,2% 29,4% 17,6%<br />
Counterparts, sdw-Referenten,<br />
Ansprechpartner SCHULEWIRT-SCHAFT<br />
66,7% 33,3% 22,2% 22,2%<br />
Sonstiges 19,0% 52,4% 38,1% 14,3%<br />
Alle Netzwerkpartner 33,7% 36,1% 34,3% 29,6%<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Die deutliche Mehrheit der Projektkoordinatoren (Counterparts, sdw-Referenten,<br />
Ansprechpartner SCHULEWIRTSCHAFT) sah hingegen Verbesserungsbedarf<br />
bezüglich der Verbindlichkeit der Teilnahme am Netzwerk (66,7 %).<br />
Nachhaltigkeit<br />
Nach Projektende bzw. nach Auslaufen der Projektförderung wollte die Mehrheit<br />
aller Netzwerkpartner mit anderen Akteuren weiter kooperieren (s. Tabelle 61).<br />
Besonders die Koordinatoren des Modellprojekts und Mitarbeiter anderer Bundesprogramme<br />
besaßen bereits Pläne für eine weitere Zusammenarbeit (jeweils<br />
45,0 %). Immerhin gut ein Fünftel der Wirtschaftspartner sowie gut ein Viertel<br />
der Mitarbeiter an Schulen besaßen für eine weitere Zusammenarbeit bereits konkrete<br />
Pläne.
48 <strong>IGES</strong><br />
Tabelle 17:<br />
Anteile von Netzwerkpartnern nach Absprachen im Netzwerk<br />
Werden Sie nach Projektende bzw. nach Auslaufen der Projektförderung mit anderen<br />
Akteuren weiter kooperieren? (in %)<br />
Ja, mit Ja, aber es gibt<br />
einzelnen/mehrer noch keine<br />
en Akteuren gibt konkreten Pläne<br />
es konkrete<br />
Pläne für die<br />
Fortsetzung der<br />
Kooperation<br />
Nein<br />
N<br />
MA Bundesprogramm 45% 50% 5% 62<br />
Wirtschaftspartner 21% 74% 6% 34<br />
MA Schule 26% 62% 12% 34<br />
Counterpart, sdw-Referent,<br />
Ansprechp.SCHULEWIRTSCHAFT 45% 55% 0% 11<br />
Sonstiges 52% 33% 14% 21<br />
Alle Netzwerkpartner 38% 55% 7% 100 (N=162)<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
3.2.1.2 Sensibilisierung für die Belange der Zielgruppe<br />
Mehr als ein Drittel (36 %) der befragten Netzwerkpartner war der Meinung, dass<br />
die Jugendlichen im Modellprojekt bestenfalls das Ziel erreichen konnten, ihre<br />
eigenen Fähigkeiten und Talente zu entdecken (s. Tabelle 18). Weitere 29 % gaben<br />
jedoch an, dass die Projektteilnehmer einen Ausbildungsplatz erreichen könnten.<br />
Tabelle 18:<br />
Anteile von Netzwerkpartnern nach möglicher Zielerreichung bei Projektteilnehmer<br />
Was können Ihrer Meinung nach Teilnehmer bestenfalls im Modellprojekt<br />
erreichen?<br />
%<br />
Entdecken eigene Fähigkeiten und Talente 36%<br />
Bekommen einen Ausbildungsplatz 29%<br />
erlangen einen realistischen Berufswunsch 12%<br />
werden motiviert 12%<br />
absolvieren ein Praktikum 8%<br />
Schreiben eine Bewerbung 1%<br />
Nichts davon 1%<br />
Sonstiges: Es wird nichts Neues vermittelt 1%<br />
Sonstiges: Haben die Chance auf Arbeit 1%<br />
Summe<br />
100 (N=169)<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis einer Zusammenstellung der sdw
<strong>IGES</strong> 49<br />
3.2.1.3 Einschätzung des Modellprojekts<br />
Unabhängig von der jeweiligen Funktion im Netzwerk hält die große Mehrheit<br />
aller Netzwerkpartner das Modellprojekt für erfolgreich (s. Tabelle 19).<br />
Tabelle 19:<br />
Anteile von Netzwerkpartnern nach Funktion und Gesamteinschätzung des<br />
Modellprojekts<br />
Wie schätzen sie das Modellprojekt "Unternehmen:Jugend. Zusammenarbeit mit Zukunft"<br />
insgesamt ein?<br />
Funtion des Partners<br />
ein erfolgreiches Projekt<br />
(%)<br />
ein weniger erfolgreiches<br />
Projekt (%)<br />
MA Bundesprogramm 84% 16% 62<br />
Wirtschaftspartner 91% 9% 34<br />
MA Schule 76% 24% 34<br />
Counterpart, sdw-Referent/in,<br />
Ansprechpartner<br />
SCHULEWIRTSCHAFT 94% 6% 18<br />
Sonstiges 76% 24% 21<br />
Alle Netzwerkpartner 84% 16% 169<br />
N<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis einer Zusammenstellung der sdw<br />
Am geringsten war mit jeweils 76,0 % der Anteil von Befragten, die das Modellprojekt<br />
für erfolgreich hielten unter Mitarbeitern von Schulen und bei sonstigen<br />
Netzwerkpartnern 35 .<br />
Auf Standortebene variierte diese Einschätzung darüber hinaus erheblich. An den<br />
Standorten 5 und 9 schätzten jeweils knapp bzw. gut ein Drittel (25,5 % bzw.<br />
33,3 %) der Befragten das Modellprojekt als ein weniger erfolgreiches Modellprojekt<br />
ein. Besonders viele Befragte waren zudem am Standort 2 der Meinung, dass<br />
es sich bei dem Modellprojekt um ein weniger erfolgreiches Projekt handelt<br />
(45,5 %) (s. Tabelle 20).<br />
Alle befragten Netzwerkpartner wurden im Online-Fragebogen um eine Begründung<br />
für ihre Einschätzung zum Erfolg / Nichterfolg des Modellprojekt gebeten.<br />
Die große Mehrheit der Befragten hielt das Projekt für erfolgreich und machte<br />
dies in ihrer Begründung deutlich. Da im Rahmen der Evaluation besonders die<br />
Faktoren von Bedeutung sind, die den Projekterfolg hemmen können und daher<br />
35 In dieser Gruppe befanden sich die Mitarbeiter der Agentur für Arbeit, von (Aus-)<br />
Bildungsträgern, Berufsforschungsinstituten, Beschäftigungsförderungsvereinen,<br />
Bildungsdienstleistern, Jobcentern, in der ambulanten Jugendhilfe (Sozialpädagogen<br />
und Sozialarbeiter), in der Stadtverwaltung, der Universität zu Köln, in Vereinen, im<br />
zweiter Bildungsweg oder im öffentlichen Dienst.
50 <strong>IGES</strong><br />
Ansatzpunkte zur Nachsteuerung darstellen, wird sich nun auf die Begründungen<br />
für den Nichterfolg des Modellprojekts fokussiert.<br />
Tabelle 20:<br />
Gesamteinschätzung des Modellprojekts nach Standorten<br />
Wie schätzen sie das Modellprojekt insgesamt ein?<br />
Standort ein erfolgreiches Projekt (%) ein weniger erfolgreiches Projekt (%) N<br />
3 86,7% 13,3% 15<br />
6 83,3% 16,7% 12<br />
10 95,7% 4,3% 23<br />
8 92,3% 7,7% 13<br />
9 66,7% 33,3% 6<br />
1 100,0% 0,0% 12<br />
5 75,0% 25,0% 24<br />
2 54,5% 45,5% 11<br />
7 82,6% 17,4% 23<br />
4 82,6% 17,4% 23<br />
Summe 83,3% 16,7% 162<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis einer Zusammenstellung der sdw<br />
An den Standorten, wo knapp die Hälfte bzw. rund ein Drittel der Partner das Projekt<br />
als weniger erfolgreich einschätzten (Standort 9, 5 und 2), wurden verschiedene<br />
Gründe für diese Einschätzung genannt. Am Standort 2 hielten fünf Personen<br />
das Projekt für weniger erfolgreich, ihre Gründe waren folgende:<br />
"Die Vermittlungszahlen waren sehr niedrig und der Counterpart fehlte als<br />
Ansprechpartner",<br />
"Das Projekt hatte zu wenig Zeit",<br />
"Gerade die sozial benachteiligten Teilnehmer aus dem Projekt erhielten<br />
über die sehr guten Futur Camps hinaus keinerlei Unterstützung bei der<br />
Anbahnung von Praktikum und Ausbildung, Engagement und Kontakte<br />
zur regionalen Wirtschaft des Counterparts schienen nur marginal vorhanden",<br />
"Ein entsprechender Rücklauf hinsichtlich der Ergebnisse fehlt" und<br />
"Es arbeiten zu viele Akteure mit unterschiedlichen Zielstellungen an der<br />
Gruppe der Benachteiligten."<br />
Am Standort 9 hielte zwei Personen (33,3 % der Befragten) das Projekt für weniger<br />
erfolgreich und gaben für ihre Einschätzung folgende Gründe an:<br />
"Es gibt Angebote vor Ort" und<br />
"Es gibt zu viele <strong>kurz</strong>e Projekte, die mit einer fixen Idee versuchen fest<br />
eingefahrene Probleme zu beseitigen. Die Hauptverantwortlichen für das
<strong>IGES</strong> 51<br />
System Schule auf Landesebene halten sich mit Verweis auf fehlendes<br />
Geld mit durchgreifenden Reformen zurück. Die Bundesprojekte sind<br />
meist Luftnummern mit einer rein akademischen Wirkung. Die Wurzeln<br />
der Probleme benachteiligter Jugendlicher liegen viel tiefer, sind sehr weit<br />
verzweigt und über Jahre gewachsen - da helfen keine fünf Workshopwochenenden<br />
oder ein Future Camp."<br />
Sechs Personen bzw. ein Viertel der Befragten am Standort 5 waren der Meinung,<br />
dass das Modellprojekt weniger erfolgreich war. Als Gründe für Ihre Einschätzung<br />
nannten die Befragten folgende Aspekte:<br />
"Die Zielgruppe der mehrfach oder stark benachteiligten Jugendlichen<br />
wird auch über dieses Projekt nicht ausreichend angesprochen",<br />
"Das Projekt ist wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Unterstützung<br />
von bestehenden Projekten wäre besser",<br />
"Das Modellprojekt ist zu abgehoben und punktuell. Es passt nur sehr eingeschränkt<br />
zum Programm Schulverweigerung – Die 2. Chance",<br />
"Die Dauer des Projekts ist für Jugendliche zu lang. Die Ziele gehen dadurch<br />
verloren und die Teilnehmer verlieren die Motivation",<br />
"Jugendliche, die Schwierigkeiten hatten, wurden nicht erreicht" und<br />
"Es wurde zu viel Aufwand für eine viel zu kleine Zielgruppe betrieben.<br />
Von uns waren nur drei Personen dabei, davon hat eine Person die Teilnahme<br />
abgebrochen und eine ist nur mit sehr viel Druck von Seiten der<br />
Schule bis zum Ende geblieben."<br />
Die fünf Personen, die der Meinung waren, dass statt des Modellprojekt bestehende<br />
Angebote unterstützt werden sollten, arbeiteten bei Stadtverwaltungen, waren<br />
Mitarbeiter eines Bundesprogramms, Mitarbeiter der Bundesagentur für Arbeit<br />
oder Counterparts.<br />
3.2.2 Zwischenfazit: Netzwerkaufbau<br />
Im Modellprojekt sollten funktionsfähige Netzwerkkooperationen zwischen den<br />
Netzwerkpartnern aufgebaut werden. Folgende Ziele sollten erreicht werden:<br />
1. Aufbau systematischer Kooperationen von Mitarbeiter der Bundesprogramme<br />
KA, SV, JMD und von Schulen zu Betrieben und Unternehmen<br />
und<br />
2. Sensibilisierung von Unternehmen und Betrieben für die Belange der benachteiligten<br />
Jugendlichen / jungen Erwachsenen.<br />
Es konnten 171 Netzwerkpartner (d. h. rund 40 % aller Partner) befragt werden.<br />
Die Zielerreichung wird basierend auf den Auswertungsergebnissen im Folgenden<br />
bewertet.
52 <strong>IGES</strong><br />
Kooperationen der Bundesprogrammitarbeiter<br />
Erkennbar ist, dass es dem Modellprojekt gelungen ist, systematische Kooperationen<br />
zwischen den Mitarbeiter der Bundesprogramme KA, SV, JMD und den Betrieben<br />
sowie Unternehmen aufzubauen. Insgesamt zeigte sich eine recht starke<br />
Zusammenarbeit der Partner untereinander. Deutlich ausgeprägter war hierbei<br />
z. B. jeweils die Zusammenarbeit der Wirtschaftspartner untereinander sowie zusammen<br />
mit den Mitarbeiter der Bundesprogrammen. Besonders selten hatten<br />
jedoch die Bundesprogrammitarbeiter bei allen Wirtschaftspartnern feste Ansprechpartner.<br />
Darüber zeigte sich, dass die Wirtschaftspartner selten bei Schulleitern<br />
einen festen Ansprechpartner hatten. Dies wurde umgekehrt von den Mitarbeitern<br />
der Schulen bestätigt. Projektkoordinatoren (Counterparts, sdw-<br />
Referenten, Ansprechpartner SCHULE-WIRTSCHAFT) gaben besonders selten<br />
an, dass sie bei dem Schulpersonal einen festen Ansprechpartner hätten.<br />
Mit dem Bestehen klarer Absprachen wurde ein wichtiger Schritt für den Aufbau<br />
eines funktionsfähigen Netzwerks gemacht: 80,0 % der befragten Netzwerkpartner<br />
gaben an, dass es Absprachen gab und sich an diese gehalten wurde. Die Befragten,<br />
die der Meinung waren, dass es keine klaren Absprachen gegeben habe,<br />
empfanden dies meist nicht als Hemmnis.<br />
Sind in einem Netzwerk feste Ansprechpartner vorhanden, so unterstützt dies eine<br />
kontinuierliche Zusammenarbeit. Im Modellprojekt gaben die meisten Netzwerkpartner<br />
an, dass sie bei den für sie besonders relevanten Partnern feste Ansprechpartner<br />
besaßen (z. B. Projektmitarbeitern und den Mitarbeitern anderer Bundesprogramme).<br />
Die große Mehrheit der Befragten (83,0 %) war darüber hinaus der Meinung, dass<br />
die Anzahl der Netzwerkpartner angemessen war. 14,0 % der Netzwerkpartner<br />
war der Meinung, dass die Anzahl der Netzwerkpartner zu niedrig war, während<br />
nur 3,0 % der Befragten sie für zu hoch hielten.<br />
Die Zusammenarbeit mit dem Projektträger wurde von allen Netzwerkpartnern<br />
mehrheitlich als positiv bewertet. Ein Ergebnis könnte jedoch auf einen Ansatzpunkt<br />
zur Nachsteuerung hindeuten: Die schlechteste Bewertung der Zusammenarbeit<br />
mit den sdw-Referenten wurde von Counterparts abgegeben. Die Zusammenarbeit<br />
der Counterparts mit den sdw-Referenten spielt jedoch gerade für die<br />
Herstellung von Kontakten zur Wirtschaft eine wesentliche Rolle.<br />
Ein interessantes Ergebnis für das Modellprojekt ist, dass die Bundesprogrammmitarbeiter<br />
weitestgehend keine überschneidende Aufgabengebiete zwischen dem<br />
Modellprojekt und anderen Angeboten zur beruflichen Eingliederung wahrnahmen.<br />
Auch Konkurrenz um Teilnehmer zwischen dem Modellprojekt und anderen<br />
Angeboten zur beruflichen Eingliederung konstatierten die Befragten nicht. Nur<br />
gut elf Prozent der befragten Bundesprogrammitarbeiter waren der Meinung, dass<br />
es mit anderen Programmen der Initiative JUGEND STÄRKEN oder den Jobcentern<br />
überschneidende Aufgabengebiete gäbe.<br />
Obwohl die meisten Netzwerkpartner eine gute Zusammenarbeit im Netzwerk<br />
konstatierten, sahen knapp 39 bzw. 36 % der Bundesprogrammmitarbeitern (KA,<br />
JMD, SV usw.) in Hinblick auf den Informationsfluss und die Aufgabenverteilung
<strong>IGES</strong> 53<br />
und Absprachen Verbesserungsbedarf bei der Netzwerkbildung. Wirtschaftspartner<br />
und Mitarbeiter von Schulen sahen Verbesserungsbedarf meist in Bezug auf<br />
den Informationsfluss im Netzwerk (jeweils 41,2 %). Für Projektkoordinatoren<br />
(Counterparts, sdw-Referenten, Ansprechpartner SCHULEWIRTSCHAFT) bestand<br />
hingegen Verbesserungsbedarf bezüglich der Verbindlichkeit der Teilnahme<br />
am Netzwerk (66,7 %).<br />
Bezüglich der Nachhaltigkeit des Netzwerkaufbaus zeigt sich ein recht positives<br />
Ergebnis. Nach Projektende bzw. nach Auslaufen der Projektförderung wollte die<br />
Mehrheit aller Netzwerkpartner mit anderen Akteuren weiter kooperieren. Besonders<br />
die Koordinatoren des Modellprojekts und Mitarbeiter anderer Bundesprogramme<br />
besaßen bereits Pläne für eine weitere Zusammenarbeit (jeweils 45,0 %).<br />
Darüber hinaus sagten immerhin gut ein Fünftel der Wirtschaftspartner sowie gut<br />
ein Viertel der Mitarbeiter an Schulen aus bereits konkrete Pläne für eine weitere<br />
Zusammenarbeit zu haben.<br />
Sensibilisierung für die Belange der benachteiligten Jugendlichen und jungen<br />
Erwachsenen<br />
Unter den Netzwerkpartnern war der größte Anteil (36 %) der Meinung, dass die<br />
Jugendlichen / jungen Erwachsenen im Modellprojekt bestenfalls das Ziel erreichen<br />
konnten, ihre eigenen Fähigkeiten und Talente zu entdecken und nur 29 %<br />
gaben an, dass die Projektteilnehmer einen Ausbildungsplatz erreichen könnten.<br />
Zusätzlich wurde nach der Einschätzung des Modellprojekts durch die Netzwerkpartner<br />
gefragt. Die große Mehrheit der befragten Netzwerkpartner (N=169) hielt<br />
das Modellprojekt für ein erfolgreiches Projekt, hingegen hielten nur 27 Personen<br />
es für ein weniger erfolgreiches Projekt. Die Einschätzung dieser Personen ist in<br />
Hinblick auf Ansatzpunkte zur Nachsteuerung relevant und ließ sich grob in vier<br />
Hauptkritikpunkte am Modellprojekt zusammenführen:<br />
Die Unterstützung bereits bestehender Projekte wird für sinnvoller gehalten<br />
bzw. wird die Passung zu bestehenden Angeboten vor Ort als unzureichend<br />
angesehen,<br />
Eine mangelnde Zielgruppenerreichung (z. B. keine ausreichende Ansprache<br />
der Zielgruppe bzw. eine zu kleine Gruppe von Teilnehmern),<br />
das Fehlen sichtbarer Erfolge bzw. eine mangelnde Kommunikation der<br />
Erfolge sowie<br />
Verbesserungsmöglichkeiten bei den Abläufen (z. . fehlender Counterpart,<br />
zu <strong>kurz</strong>e Zeitdauer des Projekts).<br />
Das Ergebnis muss allerdings dahingehend relativiert werden, dass nur 27 Personen<br />
diese Punkte äußerten und die Auswertungsergebnisse bezüglich der Zusammenarbeit<br />
mit anderen Netzwerkpartnern und Kooperationen mit Angeboten vor<br />
Ort ein positives Bild zeichneten.
54 <strong>IGES</strong><br />
3.3 Modul 4: Teilnehmende und nicht teilnehmende Unternehmen<br />
Ein Alleinstellungsmerkmal des Projekts gegenüber anderen Projekten im Bereich<br />
der Jugendförderung ist die Einbindung von Wirtschaftspartnern und Unternehmen<br />
aus dem Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT. Die Wirtschaftspartner und<br />
Unternehmen wurden an den Standorten des Modellprojekts per Brief oder Telefon<br />
über das Modellprojekt informiert und nach einer positiven Resonanz zu den<br />
Veranstaltungen eingeladen. Als am Modellprojekt teilnehmende Unternehmen<br />
wurden nach Angaben der sdw die Unternehmen gezählt, die mindestens einmal<br />
einer Einladung zu einer Veranstaltung gefolgt waren bzw. eine Veranstaltung<br />
selbst ausrichteten. Insgesamt nahmen nach Angaben der sdw über den gesamten<br />
Zeitraum hinweg 228 Unternehmen an dem Modellprojekt teil, d. h. durchschnittlich<br />
rund 23 Unternehmen pro Standort.<br />
Folgende Ziele sollten für am Modellprojekt teilnehmende Unternehmen erreicht<br />
werden:<br />
1. Schärfung des Blicks für die Ressourcen der Jugendlichen / jungen Erwachsenen<br />
in den Unternehmen,<br />
2. positive Außenwirkung bzw. die Prägung eines positiven Eindrucks vom<br />
Unternehmen durch die gezielte Öffentlichkeitsarbeit über das bildungspolitische<br />
und soziale Engagement des Unternehmens,<br />
3. Stärkung der Unternehmenskultur durch Verantwortungsübernahme der<br />
Mitarbeiter in Form von sozialem Engagement (z. B. Ausbildungspatenschaften)<br />
sowie eine,<br />
4. langfristige Unterstützung bei der Identifikation und Suche nach potenziellem<br />
Nachwuchs und einer Vorsortierung potenzieller Auszubildender.<br />
Um die Erreichung der genannten Ziele zu überprüfen, wurden die Unternehmen<br />
mittels eines Online-Fragebogens befragt.<br />
Zusätzlich fand unter bislang nicht teilnehmende Unternehmen eine weiteren Online-Befragung<br />
statt. Als nicht am Modellprojekt teilnehmende Unternehmen galten<br />
dabei die Unternehmen, die entweder keine Resonanz auf die erste Kontaktaufnahme<br />
zeigten oder die zuerst eine positive Resonanz zeigten und anschließend<br />
jedoch nicht mehr auf die Einladungen zu Veranstaltung oder ähnliches reagierten.<br />
Ziel der Erhebung bei dieser Gruppe war die Analyse der Gründe für die<br />
Nichtteilnahme und die Wahrnehmung der Zielgruppe in diesen Unternehmen.<br />
Nachfolgend werden zunächst die Auswertungen für teilnehmende Unternehmen<br />
und anschließend für nicht teilnehmende Unternehmen vorgestellt.<br />
3.3.1 Am Modellprojekt teilnehmende Unternehmen<br />
Für die am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen verfolgte das Modellprojekt<br />
hauptsächlich die Ziele, den die Wahrnehmung der benachteiligten Jugendlichen<br />
/ jungen Erwachsenen positiv zu beeinflussen und eine positive Außenwir-
<strong>IGES</strong> 55<br />
kung für die Unternehmen zu erreichen. Die Auswertungsergebnisse werden nach<br />
einer <strong>kurz</strong>en Anmerkung zum Erhebungsrücklauf im folgenden Kapitel beschrieben.<br />
Rücklauf unter am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen<br />
Die Erreichbarkeit der Unternehmen für die Erhebung im Zuge der Evaluation<br />
gestaltete sich insgesamt und auch im Vergleich zu den übrigen im Rahmen der<br />
Evaluation durchgeführten Erhebungen schwierig. Es konnten von den 228 angeschriebenen<br />
und am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen 49 Unternehmen<br />
befragt werden. Der Rücklauf unter den am Modellprojekt teilnehmende Unternehmen<br />
war demnach mit 21,5 % eher gering (für weitere Informationen zum<br />
Rücklauf s. Anhang, Kapitel 5.4). 36<br />
Darüber hinaus war nur gut 83,7 % der befragten, teilnehmenden Unternehmen<br />
das Modellprojekt bekannt.<br />
Für die Unternehmen, die angaben, dass sie das Modellprojekt nicht kannten, war<br />
der Fragebogen nach einer weiteren Frage anschließend beendet. Die befragten<br />
Unternehmen, die das Modellprojekt kannten, wurde anschließend nach ihrer Einbindung<br />
gefragt. 48,8 % der Unternehmen, die das Modellprojekt kannten, waren<br />
in das Projekt eingebunden (s. Tabelle 21). Weitere 29,3 % waren in das Modellprojekt<br />
zuvor eingebunden, zum Zeitpunkt der Befragung traf dies jedoch nicht<br />
mehr zu.<br />
17,0 % der Unternehmen, die nach Angaben der sdw durch eine mindestens einmalige<br />
Teilnahme an Veranstaltungen in das Modellprojekt eingebunden waren,<br />
wurden ihren Angaben zufolge nicht für das Modellprojekt angesprochen.<br />
Die Unternehmen, die angaben, bisher nicht in das Modellprojekt eingebunden<br />
gewesen zu sein, wurde im Online-Fragenbogen anschließend die Frage gestellt,<br />
ob sie zukünftig in das Modellprojekt eingebunden werden wollten. 43,3 % dieser<br />
Unternehmen bejahten diese Frage und ihre E-Mail-Adresse wurde an die sdw<br />
weitergeleitet. Für die nach ihren Angaben derzeit nicht eingebundenen Unternehmen<br />
war der Online-Fragebogen anschließend beendet.<br />
Den im Folgenden dargestellten Auswertungen liegen deshalb Angaben zugrunde,<br />
die auf einer geringen Fallzahl von befragten und am Modellprojekt teilnehmenden<br />
Unternehmen beruhen (N=17). Aufgrund dieser geringen Fallzahl werden die<br />
Auswertungsergebnisse hier mit Vorsicht interpretiert und nur Sinne einer ersten<br />
Einschätzung bzw. als Ansatzpunkt für eine möglicherweise durchzuführende<br />
Nachfassaktion (s. Kapitel 3.3.3) vorgestellt.<br />
36 Der vergleichsweise geringe Rücklauf bzw. der geringe Bekanntheitsgrad ist der sdw<br />
zufolge auf die Benennung des Modellprojektes („Unternehmen:Jugend") und den<br />
vermutlich den jeweiligen Unternehmen geläufigeren Namen „Future Camp“ zurückzuführen.<br />
Die Vermutung der sdw ist hier, dass die Unternehmen keine Verbindung<br />
zwischen dem eigentlichen Projektnahmen und dem Namen der Projektmaßnahme<br />
(„Future Camp“) gesehen haben.
56 <strong>IGES</strong><br />
Tabelle 21:<br />
Unternehmen nach Anfrage und Wunsch zur Beteiligung<br />
Wurden Sie von Mitarbeitern des Modellprojekts gefragt, ob Sie bzw. Ihr Arbeitgeber in das<br />
Projekt eingebunden werden möchten?<br />
Ja, ich wurde angesprochen und …<br />
Nein, ich/wir wurde/n nicht<br />
angesprochen.<br />
Sonstiges: Uns war das Projekt nicht<br />
bekannt.<br />
Total<br />
… es kam keine Einbindung zustande, da<br />
das Projekt nicht für sinnvoll erachtet<br />
wurde.<br />
2,4<br />
… wir sind auch eingebunden. 48,8<br />
… wir waren mal in das Projekt<br />
eingebunden, dies ist derzeit nicht mehr<br />
der Fall.<br />
29,3<br />
17,1<br />
2,4<br />
100,0 (N=41)<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Wegen des geringen Rücklaufs bei der Befragung kann auf Basis der Erhebungsdaten<br />
keine Aussage zur Produktivität an den Standorten in dem Sinne, wie viele<br />
Unternehmenskontakte bestanden, getroffen werden. Die Daten der sdw geben<br />
jedoch einen Hinweis darauf, dass verglichen mit den anderen Standorten besonders<br />
an den Standorten 5, 4, 7 und 10 viele Kontakte zu Unternehmen bestanden<br />
(s. Tabelle 56 und Kapitel 5).<br />
3.3.1.1 Wahrnehmung, Einschätzung und Einsatz der Projektteilnehmer<br />
Ziel des Modellprojekts war es, den Blick in den Unternehmen für die Ressourcen<br />
der Jugendlichen / jungen Erwachsenen zu schärfen. Langfristig sollten für die<br />
Jugendlichen / jungen Erwachsenen die Chancen auf einen Ausbildungs- und Arbeitsplatz<br />
verbessert werden. Die Erreichung dieser Ziele wurde anhand der<br />
Wahrnehmung der Projektzielgruppe bei den Unternehmen, der Einschätzung der<br />
Erfahrungen und Kompetenzen der Zielgruppe und dem bisher erfolgten Einsatz<br />
der Projektteilnehmer in den Unternehmen überprüft. Die Ergebnisse werden im<br />
Folgenden dargestellt. Aufgrund der geringen Stichprobe ist die Aussagekraft der<br />
Ergebnisse jedoch eingeschränkt.<br />
Wahrnehmung der Projektteilnehmer in Unternehmen<br />
Die Hälfte der Unternehmen (50 %), welche die Projektteilnehmer auch persönlich<br />
kannten, nahmen die Projektteilnehmer nach Beteiligung an dem Modellprojekt<br />
anders wahr (s. Tabelle 22).
<strong>IGES</strong> 57<br />
Tabelle 22:<br />
Anteil der Unternehmen nach Wahrnehmung der Projektteilnehmer<br />
Nehmen Sie selbst die Ihnen bekannten Projektteilnehmer heute anders wahr als vor der<br />
Teilnahme an dem Projekt?<br />
Nein 21,4<br />
Ja 50,0<br />
Weiß nicht 28,6<br />
Summe<br />
100 (N=17)<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
28,6 % waren unschlüssig, ob sich ihre Wahrnehmung der Jugendlichen verändert<br />
hatte. Gut ein Fünftel der Befragten hatten ihre Wahrnehmung nicht verändert<br />
(21,4 %).<br />
Die Personen, bei denen sich die Wahrnehmung verändert hatte, hatten durchweg<br />
eine positivere Sichtweise der Jugendlichen gewonnen. Zwei Personen gaben an,<br />
dass sie statt ausschließlich der Zensuren nun auch Kompetenzen und Fähigkeiten<br />
der Teilnehmer wahrnehmen konnten. Beispielsweise wurde genannt, dass "die<br />
Person zählt und weniger deren Papierform" und, dass "[...] nicht nur die schlechten<br />
Zensuren der Jugendlichen [gesehen werden könnten], sondern [...] auch<br />
Kompetenzen."<br />
Einen weiteren Hinweis darauf, dass die teilnehmenden Unternehmen das Modellprojekt<br />
und die Zielgruppe positiv bewerteten, ergab die Auswertung der Frage,<br />
ob die Befragten die Teilnahme an dem Projekt selbst empfehlen würden.<br />
68,8 % der Befragten bejahten diese Frage, während nur ein Kontakt (6,3 %) dies<br />
ablehnte (s. Tabelle 23).<br />
Tabelle 23:<br />
Anteil der Unternehmenskontakte nach Bewertung des Modellprojekts<br />
Wenn Sie selbst einen benachteiligten Jugendlichen/jungen Erwachsenen in Ihrem<br />
Bekanntenkreis hätten, würden Sie dieser Person die Teilnahme an dem Modellprojekt<br />
empfehlen? (in %)<br />
Ja 68,8<br />
Eher ja 25,0<br />
Nein 6,3<br />
Summe<br />
100 (N=16)<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Einschätzung der Erfahrungen der Projektteilnehmer<br />
Die teilnehmenden Unternehmen wurden gebeten, anzugeben, welche besonderen<br />
Kompetenzen bzw. Erfahrungen die Projektteilnehmer ihrer Meinung nach in die<br />
Betriebe einbringen könnten. Ein möglicher kultureller Erfahrungsschatz der Projektteilnehmern<br />
scheint weniger attraktiv für die Betriebe: Die Befragten (58,8 %)<br />
waren mehrheitlich nicht der Meinung, dass die Teilnehmer dies einbringen könnten<br />
(s. Tabelle 24).
58 <strong>IGES</strong><br />
Tabelle 24:<br />
Anteil der Unternehmenskontakte nach Einschätzung der besonderen Erfahrung,<br />
die die Projektteilnehmer in den jeweiligen Betrieb einbringen könnten<br />
Was sind die besonderen Erfahrungen, die die Projektteilnehmer in Ihren Betrieb einbringen<br />
können/könnten? (in %)<br />
(Hier waren Mehrfachantworten möglich)<br />
Nein Ja Weiß nicht Summe<br />
Soziales Engagement 35,3 47,1 17,7 100 (N=17)<br />
Kulturellen Erfahrungsschatz 58,8 23,5 17,7 100 (N=17)<br />
Interkulturelle Kompetenzen 29,4 52,9 17,7 100 (N=17)<br />
Sonstiges<br />
<br />
Bei Antworte Ja wurde spezifiziert:<br />
"Nicht in unserem Betrieb, aber für die<br />
Zukunft sehe ich das Potenzial und soziale<br />
Engagement der Teilnehmer größer."<br />
76,5 5,9 17,7 100 (N=17)<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
47,1 % bzw. 52,9 %der Unternehmenskontakte gaben hingegen an, dass die Projektteilnehmer<br />
in ihre Betriebe soziales Engagement bzw. interkulturelle Kompetenzen<br />
einbringen können.<br />
Einsatz der Projektteilnehmer in den Unternehmen<br />
Der größte Teil der befragten Unternehmen hatte aus verschiedenen Gründen<br />
noch keinem/r Teilnehmer/in aus dem Modellprojekt für einen Praktikumspatz,<br />
eine Ausbildungsplatz oder eine Beschäftigung vorgesehen (s. Tabelle 25).<br />
Jeweils drei Unternehmen gaben an (17,7 %), dass sie bereits einem/r Teilnehmer/in<br />
einen Ausbildungsplatz bzw. ein Praktikum vermittelt hätten. Staatliche<br />
Förderung nahmen die Unternehmen dafür ihres Wissens nach nicht in Anspruch<br />
bzw. lagen zwei der Befragten dazu keine Informationen vor.<br />
Zwei Unternehmen gaben an, dass sie für die angemessene Betreuung der jugendlichen<br />
/ Jungen Erwachsenen im Rahmen eines Praktikums bzw. eines Ausbildungsplatzes<br />
nicht die nötigen Ressourcen hätten. Nur ein Unternehmen gab an,<br />
dass keiner der Projektteilnehmer eine Ausbildung absolvieren könnte. Diese Person<br />
kannte eine/n Projektteilnehmer/in persönlich.
<strong>IGES</strong> 59<br />
Tabelle 25:<br />
Anteil der Unternehmenskontakte nach Einsatz der Teilnehmer<br />
Haben Sie in Ihrem Betrieb/Unternehmen bereits eine/n .......<br />
mit Projektteilnehmern/ innen besetzt oder ist dies in naher<br />
Zukunft fest geplant?<br />
Praktikumsplatz<br />
(%)<br />
Ausbildungsplatz<br />
(%)<br />
Beschäftigung<br />
(%)<br />
Ja 17,7 17,7 0,0<br />
Nein, aus einem anderem Grund, d. h.:<br />
Praktikum: "Es liegt keine Bewerbung vor, viele<br />
Schulpraktikanten, wir sind kein Ausbildungsbetrieb , bisher<br />
gab es keine Anfragen/Berwerbungen, ein Praktikum im<br />
JobCenter selber ist nicht möglich."<br />
Ausbildungsplatz: "zentrale Ausbildung in BB, sind kein<br />
eigentlicher Ausbildungsbetrieb, bisher keine Anfragen, hat sich<br />
noch nicht beworben",<br />
Beschäftigung: "Bisherige Kontakte haben das noch nicht<br />
ergeben, wir sind kein eigentlicher Ausbildungsbetrieb"<br />
47,1 29,4 17,7<br />
Nein, da wir für deren angemessene Betreuung nicht die nötigen<br />
Ressourcen haben. 5,9 5,9 0,0<br />
Nicht zutreffend, wir bieten dies nicht an. 5,9 11,8 52,9<br />
Nein, kein/e mir bekannte/r Projektteilnehmer/in kann die<br />
Ausbildung erfolgreich abschließen. 0,0 5,9 0,0<br />
Sonstiges, d. h.:<br />
Praktikum: "Wir sind nur Multiplikatoren, wir sind nur<br />
Kooperationspartner und kein Arbeitgeber, wir sind noch nicht<br />
angesprochen worden",<br />
Ausbildungsplatz: "Mir liegen keine Informationen vor, andere<br />
Ausbildungsgän, wir sind nur Kooperations-partner und kein<br />
Arbeitgeber",<br />
Beschäftigung: "Mir liegen keine Informationen vor, glaube<br />
nicht, wir sind nur Kooperationspartner und kein Arbeitgeber"<br />
Summe<br />
23,5 29,4 29,4<br />
100<br />
(N=17) 100 (N=17)<br />
100<br />
(N=17)<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
3.3.1.2 Außenwirkung<br />
Ziel des Modellprojekts war es, eine positive Außenwirkung bzw. die Prägung<br />
eines positiven Eindrucks vom Unternehmen durch die gezielte Öffentlichkeitsarbeit<br />
über das bildungspolitische und soziale Engagement des Unternehmens herbeizuführen.<br />
Nur zwei der 17 befragten und am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen<br />
nutzen die Beteiligung an dem Modellprojekt für ihre Öffentlichkeitsarbeit (s.<br />
Tabelle 26).
60 <strong>IGES</strong><br />
Tabelle 26:<br />
Anteil der Unternehmenskontakte nach Einsatz des Modellprojektteilnahme in<br />
der Öffentlichkeitsarbeit<br />
Wurde die Teilnahme Ihres Betriebs / Unternehmens an dem Projekt "Unternehmen:Jugend"<br />
für die Öffentlichkeitsarbeit in Ihrem Betrieb/Unternehmen genutzt? (in %)<br />
Nein 75,0<br />
Ja 12,5<br />
Weiß nicht 12,5<br />
Summe<br />
100 (N=17)<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Die Teilnahme an dem Modellprojekt scheint für die Unternehmen jedoch eine<br />
positive Resonanz hervorzurufen (s. Tabelle 27). 37,5 % der befragten Unternehmenskontakte<br />
gaben – unabhängig von ihrer Nutzung der Teilnahme am Modellprojekt<br />
für die Öffentlichkeitsarbeit – an, dass die Teilnahme an dem Modellprojekt<br />
auf positive Resonanz gestoßen war. 43,8 % kannten die Resonanz nicht.<br />
Tabelle 27:<br />
Anteil der Unternehmenskontakte mit Kenntnis über Resonanz der Teilnahme<br />
Ist die Teilnahme Ihres Betriebs/Unternehmens an dem Projekt "Unternehmen:Jugend" auf<br />
eine positive Resonanz in ihrer Branche oder in der Öffentlichkeit gestoßen? (in %)<br />
Nein 18,8<br />
Ja 37,5<br />
Weiß nicht 43,8<br />
Summe<br />
100 (N=17)<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
3.3.2 Am Modellprojekt nicht teilnehmende Unternehmen<br />
Es wurden 191 nicht am Modellprojekt teilnehmende Unternehmen zur Teilnahme<br />
an der online-Befragung eingeladen. Dabei handelte es sich um Unternehmen,<br />
die für das Modellprojekt bereits kontaktiert worden waren, aber anschließend<br />
nicht teilgenommen hatten. 29 der Unternehmen konnten befragt werden. Ziel der<br />
Erhebung war es, die Wahrnehmung der Zielgruppe zu analysieren und Gründe<br />
für die Nichtteilnahme zu identifizieren.<br />
Die entsprechenden Auswertungsergebnisse werden nach einer <strong>kurz</strong>en Beschreibung<br />
der Bekanntheit des Modellprojekts unter den Befragten im folgenden Kapitel<br />
dargestellt.<br />
Bekanntheit des Modellprojekts<br />
Die nicht am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen waren hinsichtlich einer<br />
Teilnahme am Modellprojekt von Mitarbeitern des Modellprojekts angesprochen<br />
worden. Im Online-Fragebogen wurde den nicht am Modellprojekt teilnehmenden<br />
Unternehmen zu Beginn eine Kurzbeschreibung des Modellprojekts vorgelegt.
<strong>IGES</strong> 61<br />
Anschließend wurden diese gefragt, wie bekannt ihnen das Projekt war. Der<br />
Mehrheit der befragten Unternehmen (70,4 % bzw. N=19) war das Projekt nicht<br />
bekannt (s. Tabelle 28).<br />
Unter den acht Unternehmen, die das Modellprojekt kannten, war die Mehrheit (5<br />
Personen bzw. 62,5 %) nach ihren Angaben nicht in Hinblick auf eine Einbindung<br />
kontaktiert worden. Zwei Personen wurden hingegen angesprochen und<br />
sind/waren auch in das Modellprojekt eingebunden (s. Tabelle 28).<br />
Tabelle 28:<br />
Anteil der nicht-teilnehmenden Unternehmen nach Bekanntheit des Modellprojekts<br />
Kennen Sie das Modellprojekt "Unternehmen:Jugend. Zusammenarbeit mit<br />
Zukunft? (in %) %<br />
Nein 70,4<br />
Ja 29,6<br />
Summe<br />
Wenn ja:<br />
Wurden Sie von Mitarbeitern des Modellprojekts gefragt, ob Sie bzw. Ihr<br />
Arbeitgeber in das Projekt eingebunden werden möchten?<br />
100 (N=27)<br />
Nein, ich wurde nicht angesprochen 5<br />
Ja, ich wurde angesprochen und es kam keine Einbindung zustande, da keine Zeit<br />
oder andere Ressourcen dafür bereit standen. 1<br />
Ja, ich wurde angesprochen und wir sind/waren auch eingebunden 2<br />
Summe (N) 8<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
3.3.2.1 Wahrnehmung der Projektzielgruppe<br />
Die überwiegende Mehrheit der befragten nicht teilnehmenden Unternehmen kann<br />
sich vorstellen, einen benachteiligten Jugendlichen / jungen Erwachsenen in ihrem<br />
Betrieb einzusetzen (s. Tabelle 29).<br />
Eine Einstiegschance besteht für die benachteiligten Jugendlichen besonders über<br />
ein Praktikum. Drei Viertel der befragten Unternehmen waren bereit, einen der<br />
Jugendlichen dafür einzustellen, während dies in Bezug auf den Ausbildungsplatz<br />
und eine Beschäftigung auf 55,6 bzw. 51,9 % zutraf.<br />
Jeweils ein Unternehmen gab an, dass die Projektteilnehmer bei ihnen keinen<br />
Ausbildungsplatz absolvieren könne bzw. für eine Beschäftigung nicht geeignet<br />
seien. Jeweils ein Unternehmen gab an, dass die Stellen-<br />
/Ausbildungsplatzbesetzung von der individuell notwendigen Betreuung einer<br />
Person abhängig sei.<br />
Als sonstiger Grund für keine mögliche Besetzung wurde beispielsweise die Unternehmensgröße<br />
herangeführt.
62 <strong>IGES</strong><br />
Tabelle 29:<br />
Anteil der nicht-teilnehmenden Unternehmen nach Einschätzung der Einsatzmöglichkeiten<br />
der Projektteilnehmer<br />
Können Sie sich vorstellen, einen benachteiligten Jugendlichen<br />
/ jungen Erwachsenen für folgende Stellen zu besetzen? (in %)<br />
Praktikum<br />
Ausbildungsplatz<br />
Beschäftigung<br />
Ja 74,1 55,6 51,9<br />
Nein, keine Ressourcen. 14,8 18,5 29,6<br />
Nein, ein benachteiligter Jugendlicher kann die Ausbildung nicht<br />
erfolgreich abschließen. / Nein, ein benachteiligter Jugendlicher ist<br />
für die Beschäftigung in unserem Unternehmen nicht geeignet.<br />
0,0 3,7 3,7<br />
Nein, aus einem anderen Grund:<br />
Praktikum: "mein Unternehmen ist zu klein",<br />
Ausbildungsplatz: "Wir sind Praxisausbilder für die<br />
Erzieherausbildung", "die Ausbildung findet an Privatschulen<br />
statt"<br />
Beschäftigung: "möchte gerne alleine weiter arbeiten", "wir<br />
stellen nur staatlich anerkannte Erzieher ein"<br />
3,7 7,4 7,4<br />
Wir nehmen keine Praktikanten / bilden nicht aus 7,4 7,4 0,0<br />
Sonstiges, und zwar:<br />
Ausbildungsplatz: Abhängig von der individuell notwendigen<br />
Betreuung der Personen", "nach einem Praktikum wäre das<br />
möglich"<br />
Beschäftigung: "nach erfolgreicher Ausbildung möglich",<br />
"Abhängig von der individuell notwendigen Betreuung der<br />
Personen"<br />
Summe 100<br />
(N=27)<br />
0,0 7,4 7,4<br />
100<br />
(N=27)<br />
100<br />
(N=27)<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Zwölf Unternehmenskontakte benannten Vorteile bzw. Schwierigkeiten der Einbindung<br />
der benachteiligten Jugendlichen / jungen Erwachsenen in ihre Organisationen.<br />
Die Vorteile werden bei den Unternehmen (z. B. imagebildend, Begegnung<br />
demografischer Entwicklungen) auf gesamtgesellschaftlicher Ebene (z. B.<br />
Vorbeugung des Fachkräftemangels, soziale Verantwortung, Integration) sowie<br />
bei den Jugendlichen selbst (z. B. durch Zugewinn von Schlüsselqualifikation und<br />
beruflichen Kompetenzen, Heranführung der Betreffenden an die Erfordernisse<br />
des Arbeitsmarkts, erlebbare Erfolgserlebnisse) gesehen (s. Tabelle 30).<br />
Gleichzeitig wurden auch Schwierigkeiten in Bezug auf die geistigen Voraussetzungen<br />
der benachteiligten Jugendlichen, die den Einsatz für bestimmten Tätigkeiten<br />
bzw. bei Erbringung einer hohen Wertschöpfungstiefe einschränkten, und<br />
in der Herausforderung für die Kollegen benannt.
<strong>IGES</strong> 63<br />
Tabelle 30: Einschätzung der Vorteile bei Einbindung der benachteiligten Jugendlichen /<br />
jungen Erwachsene in nicht teilnehmende Unternehmen<br />
Welche Vorteile hätte Ihrer Meinung nach die Einbindung benachteiligter Jugendlicher /<br />
junger Erwachsener in Ihrer Organisation? (Freitextangabe)<br />
Vorteile<br />
Schwierigkeiten<br />
"Imagebildend, Wahrnehmung sozialer<br />
Verantwortung, Vorbeugung Fachkräftemangel,<br />
Vermeidung von sozialem Sprengstoff in der<br />
Gesellschaft, Beitrag zur Integration sozial<br />
Benachteiligter"<br />
"Hohe Identifikation"<br />
"Wahrnehmung sozialer Verantwortung"<br />
"Beitrag zur Integration einer benachteiligten<br />
Gruppe von Jugendlichen"<br />
"Warnehmung von gesellschaftlicher<br />
Verantwortung, aber...<br />
"Entsprechende grundsätzliche Eignung<br />
vorausgesetzt, gäbe es für den betreffenden<br />
Jugendlichen die Chance einer stabilen<br />
beruflichen Perspektive und es könnte helfen, im<br />
Unternehmen demografischen Entwicklungen zu<br />
begegnen. Die langfristige Heranführung der<br />
Betreffenden an die Erfordernisse des<br />
Arbeitsmarkts und des Unternehmens gestattet<br />
die Prüfung auf Eignung, Stärken / Schwächen<br />
bis hin zu möglichen Einsatzbereichen im<br />
Unternehmen."<br />
"Unterstützung beim Erleben eines "normalen"<br />
Arbeitstags. Zugewinn von Schlüsselqualifikation<br />
und beruflichen Kompetenzen. Übertragung von<br />
Aufgaben und Verantwortung an den / die<br />
Jugendlichen / jungen Erwachsenen.<br />
"Das Eingebunden sein in eine Gemeinschaft.<br />
Die vorurteilsfreie Annahme durch die Kinder und<br />
die sich daraus ergebene Vorbildwirkung als<br />
"Großer" für sie. Erlebbare Erfolgserlebnisse<br />
durch den Aufbau von Beziehungen zu den<br />
Kindern."<br />
"Schwierig, da es für eine Ausbildung/<br />
Beschäftigung in einer Werbeagentur<br />
bestimmte geistige Voraussetzungen<br />
(gute Allgemeinbildung, Flexibilität,<br />
geistige Schnelligkeit etc.) braucht. Es<br />
käme auf die einzelne Person an."<br />
... es stellt eine Herausvorderung für die<br />
Kollegen dar"<br />
"Für meinen unmittelbaren<br />
Verantwortungsbereich ergeben sich<br />
daraus leider keine bedeutenden Vorteile,<br />
da wir unsere Leistungen mit einer sehr<br />
hohen Wertschöpfungstiefe erbringen.<br />
Allerdings ist eine Integration in<br />
gewissem Maße in unserer Organisation<br />
(Regionalbereich) möglich und machbar."<br />
"Wir sind selbst ein gefördertes<br />
Unternehmen und kämpfen um unsere<br />
Existenz. Bei der Bereitstellung von<br />
Projekten und einer angemessenen<br />
finanziellen Unterstützung wären wir in<br />
der Lage, auch benachteiligten<br />
Jugendlichen auf ihrem Weg ins<br />
Berufsleben weiterzuhelfen."<br />
Unternehmen ohne Angabe zur dieser Frage: 18<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
3.3.2.2 Gründe für die Nichtteilnahme<br />
Die Hälfte der nicht teilnehmenden Unternehmen äußerte Interesse an dem Modellprojekt<br />
(s. Tabelle 31). Der häufigste Grund für fehlendes Interesse war, dass<br />
keine Zeit oder andere Ressourcen dafür in den Unternehmen zur Verfügung<br />
standen oder, dass genügend andere Bewerber vorhanden waren, die bevorzugt<br />
werden würden.
64 <strong>IGES</strong><br />
Tabelle 31:<br />
Anteil der nicht-teilnehmenden Unternehmen nach Interesse an Modellprojektteilnahme<br />
und Gründen<br />
Haben Sie vor diesem Hintergrund Interesse an einer Teilnahme an dem<br />
Netzwerk des Modellprojekts?<br />
%<br />
Ja 50,0<br />
Nein 50,0<br />
Summe<br />
Nein, weil:<br />
100 (N=26)<br />
Anzahl (Mehrfachnennungen<br />
waren möglich)<br />
Ich das Projekt nicht für sinnvoll halte 1<br />
Wir genügend andere Bewerber haben 4<br />
Wir dafür keine Zeit oder andere Ressourcen haben 8<br />
Wir keine weiteren Mitarbeiter benötigen 0<br />
Es andere Gründe gibt, nämlich: Lernpartnerschaften mit<br />
Schulen 1<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Gut ein Drittel (34,5 %) der befragten nicht teilnehmenden Unternehmenskontakte<br />
gaben am Ende des Fragebogens an, dass sie zukünftig stärker in das Modellprojekt<br />
eingebunden werden möchten (Werte nicht dargestellt). Das Interesse variierte<br />
nicht erkennbar nach Branche oder Größe dieser Unternehmen.<br />
3.3.3 Zwischenfazit: Unternehmen<br />
Unter den am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen war der Rücklauf mit<br />
21,5 % vergleichsweise gering – es konnten von 228 am Modellprojekt nach Angaben<br />
der sdw teilnehmenden Unternehmen 49 befragt werden. Von diesen beendete<br />
jedoch noch einmal mehr als die Hälfte den Fragebogen vorzeitig, da ihnen<br />
das Projekt nicht bekannt war. 37 Aufgrund der geringen Anzahl von befragten<br />
Unternehmen kann nicht ganz ausgeschlossen werden, dass die Auswertungsergebnisse<br />
durch den selektiven Einschluss bestimmter Unternehmen in die Befragung<br />
(z. B. gerade der Unternehmen, die <strong>kurz</strong> vor der Befragung kontaktiert worden<br />
waren) beeinflusst wurde.<br />
Die Auswertungsergebnisse der Erhebung unter teilnehmenden Unternehmen bieten<br />
dennoch einen ersten Anhaltspunkt zur Zielerreichung bei am Modellprojekt<br />
teilnehmenden Unternehmen.<br />
37 Wie bereits oben erläutert, wird als Grund für den geringen Rücklauf von der sdw<br />
vermutet, dass die Unternehmen vielfach den Namen des Projektes („Unternehmen:Jugend“<br />
– im Fragebogen genutzt) und den Namen der Maßnahme („Future<br />
Camps“) nicht miteinander in Verbindung gebracht haben.
<strong>IGES</strong> 65<br />
Folgende Ziele sollten für am Modellprojekt teilnehmende Unternehmen erreicht<br />
werden:<br />
1. Schärfung des Blicks für die Ressourcen der Jugendlichen / jungen Erwachsenen<br />
in den Unternehmen,<br />
2. positive Außenwirkung bzw. die Prägung eines positiven Eindrucks vom<br />
Unternehmen durch die gezielte Öffentlichkeitsarbeit über das bildungspolitische<br />
und soziale Engagement des Unternehmens sowie<br />
3. Stärkung der Unternehmenskultur durch Verantwortungsübernahme der<br />
Mitarbeiter in Form von sozialem Engagement (z. B. Ausbildungspatenschaften).<br />
Drei weitere Ziele wurden generell angestrebt, die u. a. aufgrund ihrer langfristigen<br />
Entwicklung im Rahmen der Evaluation nicht überprüft werden konnten:<br />
1. Vorbereitung des potenziellen Nachwuchses auf die Anforderungen der<br />
Unternehmen,<br />
2. Vermeidung späterer Ausbildungsabbrüche durch das Erzeugen von realistischen<br />
Erwartungen auf Seiten der Betriebe und Jugendlichen und<br />
3. die Stärkung des Wirtschaftsstandortes.<br />
Die Erreichung in Hinblick auf diese Ziele bzw. die Gründe für die Nichtprüfung<br />
im Rahmen der Evaluation werden im Folgenden zusammenfassend dargestellt.<br />
Blick auf die Ressourcen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
Unter der Hälfte der befragten am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen<br />
scheint das Ziel erreicht, dass die Unternehmen die Zielgruppe positiv wahrnahmen.<br />
Die Hälfte der Unternehmen, welche die Projektteilnehmer auch persönlich<br />
kannten, nahm die Projektteilnehmer nach Beteiligung an dem Modellprojekt positiver<br />
wahr. Dennoch hatten bis zum Zeitpunkt der Befragung im Frühjahr 2012<br />
nur jeweils drei der befragten 17 Unternehmen bereits einem/r Teilnehmer/in einen<br />
Ausbildungsplatz bzw. ein Praktikum vermittelt.<br />
Positive Außenwirkung für Unternehmen<br />
Darüber hinaus gibt es erste Hinweise darauf, dass das Ziel erreicht werden könnte,<br />
dass die Teilnahme am Modellprojekt für Unternehmen auf positive Resonanz<br />
stieß.<br />
Die Einrichtung von Ausbildungspatenschaften in den teilnehmenden Unternehmen<br />
wurde im Online-Fragebogen behandelt. Jedoch können dazu keine Aussagen<br />
getroffen werden, da nur die drei Unternehmen, die angaben, einen Ausbildungsplatz<br />
mit einer/m Projektteilnehmer/in besetzt zu haben, die Frage beantworten<br />
konnten. Eine der drei Personen gab an, dass keine Ausbildungspatenschaften<br />
entstanden waren, die anderen hatten keine Informationen oder beantworteten<br />
die Frage nicht.
66 <strong>IGES</strong><br />
Vorbereitung des potenziellen Nachwuchses auf die Anforderungen der Unternehmen<br />
Das Ziel der Vorbereitung des potenziellen Nachwuchses auf die Anforderungen<br />
der Unternehmen scheint im Allgemeinen erreicht worden zu sein, da die Projektteilnehmer<br />
anhand von Betriebserkundungen und Future Camps in den Unternehmen<br />
eine genauere Vorstellung über die Ausbildungsberufe und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
in den am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen gewinnen<br />
konnten. Im Rahmen der Evaluation kann jedoch nicht tiefergehend geprüft<br />
werden, ob die Projektteilnehmer, die in ein Praktikum oder eine Ausbildung<br />
in einem der teilnehmenden Unternehmen einmündeten, auf die spezifischen Anforderungen<br />
in diesen Unternehmen vorbereitet waren. Eine tiefergehende spezifische<br />
Vorbereitung der Projektteilnehmer auf die Anforderungen der am Standort<br />
am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen fand nach bisherigem Kenntnisstand<br />
nicht statt.<br />
Vermeidung späterer Ausbildungsabbrüche<br />
Auch zur Erreichung des Ziels der Vermeidung späterer Ausbildungsabbrüche<br />
durch das Erzeugen von realistischen Erwartungen auf Seiten der Betriebe und<br />
Jugendlichen kann im Rahmen der vorliegenden Evaluation keine Aussage getroffen<br />
werden. Die Anzahl der in eine Ausbildung eingemündeten Projektteilnehmer<br />
war zum Zeitpunkt der Befragung gering und die Datenerhebungen im Rahmen<br />
der Evaluation erfolgte zu einem Messzeitpunkt, so dass keine Ausbildungsabbrüche<br />
bzw. Gründe dafür erfasst werden konnten.<br />
Nicht teilnehmende Unternehmen: Gründe für Nichtteilnahme und Wahrnehmung<br />
der Zielgruppe<br />
Auch bei den bisher nicht am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen konnte<br />
eine generell positive Wahrnehmung der Projektzielgruppe festgestellt werden.<br />
Die überwiegende Mehrheit der befragten nicht teilnehmenden Unternehmen kann<br />
sich vorstellen, einen benachteiligten Jugendlichen/ jungen Erwachsenen in ihrem<br />
Betrieb einzusetzen. Eine Einstiegschance könnte für die benachteiligten Jugendlichen<br />
und jungen Erwachsenen besonders über ein Praktikum bestehen. Doch<br />
trotz dieser Einschätzung geben die Ergebnisse Hinweise darauf, dass die Gründe<br />
für die Nichtteilnahme vor allem in bei den Unternehmen fehlenden zeitlichen<br />
und anderen Ressourcen bzw. der Bevorzugung anderer Bewerber liegen.<br />
3.4 Modul 5: Multiplikatoren<br />
Das Modellprojekt verfolgte ursprünglich das Ziel für Multiplikator Lehrkonzepte<br />
berufsorientierenden Motivation und Kompetenzvermittlung von Jugendlichen<br />
auszubilden und Kontakte zur Wirtschaft aufzubauen. Dies sollte durch Schulungen<br />
für die Multiplikatoren erfolgen. Schließlich wurde die Teilnahme an den<br />
Schulungen jedoch nicht auf das Lehrpersonal begrenzt, sondern u. a. auf Bundesprogrammmitarbeiter<br />
(z. B. SV, KA und JMD), Mitarbeiter eingetragener Vereine<br />
und Arbeitsvermittler erweitert.
<strong>IGES</strong> 67<br />
Daher überprüft die Evaluation das Ziel, wie viel Zeit die Teilnehmer der Schulungen<br />
für berufsorientierende Motivation und Kompetenzvermittlung bei den<br />
Projektteilnehmer verwenden wollten und Kontakte zur Wirtschaft aufzubauen.<br />
Darüber hinaus wurde untersucht, wie die Multiplikatoren die Projektteilnehmer<br />
und das Modellprojekt wahrnahmen und wie die Inhalte der Schulungen bewertet<br />
wurden.<br />
Zu Überprüfung der Zielerreichung hinsichtlich der Multiplikatoren wurden alle<br />
95 Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen zu einer Online-Erhebung eingeladen,<br />
48 Personen nahmen daran teil (für Informationen zum Rücklauf der Erhebung<br />
s. Anhang, Kapitel 5.4). Die Auswertungsergebnisse werden im Folgenden<br />
dargestellt.<br />
3.4.1.1 Kontakte zur Wirtschaft<br />
41,0 % der Befragten wollten nach der Schulungsteilnahme stärker versuchen, die<br />
Unternehmen einzubinden (s. Tabelle 32). Knapp ein weiteres Drittel der befragten<br />
Schulungsteilnehmer gab jedoch an, dass es dies bereits vor der Teilnahme<br />
getan hätte (32,0 %).<br />
Die Einstellung in Bezug auf die Einbindung von Eltern hatte sich bei fast drei<br />
Viertel der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen nicht geändert: 73,0 % der<br />
Befragten gaben an, dass sie stets versucht hatten, die Eltern der Projektteilnehmer<br />
einzubinden.<br />
Tabelle 32:<br />
Veränderung bei Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen in Hinblick auf<br />
Eltern- und Unternehmensansprache<br />
Gehen Sie heute anders auf ... zu?<br />
... die Eltern der<br />
Teilnehmer (%)<br />
... Unternehmen<br />
(%)<br />
Ja, ich versuche diese stärker einzubinden. 5% 41%<br />
Nein, ich habe schon immer versucht diese einzubinden. 73% 32%<br />
Sonstiges 3% 5%<br />
Trifft nicht zu, dies ist bei meiner Arbeit nicht sinnvoll<br />
bzw. vorgesehen. 14% 16%<br />
Keine Angabe 5% 5%<br />
Summe 100 (N=37) 100 (N=37)<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
3.4.1.2 Einbindung der berufsorientierende Motivation und Kompetenzvermittlung<br />
in die Arbeit der Multiplikatoren<br />
Nur für die Beschäftigung mit den Stärken der Jugendlichen wollte der größte<br />
Anteil der befragten Schulungsteilnehmer (46,0 %) bei ihren Begegnungen mit<br />
den Jugendlichen / jungen Erwachsenen nun mehr Zeit einräumen als vorher (s.<br />
Tabelle 33).
68 <strong>IGES</strong><br />
Tabelle 33:<br />
Veränderung der Themenwahl bei Schulungsteilnehmer<br />
Nehmen folgende Themen im Unterricht, bei Ihrer Arbeit oder bei einem Ihrer Treffen mit den<br />
Jugendlichen/jungen Erwachsenen wegen Ihrer Schulungsteilnahme nun mehr oder weniger<br />
Zeit ein?<br />
Viel<br />
mehr<br />
Zeit<br />
(%)<br />
Eher<br />
mehr<br />
Zeit<br />
(%)<br />
so viel<br />
Zeit wie<br />
vorher<br />
(%)<br />
Eher<br />
weniger<br />
Zeit<br />
(%)<br />
Viel<br />
weniger<br />
Zeit<br />
(%)<br />
Keine<br />
Angabe<br />
(%)<br />
N<br />
Praktika 5% 22% 62% 5% 0% 5% 37<br />
Berufswahl 11% 22% 57% 5% 0% 5% 37<br />
Aktivitäten in Bezug auf das Schreiben<br />
von Bewerbungen 8% 24% 57% 5% 0% 5% 37<br />
Üben eines Vorstellungsgesprächs 5% 24% 54% 11% 0% 5% 37<br />
Kontakt zu Unternehmen 5% 32% 51% 5% 0% 5% 37<br />
Beschäftigung mit den Stärken der<br />
Jugendlichen 11% 46% 38% 0% 0% 5% 37<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Die Mehrheit der Befragten gab hingegen an, dass sie für die Themen Praktika,<br />
Berufswahl, Aktivitäten in Bezug auf das Schreiben von Bewerbungen, Üben eines<br />
Vorstellungsgesprächs sowie den Kontakt zu Unternehmen nun nicht mehr<br />
Zeit verwenden würden als vor ihrer Teilnahme an der Schulung.<br />
Zusätzlich wurde erhoben, welche Kompetenzen – nach dem Konzept von John<br />
Erpenbeck und Kollegen [13] – bei den Jugendlichen weiter ausgebaut werden<br />
sollten. Die Befragten waren mehrheitlich der Meinung, dass dies besonders auf<br />
die sozial-kommunikativen Kompetenzen (57 % bzw. 17 Personen) und personale<br />
Kompetenzen (53 % bzw. 16 Personen) zutrifft (s. Tabelle 34).<br />
Als Beispiele für sozial-kommunikative Kompetenzen, die ihrer Meinung nach im<br />
Modellprojekt noch weiter ausgebaut werden sollten, nannten die 17 Befragten<br />
das Selbstbewusstsein, das Kennen der eigenen Stärken und Schwächen sowie<br />
eine realistische Selbsteinschätzung.<br />
Hinsichtlich der personalen Kompetenzen war die Meinung der<br />
16 Multiplikatoren, dass Frustrationstoleranz, Konfliktbewältigung und Kritikfähigkeit<br />
im Modellprojekt noch stärker in den Blick genommen werden sollten.
<strong>IGES</strong> 69<br />
Tabelle 34:<br />
Notwendige Kompetenzentwicklung der Projektteilnehmern nach Einschätzung<br />
der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen<br />
Welche Kompetenzen der Teilnehmern sollten für die<br />
Berufsorientierung im Modellprojekt noch stärker ausgebaut<br />
werden?<br />
(Mehrfachantworten waren möglich)<br />
Ja<br />
(%)<br />
Keine<br />
Angabe<br />
(%)<br />
N<br />
Personale Kompetenzen,<br />
d. h. die Fähigkeit, sich selbst gegenüber klug und kritisch zu<br />
sein.<br />
Aktivitäts- und Handlungskompetenzen,<br />
d. h. die Fähigkeit, eigenes Wissen sowie persönlichen Werte<br />
und Ideale aktiv umsetzen zu können.<br />
Fach- und Methodenkompetenzen,<br />
d. h. die Fähigkeit, scheinbar unlösbare Probleme schöpferisch<br />
zu bewältigen.<br />
Sozial–kommunikative Kompetenzen,<br />
d. h. die Fähigkeit, sich aus eigenem Antrieb mit anderen<br />
auseinanderzusetzen und zu kooperieren.<br />
53% 23% 30<br />
37% 23% 30<br />
17% 23% 30<br />
57% 23% 30<br />
Mittelwert 41% 23%<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Handlungsbedarf hinsichtlich der Aktivitäts- und Handlungskompetenzen und<br />
Fach- und Methodenkompetenzen sahen hingegen nur 37 bzw. 17 % der Befragten.<br />
Als Beispiele für weiter anzugehende Aktivitäts- und Handlungskompetenzen<br />
wurden die Vermittlung von Selbstständigkeit, Entscheidungskompetenzen und<br />
Motivation bzw. Einsatzbereitschaft genannt. Die Verbesserung der Fach- und<br />
Methodenkompetenzen im Modellprojekt wurde in Hinblick auf Ursachenerkennung<br />
sowie das Erkennen, Annehmen und Lösen von Problemen angeregt.<br />
3.4.1.3 Wahrnehmung der Projektteilnehmer durch die Multiplikatoren<br />
50 % der Befragten gaben an, dass sie die Teilnehmer des Projekts nach Einbindung<br />
in das Modellprojekt anders wahrnahmen (Werte nicht dargestellt). Einerseits<br />
gaben diese an, dass sich ihre eigene Wahrnehmung dahingehend verändert<br />
hatte, dass sie mehr Verständnis für die Schwächen der Projektteilnehmer hatten,<br />
mehr Hintergrundwissen über diese Gruppe besaßen, ihren Blick mehr auf Potenziale<br />
und Ressourcen der Projektteilnehmer richten konnten und die Erfolgschancen<br />
benachteiligte Jugendlicher zur Integration die Arbeitswelt insgesamt optimistischer<br />
einschätzten.<br />
Andererseits nahmen sie bei den Projektteilnehmern wahr, dass diese offener,<br />
aufgeschlossener und selbstbewusster geworden waren und ein gutes Sozialverhalten<br />
an den Tag legen konnten. Zusätzlich hätten diese nach ihrer Wahrnehmung<br />
einen deutlichen Wunsch zur Veränderung gezeigt und obwohl sie teilweise<br />
lustlos und demotiviert waren, würden sie manchmal nur einen Anstoß – d. h.<br />
Unterstützung beispielsweise bei der Stellensuche oder beim Erstellen von Bewerbungen<br />
– benötigen, um gute Leistungen zu erzielen. Die Multiplikatoren
70 <strong>IGES</strong><br />
nahmen wahr, dass es von vielen anderen Faktoren als den Jugendlichen selbst<br />
abhängig war, in welche Richtung sich diese entwickelten.<br />
61 % der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen hatten generell unter den<br />
Projektteilnehmern eine Veränderung wahrgenommen (21 % ohne Angabe, 5 %<br />
weiß nicht und 13 % konnten dies nicht beurteilen, weil sie die Projektteilnehmer<br />
zu wenig kannten). Die meisten Befragten nahmen dabei in Bezug auf die abgefragten<br />
sechs Bereiche positive Veränderungen wahr (s. Tabelle 35).<br />
Tabelle 35:<br />
Veränderungen unter den Projektteilnehmern nach Einschätzung der Teilnehmer<br />
der Multiplikatorenschulungen<br />
Welche Veränderungen<br />
traten durch das<br />
Modellprojekt bei den<br />
Teilnehmern/<br />
innen auf?<br />
Sehr<br />
positive<br />
(%)<br />
Eher<br />
positive<br />
(%)<br />
Keine<br />
Veränderung<br />
(%)<br />
Eher Sehr<br />
nega-tive nega-tive<br />
(%)<br />
(%)<br />
Keine<br />
Angabe<br />
(%)<br />
N<br />
Aktivität in der Schule<br />
(z. B. regelmäßige<br />
Teilnahme)<br />
7% 40% 30% 0% 0% 23% 30<br />
Motivation in der Schule 10% 40% 27% 0% 0% 23% 30<br />
Wahrnehmung eigener<br />
Stärken und Schwächen<br />
27% 50% 0% 0% 0% 23% 30<br />
Lebensoptimismus 20% 47% 10% 0% 0% 23% 30<br />
Sicherheit bei ihrem<br />
Berufswunsch<br />
Aktivität im Hinblick auf das<br />
Schreiben von<br />
Bewerbungen<br />
17% 60% 0% 0% 0% 23%<br />
20% 47% 10% 0% 0% 23% 30<br />
Mittelwert 17% 47% 13% 0% 0% 23% 100%<br />
(N=30)<br />
30<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Sehr positive bzw. eher positive Veränderungen wurden in Bezug auf die "Wahrnehmung<br />
eigener Stärken und Schwächen" sowie " Sicherheit bei ihrem Berufswunsch"<br />
angegeben (jeweils 77,0 %). Auch in Bezug auf "Lebensoptimismus"<br />
und " Aktivität im Hinblick auf das Schreiben von Bewerbungen" nahmen 67,0 %<br />
der befragten Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen sehr oder eher positive<br />
Veränderung bei den Projektteilnehmer wahr.<br />
Auf die Frage, welche sonstigen positiven Veränderungen sie wahrgenommen<br />
hatte, nannten die Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen<br />
"Selbstwertgefühl" und "Selbstbewusstsein",<br />
"Auswirkung auf das persönliche Auftreten" und "sicheres Auftreten",<br />
"Gruppenerfahrung", "Integration in die Gruppe", "Reden vor Gruppen"<br />
und "Teamwork" sowie<br />
"Kommunikationsstärke" und "Kommunikation".
<strong>IGES</strong> 71<br />
Die meisten Multiplikatoren sahen keine Notwendigkeit, das Modellprojekt inhaltlich<br />
noch stärker auf bestimmte Themen zu fokussieren (s. Tabelle 36).<br />
Tabelle 36:<br />
Notwendige thematische Fokussierung im Modellprojekt nach Einschätzung<br />
der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen<br />
Was sollte im Rahmen des Modellprojekts noch stärker<br />
fokussiert werden?<br />
(Mehrfachantworten waren möglich)<br />
Ja<br />
(%)<br />
Keine Angabe<br />
(%)<br />
N<br />
Weitere Veranstaltungen 20% 23% 30<br />
Einbindung der Eltern 27% 23% 30<br />
Einbindung der Schule 13% 23% 30<br />
Kompetenzen der Teilnehmer 23% 23% 30<br />
Sonstiges 13% 23% 30<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
Knapp ein Drittel den Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen regte jedoch an,<br />
dass die Einbindung der Eltern stärker in den Fokus genommen werden sollte. Gut<br />
ein Fünftel plädierte für die Stärkung der Kompetenzen der Projektteilnehmer<br />
sowie ein Fünftel für weitere Veranstaltungen.<br />
Insgesamt schätzen 68 % der Befragten ihre Erfahrungen mit dem Modellprojekt<br />
als sehr positiv ein und weiter 24 % als eher positiv. Die meisten Erfahrungen der<br />
Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen mit dem Modellprojekt waren – besonders<br />
auf ihrer persönlichen Ebene und auf Ebene der Projektteilnehmer – äußerst<br />
positiv (s. für Überblick: Tabelle 43).<br />
Auf organisatorischer Ebene des Modellprojekts wurden allerdings die zu langen<br />
Zeitabstände zwischen den einzelnen Future Camps, eine geringe Akzeptanz des<br />
Projekts in einer Stadt sowie der Wunsch nach einer gleichmäßigen Teilnahme als<br />
kritische Punkte genannt.<br />
3.4.1.4 Einschätzung der Inhalte der Multiplikatorenschulungen durch die<br />
Schulungsteilnehmer<br />
81 % der Befragten gaben an, dass sie sich durch die Schulungsteilnahme im Umgang<br />
mit den Projektteilnehmer gestärkt fühlten (Werte nicht dargestellt).<br />
Insgesamt gaben 84 % der Befragten an, dass sie die im Zuge der Multiplikatorenschulungen<br />
erlernten Aspekte im Unterricht bzw. bei ihrer Arbeit anwenden konnten.<br />
Eine Befragungsperson, die dies nur teilweise konnte, gab an, dass die Schulung<br />
ihr/ihm bei der betriebliche Akquise von Ausbildungsplätzen geholfen hätte.
72 <strong>IGES</strong><br />
Tabelle 37:<br />
Einschätzung der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen der Inhalte der<br />
Schulungen<br />
Welche Inhalte der Schulungen empfanden<br />
Sie als besonders oder weniger hilfreich für<br />
Ihre weitere Unterrichtspraxis/Ihre Arbeit?<br />
Sehr<br />
hilfreich<br />
Teils,<br />
teils<br />
Weniger<br />
hilfreich<br />
Keine<br />
Angabe<br />
N<br />
Zielorientierte Kommunikation und Networking<br />
mit Unternehmen und anderen Partnern<br />
44% 19% 2% 35% 48<br />
Kooperation mit Unternehmen 31% 31% 2% 35% 48<br />
Methoden und Organisation berufsorientierender<br />
Veranstaltungen<br />
33% 23% 0% 44% 48<br />
Gestaltung zeitgemäßer Bewerbungsunterlagen 27% 19% 6% 48% 48<br />
Differenzierte Gestaltung von Betriebs- und<br />
Berufserkundungen<br />
31% 27% 0% 42% 48<br />
Vor- und Nachbereitung von Praktika 17% 33% 0% 50% 48<br />
Praxiserfahrung im Future Camp /<br />
Teilnahme an einem Future Camp<br />
35% 15% 6% 44% 48<br />
Mittelwert 31% 24% 2% 43%<br />
Quelle:<br />
<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />
80 % der Befragten machten keine Angaben dazu, welche Themen sie gerne in<br />
den Schulungen noch vertieft hätten. Die restlichen Befragten schlugen folgende<br />
Themen zur Vertiefung vor:<br />
In Bezug auf die Unternehmensansprache:<br />
"Unternehmensansprache, -einbindung und -zusammenarbeit", "Vorbereitung,<br />
Organisation und Auswertung von Praktika",<br />
In Bezug auf die Elternarbeit:<br />
"Vertiefende Aspekte der Elternarbeit",<br />
In Bezug auf die Projektteilnehmer:<br />
"Zielorientierte Kommunikation", "Motivation der Teilnehmer", "Methoden<br />
zur Schulung sozialer Kompetenzen", "Problembewältigungsstrategien",<br />
"Partizipationsmöglichkeiten von Jugendlichen", "Visionsarbeit mit<br />
jungen Menschen", "Stärkenorientierte Ansätze", "wertschätzende Kommunikation"<br />
sowie "respektvoller Umgang miteinander".<br />
3.4.2 Zwischenfazit: Multiplikatoren<br />
Die Erhebung ermittelte, wie viel Zeit die Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen<br />
für berufsorientierende Motivation und Kompetenzvermittlung bei den<br />
Projektteilnehmer verwenden wollten und ob sie zum Aufbau von Kontakten zur<br />
Wirtschaft angeregt wurden. Darüber hinaus wurde untersucht, wie die Multiplikatoren<br />
die Projektteilnehmer und das Modellprojekt wahrnahmen und wie die<br />
Inhalte der Schulungen bewertet wurden.
<strong>IGES</strong> 73<br />
Wahrnehmung der Zielgruppe<br />
Die Überprüfung der Zielerreichung im Modellprojekt in Hinblick auf die Multiplikatoren<br />
ergibt hinsichtlich der Wahrnehmung der Zielgruppe ein recht positives<br />
Bild. Bei 50 % der befragten Multiplikatoren (bzw. 15 Personen) wurde das Ziel<br />
erreicht, dass diese die Teilnehmer des Projekts nach Einbindung in das Modellprojekt<br />
anders wahrnahmen. Die Wahrnehmung hatte sich dahingehend verändert,<br />
dass diese mehr Verständnis für die Schwächen der Projektteilnehmer angaben,<br />
mehr Hintergrundwissen über diese Gruppe besaßen, ihren Blick mehr auf Potenziale<br />
und Ressourcen der Projektteilnehmer richten konnten und die Erfolgschancen<br />
benachteiligter Jugendlicher zur Integration die Arbeitswelt insgesamt optimistischer<br />
einschätzten.<br />
Vermittlung von Konzepten zur berufsorientierenden Motivation und Kompetenzvermittlung<br />
Darüber hinaus ist nicht ganz eindeutig, inwiefern es gelungen ist, den Multiplikatoren<br />
(Lehr-) Konzepte zur berufsorientierenden Motivation und Kompetenzvermittlung<br />
an benachteiligte Jugendliche / junge Erwachsene zu vermitteln. Zwar<br />
gaben 46 % der Multiplikatoren an, dass sie sich nach der Schulungsteilnahme in<br />
ihrer Arbeit mit der Zielgruppe nun mehr mit den Stärken der Jugendlichen beschäftigen<br />
wollten. In Hinblick auf andere für die jungen Erwachsenen / Jugendlichen<br />
wichtige Themen (z. B. Aktivitäten in Bezug auf das Schreiben von Bewerbungen,<br />
Praktika, Kontakt zu Unternehmen) wollten die Multiplikatoren hingegen<br />
nach der Teilnahme an der Schulung nicht mehr Zeit ihrer Arbeit verwenden.<br />
Das Ergebnis könnte auch darauf hindeuten, dass die Multiplikatoren bereits vor<br />
der Schulungsteilnahme viel Zeit ihrer Arbeit mit den benachteiligten Jugendlichen<br />
/ jungen Erwachsenen auf diese Themen verwendeten. Dann schließt sich<br />
jedoch – auch vor dem Hintergrund, dass nur rund ein Viertel der Teilnehmer der<br />
Multiplikatorenschulungen aus Lehrpersonal bestand – die Frage an, ob mit den<br />
Schulungen die geplante Zielgruppe erreicht wurde.<br />
Aufbau von Kontakten zu Unternehmen<br />
Bezüglich des Ziels der Befähigung zur Kontaktaufnahme mit Unternehmen ist es<br />
positiv zu bewerten, dass ein großer Teil der Multiplikatoren (41 %) nach der<br />
Teilnahme an den Schulungen die Unternehmen stärker einbinden wollten. Die<br />
Teilnehmer scheinen dafür geeignete Mittel an die Hand bekommen zu haben, da<br />
44 % der Teilnehmer den Inhalt der Schulungstermine in Bezug auf die "zielorientierte<br />
Kommunikation und Networking mit Unternehmen und anderen Partnern"<br />
als sehr hilfreich empfanden.<br />
3.5 Tiefergehende Interviews / Einzelgespräche<br />
Ursprünglich sollte auf Basis der Befragungsergebnisse eine Auswahl von zwei<br />
Standorten stattfinden: ein Standort, bei dem die Implementation erfolgreich verlief,<br />
und ein weiterer Standort, bei dem die Netzwerkbildung als weniger erfolgreich<br />
angesehen wurde. Aufgrund des zeitlich nachgelagerten Starts der Evaluation<br />
war eine Teilnahme an den Veranstaltungen nicht mehr an sämtlichen Standor-
74 <strong>IGES</strong><br />
ten möglich, darunter die auf Grundlage der Evaluationsergebnisse ausgewählten.<br />
Statt dessen wurden zwei andere Standorte ausgewählt, an denen die Veranstaltungen<br />
noch innerhalb des zeitlichen Rahmens vor Auslaufen der ersten Projektphase<br />
durchführt wurden.<br />
Um dennoch ein Bild von der Organisation und den Standorten zu erhalten, wurden<br />
Plattformgespräche an zwei Standorten besucht und im Anschluss tiefergehende<br />
Interviews mit an dem Modellprojekt beteiligten Partnern durchgeführt. Es<br />
sollte dabei vor allem der persönliche Eindruck der Beteiligten hinsichtlich der<br />
strukturelle Einbindung in das Projekt, der Informationsfluss und die Netzwerkbildung<br />
erörtert werden.<br />
Ziel war es herauszufinden, inwiefern sich zwischen einzelnen Akteuren vor Ort<br />
Konkurrenzeffekte oder Kompetenzstreitigkeiten erkennen ließen, ob alle Partner<br />
ausreichend in den Netzwerkaufbau involviert waren und ob die einzelnen Akteure<br />
auch ausreichend Kenntnis der Ziele des Modellprojekts hatten. Auch der Einfluss<br />
anderer Faktoren vor Ort auf die Netzwerkbildung war hierbei Thema (d. h.<br />
einheitliches Verständnis über die Zielgruppe der Jugendlichen, erhöhter Bedarf<br />
an den Ressourcen Zeit, Geld und Personal etc.). Abschließend wurden die Interviewpartner<br />
gefragt, wie sie das Projekt insgesamt bewerteten und wo sie Verbesserungsbedarf<br />
sähen.<br />
Es wurden Gespräche mit einer Trainerin, mehreren Steuergruppenmitgliedern<br />
bzw. Counterparts und Wirtschaftspartnern geführt.<br />
Zeitlicher Aufwand / Vergütung<br />
Je nach Aufgabe in dem Modellprojekt fiel der Zeitaufwand der Beteiligten unterschiedlich<br />
aus. So gab die Trainerin an, rund zehn Future Camps im Jahr (an mehreren<br />
Standorten) geleitet zu haben, welche jeweils zusätzlich zu dem Veranstaltungstag<br />
rund zwei Arbeitstage Vor- und Nachbereitungszeit beinhalteten.<br />
Die interviewten Steuergruppenmitglieder / Counterparts gaben an, dass der Zeitumfang<br />
sehr unterschiedlich gewesen sei, ihre Aufgaben beinhalteten die Organisation<br />
der Future Camps, aber auch die (inhaltliche) Begleitung und die Ansprache<br />
von Wirtschaftspartnern, Schulen und Lehrern sowie die Organisation von<br />
Praktika. Insgesamt wurde der Arbeitsaufwand als sehr punktuell mit insgesamt<br />
rund zehn Stunden pro Monat angesetzt, bei einer finanziellen Aufwendung pro<br />
Halbjahr von ca. 1.500 Euro. Die Interviewpartner gaben an, dass damit ihr Aufwand<br />
für das Modellprojekt nicht ausreichend vergütet würde, die Arbeit jedoch<br />
über andere Förderungen quersubventioniert wäre.<br />
Auswahl der Zielgruppe<br />
Aus Sicht der Trainerin war die Zielgruppe bzw. die Auswahl der Teilnehmer/-<br />
innen zumeist gut, wobei es der Einschätzung nach auch sehr von der „Chemie“<br />
zwischen den Trainern/-innen und Teilnehmern/-innen abhing, inwiefern sich eine<br />
„gute“ Zusammenarbeit entwickelte. Die Zielgruppen waren demnach – laut Aussage<br />
der Trainerin – nicht genau definiert, was jedoch positiv bewertet wurde, da<br />
ansonsten möglicherweise weniger Teilnehmer mitgemacht hätten. Im Interview<br />
hob die Trainerin das Konzept der Freiwilligkeit der Teilnahme als bedeutsam
<strong>IGES</strong> 75<br />
heraus, da nur so auch engagierte Teilnehmer die weniger engagierten Teilnehmer<br />
mitgezogen und diese dann auch positiv beeinflusst hätten. Das Projekt habe bewirkt,<br />
dass die Teilnehmer die Zielsetzungen erreichen konnten, auch wenn die<br />
Situation anfangs nicht so positiv gewesen wäre, vor allem was das Verhalten<br />
einzelner Teilnehmer anging. Insgesamt seien durch die Auswahl viele Teilnehmer<br />
erreicht worden, bei denen man eigentlich nicht erwartet hätte, sie zur Teilnahme<br />
zu bewegen.<br />
Die interviewten Steuergruppenmitglieder / Counterparts waren nicht in die Rekrutierung<br />
der Jugendlichen und jungen Erwachsenen involviert, jedoch war ihr<br />
Eindruck, dass die Auswahl stimmig war. Die inkludierten Jugendlichen und jungen<br />
Erwachsenen hätten alle Schwierigkeiten mit der Schule gehabt. Im Verlauf<br />
des Projektes und nach Teilnahme an den Future Camps hätten die Teilnehmer<br />
vielfach erkannt, dass sich ein Schulabschluss lohne und das Erreichen eines Ausbildungsplatzes<br />
bzw. die Absolvierung einer Ausbildung erstrebenswert seien.<br />
Dies sei unter anderem auch dadurch geschehen, dass sie in die Betriebe im Rahmen<br />
von Praxistagen und Betriebserkundungen einen Einblick erhalten hätten.<br />
Die Teilnahme hätte den Jugendlichen und jungen Erwachsenen geholfen, ihre<br />
Stärken herauszuarbeiten, zudem sei es sehr hilfreich gewesen, weil praktische<br />
Erfahrungen gesammelt worden seien.<br />
Aus Sicht der Wirtschaft sei es insgesamt sehr schwierig, sich für diese Zielgruppe<br />
zu interessieren und sensibilisieren. Aus seiner Sicht sei es aber für die Unternehmen<br />
wichtig, diesen zu erklären, dass es vor Ort diese Jugendlichen gibt, die<br />
mit begrenztem Aufwand auch gut eingesetzt und ausgebildet werden könnten.<br />
An dem Standort des Interviewpartners seien jedoch die wirtschaftlichen Strukturen<br />
sehr schwach, was es wiederum noch schwerer mache, diese Zielgruppe an die<br />
Unternehmen zu bringen.<br />
Kooperation untereinander<br />
Wie vorgesehen, gab es laut Trainerin über die Aufgaben der einzelnen Partner<br />
keine Festlegungen vorab. Als Trainerin sehe sie sich eher als Bindeglied zwischen<br />
allen Beteiligten. Der Erfolg bzw. das Ausmaß der Kooperation sei ihrer<br />
Meinung nach „sehr personenabhängig“, was zu den deutlichsten Unterschieden<br />
an den einzelnen Standorten geführt habe.<br />
Die Meinungen der Steuergruppenmitglieder / Counterparts gehen bei der Bewertung<br />
der Kooperation auseinander (hier wurden auch unterschiedliche Standorte<br />
befragt). Bei einem Standort sei die Kooperation zwischen den Schulen und dem<br />
Schulamt nicht sehr gut gewesen, so dass nur mit Hilfe von Druck durch das<br />
Steuergruppenmitglied das Projekt überhaupt gestartet sei. Der erfolgte Start sei<br />
hierbei auf das starke Engagement von Einzelnen zurückzuführen gewesen, da das<br />
Schulamt sich quer gestellt habe. Andererseits bewertete ein Steuergruppenmitglied<br />
/ Counterpart an einem anderen Standort die Zusammenarbeit als sehr gut,<br />
sie habe dadurch neue Partner kennengelernt, die auch für die weitere Arbeit sehr<br />
nützlich wären. Insgesamt bewerteten die befragten Steuergruppenmitglieder /<br />
Counterparts die Kooperation an den Standorten recht positiv, was auch auf die<br />
Einbeziehung der Partner in der Steuergruppe zurückzuführen sei.
76 <strong>IGES</strong><br />
Aufgaben/ Projektanforderungen an Akteure<br />
Für die Trainerin war es aus ihrer Sicht sehr wichtig, dass das Modellprojekt als<br />
ein „lernendes System“ installiert worden sei, welches sich an die Kapazitäten,<br />
Personen und Strukturen vor Ort entsprechend angepasst habe bzw. angepasst<br />
wurde, je nach Bedarf. Für die Arbeit der Trainer und Trainerinnen gebe es ein<br />
sehr detailliertes und gutes Trainermanual. Die Trainerrolle an sich hänge jedoch<br />
auch von den einzelnen ab und werden unterschiedlich interpretiert. Zudem sei die<br />
Durchführung solcher Veranstaltungen wie das Future Camp immer auch sehr<br />
personen- und gruppenabhängig. Hinsichtlich der Absprachen untereinander vor<br />
Ort seien diese an ihren Standorten immer sehr gut gewesen, weil viel miteinander<br />
geredet wurde, was auch ein Teil des Erfolges darstelle.<br />
Auch für die Steuergruppenmitglieder / Counterparts gab es ihren Aussagen nach<br />
keine nachvollziehbaren Festlegungen. Bei den Steuergruppentreffen gab es ein<br />
Protokoll, welches half, die Aufgaben gut abzustimmen und dann auch die Verantwortlichkeiten<br />
festzulegen. Wichtig sei auch hierbei, dass die „Chemie“ untereinander<br />
stimme und dass zwischen den Treffen außerhalb des offiziellen Rahmens<br />
miteinander gesprochen werde. Hilfreich wäre aus ihrer Sicht noch eine<br />
Festlegung von – nicht allzu starren – „Spielregeln“ gewesen.
<strong>IGES</strong> 77<br />
4 Ergebnisse und Ansatzpunkte zur Nachsteuerung<br />
Die beauftragte Evaluation verfolgt neben der Überprüfung der Zielerreichung<br />
besonders das Ziel, die Projektdurchführung positiv zu beeinflussen. Dieses Kapitel<br />
beschreibt daher basierend auf den Evaluationsergebnissen des Berichts mögliche<br />
Ansatzpunkte, bei denen eine Nachsteuerung sinnvoll erscheint. Soweit möglich<br />
werden zu den Ansatzpunkten bereits Handlungsempfehlungen formuliert.<br />
4.1 Teilnehmende Jugendliche und junge Erwachsene<br />
Motivation zu einem Schulabschluss und einer beruflichen Ausbildung<br />
Eine große Mehrheit der befragten Jugendlichen (70 %) und auch 34 % der Teilnehmer<br />
im jungen Erwachsenenalter haben sich im Rahmen des Projekts höhere<br />
schulische Ziele gesetzt. Mehr als ein Drittel (34,9 %) der Jugendlichen wollte<br />
einen Schulabschluss mit einem besseren Notendurchschnitt erzielen. Ein Viertel<br />
(24 % ) setzen sich einen höheren Schulabschluss und gut 10 % irgendeinen<br />
Schulabschluss als Ziel, obwohl dies vorher nicht ihr Ziel war. Rund 15 % der<br />
jungen Erwachsenen wollte irgendeinen Schulabschluss erreichen, obwohl dies<br />
vorher nicht ihr Ziel war, und 17 % wollten einen höheren Schulabschluss erreichen<br />
als vor der Teilnahme. Bei rund 15 % der jungen Erwachsenen hatten sich<br />
die Ziele jedoch nicht verändert.<br />
Die Teilnehmer fühlten sich durch das Projekt auch mehrheitlich dazu motiviert,<br />
eine berufliche Ausbildung anzustreben: Rund 56 % der befragten Jugendlichen<br />
und 52 % der befragten jungen Erwachsenen sagten, dass sie aufgrund der Teilnahme<br />
am Modellprojekt nun eine Ausbildung absolvieren wollten. Insgesamt hat<br />
der Großteil der jugendlichen Teilnehmer (87,9 %) eine Berufsausbildung geplant,<br />
eine feste Zusage für einen Ausbildungsplatz hatten zum Zeitpunkt der Befragung<br />
im Sommer 2011 jedoch nur wenige von ihnen. Fast die Hälfte der befragten<br />
jungen Erwachsenen (46,8 %) wollte als nächstes eine Berufsausbildung<br />
beginnen und etwa ein Fünftel wollte zu arbeiten beginnen.<br />
Die Schulmotivation lag bei den Projektteilnehmern insgesamt hoch. Dies zeigt<br />
sich unter anderem daran, dass der Großteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
das in der Schule vermittelte Wissen als relevant anerkannte. Den Aussagen<br />
"Was man in der Schule lernt, das braucht man für das spätere Leben" und "Im<br />
Schulunterricht kann man viel Interessantes lernen" stimmten mehr als zwei Drittel<br />
beider Gruppen zu.<br />
Orientierung bei der Berufswahl<br />
Viele der Projektteilnehmer veränderten im Rahmen des Modellprojekts ihren<br />
Berufswunsch. Knapp 40 % der befragten Jugendlichen gaben an, dass sie durch<br />
die Teilnahme an dem Modellprojekt jetzt einen anderen Berufswunsch hätten.
78 <strong>IGES</strong><br />
Dass ein veränderter Berufswunsch eine bessere Passung zwischen den Kompetenzen<br />
des Jugendlichen und möglichen Berufen beinhaltet, ist anzunehmen,<br />
konnte aber anhand der Befragung nicht ermittelt werden. Ein gutes Fünftel (22,7<br />
%) der Befragten hatte sogar zum Zeitpunkt der Befragung – und im Gegensatz zu<br />
vorher – einen Berufswunsch entwickelt. Die Teilnehmer im jungen Erwachsenenalter<br />
orientierten sich hingegen im Rahmen der Modellprojektteilnahme zu<br />
einem geringeren Maße neu: rund 51 % der befragten jungen Erwachsenen blieben<br />
dem Berufswunsch treu, den sie auch vor der Projektteilnahme bereits hatten,<br />
was unter anderem durch das Alter und den damit schon verstetigten Berufswunsch<br />
zu erklären wäre.<br />
Abbau von Berührungsängsten in Bezug auf den Berufseintritt<br />
Die große Mehrheit der jugendlichen Projektteilnehmer fühlte sich dem Eintritt in<br />
das Erwerbsleben gewachsen. Den Aussagen "Ich kann mir mein späteres Berufsleben<br />
jetzt besser vorstellen" und "Ich habe keine Angst vor dem Eintritt ins Berufsleben"<br />
stimmten rund 82 % bzw. rd. 77 % der Jugendlichen (eher oder voll<br />
und ganz) zu. Die jungen Erwachsenen waren ebenfalls zuversichtlich in Hinblick<br />
auf ihren Berufseinstieg. Obwohl für diese Gruppe der Eintritt ins Berufsleben z.<br />
T. schon stattgefunden hatte, fiel die Zustimmung zu allen Aussagen in dieser<br />
Gruppe ähnlich hoch aus wie unter den Jugendlichen. Jedoch lag der Anteil der<br />
Befragten im jungen Erwachsenenalter deutlich niedriger, die der Meinung waren,<br />
dass sie sich anstrengen müssten, um einen Job zu finden (70 % statt 90 %).<br />
Verbesserung der Einschätzung persönlicher Stärken<br />
Die Projektteilnehmer konnten mehrheitlich ihre Stärken und Schwächen benennen.<br />
Außerdem konnten nur jeweils rund 10 % der Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
gar keine eigenen Stärken angeben. Knapp die Hälfte konnten ihre<br />
persönlichen Stärken besser einschätzen als vorher: 46 % der Jugendlichen und 47<br />
% der jungen Erwachsenen stimmten der Aussage "Ich weiß jetzt, was ich gut<br />
kann" voll und ganz zu. Unter die meistgenannten Stärken fielen auch Stärken mit<br />
direktem Arbeitsmarktbezug (z. B. Teamfähigkeit) Jugendliche nannten am häufigsten<br />
"Selbstbewusstsein", "Teamfähigkeit" und "Hilfsbereitschaft" und junge<br />
Erwachsene "Freundlichkeit" als ihre Stärken.<br />
Unterstützung des Übergangs von der Schule in den Beruf<br />
Um zu überprüfen, ob das Modellprojekt den Übergang von der Schule in den<br />
Beruf gefördert hat, wurde der Wechsel des Status (Schüler, Auszubildender, arbeitslos<br />
etc.) der Projektteilnehmer in einem bestimmten Zeitraum ermittelt. Nicht<br />
in allen Fällen konnten für die Teilnehmer eindeutige Statusmeldungen erfasst<br />
werden, so dass nicht in allen Fällen eine eindeutige Aussage gemacht werden<br />
konnte.<br />
Insgesamt scheint die Zielsetzung des „Übergangs von der Schule in den Beruf zu<br />
unterstützen“ dahingehend erreicht worden zu sein, dass von den 56 befragten<br />
Jugendlichen, die im Juli 2011 noch Schüler waren (rund 85 % aller befragten<br />
jugendlichen Projektteilnehmer), gut 30 % (17 Personen) bis zum Februar 2012<br />
eine Ausbildung begannen. Des Weiteren waren vier von sechs jungen Erwachsenen,<br />
die im Juli 2011 noch arbeitslos waren, im Februar 2012 beschäftigt bzw.
<strong>IGES</strong> 79<br />
angestellt oder hatten ein Praktikum oder eine berufsvorbereitende Maßnahme<br />
begonnen. Zum letzten Zeitpunkt im Dezember 2012 hatten von den insgesamt<br />
257 Teilnehmern 95 einen Ausbildungsplatz erhalten. Dies entspricht einem Anteil<br />
von rund 37 %. Zwischen den einzelnen Standorten variierte dieser Anteilswert<br />
teilweise sehr stark: Das Spektrum reicht von knapp 21 % bis rd. 67 %.<br />
Teilnahme an einem Praktikum/ an Praxistagen<br />
Ein weiteres Ziel des Modellprojekts ist es, dass die Jugendlichen bzw. jungen<br />
Erwachsenen an Betriebspraktika oder Praxistagen teilnehmen. Hierfür sollten die<br />
Kontakte der Wirtschaftspartner genutzt werden. Die Erhebungsergebnisse zeigen,<br />
dass dieses Ziel im Modellprojekt bisher vor allem unter den jugendlichen<br />
Teilnehmern erreicht werden konnte. Rund 70 % der Befragten bzw. 46 jugendlichen<br />
Projektteilnehmer nahmen entweder an einem oder an mehreren Praktika/<br />
Praxistagen teil. Hingegen hatten 63,8 % der befragten jungen Erwachsenen (d. h.<br />
30 Personen) weder an Praxistagen noch an einem Praktikum teilgenommen.<br />
Projekterfolg nach Standorten<br />
Auf Basis der Chancen-Erfolgs-Werte wurde für die einzelnen Standorte der Projekterfolg<br />
gemessen. Dabei wurde zwischen den jugendlichen Teilnehmer und den<br />
jungen Erwachsenen unterschieden.<br />
Bei den jugendlichen Teilnehmer lag der höchste von einem Standort erreichte<br />
Chancen-Erfolgs-Wert bei 8,8 Punkten. Der geringste erreichte<br />
Wert betrug 5,9 Punkte, der Mittelwert 6,9 Punkte. Bemerkenswerterweise<br />
hatten die jugendlichen Teilnehmer am erfolgreichsten Standort im Durchschnitt<br />
den ungünstigsten Chancenwert. Umgekehrt verhielt es sich am<br />
Standort mit dem geringsten Chancen-Erfolgs-Wert: Dort wurde trotz<br />
überdurchschnittlich günstiger Chancen der geringste Erfolgswert erreicht.<br />
Bei den jungen Erwachsenen lag der höchste von einem Standort erreichte<br />
Chancen-Erfolgs-Wert mit 7,1 Punkten deutlich niedriger als bei den Jugendlichen.<br />
Auch der Standort mit dem geringsten gemessenen Projekterfolg<br />
erreichte mit 5,0 eine geringere Punktezahl im Vergleich zu den Jugendlichen.<br />
Ähnlich jedoch wie für diese Gruppe hatte der erfolgreichste<br />
Standort einen eher ungünstigen Chancenwert, der am wenigsten erfolgreiche<br />
dagegen den günstigsten.<br />
Der Zusammenhang zwischen Projekterfolg und den Eingangsvoraussetzungen<br />
der Projektteilnehmer wurde in einer eigenständigen Analyse untersucht. Wie es<br />
bereits die Standortergebnisse andeuten, ist das zentrale Ergebnis dieser Analyse,<br />
dass für die Jugendlichen keine solchen Zusammenhänge gefunden wurden. Das<br />
heißt: Die Projektteilnehmer konnten unabhängig von ihren individuellen Eingangsvoraussetzungen<br />
die Projektziele erreichen.<br />
Die positive Veränderung des Berufswunsches gelang darüber hinaus besonders<br />
bei den jugendlichen Projektteilnehmern, die einen Migrationshintergrund besaßen.<br />
Demgegenüber gelang es gerade den jungen Erwachsenen, die einen Migrationshintergrund<br />
besaßen, seltener im Modellprojekt Erfolge zu erzielen. Beson-
80 <strong>IGES</strong><br />
ders den jungen Erwachsenen, bei denen ein oder zwei Elternteile arbeitslos waren,<br />
fiel es schwer, ein Praktikum oder Praxistage zu absolvieren.<br />
Ansatzpunkte zur Nachsteuerung und Handlungsempfehlungen<br />
Ein Ansatzpunkt zur Nachsteuerung besteht in der Verringerung der Anzahl der<br />
vorzeitig ausgeschiedenen Projektteilnehmer. Ein engeres Aufeinanderfolgen der<br />
Veranstaltungstermine (z. B. der Future Camps) könnte für eine stärkere Bindung<br />
der Teilnehmer an das Projekt und weniger Abbrüche sorgen.<br />
Darüber hinaus könnte die Motivation der Projektteilnehmer zur Teilnahme an<br />
den Veranstaltungen durch eine noch gezieltere Auswahl von Unternehmenskontakten<br />
nach den im Laufe des Projekts für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
ermittelten interessanten Ausbildungsberufe gesteigert werden. Dadurch ließen<br />
sich eventuell noch mehr besonders benachteiligte Personen dauerhaft für<br />
eine Teilnahme am Modellprojekt gewinnen.<br />
Insgesamt scheinen in Hinblick auf die Berufsorientierung mehrheitlich positive<br />
Veränderungen bei den Teilnehmern hervorgerufen worden zu sein. Einzelne Aspekte<br />
der Auswertungen deuten jedoch darauf hin, dass die Berufsorientierung bei<br />
den Projektteilnehmern noch stärker in den Fokus genommen werden kann. So<br />
gaben beispielsweise 6,3 % der befragten jungen Erwachsenen an, dass sie nach<br />
ihrer Teilnahme am Modellprojekt keinen Berufswunsch mehr besaßen, obwohl<br />
sie vorher einen hatten. Darüber hinaus waren nur rund 55 % der jungen Erwachsenen<br />
der Meinung, dass sie sich anstrengen müssten, um einen Job zu finden.<br />
Darüber hinaus könnte die Erweiterung der Projektzielgruppe auf die benachteiligten<br />
jungen Erwachsenen darauf hindeuten, dass die ursprünglich für das Modellprojekt<br />
geplante Zielgruppe der benachteiligten Jugendlichen nicht ausreichend<br />
erreicht werden konnte. In der noch stärkeren Anpassung des Konzepts an<br />
die besonders benachteiligten Jugendlichen und der Entwicklung weiterer Strategien<br />
um diese tatsächlich zu erreichen bestehen Ansatzpunkte zur Nachsteuerung.<br />
Zusätzlich geben die Ergebnisse erste Hinweise darauf, dass die Zielgruppe der<br />
Jugendlichen im Rahmen des Modellprojekts häufiger Erfolge erzielen kann als<br />
die Gruppe der jungen Erwachsenen, die aufgrund ihrer häufig schwierigeren Lebenssituationen<br />
schwerere Startbedingungen besitzt. Es wäre zu prüfen, inwiefern<br />
das Modellprojektauf die benachteiligten jungen Erwachsenen noch besser zugeschnitten<br />
werden könnte, damit unter diese Gruppe die Zielerreichung erhöht<br />
werden kann.<br />
Ein Beispiel stellt die Tatsache dar, dass der Anteil von jungen Erwachsenen, die<br />
im Rahmen des Modellprojekts ein Praktikum absolviert hatten, unter den jungen<br />
Erwachsenen geringer war als unter den Jugendlichen, obwohl gerade Praktika<br />
eine gute Brücke in den Arbeitsmarkt darstellen. Ein Ansatzpunkt zur Nachsteuerung<br />
könnte dementsprechend darin bestehen, die Teilnahmebereitschaft an Praktika<br />
bei den jungen Erwachsenen gezielt zu erhöhen und diese an interessierte<br />
Unternehmen zu vermitteln.
<strong>IGES</strong> 81<br />
4.2 Multiplikatoren<br />
Um das Projekt bei den Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen bekannt zu machen,<br />
und diese für eine Teilnahme zu interessieren, wurden Multiplikatoren ausgesucht.<br />
Vorgesehen war zuerst, dass vor allem Lehrpersonal die sogenannten<br />
Multiplikatorenschulungen gewonnen wird, im Projektverlauf wurden jedoch u. a.<br />
auch Bundesprogrammmitarbeiter (z. B. SV, KA und JMD), Mitarbeiter eingetragener<br />
Vereine und Arbeitsvermittler geschult. Es wurde untersucht, in welchem<br />
Umfang in den Multiplikatorenschulungen die jeweiligen Projektteilnehmer motiviert<br />
wurden und ihnen Kompetenzen vermittelt wurden, sich mit der Berufswahl<br />
zu beschäftigen. Ziel war es dabei auch, die Projektteilnehmer anzuregen, Kontakt<br />
mit der Wirtschaft bzw. Unternehmen aufzunehmen. Darüber hinaus wurde untersucht,<br />
wie die Multiplikatoren die Projektteilnehmer und das Modellprojekt wahrnahmen<br />
und wie die Inhalte der Schulungen bewertet wurden.<br />
Wahrnehmung der der Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen<br />
Die Multiplikatoren beurteilten die teilnehmenden Jugendlichen vergleichsweise<br />
positiv im Hinblick auf ihre Ausbildungs- und Berufschancen. Von den befragten<br />
Multiplikatoren gaben 50 % (bzw. 15 Personen) an, dass sie die Teilnehmer des<br />
Projekts anders wahrnahmen als vor ihrer Projektteilnahme. Angegeben wurde,<br />
dass sie mehr Verständnis für die Schwächen der Projektteilnehmer hatten und<br />
nun mehr Hintergrundwissen über diese Gruppe besitzen. Ihr Blick konnten demnach<br />
auch mehr auf die Potentiale und Ressourcen der Projektteilnehmer gerichtet<br />
werden und die Erfolgschancen zur Integration in die Arbeitswelt wurden im Anschluss<br />
optimistischer eingeschätzt.<br />
Vermittlung von Konzepten zur berufsorientierenden Motivation und zur Kompetenzvermittlung<br />
Inwiefern es gelungen ist, den Multiplikatoren (Lehr-) Konzepte zur berufsorientierenden<br />
Motivation und Kompetenzvermittlung zu vermitteln, ist im Ergebnis<br />
nicht eindeutig. Die Multiplikator gaben zu 46 % an, dass sie sich nach der Schulungsteilnahme<br />
in ihrer Arbeit mit der Zielgruppe nun mehr mit den Stärken der<br />
Jugendlichen beschäftigen wollten. Für andere – für die Teilnehmer wichtige –<br />
Themen (z. B. Aktivitäten in Bezug auf das Schreiben von Bewerbungen, Praktika,<br />
Kontakt zu Unternehmen) wollten die Multiplikatoren hingegen nicht mehr<br />
Zeit verwenden. Möglicherweise ergibt sich dieser Unterschied jedoch auch dadurch,<br />
dass die Multiplikatoren bereits vor der Schulungsteilnahme viel Zeit für<br />
diese Themen verwendeten.<br />
Aufbau von Kontakten zu Unternehmen<br />
Ein weiteres Ziel der Schulungen war es, die Multiplikator in dem Aufbau von<br />
Kontakten mit Unternehmen zu unterstützen. Insgesamt ist das Ergebnis in dieser<br />
Hinsicht als positiv zu bewerten. Ein großer Teil der Multiplikatoren (41 %) gab<br />
an, dass sie nach Teilnahme an den Schulungen die Unternehmen stärker einbinden<br />
wollten. Die hierfür bei den Schulungsterminen vermittelten Inhalte in Bezug<br />
auf die "zielorientierte Kommunikation und Networking mit Unternehmen und<br />
anderen Partnern" wurden von 44 % der Multiplikator als sehr hilfreich bewertet.
82 <strong>IGES</strong><br />
Ansatzpunkte zur Nachsteuerung und Handlungsempfehlungen<br />
Möglichkeiten zur engeren Einbindung der Eltern und des Lehrpersonals, z. B.<br />
über gezielte gemeinsame Veranstaltungen für Eltern und das Lehrpersonal, sollten<br />
geprüft werden.<br />
Die Erhebungsergebnisse geben Hinweise darauf, dass es unter Mitarbeitern von<br />
Schulen verglichen mit anderen Netzwerkpartnern weniger Ansprechpartner für<br />
das Modellprojekt gab und vergleichsweise wenig Lehrpersonal an den Multiplikatorenschulungen<br />
teilnahm. Vermutlich könnte eine stärkere Einbindung von<br />
Lehrpersonal jedoch den Prozess, die benachteiligten Jugendlichen und jungen<br />
Erwachsenen mit den Wirtschaftspartnern in Kontakt zu bringen, unterstützen, da<br />
das Lehrpersonal für Unternehmen einen wichtigen Zugang zu den Jugendlichen<br />
und jungen Erwachsenen darstellt. Die Eltern der Projektteilnehmer wurden bisher<br />
zu Beginn kontaktiert und zu Veranstaltungen eingeladen, nahmen jedoch selten<br />
das Angebot wahr. Eine stärkere Einbindung der Eltern bzw. eine Wissensvermittlung<br />
an Eltern könnte jedoch den Übergang der Projektteilnehmer von der Schule<br />
in den Beruf unterstützen. Die Angebote sollten besonders auf die Eltern der jugendlichen<br />
Projektteilnehmer ausgerichtet werden, da der Kontakt dieser zu ihren<br />
Kindern durch das Wohnen im selben Haushalt in der Regel noch stärker ausgeprägt<br />
sein dürfte als bei den jungen Erwachsenen.<br />
4.3 Unternehmen<br />
Im Vergleich zu den Netzwerkpartnern nahmen nur wenig Unternehmen an der<br />
Befragung teil (21,5 % bzw. 49 von 228 am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen).<br />
Unter diesen teilnehmenden Unternehmen befanden sich wiederum<br />
mehrere, die die Befragung vorzeitig beendeten, weil ihnen das Projekt nicht bekannt<br />
war (für mögliche Erklärungen s. Kapitel 3.3). Die geringe Anzahl von befragten<br />
Unternehmen schränkt die Repräsentativität der Befragungsergebnisse ein.<br />
Die Bekanntheit des Modellprojekts war geringer als anfänglich erwartet. Die<br />
Auswertung der Erhebung unter den teilnehmenden Unternehmen bieten dennoch<br />
einen ersten Anhaltspunkt.<br />
Einschätzung der Potentiale der Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
Die Hälfte der befragten Unternehmen gab an, dass sie die Zielgruppe positiv<br />
wahrnahm. Zum Befragungszeitpunkt im Frühjahr 2012 gaben drei der befragten<br />
17 Unternehmen an, bereits einem/r Teilnehmer/in einen Ausbildungsplatz bzw.<br />
ein Praktikum ermöglicht bzw. vermittelt zu haben.<br />
Positive Außenwirkung für Unternehmen<br />
Es lassen sich erste Hinweise erkennen, dass das Modellprojekt für die Unternehmen<br />
eine positive Außenwirkung geschaffen hat, jedoch führt die sehr geringe<br />
Beteiligung zu keinen eindeutigen Erkenntnissen. Auch können hinsichtlich der<br />
Einrichtung von Ausbildungspatenschaften in den teilnehmenden Unternehmen<br />
aufgrund des geringen Rücklaufs keine Aussagen getroffen werden. Lediglich drei<br />
Unternehmen gaben in der Befragung an, einen Ausbildungsplatz mit einer/m<br />
Projektteilnehmer/in besetzt zu haben.
<strong>IGES</strong> 83<br />
Vorbereitung des potentiellen Nachwuchses auf die Anforderungen der Unternehmen<br />
Ein Ziel des Modellprojektes war es, den potentiellen Ausbildungsnachwuchs auf<br />
die Anforderungen von Unternehmen vorzubereiten. Das scheint aus Sicht der<br />
befragten Unternehmen im Allgemeinen erreicht worden zu sein. Die Projektteilnehmer<br />
konnten im Rahmen von Betriebserkundungen und Future Camps eine<br />
genauere Vorstellung über die Ausbildungsberufe und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
gewinnen.<br />
Vermeidung späterer Ausbildungsabbrüche<br />
Ein Teilziel des Modellprojektes ist es, spätere Ausbildungsabbrüche zu vermeiden.<br />
Dies soll u. a. dadurch erreicht werden, dass auf beiden Seiten realistische<br />
Erwartungen geschaffen werden. Im Rahmen dieser Evaluation kann jedoch hierzu<br />
noch keine Aussage getroffen werden. Die Anzahl der Projektteilnehmer mit<br />
einem Ausbildungsplatz war zum Zeitpunkt der Befragung sehr klein, so dass<br />
auch keine Ausbildungsabbrüche bzw. Gründe dafür erfasst werden konnten.<br />
Gründe für Nichtteilnahme von Unternehmen und Wahrnehmung der Zielgruppe<br />
Auch bei den nicht am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen konnte eine<br />
generell positive Wahrnehmung der Projektzielgruppe festgestellt werden. Die<br />
überwiegende Mehrheit kann sich vorstellen, einen benachteiligten Jugendlichen/<br />
jungen Erwachsenen in seinem Betrieb einzusetzen. Dabei besteht die Einstiegschance<br />
hier insbesondere in Form eines Praktikums. Trotz dieser recht positiven<br />
Einschätzung nahmen diese Unternehmen nicht am Modellprojekt teil, nach eigenen<br />
Angaben vor allem weil ihnen hierzu die zeitlichen und andere Ressourcen<br />
fehlten bzw. weil sie andere Bewerber bevorzugten.<br />
Ansatzpunkte zur Nachsteuerung und Handlungsempfehlungen<br />
Bislang wurden die Unternehmen per Brief oder Telefon an den Standorten auf<br />
das Modellprojekt aufmerksam gemacht und nach einer positiven Resonanz zu<br />
den Veranstaltungen eingeladen. Als teilnehmende Unternehmen wurden die Unternehmen<br />
gezählt, wenn sie mindestens einmal einer Einladung zu einer Veranstaltung<br />
gefolgt waren bzw. eine Veranstaltung selbst ausrichteten. Die Auswertungsergebnisse<br />
zeigten dennoch, dass viele der teilnehmenden Unternehmen das<br />
Modellprojekt nicht bzw. nicht unter seinem Namen oder nur einzelne Teile des<br />
Projekts (z. B. die Future Camps) kannten. Dieses Ergebnis könnte darauf hindeuten,<br />
dass die Ansprache- und Zugangswege zu Unternehmen verbessert werden<br />
könnten.<br />
Auch die unter den befragten nicht teilnehmenden Unternehmen, die sich an der<br />
Erhebung beteiligten, geringe Bekanntheit des Modellprojekts unterstreicht diesen<br />
Ansatzpunkt, da diese vermutlich bereits eine positiv selektierte Gruppe von interessierten<br />
Unternehmen darstellen.<br />
Ansprache und Einbindung von Unternehmen verstärken/verbessern<br />
Um den Anteil der Jugendlichen, die in ein Praktikum, eine Ausbildung oder eine<br />
Stelle einmünden zu erhöhen, könnten möglicherweise Unternehmen gezielter
84 <strong>IGES</strong><br />
angesprochen werden. Es wäre wünschenswert, dass verstärkt „passende“ Unternehmen<br />
angesprochen werden. D. h. zum einen diejenigen, welche einen Bedarf<br />
an Auszubildenden haben und diejenigen welche für die Jugendlichen und jungen<br />
Erwachsenen attraktive Ausbildungsberufe anbieten. Sowohl das Interesse der<br />
Unternehmen als auch – wie oben angesprochen – die Motivation der Projektteilnehmer<br />
könnte von einer in diesem Sinne guten Passung profitieren.<br />
Es gibt erste Hinweise – trotz der noch geringen Datenlage –, dass das Modellprojekt<br />
auch für Unternehmen positive Wirkungen gehabt hat, insbesondere hinsichtlich<br />
der Außenwahrnehmung für die Unternehmen. Es wird empfohlen, diese den<br />
Unternehmen bei der Ansprache auch deutlich zu machen, ggf. wäre es sinnvoll<br />
für eine erweiterte „Außenwerbung“ der Unternehmen, diesen Informationsmaterial<br />
zukommen zu lassen, welche sie in ihre Marketingmaßnahmen integrieren<br />
könnten. Die imagebildenden Vorteile bei einer Beteiligung am Modellprojekt<br />
sollten für die Unternehmen dezidiert herausgestellt werden. Stichworte sind hierbei<br />
die Begegnung der Entwicklungen des demographischen Wandels, demografischer<br />
Entwicklungen bzw. der Vorbeugung des Fachkräftemangels, soziale Verantwortung<br />
und Integration. 38<br />
4.4 Netzwerkaufbau<br />
Es konnten 171 Netzwerkpartner (d. h. rund 40 % aller Partner) befragt werden.<br />
Die Zielerreichung wird basierend auf den Auswertungsergebnissen im Folgenden<br />
bewertet.<br />
Kooperationen der Bundesprogrammitarbeiter<br />
Dem Modellprojekt ist es gelungen, systematische Kooperationen zwischen den<br />
Mitarbeiter der Bundesprogramme "Kompetenzagenturen" (KA), "Schulverweigerung<br />
– Die 2. Chance" (SV), „Jugendmigrationsdienste“ (JMD) und den Betrieben<br />
sowie Unternehmen aufzubauen. Es zeigte sich eine starke Zusammenarbeit der<br />
Partner untereinander. Ausgeprägt war hierbei vor allem jeweils die Zusammenarbeit<br />
der Wirtschaftspartner untereinander oder zusammen mit den Mitarbeiter<br />
der Bundesprogramme. Allerdings mangelte es teilweise an festen Ansprechpartnern<br />
sowohl für die Bundesprogrammitarbeiter bei den Wirtschaftspartnern als<br />
auch für die Wirtschaftspartner bei den Schulleitern, was auch von Seiten der<br />
Schulen bestätigt wurde. Das gleiche gilt auch für die Projektkoordinatoren –<br />
Counterparts, sdw-Referenten, Ansprechpartner SCHULE-WIRTSCHAFT –, die<br />
ebenfalls angaben, dass sie an den Schulen zumeist keinen festen Ansprechpartner<br />
hatten.<br />
Klare Absprachen zwischen Kooperationspartnern sind ein wichtiger Schritt für<br />
den Aufbau eines funktionsfähigen Netzwerks. Rund 80 % der befragten Netzwerkpartner<br />
gaben an, dass es Absprachen gab, die eingehalten wurden. Und die-<br />
38 Dieser Hinweis wurde auch noch einmal deutlich bekräftigt in einem Expertengespräch<br />
mit einer Person aus einem Unternehmen.
<strong>IGES</strong> 85<br />
jenigen, welche angaben, dass es keine klaren Absprachen zwischen den einzelnen<br />
Kooperationspartnern gegeben hätte, empfanden dies meist nicht als Hemmnis.<br />
In einem Netzwerk ist die kontinuierliche Zusammenarbeit aller beteiligten Kooperationspartner<br />
wichtig. Sind in einem Netzwerk feste Ansprechpartner vorhanden,<br />
so unterstützt dies eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Im Modellprojekt gaben<br />
die meisten Netzwerkpartner an, dass sie bei den für sie besonders relevanten<br />
Partnern feste Ansprechpartner besaßen (z. B. Projektmitarbeitern und den Mitarbeitern<br />
anderer Bundesprogramme). Die große Mehrheit der Befragten (83 %)<br />
war darüber hinaus der Meinung, dass die Anzahl der Netzwerkpartner angemessen<br />
war. 14 % der Netzwerkpartner waren der Meinung, dass die Anzahl der<br />
Netzwerkpartner zu niedrig wäre, hingegen hielten nur 3 % der Befragten sie für<br />
zu hoch.<br />
Eine mehrheitlich positive Bewertung durch die Netzwerkpartner erfuhr die Zusammenarbeit<br />
mit dem Projektträger. Allerdings ergab die Befragung ein deutliches<br />
Verbesserungspotential bei der Zusammenarbeit zwischen den sdw-<br />
Referenten und den Counterparts, die gerade für die Herstellung von Kontakten<br />
zur Wirtschaft eine wesentliche Rolle spielt.<br />
Im Hinblick auf die Einbindung des Modellprojektes in die bereits vor Ort bestehenden<br />
anderen Angebote zur beruflichen Eingliederung ist bemerkenswert, dass<br />
die Bundesprogrammmitarbeiter weitestgehend keine Überschneidungen der Aufgabengebiete<br />
sahen. Auch wurde überwiegend konstatiert, dass es keine Konkurrenz<br />
um Teilnehmer zwischen dem Modellprojekt und anderen Angeboten gäbe.<br />
Nur gut 11 % der befragten Bundesprogrammitarbeiter waren der Meinung, dass<br />
es mit anderen Programmen der Initiative JUGEND STÄRKEN oder den Jobcentern<br />
Überlappungen der Aufgabengebiete gäbe.<br />
Trotz der Ansicht der meisten Netzwerkpartner, dass es im Netzwerk eine gute<br />
Zusammenarbeit gäbe, sahen die Bundesprogrammmitarbeitern (KA, JMD, SV<br />
usw.) noch Verbesserungsbedarf bei der Netzwerkbildung. Im Hinblick auf den<br />
Informationsfluss und die Aufgabenverteilung / Absprachen sahen knapp 39 %<br />
bzw. 36 % der Bundesprogrammmitarbeitern ebenfalls Verbesserungsbedarf.<br />
Auch die Wirtschaftspartner und Mitarbeiter von Schulen sahen Verbesserungsbedarf,<br />
und das zumeist in Bezug auf den Informationsfluss (jeweils 41,2 %). Für<br />
Projektkoordinatoren bestand hingegen Verbesserungsbedarf bezüglich der Verbindlichkeit<br />
der Teilnahme am Netzwerk (66,7 %).
86 <strong>IGES</strong><br />
Ein recht positives Ergebnis zeigt sich in der Nachhaltigkeit des Netzwerkaufbaus.<br />
Nach Projektende bzw. nach Auslaufen der Projektförderung wollte die<br />
Mehrheit aller Netzwerkpartner mit anderen Akteuren auch weiterhin kooperieren.<br />
Vor allem die Koordinatoren des Modellprojekts und die Mitarbeiter der anderen<br />
Bundesprogramme besaßen bereits Pläne für eine weitere Zusammenarbeit<br />
(jeweils 45,0 %). Darüber hinaus sagten immerhin gut ein Fünftel der Wirtschaftspartner<br />
sowie gut ein Viertel der Mitarbeiter an Schulen, bereits konkrete<br />
Pläne für eine weitere Zusammenarbeit zu haben.<br />
Sensibilisierung für die Belange der benachteiligten Jugendlichen und jungen<br />
Erwachsenen<br />
Befragt nach den Erwartungen an das Modellprojekt gaben 36 % der Netzwerkpartner<br />
an, dass die Jugendlichen/ jungen Erwachsenen im Modellprojekt bestenfalls<br />
am Ende ihrer Teilnahme das Ziel erreichen könnten, „ihre eigenen Fähigkeiten<br />
und Talente zu entdecken“. Rund 29 % Netzwerkpartner gaben an, dass die<br />
Projektteilnehmer mit Hilfe des Modellprojektes einen Ausbildungsplatz erzielen<br />
könnten.<br />
Gesamteinschätzung des Modellprojekts<br />
Die Netzwerkpartner wurden schließlich gebeten, das Modellprojekt zusammenfassend<br />
einzuschätzen. Ein positives Ergebnis stellt die Tatsache dar, dass die<br />
große Mehrheit der der befragten Netzwerkpartner (N = 169) das Projekt insgesamt<br />
für ein erfolgreiches Projekt hielt. . Lediglich 27 Personen sahen im Modellprojekt<br />
ein weniger erfolgreiches Projekt. Die kritischen Einschätzungen sind vor<br />
allem im Hinblick auf Ansatzpunkte zur Nachsteuerung diskussionswürdig, auch<br />
wenn sie lediglich von einer kleinen Gruppe der Befragten vertreten wurden. Sie<br />
lassen sich grob zu vier Hauptkritikpunkten zusammenfassen:<br />
1. eine Unterstützung bereits bestehender Projekte sei sinnvoller (bzw. die<br />
Anknüpfung an bestehende Angebote vor Ort unzureichend),<br />
2. mangelnde Zielgruppenerreichung (z. B. keine ausreichende Ansprache<br />
der Zielgruppe bzw. Gruppe von Teilnehmern zu klein),<br />
3. sichtbare Erfolge fehlen bzw. Erfolge würden nur unzureichend kommuniziert<br />
sowie<br />
4. Verbesserungsmöglichkeiten bei den Abläufen (z. B. fehlender Counterpart,<br />
zu <strong>kurz</strong>e Zeitdauer des Projekts).<br />
Insgesamt lässt sich nach Auswertung der Ergebnisse jedoch ein recht positives<br />
Bild bei der Zusammenarbeit mit anderen Netzwerkpartnern und Kooperationen<br />
mit Angeboten vor Ort zeichnen.<br />
Ansatzpunkte zur Nachsteuerung und Handlungsempfehlungen<br />
Einbindung von Counterparts<br />
Die Zusammenarbeit der Counterparts mit den sdw-Referenten und anderen Partnern<br />
spielt für die Herstellung von Kontakten zur Wirtschaft eine wesentliche<br />
Rolle, da diese die Aufgabe hatten, Unternehmen anzusprechen, zu akquirieren,<br />
Kontaktdaten bereitzustellen und für Future Camps und Plattformgespräche Ört-
<strong>IGES</strong> 87<br />
lichkeiten in Betrieben zu beschaffen. Die Ergebnisse deuten an, dass die Zusammenarbeit<br />
von Counterparts und dem Projektträger bzw. anderen Netzwerkpartnern<br />
an einzelnen Standorten nicht an allen Standorten gleich gut funktionierte<br />
bzw. die Aufgaben von diesen auf ähnliche Weise wahrgenommen wurden. Eine<br />
mögliche Verbesserung könnte darin bestehen, dass Counterparts nicht ehrenamtlich<br />
für das Projekt tätig werden bzw. ggf. eine höhere Aufwandsentschädigung<br />
erhalten, so dass die Erfüllung der beschriebenen Aufgaben weniger eine Ermessensentscheidung<br />
wäre. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass andere Netzwerkpartner<br />
– zusätzlich zu den sdw-Referenten – diese Aufgaben mit unterstützen.<br />
Informationsfluss und Absprachen im Netzwerk<br />
Der Aufbau funktionsfähiger Netzwerke scheint generell gelungen zu sein. Dennoch<br />
verdeutlichen die Erhebungsergebnisse unter Netzwerkpartnern, dass eine<br />
Nachsteuerung zur Verbesserung der Netzwerkbildung beim Informationsfluss,<br />
den Aufgaben und Absprachen und vor allem der Verbindlichkeit der Teilnahme<br />
am Netzwerk ansetzen könnte. Während diese Aspekte allgemein und bei den<br />
überwiegenden Anzahl der Netzwerkpartner bereits gut funktionierten, wiesen die<br />
Ergebnisse auf Verbesserungsmöglichkeiten zwischen einzelnen Partnern hin.<br />
Darüber hinaus könnte die Zusammenarbeit bestimmter Netzwerkpartner durch<br />
die Einrichtung fester Ansprechpartner gestärkt werden. Es hat sich in der vorliegenden<br />
formativen Evaluation herausgestellt, dass es hierbei standortspezifisch<br />
zwischen einzelnen Netzwerkpartnern Handlungsbedarf hinsichtlich einer Verbesserung<br />
des Informationsflusses geben könnte. Das könnte durch den Einsatz eines<br />
festen Ansprechpartners für alle beteiligten Netzwerkpartner geschehen.<br />
Aufgaben der Netzwerkpartner<br />
Das Definieren von Aufgaben und Rollen der Projektpartner sowie die gezielte,<br />
strukturierte Vermittlung der Ziele an die Netzwerkteilnehmer kann als eine wesentliche<br />
Voraussetzung für das Erfüllen von Aufgaben in einem Netzwerk gesehen<br />
werden, die im Modellprojekt eventuelle gestärkt werden konnte. Im Modellprojekt<br />
wurde an die Projektpartner ein Anschreiben verschickt und es wurden<br />
persönliche und/oder mündliche Absprachen getroffen.. Mit Counterparts und<br />
Bundesprogrammitarbeitern wurden Kooperationsverträge geschlossen (für die<br />
Bundesprogramme waren die Kooperationen nötig). Darüber hinaus gab es keine<br />
klaren Aufgabenabsprachen, jedoch wurde sich aber an die Wirtschaftspartner<br />
meist mit konkreten Anliegen gewandt (z. B. bei Suche von Örtlichkeiten für Future<br />
Camps und Plätzen für Praktika).<br />
Welche Aufgaben und Tätigkeiten flexibel gehandhabt werden konnten und welche<br />
"Mindestaufgaben" die einzelnen Akteure erfüllen sollten, wurden aufgrund<br />
des Projektgrundsatzes und des formativ ausgerichteten Konzepts nicht konkret<br />
ausformuliert. Die Aufgaben und Tätigkeiten der einzelnen Akteure variierten<br />
daher stark zwischen den Standorten. Auch die Nähe und Distanz der Ansprechpartner<br />
und Akteure untereinander war je nach Standort sehr unterschiedlich ausgeprägt.<br />
Dieses Vorgehen begründete sich zum Teil in der Tatsache, dass es sich um ein<br />
Modellprojekt handelt, in dem Abläufe und Aufgabenverteilungen erst erprobt
88 <strong>IGES</strong><br />
werden sollen. Darüber hinaus spielte die Tatsache eine Rolle, dass manche der<br />
Projektmitarbeiter ihre Tätigkeit auf freiwilliger Basis und ohne finanzielle Entschädigung<br />
(z. B. die Bundesprogrammmitarbeiter) bzw. mit geringer Aufwandsentschädigung<br />
(z. B. Counterparts) durchführten.<br />
Das Vorgehen bei Durchführung der Maßnahmen, der Projektkoordination oder<br />
den Tätigkeiten und Aufgabenfeldern der Akteure wurde im Laufe des Modellprojekts<br />
ausgehandelt und im Bedarfsfall rückgemeldet. Die Anregungen für bestimmtes<br />
Vorgehen kamen in den meisten Fällen von der Steuergruppe und den<br />
Bundesprogrammen, da diese die regionalen Bedingungen und Vorgehensweisen<br />
gut kannten. Die Steuergruppen haben also zu einem großen Anteil über das Vorgehen<br />
an den Standorten entschieden. Im Bedarfsfall ist die Flexibilität ausgehandelt<br />
worden.<br />
Zeitlicher Ablauf / Durchführung des Modellprojekts<br />
Die tatsächlich durchgeführten Termine der Veranstaltungen wichen zeitlich vom<br />
ursprünglich geplanten Ablauf stark ab. Die Netzwerkbildung erfolgte deshalb im<br />
Projekt verzögert, da die ersten Plattformgespräche, die eigentlich für November<br />
und Dezember 2009 geplant waren, zum Großteil erst zu Beginn des Jahres 2010<br />
stattfanden. 39 An vier Standorten hatte darüber hinaus bis Juni 2010 kein erstes<br />
Plattformgespräch stattgefunden. In der Folge kann nicht an allen Standorten dieselbe<br />
Anzahl von Plattformgesprächen durchgeführt werden.<br />
Ein Ansatzpunkt zur Nachsteuerung könnte hier die Erstellung und Einhaltung<br />
eines engeren Terminplans für die Veranstaltungen des Modellprojekts sein. Dies<br />
wurde auch mehrfach in den tiefergehenden Interviews mit Beteiligten geäußert.<br />
Auch die Abstände zwischen den Future Camps wurden teilweise als zu groß angesehen.<br />
Für die Zielgruppe der benachteiligten Jugendlichen könnte sich – wie<br />
oben erwähnt – ein engeres Aufeinanderfolgen der Veranstaltungen im Modellprojekt<br />
anbieten.<br />
4.5 Tiefergehende Interviews / Einzelgespräche<br />
Beurteilung insgesamt<br />
Das Modellprojekt stellt vor allem für diejenigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
einen großen Mehrwert dar, welche sich an sich in einer schlechten<br />
schulischen bzw. Ausbildungsausgangslage befinden. Hervorgehoben wurde,<br />
dass eine zeitliche Anpassung des Modellprojektes vorgenommen werden sollte,<br />
so dass dieses mit Start der 9. Klasse starten würde – mit der Laufzeit von genau<br />
einem Schuljahr. Bei einem solchen Timing würde das Projekt noch einen deutlich<br />
größeren „Impact“ auf die Zielgruppe haben. Aus den Gesprächen kam heraus,<br />
dass die Beziehung zwischen Schule und Wirtschaft bisher zumeist keine<br />
39 Eine Ausnahme bildete der Standort Köln, an dem das 1. Plattformgespräch im Dezember<br />
2009 stattfand.
<strong>IGES</strong> 89<br />
große Rolle spielte, diese Situation sich aber im Rahmen des Projektes geändert<br />
habe. Die Unternehmen hätten gelernt, „sich auf die Zielgruppe erstmals einzulassen<br />
und auch positive Erfahrungen gesammelt“. Auf diesen positiven Effekten des<br />
Projektes sollte man bauen. Ein Problem sei hingegen, dass ein Projekt in einer<br />
solchen Form eigentlich sehr langfristig ausgerichtet sein müsse, um Ergebnisse<br />
und Erkenntnisse zu erzielen. Es sei wichtig ein Projekt „als Marke zu etablieren“.<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
Verbesserungen wurden vor allem hinsichtlich der zeitlichen Abfolge gesehen, in<br />
dem Sinne, dass die Veranstaltungen regelmäßiger stattfinden sollten, das Projekt<br />
an ein Schuljahr gebunden sein sollte, und die Zeiträume zwischen den Treffen<br />
mit den Teilnehmern kürzer ausfallen müssten. Das sei vor allem hinsichtlich des<br />
„Lerneffektes“ wichtig, da ein kontinuierlicher Austausch effektiver wäre. Ein<br />
weiterer Kritikpunkt war, dass die Treffen mit den Schülern bisher vor allem während<br />
der Schulzeit stattfanden. Tenor war es bei sämtlichen Befragten, dass diese<br />
an einem Wochenende stattfinden sollten. Die Schüler hätten die verpassten<br />
Schultage nacharbeiten müssen, was gerade bei dieser eher kontraproduktiv gewesen<br />
sei. Deutlich hervorgehoben wurde das Lehrmaterial (Trainerleitfaden), welches<br />
für dieses Projekt entwickelt wurde. Aus Sicht der Beteiligten sei dieser äußerst<br />
gut und sollte nicht zu „Goldstaub“ verfallen, sondern auch weiterhin verwendet<br />
werden. Aus Sicht der Wirtschaft wurde angeregt, dass vor allem die Vorteile<br />
für die Wirtschaft und die einzelnen Unternehmen stärker herausgestellt werden<br />
müssten (Kosten-Nutzen-Sicht der Unternehmen).<br />
4.6 Ausblick<br />
Nachhaltigkeit<br />
Es zeigte sich eine starke Zusammenarbeit der Partner untereinander. Ausgeprägt<br />
war hierbei vor allem jeweils die Zusammenarbeit der Wirtschaftspartner untereinander<br />
oder zusammen mit den Mitarbeiter der Bundesprogramme. Das sollte<br />
auch weiterhin gefördert werden. Darüber hinaus könnte die Zusammenarbeit<br />
durch die Einrichtung fester Ansprechpartner, die z. B. auch bei Personalwechseln<br />
ersetzt werden, gestärkt werden.<br />
Trotz der Ansicht der meisten Netzwerkpartner, dass es im Netzwerk eine gute<br />
Zusammenarbeit gäbe, sahen die Bundesprogrammmitarbeitern (KA, JMD, SV<br />
usw.) noch Verbesserungsbedarf bei der Netzwerkbildung in Hinblick auf den<br />
Informationsfluss. die Aufgabenverteilung und Absprachen. Auch die Wirtschaftspartner<br />
und Mitarbeiter von Schulen sahen Verbesserungsbedarf, und das<br />
zumeist in Bezug auf den Informationsfluss. Für Projektkoordinatoren bestand<br />
hingegen Verbesserungsbedarf bezüglich der Verbindlichkeit der Teilnahme am<br />
Netzwerk.<br />
Zur Förderung der Nachhaltigkeit könnten die Projektteilnehmer noch stärker mit<br />
anderen Unterstützungsangeboten vor Ort in Kontakt gebracht werden und die<br />
Veranstaltungen des Modellprojekts für Teilnehmer anderer Projekte geöffnet<br />
werden. So hätten die Teilnehmer auch nach Ende der Veranstaltungen bzw. des
90 <strong>IGES</strong><br />
Modellprojekts und zusätzlich zu bestehenden Angeboten der Bundesprogramme<br />
(z. B. KA, SV und JMD) und der Arbeit der sdw noch weitere Anlaufstellen, die<br />
sie beispielsweise beim Schreiben einer Bewerbung unterstützen können.<br />
Möglicherweise könnte dies auch die Einbettung des Modellprojekts in und Akzeptanz<br />
bei vor Ort bereits bestehende Angeboten für die Zielgruppe verbessern.<br />
Darüber hinaus erscheint es sinnvoll, die Projektteilnehmer auch nach der Aufnahme<br />
einer Ausbildung oder eines Praktikums noch eine Beratung erfolgen kann,<br />
beispielsweise um möglichen Ausbildungsabbrüchen vorzubeugen.<br />
Bei der Weiterentwicklung bzw. der Anpassung des Projektdesigns sollte diesen<br />
Aussagen Rechnung getragen werden. Eine Möglichkeit zur Verbesserung des<br />
Informationsflusses ist die Einbindung der jeweiligen Akteure vor Ort, um die Art<br />
und Häufigkeit des Informationsflusses gemeinsam zu bestimmen (auch hinsichtlich<br />
der Verbindlichkeit der Teilnahme am Netzwerk). Die jeweilige Ausgestaltung<br />
sollte jedoch im Auge behalten, dass eine zu restriktive Handhabung möglicherweise<br />
negative Auswirkungen haben könnte. Da die Teilnahme bzw. die Mitgliedschaft<br />
freiwillig ist und die Vergütung bzw. die finanziellen Aufwendungen<br />
den zeitlichen Aufwand nicht abdecken, könnten zu restriktive Bestimmungen<br />
dazu führen, dass Akteure „aussteigen“.<br />
Finanzielle Anreizstrukturen<br />
Die Problematik der geringen Vergütung oder finanziellen Aufwendungen für die<br />
Counterparts wurde sowohl in der Online-Befragung als auch in den tiefergehenden<br />
Gesprächen betont. Der Aufwand ist – je nach Auslegung der Counterparts –<br />
hoch. Da die Counterparts jedoch zumeist nicht nur in diesem Modellprojekt tätig<br />
waren, sondern noch in weiteren Programmen und Projekten involviert sind – und<br />
zumeist über diese sind finanziert – ergeben sich daraus konsequenterweise Abwägungen<br />
des aufgewendeten zeitlichen Aufwandes für das „unterfinanzierte“<br />
Modellprojekt.<br />
Es wird empfohlen, dass die finanziellen Aufwendungen für die Counterparts (als<br />
Koordinatoren vor Ort) bzw. auch für die Trainer überprüft und angehoben werden.<br />
Damit ergäben sich veränderte finanzielle Anreizstrukturen, die die Erledigung<br />
bestimmter Aufgaben weniger zu einer Ermessensentscheidung des einzelnen<br />
machen. Die bisher eher rudimentär ausgestaltete Vergütung der Counterparts<br />
führt dazu, dass die Wahrnehmung bestimmter Aufgaben von der Stärke des Engagements<br />
dieser Mitarbeiter abhängig ist und führt dazu, dass die sdw in einigen<br />
Fällen diese Aufgabenwahrnehmung nicht so einfordern konnte.<br />
Zusätzlich sollte im Zuge einer vertiefenden Überprüfung der finanziellen Anreizstrukturen<br />
bzw. der Vergütungen untersucht werden, inwiefern das beteiligte<br />
Lehrpersonal im Rahmen seiner Arbeitszeit an den Schulungen teilnehmen konnte<br />
oder ob es eine Art von Vergütung des zusätzlichen Zeitaufwandes gab bzw. geben<br />
sollte.<br />
Einbindung von Eltern und Lehrern stärken<br />
Die Eltern der Projektteilnehmer wurden bisher zu Beginn kontaktiert und zu<br />
Veranstaltungen eingeladen, nahmen jedoch selten das Angebot wahr. Es wäre
<strong>IGES</strong> 91<br />
jedoch wünschenswert, dass es eine stärkere Einbindung der Eltern bzw. eine<br />
fokussiertere Wissensvermittlung an Eltern gibt. Auch die Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen<br />
regten an, dass die Einbindung der Eltern stärker in den<br />
Fokus genommen werden sollte.<br />
Die stärkere Einbindung der Eltern könnte – durch Elterninformationsabende des<br />
Lehrpersonals bzw. der Counterparts - den Übergang der Projektteilnehmer von<br />
der Schule in den Beruf positiv unterstützen. Dieses Angebot sollte dabei vor allem<br />
auf die Eltern ausgerichtet werden, bei denen die Projektteilnehmer noch zu<br />
Hause wohnen bzw. der Kontakt zu den Eltern noch stärker ausgeprägt ist.<br />
Auch die Einbindung des Lehrpersonals könnte noch stärker forciert werden. Einerseits<br />
stellen die Lehrer ein wichtiges Bindeglied zwischen den Eltern, den Jugendlichen<br />
und den Counterparts dar. Darüber hinaus ist das Projekt wegen der<br />
Freistellung der Schüler von der Schule auf die Akzeptanz des Lehrpersonal angewiesen.<br />
Zudem kann nur unter Einbindung der Lehrpersonals das wichtige Projektziel<br />
verfolgt werden, Lehrkonzepte zur berufsorientierenden Motivation und<br />
Kompetenzvermittlung von Jugendlichen/ jungen Erwachsenen an Lehrpersonal<br />
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