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Evaluationsbericht kurz - IGES Institut GmbH

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| Gesundheit | Mobilität | Bildung |<br />

Unternehmen: Jugend<br />

Zusammenarbeit mit Zukunft<br />

Evaluationsstudie<br />

<strong>IGES</strong> <strong>Institut</strong>. Ein Unternehmen der <strong>IGES</strong> Gruppe.


| Gesundheit | Mobilität | Bildung |<br />

Unternehmen: Jugend<br />

Zusammenarbeit mit Zukunft<br />

Evaluationsstudie<br />

Erstellt im Auftrag des Bundesministeriums<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugendliche<br />

Berlin, 2. April 2013<br />

<strong>IGES</strong> <strong>Institut</strong>. Ein Unternehmen der <strong>IGES</strong> Gruppe.


Autoren<br />

Dr. Sara Geerdes<br />

Dr. Martin Albrecht<br />

Alina Wolfschütz<br />

in Kooperation mit<br />

Univ.-Prof. Dr. Yvonne Anders, Freie Universität Berlin


ii<br />

<strong>IGES</strong>


<strong>IGES</strong><br />

iii<br />

Inhalt<br />

1 Hintergrund und Ziele des Modellprojekts .................................... 1<br />

1.1 Hintergrund: Fachkräftemangel und Bildungsdefizite ................. 1<br />

1.2 Träger, Teilnehmer und Maßnahmen des<br />

Modellprojekts .............................................................................. 2<br />

1.3 Ziele des Modellprojekts .............................................................. 5<br />

1.4 Zusammenarbeit mit weiteren Bundesprogrammen ..................... 7<br />

2 Evaluationskonzept ........................................................................... 8<br />

3 Erhebungsergebnisse ...................................................................... 11<br />

3.1 Modul 1 und 2: Projektteilnehmer im Jugend und<br />

jungen Erwachsenenalter ............................................................ 11<br />

3.1.1 Zielerreichung nach Einzelfaktoren ....................................... 12<br />

3.1.2 Projekterfolg ........................................................................... 24<br />

3.1.3 Zwischenfazit: Projektteilnehmer im jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenenalter................................................. 37<br />

3.2 Modul 3: Netzwerkaufbau .......................................................... 40<br />

3.2.2 Zwischenfazit: Netzwerkaufbau ............................................. 51<br />

3.3 Modul 4: Teilnehmende und nicht teilnehmende<br />

Unternehmen ............................................................................... 54<br />

3.3.1 Am Modellprojekt teilnehmende Unternehmen ..................... 54<br />

3.3.2 Am Modellprojekt nicht teilnehmende Unternehmen............ 60<br />

3.3.3 Zwischenfazit: Unternehmen ................................................. 64<br />

3.4 Modul 5: Multiplikatoren ........................................................... 66<br />

3.4.2 Zwischenfazit: Multiplikatoren .............................................. 72<br />

3.5 Tiefergehende Interviews / Einzelgespräche .............................. 73<br />

4 Ergebnisse und Ansatzpunkte zur Nachsteuerung ...................... 77<br />

4.1 Teilnehmende Jugendliche und junge Erwachsene .................... 77<br />

4.2 Multiplikatoren ........................................................................... 81<br />

4.3 Unternehmen ............................................................................... 82<br />

4.4 Netzwerkaufbau .......................................................................... 84<br />

4.5 Tiefergehende Interviews / Einzelgespräche .............................. 88<br />

4.6 Ausblick ...................................................................................... 89<br />

5 Anhang – siehe separates PDF ....................................................... 92<br />

5.1 Tabellenanhang ........................................................................... 93<br />

5.2 Beschreibung der Aufgaben und Ziele von Akteure und<br />

Projektmaßnahmen im Modellprojekt ...................................... 105


iv<br />

<strong>IGES</strong><br />

5.3 Datenschutzkonzept der Evaluation ......................................... 111<br />

5.4 Methodische Grenzen der Evaluation ....................................... 114<br />

5.5 Erhebungen und Datenauswertungen ....................................... 114<br />

5.5.1 Modul 1 und 2: Projektteilnehmer ....................................... 114<br />

5.5.2 Modul 3: Netzwerkbildung .................................................. 162<br />

5.5.3 Modul 4: Unternehmen ........................................................ 166<br />

5.5.4 Modul 5: Multiplikatoren ..................................................... 168<br />

6 Literaturverzeichnis ...................................................................... 173<br />

Abbildungen<br />

Abbildung 1: Anteil der Jugendlichen (1. Staffel) mit Plänen bzgl. einer<br />

Berufsausbildung ......................................................................... 13<br />

Abbildung 2: Anteil der Jugendlichen (1. Staffel) mit Zustimmung zu<br />

Aussagen zur Schulmotivation..................................................... 16<br />

Abbildung 3: Anteil der jungen Erwachsenen (1./2. Staffel) mit<br />

Zustimmung zu Aussagen zur Schulmotivation ........................... 17<br />

Abbildung 4: Anteil der Jugendlichen (1. Staffel) mit Zustimmung zu<br />

Aussagen zum Eintritt in das Berufsleben ................................... 19<br />

Abbildung 5: Anteil der jungen Erwachsenen (1./2. Staffel) mit<br />

Zustimmung zu Aussagen zum Eintritt in das Berufsleben .......... 19<br />

Abbildung 6: Schematische Kurzdarstellung des Einflusses von primären<br />

und sekundären Effekten auf den Eintritt in die berufliche<br />

Ausbildung oder den Arbeitsmarkt ............................................... 27<br />

Abbildung 7: Schematische Darstellung der Berechnung des Chancen-<br />

Erfolgs-Werts ............................................................................... 29<br />

Tabellen<br />

Tabelle 1: Anzahl der Projektteilnehmer ......................................................... 2<br />

Tabelle 2: Anzahl der Standorte und Veranstaltungen im Modellprojekt ......... 4<br />

Tabelle 3:<br />

Tabelle 4:<br />

Anteil der Projektteilnehmer (1./2. Staffel) mit Veränderung<br />

der Ziele in Bezug auf den Schulabschluss ................................. 12<br />

Anteil der jungen Erwachsenen (1./2. Staffel) nach<br />

beruflichen Perspektiven ............................................................. 14<br />

Tabelle 5: Anteil der Projektteilnehmer nach Berufswunschveränderung ..... 15<br />

Tabelle 6:<br />

Anteil der Jugendlichen (1. Staffel) mit Teilnahme an einem<br />

Praktikum/ Praxistagen in den letzten zwei Jahren bzw.<br />

Plänen zur Teilnahme .................................................................. 21


<strong>IGES</strong><br />

v<br />

Tabelle 7:<br />

Tabelle 8:<br />

Tabelle 9:<br />

Tabelle 10:<br />

Tabelle 11:<br />

Tabelle 12:<br />

Tabelle 13:<br />

Tabelle 14:<br />

Tabelle 15:<br />

Tabelle 16:<br />

Anteil der jungen Erwachsenen (1./2. Staffel) mit Teilnahme<br />

an einem Praktikum / Praxistagen in den letzten zwei Jahren<br />

bzw. Plänen zur Teilnahme ......................................................... 22<br />

Anteil der Befragten (1. Staffel) nach Status im Juli2011 und<br />

Februar 2012 ............................................................................... 23<br />

Chancen-, Erfolgs- und Chancen-Erfolgs-Werte nach<br />

Standorten ................................................................................... 31<br />

Nach Standortbedingungen gewichteter Chancen-Erfolgs-<br />

Wert............................................................................................. 34<br />

Anteil der Projektteilnehmer (1./ 2. Staffel) ohne Übertritt in<br />

Ausbildung im Rahmen des Projekts und unversorgte<br />

Bewerber für Berufsausbildungsstellen ohne bekannte<br />

Alternative ................................................................................... 35<br />

Befragte Netzwerkteilnehmer nach ihrer hauptsächlichen<br />

Funktion und intensiver Zusammenarbeit/Kontakt mit<br />

anderen Netzwerkpartnern .......................................................... 42<br />

Anteile von Netzwerktakteuren nach Absprachen im<br />

Netzwerk ..................................................................................... 43<br />

Anteile von Netzwerkpartnern nach Zusammenarbeit mit der<br />

sdw .............................................................................................. 45<br />

Anteile von Netzwerkpartnern nach Zusammenarbeit mit<br />

anderen Unterstützungsangeboten vor Ort und nach eigener<br />

Funktion ...................................................................................... 46<br />

Anteile von Netzwerkpartnern nach<br />

Verbesserungsmöglichkeiten im Netzwerkaufbau ........................ 47<br />

Tabelle 17: Anteile von Netzwerkpartnern nach Absprachen im Netzwerk ..... 48<br />

Tabelle 18:<br />

Tabelle 19:<br />

Anteile von Netzwerkpartnern nach möglicher Zielerreichung<br />

bei Projektteilnehmer ................................................................... 48<br />

Anteile von Netzwerkpartnern nach Funktion und<br />

Gesamteinschätzung des Modellprojekts .................................... 49<br />

Tabelle 20: Gesamteinschätzung des Modellprojekts nach Standorten .......... 50<br />

Tabelle 21: Unternehmen nach Anfrage und Wunsch zur Beteiligung ............ 56<br />

Tabelle 22:<br />

Tabelle 23:<br />

Tabelle 24:<br />

Tabelle 25:<br />

Anteil der Unternehmen nach Wahrnehmung der<br />

Projektteilnehmer ......................................................................... 57<br />

Anteil der Unternehmenskontakte nach Bewertung des<br />

Modellprojekts ............................................................................. 57<br />

Anteil der Unternehmenskontakte nach Einschätzung der<br />

besonderen Erfahrung, die die Projektteilnehmer in den<br />

jeweiligen Betrieb einbringen könnten ......................................... 58<br />

Anteil der Unternehmenskontakte nach Einsatz der<br />

Teilnehmer .................................................................................. 59


vi<br />

<strong>IGES</strong><br />

Tabelle 26:<br />

Tabelle 27:<br />

Tabelle 28:<br />

Tabelle 29:<br />

Tabelle 30:<br />

Tabelle 31:<br />

Tabelle 32:<br />

Anteil der Unternehmenskontakte nach Einsatz des<br />

Modellprojektteilnahme in der Öffentlichkeitsarbeit ...................... 60<br />

Anteil der Unternehmenskontakte mit Kenntnis über<br />

Resonanz der Teilnahme ............................................................. 60<br />

Anteil der nicht-teilnehmenden Unternehmen nach<br />

Bekanntheit des Modellprojekts ................................................... 61<br />

Anteil der nicht-teilnehmenden Unternehmen nach<br />

Einschätzung der Einsatzmöglichkeiten der<br />

Projektteilnehmer ......................................................................... 62<br />

Einschätzung der Vorteile bei Einbindung der benachteiligten<br />

Jugendlichen / jungen Erwachsene in nicht teilnehmende<br />

Unternehmen ............................................................................... 63<br />

Anteil der nicht-teilnehmenden Unternehmen nach Interesse<br />

an Modellprojektteilnahme und Gründen ..................................... 64<br />

Veränderung bei Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen<br />

in Hinblick auf Eltern- und Unternehmensansprache ................... 67<br />

Tabelle 33: Veränderung der Themenwahl bei Schulungsteilnehmer ............. 68<br />

Tabelle 34:<br />

Tabelle 35:<br />

Tabelle 36:<br />

Tabelle 37:<br />

Tabelle 38:<br />

Tabelle 39:<br />

Tabelle 40:<br />

Tabelle 41:<br />

Tabelle 42:<br />

Notwendige Kompetenzentwicklung der Projektteilnehmern<br />

nach Einschätzung der Teilnehmer der<br />

Multiplikatorenschulungen ........................................................... 69<br />

Veränderungen unter den Projektteilnehmern nach<br />

Einschätzung der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen ...... 70<br />

Notwendige thematische Fokussierung im Modellprojekt<br />

nach Einschätzung der Teilnehmer der<br />

Multiplikatorenschulungen ........................................................... 71<br />

Einschätzung der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen<br />

der Inhalte der Schulungen .......................................................... 72<br />

Anteil der jungen Erwachsenen (1./2. Staffel) nach Status im<br />

Juli 2011 und Februar 2012 ......................................................... 93<br />

Berechnung des Erfolgswerts bei jugendlichen<br />

Projektteilnehmer (1. Staffel) ....................................................... 94<br />

Berechnung des Erfolgswerts bei jungen Erwachsenen<br />

(Projektteilnehmer 1./2. Staffel) ................................................... 96<br />

Berechnung des Chancenwerts der jugendlichen<br />

Projektteilnehmer (1. Staffel) ....................................................... 98<br />

Berechnung des Chancenwerts bei jungen Erwachsenen<br />

(Projektteilnehmer 1./2. Staffel) ................................................. 100<br />

Tabelle 43: Netzwerkpartner nach festen Ansprechpartnern ........................ 102<br />

Tabelle 44:<br />

Begründungen der Teilnehmer der<br />

Multiplikatorenschulungen für ihre Erfahrungseinschätzung<br />

mit dem Modellprojekt ............................................................... 103


<strong>IGES</strong><br />

vii<br />

Tabelle 45:<br />

Beschreibung der Funktion, Aufgaben und Ziele der<br />

Projektmaßnahmen und -treffen ................................................ 105<br />

Tabelle 46: Beschreibung der Aufgaben der Akteure des Modellprojekts ..... 108<br />

Tabelle 47: Zuordnung von Kodes zu Standorten und Befragten ................. 111<br />

Tabelle 48:<br />

Tabelle 49:<br />

Tabelle 50:<br />

Tabelle 51:<br />

Tabelle 52:<br />

Abfrage von Teilnehmer-Stammdaten an den Standorten<br />

(Beispiel) ................................................................................... 113<br />

Rücklauf in den Erhebungen bei den Teilnehmer (1. Staffel<br />

und 2. Staffel) ............................................................................ 115<br />

Anteil der Befragungsteilnehmer nach<br />

Veranstaltungsteilnahme ........................................................... 116<br />

Anteil der Projektteilnehmer (1. und 2. Staffel) nach<br />

Geschlecht und Altersverteilung ................................................ 117<br />

Anteil der Projektteilnehmer (1. und 2. Staffel mit EV) nach<br />

Migrationshintergrund ................................................................ 117<br />

Tabelle 53: Rücklauf bei der Erhebung unter den Netzwerkpartnern ............ 162<br />

Tabelle 54:<br />

Befragte Netzwerkteilnehmer nach ihrer hauptsächlichen<br />

Funktion im Rahmen des Netzwerks und Standort .................... 163<br />

Tabelle 55: Netzwerkpartner nach Teilnahme .............................................. 164<br />

Tabelle 56: Netzwerkpartner nach Standort ................................................. 165<br />

Tabelle 57: Rücklauf bei den Erhebungen bei Unternehmen ....................... 166<br />

Tabelle 58:<br />

Tabelle 59:<br />

Anteil der Unternehmenskontakte nach Standort, Branche,<br />

öffentlichem Dienst und Anzahl von Mitarbeitern ....................... 167<br />

Anzahl der nicht-teilnehmenden Unternehmen nach Standort<br />

und Branche .............................................................................. 168<br />

Tabelle 60: Rücklauf bei der Erhebung unter Multiplikatoren ....................... 169<br />

Tabelle 61:<br />

Tabelle 62:<br />

Tabelle 63:<br />

Tabelle 64:<br />

Anzahl der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen nach<br />

ihrer beruflichen Tätigkeit .......................................................... 170<br />

Anteil der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen nach<br />

Kontakthäufigkeit ....................................................................... 171<br />

Akzeptanz des Modellprojekts unter den Projektteilnehmern<br />

nach Einschätzung der Teilnehmer der<br />

Multiplikatorenschulungen ......................................................... 171<br />

Anteil der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen nach<br />

Kontakthäufigkeit ....................................................................... 172


viii<br />

<strong>IGES</strong><br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

Abkürzung<br />

AIDR<br />

BMFSFJ<br />

ESF<br />

JMD<br />

KA<br />

sdw<br />

SV<br />

Erläuterung<br />

Mitarbeiter des Bundesprogramms<br />

"Aktiv in der Region / Berufsvorbereitungsjahr-Praktisch"<br />

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

Europäischer Sozialfond<br />

Bundesprogramm "Jugendmigrationsdienste"<br />

Bundesprogramm "Kompetenzagenturen"<br />

Stiftung der deutschen Wirtschaft<br />

Bundesprogramm "Schulverweigerung – Die 2. Chance"


<strong>IGES</strong><br />

ix


<strong>IGES</strong> 1<br />

1 Hintergrund und Ziele des Modellprojekts<br />

1.1 Hintergrund: Fachkräftemangel und Bildungsdefizite<br />

In Deutschland existiert eine hohe Anzahl von Risikoschülern 1 : 7,5 % aller Schüler<br />

verlassen die Schule ohne einen Schulabschluss [2]. 18,5 % der 15-Jährigen<br />

besitzen eine schwache Lesekompetenz [1]. Unter Schülerinnen und Schülern 2<br />

mit Migrationshintergrund liegt dieser Anteil deutlich höher.<br />

Gleichzeitig besteht in vielen Wirtschaftsbereichen in Deutschland bereits ein<br />

Fachkräftemangel. Die Bundesagentur für Arbeit schätzt, dass bis zum Jahr 2020<br />

zwei Millionen und bis zum Jahr 2030 insgesamt 4,2 Millionen Fachkräfte fehlen<br />

werden. Allein unter Geringqualifizierten werden nach dieser Berechnung<br />

600.000 Beschäftigte fehlen [3].<br />

Vor diesem Hintergrund gelten verschiedene Ansätze als erfolgsversprechend, um<br />

zu verhindern, dass der erwartete Fachkräftemangel durch Bildungsdefizite verschärft<br />

wird. Im Herbst 2010 gaben 482 professionell im Bereich der Aus- und<br />

Weiterbildung tätige Experten an, dass ihrer Meinung nach die Vorbereitung und<br />

Begleitung des Übergangs von der Schule in die Berufsausbildung diesbezüglich<br />

höchste Priorität habe. D. h. die Experten waren mehrheitlich der Meinung, dass<br />

Jugendliche, für die dieser Übergang gefährdet sein könnte, frühzeitig identifiziert<br />

werden und ihr Übergang kontinuierlich begleitet werden sollte [4-5]. Die Bundesagentur<br />

für Arbeit schätzt, dass derartige Ansätze mit dem Ziel, die Zahlen der<br />

Schulabgänger ohne Abschluss zu verringern, ein zusätzliches Erwerbskräftepotenzial<br />

von 50.000 bis 300.000 Personen (als Vollzeitäquivalente) hervorbringen<br />

könnte [3].<br />

Das Modellprojekt "Unternehmen:Jugend. Zusammenarbeit mit Zukunft" verfolgt<br />

einen derartigen Ansatz und fördert sogenannte benachteiligte Jugendliche und<br />

junge Erwachsene 3 je nach ihren Problemlagen individuell.<br />

1 Der Begriff Risikoschüler stammt aus den PISA-Studien und wird darin für Schüler verwendet,<br />

deren Leistungen sich auf der Kompetenzstufe 1 oder darunter befinden. Sie werden als<br />

Risikoschüler bezeichnet, da man bei ihnen das Risiko als sehr hoch ansieht, dass sie durch<br />

ihre geringe Kompetenz z. B. im Fach Mathematik oder beim Lesen, im Erwerbsleben<br />

Schwierigkeiten ausgesetzt sein werden [1].<br />

2 Ausschließlich im Sinne der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden nur noch die männliche<br />

Form verwendet.Gemeint sind jeweils immer Vertreterinnen und Vertreter beider Geschlechter.<br />

3 Die Zielgruppe der benachteiligte Jugendlichen wird in ihren Voraussetzungen als sehr heterogen<br />

angesehen. Die Gefährdung kann bei den Jugendlichen sowohl durch eine Lernbeeinträchtigung,<br />

als auch durch unzureichende Schulleistungen in grundlegenden Kompetenzbe-


2 <strong>IGES</strong><br />

1.2 Träger, Teilnehmer und Maßnahmen des Modellprojekts<br />

Das Modellprojekt wurde von der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) konzipiert<br />

und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

(BMFSFJ) gefördert. Die sdw setzte das Modellprojekt in Zusammenarbeit mit<br />

Partnern aus dem Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT 4 um. Das Modellprojekt<br />

wurde im Januar 2009 ins Leben gerufen und Ende des Jahres 2012 abgeschlossen.<br />

An dem Modellprojekt nahmen in Deutschland an elf Standorten 5 207 Teilnehmer<br />

teil: 122 benachteiligte Jugendliche und 85 benachteiligte junge Erwachsene (s.<br />

Tabelle 1). Insgesamt nahmen 280 Jugendliche und junge Erwachsene an einzelnen<br />

Veranstaltungen im Rahmen des Projekts teil, Im Laufe des Projektes schieden<br />

73 Jugendliche und junge Erwachsene aus unterschiedlichen Gründen aus –<br />

z. B. wegen Aufnahme eines Beschäftigungsverhältnisses (positive Abbrecher),<br />

eines Umzuges oder Ausscheiden auf eigenen Wunsch (für eine genauere Aufschlüsselung<br />

s. Tabelle 49). Die 73 Personen waren bei einzelnen Projektmaßnahmen<br />

anwesend und konnten ggf. davon profitieren.<br />

Tabelle 1:<br />

Anzahl der Projektteilnehmer<br />

Anzahl (ohne Ausgeschiedene)<br />

Jugendliche 1. Staffel 122<br />

Junge Erwachsene 1./2. Staffel 6 85<br />

Gesamtanzahl (ohne Ausgeschiedene) 207<br />

Quelle:<br />

Stammdaten für die Teilnehmer des Projektträgers Stiftung der deutschen<br />

Wirtschaft (sdw) (Stand: April/Mai 2012)<br />

reichen wie Lesen, Schreiben oder Rechnen bis zu psycho-sozialen Belastungsfaktoren und<br />

mangelnder Motivation aufgrund schwieriger Erziehungsverläufe und familiärer Umgebungen<br />

ausgelöst werden [6].<br />

4 Die Landesarbeitsgemeinschaften SCHULEWIRTSCHAFT werden von den Landesvereinigungen<br />

der Arbeitgeberverbände bzw. den Bildungswerken der deutschen Wirtschaft unterstützt.<br />

Vor Ort unterstützen regionale Arbeitgeberverbände, Kammern und Verbände die<br />

SCHULEWIRTSCHAFT-Arbeit in Arbeitskreisen, d. h. in regionalen, informellen Gesprächsgruppen<br />

treffen sich Vertreter von Schulen und der Wirtschaft. Für weitere Informationen<br />

siehe: http://www.schule-wirtschaft.de/www/schulewirtschaft.nsf/id/EN_Home?open<br />

5 Der elfte Standort Magdeburg wurde in der Evaluation nicht berücksichtigt, weil das Projekt<br />

dort später begann. In den Auswertungskapiteln werden deshalb zehn Standorte genannt.<br />

6 An der 1. Staffel des Modellprojekts waren sowohl Jugendliche als auch junge Erwachsene<br />

beteiligt, während an der 2. Staffel ausschließlich junge Erwachsene teilnahmen. Die Ergebnisse<br />

werden im folgenden Kapitel gemeinsam für die Gruppen der Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen dargestellt. Die Ergebnisse für beide Gruppen sind jedoch nur begrenzt vergleichbar,<br />

da sich diese in unterschiedlichen Lebenssituationen befinden und die jungen Erwachsenen<br />

aufgrund ihr höheren Alters – und damit ggf. längerer Misserfolgskarrieren – eine<br />

besonders benachteiligte Gruppe darstellen können


<strong>IGES</strong> 3<br />

Die Teilnehmer sind benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene, also<br />

beispielsweise Jugendliche, die in sozial schwachen Familien aufwachsen<br />

und/oder einen Migrationshintergrund besitzen. Bei gleicher Begabung – im<br />

Vergleich zu anderen Jugendlichen – benötigen diese jungen Menschen<br />

eine stärkere individuelle Förderung, um ihr Potenzial entfalten zu können.<br />

Die Jugendlichen konnten über einen Zeitraum von zwei Jahren acht Veranstaltungen<br />

besuchen: sechs stärkenorientierte Berufsorientierungsveranstaltungen<br />

(Future Camps 7 ), einen Talente-Check zur ersten Berufsorientierung 8 und einen<br />

Termin zur Durchführung eines Berufswahltests. Die jungen Erwachsen nahmen<br />

innerhalb eines Jahres an fünf Veranstaltungen teil: an vier Future Camps und an<br />

einem Talente-Check. Zielsetzung der Veranstaltungen für die Projektteilnehmer<br />

war es, dass diese ihre eigenen Fähigkeiten und Interessen erkennen und mit Unterstützung<br />

eine zielgerichtete Bewerbung schreiben konnten.<br />

Insgesamt fanden an den elf Standorten 96 Future Camps statt (s. Tabelle 2): 42<br />

wurden mit jungen Erwachsenen und 54 mit jugendlichen Teilnehmer durchgeführt.<br />

Als Teil der Future Camps wurden an allen elf Standorten insgesamt<br />

88 Betriebserkundungen mit den Projektteilnehmer durchgeführt. Dabei wurden<br />

die Projektteilnehmer jeweils durch einen ortsansässigen/s Betrieb/ Unternehmen<br />

geführt und erforschten aktiv den Betrieb, indem sie konkrete Aufgabenstellungen<br />

erfüllten (beispielsweise Beantwortung berufsorientierender Fragen).<br />

Im Modellprojekt fand an jedem der elf Standorte eine Schulung für Multiplikatoren<br />

(z. B. Lehrer und Schulsozialpädagogen) statt. Die Schulungen dienten zur<br />

Motivation und Befähigung der direkten Ansprache von bzw. Kooperation mit<br />

Unternehmen und der Vermittlung der Methodik der Future Camps. Die Schulung<br />

war modulartig aufgebaut, so dass es zwischen drei und fünf Schulungsterminen<br />

pro Standort gab. Insgesamt nahmen 105 Multiplikatoren an diesen Schulungen<br />

teil. Zusätzlich fanden für die Teilnehmer von Multiplikatorenschulungen an neun<br />

Standorten insgesamt 15 Betriebserkundungen statt.<br />

7 Future Camps sind stärkenorientierte BerufsorientierungsTrainingsveranstaltungen, die die<br />

sdw mit Trainern entwickelt hat. Inhalt sind vielfältige Aufgaben, bei denen sich die Projektteilnehmer<br />

intensiv mit ihren beruflichen Interessen, Neigungen, Fähigkeiten und persönlichen<br />

Stärken auseinander setzen sollen. In vereinfachten Assessment-Centern werden<br />

Schlüsselkompetenzen, die für die Ausbildungsreife eine wichtige Rolle spielen, wie z. B.<br />

Teamfähigkeit oder die Fähigkeit, Probleme zu lösen trainiert. Die Projektteilnehmer planen<br />

darüber hinaus konkrete Schritte zur Verwirklichung von Betriebspraktika oder Schülerfirmen,<br />

die sie später mit Unterstützung ihrer Lehrkräfte in der Schule umsetzen. Dabei stehen<br />

teilweise Auszubildende aus Unternehmen als Vorbild Rede und Antwort. Eine weitere Beschreibung<br />

der Aufgaben und Ziele der Partner und Veranstaltungen des Modellprojekt befindet<br />

sich im Anhang (s. Kapitel 5).<br />

8 Im Rahmen der Talente-Checks füllten die Projektteilnehmer Tests für eine erste Berufsorientierung<br />

aus, zu denen anschließend ein individueller Auswertungstermin stattfand.


4 <strong>IGES</strong><br />

Tabelle 2:<br />

Anzahl der Standorte und Veranstaltungen im Modellprojekt<br />

Anzahl<br />

Standorte 11<br />

Future Camps 96<br />

Betriebserkundungen (88 im Rahmen von Future Camps, 15 im Rahmen von<br />

Multiplikatorenschulungen)<br />

Multiplikatorenschulungen (jeweils bestehend aus mehreren Terminen) 11<br />

Plattformgespräche 26<br />

Steuergruppentreffen 80<br />

Quelle: Angaben des Projektträgers sdw (Stand: Mai 2012)<br />

Darüber hinaus kamen die Teilnehmer im Laufe des Modellprojekts mit Wirtschaftspartnern<br />

der Region in Kontakt, die in das Projekt eingebunden waren. An<br />

jedem Standort fanden verschiedene Veranstaltungen bzw. Projektmaßnahmen für<br />

den Aufbau eines Netzwerkes statt (z. B. Plattformgespräche), an denen verschiedene<br />

Partner teilnahmen:<br />

1. Mitarbeiter anderer Bundesprogramme (Kompetenzagenturen, Schulverweigerung<br />

- die 2. Chance, Jugendmigrationsdienste usw.),<br />

2. Wirtschaftspartner (Unternehmen, Verbände, Kammern, Innungen),<br />

3. Ansprechpartner des Netzwerks SCHULEWIRTSCHAFT,<br />

4. regionale Prozessbegleiter (Counterparts 9 ),<br />

5. Mitarbeiter von Schulen (Schulsozialpädagogen, Lehrer) und<br />

6. Standortreferenten des Projektträgers der Stiftung der deutschen Wirtschaft<br />

(sdw).<br />

Für die Projektpartner und -maßnahmen wurden zu Beginn keine verbindlichen<br />

Aufgaben, Rollen oder Ziele festgelegt. Das <strong>IGES</strong> <strong>Institut</strong> hat nach den Unterlagen<br />

des Projekts selbst eine Beschreibung der Aufgaben, Rollen und Ziele erarbeitet<br />

und diese mit der sdw abgestimmt. Diese ist im Anhang in Kapitel 5 zu finden.<br />

Insgesamt wurden von der sdw für die Veranstaltungen im Rahmen des Modellprojekts<br />

443 Netzwerkpartner angesprochen. Darunter waren 228 Unternehmen,<br />

die in das Modellprojekt eingebunden waren. Das Netzwerk setzte sich an jedem<br />

Standort aus ungefähr 20 Wirtschaftspartnern (d. h. Unternehmen, Verbände, Innungen,<br />

Kammern) sowie 5-7 Steuergruppenmitgliedern und 10-12 Multiplikatoren<br />

zusammen. Weitere 191 Unternehmen wurden im Rahmen des Modellprojekts<br />

kontaktiert, entschlossen sich dann aber nicht für ein Teilnahme an dem Modellprojekt.<br />

Zentrales und verbindendes Element für den Aufbau des regionalen Netzwerks<br />

waren Plattformgespräche, die zum Erfahrungsaustausch, der Generierung von<br />

Wissen und der Diskussion projektrelevanter Themen dienten. Bis Mai 2012 fan-<br />

103<br />

9 Die Counterparts sind regionale Prozessbegleiter, siehe Kapitel 5 für eine genauere<br />

Beschreibung der Aufgaben.


<strong>IGES</strong> 5<br />

den im Modellprojekt insgesamt 26 Plattformgespräche an neun Standorten statt,<br />

zehn weitere Plattformgespräche sind bis zum Projektende geplant.<br />

Die Plattformgespräche wurden bislang von insgesamt 17 Unternehmen und Betrieben,<br />

die Teil des Netzwerks waren, ausgerichtet. D. h. manche der Unternehmen<br />

richteten die Plattformgespräche mehrmals aus. An den neun Standorten, an<br />

denen Plattformgespräche stattfanden, nahmen 179 Unternehmen und 140 Jugendliche<br />

an den Plattformgesprächen als Gäste teil.<br />

Zur Vor- und Nachbereitung von Maßnahmen, zur Überprüfung und Beratung<br />

hinsichtlich der konzeptionellen Weiterentwicklung der Projektmaßnahmen und<br />

zur Abstimmung mit den Unternehmen fanden über alle Standorte hinweg 80<br />

Steuergruppentreffen statt. Zu den Steuerungsgruppen gehörten jeweils an den<br />

Standorten:<br />

1. Counterparts,<br />

2. Vertreter der Landesarbeitsgemeinschaften und Studienkreise<br />

SCHULEWIRTSCHAFT,<br />

3. jeweils ein Mitarbeiter der drei Bundesprogramme (Jugendmigrationsdienste,<br />

Kompetenzagenturen und Schulverweigerung – die 2. Chance),<br />

4. sdw-Referenten sowie<br />

5. bei der Zielgruppe der jungen Erwachsenen auch ein/e Vertreter/in der<br />

ARGE und der Agentur für Arbeit.<br />

Optional konnten Vertreter der Schulen (Schulleiter, Lehrer und Schulsozialarbeiter)<br />

daran teilnehmen.<br />

1.3 Ziele des Modellprojekts<br />

Übergeordnetes Ziel des Projekts ist die Hinführung der Jugendlichen zum Arbeitsmarkt.<br />

Darüber hinaus wurden für die verschiedenen Zielgruppen bzw. Partner<br />

des Modellprojekts spezifische Zielvorstellungen formuliert.<br />

Für Projektteilnehmer verfolgt das Modellprojekt folgende Ziele:<br />

1. Motivation, einen Schulabschluss und eine berufliche Ausbildung anzustreben,<br />

2. Erhöhung der Ausbildungsreife und Vorbereitung auf die Anforderungen<br />

der Arbeitswelt, Aktivierung und Stabilisierung der Jugendlichen und das<br />

Trainieren und Festigen ihrer Schlüsselkompetenzen anhand von stärkenorientierten<br />

Trainings- und Kompetenzfeststellungsverfahren: regelmäßige<br />

Teilnahme an einem Praktikum, Herausarbeiten von Interessen, Neigungen,<br />

Fähigkeiten und persönlichen Stärken, Stärkung von Selbständigkeit,<br />

Problemlöse-, Team- und Kommunikationsfähigkeit, Selbsteinschätzung, -<br />

bewusstsein und -vertrauen, Abbau von Berührungsängsten,<br />

3. Unterstützung des Übergangs von der Schule in den Beruf durch die Kontakte<br />

und Erfahrung der sdw,


6 <strong>IGES</strong><br />

4. Orientierung bei der Berufswahl,<br />

5. Teilnahme an Betriebspraktika oder Praxistagen sowie<br />

6. langfristig: Verbesserung der Chancen der Teilnehmer auf einen Ausbildungs-<br />

und Arbeitsplatz.<br />

In Hinblick auf den Aufbau funktionaler Netzwerke werden folgende Effekte des<br />

Modellprojekts erwartet:<br />

1. Mitarbeiter der Bundesprogramme "Jugendmigrationsdienste" (JMD),<br />

"Kompetenzagenturen" (KA) und "Schulverweigerung – die 2. Chance"<br />

(SV) und von Schulen bauen systematische Kooperationen zu Betrieben<br />

und Unternehmen auf und<br />

2. Unternehmen und Betriebe werden sensibilisiert für die Belange der Jugendlichen<br />

/ jungen Erwachsenen.<br />

Unternehmen können durch eine Teilnahme am Modellprojekt folgende Ziele<br />

erreichen:<br />

1. Schärfung des Blicks für die Ressourcen der Jugendlichen / jungen Erwachsenen,<br />

die den Anforderungen des Unternehmens auf den ersten<br />

Blick nicht genügen (z. B. Nutzen der sozialen und interkulturellen Kompetenzen<br />

der Jugendlichen / jungen Erwachsenen im Unternehmen, soziale<br />

und ethnische Vielfalt des Unternehmens),<br />

2. Vorbereitung des potenziellen Nachwuchses auf die Anforderungen der<br />

Unternehmen,<br />

3. Vermeidung späterer Ausbildungsabbrüche durch das Erzeugen von realistischen<br />

Erwartungen auf Seiten der Betriebe und Jugendlichen,<br />

4. Positive Außenwirkung bzw. die Prägung eines positiven Eindrucks vom<br />

Unternehmen durch die gezielte Öffentlichkeitsarbeit über das bildungspolitische<br />

und soziale Engagement des Unternehmens,<br />

5. Stärkung der Unternehmenskultur durch Verantwortungsübernahme der<br />

Mitarbeiter in Form von sozialem Engagement (z. B. Ausbildungspatenschaften).<br />

Die Mitarbeiter reflektieren ihre eigene Leistung und helfen mit<br />

ihrer Berufserfahrung anderen,<br />

6. Stärkung des Wirtschaftsstandortes und<br />

7. langfristige Unterstützung bei der Identifikation und Suche nach potenziellem<br />

Nachwuchs und einer Vorauswahl potenzieller Auszubildender anhand<br />

von Kompetenz-Checks und berufsorientierten Trainings.<br />

Das Modellprojekt verfolgt für die Multiplikatoren folgende Ziele:<br />

1. Ausbildung der Lehrer für Lehrkonzepte zur berufsorientierenden Motivation<br />

und Kompetenzvermittlung von Jugendlichen / jungen Erwachsenen<br />

und<br />

2. Aufbau von Kontakten zur Wirtschaft.


<strong>IGES</strong> 7<br />

Das Alleinstellungsmerkmal des Modellprojekts "Unternehmen:Jugend" gegenüber<br />

anderen Bundesprogrammen ist vor allem in der Herstellung der Kontakte<br />

und Verbindungen zur Wirtschaft zu sehen.<br />

1.4 Zusammenarbeit mit weiteren Bundesprogrammen<br />

Die Zusammenarbeit der Mitarbeiter und Akteure des Modellprojekts mit anderen<br />

Bundesprogrammen war ein wesentlicher Aspekt des Modellprojekts. Ein Grund<br />

hierfür war, dass die Projektteilnehmer für das Modellprojekt "Unternehmen:Jugend"<br />

zum großen Teil aus drei anderen Bundesprogrammen (s. u.) rekrutiert<br />

wurden. Darüber hinaus ist das Modellprojekt Teil der Initiative "JUGEND<br />

STÄRKEN" des BMFSFJ.<br />

Die Initiative bündelt verschiedene Programme und Projekte mit dem Ziel, benachteiligten<br />

Jugendlichen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund neue<br />

Chancen für ihre individuelle Entwicklung und ihre gesellschaftliche Teilhabe zu<br />

geben. Die Initiative "JUGEND STÄRKEN" umfasst, abgesehen von dem Modellprojekt,<br />

die Bundesprogramme "Jugendmigrationsdienste" (JMD), "Kompetenzagenturen"<br />

(KA) und "Schulverweigerung – die 2. Chance" (SV) an der<br />

Schnittstelle zur beruflichen Integration. Die drei Bundesprogramme verfolgen<br />

hauptsächlich folgende Ziele:<br />

1. SV: Erhöhung der physischen Anwesenheit von Teilnehmern in Schulen,<br />

2. JMD: gesellschaftliche Integration und<br />

3. KA: Hinführung zum Arbeitsmarkt.<br />

Während die Ziele der Programme SV und JMD nicht unmittelbar berufsorientiert<br />

waren, verfolgen die Kompetenzagenturen ähnliche Ziele wie das Modellprojekt,<br />

verwenden dabei aber einen anderen Ansatz: Im Rahmen des Bundesprogramms<br />

KA (wie auch im Fall von JMD) wird mit den Teilnehmern eine Einzelfallbetreuung<br />

mit Zwischenzielen vereinbart. Durch die Teilnahme an dem Modellprojekt<br />

und einem weiteren Bundesprogramm sollen die rekrutierten Jugendlichen<br />

/ jungen Erwachsenen eine besondere Förderung erhalten.<br />

Aufgabe der Evaluation des Modellprojekts "Unternehmen:Jugend" war es somit<br />

auch zu beleuchten, wie sich die Zusammenarbeit zwischen den drei Bundesprogrammen<br />

und dem Modellprojekt gestaltete.


8 <strong>IGES</strong><br />

2 Evaluationskonzept<br />

Das <strong>IGES</strong> <strong>Institut</strong> evaluierte im Zeitraum von Januar 2011 bis Ende Dezember<br />

2012 das Modellprojekt "Unternehmen:Jugend. Zusammenarbeit mit Zukunft. Die<br />

Evaluation setzt folgende Schwerpunkte bzw. konzentriert sich besonders auf folgende<br />

Projektziele:<br />

1. Hinführung von Jugendlichen zu einem Ausbildungs- und Arbeitsplatz,<br />

2. Hinführung von jungen Erwachsenen zu einem Ausbildungs- und Arbeitsplatz,<br />

3. Aufbau funktionsfähiger Netzwerke,<br />

4. Identifikation potenzieller Auszubildender durch die Unternehmen sowie<br />

5. Anregung von Multiplikatoren (z. B. Lehrer und Schulsozialpädagogen)<br />

zur Vermittlung von lehrstellen- und arbeitsmarktrelevanten Kompetenzen<br />

und zur positiven Wahrnehmung der Projektzielgruppe.<br />

In diesen Schwerpunkten überprüft die Evaluation die Erreichung der im Modellprojekt<br />

für diese Zielgruppen geplanten Ziele, die in Kapitel 1.3 beschrieben wurden.<br />

Der Projekterfolg, die Zielgruppenerreichung sowie die Erreichung der genannten<br />

Ziele werden auf Basis von bei den fünf oben genannten Projekt-<br />

Zielgruppen 10 eigens für die Evaluation schriftlich, persönlich und online erhobenen<br />

Daten analysiert. 11 Die formative Evaluation liefert so Informationen über die<br />

Wirkung des Modellprojekts, identifiziert die Faktoren, die den Projekterfolg<br />

hemmen oder begünstigen können und arbeitet Handlungsempfehlungen zur Optimierung<br />

des Projekts heraus. Aufgrund der vielfältigen methodischen Restriktionen<br />

bei der vorliegenden Evaluation kann eine Ergebnisevaluation (summativ)<br />

nur sehr begrenzt durchgeführt werden. Dieser Umstand ist zum einen darauf zurückzuführen,<br />

dass nur ein Messzeitpunkt möglich war. Einerseits war die Projektarbeit<br />

zu Beginn der Evaluation im Januar 2011 bereits über einen längeren<br />

Zeitraum im Gange, so dass eine methodisch korrekte „Baseline“-Erhebung vor<br />

Beginn des Projekts bei den Projektteilnehmern nicht möglich war. Des Weiteren<br />

wurden die Erhebungen während der Projektmaßnahmen in kontrolliertem Rah-<br />

10 Diese waren 1) Jugendliche (Teilnehmer der 1. Staffel), 2) junge Erwachsene (Teilnehmer<br />

der 1./ 2. Staffel), 3) Netzwerkpartner (Counterparts, Unternehmen, Sdw-<br />

Referenten, Schulsozialpädagogen, Lehrer, Multiplikatoren, Bundesprogrammmitarbeiter),<br />

4) teilnehmende und nicht teilnehmende Unternehmen sowie 5) Multiplikatoren.<br />

11 Die Fragebögen sind im Anhang (s. Kapitel 5) zu finden.


<strong>IGES</strong> 9<br />

men durchgeführt. Die daraus resultierende Unterbrechung des Projektablaufs<br />

sollte durch nur einen Messzeitpunkt möglichst gering gehalten werden.<br />

Darüber hinaus wurde die Erhebung an die Bedürfnisse der schwer zu erreichenden<br />

Zielgruppe der benachteiligten Jugendlichen und jungen Erwachsenen angepasst.<br />

Um verlässliche Aussagen und einen möglichst hohen Rücklauf zu erreichen,<br />

wurde ein niedrigschwelliger Fragebogen entwickelt. Dieser Fragebogen<br />

umfasste Fragen zu subjektiv wahrgenommenen Veränderungen während der Projektlaufzeit<br />

hinsichtlich arbeitsmarktrelevanter Ziele und Einstellungen. Diese<br />

können Hinweise für eine summative Bewertung liefern.<br />

Ein Vergleich mit Referenzdaten von anderen (Modell-)Projekten mit derselben<br />

bzw. einer ähnlichen Zielgruppe wurde, soweit möglich, durchgeführt. Dies war<br />

allerdings zu sehr begrenzt möglich, weil Daten über die Zielgruppe der benachteiligten<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht öffentlich zugänglich sind.<br />

Darüber hinaus sind die Zielgruppen im Vergleich zu anderen Programmen nicht<br />

ganz deckungsgleich (z. B. Kompetenzagenturen).<br />

Die Darstellung der Projektergebnisse basiert methodisch auf einer Chancenadjustierung.<br />

Unterschiedliche Eingangsvoraussetzungen machen es für die Projektteilnehmer<br />

unterschiedlich schwer, einen bestimmten Erfolg im Modellprojekt zu<br />

erzielen. Um zwischen den Standorten dennoch die Erreichung der Ziele adäquat<br />

vergleichen zu können, werden die Eingangsvoraussetzungen der Projektteilnehmer<br />

in dem Sinne berücksichtigt, dass der Projekterfolg anhand der Eingangsvoraussetzungen<br />

der Projektteilnehmer mithilfe eines eigens berechneten Chancen-<br />

Erfolgs-Werts gewichtet wird. Dieser anhand der Eingangsvoraussetzungen gewichtete<br />

Erfolg ermöglicht einen aussagekräftigen Vergleich der Ergebnisse des<br />

Modellprojekts in Bezug auf die Ziele für die teilnehmenden Jugendlichen und<br />

jungen Erwachsenen an den einzelnen Projektstandorten.<br />

Im Zuge der formativen Evaluation wurden unter den Partnern in jeder der fünf<br />

Zielgruppen Daten erhoben. Da das Modellprojekt zu Beginn der Evaluationsstudie<br />

bereits im Gange war, konnten die Daten jeweils nur zu einem Messzeitpunkt<br />

erhoben werden. Entsprechend den fünf Zielgruppen umfasst die Evaluation fünf<br />

Module:<br />

Modul 1: Das erste Modul der Evaluation umfasste die schriftliche Befragung<br />

der jugendlichen Projektteilnehmer der 1. Staffel. Für die Befragung<br />

wurde ein spezifisch auf die Zielgruppe abgestimmtes Erhebungsinstrument<br />

entwickelt. Die Erhebungen fanden im kontrollierten Rahmen, d. h.<br />

unter Anleitung und Aufsicht einer den Projektteilnehmern bekannten Person,<br />

an allen Standorten zwischen März 2011 und Juni 2011 statt. Die<br />

Trainer der Veranstaltungen im Modellprojekt wurden für die Erhebung<br />

von einer Mitarbeiterin des <strong>IGES</strong> <strong>Institut</strong>s geschult, so dass sie die Erhebung<br />

selbständig durchführen konnten. An zwei Standorten (Schwerin und<br />

Landkreis Dahme Spreewald) war eine Mitarbeiterin aus dem Evaluationsteam<br />

zusätzlich anwesend. An den übrigen Standorten führten die Trainer<br />

die Erhebung im kontrollierten Rahmen durch. Diese Vorgehensweise ermöglichte<br />

eine niedrigschwellige Erhebung in vertrautem Rahmen bzw.


10 <strong>IGES</strong><br />

das Vermeiden einer „Testatmosphäre“ und wurde gewählt, um eine möglichst<br />

hohe Rücklaufquote zu gewährleisten.<br />

Modul 2: Im zweiten Modul wurde eine schriftliche Befragung der jungen<br />

Erwachsenen (2. Staffel) anhand eines zielgruppenspezifischen Instruments<br />

im Zeitraum zwischen August 2011 und Januar 2012 durchgeführt.<br />

Modul 3: Die Befragung der Netzwerkteilnehmer erfolgte zwischen<br />

22. September und 31. Oktober 2011 in Form einer Online-Befragung unter<br />

den beteiligten Partnern (Counterparts, Unternehmen, Sdw-Referenten,<br />

Schulsozialpädagogen/Lehrer/ Multiplikatoren, Bundesprogrammmitarbeiter).<br />

Modul 4: Die Befragung der Teilnehmer der Multiplikatorenschulung erfolgte<br />

in Form einer Online-Befragung im Zeitraum von Oktober 2011 bis<br />

März 2012.<br />

Modul 5: Die Befragung der teilnehmenden Unternehmen erfolgte zwischen<br />

dem 13. und dem 27. Februar 2012. Die nicht teilnehmenden Unternehmen<br />

wurden im Oktober 2011 befragt. Beide Befragungen wurden online<br />

durchgeführt.<br />

Anschließend wurden die Hauptergebnisse aus den Befragungen zusammengefasst<br />

und analysiert. Es wurde anhand der Ergebnisse ein erfolgreicher und ein<br />

weniger erfolgreicher Standort ausgewählt. Vorgesehen war, abschließend vor Ort<br />

an diesen zwei Standorten, die den Projekterfolg hemmenden und begünstigenden<br />

Faktoren zu identifizieren. Aufgrund des zeitlich nachgelagerten Starts der Evaluation<br />

waren jedoch nicht mehr sämtliche Standorte während der aktiven Projektlaufzeit<br />

zugänglich, so dass von dieser geplanten Vorgehensweise abgewichen<br />

werden musste. Es wurde alternativ an zwei anderen Standorten bei den Plattformgesprächen<br />

hospitiert. Anschließend wurden mit einer Auswahl an Projektbeteiligten<br />

(Steuergruppenmitgliedern bzw. Counterparts, Trainern und Wirtschaftspartnern)<br />

an diesen Standorten Expertengespräche geführt. Ziel der Expertengespräche<br />

war es, die Situation an den Standorten aus der Sicht der Beteiligten zu<br />

erfahren sowie deren positive und negativen Eindrücke aufzunehmen. Zusätzlich<br />

waren die Experten dazu eingeladen, Empfehlungen zur Verbesserung auszusprechen.


<strong>IGES</strong> 11<br />

3 Erhebungsergebnisse<br />

Im Zuge der Evaluation wurden unter den Teilnehmern bzw. Partnern in jedem<br />

der fünf Evaluationsmodule (vgl. Kapitel 2) Erhebungen durchgeführt (für eine<br />

genaue Beschreibung des Rücklaufs siehe Anhang Kapitel 5.5). In den folgenden<br />

Abschnitten dieses Kapitels werden die Auswertungsergebnisse dieser Erhebungen<br />

in Hinblick auf die Zielerreichung für die jeweilige Gruppe vorgestellt:<br />

1. Projektteilnehmer im Jugendalter (1. Staffel),<br />

2. Projektteilnehmer im jungen Erwachsenenalter (1./2. Staffel),<br />

3. teilnehmende und nicht-teilnehmende Unternehmen,<br />

4. Netzwerkbildung sowie<br />

5. Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen (Multiplikatoren).<br />

3.1 Modul 1 und 2: Projektteilnehmer im Jugend und jungen Erwachsenenalter<br />

Auf Basis der unter den Projektteilnehmern schriftlich erhobenen Daten wurde die<br />

Zielerreichung unter den Projektteilnehmern im Jugend- und jungen Erwachsenenalter<br />

analysiert (für Informationen zum Rücklauf der Erhebung s. Anhang,<br />

Kapitel 5.4).<br />

Im Folgenden werden zunächst die Auswertungsergebnisse im Hinblick auf die<br />

einzelnen Teilziele des Modellprojekts dargestellt (Kapitel 3.1.1), anschließend<br />

wird der Projekterfolg im Hinblick auf die Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen<br />

insgesamt ermittelt (Kapitel 3.1.2). Ein zentrales Element der Evaluation des<br />

Projekterfolgs ist dabei die Berücksichtigung unterschiedlicher Eingangsvoraussetzungen<br />

der Projektteilnehmer aufgrund ihres familiären oder sozioökonomischen<br />

Hintergrunds, denn diese Unterschiede können die Wahrscheinlichkeit beeinflussen,<br />

mit der bestimmte ausbildungs- bzw. berufsbezogene Ziele erreicht<br />

werden.<br />

Für die vorliegende Evaluation wurde daher ein Teilnahmeerfolg-Index entwickelt,<br />

der unterschiedliche Kombinationen aus den möglichen Formen des Projekterfolgs<br />

(Teilzielen) und den individuell variierenden Eingangsvoraussetzungen<br />

der Teilnehmer vergleichbar macht. Das heißt: Erreichen zwei Teilnehmer<br />

dasselbe Teilziel (z. B. Ausbildungsplatz), verfügten aber über unterschiedliche<br />

Erfolgschancen aufgrund ihres sozioökonomischen Umfelds, so wird der Projekterfolg<br />

des/r Teilnehmers/in mit geringeren Erfolgschancen höher gewichtet. So<br />

wird sowohl der Projekterfolg differenziert abgebildet als auch ein fairer Vergleich<br />

von Standorten hinsichtlich ihres Projekterfolgs ermöglicht.


12 <strong>IGES</strong><br />

3.1.1 Zielerreichung nach Einzelfaktoren<br />

Das Modellprojekt verfolgte auf Ebene der Projektteilnehmer multiple Ziele, wie<br />

in Kapitel 1 beschrieben wurde. Die Zielerreichung bei Jugendlichen / jungen<br />

Erwachsenen in Hinblick auf die wichtigsten dieser Ziele werden in diesem Unterkapitel<br />

anhand von Einzelfaktoren überprüft. Mit der Vorstellung dieser Ergebnisse<br />

wird ein Gesamtüberblick bzw. eine eher qualitative Beschreibung des Entwicklungsstands<br />

der Projektteilnehmer gegeben.<br />

3.1.1.1 Schulische und berufliche Perspektiven, Berufswunsch und Schulmotivation<br />

Hinsichtlich der Projektteilnehmer verfolgte das Modellprojekt das Ziel, die Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen bei der Entwicklung einer beruflichen Perspektive<br />

und bei der Berufswahl zu unterstützen und Teilnehmer zu einem Schulabschluss<br />

oder einer beruflichen Ausbildung zu motivieren. Die entsprechenden<br />

Auswertungsergebnisse werden im folgenden beschrieben.<br />

Schulische Perspektiven<br />

Die Teilnahme an dem Modellprojekt konnte bei der überwiegenden Zahl der jugendlichen<br />

Teilnehmer der 1. Staffel eine Verbesserung bzw. Veränderung in<br />

Hinblick auf ihre schulischen Perspektiven hervorrufen (s. Tabelle 3).<br />

Tabelle 3:<br />

Anteil der Projektteilnehmer (1./2. Staffel) mit Veränderung der Ziele in Bezug<br />

auf den Schulabschluss<br />

Haben sich Deine Ziele in Bezug auf Deinen Schulabschluss<br />

durch die Teilnahme an dem Modellprojekt verändert?<br />

1. Staffel 1./2. Staffel<br />

Jugendliche (in junge<br />

%) Erwachsene (in<br />

%)<br />

Ja, im Gegensatz zu früher möchte ich jetzt einen Schulabschluss<br />

erreichen.<br />

Ja, im Gegensatz zu früher möchte ich jetzt einen Schulabschluss<br />

mit einem besseren Notendurchschnitt erreichen.<br />

Ja, im Gegensatz zu früher möchte ich jetzt einen höheren<br />

Schulabschluss erreichen.<br />

10,6 14,9<br />

34,9 2,1<br />

24,2 17,0<br />

Nein, es hat sich nichts geändert. 18,2 14,9<br />

Ich bin nicht mehr in der Schule / will keinen Abschluss mehr<br />

machen<br />

– 31,9<br />

Weiß nicht / sonstiges 1,5 6,4<br />

Keine Angabe 10,6 12,8<br />

Summe 100 (N=66) 100 (N=47)<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Knapp 70 % der befragten Jugendlichen gaben an, dass sich ihre Ziele in diesem<br />

Bereich verändert haben. Mehr als ein Drittel (34,9 %) der Befragten wollten einen<br />

Schulabschluss mit einem besseren Notendurchschnitt, gut 24 % einen höhe-


<strong>IGES</strong> 13<br />

ren Schulabschluss und gut 10 % wollten irgendeinen Schulabschluss erreichen,<br />

obwohl dies vorher nicht ihr Ziel war. Nur bei knapp einem Fünftel der Befragten<br />

(18,2 %) hatten sich die Ziele nicht verändert.<br />

Auch bei 34,0 % der Teilnehmer im jungen Erwachsenenalter (1./2. Staffel) hat<br />

die Teilnahme an dem Modellprojekt schulische Ziele geschaffen bzw. verändert.<br />

14,9 % der befragten jungen Erwachsenen wollten irgendeinen Schulabschluss<br />

erreichen, obwohl dies vorher nicht ihr Ziel war, und 17,0 % wollten einen höheren<br />

Schulabschluss erreichen. Bei 14,9 % der jungen Erwachsenen hatten sich die<br />

Ziele hingegen nicht verändert. Weiterhin wollte ein gutes Drittel (31,9 %) der<br />

Befragten keinen Abschluss mehr erreichen, z. B. weil sie sich zum Zeitpunkt der<br />

Befragung nicht mehr in der Schule befanden.<br />

Berufliche Perspektive<br />

Auch die berufliche Perspektive veränderte sich bei den Projektteilnehmer. Rund<br />

56 % der befragten Jugendlichen und 52 % der befragten jungen Erwachsenen<br />

sagten, dass sie wegen der Teilnahme am Modellprojekt nun eine Ausbildung<br />

absolvieren wollten (Werte nicht dargestellt).<br />

Insgesamt plant der Großteil der jugendlichen Teilnehmer (87,9 %) eine Berufsausbildung<br />

(s. Abbildung 1). Einen Ausbildungsplatz hatten zum Zeitpunkt der<br />

Befragung im Sommer 2011 jedoch nur knapp 5,0 % der Befragten sicher.<br />

Abbildung 1:<br />

Anteil der Jugendlichen (1. Staffel) mit Plänen bzgl. einer Berufsausbildung<br />

Hast Du eine Berufsausbildung geplant?<br />

Nein/ Ich habe etwas<br />

Anderes geplant<br />

4,6 3,0<br />

3,0<br />

Ja, später<br />

Ja<br />

Ja und den<br />

Ausbildungsplatz habe<br />

ich bereits sicher<br />

Kein Angabe<br />

87,9<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Die Projektteilnehmer im jungen Erwachsenenalter zeigten sich in Bezug auf ihre<br />

beruflichen Pläne im Vergleich zu den Jugendlichen als eine heterogenere Gruppe


14 <strong>IGES</strong><br />

(s. Tabelle 4). Fast die Hälfte der Befragten (46,8 %) wollte als nächstes eine Berufsausbildung<br />

beginnen und etwa ein Fünftel wollte arbeiten (19,2 %).<br />

Weitere 10,6 % wollten weiter die Schule besuchen und 6,4 % studieren. Nur<br />

2,1 % der Befragten hatten das Ziel, einen teilqualifizierenden Bildungsgang im<br />

Übergangssystem zu beginnen.<br />

Tabelle 4:<br />

Anteil der jungen Erwachsenen (1./2. Staffel) nach beruflichen Perspektiven<br />

Was möchtest Du als nächstes machen? %<br />

Weiter zur Schule gehen 10,6<br />

Studieren 6,4<br />

Arbeiten 19,2<br />

Übergangssystem (Berufsfachschule (BFS), schul. Berufsvor-bereitungsjahr (BVS),<br />

Berufsvorbereitende Maßnahme (BvB), Einstiegsqualifizierung (EQ)) 2,1<br />

Berufsausbildung 46,8<br />

Weiß nicht 8,5<br />

Keine Angabe 6,4<br />

Summe<br />

100 (N=47)<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Berufswunsch<br />

Bei der Erhebung wurde abgefragt, ob ein Berufswunsch neu aufgetreten war oder<br />

sich dieser verändert hatte. Angenommen wird, dass die Veränderung der Berufswahl<br />

einen positiven Effekt darstellt, da eine realistischere Einschätzung erfolgen<br />

konnte.<br />

Eine Neuorientierung bei der Berufswahl hat im Rahmen der Modellprojektteilnahme<br />

bei vielen Teilnehmern der 1. Staffel stattgefunden (s. Tabelle 5): Knapp<br />

40 % der Befragten gaben an, dass sie durch die Teilnahme an dem Modellprojekt<br />

einen anderen Berufswunsch haben als vorher. Ein gutes Fünftel (22,7 %) der<br />

Befragten hat nun einen Berufswunsch, obwohl es vorher keinen hatte. Bei gut<br />

einem Drittel der Befragten (33,3 %) hatte sich der Berufswunsch hingegen nicht<br />

verändert.<br />

Die Teilnehmer im jungen Erwachsenenalter orientierten sich im Rahmen der<br />

Modellprojektteilnahme zu einem geringeren Maße neu in Bezug auf ihre Berufswahl.<br />

51,1 % der befragten jungen Erwachsenen blieben dem Berufswunsch<br />

treu, den sie auch vor der Projektteilnahme bereits hatten. Möglicherweise hatten<br />

die jungen Erwachsenen schon wegen ihres höheren Alters bzw. zum Anlass des<br />

Verlassens der Schule bereits im Vorfeld mehr Überlegungen zu ihrem Berufswunsch<br />

angestellt.


<strong>IGES</strong> 15<br />

Tabelle 5:<br />

Anteil der Projektteilnehmer nach Berufswunschveränderung<br />

Hat sich Dein Berufswunsch durch die Teilnahme an dem<br />

Projekt geändert?<br />

1. Staffel<br />

Jugendliche (in<br />

%)<br />

1./2. Staffel<br />

junge<br />

Erwachsene (in<br />

%)<br />

Ja, früher hatte ich einen anderen Berufswunsch als heute. 39,4 19,2<br />

Ja, früher hatte ich keinen Berufswunsch und heute habe ich<br />

einen. 22,7 19,2<br />

Nein, früher hatte ich einen Berufswunsch und heute habe ich<br />

keinen mehr. 1,5 6,4<br />

Nein, früher hatte ich einen Berufswunsch und den habe ich heute<br />

noch immer. 33,3 51,1<br />

Nein, früher hatte ich keinen Berufswunsch und heute habe ich<br />

auch keinen. 1,5 0,0<br />

Keine Angabe 1,5 4,3<br />

Summe 100 (N=66) 100 (N=47)<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Dennoch bildete sich bei 19,2 % der befragten jungen Erwachsenen Berufswunsch<br />

durch die Teilnahme an dem Modellprojekt erst heraus. Weitere 19,2 %<br />

der Befragten gaben an, dass sich ihr Berufswunsch im Laufe des Projekts geändert<br />

hatte.<br />

6,4 % der jungen Erwachsenen gaben an, dass sie inzwischen keinen Berufswunsch<br />

mehr besitzen. Diese Entwicklung könnte durch die Korrektur unrealistischer<br />

Berufswünsche entstanden sein. Allerdings wurde für alle Teilnehmer/-<br />

innen die Entwicklung einer beruflichen Perspektive avisiert.<br />

Schulmotivation<br />

Die Schulmotivation wurde anhand der Zustimmung zu sechs Aussagen erhoben,<br />

die drei wesentliche Aspekte der Schulmotivation beleuchten:<br />

1. Erfüllung der zu Hause zu erledigender Aufgaben,<br />

2. Einschätzung des in der Schule vermittelten Wissens und<br />

3. Konzentration im Unterricht.<br />

Die Motivation scheint bei den jugendlichen Projektteilnehmer insbesondere in<br />

Bezug auf die Erfüllung der zu Hause zu erledigenden Aufgaben eher gering zu<br />

sein. Auch wenn dies möglicherweise auf den Großteil der gesamten Schülerschaft<br />

zutrifft, so ist doch auffällig, dass die Zustimmung zu diesen Aussagen im<br />

Vergleich zu der zu den anderen Aussagen bei den Jugendlichen besonders niedrig<br />

ausfiel. 40 bzw. 21,5 % der jugendlichen Projektteilnehmer gaben an, dass die<br />

Aussagen "Ich mache meine Hausaufgaben gerne." und "Ich strenge mich bei<br />

meinen Hausaufgaben an." gar nicht ihrer Meinung entsprachen bzw. sie diesen<br />

eher nicht zustimmten (s. Abbildung 2).


16 <strong>IGES</strong><br />

Abbildung 2:<br />

Anteil der Jugendlichen (1. Staffel) mit Zustimmung zu Aussagen zur Schulmotivation<br />

100,0<br />

90,0<br />

80,0<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

1,5 3,0<br />

28,8<br />

33,3<br />

36,4<br />

Was man in<br />

der Schule<br />

lernt, das<br />

braucht man<br />

für das spätere<br />

Leben.<br />

Ganz meine Meinung<br />

Stimme teilweise zu<br />

Gar nicht meine Meinung<br />

34,9<br />

33,3<br />

28,8<br />

15,4<br />

24,6<br />

36,9<br />

13,9<br />

7,7<br />

13,9<br />

35,4<br />

32,3<br />

9,2 10,8<br />

Im Ich mache<br />

Schulunterricht meine<br />

kann man viel Hausaufgaben<br />

Interessantes gerne.<br />

lernen.<br />

Stimme eher zu<br />

Stimme eher nicht zu<br />

Kein Angabe<br />

Ich strenge<br />

mich bei<br />

meinen<br />

Hausaufgaben<br />

an.<br />

1,5 3,0<br />

24,2 25,8<br />

53,0<br />

19,7<br />

In den meisten<br />

Schulfächern<br />

strenge ich<br />

mich an.<br />

40,9<br />

30,3<br />

Während der<br />

Schulstunden<br />

versuche ich<br />

mich auf den<br />

Unterricht zu<br />

konzentrieren.<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Der Großteil der Jugendlichen scheint hingegen das in der Schule vermittelte<br />

Wissen als relevant anzuerkennen. Den Aussagen "Was man in der Schule lernt,<br />

das braucht man für das spätere Leben." und "Im Schulunterricht kann man viel<br />

Interessantes lernen." stimmten 69,7 bzw. 62,1 % der Befragten voll und<br />

ganz/eher zu.<br />

Die Ergebnisse zeigen darüber hinaus, dass sich ein Großteil der Jugendlichen in<br />

der Schule durchaus anstrengt. 72,7 bzw. 71,2 % der jugendlichen Projektteilnehmer<br />

gaben ihre Zustimmung zu den Aussagen "In den meisten Schulfächern<br />

strenge ich mich" und "Während der Schulstunden versuche ich mich auf den Unterricht<br />

zu konzentrieren."<br />

Die Einschätzung des in der Schule vermittelten Wissens scheint bei den jungen<br />

Erwachsenen in etwa so positiv auszufallen wie bei den Jugendlichen: 66,0 %<br />

bzw. 74,5 % der befragten jungen Erwachsenen stimmten den Aussagen "Was<br />

man in der Schule lernt, das braucht man für das spätere Leben" und "Im Schulunterricht<br />

kann man viel Interessantes lernen." voll und ganz oder eher zu (s. Abbildung<br />

3).


<strong>IGES</strong> 17<br />

Abbildung 3:<br />

Anteil der jungen Erwachsenen (1./2. Staffel) mit Zustimmung zu Aussagen<br />

zur Schulmotivation<br />

100,0<br />

90,0<br />

80,0<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

29,8<br />

29,8<br />

36,2<br />

Was man in<br />

der Schule<br />

lernt, das<br />

braucht man<br />

für das spätere<br />

Leben.<br />

Ganz meine Meinung<br />

Stimme teilweise zu<br />

Gar nicht meine Meinung<br />

2,1 2,1<br />

19,2<br />

17,0<br />

31,9<br />

42,6<br />

Im<br />

Schulunterricht<br />

kann man viel<br />

Interessantes<br />

lernen.<br />

36,2<br />

27,7<br />

21,3<br />

34,0<br />

14,9 19,2<br />

Ich mache<br />

meine<br />

Hausaufgaben<br />

gerne.<br />

Stimme eher zu<br />

Stimme eher nicht zu<br />

Kein Angabe<br />

2,1<br />

2,1<br />

8,5<br />

17,0<br />

Ich strenge<br />

mich bei<br />

meinen<br />

Hausaufgaben<br />

an.<br />

29,8<br />

27,7<br />

27,7<br />

In den meisten<br />

Schulfächern<br />

strenge ich<br />

mich an.<br />

2,1<br />

21,3<br />

36,2<br />

36,2<br />

Während der<br />

Schulstunden<br />

versuche ich<br />

mich auf den<br />

Unterricht zu<br />

konzentrieren.<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Ein Unterschied zeigte sich bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen in<br />

Hinblick auf die Motivation bei zu Hause zu erledigenden Aufgaben. Ein höherer<br />

Anteil der jungen Erwachsenen als der Jugendlichen stimmte voll und ganz bzw.<br />

eher den Aspekten zu, dass sie sich bei ihren Hausaufgaben anstrengten (53,2 %)<br />

und ihre Hausaufgaben gerne erledigten (42,6 %).<br />

3.1.1.2 Einstellungen zum Berufseintritt und Einschätzung persönlicher<br />

Stärken<br />

Durch die Teilnahme am Modellprojekt sollten die Jugendlichen / jungen Erwachsenen<br />

aktiviert und stabilisiert werden. Darüber hinaus sollten sie auf die Anforderungen<br />

der Arbeitswelt vorbereitet und ihrer Schlüsselkompetenzen anhand von<br />

stärkenorientierten Trainings- und Kompetenzfeststellungsverfahren entwickelt<br />

und gestärkt werden. Interessen, Neigungen, Fähigkeiten und persönlichen Stärken<br />

der Projektteilnehmer sollten herausgearbeitet werden. Zusätzlich war es das<br />

Ziel die Selbständigkeit, Problemlöse-, Team- und Kommunikationsfähigkeit sowie<br />

Selbsteinschätzung, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zu verbessern und<br />

Berührungsängste abzubauen. Auf Basis der erhobenen Daten sind Aussagen über<br />

die Einstellungen zum Berufseintritt, die Selbsteinschätzungen hinsichtlich der<br />

Stärken sowie die Schulmotivation der Jugendlichen / jungen Erwachsenen mög-


18 <strong>IGES</strong><br />

lich. 12 Die dazugehörigen Auswertungsergebnisse werden im Folgenden dargestellt.<br />

Einstellungen zum Berufseintritt<br />

Insgesamt scheint sich die große Mehrheit der jugendlichen Projektteilnehmer<br />

dem Eintritt in das Erwerbsleben gewachsen zu fühlen. Den Aussagen "Ich kann<br />

mir mein späteres Berufsleben jetzt besser vorstellen" und "Ich habe keine Angst<br />

vor dem Eintritt ins Berufsleben" stimmten 40,9 % bzw. 47,0 % der Jugendlichen<br />

voll und ganz zu (s. Abbildung 4).<br />

77,3 % bzw. 89,4 % waren zudem voll und ganz / eher der Meinung, dass sie wissen,<br />

was sie werden möchten und dass sie sich anstrengen müssen, um einen Job<br />

zu finden. Fast alle Jugendlichen gaben darüber hinaus ihre Zustimmung (voll und<br />

ganz / eher) dazu, dass sie gern an den Veranstaltungen teilgenommen hatten<br />

(94,0 %).<br />

Die jungen Erwachsenen waren ebenfalls zuversichtlich in Hinblick auf ihren Berufseinstieg.<br />

Obwohl für diese Gruppe der Eintritt ins Berufsleben z. T. schon<br />

stattgefunden hatte, fiel die Zustimmung zu allen Aussagen in dieser Gruppe ähnlich<br />

hoch aus wie unter den Jugendlichen (s. Abbildung 5). Verglichen mit den<br />

Jugendlichen lag jedoch der Anteil der Befragten im jungen Erwachsenenalter<br />

deutlich niedriger, die der Aussage "Ich muss mich anstrengen, um einen Job zu<br />

finden." voll und ganz bzw. eher zustimmten (70,2 %).<br />

12 Die Ausbildungsreife bzw. Vorbereitung auf die Anforderungen der Arbeitswelt<br />

wurden im Rahmen der Evaluation nicht betrachtet. Dafür hätten Erhebungen anhand<br />

standardisierter Instrumente mit deutlich höherem Zeitumfang durchgeführt<br />

werden müssen. Da dies für die Zielgruppe teilweise eine Überforderung hätte darstellen<br />

können, wurde davon abgesehen.


<strong>IGES</strong> 19<br />

Abbildung 4:<br />

Anteil der Jugendlichen (1. Staffel) mit Zustimmung zu Aussagen zum Eintritt<br />

in das Berufsleben<br />

100,0<br />

90,0<br />

80,0<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

15,2<br />

40,9 30,3<br />

40,9<br />

Ich kann mir<br />

mein späteres<br />

Berufsleben jetzt<br />

besser<br />

vorstellen.<br />

Trifft voll und ganz auf mich zu<br />

Trifft teilweise zu<br />

Trifftgar nicht zu<br />

13,6<br />

7,6<br />

42,4<br />

47,0 45,5<br />

Ich habe keine<br />

Angst vor dem<br />

Eintritt ins<br />

Berufsleben.<br />

Ich weiß jetzt,<br />

was ich gut<br />

kann.<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu<br />

Keine Angabe<br />

19,7<br />

25,8<br />

1,5<br />

39,4<br />

51,5 50,0<br />

Ich weiß, was ich<br />

später mal<br />

werden möchte.<br />

Ich muss mich<br />

anstrengen, um<br />

einen Job zu<br />

finden.<br />

6,1<br />

6,1<br />

87,9<br />

Ich habe gerne<br />

an den<br />

Veranstaltungen<br />

teilgenommen.<br />

Quelle:<br />

Abbildung 5:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Anteil der jungen Erwachsenen (1./2. Staffel) mit Zustimmung zu Aussagen<br />

zum Eintritt in das Berufsleben<br />

100,0<br />

90,0<br />

80,0<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

Quelle:<br />

12,8<br />

44,7<br />

38,3<br />

Ich kann mir<br />

mei n späteres<br />

Berufsleben jetzt<br />

besser<br />

vorstellen.<br />

Trifft voll und ganz auf mich zu<br />

Trifft teilweise zu<br />

Trifftgar nicht zu<br />

6,4<br />

40,4<br />

4,3<br />

4,3<br />

42,6<br />

21,3<br />

27,7<br />

4,3<br />

10,6<br />

12,8<br />

23,4<br />

51,1 46,8 48,9 46,8<br />

Ich habe kei ne<br />

Angst vor dem<br />

Eintritt ins<br />

Berufsleben.<br />

Ich weiß j etzt, Ich weiß, was ich<br />

was ich gut kann. später mal<br />

werden möchte.<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft eher nicht zu<br />

Keine Angabe<br />

Ich muss mich<br />

anstrengen, um<br />

einen Job zu<br />

finden.<br />

2,1<br />

23,4<br />

72,3<br />

Ich habe gerne<br />

an den<br />

Veranstaltungen<br />

teilgenommen.


20 <strong>IGES</strong><br />

Selbsteinschätzung hinsichtlich persönlicher Stärken und Schwächen<br />

Die meisten jugendlichen Teilnehmer konnten eigene Stärken und Schwächen<br />

benennen. Es wurden insgesamt 29 Schwächen und 39 Stärken beschrieben. Nur<br />

10,6 % der Befragten gaben keine Schwäche an, während nur 4,5 % keine Stärke<br />

nannten. Unter die meistgenannten Stärken fielen "Selbstbewusstsein", "Teamfähigkeit"<br />

und "Hilfsbereitschaft".<br />

Am häufigsten nannten die jugendlichen Teilnehmer als ihre Schwächen, ihre<br />

"Schüchternheit", "Zurückhaltung" oder "Scheu",<br />

"Ungeduld" bzw. "schnelle Nervosität" oder<br />

ihr "Deutsch bzw. Sprache".<br />

Ein positives Bild des Selbsteinschätzung der Projektteilnehmer zeichnet das Ergebnis,<br />

dass 45,5 % der Jugendlichen und 46,8 % der jungen Erwachsenen voll<br />

und ganz der Aussage zustimmten "Ich weiß jetzt, was ich gut kann" (s. Abbildung<br />

4).<br />

Auch die meisten der befragten jungen Erwachsenen benannten ihre Schwächen<br />

und Stärken. Als häufigste Schwäche nannten die jungen Erwachsenen ebenfalls<br />

"Schüchternheit" oder "Zurückhaltung" (11 %), während "Freundlichkeit" die<br />

meistgenannte Stärke war (17 %). 11 % der jungen Erwachsenen gaben keine<br />

Stärke und fast 30 % keine Schwäche an.<br />

3.1.1.3 Teilnahme an einem Praktikum / an Praxistagen<br />

Die Verwirklichung von Betriebspraktika oder Praxistagen für die Teilnehmer<br />

war eins der Ziele im Modellprojekt. Die Kontakte der Wirtschaftspartner sollten<br />

dafür genutzt werden. In diesem Kapitel werden die entsprechenden Auswertungsergebnisse<br />

vorgestellt.<br />

Knapp 40 % der jugendlichen Teilnehmer (d. h. 26 Personen) hatten in den letzten<br />

Jahren bzw. während der Laufzeit des Projekts an einem Praktikum oder einmal<br />

an Praxistagen teilgenommen (s. Tabelle 6). Weitere 30 % (bzw. 20 Personen)<br />

hatten sogar an mehreren Praktika oder Praxistagen teilgenommen. Ein weiteres<br />

knappes Drittel (28,8 %) hatten weder an einem Praktikum noch an Praxistagen<br />

teilgenommen.<br />

Die Mehrheit (50 bzw. 57,9 %) derjenigen, die einmal an einem Praktikum/ Praxistagen<br />

teilgenommen oder diese bislang noch nicht getan haben, sowie alle die<br />

noch nicht teilgenommen hatten wollten dies zu einem späteren Zeitpunkt noch<br />

tun. 42,2 %der befragten Jugendlichen, die an einem Praktikum oder Praxistagen<br />

teilgenommen hatten, wollten später noch einmal ein Praktikum absolvieren.


<strong>IGES</strong> 21<br />

Tabelle 6:<br />

Anteil der Jugendlichen (1. Staffel) mit Teilnahme an einem Praktikum/ Praxistagen<br />

in den letzten zwei Jahren bzw. Plänen zur Teilnahme<br />

Hast Du in den letzten zwei Jahren im Rahmen des Projekts "Unternehmen: Jugend" an<br />

Praxistagen/ einem Praktikum teilgenommen? (%)<br />

Ja, an einem<br />

Ja, an<br />

mehreren<br />

Nein<br />

Nein, aber vor<br />

mehr als zwei<br />

Jahren<br />

Summe<br />

% 39,4 30,3 28,8 1,5 66<br />

N 26 20 19 1 100<br />

Davon (in %):<br />

Hast Du vor, später an einem (weiteren) Praktikum oder Praxistagen teilzunehmen?<br />

Ja, Praktikum 42,3 50,0 57,9 100,0 33<br />

Ja, Praxistage 11,5 5,0 5,3 0,0 5<br />

Nein 30,8 40,0 36,8 0,0 23<br />

Keine Angabe 15,4 5,0 0,0 0,0 5<br />

Summe 100 % 100 % 100 % 100 % 66<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Unter den jungen Erwachsenen hatten nur rund ein Viertel (25,5 %) in den letzten<br />

zwei Jahren, während der Laufzeit des Projekts, an einem oder mehreren Praktika<br />

oder Praxistagen teilgenommen (s. Tabelle 7). Gut zwei Drittel (63,8 %) – ein<br />

deutlich höherer Anteil als bei den Jugendlichen – hatten weder an Praxistagen<br />

noch an einem Praktikum teilgenommen.<br />

Weitere 6,4 % besaßen im Laufe des Projekt allerdings auch keine Möglichkeit,<br />

ein Praktikum zu absolvieren oder an Praxistagen teilzunehmen.<br />

50,0 % bzw. 75,0 % derjenigen, die einmal oder mehrmals an einem Praktikum<br />

oder Praxistagen teilgenommen hatten, wollten zu einem späteren Zeitpunkt ein<br />

Praktikum absolvieren. Hingegen wollte die Mehrheit der Personen, die noch<br />

nicht teilgenommen hatten, keine Möglichkeit dazu besaßen oder die vor mehr als<br />

zwei Jahren bereits ein Praktikum absolviert hatten, dies zu einem späteren Zeitpunkt<br />

nicht mehr tun.


22 <strong>IGES</strong><br />

Tabelle 7:<br />

Anteil der jungen Erwachsenen (1./2. Staffel) mit Teilnahme an einem Praktikum<br />

/ Praxistagen in den letzten zwei Jahren bzw. Plänen zur Teilnahme<br />

Hast Du in den letzten zwei Jahren im Rahmen des Projekts "Unternehmen:Jugend" an<br />

Praxistagen/einem Praktikum teilgenommen? (%)<br />

Ja, an<br />

einem<br />

Ja, an<br />

mehreren<br />

Nein, habe<br />

ich nicht<br />

Nein, aber<br />

vor zwei<br />

Jahren<br />

Nein, keine<br />

Möglichkeit /<br />

trifft nicht zu<br />

Keine<br />

Angabe<br />

Summe<br />

% 17,0 8,5 63,8 2,1 6,4 2,1 100,0<br />

N 8 4 30 1 3 1 47<br />

Davon (in %):<br />

Hast Du vor, später an einem (weiteren) Praktikum oder Praxistagen teilzunehmen?<br />

Ja, Praktikum 50,0 75,0 40,0 0,0 33,3 0,0 20<br />

Ja, Praxistage 12,5 0,0 3,3 0,0 0,0 0,0 2<br />

Nein 37,5 25,0 53,3 100,0 66,7 0,0 23<br />

Keine Angabe 0,0 0,0 3,3 0,0 0,0 100,0 2<br />

Summe 100 % 100 % 100 % 100 % 100 % 100 % 47<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

3.1.1.4 Schulischer und beruflicher Status im Zeitverlauf<br />

Das Ziel der Hinführung zu einem Ausbildungs- und Arbeitsplatz kann auch daran<br />

gemessen werden, ob die Projektteilnehmer ihren schulischen oder beruflichen<br />

Status über einen Zeitraum von sieben Monaten (Juli 2011 bis Februar 2012) während<br />

der Projektlaufzeit halten bzw. sogar verbessern konnten. Die Erhebungen im<br />

Rahmen der Evaluation wurden an einem Zeitpunkt durchgeführt und können<br />

keine Aussage zur Entwicklung des schulischen bzw. beruflichen Status geben.<br />

Aufgrund dessen wurde auf die Daten der sdw zurückgegriffen, welche es ermöglichen<br />

diese Entwicklung im Zeitverlauf zu betrachten. Die sdw-Teilnehmer-<br />

Stammdaten 13 aus dem Juli 2011 und Februar 2012 – d. h. zum Zeitpunkt der Befragung<br />

und sieben Monate später – geben Auskunft über den Verbleib und die<br />

Entwicklung der Projektteilnehmer (s. Tabelle 8 und Tabelle 38). Die Daten geben<br />

damit einen Hinweis darauf, ob der Übergang von der Schule in den Beruf im<br />

Modellprojekt unterstützt werden konnte.<br />

Der Großteil der jugendlichen Befragten war zum Zeitpunkt der Befragung im<br />

Juli 2011 Schüler (s. Tabelle 8). Sieben Monate später stellt sich der Verbleib<br />

13 Zu beachten ist bei der Interpretation allerdings, dass die Daten nur für eine grobe<br />

Einschätzung dienen können, da keine genauen Informationen über den Statuswechsel<br />

vorliegen. D. h. beispielsweise kann nicht ermittelt werden, ob eine Ausbildung<br />

abgeschlossen wurde bevor der Wechsel in die Arbeitslosigkeit erfolgte oder ob<br />

der/die Projektteilnehmer/in vor dem Eintritt in die Arbeitslosigkeit die Ausbildung<br />

abbrach.


<strong>IGES</strong> 23<br />

dieser Gruppe recht positiv dar. Gut 40 % (N=24) dieser Gruppe waren auch sieben<br />

Monate später noch Schüler. Ein weiteres Drittel der Gruppe (30,4 % bzw.<br />

N=17) waren bereits in eine Ausbildung eingemündet, d. h. hier hatte eine Statusverbesserung<br />

stattgefunden.<br />

12,5 % derjenigen, die im Juli 2011 Schüler waren, befanden sich im Februar<br />

2012 in einer berufsvorbereitenden Maßnahme (N=7). Bei rund 11 % der Befragten<br />

konnte der Status im Februar 2012 allerdings nicht ermittelt werden (N=6).<br />

In der vergleichsweise kleinen Gruppe der befragten Personen (N=5), die im Juli<br />

2011 bereits in einer Ausbildung waren, zeigt sich, dass die drei Personen diese<br />

auch im Februar 2012 noch weiterführten. Nur eine Person war aus der Ausbildung<br />

ausgeschieden und eine weitere Person war ins Ausland verzogen. Die Personen,<br />

die sich in einer berufsvorbereitenden Maßnahme bzw. in Suchttherapie<br />

befunden hatten, führten dies jeweils auch sieben Monate später noch fort.<br />

Tabelle 8: Anteil der Befragten (1. Staffel) nach Status im Juli2011 und Februar 2012<br />

Status im Juli2011<br />

Arbeitslos<br />

Auszubildende/r<br />

Berufsvorbereitende<br />

Maßnahme<br />

Schüler/in<br />

Suchttherapie<br />

Anteile in % 1,5 7,6 4,6 84,9 1,5<br />

Anzahl (Gesamtanzahl=66) 1 5 3 56 1<br />

Davon: Status im Februar 2012 (Anzahl)<br />

Arbeitslos – 1 – – –<br />

Auszubildende/r – 3 – 17 –<br />

Berufsvorbereitende<br />

Maßnahme – – 3 7 –<br />

Jugendwerkstatt – – – 1 –<br />

Schüler/in – – – 24 –<br />

Suchttherapie – – – – 1<br />

Unbekannt 1 – – 6 –<br />

Bundesfreiwilligendienst – – – 1 –<br />

Verzogen (Ausland) – 1 – – –<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Im Juli 2011 befand sich fast ein Drittel der jungen Erwachsenen bzw. 12 Personen<br />

in einer berufsvorbereitenden Maßnahme (Tabelle 38). Jeweils sieben Personen<br />

befanden sich in einer Ausbildung und waren Schüler (Abendgymnasium<br />

etc.). Sechs Personen machten einen Sprachkurs, vier Personen absolvierten ein<br />

Praktikum, sechs Personen waren arbeitslos, zwei Personen nahmen an einem<br />

freiwilligen sozialen Jahr teil, eine Person war beschäftigt und zwei als Aushilfen<br />

tätig.


24 <strong>IGES</strong><br />

Ein positives Ergebnis lässt sich aus den Daten dahingehend ablesen, dass die<br />

meisten der befragten Projektteilnehmer im jungen Erwachsenenalter, die nicht<br />

arbeitslos waren, sich auch sieben Monate später im selben Status wie im Sommer<br />

2011 befanden. Ein/e Auszubildende/r war allerdings in berufsvorbereitende<br />

Maßnahmen, die generell mit geringeren Arbeitsmarktchancen verbunden wird,<br />

eingemündet.<br />

Zwei der Personen, die vorher arbeitslos waren, waren sieben Monate später noch<br />

immer arbeitslos. Etwa die Hälfte der Personen in berufsvorbereitende Maßnahmen<br />

und in einem Sprachkurs (N=6 bzw. 3) waren dort auch sieben Monate später<br />

noch zu finden.<br />

3.1.1.5 Nachhaltigkeit<br />

Hinsichtlich der Nachhaltigkeit in Bezug auf die Projektteilnehmer wurden keine<br />

spezifischen Ziele genannt. Eine gezielte Begleitung der Jugendlichen / jungen<br />

Erwachsenen war im Modellprojekt an den einzelnen Standorten – nachdem alle<br />

Veranstaltungen stattgefunden hatten bzw. die Projektteilnehmer in eine Ausbildung<br />

eingemündet waren – nicht vorgesehen. In Einzelfällen bzw. im Bedarfsfall<br />

berieten sdw-Referenten Projektteilnehmer (z. B. zum Erstellen einer Bewerbung)<br />

jedoch auch nachdem alle Veranstaltungen bereits stattgefunden hatten.<br />

In einigen Fällen nahmen die Jugendlichen / jungen Erwachsenen keinen Kontakt<br />

mehr zu Mitarbeitern der sdw auf. Eine versuchte Kontaktaufnahme der sdw oder<br />

durch Mitarbeiter der Kompetenzagenturen zu diesen Personen gestaltete sich<br />

meist schwierig nachdem die letzte Veranstaltung stattgefunden hatte, die Projektlaufzeit<br />

aber noch nicht vorüber war.<br />

Laut Aussagen der sdw bestand jedoch noch „nach mehr als einem Jahr nach Ende<br />

der Future Camps Kontakt zu rund zwei Dritteln der Teilnehmer“. Es würden<br />

sich „einige Teilnehmer von sich aus bei den sdw-Mitarbeitern melden, bei der<br />

Mehrheit übernehmen die sdw-Mitarbeiter selbst die Initiative“. Auch die Statusinformationen<br />

der ehemaligen Teilnehmer wurden so in „regelmäßigen Abständen“<br />

erhoben und es wurden zusätzliche Unterstützungsangebote unterbreitet.<br />

3.1.2 Projekterfolg<br />

Unterschiedliche Eingangsvoraussetzungen machen es für die Projektteilnehmer<br />

unterschiedlich schwer, die Ziele des Modellprojekts zu erreichen. Um die Projektergebnisse<br />

der Standorte unter Berücksichtigung dieser unterschiedlichen<br />

"Schwierigkeitsgrade" vergleichen zu können, müssen die Eingangsvoraussetzungen<br />

der Projektteilnehmer in dem Sinne berücksichtigt werden, dass der Projekterfolg<br />

anhand der Eingangsvoraussetzungen der Projektteilnehmer gewichtet wird.<br />

Ein solcher – anhand von Eingangsvoraussetzungen – gewichteter Erfolg ermöglicht<br />

einen aussagefähigen Vergleich des Erfolgs des Modellprojekts in Bezug auf<br />

die Ziele für die teilnehmenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen an den


<strong>IGES</strong> 25<br />

einzelnen Projektstandorten. So konnten besonders erfolgreiche und weniger erfolgreiche<br />

Standorte ermittelt werden.<br />

Zur Darstellung des anhand der Eingangsvoraussetzungen gewichteten Erfolgs<br />

wurde ein Chancen-Erfolgs-Wert ermittelt, dessen Berechnung nachfolgend beschrieben<br />

wird.<br />

3.1.2.1 Berechnung des Chancen-Erfolgs-Werts<br />

Zur Berechnung des Chancenwert-Erfolgsstufen-Modells wurden zunächst ein<br />

Erfolgswert und ein Chancenwert berechnet. Aus beiden Werten wurde anschließend<br />

der gewichtete Erfolgswert – der Chancen-Erfolgs-Wert – berechnet.<br />

Berechnung des Erfolgswerts<br />

Zunächst wurde ein Erfolgswert ermittelt, der anzeigt, wie "erfolgreich" die Teilnehmer<br />

im Sinne des Projekts waren. Der Erfolgswert wird auf Basis von acht<br />

Faktoren (bzw. erhobenen Variablen) gebildet. Diese Variablen bilden die Hauptziele<br />

des Modellprojekts für die Projektteilnehmer ab. Die acht Variablen und das<br />

jeweils dadurch abgebildete Ziel im Modellprojekt sind:<br />

1. Schreiben von Bewerbungen<br />

(Ziel: Unterstützung des Übergangs von der Schule in den Beruf),<br />

2. Regelmäßige Teilnahme an den Veranstaltungen des Modellprojekts<br />

(Ziel: Aktivierung und Stabilisierung der Jugendlichen),<br />

3. Erzeugung eines Berufswunsches bzw. positive Veränderung des Berufswunschs<br />

(Ziel: Orientierung bei der Berufswahl),<br />

4. Nennung eigener Schwächen (Ziel: Selbsteinschätzung),<br />

5. Positive Veränderung der Ziele in Bezug auf eine Ausbildung<br />

(Ziel: Motivation zu einem Schulabschluss und einer beruflichen Ausbildung),<br />

6. Pläne für eine Berufsausbildung bzw. Erhalt einer Berufsausbildung<br />

(Ziel: Motivation zu einem Schulabschluss und einer beruflichen Ausbildung),<br />

7. Einschätzung der Wichtigkeit einer Berufsausbildung<br />

(Ziel: Motivation zu einem Schulabschluss und einer beruflichen Ausbildung),<br />

8. Einstellung zum Eintritt ins Erwerbsleben 14<br />

(Ziel: Vorbereitung auf die Anforderungen der Arbeitswelt, Aktivierung<br />

14 Die Variable "Einstellung zum Eintritt ins Erwerbsleben" wurde als Skala aus Einzelitems<br />

gebildet. Dabei wurden die Skalen anhand von Cronbach's Alpha getestet<br />

und einzelne Items nur aufgenommen, wenn Cronbach's Alpha größer oder gleich<br />

0,7 war. Die einzige Ausnahme stellte die Berechnung für die jungen Erwachsenen


26 <strong>IGES</strong><br />

und Stabilisierung der Jugendlichen und Abbau von Berührungsängsten)<br />

sowie<br />

9. Absolvierung von Praktikum / Praxistagen<br />

(Ziel: Teilnahme an Betriebspraktika oder Praxistagen).<br />

Die unterschiedlichen Ausprägungen (bzw. Antwortkategorien) dieser neun Variablen<br />

wurden jeweils in einen Punktewert übersetzt. Einer Ausprägung, die im<br />

Sinne des Projekts einen größeren Erfolg darstellt, wird dabei eine höhere Punktzahl<br />

zugeordnet. Jeder dieser Zellen mit Ausprägungen wird ein Punktewert zugeordnet.<br />

Es werden zwei fehlende Werte zugelassen. Anschließend wird der Mittelwert<br />

aus den in den einzelnen Zellen vergebenen Punktezahlen basierend auf<br />

neun Variablen ermittelt. Dieser Wert stellt den Erfolgswert eines/r Projektteilnehmers/in<br />

dar.<br />

Tabelle 39 (s. Anhang) stellt die neun Variablen, die zur Berechnung des Erfolgswerts<br />

für die jugendlichen Projektteilnehmer verwendet wurden in den Zeilen<br />

dar. Die Spalten umfassen die jeweiligen Ausprägungen dieser Variable, denen<br />

je nach Zelle ein Punktewert zugeordnet wird.<br />

Da sich die jungen Erwachsenen in einer anderen Lebenssituation befinden, haben<br />

diese einige Fragen beantwortet, die den Jugendlichen nicht gestellt wurden. Die<br />

Berechnung des Erfolgswerts wurde dementsprechend angepasst und erfolgt auf<br />

Basis von zehn Variablen. 15 Die Variablen, Ausprägungen der Variablen und die<br />

zugeordneten Punktewerte für die jungen Erwachsenen werden in Tabelle 40 (s.<br />

Anhang) dargestellt. Die Abweichungen zur Berechnung des Erfolgswerts der<br />

Jugendlichen sind in der Tabelle fett formatiert dargestellt<br />

Berechnung des Chancenwerts<br />

Um den wie oben beschrieben berechneten Erfolgswert anhand der Chancen der<br />

Projektteilnehmer zur Erzielung der Erfolge gewichten zu können, wurde anschließend<br />

für jede/n Projektteilnehmer ein Chancenwert berechnet.<br />

Zur Auswahl der Faktoren bzw. Variablen, die die Eingangsvoraussetzungen der<br />

Projektteilnehmer in Bezug auf ihre berufliche Ausbildung bzw. den Arbeitsmarkteintritt<br />

(bzw. dem Eintritt in eine Ausbildung) umfassend abbilden können,<br />

wurde auf Literatur zu Bildungsentscheidungen zurückgegriffen. Die zugrundeliegende<br />

Annahme ist, dass auf die Entscheidung zum Eintritt in eine berufliche<br />

Ausbildung und/oder den Arbeitsmarkteintritt die Faktoren, die auch die Entscheidung<br />

zu einem nächsthöheren Bildungsgang beeinflussen, zu einem großen<br />

Teil einen Einfluss besitzen.<br />

Für Bildungsentscheidungen werden sogenannte primäre und sekundäre Einflussfaktoren<br />

verantwortlich gemacht [7-8]. Primäre Faktoren beschreiben die "Ausdar.<br />

Bei Einschluss aller sechs Items ergab höchstens ein Alpha von 0,6. Die Skala<br />

wurde damit berechnet.<br />

15 Bei der Berechnung des Werts wurden auch die Personen eingeschlossen, die zu<br />

80 % der Variablen Angaben gemacht hatten, d. h. es wurden zwei fehlende Werte<br />

zugelassen.


<strong>IGES</strong> 27<br />

gangsbedingungen" eines Individuums im Sinne ihrer sozialen Herkunft, die sich<br />

anhand der erworbenen Kompetenzen, Fähigkeiten, Schulleistungen, formalen<br />

Bildungsabschlüsse und Motivation ausdrücken. Sekundäre Einflussfaktoren hingegen<br />

umfassen die Einflüsse des sozialen Hintergrunds bzw. individuelle Unterschiede,<br />

die sich beim Übergang zu einer nächsten Bildungsstufe zeigen. Als sekundäre<br />

Faktoren gelten die subjektive Bewertung von Kosten und Nutzen alternativer<br />

Bildungsmöglichkeiten und der Informationsstand über alternative Bildungsmöglichkeiten,<br />

die dem Sozialstatus des Elternhauses geschuldet sind.<br />

Abbildung 6 stellt den Einfluss beider Effekte auf Bildungsentscheidungen schematisch<br />

dar.<br />

Abbildung 6:<br />

Schematische Kurzdarstellung des Einflusses von primären und sekundären<br />

Effekten auf den Eintritt in die berufliche Ausbildung oder den Arbeitsmarkt<br />

Soziale<br />

Herkunft<br />

Sekundärer Effekt mittels subjektiver Bewertungen<br />

und Informationsstand<br />

Primärer Effekt:<br />

Ausgangsbedingungen eines<br />

Individuums beeinflussen<br />

Kompetenzen,<br />

Fähigkeiten,<br />

Schulleistungen,<br />

formale Bildungsabschlüsse,<br />

Motivation<br />

Übergang<br />

in<br />

berufliche Ausbildung<br />

oder<br />

den Arbeitsmarkt<br />

(z.B. Beschäftigung<br />

oder<br />

Berufsausbildung)<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis von Boudon (1974) und BMBF(2010)<br />

In die Berechnung des Chancenwerts fließen die primären Effekte anhand der<br />

folgenden Variablen ein:<br />

1. Höchster erreichter formaler Bildungsabschluss,<br />

2. Letzter Notendurchschnitt,<br />

3. Schulmotivation 16 ,<br />

16 Die Schulmotivation wurden als Skala aus sechs Einzelitems gebildet. Die Skala<br />

wurde anhand von Cronbach's Alpha getestet und einzelne Items nur aufgenommen,<br />

wenn Cronbach Alpha größer oder gleich 0,7 war.


28 <strong>IGES</strong><br />

4. Sozio-ökonomischen Hintergrund bzw. Bildungshintergrund der Mutter<br />

oder des Vaters,<br />

5. Arbeitslosigkeit eines Elternteils und<br />

6. Hartz IV-Bezug mindestens einer Person im Haushalt.<br />

Die sekundären Faktoren werden – zusätzlich zu den bereits in den primären Faktoren<br />

enthaltenen – durch den Migrationshintergrund (bzw. die zu Hause meist<br />

gesprochene Sprache) erfasst. Der Migrationshintergrund approximiert einerseits<br />

die Wahrscheinlichkeit geringerer Kenntnisse über das deutsche Bildungssystem,<br />

andererseits bildet er die geringeren Chancen von Migranten bei der Einstellung<br />

für eine betriebliche Ausbildung ab [9].<br />

Beim Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung spielen sowohl primäre,<br />

als auch sekundäre Faktoren eine Rolle. Man nimmt darüber hinaus jedoch an,<br />

dass die Motivation und Schulleistungen eines Jugendlichen oder jungen Erwachsenen<br />

besonders wichtig sind [10]. Beide Faktoren können hier eingeschlossen<br />

werden (letzter Notendurchschnitt und Schulmotivation).<br />

Den Ausprägungen der genannten Variablen, die zur Berechnung des Chancenwerts<br />

einfließen, wird – wie bei Berechnung des Erfolgswerts – eine Punktezahl<br />

zugeordnet (s. Anhang Tabelle 41 und Tabelle 42). Bei der Berechnung des Chancenwerts<br />

wurde ein fehlender Wert in den zugrundeliegenden sieben Variablen<br />

zugelassen, so dass sich der Chancenwert ggf. aus sechs Variablen berechnet. Im<br />

letzten Schritt wird der Chancenwert als Durchschnitt aus den sechs bzw. sieben<br />

Variablen berechnet.<br />

Zu beachten ist, dass im Gegensatz zum Erfolgswert bei der Berechnung des<br />

Chancenwerts sehr gute Chancen anhand eines geringen Punktewerts ausgedrückt<br />

werden. Dieses Vorgehen ermöglicht im nächsten Berechnungsschritt, dass bei<br />

Erreichen des identischen Projektziels, aber geringeren Chancen ein größerer Projekterfolg<br />

ermittelt wird (s. u.). Der Chancenwert-Punktevergabe wurde darüber<br />

hinaus die Annahme "kumulativer Risiken" zugrundegelegt, d. h. es wurde angenommen,<br />

dass Risiken mit großer Wahrscheinlichkeit gemeinsam auftreten. Deshalb<br />

wurde nicht für alle Chancen-Punktewerte eine Ausprägung der Variablen<br />

zugeordnet.<br />

Da die Teilnehmer der 2. Staffel älter sind als die jugendlichen Teilnehmer der<br />

1. Staffel und meist die Schule bereits verlassen haben, wird auch der Chancenwert<br />

für diese in geringfügig veränderter Weise als bei den Jugendlichen berechnet<br />

(s. Anhang Tabelle 42). In Tabelle 42 sind die Abweichung zwischen der Berechnung<br />

für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in fetter Formatierung<br />

gekennzeichnet.<br />

Berechnung des Chancen-Erfolgs-Werts<br />

Berechnet wird der Chancen-Erfolgs-Werts durch die Multiplikation des Erfolgsmit<br />

dem Chancenwert. D. h. zur Berechnung des Chancen-Erfolgs-Werts wurde<br />

ein Zellansatz gewählt: Jede/r Projektteilnehmer/in wird anhand seiner Punktezahl<br />

beim Chancen- und dem Erfolgswert (bzw. den Ausprägungen auf den dafür je-


<strong>IGES</strong> 29<br />

weils zugrundeliegenden Variablen) einer "Zelle", d. h. genau einem Erfolgs-<br />

Chancen-Wert, zugeteilt (s. Abbildung 7). 17<br />

Abbildung 7:<br />

Schematische Darstellung der Berechnung des Chancen-Erfolgs-Werts<br />

ERFOLGSWERT<br />

Sehr großer Erfolg<br />

Sehr hoher Punktewert durch<br />

Ausprägungen auf den<br />

zugrundeliegenden Variablen<br />

ermittelt: Maximalwert: 4<br />

Großer Erfolg<br />

…<br />

Eher großer Erfolg<br />

…<br />

Eher geringer Erfolg<br />

…<br />

CHANCENWERT<br />

multipliziert Sehr geringe Chancen<br />

=<br />

mit Sehr hoher Punktewert durch<br />

Ausprägungen auf den<br />

zugrundeliegenden Variablen<br />

ermittelt: Maximalwert: 4,9<br />

Geringe Chancen<br />

…<br />

Eher geringe Chancen<br />

…<br />

Eher gute Chancen<br />

…<br />

CHANCEN-<br />

ERFOLGS-<br />

WERT<br />

(anhand der Chancen<br />

gewichteter Erfolgswert)<br />

• für jede/n Projektteilnehmer/in<br />

und<br />

• als durchschnittlicher<br />

Wert auf<br />

Standortebene<br />

+ Berücksichtigung von<br />

Arbeitsmarktbedingungen<br />

am Standort<br />

Geringer Erfolg<br />

…<br />

Gute Chancen<br />

…<br />

Sehr geringer Erfolg<br />

-Sehr geringer Punktewert –<br />

Minimalwert: 0,25<br />

Sehr gute Chancen<br />

-Sehr geringer Punktewert –<br />

Minimalwert: 0,4<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong><br />

Die Chancen-Erfolgs-Werte werden sowohl für jede/n Projektteilnehmer/in, als<br />

auch auf Standortebene bzw. als Durchschnitt für jeden Standort berechnet. 18<br />

3.1.2.2 Durchschnittliche Chancenwerte, Erfolgswerte und Chancen-<br />

Erfolgs-Werte<br />

Der Erfolgswert lag unter Jugendlichen über alle Standorte hinweg bei<br />

2,7 Punkten (mind. 1,3 und max. 3,8 Punkte). Die Standardabweichung lag bei<br />

den Jugendlichen bei 0,5 Punkten. Der Erfolgswert der jungen Erwachsenen war<br />

mit 2,5 Punkten (mind. 1,6 bis max. 3,3 Punkte) etwas niedriger als bei den Ju-<br />

17 Mit einem Regressionsansatz könnte man den Einfluss der genannten Hintergrundfaktoren<br />

(unabhängige Variablen, z. B. der erreichte Bildungsabschluss) auf die Wahrscheinlichkeit<br />

des Erreichens eine der Erfolgsstufen (abhängige Variable) ebenfalls schätzen. Aufgrund der<br />

geringen Fallzahlen von Jugendlichen wird dieser Ansatz hier nicht verfolgt.<br />

18 Hier wird zunächst nicht berücksichtigt, ob eine große Anzahl von Teilnehmern an einem<br />

Standort des Modelprojekts teilnimmt, da die Anzahl nicht als positive Eigenleistung am<br />

Standort gewertet werden muss, sondern z. B. auch auf Konkurrenzeffekten zwischen Bundesprogrammen<br />

zurückzuführen sein kann.


30 <strong>IGES</strong><br />

gendlichen. Die Punkteverteilung besaß eine Standardabweichung 19 von<br />

0,5 Punkten.<br />

Im Durchschnitt über alle Standorte der 1. Staffel mit Jugendlichen hinweg betrug<br />

der Chancenwert 2,5 Punkte (mindestens 1,0 und maximal 3,9 Punkte) (s. Tabelle<br />

9). Die Punkteverteilung besaß eine Standardabweichung von 0,7 Punkten. Über<br />

alle Standorte hinweg betrug der durchschnittliche Chancenwert unter jungen Erwachsenen<br />

2,5 Punkte (mind. 1,6 bis 4,2 Punkte) und lag damit ungefähr so hoch<br />

wie bei den Jugendlichen. Die Punktewerte streuten mit einer Standardabweichung<br />

von 0,7 Punkten um den Mittelwert von 2,5 Punkten.<br />

Über alle Standorte hinweg ergab sich ein durchschnittlicher Chancen-Erfolgs-<br />

Wert bei jugendlichen Teilnehmer von 6,9 Punkten (mind. 5,9 und max. 8,8 Punkte)<br />

und bei jungen Erwachsenen von 6,3 Punkten (mind. 5,2 und 7,9 Punkte). Die<br />

Standardabweichung lag für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei 0,9<br />

bzw. 0,7 Punkten.<br />

3.1.2.3 Projekterfolg nach Standorten<br />

Der durchschnittliche Chancen-Erfolgs-Wert eines Standorts ermöglicht einen<br />

fairen Vergleich des Projekterfolgs zwischen den Standorten. Dies wird anhand<br />

eines Erfolgsrankings nach dem Chancen-Erfolgs-Wert (d. h. anhand des gewichteten<br />

Erfolgs) dargestellt.<br />

Erfolgsranking der Standorte<br />

Auf Basis dieses gewichteten Erfolgswerts (des sogenannten Chancen-Erfolgs-<br />

Werts) kann ein Erfolgsranking der Standorte nach ihrem Projekterfolg erstellt<br />

werden. Das Ranking zeigt im aussagefähigen Vergleich, wie erfolgreich das Modellprojekt<br />

an einem Standort (bislang) war. Anhand des Rankings lässt sich ein<br />

erfolgreicher und ein weniger erfolgreicher Standort für die noch ausstehenden<br />

tiefergehenden Analysen ermitteln.<br />

19 Die Standardabweichung gibt die Streubreite der Punktewerte rund um den Mittelwert an.<br />

Vereinfacht gesagt ist die Standardabweichung die durchschnittliche Entfernung aller gemessenen<br />

Punktewert-Ausprägungen vom Durchschnitt.


<strong>IGES</strong> 31<br />

Tabelle 9:<br />

Chancen-, Erfolgs- und Chancen-Erfolgs-Werte nach Standorten<br />

Jugendliche (1. Staffel) Junge Erwachsene (1./2. Staffel) 20<br />

Standort-<br />

Code<br />

Chancenwert<br />

Erfolgswert<br />

Chancen-<br />

Erfolgs-<br />

Wert<br />

N<br />

(Anzahl der<br />

Teilnehmer/<br />

innen, auf<br />

deren Basis<br />

der Wert<br />

gebildet<br />

wurde)<br />

Chancenwert<br />

Erfolgswert<br />

Chancen-<br />

Erfolgs-<br />

Wert<br />

N<br />

(Anzahl der<br />

Teilnehmer/<br />

innen, auf<br />

deren Basis<br />

der Wert<br />

gebildet<br />

wurde)<br />

3 2,5 2,8 7,1 3 2,4 2,6 6,2 7<br />

6 3,1 2,9 8,8 6 – – – –<br />

8 2,3 2,6 5,9 8 – – – –<br />

1 2,8 2,2 6,1 1 2,8 2,2 6,2 4<br />

5 2,3 2,9 6,6 5 2,1 2,4 5,0 4<br />

2 2,0 3,0 6,1 2 – – – –<br />

7 2,8 2,8 7,9 7 2,6 2,5 6,7 8<br />

4 2,3 2,7 6,4 4 2,6 2,7 7,1 3<br />

10 – – – – 2,5 2,6 6,4 9<br />

9 – – – – 2,5 2,6 6,6 6<br />

Mittelwert 2,5 2,7 6,9 2,5 2,5 6,4<br />

Standardabweichung<br />

0,7 0,5 0,9 0,7 0,5 0,5<br />

Min - Max 1 - 3,9 1,3 - 3,8 5,9 - 8,8 1,6 - 4,2 1,8 - 3,5 5,0- 7,1<br />

Anzahl<br />

Personen<br />

Quelle:<br />

61 61 61 61 31 31 31 31<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Standort 6 weist für die Jugendlichen mit 8,8 Punkten den höchsten Chancen-<br />

Erfolgs-Wert aller Standorte auf. Der Erfolgswert des Standorts liegt mit 2,9<br />

Punkten über dem Durchschnitt aller Standorte, d. h. die Teilnehmer waren hier<br />

überdurchschnittlich erfolgreich. Allerdings waren die Chancen der Teilnehmer<br />

an diesem Standort besonders schlecht, wie der hohe Chancenwert von<br />

3,1 Punkten anzeigt. Gewichtet an den sehr geringen Chancen der Teilnehmer<br />

ergibt sich damit für den Standort 6 der höchste Chancen-Erfolgs-Wert über alle<br />

Standorte hinweg.<br />

Den geringsten nach den Chancen der jugendlichen Teilnehmer gewichteten Erfolg<br />

hat Standort 8 mit 5,9 Punkten erzielt. Dieser Standort hatte verglichen mit<br />

20 Die Werte wurden für die Standorte 6 und 8 nicht berechnet, da an diesen Standorten<br />

jeweils nur eine Person befragt werden konnte.


32 <strong>IGES</strong><br />

den anderen Standorten einen unterdurchschnittlichen Erfolgswert (2,6 Punkte),<br />

d. h. die Jugendlichen waren hier im Mittel weniger erfolgreich. Jedoch waren die<br />

Chancen der Teilnehmer an diesem Standort überdurchschnittlich gut<br />

(2,3 Punkte). Insgesamt ergab sich dementsprechend ein am Chancenwert gewichteter<br />

vergleichsweise geringer Erfolg.<br />

Für die jungen Erwachsenen weist Standort 4 mit 7,1 Punkten den höchsten<br />

Chancen-Erfolgs-Wert aller Standorte auf. Der Erfolgswert des Standorts liegt mit<br />

2,7 Punkten über dem Durchschnitt, d. h. die Teilnehmer waren hier überdurchschnittlich<br />

erfolgreich. Die Chancen der Teilnehmer waren an diesem Standort<br />

jedoch etwas geringer als im Durchschnitt (2,6 Punkte). So ergibt sich der höchste<br />

Chancen-Erfolgs-Wert über alle Standorte hinweg.<br />

Den geringsten nach den Chancen der jungen Erwachsenen gewichteten Erfolg<br />

hatte Standort 5 mit 5,0 Punkten. Die Teilnehmer waren dort etwas weniger erfolgreich<br />

als durchschnittlich an allen Standorten (2,4 Punkte). Zusätzlich waren<br />

die Chancen der Teilnehmer an diesem Standort überdurchschnittlich gut – dies<br />

zeigte sich in dem geringen Chancenwert von 2,1 Punkten. Insgesamt ergab sich<br />

dementsprechend ein am Chancenwert gewichteter vergleichsweise geringer Erfolg.<br />

Berücksichtigung von Standortbedingungen<br />

Abgesehen von den Eingangsvoraussetzungen eines Projektteilnehmers/in wird<br />

der Erfolg im Modellprojekt auch durch die unterschiedlichen Arbeitsmarktbedingungen<br />

an den einzelnen Standorten beeinflusst [11]. Deshalb wird der Chancen-<br />

Erfolgs-Werte in einem zweiten Schritt zusätzlich anhand eines wesentlichen Faktors,<br />

der für die Zielgruppe des Modellprojekts die Arbeitsmarktbedingungen beschreibt,<br />

d. h. der Möglichkeit der benachteiligten Jugendlichen am Standort<br />

überhaupt erfolgreich zu sein, gewichtet. 21<br />

Für die Gewichtung nach den Standortbedingungen wird eine Kennzahl der Lerndimension<br />

"Berufliches Lernen" des Deutschen Lernatlas herangezogen. Das<br />

Lernprofil Deutscher-Lernatlas informiert über die spezifische Lernsituation einer<br />

Region (Landkreis bzw. kreisfreie Stadt) und weist als erste Orientierung zur Einschätzung<br />

der Lernbedingungen vor Ort insgesamt 38 Kennzahlen in vier Lerndimensionen<br />

aus. Die Lerndimension "Berufliches Lernen", aus der hier eine Kennzahl<br />

herangezogen wird, gibt Hinweise auf die Chancen von Jugendlichen, eine<br />

qualifizierende Ausbildung abzuschließen, den Erfolg von Weiterbildungsmaßnahmen<br />

für Arbeitslose sowie den Stellenwert der beruflichen Weiterbildung und<br />

des Lernens am Arbeitsplatz in der ausgewählten Region.<br />

21 In weiteren Analysen wäre darüber hinaus die Einbeziehung weiterer Faktoren wie<br />

die Wirtschaftskraft am Standort und die Arbeitslosigkeitsraten unter Jugendlichen<br />

denkbar.


<strong>IGES</strong> 33<br />

Die Kennzahl, die zur Gewichtung des Chancen-Erfolgs-Werts verwendet wird,<br />

ist "Junge Menschen ohne Aussicht auf einen Ausbildungsplatz" (in %). 22 Sie gibt<br />

den Prozentanteil der unversorgten Ausbildungsstellenbewerber (ohne Alternative)<br />

an der Gesamtnachfrage nach Ausbildungsplätzen (nach einer erweiterten Definition)<br />

für den jeweiligen Standort an. 23<br />

Die Kennzahl stellt im Zusammenhang mit dem Modellprojekt einen wichtigen<br />

Aspekt dar, da sie angibt, wie hoch der Anteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

in der Region ist, denen der Eintritt in einen Ausbildungsplatz nicht<br />

leicht fällt. Damit wird für die Zielgruppe des Projekts die Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt<br />

erfasst. Der ausgewählte Indikator gewichtet damit nach einem<br />

im Sinne des Zielerreichung im Modellprojekt wesentlichen Aspekt des Projekterfolgs:<br />

dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.<br />

Die Gewichtung erfolgt anhand der Multiplikation des Chancen-Erfolgs-Werts<br />

mit der anhand des Mittelwerts der zehn Standorte normierten Kennzahl. 24 Die<br />

Gewichtung erfolgt per Multiplikation, da selbst bei großem gewichteten Projekterfolg<br />

ein Erfolg auf dem Arbeitsmarkt langfristig schwer sein wird, wenn die<br />

Standortbedingungen sehr schlecht sind.<br />

Das Ranking der Standorte nach dem gewichteten Chancen-Erfolgs-Wert unterstreicht<br />

den Projekterfolg am Standort 6 (s. Tabelle 10). An diesem Standort war<br />

der Anteil von jungen Menschen ohne Aussicht auf einen Ausbildungsplatz besonders<br />

hoch.<br />

Darüber hinaus relativiert das Ergebnis den vergleichsweise schlechten Chancen-<br />

Erfolgs-Wert am Standort 2 etwas, da es dort einen ebenfalls hohen Anteil von<br />

jungen Menschen ohne Aussicht auf einen Ausbildungsplatz gab.<br />

22 Die Fördervolumen an den Standorten wurden nicht einbezogen. Die Anzahl der<br />

ursprünglich geplanten Teilnehmer an den Standorten schwankte zwischen 15 und<br />

20 Personen. Es wird angenommen, dass die Kosten für die einzelnen Standorte<br />

(z. B. für die Durchführung der Veranstaltungen) dennoch kaum voneinander abwichen.<br />

23 Die Berechnung erfolgt anhand der Anzahl der unversorgten Bewerber (ohne Alternative)<br />

am Ende des Berichtsjahres geteilt durch die Gesamtnachfrage nach Ausbildungsplätzen<br />

im Berichtsjahr (nach erweiterter Nachfragedefinition). Für eine genaue<br />

Erklärung und Beschreibung siehe: http://www.deutscher-lernatlas.de/ (letzter<br />

Zugriff im März 2012)<br />

24 D. h. hier wurde die Abweichung vom Mittelwert der zehn Standorte herangezogen.


34 <strong>IGES</strong><br />

Tabelle 10:<br />

Nach Standortbedingungen gewichteter Chancen-Erfolgs-Wert<br />

Chancen-Erfolgs-Wert<br />

Junge Menschen ohne<br />

Aussicht auf einen<br />

Ausbildungsplatz<br />

(in %)<br />

Gewichteter Chancen-<br />

Erfolgs-Wert<br />

Stand-<br />

ort-<br />

Kode<br />

Jugendliche<br />

(1. Staffel)<br />

Junge<br />

Erwachsene<br />

(1./2. Staffel)<br />

Am Mittelwert der zehn<br />

Standorte normierter<br />

Wert 25<br />

Jugendliche<br />

(1. Staffel)<br />

Junge<br />

Erwachsene<br />

(1./2. Staffel)<br />

3 7,1 6,2 0,90 6,4 5,6<br />

6 8,8 – 26 5,42 47,5 –<br />

8 5,9 – 1,39 8,3 –<br />

1 6,1 6,2 1,11 6,7 6,9<br />

5 6,6 5,0 1,09 7,2 5,5<br />

2 6,1 – 1,29 7,8 –<br />

7 7,9 6,7 1,16 9,2 7,7<br />

4 6,4 7,1 0,69 4,4 4,9<br />

10 – 6,4 0,26 – 1,7<br />

9 – 6,6 1,52 – 10,0<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen und Daten des Lernatlas<br />

Vergleichsgruppe für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

Zur Bestimmung des Mehrwerts des Modellprojekts müssen die Erfolge der Teilnehmer<br />

in Bezug zu den Ergebnissen einer Vergleichsgruppe gesetzt werden. Da<br />

die Projektteilnehmer von Bundesprogrammen ausgewählt und dabei keine Personen<br />

bewusst ausgeschlossen wurden, kann jedoch im strengen Sinne keine Vergleichsgruppe<br />

gebildet werden.<br />

Durch den Vergleich des Anteil der Übertritte in eine Ausbildung (s. Tabelle 11)<br />

bei Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern unter Heranziehung von Sekundärdaten<br />

wird dennoch näherungsweise eine Vergleichsgruppe bestimmt. Die Angaben für<br />

die Projektteilnehmer zum "Übertritt in Ausbildung im Modellprojekt" stammen<br />

aus den Daten "Ausbildungsplatzübersicht Unternehmen:Jugend", die der Evaluation<br />

von der sdw zugänglich gemacht wurden. Der Indikator, der aus Sekundärdaten<br />

für den Vergleich herangezogen wird, ist die Kennzahl "Unversorgte Bewer-<br />

25 Für einen Standort des Modellprojekts war die Lernatlas-Kennzahl nicht verfügbar,<br />

dort wurde die Kennzahl für die nahegelegene nächstgrößere Stadt der Region verwendet.<br />

26 Die so gekennzeichneten Standorte hatten entweder keine Staffel mit Jugendlichen /<br />

jungen Erwachsenen oder die Anzahl der befragten Personen reichte zur Berechnung<br />

des Chancen-Erfolgs-Werts nicht aus.


<strong>IGES</strong> 35<br />

ber für Berufsausbildungsstellen ohne bekannte Alternative zum 30.9." und zeigt<br />

den Anteil (in %) im Zeitraum 2010/2011. 27 Beide Datenquellen stellen eine<br />

Momentaufnahme zu den Übertritten dar und geben keine Auskunft über den<br />

Verbleib der Jugendlichen in dem Ausbildungsplatz einige Monate später.<br />

Obwohl die Daten aus dem Projekt nur begrenzt mit den Daten der Agenturen für<br />

Arbeit vergleichbar sind – die Daten für das Bundesland beziehen sich nicht auf<br />

die Gruppe der Benachteiligten und nicht auf die selbe Altersgruppe – so können<br />

diese doch als erster Referenzpunkt dienen.<br />

Tabelle 11:<br />

Anteil der Projektteilnehmer (1./ 2. Staffel) ohne Übertritt in Ausbildung im<br />

Rahmen des Projekts und unversorgte Bewerber für Berufsausbildungsstellen<br />

ohne bekannte Alternative<br />

Standort-<br />

Code<br />

Anteil der Teilnehmer ohne Übertritt in<br />

Ausbildung im Modellprojekt (%)<br />

Anteil der unter 20-jährigen<br />

unversorgten Bewerber für<br />

Berufsausbildungsstellen ohne<br />

bekannte Alternative zum 30.9 an<br />

Gesamtanzahl unversorgten Bewerber<br />

für Berufsausbildungsstellen ohne<br />

bekannte Alternative zum 30.9 (%)<br />

Anteil im Frühjahr 2012<br />

Anteil zum<br />

Projektende<br />

2010/2011* 2011/2012*<br />

3 61% 69% 89% 88%<br />

6 88% 68% 54% 53%<br />

8 81% 64% 70% 63%<br />

1 44% 63% 60% *<br />

5 62% 55% 66% 61%<br />

2 53% 54% 56% 59%<br />

7 25% 33% 63% 65%<br />

4 74% 77% 64% 67%<br />

10 80% 79% 53% 55%<br />

9 100% k.A. 49% 58%<br />

Ø 67% 63% 62% 64%<br />

Total 100 (N=67) 100 (N=257)<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen/sdw Daten und *Daten der Bundesagentur<br />

für Arbeit (*keine aktuellen Daten vorhanden, da Neuorganisation der<br />

Agenturbezirke)<br />

27 Agentur für Arbeit (Juli 2011, Juli 2012): "Bewerber und Berufsausbildungsstellen"<br />

für die einzelnen Standorte. Für einen Standort konnten keine Daten gefunden werden,<br />

es wurde stattdessen die Daten für die Hauptstadt des Bundeslands herangezogen.


36 <strong>IGES</strong><br />

Der Vergleich zeigt, dass der Anteil der Personen, die in keine Ausbildung übergetreten<br />

waren, bei der rund der Hälfte der Projektstandorte in den Daten der<br />

Bundesagentur für Arbeit höher lag (s. Tabelle 11, die entsprechenden höheren<br />

Werte sind in der Tabelle fett markiert).<br />

Standorte 3, 5, 2, und 7 erreichten einen geringeren Anteil an Projektteilnehmern<br />

ohne einen Übertritt in Ausbildung als in der Region. Diese Standorte wiesen sehr<br />

unterschiedliche Eingangsvoraussetzungen ihrer Projektteilnehmer auf (vgl. Tabelle<br />

9). Unter diesen Standorten brachten die Projektteilnehmer am Standort 7<br />

besonders schlechte Eingangsvoraussetzungen mit. 28<br />

3.1.2.4 Zusammenhang von Projekterfolg und Charakteristiken der Projektteilnehmer<br />

Ein wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit dem Erfolg des Modellprojekts stellt<br />

die Frage dar, inwiefern Charakteristiken der Projektteilnehmer mit dem Erreichen<br />

eines Projekterfolgs zusammenhängen.<br />

Waren bestimmte jugendliche Projektteilnehmer besonders erfolgreich?<br />

Um einen möglichen Zusammenhang von Projekterfolg und bestimmten Eingangsvoraussetzungen<br />

bzw. Charakteristika der Projektteilnehmer aufzeigen zu<br />

können bzw. zu bestimmen, welche Teilnehmer besonders von der Teilnahme an<br />

dem Modellprojekt profitieren konnten, wurde eine Korrelationsanalyse der<br />

Chancen-, Erfolgswerte mit verschiedenen Charakteristiken bzw. Eingangsvoraussetzungen<br />

und Erfolgsindikatoren der Teilnehmer durchgeführt. 29<br />

Insgesamt zeigte sich, dass die Projektteilnehmer unabhängig von ihren Chancen<br />

Projekterfolge erzielen konnten. Es wurde kein signifikanter Zusammenhang zwischen<br />

dem Erfolgswert-Index und dem Chancenwert-Index gefunden. Dies zeigt,<br />

dass das Projekt generell jedem Jugendlichen – unabhängig von seinen Eingangsvoraussetzungen<br />

– die Möglichkeit bot, Erfolge zu erzielen.<br />

Wird Erfolg im Modellprojekt besonders von Teilnehmern mit bestimmten Eingangsvoraussetzungen<br />

erzielt? Die Ergebnisse zeigen, dass auch dies nicht der<br />

Fall war. Es wurden kein signifikanter Zusammenhang von bestimmten Eingangsvoraussetzungen<br />

(d. h. den einzelnen Chancen-Variablen) und dem Erfolgswert-Index<br />

gefunden.<br />

28 Die Chancenwerte können nur begrenzt auf die Angaben zum "Anteil der Teilnehmer<br />

ohne Übertritt in Ausbildung im Modellprojekt" nach Standorten bezogen werden,<br />

da die Chancenwerte nicht auf Basis des hier verwendeten Grundgesamtheit berechnet<br />

wurden. Die Angaben für die Projektteilnehmer stammen aus den Daten<br />

"Ausbildungsplatzübersicht Unternehmen:Jugend" der sdw und schließen nicht nur<br />

befragte Projektteilnehmer ein.<br />

29 Die Einbeziehung einer Kontrollgruppe in diese Analysen wäre wünschenswert, ließ<br />

sich in dem durchgeführten Evaluationsdesign jedoch nicht berücksichtigen.


<strong>IGES</strong> 37<br />

Welche Projektteilnehmer im jungen Erwachsenenalter waren besonders erfolgreich?<br />

Bei den jungen Erwachsenen korrelierte der Chancenwert signifikant mit dem<br />

Erfolgswert (signifikante Korrelation von 0,4, P


38 <strong>IGES</strong><br />

sich die Ziele hingegen nicht verändert. Weiterhin wollte ein gutes Drittel der Befragten<br />

keinen Abschluss mehr erreichen, z. B. weil sie sich zum Zeitpunkt der<br />

Befragung nicht mehr in der Schule befanden.<br />

Die beruflichen Pläne veränderten sich bei den Projektteilnehmer: Rund 56 % der<br />

befragten Jugendlichen und 52 % der befragten jungen Erwachsenen sagten, dass<br />

sie wegen der Teilnahme am Modellprojekt nun eine Ausbildung absolvieren<br />

wollten (Werte nicht dargestellt).<br />

Insgesamt hat der Großteil der jugendlichen Teilnehmer (87,9 %) eine Berufsausbildung<br />

geplant, einen Ausbildungsplatz hatten zum Zeitpunkt der Befragung im<br />

Sommer 2011 jedoch nur wenige sicher. Fast die Hälfte der befragten jungen Erwachsenen<br />

(46,8 %) wollte als nächstes eine Berufsausbildung beginnen und etwa<br />

ein Fünftel wollte zu arbeiten beginnen.<br />

Die Schulmotivation liegt insgesamt bei den Projektteilnehmern hoch. Dies zeigt<br />

sich unter anderem daran, dass der Großteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

das in der Schule vermittelte Wissen als relevant anerkennt. Den Aussagen<br />

"Was man in der Schule lernt, das braucht man für das spätere Leben" und "Im<br />

Schulunterricht kann man viel Interessantes lernen" stimmten mehr als zwei Drittel<br />

beider Gruppen zu.<br />

Orientierung bei der Berufswahl<br />

Eine Neuorientierung bei der Berufswahl hat im Rahmen des Modellprojekts bei<br />

vielen Projektteilnehmern stattgefunden. Knapp 40 % der befragten Jugendlichen<br />

gaben an, dass sie durch die Teilnahme an dem Modellprojekt einen anderen Berufswunsch<br />

erlangten. Ein gutes Fünftel (22,7 %) der Befragten hat nun – im Gegensatz<br />

zu vor der Teilnahem – einen Berufswunsch. Die Teilnehmer im jungen<br />

Erwachsenenalter orientierten sich hingegen im Rahmen der Modellprojektteilnahme<br />

zu einem geringeren Maße neu: rund 51 % der befragten jungen Erwachsenen<br />

blieben dem Berufswunsch treu, den sie auch vor der Projektteilnahme bereits<br />

hatten.<br />

Abbau von Berührungsängsten in Bezug auf den Berufseintritt<br />

Insgesamt scheint das Ziel erreicht, dass sich die große Mehrheit der jugendlichen<br />

Projektteilnehmer dem Eintritt in das Erwerbsleben gewachsen fühlt. Den Aussagen<br />

"Ich kann mir mein späteres Berufsleben jetzt besser vorstellen" und "Ich habe<br />

keine Angst vor dem Eintritt ins Berufsleben" stimmten 40,9 % bzw. 47,0 %<br />

der Jugendlichen voll und ganz zu.<br />

Die jungen Erwachsenen waren ebenfalls zuversichtlich in Hinblick auf ihren Berufseinstieg.<br />

Obwohl für diese Gruppe der Eintritt ins Berufsleben z. T. schon<br />

stattgefunden hatte, fiel die Zustimmung zu allen Aussagen in dieser Gruppe ähnlich<br />

hoch aus wie unter den Jugendlichen. Jedoch lag der Anteil der Befragten im<br />

jungen Erwachsenenalter deutlich niedriger, die der Meinung waren, dass sie sich<br />

anstrengen müssten, um einen Job zu finden (70 statt 90 %).


<strong>IGES</strong> 39<br />

Verbesserung der Einschätzung persönlicher Stärken<br />

Obwohl die Projektteilnehmer mehrheitlich ihre Stärken und Schwächen benennen<br />

konnten und nur jeweils rund 10 % der Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

gar keine eigenen Stärken angaben, wurde die Zielerreichung hier nicht ganz<br />

deutlich. Zwar stimmten rund 46 % der Jugendlichen und 47 % der jungen Erwachsenen<br />

voll und ganz der Aussage zu "Ich weiß jetzt, was ich gut kann". Unter<br />

die meistgenannten Stärken fielen jedoch nicht nur Stärken mit direktem Arbeitsmarktbezug.<br />

Jugendliche nannten als ihre Stärken am häufigsten "Selbstbewusstsein",<br />

am zweithäufigsten "Teamfähigkeit" und am drittäufigsten "Hilfsbereitschaft".<br />

Die am zweithäufigsten genannte Stärke „Teamfähigkeit“ wird in Bezug<br />

auf die Anforderungen des heutigen Arbeitsmarktes als eine der Schlüsselkompetenzen<br />

angesehen. Die am häufigsten und dritthäufigsten genannten Stärken<br />

„Selbstbewusstsein“ und „Hilfsbereitschaft“ zeigen jedoch weniger auf, ob gezielt<br />

individuelle Stärken der Jugendlichen in Bezug auf den Arbeitsmarkt herausgearbeitet<br />

werden konnten. Gleiches gilt für junge Erwachsene, die am häufigsten<br />

"Freundlichkeit" als ihre Stärke nannten.<br />

Unterstützung des Übergangs von der Schule in den Beruf<br />

Die Unterstützung des Übergangs von der Schule in den Beruf konnte nur auf<br />

Basis von Statusmeldungen überprüft werden, die nicht in allen Fällen eindeutige<br />

Aussagen zulassen. Das Ziel der Unterstützung des Übergangs von der Schule in<br />

den Beruf scheint jedoch dahingehend erreicht worden zu sein, dass von den 56<br />

befragten Jugendlichen (rund 85 % aller befragten jugendlichen Projektteilnehmer),<br />

die im Juli 2011 noch Schüler waren, gut 30 % (17 Personen) bis zum Februar<br />

2012 eine Ausbildung begannen. 30 Des Weiteren waren nach den Evaluationserhebungsdaten<br />

vier von sechs jungen Erwachsenen, die im Juli 2011 noch<br />

arbeitslos waren, im Februar 2012 beschäftigt bzw. angestellt oder hatten ein<br />

Praktikum oder eine berufsvorbereitende Maßnahme begonnen.<br />

Zusätzlich zu den im Rahmen der Evaluation erhobenen Daten, zeigen Daten der<br />

sdw, dass bis Projektende im Dezember 2012 sogar 95 der insgesamt 257 erwachsenen<br />

und jugendlichen Teilnehmer einen Ausbildungsplatz hatten; dies entspricht<br />

einem Anteil von rd. 37 %.<br />

30 Die Wahrscheinlichkeit für die Einmündung in eine betriebliche, außerbetriebliche<br />

und schulische Berufsausbildung nach Verlassen des allgemeinbildenden Schulsystems<br />

nach 12 Monaten beträgt für Frauen mit Migrationshintergrund 33,7% und für<br />

Männer mit Migrationshintergrund 47,2% (Quelle: Bundesinstitut für Berufsbildung,<br />

BIBB-Report15/10, Ausbildungsplatzsuche: Geringere Chancen für Frauen und<br />

Männer mit Migrationshintergrund). Gemessen daran, dass die Teilnehmer im Modellprojekt<br />

eine in z. T. mehrfacher Hinsicht benachteiligte Gruppe darstellen, ist aus<br />

unserer Sicht der geringere Anteil von 30 % mit Ausbildungsbeginn durchaus damit<br />

vereinbar, dass die Projektteilnahme den Übergang von der Schule in den Beruf unterstützen<br />

konnte.


40 <strong>IGES</strong><br />

Teilnahme an einem Praktikum / an Praxistagen<br />

Die Verwirklichung von Betriebspraktika oder Praxistagen für die Teilnehmer<br />

war ein weiteres Ziel des Modellprojekts. Die Kontakte der Wirtschaftspartner<br />

sollten dafür genutzt werden. Die Erhebungsergebnisse zeigen, dass dieses Ziel im<br />

Modellprojekt bisher nur teilweise bzw. eher unter den jugendlichen Teilnehmern<br />

erreicht werden konnte. Rund 70 % der Befragten bzw. 46 jugendlichen Projektteilnehmer<br />

nahmen entweder an einem oder an mehreren Praktika / Praxistagen<br />

teil. Hingegen hatten 63,8 % der befragten jungen Erwachsenen (d. h. 30 Personen)<br />

weder an Praxistagen noch an einem Praktikum teilgenommen.<br />

Projekterfolg nach Standorten<br />

Der für die Evaluation entwickelte Chancen-Erfolgs-Wert macht unterschiedliche<br />

Kombinationen aus den möglichen Formen des Projekterfolgs (Teilzielen) und<br />

den individuell variierenden Eingangsvoraussetzungen der Teilnehmer (z. B. sozialer<br />

Hintergrund) vergleichbar. Das heißt: Erreichen zwei Teilnehmer dasselbe<br />

Teilziel (z. B. Ausbildungsplatz), verfügten aber über unterschiedliche Erfolgschancen<br />

aufgrund ihres sozioökonomischen Umfelds, so wird der Projekterfolg<br />

des/r Teilnehmers/in mit geringeren Erfolgschancen höher gewichtet. Auf Basis<br />

des Chancen-Erfolgs-Werts wurden Unterschiede zwischen den Standorten sichtbar<br />

gemacht und es konnten ein trotz vergleichsweise schlechter Eingangsvoraussetzungen<br />

der Projektteilnehmer sehr erfolgreicher Standort sowie ein weniger<br />

erfolgreicher Standort identifiziert werden, an denen im weiteren Projektverlauf<br />

tiefergehenden Analysen stattfinden werden.<br />

Zusätzlich ermöglicht die Auswertung aber auch Aussagen zum Zusammenhang<br />

von Projekterfolg und dem Eingangsvoraussetzungen von Projektteilnehmer. Erfolge<br />

scheinen unter Jugendlichen generell für alle Projektteilnehmer möglich,<br />

während diese eher bei den jungen Erwachsenen gelangen, die günstigere Eingangsvoraussetzungen<br />

mitbrachten.<br />

Die positive Veränderung des Berufswunsches gelang darüber hinaus besonders<br />

bei den jugendlichen Projektteilnehmern, die einen Migrationshintergrund besaßen.<br />

Hingegen gelang es gerade den jungen Erwachsenen, die einen Migrationshintergrund<br />

besaßen, seltener im Modellprojekt Erfolge zu erzielen. Besonders für die<br />

jungen Erwachsenen war es schwer ein Praktikum oder Praxistage zu absolvieren,<br />

bei denen ein oder zwei Elternteile arbeitslos waren.<br />

3.2 Modul 3: Netzwerkaufbau<br />

An dem Netzwerk für das Modellprojekt "Unternehmen:Jugend" waren fünf<br />

Gruppen von Netzwerkpartnern beteiligt:<br />

1. Mitarbeiter anderer Bundesprogramme, d. h.:<br />

Mitarbeiter der KA, SV, JMD oder sonstiger Bundesprogramme,<br />

2. Wirtschaftspartner, d. h.:<br />

Vertreter von Unternehmen, Verbänden, Innungen oder Kammern,


<strong>IGES</strong> 41<br />

3. Mitarbeiter von Schulen, d. h.:<br />

Lehr-/Verwaltungspersonal oder (Schul-) Sozialpädagogen,<br />

4. Modellprojektmitarbeiter, d. h.:<br />

Counterparts, Ansprechpartner des Netzwerks SCHULEWIRTSCHAFT<br />

und sdw-Referenten sowie<br />

5. sonstige Personen 31 , d. h.:<br />

Mitarbeiter der Agentur für Arbeit, von (Aus-) Bildungsträgern, Berufsforschungsinstituten,<br />

Beschäftigungsförderungsvereinen, Bildungsdienstleistern,<br />

Jobcentern, in der ambulanten Jugendhilfe (Sozialpädagogin / Sozialarbeiterin),<br />

Stadtverwaltung, Universität zu Köln, Vereinen, im zweiter<br />

Bildungsweg oder im öffentlichen Dienst.<br />

Für die Netzwerkpartner waren im Modellprojekt bestimmte Aufgaben vorgesehen.<br />

Diese konnte von einer Teilnahme an Veranstaltungen und Maßnahmen bis<br />

hin zur Bereitstellung von Räumen für die Plattformgespräche, der Organisation<br />

von Betriebserkundungen und koordinierenden Aufgaben reichen. Die Counterparts<br />

schlossen mit der sdw zu Beginn ihrer Tätigkeit einen Vertrag über ihre<br />

Aufgaben ab, waren jedoch nur für eine geringe Aufwandsentschädigung bzw.<br />

hauptsächlich ehrenamtlich für das Modellprojekt tätig. Die Aufgaben für die weiteren<br />

Netzwerkpartner wurden nicht verbindlich festgelegt und es gab keine<br />

schriftliche Niederlegung ihrer Aufgaben und Funktionen im Netzwerk. <strong>IGES</strong> hat<br />

im Rahmen der Evaluation Aufgaben und Rollen zusammengestellt und diese mit<br />

der sdw abgestimmt (für Beschreibung s. Kapitel 5.2).<br />

Ziel des Modellprojekts war es, funktionsfähige Netzwerkkooperationen zwischen<br />

den genannten fünf Partnern aufzubauen. In Hinblick auf den Aufbau funktionaler<br />

Netzwerke sollte Folgendes erreicht werden:<br />

1. Mitarbeiter der Bundesprogramme KA, SV, JMD und von Schulen bauen<br />

systematische Kooperationen zu Betrieben und Unternehmen auf und<br />

2. Unternehmen und Betriebe werden sensibilisiert für die Belange der benachteiligten<br />

Jugendlichen / jungen Erwachsenen.<br />

Darüber hinaus wurde im Rahmen der Evaluation untersucht, wie die Netzwerkpartner<br />

das Modellprojekt einschätzten.<br />

Zur Überprüfung der Zielerreichung wurde eine Online-Erhebung unter allen<br />

Netzwerkpartnern durchgeführt. Es wurden 443 Netzwerkpartner zur Online-<br />

Erhebung eingeladen, von denen 173 befragt werden konnten (für weitere Infor-<br />

31 Die Einteilung in die Gruppe "sonstiges" haben die befragten Netzwerkpartner selbst<br />

vorgenommen, wenn sie sich nicht durch eine der vorhergehenden Gruppen repräsentiert<br />

fühlten.


42 <strong>IGES</strong><br />

mationen zum Rücklauf der Erhebung s. Anhang, Kapitel 5.4). Die Auswertungsergebnisse<br />

bezüglich der Zielerreichung werden im Folgenden dargestellt. 32<br />

3.2.1.1 Zusammenarbeit und Nachhaltigkeit im Netzwerk<br />

Es wurde zunächst erhoben, mit welchem anderen Netzwerkpartnern die Befragten<br />

regelmäßig zusammenarbeiteten oder intensiven regelmäßigen Kontakt hatten.<br />

Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede, die hauptsächlich die unterschiedlichen<br />

Funktionen der einzelnen Partner widerspiegeln. Generell arbeiteten "ähnliche"<br />

Partner intensiver miteinander zusammen: So arbeiteten die Mitarbeiter eines<br />

Bundesprogramms am häufigsten mit den sdw-Referenten sowie Mitarbeiter des<br />

Bundesprogramms JMD zusammen (s. Tabelle 12 33 ). Sdw-Referent/en und Ansprechpartner<br />

des Netzwerks SCHULEWIRTSCHAFT pflegten intensiven Kontakt<br />

miteinander und zu Counterparts. Ansprechpartner des Netzwerks<br />

SCHULEWIRTSCHAFT arbeiteten darüber hinaus häufig mit Unternehmen zusammen.<br />

Für Wirtschaftspartner fanden die intensivsten Kontakte mit anderen Unternehmen<br />

und Mitarbeitern des Netzwerks SCHULEWIRTSCHAFT statt. Mitarbeiter<br />

an Schulen arbeiteten intensiv mit Schulsozialarbeitern und Mitarbeitern der<br />

Kompetenzagenturen zusammen.<br />

Tabelle 12:<br />

Befragte Netzwerkteilnehmer nach ihrer hauptsächlichen Funktion und intensiver<br />

Zusammenarbeit/Kontakt mit anderen Netzwerkpartnern<br />

Eigene Funktion<br />

Mitarbei-ter/in<br />

eines Bundesprogramms<br />

Wirtschaftspartner<br />

Mitarbeiter<br />

Schule<br />

Counterparts,<br />

sdw-Referenten/<br />

innen,<br />

Ansprechpartner<br />

SCHULE-<br />

WIRTSCHAFT<br />

Mit wem arbeiten Sie im Netzwerk intensiv bzw. regelmäßig zusammen oder haben<br />

intensiven bzw. regelmäßigen Kontakt? (Mehrfachantworten waren möglich)<br />

Unternehmen 37,1 64,7 29,4 77,8<br />

Kammer 29,0 32,4 20,6 61,1<br />

Innung 16,1 28,1 20,6 27,8<br />

Verband 12,9 7,7 5,9 38,9<br />

JMD 64,7 14,7 41,2 66,7<br />

KA 55,6 23,5 52,9 66,7<br />

32 Da an manchen Standorten nur jeweils eine Person in der Untergruppe beschäftigt war (z. B.<br />

gab es jeweils eine/n zuständige/n sdw-Referent/in pro Standort), werden die Auswertungen<br />

im Folgenden ggf. nur für die zusammengefassten Gruppen dargestellt.<br />

33 Hohe Prozentanteile deuten in der Tabelle auf die Paare von Netzwerkpartnern hin, die intensiv<br />

zusammenarbeiteten.


<strong>IGES</strong> 43<br />

SV 63,5 11,8 50,0 55,6<br />

Lehrer/in 51,6 35,3 44,0 50,0<br />

Schulleiter/in 40,3 17,7 37,0 27,8<br />

Schulsozialarbeiter/in 59,7 20,6 55,6 44,4<br />

Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT 25,9 41,2 29,4 55,6<br />

Sdw-Referent/in 72,6 32,4 29,4 63,6<br />

Counterpart 38,7 5,9 14,7 85,7<br />

Mit keinem 1,6 23,5 0,0 5,6<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Bestehen von Absprachen<br />

Ein Schritt für den Aufbau eines funktionsfähigen Netzwerks ist das Bestehen von<br />

klaren Absprachen, so dass alle Netzwerkpartner über die Ziele im Netzwerk, dem<br />

Gesamtablauf und anstehende einzelne Schritte informiert sind [12]. 80,0 % der<br />

befragten Netzwerkpartner gaben an, dass es Absprachen gab und sich an diese<br />

gehalten wurde (s. Tabelle 13).<br />

Nur gut jeder zehnte Befragte (11,0 %) gab an, dass es keine Absprachen gab und,<br />

dass sie/ihn dies aber auch nicht gestört hätte. Weitere 7,0 % sagten, dass es Absprachen<br />

gab, an die sich jedoch nicht gehalten wurde.<br />

Tabelle 13:<br />

Anteile von Netzwerktakteuren nach Absprachen im Netzwerk<br />

Gab es klare Absprachen zur Aufgabenverteilung aller Partner im Netzwerk? %<br />

Ja, es gab es, aber daran wurde sich nicht gehalten 7%<br />

Ja, gab es und daran wurde sich gehalten 80%<br />

Nein, gab es nicht und das hat mich gestört 2%<br />

Nein, gab es nicht und das hat mich nicht gestört 11%<br />

Summe<br />

100 (N=169)<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Anzahl der Netzwerkpartner<br />

Die Einschätzung der Netzwerkpartner bezüglich der Gesamtanzahl von Partnern<br />

im Netzwerk weist darauf hin, ob eine effektive Zusammenarbeit als möglich<br />

wahrgenommen wurde. 83,0 % der Befragten waren der Meinung, dass die Anzahl<br />

der Netzwerkpartner angemessen war. 14,0 % waren der Meinung, dass die<br />

Anzahl zu niedrig war und nur 3,0 % gaben an, dass sie die Anzahl als zu hoch<br />

empfunden hätten (Werte nicht dargestellt).<br />

Existenz fester Ansprechpartner<br />

Als Indikator für die Kontinuität in der Zusammenarbeit wird eine geringe Anzahl<br />

von Personalwechseln und das Bestehen fester Ansprechpartner herangezogen.<br />

66,5 % der Befragten gaben an, dass nur sie selbst seit Beginn des Modellprojekts


44 <strong>IGES</strong><br />

ihre Funktion im Netzwerk ausfüllten (Werte nicht dargestellt), d. h. dort fanden<br />

keine Personalwechsel statt.<br />

Auf die Frage, bei welchem anderen Akteur die Akteure feste Ansprechpartner<br />

besaßen, ergaben sich Unterschiede. Die Bundesprogrammitarbeiter gaben überwiegend<br />

an, dass sie bei den anderen Bundesprogrammen feste Ansprechpartner<br />

(JMD: 61,3 %, SV: 54,8 % und KA: 51,6 %) sowie bei den Projektkoordinatoren<br />

(Ansprechpartner SCHULEWIRTSCHAFT und Counterparts 34 ) hatten (s. Anhang<br />

Tabelle 43). Die Wirtschaftspartner besaßen besonders im Ansprechpartner<br />

SCHULEWIRTSCHAFT einen festen Ansprechpartner (55,9 %) und die Mitarbeiter<br />

einer Schule bei den Kompetenzagenturen (58,8 %).<br />

Projektkoordinatoren (Counterparts, sdw-Referent/in, Ansprechpartner<br />

SCHULEWIRTSCHAFT) gaben am häufigsten an, bei den Bundesprogrammmitabeitern<br />

der Jugendmigrationsdienste einen festen Ansprechpartner zu haben<br />

(61,1 %). Die Netzwerkpartner, die sich als "sonstige Partner" klassifiziert hatten,<br />

hatten besonders unter Bundesprogrammmitabeitern der Kompetenzagenturen<br />

einen festen Ansprechpartner (61,9 %).<br />

Besonders selten hatten die Bundesprogrammitarbeiter bei allen Wirtschaftspartnern<br />

feste Ansprechpartner. Die Wirtschaftspartner gaben an, besonders selten<br />

einen festen Ansprechpartner bei den Schulleitern zu haben. Dies wurde umgekehrt<br />

von den Mitarbeitern der Schulen bestätigt. Projektkoordinatoren (Counterparts,<br />

sdw-Referenten, Ansprechpartner SCHULEWIRTSCHAFT) gaben besonders<br />

selten an, dass sie bei Schulpersonal ein fester Ansprechpartner hätten.<br />

Zusammenarbeit mit dem Projektträger<br />

Jeweils gut zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie ausreichend regelmäßigen<br />

Kontakt hatten (64,7 %), dass die Absprachen gut funktioniert hätten<br />

(66,5 %), sie sich ausreichend angesprochen gefühlt haben (68,8 %) und ihr Arbeitgeber<br />

gleichzeitig jedoch auch nicht zu häufig angesprochen wurde (64,7 %)<br />

(s. Tabelle 14).<br />

Dabei variierte das Antwortverhalten nach der Funktion des Netzwerkpartners:<br />

Für die Counterparts trafen alle Aspekte weniger zu (rund 56,0%), während die<br />

Mitarbeiter anderer Bundesprogramme besonders zustimmten, dass es eine ausreichende<br />

Ansprache (rund 73,0 %) und ausreichend regelmäßigen Kontakt gab<br />

(83,0 %) (Werte nicht dargestellt).<br />

34 Da es für jeden Standort eine/n zuständige/n sdw-Referenten/in gab, wurden diese<br />

hier nicht mit aufgenommen.


<strong>IGES</strong> 45<br />

Tabelle 14:<br />

Anteile von Netzwerkpartnern nach Zusammenarbeit mit der sdw<br />

Wie ist Ihre Zusammenarbeit mit den<br />

Ansprechpartnern der Stiftung der Deutschen<br />

Wirtschaft im Projekt verlaufen? (%)<br />

Trifft zu<br />

Trifft<br />

teilweise<br />

zu<br />

Trifft nicht<br />

zu<br />

Keine<br />

Angabe<br />

Ausreichend regelmäßiger Kontakt 64,7% 19,7% 9,2% 6,4%<br />

Die Absprachen haben gut funktioniert 66,5% 21,4% 5,8% 6,4%<br />

Habe mich ausreichend angesprochen gefühlt 68,8% 17,9% 6,9% 6,4%<br />

Ich/mein Arbeitgeber wurde zu häufig angesprochen 14,5% 14,5% 64,7% 6,4%<br />

Total<br />

100<br />

(N=173)<br />

100<br />

(N=173)<br />

100<br />

(N=173)<br />

100<br />

(N=173)<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Zusammenarbeit mit den anderen Bundesprogrammen<br />

Der Zugang zu den benachteiligten Jugendlichen / jungen Erwachsenen erfolgte<br />

über die Bundesprogramme JMD, der KA und SV, damit die Projektteilnehmer<br />

zusätzlich zu individuellen Coachings im Rahmen der Bundesprogramme an den<br />

Veranstaltungen des Modellprojekts "Unternehmen:Jugend" (z. B. Future Camps)<br />

teilnehmen konnten. Ein wichtiger Ansatzpunkt für den Netzwerkaufbau im Modellprojekt<br />

ist deshalb das Zusammenwirken der Partner der Bundesprogramme<br />

innerhalb der Initiative JUGEND STÄRKEN.<br />

74,2 bzw. 71,0 % der befragten Mitarbeiter der Bundesprogramme (KA, SV, JMD<br />

usw.) gaben an, dass sie mit Unterstützungsangeboten von Jugendämtern und Angeboten<br />

der Jobcenter vor Ort kooperierten (s. Tabelle 15). Die große Mehrheit<br />

der Bundesprogrammitarbeiter gab aber auch an, dass sie mit Eltern (69,4 %) und<br />

anderen Programmen der Initiative JUGEND STÄRKEN (62,9 %) zusammenarbeiteten.<br />

Der höchste Anteil der Befragten unter den Wirtschaftspartnern und den Projektkoordinatoren<br />

(Counterparts, sdw-Referenten, Ansprechpartner für<br />

SCHULEWIRTSCHAFT) gaben an, dass vor Ort ansonsten mit Angeboten der<br />

Jobcenter eine Zusammenarbeit bestand (64,7 bzw. 72,2 %). Die Mitarbeiter der<br />

Schulen gaben überwiegend an, dass sie vor Ort mit Jugendämtern und Eltern<br />

kooperierten (76,5 bzw. 70,6 %).<br />

Im Fragebogen wurde darüber hinaus bei den 62 Bundesprogrammmitarbeiter<br />

gezielt nachgefragt, ob diese überschneidende Aufgabengebiete zwischen anderen<br />

Angeboten zur beruflichen Eingliederung und dem Modellprojekt sahen (z. B.<br />

wegen Konkurrenz um Teilnehmer oder Gelder am Standort). Jedoch gaben jeweils<br />

nur 7 Bundesprogrammmitarbeiter (11,3 %) an, dass es Überschneidung im<br />

Aufgabengebiet mit anderen Programmen der Initiative JUGEND STÄRKEN und<br />

den Jobcentern gegeben hätte (Werte nicht dargestellt). Zwei Bundesprogrammmitarbeiter<br />

(3,2 %) bejahten die Frage in Bezug auf die Jugendämter.


46 <strong>IGES</strong><br />

Tabelle 15:<br />

Anteile von Netzwerkpartnern nach Zusammenarbeit mit anderen Unterstützungsangeboten<br />

vor Ort und nach eigener Funktion<br />

Kooperieren Sie mit anderen Unterstützungsangeboten vor Ort?<br />

(in %, Mehrfachantworten waren möglich)<br />

Angaben zur<br />

Kooperation<br />

Eigene Funktion<br />

Ja,<br />

mit Angeboten<br />

der<br />

Jobcenter<br />

Ja,<br />

mit anderen<br />

Program-men<br />

der Initiative<br />

JUGEND<br />

STÄRKEN<br />

Ja,<br />

mit<br />

Eltern<br />

Ja,<br />

mit der<br />

Politik<br />

Ja,<br />

mit<br />

Jugendorganisationen<br />

Ja,<br />

mit<br />

Jugendämtern<br />

Nein, sehe<br />

auch<br />

keinen<br />

Grund<br />

dafür<br />

Mitarbeiter von<br />

Bundes-programmen<br />

71,0 62,9 69,4 37,1 50,0 74,2 3,2<br />

Wirtschaftspartner 64,7 26,5 35,3 29,4 17,7 14,7 2,9<br />

Mitarbeiter von<br />

Schulen<br />

Counterparts,<br />

sdw-Referenten,<br />

Ansprechparner für<br />

SCHULEWIRT-<br />

SCHAFT<br />

58,8 17,7 70,6 32,4 55,9 76,5 0,0<br />

72,2 16,7 44,4 27,8 38,9 27,8 5,6<br />

Mittelwert 64,8 33,3 53,5 35,8 39,2 48,2 3,3<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Jeweils eine Befragungsperson war darüber hinaus der Meinung, dass dies in Bezug<br />

auf folgende sonstigen Angebote zutraf:<br />

"Berufsorientierungsmaßnahmen",<br />

"Pro-Aktiv-Center",<br />

"andere Projekte die ähnliches anbieten",<br />

"Angebote des Landesprogramms Initiative Oberschule und des Zukunftstages",<br />

"Angebote der Jugendberufshilfe" sowie<br />

der "Volkshochschule" zutraf.<br />

Einschätzung zum Verbesserungsbedarf im Modellprojekt<br />

Rund ein Drittel der befragten Netzwerkakteure sah in Bezug auf die Aspekte 1)<br />

Verbindlichkeit der Teilnahme am Netzwerk, 2) Informationsfluss, 3) Netzwerkaufbau<br />

und 4) Aufgabenverteilung und Absprachen des Netzwerkaufbaus Verbesserungsbedarf.<br />

Etwas häufiger wurde Verbesserungsbedarf in Hinblick auf den<br />

Informationsfluss bei der Netzwerkbildung zugestimmt (36,1 %).<br />

Die einzelnen Netzwerkpartner stimmten dabei einzelnen Aspekten besonders zu.<br />

Mitarbeiter der Bundesprogramme gaben an, dass besonders der Netzwerkaufbau<br />

verbessert werden könne (38,7 %) sowie die Aufgabenverteilung und die Absprachen<br />

(35,5 %). Wirtschaftspartner und Mitarbeiter von Schulen sahen Verbesse-


<strong>IGES</strong> 47<br />

rungsbedarf hingegen meist in Bezug auf den Informationsfluss im Netzwerk (jeweils<br />

41,2 %).<br />

Tabelle 16:<br />

Anteile von Netzwerkpartnern nach Verbesserungsmöglichkeiten im Netzwerkaufbau<br />

Was könnte sich in Bezug auf die Netzwerkbildung verbessern?<br />

(in %, Mehrfachantworten waren möglich)<br />

Funktion des Netzwerkpartners<br />

Verbindlichkeit<br />

der Teilnahme<br />

am Netzwerk<br />

Informationsfluss<br />

Netzwerkaufbau<br />

Aufgabenverteilung<br />

/<br />

Absprachen<br />

MA Bundesprogramm 30,6% 25,8% 38,7% 35,5%<br />

Wirtschaftspartner 32,4% 41,2% 35,3% 44,1%<br />

MA Schule 32,4% 41,2% 29,4% 17,6%<br />

Counterparts, sdw-Referenten,<br />

Ansprechpartner SCHULEWIRT-SCHAFT<br />

66,7% 33,3% 22,2% 22,2%<br />

Sonstiges 19,0% 52,4% 38,1% 14,3%<br />

Alle Netzwerkpartner 33,7% 36,1% 34,3% 29,6%<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Die deutliche Mehrheit der Projektkoordinatoren (Counterparts, sdw-Referenten,<br />

Ansprechpartner SCHULEWIRTSCHAFT) sah hingegen Verbesserungsbedarf<br />

bezüglich der Verbindlichkeit der Teilnahme am Netzwerk (66,7 %).<br />

Nachhaltigkeit<br />

Nach Projektende bzw. nach Auslaufen der Projektförderung wollte die Mehrheit<br />

aller Netzwerkpartner mit anderen Akteuren weiter kooperieren (s. Tabelle 61).<br />

Besonders die Koordinatoren des Modellprojekts und Mitarbeiter anderer Bundesprogramme<br />

besaßen bereits Pläne für eine weitere Zusammenarbeit (jeweils<br />

45,0 %). Immerhin gut ein Fünftel der Wirtschaftspartner sowie gut ein Viertel<br />

der Mitarbeiter an Schulen besaßen für eine weitere Zusammenarbeit bereits konkrete<br />

Pläne.


48 <strong>IGES</strong><br />

Tabelle 17:<br />

Anteile von Netzwerkpartnern nach Absprachen im Netzwerk<br />

Werden Sie nach Projektende bzw. nach Auslaufen der Projektförderung mit anderen<br />

Akteuren weiter kooperieren? (in %)<br />

Ja, mit Ja, aber es gibt<br />

einzelnen/mehrer noch keine<br />

en Akteuren gibt konkreten Pläne<br />

es konkrete<br />

Pläne für die<br />

Fortsetzung der<br />

Kooperation<br />

Nein<br />

N<br />

MA Bundesprogramm 45% 50% 5% 62<br />

Wirtschaftspartner 21% 74% 6% 34<br />

MA Schule 26% 62% 12% 34<br />

Counterpart, sdw-Referent,<br />

Ansprechp.SCHULEWIRTSCHAFT 45% 55% 0% 11<br />

Sonstiges 52% 33% 14% 21<br />

Alle Netzwerkpartner 38% 55% 7% 100 (N=162)<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

3.2.1.2 Sensibilisierung für die Belange der Zielgruppe<br />

Mehr als ein Drittel (36 %) der befragten Netzwerkpartner war der Meinung, dass<br />

die Jugendlichen im Modellprojekt bestenfalls das Ziel erreichen konnten, ihre<br />

eigenen Fähigkeiten und Talente zu entdecken (s. Tabelle 18). Weitere 29 % gaben<br />

jedoch an, dass die Projektteilnehmer einen Ausbildungsplatz erreichen könnten.<br />

Tabelle 18:<br />

Anteile von Netzwerkpartnern nach möglicher Zielerreichung bei Projektteilnehmer<br />

Was können Ihrer Meinung nach Teilnehmer bestenfalls im Modellprojekt<br />

erreichen?<br />

%<br />

Entdecken eigene Fähigkeiten und Talente 36%<br />

Bekommen einen Ausbildungsplatz 29%<br />

erlangen einen realistischen Berufswunsch 12%<br />

werden motiviert 12%<br />

absolvieren ein Praktikum 8%<br />

Schreiben eine Bewerbung 1%<br />

Nichts davon 1%<br />

Sonstiges: Es wird nichts Neues vermittelt 1%<br />

Sonstiges: Haben die Chance auf Arbeit 1%<br />

Summe<br />

100 (N=169)<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis einer Zusammenstellung der sdw


<strong>IGES</strong> 49<br />

3.2.1.3 Einschätzung des Modellprojekts<br />

Unabhängig von der jeweiligen Funktion im Netzwerk hält die große Mehrheit<br />

aller Netzwerkpartner das Modellprojekt für erfolgreich (s. Tabelle 19).<br />

Tabelle 19:<br />

Anteile von Netzwerkpartnern nach Funktion und Gesamteinschätzung des<br />

Modellprojekts<br />

Wie schätzen sie das Modellprojekt "Unternehmen:Jugend. Zusammenarbeit mit Zukunft"<br />

insgesamt ein?<br />

Funtion des Partners<br />

ein erfolgreiches Projekt<br />

(%)<br />

ein weniger erfolgreiches<br />

Projekt (%)<br />

MA Bundesprogramm 84% 16% 62<br />

Wirtschaftspartner 91% 9% 34<br />

MA Schule 76% 24% 34<br />

Counterpart, sdw-Referent/in,<br />

Ansprechpartner<br />

SCHULEWIRTSCHAFT 94% 6% 18<br />

Sonstiges 76% 24% 21<br />

Alle Netzwerkpartner 84% 16% 169<br />

N<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis einer Zusammenstellung der sdw<br />

Am geringsten war mit jeweils 76,0 % der Anteil von Befragten, die das Modellprojekt<br />

für erfolgreich hielten unter Mitarbeitern von Schulen und bei sonstigen<br />

Netzwerkpartnern 35 .<br />

Auf Standortebene variierte diese Einschätzung darüber hinaus erheblich. An den<br />

Standorten 5 und 9 schätzten jeweils knapp bzw. gut ein Drittel (25,5 % bzw.<br />

33,3 %) der Befragten das Modellprojekt als ein weniger erfolgreiches Modellprojekt<br />

ein. Besonders viele Befragte waren zudem am Standort 2 der Meinung, dass<br />

es sich bei dem Modellprojekt um ein weniger erfolgreiches Projekt handelt<br />

(45,5 %) (s. Tabelle 20).<br />

Alle befragten Netzwerkpartner wurden im Online-Fragebogen um eine Begründung<br />

für ihre Einschätzung zum Erfolg / Nichterfolg des Modellprojekt gebeten.<br />

Die große Mehrheit der Befragten hielt das Projekt für erfolgreich und machte<br />

dies in ihrer Begründung deutlich. Da im Rahmen der Evaluation besonders die<br />

Faktoren von Bedeutung sind, die den Projekterfolg hemmen können und daher<br />

35 In dieser Gruppe befanden sich die Mitarbeiter der Agentur für Arbeit, von (Aus-)<br />

Bildungsträgern, Berufsforschungsinstituten, Beschäftigungsförderungsvereinen,<br />

Bildungsdienstleistern, Jobcentern, in der ambulanten Jugendhilfe (Sozialpädagogen<br />

und Sozialarbeiter), in der Stadtverwaltung, der Universität zu Köln, in Vereinen, im<br />

zweiter Bildungsweg oder im öffentlichen Dienst.


50 <strong>IGES</strong><br />

Ansatzpunkte zur Nachsteuerung darstellen, wird sich nun auf die Begründungen<br />

für den Nichterfolg des Modellprojekts fokussiert.<br />

Tabelle 20:<br />

Gesamteinschätzung des Modellprojekts nach Standorten<br />

Wie schätzen sie das Modellprojekt insgesamt ein?<br />

Standort ein erfolgreiches Projekt (%) ein weniger erfolgreiches Projekt (%) N<br />

3 86,7% 13,3% 15<br />

6 83,3% 16,7% 12<br />

10 95,7% 4,3% 23<br />

8 92,3% 7,7% 13<br />

9 66,7% 33,3% 6<br />

1 100,0% 0,0% 12<br />

5 75,0% 25,0% 24<br />

2 54,5% 45,5% 11<br />

7 82,6% 17,4% 23<br />

4 82,6% 17,4% 23<br />

Summe 83,3% 16,7% 162<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis einer Zusammenstellung der sdw<br />

An den Standorten, wo knapp die Hälfte bzw. rund ein Drittel der Partner das Projekt<br />

als weniger erfolgreich einschätzten (Standort 9, 5 und 2), wurden verschiedene<br />

Gründe für diese Einschätzung genannt. Am Standort 2 hielten fünf Personen<br />

das Projekt für weniger erfolgreich, ihre Gründe waren folgende:<br />

"Die Vermittlungszahlen waren sehr niedrig und der Counterpart fehlte als<br />

Ansprechpartner",<br />

"Das Projekt hatte zu wenig Zeit",<br />

"Gerade die sozial benachteiligten Teilnehmer aus dem Projekt erhielten<br />

über die sehr guten Futur Camps hinaus keinerlei Unterstützung bei der<br />

Anbahnung von Praktikum und Ausbildung, Engagement und Kontakte<br />

zur regionalen Wirtschaft des Counterparts schienen nur marginal vorhanden",<br />

"Ein entsprechender Rücklauf hinsichtlich der Ergebnisse fehlt" und<br />

"Es arbeiten zu viele Akteure mit unterschiedlichen Zielstellungen an der<br />

Gruppe der Benachteiligten."<br />

Am Standort 9 hielte zwei Personen (33,3 % der Befragten) das Projekt für weniger<br />

erfolgreich und gaben für ihre Einschätzung folgende Gründe an:<br />

"Es gibt Angebote vor Ort" und<br />

"Es gibt zu viele <strong>kurz</strong>e Projekte, die mit einer fixen Idee versuchen fest<br />

eingefahrene Probleme zu beseitigen. Die Hauptverantwortlichen für das


<strong>IGES</strong> 51<br />

System Schule auf Landesebene halten sich mit Verweis auf fehlendes<br />

Geld mit durchgreifenden Reformen zurück. Die Bundesprojekte sind<br />

meist Luftnummern mit einer rein akademischen Wirkung. Die Wurzeln<br />

der Probleme benachteiligter Jugendlicher liegen viel tiefer, sind sehr weit<br />

verzweigt und über Jahre gewachsen - da helfen keine fünf Workshopwochenenden<br />

oder ein Future Camp."<br />

Sechs Personen bzw. ein Viertel der Befragten am Standort 5 waren der Meinung,<br />

dass das Modellprojekt weniger erfolgreich war. Als Gründe für Ihre Einschätzung<br />

nannten die Befragten folgende Aspekte:<br />

"Die Zielgruppe der mehrfach oder stark benachteiligten Jugendlichen<br />

wird auch über dieses Projekt nicht ausreichend angesprochen",<br />

"Das Projekt ist wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Unterstützung<br />

von bestehenden Projekten wäre besser",<br />

"Das Modellprojekt ist zu abgehoben und punktuell. Es passt nur sehr eingeschränkt<br />

zum Programm Schulverweigerung – Die 2. Chance",<br />

"Die Dauer des Projekts ist für Jugendliche zu lang. Die Ziele gehen dadurch<br />

verloren und die Teilnehmer verlieren die Motivation",<br />

"Jugendliche, die Schwierigkeiten hatten, wurden nicht erreicht" und<br />

"Es wurde zu viel Aufwand für eine viel zu kleine Zielgruppe betrieben.<br />

Von uns waren nur drei Personen dabei, davon hat eine Person die Teilnahme<br />

abgebrochen und eine ist nur mit sehr viel Druck von Seiten der<br />

Schule bis zum Ende geblieben."<br />

Die fünf Personen, die der Meinung waren, dass statt des Modellprojekt bestehende<br />

Angebote unterstützt werden sollten, arbeiteten bei Stadtverwaltungen, waren<br />

Mitarbeiter eines Bundesprogramms, Mitarbeiter der Bundesagentur für Arbeit<br />

oder Counterparts.<br />

3.2.2 Zwischenfazit: Netzwerkaufbau<br />

Im Modellprojekt sollten funktionsfähige Netzwerkkooperationen zwischen den<br />

Netzwerkpartnern aufgebaut werden. Folgende Ziele sollten erreicht werden:<br />

1. Aufbau systematischer Kooperationen von Mitarbeiter der Bundesprogramme<br />

KA, SV, JMD und von Schulen zu Betrieben und Unternehmen<br />

und<br />

2. Sensibilisierung von Unternehmen und Betrieben für die Belange der benachteiligten<br />

Jugendlichen / jungen Erwachsenen.<br />

Es konnten 171 Netzwerkpartner (d. h. rund 40 % aller Partner) befragt werden.<br />

Die Zielerreichung wird basierend auf den Auswertungsergebnissen im Folgenden<br />

bewertet.


52 <strong>IGES</strong><br />

Kooperationen der Bundesprogrammitarbeiter<br />

Erkennbar ist, dass es dem Modellprojekt gelungen ist, systematische Kooperationen<br />

zwischen den Mitarbeiter der Bundesprogramme KA, SV, JMD und den Betrieben<br />

sowie Unternehmen aufzubauen. Insgesamt zeigte sich eine recht starke<br />

Zusammenarbeit der Partner untereinander. Deutlich ausgeprägter war hierbei<br />

z. B. jeweils die Zusammenarbeit der Wirtschaftspartner untereinander sowie zusammen<br />

mit den Mitarbeiter der Bundesprogrammen. Besonders selten hatten<br />

jedoch die Bundesprogrammitarbeiter bei allen Wirtschaftspartnern feste Ansprechpartner.<br />

Darüber zeigte sich, dass die Wirtschaftspartner selten bei Schulleitern<br />

einen festen Ansprechpartner hatten. Dies wurde umgekehrt von den Mitarbeitern<br />

der Schulen bestätigt. Projektkoordinatoren (Counterparts, sdw-<br />

Referenten, Ansprechpartner SCHULE-WIRTSCHAFT) gaben besonders selten<br />

an, dass sie bei dem Schulpersonal einen festen Ansprechpartner hätten.<br />

Mit dem Bestehen klarer Absprachen wurde ein wichtiger Schritt für den Aufbau<br />

eines funktionsfähigen Netzwerks gemacht: 80,0 % der befragten Netzwerkpartner<br />

gaben an, dass es Absprachen gab und sich an diese gehalten wurde. Die Befragten,<br />

die der Meinung waren, dass es keine klaren Absprachen gegeben habe,<br />

empfanden dies meist nicht als Hemmnis.<br />

Sind in einem Netzwerk feste Ansprechpartner vorhanden, so unterstützt dies eine<br />

kontinuierliche Zusammenarbeit. Im Modellprojekt gaben die meisten Netzwerkpartner<br />

an, dass sie bei den für sie besonders relevanten Partnern feste Ansprechpartner<br />

besaßen (z. B. Projektmitarbeitern und den Mitarbeitern anderer Bundesprogramme).<br />

Die große Mehrheit der Befragten (83,0 %) war darüber hinaus der Meinung, dass<br />

die Anzahl der Netzwerkpartner angemessen war. 14,0 % der Netzwerkpartner<br />

war der Meinung, dass die Anzahl der Netzwerkpartner zu niedrig war, während<br />

nur 3,0 % der Befragten sie für zu hoch hielten.<br />

Die Zusammenarbeit mit dem Projektträger wurde von allen Netzwerkpartnern<br />

mehrheitlich als positiv bewertet. Ein Ergebnis könnte jedoch auf einen Ansatzpunkt<br />

zur Nachsteuerung hindeuten: Die schlechteste Bewertung der Zusammenarbeit<br />

mit den sdw-Referenten wurde von Counterparts abgegeben. Die Zusammenarbeit<br />

der Counterparts mit den sdw-Referenten spielt jedoch gerade für die<br />

Herstellung von Kontakten zur Wirtschaft eine wesentliche Rolle.<br />

Ein interessantes Ergebnis für das Modellprojekt ist, dass die Bundesprogrammmitarbeiter<br />

weitestgehend keine überschneidende Aufgabengebiete zwischen dem<br />

Modellprojekt und anderen Angeboten zur beruflichen Eingliederung wahrnahmen.<br />

Auch Konkurrenz um Teilnehmer zwischen dem Modellprojekt und anderen<br />

Angeboten zur beruflichen Eingliederung konstatierten die Befragten nicht. Nur<br />

gut elf Prozent der befragten Bundesprogrammitarbeiter waren der Meinung, dass<br />

es mit anderen Programmen der Initiative JUGEND STÄRKEN oder den Jobcentern<br />

überschneidende Aufgabengebiete gäbe.<br />

Obwohl die meisten Netzwerkpartner eine gute Zusammenarbeit im Netzwerk<br />

konstatierten, sahen knapp 39 bzw. 36 % der Bundesprogrammmitarbeitern (KA,<br />

JMD, SV usw.) in Hinblick auf den Informationsfluss und die Aufgabenverteilung


<strong>IGES</strong> 53<br />

und Absprachen Verbesserungsbedarf bei der Netzwerkbildung. Wirtschaftspartner<br />

und Mitarbeiter von Schulen sahen Verbesserungsbedarf meist in Bezug auf<br />

den Informationsfluss im Netzwerk (jeweils 41,2 %). Für Projektkoordinatoren<br />

(Counterparts, sdw-Referenten, Ansprechpartner SCHULEWIRTSCHAFT) bestand<br />

hingegen Verbesserungsbedarf bezüglich der Verbindlichkeit der Teilnahme<br />

am Netzwerk (66,7 %).<br />

Bezüglich der Nachhaltigkeit des Netzwerkaufbaus zeigt sich ein recht positives<br />

Ergebnis. Nach Projektende bzw. nach Auslaufen der Projektförderung wollte die<br />

Mehrheit aller Netzwerkpartner mit anderen Akteuren weiter kooperieren. Besonders<br />

die Koordinatoren des Modellprojekts und Mitarbeiter anderer Bundesprogramme<br />

besaßen bereits Pläne für eine weitere Zusammenarbeit (jeweils 45,0 %).<br />

Darüber hinaus sagten immerhin gut ein Fünftel der Wirtschaftspartner sowie gut<br />

ein Viertel der Mitarbeiter an Schulen aus bereits konkrete Pläne für eine weitere<br />

Zusammenarbeit zu haben.<br />

Sensibilisierung für die Belange der benachteiligten Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen<br />

Unter den Netzwerkpartnern war der größte Anteil (36 %) der Meinung, dass die<br />

Jugendlichen / jungen Erwachsenen im Modellprojekt bestenfalls das Ziel erreichen<br />

konnten, ihre eigenen Fähigkeiten und Talente zu entdecken und nur 29 %<br />

gaben an, dass die Projektteilnehmer einen Ausbildungsplatz erreichen könnten.<br />

Zusätzlich wurde nach der Einschätzung des Modellprojekts durch die Netzwerkpartner<br />

gefragt. Die große Mehrheit der befragten Netzwerkpartner (N=169) hielt<br />

das Modellprojekt für ein erfolgreiches Projekt, hingegen hielten nur 27 Personen<br />

es für ein weniger erfolgreiches Projekt. Die Einschätzung dieser Personen ist in<br />

Hinblick auf Ansatzpunkte zur Nachsteuerung relevant und ließ sich grob in vier<br />

Hauptkritikpunkte am Modellprojekt zusammenführen:<br />

Die Unterstützung bereits bestehender Projekte wird für sinnvoller gehalten<br />

bzw. wird die Passung zu bestehenden Angeboten vor Ort als unzureichend<br />

angesehen,<br />

Eine mangelnde Zielgruppenerreichung (z. B. keine ausreichende Ansprache<br />

der Zielgruppe bzw. eine zu kleine Gruppe von Teilnehmern),<br />

das Fehlen sichtbarer Erfolge bzw. eine mangelnde Kommunikation der<br />

Erfolge sowie<br />

Verbesserungsmöglichkeiten bei den Abläufen (z. . fehlender Counterpart,<br />

zu <strong>kurz</strong>e Zeitdauer des Projekts).<br />

Das Ergebnis muss allerdings dahingehend relativiert werden, dass nur 27 Personen<br />

diese Punkte äußerten und die Auswertungsergebnisse bezüglich der Zusammenarbeit<br />

mit anderen Netzwerkpartnern und Kooperationen mit Angeboten vor<br />

Ort ein positives Bild zeichneten.


54 <strong>IGES</strong><br />

3.3 Modul 4: Teilnehmende und nicht teilnehmende Unternehmen<br />

Ein Alleinstellungsmerkmal des Projekts gegenüber anderen Projekten im Bereich<br />

der Jugendförderung ist die Einbindung von Wirtschaftspartnern und Unternehmen<br />

aus dem Netzwerk SCHULEWIRTSCHAFT. Die Wirtschaftspartner und<br />

Unternehmen wurden an den Standorten des Modellprojekts per Brief oder Telefon<br />

über das Modellprojekt informiert und nach einer positiven Resonanz zu den<br />

Veranstaltungen eingeladen. Als am Modellprojekt teilnehmende Unternehmen<br />

wurden nach Angaben der sdw die Unternehmen gezählt, die mindestens einmal<br />

einer Einladung zu einer Veranstaltung gefolgt waren bzw. eine Veranstaltung<br />

selbst ausrichteten. Insgesamt nahmen nach Angaben der sdw über den gesamten<br />

Zeitraum hinweg 228 Unternehmen an dem Modellprojekt teil, d. h. durchschnittlich<br />

rund 23 Unternehmen pro Standort.<br />

Folgende Ziele sollten für am Modellprojekt teilnehmende Unternehmen erreicht<br />

werden:<br />

1. Schärfung des Blicks für die Ressourcen der Jugendlichen / jungen Erwachsenen<br />

in den Unternehmen,<br />

2. positive Außenwirkung bzw. die Prägung eines positiven Eindrucks vom<br />

Unternehmen durch die gezielte Öffentlichkeitsarbeit über das bildungspolitische<br />

und soziale Engagement des Unternehmens,<br />

3. Stärkung der Unternehmenskultur durch Verantwortungsübernahme der<br />

Mitarbeiter in Form von sozialem Engagement (z. B. Ausbildungspatenschaften)<br />

sowie eine,<br />

4. langfristige Unterstützung bei der Identifikation und Suche nach potenziellem<br />

Nachwuchs und einer Vorsortierung potenzieller Auszubildender.<br />

Um die Erreichung der genannten Ziele zu überprüfen, wurden die Unternehmen<br />

mittels eines Online-Fragebogens befragt.<br />

Zusätzlich fand unter bislang nicht teilnehmende Unternehmen eine weiteren Online-Befragung<br />

statt. Als nicht am Modellprojekt teilnehmende Unternehmen galten<br />

dabei die Unternehmen, die entweder keine Resonanz auf die erste Kontaktaufnahme<br />

zeigten oder die zuerst eine positive Resonanz zeigten und anschließend<br />

jedoch nicht mehr auf die Einladungen zu Veranstaltung oder ähnliches reagierten.<br />

Ziel der Erhebung bei dieser Gruppe war die Analyse der Gründe für die<br />

Nichtteilnahme und die Wahrnehmung der Zielgruppe in diesen Unternehmen.<br />

Nachfolgend werden zunächst die Auswertungen für teilnehmende Unternehmen<br />

und anschließend für nicht teilnehmende Unternehmen vorgestellt.<br />

3.3.1 Am Modellprojekt teilnehmende Unternehmen<br />

Für die am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen verfolgte das Modellprojekt<br />

hauptsächlich die Ziele, den die Wahrnehmung der benachteiligten Jugendlichen<br />

/ jungen Erwachsenen positiv zu beeinflussen und eine positive Außenwir-


<strong>IGES</strong> 55<br />

kung für die Unternehmen zu erreichen. Die Auswertungsergebnisse werden nach<br />

einer <strong>kurz</strong>en Anmerkung zum Erhebungsrücklauf im folgenden Kapitel beschrieben.<br />

Rücklauf unter am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen<br />

Die Erreichbarkeit der Unternehmen für die Erhebung im Zuge der Evaluation<br />

gestaltete sich insgesamt und auch im Vergleich zu den übrigen im Rahmen der<br />

Evaluation durchgeführten Erhebungen schwierig. Es konnten von den 228 angeschriebenen<br />

und am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen 49 Unternehmen<br />

befragt werden. Der Rücklauf unter den am Modellprojekt teilnehmende Unternehmen<br />

war demnach mit 21,5 % eher gering (für weitere Informationen zum<br />

Rücklauf s. Anhang, Kapitel 5.4). 36<br />

Darüber hinaus war nur gut 83,7 % der befragten, teilnehmenden Unternehmen<br />

das Modellprojekt bekannt.<br />

Für die Unternehmen, die angaben, dass sie das Modellprojekt nicht kannten, war<br />

der Fragebogen nach einer weiteren Frage anschließend beendet. Die befragten<br />

Unternehmen, die das Modellprojekt kannten, wurde anschließend nach ihrer Einbindung<br />

gefragt. 48,8 % der Unternehmen, die das Modellprojekt kannten, waren<br />

in das Projekt eingebunden (s. Tabelle 21). Weitere 29,3 % waren in das Modellprojekt<br />

zuvor eingebunden, zum Zeitpunkt der Befragung traf dies jedoch nicht<br />

mehr zu.<br />

17,0 % der Unternehmen, die nach Angaben der sdw durch eine mindestens einmalige<br />

Teilnahme an Veranstaltungen in das Modellprojekt eingebunden waren,<br />

wurden ihren Angaben zufolge nicht für das Modellprojekt angesprochen.<br />

Die Unternehmen, die angaben, bisher nicht in das Modellprojekt eingebunden<br />

gewesen zu sein, wurde im Online-Fragenbogen anschließend die Frage gestellt,<br />

ob sie zukünftig in das Modellprojekt eingebunden werden wollten. 43,3 % dieser<br />

Unternehmen bejahten diese Frage und ihre E-Mail-Adresse wurde an die sdw<br />

weitergeleitet. Für die nach ihren Angaben derzeit nicht eingebundenen Unternehmen<br />

war der Online-Fragebogen anschließend beendet.<br />

Den im Folgenden dargestellten Auswertungen liegen deshalb Angaben zugrunde,<br />

die auf einer geringen Fallzahl von befragten und am Modellprojekt teilnehmenden<br />

Unternehmen beruhen (N=17). Aufgrund dieser geringen Fallzahl werden die<br />

Auswertungsergebnisse hier mit Vorsicht interpretiert und nur Sinne einer ersten<br />

Einschätzung bzw. als Ansatzpunkt für eine möglicherweise durchzuführende<br />

Nachfassaktion (s. Kapitel 3.3.3) vorgestellt.<br />

36 Der vergleichsweise geringe Rücklauf bzw. der geringe Bekanntheitsgrad ist der sdw<br />

zufolge auf die Benennung des Modellprojektes („Unternehmen:Jugend") und den<br />

vermutlich den jeweiligen Unternehmen geläufigeren Namen „Future Camp“ zurückzuführen.<br />

Die Vermutung der sdw ist hier, dass die Unternehmen keine Verbindung<br />

zwischen dem eigentlichen Projektnahmen und dem Namen der Projektmaßnahme<br />

(„Future Camp“) gesehen haben.


56 <strong>IGES</strong><br />

Tabelle 21:<br />

Unternehmen nach Anfrage und Wunsch zur Beteiligung<br />

Wurden Sie von Mitarbeitern des Modellprojekts gefragt, ob Sie bzw. Ihr Arbeitgeber in das<br />

Projekt eingebunden werden möchten?<br />

Ja, ich wurde angesprochen und …<br />

Nein, ich/wir wurde/n nicht<br />

angesprochen.<br />

Sonstiges: Uns war das Projekt nicht<br />

bekannt.<br />

Total<br />

… es kam keine Einbindung zustande, da<br />

das Projekt nicht für sinnvoll erachtet<br />

wurde.<br />

2,4<br />

… wir sind auch eingebunden. 48,8<br />

… wir waren mal in das Projekt<br />

eingebunden, dies ist derzeit nicht mehr<br />

der Fall.<br />

29,3<br />

17,1<br />

2,4<br />

100,0 (N=41)<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Wegen des geringen Rücklaufs bei der Befragung kann auf Basis der Erhebungsdaten<br />

keine Aussage zur Produktivität an den Standorten in dem Sinne, wie viele<br />

Unternehmenskontakte bestanden, getroffen werden. Die Daten der sdw geben<br />

jedoch einen Hinweis darauf, dass verglichen mit den anderen Standorten besonders<br />

an den Standorten 5, 4, 7 und 10 viele Kontakte zu Unternehmen bestanden<br />

(s. Tabelle 56 und Kapitel 5).<br />

3.3.1.1 Wahrnehmung, Einschätzung und Einsatz der Projektteilnehmer<br />

Ziel des Modellprojekts war es, den Blick in den Unternehmen für die Ressourcen<br />

der Jugendlichen / jungen Erwachsenen zu schärfen. Langfristig sollten für die<br />

Jugendlichen / jungen Erwachsenen die Chancen auf einen Ausbildungs- und Arbeitsplatz<br />

verbessert werden. Die Erreichung dieser Ziele wurde anhand der<br />

Wahrnehmung der Projektzielgruppe bei den Unternehmen, der Einschätzung der<br />

Erfahrungen und Kompetenzen der Zielgruppe und dem bisher erfolgten Einsatz<br />

der Projektteilnehmer in den Unternehmen überprüft. Die Ergebnisse werden im<br />

Folgenden dargestellt. Aufgrund der geringen Stichprobe ist die Aussagekraft der<br />

Ergebnisse jedoch eingeschränkt.<br />

Wahrnehmung der Projektteilnehmer in Unternehmen<br />

Die Hälfte der Unternehmen (50 %), welche die Projektteilnehmer auch persönlich<br />

kannten, nahmen die Projektteilnehmer nach Beteiligung an dem Modellprojekt<br />

anders wahr (s. Tabelle 22).


<strong>IGES</strong> 57<br />

Tabelle 22:<br />

Anteil der Unternehmen nach Wahrnehmung der Projektteilnehmer<br />

Nehmen Sie selbst die Ihnen bekannten Projektteilnehmer heute anders wahr als vor der<br />

Teilnahme an dem Projekt?<br />

Nein 21,4<br />

Ja 50,0<br />

Weiß nicht 28,6<br />

Summe<br />

100 (N=17)<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

28,6 % waren unschlüssig, ob sich ihre Wahrnehmung der Jugendlichen verändert<br />

hatte. Gut ein Fünftel der Befragten hatten ihre Wahrnehmung nicht verändert<br />

(21,4 %).<br />

Die Personen, bei denen sich die Wahrnehmung verändert hatte, hatten durchweg<br />

eine positivere Sichtweise der Jugendlichen gewonnen. Zwei Personen gaben an,<br />

dass sie statt ausschließlich der Zensuren nun auch Kompetenzen und Fähigkeiten<br />

der Teilnehmer wahrnehmen konnten. Beispielsweise wurde genannt, dass "die<br />

Person zählt und weniger deren Papierform" und, dass "[...] nicht nur die schlechten<br />

Zensuren der Jugendlichen [gesehen werden könnten], sondern [...] auch<br />

Kompetenzen."<br />

Einen weiteren Hinweis darauf, dass die teilnehmenden Unternehmen das Modellprojekt<br />

und die Zielgruppe positiv bewerteten, ergab die Auswertung der Frage,<br />

ob die Befragten die Teilnahme an dem Projekt selbst empfehlen würden.<br />

68,8 % der Befragten bejahten diese Frage, während nur ein Kontakt (6,3 %) dies<br />

ablehnte (s. Tabelle 23).<br />

Tabelle 23:<br />

Anteil der Unternehmenskontakte nach Bewertung des Modellprojekts<br />

Wenn Sie selbst einen benachteiligten Jugendlichen/jungen Erwachsenen in Ihrem<br />

Bekanntenkreis hätten, würden Sie dieser Person die Teilnahme an dem Modellprojekt<br />

empfehlen? (in %)<br />

Ja 68,8<br />

Eher ja 25,0<br />

Nein 6,3<br />

Summe<br />

100 (N=16)<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Einschätzung der Erfahrungen der Projektteilnehmer<br />

Die teilnehmenden Unternehmen wurden gebeten, anzugeben, welche besonderen<br />

Kompetenzen bzw. Erfahrungen die Projektteilnehmer ihrer Meinung nach in die<br />

Betriebe einbringen könnten. Ein möglicher kultureller Erfahrungsschatz der Projektteilnehmern<br />

scheint weniger attraktiv für die Betriebe: Die Befragten (58,8 %)<br />

waren mehrheitlich nicht der Meinung, dass die Teilnehmer dies einbringen könnten<br />

(s. Tabelle 24).


58 <strong>IGES</strong><br />

Tabelle 24:<br />

Anteil der Unternehmenskontakte nach Einschätzung der besonderen Erfahrung,<br />

die die Projektteilnehmer in den jeweiligen Betrieb einbringen könnten<br />

Was sind die besonderen Erfahrungen, die die Projektteilnehmer in Ihren Betrieb einbringen<br />

können/könnten? (in %)<br />

(Hier waren Mehrfachantworten möglich)<br />

Nein Ja Weiß nicht Summe<br />

Soziales Engagement 35,3 47,1 17,7 100 (N=17)<br />

Kulturellen Erfahrungsschatz 58,8 23,5 17,7 100 (N=17)<br />

Interkulturelle Kompetenzen 29,4 52,9 17,7 100 (N=17)<br />

Sonstiges<br />

<br />

Bei Antworte Ja wurde spezifiziert:<br />

"Nicht in unserem Betrieb, aber für die<br />

Zukunft sehe ich das Potenzial und soziale<br />

Engagement der Teilnehmer größer."<br />

76,5 5,9 17,7 100 (N=17)<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

47,1 % bzw. 52,9 %der Unternehmenskontakte gaben hingegen an, dass die Projektteilnehmer<br />

in ihre Betriebe soziales Engagement bzw. interkulturelle Kompetenzen<br />

einbringen können.<br />

Einsatz der Projektteilnehmer in den Unternehmen<br />

Der größte Teil der befragten Unternehmen hatte aus verschiedenen Gründen<br />

noch keinem/r Teilnehmer/in aus dem Modellprojekt für einen Praktikumspatz,<br />

eine Ausbildungsplatz oder eine Beschäftigung vorgesehen (s. Tabelle 25).<br />

Jeweils drei Unternehmen gaben an (17,7 %), dass sie bereits einem/r Teilnehmer/in<br />

einen Ausbildungsplatz bzw. ein Praktikum vermittelt hätten. Staatliche<br />

Förderung nahmen die Unternehmen dafür ihres Wissens nach nicht in Anspruch<br />

bzw. lagen zwei der Befragten dazu keine Informationen vor.<br />

Zwei Unternehmen gaben an, dass sie für die angemessene Betreuung der jugendlichen<br />

/ Jungen Erwachsenen im Rahmen eines Praktikums bzw. eines Ausbildungsplatzes<br />

nicht die nötigen Ressourcen hätten. Nur ein Unternehmen gab an,<br />

dass keiner der Projektteilnehmer eine Ausbildung absolvieren könnte. Diese Person<br />

kannte eine/n Projektteilnehmer/in persönlich.


<strong>IGES</strong> 59<br />

Tabelle 25:<br />

Anteil der Unternehmenskontakte nach Einsatz der Teilnehmer<br />

Haben Sie in Ihrem Betrieb/Unternehmen bereits eine/n .......<br />

mit Projektteilnehmern/ innen besetzt oder ist dies in naher<br />

Zukunft fest geplant?<br />

Praktikumsplatz<br />

(%)<br />

Ausbildungsplatz<br />

(%)<br />

Beschäftigung<br />

(%)<br />

Ja 17,7 17,7 0,0<br />

Nein, aus einem anderem Grund, d. h.:<br />

Praktikum: "Es liegt keine Bewerbung vor, viele<br />

Schulpraktikanten, wir sind kein Ausbildungsbetrieb , bisher<br />

gab es keine Anfragen/Berwerbungen, ein Praktikum im<br />

JobCenter selber ist nicht möglich."<br />

Ausbildungsplatz: "zentrale Ausbildung in BB, sind kein<br />

eigentlicher Ausbildungsbetrieb, bisher keine Anfragen, hat sich<br />

noch nicht beworben",<br />

Beschäftigung: "Bisherige Kontakte haben das noch nicht<br />

ergeben, wir sind kein eigentlicher Ausbildungsbetrieb"<br />

47,1 29,4 17,7<br />

Nein, da wir für deren angemessene Betreuung nicht die nötigen<br />

Ressourcen haben. 5,9 5,9 0,0<br />

Nicht zutreffend, wir bieten dies nicht an. 5,9 11,8 52,9<br />

Nein, kein/e mir bekannte/r Projektteilnehmer/in kann die<br />

Ausbildung erfolgreich abschließen. 0,0 5,9 0,0<br />

Sonstiges, d. h.:<br />

Praktikum: "Wir sind nur Multiplikatoren, wir sind nur<br />

Kooperationspartner und kein Arbeitgeber, wir sind noch nicht<br />

angesprochen worden",<br />

Ausbildungsplatz: "Mir liegen keine Informationen vor, andere<br />

Ausbildungsgän, wir sind nur Kooperations-partner und kein<br />

Arbeitgeber",<br />

Beschäftigung: "Mir liegen keine Informationen vor, glaube<br />

nicht, wir sind nur Kooperationspartner und kein Arbeitgeber"<br />

Summe<br />

23,5 29,4 29,4<br />

100<br />

(N=17) 100 (N=17)<br />

100<br />

(N=17)<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

3.3.1.2 Außenwirkung<br />

Ziel des Modellprojekts war es, eine positive Außenwirkung bzw. die Prägung<br />

eines positiven Eindrucks vom Unternehmen durch die gezielte Öffentlichkeitsarbeit<br />

über das bildungspolitische und soziale Engagement des Unternehmens herbeizuführen.<br />

Nur zwei der 17 befragten und am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen<br />

nutzen die Beteiligung an dem Modellprojekt für ihre Öffentlichkeitsarbeit (s.<br />

Tabelle 26).


60 <strong>IGES</strong><br />

Tabelle 26:<br />

Anteil der Unternehmenskontakte nach Einsatz des Modellprojektteilnahme in<br />

der Öffentlichkeitsarbeit<br />

Wurde die Teilnahme Ihres Betriebs / Unternehmens an dem Projekt "Unternehmen:Jugend"<br />

für die Öffentlichkeitsarbeit in Ihrem Betrieb/Unternehmen genutzt? (in %)<br />

Nein 75,0<br />

Ja 12,5<br />

Weiß nicht 12,5<br />

Summe<br />

100 (N=17)<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Die Teilnahme an dem Modellprojekt scheint für die Unternehmen jedoch eine<br />

positive Resonanz hervorzurufen (s. Tabelle 27). 37,5 % der befragten Unternehmenskontakte<br />

gaben – unabhängig von ihrer Nutzung der Teilnahme am Modellprojekt<br />

für die Öffentlichkeitsarbeit – an, dass die Teilnahme an dem Modellprojekt<br />

auf positive Resonanz gestoßen war. 43,8 % kannten die Resonanz nicht.<br />

Tabelle 27:<br />

Anteil der Unternehmenskontakte mit Kenntnis über Resonanz der Teilnahme<br />

Ist die Teilnahme Ihres Betriebs/Unternehmens an dem Projekt "Unternehmen:Jugend" auf<br />

eine positive Resonanz in ihrer Branche oder in der Öffentlichkeit gestoßen? (in %)<br />

Nein 18,8<br />

Ja 37,5<br />

Weiß nicht 43,8<br />

Summe<br />

100 (N=17)<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

3.3.2 Am Modellprojekt nicht teilnehmende Unternehmen<br />

Es wurden 191 nicht am Modellprojekt teilnehmende Unternehmen zur Teilnahme<br />

an der online-Befragung eingeladen. Dabei handelte es sich um Unternehmen,<br />

die für das Modellprojekt bereits kontaktiert worden waren, aber anschließend<br />

nicht teilgenommen hatten. 29 der Unternehmen konnten befragt werden. Ziel der<br />

Erhebung war es, die Wahrnehmung der Zielgruppe zu analysieren und Gründe<br />

für die Nichtteilnahme zu identifizieren.<br />

Die entsprechenden Auswertungsergebnisse werden nach einer <strong>kurz</strong>en Beschreibung<br />

der Bekanntheit des Modellprojekts unter den Befragten im folgenden Kapitel<br />

dargestellt.<br />

Bekanntheit des Modellprojekts<br />

Die nicht am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen waren hinsichtlich einer<br />

Teilnahme am Modellprojekt von Mitarbeitern des Modellprojekts angesprochen<br />

worden. Im Online-Fragebogen wurde den nicht am Modellprojekt teilnehmenden<br />

Unternehmen zu Beginn eine Kurzbeschreibung des Modellprojekts vorgelegt.


<strong>IGES</strong> 61<br />

Anschließend wurden diese gefragt, wie bekannt ihnen das Projekt war. Der<br />

Mehrheit der befragten Unternehmen (70,4 % bzw. N=19) war das Projekt nicht<br />

bekannt (s. Tabelle 28).<br />

Unter den acht Unternehmen, die das Modellprojekt kannten, war die Mehrheit (5<br />

Personen bzw. 62,5 %) nach ihren Angaben nicht in Hinblick auf eine Einbindung<br />

kontaktiert worden. Zwei Personen wurden hingegen angesprochen und<br />

sind/waren auch in das Modellprojekt eingebunden (s. Tabelle 28).<br />

Tabelle 28:<br />

Anteil der nicht-teilnehmenden Unternehmen nach Bekanntheit des Modellprojekts<br />

Kennen Sie das Modellprojekt "Unternehmen:Jugend. Zusammenarbeit mit<br />

Zukunft? (in %) %<br />

Nein 70,4<br />

Ja 29,6<br />

Summe<br />

Wenn ja:<br />

Wurden Sie von Mitarbeitern des Modellprojekts gefragt, ob Sie bzw. Ihr<br />

Arbeitgeber in das Projekt eingebunden werden möchten?<br />

100 (N=27)<br />

Nein, ich wurde nicht angesprochen 5<br />

Ja, ich wurde angesprochen und es kam keine Einbindung zustande, da keine Zeit<br />

oder andere Ressourcen dafür bereit standen. 1<br />

Ja, ich wurde angesprochen und wir sind/waren auch eingebunden 2<br />

Summe (N) 8<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

3.3.2.1 Wahrnehmung der Projektzielgruppe<br />

Die überwiegende Mehrheit der befragten nicht teilnehmenden Unternehmen kann<br />

sich vorstellen, einen benachteiligten Jugendlichen / jungen Erwachsenen in ihrem<br />

Betrieb einzusetzen (s. Tabelle 29).<br />

Eine Einstiegschance besteht für die benachteiligten Jugendlichen besonders über<br />

ein Praktikum. Drei Viertel der befragten Unternehmen waren bereit, einen der<br />

Jugendlichen dafür einzustellen, während dies in Bezug auf den Ausbildungsplatz<br />

und eine Beschäftigung auf 55,6 bzw. 51,9 % zutraf.<br />

Jeweils ein Unternehmen gab an, dass die Projektteilnehmer bei ihnen keinen<br />

Ausbildungsplatz absolvieren könne bzw. für eine Beschäftigung nicht geeignet<br />

seien. Jeweils ein Unternehmen gab an, dass die Stellen-<br />

/Ausbildungsplatzbesetzung von der individuell notwendigen Betreuung einer<br />

Person abhängig sei.<br />

Als sonstiger Grund für keine mögliche Besetzung wurde beispielsweise die Unternehmensgröße<br />

herangeführt.


62 <strong>IGES</strong><br />

Tabelle 29:<br />

Anteil der nicht-teilnehmenden Unternehmen nach Einschätzung der Einsatzmöglichkeiten<br />

der Projektteilnehmer<br />

Können Sie sich vorstellen, einen benachteiligten Jugendlichen<br />

/ jungen Erwachsenen für folgende Stellen zu besetzen? (in %)<br />

Praktikum<br />

Ausbildungsplatz<br />

Beschäftigung<br />

Ja 74,1 55,6 51,9<br />

Nein, keine Ressourcen. 14,8 18,5 29,6<br />

Nein, ein benachteiligter Jugendlicher kann die Ausbildung nicht<br />

erfolgreich abschließen. / Nein, ein benachteiligter Jugendlicher ist<br />

für die Beschäftigung in unserem Unternehmen nicht geeignet.<br />

0,0 3,7 3,7<br />

Nein, aus einem anderen Grund:<br />

Praktikum: "mein Unternehmen ist zu klein",<br />

Ausbildungsplatz: "Wir sind Praxisausbilder für die<br />

Erzieherausbildung", "die Ausbildung findet an Privatschulen<br />

statt"<br />

Beschäftigung: "möchte gerne alleine weiter arbeiten", "wir<br />

stellen nur staatlich anerkannte Erzieher ein"<br />

3,7 7,4 7,4<br />

Wir nehmen keine Praktikanten / bilden nicht aus 7,4 7,4 0,0<br />

Sonstiges, und zwar:<br />

Ausbildungsplatz: Abhängig von der individuell notwendigen<br />

Betreuung der Personen", "nach einem Praktikum wäre das<br />

möglich"<br />

Beschäftigung: "nach erfolgreicher Ausbildung möglich",<br />

"Abhängig von der individuell notwendigen Betreuung der<br />

Personen"<br />

Summe 100<br />

(N=27)<br />

0,0 7,4 7,4<br />

100<br />

(N=27)<br />

100<br />

(N=27)<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Zwölf Unternehmenskontakte benannten Vorteile bzw. Schwierigkeiten der Einbindung<br />

der benachteiligten Jugendlichen / jungen Erwachsenen in ihre Organisationen.<br />

Die Vorteile werden bei den Unternehmen (z. B. imagebildend, Begegnung<br />

demografischer Entwicklungen) auf gesamtgesellschaftlicher Ebene (z. B.<br />

Vorbeugung des Fachkräftemangels, soziale Verantwortung, Integration) sowie<br />

bei den Jugendlichen selbst (z. B. durch Zugewinn von Schlüsselqualifikation und<br />

beruflichen Kompetenzen, Heranführung der Betreffenden an die Erfordernisse<br />

des Arbeitsmarkts, erlebbare Erfolgserlebnisse) gesehen (s. Tabelle 30).<br />

Gleichzeitig wurden auch Schwierigkeiten in Bezug auf die geistigen Voraussetzungen<br />

der benachteiligten Jugendlichen, die den Einsatz für bestimmten Tätigkeiten<br />

bzw. bei Erbringung einer hohen Wertschöpfungstiefe einschränkten, und<br />

in der Herausforderung für die Kollegen benannt.


<strong>IGES</strong> 63<br />

Tabelle 30: Einschätzung der Vorteile bei Einbindung der benachteiligten Jugendlichen /<br />

jungen Erwachsene in nicht teilnehmende Unternehmen<br />

Welche Vorteile hätte Ihrer Meinung nach die Einbindung benachteiligter Jugendlicher /<br />

junger Erwachsener in Ihrer Organisation? (Freitextangabe)<br />

Vorteile<br />

Schwierigkeiten<br />

"Imagebildend, Wahrnehmung sozialer<br />

Verantwortung, Vorbeugung Fachkräftemangel,<br />

Vermeidung von sozialem Sprengstoff in der<br />

Gesellschaft, Beitrag zur Integration sozial<br />

Benachteiligter"<br />

"Hohe Identifikation"<br />

"Wahrnehmung sozialer Verantwortung"<br />

"Beitrag zur Integration einer benachteiligten<br />

Gruppe von Jugendlichen"<br />

"Warnehmung von gesellschaftlicher<br />

Verantwortung, aber...<br />

"Entsprechende grundsätzliche Eignung<br />

vorausgesetzt, gäbe es für den betreffenden<br />

Jugendlichen die Chance einer stabilen<br />

beruflichen Perspektive und es könnte helfen, im<br />

Unternehmen demografischen Entwicklungen zu<br />

begegnen. Die langfristige Heranführung der<br />

Betreffenden an die Erfordernisse des<br />

Arbeitsmarkts und des Unternehmens gestattet<br />

die Prüfung auf Eignung, Stärken / Schwächen<br />

bis hin zu möglichen Einsatzbereichen im<br />

Unternehmen."<br />

"Unterstützung beim Erleben eines "normalen"<br />

Arbeitstags. Zugewinn von Schlüsselqualifikation<br />

und beruflichen Kompetenzen. Übertragung von<br />

Aufgaben und Verantwortung an den / die<br />

Jugendlichen / jungen Erwachsenen.<br />

"Das Eingebunden sein in eine Gemeinschaft.<br />

Die vorurteilsfreie Annahme durch die Kinder und<br />

die sich daraus ergebene Vorbildwirkung als<br />

"Großer" für sie. Erlebbare Erfolgserlebnisse<br />

durch den Aufbau von Beziehungen zu den<br />

Kindern."<br />

"Schwierig, da es für eine Ausbildung/<br />

Beschäftigung in einer Werbeagentur<br />

bestimmte geistige Voraussetzungen<br />

(gute Allgemeinbildung, Flexibilität,<br />

geistige Schnelligkeit etc.) braucht. Es<br />

käme auf die einzelne Person an."<br />

... es stellt eine Herausvorderung für die<br />

Kollegen dar"<br />

"Für meinen unmittelbaren<br />

Verantwortungsbereich ergeben sich<br />

daraus leider keine bedeutenden Vorteile,<br />

da wir unsere Leistungen mit einer sehr<br />

hohen Wertschöpfungstiefe erbringen.<br />

Allerdings ist eine Integration in<br />

gewissem Maße in unserer Organisation<br />

(Regionalbereich) möglich und machbar."<br />

"Wir sind selbst ein gefördertes<br />

Unternehmen und kämpfen um unsere<br />

Existenz. Bei der Bereitstellung von<br />

Projekten und einer angemessenen<br />

finanziellen Unterstützung wären wir in<br />

der Lage, auch benachteiligten<br />

Jugendlichen auf ihrem Weg ins<br />

Berufsleben weiterzuhelfen."<br />

Unternehmen ohne Angabe zur dieser Frage: 18<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

3.3.2.2 Gründe für die Nichtteilnahme<br />

Die Hälfte der nicht teilnehmenden Unternehmen äußerte Interesse an dem Modellprojekt<br />

(s. Tabelle 31). Der häufigste Grund für fehlendes Interesse war, dass<br />

keine Zeit oder andere Ressourcen dafür in den Unternehmen zur Verfügung<br />

standen oder, dass genügend andere Bewerber vorhanden waren, die bevorzugt<br />

werden würden.


64 <strong>IGES</strong><br />

Tabelle 31:<br />

Anteil der nicht-teilnehmenden Unternehmen nach Interesse an Modellprojektteilnahme<br />

und Gründen<br />

Haben Sie vor diesem Hintergrund Interesse an einer Teilnahme an dem<br />

Netzwerk des Modellprojekts?<br />

%<br />

Ja 50,0<br />

Nein 50,0<br />

Summe<br />

Nein, weil:<br />

100 (N=26)<br />

Anzahl (Mehrfachnennungen<br />

waren möglich)<br />

Ich das Projekt nicht für sinnvoll halte 1<br />

Wir genügend andere Bewerber haben 4<br />

Wir dafür keine Zeit oder andere Ressourcen haben 8<br />

Wir keine weiteren Mitarbeiter benötigen 0<br />

Es andere Gründe gibt, nämlich: Lernpartnerschaften mit<br />

Schulen 1<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Gut ein Drittel (34,5 %) der befragten nicht teilnehmenden Unternehmenskontakte<br />

gaben am Ende des Fragebogens an, dass sie zukünftig stärker in das Modellprojekt<br />

eingebunden werden möchten (Werte nicht dargestellt). Das Interesse variierte<br />

nicht erkennbar nach Branche oder Größe dieser Unternehmen.<br />

3.3.3 Zwischenfazit: Unternehmen<br />

Unter den am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen war der Rücklauf mit<br />

21,5 % vergleichsweise gering – es konnten von 228 am Modellprojekt nach Angaben<br />

der sdw teilnehmenden Unternehmen 49 befragt werden. Von diesen beendete<br />

jedoch noch einmal mehr als die Hälfte den Fragebogen vorzeitig, da ihnen<br />

das Projekt nicht bekannt war. 37 Aufgrund der geringen Anzahl von befragten<br />

Unternehmen kann nicht ganz ausgeschlossen werden, dass die Auswertungsergebnisse<br />

durch den selektiven Einschluss bestimmter Unternehmen in die Befragung<br />

(z. B. gerade der Unternehmen, die <strong>kurz</strong> vor der Befragung kontaktiert worden<br />

waren) beeinflusst wurde.<br />

Die Auswertungsergebnisse der Erhebung unter teilnehmenden Unternehmen bieten<br />

dennoch einen ersten Anhaltspunkt zur Zielerreichung bei am Modellprojekt<br />

teilnehmenden Unternehmen.<br />

37 Wie bereits oben erläutert, wird als Grund für den geringen Rücklauf von der sdw<br />

vermutet, dass die Unternehmen vielfach den Namen des Projektes („Unternehmen:Jugend“<br />

– im Fragebogen genutzt) und den Namen der Maßnahme („Future<br />

Camps“) nicht miteinander in Verbindung gebracht haben.


<strong>IGES</strong> 65<br />

Folgende Ziele sollten für am Modellprojekt teilnehmende Unternehmen erreicht<br />

werden:<br />

1. Schärfung des Blicks für die Ressourcen der Jugendlichen / jungen Erwachsenen<br />

in den Unternehmen,<br />

2. positive Außenwirkung bzw. die Prägung eines positiven Eindrucks vom<br />

Unternehmen durch die gezielte Öffentlichkeitsarbeit über das bildungspolitische<br />

und soziale Engagement des Unternehmens sowie<br />

3. Stärkung der Unternehmenskultur durch Verantwortungsübernahme der<br />

Mitarbeiter in Form von sozialem Engagement (z. B. Ausbildungspatenschaften).<br />

Drei weitere Ziele wurden generell angestrebt, die u. a. aufgrund ihrer langfristigen<br />

Entwicklung im Rahmen der Evaluation nicht überprüft werden konnten:<br />

1. Vorbereitung des potenziellen Nachwuchses auf die Anforderungen der<br />

Unternehmen,<br />

2. Vermeidung späterer Ausbildungsabbrüche durch das Erzeugen von realistischen<br />

Erwartungen auf Seiten der Betriebe und Jugendlichen und<br />

3. die Stärkung des Wirtschaftsstandortes.<br />

Die Erreichung in Hinblick auf diese Ziele bzw. die Gründe für die Nichtprüfung<br />

im Rahmen der Evaluation werden im Folgenden zusammenfassend dargestellt.<br />

Blick auf die Ressourcen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

Unter der Hälfte der befragten am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen<br />

scheint das Ziel erreicht, dass die Unternehmen die Zielgruppe positiv wahrnahmen.<br />

Die Hälfte der Unternehmen, welche die Projektteilnehmer auch persönlich<br />

kannten, nahm die Projektteilnehmer nach Beteiligung an dem Modellprojekt positiver<br />

wahr. Dennoch hatten bis zum Zeitpunkt der Befragung im Frühjahr 2012<br />

nur jeweils drei der befragten 17 Unternehmen bereits einem/r Teilnehmer/in einen<br />

Ausbildungsplatz bzw. ein Praktikum vermittelt.<br />

Positive Außenwirkung für Unternehmen<br />

Darüber hinaus gibt es erste Hinweise darauf, dass das Ziel erreicht werden könnte,<br />

dass die Teilnahme am Modellprojekt für Unternehmen auf positive Resonanz<br />

stieß.<br />

Die Einrichtung von Ausbildungspatenschaften in den teilnehmenden Unternehmen<br />

wurde im Online-Fragebogen behandelt. Jedoch können dazu keine Aussagen<br />

getroffen werden, da nur die drei Unternehmen, die angaben, einen Ausbildungsplatz<br />

mit einer/m Projektteilnehmer/in besetzt zu haben, die Frage beantworten<br />

konnten. Eine der drei Personen gab an, dass keine Ausbildungspatenschaften<br />

entstanden waren, die anderen hatten keine Informationen oder beantworteten<br />

die Frage nicht.


66 <strong>IGES</strong><br />

Vorbereitung des potenziellen Nachwuchses auf die Anforderungen der Unternehmen<br />

Das Ziel der Vorbereitung des potenziellen Nachwuchses auf die Anforderungen<br />

der Unternehmen scheint im Allgemeinen erreicht worden zu sein, da die Projektteilnehmer<br />

anhand von Betriebserkundungen und Future Camps in den Unternehmen<br />

eine genauere Vorstellung über die Ausbildungsberufe und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

in den am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen gewinnen<br />

konnten. Im Rahmen der Evaluation kann jedoch nicht tiefergehend geprüft<br />

werden, ob die Projektteilnehmer, die in ein Praktikum oder eine Ausbildung<br />

in einem der teilnehmenden Unternehmen einmündeten, auf die spezifischen Anforderungen<br />

in diesen Unternehmen vorbereitet waren. Eine tiefergehende spezifische<br />

Vorbereitung der Projektteilnehmer auf die Anforderungen der am Standort<br />

am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen fand nach bisherigem Kenntnisstand<br />

nicht statt.<br />

Vermeidung späterer Ausbildungsabbrüche<br />

Auch zur Erreichung des Ziels der Vermeidung späterer Ausbildungsabbrüche<br />

durch das Erzeugen von realistischen Erwartungen auf Seiten der Betriebe und<br />

Jugendlichen kann im Rahmen der vorliegenden Evaluation keine Aussage getroffen<br />

werden. Die Anzahl der in eine Ausbildung eingemündeten Projektteilnehmer<br />

war zum Zeitpunkt der Befragung gering und die Datenerhebungen im Rahmen<br />

der Evaluation erfolgte zu einem Messzeitpunkt, so dass keine Ausbildungsabbrüche<br />

bzw. Gründe dafür erfasst werden konnten.<br />

Nicht teilnehmende Unternehmen: Gründe für Nichtteilnahme und Wahrnehmung<br />

der Zielgruppe<br />

Auch bei den bisher nicht am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen konnte<br />

eine generell positive Wahrnehmung der Projektzielgruppe festgestellt werden.<br />

Die überwiegende Mehrheit der befragten nicht teilnehmenden Unternehmen kann<br />

sich vorstellen, einen benachteiligten Jugendlichen/ jungen Erwachsenen in ihrem<br />

Betrieb einzusetzen. Eine Einstiegschance könnte für die benachteiligten Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen besonders über ein Praktikum bestehen. Doch<br />

trotz dieser Einschätzung geben die Ergebnisse Hinweise darauf, dass die Gründe<br />

für die Nichtteilnahme vor allem in bei den Unternehmen fehlenden zeitlichen<br />

und anderen Ressourcen bzw. der Bevorzugung anderer Bewerber liegen.<br />

3.4 Modul 5: Multiplikatoren<br />

Das Modellprojekt verfolgte ursprünglich das Ziel für Multiplikator Lehrkonzepte<br />

berufsorientierenden Motivation und Kompetenzvermittlung von Jugendlichen<br />

auszubilden und Kontakte zur Wirtschaft aufzubauen. Dies sollte durch Schulungen<br />

für die Multiplikatoren erfolgen. Schließlich wurde die Teilnahme an den<br />

Schulungen jedoch nicht auf das Lehrpersonal begrenzt, sondern u. a. auf Bundesprogrammmitarbeiter<br />

(z. B. SV, KA und JMD), Mitarbeiter eingetragener Vereine<br />

und Arbeitsvermittler erweitert.


<strong>IGES</strong> 67<br />

Daher überprüft die Evaluation das Ziel, wie viel Zeit die Teilnehmer der Schulungen<br />

für berufsorientierende Motivation und Kompetenzvermittlung bei den<br />

Projektteilnehmer verwenden wollten und Kontakte zur Wirtschaft aufzubauen.<br />

Darüber hinaus wurde untersucht, wie die Multiplikatoren die Projektteilnehmer<br />

und das Modellprojekt wahrnahmen und wie die Inhalte der Schulungen bewertet<br />

wurden.<br />

Zu Überprüfung der Zielerreichung hinsichtlich der Multiplikatoren wurden alle<br />

95 Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen zu einer Online-Erhebung eingeladen,<br />

48 Personen nahmen daran teil (für Informationen zum Rücklauf der Erhebung<br />

s. Anhang, Kapitel 5.4). Die Auswertungsergebnisse werden im Folgenden<br />

dargestellt.<br />

3.4.1.1 Kontakte zur Wirtschaft<br />

41,0 % der Befragten wollten nach der Schulungsteilnahme stärker versuchen, die<br />

Unternehmen einzubinden (s. Tabelle 32). Knapp ein weiteres Drittel der befragten<br />

Schulungsteilnehmer gab jedoch an, dass es dies bereits vor der Teilnahme<br />

getan hätte (32,0 %).<br />

Die Einstellung in Bezug auf die Einbindung von Eltern hatte sich bei fast drei<br />

Viertel der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen nicht geändert: 73,0 % der<br />

Befragten gaben an, dass sie stets versucht hatten, die Eltern der Projektteilnehmer<br />

einzubinden.<br />

Tabelle 32:<br />

Veränderung bei Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen in Hinblick auf<br />

Eltern- und Unternehmensansprache<br />

Gehen Sie heute anders auf ... zu?<br />

... die Eltern der<br />

Teilnehmer (%)<br />

... Unternehmen<br />

(%)<br />

Ja, ich versuche diese stärker einzubinden. 5% 41%<br />

Nein, ich habe schon immer versucht diese einzubinden. 73% 32%<br />

Sonstiges 3% 5%<br />

Trifft nicht zu, dies ist bei meiner Arbeit nicht sinnvoll<br />

bzw. vorgesehen. 14% 16%<br />

Keine Angabe 5% 5%<br />

Summe 100 (N=37) 100 (N=37)<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

3.4.1.2 Einbindung der berufsorientierende Motivation und Kompetenzvermittlung<br />

in die Arbeit der Multiplikatoren<br />

Nur für die Beschäftigung mit den Stärken der Jugendlichen wollte der größte<br />

Anteil der befragten Schulungsteilnehmer (46,0 %) bei ihren Begegnungen mit<br />

den Jugendlichen / jungen Erwachsenen nun mehr Zeit einräumen als vorher (s.<br />

Tabelle 33).


68 <strong>IGES</strong><br />

Tabelle 33:<br />

Veränderung der Themenwahl bei Schulungsteilnehmer<br />

Nehmen folgende Themen im Unterricht, bei Ihrer Arbeit oder bei einem Ihrer Treffen mit den<br />

Jugendlichen/jungen Erwachsenen wegen Ihrer Schulungsteilnahme nun mehr oder weniger<br />

Zeit ein?<br />

Viel<br />

mehr<br />

Zeit<br />

(%)<br />

Eher<br />

mehr<br />

Zeit<br />

(%)<br />

so viel<br />

Zeit wie<br />

vorher<br />

(%)<br />

Eher<br />

weniger<br />

Zeit<br />

(%)<br />

Viel<br />

weniger<br />

Zeit<br />

(%)<br />

Keine<br />

Angabe<br />

(%)<br />

N<br />

Praktika 5% 22% 62% 5% 0% 5% 37<br />

Berufswahl 11% 22% 57% 5% 0% 5% 37<br />

Aktivitäten in Bezug auf das Schreiben<br />

von Bewerbungen 8% 24% 57% 5% 0% 5% 37<br />

Üben eines Vorstellungsgesprächs 5% 24% 54% 11% 0% 5% 37<br />

Kontakt zu Unternehmen 5% 32% 51% 5% 0% 5% 37<br />

Beschäftigung mit den Stärken der<br />

Jugendlichen 11% 46% 38% 0% 0% 5% 37<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Die Mehrheit der Befragten gab hingegen an, dass sie für die Themen Praktika,<br />

Berufswahl, Aktivitäten in Bezug auf das Schreiben von Bewerbungen, Üben eines<br />

Vorstellungsgesprächs sowie den Kontakt zu Unternehmen nun nicht mehr<br />

Zeit verwenden würden als vor ihrer Teilnahme an der Schulung.<br />

Zusätzlich wurde erhoben, welche Kompetenzen – nach dem Konzept von John<br />

Erpenbeck und Kollegen [13] – bei den Jugendlichen weiter ausgebaut werden<br />

sollten. Die Befragten waren mehrheitlich der Meinung, dass dies besonders auf<br />

die sozial-kommunikativen Kompetenzen (57 % bzw. 17 Personen) und personale<br />

Kompetenzen (53 % bzw. 16 Personen) zutrifft (s. Tabelle 34).<br />

Als Beispiele für sozial-kommunikative Kompetenzen, die ihrer Meinung nach im<br />

Modellprojekt noch weiter ausgebaut werden sollten, nannten die 17 Befragten<br />

das Selbstbewusstsein, das Kennen der eigenen Stärken und Schwächen sowie<br />

eine realistische Selbsteinschätzung.<br />

Hinsichtlich der personalen Kompetenzen war die Meinung der<br />

16 Multiplikatoren, dass Frustrationstoleranz, Konfliktbewältigung und Kritikfähigkeit<br />

im Modellprojekt noch stärker in den Blick genommen werden sollten.


<strong>IGES</strong> 69<br />

Tabelle 34:<br />

Notwendige Kompetenzentwicklung der Projektteilnehmern nach Einschätzung<br />

der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen<br />

Welche Kompetenzen der Teilnehmern sollten für die<br />

Berufsorientierung im Modellprojekt noch stärker ausgebaut<br />

werden?<br />

(Mehrfachantworten waren möglich)<br />

Ja<br />

(%)<br />

Keine<br />

Angabe<br />

(%)<br />

N<br />

Personale Kompetenzen,<br />

d. h. die Fähigkeit, sich selbst gegenüber klug und kritisch zu<br />

sein.<br />

Aktivitäts- und Handlungskompetenzen,<br />

d. h. die Fähigkeit, eigenes Wissen sowie persönlichen Werte<br />

und Ideale aktiv umsetzen zu können.<br />

Fach- und Methodenkompetenzen,<br />

d. h. die Fähigkeit, scheinbar unlösbare Probleme schöpferisch<br />

zu bewältigen.<br />

Sozial–kommunikative Kompetenzen,<br />

d. h. die Fähigkeit, sich aus eigenem Antrieb mit anderen<br />

auseinanderzusetzen und zu kooperieren.<br />

53% 23% 30<br />

37% 23% 30<br />

17% 23% 30<br />

57% 23% 30<br />

Mittelwert 41% 23%<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Handlungsbedarf hinsichtlich der Aktivitäts- und Handlungskompetenzen und<br />

Fach- und Methodenkompetenzen sahen hingegen nur 37 bzw. 17 % der Befragten.<br />

Als Beispiele für weiter anzugehende Aktivitäts- und Handlungskompetenzen<br />

wurden die Vermittlung von Selbstständigkeit, Entscheidungskompetenzen und<br />

Motivation bzw. Einsatzbereitschaft genannt. Die Verbesserung der Fach- und<br />

Methodenkompetenzen im Modellprojekt wurde in Hinblick auf Ursachenerkennung<br />

sowie das Erkennen, Annehmen und Lösen von Problemen angeregt.<br />

3.4.1.3 Wahrnehmung der Projektteilnehmer durch die Multiplikatoren<br />

50 % der Befragten gaben an, dass sie die Teilnehmer des Projekts nach Einbindung<br />

in das Modellprojekt anders wahrnahmen (Werte nicht dargestellt). Einerseits<br />

gaben diese an, dass sich ihre eigene Wahrnehmung dahingehend verändert<br />

hatte, dass sie mehr Verständnis für die Schwächen der Projektteilnehmer hatten,<br />

mehr Hintergrundwissen über diese Gruppe besaßen, ihren Blick mehr auf Potenziale<br />

und Ressourcen der Projektteilnehmer richten konnten und die Erfolgschancen<br />

benachteiligte Jugendlicher zur Integration die Arbeitswelt insgesamt optimistischer<br />

einschätzten.<br />

Andererseits nahmen sie bei den Projektteilnehmern wahr, dass diese offener,<br />

aufgeschlossener und selbstbewusster geworden waren und ein gutes Sozialverhalten<br />

an den Tag legen konnten. Zusätzlich hätten diese nach ihrer Wahrnehmung<br />

einen deutlichen Wunsch zur Veränderung gezeigt und obwohl sie teilweise<br />

lustlos und demotiviert waren, würden sie manchmal nur einen Anstoß – d. h.<br />

Unterstützung beispielsweise bei der Stellensuche oder beim Erstellen von Bewerbungen<br />

– benötigen, um gute Leistungen zu erzielen. Die Multiplikatoren


70 <strong>IGES</strong><br />

nahmen wahr, dass es von vielen anderen Faktoren als den Jugendlichen selbst<br />

abhängig war, in welche Richtung sich diese entwickelten.<br />

61 % der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen hatten generell unter den<br />

Projektteilnehmern eine Veränderung wahrgenommen (21 % ohne Angabe, 5 %<br />

weiß nicht und 13 % konnten dies nicht beurteilen, weil sie die Projektteilnehmer<br />

zu wenig kannten). Die meisten Befragten nahmen dabei in Bezug auf die abgefragten<br />

sechs Bereiche positive Veränderungen wahr (s. Tabelle 35).<br />

Tabelle 35:<br />

Veränderungen unter den Projektteilnehmern nach Einschätzung der Teilnehmer<br />

der Multiplikatorenschulungen<br />

Welche Veränderungen<br />

traten durch das<br />

Modellprojekt bei den<br />

Teilnehmern/<br />

innen auf?<br />

Sehr<br />

positive<br />

(%)<br />

Eher<br />

positive<br />

(%)<br />

Keine<br />

Veränderung<br />

(%)<br />

Eher Sehr<br />

nega-tive nega-tive<br />

(%)<br />

(%)<br />

Keine<br />

Angabe<br />

(%)<br />

N<br />

Aktivität in der Schule<br />

(z. B. regelmäßige<br />

Teilnahme)<br />

7% 40% 30% 0% 0% 23% 30<br />

Motivation in der Schule 10% 40% 27% 0% 0% 23% 30<br />

Wahrnehmung eigener<br />

Stärken und Schwächen<br />

27% 50% 0% 0% 0% 23% 30<br />

Lebensoptimismus 20% 47% 10% 0% 0% 23% 30<br />

Sicherheit bei ihrem<br />

Berufswunsch<br />

Aktivität im Hinblick auf das<br />

Schreiben von<br />

Bewerbungen<br />

17% 60% 0% 0% 0% 23%<br />

20% 47% 10% 0% 0% 23% 30<br />

Mittelwert 17% 47% 13% 0% 0% 23% 100%<br />

(N=30)<br />

30<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Sehr positive bzw. eher positive Veränderungen wurden in Bezug auf die "Wahrnehmung<br />

eigener Stärken und Schwächen" sowie " Sicherheit bei ihrem Berufswunsch"<br />

angegeben (jeweils 77,0 %). Auch in Bezug auf "Lebensoptimismus"<br />

und " Aktivität im Hinblick auf das Schreiben von Bewerbungen" nahmen 67,0 %<br />

der befragten Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen sehr oder eher positive<br />

Veränderung bei den Projektteilnehmer wahr.<br />

Auf die Frage, welche sonstigen positiven Veränderungen sie wahrgenommen<br />

hatte, nannten die Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen<br />

"Selbstwertgefühl" und "Selbstbewusstsein",<br />

"Auswirkung auf das persönliche Auftreten" und "sicheres Auftreten",<br />

"Gruppenerfahrung", "Integration in die Gruppe", "Reden vor Gruppen"<br />

und "Teamwork" sowie<br />

"Kommunikationsstärke" und "Kommunikation".


<strong>IGES</strong> 71<br />

Die meisten Multiplikatoren sahen keine Notwendigkeit, das Modellprojekt inhaltlich<br />

noch stärker auf bestimmte Themen zu fokussieren (s. Tabelle 36).<br />

Tabelle 36:<br />

Notwendige thematische Fokussierung im Modellprojekt nach Einschätzung<br />

der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen<br />

Was sollte im Rahmen des Modellprojekts noch stärker<br />

fokussiert werden?<br />

(Mehrfachantworten waren möglich)<br />

Ja<br />

(%)<br />

Keine Angabe<br />

(%)<br />

N<br />

Weitere Veranstaltungen 20% 23% 30<br />

Einbindung der Eltern 27% 23% 30<br />

Einbindung der Schule 13% 23% 30<br />

Kompetenzen der Teilnehmer 23% 23% 30<br />

Sonstiges 13% 23% 30<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

Knapp ein Drittel den Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen regte jedoch an,<br />

dass die Einbindung der Eltern stärker in den Fokus genommen werden sollte. Gut<br />

ein Fünftel plädierte für die Stärkung der Kompetenzen der Projektteilnehmer<br />

sowie ein Fünftel für weitere Veranstaltungen.<br />

Insgesamt schätzen 68 % der Befragten ihre Erfahrungen mit dem Modellprojekt<br />

als sehr positiv ein und weiter 24 % als eher positiv. Die meisten Erfahrungen der<br />

Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen mit dem Modellprojekt waren – besonders<br />

auf ihrer persönlichen Ebene und auf Ebene der Projektteilnehmer – äußerst<br />

positiv (s. für Überblick: Tabelle 43).<br />

Auf organisatorischer Ebene des Modellprojekts wurden allerdings die zu langen<br />

Zeitabstände zwischen den einzelnen Future Camps, eine geringe Akzeptanz des<br />

Projekts in einer Stadt sowie der Wunsch nach einer gleichmäßigen Teilnahme als<br />

kritische Punkte genannt.<br />

3.4.1.4 Einschätzung der Inhalte der Multiplikatorenschulungen durch die<br />

Schulungsteilnehmer<br />

81 % der Befragten gaben an, dass sie sich durch die Schulungsteilnahme im Umgang<br />

mit den Projektteilnehmer gestärkt fühlten (Werte nicht dargestellt).<br />

Insgesamt gaben 84 % der Befragten an, dass sie die im Zuge der Multiplikatorenschulungen<br />

erlernten Aspekte im Unterricht bzw. bei ihrer Arbeit anwenden konnten.<br />

Eine Befragungsperson, die dies nur teilweise konnte, gab an, dass die Schulung<br />

ihr/ihm bei der betriebliche Akquise von Ausbildungsplätzen geholfen hätte.


72 <strong>IGES</strong><br />

Tabelle 37:<br />

Einschätzung der Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen der Inhalte der<br />

Schulungen<br />

Welche Inhalte der Schulungen empfanden<br />

Sie als besonders oder weniger hilfreich für<br />

Ihre weitere Unterrichtspraxis/Ihre Arbeit?<br />

Sehr<br />

hilfreich<br />

Teils,<br />

teils<br />

Weniger<br />

hilfreich<br />

Keine<br />

Angabe<br />

N<br />

Zielorientierte Kommunikation und Networking<br />

mit Unternehmen und anderen Partnern<br />

44% 19% 2% 35% 48<br />

Kooperation mit Unternehmen 31% 31% 2% 35% 48<br />

Methoden und Organisation berufsorientierender<br />

Veranstaltungen<br />

33% 23% 0% 44% 48<br />

Gestaltung zeitgemäßer Bewerbungsunterlagen 27% 19% 6% 48% 48<br />

Differenzierte Gestaltung von Betriebs- und<br />

Berufserkundungen<br />

31% 27% 0% 42% 48<br />

Vor- und Nachbereitung von Praktika 17% 33% 0% 50% 48<br />

Praxiserfahrung im Future Camp /<br />

Teilnahme an einem Future Camp<br />

35% 15% 6% 44% 48<br />

Mittelwert 31% 24% 2% 43%<br />

Quelle:<br />

<strong>IGES</strong> auf Basis eigener Erhebungen<br />

80 % der Befragten machten keine Angaben dazu, welche Themen sie gerne in<br />

den Schulungen noch vertieft hätten. Die restlichen Befragten schlugen folgende<br />

Themen zur Vertiefung vor:<br />

In Bezug auf die Unternehmensansprache:<br />

"Unternehmensansprache, -einbindung und -zusammenarbeit", "Vorbereitung,<br />

Organisation und Auswertung von Praktika",<br />

In Bezug auf die Elternarbeit:<br />

"Vertiefende Aspekte der Elternarbeit",<br />

In Bezug auf die Projektteilnehmer:<br />

"Zielorientierte Kommunikation", "Motivation der Teilnehmer", "Methoden<br />

zur Schulung sozialer Kompetenzen", "Problembewältigungsstrategien",<br />

"Partizipationsmöglichkeiten von Jugendlichen", "Visionsarbeit mit<br />

jungen Menschen", "Stärkenorientierte Ansätze", "wertschätzende Kommunikation"<br />

sowie "respektvoller Umgang miteinander".<br />

3.4.2 Zwischenfazit: Multiplikatoren<br />

Die Erhebung ermittelte, wie viel Zeit die Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen<br />

für berufsorientierende Motivation und Kompetenzvermittlung bei den<br />

Projektteilnehmer verwenden wollten und ob sie zum Aufbau von Kontakten zur<br />

Wirtschaft angeregt wurden. Darüber hinaus wurde untersucht, wie die Multiplikatoren<br />

die Projektteilnehmer und das Modellprojekt wahrnahmen und wie die<br />

Inhalte der Schulungen bewertet wurden.


<strong>IGES</strong> 73<br />

Wahrnehmung der Zielgruppe<br />

Die Überprüfung der Zielerreichung im Modellprojekt in Hinblick auf die Multiplikatoren<br />

ergibt hinsichtlich der Wahrnehmung der Zielgruppe ein recht positives<br />

Bild. Bei 50 % der befragten Multiplikatoren (bzw. 15 Personen) wurde das Ziel<br />

erreicht, dass diese die Teilnehmer des Projekts nach Einbindung in das Modellprojekt<br />

anders wahrnahmen. Die Wahrnehmung hatte sich dahingehend verändert,<br />

dass diese mehr Verständnis für die Schwächen der Projektteilnehmer angaben,<br />

mehr Hintergrundwissen über diese Gruppe besaßen, ihren Blick mehr auf Potenziale<br />

und Ressourcen der Projektteilnehmer richten konnten und die Erfolgschancen<br />

benachteiligter Jugendlicher zur Integration die Arbeitswelt insgesamt optimistischer<br />

einschätzten.<br />

Vermittlung von Konzepten zur berufsorientierenden Motivation und Kompetenzvermittlung<br />

Darüber hinaus ist nicht ganz eindeutig, inwiefern es gelungen ist, den Multiplikatoren<br />

(Lehr-) Konzepte zur berufsorientierenden Motivation und Kompetenzvermittlung<br />

an benachteiligte Jugendliche / junge Erwachsene zu vermitteln. Zwar<br />

gaben 46 % der Multiplikatoren an, dass sie sich nach der Schulungsteilnahme in<br />

ihrer Arbeit mit der Zielgruppe nun mehr mit den Stärken der Jugendlichen beschäftigen<br />

wollten. In Hinblick auf andere für die jungen Erwachsenen / Jugendlichen<br />

wichtige Themen (z. B. Aktivitäten in Bezug auf das Schreiben von Bewerbungen,<br />

Praktika, Kontakt zu Unternehmen) wollten die Multiplikatoren hingegen<br />

nach der Teilnahme an der Schulung nicht mehr Zeit ihrer Arbeit verwenden.<br />

Das Ergebnis könnte auch darauf hindeuten, dass die Multiplikatoren bereits vor<br />

der Schulungsteilnahme viel Zeit ihrer Arbeit mit den benachteiligten Jugendlichen<br />

/ jungen Erwachsenen auf diese Themen verwendeten. Dann schließt sich<br />

jedoch – auch vor dem Hintergrund, dass nur rund ein Viertel der Teilnehmer der<br />

Multiplikatorenschulungen aus Lehrpersonal bestand – die Frage an, ob mit den<br />

Schulungen die geplante Zielgruppe erreicht wurde.<br />

Aufbau von Kontakten zu Unternehmen<br />

Bezüglich des Ziels der Befähigung zur Kontaktaufnahme mit Unternehmen ist es<br />

positiv zu bewerten, dass ein großer Teil der Multiplikatoren (41 %) nach der<br />

Teilnahme an den Schulungen die Unternehmen stärker einbinden wollten. Die<br />

Teilnehmer scheinen dafür geeignete Mittel an die Hand bekommen zu haben, da<br />

44 % der Teilnehmer den Inhalt der Schulungstermine in Bezug auf die "zielorientierte<br />

Kommunikation und Networking mit Unternehmen und anderen Partnern"<br />

als sehr hilfreich empfanden.<br />

3.5 Tiefergehende Interviews / Einzelgespräche<br />

Ursprünglich sollte auf Basis der Befragungsergebnisse eine Auswahl von zwei<br />

Standorten stattfinden: ein Standort, bei dem die Implementation erfolgreich verlief,<br />

und ein weiterer Standort, bei dem die Netzwerkbildung als weniger erfolgreich<br />

angesehen wurde. Aufgrund des zeitlich nachgelagerten Starts der Evaluation<br />

war eine Teilnahme an den Veranstaltungen nicht mehr an sämtlichen Standor-


74 <strong>IGES</strong><br />

ten möglich, darunter die auf Grundlage der Evaluationsergebnisse ausgewählten.<br />

Statt dessen wurden zwei andere Standorte ausgewählt, an denen die Veranstaltungen<br />

noch innerhalb des zeitlichen Rahmens vor Auslaufen der ersten Projektphase<br />

durchführt wurden.<br />

Um dennoch ein Bild von der Organisation und den Standorten zu erhalten, wurden<br />

Plattformgespräche an zwei Standorten besucht und im Anschluss tiefergehende<br />

Interviews mit an dem Modellprojekt beteiligten Partnern durchgeführt. Es<br />

sollte dabei vor allem der persönliche Eindruck der Beteiligten hinsichtlich der<br />

strukturelle Einbindung in das Projekt, der Informationsfluss und die Netzwerkbildung<br />

erörtert werden.<br />

Ziel war es herauszufinden, inwiefern sich zwischen einzelnen Akteuren vor Ort<br />

Konkurrenzeffekte oder Kompetenzstreitigkeiten erkennen ließen, ob alle Partner<br />

ausreichend in den Netzwerkaufbau involviert waren und ob die einzelnen Akteure<br />

auch ausreichend Kenntnis der Ziele des Modellprojekts hatten. Auch der Einfluss<br />

anderer Faktoren vor Ort auf die Netzwerkbildung war hierbei Thema (d. h.<br />

einheitliches Verständnis über die Zielgruppe der Jugendlichen, erhöhter Bedarf<br />

an den Ressourcen Zeit, Geld und Personal etc.). Abschließend wurden die Interviewpartner<br />

gefragt, wie sie das Projekt insgesamt bewerteten und wo sie Verbesserungsbedarf<br />

sähen.<br />

Es wurden Gespräche mit einer Trainerin, mehreren Steuergruppenmitgliedern<br />

bzw. Counterparts und Wirtschaftspartnern geführt.<br />

Zeitlicher Aufwand / Vergütung<br />

Je nach Aufgabe in dem Modellprojekt fiel der Zeitaufwand der Beteiligten unterschiedlich<br />

aus. So gab die Trainerin an, rund zehn Future Camps im Jahr (an mehreren<br />

Standorten) geleitet zu haben, welche jeweils zusätzlich zu dem Veranstaltungstag<br />

rund zwei Arbeitstage Vor- und Nachbereitungszeit beinhalteten.<br />

Die interviewten Steuergruppenmitglieder / Counterparts gaben an, dass der Zeitumfang<br />

sehr unterschiedlich gewesen sei, ihre Aufgaben beinhalteten die Organisation<br />

der Future Camps, aber auch die (inhaltliche) Begleitung und die Ansprache<br />

von Wirtschaftspartnern, Schulen und Lehrern sowie die Organisation von<br />

Praktika. Insgesamt wurde der Arbeitsaufwand als sehr punktuell mit insgesamt<br />

rund zehn Stunden pro Monat angesetzt, bei einer finanziellen Aufwendung pro<br />

Halbjahr von ca. 1.500 Euro. Die Interviewpartner gaben an, dass damit ihr Aufwand<br />

für das Modellprojekt nicht ausreichend vergütet würde, die Arbeit jedoch<br />

über andere Förderungen quersubventioniert wäre.<br />

Auswahl der Zielgruppe<br />

Aus Sicht der Trainerin war die Zielgruppe bzw. die Auswahl der Teilnehmer/-<br />

innen zumeist gut, wobei es der Einschätzung nach auch sehr von der „Chemie“<br />

zwischen den Trainern/-innen und Teilnehmern/-innen abhing, inwiefern sich eine<br />

„gute“ Zusammenarbeit entwickelte. Die Zielgruppen waren demnach – laut Aussage<br />

der Trainerin – nicht genau definiert, was jedoch positiv bewertet wurde, da<br />

ansonsten möglicherweise weniger Teilnehmer mitgemacht hätten. Im Interview<br />

hob die Trainerin das Konzept der Freiwilligkeit der Teilnahme als bedeutsam


<strong>IGES</strong> 75<br />

heraus, da nur so auch engagierte Teilnehmer die weniger engagierten Teilnehmer<br />

mitgezogen und diese dann auch positiv beeinflusst hätten. Das Projekt habe bewirkt,<br />

dass die Teilnehmer die Zielsetzungen erreichen konnten, auch wenn die<br />

Situation anfangs nicht so positiv gewesen wäre, vor allem was das Verhalten<br />

einzelner Teilnehmer anging. Insgesamt seien durch die Auswahl viele Teilnehmer<br />

erreicht worden, bei denen man eigentlich nicht erwartet hätte, sie zur Teilnahme<br />

zu bewegen.<br />

Die interviewten Steuergruppenmitglieder / Counterparts waren nicht in die Rekrutierung<br />

der Jugendlichen und jungen Erwachsenen involviert, jedoch war ihr<br />

Eindruck, dass die Auswahl stimmig war. Die inkludierten Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen hätten alle Schwierigkeiten mit der Schule gehabt. Im Verlauf<br />

des Projektes und nach Teilnahme an den Future Camps hätten die Teilnehmer<br />

vielfach erkannt, dass sich ein Schulabschluss lohne und das Erreichen eines Ausbildungsplatzes<br />

bzw. die Absolvierung einer Ausbildung erstrebenswert seien.<br />

Dies sei unter anderem auch dadurch geschehen, dass sie in die Betriebe im Rahmen<br />

von Praxistagen und Betriebserkundungen einen Einblick erhalten hätten.<br />

Die Teilnahme hätte den Jugendlichen und jungen Erwachsenen geholfen, ihre<br />

Stärken herauszuarbeiten, zudem sei es sehr hilfreich gewesen, weil praktische<br />

Erfahrungen gesammelt worden seien.<br />

Aus Sicht der Wirtschaft sei es insgesamt sehr schwierig, sich für diese Zielgruppe<br />

zu interessieren und sensibilisieren. Aus seiner Sicht sei es aber für die Unternehmen<br />

wichtig, diesen zu erklären, dass es vor Ort diese Jugendlichen gibt, die<br />

mit begrenztem Aufwand auch gut eingesetzt und ausgebildet werden könnten.<br />

An dem Standort des Interviewpartners seien jedoch die wirtschaftlichen Strukturen<br />

sehr schwach, was es wiederum noch schwerer mache, diese Zielgruppe an die<br />

Unternehmen zu bringen.<br />

Kooperation untereinander<br />

Wie vorgesehen, gab es laut Trainerin über die Aufgaben der einzelnen Partner<br />

keine Festlegungen vorab. Als Trainerin sehe sie sich eher als Bindeglied zwischen<br />

allen Beteiligten. Der Erfolg bzw. das Ausmaß der Kooperation sei ihrer<br />

Meinung nach „sehr personenabhängig“, was zu den deutlichsten Unterschieden<br />

an den einzelnen Standorten geführt habe.<br />

Die Meinungen der Steuergruppenmitglieder / Counterparts gehen bei der Bewertung<br />

der Kooperation auseinander (hier wurden auch unterschiedliche Standorte<br />

befragt). Bei einem Standort sei die Kooperation zwischen den Schulen und dem<br />

Schulamt nicht sehr gut gewesen, so dass nur mit Hilfe von Druck durch das<br />

Steuergruppenmitglied das Projekt überhaupt gestartet sei. Der erfolgte Start sei<br />

hierbei auf das starke Engagement von Einzelnen zurückzuführen gewesen, da das<br />

Schulamt sich quer gestellt habe. Andererseits bewertete ein Steuergruppenmitglied<br />

/ Counterpart an einem anderen Standort die Zusammenarbeit als sehr gut,<br />

sie habe dadurch neue Partner kennengelernt, die auch für die weitere Arbeit sehr<br />

nützlich wären. Insgesamt bewerteten die befragten Steuergruppenmitglieder /<br />

Counterparts die Kooperation an den Standorten recht positiv, was auch auf die<br />

Einbeziehung der Partner in der Steuergruppe zurückzuführen sei.


76 <strong>IGES</strong><br />

Aufgaben/ Projektanforderungen an Akteure<br />

Für die Trainerin war es aus ihrer Sicht sehr wichtig, dass das Modellprojekt als<br />

ein „lernendes System“ installiert worden sei, welches sich an die Kapazitäten,<br />

Personen und Strukturen vor Ort entsprechend angepasst habe bzw. angepasst<br />

wurde, je nach Bedarf. Für die Arbeit der Trainer und Trainerinnen gebe es ein<br />

sehr detailliertes und gutes Trainermanual. Die Trainerrolle an sich hänge jedoch<br />

auch von den einzelnen ab und werden unterschiedlich interpretiert. Zudem sei die<br />

Durchführung solcher Veranstaltungen wie das Future Camp immer auch sehr<br />

personen- und gruppenabhängig. Hinsichtlich der Absprachen untereinander vor<br />

Ort seien diese an ihren Standorten immer sehr gut gewesen, weil viel miteinander<br />

geredet wurde, was auch ein Teil des Erfolges darstelle.<br />

Auch für die Steuergruppenmitglieder / Counterparts gab es ihren Aussagen nach<br />

keine nachvollziehbaren Festlegungen. Bei den Steuergruppentreffen gab es ein<br />

Protokoll, welches half, die Aufgaben gut abzustimmen und dann auch die Verantwortlichkeiten<br />

festzulegen. Wichtig sei auch hierbei, dass die „Chemie“ untereinander<br />

stimme und dass zwischen den Treffen außerhalb des offiziellen Rahmens<br />

miteinander gesprochen werde. Hilfreich wäre aus ihrer Sicht noch eine<br />

Festlegung von – nicht allzu starren – „Spielregeln“ gewesen.


<strong>IGES</strong> 77<br />

4 Ergebnisse und Ansatzpunkte zur Nachsteuerung<br />

Die beauftragte Evaluation verfolgt neben der Überprüfung der Zielerreichung<br />

besonders das Ziel, die Projektdurchführung positiv zu beeinflussen. Dieses Kapitel<br />

beschreibt daher basierend auf den Evaluationsergebnissen des Berichts mögliche<br />

Ansatzpunkte, bei denen eine Nachsteuerung sinnvoll erscheint. Soweit möglich<br />

werden zu den Ansatzpunkten bereits Handlungsempfehlungen formuliert.<br />

4.1 Teilnehmende Jugendliche und junge Erwachsene<br />

Motivation zu einem Schulabschluss und einer beruflichen Ausbildung<br />

Eine große Mehrheit der befragten Jugendlichen (70 %) und auch 34 % der Teilnehmer<br />

im jungen Erwachsenenalter haben sich im Rahmen des Projekts höhere<br />

schulische Ziele gesetzt. Mehr als ein Drittel (34,9 %) der Jugendlichen wollte<br />

einen Schulabschluss mit einem besseren Notendurchschnitt erzielen. Ein Viertel<br />

(24 % ) setzen sich einen höheren Schulabschluss und gut 10 % irgendeinen<br />

Schulabschluss als Ziel, obwohl dies vorher nicht ihr Ziel war. Rund 15 % der<br />

jungen Erwachsenen wollte irgendeinen Schulabschluss erreichen, obwohl dies<br />

vorher nicht ihr Ziel war, und 17 % wollten einen höheren Schulabschluss erreichen<br />

als vor der Teilnahme. Bei rund 15 % der jungen Erwachsenen hatten sich<br />

die Ziele jedoch nicht verändert.<br />

Die Teilnehmer fühlten sich durch das Projekt auch mehrheitlich dazu motiviert,<br />

eine berufliche Ausbildung anzustreben: Rund 56 % der befragten Jugendlichen<br />

und 52 % der befragten jungen Erwachsenen sagten, dass sie aufgrund der Teilnahme<br />

am Modellprojekt nun eine Ausbildung absolvieren wollten. Insgesamt hat<br />

der Großteil der jugendlichen Teilnehmer (87,9 %) eine Berufsausbildung geplant,<br />

eine feste Zusage für einen Ausbildungsplatz hatten zum Zeitpunkt der Befragung<br />

im Sommer 2011 jedoch nur wenige von ihnen. Fast die Hälfte der befragten<br />

jungen Erwachsenen (46,8 %) wollte als nächstes eine Berufsausbildung<br />

beginnen und etwa ein Fünftel wollte zu arbeiten beginnen.<br />

Die Schulmotivation lag bei den Projektteilnehmern insgesamt hoch. Dies zeigt<br />

sich unter anderem daran, dass der Großteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

das in der Schule vermittelte Wissen als relevant anerkannte. Den Aussagen<br />

"Was man in der Schule lernt, das braucht man für das spätere Leben" und "Im<br />

Schulunterricht kann man viel Interessantes lernen" stimmten mehr als zwei Drittel<br />

beider Gruppen zu.<br />

Orientierung bei der Berufswahl<br />

Viele der Projektteilnehmer veränderten im Rahmen des Modellprojekts ihren<br />

Berufswunsch. Knapp 40 % der befragten Jugendlichen gaben an, dass sie durch<br />

die Teilnahme an dem Modellprojekt jetzt einen anderen Berufswunsch hätten.


78 <strong>IGES</strong><br />

Dass ein veränderter Berufswunsch eine bessere Passung zwischen den Kompetenzen<br />

des Jugendlichen und möglichen Berufen beinhaltet, ist anzunehmen,<br />

konnte aber anhand der Befragung nicht ermittelt werden. Ein gutes Fünftel (22,7<br />

%) der Befragten hatte sogar zum Zeitpunkt der Befragung – und im Gegensatz zu<br />

vorher – einen Berufswunsch entwickelt. Die Teilnehmer im jungen Erwachsenenalter<br />

orientierten sich hingegen im Rahmen der Modellprojektteilnahme zu<br />

einem geringeren Maße neu: rund 51 % der befragten jungen Erwachsenen blieben<br />

dem Berufswunsch treu, den sie auch vor der Projektteilnahme bereits hatten,<br />

was unter anderem durch das Alter und den damit schon verstetigten Berufswunsch<br />

zu erklären wäre.<br />

Abbau von Berührungsängsten in Bezug auf den Berufseintritt<br />

Die große Mehrheit der jugendlichen Projektteilnehmer fühlte sich dem Eintritt in<br />

das Erwerbsleben gewachsen. Den Aussagen "Ich kann mir mein späteres Berufsleben<br />

jetzt besser vorstellen" und "Ich habe keine Angst vor dem Eintritt ins Berufsleben"<br />

stimmten rund 82 % bzw. rd. 77 % der Jugendlichen (eher oder voll<br />

und ganz) zu. Die jungen Erwachsenen waren ebenfalls zuversichtlich in Hinblick<br />

auf ihren Berufseinstieg. Obwohl für diese Gruppe der Eintritt ins Berufsleben z.<br />

T. schon stattgefunden hatte, fiel die Zustimmung zu allen Aussagen in dieser<br />

Gruppe ähnlich hoch aus wie unter den Jugendlichen. Jedoch lag der Anteil der<br />

Befragten im jungen Erwachsenenalter deutlich niedriger, die der Meinung waren,<br />

dass sie sich anstrengen müssten, um einen Job zu finden (70 % statt 90 %).<br />

Verbesserung der Einschätzung persönlicher Stärken<br />

Die Projektteilnehmer konnten mehrheitlich ihre Stärken und Schwächen benennen.<br />

Außerdem konnten nur jeweils rund 10 % der Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

gar keine eigenen Stärken angeben. Knapp die Hälfte konnten ihre<br />

persönlichen Stärken besser einschätzen als vorher: 46 % der Jugendlichen und 47<br />

% der jungen Erwachsenen stimmten der Aussage "Ich weiß jetzt, was ich gut<br />

kann" voll und ganz zu. Unter die meistgenannten Stärken fielen auch Stärken mit<br />

direktem Arbeitsmarktbezug (z. B. Teamfähigkeit) Jugendliche nannten am häufigsten<br />

"Selbstbewusstsein", "Teamfähigkeit" und "Hilfsbereitschaft" und junge<br />

Erwachsene "Freundlichkeit" als ihre Stärken.<br />

Unterstützung des Übergangs von der Schule in den Beruf<br />

Um zu überprüfen, ob das Modellprojekt den Übergang von der Schule in den<br />

Beruf gefördert hat, wurde der Wechsel des Status (Schüler, Auszubildender, arbeitslos<br />

etc.) der Projektteilnehmer in einem bestimmten Zeitraum ermittelt. Nicht<br />

in allen Fällen konnten für die Teilnehmer eindeutige Statusmeldungen erfasst<br />

werden, so dass nicht in allen Fällen eine eindeutige Aussage gemacht werden<br />

konnte.<br />

Insgesamt scheint die Zielsetzung des „Übergangs von der Schule in den Beruf zu<br />

unterstützen“ dahingehend erreicht worden zu sein, dass von den 56 befragten<br />

Jugendlichen, die im Juli 2011 noch Schüler waren (rund 85 % aller befragten<br />

jugendlichen Projektteilnehmer), gut 30 % (17 Personen) bis zum Februar 2012<br />

eine Ausbildung begannen. Des Weiteren waren vier von sechs jungen Erwachsenen,<br />

die im Juli 2011 noch arbeitslos waren, im Februar 2012 beschäftigt bzw.


<strong>IGES</strong> 79<br />

angestellt oder hatten ein Praktikum oder eine berufsvorbereitende Maßnahme<br />

begonnen. Zum letzten Zeitpunkt im Dezember 2012 hatten von den insgesamt<br />

257 Teilnehmern 95 einen Ausbildungsplatz erhalten. Dies entspricht einem Anteil<br />

von rund 37 %. Zwischen den einzelnen Standorten variierte dieser Anteilswert<br />

teilweise sehr stark: Das Spektrum reicht von knapp 21 % bis rd. 67 %.<br />

Teilnahme an einem Praktikum/ an Praxistagen<br />

Ein weiteres Ziel des Modellprojekts ist es, dass die Jugendlichen bzw. jungen<br />

Erwachsenen an Betriebspraktika oder Praxistagen teilnehmen. Hierfür sollten die<br />

Kontakte der Wirtschaftspartner genutzt werden. Die Erhebungsergebnisse zeigen,<br />

dass dieses Ziel im Modellprojekt bisher vor allem unter den jugendlichen<br />

Teilnehmern erreicht werden konnte. Rund 70 % der Befragten bzw. 46 jugendlichen<br />

Projektteilnehmer nahmen entweder an einem oder an mehreren Praktika/<br />

Praxistagen teil. Hingegen hatten 63,8 % der befragten jungen Erwachsenen (d. h.<br />

30 Personen) weder an Praxistagen noch an einem Praktikum teilgenommen.<br />

Projekterfolg nach Standorten<br />

Auf Basis der Chancen-Erfolgs-Werte wurde für die einzelnen Standorte der Projekterfolg<br />

gemessen. Dabei wurde zwischen den jugendlichen Teilnehmer und den<br />

jungen Erwachsenen unterschieden.<br />

Bei den jugendlichen Teilnehmer lag der höchste von einem Standort erreichte<br />

Chancen-Erfolgs-Wert bei 8,8 Punkten. Der geringste erreichte<br />

Wert betrug 5,9 Punkte, der Mittelwert 6,9 Punkte. Bemerkenswerterweise<br />

hatten die jugendlichen Teilnehmer am erfolgreichsten Standort im Durchschnitt<br />

den ungünstigsten Chancenwert. Umgekehrt verhielt es sich am<br />

Standort mit dem geringsten Chancen-Erfolgs-Wert: Dort wurde trotz<br />

überdurchschnittlich günstiger Chancen der geringste Erfolgswert erreicht.<br />

Bei den jungen Erwachsenen lag der höchste von einem Standort erreichte<br />

Chancen-Erfolgs-Wert mit 7,1 Punkten deutlich niedriger als bei den Jugendlichen.<br />

Auch der Standort mit dem geringsten gemessenen Projekterfolg<br />

erreichte mit 5,0 eine geringere Punktezahl im Vergleich zu den Jugendlichen.<br />

Ähnlich jedoch wie für diese Gruppe hatte der erfolgreichste<br />

Standort einen eher ungünstigen Chancenwert, der am wenigsten erfolgreiche<br />

dagegen den günstigsten.<br />

Der Zusammenhang zwischen Projekterfolg und den Eingangsvoraussetzungen<br />

der Projektteilnehmer wurde in einer eigenständigen Analyse untersucht. Wie es<br />

bereits die Standortergebnisse andeuten, ist das zentrale Ergebnis dieser Analyse,<br />

dass für die Jugendlichen keine solchen Zusammenhänge gefunden wurden. Das<br />

heißt: Die Projektteilnehmer konnten unabhängig von ihren individuellen Eingangsvoraussetzungen<br />

die Projektziele erreichen.<br />

Die positive Veränderung des Berufswunsches gelang darüber hinaus besonders<br />

bei den jugendlichen Projektteilnehmern, die einen Migrationshintergrund besaßen.<br />

Demgegenüber gelang es gerade den jungen Erwachsenen, die einen Migrationshintergrund<br />

besaßen, seltener im Modellprojekt Erfolge zu erzielen. Beson-


80 <strong>IGES</strong><br />

ders den jungen Erwachsenen, bei denen ein oder zwei Elternteile arbeitslos waren,<br />

fiel es schwer, ein Praktikum oder Praxistage zu absolvieren.<br />

Ansatzpunkte zur Nachsteuerung und Handlungsempfehlungen<br />

Ein Ansatzpunkt zur Nachsteuerung besteht in der Verringerung der Anzahl der<br />

vorzeitig ausgeschiedenen Projektteilnehmer. Ein engeres Aufeinanderfolgen der<br />

Veranstaltungstermine (z. B. der Future Camps) könnte für eine stärkere Bindung<br />

der Teilnehmer an das Projekt und weniger Abbrüche sorgen.<br />

Darüber hinaus könnte die Motivation der Projektteilnehmer zur Teilnahme an<br />

den Veranstaltungen durch eine noch gezieltere Auswahl von Unternehmenskontakten<br />

nach den im Laufe des Projekts für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

ermittelten interessanten Ausbildungsberufe gesteigert werden. Dadurch ließen<br />

sich eventuell noch mehr besonders benachteiligte Personen dauerhaft für<br />

eine Teilnahme am Modellprojekt gewinnen.<br />

Insgesamt scheinen in Hinblick auf die Berufsorientierung mehrheitlich positive<br />

Veränderungen bei den Teilnehmern hervorgerufen worden zu sein. Einzelne Aspekte<br />

der Auswertungen deuten jedoch darauf hin, dass die Berufsorientierung bei<br />

den Projektteilnehmern noch stärker in den Fokus genommen werden kann. So<br />

gaben beispielsweise 6,3 % der befragten jungen Erwachsenen an, dass sie nach<br />

ihrer Teilnahme am Modellprojekt keinen Berufswunsch mehr besaßen, obwohl<br />

sie vorher einen hatten. Darüber hinaus waren nur rund 55 % der jungen Erwachsenen<br />

der Meinung, dass sie sich anstrengen müssten, um einen Job zu finden.<br />

Darüber hinaus könnte die Erweiterung der Projektzielgruppe auf die benachteiligten<br />

jungen Erwachsenen darauf hindeuten, dass die ursprünglich für das Modellprojekt<br />

geplante Zielgruppe der benachteiligten Jugendlichen nicht ausreichend<br />

erreicht werden konnte. In der noch stärkeren Anpassung des Konzepts an<br />

die besonders benachteiligten Jugendlichen und der Entwicklung weiterer Strategien<br />

um diese tatsächlich zu erreichen bestehen Ansatzpunkte zur Nachsteuerung.<br />

Zusätzlich geben die Ergebnisse erste Hinweise darauf, dass die Zielgruppe der<br />

Jugendlichen im Rahmen des Modellprojekts häufiger Erfolge erzielen kann als<br />

die Gruppe der jungen Erwachsenen, die aufgrund ihrer häufig schwierigeren Lebenssituationen<br />

schwerere Startbedingungen besitzt. Es wäre zu prüfen, inwiefern<br />

das Modellprojektauf die benachteiligten jungen Erwachsenen noch besser zugeschnitten<br />

werden könnte, damit unter diese Gruppe die Zielerreichung erhöht<br />

werden kann.<br />

Ein Beispiel stellt die Tatsache dar, dass der Anteil von jungen Erwachsenen, die<br />

im Rahmen des Modellprojekts ein Praktikum absolviert hatten, unter den jungen<br />

Erwachsenen geringer war als unter den Jugendlichen, obwohl gerade Praktika<br />

eine gute Brücke in den Arbeitsmarkt darstellen. Ein Ansatzpunkt zur Nachsteuerung<br />

könnte dementsprechend darin bestehen, die Teilnahmebereitschaft an Praktika<br />

bei den jungen Erwachsenen gezielt zu erhöhen und diese an interessierte<br />

Unternehmen zu vermitteln.


<strong>IGES</strong> 81<br />

4.2 Multiplikatoren<br />

Um das Projekt bei den Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen bekannt zu machen,<br />

und diese für eine Teilnahme zu interessieren, wurden Multiplikatoren ausgesucht.<br />

Vorgesehen war zuerst, dass vor allem Lehrpersonal die sogenannten<br />

Multiplikatorenschulungen gewonnen wird, im Projektverlauf wurden jedoch u. a.<br />

auch Bundesprogrammmitarbeiter (z. B. SV, KA und JMD), Mitarbeiter eingetragener<br />

Vereine und Arbeitsvermittler geschult. Es wurde untersucht, in welchem<br />

Umfang in den Multiplikatorenschulungen die jeweiligen Projektteilnehmer motiviert<br />

wurden und ihnen Kompetenzen vermittelt wurden, sich mit der Berufswahl<br />

zu beschäftigen. Ziel war es dabei auch, die Projektteilnehmer anzuregen, Kontakt<br />

mit der Wirtschaft bzw. Unternehmen aufzunehmen. Darüber hinaus wurde untersucht,<br />

wie die Multiplikatoren die Projektteilnehmer und das Modellprojekt wahrnahmen<br />

und wie die Inhalte der Schulungen bewertet wurden.<br />

Wahrnehmung der der Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen<br />

Die Multiplikatoren beurteilten die teilnehmenden Jugendlichen vergleichsweise<br />

positiv im Hinblick auf ihre Ausbildungs- und Berufschancen. Von den befragten<br />

Multiplikatoren gaben 50 % (bzw. 15 Personen) an, dass sie die Teilnehmer des<br />

Projekts anders wahrnahmen als vor ihrer Projektteilnahme. Angegeben wurde,<br />

dass sie mehr Verständnis für die Schwächen der Projektteilnehmer hatten und<br />

nun mehr Hintergrundwissen über diese Gruppe besitzen. Ihr Blick konnten demnach<br />

auch mehr auf die Potentiale und Ressourcen der Projektteilnehmer gerichtet<br />

werden und die Erfolgschancen zur Integration in die Arbeitswelt wurden im Anschluss<br />

optimistischer eingeschätzt.<br />

Vermittlung von Konzepten zur berufsorientierenden Motivation und zur Kompetenzvermittlung<br />

Inwiefern es gelungen ist, den Multiplikatoren (Lehr-) Konzepte zur berufsorientierenden<br />

Motivation und Kompetenzvermittlung zu vermitteln, ist im Ergebnis<br />

nicht eindeutig. Die Multiplikator gaben zu 46 % an, dass sie sich nach der Schulungsteilnahme<br />

in ihrer Arbeit mit der Zielgruppe nun mehr mit den Stärken der<br />

Jugendlichen beschäftigen wollten. Für andere – für die Teilnehmer wichtige –<br />

Themen (z. B. Aktivitäten in Bezug auf das Schreiben von Bewerbungen, Praktika,<br />

Kontakt zu Unternehmen) wollten die Multiplikatoren hingegen nicht mehr<br />

Zeit verwenden. Möglicherweise ergibt sich dieser Unterschied jedoch auch dadurch,<br />

dass die Multiplikatoren bereits vor der Schulungsteilnahme viel Zeit für<br />

diese Themen verwendeten.<br />

Aufbau von Kontakten zu Unternehmen<br />

Ein weiteres Ziel der Schulungen war es, die Multiplikator in dem Aufbau von<br />

Kontakten mit Unternehmen zu unterstützen. Insgesamt ist das Ergebnis in dieser<br />

Hinsicht als positiv zu bewerten. Ein großer Teil der Multiplikatoren (41 %) gab<br />

an, dass sie nach Teilnahme an den Schulungen die Unternehmen stärker einbinden<br />

wollten. Die hierfür bei den Schulungsterminen vermittelten Inhalte in Bezug<br />

auf die "zielorientierte Kommunikation und Networking mit Unternehmen und<br />

anderen Partnern" wurden von 44 % der Multiplikator als sehr hilfreich bewertet.


82 <strong>IGES</strong><br />

Ansatzpunkte zur Nachsteuerung und Handlungsempfehlungen<br />

Möglichkeiten zur engeren Einbindung der Eltern und des Lehrpersonals, z. B.<br />

über gezielte gemeinsame Veranstaltungen für Eltern und das Lehrpersonal, sollten<br />

geprüft werden.<br />

Die Erhebungsergebnisse geben Hinweise darauf, dass es unter Mitarbeitern von<br />

Schulen verglichen mit anderen Netzwerkpartnern weniger Ansprechpartner für<br />

das Modellprojekt gab und vergleichsweise wenig Lehrpersonal an den Multiplikatorenschulungen<br />

teilnahm. Vermutlich könnte eine stärkere Einbindung von<br />

Lehrpersonal jedoch den Prozess, die benachteiligten Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen mit den Wirtschaftspartnern in Kontakt zu bringen, unterstützen, da<br />

das Lehrpersonal für Unternehmen einen wichtigen Zugang zu den Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen darstellt. Die Eltern der Projektteilnehmer wurden bisher<br />

zu Beginn kontaktiert und zu Veranstaltungen eingeladen, nahmen jedoch selten<br />

das Angebot wahr. Eine stärkere Einbindung der Eltern bzw. eine Wissensvermittlung<br />

an Eltern könnte jedoch den Übergang der Projektteilnehmer von der Schule<br />

in den Beruf unterstützen. Die Angebote sollten besonders auf die Eltern der jugendlichen<br />

Projektteilnehmer ausgerichtet werden, da der Kontakt dieser zu ihren<br />

Kindern durch das Wohnen im selben Haushalt in der Regel noch stärker ausgeprägt<br />

sein dürfte als bei den jungen Erwachsenen.<br />

4.3 Unternehmen<br />

Im Vergleich zu den Netzwerkpartnern nahmen nur wenig Unternehmen an der<br />

Befragung teil (21,5 % bzw. 49 von 228 am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen).<br />

Unter diesen teilnehmenden Unternehmen befanden sich wiederum<br />

mehrere, die die Befragung vorzeitig beendeten, weil ihnen das Projekt nicht bekannt<br />

war (für mögliche Erklärungen s. Kapitel 3.3). Die geringe Anzahl von befragten<br />

Unternehmen schränkt die Repräsentativität der Befragungsergebnisse ein.<br />

Die Bekanntheit des Modellprojekts war geringer als anfänglich erwartet. Die<br />

Auswertung der Erhebung unter den teilnehmenden Unternehmen bieten dennoch<br />

einen ersten Anhaltspunkt.<br />

Einschätzung der Potentiale der Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

Die Hälfte der befragten Unternehmen gab an, dass sie die Zielgruppe positiv<br />

wahrnahm. Zum Befragungszeitpunkt im Frühjahr 2012 gaben drei der befragten<br />

17 Unternehmen an, bereits einem/r Teilnehmer/in einen Ausbildungsplatz bzw.<br />

ein Praktikum ermöglicht bzw. vermittelt zu haben.<br />

Positive Außenwirkung für Unternehmen<br />

Es lassen sich erste Hinweise erkennen, dass das Modellprojekt für die Unternehmen<br />

eine positive Außenwirkung geschaffen hat, jedoch führt die sehr geringe<br />

Beteiligung zu keinen eindeutigen Erkenntnissen. Auch können hinsichtlich der<br />

Einrichtung von Ausbildungspatenschaften in den teilnehmenden Unternehmen<br />

aufgrund des geringen Rücklaufs keine Aussagen getroffen werden. Lediglich drei<br />

Unternehmen gaben in der Befragung an, einen Ausbildungsplatz mit einer/m<br />

Projektteilnehmer/in besetzt zu haben.


<strong>IGES</strong> 83<br />

Vorbereitung des potentiellen Nachwuchses auf die Anforderungen der Unternehmen<br />

Ein Ziel des Modellprojektes war es, den potentiellen Ausbildungsnachwuchs auf<br />

die Anforderungen von Unternehmen vorzubereiten. Das scheint aus Sicht der<br />

befragten Unternehmen im Allgemeinen erreicht worden zu sein. Die Projektteilnehmer<br />

konnten im Rahmen von Betriebserkundungen und Future Camps eine<br />

genauere Vorstellung über die Ausbildungsberufe und Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

gewinnen.<br />

Vermeidung späterer Ausbildungsabbrüche<br />

Ein Teilziel des Modellprojektes ist es, spätere Ausbildungsabbrüche zu vermeiden.<br />

Dies soll u. a. dadurch erreicht werden, dass auf beiden Seiten realistische<br />

Erwartungen geschaffen werden. Im Rahmen dieser Evaluation kann jedoch hierzu<br />

noch keine Aussage getroffen werden. Die Anzahl der Projektteilnehmer mit<br />

einem Ausbildungsplatz war zum Zeitpunkt der Befragung sehr klein, so dass<br />

auch keine Ausbildungsabbrüche bzw. Gründe dafür erfasst werden konnten.<br />

Gründe für Nichtteilnahme von Unternehmen und Wahrnehmung der Zielgruppe<br />

Auch bei den nicht am Modellprojekt teilnehmenden Unternehmen konnte eine<br />

generell positive Wahrnehmung der Projektzielgruppe festgestellt werden. Die<br />

überwiegende Mehrheit kann sich vorstellen, einen benachteiligten Jugendlichen/<br />

jungen Erwachsenen in seinem Betrieb einzusetzen. Dabei besteht die Einstiegschance<br />

hier insbesondere in Form eines Praktikums. Trotz dieser recht positiven<br />

Einschätzung nahmen diese Unternehmen nicht am Modellprojekt teil, nach eigenen<br />

Angaben vor allem weil ihnen hierzu die zeitlichen und andere Ressourcen<br />

fehlten bzw. weil sie andere Bewerber bevorzugten.<br />

Ansatzpunkte zur Nachsteuerung und Handlungsempfehlungen<br />

Bislang wurden die Unternehmen per Brief oder Telefon an den Standorten auf<br />

das Modellprojekt aufmerksam gemacht und nach einer positiven Resonanz zu<br />

den Veranstaltungen eingeladen. Als teilnehmende Unternehmen wurden die Unternehmen<br />

gezählt, wenn sie mindestens einmal einer Einladung zu einer Veranstaltung<br />

gefolgt waren bzw. eine Veranstaltung selbst ausrichteten. Die Auswertungsergebnisse<br />

zeigten dennoch, dass viele der teilnehmenden Unternehmen das<br />

Modellprojekt nicht bzw. nicht unter seinem Namen oder nur einzelne Teile des<br />

Projekts (z. B. die Future Camps) kannten. Dieses Ergebnis könnte darauf hindeuten,<br />

dass die Ansprache- und Zugangswege zu Unternehmen verbessert werden<br />

könnten.<br />

Auch die unter den befragten nicht teilnehmenden Unternehmen, die sich an der<br />

Erhebung beteiligten, geringe Bekanntheit des Modellprojekts unterstreicht diesen<br />

Ansatzpunkt, da diese vermutlich bereits eine positiv selektierte Gruppe von interessierten<br />

Unternehmen darstellen.<br />

Ansprache und Einbindung von Unternehmen verstärken/verbessern<br />

Um den Anteil der Jugendlichen, die in ein Praktikum, eine Ausbildung oder eine<br />

Stelle einmünden zu erhöhen, könnten möglicherweise Unternehmen gezielter


84 <strong>IGES</strong><br />

angesprochen werden. Es wäre wünschenswert, dass verstärkt „passende“ Unternehmen<br />

angesprochen werden. D. h. zum einen diejenigen, welche einen Bedarf<br />

an Auszubildenden haben und diejenigen welche für die Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen attraktive Ausbildungsberufe anbieten. Sowohl das Interesse der<br />

Unternehmen als auch – wie oben angesprochen – die Motivation der Projektteilnehmer<br />

könnte von einer in diesem Sinne guten Passung profitieren.<br />

Es gibt erste Hinweise – trotz der noch geringen Datenlage –, dass das Modellprojekt<br />

auch für Unternehmen positive Wirkungen gehabt hat, insbesondere hinsichtlich<br />

der Außenwahrnehmung für die Unternehmen. Es wird empfohlen, diese den<br />

Unternehmen bei der Ansprache auch deutlich zu machen, ggf. wäre es sinnvoll<br />

für eine erweiterte „Außenwerbung“ der Unternehmen, diesen Informationsmaterial<br />

zukommen zu lassen, welche sie in ihre Marketingmaßnahmen integrieren<br />

könnten. Die imagebildenden Vorteile bei einer Beteiligung am Modellprojekt<br />

sollten für die Unternehmen dezidiert herausgestellt werden. Stichworte sind hierbei<br />

die Begegnung der Entwicklungen des demographischen Wandels, demografischer<br />

Entwicklungen bzw. der Vorbeugung des Fachkräftemangels, soziale Verantwortung<br />

und Integration. 38<br />

4.4 Netzwerkaufbau<br />

Es konnten 171 Netzwerkpartner (d. h. rund 40 % aller Partner) befragt werden.<br />

Die Zielerreichung wird basierend auf den Auswertungsergebnissen im Folgenden<br />

bewertet.<br />

Kooperationen der Bundesprogrammitarbeiter<br />

Dem Modellprojekt ist es gelungen, systematische Kooperationen zwischen den<br />

Mitarbeiter der Bundesprogramme "Kompetenzagenturen" (KA), "Schulverweigerung<br />

– Die 2. Chance" (SV), „Jugendmigrationsdienste“ (JMD) und den Betrieben<br />

sowie Unternehmen aufzubauen. Es zeigte sich eine starke Zusammenarbeit der<br />

Partner untereinander. Ausgeprägt war hierbei vor allem jeweils die Zusammenarbeit<br />

der Wirtschaftspartner untereinander oder zusammen mit den Mitarbeiter<br />

der Bundesprogramme. Allerdings mangelte es teilweise an festen Ansprechpartnern<br />

sowohl für die Bundesprogrammitarbeiter bei den Wirtschaftspartnern als<br />

auch für die Wirtschaftspartner bei den Schulleitern, was auch von Seiten der<br />

Schulen bestätigt wurde. Das gleiche gilt auch für die Projektkoordinatoren –<br />

Counterparts, sdw-Referenten, Ansprechpartner SCHULE-WIRTSCHAFT –, die<br />

ebenfalls angaben, dass sie an den Schulen zumeist keinen festen Ansprechpartner<br />

hatten.<br />

Klare Absprachen zwischen Kooperationspartnern sind ein wichtiger Schritt für<br />

den Aufbau eines funktionsfähigen Netzwerks. Rund 80 % der befragten Netzwerkpartner<br />

gaben an, dass es Absprachen gab, die eingehalten wurden. Und die-<br />

38 Dieser Hinweis wurde auch noch einmal deutlich bekräftigt in einem Expertengespräch<br />

mit einer Person aus einem Unternehmen.


<strong>IGES</strong> 85<br />

jenigen, welche angaben, dass es keine klaren Absprachen zwischen den einzelnen<br />

Kooperationspartnern gegeben hätte, empfanden dies meist nicht als Hemmnis.<br />

In einem Netzwerk ist die kontinuierliche Zusammenarbeit aller beteiligten Kooperationspartner<br />

wichtig. Sind in einem Netzwerk feste Ansprechpartner vorhanden,<br />

so unterstützt dies eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Im Modellprojekt gaben<br />

die meisten Netzwerkpartner an, dass sie bei den für sie besonders relevanten<br />

Partnern feste Ansprechpartner besaßen (z. B. Projektmitarbeitern und den Mitarbeitern<br />

anderer Bundesprogramme). Die große Mehrheit der Befragten (83 %)<br />

war darüber hinaus der Meinung, dass die Anzahl der Netzwerkpartner angemessen<br />

war. 14 % der Netzwerkpartner waren der Meinung, dass die Anzahl der<br />

Netzwerkpartner zu niedrig wäre, hingegen hielten nur 3 % der Befragten sie für<br />

zu hoch.<br />

Eine mehrheitlich positive Bewertung durch die Netzwerkpartner erfuhr die Zusammenarbeit<br />

mit dem Projektträger. Allerdings ergab die Befragung ein deutliches<br />

Verbesserungspotential bei der Zusammenarbeit zwischen den sdw-<br />

Referenten und den Counterparts, die gerade für die Herstellung von Kontakten<br />

zur Wirtschaft eine wesentliche Rolle spielt.<br />

Im Hinblick auf die Einbindung des Modellprojektes in die bereits vor Ort bestehenden<br />

anderen Angebote zur beruflichen Eingliederung ist bemerkenswert, dass<br />

die Bundesprogrammmitarbeiter weitestgehend keine Überschneidungen der Aufgabengebiete<br />

sahen. Auch wurde überwiegend konstatiert, dass es keine Konkurrenz<br />

um Teilnehmer zwischen dem Modellprojekt und anderen Angeboten gäbe.<br />

Nur gut 11 % der befragten Bundesprogrammitarbeiter waren der Meinung, dass<br />

es mit anderen Programmen der Initiative JUGEND STÄRKEN oder den Jobcentern<br />

Überlappungen der Aufgabengebiete gäbe.<br />

Trotz der Ansicht der meisten Netzwerkpartner, dass es im Netzwerk eine gute<br />

Zusammenarbeit gäbe, sahen die Bundesprogrammmitarbeitern (KA, JMD, SV<br />

usw.) noch Verbesserungsbedarf bei der Netzwerkbildung. Im Hinblick auf den<br />

Informationsfluss und die Aufgabenverteilung / Absprachen sahen knapp 39 %<br />

bzw. 36 % der Bundesprogrammmitarbeitern ebenfalls Verbesserungsbedarf.<br />

Auch die Wirtschaftspartner und Mitarbeiter von Schulen sahen Verbesserungsbedarf,<br />

und das zumeist in Bezug auf den Informationsfluss (jeweils 41,2 %). Für<br />

Projektkoordinatoren bestand hingegen Verbesserungsbedarf bezüglich der Verbindlichkeit<br />

der Teilnahme am Netzwerk (66,7 %).


86 <strong>IGES</strong><br />

Ein recht positives Ergebnis zeigt sich in der Nachhaltigkeit des Netzwerkaufbaus.<br />

Nach Projektende bzw. nach Auslaufen der Projektförderung wollte die<br />

Mehrheit aller Netzwerkpartner mit anderen Akteuren auch weiterhin kooperieren.<br />

Vor allem die Koordinatoren des Modellprojekts und die Mitarbeiter der anderen<br />

Bundesprogramme besaßen bereits Pläne für eine weitere Zusammenarbeit<br />

(jeweils 45,0 %). Darüber hinaus sagten immerhin gut ein Fünftel der Wirtschaftspartner<br />

sowie gut ein Viertel der Mitarbeiter an Schulen, bereits konkrete<br />

Pläne für eine weitere Zusammenarbeit zu haben.<br />

Sensibilisierung für die Belange der benachteiligten Jugendlichen und jungen<br />

Erwachsenen<br />

Befragt nach den Erwartungen an das Modellprojekt gaben 36 % der Netzwerkpartner<br />

an, dass die Jugendlichen/ jungen Erwachsenen im Modellprojekt bestenfalls<br />

am Ende ihrer Teilnahme das Ziel erreichen könnten, „ihre eigenen Fähigkeiten<br />

und Talente zu entdecken“. Rund 29 % Netzwerkpartner gaben an, dass die<br />

Projektteilnehmer mit Hilfe des Modellprojektes einen Ausbildungsplatz erzielen<br />

könnten.<br />

Gesamteinschätzung des Modellprojekts<br />

Die Netzwerkpartner wurden schließlich gebeten, das Modellprojekt zusammenfassend<br />

einzuschätzen. Ein positives Ergebnis stellt die Tatsache dar, dass die<br />

große Mehrheit der der befragten Netzwerkpartner (N = 169) das Projekt insgesamt<br />

für ein erfolgreiches Projekt hielt. . Lediglich 27 Personen sahen im Modellprojekt<br />

ein weniger erfolgreiches Projekt. Die kritischen Einschätzungen sind vor<br />

allem im Hinblick auf Ansatzpunkte zur Nachsteuerung diskussionswürdig, auch<br />

wenn sie lediglich von einer kleinen Gruppe der Befragten vertreten wurden. Sie<br />

lassen sich grob zu vier Hauptkritikpunkten zusammenfassen:<br />

1. eine Unterstützung bereits bestehender Projekte sei sinnvoller (bzw. die<br />

Anknüpfung an bestehende Angebote vor Ort unzureichend),<br />

2. mangelnde Zielgruppenerreichung (z. B. keine ausreichende Ansprache<br />

der Zielgruppe bzw. Gruppe von Teilnehmern zu klein),<br />

3. sichtbare Erfolge fehlen bzw. Erfolge würden nur unzureichend kommuniziert<br />

sowie<br />

4. Verbesserungsmöglichkeiten bei den Abläufen (z. B. fehlender Counterpart,<br />

zu <strong>kurz</strong>e Zeitdauer des Projekts).<br />

Insgesamt lässt sich nach Auswertung der Ergebnisse jedoch ein recht positives<br />

Bild bei der Zusammenarbeit mit anderen Netzwerkpartnern und Kooperationen<br />

mit Angeboten vor Ort zeichnen.<br />

Ansatzpunkte zur Nachsteuerung und Handlungsempfehlungen<br />

Einbindung von Counterparts<br />

Die Zusammenarbeit der Counterparts mit den sdw-Referenten und anderen Partnern<br />

spielt für die Herstellung von Kontakten zur Wirtschaft eine wesentliche<br />

Rolle, da diese die Aufgabe hatten, Unternehmen anzusprechen, zu akquirieren,<br />

Kontaktdaten bereitzustellen und für Future Camps und Plattformgespräche Ört-


<strong>IGES</strong> 87<br />

lichkeiten in Betrieben zu beschaffen. Die Ergebnisse deuten an, dass die Zusammenarbeit<br />

von Counterparts und dem Projektträger bzw. anderen Netzwerkpartnern<br />

an einzelnen Standorten nicht an allen Standorten gleich gut funktionierte<br />

bzw. die Aufgaben von diesen auf ähnliche Weise wahrgenommen wurden. Eine<br />

mögliche Verbesserung könnte darin bestehen, dass Counterparts nicht ehrenamtlich<br />

für das Projekt tätig werden bzw. ggf. eine höhere Aufwandsentschädigung<br />

erhalten, so dass die Erfüllung der beschriebenen Aufgaben weniger eine Ermessensentscheidung<br />

wäre. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass andere Netzwerkpartner<br />

– zusätzlich zu den sdw-Referenten – diese Aufgaben mit unterstützen.<br />

Informationsfluss und Absprachen im Netzwerk<br />

Der Aufbau funktionsfähiger Netzwerke scheint generell gelungen zu sein. Dennoch<br />

verdeutlichen die Erhebungsergebnisse unter Netzwerkpartnern, dass eine<br />

Nachsteuerung zur Verbesserung der Netzwerkbildung beim Informationsfluss,<br />

den Aufgaben und Absprachen und vor allem der Verbindlichkeit der Teilnahme<br />

am Netzwerk ansetzen könnte. Während diese Aspekte allgemein und bei den<br />

überwiegenden Anzahl der Netzwerkpartner bereits gut funktionierten, wiesen die<br />

Ergebnisse auf Verbesserungsmöglichkeiten zwischen einzelnen Partnern hin.<br />

Darüber hinaus könnte die Zusammenarbeit bestimmter Netzwerkpartner durch<br />

die Einrichtung fester Ansprechpartner gestärkt werden. Es hat sich in der vorliegenden<br />

formativen Evaluation herausgestellt, dass es hierbei standortspezifisch<br />

zwischen einzelnen Netzwerkpartnern Handlungsbedarf hinsichtlich einer Verbesserung<br />

des Informationsflusses geben könnte. Das könnte durch den Einsatz eines<br />

festen Ansprechpartners für alle beteiligten Netzwerkpartner geschehen.<br />

Aufgaben der Netzwerkpartner<br />

Das Definieren von Aufgaben und Rollen der Projektpartner sowie die gezielte,<br />

strukturierte Vermittlung der Ziele an die Netzwerkteilnehmer kann als eine wesentliche<br />

Voraussetzung für das Erfüllen von Aufgaben in einem Netzwerk gesehen<br />

werden, die im Modellprojekt eventuelle gestärkt werden konnte. Im Modellprojekt<br />

wurde an die Projektpartner ein Anschreiben verschickt und es wurden<br />

persönliche und/oder mündliche Absprachen getroffen.. Mit Counterparts und<br />

Bundesprogrammitarbeitern wurden Kooperationsverträge geschlossen (für die<br />

Bundesprogramme waren die Kooperationen nötig). Darüber hinaus gab es keine<br />

klaren Aufgabenabsprachen, jedoch wurde sich aber an die Wirtschaftspartner<br />

meist mit konkreten Anliegen gewandt (z. B. bei Suche von Örtlichkeiten für Future<br />

Camps und Plätzen für Praktika).<br />

Welche Aufgaben und Tätigkeiten flexibel gehandhabt werden konnten und welche<br />

"Mindestaufgaben" die einzelnen Akteure erfüllen sollten, wurden aufgrund<br />

des Projektgrundsatzes und des formativ ausgerichteten Konzepts nicht konkret<br />

ausformuliert. Die Aufgaben und Tätigkeiten der einzelnen Akteure variierten<br />

daher stark zwischen den Standorten. Auch die Nähe und Distanz der Ansprechpartner<br />

und Akteure untereinander war je nach Standort sehr unterschiedlich ausgeprägt.<br />

Dieses Vorgehen begründete sich zum Teil in der Tatsache, dass es sich um ein<br />

Modellprojekt handelt, in dem Abläufe und Aufgabenverteilungen erst erprobt


88 <strong>IGES</strong><br />

werden sollen. Darüber hinaus spielte die Tatsache eine Rolle, dass manche der<br />

Projektmitarbeiter ihre Tätigkeit auf freiwilliger Basis und ohne finanzielle Entschädigung<br />

(z. B. die Bundesprogrammmitarbeiter) bzw. mit geringer Aufwandsentschädigung<br />

(z. B. Counterparts) durchführten.<br />

Das Vorgehen bei Durchführung der Maßnahmen, der Projektkoordination oder<br />

den Tätigkeiten und Aufgabenfeldern der Akteure wurde im Laufe des Modellprojekts<br />

ausgehandelt und im Bedarfsfall rückgemeldet. Die Anregungen für bestimmtes<br />

Vorgehen kamen in den meisten Fällen von der Steuergruppe und den<br />

Bundesprogrammen, da diese die regionalen Bedingungen und Vorgehensweisen<br />

gut kannten. Die Steuergruppen haben also zu einem großen Anteil über das Vorgehen<br />

an den Standorten entschieden. Im Bedarfsfall ist die Flexibilität ausgehandelt<br />

worden.<br />

Zeitlicher Ablauf / Durchführung des Modellprojekts<br />

Die tatsächlich durchgeführten Termine der Veranstaltungen wichen zeitlich vom<br />

ursprünglich geplanten Ablauf stark ab. Die Netzwerkbildung erfolgte deshalb im<br />

Projekt verzögert, da die ersten Plattformgespräche, die eigentlich für November<br />

und Dezember 2009 geplant waren, zum Großteil erst zu Beginn des Jahres 2010<br />

stattfanden. 39 An vier Standorten hatte darüber hinaus bis Juni 2010 kein erstes<br />

Plattformgespräch stattgefunden. In der Folge kann nicht an allen Standorten dieselbe<br />

Anzahl von Plattformgesprächen durchgeführt werden.<br />

Ein Ansatzpunkt zur Nachsteuerung könnte hier die Erstellung und Einhaltung<br />

eines engeren Terminplans für die Veranstaltungen des Modellprojekts sein. Dies<br />

wurde auch mehrfach in den tiefergehenden Interviews mit Beteiligten geäußert.<br />

Auch die Abstände zwischen den Future Camps wurden teilweise als zu groß angesehen.<br />

Für die Zielgruppe der benachteiligten Jugendlichen könnte sich – wie<br />

oben erwähnt – ein engeres Aufeinanderfolgen der Veranstaltungen im Modellprojekt<br />

anbieten.<br />

4.5 Tiefergehende Interviews / Einzelgespräche<br />

Beurteilung insgesamt<br />

Das Modellprojekt stellt vor allem für diejenigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

einen großen Mehrwert dar, welche sich an sich in einer schlechten<br />

schulischen bzw. Ausbildungsausgangslage befinden. Hervorgehoben wurde,<br />

dass eine zeitliche Anpassung des Modellprojektes vorgenommen werden sollte,<br />

so dass dieses mit Start der 9. Klasse starten würde – mit der Laufzeit von genau<br />

einem Schuljahr. Bei einem solchen Timing würde das Projekt noch einen deutlich<br />

größeren „Impact“ auf die Zielgruppe haben. Aus den Gesprächen kam heraus,<br />

dass die Beziehung zwischen Schule und Wirtschaft bisher zumeist keine<br />

39 Eine Ausnahme bildete der Standort Köln, an dem das 1. Plattformgespräch im Dezember<br />

2009 stattfand.


<strong>IGES</strong> 89<br />

große Rolle spielte, diese Situation sich aber im Rahmen des Projektes geändert<br />

habe. Die Unternehmen hätten gelernt, „sich auf die Zielgruppe erstmals einzulassen<br />

und auch positive Erfahrungen gesammelt“. Auf diesen positiven Effekten des<br />

Projektes sollte man bauen. Ein Problem sei hingegen, dass ein Projekt in einer<br />

solchen Form eigentlich sehr langfristig ausgerichtet sein müsse, um Ergebnisse<br />

und Erkenntnisse zu erzielen. Es sei wichtig ein Projekt „als Marke zu etablieren“.<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

Verbesserungen wurden vor allem hinsichtlich der zeitlichen Abfolge gesehen, in<br />

dem Sinne, dass die Veranstaltungen regelmäßiger stattfinden sollten, das Projekt<br />

an ein Schuljahr gebunden sein sollte, und die Zeiträume zwischen den Treffen<br />

mit den Teilnehmern kürzer ausfallen müssten. Das sei vor allem hinsichtlich des<br />

„Lerneffektes“ wichtig, da ein kontinuierlicher Austausch effektiver wäre. Ein<br />

weiterer Kritikpunkt war, dass die Treffen mit den Schülern bisher vor allem während<br />

der Schulzeit stattfanden. Tenor war es bei sämtlichen Befragten, dass diese<br />

an einem Wochenende stattfinden sollten. Die Schüler hätten die verpassten<br />

Schultage nacharbeiten müssen, was gerade bei dieser eher kontraproduktiv gewesen<br />

sei. Deutlich hervorgehoben wurde das Lehrmaterial (Trainerleitfaden), welches<br />

für dieses Projekt entwickelt wurde. Aus Sicht der Beteiligten sei dieser äußerst<br />

gut und sollte nicht zu „Goldstaub“ verfallen, sondern auch weiterhin verwendet<br />

werden. Aus Sicht der Wirtschaft wurde angeregt, dass vor allem die Vorteile<br />

für die Wirtschaft und die einzelnen Unternehmen stärker herausgestellt werden<br />

müssten (Kosten-Nutzen-Sicht der Unternehmen).<br />

4.6 Ausblick<br />

Nachhaltigkeit<br />

Es zeigte sich eine starke Zusammenarbeit der Partner untereinander. Ausgeprägt<br />

war hierbei vor allem jeweils die Zusammenarbeit der Wirtschaftspartner untereinander<br />

oder zusammen mit den Mitarbeiter der Bundesprogramme. Das sollte<br />

auch weiterhin gefördert werden. Darüber hinaus könnte die Zusammenarbeit<br />

durch die Einrichtung fester Ansprechpartner, die z. B. auch bei Personalwechseln<br />

ersetzt werden, gestärkt werden.<br />

Trotz der Ansicht der meisten Netzwerkpartner, dass es im Netzwerk eine gute<br />

Zusammenarbeit gäbe, sahen die Bundesprogrammmitarbeitern (KA, JMD, SV<br />

usw.) noch Verbesserungsbedarf bei der Netzwerkbildung in Hinblick auf den<br />

Informationsfluss. die Aufgabenverteilung und Absprachen. Auch die Wirtschaftspartner<br />

und Mitarbeiter von Schulen sahen Verbesserungsbedarf, und das<br />

zumeist in Bezug auf den Informationsfluss. Für Projektkoordinatoren bestand<br />

hingegen Verbesserungsbedarf bezüglich der Verbindlichkeit der Teilnahme am<br />

Netzwerk.<br />

Zur Förderung der Nachhaltigkeit könnten die Projektteilnehmer noch stärker mit<br />

anderen Unterstützungsangeboten vor Ort in Kontakt gebracht werden und die<br />

Veranstaltungen des Modellprojekts für Teilnehmer anderer Projekte geöffnet<br />

werden. So hätten die Teilnehmer auch nach Ende der Veranstaltungen bzw. des


90 <strong>IGES</strong><br />

Modellprojekts und zusätzlich zu bestehenden Angeboten der Bundesprogramme<br />

(z. B. KA, SV und JMD) und der Arbeit der sdw noch weitere Anlaufstellen, die<br />

sie beispielsweise beim Schreiben einer Bewerbung unterstützen können.<br />

Möglicherweise könnte dies auch die Einbettung des Modellprojekts in und Akzeptanz<br />

bei vor Ort bereits bestehende Angeboten für die Zielgruppe verbessern.<br />

Darüber hinaus erscheint es sinnvoll, die Projektteilnehmer auch nach der Aufnahme<br />

einer Ausbildung oder eines Praktikums noch eine Beratung erfolgen kann,<br />

beispielsweise um möglichen Ausbildungsabbrüchen vorzubeugen.<br />

Bei der Weiterentwicklung bzw. der Anpassung des Projektdesigns sollte diesen<br />

Aussagen Rechnung getragen werden. Eine Möglichkeit zur Verbesserung des<br />

Informationsflusses ist die Einbindung der jeweiligen Akteure vor Ort, um die Art<br />

und Häufigkeit des Informationsflusses gemeinsam zu bestimmen (auch hinsichtlich<br />

der Verbindlichkeit der Teilnahme am Netzwerk). Die jeweilige Ausgestaltung<br />

sollte jedoch im Auge behalten, dass eine zu restriktive Handhabung möglicherweise<br />

negative Auswirkungen haben könnte. Da die Teilnahme bzw. die Mitgliedschaft<br />

freiwillig ist und die Vergütung bzw. die finanziellen Aufwendungen<br />

den zeitlichen Aufwand nicht abdecken, könnten zu restriktive Bestimmungen<br />

dazu führen, dass Akteure „aussteigen“.<br />

Finanzielle Anreizstrukturen<br />

Die Problematik der geringen Vergütung oder finanziellen Aufwendungen für die<br />

Counterparts wurde sowohl in der Online-Befragung als auch in den tiefergehenden<br />

Gesprächen betont. Der Aufwand ist – je nach Auslegung der Counterparts –<br />

hoch. Da die Counterparts jedoch zumeist nicht nur in diesem Modellprojekt tätig<br />

waren, sondern noch in weiteren Programmen und Projekten involviert sind – und<br />

zumeist über diese sind finanziert – ergeben sich daraus konsequenterweise Abwägungen<br />

des aufgewendeten zeitlichen Aufwandes für das „unterfinanzierte“<br />

Modellprojekt.<br />

Es wird empfohlen, dass die finanziellen Aufwendungen für die Counterparts (als<br />

Koordinatoren vor Ort) bzw. auch für die Trainer überprüft und angehoben werden.<br />

Damit ergäben sich veränderte finanzielle Anreizstrukturen, die die Erledigung<br />

bestimmter Aufgaben weniger zu einer Ermessensentscheidung des einzelnen<br />

machen. Die bisher eher rudimentär ausgestaltete Vergütung der Counterparts<br />

führt dazu, dass die Wahrnehmung bestimmter Aufgaben von der Stärke des Engagements<br />

dieser Mitarbeiter abhängig ist und führt dazu, dass die sdw in einigen<br />

Fällen diese Aufgabenwahrnehmung nicht so einfordern konnte.<br />

Zusätzlich sollte im Zuge einer vertiefenden Überprüfung der finanziellen Anreizstrukturen<br />

bzw. der Vergütungen untersucht werden, inwiefern das beteiligte<br />

Lehrpersonal im Rahmen seiner Arbeitszeit an den Schulungen teilnehmen konnte<br />

oder ob es eine Art von Vergütung des zusätzlichen Zeitaufwandes gab bzw. geben<br />

sollte.<br />

Einbindung von Eltern und Lehrern stärken<br />

Die Eltern der Projektteilnehmer wurden bisher zu Beginn kontaktiert und zu<br />

Veranstaltungen eingeladen, nahmen jedoch selten das Angebot wahr. Es wäre


<strong>IGES</strong> 91<br />

jedoch wünschenswert, dass es eine stärkere Einbindung der Eltern bzw. eine<br />

fokussiertere Wissensvermittlung an Eltern gibt. Auch die Teilnehmer der Multiplikatorenschulungen<br />

regten an, dass die Einbindung der Eltern stärker in den<br />

Fokus genommen werden sollte.<br />

Die stärkere Einbindung der Eltern könnte – durch Elterninformationsabende des<br />

Lehrpersonals bzw. der Counterparts - den Übergang der Projektteilnehmer von<br />

der Schule in den Beruf positiv unterstützen. Dieses Angebot sollte dabei vor allem<br />

auf die Eltern ausgerichtet werden, bei denen die Projektteilnehmer noch zu<br />

Hause wohnen bzw. der Kontakt zu den Eltern noch stärker ausgeprägt ist.<br />

Auch die Einbindung des Lehrpersonals könnte noch stärker forciert werden. Einerseits<br />

stellen die Lehrer ein wichtiges Bindeglied zwischen den Eltern, den Jugendlichen<br />

und den Counterparts dar. Darüber hinaus ist das Projekt wegen der<br />

Freistellung der Schüler von der Schule auf die Akzeptanz des Lehrpersonal angewiesen.<br />

Zudem kann nur unter Einbindung der Lehrpersonals das wichtige Projektziel<br />

verfolgt werden, Lehrkonzepte zur berufsorientierenden Motivation und<br />

Kompetenzvermittlung von Jugendlichen/ jungen Erwachsenen an Lehrpersonal<br />

weiterzugeben.


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