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Das Chemische Gleichgewicht - Institut für Anorganische Chemie

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<strong>Das</strong> <strong>Chemische</strong> <strong>Gleichgewicht</strong><br />

und seine Anwendungen<br />

1. und 2. Seminar des zweiten Blocks<br />

im Integrierten Praktikum “Praktische<br />

Einführung in die <strong>Chemie</strong>“<br />

Dr. Ingo Hartenbach<br />

<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Anorganische</strong> <strong>Chemie</strong>, Universität Stuttgart<br />

Pfaffenwaldring 55, D–70569 Stuttgart, Germany<br />

hartenbach@iac.uni-stuttgart.de


2<br />

1 <strong>Das</strong> <strong>Chemische</strong> <strong>Gleichgewicht</strong><br />

1.1 Herleitung und allgemeine Betrachtungen<br />

Unter einer Stoffumwandlung versteht man eine Reaktion bzw. chemische Reaktion. Diese<br />

wird beschrieben durch die Reaktionsgleichung:<br />

A + B ⇌ C + D<br />

Hierbei werden A und B als die Ausgangsstoffe (die sog. Edukte) und C und D als die<br />

Produkte bezeichnet. Eine gezielte chemische Reaktion (die sog. Synthese bzw. Darstellung)<br />

führt dann zu den Zielverbindungen.<br />

Gesetz: Bei einer chemischen Reaktion bleibt sowohl die Teilchenzahl als auch die Masse<br />

erhalten (Massen- bzw. Teilchenerhaltungsgesetz; gilt nicht <strong>für</strong> Kernreaktionen). Eine<br />

Teilchensorte kann hierbei mehrfach vorkommen. Die Reaktionsteilnehmer können im<br />

gleichen (homogene Reaktion) oder in verschiedenen Aggregatszuständen (heterogene<br />

Reaktion) vorkommen.Die Anzahl der Einzelmoleküle einer Sorte, die zur korrekten<br />

Beschreibung der Reaktion, <strong>für</strong> einen Formelumsatz, benötigt werden, bezeichnet<br />

man als stöchiometrische Koeffizienten.<br />

Es wird der Anschein erweckt, dass die Reaktionen vollständig (quantitativ) ablaufen,<br />

aber:<br />

• das ist meist nicht der Fall, und<br />

• auf molekularer Ebene nie der Fall<br />

• allerdings erwünscht bei gezielten Synthesen<br />

In Wirklichkeit stellt sich jedoch ein <strong>Gleichgewicht</strong> zwischen Produkten und Edukten<br />

ein. Die Lage des <strong>Gleichgewicht</strong>s wird durch die <strong>Gleichgewicht</strong>skonstante angegeben. Bei<br />

Erreichen des <strong>Gleichgewicht</strong>s wird der Anschein erweckt, dass dies den völligen Stillstand<br />

der Reaktion bedeuten würde. <strong>Das</strong> stimmt zwar <strong>für</strong> den Nettoumsatz (bei konstanten<br />

äußeren Bedingungen), jedoch nicht <strong>für</strong> die Betrachtung der molekularen Ebene. Hier<br />

findet ständig fortschreitender Umsatz in beide Richtungen, eine ständige Umwandlung<br />

statt.<br />

Herleitung der <strong>Gleichgewicht</strong>skonstanten:<br />

Beispiel: N 2 + 3 H 2 ⇌ 2 NH 3<br />

Die Reaktionsgeschwindigkeit v ist proportional zum Produkt der Konzentrationen der<br />

Reaktionspartner, k ist der entsprechende Proportionalitätsfaktor. Dieser beschreibt den<br />

Zusammenhang zwischen der Entstehung des Produkts bzw. der Vernichtung der Edukte<br />

und der messbaren Geschwindigkeit. Die Geschwindigkeitsgesetze lauten folgendermaßen:


3<br />

Hinreaktion: v 1 = k 1 ⋅ c(N 2<br />

) ⋅ c(H 2<br />

) 3<br />

Rückreaktion: v 2 = k 2 ⋅ c(NH 3 ) 2<br />

im <strong>Gleichgewicht</strong> gilt v 1 = v 2 , daraus folgt: k 1<br />

k 2<br />

= c(NH 3 )2<br />

c(N 2 )⋅c(H 2 ) 3<br />

= K<br />

Dies ist das Massenwirkungsgesetz:<br />

• 1867 von Guldberg und Waage formuliert<br />

• 1873 von Bodenstein experimentell bewiesen<br />

• 1883 von van t’Hoff theoretisch abgeleitet<br />

Definition: Die <strong>Gleichgewicht</strong>skonstante ist das Verhältnis aus den Proportionalitätsfaktoren<br />

<strong>für</strong> die Hin- und Rückreaktion. Dieses ist definiert als:<br />

K =<br />

Produkt der Konzentrationen der Produkte<br />

Produkt der Konzentrationen der Edukte<br />

Die stöchiometrischen Koeffizienten gehen hierbei als Exponenten ein.<br />

Wird die Reaktionsrichtung vertauscht (Produkte ⇄ Edukte) wandelt sich die <strong>Gleichgewicht</strong>skonstante<br />

in ihren Kehrwert um (s. nachfolgendes Beispiel).<br />

H 2 O + CO 2 ⇌ H 2 CO 3 H 2 CO 3 ⇌ H 2 O + CO 2<br />

K Ass = [H 2 CO 3 ]<br />

[H 2 O][CO 2 ]<br />

K Diss = [H 2 O][CO 2 ]<br />

[H 2 CO 3 ]<br />

K Ass = K −1<br />

Diss<br />

K Diss = K −1<br />

Ass<br />

Schreibweise: [X] = c(X)<br />

Bei Gasreaktionen, wie bei der Ammoniaksynthese, wird anstelle der Konzentration des<br />

Stoffes sein Partialdruck verwendet. (Partialdruck = Druckanteil eines bestimmten Stoffes<br />

am Gesamtdruck der Gasmischung). Der Partialdruck hängt mit der Konzentration über<br />

das ideale Gasgesetz:<br />

p ⋅ V = n ⋅ R ⋅ T<br />

zusammen. Mit c = n p<br />

V<br />

gilt hier<strong>für</strong>: c =<br />

RT<br />

, das heißt <strong>für</strong> eine konstante Temperatur ist<br />

c ∼ p. Unterscheiden sich die Summen der stöchiometrischen Koeffizienten rechts und links<br />

vom Reaktionspfeil, so hat K eine Dimension.<br />

1.2 Thermodynamische Betrachtungen<br />

Die <strong>Gleichgewicht</strong>skonstante K steht in direktem Zusammenhang mit einer wichtigen<br />

thermodynamischen Größe: der freien Reaktionsenthalpie G:<br />

∆G = −R ⋅ T ⋅ ln K


4<br />

Es werden zwei Typen von Reaktionen unterschieden:<br />

1. Exergonische Reaktionen → diese Reaktionen laufen spontan ab:<br />

∆G < 0 ⇒ ln K > 0 ⇒ K > 1, was bedeutet Π P rodukte > Π Edukte<br />

⇒ das <strong>Gleichgewicht</strong> liegt auf der Seite der Produkte<br />

2. Endergonische Reaktionen → diese Reaktionen laufen nicht spontan ab, sondern nur<br />

unter Zugabe von Energie:<br />

∆G > 0 ⇒ ln K < 0 ⇒ K < 1, was bedeutet Π P rodukte < Π Edukte<br />

⇒ das <strong>Gleichgewicht</strong> liegt auf der Seite der Edukte<br />

∆G und damit auch ∆K sind sowohl temperatur- als auch druckabhängig. Die Abhängigkeit<br />

von ∆G wird durch der Gibbs-Helmholtz-Gleichung ∆G = ∆H − T ⋅ ∆S<br />

beschrieben:<br />

↪ ln K = ∆S<br />

R<br />

+ −∆H<br />

R⋅T<br />

R⋅T ) ;<br />

↪ K = e ( ∆S<br />

R ) ⋅ e ( −∆H<br />

↪ K ∼ e ( −∆H<br />

R⋅T )<br />

∆G = ∆H − T ∆S = −R ⋅ T ⋅ ln K<br />

e ( ∆S<br />

R ) ist temperaturunabhängig<br />

Ist eine Reaktion exotherm, d.h. ∆H < 0, so wird bei steigender Temperatur der obige<br />

Exponent und daher K kleiner, somit wird die Reaktion weniger exergonisch, weniger<br />

spontan.<br />

Ist eine Reaktion endotherm, d.h. ∆H > 0, so wird bei steigender Temperatur der obige<br />

Exponent und daher K größer, somit wird die Reaktion weniger endergonisch, spontaner.<br />

Anmerkung: Vorsicht mit dem Begriff ”spontane Reaktion”, darunter versteht man in<br />

der Thermodynamik alle exergonischen Reaktionen, also diejenigen, die keine Energiezufuhr<br />

benötigen.<br />

1.3 Kinetische Betrachtungen<br />

K ≫ 1 (≡ ∆G ≪ 0) bedeutetet nicht zwingend, dass die entsprechenden Reaktionen sofort<br />

ablaufen, wenn die beiden Reaktanden sich begegnen (wenn dem so wäre gäbe es keine<br />

Leben auf der Erde, da alle Kohlenwasserstoffe eine negative Reaktionsenthalpie mit dem<br />

Reaktionspartner Sauerstoff (Verbrennungsenthalpie) besitzen).


5<br />

Beispiel: Disproportionierungsreaktion von H 2<br />

O 2<br />

:<br />

↪ −R ⋅ T ⋅ ln K = 1, 95 ⋅ 10 5<br />

2 H 2<br />

O 2<br />

⇌ 2 H 2<br />

O + O 2 ∆G = −195 kJ<br />

mol<br />

J<br />

mol<br />

↪ ln K = 1,95⋅105 J⋅K⋅mol<br />

8,314 J⋅298 K⋅mol = 78, 7<br />

↪ K = 1, 5 ⋅ 10 34<br />

Diese stark exergonische Reaktion läuft unter staubfreien, leicht sauren Bedingungen nicht<br />

ab, sondern startet erst in Gegenwart von Metallsalzen.<br />

Erklärung: Damit eine Reaktion zustande kommt, müssen Bindungen geknüpft, andere<br />

Bindungen gebrochen werden. Dazu ist zunächst eine Energiezufuhr, die sog. Aktivierungsenergie<br />

nötig. Genügt die Umgebungswärme zur Aktivierung, läuft die Reaktion<br />

sogleich nach Zusammengabe der Reaktionspartner ab. Ist die Energiebarriere (d.h.<br />

der Punkt höchster Energie auf dem energetisch günstigsten Weg vom Edukt zum<br />

Produkt) verhältnismäßig hoch, dann läuft auch eine stark exergonische Reaktion<br />

nicht von selbst ab (s. Abbildung, nachfolgende Seite).<br />

Bei einer bestimmten gegebenen Temperatur T liefert die Umgebung eine Wärmeenergie<br />

von E = 1 2 ⋅ R ⋅ T kJ<br />

mol<br />

(mit E = 1 2 ⋅ k ⋅ T und k = R N A<br />

). Ist ∆G ‡ wesentlich größer wird<br />

die Reaktion nicht ablaufen, auch wenn ∆G sehr negativ ist. Allerdings gibt es Stoffe,<br />

die als Aktivatoren dienen und eine solche Reaktion ermöglichen: die Katalysatoren. Ein<br />

Katalysator beschleunigt eine Reaktion, durch Öffnung von Reaktionswegen mit geringerer<br />

Aktivierungsenergie (s. Abbildung, gestrichelte Linie). Die relative Lage der Edukte<br />

und Produkte auf der Energieskala und damit die Lage des <strong>Gleichgewicht</strong>s wird dadurch<br />

allerdings NICHT verändert. Umgekehrt gibt es auch Stoffe, die eine bei Raumtemperatur<br />

begünstigte Reaktion unterdrücken, indem Sie beispielsweise notwendige Zwischenprodukte<br />

abfangen etc. Diese Stoffe werden dann Inhibitoren genannt.


6<br />

1.4 Veränderungen der Lage des <strong>Gleichgewicht</strong>s<br />

Es ist möglich durch Modifizierung der äußeren Bedingungen, namentlich Konzentration,<br />

Temperatur und bei Gasreaktionen auch Druck, die Lage des <strong>Gleichgewicht</strong>s in eine<br />

gewünschte Richtung zu verändern.<br />

1.4.1 Abhängigkeit des <strong>Gleichgewicht</strong>s von der Konzentration<br />

Für eine Reaktion des Typs a A + b B ⇌ c C + d D lautet das Massenwirkungsgesetz:<br />

K = [C]c ⋅[D] d<br />

[A] a ⋅[B] b = const. bei konstantem Druck und Temperatur<br />

Frage: Wie kann bei K < 1 (endergonische Reaktion) die Ausbeute (und damit die<br />

Konzentration) an C und D nur durch Konzentrationsänderungen erhöht werden?<br />

Hierzu gibt es zwei Möglichkeiten:<br />

1. Erhöhung der Konzentration von A und/oder B, dadurch werden dann auch die<br />

Konzentrationen von C und D größer: [C] c ⋅ [D] d = K ⋅ [A] a ⋅ [B] b ;<br />

sog. ”Drücken des <strong>Gleichgewicht</strong>s”<br />

2. Die im Reaktionsraum bzw. -medium verbleibende (gelöste) Menge, sprich die<br />

Konzentration an C und D verringern;<br />

sog. ”Ziehen des <strong>Gleichgewicht</strong>s”<br />

Diese Methode funktioniert fast automatisch, wenn C oder D leicht flüchtig sind und<br />

während der Reaktion (z. B. als Gase) entweichen, oder schwer löslich sind und aus<br />

dem Reaktionsmedium ausfallen.<br />

Beispiele <strong>für</strong> das ”Ziehen des <strong>Gleichgewicht</strong>s”:<br />

K 2 CO 3 + 2 HCl ⇌ 2 KCl + H 2 O + CO 2 ↑ Prinzip des CO 2–<br />

3 -Nachweises<br />

Na 2 SO 3 + 2 HOAc ⇌ 2 NaOAc + SO 2 ↑ + H 2 O HOAc = Essigsäure, OAc = Acetat<br />

NH 4 Cl + NaOH ⇌ NaCl + H 2 O + NH 3 ↑ Prinzip des NH + 4 -Nachweises<br />

KCN + HCl ⇌ KCl + HCN ↑ sehr giftig<br />

SO 2 Cl 2 + H 2 O ⇌ SO 3 + 2 HCl ↑ Einsatz als Trocknungsmittel<br />

Na 2 CO 3 + BaCl 2 ⇌ 2 NaCl + BaCO 3 ↓ Prinzip des CO 2–<br />

3 -Nachweises<br />

Exergonische Reaktionen (∆G < 0 und daher K ≫ 1) werden eher durch niedrige Konzentrationen<br />

der Edukte erleichtert. Für Nachweisreaktionen später interessant, da diese<br />

überwiegend exergonische Reaktionen sind. <strong>Das</strong> Ziehen des <strong>Gleichgewicht</strong>s funktioniert<br />

hierbei ebenso, ist aber nicht unbedingt nötig.


7<br />

1.4.2 Abhängigkeit des <strong>Gleichgewicht</strong>s von der Temperatur<br />

Exotherme Reaktionen setzen Energie in Form von Wärme frei, die wie ein Reaktionspartner<br />

aufgefasst werden muss:<br />

a A + b B ⇌ c C + d D + ∆Q<br />

mit ∆Q ≡ Wärmemenge, hier diejenige, die bei der Reaktion entsteht<br />

<strong>Das</strong> bedeutet durch Abgabe der Wärmeenergie an die Umgebung kann das <strong>Gleichgewicht</strong><br />

”gezogen” werden. Gibt man allerdings hierbei Wärmeenergie (durch Temperaturerhöhung)<br />

zu oder hindert die entstehende Reaktionswärme am Abfließen drückt man das <strong>Gleichgewicht</strong><br />

auf die Seite der Edukte. <strong>Das</strong> Umgekehrte gilt <strong>für</strong> endergonische Reaktionen, da<br />

diese Energie benötigen, damit sie überhaupt ablaufen können:<br />

a A + b B + ∆Q ⇌ c C + d D<br />

mit ∆Q ≡ Wärmemenge, hier diejenige, die bei der Reaktion benötigt wird<br />

Erhöhung der Temperatur (und damit der Energie) verschiebt das <strong>Gleichgewicht</strong> in Richtung<br />

der Produkte; Energieentzug bewirkt das genaue Gegenteil.<br />

Temperaturerhöhung: Begünstigung endothermer Reaktionen (hier: ∆G wird verringert,<br />

Spontaneität wird erhöht), Benachteiligung exothermer Reaktionen (hier: ∆G wird<br />

erhöht, Spontaneität wird verringert).<br />

Temperaturverringerung: Begünstigung exothermer Reaktionen (hier: ∆G wird verringert,<br />

Spontaneität wird erhöht), Benachteiligung endothermer Reaktionen (hier: ∆G<br />

wird erhöht, Spontaneität wird verringert).<br />

Konvention: Ist der Energiewert einer beschriebenen Reaktion mit negativem Vorzeichen<br />

versehen, so wird diese Energie bei der Reaktion abgegeben, bei positivem Vorzeichen<br />

wird die entsprechende Energiemenge benötigt.<br />

Beispiel: N 2 O 4 ⇌ 2 NO 2 ∆H = 57, 2 kJ<br />

mol<br />

<strong>für</strong> T = 373K(= 100 ○ C) ist [NO 2 ] > 89%<br />

<strong>für</strong> T = 300K(= 27 ○ C) ist [NO 2 ] ≈ 20%<br />

1.4.3 Abhängigkeit des <strong>Gleichgewicht</strong>s vom Druck<br />

Diese Abhängigkeit ist <strong>für</strong> Reaktionen wichtig, die mit einer starken Volumenänderung<br />

einhergehen, also hauptsächlich <strong>für</strong> Reaktionen in der Gasphase. Hierbei begünstigt<br />

ein hoher Druck Reaktionen, die mit der Verminderung der Teilchenzahl und damit<br />

der Verminderung des Volumens einhergehen, Druckverminderung bewirkt das genaue<br />

Gegenteil. [Zur Erinnerung: Eine bestimmte Teilchenanzahl eines Gases nimmt bei einem<br />

vorgegebenen Druck und einer vorgegebenen Temperatur immer das gleiche Volumen ein,<br />

z.B. 1 mol eines Gases nimmt bei Standardbedingungen (1013 HPa, 298 K) ein Volumen<br />

von 22,4 l ein.]


8<br />

Beispiele: N 2 + 3 H 2 ⇌ 2 NH 3<br />

Reduktion von 4 auf 2 Teilchen wird durch Druckerhöhung begünstigt<br />

N 2 O 4 ⇌ 2 NO 2<br />

Erhöhung von 1 auf 2 Teilchen wird durch Druckverminderung begünstigt<br />

1.4.4 Zusammenfassung<br />

Die Beeinflussung der <strong>Gleichgewicht</strong>skonzentrationen durch Druck-, Temperatur-, oder<br />

Konzentrationsänderung werden unter dem ”Prinzip des kleinsten Zwanges” von Le<br />

Châtelier zusammengefasst. Die Verschiebung des <strong>Gleichgewicht</strong>s geht immer nach dem<br />

Weg des kleinsten Zwanges (geringsten Widerstands) vonstatten.


9<br />

2 Säure-Base-<strong>Gleichgewicht</strong>e<br />

2.1 Eigendissoziation des Wassers<br />

H 2 O ist ein schwach amphoterer Elektrolyt (Ampholyt) und kann daher sowohl als Säure,<br />

als auch als Base reagieren. Die Dissoziation erfolgt in hydratisierte H + und OH – -Ionen.<br />

H 2 O ⇌ H + + OH –<br />

Für reinstes Wasser gilt bei 298 K (25°C): K = [H+ ][OH − ]<br />

[H 2 O]<br />

<strong>Das</strong> <strong>Gleichgewicht</strong> liegt hierbei so weit auf der Seite des Edukts, dass die Konzentration<br />

von H 2 O durch die Autoprotolyse nicht beeinflusst wird.<br />

c(H 2<br />

O) ≡ [H 2<br />

O] = n V<br />

mol<br />

(Einheit:<br />

l<br />

)<br />

1l H 2<br />

O ≈ 1000g; 1 mol H 2<br />

O ≈ 18g ⇒ 1l H 2<br />

O = 1000g H 2<br />

O = 55, 52 mol H 2<br />

O<br />

[H 2<br />

O] = 55, 52 mol ≈ const. ⇒ K = [H+ ]⋅[OH − ]<br />

[H 2 O]<br />

⇒ K ⋅ [H 2<br />

O] = [H + ] ⋅ [OH − ]<br />

K ⋅ [H 2<br />

O] = K W = [H + ] ⋅ [OH − ] K W = 10 −14 mol 2<br />

l 2<br />

H + - und OH – -Ionen entstehen hierbei immer im gleichen Verhältnis (⇒ [H + ] = [OH – ])<br />

woraus sich folgende Konzentrationen von H + und OH – in Wasser ergeben:<br />

K W = [H + ] ⋅ [OH − ] = [H + ] 2 = [OH − ] 2 ⇒ [H + ] = [OH − ] = √ K W = 10 −7 mol<br />

l<br />

K W wird als das Ionenprodukt des Wassers bezeichnet.<br />

Vereinfachungen:<br />

1. Für die Angabe der Konstanten werden die 10er Logarithmen verwendet, das heißt<br />

<strong>für</strong> K W = 10 −14 ergibt sich log(K W ) = −14<br />

2. In wässriger Lösung sind die Konzentrationen meist kleiner als 1 mol<br />

l<br />

, ebenso sind die<br />

Dissoziationskonstanten überwiegend < 1, daher ist der log(K) < 0, und deswegen<br />

wird auch das (−)-Zeichen abgekürzt.<br />

Schreibweise: − log(K W ) = 14 = pK W bzw. generell − log(K x ) = pK x<br />

So gilt <strong>für</strong> reines Wasser (unabhängig von der Menge extern zugegebener H + - und<br />

OH – -Ionen):<br />

K W = [H + ] ⋅ [OH − ] ⇒ − log(K W ) = − log([H + ] ⋅ [OH − ]) ⇒ − log(K W ) =<br />

− log[H + ] − log[OH − ] ⇒ pK W = pH + pOH.<br />

analog: K W = [H + ] ⋅ [OH − ] = [H + ] 2 = [OH − ] 2 ⇒ − log(K W ) = − log[H + ] 2 = − log[OH − ] 2 ⇒<br />

pK W = 2 pH = 2 pOH ⇒ pH = pOH = 1 2 pK W (= 7)<br />

Die Autoprotolyse ist ein endothermer Prozess, d.h. die Temperaturabhängigkeit der<br />

<strong>Gleichgewicht</strong>skonstanten ist dahingehend, dass K W bei steigender Temperatur größer wird.


10<br />

T [°C] K W pK W pH = pOH<br />

0°C 0, 13 ⋅ 10 −14 14, 89 7, 45<br />

20°C 0, 86 ⋅ 10 −14 14, 07 7, 04<br />

50°C 5, 47 ⋅ 10 −14 13, 26 6, 63<br />

100°C 5, 45 ⋅ 10 −13 12, 26 6, 13<br />

Weitere Substanzen, die Autoprotolyse zeigen:<br />

H 2 SO 4 : 2 H 2 SO 4 ⇌ H 3 SO + 4 + HSO – 4<br />

K AP = [H 3<br />

SO + 4] ⋅ [HSO − 4] = 2, 7 ⋅ 10 −4 pK H2 SO 4<br />

= 3, 6<br />

H 3 PO 4 : 2 H 3 PO 4 ⇌ H 4 PO + 4 + H 2 PO – 4 pK H3 PO 4<br />

= 2, 0<br />

HF: 3 HF ⇌ H 2 F + + HF – 2 pK HF = 11, 1<br />

NH 3 : 2 NH 3 ⇌ NH + 4 + NH – 2 pK NH3 = 33, 0<br />

HOAc: 2 HOAc ⇌ H 2 OAc + + OAc – pK HOAc = 14, 5<br />

2.2 Säuren, Basen, pH-Wert-Berechnung, pK S -, pK B -Wert<br />

2.2.1 Säure-Base Definitionen<br />

- nach Arrhenius: Säuren sind H + -Donatoren (oder Donoren)<br />

Basen sind OH – -Donatoren (oder Donoren)<br />

beschränkt auf die wäßrige Lösung<br />

- nach Brønstedt: Säuren sind H + -Donatoren (oder Donoren)<br />

Basen sind H + -Akzeptoren<br />

gilt auch in der Gasphase: HCl + NH 3 ⇌ NH 4 Cl<br />

- nach Lewis: Säuren sind Elektronenpaarakzeptoren<br />

2.2.2 Die Brønstedt-Theorie<br />

Basen sind Elektronenpaardonatoren (bzw. -donoren)<br />

In wässriger Lösung wird als Säure diejenige Substanz bezeichnet, die die Konzentration<br />

an H + -Ionen erhöht (und da [H + ] ⋅ [OH − ] = 10 −14 , automatisch die Konzentration an<br />

OH – -Ionen absenkt). Für die Base gilt das Umgekehrte.<br />

Konstitutionelles Merkmal von Brønstedt-Säuren bzw. -Basen:<br />

• Die Säure enthält mindestens 1 Proton (abzuspaltendes H-Atom)<br />

• Die Base enthält mindestens ein freies Elektronenpaar.<br />

In der sauren Lösung ist daher [H + ] > 10 −7 mol<br />

l<br />

; d.h. pH < 7([H + ] > [OH − ]) und<br />

in der alkalischen Lösung ist dann [H + ] < 10 −7 mol<br />

l<br />

; d.h. pH > 7([H + ] < [OH − ])


11<br />

Definition: Nach Hydrolyse einer Säure entsteht die deprotonierte Form, die potentiell<br />

selbst wieder ein Proton aufnehmen kann, also eine Base ist; man bezeichnet diese<br />

als die zur Säure HA konjugierte Base A − . Umgekehrt nennt man die aus einer Base<br />

B hervorgehende Säure HB + , die zur Base B konjugierte Säure. Es gilt:<br />

Je stärker die Säure, desto schwächer die konjugierte Base<br />

Je schwächer die Säure, desto stärker die konjugierte Base<br />

Eine Säure HA reagiert in H 2 O wie folgt:<br />

Eine Base B reagiert in H 2 O wie folgt:<br />

HA + H 2 O ⇌ A − + H 3 O + B + H 2 O ⇌ HB + + OH –<br />

Annahme: es ist immer sehr viel mehr Wasser als Säure bzw. Base vorhanden, daher wird<br />

sich die Konzentration des Wasser so gut wie nicht ändern. Aus diesem Grund wird [H 2<br />

O]<br />

in die <strong>Gleichgewicht</strong>skonstante mit einbezogen und diese dann K S bzw. K B genannt.<br />

K ⋅ [H 2<br />

O] = K S = [H 3 O+ ]⋅[A − ]<br />

[HA]<br />

K ⋅ [H 2<br />

O] = K B = [HB+ ]⋅[OH−]<br />

[B]<br />

In wässriger Lösung gilt: pK S + pK B = pK W . Dies ist folgendermaßen zu erklären:<br />

HA + H 2 O ⇌ H 3 O + + A − A − + H 2 O ⇌ HA + OH –<br />

K S = [H 3 O+ ]⋅[A − ]<br />

[HA]<br />

K B = [HA]⋅[OH− ]<br />

[A − ]<br />

↪ K S ⋅ K B = [H 3 O+ ]⋅[A − ]<br />

[HA]<br />

⋅ [HA]⋅[OH− ]<br />

[A − ]<br />

= [H 3<br />

O + ][OH − ]<br />

↪<br />

K S ⋅ K B = K W bzw. pK S + pK B = pK W<br />

Je nach Lage des <strong>Gleichgewicht</strong>s werde Säuren bzw. Basen in Kategorien unterteilt, jedoch<br />

nicht scharf voneinander abgegrenzt.<br />

2.2.3 Sehr starke Säuren und Basen<br />

Bei diesen Säuren bzw. Basen findet ein vollständiger Übertrag des Protons (Protolyse)<br />

statt. Daraus ergibt sich: [H + ] = c 0 (HA) bzw. [OH − ] = c 0 (B), mit c 0 (X) = Ausgangskonzentration<br />

von X.<br />

Allgemein gilt: [H + ] = 10 −7 mol<br />

l<br />

+ c 0 (HA) bzw. [OH − ] = 10 −7 mol<br />

l<br />

+ c 0 (B).<br />

Wenn bei sehr starken Säuren oder allerdings gilt, dass c 0 (HA) bzw. c 0 (B) ≫ 10 −7 mol<br />

l<br />

,<br />

kann folgende Vereinfachung getroffen werden: [H + ] = c 0 (HA) bzw. [OH − ] = c 0 (B).<br />

Daraus ergibt sich: pH = − log[H + ] = − log c 0 (HA) <strong>für</strong> Säuren bzw. pH = − log[H + ] =<br />

14 + log[OH − ] = 14 + log c 0 (B) <strong>für</strong> Basen.<br />

Beispiele <strong>für</strong> sehr starke Säuren bzw. Basen:<br />

HCl, HBr, HI, HNO 3 , H 2 SO 4 , HClO 4 , HBF 4 , HMnO 4 , H 2 CrO 4 ; NaOH, KOH


12<br />

2.2.4 Mäßig starke bzw. schwache Säuren und Basen<br />

Bei diesen Säuren/Basen findet weitgehende bis teilweise, aber immer unvollständige<br />

Protolyse statt.<br />

Für die Säure gilt: HA + H 2 O ⇌ H 3 O + + A − mit K S = [H 3 O+ ]⋅[A − ]<br />

[HA]<br />

Nach der Einstellung des <strong>Gleichgewicht</strong>s liegt folgendes vor:<br />

[H 3<br />

O + ] = [A − ] = α ⋅ c 0 (HA) und [HA] = c 0 (HA) − α ⋅ c 0 (HA), mit α = Protolysegrad<br />

↪ K S =<br />

α2 ⋅c 2 0 (HA)<br />

(1−α)⋅c 0 (HA)<br />

↪ (1 − α) ⋅ K S = α 2 ⋅ c 0 (HA)<br />

↪ α 2 ⋅ c 0 (HA) + α ⋅ K S − K S = 0<br />

↪ α = −K S±<br />

√<br />

KS 2 +4⋅K S⋅c 0 (HA)<br />

2⋅c 0 (HA)<br />

Diese exakte Ableitung gilt nur <strong>für</strong> Säuren mit<br />

bzw. <strong>für</strong> Basen mit<br />

, wobei α nur Werte 0 < α < 1 annehmen kann.<br />

K B<br />

c 0 (B) > 10−2 . Für<br />

K S<br />

c 0 (HA) > 10−2 , z.B. HClO, H 2 SO 3 , H 3 PO 4<br />

K S<br />

c 0 (HA) < 10−2 vereinfacht sich die Rechnung, da die<br />

Protolyse nur in sehr geringem Umfang stattfindet und dabei gilt: [HA] ≈ c 0 (HA). Die<br />

gleiche Vereinfachung gilt <strong>für</strong> Basen mit<br />

Säure: HA + H 2<br />

O ⇌ A − + H 3<br />

O +<br />

↪ K S = [H 3 O+ ]⋅[A − ]<br />

[HA]<br />

≈ [H 3 O+ ] 2<br />

c 0 (HA)<br />

↪ [H 3<br />

O + ] 2 = K S ⋅ c 0 (HA)<br />

↪ [H 3<br />

O + ] = √ K S ⋅ c 0 (HA)<br />

↪ − log[H 3<br />

O + ] = − 1 2 log(K S ⋅ c 0 (HA))<br />

↪ pH = 1 2 (pK S − log(c 0 (HA)))<br />

K B<br />

c 0 (B) < 10−2 .<br />

Der Protolysegrad α (mit [H 3<br />

O + ] = α ⋅ c 0 (HA)) vereinfacht sich dadurch zu:<br />

↪ K S = α2 ⋅c 2 0 (HA)<br />

c 0 (HA)<br />

↪ α =<br />

√<br />

KS<br />

c 0 (HA)<br />

= α 2 ⋅ c 0 (HA)<br />

Base: B + H 2<br />

O ⇌ HB + + OH −<br />

↪ K B = [HB+ ]⋅[OH − ]<br />

[B]<br />

≈ [OH− ] 2<br />

c 0 (B)<br />

↪ analog zur obigen Rechnung <strong>für</strong> die Säure ergibt sich: [OH − ] = √ K B ⋅ c 0 (B)<br />

↪ − 1 2 log(K B ⋅ c 0 (B)) = − log[OH − ]<br />

↪ pOH = 1 2 (pK B − log(c 0 (B)))<br />

↪ mit pH = 14 − pOH ergibt sich pH = 14 − 1 2 (pK B − log(c 0 (B)))


13<br />

Beispiele <strong>für</strong> die pH-Wert-Berechnung:<br />

1. Bestimmung des pH-Werts von 0,01 M Essigsäure:<br />

mit K S = 1, 75 ⋅ 10 −5 K<br />

ergibt sich S<br />

c 0 (HOAc) = 1, 75 ⋅ 10−3 < 10 −2<br />

↪ K ≈ [H 3 O+ ] 2<br />

c 0 (HOAc)<br />

↪ [H 3<br />

O + ] = √ K S ⋅ c 0 (HOAc) = 4, 138 ⋅ 10 −4 mol<br />

l<br />

daraus ergibt sich ein pH-Wert von pH = 3, 38.<br />

oder: pH = 1 2 (pK S − log(c 0 (HOAc))) = 1 2<br />

(4, 75 + 2) = 3, 38<br />

2. Bestimmung des pH-Werts einer 0,2 M Lösung von Methylamin (H 3 CNH 2 = B)<br />

mit K S = 2, 3 ⋅ 10 −11 ergibt sich <strong>für</strong> K B =<br />

und damit<br />

K B<br />

c 0 (B) = 2, 1 ⋅ 10−3 < 10 −2<br />

↪ K B = [H 3 CNH+ 3 ]⋅[OH− ]<br />

[H 3 CNH 2 ]<br />

≈ [OH− ] 2<br />

c 0 (B)<br />

↪ [OH − ] = √ K B ⋅ c 0 (B) = 9, 33 ⋅ 10 −3 mol<br />

l<br />

daraus ergibt sich ein pOH-Wert von pOH = 2, 03<br />

10−14<br />

2,3⋅10<br />

= 4, 35 ⋅ 10 −4<br />

−11<br />

und damit ein pH-Wert von pH = 14 − 2, 03 = 11, 97.<br />

oder: pH = 14 − 1 2 (pK B − log(c 0 (B))) = 14 − 1 2<br />

(3, 36 + 0, 70) = 11, 97<br />

3. Bestimmung des pH-Werts einer 0,2 M HClO 2 -Lösung<br />

mit K S = 1, 12 ⋅ 10 −2 K<br />

ergibt sich S<br />

c 0 (HClO 2 )<br />

= 0, 056 > 10−2<br />

Berechnung des pH-Werts unter Verwendung des prozentualen Dissoziationsgrades α<br />

↪ HClO 2 + H 2<br />

O ⇌ ClO − 2 + H 3<br />

O + , mit c 0 (HClO 2 ) = c 0 = [HClO 2 ] + [ClO − 2]<br />

↪ K S = [ClO− 2 ]⋅[H 3 O+ ]<br />

[HClO 2 ]<br />

mit [ClO − 2] = α ⋅ c 0 und [HClO 2 ] = c 0 − α ⋅ c 0 = (1 − α) ⋅ c 0<br />

ergibt sich K S = (α⋅c 0) 2<br />

(1−α)⋅c 0<br />

= α2 ⋅c 0<br />

1−α<br />

↪ α 2 ⋅ c 0 = (1 − α) ⋅ K S und somit 0 = c 0 ⋅ α 2 + K S ⋅ α − K S<br />

↪ α 1,2 = −K S±<br />

√<br />

KS 2 + 4⋅K S⋅c 0<br />

2⋅c 0<br />

↪ α 1 = 0, 21 (und α 2 = −0, 27)<br />

= −1,12⋅10−2 ± √ 1,12 2 ⋅10 −4 + 4⋅1,12⋅10 −2 ⋅2⋅10 −1<br />

2⋅2⋅10 −1<br />

↪ [H 3<br />

O + ] = α ⋅ c 0 = 0, 042, der pH-Wert ergibt sich zu pH = − log[H 3<br />

O + ] = 1, 38<br />

Die Gleichung <strong>für</strong> schwache Dissoziation würde in diesem Fall folgenden pH-Wert<br />

liefern: pH = 1 2 ⋅ (pK S − log(c 0 )) = 1 2<br />

⋅ (1, 95 + 0, 70) = 1, 325<br />

2.2.5 Puffersysteme<br />

Definition: Ein Puffer ist eine Mischung aus Säure und ihrer konjugierten Base (bzw.<br />

einer Base und ihrer konjugierten Säure). Puffergemische haben große praktische<br />

Bedeutung, da sie den pH-Wert bei Säure-bzw. Basenzugabe nur wenig ändern.<br />

Der pH-Wert von Puffersystemen wird durch die Henderson-Hasselbalch-Gleichung<br />

beschrieben (entspricht dem Massenwirkungsgesetz (MWG) <strong>für</strong> die Protolyse der Säure<br />

HA in Gegenwart ihrer konjugierten Base A − ):


14<br />

HA + H 2<br />

O ⇌ H 3<br />

O + + A − mit K S = [H 3 O+ ]⋅[A − ]<br />

[HA]<br />

↪ − log K S = − log[H 3<br />

O + ] − log [A− ]<br />

[HA]<br />

↪ pH = pK S + log [A− ]<br />

[HA]<br />

im Zähler steht hierbei IMMER c(Base), im Nenner IMMER c(Säure)<br />

Analog gilt <strong>für</strong> Basen:<br />

HB + + H 2<br />

O ⇌ H 3<br />

O + + B<br />

↪ − log K S = − log[H 3<br />

O + ] − log [B]<br />

[HB + ]<br />

↪ pH = pK S + log [B]<br />

[HB + ]<br />

mit K S = [H 3 O+ ]⋅[B]<br />

[HB + ]<br />

Regel: Für äquimolare Mengen an [A − ] und [HA] gilt: [A − ] = [HA], daraus ergibt sich<br />

mit der Henderson-Hasselbalch-Gleichung pH = pK S . Werden also äquimolare<br />

Mengen einer Säure und ihrer konjugierten Base (oder umgekehrt) gemischt, so<br />

entspricht der pH-Wert der Lösung dem pK S -Wert der Säure, unabhängig von der<br />

Konzentration.<br />

Änderung des pH-Werts bei Zugabe von starker Säure/Base zu einem Puffersystem:<br />

Zugabe von starker Säure:<br />

A − + HX ⇌ HA + X −<br />

Zugabe von starker Base:<br />

B + HA ⇌ HB + + A −<br />

↪ [A− ]<br />

[HA] wird kleiner, ↪ [A− ]<br />

[HA]<br />

↪ log [A− ]<br />

[HA] wird kleiner, ↪ log [A− ]<br />

[HA]<br />

wird größer<br />

wird größer<br />

↪ pH-Wert sinkt<br />

↪ pH-Wert steigt<br />

Die Funktionsweise eines Puffers aus HA und der konjugierten Base A − ist es also externe,<br />

stärkere Säuren HX bzw. Basen Y durch die Reaktionen A − + HX ⇌ HA + X − bzw.<br />

Y + HA ⇌ HY + + A − abzufangen. Für jede 10-fache Veränderung des Verhältnisses [A− ]<br />

[HA]<br />

ändert sich der pH-Wert nur um eine Einheit. Es gilt nach Henderson-Hasselbalch:<br />

Bei Grenzen <strong>für</strong> [A− ]<br />

[HA]<br />

von 10:1 bis 1:10 gilt:<br />

pH = pK S + log 1<br />

Bei Grenzen <strong>für</strong> [A− ]<br />

[HA]<br />

10 bzw. pH = pK S + log 10 ⇒ pH = pK S ± 1<br />

von 100:1 bis 1:100 gilt:<br />

pH = pK S + log 1<br />

100 bzw. pH = pK S + log 100 ⇒ pH = pK S ± 2<br />

Definition: Ein Maß <strong>für</strong> die Fähigkeit eines Puffers externe Säuren und Basen gleichermaßen<br />

abzufangen ist die Pufferkapazität. Sie entspricht der Anzahl der Mole eine<br />

starken Säure bzw. Base die man zu einem Puffer zugeben kann, ohne dass sich der<br />

pH-Wert um mehr als eine Einheit ändert. Die Pufferkapazität ist am höchsten, bei<br />

[A − ] = [HA]. Dann gilt: pH = pK S + log [A− ]<br />

[HA] und mit [A− ] = [HA] folgt pH = pK S .


15<br />

Aus diesem Grund sollte man sich bei der Wahl eines Puffers <strong>für</strong> Substanzen entscheiden,<br />

deren pK S -Wert möglichst nahe am erforderlichen pH-Wert liegt. Einige der wichtigsten<br />

Puffer sind:<br />

H 3 PO 4 / H 2 PO – 4 pK S = 2, 15<br />

H 2 PO – 4 / HPO 2–<br />

4 pK S = 7, 20<br />

HPO 2–<br />

4 / PO 3–<br />

4 pK S = 12, 15<br />

HCOOH / COO – pK S = 3, 74<br />

H 3 CCOOH / H 3 CCOO – pK S = 4, 76<br />

NH 3 / NH + 4 pK S = 9, 24<br />

Bedeutung von Puffern im chemischen Praktikum: Sehr häufig kann man sich die Schwerlöslichkeit<br />

von Verbindungen zum Abtrennen und späteren Identifizieren zunutze machen.<br />

Oft hängt die Konzentration der zur Fällung erforderlichen Gegenionen vom pH-Wert ab.<br />

Beispiele:<br />

- CrO 2–<br />

4 : CrO 2–<br />

4 + H 3 O + ⇌ HCrO – 4 + H 2 O<br />

- S 2– : S 2– + H 3 O + ⇌ HS – + H 2 O<br />

HS – + H 3 O + ⇌ H 2 S + H 2 O<br />

H 2 S in 2 M HCl aq (pH = −0, 3!), Hg, PbS etc. fallen aus der Lösung aus.<br />

H 2 S in NH 3 / NH + 4<br />

Beispiel zur Berechnung der Pufferkapazität:<br />

(pH = 9, 2), CoS, ZnS etc. fallen aus der Lösung aus.<br />

Wie hoch ist die Pufferkapazität von 1l Pufferlösung mit einer Konzentration der<br />

Puffersäure und ihrer korrespondierenden Base von jeweils c = 0, 5 mol<br />

l<br />

Säure?<br />

pH = pK S + log [A− ]<br />

[HA] = pK S + log 0,5<br />

0,5<br />

Zugabe von Säure: A − + HX ⇌ HA + X −<br />

↪ [HA] = 0, 5 + [HX] und [A − ] = 0, 5 − [HX]<br />

↪ pH = pK S + log 0,5−[HX]<br />

0,5+[HX] ,<br />

↪ 10 ⋅ (0, 5 − [HX]) = 0, 5 + [HX]<br />

↪ 5 − 10 ⋅ [HX] = 0, 5 + [HX]<br />

0,5−[HX]<br />

wobei gelten soll:<br />

0,5+[HX] = 1<br />

10<br />

↪ 11 ⋅ [HX] = 4, 5 und damit: [HX] = 0, 409 mol<br />

l<br />

Daraus folgt: die Pufferkapazität ist 1l einer 0,409 M Säure.<br />

bei Zugabe von


16<br />

Bei Anfangskonzentrationen der Pufferlösung von [A − ] = 0, 3 mol<br />

l<br />

↪ 0,3−[HX]<br />

0,7+[HX] = 1<br />

10<br />

↪ 3 − 10 ⋅ [HX] = 0, 7 + [HX]<br />

und [HA] = 0, 7 mol<br />

l<br />

↪ 11 ⋅ [HX] = 2, 3 und damit [HX] = 0, 209 mol<br />

l<br />

Daraus folgt: die Pufferkapazität ist hier 1l einer nur 0,209 M Säure.<br />

2.2.6 Indikatoren<br />

Definition: Indikatoren sind meist organische Farbstoffe, die selbst mittelstarke oder<br />

schwache Säuren bzw. Basen sind und bei denen sich entweder die protonierte und<br />

die deprotonierte Form farblich voneinander unterscheiden (zweifarbige Indikatoren)<br />

oder nur eine der beiden Formen farbig ist (einfarbiger Indikator).<br />

Der pH-Wert bei dem der Farbumschlag erfolgt hängt dabei vom pK S -Wert der Indikatorsäure<br />

bzw. vom pK B -Wert der Indikatorbase ab. Bei zweifarbigen Indikatoren erfolgt<br />

der Umschlag innerhalb eines Konzentrationsintervalls 1<br />

10 ≤ [In− ]<br />

[HIn] ≤ 10 1<br />

, bei einfarbigen<br />

Indikatoren ist der Farbumschlag durch den Wegfall oder das Auftreten der Farbe meist<br />

schärfer.


17<br />

3 Fällungs- und Löslichkeitsgleichgewichte<br />

Dieser Anwendungsbereich des Massenwirkungsgesetzes ist besonders wichtig beim qualitativen<br />

und quantitativen Nachweis von Ionen, da die Fällung ganzer Gruppen von<br />

verschiedenen Ionen vom Löslichkeitsprodukt der gefällten Verbindungen abhängt. Die<br />

Schwerlöslichkeit gewisser Verbindungen ist ein Garant da<strong>für</strong>, dass diese Verbindungen als<br />

Gesteine/Mineralien in der Natur vorkommen.<br />

3.1 Herleitung des Löslichkeitsproduktes aus dem<br />

Massenwirkungsgesetz:<br />

Allgemein gilt, dass Ionen der Sorte A m+ und B n− nur bis zu einer bestimmten Konzentration<br />

zusammen in Lösung gehalten werden können. Steigt die Konzentration einer<br />

dieser Komponenten über diesen Punkt hinaus an, dann bildet sich ein Niederschlag A n B m<br />

(sog. Fällung). Es wird ein fester Bodenkörper gebildet und damit ist die Lösung mit<br />

A m+ - und B n− -Ionen gesättigt. Der Punkt an dem die Fällung eintritt, wird durch das<br />

Löslichkeitsprodukt bestimmt. Als Löslichkeit (L) eines Salzes A n B m bezeichnet man die<br />

im Lösungsmittel gelöste Menge (nicht scharf als Teilchenzahl oder Masse definiert) des<br />

betrachteten Stoffs.<br />

A n B m ⇌ n ⋅ A m+ + m ⋅ B n−<br />

K = [Am+ ] n ⋅[B n− ] m<br />

[A nB m]<br />

Sobald ein fester Bodenkörper vorhanden ist, bleibt damit die Konzentration an A n B m<br />

konstant und kann in die <strong>Gleichgewicht</strong>skonstante K mit einbezogen werden, bzw. [A n B m ]<br />

wird zu 1 gesetzt.<br />

K L(AnB m) = c n (A m+ ) ⋅ c m (B n− ) = [A m+ ] n ⋅ [B n− ] m<br />

Dimension des Löslichkeitsproduktes: ( mol<br />

l<br />

) m+n<br />

3.2 Berechnung der Löslichkeit in Abhängigkeit des<br />

Löslichkeitsprodukts<br />

1:1-Elektrolyt<br />

Allgemein Beispiel: AgCl ⇌ Ag + + Cl –<br />

K L = [A + ] ⋅ [B − ] K L = [Ag + ] ⋅ [Cl − ]<br />

L = [A + ] = [B − ] (in mol<br />

l<br />

) L = [Ag + ] = [Cl − ]<br />

↪ K L = L 2<br />

K L(AgCl) = 1, 7 ⋅ 10 −10<br />

↪ L = √ K L<br />

L = √ 1, 7 ⋅ 10 −10 = 1, 3 ⋅ 10 −5


18<br />

2:1-Elektrolyt<br />

Allgemein Beispiel: CaF 2 ⇌ Ca 2+ + 2 F –<br />

K L = [A 2+ ] ⋅ [B − ] 2 K L = [Ca 2+ ] ⋅ [F − ] 2<br />

L = [A 2+ ], da [B − ] = 2 ⋅ [A 2+ ] (in mol<br />

l<br />

) L = [Ca 2+ ] = 1 2 [F− ]<br />

↪ [B − ] = 2 L<br />

↪ [F − ] = 2 L<br />

↪ K L = L ⋅ (2 L) 2 = 4 L 3<br />

K L(CaF2 ) = 3, 9 ⋅ 10<br />

√ √<br />

−11<br />

↪ L = 3 K L<br />

4<br />

L = 3 3,9⋅10 −11<br />

4<br />

= 2, 14 ⋅ 10 −4<br />

3:1-Elektrolyt<br />

Allgemein Beispiel: Fe(OH) 3<br />

⇌ Fe 3+ + 3 OH –<br />

K L = [A 3+ ] ⋅ [B − ] 3 K L = [Fe 3+ ] ⋅ [OH − ] 3<br />

L = [A 3+ ], da [B − ] = 3 ⋅ [A 3+ ] (in mol<br />

l<br />

) L = [Fe 3+ ] = 1 3 [OH− ]<br />

↪ [B − ] = 3 L<br />

↪ [OH − ] = 3 L<br />

↪ K L = L ⋅ (3 L) 3 = 27 L 4<br />

K L(Fe(OH)3 ) = 5, 0 ⋅ 10<br />

√ √<br />

−38<br />

↪ L = 4 K L<br />

27<br />

L = 4 5,0⋅10 −38<br />

27<br />

= 2, 07 ⋅ 10 −10<br />

3:2-Elektrolyt<br />

Allgemein Beispiel: Ca 3 (PO 4<br />

) 2<br />

⇌ 3 Ca 2+ + 2 PO 3–<br />

4<br />

K L = [A 2+ ] 3 ⋅ [B 3− ] 2<br />

K L = [Ca 2+ ] 3 ⋅ [PO 3−<br />

4 ] 2<br />

L = 2 ⋅ [B 3− ] = 3 ⋅ [A 2+ ] (in mol<br />

l<br />

) L = 2 ⋅ [PO 3−<br />

4 ] = 3 ⋅ [Ca 2+ ]<br />

↪ K L = (3 L) 3 ⋅ (2 L) 2 = 108 L 5<br />

K L(Ca3 (PO 4 ) 2 ) = 1, 3 ⋅ 10<br />

√ √<br />

−32<br />

↪ L = 5 K L<br />

108<br />

L = 5 1,3⋅10 −32<br />

108<br />

= 1, 04 ⋅ 10 −6<br />

3.3 Thermodynamik des Löslichkeitsprodukts<br />

Der Wert von K L hängt thermodynamisch gesehen von der relativen Größe der Gitterenergie<br />

(diese beschreibt energetisch den ”Zusammenhalt” der Ionen im Festkörper) und der<br />

Summe der Solvatationsenergien (in wässriger Lösung: Hydratationsenergie) ab. Wie jede<br />

<strong>Gleichgewicht</strong>skonstante ist auch K L entsprechend der Gibbs-Helmholtz-Gleichung<br />

∆G = ∆H − T ⋅ ∆S von der Temperatur abhängig. Es gilt:<br />

• Ist die Solvatationsenergie größer als die Gitterenergie des zu lösenden Stoffes wird<br />

Energie beim Lösungsvorgang frei (Reaktionsgefäß erwärmt sich).<br />

• Ist die Solvatationsenergie kleiner als die Gitterenergie des zu lösenden Stoffes wird<br />

Energie beim Lösungsvorgang benötogt (Reaktionsgefäß kühlt sich ab), somit würde<br />

eine Energiezufuhr in Form von Wärme das Reaktionsgleichgewicht auf die Seite des<br />

gelösten Produkts ”drücken” und die Löslichkeit der Substanz würde sich erhöhen<br />

(in der Praxis von erheblicher Bedeutung)


19<br />

Die Stärke der Temperaturabhängigkeit ist von der relativen Größe von ∆H und ∆S<br />

abhängig, dabei gilt, je größer ∆S; desto größer die Temperaturabhängigkeit. Grobe<br />

Einteilung von Salzen nach Löslichkeit:<br />

leicht löslich: L > 1 mol<br />

l<br />

mäßig löslich: 0, 1 mol<br />

l<br />

≤ L ≤ 1 mol<br />

l<br />

schwer löslich: L < 0, 1 mol<br />

l<br />

3.4 Weitere Faktoren, die die Löslichkeit beeinflussen<br />

Gleichioniger Zusatz:<br />

Zur einer Lösung des Salzes A n B m werden Ionen der Sorte A (oder B) zugegeben.<br />

Ergebnis: Nach Le Châtelier wird das <strong>Gleichgewicht</strong> in die Richtung verschoben,<br />

die zum Verbrauch des Zusatzes A (oder B) führt, daraus folgt: Es fällt weiteres A m B n aus.<br />

Fremdioniger Zusatz:<br />

Einschub Aktivität: Wird die Löslichkeit einer Verbindung nicht in reinem Wasser<br />

betrachtet, sondern in einer wäßrigen Lösung, die größere Mengen anderer (fremder)<br />

Ionen als die der betrachteten Verbindungen enthält, wird ihre Löslichkeit erhöht.<br />

Dies liegt daran, das die Ionen der betrachteten Verbindungen nicht mehr ideal<br />

hydratisiert und und unabhängig voneinander vorliegen, sondern sich zu Aggregaten<br />

zusammenlagern, was eine scheinbar geringere Konzentration zur Folge hat. Diese<br />

scheinbaren Konzentrationen werden als Aktivitäten bezeichnet und sind als effektive<br />

oder wirksame Konzentrationen zu verstehen. Nach der Debye-Hückel-Theorie<br />

über die elektrostatischen Wechselwirkungen von Ionen und Elektrolyten gilt<br />

a x = f x ⋅c(x) (a = Aktivität, f x = Aktivitätskoeffizient von x mit 0 ≤ f x ≤ 1). Für ideal<br />

verdünnte Lösungen wird der Aktivitätskoeffizient zu 1 und die Aktivität entspricht<br />

genau der Konzentration (a(x) = c(x)). Abweichungen von diesem Idealverhalten<br />

wird durch einen kleiner werdenden Aktivitätskoeffizienten berücksichtigt. <strong>Das</strong><br />

Massenwirkungsgesetz gilt streng genommen nur <strong>für</strong> Aktivitäten:<br />

f<br />

K = K Ed1 ⋅f Ed2<br />

K<br />

c f P r1 ⋅f P r2<br />

⇒<br />

Π m j<br />

da f i,j < 1 gilt <strong>für</strong> n > m ⇒ K K c<br />

< 1 und <strong>für</strong> n < m ⇒ K K c<br />

> 1<br />

K c<br />

= Πn i f i(Edukte)<br />

f j(P rodukte)<br />

Für das Löslichkeitsprodukt ergibt sich also K L = a n (A m+ ) ⋅ a m (B n− ). Mit wachsender<br />

Ionenkonzentration sinkt f x<br />

Löslichkeit L zu.<br />

also zunehmend unter den Wert von 1, also nimmt die


20<br />

Beeinflussung durch weitere <strong>Gleichgewicht</strong>e:<br />

Komplexbildung: Bisweilen löst sich ein Niederschlag, insbesondere von Übergangsmetallsalzen,<br />

bei Zugabe größerer Mengen des Anions (besonders mit Cl – , CN – , SCN – ,<br />

PO 3–<br />

4 als Anionen) unter Komplexbildung wieder auf.<br />

Beispiel: Ag + + Cl – ⇌ AgCl ↓<br />

AgCl + Cl – ⇌ [AgCl 2<br />

] – aq (analog mit CN – )<br />

Pb 2+ + 2 I – ⇌ PbI 2 ↓<br />

PbI 2 + 2 I – ⇌ [PbI 4<br />

] 2– aq (analog mit Hg 2+ )<br />

Abhängigkeit vom pH-Wert: Die Abhängigkeit der Löslichkeit eines Salzes vom pH-<br />

Wert der Lösung ist immer dann von Bedeutung, wenn das Salz Ionen enthält,<br />

die Anionen oder Kationen schwacher Säuren bzw. Basen sind (z.B.: S 2–<br />

(hier:<br />

Freisetzung von H 2 S, OH – , O 2– , CN – (hier: Freisetzung von HCN), CrO 2–<br />

4 (wichtig<br />

<strong>für</strong> Trennung von Sr 2+ / Ba 2+ ), CO 2–<br />

3 (hier: Freisetzung von CO 2 ), F – , etc.). Diese<br />

können durch starke Säuren oder Basen protoniert bzw. deprotoniert und damit dem<br />

Löslichkeitsgleichgewicht entzogen werden.<br />

Beispiel: CO 2–<br />

3 + H + ⇌ HCO – 3<br />

HCO – 3 + H + ⇌ ⇌ CO 2 + H 2 O


21<br />

4 Komplexgleichgewichte<br />

4.1 <strong>Das</strong> Säure-Base Konzept nach Lewis<br />

Definition: Eine Lewis-Base ist ein Teilchen, welches ein Elektronenpaar zur Bindungsbildung<br />

zur Verfügung stellen kann. Die strukturelle Voraussetzung hier<strong>für</strong> ist ein<br />

freies, nicht bindendes Elektronenpaar (Beispiele: NH 3 , NR 3 , H 2 O, H 2 S, R 2 O, Hal – ,<br />

etc.). Kurz: Eine Lewis-Base ist ein e − -Paar-Donor.<br />

Eine Lewis-Säure ist ein Teilchen, welches mit einem zur Verfügung gestellten<br />

Elektronenpaar eine Bindung eingehen kann. Die strukturelle Voraussetzung hier<strong>für</strong><br />

ist eine elektronisch ungesättigtes Atom oder ein Molekül mit elektronisch ungesättigtem<br />

Zentralatom (Beispiele: H + , BF 3 , AlCl 3 , BH 3 , Ag + , Fe 2+/3+ , Hg 2+ , Zn 2+ ,<br />

etc.). Elektronisch ungesättigt bedeutet dabei:<br />

• Kein Elektronenoktett <strong>für</strong> die Hauptgruppenelemente (≡ Summe aller bindenden<br />

und nicht-bindenden Elektronenpaare < 4); weniger als 8 Valenzelektronen.<br />

• Weniger als 18 Valenzelektronen <strong>für</strong> die Übergangsmetalle.<br />

Kurz: Eine Lewis-Säure ist ein e − -Paar-Akzeptor.<br />

Lewis-Säuren und -Basen reagieren zu sog. ”Addukten”, bei denen die Lewis-Basen<br />

”freie” Elektronenpaare an die Lewis-Säuren zur Verfügung stellen, bis Sättigung erreicht<br />

wird. Lewis-Säure/Base-Verbindungen werden als Koordinationsverbindungen bezeichnet,<br />

den Bindungstyp bezeichnet man als koordinative Bindung.<br />

4.2 Komplexverbindungen<br />

Definition: Komplexe sind Koordinationsverbindungen in denen ein zentrales Kation<br />

(meistens ein Haupt- oder Nebengruppenelement) als Lewis-Säure auftritt. Die an<br />

dieses Zentralion koordinierenden Lewis-Basen bezeichnet man als Liganden (von<br />

ligne ≡ binden). Die Anzahl der koordinierenden Teilchen (Koordinationszahl, KZ<br />

oder CN) entspricht der Anzahl, der vom Zentralatom ausgehenden σ-Bindungen<br />

(üblich sind Koordinationszahlen von 2 bis 12, am häufigsten 2, 4, 5, 6). Bei<br />

Liganden, die nur über ein Atom an das Zentralkation koordinieren entspricht die<br />

Koordinationszahl der Zahl der Liganden.<br />

Beispiele: [Ag(NH 3<br />

) 2<br />

] + mit CN = 2; [Cu(CN) 3<br />

] 2– mit CN = 3; [FeF 6<br />

] 3– mit CN = 6<br />

Komplexe werden innerhalb einer eckigen Klammer geschrieben, die Ladung wird<br />

rechts oben hinter der Formel notiert.


22<br />

Einschub Oxidationszahl: Als Oxidationszahl wird allgemein diejenige Ladung bezeichnet,<br />

die die Elemente einer Verbindung nach heterolytischer Spaltung (Unter Berücksichtigung<br />

der Oktett-Regel und der Elektronegativität der einzelnen Partner) in die<br />

Elemente aufweisen würde. Die Oxidationszahl kann sowohl in römischen, als auch<br />

in arabischen Zahlen mit dem jeweiligen Vorzeichen über das entsprechende Element<br />

geschrieben werden.<br />

Als Oxidationszahl des Zentralatoms eines Komplexes ist diejenige Ladung definiert, die das<br />

Zentralatom haben würde, wenn alle Liganden unter Mitnahme der mit dem Zentralatom<br />

gemeinsamen Elektronenpaare entfernt würden. Die Oxidationszahl wird in römischen Zahlen<br />

angegeben und dem Namen des Komplexes nachgestellt. Die Oxidationszahl errechnet<br />

sich am einfachsten aus der Differenz zwischen der äußeren Ladung des Komplexes und der<br />

Summe aller einzelnen Ladungen der Liganden (positives Vorzeichen wird normalerweise<br />

nicht geschrieben).<br />

Beispiele: [Co(NH 3<br />

) 6<br />

] 3+ Oxidationszahl = 3 − 0 = III<br />

[CoCl 4<br />

] – Oxidationszahl = −1 − (4 ⋅ (−1)) = III<br />

[MnO 4<br />

] – Oxidationszahl = −1 − (4 ⋅ (−2)) = VII<br />

[Fe(H 2<br />

O) 4<br />

Cl 2 ] + Oxidationszahl = 1 − (4 ⋅ 0 + 2 ⋅ (−1)) = III<br />

[Co(CN) 5<br />

F] 4– Oxidationszahl = −4 − (5 ⋅ (−1) − 1) = II<br />

4.3 Nomenklatur von Komplexen<br />

1. Die Namen aller anionischen Liganden enden auf ”o”. Enden die Namen der den<br />

Liganden zugrundeliegenden Anionen bzw. Molekülen auf ”-id”, ”-it” oder ”-at”,<br />

werden sie in Komplexen mit ”-ido”, ”-ito’ oder ”-ato” bezeichnet. Leider gibt es hier<br />

einige traditionell bedingte Ausnahmen:<br />

Wichtige neutrale Liganden: H 2 O – aqua, NH 3 – ammin, NO – nitrosyl, CO –<br />

carbonyl<br />

Wichtige anionische Liganden: F – – fluorido (fluoro), Cl – – chlorido (chloro), Br – –<br />

bromido (bromo), I – – iodido (iodo), O 2– – oxido (oxo), OH – – hydroxido (hydroxo),<br />

NO – 2 – nitrito-N (nitro) bei Koordination über N bzw. nitrito-O (nitrito) bei Koordination<br />

über O, S 2– – sulfido (thio), CN – – cyanido-C (cyano) bei Koordination<br />

über C bzw. cyanido-N (isocyano) bei Koordination über N, SCN – – thiocyanato bei<br />

Koordination über S bzw. isothiocyanato bei Koordination über N, C 2 O 2–<br />

4 – oxalato,<br />

H 3 CCOO – – acetato.<br />

2. Kommt ein Ligand mehrfach in einem Komplex vor, wird seine Häufigkeit mit<br />

folgenden (griechischen) Vorsilben vor dem entsprechenden Liganden bezeichnet:<br />

2 (di), 3 (tri), 4 (tetra), 5 (penta), 6 (hexa), 7 (hepta), 8 (octa), 9 (ennea)


23<br />

3. In einem Komplex werden die Liganden alphabetisch geordnet, ohne die Häufigkeitsvorsilbe<br />

zu berücksichtigen.<br />

4. Bei neutralen oder kationischen Komplexen endet der Name mit der Nennung des<br />

Metalls, bei anionischen Komplexen endet der Name auf die Silbe ”-at”. Diese folgt<br />

auf den Namen, den das entsprechende Metall in seiner Oxosäure besitzt (meist<br />

Latein):<br />

Al (-aluminat), As (-arsenat), Pb (-plumbat), Cd (-cadmat), Fe (-ferrat), Au (-aurat),<br />

Cu (-cuprat), Hg(-mercurat), Ag (-argentat), V (-vanadat), Sn (stannat).<br />

Beispiele: [Ag(NH 3<br />

) 2<br />

] + Diamminsilber(I)<br />

[Ag(CN) 2<br />

] –<br />

Dicyanidoargentat(I)<br />

[Cu(NH 3<br />

) 4<br />

] 2+<br />

Tetramminkupfer(II)<br />

[FeF 6<br />

] 3–<br />

Hexafluoridoferrat(III)<br />

[Co(H 2<br />

O) 6<br />

] 3+<br />

Hexaquacobalt(III)<br />

[Fe(H 2<br />

O) 2<br />

Br 2 (CN) 2<br />

] 2– Diaquadibromidodicyanidoferrat(II)<br />

[Fe(H 2<br />

O) 5<br />

NO] 2+ Pentaquanitrosyleisen(II)<br />

[HgI 4<br />

] 2–<br />

Tetraiodidomercurat(II)<br />

[Cr(H 2<br />

O) 3<br />

Cl 3 ]<br />

[Cu(CN) 4<br />

] 3–<br />

[Co(SCN) 3<br />

]<br />

[VS 4<br />

] 3–<br />

[Ni(SCN) 4<br />

] –<br />

[SnS 3<br />

] 2–<br />

Triaquatrichloridochrom(III)<br />

Tetracyanidocuprat(I)<br />

Trithiocyanatocobalt(III)<br />

Tetrasulfidovanadat(V)<br />

Tetrathiocyanatonickelat(III)<br />

Trisulfidostannat(IV)<br />

Ausnahmen gibt es noch bei Komplexen der Anionen OH – und O 2– , die oft einfach mit dem<br />

Namen des Metalls auf die Endung ”-at” und der Oxidationsstufe in Klammern benannt<br />

werden.<br />

Beispiele: [Al(OH) 4<br />

] – Aluminat(III); [Zn(OH) 4<br />

] 2– Zinkat(II);<br />

[Pb(OH) 3<br />

] – Plumbat(II); [MnO 4<br />

] 2– Manganat(VI);<br />

[MnO 4<br />

] – Manganat(VII), auch ”Permanganat” genannt; die Vorsilbe<br />

”per” bezeichnet ein hier ein Element in seiner höchstmöglichen<br />

positiven Oxidationsstufe;<br />

[Sn(OH) 6<br />

] 2– Stannat(IV); [Sn(OH) 4<br />

] 2– Stannat(II);<br />

[CrO 4<br />

] 2– Chromat(VI); [SbO 4<br />

] 3– Antimonat(V).


24<br />

5 Redox-<strong>Gleichgewicht</strong>e<br />

5.1 Oxidation und Reduktion<br />

Im Unterschied zu Säure-Base-Reaktionen (nach Brønstedt), handelt es sich bei Redox-<br />

Reaktionen um Rektionen, die den vollständigen Übergang eines oder mehrerer Elektronen<br />

von einem Reaktionspartner (üblicherweise dem weniger elektronegativen) zum anderen<br />

(üblicherweise der elekronegativere Reaktionspartner) als Grundlage hat. Die Redox-<br />

Reaktion besteht aus zwei Teilen, der Oxidation und der Reduktion, die immer zusammen<br />

ablaufen, d. h. es ist nicht möglich, dass bei einer chemischen Redox-Reaktion nur eine<br />

Oxidation oder nur eine Reduktion stattfindet. Die Definitionen <strong>für</strong> Reduktion und<br />

Oxidation sind:<br />

Oxidation: Die Oxidation beschreibt die Abgabe eines oder mehrerer Elektronen, die<br />

Anzahl der Elektronen des betrachteten Atoms wird geringer, die Oxidationszahl<br />

erhöht sich.<br />

Reduktion: Die Reduktion beschreibt die Aufnahme eines oder mehrerer Elektronen, die<br />

Anzahl der Elektronen des betrachteten Atoms wird größer, die Oxidationszahl<br />

verringert sich.<br />

Bestimmung der Oxidationszahl bei einem Molekül:<br />

Die im betrachteten Molekül vorhandenen Bindungen zwischen zwei Atomen werden<br />

(in Gedanken) heterolytisch gespalten (d. h. der elektronegativere Partner bekommt alle<br />

Elektronen, der weniger elektronegative bekommt nichts). Die nach der Spaltung erhaltenen<br />

Elektronen werden <strong>für</strong> jedes Atom abgezählt und mit der Elektronenzahl des Elements im<br />

elementaren Zustand (dieser besitzt die Oxidationszahl oder -stufe ±0) verglichen. Zum<br />

bestimmen der Oxidationszahl wird nun die Differenz gebildet:<br />

Anzahl e − Element − Anzahl e− nach Spaltung = Oxidationszahl.<br />

Bsp.: Im Ammoniak (NH 3 ) ist der Stickstoff der elektronegativere Partner, der Wasserstoff<br />

ist der weniger elektronegative Partner. Die Bindungen werden (in Gedanken) so gespalten,<br />

dass der Stickstoff alle Bindungselektronen bekommt (Anzahl 8) und der Wasserstoff keines<br />

(Anzahl 0). Die Anzahl der Elektronen im Element sind bei Stickstoff 5 und bei Wasserstoff<br />

1, so dass nach obiger Formel <strong>für</strong> die Oxidationzahlen die folgenden Werte resultieren:<br />

N: 5 − 8 = −3<br />

H: 1 − 0 = +1<br />

Die Summe der Oxidationsstufen in einem Molekül ist immer gleich der Ladung des<br />

Moleküls, die nach außen spürbar ist (im Falle des Ammoniaks also 0).


25<br />

5.2 Redox-Reaktionsgleichungen<br />

5.2.1 Einfache Redox-Gleichungen<br />

Für die Lösung einfacher Redoxgleichungen (Gleichungen in denen keine weiteren Reaktion<br />

zu betrachten sind) ist es sehr einfach möglich Teilgleichungen <strong>für</strong> Oxidation und Reduktion<br />

aufzustellen.<br />

Bsp.: Reaktion von elementarem Natrium mit elementarem Chlor zu Natriumchlorid<br />

Oxidation: Na → Na + + e −<br />

Reduktion: Cl 2 + 2 e − → 2 Cl –<br />

Bilanz: 2 Na + Cl 2 → 2 NaCl<br />

5.2.2 Anspruchsvollere Redox-Gleichungen<br />

Es werden in wäßriger Lösung vier Fälle unterschieden:<br />

Saures Milieu - Oxid-Anionen werden benötigt: Werden bei einer Redox-Reaktion im<br />

sauren Milieu <strong>für</strong> das Produkt gebundene Oxid-Anionen benötigt, so können diese<br />

gemäß der folgenden, ”virtuellen” Gleichung erhalten werden: H 2 O → O 2– + 2 H +<br />

Bsp.: Oxidation von Cr 3+ durch S 2 O 2–<br />

8 in saurer Lösung:<br />

Oxidation: 2 Cr 3+ + 7 O 2– → Cr 2 O 2–<br />

7 + 6 e −<br />

Reduktion: S 2 O 2–<br />

8 + 2 e − → 2 SO 2–<br />

4<br />

Bilanz: 2 Cr 3+ + 3 S 2 O 2–<br />

8 + 7 H 2 O → Cr 2 O 2–<br />

7 + 6 SO 2–<br />

4 + 14 H +<br />

Saures Milieu - Oxid-Anionen werden frei: Werden bei einer Redox-Reaktion im sauren<br />

Milieu bei der Entstehung des Produkts Oxid-Anionen frei, so werden diese durch<br />

die in saurer Lösung vorhandenen, überschüssigen H + -Kationen abgefangen, Wasser<br />

entsteht.<br />

Bsp.: Reduktion von Cr 2 O 2–<br />

7 durch I – in saurer Lösung:<br />

Oxidation: 2 I – → I 2 + 2 e −<br />

Reduktion: Cr 2 O 2–<br />

7 + 6 e − → 2 Cr 3+ + 7 O 2–<br />

Bilanz: Cr 2 O 2–<br />

7 + 6 I – + 14 H + → 2 Cr 3+ + 3 I 2 + 7 H 2 O<br />

Alkalisches Milieu - Oxid-Anionen werden benötigt: Werden bei einer Redox-Reaktion<br />

im alkalischen Milieu <strong>für</strong> das Produkt gebundene Oxid-Anionen benötigt, so können<br />

diese gemäß der folgenden, ”virtuellen” Gleichung erhalten werden:<br />

2 OH – → O 2– + H 2 O


26<br />

Bsp.: Oxidation von Cr 3+ durch H 2<br />

O 2<br />

in alkalischer Lösung:<br />

Oxidation: Cr 3+ + 4 O 2– → CrO 2–<br />

4 + 3 e −<br />

Reduktion: H 2 O 2 + 2 e − → 2 OH 2–<br />

Bilanz: 2 Cr 3+ + 3 H 2 O 2 + 10 OH – → 2 CrO 2–<br />

4 + 8 H 2 O<br />

Alkalisches Milieu - Oxid-Anionen werden frei: Werden bei einer Redox-Reaktion im<br />

sauren Milieu bei der Entstehung des Produkts Oxid-Anionen frei, so werden diese<br />

durch Wassermoleküle gemäß nachfolgender Reaktionsgleichung abgefangen:<br />

O 2– + H 2 O → 2 OH –<br />

Bsp.: Reduktion von MnO – 4 durch SO 2–<br />

3 in alkalischer Lösung:<br />

Oxidation: SO 2–<br />

3 + O 2– → SO 2–<br />

4 + 2 e −<br />

Reduktion: MnO – 4 + 3 e − → MnO 2 + 2 O 2–<br />

Bilanz: 2 MnO – 4 + 3 SO 2–<br />

3 + H 2 O → 2 MnO 2 + 3 SO 2–<br />

4 + 2 OH –<br />

5.2.3 Disproportionierung und Symproportionierung<br />

Disproportionierung: Ein Element liegt vor der Redoxreaktion in einer ”mittleren” Oxidationsstufe<br />

vor und danach in einer höheren und einer niedrigeren Oxidationsstufe.<br />

MnO 2<br />

Bsp.: 2 H 2 O 2 → 2 H2 O + O 2<br />

Synproportionierung bzw. Komproportionierung: Ein Element liegt vor der Reaktion<br />

in einer hohen und einer niedrigen Oxidationsstufe vor und nach der Reaktion in<br />

einer ”mittleren” Oxidationsstufe.<br />

Bsp.:<br />

2 MnO – 4 + 3 Mn 2+ + 4 OH – → 5 MnO 2 + 2 H 2 O

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