Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren
Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren
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Die Plenarversammlung der Arbeitsgemeinschaft hessischer Industrie- <strong>und</strong><br />
Handelskammern fordert eine <strong>Beschleunigung</strong> <strong>von</strong> <strong>Planungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Genehmigungsverfahren</strong><br />
Die deutsche Wirtschaft sieht sich in vielen Bereichen einem oftmals erdrückenden<br />
staatlichen Regulierungsdruck ausgesetzt. Gerade bei <strong>Planungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Genehmigungsverfahren</strong><br />
zu bedeutenden Projekten wird dies immer wieder deutlich. Infolge<br />
einer großen Zahl <strong>von</strong> gesetzlichen Regelungen auf europäischer, B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landesebene<br />
dauern die Verfahren teilweise länger als die eigentliche Bauzeit für das<br />
Projekt. Die hessische Landesregierung ist mit dem Ziel der Deregulierung angetreten.<br />
Sie hat Gesetze <strong>und</strong> Verordnungen entrümpelt, überflüssige Regelungen gestrichen<br />
<strong>und</strong> rechtliche Vorgaben vereinfacht. Erste Erfolge wurden auch mit der hessischen<br />
Umweltallianz erzielt. Die hessischen Industrie- <strong>und</strong> Handelskammern bewerten<br />
diese Aktivitäten der Landesregierung sehr positiv. Durch die zu erwartende Flexibilisierung<br />
<strong>und</strong> Vereinfachung wird der Standort Hessen nachhaltig gestärkt.<br />
Das hessische Naturschutzgesetz, das hessische Straßengesetz, das hessische<br />
Landesplanungsgesetz <strong>und</strong> die hessische Bauordnung befinden sich derzeit in der<br />
Überarbeitung. Auch bei diesen Gesetzesnovellierungen wird das Ziel der Deregulierung<br />
weiter verfolgt. Teilweise werden langjährige Forderungen der hessischen IHKs<br />
aufgegriffen. Besonders herauszuheben sind hierbei die Streichung der Klagemöglichkeit<br />
im Naturschutzgesetz <strong>und</strong> der Versuch zur Reduktion der Zahl <strong>von</strong> Abweichungsverfahren<br />
im Landesplanungsgesetz. Es darf allerdings nicht allein bei der<br />
Änderung der gesetzlichen Gr<strong>und</strong>lagen bleiben. Gerade auf der Vollzugsebene nutzen<br />
die zuständigen Behörden bestehende Gestaltungsspielräume häufig zu wenig<br />
aus. Für Rohstoffabbauvorhaben muss z.B. vielfach ein zeit- <strong>und</strong> kostenintensives<br />
Abweichungsverfahren durchgeführt werden, weil bei der Regionalplanung nicht der<br />
Mut für eine abschließende raumordnerische Abwägungsentscheidung aufgebracht<br />
wurde.<br />
Die Landesregierung sollte aber auch weiterhin die gesetzlichen Regelungen systematisch<br />
mit dem Ziel der Vereinfachung <strong>und</strong> Reduzierung der Regelungsdichte untersuchen.<br />
Ansätze hierfür bietet z.B. auch das Investitionserleichterungs- <strong>und</strong><br />
Wohnbaulandgesetz 1993, durch das <strong>Beschleunigung</strong>en erreicht wurden. In diesem<br />
Sinne wäre die Beschränkung der Folgen <strong>von</strong> Verstößen gegen Verfahrens- oder<br />
Formvorschriften, die ausdrückliche Beschreibung umfassender Beratungspflichten<br />
<strong>und</strong> beschleunigender Verfahrensmodelle für den Bereich <strong>von</strong> wirtschaftlich relevanten<br />
<strong>Genehmigungsverfahren</strong> <strong>und</strong> die Einführung <strong>von</strong> Bearbeitungsfristen für Behörden<br />
denkbar. Zusätzlich könnten zur Straffung des Planfeststellungsverfahrens<br />
Fristen <strong>und</strong> Präklusionsregelungen im Anhörungsverfahren eingeführt werden. Für<br />
einfach gelagerte Fälle könnten einfachere Plangenehmigungsverfahren statt des<br />
aufwendigen Planfeststellungsverfahrens zu Verbesserungen führen. Für beide Verfahren<br />
wäre die Abmilderung der Auswirkungen <strong>von</strong> Abwägungsmängeln denkbar.<br />
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Auch der Ausbau der Kooperation <strong>von</strong> Wirtschaft <strong>und</strong> Verwaltung bei Investitionsvorhaben<br />
im Sinne eines Public Private Partnership, z.B. durch vertragliche Vereinbarungen<br />
bei <strong>Planungs</strong>verfahren, kann zu einer Verbesserung des Investitionsklimas<br />
in Hessen führen. Hier wären unter anderem Projekte zum Bau <strong>von</strong> Verkehrsinfrastruktureinrichtungen,<br />
zur Erhöhung der Investitionssicherheit beim Rohstoffabbau<br />
oder Erleichterungen beim Vollzug des naturschutzrechtlichen Ausgleichs bei Eingriffen<br />
in Natur <strong>und</strong> Landschaft denkbar.<br />
Die Verbesserung der Kommunikation zwischen Verwaltung <strong>und</strong> Unternehmen bei<br />
der Planung <strong>und</strong> Umsetzung <strong>von</strong> Projekten kann ebenfalls zu einer erheblichen <strong>Beschleunigung</strong><br />
<strong>von</strong> <strong>Planungs</strong>- <strong>und</strong> <strong>Genehmigungsverfahren</strong> führen. Durch ein effektives<br />
<strong>und</strong> miteinander abgestimmtes Verfahrensmanagement sowohl auf Behördenals<br />
auch auf Unternehmensseite ließen sich Missverständnisse <strong>und</strong> Verfahrensverzögerungen<br />
verhindern. Dazu gehört auch die möglichst frühzeitige umfassende <strong>und</strong><br />
konkrete Beratung des Unternehmens durch die Genehmigungsbehörde, auch über<br />
in Frage kommende gesetzliche <strong>Beschleunigung</strong>smöglichkeiten wie beispielsweise<br />
Teilgenehmigungen <strong>und</strong> vorzeitige Zulassungen. Verwaltungsstellen in Hessen haben<br />
bereits sehr gute Erfolge beim Verfahrensmanagement <strong>und</strong> somit bei der <strong>Beschleunigung</strong><br />
<strong>von</strong> Verfahren vorzuweisen. Auch in Rahmen der Umweltallianz sind<br />
diesbezüglich schon gute Erfolge erzielt worden. Die Landesregierung sollte diese<br />
positiven Beispiele in allen Bereichen der Landesverwaltung sammeln, einen intensiven<br />
Dialog über diese Ansätze initiieren <strong>und</strong> die Ergebnisse nach außen kommunizieren.<br />
Gerade auch die kommunalen Verwaltungen können bei der Abwicklung <strong>von</strong> <strong>Planungs</strong>-<br />
<strong>und</strong> <strong>Genehmigungsverfahren</strong> sehr viel <strong>von</strong>einander lernen. In einigen Städten<br />
<strong>und</strong> Kreisen konnten die Genehmigungszeiten für Bauanträge erheblich reduziert<br />
werden. Für viele Investoren sind solche kurzen Zeiten ein wichtiger Ansiedlungsgr<strong>und</strong>.<br />
Hier könnte ein intensiver Dialog im Sinne eines "Best Practice" die Standortbedingungen<br />
in Hessen insgesamt verbessern. Die hessischen Industrie- <strong>und</strong> Handelskammern<br />
werden sich in diese Dialogprozesse einbringen.<br />
Die Plenarversammlung der Arbeitsgemeinschaft hessischer IHKs begrüßt die bisherigen<br />
Aktivitäten der hessischen Landesregierung <strong>und</strong> fordert sie auf, den begonnenen<br />
Weg der Deregulierung konsequent weiterzuverfolgen. Die Landesregierung<br />
kann hierbei auf die Unterstützung durch die hessische Wirtschaft zählen.<br />
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