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Eine verpaßte Revolution? - der Gruppe Arbeiterpolitik

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Mensch hätte das wagen können, wenn wir etwa in den Gewerkschaften,<br />

im Metallarbeiter- und an<strong>der</strong>en Verbänden nur den Einfluß gehabt hätten,<br />

den die Partei unter Ruth Fischer o<strong>der</strong> heute in den Gewerkschaften hat.<br />

Nur durch die kolossalen Fortschritte, die wir durch diese Taktik gemacht<br />

hatten, konnte diese Frage überhaupt gestellt werden. Dann will i'ch<br />

noch einen zweiten Zeugen anführen, <strong>der</strong> - auch nach dem Oktober 1923<br />

noch - 'dafür eintrat, da6 die Taktik und Strategie, die die damalige<br />

Parteiführung eingeschlagen hat, im Grunde rlchtig war. Dieser Zeuge<br />

heißt H e r m a n n R e m m el e. Die Stelle, die ich hier zitiere, ist entnommen<br />

den Ausführungen, die. Hermann Remmele in <strong>der</strong> Sitzung vom<br />

11. Januar 1924 des Exekutiv-Komitees mit den deutschen Genossen gemacht<br />

hat. Also, im Januar 1924 hat Hermann Remmele folgende Ausführungen<br />

gemacht:<br />

,,Ich will darauf verweisen, da6 zur Zeit <strong>der</strong> faschistischen Bewegung<br />

nicht etwa nur in Stuttgart, son<strong>der</strong>n auch in Mittddeutschland, im<br />

Norden, Westen und Osten des Reiches überall die Demonstrationen<br />

durchgeführt wurden, trotz <strong>der</strong> Verbote. Wir haben dann in Thüringen,<br />

in Mitteldeutschland im Juli(, in den Augusttagen die Verhältnisse gehabt,<br />

daß die Arbeiter (die Ernährung vollständig in die Hand genommen<br />

haben, Lastautomobile beschlagnahmten, auf das Land fuhren, um sich<br />

Lebensmittel direkt von den Bauern zu holen, so da6 niemand mehr<br />

im Zweifel sein konnte, da6 man unmittelbar vor großen Ereignissen<br />

stand. Zweifellos war <strong>der</strong> Cuno-Streik <strong>der</strong> Höhepunkt <strong>der</strong> Bewegung,<br />

aber nach meiner inneren Ueberzeugung war er auch <strong>der</strong> Wendepunkt<br />

in <strong>der</strong> Bewegung. Indem die Sozialdemokraten in die Große Koalition<br />

eingetreten sind, sind die sozialdemokratischen Arbeiter wie<strong>der</strong> mit<br />

Illusionen erfüllt worden.<br />

Mitte August ist gewissermaßen durch den Eintritt <strong>der</strong> Sozialdemokraten<br />

in die Regierung ein Abebben <strong>der</strong> revolutionären Hochflut eingetreten.<br />

Wenn wir uns mit den Sozialdemokraten auseinan<strong>der</strong>setzten,<br />

zeigte sich, daß sie neue Hoffnung auf den Eintritt Hilferdings in die<br />

Regierung gesetzt hatten. Sozialdemokraten, die spontan in all den<br />

Kämpfen bei uns standen, die den Cuno-Streik mitgemacht hatten, alle<br />

diese Massen waren von neuen Illusionen erfüllt worden . . .<br />

Der Beschluß, daß unsere sächsischen Genossen in di,e Regierung<br />

eintreten sollen, ist allerdings durch Berichte und Darstellungen zustandegekommen,<br />

die <strong>der</strong> Grundtlage entbehrt haben. Man hat diesen Beschluß<br />

auf Grund <strong>der</strong> Anschauung gefaßt, daß bereits eine Bewaffnung und<br />

Mobilisierung <strong>der</strong> Partei und <strong>der</strong> Massen in einem solchen Grad vorhanden<br />

ist, daß man eine solche Sache wagen könne. Man hat die<br />

Zersetzung des Gegners als viel weiter fortgeschritten angenommen,<br />

als sie es tatsächlich war . . . 'War es richtig, daB wir für einen Ent-<br />

scheidungskampf in dem Stadium, in dem wir uns befanden, rüsten<br />

konnten, Termin und Ent~chei~dungsschlacht schon vorbereiten konnten?<br />

Die Frage haben wir verneint. Aus <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Struktur Deutschlands<br />

und den beson<strong>der</strong>en Klasssenverhältnissen und Klassenkräften in<br />

Deutschland heraus sagten wir, wir standen noch nicht in dem Stadium,<br />

in dem wir den Termin für einen Entscheidungskampf festsetzen konnten.<br />

Wir sagten: ehe diese Entscheidungskampfe kommen werden, werdei.<br />

wir durch eine Periode einer ganzen Reihe gewaltiger bewaffneter<br />

Einzelkämpfe hindurchgehen müssen" . . .<br />

Man kann diese Stelle finden in <strong>der</strong> Broschüre „Die Lehren <strong>der</strong><br />

deutschen Ereignisse", S. 4C-44. Das sagt Hermann Remmele mit den1<br />

ünmittelbaren Erfahrungen des Jahres 1923 bis Januar 1924 hinter sich.

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