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200. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig - Druckhaus Borna

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Die Steine von Dr. Theodor Apel<br />

Mahnung und Erinnerung an das Schlachtfeld<br />

19<br />

Apelstein Nr. 47 im Gelände des<br />

Seeparks Auenhain<br />

Apelstein Nr. 11 auf dem Kellerberg<br />

Sechs Apelsteine stehen auf Markkleeberger<br />

Flur – vom <strong>Leipzig</strong>er Kaufmann,<br />

Dichter und Pfleger <strong>der</strong> Stadtgeschichte Dr.<br />

Theodor Apel (1811-67) auch als Marksteine<br />

bezeichnet, geben sie Auskunft über<br />

die Standorte <strong>der</strong> an <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong> beteiligten Armeeeinheiten.<br />

44 Steine wurden noch unter Dr. Theodor<br />

Apels Ägide gesetzt.<br />

Die meisten Marksteine ließ er anlässlich<br />

des 50. <strong>Jahrestag</strong>es <strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong> auf<br />

eigene Kosten setzen, weitere kamen nach<br />

<strong>der</strong> Wende hinzu, wurden um- o<strong>der</strong> neu<br />

gesetzt, u. a. bedingt durch die Überbaggerung<br />

<strong>der</strong> Orte Cröbern und des Vorwerkes<br />

Auenhain.<br />

Da Dr. Theodor Apel ausdrücklich gewünscht<br />

hat, dass diese Tradition fortgesetzt<br />

wird, nahmen sich engagierte <strong>Leipzig</strong>er<br />

und Vereine über Markkleebergs<br />

Stadtgrenze hinaus diesem Vermächtnis<br />

an. Sie übernehmen auch die Pflege, bzw.<br />

den Erhalt <strong>der</strong> Steine und die sie umgebenden<br />

Anlagen.<br />

Im von ihm 1863 herausgegebenen<br />

Büchlein „Führer auf die Schlachtfel<strong>der</strong><br />

<strong>Leipzig</strong>s im October 1813 und zu den<br />

Marksteinen.“ beschreibt er <strong>der</strong>en Standorte<br />

und erzählt darin, weshalb er zwei Arten<br />

anfertigen ließ: Steine mit einem runden<br />

Abschluss tragen den Großbuchstaben<br />

N und eine ungerade Zahl, sie bezeichnen<br />

eine Stellung <strong>der</strong> Truppen Napoleons. Enden<br />

die Steine spitz, sind sie mit einem V<br />

und einer geraden Zahl bezeichnet, werden<br />

Stellungen <strong>der</strong> Verbündeten angegeben.<br />

Dr. Theodor Apel kennzeichnete damit „die<br />

wichtigsten Momente und Actionen des<br />

<strong>Leipzig</strong>er Schlachtfeldes.“ Eine Ausnahme<br />

bildet da<strong>bei</strong> Apelstein Nr. 47, er erinnert<br />

an die Truppen von Graf Weißenwolf und<br />

war früher mit Nr. 3 bezeichnet, er sollte<br />

eigentlich mit einer geraden Nummer versehen<br />

sein, wie es dazu kam konnte nicht<br />

ermittelt werden.<br />

In seinem Büchlein schreibt er: „Der Besucher<br />

eines Schlachtfeldes betritt dasselbe<br />

jedenfalls in <strong>der</strong> Absicht, die Eigenthümlichkeit<br />

des Terrains kennen zu lernen, auf<br />

welchem die furchtbaren Kämpfe stattfanden,<br />

dessen Beschaffenheit und Gestaltung<br />

so oft die Ursachen von Siegen und Nie<strong>der</strong>lagen<br />

wurden, die ohne genaue Kenntnis<br />

desselben unerklärlich geblieben wären.<br />

Auch <strong>der</strong> Laie in <strong>der</strong> Kriegskunst empfindet<br />

das erhebende Gefühl des Verweilens<br />

auf einem Boden, welchen die Geschichte<br />

geheiligt hat. Für ewige Zeiten. Es wird<br />

zur Ehrenpflicht <strong>der</strong> Bewohner solchen geschichtlichen<br />

Bodens, dem Besucher von<br />

nah und fern seinen Gang durch die denkwürdigen<br />

Fluren zu erleichtern, um Nichts<br />

zu versäumen, was ein möglichst treues<br />

Bild von den Grossthaten beleben kann,<br />

welche die Vergangenheit hier vollbringen<br />

sah. Der Zeitraum eines halben Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

hat in <strong>der</strong> Schlachtenberühmten Umgegend<br />

<strong>Leipzig</strong>s viel, sehr viel geän<strong>der</strong>t.<br />

Wäl<strong>der</strong> wurden gelichtet, Strassen und<br />

Flussbetten verlegt, Teiche ausgetrocknet,<br />

und blühende Dörfer und Gärten stiegen<br />

empor, wo die furchtbarste Verwüstung die<br />

trostloseste Zukunft erwarten liess. Nur die<br />

wogenförmigen Höhenzüge meistens von<br />

Morgen nach Abend sich erstreckend, die<br />

so einflussreich auf den Verlauf <strong>der</strong> Kämpfe<br />

vom 14. bis 16. October 1813 waren,<br />

diese allein sind geblieben und gewähren<br />

uns noch heute Umsicht und Einsicht in<br />

die flachen, Thalähnlichen Vertiefungen, in<br />

welchen hauptsächlich die Schlacht tobte.<br />

Wichtig ist es die Stellen zu bezeichnen, von<br />

denen aus am leichtesten <strong>der</strong> Ueberblick<br />

auf den Schauplatz <strong>der</strong> hervorragendsten<br />

Ereignisse gewährt wird. Wichtiger vielleicht<br />

wird <strong>der</strong> Hinweis auf die Punkte,<br />

Apelstein Nr. 1 <strong>Borna</strong>er Chaussee<br />

(gegenüber Gewerbege<strong>bei</strong>t)<br />

Apelstein Nr. 50 vor dem Torhaus<br />

Markkleeberg<br />

welche die Anführer mit ihren Heerhaufen<br />

einnahmen, die am Entscheidensten in<br />

das Getriebe <strong>der</strong> Schlacht eingriffen. Kaiser<br />

Napoleon I. hatte bekanntlich die vor<br />

ihm aufgerollten Karten mit bunten Nadeln<br />

besteckt, um dadurch die Stellungen <strong>der</strong><br />

eigenen Heere, sowie die seiner Feinde,<br />

sich möglichst zu versinnbildlichen.“<br />

In diesem 1863 verfassten Büchlein<br />

hält er weiterhin fest, dass, „wenn er das<br />

Schlachtfeld besuchte, er das dringende<br />

Bedürfnis habe, die Einsicht in das selbe<br />

sich dadurch zu erleichtern, dass er die<br />

Stellungen <strong>der</strong> Heerhaufen durch Steine<br />

bezeichnete, welche den Namen des Führers,<br />

<strong>der</strong> hier befehligte, die Anzahl seiner<br />

Truppen, den Namen <strong>der</strong> Schlacht, in welcher<br />

sie auftraten, die genaue Angabe <strong>der</strong><br />

Himmelsgegenden und <strong>der</strong> Front erhielten.<br />

So entstanden die von ihm auf mehreren<br />

Punkten des Schlachtfeldes gesetzten<br />

Marksteine. Der Raum auf den Marksteinen<br />

gestatt freilich nur wenige kurze Notizen<br />

(...).“ Dr. Theodor Apel „glaubt nur<br />

dem Wunsche des am Markstein Verweilenden<br />

zu entsprechen, wenn er eine kurze<br />

biographische Skizze <strong>der</strong> hier gezeichneten<br />

Helden, soweit die Nachrichten zu<br />

erlangen waren, bietet und auch die Frage<br />

beantwortet die gewöhnlich von den Besuchern<br />

an ihn gerichtet wurden.“<br />

Ihm liegt sehr daran „vorzüglich<br />

um geschichtliche<br />

Wahrheit zu thun und<br />

fordeert Jeden auf, sich<br />

ihm durch Nachweis von<br />

Irrthümern zu verpflichten.<br />

Wer für einen seiner Marksteine<br />

einen eigenen Platz<br />

kennt, wird sich ein Verdienst<br />

um die Markierung<br />

erwerben, wenn er den<br />

Beweis dafür zur Kenntnis<br />

des Verfassers bringt. Ebensowohl<br />

wird man demselbem<br />

auch verzeihen, wenn er<br />

For<strong>der</strong>ungen, <strong>der</strong>en Erfüllung unmöglich,<br />

nicht berücksichtigen kann. Es hat sich herausgestellt,<br />

dass die Aufstellung <strong>der</strong> Marksteine<br />

an möglichst besuchten Wegen die<br />

wünschenswertheste ist, da den Eigenthümer<br />

<strong>der</strong> Fel<strong>der</strong> nicht zugemuthet werden<br />

kann, grosse Opfer zu bringen; ebenso<br />

mag man die Besucher des Schlachtfeldes<br />

berücksichtigen, die einen nahe<br />

am Wege stehenden Markstein gern und<br />

mit Aufmerksamkeit betrachten, während<br />

unbequeme Feldwege und ermüdendes<br />

Hin- und Herstreifen als zu beschwerlich<br />

in <strong>der</strong> Regel, gescheut werden. Voll des<br />

freudigen Dankes erkennt <strong>der</strong> Verfasser die<br />

Bereitwilligkeit an, mit welcher die Grundeigenthümer<br />

den für jeden Markstein erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Raum uneigennützig, ohne die<br />

geringste Entschädigung zu beanspruchen,<br />

überliessen und theilweise mit freundlichen<br />

Anlagen schmückten. Noch zu erwähnen<br />

ist, dass sämtliche französische<br />

Stellungen bezeichnende Marksteine einen<br />

runden Kopf tragen, während die den Verbündeten<br />

angehörigen in eine Spitze auslaufen,<br />

damit <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>er schon von ferne<br />

erkenne, welche Partei durch denselben<br />

vertreten ist. Die Marksteine selbst sind<br />

nach den Schlachtfel<strong>der</strong>n eingetheilt.“<br />

Der runde Abschluss <strong>der</strong> Steine symbolisiert<br />

den Hut Napoleons und die den Steinabschluss<br />

bildende Pyramide ein auf dem<br />

Kopf stehendes V als „Eselsbrücke“, um<br />

gleich auf den ersten Blick unterscheiden<br />

zu können, für welche kämpfende Seite <strong>der</strong><br />

Stein jeweils gesetzt worden ist. Je nach finanzieller<br />

Lage wurden die Apelsteine aus<br />

haltbarem Granit o<strong>der</strong> dem damals preiswerteren<br />

Sandstein gefertigt.<br />

Quelle: Dr. Theodor Apel, „Führer auf die<br />

Schlachtfel<strong>der</strong> <strong>Leipzig</strong>s<br />

im October 1813 und<br />

zu <strong>der</strong>en Marksteinen“<br />

Verlag Albert Hoffmann,<br />

1863; Reinhard<br />

Münch, „Marksteine<br />

und Denkmale<br />

<strong>der</strong> <strong>Völkerschlacht</strong><br />

in und um <strong>Leipzig</strong>“,<br />

Verlag Dr. Barthel, 2.<br />

Auflage, 2000.<br />

Annett Stengel<br />

Apelstein Nr. 49 am Eingang des<br />

Friedhofes Markkleeberg-Ost<br />

Apelstein Nr. 4 auf <strong>der</strong> Crostewitzer<br />

Höhe, nahe Markkleeberger See<br />

Apelstein Nr. 4, Crostewitzer Höhe<br />

18 200 Jahre <strong>Völkerschlacht</strong> <strong>bei</strong> <strong>Leipzig</strong>

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