Krankenhaus-Report 2014 - AOK-Bundesverband
Krankenhaus-Report 2014 - AOK-Bundesverband
Krankenhaus-Report 2014 - AOK-Bundesverband
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<strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong> <strong>2014</strong>:<br />
Wege zu mehr Patientensicherheit<br />
Pressekonferenz am 21. Januar <strong>2014</strong> in Berlin<br />
Ihre Gesprächspartner:<br />
Prof. Dr. Max Geraedts<br />
Leiter des Instituts für Gesundheitssystemforschung an der<br />
Universität Witten/Herdecke und Mitherausgeber<br />
des <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong>s<br />
<br />
Jürgen Klauber<br />
Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der <strong>AOK</strong> (WIdO)<br />
und Mitherausgeber des <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong>s<br />
Uwe Deh<br />
Geschäftsführender Vorstand des <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>es<br />
www.aok-bv.de I www.wido.de
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Pressemitteilung des <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>es<br />
und des Wissenschaftlichen Instituts der <strong>AOK</strong> (WIdO)<br />
am 21. 01. <strong>2014</strong> in Berlin<br />
Mehr Qualität und weniger Risiken:<br />
<strong>Krankenhaus</strong>landschaft modernisieren<br />
<strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong> <strong>2014</strong> zeigt Möglichkeiten<br />
für mehr Patientensicherheit<br />
Berlin – Wie gut das Ergebnis einer <strong>Krankenhaus</strong>behandlung ist, hängt eng damit zusammen, wie<br />
häufig der Eingriff durchgeführt wird. Das zeigt der <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong> <strong>2014</strong> am Beispiel von planbaren<br />
Hüftgelenk-Operationen. Das Fünftel der Krankenhäuser mit den wenigsten Eingriffen weist<br />
im Vergleich zum Fünftel mit den meisten Behandlungen eine um 37 Prozent höhere Rate an Wiederholungsoperationen<br />
auf. „Vieles spricht dafür, dass mit steigender Erfahrung und Routine bessere<br />
Ergebnisse erzielt werden“, sagte Jürgen Klauber, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts<br />
der <strong>AOK</strong> (WIdO) und Mitherausgeber des <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong>s. Das belegt auch eine aktuelle Auswertung<br />
von <strong>AOK</strong>-Daten zur Versorgung von Frühchen mit weniger als 1.250 Gramm Geburtsgewicht:<br />
Danach liegt die Wahrscheinlichkeit, dass diese Babys sterben, bei Kliniken mit weniger als 15 Fällen<br />
pro Jahr um 87 Prozent höher als bei Kliniken, die mehr als 45 Frühchen pro Jahr versorgen.<br />
„Viele Krankenhäuser versuchen, sich zu ‚kleinen Universitätskliniken‘ zu entwickeln, die alles anbieten“<br />
so Uwe Deh, Geschäftsführender Vorstand des <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>es. „Für eine hochwertige<br />
medizinische Versorgung ist jedoch Spezialisierung das Gebot der Stunde.“ Die im Koalitionsvertrag<br />
vorgesehene Gründung eines Qualitätsinstituts sei ein Schritt in die richtige Richtung. Wer<br />
tatsächlich Versorgungsprobleme beseitigen wolle, müsse aber einen Schritt weiter gehen und die<br />
<strong>Krankenhaus</strong>landschaft modernisieren. Der Koalitionsvertrag mit seiner Qualitätsoffensive biete<br />
hierfür eine gute Orientierung.<br />
„Wir brauchen in erster Linie eine intelligentere <strong>Krankenhaus</strong>planung, die sich am Bedarf der Patienten<br />
orientiert. Die Investitionsentscheidungen der Länder und damit die Kapazitäten der Kliniken<br />
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Presseinformation des <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>es und des WIdO vom 21. Januar <strong>2014</strong> Seite 2 von 2<br />
müssen stärker an die Qualität des einzelnen Hauses und an den tatsächlichen Bedarf in einer Region<br />
gekoppelt werden“, so Deh. Die Länder und Kommunen dürften jedoch mit der anspruchsvollen<br />
Aufgabe einer Strukturreform nicht alleine gelassen werden. Schließlich seien jetzt schon Investitionen<br />
für die vorhandenen Krankenhäuser vielerorts kaum möglich. Während die GKV-Ausgaben<br />
für <strong>Krankenhaus</strong>behandlungen von 2002 bis 2012 um 35 Prozent auf knapp 62 Milliarden Euro<br />
gestiegen sind, sind die Investitionen der Länder für die Krankenhäuser um 19 Prozent auf 2,62<br />
Milliarden Euro gesunken. „Ein Strukturfonds, wie in den Koalitionsverhandlungen angedacht, mit<br />
dem die <strong>Krankenhaus</strong>landschaft vor Ort umsichtig und schrittweise umgebaut werden kann, ist auf<br />
jeden Fall hilfreich“, so das Fazit von Uwe Deh.<br />
Auch auf der Ebene des einzelnen <strong>Krankenhaus</strong>es gibt es zahlreiche Ansätze, um die Patientensicherheit<br />
zu erhöhen, wie der <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong> <strong>2014</strong> zeigt. Beispiele hierfür sind elektronische<br />
Verschreibungssysteme oder gute Hygienemaßnahmen. Register tragen bei der Einführung neuer<br />
Medizinprodukte oder neuer Behandlungsverfahren zur Patientensicherheit bei.<br />
„Wichtig, aber häufig vernachlässigt wird vor allem der Einfluss einer entsprechenden Fehlerkultur<br />
im <strong>Krankenhaus</strong> auf die Patientensicherheit. Die Mitarbeiter müssen noch stärker für das Thema<br />
sensibilisiert und die bereits eingeführten Fehlerberichtssysteme besser genutzt werden, um aus<br />
eigenen Fehlern und den Fehlern anderer Krankenhäuser zu lernen“, so Prof. Dr. Max Geraedts von<br />
der Universität Witten/Herdecke und ebenfalls Mitherausgeber des <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong>s.<br />
Die Fakten weisen darauf hin, dass es Verbesserungspotenziale gibt: Bei etwa fünf bis zehn Prozent<br />
aller <strong>Krankenhaus</strong>behandlungen findet ein unerwünschtes Ereignis wie eine allergische Reaktion<br />
auf ein Medikament statt. Knapp die Hälfte dieser unerwünschten Ereignisse gilt als vermeidbar.<br />
Tatsächliche Fehler kommen mit einer Häufigkeit von rund einem Prozent aller <strong>Krankenhaus</strong>fälle<br />
und tödliche Fehler mit einer Häufigkeit von rund einem Promille vor. Das sind derzeit pro Jahr rund<br />
19.000 Todesfälle.<br />
Ihr Kontakt zum <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>:<br />
Dr. Kai Behrens | Pressesprecher | 030 346 46-23 09 | presse@bv.aok.de<br />
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Pressekonferenz des <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>es und<br />
des Wissenschaftlichen Instituts der <strong>AOK</strong> (WIdO) am 21. 01. <strong>2014</strong> in Berlin<br />
Statement von Prof. Dr. Max Geraedts<br />
Leiter des Instituts für Gesundheitssystemforschung an der Universität Witten/Herdecke<br />
und Mitherausgeber des <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong>s<br />
Risikofaktor <strong>Krankenhaus</strong><br />
Patienten verlassen sich darauf, dass sie im <strong>Krankenhaus</strong> sicher behandelt werden. Sie erwarten<br />
also, dass die Patientensicherheit für alle Beteiligten eine große Rolle spielt. Davon kann im Allgemeinen<br />
auch ausgegangen werden.<br />
Dennoch ist die Tatsache nicht zu verleugnen, dass eine <strong>Krankenhaus</strong>behandlung nicht nur Gutes<br />
bewirken, sondern auch ein Risiko für Patienten bedeuten kann. Jeder kennt Berichte über kaum<br />
nachzuvollziehende Behandlungsfehler. Die Frage ist immer, ob es sich um Ausnahmen handelt<br />
oder um die Spitze eines Eisbergs und ob diese Fehler vermeidbar waren.<br />
Für Patienten und Krankenhäuser lässt sich die immense Bedeutung der Patientensicherheit an<br />
einigen Zahlen veranschaulichen: In Deutschland finden pro Jahr rund 19 Millionen <strong>Krankenhaus</strong>behandlungen<br />
statt, bei denen rund 50 Millionen oftmals komplizierte Prozeduren an immer älteren<br />
Patienten durchgeführt werden. Häufig sind daran verschiedene Akteure beteiligt, was typischerweise<br />
das Fehlerrisiko erhöht.<br />
Gemäß den bekannten Analysen des Aktionsbündnisses Patientensicherheit und des Sachverständigenrates<br />
von 2007 müssen wir nach wie vor davon ausgehen, dass bei fünf bis zehn Prozent aller<br />
<strong>Krankenhaus</strong>behandlungen ein unerwünschtes Ereignis stattfindet. Das kann eine allergische Reaktion<br />
auf ein Medikament sein, die Entzündung einer Operationswunde oder schlimmstenfalls ein<br />
Todesfall, der nicht durch die Krankheit selber, sondern durch deren Behandlung verursacht wurde.<br />
Knapp die Hälfte dieser unerwünschten Ereignisse gilt als vermeidbar. Vermeidbar sind auf jeden<br />
Fall solche Ereignisse, denen ein Fehler zugrunde liegt, wenn also die korrekte Behandlung nicht<br />
oder falsch durchgeführt wurde. Wenn ein Patient, der eine Medikamentenallergie erleidet, von dieser<br />
Allergie wusste, man den Patienten aber nicht nach Medikamentenallergien befragt hat, dann<br />
wäre das so ein vermeidbarer Fehler.<br />
Fehler kommen mit einer Häufigkeit von rund einem Prozent aller <strong>Krankenhaus</strong>fälle vor und tödliche<br />
Fehler mit einer Häufigkeit von rund einem Promille. Ein Fall von 1.000 bedeutet auf dem heutigen<br />
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Versorgungsniveau rund 19.000 Todesfälle in deutschen Krankenhäusern pro Jahr auf der Basis<br />
von Fehlern – das sind fünfmal so viele Todesfälle wie im Straßenverkehr.<br />
Für Krankenhäuser lohnt es sich also, zum Wohle der Patienten in die Patientensicherheit und Vermeidung<br />
von Fehlern zu investieren.<br />
Im <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong> <strong>2014</strong> werden wichtige Ursachen für Gefährdungen der Patientensicherheit<br />
und für Fehler angesprochen und einige erfolgreiche Abhilfemaßnahmen dargestellt. Thematisiert<br />
werden beispielsweise unerwünschte Arzneimittelereignisse, Hygienemängel und die wenig geregelte<br />
Einführung medizinischer Innovationen.<br />
Unerwünschte Arzneimittelereignisse sind beispielsweise mit elektronischen Verschreibungssystemen<br />
vermeidbar. Trainingskonzepte, zum Beispiel für Notfallsituationen in der Geburtshilfe, können<br />
helfen, Abläufe zu optimieren und im Krisenfall Fehler zu verhindern. Hier kann man von anderen<br />
Branchen wie der Luftfahrtindustrie lernen.<br />
<strong>Krankenhaus</strong>infektionen, die jährlich rund vier Prozent der Patienten erleiden, lassen sich durch<br />
gute Hygienemaßnahmen eher vermeiden. Es bleibt zum Beispiel wesentlich, im Behandlungsalltag<br />
auf ausreichende Händedesinfektion zu drängen. Eine Zielmarge von 80 Prozent wird heute von den<br />
deutschen Krankenhäusern noch nicht durchgängig erreicht, sie liegt bei einigen Krankenhäusern<br />
bei gerade einmal 50 Prozent.<br />
Bei der Einführung neuer Medizinprodukte oder neuer Behandlungsverfahren lassen sich mit Registern<br />
wichtige Erkenntnisse zu Gefährdungen der Patientensicherheit gewinnen. Wege in diese<br />
Richtung, wie sie mit dem Deutschen Aortenklappenregister und dem Deutschen Endoprothesenregister<br />
eingeschlagen werden, sind sehr zu begrüßen.<br />
Am wichtigsten scheint aber, dass die Krankenhäuser noch stärker für das Thema sensibilisiert<br />
werden, eine Fehlerkultur zu etablieren und die bereits eingeführten Fehlerberichtssysteme stärker<br />
zu nutzen, um besser aus eigenen Fehlern und den Fehlern anderer Krankenhäuser zu lernen.<br />
Das lohnt sich nicht nur, weil Patienten dann sicherer behandelt und vermehrt gesund werden,<br />
sondern auch, weil kostenträchtige Komplikationen und die in den letzten Jahren stark steigenden<br />
Schadenersatzansprüche eingedämmt werden könnten.<br />
Ansprechpartner<br />
Dr. Kai Behrens | <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong> | 030 34646-23 09 | presse@bv.aok.de<br />
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Risikofaktor <strong>Krankenhaus</strong><br />
<strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong> <strong>2014</strong><br />
Schwerpunkt: Patientensicherheit<br />
21. Januar <strong>2014</strong><br />
Prof. Dr. Max Geraedts<br />
Institut für Gesundheitssystemforschung - Fakultät für Gesundheit - Universität Witten/Herdecke
Tabelle 1: Geschätzter Anteil und Anzahl Fälle mit patientensicherheitsrelevanten<br />
Ereignissen (PSRE) in Krankenhäusern Deutschlands (Bezugsjahr 2011) –<br />
Berechnung auf der Basis der Angaben des Sachverständigenrats-Gutachtens 2007<br />
PSRE-Art Anteil % Anzahl* mit PSRE<br />
Unerwünschte<br />
Ereignisse (UE)<br />
Anzahl* ohne<br />
PSRE<br />
5-10% 0,9-1,8 Millionen 17 -17,9 Millionen<br />
Vermeidbare UE 2-4% 360.000-720.000 18,08 -18,44 Mill.<br />
Behandlungsfehler 1% 188.000 18,78 Millionen<br />
Tödliche Fehler 0,1% 18.800 18,798 Millionen<br />
*geschätzte Häufigkeit bezogen auf 18,8 Millionen Behandlungsfälle 2011<br />
Institut für Gesundheitssystemforschung - Fakultät für Gesundheit - Universität Witten/Herdecke
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Pressekonferenz des <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>es und<br />
des Wissenschaftlichen Instituts der <strong>AOK</strong> (WIdO) am 21. 01. <strong>2014</strong> in Berlin<br />
Statement von Jürgen Klauber<br />
Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der <strong>AOK</strong> (WIdO) und<br />
Mitherausgeber des <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong>s<br />
Qualitätstransparenz stärkt Patientensicherheit<br />
Die Verbesserung der Patientensicherheit im <strong>Krankenhaus</strong> ist eng damit verbunden, die Qualität<br />
der <strong>Krankenhaus</strong>behandlung transparent zu machen. Denn nur wenn Qualitätsprobleme bekannt<br />
sind, können im Klinikbetrieb Initiativen ergriffen werden, um Fehler zu vermeiden. Gibt es beispielsweise<br />
auffällige Versorgungsunterschiede zwischen verschiedenen Einrichtungen, wie ein gehäuftes<br />
Auftreten von Komplikationen, kann dem im betroffenen <strong>Krankenhaus</strong> mit eigenen Analysen<br />
nachgegangen werden und das klinikinterne Qualitätsmanagement in der Folge Maßnahmen zur<br />
Verbesserung einleiten.<br />
Eine derartige Qualitätstransparenz kann beispielsweise durch die externe gesetzliche Qualitätssicherung<br />
hergestellt werden, wie in einem Beitrag im aktuellen <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong> ausgeführt wird.<br />
So wertet das AQUA-Institut, das derzeit Qualitätsindikatoren für rund 30 Leistungsbereiche vorlegt,<br />
die von den Krankenhäusern gemeldeten Daten aus. Für den Leistungsbereich Herzschrittmacher-<br />
Implantation wird unter anderem der Qualitätsindikator Vorhofsondendislokation (Verrutschen einer<br />
implantierten Vorhofsonde) betrachtet. Die Dislokation kann die Funktionsfähigkeit des implantierten<br />
Herzschrittmachers gefährden. Gemäß den vorliegenden internationalen Daten wird bei einem<br />
<strong>Krankenhaus</strong> ein Verrutschen in mehr als 3 Prozent der Fälle als auffällig gewertet. Dies kann ein<br />
Hinweis auf eine schlechtere Versorgungsqualität sein. Auffällig in diesem Sinne waren im Jahr<br />
2012 genau 131 von insgesamt 971 Krankenhäusern (13,5 Prozent). Der darauf aufbauende Dialog<br />
mit den Krankenhäusern kann dazu beitragen, Schwachstellen zu identifizieren und Verbesserungen<br />
in den Häusern herbeizuführen.<br />
Mit dem Verfahren „Qualitätssicherung mit Routinedaten“ (QSR) stellt das Wissenschaftliche Institut<br />
der <strong>AOK</strong> (WIdO) gleichfalls eine Methode zur Schaffung von Qualitätstransparenz zur Verfügung.<br />
Ziel von QSR ist es, Unterschiede in der Ergebnisqualität aufzuzeigen, was für den Patienten von<br />
zentraler Bedeutung ist. Zugleich setzt das QSR-Verfahren, das mit Experten aus Klinik und Wissenschaft<br />
kontinuierlich weiterentwickelt wird, auf die Analyse von Langzeitergebnissen. Der ansonsten<br />
auf den <strong>Krankenhaus</strong>aufenthalt begrenzte Blick wird somit substanziell ergänzt; das <strong>Krankenhaus</strong><br />
erhält Qualitätsinformationen, die es sonst nicht hat. Die Datenbasis des Verfahrens bilden Routinewww.aok-bv.de<br />
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daten aus der Abrechnung mit den Krankenkassen, so dass Qualitätsunterschiede flächendeckend<br />
und aufwandsarm aufgezeigt werden können.<br />
Erläutern möchte ich dies am Beispiel des planbaren Hüftgelenkersatzes bei Arthrose, für den<br />
<strong>AOK</strong>-Patienten der Jahre 2009 bis 2011 betrachtet wurden. Zunächst ist auch für diesen Eingriff<br />
festzustellen, dass Patienten in erheblichem Umfang von Komplikationen und Revisionen (erneute<br />
Operationen binnen Jahresfrist) betroffen sind. So kam es bis zu einem Jahr nach dem Eingriff<br />
bei 7,4 Prozent der Patienten zu mindestens einem solchen Ereignis. Bei 4 Prozent der Patienten<br />
wurde eine Revision vorgenommen. In Deutschland gab es 2012 laut AQUA-Institut rund 154.000<br />
Fälle einer geplanten Hüftgelenk-Erstimplantation. Nimmt man obige Komplikationsquoten, tritt also<br />
binnen Jahresfrist bei mehr als 11.000 Patienten mindestens eine Komplikation ein; bei rund 6.000<br />
Patienten kommt es in diesem Zeitraum zu einer Revisionsoperation.<br />
Dazu kommt, dass sich zwischen den Krankenhäusern deutliche Unterschiede bei der Ergebnisqualität<br />
zeigen. Für das Viertel der Krankenhäuser mit den niedrigsten Revisionsraten beträgt diese<br />
maximal 2,6 Prozent. Beim Viertel der Krankenhäuser mit den höchsten Revisionsraten liegt sie bei<br />
mindestens 5,7 Prozent, also mehr als doppelt so hoch. Diese Unterschiede bleiben auch dann<br />
bestehen, wenn die unterschiedliche Fallschwere der einbezogenen Patienten (Risikoadjustierung)<br />
berücksichtigt wird. Beim Zehntel der schlechtesten Krankenhäuser übersteigt die beobachtete<br />
Revisionsrate den nach Risikoadjustierung für das jeweilige Haus zu erwartenden Wert um mindestens<br />
93 Prozent. Das Zehntel der besten Krankenhäuser unterschreitet die für das jeweilige Haus<br />
erwartete Revisionsrate um mindestens 56 Prozent.<br />
Beim Gelenkersatz hängen derartige Qualitätsunterschiede stark damit zusammen, wie häufig eine<br />
Operation an einer Klinik durchgeführt wird. Es spricht viel dafür, dass mit steigender Erfahrung<br />
und Routine bessere Ergebnisse erzielt werden. Eine aktuelle Analyse im <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong> <strong>2014</strong><br />
untersucht dies für den planbaren Hüftgelenkersatz.<br />
Es gibt große Unterschiede, wie häufig ein planbarer Hüftgelenkersatz durchgeführt wird. Sortiert<br />
man die Krankenhäuser nach der Fallzahl und unterteilt sie in fünf gleich große Klassen, so zeigt<br />
sich: Während im Fünftel der Krankenhäuser mit den wenigsten Eingriffen ein Haus auf maximal 44<br />
Operationen pro Jahr kommt, führen im Fünftel der Krankenhäuser mit den meisten Operationen<br />
die Häuser mindestens 201 Operationen aus.<br />
Auf Basis einer risikoadjustierten Analyse, die den Fallschweremix der Häuser berücksichtigt, zeigt<br />
sich weiter: Das Fünftel der Krankenhäuser mit den wenigsten Eingriffen weist im Vergleich zum<br />
Fünftel mit den meisten Behandlungen eine um 37 Prozent höhere Revisionsrate auf. Vergleicht<br />
man entsprechend das zweite und dritte Fünftel mit dem Fünftel mit den meisten Behandlungen,<br />
so betragen die Risikoerhöhungen 23 beziehungsweise 17 Prozent. Für planbare Hüftgelenk-<br />
Operationen kann der Krankhaus-<strong>Report</strong> <strong>2014</strong> den Zusammenhang zwischen Menge und Ergebnis<br />
damit deutlich belegen.<br />
Festzuhalten bleibt: Externe Qualitätstransparenz unterstützt die Bemühungen um Patientensicherheit.<br />
Der Beitrag der „Qualitätssicherung mit Routinedaten“ (QSR) für die Patientensicherheit<br />
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entfaltet sich dabei auf verschiedenen Wegen. Krankenhäuser, wie beispielsweise die rund 200<br />
deutschen Kliniken der Initiative Qualitätsmedizin (IQM), nutzen unter anderem QSR-Indikatoren,<br />
um ihre Behandlungsqualität im Rahmen des klinikinternen Qualitätsmanagements zu verbessern.<br />
Denn mit diesen Langzeitindikatoren erhalten die Krankenhäuser Mehrinformationen, die ihnen<br />
sonst nicht vorliegen. Neben der krankenhausinternen Nutzung können Patienten und Ärzte die<br />
QSR-Ergebnisse heranziehen, wenn sie das passende <strong>Krankenhaus</strong> vor einer geplanten Operation<br />
aussuchen. Damit leistet das Verfahren einen wichtigen Beitrag zur Patientensicherheit.<br />
Ansprechpartner<br />
Dr. Kai Behrens | <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong> | 030 34646-23 09 | presse@bv.aok.de<br />
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Wissenschaftliches Institut der <strong>AOK</strong><br />
Qualitätstransparenz stärkt<br />
Patientensicherheit<br />
<strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong> <strong>2014</strong><br />
Schwerpunkt: Patientensicherheit<br />
21. Januar <strong>2014</strong> in Berlin<br />
Jürgen Klauber<br />
© WIdO <strong>2014</strong>
Wissenschaftliches Institut der <strong>AOK</strong><br />
Qualität beim planbaren Hüftgelenkersatz bei Arthrose:<br />
Komplikationen und Revisionen<br />
Auf Basis der<br />
Fälle<br />
Auf Basis der Krankenhäuser<br />
Durchschnitt 25-Perzentil Median 75-Perzentil<br />
Gesamtindikator* 7,4 % 5,4 % 7,2 % 9,8 %<br />
Revision (bis zu 365 Tage) 4,0 % 2,6 % 4,0 % 5,7 %<br />
Chirurg. Komplikationen<br />
(90 bzw. 365 Tage)<br />
4,6 % 2,9 % 4,4 % 6,5 %<br />
Sterblichkeit (90 Tage) 0,5 % 0,0 % 0,0 % 0,9 %<br />
Oberschenkelbruch<br />
(90 Tage)<br />
0,7 % 0,0 % 0,5 % 1,3 %<br />
* Mehrfachereignisse möglich (führt zu abweichendem Gesamtwert)<br />
Darstellung: Komplikationen und Revisionen beim planbaren Hüftgelenkersatz bei Arthrose bei <strong>AOK</strong>-Versicherten<br />
Datenbasis: 140.063 <strong>AOK</strong>-Versicherte Patienten aus 896 Kliniken mit mindestens 30 Fällen (2009 bis 2011)<br />
Quelle: Qualitätssicherung mit Routinedaten (QSR)<br />
© WIdO <strong>2014</strong><br />
<strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong> <strong>2014</strong> – Schwerpunkt: Patientensicherheit 2
Wissenschaftliches Institut der <strong>AOK</strong><br />
Revisionen beim planbaren Hüftgelenkersatz<br />
(risikoadjustiert*)<br />
5,0<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
10 % der Häuser unterschreiten die erwartete<br />
Komplikationszahl um mindestens 56 %<br />
10 % der Häuser übersteigen die erwartete<br />
Komplikationszahl um mindestens 93 %<br />
*Die Datenbasis bilden die <strong>AOK</strong>-Fälle aus Kliniken mit mindestens 30 Fällen (2009 bis 2011)<br />
Risikoadjustiert bedeutet, dass beim Vergleich berücksichtigt ist, wie viele Ereignisse aufgrund der Patientenstruktur eines Hauses (Alter,<br />
Geschlecht, Erkrankungen) zu erwarten gewesen wären. Der SMR-Wert gibt den Quotienten von beobachteten zu erwarteten Ereignissen<br />
an. 1,0 bedeutet, dass die erwartete Anzahl exakt eingetreten ist, 1,5 signalisiert eine Überschreitung um 50 %.<br />
© WIdO <strong>2014</strong><br />
<strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong> <strong>2014</strong> – Schwerpunkt: Patientensicherheit 3
Wissenschaftliches Institut der <strong>AOK</strong><br />
Anzahl der planbaren Hüftgelenkimplantationen pro Jahr<br />
1.500<br />
1.000<br />
3−44<br />
Fälle<br />
45−73<br />
Fälle<br />
74−116<br />
Fälle<br />
117−200<br />
Fälle<br />
201−1.345<br />
Fälle<br />
500<br />
0<br />
0 200 400<br />
600 800 1.000<br />
Datenbasis: <strong>AOK</strong>-Abrechnungsfälle 2008–2010, hochgerechnete Gesamtzahl der Klinik<br />
Quelle: <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong> <strong>2014</strong><br />
© WIdO <strong>2014</strong><br />
<strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong> <strong>2014</strong> – Schwerpunkt: Patientensicherheit 4
Wissenschaftliches Institut der <strong>AOK</strong><br />
Revisionen bei planbaren Hüftgelenkimplantationen<br />
- im Vergleich zu Krankenhäusern mit den höchsten Fallzahlen (> 200 pro Jahr) -<br />
80<br />
60<br />
Konfidenzintervall<br />
Risikoerhöhung<br />
für Revision<br />
40<br />
+ 37 %<br />
20<br />
0<br />
+ 5 %<br />
+ 17 %<br />
+ 23 %<br />
-20<br />
Datenbasis: <strong>AOK</strong>-Abrechnungsfälle 2008–2010, hochgerechnete Gesamtzahl für 1034 Kliniken<br />
Quelle: <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong> <strong>2014</strong><br />
© WIdO <strong>2014</strong><br />
<strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong> <strong>2014</strong> – Schwerpunkt: Patientensicherheit 5
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Pressekonferenz des <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>es und<br />
des Wissenschaftlichen Instituts der <strong>AOK</strong> (WIdO) am 21. 01. <strong>2014</strong> in Berlin<br />
Statement von Uwe Deh<br />
Geschäftsführender Vorstand des <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong>es<br />
Mehr Qualität durch die Spezialisierung von Kliniken<br />
Wie können wir mehr Sicherheit für Patienten schaffen, die im <strong>Krankenhaus</strong> behandelt werden?<br />
Diese Frage steht im Mittelpunkt des diesjährigen <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong>s des WIdO. Auf der Ebene<br />
des einzelnen <strong>Krankenhaus</strong>es sollte eine offene Fehlerkultur etabliert werden. Und unsere Auswertungen<br />
von Routinedaten mit dem QSR-Verfahren machen für Ärzte und Patienten transparent, wie<br />
sich die Qualität in den einzelnen Häusern unterscheidet. Damit hat jede Klinik die Möglichkeit, eine<br />
eigene Qualitätskultur für mehr Patientensicherheit zu entwickeln.<br />
Aber damit ist es längst noch nicht getan: Wir müssen auch die Rahmenbedingungen für die Kliniken<br />
ändern. Denn Ärzte, Pfleger und das <strong>Krankenhaus</strong>management können sich noch so sehr um mehr<br />
Patientensicherheit bemühen – solange es weiterhin Fehlanreize durch strukturelle Defizite gibt, stoßen<br />
diese Bemühungen zwangsläufig an Grenzen. Ein Beispiel ist die riskante Mengenentwicklung<br />
bei bestimmten lukrativen Eingriffen wie Rückenoperationen, die in den letzten Monaten immer wieder<br />
Thema war. Wenn Operationen nicht nur aus medizinischen, sondern auch aus wirtschaftlichen<br />
Gründen durchgeführt werden, ist die Patientensicherheit schnell in Gefahr.<br />
Unnötige Risiken entstehen aber auch durch mangelnde Spezialisierung und Arbeitsteilung zwischen<br />
den Kliniken. Eigentlich sollten sich die Krankenhäuser am Bedarf der Patienten orientieren.<br />
Stattdessen versuchen viele Häuser, sich angesichts der Konkurrenz und aus einem primär<br />
ökonomischen Kalkül zu „kleinen Universitätskliniken“ zu entwickeln, die alles anbieten. Für eine<br />
hochwertige medizinische Versorgung ist jedoch Spezialisierung das Gebot der Stunde. Richtig<br />
verstandene Spezialisierung bedeutet, dass sich ein <strong>Krankenhaus</strong> entsprechend dem Bedarf zu<br />
einem Grundversorger für die Fläche oder zu einer Fachklinik für ein großes Einzugsgebiet entwickelt.<br />
Der aktuelle <strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong> zeigt deutlich, wie sich die strukturellen Probleme unserer <strong>Krankenhaus</strong>landschaft<br />
auf die Patientensicherheit auswirken. Sie haben das Beispiel der Qualitätsunterschiede<br />
bei den Hüft-OPs eben gehört. Ein weiteres drastisches Beispiel ist die Versorgung von<br />
Frühgeborenen. Jedes Jahr kommen in Deutschland etwa 60.000 Babys vor der 37. Schwangerschaftswoche<br />
zur Welt. Besonders gefährdet sind sehr kleine Frühgeborene, die bei ihrer Geburt<br />
weniger als 1.250 Gramm wiegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Babys sterben, ist in Kliniken<br />
mit geringen Fallzahlen wesentlich höher. Sie liegt bei Kliniken, in denen weniger als 15 Frühchen pro<br />
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Jahr zur Welt kommen, um 87 Prozent höher als in Kliniken mit mehr als 45 Fällen pro Jahr. Das zeigt<br />
eine aktuelle Auswertung auf Basis von <strong>AOK</strong>-Daten. Hier gibt es also dringenden Handlungsbedarf.<br />
Doch wie kommt es zu diesen Strukturproblemen, die zu schlechten Ergebnissen und unnötigen<br />
Risiken für die Patienten führen? Immer wieder wird das DRG-System für Fehlanreize verantwortlich<br />
gemacht, doch das ist falsch: Das DRG-System hat dafür gesorgt, dass die Kliniken effizienter<br />
geworden sind. Damit hat es genau das getan, was es sollte. Wir haben heute ein modernes Vergütungssystem,<br />
aber es fehlt die Einbettung in eine vernünftige Planung des Versorgungsangebots.<br />
Das Grundproblem liegt darin, dass niemand danach fragt, ob das vorhandene Angebot an Krankenhäusern<br />
tatsächlich zur Nachfrage nach einer qualitativ hochwertigen Versorgung passt. Deshalb<br />
gerät unsere historisch gewachsene <strong>Krankenhaus</strong>landschaft inzwischen immer stärker unter Druck.<br />
Dass die Strukturen zu wenig am Bedarf der Patienten orientiert sind, zeigt sich auch in der<br />
mangelnden Auslastung der Krankenhäuser in Deutschland. So hat der Bayerische Oberste Rechnungshof<br />
in seinem Jahresbericht 2013 darauf hingewiesen, dass die Auslastung der bayerischen<br />
Krankenhäuser von 84 Prozent im Jahr 1991 auf mittlerweile knapp 77 Prozent gesunken ist. Der<br />
Rechnungshof hat deshalb verlangt, Überkapazitäten abzubauen und die <strong>Krankenhaus</strong>planung des<br />
Landes an den neuen Rahmenbedingungen auszurichten. Und das bleibt nicht auf den Freistaat<br />
beschränkt: Auf Bundesebene liegt die Auslastung der Krankenhäuser laut Statistischem Bundesamt<br />
nur geringfügig höher als in Bayern, nämlich bei 77,4 Prozent. Schlecht ausgelastete Kliniken,<br />
die den ökonomischen Druck spüren, versuchen ihn auszugleichen – vielfach, indem sie immer<br />
mehr Patienten „durchschleusen“. Und auf der politischen Ebene führt der wirtschaftliche Druck<br />
zu der Forderung, noch mehr Geld in das System zu pumpen. In den vergangenen Jahren hat die<br />
gesetzliche Krankenversicherung (GKV) tatsächlich immer mehr Geld zur Verfügung gestellt. Damit<br />
schaffen wir aber keine Anreize für den notwendigen Umbau der <strong>Krankenhaus</strong>landschaft.<br />
Spezialisierung und Zentrenbildung setzen voraus, dass Investitionsentscheidungen nach dem<br />
Bedarf von Patienten getroffen werden. Davon sind wir vielerorts aber sehr weit entfernt. So kürzen<br />
viele Länder seit Jahren ihre Mittel für die Kliniken. Während die GKV-Ausgaben für <strong>Krankenhaus</strong>behandlungen<br />
von 2002 bis 2012 um 35 Prozent auf knapp 62 Milliarden Euro gestiegen sind,<br />
sind die Investitionen der Länder für die Krankenhäuser um 19 Prozent auf 2,62 Milliarden Euro<br />
gesunken. Nehmen wir mal das Beispiel Thüringen: Dieses Land hat in der Vergangenheit sehr viel<br />
Geld in seine Krankenhäuser gesteckt. Zuletzt sind die Fördermittel für die Kliniken aber drastisch<br />
zusammengestrichen worden. Sie deckten schon 2011 nur noch 3,4 Prozent der Gesamtkosten<br />
und lagen damit noch unter dem ohnehin niedrigen Bundesdurchschnitt von 3,7 Prozent. Seit dem<br />
Jahr 2012 hat sich die Situation noch verschärft: Das Land Thüringen investiert jetzt nur noch eine<br />
eher symbolische Summe von gut einer Million Euro aus originären Landesmitteln in die Krankenhäuser.<br />
Fast die gesamte <strong>Krankenhaus</strong>förderung erfolgt über die Krankenkassen oder über eine<br />
Kreisumlage – die allerdings in diesem Jahr ebenfalls drastisch gekürzt werden soll.<br />
Die Folge ist dann, dass Krankenhäuser ihre Investitionen aus den Mitteln für die Patientenbehandlung<br />
finanzieren müssen. Und das bedeutet, dass ein <strong>Krankenhaus</strong> schon aus rein betriebswirtschaftlichen<br />
Gründen mehr Behandlungen durchführen muss. Die vorhandenen Fehlanreize und<br />
negativen Folgen für die Sicherheit der Patienten werden also verstärkt.<br />
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Was ist also zu tun? Wir brauchen eine intelligentere <strong>Krankenhaus</strong>planung, die sich am Bedarf der<br />
Patienten orientiert. Die Investitionsentscheidungen der Länder und damit auch die Kapazitäten der<br />
Kliniken müssen stärker an die Qualität des einzelnen Hauses und an den tatsächlichen Bedarf in einer<br />
Region gekoppelt werden. Und nicht zuletzt sollten die Krankenkassen die Möglichkeit erhalten,<br />
besonders schlechte Qualität nicht mehr zu bezahlen. Dann bleibt auch mehr Geld für gute Qualität.<br />
Die Reform der Krankenhäuser nimmt im Koalitionsvertrag einen prominenten Platz ein – und das ist<br />
auch gut so. Auch die vorgesehene Gründung eines Qualitätsinstituts ist ein Schritt in die richtige<br />
Richtung. Wer tatsächlich Versorgungsprobleme beseitigen und die Patientensicherheit stärken<br />
will, sollte aber mutig einen Schritt weiter gehen und die <strong>Krankenhaus</strong>landschaft am Bedarf der<br />
Patienten ausrichten. Wir sollten die Länder und Kommunen mit der Bewältigung dieser Aufgabe<br />
allerdings nicht alleine lassen. Schließlich ist schon die Investitionsfinanzierung für die vorhandenen<br />
Kapazitäten vielerorts kaum möglich. Hilfreich wäre deshalb ein Strukturfonds, mit dem die<br />
<strong>Krankenhaus</strong>landschaft vor Ort umsichtig und schrittweise umgebaut werden kann. Wer sich an<br />
eine <strong>Krankenhaus</strong>reform macht, braucht sicherlich einen langen Atem. Fest steht aber auch, dass<br />
Patienten heute eine gute und sichere Behandlung erwarten, und auch Ärzte und Pflegekräfte in den<br />
Krankenhäusern sind sensibel für das Thema. Wer hier etwas ändern will, rennt offene Türen ein.<br />
Ansprechpartner<br />
Dr. Kai Behrens | <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong> | 030 34646-23 09 | presse@bv.aok.de<br />
www.aok-bv.de I www.wido.de
Mehr Qualität durch die<br />
Spezialisierung von Kliniken<br />
<strong>Krankenhaus</strong>-<strong>Report</strong> <strong>2014</strong><br />
Schwerpunkt: Patientensicherheit<br />
21. Januar <strong>2014</strong> in Berlin<br />
Uwe Deh
Sterblichkeit bei frühchen von 500 bis 1.249 Gramm<br />
im Vergleich zu Krankenhäusern mit den höchsten Fallzahlen (≥ 45 pro Jahr)<br />
Risikoerhöhung in Prozent<br />
160<br />
140<br />
120<br />
Risikoerhöhung<br />
für Sterblichkeit<br />
Konfidenzintervall *<br />
100<br />
80<br />
+ 87 %<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
+ 17 %<br />
+ 31 %<br />
Fälle<br />
pro Jahr<br />
-20<br />
≥ 45 Frühchen 30 – 44 Frühchen 15 – 29 Frühchen 1 – 14 Frühchen<br />
pro Jahr pro Jahr pro Jahr pro Jahr<br />
Datenbasis: 5.627 <strong>AOK</strong>-Abrechnungsfälle mit einem Aufnahmegewicht von 500 – 1.249 Gramm<br />
Januar 2009 bis Juni 2012; hochgerechnete Gesamtzahl für 263 Kliniken<br />
* Mit einer Wahrscheinlichkeit von 95% liegt die Risikoerhöhung in diesem Bereich.<br />
Quelle: WIdO<br />
Grafik: <strong>AOK</strong>-Mediendienst
Investitionen auf absolutem Tief<br />
Veränderung in Prozent<br />
35 %<br />
61,8 Mrd. Euro<br />
+ 34,9 %<br />
30 %<br />
25 %<br />
20 %<br />
15 %<br />
10 %<br />
5 %<br />
0 %<br />
-5 %<br />
-10 %<br />
GKV-Ausgaben für<br />
<strong>Krankenhaus</strong>behandlung<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />
Investitionsfinanzierung<br />
der Länder<br />
-15 %<br />
-20 %<br />
2,6 Mrd. Euro<br />
- 19,1 %<br />
Quelle: AOLG, <strong>AOK</strong>-<strong>Bundesverband</strong><br />
Grafik: <strong>AOK</strong>-Mediendienst