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Prothesenschaft EXCIA - Implantat - Atlas Zementfreie Hüftpfannen

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Erste Erfahrungen und Ergebnisse mit dem Hüftprothesenschaft<br />

<strong>EXCIA</strong><br />

W. Strecker, G. Barthel, S. Middeldorf<br />

159<br />

Der berühmten Devise von Michael de Bakey ”simpler,<br />

safer, shorter” folgend, waren folgende Zielvorgaben<br />

von einem neuen Endoprothesenschaft zu erfüllen:<br />

• <strong>Zementfreie</strong> oder zementierte <strong>Implantat</strong>ionstechnik<br />

mit einem Instrumentarium.<br />

• Einfache, solide und komplikationsarme Operationstechnik.<br />

• Großer Bewegungsumfang zur Reduktion von<br />

Impingement- und Luxationsrisiko.<br />

• Eignung für minimal-invasive Zugangswege.<br />

Das <strong>EXCIA</strong>-Schaftsystem (Abb. 1) erfüllt weitgehend<br />

diese Forderungen:<br />

• Ein Instrumentarium sowohl für die zementierte als<br />

auch für die zementfreie <strong>Implantat</strong>ion (Abb. 2).<br />

• Einfache, solide und komplikationsarme Operationstechnik<br />

durch passgenaue Instrumente und durch<br />

anatomisch geformte Prothesenschäfte (Abb. 1).<br />

• Großer Bewegungsumfang (range of motion =<br />

ROM) durch die Kombination eines schlanken<br />

Konus mit einem großen Prothesenkopf.<br />

Das <strong>EXCIA</strong>-Schaftsystem zeichnet sich durch einen<br />

schlanken 8/10 mm Prothesenkonus aus. In Kombination<br />

mit einem Prothesenkopf von 32 mm Durchmesser<br />

ergeben sich folgende Vorteile:<br />

• Der Konus 8/10 mm (Abb. 3a) erlaubt wesentlich<br />

größere Materialstärken für den Prothesenkopf<br />

(Abb. 3b) und benötigt dadurch keinen Kragen für<br />

die Kopfgröße 32 XL (Abb. 3c).<br />

• Der daraus resultierende, erheblich vergrößerte<br />

Bewegungsumfang gegenüber Prothesenschäften<br />

mit Konus 12/14 ist in Tab. 1a für Prothesenköpfe<br />

mit 28 mm Durchmesser und in Tab. 1b für Köpfe<br />

mit 32 mm Durchmesser zusammengefasst. Auffallend<br />

ist hierbei nicht nur der wesentlich größere<br />

Bewegungsumfang in einer Größenordnung von<br />

b<br />

a<br />

c<br />

Abb. 1 <strong>EXCIA</strong>-Hüftendoprothesenschäfte zementiert (links) mit distalem Zentrierstern (Centraliser) und zementfrei (rechts)<br />

mit proximal stärkeren Formrippen und Trochanterflügel zur torsionsstabilen metaphysären Pressfitverankerung sowie rauporöser<br />

Titanoberfläche und CaP-Beschichtung (a). Zementierte <strong>Implantat</strong>ion mit PE-Pfanne, Keramikkopf 32 M und Markraumsperrer<br />

IMSET (b). <strong>Zementfreie</strong> <strong>Implantat</strong>ion mit PLASMACUP und Keramik-Keramik-Paarung 32 L beidseits (c).


160 W. Strecker, G. Barthel, S. Middeldorf<br />

jeweils rund 15° in den häufig benutzten Kopfgrößen<br />

S, M und L, sondern insbesondere der<br />

enorme Unterschied der Bewegungsumfänge bei<br />

Verwendung von Prothesenköpfen der Größe XL.<br />

Hier beträgt der Zugewinn an ROM bis zu über 50°<br />

im Vergleich zu Prothesenschäften mit dem Standardkonus<br />

12/14 bei jeweils gleichen Kopfdurchmessern.<br />

a<br />

c<br />

b<br />

d<br />

Abb. 2 Instrumentarium des <strong>EXCIA</strong>-Systems. Das Sieb für die zementfreie oder zementierte Schaftimplantation (a) enthält<br />

die spongiosaschonenden Formraspeln (b), Handgriffe für den lateralen (oben) und postero-lateralen (unten) Zugang (c)<br />

sowie den Flügelprofiler für die zementfreie <strong>Implantat</strong>ion (d).<br />

Tab. 1 Maximal mögliche Bewegungsumfänge (ROM) verschiedener Hüftendoprothesenkombinationen in Abhängigkeit<br />

von Kopfdurchmesser und Konusgröße. Gegenübergestellt sind die Bewegungsumfänge unter Verwendung von<br />

Prothesenköpfen mit 28 mm Durchmesser (a) und 32 mm Durchmesser (b), jeweils kombiniert mit <strong>EXCIA</strong>-Schäften<br />

(Konus 8/10) und BICONTACT-Schäften (Konus 12/14). Bei allen Messungen wurde eine Kombination mit Pressfitpfannen<br />

PLASMACUP SC zugrunde gelegt.<br />

Kopf ø ROM [ ° ]<br />

S 134 118<br />

28 M 135 120<br />

L 136 121<br />

XL 138 87<br />

XXL 111 87<br />

Konus 8 / 10 12 / 14<br />

Kopf ø ROM [ ° ]<br />

S 139 123<br />

32 M 141 126<br />

L 142 129<br />

XL 143 99<br />

XXL 120 99<br />

Konus 8 / 10 12 / 14<br />

a<br />

<strong>EXCIA</strong> /<br />

PLASMACUP SC<br />

BICONTACT/<br />

PLASMACUP SC<br />

b<br />

EXICA /<br />

PLASMACUP SC<br />

BICONTACT/<br />

PLASMACUP SC


Erste Erfahrungen und Ergebnisse mit dem Hüftprothesenschaft <strong>EXCIA</strong> 161<br />

a<br />

a<br />

b<br />

b<br />

Abb. 4 Hautnarbe (a) nach zementfreier <strong>Implantat</strong>ion mit<br />

PLASMACUP 60 mm Durchmesser und <strong>EXCIA</strong>-Schaft (b)<br />

über einen postero-lateralen Zugangsweg.<br />

c<br />

Abb. 3 Der schlanke Konus 8/10 im Vergleich (Abb. 3a,<br />

links) mit einem Konus 12/14 (Mitte) und einem Konus<br />

14/16 (rechts) erlaubt wesentlich größere Wandstärken der<br />

Prothesenköpfe, hier im Vergleich zu einem Kopf für einen<br />

Konus 14/16 (Abb. 3b, rechts), was darüber hinaus einen<br />

Kragen für die Kopfgröße 32 XL überflüssig macht. Von<br />

links nach rechts sind in Abb. 3c Probeköpfe in den Größen<br />

XXL, XL, L, M und S dargestellt, oben mit 28 mm Durchmesser,<br />

unten mit 32 mm Durchmesser.<br />

Der <strong>EXCIA</strong>-Schaft für die zementfreie <strong>Implantat</strong>ion<br />

besteht aus der Titanschmiedelegierung Ti6Al4V<br />

(ISO 5832-3). Zur besseren metaphysären Osteointegration<br />

ist der proximale Schaftanteil aufgeraut und<br />

mit einer porösen Titanoberfläche und Dicalciumphosphat<br />

µ-CaP beschichtet. Die etwas kräftigere<br />

proximale Formrippe und der Trochanterflügel sollen<br />

eine torsionsstabile metaphysäre Pressfitverankerung<br />

gewährleisten.<br />

Der <strong>EXCIA</strong>-Schaft für die zementierte Verankerung<br />

besteht aus der Kobalt-Chrom-Molybdän-Schmiedelegierung<br />

CoCr29Mo (ISO 5832-12). Die proximale<br />

Formrippe ist etwas schlanker, ein Trochanterflügel<br />

fehlt. Die distale Zentrierung des Vollzementmantelschaftes<br />

erfolgt durch einen Zentrierstern aus PMMA<br />

(Abb. 1a).<br />

Der <strong>EXCIA</strong>-<strong>Prothesenschaft</strong> erfüllt durch seine<br />

schlanke, harmonische Form gleichzeitig alle Anforderungen<br />

an eine minimal-invasive und weichteilschonende<br />

<strong>Implantat</strong>ionstechnik. Letztlich bleibt<br />

allerdings der Pfannendurchmesser der limitierende<br />

Faktor für die Größe von Hautinzision und Zugangsweg<br />

und nicht der Schaft (Abb. 4).<br />

Das <strong>EXCIA</strong>-Schaftsystem mit Konus 8/10 entspricht<br />

somit unseren eingangs gestellten Forderungen. Die<br />

ersten Ein- und Zweijahresergebnisse einer lückenlosen<br />

prospektiven Studie werden vorgestellt.<br />

Patienten<br />

Im Zweijahreszeitraum 2/2002 bis 1/2004 wurden<br />

228 nicht selektionierte Patienten (122 weiblich, 106<br />

männlich) mit einem Altersmedian von 67 (23 bis 92)<br />

Jahren in eine prospektive Studie eingeschlossen. Es<br />

bestanden folgende Indikationen zum Gelenkersatz:


162 W. Strecker, G. Barthel, S. Middeldorf<br />

Primäre Coxarthrose (95,2 %), sekundäre Coxarthrose<br />

(1,8 %), Dysplasie (0,4 %), Hüftkopfnekrose<br />

(2,6 %). Bei allen Patienten wurden vorbestehende<br />

Risikofaktoren ebenso registriert, wie Diabetes mellitus,<br />

Zigarettenrauchen, Applikation von Immunsuppressiva,<br />

Kortison, etc.. Weitere biometrische Daten,<br />

Angaben zu Schmerzintensität, Hüftgelenksfunktion,<br />

activity of daily life (ADL), körperlicher und beruflicher<br />

Leistungsfähigkeit wurden ermittelt bzw. abgefragt<br />

und daraus der Harris-Hip-Score (Harris 1969) abgeleitet.<br />

Eine analoge Überprüfung dieser Parameter<br />

erfolgte im Rahmen der Ein- und Zweijahresnachuntersuchungen.<br />

Methoden<br />

146 Patienten wurden von lateral über einen Bauer-<br />

Zugang in Rückenlage und 82 Patienten von<br />

postero-lateral nach Kocher-Langenbeck (Bauer<br />

1990) in Seitenlage operiert. In Abhängigkeit von der<br />

lokalen Biologie und der angetroffenen Knochenqualität<br />

entschieden sich die insgesamt sieben Operateure<br />

bei 148 Patienten für einen zementierten und<br />

bei 80 Patienten für einen zementfreien <strong>EXCIA</strong>-Endoprothesenschaft.<br />

Bei den zementierten Schaftimplantationen<br />

wurde ein resorbierbarer Markraumsperrer<br />

eingesetzt, der Zement wurde nach Vacuumanmischung<br />

eingebracht. Die Schäfte wurden mit einem<br />

Zentrierstern passender Größe versehen (Abb. 1a).<br />

Die Operationsdauer lag im Median bei 118 Minuten<br />

für die zementierte <strong>Implantat</strong>ion und bei 106 Minuten<br />

für die zementfreie Technik, der Blutverlust lag bei<br />

den zementierten TEP bei 800 ml, bei den zementfreien<br />

bei 600ml. 87 (38 %) Patienten nutzten die<br />

Möglichkeit der Eigenblutspende, in 36 (16 %) Fällen<br />

wurde ein Cell-Saver eingesetzt. In allen Fällen<br />

erfolgte eine einmalige präoperative Antibiose bei<br />

Narkoseeinleitung mit Cefuroxim 1,5g. Die Navigationstechnik<br />

wurde nicht angewandt.<br />

Ergebnisse<br />

Tab. 2 Harris-Hip-Score präoperativ, 1 und 2 Jahre nach<br />

zementfreier (n = 80) und zementierter (n = 148) Prothesenimplantation.<br />

196 der 228 Patienten wurden nach einem Jahr, 136<br />

von 155 möglichen Patienten nach zwei Jahren<br />

nachuntersucht. 5 Patienten waren unabhängig von<br />

der TEP-<strong>Implantat</strong>ion verstorben, 14 Patienten waren<br />

wegen Ortswechsels oder aus Altersgründen nicht<br />

für eine Nachuntersuchung zu gewinnen. Die Werte<br />

für den Harris-Hip-Score präoperativ sowie zur Einund<br />

Zweijahresnachuntersuchung für die zementfreie<br />

und die zementierte <strong>Prothesenschaft</strong>implantation<br />

sind in Tabelle 2 zusammengefasst. Während der<br />

Einjahreswert des Harris-Hip-Score für die zementfreie<br />

<strong>EXCIA</strong>-<strong>Implantat</strong>ion bei 93 Punkten und für die<br />

zementierte bei 89 Punkten lag, wurden die korrespondierenden<br />

Zweijahreswerte mit 92 und 86 Punkten<br />

bestimmt.<br />

Periartikuläre Schmerzen mäßiger Intensität wurden<br />

von 19 (8 %) aller Patienten angegeben. Hierbei ließ<br />

sich kein Zusammenhang mit der <strong>Implantat</strong>ionstechnik,<br />

zementfrei oder zementiert, ableiten. Periartikuläre<br />

Schmerzen wurden allerdings häufiger nach<br />

einem lateralen (n = 16: 11 %) als nach einem<br />

postero-lateralen Zugangsweg (n = 3: 4 %) genannt.<br />

Lediglich ein Patient klagt über Oberschenkelschmerzen,<br />

bedingt durch eine Schaftlockerung<br />

nach zementierter <strong>Implantat</strong>ion.<br />

Komplikationen<br />

Frakturen und Fissuren als Folge der Schaftimplantation<br />

wurden nicht beobachtet, ebenso wenig relevante<br />

Gefäßverletzungen, keine Lungenembolie, kein<br />

Früh- oder Spätinfekt. Eine passagere Nervenläsion<br />

(N. femoralis, lateraler Zugang), 2 Oberschenkelvenenthrombosen<br />

(lateraler Zugang) waren nicht revisionsbedingt.<br />

3 Luxationen waren bedingt durch eine<br />

Fehlposition der Pfanne, 2 davon revisionsbedürftig.<br />

Eine Lockerung aufgrund inadäquater Zementiertechnik,<br />

sowohl Schaft als auch Pfanne betreffend,<br />

erforderte eine Revision mit korrekter Rezementierung.<br />

Eine Sinterung eines adäquat implantierten<br />

zementfreien <strong>Prothesenschaft</strong>es um etwa 2,0 cm<br />

(Abb. 5) ging einher mit einer entsprechenden Beinverkürzung.<br />

Bei Beschwerdefreiheit wurde von der<br />

Patientin eine operative Revision abgelehnt, sodass<br />

der Längenausgleich durch Schuhzurichtung erfolgte.<br />

In den ersten beiden Jahren nach TEP-<strong>Implantat</strong>ion<br />

resultiert demnach lediglich eine operative Revision,<br />

die sich einem schaftassoziierten Problem (fehlerhaf-


Erste Erfahrungen und Ergebnisse mit dem Hüftprothesenschaft <strong>EXCIA</strong> 163<br />

a<br />

Abb. 5 <strong>Zementfreie</strong> Hüft-TEP-<strong>Implantat</strong>ion links (a) mit<br />

konsekutiver Schaftsinterung von 2,0 cm (b). Die<br />

beschwerdefreie Patientin lehnte eine Revision ab. Die<br />

zwischenzeitlich erfolgte zementierte Hüft-TEP-<strong>Implantat</strong>ion<br />

rechts war problemlos.<br />

b<br />

Bei der zementfreien Schaftimplantation war eine<br />

Sinterung zu konstatieren, trotz primär korrekt<br />

erscheinender Schaftimplantation. Weitere Komplikationen<br />

traten nicht auf, insbesondere keine Fissuren<br />

und Schaftperforationen. Damit sind die Ergebnisse<br />

nach den ersten 80 zementfreien Operationen<br />

ermutigend und brauchen den Vergleich mit anderen<br />

zementfreien Hüftendoprothesenschäften nicht zu<br />

scheuen (Übersicht: Effenberger et al. 2005). Bis<br />

dato wurden von den nachuntersuchten Patienten<br />

keine Oberschenkelschmerzen angegeben, Schaftlockerungen<br />

wurden nicht konstatiert.<br />

Der Konus 8/10 erlaubt erheblich höhere Bewegungsumfänge<br />

im Vergleich zum gängigen Konus<br />

12/14, insbesondere in der Kombination mit einem<br />

Endoprothesenkopf von 32 mm Durchmesser. Betrifft<br />

dieser erheblich verbesserte Bewegungsumfang<br />

bereits die Kopfgrößen S, M und L, so ist dieser<br />

Zugewinn bei der Kopfgrößen XL besonders ausgeprägt.<br />

Das Impingement-Risiko (Burroughs et al.<br />

2005) wird dadurch erheblich reduziert, ein erheblicher<br />

Vorzug bei der Verwendung von Keramik-Keramik-Paarungen.<br />

Alle drei von uns konstatierten Luxationen<br />

waren eindeutig auf eine Fehlpositionierung<br />

der Pfanne zurückzuführen und sind nicht dem<br />

Schaft mit Konus 8/10 anzulasten. Der schlanke<br />

Konus 8/10 erlaubt naturgemäß größere Materialstärken<br />

für die Kugelköpfe, ein weiterer Vorteil bei<br />

der Verwendung von Keramikköpfen.<br />

Tab. 3 Peri- und postoperative Komplikationen im Zweijahreszeitraum<br />

nach zementfreier und zementierter <strong>Implantat</strong>ion<br />

von <strong>EXCIA</strong>-Hüftendoprothesenschäften. Die Überlebensrate<br />

(ÜLR) der zementfreien Schäfte beträgt 100 %,<br />

die der zementierten Schäfte 99,3 %.<br />

te Zementiertechnik) zuordnen lässt. Die Überlebensrate<br />

des Schaftes liegt somit bei 99,6 % nach<br />

einem und zwei Jahren (Tab. 3).<br />

Diskussion<br />

Das <strong>EXCIA</strong>-Hüftendoprothesen-System hat in der<br />

ersten Zweijahresbilanz weitgehend die eingangs<br />

aufgestellten Forderungen erfüllt. Zweifelsohne ist<br />

der Nachuntersuchungszeitraum von zwei Jahren zu<br />

kurz, um eine zuverlässige Langzeitprognose abzugeben.<br />

Dennoch gibt die bis dato niedrige Revisionsrate<br />

Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Sieht man<br />

von einer fehlerhaften Zementiertechnik ab, die<br />

sowohl in diesem Fall Pfanne und Schaft betraf und<br />

die einzige schaftassoziierte Revision indizierte,<br />

waren weitere Revisionen nach den 148 zementierten<br />

Schaftimplantationen nicht indiziert.<br />

Vorteilhaft in der klinischen Praxis ist die Verwendung<br />

eines einheitlichen Instrumentariums für die zementierte<br />

bzw. zementfreie <strong>Implantat</strong>ion von Hüftendoprothesenschäften.<br />

Erst die intraoperative Beurteilung<br />

der Knochenqualität erlaubt unter Berücksichtigung<br />

sonstiger patientenbezogener Faktoren die<br />

Entscheidung für eine der beiden Verankerungsmöglichkeiten.<br />

Auf die ökonomischen Vorteile eines einheitlichen<br />

und zuverlässigen Instrumentariums, das<br />

sich ebenso für laterale als auch postero-laterale<br />

Zugangswege eignet, sei nur am Rande hingewiesen.<br />

Die schlanke und harmonische Schaftform eignet<br />

sich für den Einsatz minimal-invasiver Techniken. Im<br />

Wesentlichen wird dabei die Größe der Hautinzision<br />

nicht durch den Schaft limitiert, sondern durch den<br />

Durchmesser der zu implantierenden Pfanne. Vorund<br />

Nachteile der minimal-invasiven Techniken sind<br />

hier nicht zu diskutieren. Wir verwenden diese Operationstechniken<br />

bei geeigneten Patienten und stellen<br />

dabei die Zuverlässigkeit der endoprothetischen<br />

Versorgung in den Vordergrund.<br />

Soweit es der relativ kurze Nachuntersuchungszeitraum<br />

zulässt, erscheint das vorgestellte Hüftendoprothesensystem<br />

überaus vielversprechend. Nach<br />

nun mittlerweile über 800 implantierten <strong>EXCIA</strong>-Hüftendoprothesenschäften<br />

bestätigt sich diese Einschätzung.


164 W. Strecker, G. Barthel, S. Middeldorf<br />

Zusammenfassung<br />

Folgende Zielvorgaben waren von einem neuen<br />

Endoprothesenschaft zu erfüllen:<br />

• <strong>Zementfreie</strong> oder zementierte <strong>Implantat</strong>ionstechnik<br />

mit einem Instrumentarium.<br />

• Schlanker Prothesenkonus für einen großen<br />

Bewegungsumfang.<br />

• Eignung für minimal-invasive Zugangswege mit<br />

oder ohne Navigation.<br />

Das <strong>EXCIA</strong>-Schaftsystem mit Konus 8/10 entspricht<br />

weitgehend diesen Forderungen. Die Einund<br />

Zweijahresergebnisse im klinischen Einsatz<br />

waren zu analysieren.<br />

Im Zweijahreszeitraum 02-2002 bis 01-2004 wurden<br />

228 Patienten (122 weiblich, 106 männlich)<br />

mit einem Altersmedian von 67 (23 - 92) Jahren in<br />

eine prospektive Studie eingeschlossen.<br />

Die Indikationen zum Gelenkersatz: Primäre<br />

Coxarthrose (95,2 %), sekundäre Coxarthrose<br />

(1,8 %), Dysplasie (0,4 %), Hüftkopfnekrose (2,6%).<br />

148 Patienten erhielten einen zementierten, 80<br />

Patienten einen zementfreien <strong>EXCIA</strong>-Endoprothesenschaft.<br />

146 Patienten wurden von lateral<br />

(Bauer) in Rückenlage und 82 Patienten von<br />

postero-lateral (Kocher-Langenbeck) in Seitenlage<br />

operiert.<br />

Präoperativ sowie ein und zwei Jahre postoperativ<br />

erfolgten klinische und radiologische Untersuchungen.<br />

Von den genannten Komplikationen ist nur eine<br />

Schaftsinterung dem Prothesendesign anzulasten.<br />

Hier scheint eine Optimierung vorstellbar<br />

durch Verbreitern des metaphysären und Verschlanken<br />

des diaphysären Schaftanteiles.<br />

Vorteilhaft sind die intraoperative Entscheidungsfreiheit<br />

zwischen zementfreier und zementierter<br />

Schaftversion sowie der schlanke Konus mit<br />

großem Bewegungsumfang (ROM) und dadurch<br />

bedingter geringer Luxationstendenz.<br />

Literatur<br />

Bauer, R. Operative Zugangswege in Orthopädie und<br />

Traumatologie. Stuttgart: Thieme, 1990<br />

Burroughs BR, Hallstrom B, Golladay GJ, Hoeffel D,<br />

Harris WH. Range of motion and stability in total hip<br />

arthroplasty with 28-, 32-, 38- and 44-mm femoral<br />

head sizes. J Arthroplasty 2005; 20: 11-19<br />

Effenberger H, Imhof H, Witzel U, Rehart S. <strong>Zementfreie</strong><br />

Hüftschäfte – Aktueller Stand. Orthopäde 2005;<br />

34: 477-502<br />

Harris WH. Traumatic arthritis of the hip after dislocation<br />

and acetabular fractures: treatment by mold<br />

arthroplasty. An end result study using a new method<br />

of result evaluation. J Bone Jt Surg 1969; 51A: 737-<br />

55<br />

196 der 228 Patienten wurden nach einem Jahr,<br />

136 von 155 möglichen Patienten nach zwei Jahren<br />

nachuntersucht. 5 Patienten waren unabhängig<br />

von der TEP-<strong>Implantat</strong>ion verstorben, 14 Patienten<br />

waren wegen Ortswechsels oder aus<br />

Altersgründen nicht für eine Nachuntersuchung zu<br />

gewinnen. Die Werte für den Harris-Hip-Score<br />

lagen präoperativ bei 47 Punkten, ein Jahr postoperativ<br />

bei 93 / 89 Punkten und zwei Jahre postoperativ<br />

bei 92 / 86 Punkten (zementfrei/zementiert).<br />

3 Luxationen (bedingt durch Fehlposition der<br />

Pfanne), 1 Schaftlockerung (zementiert), 1 Schaftsinterung<br />

(zementfrei), keine Fraktur/Fissur, 1 passagere<br />

Nervenläsion (N. femoralis/lateraler Zugang),<br />

kein Früh- oder Spätinfekt. Die Revisionsrate<br />

lag bei 0,4 % nach ein und zwei Jahren. Die<br />

Überlebensrate des Schaftes lag jeweils bei<br />

99,6 % nach einem und zwei Jahren.

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