Prothesenschaft EXCIA - Implantat - Atlas Zementfreie Hüftpfannen
Prothesenschaft EXCIA - Implantat - Atlas Zementfreie Hüftpfannen
Prothesenschaft EXCIA - Implantat - Atlas Zementfreie Hüftpfannen
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Erste Erfahrungen und Ergebnisse mit dem Hüftprothesenschaft<br />
<strong>EXCIA</strong><br />
W. Strecker, G. Barthel, S. Middeldorf<br />
159<br />
Der berühmten Devise von Michael de Bakey ”simpler,<br />
safer, shorter” folgend, waren folgende Zielvorgaben<br />
von einem neuen Endoprothesenschaft zu erfüllen:<br />
• <strong>Zementfreie</strong> oder zementierte <strong>Implantat</strong>ionstechnik<br />
mit einem Instrumentarium.<br />
• Einfache, solide und komplikationsarme Operationstechnik.<br />
• Großer Bewegungsumfang zur Reduktion von<br />
Impingement- und Luxationsrisiko.<br />
• Eignung für minimal-invasive Zugangswege.<br />
Das <strong>EXCIA</strong>-Schaftsystem (Abb. 1) erfüllt weitgehend<br />
diese Forderungen:<br />
• Ein Instrumentarium sowohl für die zementierte als<br />
auch für die zementfreie <strong>Implantat</strong>ion (Abb. 2).<br />
• Einfache, solide und komplikationsarme Operationstechnik<br />
durch passgenaue Instrumente und durch<br />
anatomisch geformte Prothesenschäfte (Abb. 1).<br />
• Großer Bewegungsumfang (range of motion =<br />
ROM) durch die Kombination eines schlanken<br />
Konus mit einem großen Prothesenkopf.<br />
Das <strong>EXCIA</strong>-Schaftsystem zeichnet sich durch einen<br />
schlanken 8/10 mm Prothesenkonus aus. In Kombination<br />
mit einem Prothesenkopf von 32 mm Durchmesser<br />
ergeben sich folgende Vorteile:<br />
• Der Konus 8/10 mm (Abb. 3a) erlaubt wesentlich<br />
größere Materialstärken für den Prothesenkopf<br />
(Abb. 3b) und benötigt dadurch keinen Kragen für<br />
die Kopfgröße 32 XL (Abb. 3c).<br />
• Der daraus resultierende, erheblich vergrößerte<br />
Bewegungsumfang gegenüber Prothesenschäften<br />
mit Konus 12/14 ist in Tab. 1a für Prothesenköpfe<br />
mit 28 mm Durchmesser und in Tab. 1b für Köpfe<br />
mit 32 mm Durchmesser zusammengefasst. Auffallend<br />
ist hierbei nicht nur der wesentlich größere<br />
Bewegungsumfang in einer Größenordnung von<br />
b<br />
a<br />
c<br />
Abb. 1 <strong>EXCIA</strong>-Hüftendoprothesenschäfte zementiert (links) mit distalem Zentrierstern (Centraliser) und zementfrei (rechts)<br />
mit proximal stärkeren Formrippen und Trochanterflügel zur torsionsstabilen metaphysären Pressfitverankerung sowie rauporöser<br />
Titanoberfläche und CaP-Beschichtung (a). Zementierte <strong>Implantat</strong>ion mit PE-Pfanne, Keramikkopf 32 M und Markraumsperrer<br />
IMSET (b). <strong>Zementfreie</strong> <strong>Implantat</strong>ion mit PLASMACUP und Keramik-Keramik-Paarung 32 L beidseits (c).
160 W. Strecker, G. Barthel, S. Middeldorf<br />
jeweils rund 15° in den häufig benutzten Kopfgrößen<br />
S, M und L, sondern insbesondere der<br />
enorme Unterschied der Bewegungsumfänge bei<br />
Verwendung von Prothesenköpfen der Größe XL.<br />
Hier beträgt der Zugewinn an ROM bis zu über 50°<br />
im Vergleich zu Prothesenschäften mit dem Standardkonus<br />
12/14 bei jeweils gleichen Kopfdurchmessern.<br />
a<br />
c<br />
b<br />
d<br />
Abb. 2 Instrumentarium des <strong>EXCIA</strong>-Systems. Das Sieb für die zementfreie oder zementierte Schaftimplantation (a) enthält<br />
die spongiosaschonenden Formraspeln (b), Handgriffe für den lateralen (oben) und postero-lateralen (unten) Zugang (c)<br />
sowie den Flügelprofiler für die zementfreie <strong>Implantat</strong>ion (d).<br />
Tab. 1 Maximal mögliche Bewegungsumfänge (ROM) verschiedener Hüftendoprothesenkombinationen in Abhängigkeit<br />
von Kopfdurchmesser und Konusgröße. Gegenübergestellt sind die Bewegungsumfänge unter Verwendung von<br />
Prothesenköpfen mit 28 mm Durchmesser (a) und 32 mm Durchmesser (b), jeweils kombiniert mit <strong>EXCIA</strong>-Schäften<br />
(Konus 8/10) und BICONTACT-Schäften (Konus 12/14). Bei allen Messungen wurde eine Kombination mit Pressfitpfannen<br />
PLASMACUP SC zugrunde gelegt.<br />
Kopf ø ROM [ ° ]<br />
S 134 118<br />
28 M 135 120<br />
L 136 121<br />
XL 138 87<br />
XXL 111 87<br />
Konus 8 / 10 12 / 14<br />
Kopf ø ROM [ ° ]<br />
S 139 123<br />
32 M 141 126<br />
L 142 129<br />
XL 143 99<br />
XXL 120 99<br />
Konus 8 / 10 12 / 14<br />
a<br />
<strong>EXCIA</strong> /<br />
PLASMACUP SC<br />
BICONTACT/<br />
PLASMACUP SC<br />
b<br />
EXICA /<br />
PLASMACUP SC<br />
BICONTACT/<br />
PLASMACUP SC
Erste Erfahrungen und Ergebnisse mit dem Hüftprothesenschaft <strong>EXCIA</strong> 161<br />
a<br />
a<br />
b<br />
b<br />
Abb. 4 Hautnarbe (a) nach zementfreier <strong>Implantat</strong>ion mit<br />
PLASMACUP 60 mm Durchmesser und <strong>EXCIA</strong>-Schaft (b)<br />
über einen postero-lateralen Zugangsweg.<br />
c<br />
Abb. 3 Der schlanke Konus 8/10 im Vergleich (Abb. 3a,<br />
links) mit einem Konus 12/14 (Mitte) und einem Konus<br />
14/16 (rechts) erlaubt wesentlich größere Wandstärken der<br />
Prothesenköpfe, hier im Vergleich zu einem Kopf für einen<br />
Konus 14/16 (Abb. 3b, rechts), was darüber hinaus einen<br />
Kragen für die Kopfgröße 32 XL überflüssig macht. Von<br />
links nach rechts sind in Abb. 3c Probeköpfe in den Größen<br />
XXL, XL, L, M und S dargestellt, oben mit 28 mm Durchmesser,<br />
unten mit 32 mm Durchmesser.<br />
Der <strong>EXCIA</strong>-Schaft für die zementfreie <strong>Implantat</strong>ion<br />
besteht aus der Titanschmiedelegierung Ti6Al4V<br />
(ISO 5832-3). Zur besseren metaphysären Osteointegration<br />
ist der proximale Schaftanteil aufgeraut und<br />
mit einer porösen Titanoberfläche und Dicalciumphosphat<br />
µ-CaP beschichtet. Die etwas kräftigere<br />
proximale Formrippe und der Trochanterflügel sollen<br />
eine torsionsstabile metaphysäre Pressfitverankerung<br />
gewährleisten.<br />
Der <strong>EXCIA</strong>-Schaft für die zementierte Verankerung<br />
besteht aus der Kobalt-Chrom-Molybdän-Schmiedelegierung<br />
CoCr29Mo (ISO 5832-12). Die proximale<br />
Formrippe ist etwas schlanker, ein Trochanterflügel<br />
fehlt. Die distale Zentrierung des Vollzementmantelschaftes<br />
erfolgt durch einen Zentrierstern aus PMMA<br />
(Abb. 1a).<br />
Der <strong>EXCIA</strong>-<strong>Prothesenschaft</strong> erfüllt durch seine<br />
schlanke, harmonische Form gleichzeitig alle Anforderungen<br />
an eine minimal-invasive und weichteilschonende<br />
<strong>Implantat</strong>ionstechnik. Letztlich bleibt<br />
allerdings der Pfannendurchmesser der limitierende<br />
Faktor für die Größe von Hautinzision und Zugangsweg<br />
und nicht der Schaft (Abb. 4).<br />
Das <strong>EXCIA</strong>-Schaftsystem mit Konus 8/10 entspricht<br />
somit unseren eingangs gestellten Forderungen. Die<br />
ersten Ein- und Zweijahresergebnisse einer lückenlosen<br />
prospektiven Studie werden vorgestellt.<br />
Patienten<br />
Im Zweijahreszeitraum 2/2002 bis 1/2004 wurden<br />
228 nicht selektionierte Patienten (122 weiblich, 106<br />
männlich) mit einem Altersmedian von 67 (23 bis 92)<br />
Jahren in eine prospektive Studie eingeschlossen. Es<br />
bestanden folgende Indikationen zum Gelenkersatz:
162 W. Strecker, G. Barthel, S. Middeldorf<br />
Primäre Coxarthrose (95,2 %), sekundäre Coxarthrose<br />
(1,8 %), Dysplasie (0,4 %), Hüftkopfnekrose<br />
(2,6 %). Bei allen Patienten wurden vorbestehende<br />
Risikofaktoren ebenso registriert, wie Diabetes mellitus,<br />
Zigarettenrauchen, Applikation von Immunsuppressiva,<br />
Kortison, etc.. Weitere biometrische Daten,<br />
Angaben zu Schmerzintensität, Hüftgelenksfunktion,<br />
activity of daily life (ADL), körperlicher und beruflicher<br />
Leistungsfähigkeit wurden ermittelt bzw. abgefragt<br />
und daraus der Harris-Hip-Score (Harris 1969) abgeleitet.<br />
Eine analoge Überprüfung dieser Parameter<br />
erfolgte im Rahmen der Ein- und Zweijahresnachuntersuchungen.<br />
Methoden<br />
146 Patienten wurden von lateral über einen Bauer-<br />
Zugang in Rückenlage und 82 Patienten von<br />
postero-lateral nach Kocher-Langenbeck (Bauer<br />
1990) in Seitenlage operiert. In Abhängigkeit von der<br />
lokalen Biologie und der angetroffenen Knochenqualität<br />
entschieden sich die insgesamt sieben Operateure<br />
bei 148 Patienten für einen zementierten und<br />
bei 80 Patienten für einen zementfreien <strong>EXCIA</strong>-Endoprothesenschaft.<br />
Bei den zementierten Schaftimplantationen<br />
wurde ein resorbierbarer Markraumsperrer<br />
eingesetzt, der Zement wurde nach Vacuumanmischung<br />
eingebracht. Die Schäfte wurden mit einem<br />
Zentrierstern passender Größe versehen (Abb. 1a).<br />
Die Operationsdauer lag im Median bei 118 Minuten<br />
für die zementierte <strong>Implantat</strong>ion und bei 106 Minuten<br />
für die zementfreie Technik, der Blutverlust lag bei<br />
den zementierten TEP bei 800 ml, bei den zementfreien<br />
bei 600ml. 87 (38 %) Patienten nutzten die<br />
Möglichkeit der Eigenblutspende, in 36 (16 %) Fällen<br />
wurde ein Cell-Saver eingesetzt. In allen Fällen<br />
erfolgte eine einmalige präoperative Antibiose bei<br />
Narkoseeinleitung mit Cefuroxim 1,5g. Die Navigationstechnik<br />
wurde nicht angewandt.<br />
Ergebnisse<br />
Tab. 2 Harris-Hip-Score präoperativ, 1 und 2 Jahre nach<br />
zementfreier (n = 80) und zementierter (n = 148) Prothesenimplantation.<br />
196 der 228 Patienten wurden nach einem Jahr, 136<br />
von 155 möglichen Patienten nach zwei Jahren<br />
nachuntersucht. 5 Patienten waren unabhängig von<br />
der TEP-<strong>Implantat</strong>ion verstorben, 14 Patienten waren<br />
wegen Ortswechsels oder aus Altersgründen nicht<br />
für eine Nachuntersuchung zu gewinnen. Die Werte<br />
für den Harris-Hip-Score präoperativ sowie zur Einund<br />
Zweijahresnachuntersuchung für die zementfreie<br />
und die zementierte <strong>Prothesenschaft</strong>implantation<br />
sind in Tabelle 2 zusammengefasst. Während der<br />
Einjahreswert des Harris-Hip-Score für die zementfreie<br />
<strong>EXCIA</strong>-<strong>Implantat</strong>ion bei 93 Punkten und für die<br />
zementierte bei 89 Punkten lag, wurden die korrespondierenden<br />
Zweijahreswerte mit 92 und 86 Punkten<br />
bestimmt.<br />
Periartikuläre Schmerzen mäßiger Intensität wurden<br />
von 19 (8 %) aller Patienten angegeben. Hierbei ließ<br />
sich kein Zusammenhang mit der <strong>Implantat</strong>ionstechnik,<br />
zementfrei oder zementiert, ableiten. Periartikuläre<br />
Schmerzen wurden allerdings häufiger nach<br />
einem lateralen (n = 16: 11 %) als nach einem<br />
postero-lateralen Zugangsweg (n = 3: 4 %) genannt.<br />
Lediglich ein Patient klagt über Oberschenkelschmerzen,<br />
bedingt durch eine Schaftlockerung<br />
nach zementierter <strong>Implantat</strong>ion.<br />
Komplikationen<br />
Frakturen und Fissuren als Folge der Schaftimplantation<br />
wurden nicht beobachtet, ebenso wenig relevante<br />
Gefäßverletzungen, keine Lungenembolie, kein<br />
Früh- oder Spätinfekt. Eine passagere Nervenläsion<br />
(N. femoralis, lateraler Zugang), 2 Oberschenkelvenenthrombosen<br />
(lateraler Zugang) waren nicht revisionsbedingt.<br />
3 Luxationen waren bedingt durch eine<br />
Fehlposition der Pfanne, 2 davon revisionsbedürftig.<br />
Eine Lockerung aufgrund inadäquater Zementiertechnik,<br />
sowohl Schaft als auch Pfanne betreffend,<br />
erforderte eine Revision mit korrekter Rezementierung.<br />
Eine Sinterung eines adäquat implantierten<br />
zementfreien <strong>Prothesenschaft</strong>es um etwa 2,0 cm<br />
(Abb. 5) ging einher mit einer entsprechenden Beinverkürzung.<br />
Bei Beschwerdefreiheit wurde von der<br />
Patientin eine operative Revision abgelehnt, sodass<br />
der Längenausgleich durch Schuhzurichtung erfolgte.<br />
In den ersten beiden Jahren nach TEP-<strong>Implantat</strong>ion<br />
resultiert demnach lediglich eine operative Revision,<br />
die sich einem schaftassoziierten Problem (fehlerhaf-
Erste Erfahrungen und Ergebnisse mit dem Hüftprothesenschaft <strong>EXCIA</strong> 163<br />
a<br />
Abb. 5 <strong>Zementfreie</strong> Hüft-TEP-<strong>Implantat</strong>ion links (a) mit<br />
konsekutiver Schaftsinterung von 2,0 cm (b). Die<br />
beschwerdefreie Patientin lehnte eine Revision ab. Die<br />
zwischenzeitlich erfolgte zementierte Hüft-TEP-<strong>Implantat</strong>ion<br />
rechts war problemlos.<br />
b<br />
Bei der zementfreien Schaftimplantation war eine<br />
Sinterung zu konstatieren, trotz primär korrekt<br />
erscheinender Schaftimplantation. Weitere Komplikationen<br />
traten nicht auf, insbesondere keine Fissuren<br />
und Schaftperforationen. Damit sind die Ergebnisse<br />
nach den ersten 80 zementfreien Operationen<br />
ermutigend und brauchen den Vergleich mit anderen<br />
zementfreien Hüftendoprothesenschäften nicht zu<br />
scheuen (Übersicht: Effenberger et al. 2005). Bis<br />
dato wurden von den nachuntersuchten Patienten<br />
keine Oberschenkelschmerzen angegeben, Schaftlockerungen<br />
wurden nicht konstatiert.<br />
Der Konus 8/10 erlaubt erheblich höhere Bewegungsumfänge<br />
im Vergleich zum gängigen Konus<br />
12/14, insbesondere in der Kombination mit einem<br />
Endoprothesenkopf von 32 mm Durchmesser. Betrifft<br />
dieser erheblich verbesserte Bewegungsumfang<br />
bereits die Kopfgrößen S, M und L, so ist dieser<br />
Zugewinn bei der Kopfgrößen XL besonders ausgeprägt.<br />
Das Impingement-Risiko (Burroughs et al.<br />
2005) wird dadurch erheblich reduziert, ein erheblicher<br />
Vorzug bei der Verwendung von Keramik-Keramik-Paarungen.<br />
Alle drei von uns konstatierten Luxationen<br />
waren eindeutig auf eine Fehlpositionierung<br />
der Pfanne zurückzuführen und sind nicht dem<br />
Schaft mit Konus 8/10 anzulasten. Der schlanke<br />
Konus 8/10 erlaubt naturgemäß größere Materialstärken<br />
für die Kugelköpfe, ein weiterer Vorteil bei<br />
der Verwendung von Keramikköpfen.<br />
Tab. 3 Peri- und postoperative Komplikationen im Zweijahreszeitraum<br />
nach zementfreier und zementierter <strong>Implantat</strong>ion<br />
von <strong>EXCIA</strong>-Hüftendoprothesenschäften. Die Überlebensrate<br />
(ÜLR) der zementfreien Schäfte beträgt 100 %,<br />
die der zementierten Schäfte 99,3 %.<br />
te Zementiertechnik) zuordnen lässt. Die Überlebensrate<br />
des Schaftes liegt somit bei 99,6 % nach<br />
einem und zwei Jahren (Tab. 3).<br />
Diskussion<br />
Das <strong>EXCIA</strong>-Hüftendoprothesen-System hat in der<br />
ersten Zweijahresbilanz weitgehend die eingangs<br />
aufgestellten Forderungen erfüllt. Zweifelsohne ist<br />
der Nachuntersuchungszeitraum von zwei Jahren zu<br />
kurz, um eine zuverlässige Langzeitprognose abzugeben.<br />
Dennoch gibt die bis dato niedrige Revisionsrate<br />
Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Sieht man<br />
von einer fehlerhaften Zementiertechnik ab, die<br />
sowohl in diesem Fall Pfanne und Schaft betraf und<br />
die einzige schaftassoziierte Revision indizierte,<br />
waren weitere Revisionen nach den 148 zementierten<br />
Schaftimplantationen nicht indiziert.<br />
Vorteilhaft in der klinischen Praxis ist die Verwendung<br />
eines einheitlichen Instrumentariums für die zementierte<br />
bzw. zementfreie <strong>Implantat</strong>ion von Hüftendoprothesenschäften.<br />
Erst die intraoperative Beurteilung<br />
der Knochenqualität erlaubt unter Berücksichtigung<br />
sonstiger patientenbezogener Faktoren die<br />
Entscheidung für eine der beiden Verankerungsmöglichkeiten.<br />
Auf die ökonomischen Vorteile eines einheitlichen<br />
und zuverlässigen Instrumentariums, das<br />
sich ebenso für laterale als auch postero-laterale<br />
Zugangswege eignet, sei nur am Rande hingewiesen.<br />
Die schlanke und harmonische Schaftform eignet<br />
sich für den Einsatz minimal-invasiver Techniken. Im<br />
Wesentlichen wird dabei die Größe der Hautinzision<br />
nicht durch den Schaft limitiert, sondern durch den<br />
Durchmesser der zu implantierenden Pfanne. Vorund<br />
Nachteile der minimal-invasiven Techniken sind<br />
hier nicht zu diskutieren. Wir verwenden diese Operationstechniken<br />
bei geeigneten Patienten und stellen<br />
dabei die Zuverlässigkeit der endoprothetischen<br />
Versorgung in den Vordergrund.<br />
Soweit es der relativ kurze Nachuntersuchungszeitraum<br />
zulässt, erscheint das vorgestellte Hüftendoprothesensystem<br />
überaus vielversprechend. Nach<br />
nun mittlerweile über 800 implantierten <strong>EXCIA</strong>-Hüftendoprothesenschäften<br />
bestätigt sich diese Einschätzung.
164 W. Strecker, G. Barthel, S. Middeldorf<br />
Zusammenfassung<br />
Folgende Zielvorgaben waren von einem neuen<br />
Endoprothesenschaft zu erfüllen:<br />
• <strong>Zementfreie</strong> oder zementierte <strong>Implantat</strong>ionstechnik<br />
mit einem Instrumentarium.<br />
• Schlanker Prothesenkonus für einen großen<br />
Bewegungsumfang.<br />
• Eignung für minimal-invasive Zugangswege mit<br />
oder ohne Navigation.<br />
Das <strong>EXCIA</strong>-Schaftsystem mit Konus 8/10 entspricht<br />
weitgehend diesen Forderungen. Die Einund<br />
Zweijahresergebnisse im klinischen Einsatz<br />
waren zu analysieren.<br />
Im Zweijahreszeitraum 02-2002 bis 01-2004 wurden<br />
228 Patienten (122 weiblich, 106 männlich)<br />
mit einem Altersmedian von 67 (23 - 92) Jahren in<br />
eine prospektive Studie eingeschlossen.<br />
Die Indikationen zum Gelenkersatz: Primäre<br />
Coxarthrose (95,2 %), sekundäre Coxarthrose<br />
(1,8 %), Dysplasie (0,4 %), Hüftkopfnekrose (2,6%).<br />
148 Patienten erhielten einen zementierten, 80<br />
Patienten einen zementfreien <strong>EXCIA</strong>-Endoprothesenschaft.<br />
146 Patienten wurden von lateral<br />
(Bauer) in Rückenlage und 82 Patienten von<br />
postero-lateral (Kocher-Langenbeck) in Seitenlage<br />
operiert.<br />
Präoperativ sowie ein und zwei Jahre postoperativ<br />
erfolgten klinische und radiologische Untersuchungen.<br />
Von den genannten Komplikationen ist nur eine<br />
Schaftsinterung dem Prothesendesign anzulasten.<br />
Hier scheint eine Optimierung vorstellbar<br />
durch Verbreitern des metaphysären und Verschlanken<br />
des diaphysären Schaftanteiles.<br />
Vorteilhaft sind die intraoperative Entscheidungsfreiheit<br />
zwischen zementfreier und zementierter<br />
Schaftversion sowie der schlanke Konus mit<br />
großem Bewegungsumfang (ROM) und dadurch<br />
bedingter geringer Luxationstendenz.<br />
Literatur<br />
Bauer, R. Operative Zugangswege in Orthopädie und<br />
Traumatologie. Stuttgart: Thieme, 1990<br />
Burroughs BR, Hallstrom B, Golladay GJ, Hoeffel D,<br />
Harris WH. Range of motion and stability in total hip<br />
arthroplasty with 28-, 32-, 38- and 44-mm femoral<br />
head sizes. J Arthroplasty 2005; 20: 11-19<br />
Effenberger H, Imhof H, Witzel U, Rehart S. <strong>Zementfreie</strong><br />
Hüftschäfte – Aktueller Stand. Orthopäde 2005;<br />
34: 477-502<br />
Harris WH. Traumatic arthritis of the hip after dislocation<br />
and acetabular fractures: treatment by mold<br />
arthroplasty. An end result study using a new method<br />
of result evaluation. J Bone Jt Surg 1969; 51A: 737-<br />
55<br />
196 der 228 Patienten wurden nach einem Jahr,<br />
136 von 155 möglichen Patienten nach zwei Jahren<br />
nachuntersucht. 5 Patienten waren unabhängig<br />
von der TEP-<strong>Implantat</strong>ion verstorben, 14 Patienten<br />
waren wegen Ortswechsels oder aus<br />
Altersgründen nicht für eine Nachuntersuchung zu<br />
gewinnen. Die Werte für den Harris-Hip-Score<br />
lagen präoperativ bei 47 Punkten, ein Jahr postoperativ<br />
bei 93 / 89 Punkten und zwei Jahre postoperativ<br />
bei 92 / 86 Punkten (zementfrei/zementiert).<br />
3 Luxationen (bedingt durch Fehlposition der<br />
Pfanne), 1 Schaftlockerung (zementiert), 1 Schaftsinterung<br />
(zementfrei), keine Fraktur/Fissur, 1 passagere<br />
Nervenläsion (N. femoralis/lateraler Zugang),<br />
kein Früh- oder Spätinfekt. Die Revisionsrate<br />
lag bei 0,4 % nach ein und zwei Jahren. Die<br />
Überlebensrate des Schaftes lag jeweils bei<br />
99,6 % nach einem und zwei Jahren.