DAZ - DHV - Bundesfachgruppe Ersatzkassen
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<strong>DAZ</strong><br />
Die Berufsgewerkschaft<br />
D e u t s c h e A n g e s t e l l t e n Z e i t u n g N r. 2 • 2 0 13 • 2 3 . M a i 2 0 13<br />
Gewerkschaftsrecht<br />
ist Menschenrecht<br />
© alphaspirit - fotolia.com<br />
Unsere Zukunft wird älter<br />
und teurer – was tun?<br />
Drohender Arbeitsplatzabbau<br />
durch Bürgerversicherung
<strong>DAZ</strong><br />
Zum Geleit<br />
Wahlprüfsteine und<br />
andere Forderungen<br />
Seit Wochen bringen sich die<br />
politischen Parteien in Stellung,<br />
um Stimmen für den 22.<br />
September zu gewinnen. Die<br />
Parteien eint, dass sie mit sozialpolitischen<br />
Schwerpunkten<br />
die Wahl gewinnen wollen. Sie<br />
positionieren sich zur gesetzlichen<br />
Krankenversicherung,<br />
fordern eine neue Steuerpolitik<br />
oder die Einführung von Mindestlöhnen.<br />
Werden diese Themen tatsächlich<br />
die Wahlen entscheiden?<br />
Daran darf man zweifeln. Denn die<br />
Sozialdemokraten dringen mit ihrer<br />
Frauenquote nicht durch. Die Grünen<br />
polarisieren mit ihren Vorstellungen zu<br />
einem neuen Spitzensteuersatz. Und<br />
die FDP bleibt trotz Einlenken beim<br />
Mindestlohn in ihrem Umfragetief.<br />
Zur Erhöhung des Spitzensteuersatzes<br />
hat sich die <strong>DHV</strong> geäußert.<br />
Durch einen neuen Steuertarif, wie<br />
er von den Grünen vorgeschlagen<br />
wird, werden gerade die mittleren<br />
Einkommen stärker belastet. Die<br />
Modellrechnungen sind eindeutig.<br />
Ab etwa 50.000 Euro Bruttojahresgehalt<br />
zahlen die Beschäftigten<br />
mehr Steuern. Das kann nicht gerecht<br />
sein, denn durch die sogenannte<br />
kalte Progression werden<br />
diese Einkommen ohnehin schon<br />
überdurchschnittlich belastet.<br />
Wir haben auch eine klare Positionierung<br />
zu den Vorschlägen der<br />
Bundesregierung hinsichtlich eines<br />
neuen Präventionsgesetzes vorgenommen.<br />
Es ist sinnvoll, dass die Gesundheitsprävention<br />
insbesondere<br />
am Arbeitsplatz verstärkt werden soll.<br />
Die <strong>DHV</strong> fordert den Gesetzgeber auf,<br />
dass alle Sozialpartner, also auch die<br />
im Christlichen Gewerkschaftsbund<br />
Deutschlands zusammengeschlossenen<br />
Gewerkschaften, einen Sitz in<br />
einem neu einzurichtenden nationalen<br />
Präventionsrat erhalten müssen.<br />
Sonst werden die Initiativen zur Gesundheitsvorsorge<br />
am Arbeitsplatz<br />
nur unzureichend berücksichtigt.<br />
Die Einführung einer festen und<br />
verbindlichen Frauenquote für Auf-<br />
sichtsräte findet bei der <strong>DHV</strong> keine<br />
Unterstützung. Wir sind sicher, dass<br />
durch derartige<br />
Quoten der<br />
W ä h l e r w i l l e<br />
zur Wahl der<br />
Arbeitnehmerund<br />
Gewerkschaftsvertreter<br />
verfälscht<br />
wird. Mit den<br />
z a h l r e i c h e n<br />
Aufsichtsratswahler<br />
folgen<br />
in diesem Frühjahr<br />
haben<br />
wir bewiesen,<br />
dass Frauen auch ohne gesetzlichen<br />
Zwang einen Platz im Aufsichtsrat<br />
finden können.<br />
Beim Mindestlohn scheint nun vor<br />
der Wahl kein Gesetz mehr zu kommen.<br />
Die Bundesarbeitsministerin hat<br />
kürzlich in weiser Einsicht darauf hingewiesen,<br />
dass bei diesem Thema besonders<br />
sorgfältig zu arbeiten sei. Das<br />
sei aber nicht mit einem schnellen Gesetz<br />
zu erreichen. Man sollte meinen,<br />
die Politiker ließen damit eine günstige<br />
Gelegenheit verstreichen, die so<br />
schnell nicht wiederkommen werde.<br />
Weit gefehlt. Denn die meisten wissen<br />
nicht wovon sie reden. Die FDP<br />
fordert einen tariflichen Mindestlohn.<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
Die unterste Lohngruppe eines Tarifvertrages<br />
ist immer ein tariflicher<br />
Mindestlohn. Die Unionsparteien<br />
reden von einer Lohnuntergrenze,<br />
können aber nicht erklären, wo der<br />
Unterschied zu einem Mindestlohn<br />
liegt. Denn es soll für alle Branchen, in<br />
denen es keine Tarifpartner gibt eine<br />
Lohnuntergrenze gesetzlich festgelegt<br />
werden. Als ob dann noch ein Tarifvertrag<br />
vertretbar ist, der von einer<br />
solchen Lohnuntergrenze nach unten<br />
abweicht. Die <strong>DHV</strong> wird sich mit Sicherheit<br />
nicht für eine derartige Tarifpolitik<br />
hergeben.<br />
SPD und Grüne fordern konsequent<br />
einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn,<br />
finden dafür aber keine<br />
Mehrheit, denn die Regierungsparteien<br />
dürfen ihr Gesicht nicht verlieren.<br />
Fazit: Über den Mindestlohn wird leidenschaftlich<br />
gestritten, wann eine<br />
Einigung auf ein verlässliches Konzept<br />
möglich wird, das lässt sich kaum vorhersagen.<br />
Auch die Werkverträge hat die Politik<br />
aufgegriffen. Sie sind nicht gut ist<br />
der einhellige Tenor, sofern mit ihnen<br />
Missbrauch betrieben wird. Richtig!<br />
Deshalb hat die <strong>DHV</strong> auch eine klare<br />
Forderung an den Gesetzgeber. In vier<br />
Punkten sollen Schwarzarbeitsgesetz,<br />
Arbeitnehmerentsendegesetz und Arbeitnehmerüberlassungsgesetz<br />
verändert<br />
werden. Der Werkvertrag ist erstens<br />
gesetzlich klar zu definieren. Zweitens<br />
ist die Kontrolle durch die Zollbehörden<br />
deutlich zu verbessern. Drittens ist ein<br />
Bußgeldkatalog bis hin zum Lizenzentzug<br />
des Werkvertragsunternehmens zu<br />
präzisieren. Und zum vierten muss die<br />
Durchgriffshaftung der Auftraggeber<br />
neu normiert werden. Nur so wird man<br />
Scheinwerkverträgen und Missbrauch<br />
effektiv begegnen.<br />
Ihr<br />
Zum Geleit<br />
Deutsche<br />
Angestellten<br />
<strong>DAZ</strong>Zeitung<br />
Inhalt<br />
Zum Geleit.................................................. 2<br />
Tarifarbeit................................................3–5<br />
Gesetzliche Krankenversicherung...6 –8<br />
Bürgerversicherung.........................9 –11<br />
Tag der Arbeit...................................12–13<br />
medsonet...........................................14–15<br />
Aufsichtsratswahlen.......................16–17<br />
Impressum.............................................................17<br />
Frauenquote..............................................18<br />
Verbandsarbeit................................19–21<br />
Berufswettkampf...................................22<br />
Aktionärvereinigung............................23<br />
Seminartermine/ Tarifabschlüsse....24<br />
2<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013
Tarifarbeit<br />
DAK-Gesundheit:<br />
Tarifverhandlungen zur<br />
Neugestaltung der<br />
Gehaltstabelle<br />
aufgenommen<br />
Mit der Unterzeichnung des Tarifvertrages<br />
Anfang Januar dieses<br />
Jahres hatten sich die <strong>DHV</strong> und<br />
die DAK-Gesundheit zur Aufnahme<br />
von Tarifverhandlungen zur<br />
Neugestaltung der Gehaltstabelle<br />
verpflichtet. Die bisherige Gehaltstabelle,<br />
die sich am Lebensalter<br />
des Beschäftigten orientiert,<br />
ist nicht mehr vereinbar mit den<br />
Bestimmungen des Allgemeinen<br />
Gleichbehandlungsgesetzes (AGG).<br />
Dies wurde auch mittlerweile vom<br />
Bundesarbeitsgericht in einer<br />
höchstrichterlichen Entscheidung<br />
bestätigt. Die Handlungsnotwendigkeit<br />
ist gegeben, zumal die DAK-<br />
Gesundheit eine der letzten Kassen<br />
ist, deren Gehaltstabelle sich noch<br />
am Lebensalter orientiert.<br />
Zum Verhandlungsauftakt traf<br />
sich die <strong>DHV</strong>-Kommission mit der<br />
Arbeitgeberseite am 19. April 2013<br />
in Dortmund. In der ersten Verhandlungsrunde<br />
ging es vor allem<br />
um die Vereinbarung der nächsten<br />
Verhandlungstermine und der Themen,<br />
die neben der Einführung ei-<br />
ner AGG-konformen Gehaltstabelle<br />
behandelt werden. Die nächsten<br />
Verhandlungen finden am 14.05.,<br />
03.06., 24.06. und am 18.07. statt.<br />
Als weiteres Verhandlungsthema<br />
wurde die Überprüfung des Manteltarifvertrages<br />
auf AGG-Konformität<br />
vereinbart. Gesprochen wurde<br />
auch über die im Tarifabschluss<br />
vereinbarte Verhandlungsverpflichtung<br />
über einen Tarifvertrag<br />
zur Festlegung der Einzelheiten<br />
der Rahmenbedingungen für personalwirtschaftliche<br />
Maßnahmen.<br />
Ein konkretes Ergebnis, wie mit<br />
dieser Verhandlungsverpflichtung<br />
im Rahmen der nächsten Verhandlungsrunden<br />
umgegangen werden<br />
soll, konnte noch nicht erzielt werden.<br />
VDPK Hessen/Rheinland-<br />
Pfalz : Gehaltssteigerung<br />
von insgesamt 3,9 Prozent<br />
erreicht<br />
Die <strong>DHV</strong> hat Tarifverhandlungen mit<br />
dem Verband der Privatklinikanstalten<br />
in Hessen und Rheinland-Pfalz<br />
aufgenommen. Zuvor waren sämtliche<br />
Tarifverträge zum 31. Dezember<br />
2012 seitens der Gewerkschaft gekündigt<br />
worden. Die <strong>DHV</strong> ist in die Verhandlungen<br />
mit einer Tarifforderung<br />
von 5,5 Prozent linearer Gehaltserhöhung<br />
gegangen. Für die Gehälter<br />
verständigte man sich auf folgendes<br />
Verhandlungsergebnis:<br />
• Eine lineare Erhöhung der Gehälter<br />
um 1,7 Prozent zum 01. Juli 2013<br />
• Eine zweite lineare Erhöhung der<br />
Gehälter um 2,2 Prozent zum 01. Juli<br />
2014<br />
• Eine Einmalzahlung von 7,5 Prozent<br />
des Tabellengehalts vom Juli 2013,<br />
auszuzahlen mit dem Juni-Gehalt<br />
2013<br />
Es konnte eine Erhöhung des Jahresurlaubsanspruchs<br />
in den ersten fünf Beschäftigungsjahren<br />
auf 27 Arbeitstage<br />
und Erhöhung des Jahresurlaubsanspruches<br />
ab dem 15. Beschäftigungsjahr<br />
auf 30 Arbeitstage durchgesetzt<br />
werden.<br />
Zudem verständigte man sich auf<br />
eine neue Staffelung von Zusatzurlaub<br />
im Jahr für Beschäftigte, die in<br />
Nachtschicht arbeiten:<br />
• 200 bis 400 Arbeitsstunden:<br />
1 Arbeitstag<br />
• 400 bis 600 Arbeitsstunden:<br />
2 Arbeitstage<br />
• über 600 Arbeitsstunden:<br />
3 Arbeitstage<br />
Der Entgelttarifvertrag ist erstmals zum<br />
31. Dezember 2014 kündbar.<br />
© tanatat - fotolia.com<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />
3
<strong>DAZ</strong><br />
Asklepios Klinik<br />
Bad Abbach<br />
In der zweiten Verhandlungsrunde haben<br />
sich die Arbeitgeber der Asklepios<br />
Klinik Bad Abbach mit der <strong>DHV</strong> auf einen<br />
neuen Entgelttarifvertrag verständigt.<br />
Rückwirkend zum 01. Januar 2013 steigen<br />
die Gehälter linear und über alle<br />
Entgeltgruppen um 2,5 Prozent. Zum 01.<br />
Januar 2014 steigen sie in einer zweiten<br />
Stufe linear um weitere 2,2 Prozent. Der<br />
neue Vergütungstarifvertrag hat eine<br />
Laufzeit bis zum 31. Dezember 2014.<br />
Zudem konnte erreicht werden, dass<br />
die Feiertagszuschläge um 10 Prozent<br />
auf 35 Prozent und die Nachtzuschläge<br />
von 1,40 Euro/Stunde auf 15 Prozent<br />
steigen. Beides tritt zum 01. Oktober<br />
2014 in Kraft. Im Manteltarifvertrag<br />
wurden redaktionelle Änderungen vorgenommen.<br />
Außerdem wurden einige<br />
Eingruppierungen von Berufstätigkeiten<br />
neu festgelegt.<br />
Mit dem Verhandlungsergebnis<br />
konnte das der <strong>DHV</strong> wichtige Ziel einer<br />
Reallohnsteigerung erreicht werden.<br />
Das gilt für das Jahr 2013 und voraussichtlich<br />
auch für 2014. In der Entgeltentwicklung<br />
konnte damit gestoppt<br />
werden, dass die Lohnerhöhungen<br />
durch die Inflationsrate und Abgabenerhöhungen<br />
aufgefressen werden, wie<br />
in der Vergangenheit immer wieder geschehen.<br />
© FotolEdhar - fotolia.com<br />
Arbeitgeberverband<br />
Instore und Logistik<br />
Services (ILS)<br />
In den kommenden Wochen stehen Tarifverhandlungen<br />
für einen neuen Entgelttarifvertrag<br />
mit dem Arbeitgeberverband<br />
Instore und Logistk Services e.V. an. Die<br />
<strong>DHV</strong> hat den Entgelttarifvertrag form- und<br />
fristgerecht zum 30. Juni 2013 gekündigt.<br />
Nun hat die <strong>DHV</strong>-Verhandlungsführung<br />
ihre Tarifforderung an den Arbeitgeberverband<br />
übermittelt. Sie fordert eine lineare<br />
Lohnerhöhung über alle Entgeltgruppen<br />
von 26 Prozent.<br />
Mit dieser Forderung wird in der untersten<br />
Entgeltgruppe in den westdeutschen<br />
Bundesländern ein Stundenentgelt von<br />
8,50 Euro und in den ostdeutschen Bundesländern<br />
von 7,71 Euro erreicht. Mit diesen<br />
Stundenlöhnen entspricht die <strong>DHV</strong> den Forderungen<br />
nach einer Lohnhöhe eines allgemeinen<br />
gesetzlichen Mindestlohnes.<br />
Auch in den Entgeltgruppen für qualifizierte<br />
Fachkräfte muss eine solche deutliche<br />
Lohnerhöhung gefordert werden,<br />
damit die Lohnunterschiede zu Fachkräften,<br />
die den Einzelhandelstarifverträgen<br />
unterliegen, Stück für Stück geschlossen<br />
werden können.<br />
Im Zuge der Tarifverhandlungen strebt<br />
die <strong>DHV</strong> zudem an, mit dem Arbeitgeberverband<br />
Maßnahmen zur effektiven<br />
Bekämpfung des Missbrauchs von Werkverträgen<br />
zu vereinbaren. Die <strong>DHV</strong> geht<br />
davon aus, dass dies auch im Interesse des<br />
Arbeitgeberverbandes liegt.<br />
Die <strong>DHV</strong>-Verhandlungskommission<br />
rech net mit schwierigen und langwierigen<br />
Tarifverhandlungen. Denn man wird sich<br />
auch an den Tarifverhandlungen im deutschen<br />
Einzelhandel orientieren müssen.<br />
Schließlich sind die Dienstleister des AGV<br />
Instore und Logistik Services e.V. vorwiegend<br />
im Einzelhandel tätig.<br />
Tarifarbeit<br />
Gehaltstarifverhandlungen<br />
KKH: <strong>DHV</strong> fordert 4,9 %<br />
Gehaltserhöhung<br />
Die <strong>DHV</strong> hat bei der KKH den Gehaltstarifvertrag<br />
gekündigt und als<br />
erste Gewerkschaft ihre Gehaltsforderung<br />
aufgestellt. Dabei hat sich<br />
die <strong>DHV</strong>-Tarifkommission an der<br />
Erhöhung der Vorstandsgehälter<br />
der KKH in 2012 in Höhe von 4,9 %<br />
orientiert. Denn: Vorstand und Beschäftigte<br />
der KKH sitzen in einem<br />
Boot!<br />
Die tarifpolitische Situation bei<br />
der KKH ist schwierig:<br />
• Seit Ende November 2012<br />
wurden Spitzengespräche zur<br />
Vorbereitung der Tarifrunde<br />
geführt –<br />
ergebnislos!<br />
• Monatelange Verhandlungen<br />
zum betrieblichen Gesundheitsmanagement<br />
–<br />
ergebnislos!<br />
• Vorstellungen des Arbeitgebers<br />
zur Verbesserung der Verwaltungskostensituation<br />
–<br />
bisher nicht geliefert !<br />
Die <strong>DHV</strong>-Tarifkommission hat in<br />
einer Information an die Beschäftigten<br />
deutlich gemacht, dass sie<br />
diese Situation nicht akzeptiert. Sie<br />
fordert eine zügige Aufnahme der<br />
Tarifverhandlungen.<br />
4<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013
Tarifarbeit<br />
Gehaltstarifverhandlungen<br />
privates<br />
Versicherungsgewerbe:<br />
<strong>DHV</strong> weist erstes Arbeitgeberangebot<br />
zurück<br />
Nach dem Verhandlungsauftakt am<br />
11.04.2013 in München wurden die<br />
Tarifverhandlungen am 02.05.2013<br />
in Düsseldorf fortgesetzt. Die Arbeitgeberseite<br />
legte dabei ein erstes Gehaltsangebot<br />
auf den Tisch:<br />
• 6 Nullmonate von April bis September<br />
2013<br />
• 2,5 % lineare Gehaltserhöhung<br />
ab 01.10.2013<br />
• 2,0 % lineare Gehaltserhöhung<br />
ab 01.10.2014<br />
• Laufzeit des Gehaltstarifvertrages:<br />
30 Monate<br />
Die lineare Gehaltserhöhung soll nach<br />
Vorstellung der Arbeitgeber für alle<br />
Beschäftigten gelten. Eine Sonderregelung<br />
für die Beschäftigten in den<br />
Gehaltsgruppen A und B sowie für die<br />
Auszubildenden soll es nicht geben.<br />
Die <strong>DHV</strong>-Tarifkommission wies das<br />
Arbeitgeberangebot als unzureichend<br />
zurück:<br />
• 6 Nullmonate sind den Beschäftigten<br />
nicht zu vermitteln!<br />
• Das Arbeitgeberangebot liegt<br />
deutlich unter den Abschlüssen<br />
in diesem und letztem Jahr!<br />
• Die Beschäftigten in den Gehaltsgruppen<br />
A und B haben<br />
einen deutlichen Abstand zum<br />
angestrebten Mindestlohn von<br />
8,50 € pro Stunde verdient!<br />
Die <strong>DHV</strong>-Tarifkommission hatte im<br />
März ihre Forderungen für die Gehaltstarifverhandlungen<br />
privates Versicherungsgewerbe<br />
beschlossen:<br />
Eine Gehaltserhöhung in zwei Stufen<br />
in Höhe von insgesamt 7,0 %:<br />
3,8 % ab 01.04.2013 und 3,2 % ab<br />
01.01.2014 bei einer Laufzeit von 18<br />
Monaten<br />
Die privaten Versicherungsunternehmen<br />
vermeldeten für das Jahr<br />
2012 trotz Euro- und Wirtschaftskrise<br />
Gewinne in Milliardenhöhe. Die guten<br />
Unternehmensergebnisse sind das<br />
Ergebnis der engagierten Arbeit der<br />
Beschäftigten in den privaten Versicherungsunternehmen.<br />
Sie müssen<br />
mit einer angemessenen Gehaltserhöhung<br />
am wirtschaftlichen Erfolg<br />
der Branche teilhaben!<br />
Deutliche Anhebung der Gehaltsgruppen<br />
A + B: Mindestens 10 € /<br />
Stunde!<br />
Höchstwahrscheinlich wird nach<br />
der Bundestagswahl 2013 ein Mindestlohn<br />
von 8,50 € pro Stunde eingeführt.<br />
Von diesem Gehaltsniveau<br />
sind die untersten Gehaltsgruppen A<br />
und B nicht weit entfernt. Das private<br />
Versicherungsgewerbe ist aber kein<br />
Niedriglohnsektor!<br />
Verlängerung des bis zum<br />
31.12.2013 befristeten Altersteilzeitabkommens<br />
Nachdem die <strong>DHV</strong>-Tarifkommission<br />
das Arbeitgeberangebot abgelehnt<br />
hatte, war die Arbeitgeberseite zu einem<br />
neuen Angebot nicht mehr bereit.<br />
Die Verhandlungen wurden auf<br />
den 07.06.2013 in Hamburg vertagt.<br />
Die <strong>DHV</strong>-Tarifkommission bedauert<br />
die Vertagung. Damit wird leider<br />
eine Kernforderung der <strong>DHV</strong> - ein Abschluss<br />
in zwei Verhandlungsrunden<br />
- nicht erfüllt! Eine Verlängerung des<br />
Verhandlungsprozesses ist nicht im<br />
Interesse der Beschäftigten, die einen<br />
zügigen Abschluss erwarten!<br />
DRK Brandenburg:<br />
Verhandlungsergebnis<br />
erzielt - 5,1% Tabellensteigerung<br />
Nach mehreren Verhandlungsrunden<br />
hat die <strong>DHV</strong> beim Deutschen Roten<br />
Kreuz Brandenburg für 2013/2014 ein<br />
Ergebnis erzielt. Danach ergeben sich<br />
folgende Tarifverbesserungen:<br />
• Tabellenentgelterhöhung<br />
Alle Tabellenentgelte werden<br />
ab 01.05.2013 um 2,1% sowie ab<br />
01.01.2014 um 3,0% angehoben.<br />
• Einmalzahlung in Höhe von 300<br />
Euro für <strong>DHV</strong>-Mitglieder<br />
Als Ausgleich für die späte Tabellenanhebung<br />
erhalten Mitarbeiter,<br />
die zum Stichtag 01.05.2013<br />
<strong>DHV</strong> Mitglied sind, eine Einmalzahlung<br />
in Höhe von 300 Euro im<br />
Juni 2013.<br />
• Mindestvergütung von 7,50 Euro<br />
pro Stunde<br />
Als tarifliches Mindestentgelt haben<br />
sich Arbeitgeber und <strong>DHV</strong><br />
auf 7,50 Euro pro Stunde verständigt.<br />
Die Entgeltgruppe A1 fällt<br />
ersatzlos weg.<br />
• Erhöhung der Nachtschichtzula-<br />
ge auf 1,60 Euro pro Stunde<br />
• Neuregelung zum Urlaub<br />
Die Bemessung des Erholungsurlaubs<br />
wird umgestellt von Lebensalter<br />
auf Beschäftigungszeit:<br />
- bis zum 10. vollendeten Beschäftigungsjahr<br />
27 Arbeitsage<br />
- bis zum 20. vollendeten Beschäftigungsjahr<br />
30 Arbeitstage<br />
- ab dem 21. Beschäftigungsjahr<br />
31 Arbeitstage<br />
Für Mitarbeiter, die bis dato einen<br />
höheren Urlaubsanspruch erworben<br />
haben, bleibt dieser auch<br />
künftig als Besitzstand erhalten.<br />
• Kein Bereitschaftsdienst mehr<br />
im Rettungsdienst<br />
Die Anordnung von Bereitschaftsdienst<br />
wird künftig für den Rettungsdienst<br />
ausgeschlossen. Für<br />
andere Bereiche gilt dies nicht.<br />
Die Tarifparteien ziehen damit<br />
die Konsequenz aus der teilweise<br />
missbräuchlich betriebenen Praxis<br />
zu Lasten der Mitarbeiter im<br />
Rettungsdienst.<br />
• Einführung einer Zulage für Praxisanleiter<br />
Praxisanleiter in der Pflege erhalten<br />
monatlich 70 Euro ab Januar<br />
2014.<br />
• Die Auszubildendenvergütung<br />
steigt ab 2014 um jeweils 50 Euro<br />
pro Monat<br />
Damit konnte die <strong>DHV</strong> einige Ziele<br />
weitgehend erreichen. Nicht umgesetzt<br />
wurde eine Neuregelung der<br />
Eingruppierungskriterien. Arbeitgeber<br />
und Tarifkommission der <strong>DHV</strong><br />
haben sich jedoch darauf verständigt,<br />
die Gespräche dazu während der<br />
Laufzeit fortzuführen.<br />
BARMER GEK:<br />
Eingruppierungstarifverhandlungen<br />
fortgesetzt<br />
Am 21.03.2013 wurden die Tarifverhandlungen<br />
zur Eingruppierung der<br />
Beschäftigten der BARMER GEK fortgesetzt.<br />
Konkrete Ergebnisse konnten<br />
auch in dieser Verhandlungsrunde nicht<br />
erzielt werden. Annäherungen gab es<br />
beim Katalog der Bewertungskriterien<br />
für die Tätigkeiten. In der nächsten Verhandlungsrunde<br />
am 17.05.2013 beraten<br />
<strong>DHV</strong> und BARMER GEK über die Bewertung<br />
der Führungskräftetätigkeiten.<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />
5
<strong>DAZ</strong><br />
Unsere Zukunft wird älter und teurer – was tun?<br />
Gesundheitspolitik nach der Wahl<br />
Gesetzliche Krankenversicherung<br />
Die Bundestagswahl 2013 wirft ihre<br />
Schatten voraus. Die Parteien bringen<br />
sich in Stellung, Regierungsprogramme<br />
werden verabschiedet<br />
und bei den Wählern positioniert.<br />
Am Wahlabend werden die Würfel<br />
fallen und dann haben – aller Voraussicht<br />
nach - die Wählerinnen<br />
und Wähler Klarheit über die Parteien,<br />
die eine neue Regierung bilden.<br />
Doch eines steht schon heute<br />
fest: In der Gesundheitspolitik wird<br />
jede neue Regierung – schneller<br />
als ihr lieb ist – vor alten Problemen<br />
stehen. Nur Dank der gut gefüllten<br />
Kassen, aus denen sich der<br />
Finanzminister ungeniert bedient,<br />
fällt bisher nicht auf, dass eine<br />
© Robert Kneschke - fotolia.com<br />
wieder erstarkte Dynamik bei den<br />
Leistungsausgaben und der Wegfall<br />
der Praxisgebühr eine prekäre<br />
Situation bei den Finanzen der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung<br />
(GKV) mit sich bringen wird. Diverse<br />
Wahlgeschenke und Wahlversprechen<br />
tun dazu ein Übriges.<br />
Jetzt, da die Bundestagswahl vor<br />
der Tür steht, fragen sich natürlich<br />
viele, auch die <strong>DHV</strong>: Wo muss die<br />
Gesundheitspolitik neue Wege gehen,<br />
was hat sich bewährt und was<br />
muss verändert werden? Sicher ist<br />
nur, dass der demografische Wandel<br />
und die Wirkungen des medizinischen<br />
Fortschritts die zentralen<br />
Herausforderungen sind, denen<br />
sich nicht nur die Politik stellen<br />
muss. Und klar ist auch, dass die<br />
nächste Bundesregierung die Sozialsysteme<br />
an diese Herausforderungen<br />
und Entwicklungen anpassen<br />
muss.<br />
Massiv betroffen von geplanten<br />
Reformvorhaben werden die Beitragszahler<br />
- und hier vor allem<br />
die sogenannte Mittelschicht - sowie<br />
die Rentnerinnen und Rentner<br />
sein, also die Arbeitnehmer<br />
und die alten Menschen. Auch in<br />
der nächsten Wahlperiode des<br />
Deutschen Bundestags werden<br />
vor dem Hintergrund des sozialen<br />
und wirtschaftlichen Wandels und<br />
vor allem wegen des medizinischtechnischen<br />
Fortschritts und der<br />
demografischen Entwicklung große<br />
Anstrengungen notwendig sein,<br />
um auch weiterhin eine qualitative<br />
und effiziente Versorgung sicherzustellen.<br />
Dazu liegen, quasi als Gesundheitskonzepte<br />
2013, mehrere<br />
sehr unterschiedliche Programme<br />
von Parteien und gesellschaftlichen<br />
Organisationen<br />
vor. Natürlich melden sich<br />
lautstark auch die Verbände<br />
der Kassen, Ärzte, Krankenhäuser,<br />
Apotheken<br />
und der Arzneimittelindustrie<br />
zu Wort.<br />
Reformvisionen für<br />
den demografischen<br />
Wandel<br />
Die SPD strebt eine Bürgerversicherung<br />
an, der<br />
alle Bürger – also auch<br />
Gutverdienende, Beamte<br />
und Selbstständige – angehören<br />
sollen. Die Kassen<br />
bekommen wieder Beitragsautonomie<br />
und die Beitrags-<br />
6<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013
Gesetzliche Krankenversicherung<br />
finanzierung erfolgt paritätisch<br />
durch Arbeitnehmer und Arbeitgeber.<br />
Die CDU/CSU favorisiert das Modell<br />
einer einheitlichen Aufsicht<br />
(Bund – Länder) und einer neuen<br />
Struktur des GKV-Verbandes sowie<br />
einer Rechtsformänderung der<br />
Kassen. Doch auch hier bleiben<br />
Fragen offen, vor allem im Hinblick<br />
auf das Nebeneinander von GKV<br />
und PKV und die Finanzierung der<br />
Krankenhäuser.<br />
Die Grünen wollen den Gesundheitsfond<br />
reformieren, die Qualität<br />
von Leistungserbringern und Krankenkassen<br />
transparent machen<br />
und regionale Gesundheitsnetze<br />
schaffen. Dazu soll die Selbstverwaltung<br />
der Kassen reformiert und<br />
die Versichertenvertretung gestärkt<br />
werden. Alles zusammen soll<br />
zu einem fairen Wettbewerb um<br />
die besten Versorgungsergebnisse<br />
führen.<br />
Die FDP propagiert ein freiheitliches<br />
Gesundheitssystem, die Einführung<br />
der Kostenerstattung und<br />
die Beitragsautonomie für die Kassen.<br />
Nach den Vorstellungen der<br />
Liberalen sollen Bürokratie abgebaut,<br />
Prävention gestärkt und wegen<br />
des demografischen Wandels<br />
die Kapitaldeckung und eine private<br />
Vorsorgeförderung ausgebaut<br />
werden.<br />
Egal wie: In naher Zukunft wird<br />
der demografische Wandel zunehmend<br />
den gesundheitlichen Alltag<br />
bestimmen. Ältere Ärzte und älteres<br />
Pflegepersonal werden ältere<br />
Patienten behandeln. Mehrfacherkrankungen<br />
und chronische Leiden<br />
werden eine große Rolle spielen.<br />
Umso wichtiger werden also Konzepte,<br />
wie die Versorgungsstrukturen<br />
an diese veränderten Bedingungen<br />
angepasst werden.<br />
Ziele und Erwartungen an eine<br />
optimale Gesundheitsversorgung<br />
Aus Sicht der <strong>DHV</strong> werden Experimente,<br />
die die Grundlagen einer<br />
ausgewogenen, aber neuen<br />
Balance zwischen gesetzlicher<br />
und privater Krankenversicherung<br />
gefährden, den Herausforderungen<br />
einer vernünftigen Gesundheitspolitik<br />
nicht gerecht. Nicht<br />
ein Systemwechsel, sondern die<br />
Absicherung der Leistungsfähigkeit<br />
der GKV sollte die Priorität<br />
der Gesundheitspolitik in der<br />
nächsten Legislaturperiode sein.<br />
Telemedizin und personalisierte<br />
Medizin wären Bausteine. Die Beitragsautonomie<br />
muss den Kassen<br />
zurück gegeben werden. Und das<br />
deutsche Gesundheitswesen<br />
braucht mehr Transparenz<br />
und Wettbewerb,<br />
so wie es auch vom<br />
Sachverständigenrat<br />
gefordert wird. Auch<br />
müssen Präventionsangebote<br />
für ältere Menschen<br />
entwickelt werden.<br />
Dazu fordert<br />
die <strong>DHV</strong> eine Stärkung<br />
der Selbstverwaltung,<br />
die in<br />
den letzten Jahren<br />
durch gesetzgeberische<br />
Eingriffe viele<br />
ihrer Aufgaben<br />
und Gestaltungsmöglichkeiten<br />
verloren<br />
hat, und das<br />
nicht immer zum<br />
Vorteil der Versicherten, Beitragszahler<br />
und Patienten. Und klar ist<br />
auch: Gesundheitsfond, einheitlicher<br />
Beitragssatz und der Zusatzbeitrag<br />
haben verheerende<br />
Anreize für den Wettbewerb im<br />
Gesundheitswesen gesetzt!<br />
Die <strong>DHV</strong> hofft, dass nach dem<br />
22. September das soziale und leistungsstarke<br />
System gesundheitlicher<br />
Sicherung erhalten bleibt<br />
– auch als positiver Wirtschaftsund<br />
Standortfaktor und als Stabilitätsanker<br />
in der gegenwärtigen<br />
internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise.<br />
Erklärtes Ziel muss<br />
sein, das qualitativ hochwertige<br />
Versorgungsniveau des Gesundheitswesens<br />
zu erhalten und unter<br />
neuen Herausforderungen weiterzuentwickeln.<br />
Dazu will die <strong>DHV</strong><br />
mehr Freiräume für die Versorgung<br />
der Versicherten.<br />
Jürgen Fremmer<br />
© johannesspreter - fotolia.com<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />
7
<strong>DAZ</strong><br />
Gesetzliche Krankenversicherung<br />
Strategie zur Gesundheitsförderung – ein erster Schritt<br />
Nach langem Ringen einigte sich die<br />
schwarz-gelbe Koalition auf eine Präventionsstrategie<br />
und das Bundeskabinett<br />
verabschiedete dazu im März 2013<br />
einen Gesetzentwurf. Die Regierung<br />
braucht für das Gesetz die Zustimmung<br />
des Bundesrates. Die Opposition lehnt<br />
das Gesetz ab, weil es nach deren Meinung<br />
kaum Impulse für mehr Prävention<br />
enthalte. Deshalb wurde es durch einen<br />
ablehnenden Bundesratsbeschluss am<br />
3. Mai 2013 zurückgestellt. Die Gründe<br />
der Ablehnung erscheinen jedoch wenig<br />
stichhaltig.<br />
Künftige Vorsorge:<br />
Holz- oder Königsweg?<br />
Die <strong>DHV</strong> begrüßt das Vorhaben der Bundesregierung<br />
die Prävention und Gesundheitsförderung<br />
auszubauen, warnt<br />
allerdings davor, dass der Staat mit dem<br />
neuen Gesetz allein die gesetzlichen<br />
Krankenkassen in die Pflicht nimmt. Für<br />
die <strong>DHV</strong> ist Prävention eine gesamtgesellschaftliche<br />
Aufgabe. Neben der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung (GKV)<br />
muss auch der Staat, andere Sozialleistungsträger<br />
und die private Krankenversicherung<br />
(PKV) in die Finanzierung<br />
einbezogen werden. Nicht hinnehmbar<br />
ist für die <strong>DHV</strong> die unverhältnismäßig<br />
starke Erhöhung der Präventionsfinanzierung<br />
von 3,01 Euro auf künftig 6 Euro.<br />
Die <strong>DHV</strong> bezweifelt, dass die GKV diese<br />
Verdoppelung der Mittel für eine Prävention<br />
mit qualitätsgesicherten Angeboten<br />
umsetzen kann.<br />
Zukunftsmusik für mehr Prävention<br />
Die Regelungen im Einzelnen beinhalten<br />
eine Verdoppelung des Betrages<br />
auf künftig sechs Euro. Damit steigt das<br />
Finanzvolumen für Prävention und Vorsorge<br />
auf 420 Millionen Euro. Die <strong>DHV</strong><br />
begrüßt, dass künftig mindestens zwei<br />
Euro je Versicherten in die betriebliche<br />
Gesundheitsförderung fließen und<br />
damit direkt vor Ort den Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmern zugute<br />
kommen. Die Tarifpartner können diesen<br />
Tatbestand nutzen und begleitend<br />
dazu intelligente Regelungen vereinbaren.<br />
Sinnvoll ist sicher auch, dass für Jugendliche<br />
die Vorsorgeuntersuchungen<br />
bis zum 10. Lebensjahr durchgeführt<br />
werden könnten. Um Schichtarbeitern<br />
und Beschäftigten, die Angehörige pflegen,<br />
die Teilnahme zu erleichtern, sollen<br />
wohnortnahe Präventionsangebote<br />
geschaffen werden. Gesellschaftlich<br />
notwendig ist auch, dass künftig Präventionsangebote<br />
speziell in Schulen,<br />
Kindergärten und Senioreneinrichtungen<br />
gemacht werden. Nutznießer sind<br />
davon auch alle <strong>DHV</strong> – Mitglieder und<br />
deren Familien. Insbesondere von der<br />
neuen Regelung, dass die Familien stärker<br />
über den Schutz vor Gesundheitsrisiken<br />
ihrer Kinder aufgeklärt werden,<br />
profitieren auch die Mitglieder der <strong>DHV</strong>.<br />
Fraglich ist, wie eine neu zu bildende Präventionskonferenz<br />
ausgestattet werden<br />
soll. Nach Meinung der <strong>DHV</strong> müssen –<br />
mit der vorgesehenen Stärkung der betrieblichen<br />
Gesundheitsförderung - hier<br />
auch die Gewerkschaften und die Arbeitgeber<br />
mit im Boot sitzen. Abgelehnt<br />
und als fragwürdig bezeichnet, wird von<br />
der <strong>DHV</strong> das Vorhaben, Beiträge der<br />
Versicherten an die Bundeszentrale für<br />
gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zu<br />
übertragen. Immerhin 35 Millionen Euro<br />
mehr soll die BZgA ab 2014 aus dem Topf<br />
der Beitragszahler erhalten.<br />
Die <strong>DHV</strong> unterstützt die Politik in ihrem<br />
Vorhaben, Prävention und Vorsorge als<br />
wichtige Säule in der gesundheitlichen<br />
Versorgung zu stärken. Die Bevölkerung<br />
bei der Entwicklung und dem Ausbau<br />
von gesundheitsfördernden Verhaltensweisen<br />
zu unterstützen und damit gesundheitliche<br />
Risiken zu reduzieren, ist<br />
ein moderner Ansatz für eine Vorsorgestrategie.<br />
Es ist auch sinnvoll die Finanzmittel<br />
nicht nach dem Gießkannenprinzip<br />
zu verteilen. Und es macht unter der<br />
demografischen Entwicklung großen<br />
Sinn, die Krebsfrüherkennung zu stärken<br />
und mit speziellen Programmen chronische<br />
Erkrankungen – von denen vorrangig<br />
und hauptsächlich ältere Menschen<br />
betroffen sind - zurückzudrängen.<br />
Prävention – Chance für die<br />
Gesundheitswirtschaft<br />
Zu kurz kommt nach Meinung der <strong>DHV</strong><br />
bei diesem Gesetzesvorhaben die Bedeutung<br />
von Prävention und Vorsorge<br />
für die Gesundheitswirtschaft. Gerade<br />
Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung<br />
wären in Verbindung<br />
mit dem medizinischen Fortschritt ein<br />
Ankerpunkt in nationaler Entwicklung<br />
zu einem integrativen Verständnis von<br />
„Gesundheit“. Hier wären mehrere Wirtschaftsbereiche<br />
gefordert, die Chancen<br />
der Prävention von Erkrankungen zu<br />
nutzen durch beispielsweise<br />
• Entwicklung von gesundheitsfördernden<br />
Produkten in der Ernährungsbranche<br />
• Entwicklung von qualitativ hochwertigen<br />
und medizinisch geprüften<br />
Angeboten der Tourismusbranche<br />
oder<br />
• Entwicklung von neuen Dienstleistungen<br />
durch Zusammenwirken<br />
von Akutmedizin, Rehabilitationseinrichtungen,<br />
Hotelgewerbe und<br />
Medizinprodukteindustrie<br />
Weil unsere Zukunft älter und das Gesundheitswesen<br />
teurer wird, ist das<br />
vorliegende Präventionsgesetz zwar zu<br />
begrüßen aber für die <strong>DHV</strong> als Vision<br />
zur Bewältigung der gesundheitspolitischen<br />
Herausforderungen einer älter<br />
werdenden Gesellschaft noch erheblich<br />
nachzubessern. Eine einfache Verdoppelung<br />
der Mittel zu Lasten allein der Beitragszahler<br />
in der GKV reicht nicht aus,<br />
um Prävention dauerhaft und optimal<br />
zu fördern..<br />
Jürgen Fremmer<br />
Anmerkung<br />
der Redaktion<br />
Die <strong>DHV</strong> hat die wie vom Autor<br />
vorgeschlagenen intelligenten Regelungen<br />
in der Tarifarbeit aufgegriffen.<br />
Im Vorgriff auf das Präventionsgesetz<br />
wurde man z.B. mit<br />
den Volks- und Raiffeinenbanken<br />
einig, dass ein betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
sinnvoll<br />
ist. (siehe dazu <strong>DAZ</strong> 01/2013). Bei<br />
dieser betrieblichen Gesundheitsförderung<br />
müssen, so die Meinung<br />
der <strong>DHV</strong>, die Beschäftigten<br />
allerdings einen konkreten Anspruch<br />
erlangen, so wie es auch<br />
der Gesetzentwurf vorsieht. Reine<br />
Absichtserklärungen reichen dazu<br />
nicht aus, so dass die erste Übereinkunft<br />
im Bankgewerbe nur ein<br />
erster Schritt sein kann. Die <strong>DHV</strong><br />
hofft, dass das Präventionsgesetz<br />
dazu den Tarifpartnern noch genügend<br />
Freiraum lässt. Der Hauptvorstand<br />
und auch der CGB werden<br />
sich in diesem Sinne bei den<br />
Anhörungen positionieren.<br />
8<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013
Bürgerversicherung<br />
Jahrelang führte die Bürgerversicherung<br />
in der öffentlichen Diskussion<br />
ein Schattendasein. Nach den heftigen<br />
Debatten zur Jahrtausendwende<br />
richtete sich die Aufmerksamkeit der<br />
Gesundheitspolitiker auf andere Reformaspekte.<br />
Der Gesundheitsfonds<br />
und der Zusatzbeitrag wurden aus<br />
der Taufe gehoben.<br />
Wenige Monate vor der Bundestagswahl<br />
zeichnet sich aber eine Wiederbelebung<br />
der Debatte um die Einführung<br />
einer Bürgerversicherung ab.<br />
SPD, Grüne und die Linken haben die<br />
Bürgerversicherung in ihre Wahlprogramme<br />
geschrieben. Unterstützung<br />
finden diese Parteien beim DGB und<br />
seinen Gewerkschaften.<br />
Diese Ausgabe der <strong>DAZ</strong> widmet sich<br />
der Bürgerversicherung als Schwerpunktthema.<br />
Als Interessenvertretung<br />
der Beschäftigten liegt dabei ein<br />
Hauptaugenmerk auf der Frage, wie<br />
sich die Einführung der Bürgerversicherung<br />
auf die Arbeitsplätze und die<br />
Beiträge der Arbeitnehmer auswirken<br />
wird.<br />
Henning Röders<br />
Stellv. <strong>DHV</strong>-Bundesvorsitzender<br />
Drohender Arbeitsplatzabbau durch<br />
Bürgerversicherung<br />
Die Diskussionen um die Einführung<br />
einer Bürgerversicherung haben zu erheblicher<br />
Unruhe unter den Beschäftigten<br />
der Privaten Krankenversicherungen<br />
(PKV) geführt. Sie fürchten um<br />
ihre Jobs, und das zu Recht.<br />
Die privaten Vollversicherungen machen<br />
rund 80 % des privaten Krankenversicherungsgeschäfts<br />
aus. Dieses Geschäftsfeld<br />
würde den privaten<br />
Krankenversicherungen<br />
komplett weggenommen<br />
werden. Um eine Vollversicherung<br />
zu kompensieren,<br />
müssen etwa 10 Krankenzusatzversicherungen<br />
abgeschlossen werden.<br />
Es ist unmöglich, dass die<br />
Einführung der Bürgerversicherung<br />
einen solchen<br />
Schub im Zusatzversicherungsgeschäft<br />
auslösen<br />
kann. In der Antragsbearbeitung<br />
und in der Versichertenbetreuung<br />
fällt bei der Vollversicherung<br />
erheblich mehr Arbeit<br />
an als in der Zusatzversicherung. Zu<br />
beachten sind auch die selbständigen<br />
Versicherungsvermittler, die zu einem<br />
guten Teil vom Vertrieb von Krankenversicherungen<br />
leben. Dieses Geschäft<br />
droht ihnen im Falle der Einführung<br />
der Bürgerversicherung wegzubrechen.<br />
Auch hier drohen Arbeitsplatzverluste<br />
und der Untergang wirtschaftlicher<br />
Existenzen.<br />
© m.schuckart - Fotolia.com<br />
Die Einführung der Bürgerversicherung<br />
wird daher die Existenz vieler<br />
Arbeitsplätze in der privaten Krankenversicherung<br />
gefährden. Betriebsräte<br />
der Branche, die sich zu einer Initiative<br />
„Bürgerversicherung – Nein Danke!“<br />
zusammengeschlossen haben, gehen<br />
von einem drohenden Verlust in Höhe<br />
von 75.000 Arbeitsplätzen aus. Eine von<br />
Gewerkschaften in Auftrag gegebene<br />
Studie bei der Hans-Böckler-Stiftung<br />
geht in einer ersten Bewertung Anfang<br />
April 2013 sogar von einem Verlust von<br />
100.000 Arbeitsplätzen aus!<br />
Wie hoch der Arbeitsplatzabbau<br />
in der privaten Krankenversicherung<br />
letztendlich ausfallen wird, lässt sich<br />
zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht<br />
seriös sagen. Aber sicher ist: Der Arbeitsplatzabbau<br />
wird kommen, und er<br />
wird bei weitem nicht durch das Mehrgeschäft<br />
in der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
kompensiert werden<br />
können:<br />
Die größte unter den <strong>Ersatzkassen</strong>,<br />
die BARMER GEK, hat rund 8,66 Mio.<br />
Versicherte. Sie versichert damit fast so<br />
viele Bundesbürger, wie die privaten<br />
Krankenversicherungen insgesamt an<br />
Vollversicherten haben (8,98 Mio. zum<br />
Stand November 2012). Die BARMER<br />
GEK beschäftigt aber mit rund 19.500<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weniger<br />
als ein Fünftel der Beschäftigten<br />
der PKV, deren Arbeitsplätze laut der<br />
ersten Einschätzung der Hans-Böckler-<br />
Stiftung wegzufallen drohen.<br />
Nun werden die Versicherten nicht<br />
zu einer einzigen Kasse gehen, sondern<br />
der Zuwachs würde sich auf<br />
mehrere gesetzliche Krankenkassen<br />
verteilen. Nur bei wenigen könnte<br />
sich vielleicht ein Mehrbedarf an Arbeitsplätzen<br />
ergeben, denn viele Krankenkassen<br />
haben ihre Arbeitsabläufe<br />
rationalisiert bzw. durchlaufen gerade<br />
einen solchen Prozess. Rationalisierte<br />
Arbeitsprozesse bedeuten aber, mehr<br />
Versicherte bei gleich bleibenden oder<br />
sogar sinkenden Beschäftigungszahlen<br />
betreuen zu können. Auf keinen<br />
Fall wird die Aufnahme<br />
von bisher unter den<br />
Kreis der Privatversicherten<br />
fallenden Personen<br />
zu einem Zuwachs von<br />
100.000 Arbeitsplätzen in<br />
der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
führen!<br />
Philipp Holzmann, Nokia,<br />
Opel usw.: Es wurden<br />
schon heftige Auseinandersetzungen<br />
mit Unterstützung<br />
der Politik<br />
wegen weitaus weniger<br />
bedrohten Arbeitsplätzen<br />
geführt, als sie durch die<br />
gesetzliche Einführung<br />
einer Bürgerversicherung in der privaten<br />
Krankenversicherung drohen. Die<br />
Beschäftigten der privaten Krankenversicherung<br />
haben es verdient, dass<br />
sich die Politik auch mit ihren Sorgen<br />
beschäftigt. Das gilt vor allem für die<br />
Befürworter der Bürgerversicherung.<br />
Sie dürfen nicht die Augen vor den<br />
Konsequenzen für die Betroffenen<br />
verschließen und deren Arbeitsplatzverlust<br />
nicht als unvermeidliche Begleiterscheinung<br />
eines großen gesellschaftlichen<br />
Projekts abtun.<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />
9
<strong>DAZ</strong><br />
Bürgerversicherung<br />
Grüne Bürgerversicherung – die Mittelschicht muss zahlen<br />
Die Grünen haben ihre Pläne zur<br />
Finanzierung der Bürgerversicherung<br />
auf den Tisch gelegt. In ihrem<br />
Wahlprogramm schreiben sie, dass<br />
die Pflichtversicherungsgrenze der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung<br />
(GKV) von derzeit 4.350 € monatlich<br />
auf das Niveau der Beitragsbemessungsgrenze<br />
der Rentenversicherung<br />
(derzeit 5.800 € mo natlich)<br />
angehoben werden soll. Die<br />
Pflichtversicherungsgrenze stellt<br />
bislang die Grenze, bis zu der sich<br />
die Versicherten gesetzlich pflichtversichern<br />
müssen und ab der sie<br />
in die private Krankenversicherung<br />
wechseln können. Zugleich ist sie<br />
die Grenze, bis zu der die Krankenversicherungsbeiträge<br />
bemessen<br />
werden. Das Geld, das über die<br />
Pflichtversicherungsgrenze hinaus<br />
verdient wird, ist krankenversicherungsfrei.<br />
Da die Grünen eine gesetzliche<br />
Krankenversicherungspflicht für<br />
alle Versicherten anstreben, hat<br />
die Anhebung der Pflichtversicherungsgrenze<br />
auf das Niveau der<br />
Beitragsbemessungsgrenze der<br />
Rentenversicherung allein den<br />
Zweck, die Höchstbeiträge für die<br />
gesetzliche Krankenversicherung<br />
anzuheben. Angenommen, der<br />
Krankenversicherungsbeitrag von<br />
15,5 % bliebe stabil, würde der monatliche<br />
Höchstbeitrag von 674,25 €<br />
auf 899 € steigen. Der vom Arbeitnehmer<br />
zu zahlende Höchstbeitrag<br />
(allgemeiner Beitragssatz Arbeitnehmer:<br />
8,2 %) würde von 356,70 €<br />
auf 475,60 € steigen!<br />
Dieses Wahlziel der Grünen hat<br />
vor allem unmittelbare Folgen für<br />
die freiwillig Versicherten der GKV,<br />
die über der Pflichtversicherungsgrenze<br />
liegen. Ihr Höchstbeitrag<br />
würde mit Inkrafttreten der von den<br />
Grünen gewünschten Gesundheitsreform<br />
steigen, wie oben beschrieben.<br />
Sie würden erheblich weniger<br />
Netto vom Brutto erhalten, ohne<br />
dass sich für sie die Leistungen der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung<br />
verbessern würden.<br />
„Das trifft mich doch nicht“, mögen<br />
sich viele gesetzlich Versicherte<br />
denken, deren Gehalt unter der<br />
Pflichtversicherungsgrenze liegt.<br />
Aber das stimmt nicht, denn die<br />
Grünen fordern zusätzlich, alle Einkunftsarten<br />
der Versicherten in die<br />
Beitragsberechnung mit einzubeziehen,<br />
also auch alle Formen von<br />
Kapitalerträgen wie Aktiengewinne,<br />
Zinserträge oder Mieteinnahmen.<br />
Diese Forderung trifft also<br />
alle Versicherten, auch diejenigen,<br />
die zwar mit ihrem Arbeitseinkommen<br />
unter der Pflichtversicherungsgrenze<br />
verdienen, die aber<br />
zusätzlich größere oder kleinere<br />
Kapitalerträge haben! Sie müssten<br />
mit erheblich mehr Krankenversicherungsbeiträgen<br />
rechnen. Da<br />
eine paritätische Finanzierung auf<br />
Kapitaleinkünfte nicht möglich ist,<br />
weil es dafür keinen Arbeitgeber<br />
gibt, wird der volle Krankenversicherungsbeitrag<br />
auf die Kapitaleinkünfte<br />
fällig.<br />
Zur Verdeutlichung der Dramatik<br />
dieser Grünenforderung hilft<br />
ein realistisches Beispiel: Das von<br />
der EZB errechnete mittlere Vermögen<br />
in Deutschland beläuft sich<br />
auf rund 50.000 €. Durchschnittlich<br />
müssten derzeit aus diesem Vermögen<br />
mindestens 3 % erwirtschaftet<br />
werden, das sind 1.500 € jährlich,<br />
um zumindest keine Vermögenseinbußen<br />
durch die Inflation zu<br />
erleiden und einen kleinen realen<br />
Vermögensertrag von 0,5 % - 1 % zu<br />
erwirtschaften. Bei einem Beitragssatz<br />
von 15,5 % wären das, weil es<br />
keine paritätische Finanzierung<br />
gibt, 232.50 € im Jahr. Die Pläne der<br />
Grünen würden bei diesem realistischen<br />
Szenario für einen Arbeitnehmer,<br />
der ein Monatsgehalt von<br />
3.000 € erhält, die genannte Mehrbelastung<br />
bedeuten. Er muss den<br />
vollen Betrag zahlen, weil das Kapitaleinkommen<br />
umgerechnet monatlich<br />
nur 125 € beträgt und die<br />
Höchstgrenze für die Beitragsbemessung<br />
(5.800 € monatlich) noch<br />
längst nicht erreicht wird.<br />
Rund 8 % würde sich in dem genannten<br />
Beispiel die Beitragsbelastung<br />
erhöhen, ohne dass sich für<br />
den Versicherten auf der Leistungsseite<br />
etwas verbessert!<br />
Je höher die Vermögenserträge<br />
sind, desto höher würde die Beitragsbelastung<br />
der Arbeitnehmer,<br />
bis die Beitragsgrenze von 5.800 €<br />
erreicht wäre. Das trifft vor allem<br />
kleine und mittlere Arbeitnehmereinkommen,<br />
die durch Kapitalerträge<br />
aufgestockt werden.<br />
In diesem Beispiel finden sich sicherlich<br />
viele unserer Mitglieder<br />
wieder, die sich nicht zu den Reichen<br />
zählen, die die Grünen angeblich<br />
im Visier haben. Die richtig<br />
Reichen würden ohnehin von den<br />
grünen Plänen zur Einbeziehung<br />
der Kapitaleinkommen kaum tangiert,<br />
denn ihre monatlichen Gehälter<br />
zuzüglich der Kapitalerträge<br />
liegen weit über 5.800 € monatlich,<br />
sonst wären sie ja keine Reichen.<br />
Und Alles, was über diese Grenze<br />
hinausgeht, wäre nach den Vorstellungen<br />
der Grünen nicht krankenversicherungspflichtig.<br />
Die Mittelschicht<br />
muss blechen, während die<br />
Besserverdienenden bzw. Reichen<br />
glimpflicher davonkommen – das<br />
ist unglaublich!<br />
Man muss sich das auf der Zunge<br />
zergehen lassen: Die Grünen<br />
fordern eine Entwertung der Vermögenserträge<br />
von derzeit 15,5 %!<br />
Wer über Jahrzehnte anspart, um<br />
im Alter etwas auf der hohen Kante<br />
zu haben, der muss sich auf erhebliche<br />
Vermögensminderungen<br />
einstellen. Wer sich außerhalb der<br />
gesetzlichen Rentenversicherung<br />
um seine Altersvorsorge bemüht,<br />
was der Staat ja fordert, wird durch<br />
die Grünen mit Vermögensentzug<br />
bestraft. Um diesen Verlust neben<br />
den inflationsbedingten Verlusten<br />
auszugleichen, müssten die Versicherten<br />
ihre Sparanstrengungen<br />
erhöhen oder versuchen, durch<br />
spekulativere Geldanlagen mehr<br />
Rendite zu erzielen. Ein gut verdienender<br />
Arbeitnehmer mag dies<br />
vielleicht noch irgendwie hinbekommen.<br />
Was machen aber die<br />
„kleinen“ Arbeitnehmer? Diese<br />
können doch froh sein, wenn ein<br />
paar Euro für die private Vorsorge<br />
übrig bleiben.<br />
Die Pläne der Grünen zur Einbeziehung<br />
der Kapitaleinkommen<br />
in die Beitragsberechnung sind<br />
höchst unsozial. Auch wenn die<br />
Grünen ihre Pläne als sozial deklarieren:<br />
Von sozial keine Spur!<br />
10<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013
Bürgerversicherung<br />
Ordnungspolitischer Unsinn<br />
Die Forderung der Grünen nach<br />
Einbeziehung der Kapitaleinkünfte<br />
in die Beitragsberechnung unterliegt<br />
grundlegenden ordnungspolitischen<br />
Bedenken, denn die gesetzliche<br />
Krankenversicherung (GKV)<br />
ist bisher eine solidarische Versicherung<br />
für die Arbeitnehmer, die<br />
gemeinsam mit den Arbeitgebern<br />
finanziert wird. Eine Bürgerversicherung,<br />
deren Einnahmen sich<br />
auch aus den Vermögenserträgen<br />
der Versicherten speisen, bedeutet<br />
eine totale Abkehr vom Prinzip der<br />
paritätisch solidarisch finanzierten<br />
GKV für die Arbeitnehmer.<br />
© T. R. - fotolia.com<br />
Das Gehalt, die Lohnersatzleistungen<br />
oder die Rente als Grundlage<br />
der Beitragsbemessung machen<br />
Sinn. Die paritätische Finanzierung<br />
wird dadurch ermöglicht. Eine gute<br />
Gesundheitsabsicherung ist notwendig,<br />
um das Erwerbseinkommen<br />
zu bestreiten. Was hat aber<br />
Vermögen mit Gesundheit zu tun?<br />
Die Vermögenserträge werden in<br />
der Regel aus vererbtem, geschenktem<br />
oder durch Arbeit verdientem<br />
Geld erwirtschaftet. Erbschaften<br />
oder Schenkungen sind jedoch<br />
nicht gesundheitsabhängig. Und<br />
auf erarbeitetes Geld wurden be-<br />
reits Sozialversicherungsbeiträge<br />
erhoben.<br />
Wenn die Versicherten von ihren<br />
Vermögenserträgen Krankenversicherungsbeiträge<br />
zahlen sollen,<br />
was passiert bei fallenden Aktienkursen<br />
oder fallenden Rentenpapierwerten<br />
(z.B. durch Schuldenschnitte)?<br />
Planen die Grünen in<br />
solchen Fällen die Zahlung von verminderten<br />
Versicherungsbeiträgen<br />
bzw. die Rückerstattung zu viel gezahlter<br />
Beiträge? Oder sollen solche<br />
Verluste schlichtweg nicht berücksichtigt<br />
werden? Oder wird es<br />
Verlustvorträge geben wie bei der<br />
Besteuerung von Aktienerträgen?<br />
Was passiert, wenn die Immobilie,<br />
aus der Mieten bezogen werden,<br />
für viel Geld saniert werden muss?<br />
Gibt es dann eine Beitragserstattung<br />
für die in der Vergangenheit<br />
über Jahre bezahlten Beiträge für<br />
die eingenommenen Mieten? Müssen<br />
diese vielleicht aus „normalen“<br />
Versicherungsbeiträgen gezahlt<br />
werden.<br />
Wer errechnet auf welcher Grundlage<br />
die Beitragsbelastung? Wann<br />
und wie sollen die Versicherungsbeiträge<br />
auf Vermögenserträge gezahlt<br />
werden? Etwa jährlich, wenn<br />
die Höhe der Vermögenserträge<br />
feststeht? Dann droht unter Umständen<br />
eine hohe Einmalzahlung<br />
von Sozialversicherungsbeiträgen<br />
auf diese Erträge.<br />
Wenn die Versicherungsbeiträge<br />
in kürzeren Abständen, z.B. monatlich<br />
gezahlt werden sollen, dann<br />
stellt sich die interessante Frage:<br />
Wer soll diese abführen? Dem Versicherten<br />
kann diese Aufgabe zumindest<br />
hinsichtlich der Aktienerträge<br />
und Zinseinnahmen schwerlich<br />
aufgebürdet werden, weil nicht<br />
alle Vermögenserträge regelmäßig<br />
fließen – Wann werden welche Beiträge<br />
fällig? Eigentlich bleiben nur<br />
die Bankinstitute, um die Beiträge<br />
an die Krankenkassen<br />
abzuführen. Dann<br />
sind sie dafür verantwortlich<br />
und haften<br />
dafür. Die Kassen hingegen<br />
müssen die<br />
korrekte Abführung<br />
der Beiträge kontrollieren<br />
– wie machen<br />
sie das? Die Banken<br />
wiederum müssen<br />
die abzuführenden<br />
Beiträge von einem<br />
Girokonto des Versicherten<br />
abbuchen.<br />
Was ist, wenn dafür<br />
kein Geld auf dem<br />
Konto ist? Droht dann<br />
ein Zwangsverkauf?<br />
Wie finden es überhaupt<br />
die betroffenen<br />
Versicherten,<br />
wenn neben ihrer<br />
Hausbank und dem<br />
Finanzamt auch noch<br />
die Krankenversicherung<br />
über ihre Vermögensverhältnisse<br />
genau Bescheid weiß? Der<br />
gläserne Bürger lässt grüßen – eine<br />
zutiefst beunruhigende Vorstellung.<br />
Dass die Bürgerversicherung einen<br />
riesigen Verwaltungsaufwand<br />
erfordert, sei nur am Rande erwähnt.<br />
Die Idee der Bündnisgrünen<br />
ist blanker ordnungspolitischer Unsinn.<br />
Wir können nur hoffen, dass<br />
die Grünen die Realität anerkennen<br />
und nicht versuchen werden, diese<br />
ihren Vorstellungen anzupassen.<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />
11
<strong>DAZ</strong><br />
Tag der Arbeit<br />
CGB-Maiaufruf 2013<br />
Gewerkschaftsrecht ist Menschenrecht<br />
Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit, der Tag<br />
der Gewerkschaften und der Tag der<br />
Gewerkschaftsbewegung selbst. Selten<br />
waren die Zeiten, in denen wir leben,<br />
so unsicher wie heute. Auch wenn wir,<br />
zumindest in Deutschland, die Auswirkungen<br />
der Finanzkrisen in den europäischen<br />
Ländern bisher privat kaum<br />
bemerken, so spüren wir doch, dass sich<br />
unsere Arbeitswelt verändert und weiter<br />
entwickelt.<br />
Der Druck der Wirtschaftskrisen lässt<br />
uns ahnen, dass die Veränderungen und<br />
Entwicklungen nicht unbedingt zum Vorteil<br />
der Beschäftigten sein müssen. Es wird<br />
vielmehr immer deutlicher, dass die Sanierung<br />
der Volkswirtswirtschaften zu Lasten<br />
der Beschäftigten geschehen soll. Dabei<br />
geht es nicht nur um die Arbeitsbedingungen<br />
der Menschen, sondern um alle<br />
Lebensumstände bis hin zu Spareinlagen<br />
und Altersvorsorge. Es kann aber nicht<br />
sein, dass wir, die Beschäftigten, allein die<br />
Rechnung begleichen, die uns verfehlte<br />
Politik und offensichtliche Misswirtschaft<br />
präsentiert haben und die eigentlichen<br />
CGB Saar Landesvorsitzender Hans-Rudolf Folz<br />
Verantwortlichen so weiter machen, als<br />
wäre nichts passiert.<br />
Der 1. Mai erinnert uns daran, dass es<br />
die Gewerkschaften und vor allem auch<br />
die christlichen Gewerkschaften waren<br />
und selbstverständlich auch heute noch<br />
sind, die für die Rechte der Beschäftigten<br />
eintreten. Der Schutz der Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer vor Willkür<br />
und Ungerechtigkeit steht für uns an<br />
erster Stelle. Dafür stehen wir, dafür treten<br />
wir ein. Es ist unsere wichtigste, aber<br />
auch verantwortungsvollste Aufgabe,<br />
für alle Beschäftigten angemessene Lebensumstände<br />
im Arbeitsleben als auch<br />
angemessene Lebensumstände im Alter<br />
zu verwirklichen.<br />
Dass Gewerkschaften dies ohne Repressalien<br />
tun können, ist längst nicht<br />
selbstverständlich. Noch immer gibt es<br />
Länder, die - auch mit rigider Gewalt -<br />
verhindern, dass Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer sich zusammenschließen<br />
und für ihre Rechte und ihre<br />
Lebensumstände eintreten. Menschen,<br />
die dies dennoch tun, haben massive<br />
Nachteile in ihrem<br />
Beruf und riskieren<br />
oft genug auch Leben<br />
und Gesundheit<br />
für ihre Überzeugung.<br />
Und weil das<br />
in vielen Ländern<br />
immer noch so ist,<br />
ist das Recht, freie<br />
Gewerkschaften zu<br />
gründen und sich<br />
– auch gegen die<br />
Staatsgewalt - für die<br />
Arbeitsbedingungen<br />
der Menschen<br />
einzusetzen, auch<br />
ein Menschenrecht.<br />
Aber auch hier<br />
im demokratischen<br />
Deutschland ist das<br />
Recht, eine freie und<br />
unabhängige Gewerkschaft<br />
zu gründen,<br />
in Gefahr. Zwar<br />
nicht für Leib und<br />
Leben derer, die das<br />
tun, aber nach wie<br />
vor bedeutet offenes<br />
und unerschrockenes<br />
Eintreten für den Gewerkschaftsgedanken<br />
massive Nachteile im Arbeitsleben.<br />
Hinzu kommen die Politik und die<br />
Justiz, die neue aber, auch alteingesessene<br />
Gewerkschaften danach bewerten,<br />
ob sie in das so lieb gewonnene Konzept<br />
der Einheitsgewerkschaft passen.<br />
Die Politik in Deutschland versucht<br />
seit Jahren, sich eine überschau- und kalkulierbar<br />
bequeme Gewerkschaftslandschaft<br />
zu schaffen, die der Wirtschaft<br />
nicht schadet und regelmäßig ohne<br />
größere Kollateralschäden die Lohnund<br />
Gehaltsrunden – möglichst für alle<br />
Beschäftigten – über die Bühne bringt.<br />
Die Justiz unterstützt dies mit dem Dogma<br />
der Tarifmächtigkeit, indem für neue,<br />
junge oder einfach nur kleinere Gewerkschaften<br />
gerichtlich Voraussetzungen<br />
geschaffen werden, die auch die großen<br />
kaum noch überwinden würden, wenn<br />
sie denn jemals überprüft würden.<br />
Zum Erhalt dieses Systems wird die<br />
Tarifmächtigkeit bei den großen Organisationen<br />
lapidar und ungeprüft als<br />
unzweifelhaft gegeben vorausgesetzt.<br />
Kleine, aber schlagkräftige Organisationen,<br />
die spezifische Interessen vertreten,<br />
werden nicht nur misstrauisch beobachtet,<br />
sondern gelten plötzlich als die Spalter<br />
der Arbeitnehmerbewegung. Dabei<br />
bringen diese Gewerkschaften nur ein<br />
System durcheinander, das es sich über<br />
die Jahre zu bequem gemacht hat. Und<br />
diese Bequemlichkeit bezahlen wir als<br />
Gewerkschaften mit einer steigenden<br />
Gewerkschaftsmüdigkeit und sinkenden<br />
Mitgliederzahlen.<br />
Gerade wir als Gewerkschaften dürfen<br />
es uns aber nicht zu bequem machen.<br />
Toleranz und Pluralismus, Gewerkschaftsfreiheit<br />
und Gewerkschaftsrecht<br />
sind Teil der Menschenrechte, für die wir<br />
eintreten. Der Tag der Arbeit erinnert<br />
uns daran, auch gegen den Strom zu<br />
schwimmen und auch die Dinge anzugehen,<br />
die nicht gerne gesehen werden.<br />
Er fordert uns auf, auch die Dinge zu sagen,<br />
die nicht gerne gehört werden. Das<br />
zu tun, was wir im Sinne der Beschäftigten<br />
für richtig halten, ist gelebtes Menschenrecht.<br />
Und das lassen wir uns von<br />
niemandem streitig machen. Packen wir<br />
es gemeinsam an!<br />
CGB-Bundesvorstand<br />
12<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013
Tag der Arbeit<br />
Tag der Arbeit an der Saar unter dem Motto:<br />
“Gewerkschaftsrecht ist Menschenrecht”<br />
Der Christliche Gewerkschaftsbund<br />
Lan desverband Saar (CGB Saar) hat am<br />
29.04.2013 zum diesjährigen Tag der Arbeit<br />
zu einem Empfang der Christlichen<br />
Gewerkschaften unter dem Motto „Gewerkschaftsrecht<br />
ist Menschenrecht“ in<br />
die Arbeitskammer des Saarlandes nach<br />
Saarbrücken eingeladen. Zu dem Empfang<br />
konnte der CGB-Landesvorsitzende<br />
Hans Rudolf Folz neben vielen Mitgliedern<br />
auch Vertreter aus Politik, Gerichtsbarkeit,<br />
Verbänden und der evangelischen<br />
Kirche sowie eine Reihe von<br />
Betriebs- und Personalräten begrüßen.<br />
In seiner Begrüßungsansprache hob Folz<br />
vor allem darauf ab, dass die Arbeitnehmer<br />
nicht die Zeche für Misswirtschaft<br />
und wirtschaftliche Schieflagen tragen<br />
dürfen. Er kritisierte, dass die Schere zwischen<br />
hohen und niedrigen Einkommen<br />
sich immer mehr öffnet.<br />
Auch die folgenden Grußworte der<br />
Ehrengäste stimmten die Zuhörer auf einen<br />
spannenden Vormittag ein. Vor dem<br />
Hintergrund aktueller Geschehnisse<br />
auch im Saarland, z.B. zum Thema Missbrauch<br />
von Werkverträgen und Einbehaltung<br />
von Löhnen durch die Firma Höll<br />
bei den Bauarbeiten des Ferienparks<br />
Bostalsee, mahnten die Ehrengäste in<br />
ihren Grußbeiträgen die Zusammenarbeit<br />
Aller zum Schutz der Arbeitnehmerrechte<br />
an. Kirchenrat Frank Mathias<br />
Hoffmann führte zudem die Bedeutung<br />
der „Allianz für den freien Sonntag“ in die<br />
Diskussion ein. Sowohl der Vizepräsident<br />
des Sozialgerichtes Saarland, Helmut<br />
Himber, als auch Uwe Conradt (MdL)<br />
als Vertreter der CDU Landtagsfraktion,<br />
bekannten sich zur Bedeutung der gewerkschaftlichen<br />
Pluralität zur Wahrung<br />
und Durchsetzung von Arbeitnehmerrechten.<br />
Der Hauptgeschäftsführer der<br />
Arbeitskammer, Horst Backes, begrüßte<br />
in seinem Grußwort die im Saarland übliche<br />
gute Zusammenarbeit zwischen<br />
den DGB- und den CGB-Gewerkschaften<br />
in der Arbeitskammer. Aus Berlin waren<br />
die Bundesgeschäftsführerin Anne Kiesow<br />
und der CGB-Generalsekretär Christian<br />
Hertzog angereist. Dieser forderte<br />
in seinem Grußwort ein angemessenes<br />
und auskömmliches Einkommen für jeden<br />
in Vollzeit tätigen Arbeitnehmer. Als<br />
Vertreter des CDA mahnte Egbert Ullrich<br />
die Schaffung tariffreier Bereiche durch<br />
den Gesetzgeber an, da häufig die Tarif-<br />
parteien zu keiner tragfähigen Mindestlohntarifierung<br />
in der Lage sind.<br />
Diesem Ansinnen widersprach der<br />
stellvertretende CGB Bundesvorsitzende<br />
und Ehrenvorsitzende der Berufsgewerkschaft<br />
<strong>DHV</strong>, Jörg Hebsacker, in<br />
seiner Festrede aufgrund seiner jahrzehntelangen<br />
Tarifverhandlungs- und<br />
Gewerkschafserfahrung. Die Schaffung<br />
tariffreier Räume bedeute die Kapitulation<br />
der Gewerkschaften und die Aufgabe<br />
von Arbeitnehmerinteressen.<br />
Jörg Hebsacker rief in seinem Vortrag<br />
den Anwesenden anlässlich des bevorstehenden<br />
Tages der Arbeit in Erinnerung,<br />
dass es die Arbeitnehmer mit ihren<br />
Familien sind, welche die Mehrheit<br />
unseres Volkes darstellen. Und dass das<br />
Kapital bzw. das Eigentum an Produktionsmitteln<br />
nur im Zusammenspiel mit<br />
den Arbeitnehmern seine wichtige Aufgabe<br />
in der Wirtschaft erfüllen kann. Der<br />
1. Mai sei traditionell ein Tag der Kritik<br />
an den herrschenden Verhältnissen, z.B.<br />
niedrigen Löhnen, der Altersarmut, aber<br />
auch der Folgen der Bewältigung der<br />
Finanzkrise. Hebsacker erinnerte aber<br />
auch daran, dass bei aller Kritik an diesen<br />
Verhältnissen diese verbesserungswürdig<br />
seien: Nicht Revolution sei gefragt,<br />
sondern ständige Evolution. Die deutsche<br />
Volkswirtschaft sei nach wie vor<br />
die stärkste in Europa, was ja auch für die<br />
Arbeitnehmer positiv sei.<br />
Hebsacker betonte die immense<br />
Bedeutung des Rechtes der Arbeitnehmer,<br />
sich in Koalitionen zur Durchsetzung<br />
ihrer Interessen zu vereinen.<br />
Dieses Recht auf Koalitionsfreiheit,<br />
das Recht, sich in Gewerkschafen zusammenzufinden<br />
ist in der Verfassung<br />
verankertes Grundrecht, ein Menschenrecht.<br />
Dieses Grundrecht sieht<br />
Jörg Hebsacker auch in Deutschland<br />
bedroht. Der Macht- und Monopolanspruch<br />
anderer Gewerkschaften, unterstützt<br />
durch die Rechtsprechung<br />
des Bundesarbeitsgerichtes, hätten die<br />
Neugründung von Gewerkschaften<br />
quasi unmöglich macht. Das hebelt<br />
das Recht auf Koalitionsfreiheit auf<br />
breiter Front aus. Die Christlichen Gewerkschaften<br />
werden sich auch weiterhin<br />
gegen Monopolansprüche positionieren<br />
und für die Koalitionsfreiheit<br />
und damit für die Verfassung kämpfen.<br />
Die Vertretung gewerkschaftlicher<br />
Interessen sollte vielmehr von allen Gewerkschaften<br />
gemeinsam gegenüber<br />
den Arbeitgebern und gegenüber der<br />
Politik stattfinden. Keinesfalls aber seien<br />
Gerichtsverfahren gegen andere<br />
Gewerkschaften eine Vertretung von<br />
Arbeitnehmerinteressen – im Gegenteil:<br />
hier würden die gewerkschaftlichen Mitgliedsbeiträge<br />
für Machtansprüche von<br />
Funktionären missbraucht.<br />
Hebsacker betonte, dass die CGB<br />
-Gewerkschaften die Arbeitnehmerinteressen<br />
am liebsten mit anderen Gewerkschaften<br />
gemeinsam solidarisch<br />
vertreten würden. In diesem Sinn rief<br />
Jörg Hebsacker in seinem Schlusswort<br />
alle Gewerkschaften zu gemeinsamen<br />
Handeln für die Arbeitnehmer auf!<br />
Hauptredner Jörg Hebsacker<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />
13
Berufsverband für das Gesundheitswesen<br />
Außerordentlicher Bundesgewerkschaftstag 2013 in Fulda<br />
Seit März 2010 hatte die Gesundheitsgewerkschaft<br />
medsonet in einer gerichtlichen<br />
Auseinandersetzung um<br />
ihre Tariffähigkeit kämpfen müssen. In<br />
einem ersten Beschluss hatte das Arbeitsgericht<br />
Hamburg im Mai 2011 festgestellt,<br />
dass medsonet keine tariffähige<br />
Gewerkschaft sei. Grundlage für diese<br />
Entscheidung war der Beschluss des<br />
Bundesarbeitsgerichtes zur Schwestergewerkschaft<br />
GKH vom Oktober 2010,<br />
in dem das BAG seine Rechtsprechung<br />
zur Mächtigkeit junger Gewerkschaften<br />
um nahezu 180° gedreht hatte. Entgegen<br />
seinem Beschluss zur CGM von 2006<br />
hat das BAG für junge Gewerkschaften<br />
unerfüllbare Hürden hinsichtlich der von<br />
Beginn an erforderlichen Mitgliederzahl<br />
aufgebaut. Die Beschwerde beim Landesarbeitsgericht<br />
blieb daher in dieser<br />
Frage erfolglos, da sich die Berufungsinstanz<br />
dem AG Hamburg auf Grundlage<br />
des GKH-Entscheides des BAG angeschlossen<br />
hatte.<br />
Dennoch hatte medsonet beim Bundesarbeitsgericht<br />
erneut Rechtsbeschwerde<br />
erhoben. Im Verlauf des Jahres<br />
2012 zeichnete sich jedoch ab, dass es bis<br />
zu der im Jahr 2013 erwarteten Entscheidung<br />
des BAG ausgesprochen schwierig<br />
werden würde, die hohen Kriterien der<br />
aktuellen Rechtsprechung zu erfüllen.<br />
In einer Vielzahl von Sitzungen haben<br />
Hauptvorstand und Gewerkschaftsrat<br />
gemeinsam das weitere Vorgehen beraten.<br />
Im letzten Quartal 2012 zeichnete<br />
sich jedoch ab, dass die Aussichten für<br />
die medsonet das laufende Verfahren<br />
mit einer positiven Entscheidung des<br />
BAG erfolgreich zu bestehen, äußerst gering<br />
geworden waren.<br />
Hierauf haben Hauptvorstand und der<br />
Gewerkschaftsrat als ständiges Vertretungsorgan<br />
der Mitglieder gemeinsam<br />
beschlossen, das Fortbestehen der medsonet<br />
durch einen einstweiligen Verzicht<br />
auf die Tarifarbeit zu sichern. Hierfür war<br />
eine grundlegende Satzungsänderung<br />
durch einen außerordentlichen Bundesgewerkschaftstag<br />
erforderlich.<br />
Zu diesem Gewerkschaftstag hatten<br />
Hauptvorstand und Gewerkschaftsrat<br />
die Delegierten auf den 9. März 2013 an<br />
den Gründungsort Fulda geladen.<br />
Droopweg 31 | 20537 Hamburg<br />
Postfach 26 13 51 | 20503 Hamburg<br />
Tel.: 040 / 63 28 02 27<br />
E-Mail: info@medsonet.de<br />
www.medsonet.de<br />
Neben den Delegierten konnte der<br />
Stellvertretende Bundesvorsitzende Jörg<br />
Schulze, der die Gewerkschaft seit dem<br />
plötzlichen Tode des Bundesvorsitzenden<br />
Wolfgang Frank geführt hatte, auch<br />
einige Gäste begrüßen. So waren als Vertreter<br />
des Dachverbandes die CGB-Bundesgeschäftsführerin<br />
Anne Kiesow und<br />
der Generalsekretär des CGB, Christian<br />
Hertzog, der Einladung der medsonet<br />
gefolgt.<br />
Nach der Begrüßung bat Schulze alle<br />
Anwesenden, in einer Schweigeminute<br />
des im vergangenen Jahr verstorbenen<br />
Bundesvorsitzenden zu gedenken. In<br />
seiner Ansprache legte Schulze noch<br />
einmal dar, wie die Gremien in den vergangenen<br />
drei Jahren in den Instanzen<br />
um die Tariffähigkeit der medsonet gekämpft<br />
hatten.<br />
Der Gewerkschaftsratsvorsitzende<br />
Arne Dekarz stellte daraufhin die Anträge<br />
von Hauptvorstand und Gewerkschaftsrat<br />
zur Änderung der Satzung vor.<br />
Die einzelnen Änderungen der Satzung<br />
wurden im Anschluss zügig von den Delegierten<br />
beraten und beschlossen. Die<br />
neue Satzung der medsonet die diese in<br />
einen Berufsverband umwandelt, wurde<br />
hiernach einstimmig angenommen.<br />
Weiterhin wurden eine neue Beitragsordnung<br />
und eine neue Rechtschutzordnung<br />
verabschiedet.<br />
Hauptvorstand und Gewerkschaftsrat<br />
hatten vor dem Bundesgewerkschaftstag<br />
festgelegt, bei Annahme der Satzung<br />
einen neuen Vorstand nach den<br />
Bestimmungen der neuen Satzung<br />
wählen zu lassen. Stefan Granzow trug<br />
den Rechnungsprüfungsbericht des Gewerkschaftsrates<br />
vor und beantragte die<br />
Entlastung des Hauptvorstandes. Dieser<br />
wurde einstimmig entlastet. In den anschließenden<br />
Wahlen konstituierte sich<br />
ein neuer Vorstand, der seine Amtsgeschäfte<br />
am 1. April 2013 aufgenommen<br />
hat.<br />
In einem Schlusswort bedankte sich<br />
Dekarz bei den Mandatsträgern der vergangen<br />
Jahre bevor Schulze den außerordentlichen<br />
Bundesgewerkschaftstag<br />
2013 am Nachmittag schloss.<br />
Neuer Vorstand der<br />
medsonet gewählt<br />
Mit der Umwandlung der medsonet<br />
durch die auf dem außerordentlichen Gewerkschaftstag<br />
beschlossene Satzungsänderung<br />
ist zugleich eine umfangreiche<br />
Strukturreform wirksam geworden.<br />
Neben dem Verbandstag als alleinigem<br />
Souverän der medsonet gibt es künftig<br />
als weiteres Organ nur noch den Vorstand.<br />
Der Gewerkschaftsrat als ständige<br />
Vertretung der medsonet-Mitglieder ist<br />
weggefallen.<br />
Aufgrund dieses einschneidenden Umbruchs<br />
hatten der Hauptvorstand und der<br />
Gewerkschaftsrat im Vorfeld des außerordentlichen<br />
Bundesgewerkschaftstages be-<br />
Der neue Vorstand des Berufsverbandes medsonet(v.l.):<br />
Sven Eckelt, Jörg Schulze, Uta Bartel, Peter Küppers, Stefan Granzow, Arne Dekarz<br />
14<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013
Berufsverband für das Gesundheitswesen<br />
schlossen, vom Bundesgewerkschaftstag<br />
einen neuen Vorstand nach den Bestimmungen<br />
der neuen Satzung wählen zu lassen.<br />
Nach dieser Satzung besteht der medsonet-Vorstand<br />
künftig aus mindestens fünf<br />
Mitgliedern, die vom Verbandstag gewählt<br />
werden. Der Verbandstag kann bei Bedarf<br />
auch weitere Beisitzer hinzu wählen.<br />
Der außerordentliche Bundegewerkschaftstag<br />
hatte daher als weiteren wichtigen<br />
Tagesordnungspunkt einen neuen<br />
Vorstand zu wählen. Durch die Wahl<br />
verschiedener Kollegen, die bereits dem<br />
alten Hauptvorstand und dem Gewerkschaftsrat<br />
angehört haben, wird in der<br />
künftigen Vorstandsarbeit Kontinuität<br />
gewahrt.<br />
Zum ersten Verbandsvorsitzenden<br />
des Berufsverbandes medsonet wurde<br />
einstimmig Jörg Schulze gewählt. Der<br />
Rettungsassistent aus Cloppenburg war<br />
vor seiner Amtszeit als Stellvertretender<br />
Bundesvorsitzender bereits Vorsitzender<br />
des Gewerkschaftsrates.<br />
Der vorherige Vorsitzende des Gewerkschaftsrates,<br />
Arne Dekarz, wurde von den<br />
Delegierten ebenfalls einstimmig zum<br />
Stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.<br />
Dekarz war in der ersten Amtszeit der<br />
Gesundheitsgewerkschaft als Stellvertretender<br />
Bundesvorsitzender Mitglied des<br />
Hauptvorstandes.<br />
Mit Peter Küppers wurde eine bewährte<br />
Kraft erneut in das verantwortungsvolle<br />
Amt des Rechnungsführers gewählt.<br />
Damit gehört der erfahrene Buchhalter<br />
in dieser Funktion seit der Gründung dem<br />
medsonet-Vorstand an.<br />
Neu im Vorstand ist Uta Bartel, die bisher<br />
dem Gewerkschaftsrat angehört hatte. Ihr<br />
wurde von der Versammlung das neue Vorstandsamt<br />
der Schriftführerin übertragen.<br />
Nachdem im Plenum zwei Kandidaten<br />
für das Amt des Beisitzers vorgeschlagen<br />
wurden, ist der Bundesgewerkschaftstag<br />
übereingekommen, für die kommende<br />
Amtszeit zwei Beisitzer zu wählen. So<br />
gehören dem Vorstand der vormalige<br />
Gewerkschaftsrat Stefan Granzow sowie<br />
Sven Eckelt als Beisitzer an. Beide sind<br />
ebenfalls Rettungsassistenten. Für Eckelt<br />
ist es die erste Amtszeit in einem Leitungsgremium<br />
der medsonet.<br />
Der neugewählte Vorstand hat mit<br />
dem 1. April 2013 seine Amtsgeschäfte<br />
aufgenommen.<br />
Beschlüsse des<br />
außerordentlichen<br />
Bundesgewerkschaftstags<br />
Durch die Satzungsänderung auf<br />
dem Bundesgewerkschaftstag hat<br />
sich der Charakter der medsonet<br />
mit Stichtag 1. April 2013 geändert.<br />
Ebenso wurde die Organisationsstruktur<br />
der medsonet neu ausgerichtet.<br />
Im Folgenden werden die<br />
wichtigsten Änderungen zusammengefasst:<br />
Name<br />
Seit dem 1. April 2013 lautet die offizielle<br />
Bezeichnung: medsonet. Berufsverband<br />
für das Gesundheitswesen<br />
Tarifarbeit<br />
Aus der Satzung wurden die Bestimmungen<br />
über Tarifverhandlungen<br />
und Tarifabschlüsse sowie die Maßnahmen<br />
zu Arbeitsniederlegungen<br />
und sonstigen Kampfmaßnahmen<br />
gestrichen. Das Tarifstatut wurde aufgehoben.<br />
Damit hat medsonet die Tarifarbeit<br />
bis auf weiteres aufgegeben.<br />
Daraus resultierend hat der Hauptvorstand<br />
alle bestehenden Tarifverträge<br />
bei den Arbeitgebern gekündigt,<br />
sofern diese nicht schon vorher<br />
ausgelaufen waren. Der überwiegende<br />
Teil der Tarifverträge befindet<br />
sich in der Nachwirkung, das heißt,<br />
Vereinbarungen in den Tarifverträgen,<br />
welche die Gewerkschaftsmitglieder<br />
begünstigen, sind noch für<br />
gewisse Übergangszeiten in Kraft.<br />
Mittelfristig entfällt aber der Schutz<br />
der Tarifverträge für die Arbeitnehmer.<br />
Dann gelten für diese nur noch<br />
gesetzliche Bestimmungen und/<br />
oder Vereinbarungen aus dem Arbeitsvertrag.<br />
Alles was in Tarifverträgen<br />
geregelt ist, können medsonet-Mitglieder<br />
dann nicht mehr<br />
beanspruchen.<br />
Aus diesem Grunde empfiehlt der<br />
Vorstand der medsonet nochmals<br />
allen Mitgliedern, für die bisher ein<br />
medsonet-Tarifvertrag bestanden hat,<br />
in die Schwestergewerkschaft <strong>DHV</strong> -<br />
Die Berufsgewerkschaft einzutreten.<br />
Die <strong>DHV</strong> führt die bisherigen medsonet-Tarifverträge<br />
als zuständige<br />
christliche Gewerkschaft für das Gesundheitswesen<br />
fort.<br />
Droopweg 31 | 20537 Hamburg<br />
Postfach 26 13 51 | 20503 Hamburg<br />
Tel.: 040 / 63 28 02 27<br />
E-Mail: info@medsonet.de<br />
www.medsonet.de<br />
Organisationsstruktur<br />
Mit der Umwandlung in einen Berufsverband<br />
und dem Wegfall der Tarifarbeit<br />
als gewerkschaftlicher Kernaufgabe<br />
wurden alle Tarifkommissionen<br />
der medsonet aufgelöst.<br />
Zur Verschlankung der Struktur<br />
wurde der Gewerkschaftsrat ebenfalls<br />
aufgelöst. Der Gewerkschaftsrat<br />
war die ständige Vertretung der<br />
Mitglieder zwischen den Bundesgewerkschaftstagen.<br />
Die Aufgaben des<br />
Gewerkschaftsrates zur Rechnungsprüfung<br />
werden nunmehr von zwei<br />
Kassenprüfern wahrgenommen.<br />
Der Bundesgewerkschaftstag als<br />
oberstes Entscheidungsorgan der<br />
vormaligen Gewerkschaft wird künftig<br />
alle vier Jahre als Verbandstag einberufen.<br />
Regionale Gliederung<br />
Mit der Streichung des bisherigen § 14<br />
entfällt die räumliche und fachliche<br />
Gliederung. Die Gliederungsordnung<br />
wurde außer Kraft gesetzt.<br />
In der Folge wurden auch die Regionalverbände<br />
und Regionalvorstände<br />
aufgelöst. medsonet wird künftig als<br />
bundesweiter Verband vom Vorstand<br />
zentral geführt.<br />
Das hat auch Konsequenzen für den<br />
Verbandstag als obersten Souverän.<br />
Für den Verbandstag wurde das Delegiertenprinzip<br />
aufgegeben, nachdem<br />
bisher in den regionalen Gliederungen<br />
gewählte Delegierte zum Bundesgewerkschaftstag<br />
entsandt wurden. Der<br />
Verbandstag wird künftig als Mitgliederversammlung<br />
durchgeführt, zu der<br />
alle Mitglieder eingeladen sind.<br />
Mitgliedsbeitrag<br />
Mit der ebenfalls auf dem Bundesgewerkschaftstag<br />
beschlossenen Beitragsordnung<br />
entfällt der bisherige<br />
einkommensbezogene Beitrag.<br />
Der Jahresmitgliedsbeitrag wurde<br />
auf einheitlich 90,- Euro festgesetzt.<br />
Lediglich für Mitglieder, die zusätzlich<br />
eine Mitgliedschaft in der <strong>DHV</strong> – Die<br />
Berufsgewerkschaft e.V. nachweisen<br />
können, beläuft sich der Jahresbeitrag<br />
auf 30,- Euro.<br />
Der Beitrag kann zum 1. April als<br />
Jahresbeitrag oder halbjährlich zum<br />
1. April und 1. Oktober gezahlt werden.<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />
15
<strong>DAZ</strong><br />
Überragender Wahlerfolg bei der HDI Kundenservice AG<br />
Bei der Aufsichtsratswahl<br />
der HDI Kundenservice<br />
AG konnte die <strong>DHV</strong> einen<br />
überragenden Wahlerfolg<br />
für sich verbuchen:<br />
Mit 982 von 1.541 abgegebenen<br />
gültigen Stimmen<br />
erzielte die <strong>DHV</strong> ein<br />
Wahlergebnis von 63,7 %!<br />
Es fehlten nur 76 Stimmen<br />
für das zweite Aufsichtsratsmandat!<br />
Damit ist die <strong>DHV</strong> erstmals<br />
im Aufsichtsrat der<br />
HDI Kundenservice AG, einem<br />
Tochterunternehmen<br />
der drittgrößten deutschen<br />
Versicherungsgruppe<br />
Talanx AG, vertreten.<br />
Gewählt wurden als<br />
Mitglied Matthias Rickel,<br />
Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates<br />
der Talanx<br />
AG, und als Ersatzmitglied<br />
André Schönherr.<br />
<strong>DHV</strong> erstmals im Aufsichtsrat der Württembergischen<br />
Versicherung vertreten!<br />
Die <strong>DHV</strong> - Die Berufsgewerkschaft e.V.<br />
konnte ihre Erfolge bei den Aufsichtsratswahlen<br />
der Versicherungen fortsetzen:<br />
Mit einem Stimmenergebnis von<br />
43,85 % ist die <strong>DHV</strong> erstmals im Aufsichtsrat<br />
der Württembergischen Ver-<br />
Nikole Benzinger-Henzler, Württembergische Versicherung<br />
Matthias Rickel, HDI Kundenservice AG<br />
sicherung vertreten! 795 von 1.813<br />
abgegebenen Stimmen entfielen auf<br />
die <strong>DHV</strong>-Liste!<br />
Dieser Wahlerfolg ist vor allem bemerkenswert,<br />
weil die <strong>DHV</strong> erstmals<br />
bei den Aufsichtsratswahlen antrat<br />
und einer starken<br />
Gegenkampagne<br />
der<br />
Gewerkschaft<br />
verdi ausgesetzt<br />
war.<br />
Gewählt wurden<br />
als Mitglied<br />
Nicolé Benzing<br />
e r - H e n z l e r,<br />
Ve r t r i e b s m a -<br />
nagerin und<br />
seit 1991 im<br />
Konzern tätig,<br />
und als Ersatzmitglied<br />
Günther<br />
Kimmel,<br />
Mitarbeiter für<br />
Spartenkoordination<br />
und seit<br />
1970 im Konzern.<br />
Aufsichtsratswahlen<br />
Aufsichtsratswahlen im<br />
Metro Konzern: <strong>DHV</strong> baut<br />
ihre Positionen aus!<br />
Im Jahre 2008 konnte die <strong>DHV</strong> bei<br />
den Aufsichtsratswahlen im Metro<br />
Konzern schon ein gutes Ergebnis<br />
erzielen. In diesem Jahr konnte sie<br />
dieses Ergebnis sogar noch übertreffen.<br />
Bei der Metro AG baute sie ihr<br />
Stimmenergebnis um 4,26 Prozent<br />
auf 30,5 Prozent aus und entsendet<br />
damit erneut eine Gewerkschaftsvertreterin<br />
in den Konzernaufsichtsrat.<br />
Gewählt wurde Angelika<br />
Will, die Betriebsratsvorsitzende<br />
von Metro Cash und Carry, Düsseldorf.<br />
Ihr Stellvertreter ist Paul Loyo,<br />
Betriebsratsvorsitzender von Metro<br />
Cash und Carry, Koblenz.<br />
Sogar um 9,9 Prozent steigerte<br />
Paul Loyo als Spitzenkandidat<br />
das Ergebnis bei der Metro Großhandelsgesellschaft<br />
mbH für die<br />
<strong>DHV</strong> auf 38,6 Prozent. Damit ist<br />
die Gewerkschaft <strong>DHV</strong> auch in<br />
diesem Gremium zukünftig weiter<br />
mit einem Aufsichtsratsmandat<br />
vertreten. Seine Stellvertreterin<br />
ist Beate Justus, Mitglied des Betriebsrates<br />
Metro C + C in Düsseldorf.<br />
Erstmalig kandidierte die <strong>DHV</strong><br />
bei der Metro Logistics Germany<br />
GmbH und errang aus dem<br />
Stand 36,5 Prozent der Stimmen.<br />
Gewählt wurde der Betriebsratsvorsitzende<br />
des Metro Großlagers<br />
Unna, Joachim Drößler. Seine<br />
Stellvertreterin ist Andrea Zinsenhofer,<br />
Warendisponentin im Großlager<br />
Hamm.<br />
Die <strong>DHV</strong> kandidiert mit betriebsangehörigen<br />
Mitarbeitern und<br />
nicht mit externen Funktionären.<br />
Dafür sind die <strong>DHV</strong> Kandidatinnen<br />
und Kandidaten scharf angegriffen<br />
worden. Sie seien nicht ausreichend<br />
unabhängig. Die Ergebnisse<br />
beweisen das Gegenteil: Unsere<br />
<strong>DHV</strong> Kandidatinnen und Kandidaten<br />
genießen ein hohes Vertrauen<br />
in den Belegschaften des Metro<br />
Konzerns. Sie lassen sich nicht aus<br />
Gewerkschaftszentralen fernsteuern<br />
sondern setzen sich für die Interessen<br />
der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />
in den wichtigen<br />
Kontrollgremien ein.<br />
16<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013
Aufsichtsratswahlen<br />
Galeria Kaufhof:<br />
<strong>DHV</strong> gewinnt die<br />
Aufsichtsrats wahlen!<br />
Mit einem sensationell<br />
guten<br />
Ergebnis hat<br />
die <strong>DHV</strong> – Die<br />
Berufsgewerkschaft<br />
e.V. die<br />
Aufsichtsratswahlen<br />
bei der<br />
Galeria Kaufhof<br />
GmbH gewonnen<br />
und erneut<br />
die Gewerkschaft<br />
verdi<br />
ausgestochen.<br />
Auf die Ge-<br />
werkschaftslis-<br />
© fotomek - fotolia.com<br />
te der <strong>DHV</strong> entfielen 67,4 Prozent der<br />
Delegiertenstimmen. Damit steigerte<br />
die <strong>DHV</strong> ihr Ergebnis um 5,9 Prozent<br />
im Vergleich zu den<br />
Aufsichtsratswahlen<br />
im Jahre 2008.<br />
Zwei der drei Gewerkschaftsvertreter<br />
stellt damit die<br />
<strong>DHV</strong> im Aufsichtsrat<br />
der Galeria Kaufhof.<br />
Gewählt wurden<br />
Peter Wellbrink,<br />
Betriebsratsvorsitzender<br />
der Kaufhof<br />
Hauptverwaltung<br />
in Köln und Renate<br />
Rohde-Werner, die<br />
Betriebsratsvorsitzende<br />
des Kaufhof<br />
in Köln-Nippes. Ersatzmitglieder sind<br />
Anke Dehner, Betriebsratsvorsitzende<br />
Kaufhof Rostock und Gabriele Conte,<br />
die stellv. Betriebsratsvorsitzende in<br />
der Kaufhof Hauptverwaltung.<br />
Die Kandidaten der <strong>DHV</strong> sind Betriebsangehörige.<br />
Sie wurden im<br />
Wahlkampf von verdi mit dem Vorwurf<br />
angegriffen, sie seien nicht<br />
unabhängig. Die Belegschaft der<br />
Galeria Kaufhof sah das offensichtlich<br />
anders und schenkte ihnen das<br />
Vertrauen und nicht den externen<br />
Gewerkschaftsvertretern. Nach der<br />
alten Weisheit „Wes Brot ich ess,<br />
des Lied ich sing“ sind diese Kandidaten<br />
ihrem Arbeitgeber, der Gewerkschaft<br />
verpflichtet und nicht<br />
zwangsläufig dem Unternehmenswohl.<br />
Erfolgreiche<br />
Aufsichtsratswahlen<br />
Die Mehrzahl der Aufsichtsratswahlen,<br />
in denen die <strong>DHV</strong> mit<br />
einer Gewerkschaftsliste antritt,<br />
ist gelaufen. Die Bilanz kann sich<br />
sehen lassen: Die <strong>DHV</strong> konnte ihre<br />
Position als starke Gewerkschaft<br />
in den Aufsichtsräten nicht nur<br />
behaupten, sondern in einem der<br />
weltgrößten Handelskonzerne,<br />
dem Metro Konzern, sogar noch<br />
ausbauen. Erfreulich ist auch, dass<br />
die <strong>DHV</strong> erstmals in den Aufsichtsräten<br />
der HDI Kundenservice AG<br />
und der Württembergischen Versicherung<br />
vertreten ist.<br />
Mitbestimmung ist die Selbstbestimmung<br />
der Arbeitnehmer<br />
und nicht die Fremdbestimmung<br />
durch eine anonyme Gewerkschaftszentrale!<br />
Nach diesem Selbstverständnis<br />
stellt die <strong>DHV</strong> nur Beschäftigte von<br />
Unternehmen als Kandidatinnen<br />
und Kandidaten für ihre Gewerkschaftslisten<br />
auf. Die Wahlergebnisse<br />
zeigen, dass diese Strategie<br />
nach wie vor die richtige ist.<br />
Wir gratulieren den wieder- und<br />
neugewählten Aufsichtsräten zu<br />
ihrer Wahl und wünschen ihnen<br />
viel Erfolg bei der Ausübung ihres<br />
wichtigen Amtes im Interesse der<br />
Beschäftigten und des Unternehmens.<br />
<strong>DHV</strong>-Hauptvorstand<br />
<strong>DHV</strong>-Erfolge bei den Aufsichtsratswahlen<br />
Allianz<br />
Bei den Aufsichtsratswahlen der Allianz<br />
konnte die <strong>DHV</strong> ihre Positionen<br />
behaupten<br />
Einen Wahlsieg konnte die <strong>DHV</strong> bei<br />
der Allianz Beratungs- und Vertriebs-<br />
AG verbuchen: Mit 1.946 von 3.317<br />
abgegebenen gültigen Stimmen erreichte<br />
die <strong>DHV</strong> ein Wahlergebnis von<br />
58,7 %! Mit diesem Ergebnis konnte die<br />
<strong>DHV</strong> ihr Ergebnis gegenüber der letzten<br />
Aufsichtsratswahl in 2008 (57 %)<br />
sogar noch leicht steigern. Wie schon<br />
2008 wurde auch dieses Mal verdi wieder<br />
klar geschlagen. In den Aufsichtsrat<br />
gewählt wurden Ünver Hornung<br />
als Mitglied und Thomas Kadner als<br />
Ersatzmitglied.<br />
Bei der Allianz Deutschland AG fand<br />
dieses Mal keine Urwahl, sondern eine<br />
Delegiertenwahl statt. Dieses Wahlverfahren<br />
benachteiligt kleinere Gewerkschaften<br />
wie die <strong>DHV</strong>, da es größeren<br />
Gewerkschaften erleichtert, die Zusammensetzung<br />
der Delegiertenversammlung<br />
und damit das Wahlergebnis<br />
zu ihren Gunsten zu beeinflussen.<br />
Trotz des Delegiertenwahlverfahrens<br />
konnte die <strong>DHV</strong>-Liste aber ein Stimmenergebnis<br />
von rund 25,2 % der<br />
gültigen Stimmen erzielen und wie bei<br />
der zurückliegenden Aufsichtsratswahl<br />
2008 einen Aufsichtsratssitz gewinnen!<br />
Gewählt wurden Johann Lindmeier als<br />
Mitglied und Ünver Hornung als Ersatzmitglied.<br />
Deutsche<br />
Angestellten<br />
<strong>DAZ</strong>Zeitung<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>DHV</strong> • Die Berufsgewerkschaft e.V.,<br />
Mitglied im Christlichen Gewerkschaftsbund<br />
Deutschlands,<br />
Droopweg 31, 20537 Hamburg<br />
Schriftleitung und verantwortlich im<br />
Sinne des Presserechts<br />
Jörg Hebsacker (he)<br />
Redaktion<br />
Gunter Smits (gs), Lucas Breuckmann (LBr),<br />
Henning Röders (rö)<br />
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<strong>DHV</strong>-Dienstleistungs GmbH<br />
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Namensartikel geben nicht unbedingt<br />
die Meinung der Redaktion wieder.<br />
Druck<br />
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Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />
Bezugspreis<br />
Jährlich 12 Euro.<br />
Für <strong>DHV</strong>-Mitglieder durch den Mitgliedsbeitrag<br />
abgegolten.<br />
Gültige Anzeigenpreisliste<br />
Nr. 8 vom 1. Januar 2012<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />
17
<strong>DAZ</strong><br />
Frauenquote<br />
Keine Quoten in den Aufsichtsräten!<br />
In der zurückliegenden Amtsperiode<br />
des Aufsichtsrates der Deutschen<br />
Bank betrug die Frauenquote über<br />
40 %. Seit der letzten Wahl ist mit dem<br />
Einzug des verdi-Chefs Frank Bsirske<br />
der Frauenanteil auf unter 40 % gefallen.<br />
Das ficht Herrn Bsirske nicht an.<br />
Sei ihm dieses Amt gegönnt. Wenn<br />
allerdings die Pläne von SPD, Grünen<br />
und neuerdings der CDU schon jetzt<br />
Wirklichkeit wären, könnte Bsirske<br />
dem Aufsichtsrat der Deutschen Bank<br />
nicht angehören. Wäre das für uns ein<br />
Grund zur Schadenfreude?<br />
Nein! Denn die Pläne zur Frauenquote<br />
in den Aufsichtsräten gehen<br />
alle Gewerkschaften an und sind darüber<br />
hinaus für die Führung eines Unternehmens<br />
von erheblicher Brisanz.<br />
Denn der Aufsichtsrat eines Unternehmens<br />
ist keine Kaffeeklatschrunde,<br />
sondern das Kontrollorgan des<br />
Unternehmens, das über die Unternehmensstrategie<br />
mitentscheidet,<br />
das über die Unternehmensmillionen<br />
und -milliarden die Hand hält und<br />
das für die Besetzung des Vorstandes<br />
verantwortlich ist. Welche Folgen ein<br />
schlechtes Aufsichtsratsmanagement<br />
durch überforderte oder nicht genügend<br />
qualifizierte Kontrolleure haben<br />
kann, zeigt sich für jeden in dem Milliardendesaster<br />
am Berliner Großflughafen.<br />
Aber auch weitere bekannte<br />
Beispiele können genannt werden,<br />
wie z.B. der Mannesmannskandal<br />
oder die versenkten Milliarden bei<br />
ThyssenKrupp.<br />
Fehlerhafte Entscheidungen des<br />
Aufsichtsrates treffen neben<br />
den Eigentümern bzw. den<br />
Aktionären vor allem die<br />
Beschäftigten, z.B. in<br />
Form von Personalabbau.<br />
Deshalb<br />
muss für den Aufsichtsrat gelten:<br />
Nicht eine Quote darf entscheidend<br />
sein, sondern ausschließlich die<br />
Qualifikation. Es müssen geeignete,<br />
qualifizierte Personen im Aufsichtsrat<br />
sitzen!<br />
Dass mit dieser Prämisse Frauen das<br />
Nachsehen haben, muss nicht der Fall<br />
sein, wie das eingangs erwähnte Beispiel<br />
der Deutschen Bank zeigt. Auch<br />
die <strong>DHV</strong> achtet darauf, Frauen auf aussichtsreichen<br />
Listenplätzen zu platzieren.<br />
So sind bei den diesjährigen Aufsichtsratswahlen<br />
auf den <strong>DHV</strong>-Listen<br />
Frauen in die Aufsichtsräte von Metro,<br />
Kaufhof, der Württembergischen<br />
Versicherung und der Raiffeisenwarengenossenschaft<br />
AGRAVIS gewählt<br />
worden. Bei der HDI Kundenservice<br />
AG haben 76 Stimmen für den Einzug<br />
einer Frau auf der <strong>DHV</strong>-Liste gefehlt.<br />
Insgesamt liegt die <strong>DHV</strong> mit<br />
einer Quote von rund 36 % bei den<br />
gewählten Frauen nahe an der von<br />
Politikern geforderten Grenze. Hätten<br />
wir bei der HDI Kundenservice AG ein<br />
wenig mehr Glück gehabt, wäre die<br />
40 %-Marke übertroffen worden. Die<br />
Wahlergebnisse zeigen: Frauenförderung<br />
kann auch ohne gesetzliche Vorgaben<br />
funktionieren.<br />
Die Erfahrung der Kandidatensuche<br />
für die Listenplätze zeigt aber auch<br />
oft, dass sich qualifizierte Kandidatinnen<br />
oder Kandidaten für die anspruchsvolle<br />
Tätigkeit als Aufsichtsrat<br />
nicht so einfach finden lassen.<br />
Die von der Politik geforderte Frauenquote<br />
birgt auch eine Kollision mit<br />
dem Demokratieprinzip. Die Arbeitnehmer-<br />
und Gewerkschaftsvertreter<br />
werden von den Beschäftigten bzw.<br />
den Delegierten der Beschäftigten<br />
gewählt. Was passiert aber, wenn das<br />
Wahlergebnis nicht die gewünschte<br />
Quote erbringt? Besonders bei einer<br />
Listenwahl ist dies problematisch,<br />
denn bei welcher Liste soll der männliche<br />
Kandidat zu Gunsten der weiblichen<br />
Kandidatin zurückstecken? Was<br />
passiert, wenn die Liste keine Frauen<br />
mehr aufweisen kann? Geht dann der<br />
Sitz an die andere Liste? In diesem Fall<br />
bildet die Besetzung des Aufsichtsratsgremiums<br />
nicht mehr den demokratischen<br />
Willen der Beschäftigten<br />
ab. Was passiert, wenn eine Frau während<br />
einer Amtsperiode aus dem Aufsichtsrat<br />
ausscheidet, ihr Ersatzmitglied<br />
aber ein Mann ist? Was ist, wenn<br />
die Liste zwar weitere Mitglieder hat,<br />
die aber alle Männer sind? Dann kann<br />
es doch nicht sein, dass nur wegen<br />
des falschen Geschlechts eine andere<br />
Arbeitnehmer- oder Gewerkschaftsliste<br />
den Sitz bekommt oder gar eine<br />
Neuwahl stattfinden muss.<br />
Nein, die von der Politik geforderte<br />
verbindliche Einführung einer Frauenquote<br />
ist ein Irrweg und darf nicht<br />
Realität werden! Besser und sinnvoller<br />
ist eine gesetzliche Verpflichtung<br />
der Unternehmen, Frauenförderpläne<br />
aufzustellen. Diese sollten von<br />
der Hauptversammlung beschlossen<br />
werden, und der Vorstand sollte gegenüber<br />
der Hauptversammlung<br />
Rechenschaft abgeben. Das Demokratieprinzip<br />
muss bei Aufsichtsratswahlen<br />
gegenüber dem Frauenförderplan<br />
Vorrang haben, wobei in der<br />
Wahlordnung zum Mitbestimmungsgesetz<br />
durchaus verankert werden<br />
könnte, dass Arbeitnehmer- und Gewerkschaftslisten<br />
anstreben sollen,<br />
ihre Listen mit mindestens 40 % Frauen<br />
zu besetzen. Das wäre der richtige<br />
Weg: Sollbestimmung ja, aber kein<br />
gesetzlicher Zwang!<br />
Henning Röders<br />
© Ralf Kalytta - fotolia.com<br />
18<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013
Verbandsarbeit<br />
<strong>DHV</strong> Frühjahrstagung<br />
Südwürttemberg<br />
in Hüttenreute<br />
Am 20.04.2013 veranstaltete die <strong>DHV</strong><br />
ihre Frühjahrstagung im Landgasthof<br />
Hirsch in Hüttenreute. Der Bezirksvorsitzende<br />
Albert Breuning (Balingen)<br />
konnte unter den vielen Mitgliedern<br />
aus Südwürttemberg den Ehrenvorsitzenden<br />
Manfred Raible sowie den<br />
Bezirksgeschäftsführer Markus Werner<br />
begrüßen.<br />
In seinem Beitrag mit dem Titel:<br />
„Gewerkschaften = Auslaufmodel-<br />
Der Ehrenvorsitzende aus Baden-Württemberg Manfred Raible (rechts) mit den<br />
Jubilaren Hans Lutz (50 Jahre <strong>DHV</strong>, mitte) und Karl Stützle (40 Jahre <strong>DHV</strong>)<br />
Jahreshauptversammlung der Ortsgruppe Reutlingen<br />
Die Jahreshauptversammlung der Ortsgruppe<br />
Reutlingen fand am 21.03.2013 im<br />
Gasthof „Alteburg“ statt. Der Ortsgruppenvorsitzende<br />
Paul Mohl schilderte in<br />
seinem Tätigkeitsbericht die verschiedenen<br />
Aktivitäten der Ortsgruppe. Anschließend<br />
folgte der Bericht der Ortsgruppenrechnerin<br />
sowie der Rechnungsprüfer.<br />
Die beantragte Entlastung wurde einstimmig<br />
beschlossen. Anschließend wurde<br />
Herr Hans-Jörg Vincon für 60 Jahre<br />
Der Jubilar Vincon mit dem Ortsgruppenvorsitzenden Mohl<br />
le?“ ging Rechtsanwalt Werner auf<br />
verschiedene tarifpolitische Themen<br />
ein, wie den gewerkschaftlichen Organisationsgrad,<br />
die ausstehenden<br />
Tarifverhandlungen des Jahres 2013<br />
und den propagierten Mindestlohn<br />
von 8,50 €. Die <strong>DHV</strong> spricht sich klar<br />
gegen einen allgemeinen flächendeckenden<br />
Mindestlohn aus, lediglich in<br />
tariflosen Branchen kann ein solcher<br />
Mindestlohn greifen.<br />
Im Anschluss hielt Boris Hildebrand<br />
von der Sparkasse Ravensburg einen<br />
Vortrag über den „Regulierungswahn<br />
im Finanzdienstleistungssektor“ und<br />
machte deutlich,<br />
dass<br />
aufgrund der<br />
F i n a n z k r i -<br />
se nunmehr<br />
eine gesetzliche<br />
„Regel<br />
u n g s w u t “<br />
um sich greift,<br />
die die gesamte<br />
Zunft<br />
beschäftigt,<br />
ohne zwischen<br />
den<br />
Verursachern<br />
Mitgliedschaft in der <strong>DHV</strong> geehrt. Der Jubilar<br />
hatte zu diesem Anlass Fotos sowie<br />
Presseartikel aus den sechziger Jahren<br />
mitgebracht, die beispielsweise aus einer<br />
BWK-Siegerehrung stammten.<br />
Nach der Ehrung nutzte der Bezirksgeschäftsführer<br />
Markus Werner die Gelegenheit,<br />
mit den engagierten Helferinnen<br />
und Helfern die diesjährige Durchführung<br />
des Berufswettkampfes zu diskutieren.<br />
Er nahm zahlreiche Anregungen für die<br />
Bundeswettkampfleitung<br />
mit. In seinem anschließenden<br />
Referat zum Thema<br />
„Gewerkschaften = Auslaufmodelle?“<br />
beleuchtete<br />
er verschiedene Tariffelder<br />
und deren branchenspezifischen<br />
Probleme und<br />
bedauerte den sinkenden<br />
Organisationsgrad der Gewerkschaften.<br />
Die erfolgreiche<br />
Tarifarbeit der <strong>DHV</strong>, z. B.<br />
bei den Volks- und Raiffeisenbanken<br />
zeige, wie wichtig<br />
Gewerkschaften seien.<br />
der Finanzkrise und den seriösen Finanzinstituten<br />
zu unterscheiden.<br />
Abgerundet wurde die Bezirkstagung<br />
durch Jubilarehrungen und<br />
Preisverleihungen des Berufswettkampfes.<br />
<strong>Bundesfachgruppe</strong>ntagung<br />
privates<br />
Versicherungsgewerbe<br />
Am 14./15.03.2013 fand in Bad Kissingen<br />
die <strong>Bundesfachgruppe</strong>ntagung<br />
privates Versicherungsgewerbe<br />
statt. Auf dem Programm stand<br />
die Wahl des neuen <strong>Bundesfachgruppe</strong>nvorstandes.<br />
Als <strong>Bundesfachgruppe</strong>nvorsitzender<br />
wiedergewählt<br />
wurde Peter Abend, Gothaer<br />
Krankenversicherung AG. Als weitere<br />
Vorstandsmitglieder wurden gewählt:<br />
• Vorstandsmitglied Krankenversicherung:<br />
Matthias Rottwinkel,<br />
Gothaer Krankenversicherung AG<br />
• Vorstandsmitglied Lebensversicherung:<br />
Peter Daniel Forster,<br />
NÜRNBERGER Versicherungsgruppe<br />
• Vorstandsmitglied Sachversicherung:<br />
Matthias Rickel, HDI Kundenservice<br />
AG<br />
• Vorstandsmitglied Außendienst:<br />
Norbert Roll, Allianz Beratungsund<br />
Vertriebs AG<br />
• Vorstandsmitglied Sparkassenversicherung<br />
Sachsen: Manuela<br />
Franz-Fiedler<br />
Neben den Vorstandswahlen berieten<br />
die Teilnehmer der <strong>Bundesfachgruppe</strong>ntagung<br />
über die <strong>DHV</strong>-<br />
Forderungen zur Gehaltstarifrunde<br />
2013 (s. Artikel zu den Gehaltstarifverhandlungen<br />
privates Versicherungsgewerbe).<br />
Des Weiteren informierte<br />
Peter Abend über die Arbeit der Betriebsräteinitiative<br />
„Bürgerversicherung?<br />
– Nein Danke“. Peter Abend ist<br />
maßgeblicher Koordinator dieser<br />
Betriebsräteinitiative und hat es zusammen<br />
mit anderen Mitstreitern<br />
geschafft, diese Initiative auf eine<br />
breite, von Betriebsräten fast aller<br />
privater Krankenversicherungsunternehmen<br />
getragene Basis zu stellen.<br />
(Zum Thema Bürgerversicherung s.<br />
Schwerpunktartikel in dieser Ausgabe.)<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />
19
<strong>DAZ</strong><br />
Fremmer:<br />
25 Jahre <strong>DHV</strong> Mitglied<br />
Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende<br />
der <strong>DHV</strong>, Hans-Jürgen Fremmer,<br />
feiert in diesem Jahr seine 25-jährige <strong>DHV</strong><br />
Mitgliedschaft. Im Jahre 1988 trat er als<br />
Beschäftigter der DAK-Geschäftsstelle in<br />
Pforzheim in die <strong>DHV</strong> ein. Mit dem Fall der<br />
Mauer übersiedelte er nach Magdeburg,<br />
wo er den Landesverband des Verbandes<br />
der Deutschen Angestellten Krankenkassen<br />
(VdAK) in Sachsen-Anhalt aufbaute,<br />
zuletzt in geschäftsführender Verantwortung.<br />
Seit 1997 gehört Fremmer dem <strong>DHV</strong><br />
Aufsichtsrat an, seit 2005 ist er Mitglied<br />
des geschäftsführenden <strong>DHV</strong> Aufsichtsrates,<br />
dem obersten Organ der <strong>DHV</strong> zwischen<br />
den Bundesgewerkschaftstagen.<br />
Jürgen Fremmer hat sich vor allem als<br />
Fachmann für die gesetzliche Krankenversicherung<br />
einen Namen gemacht. In<br />
Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung<br />
veranstaltet er seit vielen<br />
Jahren sehr erfolgreich ein gesundheitspolitisches<br />
Symposium in Schwerin.<br />
Zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik,<br />
Wissenschaft und dem Gesundheitswesen<br />
konnte er in den letzten Jahren als<br />
Referenten für dieses Symposium gewinnen.<br />
Auch die Selbstverwaltung der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung ist Fremmer<br />
nicht fremd. Er ist seit 1994 ehrenamtlicher<br />
Versichertenberater der Deutschen<br />
Rentenversicherung Bund. Ebenfalls<br />
seit 1994 ist er Mitglied in einem Widerspruchsausschuss<br />
der Deutschen Rentenversicherung<br />
Bund.<br />
Viele weitere Ehrenämter in Politik, der<br />
Gerichtsbarkeit und zahlreichen Verbänden<br />
lassen Hans-Jürgen Fremmer einen<br />
abwechslungsreichen Unruhestand verleben.<br />
Die <strong>DHV</strong> dankt für das lange und<br />
intensive ehrenamtliche Engagement für<br />
die Gewerkschaft <strong>DHV</strong>.<br />
<strong>DHV</strong>-Hauptvorstand<br />
und Aufsichtsrat<br />
Wir sind eine bundesweit tätige Berufsgewerkschaft und vertreten die Interessen<br />
von circa 70.000 Mitgliedern in überwiegend kaufmännischen<br />
und verwaltenden Berufen, sowie im Gesundheitswesen und bei sozialen<br />
Dienstleistungsunternehmen.<br />
Wir suchen ab sofort eine/n hauptamtliche/n<br />
Geschäftsführer (m/w)<br />
für unsere <strong>Bundesfachgruppe</strong> Gesundheitswesen und soziale Dienste<br />
mit Dienstsitz in Hamburg.<br />
Sie verfügen idealerweise über umfangreiche betriebs-, sozialwissenschaftliche<br />
oder juristische Kenntnisse, die sie vorzugsweise in Einrichtungen des<br />
Gesundheitswesens beruflich genutzt haben. Mehrjährige Praxis in der<br />
Verbandsarbeit oder Erfahrungen als Betriebs- oder Personalrat sind dem<br />
gleichzusetzen. Marketingkenntnisse und Fertigkeiten in der Organisation<br />
und Durchführung von Schulungsmaßnahmen zeichnen Ihr Profil aus.<br />
Ihre Aufgaben umfassen unter anderem:<br />
• Bundesweite Betreuung und Koordinierung unserer Fach- und Betriebsgruppenarbeit<br />
im Gesundheitswesen und der freien Wohlfahrtspflege<br />
• Vorbereitung und Führen von Tarifverhandlungen<br />
• Mitgliederbetreuung und Mitgliederwerbung<br />
• Beratung und Vertretung der Mitglieder in arbeits- und sozialrechtlichen<br />
Fragen<br />
• Entwicklung von Positionen zu Fragen, die die Berufe im Gesundheitswesen<br />
oder bei sozialen Dienstleistern unmittelbar berühren<br />
• Planung und Durchführung von Bildungsmaßnahmen<br />
• Öffentlichkeitsarbeit<br />
Persönlich überzeugen Sie durch eine gute Allgemeinbildung, überdurchschnittliches<br />
Engagement und Flexibilität, Verhandlungsgeschick und ergebnisorientierte<br />
Denk- und Handlungsweise. Diplomatie, Kreativität und die notwendige<br />
soziale Kompetenz runden Ihre Persönlichkeit ab.<br />
Wir bieten eine attraktive Aufgabe und leistungsgerechte Bezahlung!<br />
Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen richten Sie bitte vorzugsweise<br />
per E-Mail unter dem Stichwort „Geschäftsführer Gesundheitswesen und<br />
soziale Dienste“ an g.smits@dhv-cgb.de oder schriftlich an:<br />
<strong>DHV</strong> - Die Berufsgewerkschaft e.V.<br />
z.H. Herrn Gunter Smits<br />
Postfach 26 13 51<br />
20503 Hamburg<br />
Verbandsarbeit<br />
40 Jahre Mitgliedschaft:<br />
Viktor Lesny<br />
1973 ist Viktor Lesny Mitglied der <strong>DHV</strong><br />
geworden. Er war bei der IBM beschäftigt<br />
und Ende der 60er und Anfang der 70er<br />
Jahre Autor mehrerer Programme, die<br />
von der IBM damals entwickelt wurden.<br />
Sein Wirken in der <strong>DHV</strong> geschah im Hintergrund.<br />
Er war von Anfang an dabei, als<br />
der in die Jahre gekommene <strong>DHV</strong>-Berufswettkampf<br />
in den 70er Jahren neuen Herausforderungen<br />
angepasst wurde. Durch<br />
ihn wurde der frühere „Handbetrieb“ nach<br />
und nach auf elektronische Datenverarbeitung<br />
umgestellt.<br />
Mit über 80 Jahren ist er natürlich<br />
längst im Ruhestand. Aber er hat den<br />
Stab weitergegeben: bis heute ist sein<br />
Sohn Stefan Lesny der Partner der <strong>DHV</strong>-<br />
Bundeswettkampfleitung, der die von<br />
den Aufgabenstellern gelieferten Fragen<br />
in digitale Form bringt und die Software<br />
für die Bearbeitung betreut.<br />
Unserem Freund und Kollegen Viktor<br />
Lesny sagen wir Dank für die Treue zur<br />
<strong>DHV</strong> und den Einsatz für unseren Berufswettkampf.<br />
Wir wünschen ihm noch<br />
viele weitere gute Jahre.<br />
<strong>DHV</strong>-Bundeswettkampfleitung<br />
Jörg Steinbrück zum<br />
Bundesarbeitsgericht<br />
berufen<br />
Mit Jörg Steinbrück stellt die <strong>DHV</strong> zukünftig<br />
einen neuen ehrenamtlichen Richter<br />
beim Bundesarbeitsgericht. Steinbrück<br />
folgt auf Wolfgang Frank, der erst im<br />
Frühjahr 2012 vom CGB nach Erfurt entsandt<br />
worden war, jedoch im Herbst 2012<br />
verstarb. Die <strong>DHV</strong> sieht in dieser Berufung<br />
eine besondere Wertschätzung des beruflichen,<br />
wie gewerkschaftlichen Engagements<br />
Steinbrücks.<br />
Steinbrück ist seit seiner Jugend in der<br />
<strong>DHV</strong> aktiv. Er begann in der Jugendarbeit<br />
und ist heute Vorsitzender des <strong>DHV</strong>-Landesverbandes<br />
Nordost und stellvertretender<br />
Vorsitzender des <strong>DHV</strong>-Aufsichtsrates.<br />
Seine Kolleginnen und Kollegen in der<br />
DAK vertritt er in deren Hauptpersonalrat.<br />
Bisher war er Richter am Landesarbeitsgericht<br />
Berlin.<br />
Er wird aufgrund seiner großen Erfahrung<br />
und Sachverstandes kompetent an<br />
der Rechtsprechung des höchsten deutschen<br />
Arbeitsgerichtes mitwirken. Die <strong>DHV</strong><br />
wünscht ihm dazu eine glückliche Hand.<br />
<strong>DHV</strong>-Hauptvorstand<br />
und Aufsichtsrat<br />
20<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013
Verbandsarbeit<br />
In Treue fest: Alfred Burk<br />
Der langjährige Vorsitzende unserer ehemaligen<br />
Ortsgruppe Waldfischbach-Burgalben<br />
(Rheinland-Pfalz) gehört zu den<br />
treuesten und aktivsten <strong>DHV</strong>-Kollegen,<br />
denen der Autor dieser Zeilen im Laufe seiner<br />
jahrzehntelangen Tätigkeit für die <strong>DHV</strong><br />
begegnet ist.<br />
Alfred Burk trat zu Beginn seiner Lehre<br />
am 1.10.1932 in den damaligen Deutschnationalen<br />
Handlungsgehilfenverband ein.<br />
Er erlebte als junger Mann, wie die Nationalsozialisten<br />
den alten <strong>DHV</strong> gleichschalteten<br />
und als Gewerkschaft vernichteten.<br />
Alfred Burk<br />
70 Jahre Günter Biesenberger<br />
Im Mai vollendete unser Münchener Kollege<br />
Günter Biesenberger sein 70. Lebensjahr. Der<br />
<strong>DHV</strong>-Hauptvorstand gratuliert herzlich. Günter<br />
Biesenberger blickt auf ein erfolgreiches<br />
Gewerkschaftsleben zurück, das ihn bis in<br />
die höchsten Ämter führte: <strong>DHV</strong>-Landesvorstand<br />
Bayern und <strong>DHV</strong>-Hauptvorstand; CGB-<br />
Landesvorsitzender Bayern, zeitweise auch<br />
Mitglied des CGB-Bundesvorstandes. Bis<br />
heute gehört er dem <strong>DHV</strong>-Landesvorstand<br />
Bayern an und führt seit dem Ausscheiden<br />
des gewählten Vorsitzenden 2012 kommissarisch<br />
den Landesverband.<br />
Biesenberger erfüllte für die <strong>DHV</strong> zahlreiche<br />
gewerkschaftliche Aufgaben:<br />
Richter am Arbeitsgericht München und<br />
Landesarbeitsgericht Bayern, Mitglied des<br />
Berufsbildungsausschusses der IHK Oberbayern<br />
sowie mehrerer Prüfungsausschüsse.<br />
Unvergessen ist sein Referenteneinsatz in Betriebsratsseminaren<br />
und in Vorträgen über<br />
sozial- und rentenpolitische Themen.<br />
Der Rentenversicherung galt sein ganz<br />
besonderes Interesse. Von 1974 bis 2012 war<br />
er Versichertenberater. Schon 1980 wurde er<br />
in die Vertreterversammlung der damaligen<br />
Bundesversicherungsanstalt für Angestellte<br />
(BfA) gewählt und wurde BfA-Vorstandsmitglied.<br />
Von 1986 bis 1991 vertrat er die BfA<br />
Schon am 1.6.1951 trat er dem gerade neu<br />
gegründeten <strong>DHV</strong> wieder bei und ist ihm<br />
seither treu geblieben. Er ist ein Zeitzeuge<br />
dieser bewegten Vergangenheit.<br />
In seiner pfälzischen Heimat engagierte<br />
er sich neben seiner Ortsgruppe Waldfischbach-Burgalben<br />
im damaligen Gauvorstand<br />
Baden-Pfalz und späteren Landesvorstand<br />
Rheinland-Pfalz/Saar. Er führte<br />
unermüdlich die <strong>DHV</strong>-Berufswettkämpfe<br />
durch und unterstützte die Jugendarbeit<br />
der <strong>DHV</strong>. Auf regionaler Ebene organisierte<br />
er bis ins hohe Alter Ausflüge für seine Kollegen.<br />
Jetzt verabschiedet er sich mit einem<br />
bewegenden Brief aus seiner aktiven <strong>DHV</strong>-<br />
Zeit, weil er für die <strong>DHV</strong> nichts mehr tun<br />
könne. Im Juni 2013 wird er sein 98. Lebensjahr<br />
vollenden; über 60 Jahre hat er aktiv im<br />
<strong>DHV</strong> gewirkt. Die <strong>DHV</strong> ist ihm Dank schuldig<br />
für seinen Einsatz und vor allem auch<br />
für seine Treue. Ich wünsche ihm, auch im<br />
Auftrag des <strong>DHV</strong>-Hauptvorstandes, für die<br />
nächste Zeit alles Gute!<br />
Jörg Hebsacker<br />
<strong>DHV</strong>-Ehrenvorsitzender<br />
auch im Verband deutscher Rentenversicherungsträger<br />
(VDR) als stellvertretendes, ab 1991<br />
bis 1996 als ordentliches Vorstandsmitglied.<br />
Die <strong>DHV</strong> dankt ihrem ehemaligen Hauptvorstandsmitglied<br />
und wünscht für die<br />
nächsten Jahre gute Gesundheit und weiterhin<br />
viel Einsatzfreude in der <strong>DHV</strong>.<br />
<strong>DHV</strong>-Hauptvorstand<br />
Bernhard Maurer<br />
Eine ungewöhnliche Auszeichnung wurde<br />
dem Vorsitzenden des CGB-Kreisverbandes Erlangen<br />
zuteil: Er wurde gleichzeitig für zwei Gewerkschaftsmitgliedschaften<br />
ausgezeichnet:<br />
• vom CGM-Geschäftsführer Hartmut<br />
Grimminger für eine 50-jährige CGM-<br />
Mitgliedschaft und<br />
• vom Nürnberger <strong>DHV</strong>-Ortsgruppenvorsitzenden<br />
Horst Mailer für eine 25-jährige<br />
<strong>DHV</strong>-Mitgliedschaft.<br />
Der Nürnberger <strong>DHV</strong>-Ortsgruppenvorsitzende<br />
Horst Mailer (r.) beglückwünscht Bernhard Maurer<br />
75 Jahre Claus Baerbaum<br />
Im April 2013 vollendete Claus Baerbaum in<br />
Hamburg sein 75. Lebensjahr, Anlass genug,<br />
auf sein vielseitiges Engagement in der <strong>DHV</strong><br />
zurückzublicken.<br />
Am 1.4.1955 trat er als 17-jähriger in die<br />
<strong>DHV</strong> ein. Jugendgruppe, Ortsgruppe, Landesverband<br />
– überall war er dabei: Er vertrat<br />
über viele Jahre hinweg den Landesverband<br />
Nordmark im Aufsichtsrat und war<br />
auch Vorsitzender der Aktionärvereinigung.<br />
Seine Kolleginnen und Kollegen vertrat er<br />
im Betriebsrat der Deutschen Bank und in<br />
der damaligen Betriebskrankenkasse, vorher<br />
in der Selbstverwaltung der BEK. 1971<br />
wurde er an das Arbeitsgericht Hamburg<br />
berufen. Nach nur einer Amtsperiode ereilte<br />
ihn der Ruf an das Bundesarbeitsgericht,<br />
dem er bis 2012 (!) angehörte. Er war der<br />
dienstälteste Richter des Bundesarbeitsgerichts<br />
und gehörte damit dessen Präsidium<br />
an. Außerhalb der <strong>DHV</strong> ist er in der Katholischen<br />
Kirche aktiv, in seinem Kirchenvorstand,<br />
als Mitglied des Kirchensteuerrates<br />
des Erzbistums Hamburg, und er organisiert<br />
Hilfslieferungen und Spenden für katholische<br />
Gemeinden in Brasilien.<br />
Claus Baerbaum erhielt für seine Verdienste<br />
das Bundesverdienstkreuz. Für<br />
einen Hanseaten fast noch wichtiger: Er<br />
wurde vom Hamburger Senat mit der „Medaille<br />
für treue Arbeit im Dienste des Volkes“<br />
ausgezeichnet.<br />
Wir wünschen unserem Jubilar alles Gute<br />
für die nächsten Jahre.<br />
<strong>DHV</strong>-Hauptvorstand<br />
und Aufsichtsrat<br />
Er konnte sich über Urkunden und Präsente<br />
freuen, die ihm die CGB-Vertreter in einer Feierstunde<br />
überreichten.<br />
In seiner Berufslaufbahn vertrat er die Interessen<br />
seiner Kollegen im Betriebsrat bei<br />
Siemens in Erlangen. Er war Gründungsmitglied<br />
des CGB-Kreisverbandes und übte<br />
weitere Vorstandsmandate in christlichen<br />
Gewerkschaften aus, wofür er im Jahr 2000<br />
mit der Franz-Wieber-Medaille ausgezeichnet<br />
wurde. Acht Jahre war er Arbeitsrichter.<br />
Seit 1980 ist er Versichertenberater der Rentenversicherung,<br />
wofür er 2005 von der BfA<br />
ausgezeichnet wurde. Ebenfalls im Jahr 2000<br />
wurde er für seine Verdienste um die Allgemeinheit<br />
mit dem Bundesverdienstkreuz<br />
ausgezeichnet.<br />
Wir wünschen dem Jubilar für die Zukunft<br />
persönliches Wohlergehen. Möge ihm seine<br />
Einsatzfreude noch lange erhalten bleiben.<br />
<strong>DHV</strong>-Hauptvorstand<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />
21
Bund der Kaufmannsjugend im <strong>DHV</strong><br />
Blätter für junge Kaufleute<br />
Berufswettkampf 2013<br />
wieder erfolgreich<br />
verlaufen<br />
Auch im Frühjahr 2013 hat <strong>DHV</strong><br />
– Die Berufsgewerkschaft e.V. erfolgreich<br />
den Berufswettkampf absolviert.<br />
In über 40 Orten bot die<br />
Gewerkschaft Auszubildenden die<br />
Möglichkeit unter Prüfungsbedingungen<br />
Klausuren zu schreiben, die<br />
auf die Zwischen- oder Abschlussprüfung<br />
vorbereiten. Über 2.000<br />
Teilnehmer zählte der Berufswettkampf<br />
in diesem Jahr.<br />
Das sind etwas niedrigere Zahlen,<br />
als im Vorjahr. Um knappe sechs<br />
Prozent ging die Teilnehmerzahl<br />
zurück. Das liegt daran, dass in einigen<br />
traditionellen Wettkampforten<br />
der Wettkampf in diesem Jahr nicht<br />
durchgeführt werden konnte.<br />
Bekanntlich wird der Berufswettkampf<br />
ehrenamtlich durch <strong>DHV</strong>-<br />
Mitglieder organisiert und betreut.<br />
Engagierte Kolleginnen und Kollegen<br />
opfern einen Samstagvormittag<br />
um Aufsicht zu führen. Anschließend<br />
werden die Klausuren<br />
durch diese Kolleginnen und Kollegen<br />
korrigiert. Lediglich der Versand<br />
korrigierter Arbeiten erfolgt<br />
vielfach über hauptamtliche Mitarbeiter<br />
in den <strong>DHV</strong>-Geschäftsstellen.<br />
Die <strong>DHV</strong> muss feststellen, dass<br />
es immer schwieriger wird für den<br />
Berufswettkampf ehrenamtliche<br />
Kolleginnen und Kollegen zu finden,<br />
die den Berufswettkampf vor<br />
Ort betreuen. Wir bitten hier um<br />
kräftige Mithilfe, damit wir im Jahr<br />
2014 die Zahl der Teilnehmer und<br />
Wettkampforte wieder signifikant<br />
steigern können.<br />
Auffallend ist, dass die Leistungen<br />
in den vergangenen Jahren<br />
kontinuierlich rückläufig waren.<br />
Im Schnitt erzielten die Prüflinge<br />
knapp 56 von 100 möglichen Punkten.<br />
Das entspricht einer Note „ausreichend“.<br />
Umso wichtiger ist es, dass die<br />
<strong>DHV</strong> auch in Zukunft diesen Wissenstest<br />
anbietet.<br />
Bundeswettkampfleitung tagt in Elzach<br />
Um die zukünftige Ausrichtung des<br />
Berufswettkampfes ging es bei einer<br />
Tagung der Bundeswettkampfleitung,<br />
zu der einzelne erfahrene<br />
Kolleginnen und Kollegen hinzu gezogen<br />
wurden, die den Berufswettkampf<br />
seit Jahren erfolgreich betreiben.<br />
Grundsätzliche Fragen wurden<br />
diskutiert, die sich aus Rückmeldungen<br />
der einzelnen Wettkampforte<br />
der vergangenen zwei Jahre ergeben<br />
hatten.<br />
Im Ergebnis waren sich die Teilnehmer<br />
einig, dass der Berufswettkampf<br />
auch in den kommenden Jahren<br />
durchgeführt werden soll. Eine Tradition<br />
von mehr als neunzig Jahren<br />
gibt man nicht so einfach auf. Es sind<br />
jedoch Maßnahmen notwendig, um<br />
die Attraktivität zu erhöhen.<br />
Es fällt auf, dass sich die Notendurschnitte<br />
in den vergangenen<br />
Jahren kontinuierlich verschlechtert<br />
haben. Aus diesem Grund werden<br />
die Aufgabenstellungen in Zukunft<br />
eindeutiger als bislang hinterfragt.<br />
Außerdem wird die Bewertungstabelle<br />
neu gefasst. Es wird sich aber<br />
nichts daran ändern, dass sich die<br />
Klausur auch zukünftig an den Zwischen-<br />
und Abschlussprüfungen<br />
orientieren wird. Einem allgemeinen<br />
Wissenstest, wie er vielfach im<br />
Internet angeboten wird, gaben die<br />
Tagungsteilnehmer eine geringe Erfolgsaussicht.<br />
Im Rahmen der Aufgabenstellung<br />
wird seit Jahren über sogenannte<br />
‚offene Aufgaben‘, also<br />
Fragen, die mit eigenem Text<br />
beantwortet werden, diskutiert.<br />
Insbesondere die Korrektur offener<br />
Aufgaben fällt in der Praxis<br />
schwer. Aus Sicht der Bundeswettkampfleitung<br />
ist dies auch einer<br />
der Gründe, warum es in den vergangenen<br />
Jahren immer schwieriger<br />
wurde ehrenamtliche Korrektoren<br />
zu finden.<br />
Die Bundeswettkampfleitung fand einen<br />
Kompromiss. Zukünftig wird bei den<br />
offenen Fragen deutlicher, als bislang<br />
darauf zu achten sein, dass die Formulierungen<br />
unmissverständlich und<br />
präzise sind. Darauf wurde in der Vergangenheit<br />
zu wenig Wert gelegt.<br />
Auch die Zahl der Wettkampforte<br />
muss wieder steigen.<br />
Der Hauptvorstand ist dazu aufgefordert<br />
worden Maßnahmen zu<br />
ergreifen, mit denen auch die hauptamtlichen<br />
Mitarbeiter stärker mobilisiert<br />
werden, um sich am Berufswettkampf<br />
zu beteiligen.<br />
Zudem werden Gespräche mit Betriebs-<br />
und Personalräten zu führen<br />
sein, damit die Auszubildenden in<br />
den Betrieben gezielter, als bisher erreicht<br />
werden.<br />
Die Bundeswettkampfleitung ist<br />
zuversichtlich, dass mit den beschlossenen<br />
Maßnahmen gelingen wird, die<br />
Defizite, die beim Berufswettkampf in<br />
den vergangenen Jahren entstanden<br />
sind, effektiv zu beseitigen, um dem<br />
Berufswettkampf damit eine lange<br />
und erfolgreiche Zukunft zu geben.<br />
Gunter Smits<br />
Teilnehmer an der Tagung der Bundeswettkampfleitung in Elzach (v.l.n.r.): Rolf Eichhorn, Stefan Lesny, Willi Kaiser,<br />
Gunter Smits, Siegfried Widmann, Angelika Hebeisen, Günther Schechter, Markus Werner , Hans Hebeisen<br />
22<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013
Aktionärvereinigung<br />
Feierlaune an der Börse …<br />
… titelte die WELT zu Recht in ihrer Ausgabe<br />
am 8. Mai 2013, denn der DAX, der<br />
Deutschen Aktienindex, erreichte am 7.<br />
Mai mit 8.182 Punkten seinen historischen<br />
Höchststand. Bisher hielt der13. Juli 2007<br />
mit 8.152 Punkte den Rekord. In den Jubel<br />
mischen sich aber skeptische Stimmen<br />
mancher Experten, die nach dem steilen<br />
Anstieg im Laufe des Jahres 2013 einen<br />
tiefen Fall fürchten und vor dem Kauf von<br />
Aktien warnen.<br />
Der DAX ist einer von verschiedenen<br />
deutschen Aktienindizes. Er umfasst die<br />
30 größten deutschen Aktiengesellschaften.<br />
Weiterer Index ist z.B. der MDAX, in<br />
dem die 100 größten Gesellschaften versammelt<br />
sind (einschließlich DAX), oder<br />
der TecDAX, der die technischen Gesellschaften<br />
umfasst. Allen Indizes ist derzeit<br />
aber gemeinsam, dass sie entweder in<br />
der Nähe ihrer historischen Höchststände<br />
notieren oder diese bereits überschritten<br />
haben. Es ist also was dran an den Höchstständen.<br />
Warum ist das so?<br />
Es gibt keine ausschließlich wahre Erklärung<br />
für den Höhenflug der Aktienkurse,<br />
sondern nur Erklärungen, die stimmen<br />
können oder auch nicht. Und so gibt es<br />
auch kein klares ja oder nein zur Besorgnis<br />
mancher Analysten über einen drohenden<br />
Kursabsturz. Das liegt daran, dass<br />
an den Börsen als Handelsplatz der Wertpapiere<br />
die unterschiedlichsten Anleger<br />
agieren; die Optimisten setzen auf steigende<br />
Kurse, man nennt sie die „Bullen“.<br />
Und es gibt die Bären, die als Pessimisten<br />
immer mit dem Schlimmsten rechnen. Da<br />
niemand die Zukunft kennt, steigen oder<br />
fallen die Kurse mit der Einschätzung der<br />
Marktteilnehmer. Welche Einschätzungen<br />
oder Fakten haben zum<br />
Höhenflug der Aktienkurse<br />
geführt?<br />
Zunächst handelt es<br />
sich um eine Spätfolge<br />
der globalen Finanzkrise.<br />
Um diese zu bewältigen,<br />
haben weltweit die Notenbanken<br />
die Finanzmärkte<br />
durch verschiedene<br />
Maßnahmen mit Geld<br />
und Liquidität geflutet.<br />
Nach dem Gesetz von<br />
Angebot und Nachfrage<br />
führt ein großes Angebot<br />
zu niedrigen Preisen, in<br />
diesem Fall der Zinsen.<br />
Der Beschluss der EZB,<br />
den Zinssatz von 0,75 %<br />
auf 0,5 % zu senken, ist der unmittelbare<br />
Anlass für den aktuellen Höhenflug<br />
der Börse. Dieser niedrige Zinssatz führt<br />
dazu, dass Finanzanlagen so niedrige<br />
Zinserträge bringen, dass damit nicht<br />
einmal die Inflationsrate ausgeglichen<br />
wird. Im Klartext: Wer sein Geld in festverzinslichen<br />
Anlagen investiert hat, dessen<br />
Vermögen verliert ständig an Wert. Wer<br />
Geld ertragswirksam anlegen will, muss<br />
daher in Sachwerte investieren. Und das<br />
sind zunächst einmal die Aktien. Viele<br />
Anleger schichten jetzt in Aktien um,<br />
weil ein Ende der Niedrigzinsphase nicht<br />
zu erwarten ist. Die daraus resultierende<br />
Nachfrage treibt die Kurse. Das sind zwei<br />
markttechnische Gründe für den Kursanstieg.<br />
Für die hohen Aktienkurse spricht<br />
jedoch auch die wirtschaftliche Lage<br />
zumindest der deutschen Aktiengesellschaften,<br />
wobei es hier naturgemäß große<br />
Unterschiede gibt. Zu deren Beurteilung<br />
zieht man verschiedene Maßstäbe<br />
heran, z.B. das Kurs-Gewinn-Verhältnis<br />
(KGV), das derzeit um die 10 Punkte liegt.<br />
Früher lag es durchschnittlich bei 15/16<br />
Punkte. Das bedeutet für viele Gesellschaften<br />
in Bezug auf die Entwicklung<br />
ihrer Gewinne (und z.B. der möglichen Dividenden)<br />
ein Aufwärtspotential von bis<br />
zu 30 %. Derzeitig steigen die Gewinne<br />
der Gesellschaften, so dass manche Analysten<br />
sogar ein Potential von 40 – 50 %<br />
der Aktienkurse sehen.<br />
Also: Aktien versprechen weiterhin<br />
gute Renditen auf das eingesetzte Geld,<br />
im Gegensatz zu festverzinslichen Anlagen.<br />
Aber risikofrei ist das trotzdem nicht:<br />
es kommt auf die Auswahl der Aktien an.<br />
<strong>DHV</strong>-Aktionärvereinigung<br />
© Rudie - fotolia.com<br />
Keine<br />
Finanztransaktionssteuer<br />
Die Pläne der Bundesregierung, eine Finanztransaktionssteuer<br />
einzuführen, zwingen<br />
zum Nachdenken darüber, ob damit<br />
die Folgen der weltweiten Finanzkrise verringert<br />
werden können, und wer letzten<br />
Endes die Zeche bezahlt.<br />
Nach den Plänen sollen alle Finanztransaktionen<br />
besteuert werden, also alle<br />
Geldgeschäfte, z.B. der Kauf von Wertpapieren,<br />
also auch von Aktien. Man hofft,<br />
dadurch den globalen Zahlungsverkehr<br />
eindämmen zu können. Das Ziel ist richtig:<br />
Innerhalb von Sekunden werden Zig-<br />
Milliarden um den Globus geschickt, ohne<br />
dass dadurch in irgendeiner Form ein Wert<br />
geschaffen würde. Es sei denn, man betrachtet<br />
die persönlichen Gewinne der Kapitalmanager<br />
als einen echten Wert.<br />
Die Zuständigkeit der Bundesregierung<br />
begrenzt sich allerdings auf Deutschland,<br />
auch wenn einige andere europäische<br />
Staaten bei der Transaktionssteuer mitmachen<br />
wollen: der größte Teil Europas und<br />
der Rest der Welt werden sich daran nicht<br />
beteiligen. Schon deshalb wird diese neue<br />
Steuer ihr Ziel nicht erreichen. Wie lange<br />
dauerte es, bis die Steuergeheimnisse der<br />
Steueroasen nach und nach geknackt<br />
wurden? Warum sollen die großen Kapitalmanager<br />
Deutschlands und der Welt in<br />
Deutschland ihre Transaktionen abwickeln,<br />
wenn es anderswo billiger oder kostenlos<br />
geht? Die großen Vermögen werden einfach<br />
ins Ausland verlagert und entziehen<br />
sich dadurch der Besteuerung.<br />
Was bleibt, sind die Geldgeschäfte, die<br />
zwangsläufig in Deutschland abzuwickeln<br />
sind. Das sind auch die „kleinen Leute“, die<br />
sich, der Aufforderung der Bundesregierung<br />
folgend, eine zusätzliche Altersversorgung<br />
aufbauen wollen, indem sie ihre<br />
Ersparnisse in Wertpapieren, gleich welcher<br />
Art, anlegen. Sie werden von der Transaktionssteuer<br />
betroffen, sie werden die Zahlmeister<br />
für die Folgen der Finanzkrise sein.<br />
Das sind aber keine Spekulanten, sondern<br />
solide Anleger und Bürger, an denen<br />
sich die Bundesregierung schamlos bereichert,<br />
ohne ihr eigentliches Ziel zu erreichen.<br />
Ich bin der Meinung, dass nicht alle Anleger,<br />
die sich Aktien kau fen, mit den weltweit<br />
agierenden „Tradern" in einen Topf<br />
geworfen werden dürfen. Die Politik ist aufgefordert,<br />
diesen Anlegerkreis zu fördern<br />
und nicht, wie jetzt wieder einmal geplant,<br />
zu belasten und sie als Spekulanten zu behandeln.<br />
Jörg Hebsacker<br />
<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />
23
Ausgewählte Betriebs- und<br />
Personalrats-Seminare<br />
Deutsche Angestelleten Zeitung<br />
Verlag: <strong>DHV</strong>-Dienstleistungs GmbH<br />
Postvertriebsstück C 2223, Deutsche Post AG<br />
Betriebsratsseminare<br />
Aufbauseminare für Betriebsräte<br />
Arbeitsrecht II<br />
Termin: 09.10. – 11.10.2013<br />
Ort: Elzach-Oberprechtal<br />
Bildungsstätte Südwest<br />
Arbeitsrecht III<br />
Termin: 27.09. – 29.09.2013<br />
Ort: Leipzig<br />
Bildungsstätte Mitteldeutschland<br />
Betriebsverfassungsrecht III<br />
Termin: 18.09. – 20.09.2013<br />
Ort: Elzach-Oberprechtal<br />
Bildungsstätte Südwest<br />
Jugend- und Auszubildendenvertretung II -<br />
Die Beteiligungsrechte der JAV<br />
Termin: 29.10. – 31.10.2013<br />
Ort: Elzach-Oberprechtal<br />
Bildungsstätte Südwest<br />
Fachseminare für Betriebsräte<br />
Das Direktionsrecht des Arbeitgebers:<br />
Auswirkung auf Arbeitszeit, Versetzung<br />
und Aufgabengebiet<br />
Termin: 03.06. – 07.06.2013<br />
Ort: Willingen / Hochsauerland<br />
Bildungsstätte Nordrhein-Westfalen<br />
Die Mitbestimmung des Betriebsrates<br />
bei Kündigungen und personellen<br />
Einzelmaßnahmen<br />
Termin: 03.06. – 07.06.2013<br />
Ort: Willingen / Hochsauerland<br />
Bildungsstätte Nordrhein-Westfalen<br />
Spezialseminare für Betriebsräte<br />
Dienstplangestaltung<br />
Termin: 05.06. – 07.06.2013<br />
Ort: Leipzig<br />
Bildungsstätte Mitteldeutschland<br />
Alkohol und Sucht im Betrieb -<br />
Erkennen und helfen<br />
Termin: 10.07. – 12.07.2013<br />
Ort: Elzach-Oberprechtal<br />
Bildungsstätte Südwest<br />
Arbeitsrecht aktuell:<br />
Neue Arbeitsgesetze und aktuelle<br />
Rechtsprechung<br />
Termin: 27.11. – 29.11.2013<br />
Ort: Elzach-Oberprechtal<br />
Bildungsstätte Südwest<br />
Termin: 11.12. – 13.12.2013<br />
Ort: Elzach-Oberprechtal<br />
Bildungsstätte Südwest<br />
Personalratsseminare<br />
Aufbauseminare für<br />
Personalräte<br />
Arbeitsrecht II<br />
Termin: 09.10. –<br />
11.10.2013<br />
Ort: Elzach-Oberprechtal<br />
Bildungsstätte<br />
Südwest<br />
Arbeitsrecht III<br />
Termin: 27.09. – 29.09.2013<br />
Ort: Leipzig<br />
Bildungsstätte Mitteldeutschland<br />
Fachseminar für Personal räte<br />
Dienstplangestaltung<br />
Termin: 05.06. – 07.06.2013<br />
Ort: Leipzig<br />
Bildungsstätte Mitteldeutschland<br />
Arbeitsrecht aktuell:<br />
Neue Arbeitsgesetze und aktuelle<br />
Rechtsprechung<br />
Termin: 27.11. – 29.11.2013<br />
Ort: Elzach-Oberprechtal<br />
Bildungsstätte Südwest<br />
Termin: 11.12. – 13.12.2013<br />
Ort: Elzach-Oberprechtal<br />
Bildungsstätte Südwest<br />
Seminare im<br />
Gesundheitswesen<br />
Arbeitszeitrecht<br />
Zeit: 25.09. - 27.09.2013<br />
Ort: Goslar<br />
Anmeldeschluss: 23.08.2013<br />
Vorbereitung auf die<br />
Betriebsratswahlen 2014<br />
Zeit: 05.11. - 08.11.2013<br />
Ort: Limburg (Lahn)<br />
Anmeldeschluss: 24.09.2013<br />
<strong>DHV</strong>-Tarif abschlüsse<br />
Asklepios Klinik Bad Abbach<br />
Mantel- und Entgelttarifvertrag<br />
Bundesverband Deutscher Dienstleistungsunternehmen<br />
e.V.<br />
Entgelttarifvertrag<br />
DRK Brandenburg<br />
Entgelttarifvertrag und Auszubildendenvergütung<br />
Moksel GmbH in Buchloe<br />
Entgelttarifvertrag und Ausbildungsvergütungstarifvertrag<br />
Schön Klinik Harthausen GmbH & Co<br />
KG, 83043 Bad-Aibling<br />
Haustarifvertrag; Mantel-, Entgelt und<br />
Auszubildendenvergütungstarifvertrag<br />
Betriebsgesellschaft Duisburger<br />
Krankenhäuser Klinik-Dienste,<br />
KKD Klinik-Dienste und EJK-Klinik<br />
Dienste<br />
Entgelttarifvertrag<br />
Sitex Lübben GmbH<br />
Mantel-und Gehaltstarifvertrag<br />
VdPK - Landesverbände der Privatkliniken<br />
Hessen und Rheinland-<br />
Pfalz e.V.<br />
Landesmanteltarifvertrag, Vergütungstarifvertrag,<br />
Ausbildungs-Tarifvertrag,<br />
Tarifvertrag über altersvorsorgewirksame<br />
Leistungen, Rahmentarifvertrag<br />
zur Beschäftigungssicherung<br />
Der Umfang und der organisatorische<br />
Ablauf unserer Tarifarbeit führen dazu,<br />
dass die abgeschlossenen Tarifverträge<br />
nur mit einer zeitlichen Verzögerung und<br />
auch nicht immer vollständig veröffentlicht<br />
werden können. Dafür bitten wir um<br />
Verständnis.<br />
Gewerkschaftsmitglieder können die Tarifverträge<br />
bei ihrer zuständigen Landesgeschäftsstelle,<br />
bzw. bei unserer Hauptgeschäftsstelle<br />
in Hamburg anfordern.<br />
Alle Mitglieder, die ihren Arbeitgeber<br />
gewechselt haben, bitten wir, uns dies<br />
unverzüglich mitzuteilen. Nur dann<br />
sind wir in der Lage, ihnen die richtigen<br />
Tarifverträge bzw. Tarifinformationen<br />
zuzustellen.<br />
Abt. Tarifpolitik