29.01.2014 Aufrufe

DAZ - DHV - Bundesfachgruppe Ersatzkassen

DAZ - DHV - Bundesfachgruppe Ersatzkassen

DAZ - DHV - Bundesfachgruppe Ersatzkassen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>DAZ</strong><br />

Die Berufsgewerkschaft<br />

D e u t s c h e A n g e s t e l l t e n Z e i t u n g N r. 2 • 2 0 13 • 2 3 . M a i 2 0 13<br />

Gewerkschaftsrecht<br />

ist Menschenrecht<br />

© alphaspirit - fotolia.com<br />

Unsere Zukunft wird älter<br />

und teurer – was tun?<br />

Drohender Arbeitsplatzabbau<br />

durch Bürgerversicherung


<strong>DAZ</strong><br />

Zum Geleit<br />

Wahlprüfsteine und<br />

andere Forderungen<br />

Seit Wochen bringen sich die<br />

politischen Parteien in Stellung,<br />

um Stimmen für den 22.<br />

September zu gewinnen. Die<br />

Parteien eint, dass sie mit sozialpolitischen<br />

Schwerpunkten<br />

die Wahl gewinnen wollen. Sie<br />

positionieren sich zur gesetzlichen<br />

Krankenversicherung,<br />

fordern eine neue Steuerpolitik<br />

oder die Einführung von Mindestlöhnen.<br />

Werden diese Themen tatsächlich<br />

die Wahlen entscheiden?<br />

Daran darf man zweifeln. Denn die<br />

Sozialdemokraten dringen mit ihrer<br />

Frauenquote nicht durch. Die Grünen<br />

polarisieren mit ihren Vorstellungen zu<br />

einem neuen Spitzensteuersatz. Und<br />

die FDP bleibt trotz Einlenken beim<br />

Mindestlohn in ihrem Umfragetief.<br />

Zur Erhöhung des Spitzensteuersatzes<br />

hat sich die <strong>DHV</strong> geäußert.<br />

Durch einen neuen Steuertarif, wie<br />

er von den Grünen vorgeschlagen<br />

wird, werden gerade die mittleren<br />

Einkommen stärker belastet. Die<br />

Modellrechnungen sind eindeutig.<br />

Ab etwa 50.000 Euro Bruttojahresgehalt<br />

zahlen die Beschäftigten<br />

mehr Steuern. Das kann nicht gerecht<br />

sein, denn durch die sogenannte<br />

kalte Progression werden<br />

diese Einkommen ohnehin schon<br />

überdurchschnittlich belastet.<br />

Wir haben auch eine klare Positionierung<br />

zu den Vorschlägen der<br />

Bundesregierung hinsichtlich eines<br />

neuen Präventionsgesetzes vorgenommen.<br />

Es ist sinnvoll, dass die Gesundheitsprävention<br />

insbesondere<br />

am Arbeitsplatz verstärkt werden soll.<br />

Die <strong>DHV</strong> fordert den Gesetzgeber auf,<br />

dass alle Sozialpartner, also auch die<br />

im Christlichen Gewerkschaftsbund<br />

Deutschlands zusammengeschlossenen<br />

Gewerkschaften, einen Sitz in<br />

einem neu einzurichtenden nationalen<br />

Präventionsrat erhalten müssen.<br />

Sonst werden die Initiativen zur Gesundheitsvorsorge<br />

am Arbeitsplatz<br />

nur unzureichend berücksichtigt.<br />

Die Einführung einer festen und<br />

verbindlichen Frauenquote für Auf-<br />

sichtsräte findet bei der <strong>DHV</strong> keine<br />

Unterstützung. Wir sind sicher, dass<br />

durch derartige<br />

Quoten der<br />

W ä h l e r w i l l e<br />

zur Wahl der<br />

Arbeitnehmerund<br />

Gewerkschaftsvertreter<br />

verfälscht<br />

wird. Mit den<br />

z a h l r e i c h e n<br />

Aufsichtsratswahler<br />

folgen<br />

in diesem Frühjahr<br />

haben<br />

wir bewiesen,<br />

dass Frauen auch ohne gesetzlichen<br />

Zwang einen Platz im Aufsichtsrat<br />

finden können.<br />

Beim Mindestlohn scheint nun vor<br />

der Wahl kein Gesetz mehr zu kommen.<br />

Die Bundesarbeitsministerin hat<br />

kürzlich in weiser Einsicht darauf hingewiesen,<br />

dass bei diesem Thema besonders<br />

sorgfältig zu arbeiten sei. Das<br />

sei aber nicht mit einem schnellen Gesetz<br />

zu erreichen. Man sollte meinen,<br />

die Politiker ließen damit eine günstige<br />

Gelegenheit verstreichen, die so<br />

schnell nicht wiederkommen werde.<br />

Weit gefehlt. Denn die meisten wissen<br />

nicht wovon sie reden. Die FDP<br />

fordert einen tariflichen Mindestlohn.<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

Die unterste Lohngruppe eines Tarifvertrages<br />

ist immer ein tariflicher<br />

Mindestlohn. Die Unionsparteien<br />

reden von einer Lohnuntergrenze,<br />

können aber nicht erklären, wo der<br />

Unterschied zu einem Mindestlohn<br />

liegt. Denn es soll für alle Branchen, in<br />

denen es keine Tarifpartner gibt eine<br />

Lohnuntergrenze gesetzlich festgelegt<br />

werden. Als ob dann noch ein Tarifvertrag<br />

vertretbar ist, der von einer<br />

solchen Lohnuntergrenze nach unten<br />

abweicht. Die <strong>DHV</strong> wird sich mit Sicherheit<br />

nicht für eine derartige Tarifpolitik<br />

hergeben.<br />

SPD und Grüne fordern konsequent<br />

einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn,<br />

finden dafür aber keine<br />

Mehrheit, denn die Regierungsparteien<br />

dürfen ihr Gesicht nicht verlieren.<br />

Fazit: Über den Mindestlohn wird leidenschaftlich<br />

gestritten, wann eine<br />

Einigung auf ein verlässliches Konzept<br />

möglich wird, das lässt sich kaum vorhersagen.<br />

Auch die Werkverträge hat die Politik<br />

aufgegriffen. Sie sind nicht gut ist<br />

der einhellige Tenor, sofern mit ihnen<br />

Missbrauch betrieben wird. Richtig!<br />

Deshalb hat die <strong>DHV</strong> auch eine klare<br />

Forderung an den Gesetzgeber. In vier<br />

Punkten sollen Schwarzarbeitsgesetz,<br />

Arbeitnehmerentsendegesetz und Arbeitnehmerüberlassungsgesetz<br />

verändert<br />

werden. Der Werkvertrag ist erstens<br />

gesetzlich klar zu definieren. Zweitens<br />

ist die Kontrolle durch die Zollbehörden<br />

deutlich zu verbessern. Drittens ist ein<br />

Bußgeldkatalog bis hin zum Lizenzentzug<br />

des Werkvertragsunternehmens zu<br />

präzisieren. Und zum vierten muss die<br />

Durchgriffshaftung der Auftraggeber<br />

neu normiert werden. Nur so wird man<br />

Scheinwerkverträgen und Missbrauch<br />

effektiv begegnen.<br />

Ihr<br />

Zum Geleit<br />

Deutsche<br />

Angestellten<br />

<strong>DAZ</strong>Zeitung<br />

Inhalt<br />

Zum Geleit.................................................. 2<br />

Tarifarbeit................................................3–5<br />

Gesetzliche Krankenversicherung...6 –8<br />

Bürgerversicherung.........................9 –11<br />

Tag der Arbeit...................................12–13<br />

medsonet...........................................14–15<br />

Aufsichtsratswahlen.......................16–17<br />

Impressum.............................................................17<br />

Frauenquote..............................................18<br />

Verbandsarbeit................................19–21<br />

Berufswettkampf...................................22<br />

Aktionärvereinigung............................23<br />

Seminartermine/ Tarifabschlüsse....24<br />

2<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013


Tarifarbeit<br />

DAK-Gesundheit:<br />

Tarifverhandlungen zur<br />

Neugestaltung der<br />

Gehaltstabelle<br />

aufgenommen<br />

Mit der Unterzeichnung des Tarifvertrages<br />

Anfang Januar dieses<br />

Jahres hatten sich die <strong>DHV</strong> und<br />

die DAK-Gesundheit zur Aufnahme<br />

von Tarifverhandlungen zur<br />

Neugestaltung der Gehaltstabelle<br />

verpflichtet. Die bisherige Gehaltstabelle,<br />

die sich am Lebensalter<br />

des Beschäftigten orientiert,<br />

ist nicht mehr vereinbar mit den<br />

Bestimmungen des Allgemeinen<br />

Gleichbehandlungsgesetzes (AGG).<br />

Dies wurde auch mittlerweile vom<br />

Bundesarbeitsgericht in einer<br />

höchstrichterlichen Entscheidung<br />

bestätigt. Die Handlungsnotwendigkeit<br />

ist gegeben, zumal die DAK-<br />

Gesundheit eine der letzten Kassen<br />

ist, deren Gehaltstabelle sich noch<br />

am Lebensalter orientiert.<br />

Zum Verhandlungsauftakt traf<br />

sich die <strong>DHV</strong>-Kommission mit der<br />

Arbeitgeberseite am 19. April 2013<br />

in Dortmund. In der ersten Verhandlungsrunde<br />

ging es vor allem<br />

um die Vereinbarung der nächsten<br />

Verhandlungstermine und der Themen,<br />

die neben der Einführung ei-<br />

ner AGG-konformen Gehaltstabelle<br />

behandelt werden. Die nächsten<br />

Verhandlungen finden am 14.05.,<br />

03.06., 24.06. und am 18.07. statt.<br />

Als weiteres Verhandlungsthema<br />

wurde die Überprüfung des Manteltarifvertrages<br />

auf AGG-Konformität<br />

vereinbart. Gesprochen wurde<br />

auch über die im Tarifabschluss<br />

vereinbarte Verhandlungsverpflichtung<br />

über einen Tarifvertrag<br />

zur Festlegung der Einzelheiten<br />

der Rahmenbedingungen für personalwirtschaftliche<br />

Maßnahmen.<br />

Ein konkretes Ergebnis, wie mit<br />

dieser Verhandlungsverpflichtung<br />

im Rahmen der nächsten Verhandlungsrunden<br />

umgegangen werden<br />

soll, konnte noch nicht erzielt werden.<br />

VDPK Hessen/Rheinland-<br />

Pfalz : Gehaltssteigerung<br />

von insgesamt 3,9 Prozent<br />

erreicht<br />

Die <strong>DHV</strong> hat Tarifverhandlungen mit<br />

dem Verband der Privatklinikanstalten<br />

in Hessen und Rheinland-Pfalz<br />

aufgenommen. Zuvor waren sämtliche<br />

Tarifverträge zum 31. Dezember<br />

2012 seitens der Gewerkschaft gekündigt<br />

worden. Die <strong>DHV</strong> ist in die Verhandlungen<br />

mit einer Tarifforderung<br />

von 5,5 Prozent linearer Gehaltserhöhung<br />

gegangen. Für die Gehälter<br />

verständigte man sich auf folgendes<br />

Verhandlungsergebnis:<br />

• Eine lineare Erhöhung der Gehälter<br />

um 1,7 Prozent zum 01. Juli 2013<br />

• Eine zweite lineare Erhöhung der<br />

Gehälter um 2,2 Prozent zum 01. Juli<br />

2014<br />

• Eine Einmalzahlung von 7,5 Prozent<br />

des Tabellengehalts vom Juli 2013,<br />

auszuzahlen mit dem Juni-Gehalt<br />

2013<br />

Es konnte eine Erhöhung des Jahresurlaubsanspruchs<br />

in den ersten fünf Beschäftigungsjahren<br />

auf 27 Arbeitstage<br />

und Erhöhung des Jahresurlaubsanspruches<br />

ab dem 15. Beschäftigungsjahr<br />

auf 30 Arbeitstage durchgesetzt<br />

werden.<br />

Zudem verständigte man sich auf<br />

eine neue Staffelung von Zusatzurlaub<br />

im Jahr für Beschäftigte, die in<br />

Nachtschicht arbeiten:<br />

• 200 bis 400 Arbeitsstunden:<br />

1 Arbeitstag<br />

• 400 bis 600 Arbeitsstunden:<br />

2 Arbeitstage<br />

• über 600 Arbeitsstunden:<br />

3 Arbeitstage<br />

Der Entgelttarifvertrag ist erstmals zum<br />

31. Dezember 2014 kündbar.<br />

© tanatat - fotolia.com<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />

3


<strong>DAZ</strong><br />

Asklepios Klinik<br />

Bad Abbach<br />

In der zweiten Verhandlungsrunde haben<br />

sich die Arbeitgeber der Asklepios<br />

Klinik Bad Abbach mit der <strong>DHV</strong> auf einen<br />

neuen Entgelttarifvertrag verständigt.<br />

Rückwirkend zum 01. Januar 2013 steigen<br />

die Gehälter linear und über alle<br />

Entgeltgruppen um 2,5 Prozent. Zum 01.<br />

Januar 2014 steigen sie in einer zweiten<br />

Stufe linear um weitere 2,2 Prozent. Der<br />

neue Vergütungstarifvertrag hat eine<br />

Laufzeit bis zum 31. Dezember 2014.<br />

Zudem konnte erreicht werden, dass<br />

die Feiertagszuschläge um 10 Prozent<br />

auf 35 Prozent und die Nachtzuschläge<br />

von 1,40 Euro/Stunde auf 15 Prozent<br />

steigen. Beides tritt zum 01. Oktober<br />

2014 in Kraft. Im Manteltarifvertrag<br />

wurden redaktionelle Änderungen vorgenommen.<br />

Außerdem wurden einige<br />

Eingruppierungen von Berufstätigkeiten<br />

neu festgelegt.<br />

Mit dem Verhandlungsergebnis<br />

konnte das der <strong>DHV</strong> wichtige Ziel einer<br />

Reallohnsteigerung erreicht werden.<br />

Das gilt für das Jahr 2013 und voraussichtlich<br />

auch für 2014. In der Entgeltentwicklung<br />

konnte damit gestoppt<br />

werden, dass die Lohnerhöhungen<br />

durch die Inflationsrate und Abgabenerhöhungen<br />

aufgefressen werden, wie<br />

in der Vergangenheit immer wieder geschehen.<br />

© FotolEdhar - fotolia.com<br />

Arbeitgeberverband<br />

Instore und Logistik<br />

Services (ILS)<br />

In den kommenden Wochen stehen Tarifverhandlungen<br />

für einen neuen Entgelttarifvertrag<br />

mit dem Arbeitgeberverband<br />

Instore und Logistk Services e.V. an. Die<br />

<strong>DHV</strong> hat den Entgelttarifvertrag form- und<br />

fristgerecht zum 30. Juni 2013 gekündigt.<br />

Nun hat die <strong>DHV</strong>-Verhandlungsführung<br />

ihre Tarifforderung an den Arbeitgeberverband<br />

übermittelt. Sie fordert eine lineare<br />

Lohnerhöhung über alle Entgeltgruppen<br />

von 26 Prozent.<br />

Mit dieser Forderung wird in der untersten<br />

Entgeltgruppe in den westdeutschen<br />

Bundesländern ein Stundenentgelt von<br />

8,50 Euro und in den ostdeutschen Bundesländern<br />

von 7,71 Euro erreicht. Mit diesen<br />

Stundenlöhnen entspricht die <strong>DHV</strong> den Forderungen<br />

nach einer Lohnhöhe eines allgemeinen<br />

gesetzlichen Mindestlohnes.<br />

Auch in den Entgeltgruppen für qualifizierte<br />

Fachkräfte muss eine solche deutliche<br />

Lohnerhöhung gefordert werden,<br />

damit die Lohnunterschiede zu Fachkräften,<br />

die den Einzelhandelstarifverträgen<br />

unterliegen, Stück für Stück geschlossen<br />

werden können.<br />

Im Zuge der Tarifverhandlungen strebt<br />

die <strong>DHV</strong> zudem an, mit dem Arbeitgeberverband<br />

Maßnahmen zur effektiven<br />

Bekämpfung des Missbrauchs von Werkverträgen<br />

zu vereinbaren. Die <strong>DHV</strong> geht<br />

davon aus, dass dies auch im Interesse des<br />

Arbeitgeberverbandes liegt.<br />

Die <strong>DHV</strong>-Verhandlungskommission<br />

rech net mit schwierigen und langwierigen<br />

Tarifverhandlungen. Denn man wird sich<br />

auch an den Tarifverhandlungen im deutschen<br />

Einzelhandel orientieren müssen.<br />

Schließlich sind die Dienstleister des AGV<br />

Instore und Logistik Services e.V. vorwiegend<br />

im Einzelhandel tätig.<br />

Tarifarbeit<br />

Gehaltstarifverhandlungen<br />

KKH: <strong>DHV</strong> fordert 4,9 %<br />

Gehaltserhöhung<br />

Die <strong>DHV</strong> hat bei der KKH den Gehaltstarifvertrag<br />

gekündigt und als<br />

erste Gewerkschaft ihre Gehaltsforderung<br />

aufgestellt. Dabei hat sich<br />

die <strong>DHV</strong>-Tarifkommission an der<br />

Erhöhung der Vorstandsgehälter<br />

der KKH in 2012 in Höhe von 4,9 %<br />

orientiert. Denn: Vorstand und Beschäftigte<br />

der KKH sitzen in einem<br />

Boot!<br />

Die tarifpolitische Situation bei<br />

der KKH ist schwierig:<br />

• Seit Ende November 2012<br />

wurden Spitzengespräche zur<br />

Vorbereitung der Tarifrunde<br />

geführt –<br />

ergebnislos!<br />

• Monatelange Verhandlungen<br />

zum betrieblichen Gesundheitsmanagement<br />

–<br />

ergebnislos!<br />

• Vorstellungen des Arbeitgebers<br />

zur Verbesserung der Verwaltungskostensituation<br />

–<br />

bisher nicht geliefert !<br />

Die <strong>DHV</strong>-Tarifkommission hat in<br />

einer Information an die Beschäftigten<br />

deutlich gemacht, dass sie<br />

diese Situation nicht akzeptiert. Sie<br />

fordert eine zügige Aufnahme der<br />

Tarifverhandlungen.<br />

4<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013


Tarifarbeit<br />

Gehaltstarifverhandlungen<br />

privates<br />

Versicherungsgewerbe:<br />

<strong>DHV</strong> weist erstes Arbeitgeberangebot<br />

zurück<br />

Nach dem Verhandlungsauftakt am<br />

11.04.2013 in München wurden die<br />

Tarifverhandlungen am 02.05.2013<br />

in Düsseldorf fortgesetzt. Die Arbeitgeberseite<br />

legte dabei ein erstes Gehaltsangebot<br />

auf den Tisch:<br />

• 6 Nullmonate von April bis September<br />

2013<br />

• 2,5 % lineare Gehaltserhöhung<br />

ab 01.10.2013<br />

• 2,0 % lineare Gehaltserhöhung<br />

ab 01.10.2014<br />

• Laufzeit des Gehaltstarifvertrages:<br />

30 Monate<br />

Die lineare Gehaltserhöhung soll nach<br />

Vorstellung der Arbeitgeber für alle<br />

Beschäftigten gelten. Eine Sonderregelung<br />

für die Beschäftigten in den<br />

Gehaltsgruppen A und B sowie für die<br />

Auszubildenden soll es nicht geben.<br />

Die <strong>DHV</strong>-Tarifkommission wies das<br />

Arbeitgeberangebot als unzureichend<br />

zurück:<br />

• 6 Nullmonate sind den Beschäftigten<br />

nicht zu vermitteln!<br />

• Das Arbeitgeberangebot liegt<br />

deutlich unter den Abschlüssen<br />

in diesem und letztem Jahr!<br />

• Die Beschäftigten in den Gehaltsgruppen<br />

A und B haben<br />

einen deutlichen Abstand zum<br />

angestrebten Mindestlohn von<br />

8,50 € pro Stunde verdient!<br />

Die <strong>DHV</strong>-Tarifkommission hatte im<br />

März ihre Forderungen für die Gehaltstarifverhandlungen<br />

privates Versicherungsgewerbe<br />

beschlossen:<br />

Eine Gehaltserhöhung in zwei Stufen<br />

in Höhe von insgesamt 7,0 %:<br />

3,8 % ab 01.04.2013 und 3,2 % ab<br />

01.01.2014 bei einer Laufzeit von 18<br />

Monaten<br />

Die privaten Versicherungsunternehmen<br />

vermeldeten für das Jahr<br />

2012 trotz Euro- und Wirtschaftskrise<br />

Gewinne in Milliardenhöhe. Die guten<br />

Unternehmensergebnisse sind das<br />

Ergebnis der engagierten Arbeit der<br />

Beschäftigten in den privaten Versicherungsunternehmen.<br />

Sie müssen<br />

mit einer angemessenen Gehaltserhöhung<br />

am wirtschaftlichen Erfolg<br />

der Branche teilhaben!<br />

Deutliche Anhebung der Gehaltsgruppen<br />

A + B: Mindestens 10 € /<br />

Stunde!<br />

Höchstwahrscheinlich wird nach<br />

der Bundestagswahl 2013 ein Mindestlohn<br />

von 8,50 € pro Stunde eingeführt.<br />

Von diesem Gehaltsniveau<br />

sind die untersten Gehaltsgruppen A<br />

und B nicht weit entfernt. Das private<br />

Versicherungsgewerbe ist aber kein<br />

Niedriglohnsektor!<br />

Verlängerung des bis zum<br />

31.12.2013 befristeten Altersteilzeitabkommens<br />

Nachdem die <strong>DHV</strong>-Tarifkommission<br />

das Arbeitgeberangebot abgelehnt<br />

hatte, war die Arbeitgeberseite zu einem<br />

neuen Angebot nicht mehr bereit.<br />

Die Verhandlungen wurden auf<br />

den 07.06.2013 in Hamburg vertagt.<br />

Die <strong>DHV</strong>-Tarifkommission bedauert<br />

die Vertagung. Damit wird leider<br />

eine Kernforderung der <strong>DHV</strong> - ein Abschluss<br />

in zwei Verhandlungsrunden<br />

- nicht erfüllt! Eine Verlängerung des<br />

Verhandlungsprozesses ist nicht im<br />

Interesse der Beschäftigten, die einen<br />

zügigen Abschluss erwarten!<br />

DRK Brandenburg:<br />

Verhandlungsergebnis<br />

erzielt - 5,1% Tabellensteigerung<br />

Nach mehreren Verhandlungsrunden<br />

hat die <strong>DHV</strong> beim Deutschen Roten<br />

Kreuz Brandenburg für 2013/2014 ein<br />

Ergebnis erzielt. Danach ergeben sich<br />

folgende Tarifverbesserungen:<br />

• Tabellenentgelterhöhung<br />

Alle Tabellenentgelte werden<br />

ab 01.05.2013 um 2,1% sowie ab<br />

01.01.2014 um 3,0% angehoben.<br />

• Einmalzahlung in Höhe von 300<br />

Euro für <strong>DHV</strong>-Mitglieder<br />

Als Ausgleich für die späte Tabellenanhebung<br />

erhalten Mitarbeiter,<br />

die zum Stichtag 01.05.2013<br />

<strong>DHV</strong> Mitglied sind, eine Einmalzahlung<br />

in Höhe von 300 Euro im<br />

Juni 2013.<br />

• Mindestvergütung von 7,50 Euro<br />

pro Stunde<br />

Als tarifliches Mindestentgelt haben<br />

sich Arbeitgeber und <strong>DHV</strong><br />

auf 7,50 Euro pro Stunde verständigt.<br />

Die Entgeltgruppe A1 fällt<br />

ersatzlos weg.<br />

• Erhöhung der Nachtschichtzula-<br />

ge auf 1,60 Euro pro Stunde<br />

• Neuregelung zum Urlaub<br />

Die Bemessung des Erholungsurlaubs<br />

wird umgestellt von Lebensalter<br />

auf Beschäftigungszeit:<br />

- bis zum 10. vollendeten Beschäftigungsjahr<br />

27 Arbeitsage<br />

- bis zum 20. vollendeten Beschäftigungsjahr<br />

30 Arbeitstage<br />

- ab dem 21. Beschäftigungsjahr<br />

31 Arbeitstage<br />

Für Mitarbeiter, die bis dato einen<br />

höheren Urlaubsanspruch erworben<br />

haben, bleibt dieser auch<br />

künftig als Besitzstand erhalten.<br />

• Kein Bereitschaftsdienst mehr<br />

im Rettungsdienst<br />

Die Anordnung von Bereitschaftsdienst<br />

wird künftig für den Rettungsdienst<br />

ausgeschlossen. Für<br />

andere Bereiche gilt dies nicht.<br />

Die Tarifparteien ziehen damit<br />

die Konsequenz aus der teilweise<br />

missbräuchlich betriebenen Praxis<br />

zu Lasten der Mitarbeiter im<br />

Rettungsdienst.<br />

• Einführung einer Zulage für Praxisanleiter<br />

Praxisanleiter in der Pflege erhalten<br />

monatlich 70 Euro ab Januar<br />

2014.<br />

• Die Auszubildendenvergütung<br />

steigt ab 2014 um jeweils 50 Euro<br />

pro Monat<br />

Damit konnte die <strong>DHV</strong> einige Ziele<br />

weitgehend erreichen. Nicht umgesetzt<br />

wurde eine Neuregelung der<br />

Eingruppierungskriterien. Arbeitgeber<br />

und Tarifkommission der <strong>DHV</strong><br />

haben sich jedoch darauf verständigt,<br />

die Gespräche dazu während der<br />

Laufzeit fortzuführen.<br />

BARMER GEK:<br />

Eingruppierungstarifverhandlungen<br />

fortgesetzt<br />

Am 21.03.2013 wurden die Tarifverhandlungen<br />

zur Eingruppierung der<br />

Beschäftigten der BARMER GEK fortgesetzt.<br />

Konkrete Ergebnisse konnten<br />

auch in dieser Verhandlungsrunde nicht<br />

erzielt werden. Annäherungen gab es<br />

beim Katalog der Bewertungskriterien<br />

für die Tätigkeiten. In der nächsten Verhandlungsrunde<br />

am 17.05.2013 beraten<br />

<strong>DHV</strong> und BARMER GEK über die Bewertung<br />

der Führungskräftetätigkeiten.<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />

5


<strong>DAZ</strong><br />

Unsere Zukunft wird älter und teurer – was tun?<br />

Gesundheitspolitik nach der Wahl<br />

Gesetzliche Krankenversicherung<br />

Die Bundestagswahl 2013 wirft ihre<br />

Schatten voraus. Die Parteien bringen<br />

sich in Stellung, Regierungsprogramme<br />

werden verabschiedet<br />

und bei den Wählern positioniert.<br />

Am Wahlabend werden die Würfel<br />

fallen und dann haben – aller Voraussicht<br />

nach - die Wählerinnen<br />

und Wähler Klarheit über die Parteien,<br />

die eine neue Regierung bilden.<br />

Doch eines steht schon heute<br />

fest: In der Gesundheitspolitik wird<br />

jede neue Regierung – schneller<br />

als ihr lieb ist – vor alten Problemen<br />

stehen. Nur Dank der gut gefüllten<br />

Kassen, aus denen sich der<br />

Finanzminister ungeniert bedient,<br />

fällt bisher nicht auf, dass eine<br />

© Robert Kneschke - fotolia.com<br />

wieder erstarkte Dynamik bei den<br />

Leistungsausgaben und der Wegfall<br />

der Praxisgebühr eine prekäre<br />

Situation bei den Finanzen der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung<br />

(GKV) mit sich bringen wird. Diverse<br />

Wahlgeschenke und Wahlversprechen<br />

tun dazu ein Übriges.<br />

Jetzt, da die Bundestagswahl vor<br />

der Tür steht, fragen sich natürlich<br />

viele, auch die <strong>DHV</strong>: Wo muss die<br />

Gesundheitspolitik neue Wege gehen,<br />

was hat sich bewährt und was<br />

muss verändert werden? Sicher ist<br />

nur, dass der demografische Wandel<br />

und die Wirkungen des medizinischen<br />

Fortschritts die zentralen<br />

Herausforderungen sind, denen<br />

sich nicht nur die Politik stellen<br />

muss. Und klar ist auch, dass die<br />

nächste Bundesregierung die Sozialsysteme<br />

an diese Herausforderungen<br />

und Entwicklungen anpassen<br />

muss.<br />

Massiv betroffen von geplanten<br />

Reformvorhaben werden die Beitragszahler<br />

- und hier vor allem<br />

die sogenannte Mittelschicht - sowie<br />

die Rentnerinnen und Rentner<br />

sein, also die Arbeitnehmer<br />

und die alten Menschen. Auch in<br />

der nächsten Wahlperiode des<br />

Deutschen Bundestags werden<br />

vor dem Hintergrund des sozialen<br />

und wirtschaftlichen Wandels und<br />

vor allem wegen des medizinischtechnischen<br />

Fortschritts und der<br />

demografischen Entwicklung große<br />

Anstrengungen notwendig sein,<br />

um auch weiterhin eine qualitative<br />

und effiziente Versorgung sicherzustellen.<br />

Dazu liegen, quasi als Gesundheitskonzepte<br />

2013, mehrere<br />

sehr unterschiedliche Programme<br />

von Parteien und gesellschaftlichen<br />

Organisationen<br />

vor. Natürlich melden sich<br />

lautstark auch die Verbände<br />

der Kassen, Ärzte, Krankenhäuser,<br />

Apotheken<br />

und der Arzneimittelindustrie<br />

zu Wort.<br />

Reformvisionen für<br />

den demografischen<br />

Wandel<br />

Die SPD strebt eine Bürgerversicherung<br />

an, der<br />

alle Bürger – also auch<br />

Gutverdienende, Beamte<br />

und Selbstständige – angehören<br />

sollen. Die Kassen<br />

bekommen wieder Beitragsautonomie<br />

und die Beitrags-<br />

6<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013


Gesetzliche Krankenversicherung<br />

finanzierung erfolgt paritätisch<br />

durch Arbeitnehmer und Arbeitgeber.<br />

Die CDU/CSU favorisiert das Modell<br />

einer einheitlichen Aufsicht<br />

(Bund – Länder) und einer neuen<br />

Struktur des GKV-Verbandes sowie<br />

einer Rechtsformänderung der<br />

Kassen. Doch auch hier bleiben<br />

Fragen offen, vor allem im Hinblick<br />

auf das Nebeneinander von GKV<br />

und PKV und die Finanzierung der<br />

Krankenhäuser.<br />

Die Grünen wollen den Gesundheitsfond<br />

reformieren, die Qualität<br />

von Leistungserbringern und Krankenkassen<br />

transparent machen<br />

und regionale Gesundheitsnetze<br />

schaffen. Dazu soll die Selbstverwaltung<br />

der Kassen reformiert und<br />

die Versichertenvertretung gestärkt<br />

werden. Alles zusammen soll<br />

zu einem fairen Wettbewerb um<br />

die besten Versorgungsergebnisse<br />

führen.<br />

Die FDP propagiert ein freiheitliches<br />

Gesundheitssystem, die Einführung<br />

der Kostenerstattung und<br />

die Beitragsautonomie für die Kassen.<br />

Nach den Vorstellungen der<br />

Liberalen sollen Bürokratie abgebaut,<br />

Prävention gestärkt und wegen<br />

des demografischen Wandels<br />

die Kapitaldeckung und eine private<br />

Vorsorgeförderung ausgebaut<br />

werden.<br />

Egal wie: In naher Zukunft wird<br />

der demografische Wandel zunehmend<br />

den gesundheitlichen Alltag<br />

bestimmen. Ältere Ärzte und älteres<br />

Pflegepersonal werden ältere<br />

Patienten behandeln. Mehrfacherkrankungen<br />

und chronische Leiden<br />

werden eine große Rolle spielen.<br />

Umso wichtiger werden also Konzepte,<br />

wie die Versorgungsstrukturen<br />

an diese veränderten Bedingungen<br />

angepasst werden.<br />

Ziele und Erwartungen an eine<br />

optimale Gesundheitsversorgung<br />

Aus Sicht der <strong>DHV</strong> werden Experimente,<br />

die die Grundlagen einer<br />

ausgewogenen, aber neuen<br />

Balance zwischen gesetzlicher<br />

und privater Krankenversicherung<br />

gefährden, den Herausforderungen<br />

einer vernünftigen Gesundheitspolitik<br />

nicht gerecht. Nicht<br />

ein Systemwechsel, sondern die<br />

Absicherung der Leistungsfähigkeit<br />

der GKV sollte die Priorität<br />

der Gesundheitspolitik in der<br />

nächsten Legislaturperiode sein.<br />

Telemedizin und personalisierte<br />

Medizin wären Bausteine. Die Beitragsautonomie<br />

muss den Kassen<br />

zurück gegeben werden. Und das<br />

deutsche Gesundheitswesen<br />

braucht mehr Transparenz<br />

und Wettbewerb,<br />

so wie es auch vom<br />

Sachverständigenrat<br />

gefordert wird. Auch<br />

müssen Präventionsangebote<br />

für ältere Menschen<br />

entwickelt werden.<br />

Dazu fordert<br />

die <strong>DHV</strong> eine Stärkung<br />

der Selbstverwaltung,<br />

die in<br />

den letzten Jahren<br />

durch gesetzgeberische<br />

Eingriffe viele<br />

ihrer Aufgaben<br />

und Gestaltungsmöglichkeiten<br />

verloren<br />

hat, und das<br />

nicht immer zum<br />

Vorteil der Versicherten, Beitragszahler<br />

und Patienten. Und klar ist<br />

auch: Gesundheitsfond, einheitlicher<br />

Beitragssatz und der Zusatzbeitrag<br />

haben verheerende<br />

Anreize für den Wettbewerb im<br />

Gesundheitswesen gesetzt!<br />

Die <strong>DHV</strong> hofft, dass nach dem<br />

22. September das soziale und leistungsstarke<br />

System gesundheitlicher<br />

Sicherung erhalten bleibt<br />

– auch als positiver Wirtschaftsund<br />

Standortfaktor und als Stabilitätsanker<br />

in der gegenwärtigen<br />

internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise.<br />

Erklärtes Ziel muss<br />

sein, das qualitativ hochwertige<br />

Versorgungsniveau des Gesundheitswesens<br />

zu erhalten und unter<br />

neuen Herausforderungen weiterzuentwickeln.<br />

Dazu will die <strong>DHV</strong><br />

mehr Freiräume für die Versorgung<br />

der Versicherten.<br />

Jürgen Fremmer<br />

© johannesspreter - fotolia.com<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />

7


<strong>DAZ</strong><br />

Gesetzliche Krankenversicherung<br />

Strategie zur Gesundheitsförderung – ein erster Schritt<br />

Nach langem Ringen einigte sich die<br />

schwarz-gelbe Koalition auf eine Präventionsstrategie<br />

und das Bundeskabinett<br />

verabschiedete dazu im März 2013<br />

einen Gesetzentwurf. Die Regierung<br />

braucht für das Gesetz die Zustimmung<br />

des Bundesrates. Die Opposition lehnt<br />

das Gesetz ab, weil es nach deren Meinung<br />

kaum Impulse für mehr Prävention<br />

enthalte. Deshalb wurde es durch einen<br />

ablehnenden Bundesratsbeschluss am<br />

3. Mai 2013 zurückgestellt. Die Gründe<br />

der Ablehnung erscheinen jedoch wenig<br />

stichhaltig.<br />

Künftige Vorsorge:<br />

Holz- oder Königsweg?<br />

Die <strong>DHV</strong> begrüßt das Vorhaben der Bundesregierung<br />

die Prävention und Gesundheitsförderung<br />

auszubauen, warnt<br />

allerdings davor, dass der Staat mit dem<br />

neuen Gesetz allein die gesetzlichen<br />

Krankenkassen in die Pflicht nimmt. Für<br />

die <strong>DHV</strong> ist Prävention eine gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe. Neben der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung (GKV)<br />

muss auch der Staat, andere Sozialleistungsträger<br />

und die private Krankenversicherung<br />

(PKV) in die Finanzierung<br />

einbezogen werden. Nicht hinnehmbar<br />

ist für die <strong>DHV</strong> die unverhältnismäßig<br />

starke Erhöhung der Präventionsfinanzierung<br />

von 3,01 Euro auf künftig 6 Euro.<br />

Die <strong>DHV</strong> bezweifelt, dass die GKV diese<br />

Verdoppelung der Mittel für eine Prävention<br />

mit qualitätsgesicherten Angeboten<br />

umsetzen kann.<br />

Zukunftsmusik für mehr Prävention<br />

Die Regelungen im Einzelnen beinhalten<br />

eine Verdoppelung des Betrages<br />

auf künftig sechs Euro. Damit steigt das<br />

Finanzvolumen für Prävention und Vorsorge<br />

auf 420 Millionen Euro. Die <strong>DHV</strong><br />

begrüßt, dass künftig mindestens zwei<br />

Euro je Versicherten in die betriebliche<br />

Gesundheitsförderung fließen und<br />

damit direkt vor Ort den Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmern zugute<br />

kommen. Die Tarifpartner können diesen<br />

Tatbestand nutzen und begleitend<br />

dazu intelligente Regelungen vereinbaren.<br />

Sinnvoll ist sicher auch, dass für Jugendliche<br />

die Vorsorgeuntersuchungen<br />

bis zum 10. Lebensjahr durchgeführt<br />

werden könnten. Um Schichtarbeitern<br />

und Beschäftigten, die Angehörige pflegen,<br />

die Teilnahme zu erleichtern, sollen<br />

wohnortnahe Präventionsangebote<br />

geschaffen werden. Gesellschaftlich<br />

notwendig ist auch, dass künftig Präventionsangebote<br />

speziell in Schulen,<br />

Kindergärten und Senioreneinrichtungen<br />

gemacht werden. Nutznießer sind<br />

davon auch alle <strong>DHV</strong> – Mitglieder und<br />

deren Familien. Insbesondere von der<br />

neuen Regelung, dass die Familien stärker<br />

über den Schutz vor Gesundheitsrisiken<br />

ihrer Kinder aufgeklärt werden,<br />

profitieren auch die Mitglieder der <strong>DHV</strong>.<br />

Fraglich ist, wie eine neu zu bildende Präventionskonferenz<br />

ausgestattet werden<br />

soll. Nach Meinung der <strong>DHV</strong> müssen –<br />

mit der vorgesehenen Stärkung der betrieblichen<br />

Gesundheitsförderung - hier<br />

auch die Gewerkschaften und die Arbeitgeber<br />

mit im Boot sitzen. Abgelehnt<br />

und als fragwürdig bezeichnet, wird von<br />

der <strong>DHV</strong> das Vorhaben, Beiträge der<br />

Versicherten an die Bundeszentrale für<br />

gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zu<br />

übertragen. Immerhin 35 Millionen Euro<br />

mehr soll die BZgA ab 2014 aus dem Topf<br />

der Beitragszahler erhalten.<br />

Die <strong>DHV</strong> unterstützt die Politik in ihrem<br />

Vorhaben, Prävention und Vorsorge als<br />

wichtige Säule in der gesundheitlichen<br />

Versorgung zu stärken. Die Bevölkerung<br />

bei der Entwicklung und dem Ausbau<br />

von gesundheitsfördernden Verhaltensweisen<br />

zu unterstützen und damit gesundheitliche<br />

Risiken zu reduzieren, ist<br />

ein moderner Ansatz für eine Vorsorgestrategie.<br />

Es ist auch sinnvoll die Finanzmittel<br />

nicht nach dem Gießkannenprinzip<br />

zu verteilen. Und es macht unter der<br />

demografischen Entwicklung großen<br />

Sinn, die Krebsfrüherkennung zu stärken<br />

und mit speziellen Programmen chronische<br />

Erkrankungen – von denen vorrangig<br />

und hauptsächlich ältere Menschen<br />

betroffen sind - zurückzudrängen.<br />

Prävention – Chance für die<br />

Gesundheitswirtschaft<br />

Zu kurz kommt nach Meinung der <strong>DHV</strong><br />

bei diesem Gesetzesvorhaben die Bedeutung<br />

von Prävention und Vorsorge<br />

für die Gesundheitswirtschaft. Gerade<br />

Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung<br />

wären in Verbindung<br />

mit dem medizinischen Fortschritt ein<br />

Ankerpunkt in nationaler Entwicklung<br />

zu einem integrativen Verständnis von<br />

„Gesundheit“. Hier wären mehrere Wirtschaftsbereiche<br />

gefordert, die Chancen<br />

der Prävention von Erkrankungen zu<br />

nutzen durch beispielsweise<br />

• Entwicklung von gesundheitsfördernden<br />

Produkten in der Ernährungsbranche<br />

• Entwicklung von qualitativ hochwertigen<br />

und medizinisch geprüften<br />

Angeboten der Tourismusbranche<br />

oder<br />

• Entwicklung von neuen Dienstleistungen<br />

durch Zusammenwirken<br />

von Akutmedizin, Rehabilitationseinrichtungen,<br />

Hotelgewerbe und<br />

Medizinprodukteindustrie<br />

Weil unsere Zukunft älter und das Gesundheitswesen<br />

teurer wird, ist das<br />

vorliegende Präventionsgesetz zwar zu<br />

begrüßen aber für die <strong>DHV</strong> als Vision<br />

zur Bewältigung der gesundheitspolitischen<br />

Herausforderungen einer älter<br />

werdenden Gesellschaft noch erheblich<br />

nachzubessern. Eine einfache Verdoppelung<br />

der Mittel zu Lasten allein der Beitragszahler<br />

in der GKV reicht nicht aus,<br />

um Prävention dauerhaft und optimal<br />

zu fördern..<br />

Jürgen Fremmer<br />

Anmerkung<br />

der Redaktion<br />

Die <strong>DHV</strong> hat die wie vom Autor<br />

vorgeschlagenen intelligenten Regelungen<br />

in der Tarifarbeit aufgegriffen.<br />

Im Vorgriff auf das Präventionsgesetz<br />

wurde man z.B. mit<br />

den Volks- und Raiffeinenbanken<br />

einig, dass ein betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

sinnvoll<br />

ist. (siehe dazu <strong>DAZ</strong> 01/2013). Bei<br />

dieser betrieblichen Gesundheitsförderung<br />

müssen, so die Meinung<br />

der <strong>DHV</strong>, die Beschäftigten<br />

allerdings einen konkreten Anspruch<br />

erlangen, so wie es auch<br />

der Gesetzentwurf vorsieht. Reine<br />

Absichtserklärungen reichen dazu<br />

nicht aus, so dass die erste Übereinkunft<br />

im Bankgewerbe nur ein<br />

erster Schritt sein kann. Die <strong>DHV</strong><br />

hofft, dass das Präventionsgesetz<br />

dazu den Tarifpartnern noch genügend<br />

Freiraum lässt. Der Hauptvorstand<br />

und auch der CGB werden<br />

sich in diesem Sinne bei den<br />

Anhörungen positionieren.<br />

8<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013


Bürgerversicherung<br />

Jahrelang führte die Bürgerversicherung<br />

in der öffentlichen Diskussion<br />

ein Schattendasein. Nach den heftigen<br />

Debatten zur Jahrtausendwende<br />

richtete sich die Aufmerksamkeit der<br />

Gesundheitspolitiker auf andere Reformaspekte.<br />

Der Gesundheitsfonds<br />

und der Zusatzbeitrag wurden aus<br />

der Taufe gehoben.<br />

Wenige Monate vor der Bundestagswahl<br />

zeichnet sich aber eine Wiederbelebung<br />

der Debatte um die Einführung<br />

einer Bürgerversicherung ab.<br />

SPD, Grüne und die Linken haben die<br />

Bürgerversicherung in ihre Wahlprogramme<br />

geschrieben. Unterstützung<br />

finden diese Parteien beim DGB und<br />

seinen Gewerkschaften.<br />

Diese Ausgabe der <strong>DAZ</strong> widmet sich<br />

der Bürgerversicherung als Schwerpunktthema.<br />

Als Interessenvertretung<br />

der Beschäftigten liegt dabei ein<br />

Hauptaugenmerk auf der Frage, wie<br />

sich die Einführung der Bürgerversicherung<br />

auf die Arbeitsplätze und die<br />

Beiträge der Arbeitnehmer auswirken<br />

wird.<br />

Henning Röders<br />

Stellv. <strong>DHV</strong>-Bundesvorsitzender<br />

Drohender Arbeitsplatzabbau durch<br />

Bürgerversicherung<br />

Die Diskussionen um die Einführung<br />

einer Bürgerversicherung haben zu erheblicher<br />

Unruhe unter den Beschäftigten<br />

der Privaten Krankenversicherungen<br />

(PKV) geführt. Sie fürchten um<br />

ihre Jobs, und das zu Recht.<br />

Die privaten Vollversicherungen machen<br />

rund 80 % des privaten Krankenversicherungsgeschäfts<br />

aus. Dieses Geschäftsfeld<br />

würde den privaten<br />

Krankenversicherungen<br />

komplett weggenommen<br />

werden. Um eine Vollversicherung<br />

zu kompensieren,<br />

müssen etwa 10 Krankenzusatzversicherungen<br />

abgeschlossen werden.<br />

Es ist unmöglich, dass die<br />

Einführung der Bürgerversicherung<br />

einen solchen<br />

Schub im Zusatzversicherungsgeschäft<br />

auslösen<br />

kann. In der Antragsbearbeitung<br />

und in der Versichertenbetreuung<br />

fällt bei der Vollversicherung<br />

erheblich mehr Arbeit<br />

an als in der Zusatzversicherung. Zu<br />

beachten sind auch die selbständigen<br />

Versicherungsvermittler, die zu einem<br />

guten Teil vom Vertrieb von Krankenversicherungen<br />

leben. Dieses Geschäft<br />

droht ihnen im Falle der Einführung<br />

der Bürgerversicherung wegzubrechen.<br />

Auch hier drohen Arbeitsplatzverluste<br />

und der Untergang wirtschaftlicher<br />

Existenzen.<br />

© m.schuckart - Fotolia.com<br />

Die Einführung der Bürgerversicherung<br />

wird daher die Existenz vieler<br />

Arbeitsplätze in der privaten Krankenversicherung<br />

gefährden. Betriebsräte<br />

der Branche, die sich zu einer Initiative<br />

„Bürgerversicherung – Nein Danke!“<br />

zusammengeschlossen haben, gehen<br />

von einem drohenden Verlust in Höhe<br />

von 75.000 Arbeitsplätzen aus. Eine von<br />

Gewerkschaften in Auftrag gegebene<br />

Studie bei der Hans-Böckler-Stiftung<br />

geht in einer ersten Bewertung Anfang<br />

April 2013 sogar von einem Verlust von<br />

100.000 Arbeitsplätzen aus!<br />

Wie hoch der Arbeitsplatzabbau<br />

in der privaten Krankenversicherung<br />

letztendlich ausfallen wird, lässt sich<br />

zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht<br />

seriös sagen. Aber sicher ist: Der Arbeitsplatzabbau<br />

wird kommen, und er<br />

wird bei weitem nicht durch das Mehrgeschäft<br />

in der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

kompensiert werden<br />

können:<br />

Die größte unter den <strong>Ersatzkassen</strong>,<br />

die BARMER GEK, hat rund 8,66 Mio.<br />

Versicherte. Sie versichert damit fast so<br />

viele Bundesbürger, wie die privaten<br />

Krankenversicherungen insgesamt an<br />

Vollversicherten haben (8,98 Mio. zum<br />

Stand November 2012). Die BARMER<br />

GEK beschäftigt aber mit rund 19.500<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weniger<br />

als ein Fünftel der Beschäftigten<br />

der PKV, deren Arbeitsplätze laut der<br />

ersten Einschätzung der Hans-Böckler-<br />

Stiftung wegzufallen drohen.<br />

Nun werden die Versicherten nicht<br />

zu einer einzigen Kasse gehen, sondern<br />

der Zuwachs würde sich auf<br />

mehrere gesetzliche Krankenkassen<br />

verteilen. Nur bei wenigen könnte<br />

sich vielleicht ein Mehrbedarf an Arbeitsplätzen<br />

ergeben, denn viele Krankenkassen<br />

haben ihre Arbeitsabläufe<br />

rationalisiert bzw. durchlaufen gerade<br />

einen solchen Prozess. Rationalisierte<br />

Arbeitsprozesse bedeuten aber, mehr<br />

Versicherte bei gleich bleibenden oder<br />

sogar sinkenden Beschäftigungszahlen<br />

betreuen zu können. Auf keinen<br />

Fall wird die Aufnahme<br />

von bisher unter den<br />

Kreis der Privatversicherten<br />

fallenden Personen<br />

zu einem Zuwachs von<br />

100.000 Arbeitsplätzen in<br />

der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

führen!<br />

Philipp Holzmann, Nokia,<br />

Opel usw.: Es wurden<br />

schon heftige Auseinandersetzungen<br />

mit Unterstützung<br />

der Politik<br />

wegen weitaus weniger<br />

bedrohten Arbeitsplätzen<br />

geführt, als sie durch die<br />

gesetzliche Einführung<br />

einer Bürgerversicherung in der privaten<br />

Krankenversicherung drohen. Die<br />

Beschäftigten der privaten Krankenversicherung<br />

haben es verdient, dass<br />

sich die Politik auch mit ihren Sorgen<br />

beschäftigt. Das gilt vor allem für die<br />

Befürworter der Bürgerversicherung.<br />

Sie dürfen nicht die Augen vor den<br />

Konsequenzen für die Betroffenen<br />

verschließen und deren Arbeitsplatzverlust<br />

nicht als unvermeidliche Begleiterscheinung<br />

eines großen gesellschaftlichen<br />

Projekts abtun.<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />

9


<strong>DAZ</strong><br />

Bürgerversicherung<br />

Grüne Bürgerversicherung – die Mittelschicht muss zahlen<br />

Die Grünen haben ihre Pläne zur<br />

Finanzierung der Bürgerversicherung<br />

auf den Tisch gelegt. In ihrem<br />

Wahlprogramm schreiben sie, dass<br />

die Pflichtversicherungsgrenze der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung<br />

(GKV) von derzeit 4.350 € monatlich<br />

auf das Niveau der Beitragsbemessungsgrenze<br />

der Rentenversicherung<br />

(derzeit 5.800 € mo natlich)<br />

angehoben werden soll. Die<br />

Pflichtversicherungsgrenze stellt<br />

bislang die Grenze, bis zu der sich<br />

die Versicherten gesetzlich pflichtversichern<br />

müssen und ab der sie<br />

in die private Krankenversicherung<br />

wechseln können. Zugleich ist sie<br />

die Grenze, bis zu der die Krankenversicherungsbeiträge<br />

bemessen<br />

werden. Das Geld, das über die<br />

Pflichtversicherungsgrenze hinaus<br />

verdient wird, ist krankenversicherungsfrei.<br />

Da die Grünen eine gesetzliche<br />

Krankenversicherungspflicht für<br />

alle Versicherten anstreben, hat<br />

die Anhebung der Pflichtversicherungsgrenze<br />

auf das Niveau der<br />

Beitragsbemessungsgrenze der<br />

Rentenversicherung allein den<br />

Zweck, die Höchstbeiträge für die<br />

gesetzliche Krankenversicherung<br />

anzuheben. Angenommen, der<br />

Krankenversicherungsbeitrag von<br />

15,5 % bliebe stabil, würde der monatliche<br />

Höchstbeitrag von 674,25 €<br />

auf 899 € steigen. Der vom Arbeitnehmer<br />

zu zahlende Höchstbeitrag<br />

(allgemeiner Beitragssatz Arbeitnehmer:<br />

8,2 %) würde von 356,70 €<br />

auf 475,60 € steigen!<br />

Dieses Wahlziel der Grünen hat<br />

vor allem unmittelbare Folgen für<br />

die freiwillig Versicherten der GKV,<br />

die über der Pflichtversicherungsgrenze<br />

liegen. Ihr Höchstbeitrag<br />

würde mit Inkrafttreten der von den<br />

Grünen gewünschten Gesundheitsreform<br />

steigen, wie oben beschrieben.<br />

Sie würden erheblich weniger<br />

Netto vom Brutto erhalten, ohne<br />

dass sich für sie die Leistungen der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung<br />

verbessern würden.<br />

„Das trifft mich doch nicht“, mögen<br />

sich viele gesetzlich Versicherte<br />

denken, deren Gehalt unter der<br />

Pflichtversicherungsgrenze liegt.<br />

Aber das stimmt nicht, denn die<br />

Grünen fordern zusätzlich, alle Einkunftsarten<br />

der Versicherten in die<br />

Beitragsberechnung mit einzubeziehen,<br />

also auch alle Formen von<br />

Kapitalerträgen wie Aktiengewinne,<br />

Zinserträge oder Mieteinnahmen.<br />

Diese Forderung trifft also<br />

alle Versicherten, auch diejenigen,<br />

die zwar mit ihrem Arbeitseinkommen<br />

unter der Pflichtversicherungsgrenze<br />

verdienen, die aber<br />

zusätzlich größere oder kleinere<br />

Kapitalerträge haben! Sie müssten<br />

mit erheblich mehr Krankenversicherungsbeiträgen<br />

rechnen. Da<br />

eine paritätische Finanzierung auf<br />

Kapitaleinkünfte nicht möglich ist,<br />

weil es dafür keinen Arbeitgeber<br />

gibt, wird der volle Krankenversicherungsbeitrag<br />

auf die Kapitaleinkünfte<br />

fällig.<br />

Zur Verdeutlichung der Dramatik<br />

dieser Grünenforderung hilft<br />

ein realistisches Beispiel: Das von<br />

der EZB errechnete mittlere Vermögen<br />

in Deutschland beläuft sich<br />

auf rund 50.000 €. Durchschnittlich<br />

müssten derzeit aus diesem Vermögen<br />

mindestens 3 % erwirtschaftet<br />

werden, das sind 1.500 € jährlich,<br />

um zumindest keine Vermögenseinbußen<br />

durch die Inflation zu<br />

erleiden und einen kleinen realen<br />

Vermögensertrag von 0,5 % - 1 % zu<br />

erwirtschaften. Bei einem Beitragssatz<br />

von 15,5 % wären das, weil es<br />

keine paritätische Finanzierung<br />

gibt, 232.50 € im Jahr. Die Pläne der<br />

Grünen würden bei diesem realistischen<br />

Szenario für einen Arbeitnehmer,<br />

der ein Monatsgehalt von<br />

3.000 € erhält, die genannte Mehrbelastung<br />

bedeuten. Er muss den<br />

vollen Betrag zahlen, weil das Kapitaleinkommen<br />

umgerechnet monatlich<br />

nur 125 € beträgt und die<br />

Höchstgrenze für die Beitragsbemessung<br />

(5.800 € monatlich) noch<br />

längst nicht erreicht wird.<br />

Rund 8 % würde sich in dem genannten<br />

Beispiel die Beitragsbelastung<br />

erhöhen, ohne dass sich für<br />

den Versicherten auf der Leistungsseite<br />

etwas verbessert!<br />

Je höher die Vermögenserträge<br />

sind, desto höher würde die Beitragsbelastung<br />

der Arbeitnehmer,<br />

bis die Beitragsgrenze von 5.800 €<br />

erreicht wäre. Das trifft vor allem<br />

kleine und mittlere Arbeitnehmereinkommen,<br />

die durch Kapitalerträge<br />

aufgestockt werden.<br />

In diesem Beispiel finden sich sicherlich<br />

viele unserer Mitglieder<br />

wieder, die sich nicht zu den Reichen<br />

zählen, die die Grünen angeblich<br />

im Visier haben. Die richtig<br />

Reichen würden ohnehin von den<br />

grünen Plänen zur Einbeziehung<br />

der Kapitaleinkommen kaum tangiert,<br />

denn ihre monatlichen Gehälter<br />

zuzüglich der Kapitalerträge<br />

liegen weit über 5.800 € monatlich,<br />

sonst wären sie ja keine Reichen.<br />

Und Alles, was über diese Grenze<br />

hinausgeht, wäre nach den Vorstellungen<br />

der Grünen nicht krankenversicherungspflichtig.<br />

Die Mittelschicht<br />

muss blechen, während die<br />

Besserverdienenden bzw. Reichen<br />

glimpflicher davonkommen – das<br />

ist unglaublich!<br />

Man muss sich das auf der Zunge<br />

zergehen lassen: Die Grünen<br />

fordern eine Entwertung der Vermögenserträge<br />

von derzeit 15,5 %!<br />

Wer über Jahrzehnte anspart, um<br />

im Alter etwas auf der hohen Kante<br />

zu haben, der muss sich auf erhebliche<br />

Vermögensminderungen<br />

einstellen. Wer sich außerhalb der<br />

gesetzlichen Rentenversicherung<br />

um seine Altersvorsorge bemüht,<br />

was der Staat ja fordert, wird durch<br />

die Grünen mit Vermögensentzug<br />

bestraft. Um diesen Verlust neben<br />

den inflationsbedingten Verlusten<br />

auszugleichen, müssten die Versicherten<br />

ihre Sparanstrengungen<br />

erhöhen oder versuchen, durch<br />

spekulativere Geldanlagen mehr<br />

Rendite zu erzielen. Ein gut verdienender<br />

Arbeitnehmer mag dies<br />

vielleicht noch irgendwie hinbekommen.<br />

Was machen aber die<br />

„kleinen“ Arbeitnehmer? Diese<br />

können doch froh sein, wenn ein<br />

paar Euro für die private Vorsorge<br />

übrig bleiben.<br />

Die Pläne der Grünen zur Einbeziehung<br />

der Kapitaleinkommen<br />

in die Beitragsberechnung sind<br />

höchst unsozial. Auch wenn die<br />

Grünen ihre Pläne als sozial deklarieren:<br />

Von sozial keine Spur!<br />

10<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013


Bürgerversicherung<br />

Ordnungspolitischer Unsinn<br />

Die Forderung der Grünen nach<br />

Einbeziehung der Kapitaleinkünfte<br />

in die Beitragsberechnung unterliegt<br />

grundlegenden ordnungspolitischen<br />

Bedenken, denn die gesetzliche<br />

Krankenversicherung (GKV)<br />

ist bisher eine solidarische Versicherung<br />

für die Arbeitnehmer, die<br />

gemeinsam mit den Arbeitgebern<br />

finanziert wird. Eine Bürgerversicherung,<br />

deren Einnahmen sich<br />

auch aus den Vermögenserträgen<br />

der Versicherten speisen, bedeutet<br />

eine totale Abkehr vom Prinzip der<br />

paritätisch solidarisch finanzierten<br />

GKV für die Arbeitnehmer.<br />

© T. R. - fotolia.com<br />

Das Gehalt, die Lohnersatzleistungen<br />

oder die Rente als Grundlage<br />

der Beitragsbemessung machen<br />

Sinn. Die paritätische Finanzierung<br />

wird dadurch ermöglicht. Eine gute<br />

Gesundheitsabsicherung ist notwendig,<br />

um das Erwerbseinkommen<br />

zu bestreiten. Was hat aber<br />

Vermögen mit Gesundheit zu tun?<br />

Die Vermögenserträge werden in<br />

der Regel aus vererbtem, geschenktem<br />

oder durch Arbeit verdientem<br />

Geld erwirtschaftet. Erbschaften<br />

oder Schenkungen sind jedoch<br />

nicht gesundheitsabhängig. Und<br />

auf erarbeitetes Geld wurden be-<br />

reits Sozialversicherungsbeiträge<br />

erhoben.<br />

Wenn die Versicherten von ihren<br />

Vermögenserträgen Krankenversicherungsbeiträge<br />

zahlen sollen,<br />

was passiert bei fallenden Aktienkursen<br />

oder fallenden Rentenpapierwerten<br />

(z.B. durch Schuldenschnitte)?<br />

Planen die Grünen in<br />

solchen Fällen die Zahlung von verminderten<br />

Versicherungsbeiträgen<br />

bzw. die Rückerstattung zu viel gezahlter<br />

Beiträge? Oder sollen solche<br />

Verluste schlichtweg nicht berücksichtigt<br />

werden? Oder wird es<br />

Verlustvorträge geben wie bei der<br />

Besteuerung von Aktienerträgen?<br />

Was passiert, wenn die Immobilie,<br />

aus der Mieten bezogen werden,<br />

für viel Geld saniert werden muss?<br />

Gibt es dann eine Beitragserstattung<br />

für die in der Vergangenheit<br />

über Jahre bezahlten Beiträge für<br />

die eingenommenen Mieten? Müssen<br />

diese vielleicht aus „normalen“<br />

Versicherungsbeiträgen gezahlt<br />

werden.<br />

Wer errechnet auf welcher Grundlage<br />

die Beitragsbelastung? Wann<br />

und wie sollen die Versicherungsbeiträge<br />

auf Vermögenserträge gezahlt<br />

werden? Etwa jährlich, wenn<br />

die Höhe der Vermögenserträge<br />

feststeht? Dann droht unter Umständen<br />

eine hohe Einmalzahlung<br />

von Sozialversicherungsbeiträgen<br />

auf diese Erträge.<br />

Wenn die Versicherungsbeiträge<br />

in kürzeren Abständen, z.B. monatlich<br />

gezahlt werden sollen, dann<br />

stellt sich die interessante Frage:<br />

Wer soll diese abführen? Dem Versicherten<br />

kann diese Aufgabe zumindest<br />

hinsichtlich der Aktienerträge<br />

und Zinseinnahmen schwerlich<br />

aufgebürdet werden, weil nicht<br />

alle Vermögenserträge regelmäßig<br />

fließen – Wann werden welche Beiträge<br />

fällig? Eigentlich bleiben nur<br />

die Bankinstitute, um die Beiträge<br />

an die Krankenkassen<br />

abzuführen. Dann<br />

sind sie dafür verantwortlich<br />

und haften<br />

dafür. Die Kassen hingegen<br />

müssen die<br />

korrekte Abführung<br />

der Beiträge kontrollieren<br />

– wie machen<br />

sie das? Die Banken<br />

wiederum müssen<br />

die abzuführenden<br />

Beiträge von einem<br />

Girokonto des Versicherten<br />

abbuchen.<br />

Was ist, wenn dafür<br />

kein Geld auf dem<br />

Konto ist? Droht dann<br />

ein Zwangsverkauf?<br />

Wie finden es überhaupt<br />

die betroffenen<br />

Versicherten,<br />

wenn neben ihrer<br />

Hausbank und dem<br />

Finanzamt auch noch<br />

die Krankenversicherung<br />

über ihre Vermögensverhältnisse<br />

genau Bescheid weiß? Der<br />

gläserne Bürger lässt grüßen – eine<br />

zutiefst beunruhigende Vorstellung.<br />

Dass die Bürgerversicherung einen<br />

riesigen Verwaltungsaufwand<br />

erfordert, sei nur am Rande erwähnt.<br />

Die Idee der Bündnisgrünen<br />

ist blanker ordnungspolitischer Unsinn.<br />

Wir können nur hoffen, dass<br />

die Grünen die Realität anerkennen<br />

und nicht versuchen werden, diese<br />

ihren Vorstellungen anzupassen.<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />

11


<strong>DAZ</strong><br />

Tag der Arbeit<br />

CGB-Maiaufruf 2013<br />

Gewerkschaftsrecht ist Menschenrecht<br />

Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit, der Tag<br />

der Gewerkschaften und der Tag der<br />

Gewerkschaftsbewegung selbst. Selten<br />

waren die Zeiten, in denen wir leben,<br />

so unsicher wie heute. Auch wenn wir,<br />

zumindest in Deutschland, die Auswirkungen<br />

der Finanzkrisen in den europäischen<br />

Ländern bisher privat kaum<br />

bemerken, so spüren wir doch, dass sich<br />

unsere Arbeitswelt verändert und weiter<br />

entwickelt.<br />

Der Druck der Wirtschaftskrisen lässt<br />

uns ahnen, dass die Veränderungen und<br />

Entwicklungen nicht unbedingt zum Vorteil<br />

der Beschäftigten sein müssen. Es wird<br />

vielmehr immer deutlicher, dass die Sanierung<br />

der Volkswirtswirtschaften zu Lasten<br />

der Beschäftigten geschehen soll. Dabei<br />

geht es nicht nur um die Arbeitsbedingungen<br />

der Menschen, sondern um alle<br />

Lebensumstände bis hin zu Spareinlagen<br />

und Altersvorsorge. Es kann aber nicht<br />

sein, dass wir, die Beschäftigten, allein die<br />

Rechnung begleichen, die uns verfehlte<br />

Politik und offensichtliche Misswirtschaft<br />

präsentiert haben und die eigentlichen<br />

CGB Saar Landesvorsitzender Hans-Rudolf Folz<br />

Verantwortlichen so weiter machen, als<br />

wäre nichts passiert.<br />

Der 1. Mai erinnert uns daran, dass es<br />

die Gewerkschaften und vor allem auch<br />

die christlichen Gewerkschaften waren<br />

und selbstverständlich auch heute noch<br />

sind, die für die Rechte der Beschäftigten<br />

eintreten. Der Schutz der Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer vor Willkür<br />

und Ungerechtigkeit steht für uns an<br />

erster Stelle. Dafür stehen wir, dafür treten<br />

wir ein. Es ist unsere wichtigste, aber<br />

auch verantwortungsvollste Aufgabe,<br />

für alle Beschäftigten angemessene Lebensumstände<br />

im Arbeitsleben als auch<br />

angemessene Lebensumstände im Alter<br />

zu verwirklichen.<br />

Dass Gewerkschaften dies ohne Repressalien<br />

tun können, ist längst nicht<br />

selbstverständlich. Noch immer gibt es<br />

Länder, die - auch mit rigider Gewalt -<br />

verhindern, dass Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer sich zusammenschließen<br />

und für ihre Rechte und ihre<br />

Lebensumstände eintreten. Menschen,<br />

die dies dennoch tun, haben massive<br />

Nachteile in ihrem<br />

Beruf und riskieren<br />

oft genug auch Leben<br />

und Gesundheit<br />

für ihre Überzeugung.<br />

Und weil das<br />

in vielen Ländern<br />

immer noch so ist,<br />

ist das Recht, freie<br />

Gewerkschaften zu<br />

gründen und sich<br />

– auch gegen die<br />

Staatsgewalt - für die<br />

Arbeitsbedingungen<br />

der Menschen<br />

einzusetzen, auch<br />

ein Menschenrecht.<br />

Aber auch hier<br />

im demokratischen<br />

Deutschland ist das<br />

Recht, eine freie und<br />

unabhängige Gewerkschaft<br />

zu gründen,<br />

in Gefahr. Zwar<br />

nicht für Leib und<br />

Leben derer, die das<br />

tun, aber nach wie<br />

vor bedeutet offenes<br />

und unerschrockenes<br />

Eintreten für den Gewerkschaftsgedanken<br />

massive Nachteile im Arbeitsleben.<br />

Hinzu kommen die Politik und die<br />

Justiz, die neue aber, auch alteingesessene<br />

Gewerkschaften danach bewerten,<br />

ob sie in das so lieb gewonnene Konzept<br />

der Einheitsgewerkschaft passen.<br />

Die Politik in Deutschland versucht<br />

seit Jahren, sich eine überschau- und kalkulierbar<br />

bequeme Gewerkschaftslandschaft<br />

zu schaffen, die der Wirtschaft<br />

nicht schadet und regelmäßig ohne<br />

größere Kollateralschäden die Lohnund<br />

Gehaltsrunden – möglichst für alle<br />

Beschäftigten – über die Bühne bringt.<br />

Die Justiz unterstützt dies mit dem Dogma<br />

der Tarifmächtigkeit, indem für neue,<br />

junge oder einfach nur kleinere Gewerkschaften<br />

gerichtlich Voraussetzungen<br />

geschaffen werden, die auch die großen<br />

kaum noch überwinden würden, wenn<br />

sie denn jemals überprüft würden.<br />

Zum Erhalt dieses Systems wird die<br />

Tarifmächtigkeit bei den großen Organisationen<br />

lapidar und ungeprüft als<br />

unzweifelhaft gegeben vorausgesetzt.<br />

Kleine, aber schlagkräftige Organisationen,<br />

die spezifische Interessen vertreten,<br />

werden nicht nur misstrauisch beobachtet,<br />

sondern gelten plötzlich als die Spalter<br />

der Arbeitnehmerbewegung. Dabei<br />

bringen diese Gewerkschaften nur ein<br />

System durcheinander, das es sich über<br />

die Jahre zu bequem gemacht hat. Und<br />

diese Bequemlichkeit bezahlen wir als<br />

Gewerkschaften mit einer steigenden<br />

Gewerkschaftsmüdigkeit und sinkenden<br />

Mitgliederzahlen.<br />

Gerade wir als Gewerkschaften dürfen<br />

es uns aber nicht zu bequem machen.<br />

Toleranz und Pluralismus, Gewerkschaftsfreiheit<br />

und Gewerkschaftsrecht<br />

sind Teil der Menschenrechte, für die wir<br />

eintreten. Der Tag der Arbeit erinnert<br />

uns daran, auch gegen den Strom zu<br />

schwimmen und auch die Dinge anzugehen,<br />

die nicht gerne gesehen werden.<br />

Er fordert uns auf, auch die Dinge zu sagen,<br />

die nicht gerne gehört werden. Das<br />

zu tun, was wir im Sinne der Beschäftigten<br />

für richtig halten, ist gelebtes Menschenrecht.<br />

Und das lassen wir uns von<br />

niemandem streitig machen. Packen wir<br />

es gemeinsam an!<br />

CGB-Bundesvorstand<br />

12<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013


Tag der Arbeit<br />

Tag der Arbeit an der Saar unter dem Motto:<br />

“Gewerkschaftsrecht ist Menschenrecht”<br />

Der Christliche Gewerkschaftsbund<br />

Lan desverband Saar (CGB Saar) hat am<br />

29.04.2013 zum diesjährigen Tag der Arbeit<br />

zu einem Empfang der Christlichen<br />

Gewerkschaften unter dem Motto „Gewerkschaftsrecht<br />

ist Menschenrecht“ in<br />

die Arbeitskammer des Saarlandes nach<br />

Saarbrücken eingeladen. Zu dem Empfang<br />

konnte der CGB-Landesvorsitzende<br />

Hans Rudolf Folz neben vielen Mitgliedern<br />

auch Vertreter aus Politik, Gerichtsbarkeit,<br />

Verbänden und der evangelischen<br />

Kirche sowie eine Reihe von<br />

Betriebs- und Personalräten begrüßen.<br />

In seiner Begrüßungsansprache hob Folz<br />

vor allem darauf ab, dass die Arbeitnehmer<br />

nicht die Zeche für Misswirtschaft<br />

und wirtschaftliche Schieflagen tragen<br />

dürfen. Er kritisierte, dass die Schere zwischen<br />

hohen und niedrigen Einkommen<br />

sich immer mehr öffnet.<br />

Auch die folgenden Grußworte der<br />

Ehrengäste stimmten die Zuhörer auf einen<br />

spannenden Vormittag ein. Vor dem<br />

Hintergrund aktueller Geschehnisse<br />

auch im Saarland, z.B. zum Thema Missbrauch<br />

von Werkverträgen und Einbehaltung<br />

von Löhnen durch die Firma Höll<br />

bei den Bauarbeiten des Ferienparks<br />

Bostalsee, mahnten die Ehrengäste in<br />

ihren Grußbeiträgen die Zusammenarbeit<br />

Aller zum Schutz der Arbeitnehmerrechte<br />

an. Kirchenrat Frank Mathias<br />

Hoffmann führte zudem die Bedeutung<br />

der „Allianz für den freien Sonntag“ in die<br />

Diskussion ein. Sowohl der Vizepräsident<br />

des Sozialgerichtes Saarland, Helmut<br />

Himber, als auch Uwe Conradt (MdL)<br />

als Vertreter der CDU Landtagsfraktion,<br />

bekannten sich zur Bedeutung der gewerkschaftlichen<br />

Pluralität zur Wahrung<br />

und Durchsetzung von Arbeitnehmerrechten.<br />

Der Hauptgeschäftsführer der<br />

Arbeitskammer, Horst Backes, begrüßte<br />

in seinem Grußwort die im Saarland übliche<br />

gute Zusammenarbeit zwischen<br />

den DGB- und den CGB-Gewerkschaften<br />

in der Arbeitskammer. Aus Berlin waren<br />

die Bundesgeschäftsführerin Anne Kiesow<br />

und der CGB-Generalsekretär Christian<br />

Hertzog angereist. Dieser forderte<br />

in seinem Grußwort ein angemessenes<br />

und auskömmliches Einkommen für jeden<br />

in Vollzeit tätigen Arbeitnehmer. Als<br />

Vertreter des CDA mahnte Egbert Ullrich<br />

die Schaffung tariffreier Bereiche durch<br />

den Gesetzgeber an, da häufig die Tarif-<br />

parteien zu keiner tragfähigen Mindestlohntarifierung<br />

in der Lage sind.<br />

Diesem Ansinnen widersprach der<br />

stellvertretende CGB Bundesvorsitzende<br />

und Ehrenvorsitzende der Berufsgewerkschaft<br />

<strong>DHV</strong>, Jörg Hebsacker, in<br />

seiner Festrede aufgrund seiner jahrzehntelangen<br />

Tarifverhandlungs- und<br />

Gewerkschafserfahrung. Die Schaffung<br />

tariffreier Räume bedeute die Kapitulation<br />

der Gewerkschaften und die Aufgabe<br />

von Arbeitnehmerinteressen.<br />

Jörg Hebsacker rief in seinem Vortrag<br />

den Anwesenden anlässlich des bevorstehenden<br />

Tages der Arbeit in Erinnerung,<br />

dass es die Arbeitnehmer mit ihren<br />

Familien sind, welche die Mehrheit<br />

unseres Volkes darstellen. Und dass das<br />

Kapital bzw. das Eigentum an Produktionsmitteln<br />

nur im Zusammenspiel mit<br />

den Arbeitnehmern seine wichtige Aufgabe<br />

in der Wirtschaft erfüllen kann. Der<br />

1. Mai sei traditionell ein Tag der Kritik<br />

an den herrschenden Verhältnissen, z.B.<br />

niedrigen Löhnen, der Altersarmut, aber<br />

auch der Folgen der Bewältigung der<br />

Finanzkrise. Hebsacker erinnerte aber<br />

auch daran, dass bei aller Kritik an diesen<br />

Verhältnissen diese verbesserungswürdig<br />

seien: Nicht Revolution sei gefragt,<br />

sondern ständige Evolution. Die deutsche<br />

Volkswirtschaft sei nach wie vor<br />

die stärkste in Europa, was ja auch für die<br />

Arbeitnehmer positiv sei.<br />

Hebsacker betonte die immense<br />

Bedeutung des Rechtes der Arbeitnehmer,<br />

sich in Koalitionen zur Durchsetzung<br />

ihrer Interessen zu vereinen.<br />

Dieses Recht auf Koalitionsfreiheit,<br />

das Recht, sich in Gewerkschafen zusammenzufinden<br />

ist in der Verfassung<br />

verankertes Grundrecht, ein Menschenrecht.<br />

Dieses Grundrecht sieht<br />

Jörg Hebsacker auch in Deutschland<br />

bedroht. Der Macht- und Monopolanspruch<br />

anderer Gewerkschaften, unterstützt<br />

durch die Rechtsprechung<br />

des Bundesarbeitsgerichtes, hätten die<br />

Neugründung von Gewerkschaften<br />

quasi unmöglich macht. Das hebelt<br />

das Recht auf Koalitionsfreiheit auf<br />

breiter Front aus. Die Christlichen Gewerkschaften<br />

werden sich auch weiterhin<br />

gegen Monopolansprüche positionieren<br />

und für die Koalitionsfreiheit<br />

und damit für die Verfassung kämpfen.<br />

Die Vertretung gewerkschaftlicher<br />

Interessen sollte vielmehr von allen Gewerkschaften<br />

gemeinsam gegenüber<br />

den Arbeitgebern und gegenüber der<br />

Politik stattfinden. Keinesfalls aber seien<br />

Gerichtsverfahren gegen andere<br />

Gewerkschaften eine Vertretung von<br />

Arbeitnehmerinteressen – im Gegenteil:<br />

hier würden die gewerkschaftlichen Mitgliedsbeiträge<br />

für Machtansprüche von<br />

Funktionären missbraucht.<br />

Hebsacker betonte, dass die CGB<br />

-Gewerkschaften die Arbeitnehmerinteressen<br />

am liebsten mit anderen Gewerkschaften<br />

gemeinsam solidarisch<br />

vertreten würden. In diesem Sinn rief<br />

Jörg Hebsacker in seinem Schlusswort<br />

alle Gewerkschaften zu gemeinsamen<br />

Handeln für die Arbeitnehmer auf!<br />

Hauptredner Jörg Hebsacker<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />

13


Berufsverband für das Gesundheitswesen<br />

Außerordentlicher Bundesgewerkschaftstag 2013 in Fulda<br />

Seit März 2010 hatte die Gesundheitsgewerkschaft<br />

medsonet in einer gerichtlichen<br />

Auseinandersetzung um<br />

ihre Tariffähigkeit kämpfen müssen. In<br />

einem ersten Beschluss hatte das Arbeitsgericht<br />

Hamburg im Mai 2011 festgestellt,<br />

dass medsonet keine tariffähige<br />

Gewerkschaft sei. Grundlage für diese<br />

Entscheidung war der Beschluss des<br />

Bundesarbeitsgerichtes zur Schwestergewerkschaft<br />

GKH vom Oktober 2010,<br />

in dem das BAG seine Rechtsprechung<br />

zur Mächtigkeit junger Gewerkschaften<br />

um nahezu 180° gedreht hatte. Entgegen<br />

seinem Beschluss zur CGM von 2006<br />

hat das BAG für junge Gewerkschaften<br />

unerfüllbare Hürden hinsichtlich der von<br />

Beginn an erforderlichen Mitgliederzahl<br />

aufgebaut. Die Beschwerde beim Landesarbeitsgericht<br />

blieb daher in dieser<br />

Frage erfolglos, da sich die Berufungsinstanz<br />

dem AG Hamburg auf Grundlage<br />

des GKH-Entscheides des BAG angeschlossen<br />

hatte.<br />

Dennoch hatte medsonet beim Bundesarbeitsgericht<br />

erneut Rechtsbeschwerde<br />

erhoben. Im Verlauf des Jahres<br />

2012 zeichnete sich jedoch ab, dass es bis<br />

zu der im Jahr 2013 erwarteten Entscheidung<br />

des BAG ausgesprochen schwierig<br />

werden würde, die hohen Kriterien der<br />

aktuellen Rechtsprechung zu erfüllen.<br />

In einer Vielzahl von Sitzungen haben<br />

Hauptvorstand und Gewerkschaftsrat<br />

gemeinsam das weitere Vorgehen beraten.<br />

Im letzten Quartal 2012 zeichnete<br />

sich jedoch ab, dass die Aussichten für<br />

die medsonet das laufende Verfahren<br />

mit einer positiven Entscheidung des<br />

BAG erfolgreich zu bestehen, äußerst gering<br />

geworden waren.<br />

Hierauf haben Hauptvorstand und der<br />

Gewerkschaftsrat als ständiges Vertretungsorgan<br />

der Mitglieder gemeinsam<br />

beschlossen, das Fortbestehen der medsonet<br />

durch einen einstweiligen Verzicht<br />

auf die Tarifarbeit zu sichern. Hierfür war<br />

eine grundlegende Satzungsänderung<br />

durch einen außerordentlichen Bundesgewerkschaftstag<br />

erforderlich.<br />

Zu diesem Gewerkschaftstag hatten<br />

Hauptvorstand und Gewerkschaftsrat<br />

die Delegierten auf den 9. März 2013 an<br />

den Gründungsort Fulda geladen.<br />

Droopweg 31 | 20537 Hamburg<br />

Postfach 26 13 51 | 20503 Hamburg<br />

Tel.: 040 / 63 28 02 27<br />

E-Mail: info@medsonet.de<br />

www.medsonet.de<br />

Neben den Delegierten konnte der<br />

Stellvertretende Bundesvorsitzende Jörg<br />

Schulze, der die Gewerkschaft seit dem<br />

plötzlichen Tode des Bundesvorsitzenden<br />

Wolfgang Frank geführt hatte, auch<br />

einige Gäste begrüßen. So waren als Vertreter<br />

des Dachverbandes die CGB-Bundesgeschäftsführerin<br />

Anne Kiesow und<br />

der Generalsekretär des CGB, Christian<br />

Hertzog, der Einladung der medsonet<br />

gefolgt.<br />

Nach der Begrüßung bat Schulze alle<br />

Anwesenden, in einer Schweigeminute<br />

des im vergangenen Jahr verstorbenen<br />

Bundesvorsitzenden zu gedenken. In<br />

seiner Ansprache legte Schulze noch<br />

einmal dar, wie die Gremien in den vergangenen<br />

drei Jahren in den Instanzen<br />

um die Tariffähigkeit der medsonet gekämpft<br />

hatten.<br />

Der Gewerkschaftsratsvorsitzende<br />

Arne Dekarz stellte daraufhin die Anträge<br />

von Hauptvorstand und Gewerkschaftsrat<br />

zur Änderung der Satzung vor.<br />

Die einzelnen Änderungen der Satzung<br />

wurden im Anschluss zügig von den Delegierten<br />

beraten und beschlossen. Die<br />

neue Satzung der medsonet die diese in<br />

einen Berufsverband umwandelt, wurde<br />

hiernach einstimmig angenommen.<br />

Weiterhin wurden eine neue Beitragsordnung<br />

und eine neue Rechtschutzordnung<br />

verabschiedet.<br />

Hauptvorstand und Gewerkschaftsrat<br />

hatten vor dem Bundesgewerkschaftstag<br />

festgelegt, bei Annahme der Satzung<br />

einen neuen Vorstand nach den<br />

Bestimmungen der neuen Satzung<br />

wählen zu lassen. Stefan Granzow trug<br />

den Rechnungsprüfungsbericht des Gewerkschaftsrates<br />

vor und beantragte die<br />

Entlastung des Hauptvorstandes. Dieser<br />

wurde einstimmig entlastet. In den anschließenden<br />

Wahlen konstituierte sich<br />

ein neuer Vorstand, der seine Amtsgeschäfte<br />

am 1. April 2013 aufgenommen<br />

hat.<br />

In einem Schlusswort bedankte sich<br />

Dekarz bei den Mandatsträgern der vergangen<br />

Jahre bevor Schulze den außerordentlichen<br />

Bundesgewerkschaftstag<br />

2013 am Nachmittag schloss.<br />

Neuer Vorstand der<br />

medsonet gewählt<br />

Mit der Umwandlung der medsonet<br />

durch die auf dem außerordentlichen Gewerkschaftstag<br />

beschlossene Satzungsänderung<br />

ist zugleich eine umfangreiche<br />

Strukturreform wirksam geworden.<br />

Neben dem Verbandstag als alleinigem<br />

Souverän der medsonet gibt es künftig<br />

als weiteres Organ nur noch den Vorstand.<br />

Der Gewerkschaftsrat als ständige<br />

Vertretung der medsonet-Mitglieder ist<br />

weggefallen.<br />

Aufgrund dieses einschneidenden Umbruchs<br />

hatten der Hauptvorstand und der<br />

Gewerkschaftsrat im Vorfeld des außerordentlichen<br />

Bundesgewerkschaftstages be-<br />

Der neue Vorstand des Berufsverbandes medsonet(v.l.):<br />

Sven Eckelt, Jörg Schulze, Uta Bartel, Peter Küppers, Stefan Granzow, Arne Dekarz<br />

14<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013


Berufsverband für das Gesundheitswesen<br />

schlossen, vom Bundesgewerkschaftstag<br />

einen neuen Vorstand nach den Bestimmungen<br />

der neuen Satzung wählen zu lassen.<br />

Nach dieser Satzung besteht der medsonet-Vorstand<br />

künftig aus mindestens fünf<br />

Mitgliedern, die vom Verbandstag gewählt<br />

werden. Der Verbandstag kann bei Bedarf<br />

auch weitere Beisitzer hinzu wählen.<br />

Der außerordentliche Bundegewerkschaftstag<br />

hatte daher als weiteren wichtigen<br />

Tagesordnungspunkt einen neuen<br />

Vorstand zu wählen. Durch die Wahl<br />

verschiedener Kollegen, die bereits dem<br />

alten Hauptvorstand und dem Gewerkschaftsrat<br />

angehört haben, wird in der<br />

künftigen Vorstandsarbeit Kontinuität<br />

gewahrt.<br />

Zum ersten Verbandsvorsitzenden<br />

des Berufsverbandes medsonet wurde<br />

einstimmig Jörg Schulze gewählt. Der<br />

Rettungsassistent aus Cloppenburg war<br />

vor seiner Amtszeit als Stellvertretender<br />

Bundesvorsitzender bereits Vorsitzender<br />

des Gewerkschaftsrates.<br />

Der vorherige Vorsitzende des Gewerkschaftsrates,<br />

Arne Dekarz, wurde von den<br />

Delegierten ebenfalls einstimmig zum<br />

Stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.<br />

Dekarz war in der ersten Amtszeit der<br />

Gesundheitsgewerkschaft als Stellvertretender<br />

Bundesvorsitzender Mitglied des<br />

Hauptvorstandes.<br />

Mit Peter Küppers wurde eine bewährte<br />

Kraft erneut in das verantwortungsvolle<br />

Amt des Rechnungsführers gewählt.<br />

Damit gehört der erfahrene Buchhalter<br />

in dieser Funktion seit der Gründung dem<br />

medsonet-Vorstand an.<br />

Neu im Vorstand ist Uta Bartel, die bisher<br />

dem Gewerkschaftsrat angehört hatte. Ihr<br />

wurde von der Versammlung das neue Vorstandsamt<br />

der Schriftführerin übertragen.<br />

Nachdem im Plenum zwei Kandidaten<br />

für das Amt des Beisitzers vorgeschlagen<br />

wurden, ist der Bundesgewerkschaftstag<br />

übereingekommen, für die kommende<br />

Amtszeit zwei Beisitzer zu wählen. So<br />

gehören dem Vorstand der vormalige<br />

Gewerkschaftsrat Stefan Granzow sowie<br />

Sven Eckelt als Beisitzer an. Beide sind<br />

ebenfalls Rettungsassistenten. Für Eckelt<br />

ist es die erste Amtszeit in einem Leitungsgremium<br />

der medsonet.<br />

Der neugewählte Vorstand hat mit<br />

dem 1. April 2013 seine Amtsgeschäfte<br />

aufgenommen.<br />

Beschlüsse des<br />

außerordentlichen<br />

Bundesgewerkschaftstags<br />

Durch die Satzungsänderung auf<br />

dem Bundesgewerkschaftstag hat<br />

sich der Charakter der medsonet<br />

mit Stichtag 1. April 2013 geändert.<br />

Ebenso wurde die Organisationsstruktur<br />

der medsonet neu ausgerichtet.<br />

Im Folgenden werden die<br />

wichtigsten Änderungen zusammengefasst:<br />

Name<br />

Seit dem 1. April 2013 lautet die offizielle<br />

Bezeichnung: medsonet. Berufsverband<br />

für das Gesundheitswesen<br />

Tarifarbeit<br />

Aus der Satzung wurden die Bestimmungen<br />

über Tarifverhandlungen<br />

und Tarifabschlüsse sowie die Maßnahmen<br />

zu Arbeitsniederlegungen<br />

und sonstigen Kampfmaßnahmen<br />

gestrichen. Das Tarifstatut wurde aufgehoben.<br />

Damit hat medsonet die Tarifarbeit<br />

bis auf weiteres aufgegeben.<br />

Daraus resultierend hat der Hauptvorstand<br />

alle bestehenden Tarifverträge<br />

bei den Arbeitgebern gekündigt,<br />

sofern diese nicht schon vorher<br />

ausgelaufen waren. Der überwiegende<br />

Teil der Tarifverträge befindet<br />

sich in der Nachwirkung, das heißt,<br />

Vereinbarungen in den Tarifverträgen,<br />

welche die Gewerkschaftsmitglieder<br />

begünstigen, sind noch für<br />

gewisse Übergangszeiten in Kraft.<br />

Mittelfristig entfällt aber der Schutz<br />

der Tarifverträge für die Arbeitnehmer.<br />

Dann gelten für diese nur noch<br />

gesetzliche Bestimmungen und/<br />

oder Vereinbarungen aus dem Arbeitsvertrag.<br />

Alles was in Tarifverträgen<br />

geregelt ist, können medsonet-Mitglieder<br />

dann nicht mehr<br />

beanspruchen.<br />

Aus diesem Grunde empfiehlt der<br />

Vorstand der medsonet nochmals<br />

allen Mitgliedern, für die bisher ein<br />

medsonet-Tarifvertrag bestanden hat,<br />

in die Schwestergewerkschaft <strong>DHV</strong> -<br />

Die Berufsgewerkschaft einzutreten.<br />

Die <strong>DHV</strong> führt die bisherigen medsonet-Tarifverträge<br />

als zuständige<br />

christliche Gewerkschaft für das Gesundheitswesen<br />

fort.<br />

Droopweg 31 | 20537 Hamburg<br />

Postfach 26 13 51 | 20503 Hamburg<br />

Tel.: 040 / 63 28 02 27<br />

E-Mail: info@medsonet.de<br />

www.medsonet.de<br />

Organisationsstruktur<br />

Mit der Umwandlung in einen Berufsverband<br />

und dem Wegfall der Tarifarbeit<br />

als gewerkschaftlicher Kernaufgabe<br />

wurden alle Tarifkommissionen<br />

der medsonet aufgelöst.<br />

Zur Verschlankung der Struktur<br />

wurde der Gewerkschaftsrat ebenfalls<br />

aufgelöst. Der Gewerkschaftsrat<br />

war die ständige Vertretung der<br />

Mitglieder zwischen den Bundesgewerkschaftstagen.<br />

Die Aufgaben des<br />

Gewerkschaftsrates zur Rechnungsprüfung<br />

werden nunmehr von zwei<br />

Kassenprüfern wahrgenommen.<br />

Der Bundesgewerkschaftstag als<br />

oberstes Entscheidungsorgan der<br />

vormaligen Gewerkschaft wird künftig<br />

alle vier Jahre als Verbandstag einberufen.<br />

Regionale Gliederung<br />

Mit der Streichung des bisherigen § 14<br />

entfällt die räumliche und fachliche<br />

Gliederung. Die Gliederungsordnung<br />

wurde außer Kraft gesetzt.<br />

In der Folge wurden auch die Regionalverbände<br />

und Regionalvorstände<br />

aufgelöst. medsonet wird künftig als<br />

bundesweiter Verband vom Vorstand<br />

zentral geführt.<br />

Das hat auch Konsequenzen für den<br />

Verbandstag als obersten Souverän.<br />

Für den Verbandstag wurde das Delegiertenprinzip<br />

aufgegeben, nachdem<br />

bisher in den regionalen Gliederungen<br />

gewählte Delegierte zum Bundesgewerkschaftstag<br />

entsandt wurden. Der<br />

Verbandstag wird künftig als Mitgliederversammlung<br />

durchgeführt, zu der<br />

alle Mitglieder eingeladen sind.<br />

Mitgliedsbeitrag<br />

Mit der ebenfalls auf dem Bundesgewerkschaftstag<br />

beschlossenen Beitragsordnung<br />

entfällt der bisherige<br />

einkommensbezogene Beitrag.<br />

Der Jahresmitgliedsbeitrag wurde<br />

auf einheitlich 90,- Euro festgesetzt.<br />

Lediglich für Mitglieder, die zusätzlich<br />

eine Mitgliedschaft in der <strong>DHV</strong> – Die<br />

Berufsgewerkschaft e.V. nachweisen<br />

können, beläuft sich der Jahresbeitrag<br />

auf 30,- Euro.<br />

Der Beitrag kann zum 1. April als<br />

Jahresbeitrag oder halbjährlich zum<br />

1. April und 1. Oktober gezahlt werden.<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />

15


<strong>DAZ</strong><br />

Überragender Wahlerfolg bei der HDI Kundenservice AG<br />

Bei der Aufsichtsratswahl<br />

der HDI Kundenservice<br />

AG konnte die <strong>DHV</strong> einen<br />

überragenden Wahlerfolg<br />

für sich verbuchen:<br />

Mit 982 von 1.541 abgegebenen<br />

gültigen Stimmen<br />

erzielte die <strong>DHV</strong> ein<br />

Wahlergebnis von 63,7 %!<br />

Es fehlten nur 76 Stimmen<br />

für das zweite Aufsichtsratsmandat!<br />

Damit ist die <strong>DHV</strong> erstmals<br />

im Aufsichtsrat der<br />

HDI Kundenservice AG, einem<br />

Tochterunternehmen<br />

der drittgrößten deutschen<br />

Versicherungsgruppe<br />

Talanx AG, vertreten.<br />

Gewählt wurden als<br />

Mitglied Matthias Rickel,<br />

Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates<br />

der Talanx<br />

AG, und als Ersatzmitglied<br />

André Schönherr.<br />

<strong>DHV</strong> erstmals im Aufsichtsrat der Württembergischen<br />

Versicherung vertreten!<br />

Die <strong>DHV</strong> - Die Berufsgewerkschaft e.V.<br />

konnte ihre Erfolge bei den Aufsichtsratswahlen<br />

der Versicherungen fortsetzen:<br />

Mit einem Stimmenergebnis von<br />

43,85 % ist die <strong>DHV</strong> erstmals im Aufsichtsrat<br />

der Württembergischen Ver-<br />

Nikole Benzinger-Henzler, Württembergische Versicherung<br />

Matthias Rickel, HDI Kundenservice AG<br />

sicherung vertreten! 795 von 1.813<br />

abgegebenen Stimmen entfielen auf<br />

die <strong>DHV</strong>-Liste!<br />

Dieser Wahlerfolg ist vor allem bemerkenswert,<br />

weil die <strong>DHV</strong> erstmals<br />

bei den Aufsichtsratswahlen antrat<br />

und einer starken<br />

Gegenkampagne<br />

der<br />

Gewerkschaft<br />

verdi ausgesetzt<br />

war.<br />

Gewählt wurden<br />

als Mitglied<br />

Nicolé Benzing<br />

e r - H e n z l e r,<br />

Ve r t r i e b s m a -<br />

nagerin und<br />

seit 1991 im<br />

Konzern tätig,<br />

und als Ersatzmitglied<br />

Günther<br />

Kimmel,<br />

Mitarbeiter für<br />

Spartenkoordination<br />

und seit<br />

1970 im Konzern.<br />

Aufsichtsratswahlen<br />

Aufsichtsratswahlen im<br />

Metro Konzern: <strong>DHV</strong> baut<br />

ihre Positionen aus!<br />

Im Jahre 2008 konnte die <strong>DHV</strong> bei<br />

den Aufsichtsratswahlen im Metro<br />

Konzern schon ein gutes Ergebnis<br />

erzielen. In diesem Jahr konnte sie<br />

dieses Ergebnis sogar noch übertreffen.<br />

Bei der Metro AG baute sie ihr<br />

Stimmenergebnis um 4,26 Prozent<br />

auf 30,5 Prozent aus und entsendet<br />

damit erneut eine Gewerkschaftsvertreterin<br />

in den Konzernaufsichtsrat.<br />

Gewählt wurde Angelika<br />

Will, die Betriebsratsvorsitzende<br />

von Metro Cash und Carry, Düsseldorf.<br />

Ihr Stellvertreter ist Paul Loyo,<br />

Betriebsratsvorsitzender von Metro<br />

Cash und Carry, Koblenz.<br />

Sogar um 9,9 Prozent steigerte<br />

Paul Loyo als Spitzenkandidat<br />

das Ergebnis bei der Metro Großhandelsgesellschaft<br />

mbH für die<br />

<strong>DHV</strong> auf 38,6 Prozent. Damit ist<br />

die Gewerkschaft <strong>DHV</strong> auch in<br />

diesem Gremium zukünftig weiter<br />

mit einem Aufsichtsratsmandat<br />

vertreten. Seine Stellvertreterin<br />

ist Beate Justus, Mitglied des Betriebsrates<br />

Metro C + C in Düsseldorf.<br />

Erstmalig kandidierte die <strong>DHV</strong><br />

bei der Metro Logistics Germany<br />

GmbH und errang aus dem<br />

Stand 36,5 Prozent der Stimmen.<br />

Gewählt wurde der Betriebsratsvorsitzende<br />

des Metro Großlagers<br />

Unna, Joachim Drößler. Seine<br />

Stellvertreterin ist Andrea Zinsenhofer,<br />

Warendisponentin im Großlager<br />

Hamm.<br />

Die <strong>DHV</strong> kandidiert mit betriebsangehörigen<br />

Mitarbeitern und<br />

nicht mit externen Funktionären.<br />

Dafür sind die <strong>DHV</strong> Kandidatinnen<br />

und Kandidaten scharf angegriffen<br />

worden. Sie seien nicht ausreichend<br />

unabhängig. Die Ergebnisse<br />

beweisen das Gegenteil: Unsere<br />

<strong>DHV</strong> Kandidatinnen und Kandidaten<br />

genießen ein hohes Vertrauen<br />

in den Belegschaften des Metro<br />

Konzerns. Sie lassen sich nicht aus<br />

Gewerkschaftszentralen fernsteuern<br />

sondern setzen sich für die Interessen<br />

der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

in den wichtigen<br />

Kontrollgremien ein.<br />

16<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013


Aufsichtsratswahlen<br />

Galeria Kaufhof:<br />

<strong>DHV</strong> gewinnt die<br />

Aufsichtsrats wahlen!<br />

Mit einem sensationell<br />

guten<br />

Ergebnis hat<br />

die <strong>DHV</strong> – Die<br />

Berufsgewerkschaft<br />

e.V. die<br />

Aufsichtsratswahlen<br />

bei der<br />

Galeria Kaufhof<br />

GmbH gewonnen<br />

und erneut<br />

die Gewerkschaft<br />

verdi<br />

ausgestochen.<br />

Auf die Ge-<br />

werkschaftslis-<br />

© fotomek - fotolia.com<br />

te der <strong>DHV</strong> entfielen 67,4 Prozent der<br />

Delegiertenstimmen. Damit steigerte<br />

die <strong>DHV</strong> ihr Ergebnis um 5,9 Prozent<br />

im Vergleich zu den<br />

Aufsichtsratswahlen<br />

im Jahre 2008.<br />

Zwei der drei Gewerkschaftsvertreter<br />

stellt damit die<br />

<strong>DHV</strong> im Aufsichtsrat<br />

der Galeria Kaufhof.<br />

Gewählt wurden<br />

Peter Wellbrink,<br />

Betriebsratsvorsitzender<br />

der Kaufhof<br />

Hauptverwaltung<br />

in Köln und Renate<br />

Rohde-Werner, die<br />

Betriebsratsvorsitzende<br />

des Kaufhof<br />

in Köln-Nippes. Ersatzmitglieder sind<br />

Anke Dehner, Betriebsratsvorsitzende<br />

Kaufhof Rostock und Gabriele Conte,<br />

die stellv. Betriebsratsvorsitzende in<br />

der Kaufhof Hauptverwaltung.<br />

Die Kandidaten der <strong>DHV</strong> sind Betriebsangehörige.<br />

Sie wurden im<br />

Wahlkampf von verdi mit dem Vorwurf<br />

angegriffen, sie seien nicht<br />

unabhängig. Die Belegschaft der<br />

Galeria Kaufhof sah das offensichtlich<br />

anders und schenkte ihnen das<br />

Vertrauen und nicht den externen<br />

Gewerkschaftsvertretern. Nach der<br />

alten Weisheit „Wes Brot ich ess,<br />

des Lied ich sing“ sind diese Kandidaten<br />

ihrem Arbeitgeber, der Gewerkschaft<br />

verpflichtet und nicht<br />

zwangsläufig dem Unternehmenswohl.<br />

Erfolgreiche<br />

Aufsichtsratswahlen<br />

Die Mehrzahl der Aufsichtsratswahlen,<br />

in denen die <strong>DHV</strong> mit<br />

einer Gewerkschaftsliste antritt,<br />

ist gelaufen. Die Bilanz kann sich<br />

sehen lassen: Die <strong>DHV</strong> konnte ihre<br />

Position als starke Gewerkschaft<br />

in den Aufsichtsräten nicht nur<br />

behaupten, sondern in einem der<br />

weltgrößten Handelskonzerne,<br />

dem Metro Konzern, sogar noch<br />

ausbauen. Erfreulich ist auch, dass<br />

die <strong>DHV</strong> erstmals in den Aufsichtsräten<br />

der HDI Kundenservice AG<br />

und der Württembergischen Versicherung<br />

vertreten ist.<br />

Mitbestimmung ist die Selbstbestimmung<br />

der Arbeitnehmer<br />

und nicht die Fremdbestimmung<br />

durch eine anonyme Gewerkschaftszentrale!<br />

Nach diesem Selbstverständnis<br />

stellt die <strong>DHV</strong> nur Beschäftigte von<br />

Unternehmen als Kandidatinnen<br />

und Kandidaten für ihre Gewerkschaftslisten<br />

auf. Die Wahlergebnisse<br />

zeigen, dass diese Strategie<br />

nach wie vor die richtige ist.<br />

Wir gratulieren den wieder- und<br />

neugewählten Aufsichtsräten zu<br />

ihrer Wahl und wünschen ihnen<br />

viel Erfolg bei der Ausübung ihres<br />

wichtigen Amtes im Interesse der<br />

Beschäftigten und des Unternehmens.<br />

<strong>DHV</strong>-Hauptvorstand<br />

<strong>DHV</strong>-Erfolge bei den Aufsichtsratswahlen<br />

Allianz<br />

Bei den Aufsichtsratswahlen der Allianz<br />

konnte die <strong>DHV</strong> ihre Positionen<br />

behaupten<br />

Einen Wahlsieg konnte die <strong>DHV</strong> bei<br />

der Allianz Beratungs- und Vertriebs-<br />

AG verbuchen: Mit 1.946 von 3.317<br />

abgegebenen gültigen Stimmen erreichte<br />

die <strong>DHV</strong> ein Wahlergebnis von<br />

58,7 %! Mit diesem Ergebnis konnte die<br />

<strong>DHV</strong> ihr Ergebnis gegenüber der letzten<br />

Aufsichtsratswahl in 2008 (57 %)<br />

sogar noch leicht steigern. Wie schon<br />

2008 wurde auch dieses Mal verdi wieder<br />

klar geschlagen. In den Aufsichtsrat<br />

gewählt wurden Ünver Hornung<br />

als Mitglied und Thomas Kadner als<br />

Ersatzmitglied.<br />

Bei der Allianz Deutschland AG fand<br />

dieses Mal keine Urwahl, sondern eine<br />

Delegiertenwahl statt. Dieses Wahlverfahren<br />

benachteiligt kleinere Gewerkschaften<br />

wie die <strong>DHV</strong>, da es größeren<br />

Gewerkschaften erleichtert, die Zusammensetzung<br />

der Delegiertenversammlung<br />

und damit das Wahlergebnis<br />

zu ihren Gunsten zu beeinflussen.<br />

Trotz des Delegiertenwahlverfahrens<br />

konnte die <strong>DHV</strong>-Liste aber ein Stimmenergebnis<br />

von rund 25,2 % der<br />

gültigen Stimmen erzielen und wie bei<br />

der zurückliegenden Aufsichtsratswahl<br />

2008 einen Aufsichtsratssitz gewinnen!<br />

Gewählt wurden Johann Lindmeier als<br />

Mitglied und Ünver Hornung als Ersatzmitglied.<br />

Deutsche<br />

Angestellten<br />

<strong>DAZ</strong>Zeitung<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>DHV</strong> • Die Berufsgewerkschaft e.V.,<br />

Mitglied im Christlichen Gewerkschaftsbund<br />

Deutschlands,<br />

Droopweg 31, 20537 Hamburg<br />

Schriftleitung und verantwortlich im<br />

Sinne des Presserechts<br />

Jörg Hebsacker (he)<br />

Redaktion<br />

Gunter Smits (gs), Lucas Breuckmann (LBr),<br />

Henning Röders (rö)<br />

Verlag und Anzeigenverwaltung<br />

<strong>DHV</strong>-Dienstleistungs GmbH<br />

Tel.: 040 – 63 28 02 – 0<br />

Fax: 040 – 63 28 02 – 18<br />

E-Mail: gmbh@dhv-cgb.de<br />

Web: www.dhv-cgb.de<br />

Layout, Herstellung & Vertrieb<br />

Hebsacker Verlag, Neue Str. 21,<br />

21073 Hamburg, info@hebsacker-verlag.de<br />

Namensartikel geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Druck<br />

Nehr & Co. GmbH, Hamburg<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />

Bezugspreis<br />

Jährlich 12 Euro.<br />

Für <strong>DHV</strong>-Mitglieder durch den Mitgliedsbeitrag<br />

abgegolten.<br />

Gültige Anzeigenpreisliste<br />

Nr. 8 vom 1. Januar 2012<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />

17


<strong>DAZ</strong><br />

Frauenquote<br />

Keine Quoten in den Aufsichtsräten!<br />

In der zurückliegenden Amtsperiode<br />

des Aufsichtsrates der Deutschen<br />

Bank betrug die Frauenquote über<br />

40 %. Seit der letzten Wahl ist mit dem<br />

Einzug des verdi-Chefs Frank Bsirske<br />

der Frauenanteil auf unter 40 % gefallen.<br />

Das ficht Herrn Bsirske nicht an.<br />

Sei ihm dieses Amt gegönnt. Wenn<br />

allerdings die Pläne von SPD, Grünen<br />

und neuerdings der CDU schon jetzt<br />

Wirklichkeit wären, könnte Bsirske<br />

dem Aufsichtsrat der Deutschen Bank<br />

nicht angehören. Wäre das für uns ein<br />

Grund zur Schadenfreude?<br />

Nein! Denn die Pläne zur Frauenquote<br />

in den Aufsichtsräten gehen<br />

alle Gewerkschaften an und sind darüber<br />

hinaus für die Führung eines Unternehmens<br />

von erheblicher Brisanz.<br />

Denn der Aufsichtsrat eines Unternehmens<br />

ist keine Kaffeeklatschrunde,<br />

sondern das Kontrollorgan des<br />

Unternehmens, das über die Unternehmensstrategie<br />

mitentscheidet,<br />

das über die Unternehmensmillionen<br />

und -milliarden die Hand hält und<br />

das für die Besetzung des Vorstandes<br />

verantwortlich ist. Welche Folgen ein<br />

schlechtes Aufsichtsratsmanagement<br />

durch überforderte oder nicht genügend<br />

qualifizierte Kontrolleure haben<br />

kann, zeigt sich für jeden in dem Milliardendesaster<br />

am Berliner Großflughafen.<br />

Aber auch weitere bekannte<br />

Beispiele können genannt werden,<br />

wie z.B. der Mannesmannskandal<br />

oder die versenkten Milliarden bei<br />

ThyssenKrupp.<br />

Fehlerhafte Entscheidungen des<br />

Aufsichtsrates treffen neben<br />

den Eigentümern bzw. den<br />

Aktionären vor allem die<br />

Beschäftigten, z.B. in<br />

Form von Personalabbau.<br />

Deshalb<br />

muss für den Aufsichtsrat gelten:<br />

Nicht eine Quote darf entscheidend<br />

sein, sondern ausschließlich die<br />

Qualifikation. Es müssen geeignete,<br />

qualifizierte Personen im Aufsichtsrat<br />

sitzen!<br />

Dass mit dieser Prämisse Frauen das<br />

Nachsehen haben, muss nicht der Fall<br />

sein, wie das eingangs erwähnte Beispiel<br />

der Deutschen Bank zeigt. Auch<br />

die <strong>DHV</strong> achtet darauf, Frauen auf aussichtsreichen<br />

Listenplätzen zu platzieren.<br />

So sind bei den diesjährigen Aufsichtsratswahlen<br />

auf den <strong>DHV</strong>-Listen<br />

Frauen in die Aufsichtsräte von Metro,<br />

Kaufhof, der Württembergischen<br />

Versicherung und der Raiffeisenwarengenossenschaft<br />

AGRAVIS gewählt<br />

worden. Bei der HDI Kundenservice<br />

AG haben 76 Stimmen für den Einzug<br />

einer Frau auf der <strong>DHV</strong>-Liste gefehlt.<br />

Insgesamt liegt die <strong>DHV</strong> mit<br />

einer Quote von rund 36 % bei den<br />

gewählten Frauen nahe an der von<br />

Politikern geforderten Grenze. Hätten<br />

wir bei der HDI Kundenservice AG ein<br />

wenig mehr Glück gehabt, wäre die<br />

40 %-Marke übertroffen worden. Die<br />

Wahlergebnisse zeigen: Frauenförderung<br />

kann auch ohne gesetzliche Vorgaben<br />

funktionieren.<br />

Die Erfahrung der Kandidatensuche<br />

für die Listenplätze zeigt aber auch<br />

oft, dass sich qualifizierte Kandidatinnen<br />

oder Kandidaten für die anspruchsvolle<br />

Tätigkeit als Aufsichtsrat<br />

nicht so einfach finden lassen.<br />

Die von der Politik geforderte Frauenquote<br />

birgt auch eine Kollision mit<br />

dem Demokratieprinzip. Die Arbeitnehmer-<br />

und Gewerkschaftsvertreter<br />

werden von den Beschäftigten bzw.<br />

den Delegierten der Beschäftigten<br />

gewählt. Was passiert aber, wenn das<br />

Wahlergebnis nicht die gewünschte<br />

Quote erbringt? Besonders bei einer<br />

Listenwahl ist dies problematisch,<br />

denn bei welcher Liste soll der männliche<br />

Kandidat zu Gunsten der weiblichen<br />

Kandidatin zurückstecken? Was<br />

passiert, wenn die Liste keine Frauen<br />

mehr aufweisen kann? Geht dann der<br />

Sitz an die andere Liste? In diesem Fall<br />

bildet die Besetzung des Aufsichtsratsgremiums<br />

nicht mehr den demokratischen<br />

Willen der Beschäftigten<br />

ab. Was passiert, wenn eine Frau während<br />

einer Amtsperiode aus dem Aufsichtsrat<br />

ausscheidet, ihr Ersatzmitglied<br />

aber ein Mann ist? Was ist, wenn<br />

die Liste zwar weitere Mitglieder hat,<br />

die aber alle Männer sind? Dann kann<br />

es doch nicht sein, dass nur wegen<br />

des falschen Geschlechts eine andere<br />

Arbeitnehmer- oder Gewerkschaftsliste<br />

den Sitz bekommt oder gar eine<br />

Neuwahl stattfinden muss.<br />

Nein, die von der Politik geforderte<br />

verbindliche Einführung einer Frauenquote<br />

ist ein Irrweg und darf nicht<br />

Realität werden! Besser und sinnvoller<br />

ist eine gesetzliche Verpflichtung<br />

der Unternehmen, Frauenförderpläne<br />

aufzustellen. Diese sollten von<br />

der Hauptversammlung beschlossen<br />

werden, und der Vorstand sollte gegenüber<br />

der Hauptversammlung<br />

Rechenschaft abgeben. Das Demokratieprinzip<br />

muss bei Aufsichtsratswahlen<br />

gegenüber dem Frauenförderplan<br />

Vorrang haben, wobei in der<br />

Wahlordnung zum Mitbestimmungsgesetz<br />

durchaus verankert werden<br />

könnte, dass Arbeitnehmer- und Gewerkschaftslisten<br />

anstreben sollen,<br />

ihre Listen mit mindestens 40 % Frauen<br />

zu besetzen. Das wäre der richtige<br />

Weg: Sollbestimmung ja, aber kein<br />

gesetzlicher Zwang!<br />

Henning Röders<br />

© Ralf Kalytta - fotolia.com<br />

18<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013


Verbandsarbeit<br />

<strong>DHV</strong> Frühjahrstagung<br />

Südwürttemberg<br />

in Hüttenreute<br />

Am 20.04.2013 veranstaltete die <strong>DHV</strong><br />

ihre Frühjahrstagung im Landgasthof<br />

Hirsch in Hüttenreute. Der Bezirksvorsitzende<br />

Albert Breuning (Balingen)<br />

konnte unter den vielen Mitgliedern<br />

aus Südwürttemberg den Ehrenvorsitzenden<br />

Manfred Raible sowie den<br />

Bezirksgeschäftsführer Markus Werner<br />

begrüßen.<br />

In seinem Beitrag mit dem Titel:<br />

„Gewerkschaften = Auslaufmodel-<br />

Der Ehrenvorsitzende aus Baden-Württemberg Manfred Raible (rechts) mit den<br />

Jubilaren Hans Lutz (50 Jahre <strong>DHV</strong>, mitte) und Karl Stützle (40 Jahre <strong>DHV</strong>)<br />

Jahreshauptversammlung der Ortsgruppe Reutlingen<br />

Die Jahreshauptversammlung der Ortsgruppe<br />

Reutlingen fand am 21.03.2013 im<br />

Gasthof „Alteburg“ statt. Der Ortsgruppenvorsitzende<br />

Paul Mohl schilderte in<br />

seinem Tätigkeitsbericht die verschiedenen<br />

Aktivitäten der Ortsgruppe. Anschließend<br />

folgte der Bericht der Ortsgruppenrechnerin<br />

sowie der Rechnungsprüfer.<br />

Die beantragte Entlastung wurde einstimmig<br />

beschlossen. Anschließend wurde<br />

Herr Hans-Jörg Vincon für 60 Jahre<br />

Der Jubilar Vincon mit dem Ortsgruppenvorsitzenden Mohl<br />

le?“ ging Rechtsanwalt Werner auf<br />

verschiedene tarifpolitische Themen<br />

ein, wie den gewerkschaftlichen Organisationsgrad,<br />

die ausstehenden<br />

Tarifverhandlungen des Jahres 2013<br />

und den propagierten Mindestlohn<br />

von 8,50 €. Die <strong>DHV</strong> spricht sich klar<br />

gegen einen allgemeinen flächendeckenden<br />

Mindestlohn aus, lediglich in<br />

tariflosen Branchen kann ein solcher<br />

Mindestlohn greifen.<br />

Im Anschluss hielt Boris Hildebrand<br />

von der Sparkasse Ravensburg einen<br />

Vortrag über den „Regulierungswahn<br />

im Finanzdienstleistungssektor“ und<br />

machte deutlich,<br />

dass<br />

aufgrund der<br />

F i n a n z k r i -<br />

se nunmehr<br />

eine gesetzliche<br />

„Regel<br />

u n g s w u t “<br />

um sich greift,<br />

die die gesamte<br />

Zunft<br />

beschäftigt,<br />

ohne zwischen<br />

den<br />

Verursachern<br />

Mitgliedschaft in der <strong>DHV</strong> geehrt. Der Jubilar<br />

hatte zu diesem Anlass Fotos sowie<br />

Presseartikel aus den sechziger Jahren<br />

mitgebracht, die beispielsweise aus einer<br />

BWK-Siegerehrung stammten.<br />

Nach der Ehrung nutzte der Bezirksgeschäftsführer<br />

Markus Werner die Gelegenheit,<br />

mit den engagierten Helferinnen<br />

und Helfern die diesjährige Durchführung<br />

des Berufswettkampfes zu diskutieren.<br />

Er nahm zahlreiche Anregungen für die<br />

Bundeswettkampfleitung<br />

mit. In seinem anschließenden<br />

Referat zum Thema<br />

„Gewerkschaften = Auslaufmodelle?“<br />

beleuchtete<br />

er verschiedene Tariffelder<br />

und deren branchenspezifischen<br />

Probleme und<br />

bedauerte den sinkenden<br />

Organisationsgrad der Gewerkschaften.<br />

Die erfolgreiche<br />

Tarifarbeit der <strong>DHV</strong>, z. B.<br />

bei den Volks- und Raiffeisenbanken<br />

zeige, wie wichtig<br />

Gewerkschaften seien.<br />

der Finanzkrise und den seriösen Finanzinstituten<br />

zu unterscheiden.<br />

Abgerundet wurde die Bezirkstagung<br />

durch Jubilarehrungen und<br />

Preisverleihungen des Berufswettkampfes.<br />

<strong>Bundesfachgruppe</strong>ntagung<br />

privates<br />

Versicherungsgewerbe<br />

Am 14./15.03.2013 fand in Bad Kissingen<br />

die <strong>Bundesfachgruppe</strong>ntagung<br />

privates Versicherungsgewerbe<br />

statt. Auf dem Programm stand<br />

die Wahl des neuen <strong>Bundesfachgruppe</strong>nvorstandes.<br />

Als <strong>Bundesfachgruppe</strong>nvorsitzender<br />

wiedergewählt<br />

wurde Peter Abend, Gothaer<br />

Krankenversicherung AG. Als weitere<br />

Vorstandsmitglieder wurden gewählt:<br />

• Vorstandsmitglied Krankenversicherung:<br />

Matthias Rottwinkel,<br />

Gothaer Krankenversicherung AG<br />

• Vorstandsmitglied Lebensversicherung:<br />

Peter Daniel Forster,<br />

NÜRNBERGER Versicherungsgruppe<br />

• Vorstandsmitglied Sachversicherung:<br />

Matthias Rickel, HDI Kundenservice<br />

AG<br />

• Vorstandsmitglied Außendienst:<br />

Norbert Roll, Allianz Beratungsund<br />

Vertriebs AG<br />

• Vorstandsmitglied Sparkassenversicherung<br />

Sachsen: Manuela<br />

Franz-Fiedler<br />

Neben den Vorstandswahlen berieten<br />

die Teilnehmer der <strong>Bundesfachgruppe</strong>ntagung<br />

über die <strong>DHV</strong>-<br />

Forderungen zur Gehaltstarifrunde<br />

2013 (s. Artikel zu den Gehaltstarifverhandlungen<br />

privates Versicherungsgewerbe).<br />

Des Weiteren informierte<br />

Peter Abend über die Arbeit der Betriebsräteinitiative<br />

„Bürgerversicherung?<br />

– Nein Danke“. Peter Abend ist<br />

maßgeblicher Koordinator dieser<br />

Betriebsräteinitiative und hat es zusammen<br />

mit anderen Mitstreitern<br />

geschafft, diese Initiative auf eine<br />

breite, von Betriebsräten fast aller<br />

privater Krankenversicherungsunternehmen<br />

getragene Basis zu stellen.<br />

(Zum Thema Bürgerversicherung s.<br />

Schwerpunktartikel in dieser Ausgabe.)<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />

19


<strong>DAZ</strong><br />

Fremmer:<br />

25 Jahre <strong>DHV</strong> Mitglied<br />

Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende<br />

der <strong>DHV</strong>, Hans-Jürgen Fremmer,<br />

feiert in diesem Jahr seine 25-jährige <strong>DHV</strong><br />

Mitgliedschaft. Im Jahre 1988 trat er als<br />

Beschäftigter der DAK-Geschäftsstelle in<br />

Pforzheim in die <strong>DHV</strong> ein. Mit dem Fall der<br />

Mauer übersiedelte er nach Magdeburg,<br />

wo er den Landesverband des Verbandes<br />

der Deutschen Angestellten Krankenkassen<br />

(VdAK) in Sachsen-Anhalt aufbaute,<br />

zuletzt in geschäftsführender Verantwortung.<br />

Seit 1997 gehört Fremmer dem <strong>DHV</strong><br />

Aufsichtsrat an, seit 2005 ist er Mitglied<br />

des geschäftsführenden <strong>DHV</strong> Aufsichtsrates,<br />

dem obersten Organ der <strong>DHV</strong> zwischen<br />

den Bundesgewerkschaftstagen.<br />

Jürgen Fremmer hat sich vor allem als<br />

Fachmann für die gesetzliche Krankenversicherung<br />

einen Namen gemacht. In<br />

Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung<br />

veranstaltet er seit vielen<br />

Jahren sehr erfolgreich ein gesundheitspolitisches<br />

Symposium in Schwerin.<br />

Zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik,<br />

Wissenschaft und dem Gesundheitswesen<br />

konnte er in den letzten Jahren als<br />

Referenten für dieses Symposium gewinnen.<br />

Auch die Selbstverwaltung der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung ist Fremmer<br />

nicht fremd. Er ist seit 1994 ehrenamtlicher<br />

Versichertenberater der Deutschen<br />

Rentenversicherung Bund. Ebenfalls<br />

seit 1994 ist er Mitglied in einem Widerspruchsausschuss<br />

der Deutschen Rentenversicherung<br />

Bund.<br />

Viele weitere Ehrenämter in Politik, der<br />

Gerichtsbarkeit und zahlreichen Verbänden<br />

lassen Hans-Jürgen Fremmer einen<br />

abwechslungsreichen Unruhestand verleben.<br />

Die <strong>DHV</strong> dankt für das lange und<br />

intensive ehrenamtliche Engagement für<br />

die Gewerkschaft <strong>DHV</strong>.<br />

<strong>DHV</strong>-Hauptvorstand<br />

und Aufsichtsrat<br />

Wir sind eine bundesweit tätige Berufsgewerkschaft und vertreten die Interessen<br />

von circa 70.000 Mitgliedern in überwiegend kaufmännischen<br />

und verwaltenden Berufen, sowie im Gesundheitswesen und bei sozialen<br />

Dienstleistungsunternehmen.<br />

Wir suchen ab sofort eine/n hauptamtliche/n<br />

Geschäftsführer (m/w)<br />

für unsere <strong>Bundesfachgruppe</strong> Gesundheitswesen und soziale Dienste<br />

mit Dienstsitz in Hamburg.<br />

Sie verfügen idealerweise über umfangreiche betriebs-, sozialwissenschaftliche<br />

oder juristische Kenntnisse, die sie vorzugsweise in Einrichtungen des<br />

Gesundheitswesens beruflich genutzt haben. Mehrjährige Praxis in der<br />

Verbandsarbeit oder Erfahrungen als Betriebs- oder Personalrat sind dem<br />

gleichzusetzen. Marketingkenntnisse und Fertigkeiten in der Organisation<br />

und Durchführung von Schulungsmaßnahmen zeichnen Ihr Profil aus.<br />

Ihre Aufgaben umfassen unter anderem:<br />

• Bundesweite Betreuung und Koordinierung unserer Fach- und Betriebsgruppenarbeit<br />

im Gesundheitswesen und der freien Wohlfahrtspflege<br />

• Vorbereitung und Führen von Tarifverhandlungen<br />

• Mitgliederbetreuung und Mitgliederwerbung<br />

• Beratung und Vertretung der Mitglieder in arbeits- und sozialrechtlichen<br />

Fragen<br />

• Entwicklung von Positionen zu Fragen, die die Berufe im Gesundheitswesen<br />

oder bei sozialen Dienstleistern unmittelbar berühren<br />

• Planung und Durchführung von Bildungsmaßnahmen<br />

• Öffentlichkeitsarbeit<br />

Persönlich überzeugen Sie durch eine gute Allgemeinbildung, überdurchschnittliches<br />

Engagement und Flexibilität, Verhandlungsgeschick und ergebnisorientierte<br />

Denk- und Handlungsweise. Diplomatie, Kreativität und die notwendige<br />

soziale Kompetenz runden Ihre Persönlichkeit ab.<br />

Wir bieten eine attraktive Aufgabe und leistungsgerechte Bezahlung!<br />

Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen richten Sie bitte vorzugsweise<br />

per E-Mail unter dem Stichwort „Geschäftsführer Gesundheitswesen und<br />

soziale Dienste“ an g.smits@dhv-cgb.de oder schriftlich an:<br />

<strong>DHV</strong> - Die Berufsgewerkschaft e.V.<br />

z.H. Herrn Gunter Smits<br />

Postfach 26 13 51<br />

20503 Hamburg<br />

Verbandsarbeit<br />

40 Jahre Mitgliedschaft:<br />

Viktor Lesny<br />

1973 ist Viktor Lesny Mitglied der <strong>DHV</strong><br />

geworden. Er war bei der IBM beschäftigt<br />

und Ende der 60er und Anfang der 70er<br />

Jahre Autor mehrerer Programme, die<br />

von der IBM damals entwickelt wurden.<br />

Sein Wirken in der <strong>DHV</strong> geschah im Hintergrund.<br />

Er war von Anfang an dabei, als<br />

der in die Jahre gekommene <strong>DHV</strong>-Berufswettkampf<br />

in den 70er Jahren neuen Herausforderungen<br />

angepasst wurde. Durch<br />

ihn wurde der frühere „Handbetrieb“ nach<br />

und nach auf elektronische Datenverarbeitung<br />

umgestellt.<br />

Mit über 80 Jahren ist er natürlich<br />

längst im Ruhestand. Aber er hat den<br />

Stab weitergegeben: bis heute ist sein<br />

Sohn Stefan Lesny der Partner der <strong>DHV</strong>-<br />

Bundeswettkampfleitung, der die von<br />

den Aufgabenstellern gelieferten Fragen<br />

in digitale Form bringt und die Software<br />

für die Bearbeitung betreut.<br />

Unserem Freund und Kollegen Viktor<br />

Lesny sagen wir Dank für die Treue zur<br />

<strong>DHV</strong> und den Einsatz für unseren Berufswettkampf.<br />

Wir wünschen ihm noch<br />

viele weitere gute Jahre.<br />

<strong>DHV</strong>-Bundeswettkampfleitung<br />

Jörg Steinbrück zum<br />

Bundesarbeitsgericht<br />

berufen<br />

Mit Jörg Steinbrück stellt die <strong>DHV</strong> zukünftig<br />

einen neuen ehrenamtlichen Richter<br />

beim Bundesarbeitsgericht. Steinbrück<br />

folgt auf Wolfgang Frank, der erst im<br />

Frühjahr 2012 vom CGB nach Erfurt entsandt<br />

worden war, jedoch im Herbst 2012<br />

verstarb. Die <strong>DHV</strong> sieht in dieser Berufung<br />

eine besondere Wertschätzung des beruflichen,<br />

wie gewerkschaftlichen Engagements<br />

Steinbrücks.<br />

Steinbrück ist seit seiner Jugend in der<br />

<strong>DHV</strong> aktiv. Er begann in der Jugendarbeit<br />

und ist heute Vorsitzender des <strong>DHV</strong>-Landesverbandes<br />

Nordost und stellvertretender<br />

Vorsitzender des <strong>DHV</strong>-Aufsichtsrates.<br />

Seine Kolleginnen und Kollegen in der<br />

DAK vertritt er in deren Hauptpersonalrat.<br />

Bisher war er Richter am Landesarbeitsgericht<br />

Berlin.<br />

Er wird aufgrund seiner großen Erfahrung<br />

und Sachverstandes kompetent an<br />

der Rechtsprechung des höchsten deutschen<br />

Arbeitsgerichtes mitwirken. Die <strong>DHV</strong><br />

wünscht ihm dazu eine glückliche Hand.<br />

<strong>DHV</strong>-Hauptvorstand<br />

und Aufsichtsrat<br />

20<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013


Verbandsarbeit<br />

In Treue fest: Alfred Burk<br />

Der langjährige Vorsitzende unserer ehemaligen<br />

Ortsgruppe Waldfischbach-Burgalben<br />

(Rheinland-Pfalz) gehört zu den<br />

treuesten und aktivsten <strong>DHV</strong>-Kollegen,<br />

denen der Autor dieser Zeilen im Laufe seiner<br />

jahrzehntelangen Tätigkeit für die <strong>DHV</strong><br />

begegnet ist.<br />

Alfred Burk trat zu Beginn seiner Lehre<br />

am 1.10.1932 in den damaligen Deutschnationalen<br />

Handlungsgehilfenverband ein.<br />

Er erlebte als junger Mann, wie die Nationalsozialisten<br />

den alten <strong>DHV</strong> gleichschalteten<br />

und als Gewerkschaft vernichteten.<br />

Alfred Burk<br />

70 Jahre Günter Biesenberger<br />

Im Mai vollendete unser Münchener Kollege<br />

Günter Biesenberger sein 70. Lebensjahr. Der<br />

<strong>DHV</strong>-Hauptvorstand gratuliert herzlich. Günter<br />

Biesenberger blickt auf ein erfolgreiches<br />

Gewerkschaftsleben zurück, das ihn bis in<br />

die höchsten Ämter führte: <strong>DHV</strong>-Landesvorstand<br />

Bayern und <strong>DHV</strong>-Hauptvorstand; CGB-<br />

Landesvorsitzender Bayern, zeitweise auch<br />

Mitglied des CGB-Bundesvorstandes. Bis<br />

heute gehört er dem <strong>DHV</strong>-Landesvorstand<br />

Bayern an und führt seit dem Ausscheiden<br />

des gewählten Vorsitzenden 2012 kommissarisch<br />

den Landesverband.<br />

Biesenberger erfüllte für die <strong>DHV</strong> zahlreiche<br />

gewerkschaftliche Aufgaben:<br />

Richter am Arbeitsgericht München und<br />

Landesarbeitsgericht Bayern, Mitglied des<br />

Berufsbildungsausschusses der IHK Oberbayern<br />

sowie mehrerer Prüfungsausschüsse.<br />

Unvergessen ist sein Referenteneinsatz in Betriebsratsseminaren<br />

und in Vorträgen über<br />

sozial- und rentenpolitische Themen.<br />

Der Rentenversicherung galt sein ganz<br />

besonderes Interesse. Von 1974 bis 2012 war<br />

er Versichertenberater. Schon 1980 wurde er<br />

in die Vertreterversammlung der damaligen<br />

Bundesversicherungsanstalt für Angestellte<br />

(BfA) gewählt und wurde BfA-Vorstandsmitglied.<br />

Von 1986 bis 1991 vertrat er die BfA<br />

Schon am 1.6.1951 trat er dem gerade neu<br />

gegründeten <strong>DHV</strong> wieder bei und ist ihm<br />

seither treu geblieben. Er ist ein Zeitzeuge<br />

dieser bewegten Vergangenheit.<br />

In seiner pfälzischen Heimat engagierte<br />

er sich neben seiner Ortsgruppe Waldfischbach-Burgalben<br />

im damaligen Gauvorstand<br />

Baden-Pfalz und späteren Landesvorstand<br />

Rheinland-Pfalz/Saar. Er führte<br />

unermüdlich die <strong>DHV</strong>-Berufswettkämpfe<br />

durch und unterstützte die Jugendarbeit<br />

der <strong>DHV</strong>. Auf regionaler Ebene organisierte<br />

er bis ins hohe Alter Ausflüge für seine Kollegen.<br />

Jetzt verabschiedet er sich mit einem<br />

bewegenden Brief aus seiner aktiven <strong>DHV</strong>-<br />

Zeit, weil er für die <strong>DHV</strong> nichts mehr tun<br />

könne. Im Juni 2013 wird er sein 98. Lebensjahr<br />

vollenden; über 60 Jahre hat er aktiv im<br />

<strong>DHV</strong> gewirkt. Die <strong>DHV</strong> ist ihm Dank schuldig<br />

für seinen Einsatz und vor allem auch<br />

für seine Treue. Ich wünsche ihm, auch im<br />

Auftrag des <strong>DHV</strong>-Hauptvorstandes, für die<br />

nächste Zeit alles Gute!<br />

Jörg Hebsacker<br />

<strong>DHV</strong>-Ehrenvorsitzender<br />

auch im Verband deutscher Rentenversicherungsträger<br />

(VDR) als stellvertretendes, ab 1991<br />

bis 1996 als ordentliches Vorstandsmitglied.<br />

Die <strong>DHV</strong> dankt ihrem ehemaligen Hauptvorstandsmitglied<br />

und wünscht für die<br />

nächsten Jahre gute Gesundheit und weiterhin<br />

viel Einsatzfreude in der <strong>DHV</strong>.<br />

<strong>DHV</strong>-Hauptvorstand<br />

Bernhard Maurer<br />

Eine ungewöhnliche Auszeichnung wurde<br />

dem Vorsitzenden des CGB-Kreisverbandes Erlangen<br />

zuteil: Er wurde gleichzeitig für zwei Gewerkschaftsmitgliedschaften<br />

ausgezeichnet:<br />

• vom CGM-Geschäftsführer Hartmut<br />

Grimminger für eine 50-jährige CGM-<br />

Mitgliedschaft und<br />

• vom Nürnberger <strong>DHV</strong>-Ortsgruppenvorsitzenden<br />

Horst Mailer für eine 25-jährige<br />

<strong>DHV</strong>-Mitgliedschaft.<br />

Der Nürnberger <strong>DHV</strong>-Ortsgruppenvorsitzende<br />

Horst Mailer (r.) beglückwünscht Bernhard Maurer<br />

75 Jahre Claus Baerbaum<br />

Im April 2013 vollendete Claus Baerbaum in<br />

Hamburg sein 75. Lebensjahr, Anlass genug,<br />

auf sein vielseitiges Engagement in der <strong>DHV</strong><br />

zurückzublicken.<br />

Am 1.4.1955 trat er als 17-jähriger in die<br />

<strong>DHV</strong> ein. Jugendgruppe, Ortsgruppe, Landesverband<br />

– überall war er dabei: Er vertrat<br />

über viele Jahre hinweg den Landesverband<br />

Nordmark im Aufsichtsrat und war<br />

auch Vorsitzender der Aktionärvereinigung.<br />

Seine Kolleginnen und Kollegen vertrat er<br />

im Betriebsrat der Deutschen Bank und in<br />

der damaligen Betriebskrankenkasse, vorher<br />

in der Selbstverwaltung der BEK. 1971<br />

wurde er an das Arbeitsgericht Hamburg<br />

berufen. Nach nur einer Amtsperiode ereilte<br />

ihn der Ruf an das Bundesarbeitsgericht,<br />

dem er bis 2012 (!) angehörte. Er war der<br />

dienstälteste Richter des Bundesarbeitsgerichts<br />

und gehörte damit dessen Präsidium<br />

an. Außerhalb der <strong>DHV</strong> ist er in der Katholischen<br />

Kirche aktiv, in seinem Kirchenvorstand,<br />

als Mitglied des Kirchensteuerrates<br />

des Erzbistums Hamburg, und er organisiert<br />

Hilfslieferungen und Spenden für katholische<br />

Gemeinden in Brasilien.<br />

Claus Baerbaum erhielt für seine Verdienste<br />

das Bundesverdienstkreuz. Für<br />

einen Hanseaten fast noch wichtiger: Er<br />

wurde vom Hamburger Senat mit der „Medaille<br />

für treue Arbeit im Dienste des Volkes“<br />

ausgezeichnet.<br />

Wir wünschen unserem Jubilar alles Gute<br />

für die nächsten Jahre.<br />

<strong>DHV</strong>-Hauptvorstand<br />

und Aufsichtsrat<br />

Er konnte sich über Urkunden und Präsente<br />

freuen, die ihm die CGB-Vertreter in einer Feierstunde<br />

überreichten.<br />

In seiner Berufslaufbahn vertrat er die Interessen<br />

seiner Kollegen im Betriebsrat bei<br />

Siemens in Erlangen. Er war Gründungsmitglied<br />

des CGB-Kreisverbandes und übte<br />

weitere Vorstandsmandate in christlichen<br />

Gewerkschaften aus, wofür er im Jahr 2000<br />

mit der Franz-Wieber-Medaille ausgezeichnet<br />

wurde. Acht Jahre war er Arbeitsrichter.<br />

Seit 1980 ist er Versichertenberater der Rentenversicherung,<br />

wofür er 2005 von der BfA<br />

ausgezeichnet wurde. Ebenfalls im Jahr 2000<br />

wurde er für seine Verdienste um die Allgemeinheit<br />

mit dem Bundesverdienstkreuz<br />

ausgezeichnet.<br />

Wir wünschen dem Jubilar für die Zukunft<br />

persönliches Wohlergehen. Möge ihm seine<br />

Einsatzfreude noch lange erhalten bleiben.<br />

<strong>DHV</strong>-Hauptvorstand<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />

21


Bund der Kaufmannsjugend im <strong>DHV</strong><br />

Blätter für junge Kaufleute<br />

Berufswettkampf 2013<br />

wieder erfolgreich<br />

verlaufen<br />

Auch im Frühjahr 2013 hat <strong>DHV</strong><br />

– Die Berufsgewerkschaft e.V. erfolgreich<br />

den Berufswettkampf absolviert.<br />

In über 40 Orten bot die<br />

Gewerkschaft Auszubildenden die<br />

Möglichkeit unter Prüfungsbedingungen<br />

Klausuren zu schreiben, die<br />

auf die Zwischen- oder Abschlussprüfung<br />

vorbereiten. Über 2.000<br />

Teilnehmer zählte der Berufswettkampf<br />

in diesem Jahr.<br />

Das sind etwas niedrigere Zahlen,<br />

als im Vorjahr. Um knappe sechs<br />

Prozent ging die Teilnehmerzahl<br />

zurück. Das liegt daran, dass in einigen<br />

traditionellen Wettkampforten<br />

der Wettkampf in diesem Jahr nicht<br />

durchgeführt werden konnte.<br />

Bekanntlich wird der Berufswettkampf<br />

ehrenamtlich durch <strong>DHV</strong>-<br />

Mitglieder organisiert und betreut.<br />

Engagierte Kolleginnen und Kollegen<br />

opfern einen Samstagvormittag<br />

um Aufsicht zu führen. Anschließend<br />

werden die Klausuren<br />

durch diese Kolleginnen und Kollegen<br />

korrigiert. Lediglich der Versand<br />

korrigierter Arbeiten erfolgt<br />

vielfach über hauptamtliche Mitarbeiter<br />

in den <strong>DHV</strong>-Geschäftsstellen.<br />

Die <strong>DHV</strong> muss feststellen, dass<br />

es immer schwieriger wird für den<br />

Berufswettkampf ehrenamtliche<br />

Kolleginnen und Kollegen zu finden,<br />

die den Berufswettkampf vor<br />

Ort betreuen. Wir bitten hier um<br />

kräftige Mithilfe, damit wir im Jahr<br />

2014 die Zahl der Teilnehmer und<br />

Wettkampforte wieder signifikant<br />

steigern können.<br />

Auffallend ist, dass die Leistungen<br />

in den vergangenen Jahren<br />

kontinuierlich rückläufig waren.<br />

Im Schnitt erzielten die Prüflinge<br />

knapp 56 von 100 möglichen Punkten.<br />

Das entspricht einer Note „ausreichend“.<br />

Umso wichtiger ist es, dass die<br />

<strong>DHV</strong> auch in Zukunft diesen Wissenstest<br />

anbietet.<br />

Bundeswettkampfleitung tagt in Elzach<br />

Um die zukünftige Ausrichtung des<br />

Berufswettkampfes ging es bei einer<br />

Tagung der Bundeswettkampfleitung,<br />

zu der einzelne erfahrene<br />

Kolleginnen und Kollegen hinzu gezogen<br />

wurden, die den Berufswettkampf<br />

seit Jahren erfolgreich betreiben.<br />

Grundsätzliche Fragen wurden<br />

diskutiert, die sich aus Rückmeldungen<br />

der einzelnen Wettkampforte<br />

der vergangenen zwei Jahre ergeben<br />

hatten.<br />

Im Ergebnis waren sich die Teilnehmer<br />

einig, dass der Berufswettkampf<br />

auch in den kommenden Jahren<br />

durchgeführt werden soll. Eine Tradition<br />

von mehr als neunzig Jahren<br />

gibt man nicht so einfach auf. Es sind<br />

jedoch Maßnahmen notwendig, um<br />

die Attraktivität zu erhöhen.<br />

Es fällt auf, dass sich die Notendurschnitte<br />

in den vergangenen<br />

Jahren kontinuierlich verschlechtert<br />

haben. Aus diesem Grund werden<br />

die Aufgabenstellungen in Zukunft<br />

eindeutiger als bislang hinterfragt.<br />

Außerdem wird die Bewertungstabelle<br />

neu gefasst. Es wird sich aber<br />

nichts daran ändern, dass sich die<br />

Klausur auch zukünftig an den Zwischen-<br />

und Abschlussprüfungen<br />

orientieren wird. Einem allgemeinen<br />

Wissenstest, wie er vielfach im<br />

Internet angeboten wird, gaben die<br />

Tagungsteilnehmer eine geringe Erfolgsaussicht.<br />

Im Rahmen der Aufgabenstellung<br />

wird seit Jahren über sogenannte<br />

‚offene Aufgaben‘, also<br />

Fragen, die mit eigenem Text<br />

beantwortet werden, diskutiert.<br />

Insbesondere die Korrektur offener<br />

Aufgaben fällt in der Praxis<br />

schwer. Aus Sicht der Bundeswettkampfleitung<br />

ist dies auch einer<br />

der Gründe, warum es in den vergangenen<br />

Jahren immer schwieriger<br />

wurde ehrenamtliche Korrektoren<br />

zu finden.<br />

Die Bundeswettkampfleitung fand einen<br />

Kompromiss. Zukünftig wird bei den<br />

offenen Fragen deutlicher, als bislang<br />

darauf zu achten sein, dass die Formulierungen<br />

unmissverständlich und<br />

präzise sind. Darauf wurde in der Vergangenheit<br />

zu wenig Wert gelegt.<br />

Auch die Zahl der Wettkampforte<br />

muss wieder steigen.<br />

Der Hauptvorstand ist dazu aufgefordert<br />

worden Maßnahmen zu<br />

ergreifen, mit denen auch die hauptamtlichen<br />

Mitarbeiter stärker mobilisiert<br />

werden, um sich am Berufswettkampf<br />

zu beteiligen.<br />

Zudem werden Gespräche mit Betriebs-<br />

und Personalräten zu führen<br />

sein, damit die Auszubildenden in<br />

den Betrieben gezielter, als bisher erreicht<br />

werden.<br />

Die Bundeswettkampfleitung ist<br />

zuversichtlich, dass mit den beschlossenen<br />

Maßnahmen gelingen wird, die<br />

Defizite, die beim Berufswettkampf in<br />

den vergangenen Jahren entstanden<br />

sind, effektiv zu beseitigen, um dem<br />

Berufswettkampf damit eine lange<br />

und erfolgreiche Zukunft zu geben.<br />

Gunter Smits<br />

Teilnehmer an der Tagung der Bundeswettkampfleitung in Elzach (v.l.n.r.): Rolf Eichhorn, Stefan Lesny, Willi Kaiser,<br />

Gunter Smits, Siegfried Widmann, Angelika Hebeisen, Günther Schechter, Markus Werner , Hans Hebeisen<br />

22<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013


Aktionärvereinigung<br />

Feierlaune an der Börse …<br />

… titelte die WELT zu Recht in ihrer Ausgabe<br />

am 8. Mai 2013, denn der DAX, der<br />

Deutschen Aktienindex, erreichte am 7.<br />

Mai mit 8.182 Punkten seinen historischen<br />

Höchststand. Bisher hielt der13. Juli 2007<br />

mit 8.152 Punkte den Rekord. In den Jubel<br />

mischen sich aber skeptische Stimmen<br />

mancher Experten, die nach dem steilen<br />

Anstieg im Laufe des Jahres 2013 einen<br />

tiefen Fall fürchten und vor dem Kauf von<br />

Aktien warnen.<br />

Der DAX ist einer von verschiedenen<br />

deutschen Aktienindizes. Er umfasst die<br />

30 größten deutschen Aktiengesellschaften.<br />

Weiterer Index ist z.B. der MDAX, in<br />

dem die 100 größten Gesellschaften versammelt<br />

sind (einschließlich DAX), oder<br />

der TecDAX, der die technischen Gesellschaften<br />

umfasst. Allen Indizes ist derzeit<br />

aber gemeinsam, dass sie entweder in<br />

der Nähe ihrer historischen Höchststände<br />

notieren oder diese bereits überschritten<br />

haben. Es ist also was dran an den Höchstständen.<br />

Warum ist das so?<br />

Es gibt keine ausschließlich wahre Erklärung<br />

für den Höhenflug der Aktienkurse,<br />

sondern nur Erklärungen, die stimmen<br />

können oder auch nicht. Und so gibt es<br />

auch kein klares ja oder nein zur Besorgnis<br />

mancher Analysten über einen drohenden<br />

Kursabsturz. Das liegt daran, dass<br />

an den Börsen als Handelsplatz der Wertpapiere<br />

die unterschiedlichsten Anleger<br />

agieren; die Optimisten setzen auf steigende<br />

Kurse, man nennt sie die „Bullen“.<br />

Und es gibt die Bären, die als Pessimisten<br />

immer mit dem Schlimmsten rechnen. Da<br />

niemand die Zukunft kennt, steigen oder<br />

fallen die Kurse mit der Einschätzung der<br />

Marktteilnehmer. Welche Einschätzungen<br />

oder Fakten haben zum<br />

Höhenflug der Aktienkurse<br />

geführt?<br />

Zunächst handelt es<br />

sich um eine Spätfolge<br />

der globalen Finanzkrise.<br />

Um diese zu bewältigen,<br />

haben weltweit die Notenbanken<br />

die Finanzmärkte<br />

durch verschiedene<br />

Maßnahmen mit Geld<br />

und Liquidität geflutet.<br />

Nach dem Gesetz von<br />

Angebot und Nachfrage<br />

führt ein großes Angebot<br />

zu niedrigen Preisen, in<br />

diesem Fall der Zinsen.<br />

Der Beschluss der EZB,<br />

den Zinssatz von 0,75 %<br />

auf 0,5 % zu senken, ist der unmittelbare<br />

Anlass für den aktuellen Höhenflug<br />

der Börse. Dieser niedrige Zinssatz führt<br />

dazu, dass Finanzanlagen so niedrige<br />

Zinserträge bringen, dass damit nicht<br />

einmal die Inflationsrate ausgeglichen<br />

wird. Im Klartext: Wer sein Geld in festverzinslichen<br />

Anlagen investiert hat, dessen<br />

Vermögen verliert ständig an Wert. Wer<br />

Geld ertragswirksam anlegen will, muss<br />

daher in Sachwerte investieren. Und das<br />

sind zunächst einmal die Aktien. Viele<br />

Anleger schichten jetzt in Aktien um,<br />

weil ein Ende der Niedrigzinsphase nicht<br />

zu erwarten ist. Die daraus resultierende<br />

Nachfrage treibt die Kurse. Das sind zwei<br />

markttechnische Gründe für den Kursanstieg.<br />

Für die hohen Aktienkurse spricht<br />

jedoch auch die wirtschaftliche Lage<br />

zumindest der deutschen Aktiengesellschaften,<br />

wobei es hier naturgemäß große<br />

Unterschiede gibt. Zu deren Beurteilung<br />

zieht man verschiedene Maßstäbe<br />

heran, z.B. das Kurs-Gewinn-Verhältnis<br />

(KGV), das derzeit um die 10 Punkte liegt.<br />

Früher lag es durchschnittlich bei 15/16<br />

Punkte. Das bedeutet für viele Gesellschaften<br />

in Bezug auf die Entwicklung<br />

ihrer Gewinne (und z.B. der möglichen Dividenden)<br />

ein Aufwärtspotential von bis<br />

zu 30 %. Derzeitig steigen die Gewinne<br />

der Gesellschaften, so dass manche Analysten<br />

sogar ein Potential von 40 – 50 %<br />

der Aktienkurse sehen.<br />

Also: Aktien versprechen weiterhin<br />

gute Renditen auf das eingesetzte Geld,<br />

im Gegensatz zu festverzinslichen Anlagen.<br />

Aber risikofrei ist das trotzdem nicht:<br />

es kommt auf die Auswahl der Aktien an.<br />

<strong>DHV</strong>-Aktionärvereinigung<br />

© Rudie - fotolia.com<br />

Keine<br />

Finanztransaktionssteuer<br />

Die Pläne der Bundesregierung, eine Finanztransaktionssteuer<br />

einzuführen, zwingen<br />

zum Nachdenken darüber, ob damit<br />

die Folgen der weltweiten Finanzkrise verringert<br />

werden können, und wer letzten<br />

Endes die Zeche bezahlt.<br />

Nach den Plänen sollen alle Finanztransaktionen<br />

besteuert werden, also alle<br />

Geldgeschäfte, z.B. der Kauf von Wertpapieren,<br />

also auch von Aktien. Man hofft,<br />

dadurch den globalen Zahlungsverkehr<br />

eindämmen zu können. Das Ziel ist richtig:<br />

Innerhalb von Sekunden werden Zig-<br />

Milliarden um den Globus geschickt, ohne<br />

dass dadurch in irgendeiner Form ein Wert<br />

geschaffen würde. Es sei denn, man betrachtet<br />

die persönlichen Gewinne der Kapitalmanager<br />

als einen echten Wert.<br />

Die Zuständigkeit der Bundesregierung<br />

begrenzt sich allerdings auf Deutschland,<br />

auch wenn einige andere europäische<br />

Staaten bei der Transaktionssteuer mitmachen<br />

wollen: der größte Teil Europas und<br />

der Rest der Welt werden sich daran nicht<br />

beteiligen. Schon deshalb wird diese neue<br />

Steuer ihr Ziel nicht erreichen. Wie lange<br />

dauerte es, bis die Steuergeheimnisse der<br />

Steueroasen nach und nach geknackt<br />

wurden? Warum sollen die großen Kapitalmanager<br />

Deutschlands und der Welt in<br />

Deutschland ihre Transaktionen abwickeln,<br />

wenn es anderswo billiger oder kostenlos<br />

geht? Die großen Vermögen werden einfach<br />

ins Ausland verlagert und entziehen<br />

sich dadurch der Besteuerung.<br />

Was bleibt, sind die Geldgeschäfte, die<br />

zwangsläufig in Deutschland abzuwickeln<br />

sind. Das sind auch die „kleinen Leute“, die<br />

sich, der Aufforderung der Bundesregierung<br />

folgend, eine zusätzliche Altersversorgung<br />

aufbauen wollen, indem sie ihre<br />

Ersparnisse in Wertpapieren, gleich welcher<br />

Art, anlegen. Sie werden von der Transaktionssteuer<br />

betroffen, sie werden die Zahlmeister<br />

für die Folgen der Finanzkrise sein.<br />

Das sind aber keine Spekulanten, sondern<br />

solide Anleger und Bürger, an denen<br />

sich die Bundesregierung schamlos bereichert,<br />

ohne ihr eigentliches Ziel zu erreichen.<br />

Ich bin der Meinung, dass nicht alle Anleger,<br />

die sich Aktien kau fen, mit den weltweit<br />

agierenden „Tradern" in einen Topf<br />

geworfen werden dürfen. Die Politik ist aufgefordert,<br />

diesen Anlegerkreis zu fördern<br />

und nicht, wie jetzt wieder einmal geplant,<br />

zu belasten und sie als Spekulanten zu behandeln.<br />

Jörg Hebsacker<br />

<strong>DAZ</strong> 2/2013<br />

23


Ausgewählte Betriebs- und<br />

Personalrats-Seminare<br />

Deutsche Angestelleten Zeitung<br />

Verlag: <strong>DHV</strong>-Dienstleistungs GmbH<br />

Postvertriebsstück C 2223, Deutsche Post AG<br />

Betriebsratsseminare<br />

Aufbauseminare für Betriebsräte<br />

Arbeitsrecht II<br />

Termin: 09.10. – 11.10.2013<br />

Ort: Elzach-Oberprechtal<br />

Bildungsstätte Südwest<br />

Arbeitsrecht III<br />

Termin: 27.09. – 29.09.2013<br />

Ort: Leipzig<br />

Bildungsstätte Mitteldeutschland<br />

Betriebsverfassungsrecht III<br />

Termin: 18.09. – 20.09.2013<br />

Ort: Elzach-Oberprechtal<br />

Bildungsstätte Südwest<br />

Jugend- und Auszubildendenvertretung II -<br />

Die Beteiligungsrechte der JAV<br />

Termin: 29.10. – 31.10.2013<br />

Ort: Elzach-Oberprechtal<br />

Bildungsstätte Südwest<br />

Fachseminare für Betriebsräte<br />

Das Direktionsrecht des Arbeitgebers:<br />

Auswirkung auf Arbeitszeit, Versetzung<br />

und Aufgabengebiet<br />

Termin: 03.06. – 07.06.2013<br />

Ort: Willingen / Hochsauerland<br />

Bildungsstätte Nordrhein-Westfalen<br />

Die Mitbestimmung des Betriebsrates<br />

bei Kündigungen und personellen<br />

Einzelmaßnahmen<br />

Termin: 03.06. – 07.06.2013<br />

Ort: Willingen / Hochsauerland<br />

Bildungsstätte Nordrhein-Westfalen<br />

Spezialseminare für Betriebsräte<br />

Dienstplangestaltung<br />

Termin: 05.06. – 07.06.2013<br />

Ort: Leipzig<br />

Bildungsstätte Mitteldeutschland<br />

Alkohol und Sucht im Betrieb -<br />

Erkennen und helfen<br />

Termin: 10.07. – 12.07.2013<br />

Ort: Elzach-Oberprechtal<br />

Bildungsstätte Südwest<br />

Arbeitsrecht aktuell:<br />

Neue Arbeitsgesetze und aktuelle<br />

Rechtsprechung<br />

Termin: 27.11. – 29.11.2013<br />

Ort: Elzach-Oberprechtal<br />

Bildungsstätte Südwest<br />

Termin: 11.12. – 13.12.2013<br />

Ort: Elzach-Oberprechtal<br />

Bildungsstätte Südwest<br />

Personalratsseminare<br />

Aufbauseminare für<br />

Personalräte<br />

Arbeitsrecht II<br />

Termin: 09.10. –<br />

11.10.2013<br />

Ort: Elzach-Oberprechtal<br />

Bildungsstätte<br />

Südwest<br />

Arbeitsrecht III<br />

Termin: 27.09. – 29.09.2013<br />

Ort: Leipzig<br />

Bildungsstätte Mitteldeutschland<br />

Fachseminar für Personal räte<br />

Dienstplangestaltung<br />

Termin: 05.06. – 07.06.2013<br />

Ort: Leipzig<br />

Bildungsstätte Mitteldeutschland<br />

Arbeitsrecht aktuell:<br />

Neue Arbeitsgesetze und aktuelle<br />

Rechtsprechung<br />

Termin: 27.11. – 29.11.2013<br />

Ort: Elzach-Oberprechtal<br />

Bildungsstätte Südwest<br />

Termin: 11.12. – 13.12.2013<br />

Ort: Elzach-Oberprechtal<br />

Bildungsstätte Südwest<br />

Seminare im<br />

Gesundheitswesen<br />

Arbeitszeitrecht<br />

Zeit: 25.09. - 27.09.2013<br />

Ort: Goslar<br />

Anmeldeschluss: 23.08.2013<br />

Vorbereitung auf die<br />

Betriebsratswahlen 2014<br />

Zeit: 05.11. - 08.11.2013<br />

Ort: Limburg (Lahn)<br />

Anmeldeschluss: 24.09.2013<br />

<strong>DHV</strong>-Tarif abschlüsse<br />

Asklepios Klinik Bad Abbach<br />

Mantel- und Entgelttarifvertrag<br />

Bundesverband Deutscher Dienstleistungsunternehmen<br />

e.V.<br />

Entgelttarifvertrag<br />

DRK Brandenburg<br />

Entgelttarifvertrag und Auszubildendenvergütung<br />

Moksel GmbH in Buchloe<br />

Entgelttarifvertrag und Ausbildungsvergütungstarifvertrag<br />

Schön Klinik Harthausen GmbH & Co<br />

KG, 83043 Bad-Aibling<br />

Haustarifvertrag; Mantel-, Entgelt und<br />

Auszubildendenvergütungstarifvertrag<br />

Betriebsgesellschaft Duisburger<br />

Krankenhäuser Klinik-Dienste,<br />

KKD Klinik-Dienste und EJK-Klinik<br />

Dienste<br />

Entgelttarifvertrag<br />

Sitex Lübben GmbH<br />

Mantel-und Gehaltstarifvertrag<br />

VdPK - Landesverbände der Privatkliniken<br />

Hessen und Rheinland-<br />

Pfalz e.V.<br />

Landesmanteltarifvertrag, Vergütungstarifvertrag,<br />

Ausbildungs-Tarifvertrag,<br />

Tarifvertrag über altersvorsorgewirksame<br />

Leistungen, Rahmentarifvertrag<br />

zur Beschäftigungssicherung<br />

Der Umfang und der organisatorische<br />

Ablauf unserer Tarifarbeit führen dazu,<br />

dass die abgeschlossenen Tarifverträge<br />

nur mit einer zeitlichen Verzögerung und<br />

auch nicht immer vollständig veröffentlicht<br />

werden können. Dafür bitten wir um<br />

Verständnis.<br />

Gewerkschaftsmitglieder können die Tarifverträge<br />

bei ihrer zuständigen Landesgeschäftsstelle,<br />

bzw. bei unserer Hauptgeschäftsstelle<br />

in Hamburg anfordern.<br />

Alle Mitglieder, die ihren Arbeitgeber<br />

gewechselt haben, bitten wir, uns dies<br />

unverzüglich mitzuteilen. Nur dann<br />

sind wir in der Lage, ihnen die richtigen<br />

Tarifverträge bzw. Tarifinformationen<br />

zuzustellen.<br />

Abt. Tarifpolitik

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!