Tennis rund um Bern - big game
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<strong>Tennis</strong> <strong>rund</strong> <strong>um</strong> <strong>Bern</strong><br />
<strong>big</strong> <strong>game</strong><br />
1/13<br />
Rafi...<br />
TC Burgdorf<br />
...losophie<br />
Seit Beginn des letzten Jahres sucht<br />
die Women’s <strong>Tennis</strong> Association<br />
(WTA) zusammen mit den Grand<br />
Slam-Veranstaltern und der International<br />
<strong>Tennis</strong> Federation (ITF) Möglichkeiten,<br />
Stöhnen (engl. Grunting)<br />
auf dem <strong>Tennis</strong>platz zu reglementieren.<br />
Seit Kurzem steht fest, dass<br />
lautes Stöhnen bei den Frauen verboten<br />
werden soll.<br />
Von Rafael Pinheiro<br />
Zukünftig sollen Juniorinnen mittels<br />
entsprechenden Trainings und Lautstärkebeschränkungen<br />
an Turnieren zu<br />
einem stöhn- und schreilosen Spiel erzogen<br />
werden. Dazu hat z<strong>um</strong> Beispiel<br />
die Bollettieri-Academy ein Dok<strong>um</strong>ent<br />
mit dem Titel «Breathing vs Grunting in<br />
<strong>Tennis</strong>» (Link: www.mtbtr.com/upload/<br />
Breathing-vs-Grunting-in-tennis.pdf)<br />
herausgegeben, welches Anleitungen<br />
z<strong>um</strong> stöhnfreien Atmen liefern soll. Auch<br />
eine Reglementierung anhand von Dezibel-Messgeräten<br />
im Spitzentennis steht<br />
laut der WTA-Vorsitzenden Stacey Allaster<br />
zur Debatte. Ob die Geräte schon für<br />
die aktuelle Generation eingesetzt werden<br />
sollen, ist aber noch unklar.<br />
Stöhnen<br />
meinung<br />
(engl.: Grunting)<br />
Stöhnen erhöht Fehlerquote<br />
Fakt ist, dass schnelles Ausstossen von<br />
Luft helfen kann, Spannung freizulassen,<br />
die Atmung zu rhythmisieren, die Aufmerksamkeit<br />
zu erhöhen, die R<strong>um</strong>pfstabilität<br />
zu erhalten und sogar die Kraftübertragung<br />
auf den Ball zu verbessern.<br />
Es wurde aber auch nachgewiesen, dass<br />
lautes Stöhnen den Klang des Balltreffens<br />
übertönen und so die Antizipation<br />
eines Schlages erschweren kann. Forscher<br />
an der University of British Col<strong>um</strong>bia<br />
haben dazu herausgefunden,<br />
dass sich die Reaktionszeit einer durch<br />
gegnerisches Stöhnen gestörten Spielerin<br />
durchschnittlich <strong>um</strong> über 7% verlängert<br />
und die Fehlerquote <strong>um</strong> 4% ansteigt.<br />
Schon seit Monica Seles, welche<br />
als «Erfinderin» des <strong>Tennis</strong>stöhnens gilt,<br />
gibt es Spielerinnen und Zuschauende,<br />
die sich über Gestöhne beim <strong>Tennis</strong>spielen<br />
beklagen. Seles wurde im Halbfinal<br />
von Wimbledon 1992 erstmals von einem<br />
Schiedsrichter angewiesen, leiser zu<br />
sein, nachdem sich ihre Gegnerin Martina<br />
Navratilova darüber beschwert hatte.<br />
Im Final gegen Steffi Graf gab sich die<br />
Serbin Mühe, keinen Laut von sich zu<br />
geben, was sie aber nach dem deutlich<br />
verlorenen Match bereute.<br />
Diskutiere mit<br />
Für mich stellen sich einige Fragen:<br />
Wieso unternimmt nur die WTA etwas<br />
und ihr Gegenstück, die Association<br />
of <strong>Tennis</strong> Professionals (ATP), nicht?<br />
Wird von den Fans nur das Stöhnen<br />
der Frauen als unangenehm empfunden?<br />
Spielt bei einer Regel<strong>um</strong>stellung<br />
vor allem das Geld der Fernsehstationen<br />
eine Rolle, die ihre Zuschauerquoten<br />
gefährdet sehen? Wer wird wie<br />
bestimmen, bei welcher Lautstärke<br />
die Grenze liegen soll? Falls eine Regel<br />
bei den Spitzenspielerinnen eingeführt<br />
wird; wäre das gegenüber den<br />
Stöhnerinnen fair? Wo siehst du mögliche<br />
Probleme bei der Einführung einer<br />
Stöhnreglementierung?<br />
Diskutiere mit: www.<strong>big</strong><strong>game</strong>.ch<br />
Sinkende Zuschauerzahlen wegen<br />
«Schreifrauen»?<br />
Man kann sich gut vorstellen, dass die<br />
Konzentration auf die Unterdrückung<br />
von Angewohnheiten die Leistungsfähigkeit<br />
einer Spielerin in einem Match auch<br />
auf hohem Niveau behindern kann. Da<br />
es aktuell viele «Schreifrauen» gibt, beklagen<br />
sich mittlerweile <strong>Tennis</strong>fans und<br />
Fernsehstationen über die «störenden<br />
Nebengeräusche». Letztere sehen darin<br />
sogar den G<strong>rund</strong> für sinkende Zuschauerzahlen.<br />
Die BBC benutzt deshalb für<br />
Sehenswerte Videobeispiele<br />
Frauenmatches sogar einen Grunting-<br />
Filter, der das Stöhnen für die Fernsehzuschauenden<br />
ausblendet.<br />
Die aktuelle Diskussion über ein Grunting-Verbot<br />
wurde durch Caroline Wozniaki<br />
angeregt. Diese warf ihren Mitstreiterinnen<br />
und deren Trainern 2011<br />
vor, das laute Stöhnen zu trainieren, <strong>um</strong><br />
Gegnerinnen bewusst zu stören. Bei den<br />
Männern hat sich Andy Murray an den<br />
Indian Wells dieses Jahres über das<br />
Stöhnen von Carlos Berlocq beklagt. Die<br />
Angeschuldigten geben aber zu verstehen,<br />
dass sie nicht mutwillig die Gegner<br />
beeinträchtigen wollen, sondern dass<br />
das Stöhnen schon seit ihrer Kindheit<br />
vorhanden sei. Z<strong>um</strong> Stöhnen auf dem<br />
<strong>Tennis</strong>platz gibt es keine offiziellen Beschränkungen.<br />
Die International <strong>Tennis</strong><br />
Federation hat in ihren Regeln aber<br />
festgehalten, dass eine Spielerin einen<br />
Punkt gewinnt, falls sie von ihrer Gegnerin<br />
bewusst gestört wird. Falls die Störung<br />
aber unbewusst geschieht, wird der<br />
Punkt wiederholt.<br />
Bewusst oder unbewusst – wie jetzt?<br />
Es ist offensichtlich, dass die Absicht<br />
bisher ka<strong>um</strong> zu messen war. Wir schlagen<br />
deshalb die Erfindung eines Intention-o-Meter<br />
vor, der messen kann, ob<br />
das Stöhnen absichtlich erfolgt ist oder<br />
nicht. Dieser könnte dann auch messen,<br />
ob eine Spielerin vor dem Aufschlag absichtlich<br />
lange den Ball prellt, ob ein<br />
Spieler eine Verletzung nur vortäuscht<br />
und ob mit dem Shirt zupfen oder den<br />
Hosen rupfen nur eine Störung des<br />
Gegners oder der Gegnerin beabsichtigt<br />
war. Denkbar wäre für die «gestörten»<br />
Spielerinnen und Zuschauer auch ein<br />
Störungsfilter in Form eines Schutzhelmes,<br />
der alle gegnerischen Macken<br />
und Mätzchen, alle Umwelteinflüsse<br />
und eigenen Ablenkungsgedanken ausblenden<br />
und so dem eigenen Spiel eine<br />
neue Konstanz einbringen könnte. Wäre<br />
ein solches Match ohne Ton, ohne Mätzchen<br />
und mit konstant gut spielenden<br />
Profis nicht spannend, bewegend und<br />
voller Emotionen?<br />
Williams – Sharapova: http://www.youtube.com/watch?v=hqbrLz0jdLw<br />
(Venus Williams Vs. Maria Sharapova Loudest Points)<br />
Roddick – Tipsarevic: http://www.youtube.com/watch?v=dFSOk_THvDQ<br />
(Very funny grunting tennis rally)<br />
Werbung mit Monica Seles: http://www.youtube.com/watch?v=unyOKN4LS8I<br />
(Monica Seles - Grunt American Express (2002) commercial)<br />
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