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Die Beilage als PDF-Download - Hamburger Abendblatt

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<strong>Die</strong>nstag, 16. April 2013 <strong>Hamburger</strong> <strong>Abendblatt</strong> 3<br />

LEBEN<br />

„Morgens weiß ich, dass ich<br />

wieder fertiggemacht werde“<br />

:: Morgens um 7 Uhr klingelt mein<br />

Wecker. Ich mache mich für die Schule<br />

fertig und fühle mich unwohl. Ich weiß,<br />

dass ich von den Mitschülern wieder<br />

fertig gemacht werde.<br />

In der Schule gehe ich sofort zu<br />

meiner besten Freundin, alle anderen<br />

schaue ich nicht an. Ich habe gar keine<br />

Lust, blöd angemacht zu werden. In der<br />

Pause bin ich meist mit meiner Freundin<br />

alleine. Das ist die einzige Zeit, in<br />

der mich mal niemand nervt. Ich habe<br />

keine Lust, wieder in die Klasse zu gehen,<br />

weil es sowieso wieder Gelächter<br />

und Anmerkungen gibt. Manchmal nerven<br />

mich diese gemeinen Kommentare<br />

so sehr, dass ich auch mal aggressiv werde.<br />

Aber das macht alles nur schlimmer.<br />

Wenn ich nach Hause gehe, freue ich<br />

mich nur wenig.<br />

Um über die Ereignisse in der Schule<br />

hinwegzukommen, höre ich laute Musik<br />

Immer wenn ich aus der Schule<br />

komme, fragt mich meine Mutter, wie<br />

es mir geht und wie die Schule gelaufen<br />

ist. Meist gebe ich die gleiche Antwort.<br />

,,Mir geht es gut, und in der Schule war<br />

auch alles okay.“ Ich gehe in mein Zimmer<br />

und setze mich an meine Hausaufgaben.<br />

Ich kann mich allerdings nicht<br />

gut konzentrieren, weil ich Kopfschmerzen<br />

habe. Außerdem höre ich<br />

die ganze Zeit die Stimmen im Kopf.<br />

Ich überlege mir, was ich am nächsten<br />

Tag zu ihnen sagen könnte, aber helfen<br />

tut sowieso nichts, denn egal was ich<br />

sage, die anderen finden alles unnötig<br />

und blöd. Auch zu Hause bin ich total<br />

genervt. Um über die Ereignisse der<br />

Schule hinwegzukommen, höre ich<br />

laute Musik oder zeichne Bilder.<br />

Nachdem ich dann Mittag gegessen<br />

habe, verschwinde ich in meinem Zimmer<br />

und schaue mir auf meinem iPad<br />

die neusten Neuigkeiten auf Facebook<br />

an. Dabei merke ich, dass alle miteinander<br />

kommunizieren. Ich habe gedacht,<br />

dass ich mit meinen Freunden ungestört<br />

über Facebook Kontakt haben<br />

kann. Da lag ich aber f<strong>als</strong>ch, denn es tauchen<br />

Gerüchte über mich auf, die sich<br />

schnell verbreiten. Durch alles, was ich<br />

erlebt habe, weiß ich, dass Mobbing viel<br />

zu wenig ernst genommen wird. Das<br />

Gefühl der gemobbten Person kann niemand<br />

beschreiben. Nur der Betroffene<br />

selbst ist in der Lage, seine Gefühle auszudrücken.<br />

Ich habe beschlossen, mich nicht<br />

mehr mobben zu lassen, sondern zu<br />

Lehrern zu gehen oder zu anderen Personen,<br />

denen ich vertrauen kann. Wenn<br />

jemand ein Problem damit hat, dann ist<br />

das nicht mein Problem.<br />

Burcu Celik, Klasse 9f<br />

Stadtteilschule Eidelstedt<br />

Hip-Hop bedeutet Lebensstil und<br />

eine ganz besondere Sprachkultur<br />

<strong>Die</strong> Kulturbewegung entstand in den 70er-Jahren in der Bronx<br />

Rapper Samy Deluxe gründete das<br />

Projekt „Crossover“ Foto: picture alliance<br />

:: Wir haben in Fußgängerzonen von<br />

Hamburg 20 Personen zwischen zwölf<br />

und 60 Jahren zu dem Begriff Hip-Hop<br />

befragt. Etwa 50 Prozent der Befragten<br />

bezeichneten Hip-Hop <strong>als</strong> Gangstermusik<br />

oder <strong>als</strong> Musik mit primitiven<br />

Texten. 30 Prozent kannten Namen von<br />

Rappern. Am häufigsten fielen Eminem,<br />

Bushido, Samy Deluxe, Snoop<br />

Dogg und 50 Cent. <strong>Die</strong> Umfrage zeigte,<br />

keiner kennt den Hintergrund des<br />

Hip-Hop. Hip-Hop ist ein Lebensstil<br />

und eine besondere Sprachkultur.<br />

Hip-Hop entstand in den 70er-Jahren<br />

in den USA. Im New Yorker Stadtteil<br />

Bronx kam es regelmäßig zu gewaltsamen<br />

Auseinandersetzungen zwischen<br />

Jugendgangs. Eines Tages musste<br />

Africa Bambaataa zusehen, wie sein<br />

bester Freund auf offener Straße erschossen<br />

wurde. Er wandte sich vom<br />

Gewaltleben ab und gründete die Zulu<br />

Nation, eine Organisation, die Jugendlichen<br />

eine Alternative zur Gewalt bieten<br />

sollte.<br />

Statt Gewalt sollten Tanzen und<br />

Reime beweisen, wer der Beste war. Inzwischen<br />

ist Hip-Hop auch in Europa<br />

populär. Der Gangster-Rap steht in vielen<br />

Stadtteilen im Vordergrund. Bushido<br />

und Sido sind bekannte deutsche<br />

Gangster-Rapper.<br />

<strong>Die</strong> Kulturwissenschaftlerin Julia<br />

Manzke erklärt die Faszination der Jugendlichen<br />

für Bushidos Musik wie<br />

folgt: „Mit dieser Art von Hip-Hop provozieren<br />

Teenager ihre Eltern. <strong>Die</strong> Texte<br />

arbeiten mit einfachen Strukturen,<br />

und genau danach sehnen sich die Jugendlichen<br />

in unsicheren Zeiten. Der<br />

Gangster-Rap bietet klare Lösungsmuster,<br />

der Mann ist stark, die Frau ist<br />

schwach, und der Feind wird, wenn nötig,<br />

mit einem Schuss plattgemacht. So<br />

einfach kann das Leben sein. Zumindest<br />

in der Welt von Bushido.“<br />

Gangster-Rap bietet simple Lösungen:<br />

Der Feind wird plattgemacht<br />

Wer sich in der Hip-Hop Szene auskennt,<br />

weiß, dass Hip-Hop nicht nur<br />

Gangster-Rap ist. Hip-Hop bedeutet<br />

auch politische Verantwortung. Es geht<br />

auch um Kritik an wirtschaftlichen und<br />

sozialen Missständen. Politisch motivierten<br />

Rap nennt man Conscious oder<br />

Political Rap.<br />

Auch Deutschland zählt berühmte<br />

und sozial engagierte Rapper. Samy Deluxe<br />

ist gebürtiger <strong>Hamburger</strong> und einer<br />

der erfolgreichsten Rapper. Er nutzt<br />

seine Bekanntheit <strong>als</strong> Hip-Hopper, um<br />

Integration zu fördern und Rassismus<br />

und Vorurteilen entgegenzuwirken.<br />

Außerdem engagiert er sich für Bildung<br />

und setzt sich für den Kampf gegen<br />

Aids ein.<br />

Im Herbst 2007 gründete er das<br />

Projekt „Crossover“, um gegen die ständig<br />

wachsenden Grenzen zwischen Kindern<br />

aus unterschiedlichen Stadtteilen<br />

zu kämpfen. Für sein soziales Engagement<br />

erhielt er viele Auszeichnungen.<br />

Er sagt: „Es geht darum, <strong>als</strong> erwachsener<br />

Mann respektiert zu werden, der<br />

mehr ist <strong>als</strong> nur ein Clown in weiten<br />

Hosen. Und das ist meines Erachtens<br />

nach ein wichtiges Zeichen für junge<br />

Leute, gerade solche mit anderer Hautfarbe<br />

oder anderem kulturellem Hintergrund.“<br />

Hip-Hop wird sich weiterhin<br />

entwickeln und mit starken Alben riesige<br />

Konzerten bieten.<br />

Léa Négri, Klasse 9b<br />

Jenisch Gymnasium<br />

„<strong>Die</strong> Leute schauen mir<br />

mitfühlend hinterher“<br />

Nach einem Beinbruch ist Simon Rollifahrer auf Zeit und macht interessante Erfahrungen<br />

:: Ich bin 14 Jahre alt und begeisterter<br />

Sportler. Bewegung ist mir wichtig<br />

und füllt meine Freizeit fast vollständig<br />

aus. Anfang November bricht mir ein<br />

Gegner beim Fußball das linke Bein,<br />

aber ich zweifle keine Sekunde daran,<br />

dass ich wieder spielen kann. Als ich da<br />

so auf dem schmutzigen und körnigen<br />

Grandplatz liege, ist mein erster Gedanke:<br />

„Verdammt! Ich muss zu Hause<br />

noch Geschichte lernen!“ Meiner Mutter<br />

hätte dieser Gedanke ganz bestimmt<br />

gefallen. Schule ist schließlich wichtig.<br />

Stunden später wache ich im Krankenhaus<br />

auf.<br />

Ich fühle mich plötzlich wie<br />

ein 70 Jahre alter Mann.<br />

Dann atme ich schwer, um<br />

mich wieder zu erholen.<br />

Simon Soetbehr<br />

Das Erste, was ich erblicke, ist ein<br />

Rolli neben meinem Bett. Ich ahne nur,<br />

was das bedeutet. Ich muss sagen, selber<br />

Rollstuhl zu fahren hat anfangs<br />

sogar Spaß gemacht, und meine Freunde<br />

waren begeistert, mal eine Runde<br />

mit mir zu drehen.<br />

Doch im Winter, wenn die Temperaturen<br />

fallen, so wie ich auf dem Platz<br />

gefallen bin, werden die Stangen des<br />

Rollstuhls eiskalt und sind mit kleinen<br />

Eiskristallen übersät. Dann ist es ein<br />

richtiger Kampf, alleine zu fahren.<br />

<strong>Die</strong> Menschen zeigen viel Mitleid<br />

und Mitgefühl. Ich weiß, alle Besserungswünsche<br />

und alle Aufmunterungen<br />

sind gut gemeint, aber bei einer<br />

Aussage komme ich immer ins Räuspern<br />

und ins Stirnrunzeln.<br />

<strong>Die</strong> wird immer zäher und immer<br />

schwerer anzuhören: „Das wird schon.“<br />

Ich bin mir bewusst, dass dieser Unterschenkelbeinbruch<br />

heilen wird. Das<br />

haben mir natürlich auch die Ärzte im<br />

Krankenhaus gesagt. Während ich nett<br />

und ironisch lächelnd diese guten Wünsche<br />

annehme, weiß ich doch auch, dass<br />

diese Verletzung schon wird. Das ist mir<br />

klar, aber was mich wurmt, ist das Warten<br />

und zu erkennen, was ich alles nicht<br />

machen kann und wie eingeschränkt<br />

ich bin.<br />

Jetzt heißt es: warten, nett lächeln und<br />

die unklugen Kommentare aushalten<br />

Es ist amüsant zu sehen, wie einzelne<br />

Personen auf mich im Rollstuhl reagieren.<br />

Auf den Gängen drehen sich die<br />

Leute um, und ich sehe mitfühlende Blicke.<br />

Aber häufig sehe ich auch ein Grinsen,<br />

wenn Leute Sachen sagen, wie zum<br />

Beispiel: „Mal gucken, was passiert,<br />

wenn wir ihn hier stehen lassen und anschließen.“<br />

Oder: „Lasst ihn da stehen,<br />

er läuft schon nicht weg.“ <strong>Die</strong>se Sprüche<br />

sind am Anfang noch ganz witzig, doch<br />

nach und nach wiederholen sie sich und<br />

werden so abgestumpft wie der Witz<br />

des Tages im <strong>Hamburger</strong> <strong>Abendblatt</strong> –<br />

meistens nicht der Knaller, aber man<br />

lacht aus Höflichkeit. Ab und zu ist dann<br />

mal ein Kracher dabei.<br />

So ist es für mich ein Knaller, zu<br />

sehen, wie alles anstrengender wird. Ich<br />

Eine Erfahrung fürs Leben machte Simon Soetbehr, <strong>als</strong> er sich nach einem Unfall<br />

vorübergehend per Rollstuhl fortbewegte Foto: picture alliance<br />

fühle mich plötzlich wie ein 70 Jahre<br />

alter Mann. Wenn ich die Treppe auf<br />

meinen Krücken hochhüpfe, muss ich<br />

mich, oben angekommen, erst einmal<br />

ein paar Minuten hinsetzen oder hinlegen.<br />

Dann atme ich schwer, um mich<br />

wieder zu erholen.<br />

Das liegt natürlich vor allem daran,<br />

dass ich mir einen schönen Aufenthalt<br />

im Krankenhaus gemacht und nur rumgelegen<br />

habe, die geschenkte Mitleidsschokolade<br />

in mich hineingestopft und<br />

viel zu viel Zeit vor allem mit Nichtstun<br />

verbracht habe.<br />

Also heißt es bis auf Weiteres:<br />

warten, nett lächeln, die unklugen<br />

Kommentare aushalten, sich von allen<br />

verwöhnen lassen und den Unfall zu<br />

meinem Vorteil nutzen.<br />

Simon Soetbehr, Klasse 9/2<br />

Heinrich-Heine-Gymnasium<br />

„Hamburg ist<br />

eine vielseitige und<br />

große Stadt“<br />

<strong>Die</strong> ukrainische Künstlerin<br />

Natalija Cimbaljuk erzählt über<br />

ihr neues Leben in Deutschland<br />

:: Von den in Deutschland lebenden<br />

Menschen mit Migrationshintergrund<br />

stammen 123.300 aus der Ukraine. <strong>Die</strong><br />

Klitschko-Brüder zählen dazu und die<br />

37 Jahre alte Künstlerin Natalija Cimbaljuk.<br />

Geboren wurde Natalija Cimbaljuk<br />

in der ukrainischen Hauptstadt Kiew.<br />

Nach ihrem Diplomabschluss an der<br />

National Akademie der Bildenden<br />

Künste und Architektur zog sie nach<br />

Immenhausen, nahe der Documenta-<br />

Stadt Kassel. In Deutschland gab sie<br />

neben ihrem Lehramtsstudium der<br />

Fächer Kunst, Darstellendes Spiel und<br />

Evangelische Religion sowie der Erziehung<br />

ihrer beiden Kinder Malkurse und<br />

veranstaltete mehrere Ausstellungen.<br />

Heute ist Natalia Cibaljuk Lehrerin<br />

in Hamburg.<br />

<strong>Hamburger</strong> <strong>Abendblatt</strong>: Wann waren Sie<br />

das erste Mal in Deutschland?<br />

Natalija Cimbaljuk: Mit 16 Jahren kam<br />

ich <strong>als</strong> Tschernobylkind zur Genesung<br />

für jeweils zehn Tage nach Bremen und<br />

in das Pfadfinderheim bei Immenhausen.<br />

Dabei entstanden die ersten Eindrücke,<br />

und ich knüpfte neue Bekanntschaften.<br />

Was hat zu Ihrem Umzug geführt?<br />

Cimbaljuk: <strong>Die</strong> Liebe. Mit 18 Jahren habe<br />

ich einen tollen Mann bei Kassel<br />

kennengelernt. Ein paar Jahre später<br />

haben wir geheiratet und bekamen zwei<br />

Kinder.<br />

Was hat es für Sie bedeutet Ihre Familie<br />

und Freunde hinter sich zulassen?<br />

Cimbaljuk: Mit dem Umzug nach<br />

Deutschland habe ich zwar mein Land<br />

verlassen, aber nicht meine Familie und<br />

Freunde. Wir besuchen uns mindestens<br />

einmal im Jahr, und wenn es einmal<br />

Redebedarf gibt, skypen wir.<br />

Wie war es, in einem anderen Land <strong>als</strong><br />

Künstlerin neu anzufangen?<br />

Cimbaljuk: Auf jeden Fall war es sehr<br />

aufregend und spannend, und ich bin<br />

ein Mitglied des Bundesverbandes der<br />

Bildenden Künstler geworden. Generell<br />

hat sich in meinen Beruf nicht so sehr<br />

verändert, da ich mich auch weiterhin<br />

an Ausstellungen beteilige. Ich wurde<br />

aber selbstständig und habe auch angefangen,<br />

an Volkshochschulen zu unterrichten.<br />

Heute gebe ich Kunstunterricht<br />

an Schulen.<br />

Wie finden Sie die Menschen und Kultur<br />

in Hamburg?<br />

Cimbaljuk: Hamburg ist eine vielseitige<br />

Stadt mit interessanten außergewöhnlichen,<br />

kulturellen Angeboten wie Music<strong>als</strong>.<br />

Außerdem gibt es hier zahlreiche<br />

Kunstausstellungen, an denen ich mich<br />

früher auch schon beteiligt habe. <strong>Die</strong><br />

Menschen sind hier sehr herzlich, offen<br />

und interessant, da hier viele Kulturen<br />

aufeinandertreffen.<br />

Sophia Metje, Klasse 9c<br />

Johannes-Brahms-Gymnasium<br />

<strong>Die</strong> Künstlerin Natalija Cimbaljuk<br />

vor einem ihrer Bilder Foto: privat<br />

Kampfsport ist Training für Körper und Geist<br />

Von wegen brutal: Boxen, Ringen und Taekwondo erfordern höchsten Respekt gegenüber dem Trainingspartner und dem Gegner<br />

:: Auf die Frage nach meinen Hobbys<br />

antwortete ich einem Freund meiner<br />

Eltern, dass ich Kampfsport betreibe.<br />

Sofort äußerte er sein Unverständnis:<br />

„Wie kann man nur eine Sportart betreiben,<br />

bei der man sich und andere<br />

absichtlich verletzt?“ Ein weiterer<br />

schaltete sich ein: „Kampfsportler sind<br />

Schläger. <strong>Die</strong> haben ihre Aggressionen<br />

nicht im Griff und sind geistig minderbemittelt.<br />

Such dir lieber etwas Gesellschaftstaugliches.“<br />

Auch mein Interesse<br />

für Mixed Martial Arts (gemischte<br />

Kampfkünste) können viele nicht verstehen.<br />

Nicht selten höre ich: „Ist das<br />

nicht dieser Käfigkampf, bei dem zwei<br />

eingesperrt werden und dann wie Hähne<br />

aufeinander losgehen und sich schlagen,<br />

bis einer blutend am Boden liegt?<br />

Einfach nur krank!“<br />

Reshad Rashidi ist Taekwondo-Landestrainer<br />

in Hamburg Foto: Roland Magunia<br />

<strong>Die</strong>se und ähnliche Äußerungen erklären,<br />

warum viele meiner Mitkämpfer<br />

sich für mehr Akzeptanz von Kampfsport<br />

einsetzten.<br />

Kampfsport ist der Sammelbegriff<br />

für verschiedenene waffenlose Kampfstile.<br />

Zu den in Europa bekanntesten<br />

Kampfsportarten gehören Boxen, Karate,<br />

Judo und Ringen. Taekwondo ist<br />

eine asiatische Kampfsportart.<br />

<strong>Die</strong> Intoleranz gegenüber dem<br />

Kampfsport resultiert vermutlich aus<br />

dem mangelnden Wissen über die Philosophie,<br />

die Ziele und das Training.<br />

Viele glauben, dass Kampfsportler aggressive<br />

Menschen sind. Das Gegenteil<br />

ist der Fall. Kampfsport ist kontinuierliches<br />

Training für Körper und Geist.<br />

Respekt gegenüber dem Trainingspartner<br />

und gegenseitiges Vertrauen werden<br />

ebenso geschult wie Selbstbewusstsein<br />

und Durchsetzungsvermögen. Es<br />

wird schon in der ersten Trainingsstunde<br />

gelehrt, dass Kampfsport ausschließlich<br />

zu Selbstverteidigungszwecken<br />

und im fairen Wettkampf eingesetzt<br />

werden darf. Jeder Schüler lernt,<br />

dass man nur unter Einhaltung einer<br />

strikten Disziplin erfolgreich sein kann.<br />

<strong>Die</strong>se Erkenntnis hilft in vielen Bereichen<br />

des Lebens.<br />

Von den Ultimate Fighting Championchip-Kämpfern,<br />

die den Kampfsport<br />

in seiner extremsten Form praktizieren,<br />

haben 80 Prozent einen Hochschulabschluss.<br />

Kampfsportler sind<br />

keine Schläger, sondern disziplinierte<br />

Sportler, die Spaß an einem umfassenden<br />

Training haben, das die Beweglichkeit,<br />

die Körperbeherrschung sowie die<br />

Kondition und die Ausdauer gleichermaßen<br />

schult.<br />

Leon Wehowsky, Klasse 9e<br />

Gymnasium Heidberg<br />

Ich bin vielleicht nicht reich, aber<br />

ich arbeite in meinem Traumberuf<br />

:: „Wieso willst du Friseurin werden,<br />

da verdienst du doch kein Geld.“ Das<br />

war der gängigste Satz, den ich hörte, <strong>als</strong><br />

ich meine Ausbildung begann. Ich aber<br />

dachte an die vielen Möglichkeiten, die<br />

mir der Beruf bietet: Ich könnte auf einem<br />

Schiff arbeiten und dabei um die<br />

Welt reisen, für eine große Firma <strong>als</strong><br />

Trainerin tätig sein. Ich könnte an der<br />

Berufsschule arbeiten und mein Wissen<br />

weitergeben, ein Studio leiten, selbstständig<br />

werden, um mein eigene Chefin<br />

zu sein. Haare wachsen immer, und den<br />

Beruf gibt es schon seit Jahrhunderten.<br />

Leider sind die Berufe, die eine zwischenmenschliche<br />

Beziehung aufbauen,<br />

nie so angesehen, wie die Arbeit von<br />

Leuten, die tagtäglich mit Telefon,<br />

Computer, Akten, Geld, Papieren zu tun<br />

haben. Als Friseur ist man fester Bestandteil<br />

des Alltags eines Menschen<br />

und oftm<strong>als</strong> eine Vertrauensperson.<br />

Als Friseur habe ich nicht nur Einfluss<br />

auf das Äußere der Kunden, sondern<br />

auch Einfluss auf das Innere einer<br />

Person.<br />

Mit meiner Arbeit bringe ich Menschen<br />

dazu, sich rundum gut zu fühlen.<br />

Ich bekomme jede Stunde ein Feedback.<br />

Wer kann das schon von seinem<br />

Beruf sagen? Das Besondere an dem Beruf<br />

ist das Zwischenmenschliche, die<br />

emotionale Ebene, die man zum Kunden<br />

in kurzer Zeit aufbaut. Mein Beruf<br />

ist ein Traumberuf. Vielleicht werde ich<br />

nicht reich, aber ich bin und bleibe<br />

glücklich und zufrieden.<br />

Charley Gadewoltz, Klasse S1P1<br />

Berufliche Schule Burgstraße<br />

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