Fachartikel Pellets vergast - Häuser erwärmet - eta Energieberatung ...
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HOLZ + BRENNSTOFFE<br />
<strong>Pellets</strong> <strong>vergast</strong> – <strong>Häuser</strong> erwärmt<br />
Holzvergaser aus der Oberpfalz im Container-Design<br />
Mit einem Holzvergaser-<br />
Blockheizkraftwerk und einem<br />
Spitzenlastkessel, beides mit<br />
<strong>Pellets</strong> als Brennstoff, versorgen<br />
die Stadtwerke Wunsiedel<br />
seit kurzem einen Großteil<br />
des Ortsteils Schönbrunn mit<br />
Nahwärme.<br />
„Unser HV V3.90 besticht durch ein ansprechendes<br />
Design, welches den mittlerweile<br />
sauberen und modernen Charakter<br />
unserer heutigen Holzvergasertechnologie<br />
unterstreicht“, verkündet der Oberpfälzer<br />
Hersteller Burkhardt GmbH ziemlich<br />
stolz und in PR-Manier. Doch nicht ganz<br />
ohne Grund. Denn ihr System sieht wirklich<br />
nicht mehr so aus, wie es einem beim<br />
Begriff „Holzvergaser“ in den Kopf kommt:<br />
dunkel, verrußt, ein wenig zusammengebastelt.<br />
Und immerhin 70 dieser Kompakt-<br />
Holzvergaser hat das Unternehmen inzwischen<br />
verkauft, vor allem nach Deutschland<br />
und Italien.<br />
Das Heizkraftwerksgebäude im Wunsiedler<br />
Ortsteil Schönbrunn, in dem das Modell<br />
V3.90 steht, ist das genaue Gegenteil<br />
von düster. Außen mit hellem Holz verkleidet,<br />
und innen hell, modern, wie aus einem<br />
Guß. Und der Burkhardt-Holzvergaser<br />
paßt hier sehr gut hinein: Türkis, Silber<br />
und Beige herrschen vor. Wenn man bedenkt,<br />
daß die einst ausschließlich in der<br />
Gebäudetechnik tätige Firma erst im Jahr<br />
2008 mit der Holzvergaser-Entwicklung<br />
angefangen und 2009 erste Prototypen installiert<br />
hat, ist das eine rasante Entwicklung<br />
zu einem professionellen Holzvergaser-Blockheizkraftwerk.<br />
Hin zu mehr <strong>Pellets</strong>-Eigennutzung<br />
Für die Stadtwerke Wunsiedel (SWW) ist<br />
das Heizkraftwerk Schönbrunn ebenfalls<br />
ein großer Schritt nach vorn. Es ist gewissermaßen<br />
der erste Schritt auf dem propagierten<br />
Weg, möglichst viele Ortsteile<br />
sowie um die Kreisstadt herum liegende<br />
Dörfer mit Biowärme aus der Region zu<br />
versorgen. Dadurch solle die Wertschöpfung<br />
vor Ort bleiben, statt Öl oder Gas importieren<br />
und dafür Geld exportieren zu<br />
müssen, heißt es. „Satellitenanlagen“<br />
nennen die SWW dieses Konzept. Es baut<br />
auf der Versorgung mit Holzpellets aus<br />
Oben: Pufferspeicher des <strong>Pellets</strong>vergasers.<br />
Rechts: Der MAN-Motor leistet<br />
elektrisch 180 Kilowatt.<br />
der stadtwerkedominierten Produktion der<br />
Wun Bioenergie GmbH auf (siehe voheriger<br />
Bericht).<br />
Anfang dieses Jahres ging das Heizkraftwerk<br />
in Schönbrunn in Betrieb. Neben der<br />
Photovoltaikanlage mit gut 200 Kilowatt<br />
auf dem Dach am auffälligsten: der<br />
Schornstein nebst Notfackel vor der Eingangstür.<br />
Das Gebäude ist in den Hang<br />
hineingebaut, so daß die Zulieferung der<br />
<strong>Pellets</strong> quasi auf der oberen Ebene der<br />
Lagerbunker stattfinden kann. 1.000 Tonnen<br />
<strong>Pellets</strong> passen dort hinein – laut Betreiberauskunft<br />
genug für ein Jahr Betrieb.<br />
Geplant hat dieses Heizkraftwerk – wie<br />
37<br />
3/2013
HOLZ + BRENNSTOFFE<br />
Sebastian Kleins (links) von der Eta <strong>Energieberatung</strong> und Betriebsleiter Thomas<br />
Ködel an der Steuerung des <strong>Pellets</strong>vergasers.<br />
Fotos: Wraneschitz<br />
auch das <strong>Pellets</strong>werk und das ORC-Heizkraftwerk<br />
in Holenbrunn – die Eta <strong>Energieberatung</strong><br />
GbR aus Pfaffenhofen an der<br />
Ilm. Das Planungsbüro entschied sich für<br />
das Holzgas-Bhkw von Burkhardt mit einer<br />
thermischen Leistung von 250 Kilowatt,<br />
die Energie aus dem Holzgaskühler<br />
mit eingerechnet. Das ist genug, um für<br />
die Grundlast im Wärmenetz des Dorfes<br />
Schönbrunn zu sorgen. Die elektrische<br />
Leistung des V3.90 beträgt 180 Kilowatt.<br />
Dieser hohe Stromanteil sei eine Besonderheit,<br />
wie Claus Burkhardt vom Vertrieb<br />
des gleichnamigen Familienunternehmens<br />
erklärt: „Knapp 30 Prozent elektrischen<br />
Gesamtwirkungsgrad, das schafft<br />
wohl kein Wettbewerber bei Holzvergasern.“<br />
Da lohne es sich sogar, daß „der<br />
Brennstoff etwas teurer“ sei: Üblicherweise<br />
werden Holzvergaser-Kessel mit Hackschnitzeln<br />
befeuert. Dieses System der<br />
<strong>Pellets</strong>vergasung ist laut Burkhardt die<br />
zweite Besonderheit ihrer Anlagen: „Ich<br />
kenne sonst niemand, der das macht.“<br />
Für die Produktion der Heizwärme im Winter<br />
steht im Heizkraftwerk Schönbrunn ein<br />
<strong>Pellets</strong>-Kessel, thermische Leistung 950<br />
Kilowatt. Und für die Versorgungssicherheit<br />
sorgt ein unterirdischer Pufferspeicher,<br />
Fassungsvermögen 80.000 Liter<br />
Heizwasser.<br />
Rund 3,7 Millionen Euro haben die SWW<br />
insgesamt für das Heizkraftwerk Schönbrunn<br />
einschließlich 5,3 Kilometer Nahwärmeleitungen<br />
ausgegeben. Dabei erzielten<br />
die Stadtwerke einen Synergieeffekt:<br />
Als örtlicher Telefon- und Intern<strong>eta</strong>nbieter<br />
verlegten sie gleichzeitig Glasfaserkabel<br />
in die aufgegrabenen Straßen,<br />
sparten so Geld und schufen für die Bewohner<br />
den Zugang zu schnellen Kommunikationsnetzen.<br />
Großes Interesse bei der Bevölkerung<br />
Außerdem: Schon vor Baubeginn waren<br />
60 Prozent der Schönbrunner Hausbesitzer<br />
an einem Anschluß ans Nahwärmenetz<br />
interessiert, so Bioenergie-Betriebsleiter<br />
Thomas Ködel. Bis Ende des Jahres<br />
sollen jedenfalls bereits 92 Haushalte an<br />
die Nahwärmeleitung angeschlossen<br />
sein. Daß mit der Errichtung von Netz und<br />
Heizkraftwerk regionale Unternehmen beauftragt<br />
wurden, versteht sich bei der beschriebenen<br />
Strategie der Stadtwerke fast<br />
von selbst.<br />
Und auch, daß die SWW auf ein Bhkw für<br />
die Schönbrunner Nahwärme setzen, ist<br />
kein Wunder. Denn Kraft-Wärme-Kopplung<br />
ist dort schon ein recht alter Hut: Seit<br />
1993 betreiben sie in der Fichtelgebirgshalle,<br />
der Kläranlage und einem Seniorenheim<br />
mehrere Bhkw. Sie wurden damals<br />
noch von Fichtel & Sachs hergestellt, jetzt<br />
sind die Modelle unter dem Markennamen<br />
„Dachs“ bekannt, und die SWW<br />
vertreibt die Anlagen sogar selbst.<br />
Die Stadtwerke-Verantwortlichen loben<br />
vor allem deren „nahezu unverwüstlichen<br />
Motor. Während bei unseren Großanlagen<br />
die Motoren nach rund 15.000 bis<br />
25.000 Stunden zur Generalüberholung<br />
anstehen, haben die Dachs bereits zwischen<br />
60.000 und 73.000 Stunden erreicht.<br />
Und dabei ist noch kein Ende<br />
absehbar“. Diesen „Dauerlauf über acht<br />
Jahre auf dem Originalmotor und ohne<br />
Überholung“ dürfte der MAN-Diesel im<br />
Burkhardt-<strong>Pellets</strong>vergaser wohl nur<br />
schwer toppen können.<br />
Heinz Wraneschitz<br />
Heizkraftwerk Schönbrunn<br />
Holzgas-Bhkw: MAN-Motor,<br />
180 kW(el),<br />
Holzgas-Bhkw und Vergaser:<br />
250 kW(th), inkl. Gaskühlung<br />
<strong>Pellets</strong>-Kessel: 950 kW(th)<br />
Unterirdischer Pufferspeicher: 80 m³<br />
Hocheffektive Holzvergasung<br />
im V3.90<br />
(wra). Bei etwa 420 Kilowatt Holzgasund<br />
50 Kilowatt Zündölleistung – der<br />
Verbrauch beträgt pro Stunde 115 Kilogramm<br />
<strong>Pellets</strong> und fünf Liter Pflanzenöl –<br />
ergibt sich nach Herstellerangaben ein<br />
Wirkungsgrad von über 85 Prozent. „Wir<br />
haben das Rad nicht neu erfunden – wir<br />
haben es nur runder gemacht!“, beschreiben<br />
die Burkhardts ihre Technik<br />
selbstbewußt. Daß die Firma dafür auf<br />
MAN-Dieselmotoren setzt, hat einen<br />
einfachen Grund: Der Technikentwickler<br />
schrieb im Nürnberger MAN-Motorenwerk<br />
seine Diplomarbeit.<br />
www.burkhardt-gmbh.de<br />
Konsequent: Holz nicht nur als<br />
Brennstoff im Gebäude, als Baustoff<br />
ist es auch nach außen<br />
sichtbar.<br />
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3/2013