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Dermatologische Probleme bei Kindern mit Adipositas

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Leitthema<br />

Bundesgesundheitsbl 2013 · 56:539–542<br />

DOI 10.1007/s00103-012-1641-x<br />

Online publiziert: 27. März 2013<br />

© Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013<br />

K. Lau · P.H. Höger<br />

Abteilung Pädiatrische Dermatologie, Katholisches Kinderkrankenhaus Wilhelmstift, Hamburg<br />

<strong>Dermatologische</strong> <strong>Probleme</strong><br />

<strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong> <strong>mit</strong> <strong>Adipositas</strong><br />

<strong>Adipositas</strong> ist in der westlichen Gesellschaft<br />

ein medizinisches Problem, dessen<br />

Bedeutung in den letzten 3 Jahrzehnten<br />

stark zugenommen hat und das nun vermehrt<br />

auch Kinder betrifft [1]. Der Einfluss<br />

von <strong>Adipositas</strong> auf das kardiovaskuläre<br />

System, auf die Entstehung von Hyperinsulinämie<br />

<strong>mit</strong> daraus resultierendem<br />

Typ-2-Diabetes-mellitus und auf die<br />

Karzinomentstehung sowie ihre Folgen<br />

auf diverse andere Organe wurden intensiv<br />

untersucht [2]. Den möglichen Folgen<br />

von <strong>Adipositas</strong> auf die Haut wurde bisher<br />

weniger Aufmerksamkeit zuteil. In<br />

den letzten Jahren wurde jedoch das Auftreten<br />

der Pseudoacanthosis nigricans auf<br />

der Haut als möglicher Frühindikator für<br />

eine Hyper insulinämie [3] beschrieben<br />

und der pathogenetische Zusammenhang<br />

zwischen Psoriasis und <strong>Adipositas</strong> in verschiedenen<br />

Studien belegt.<br />

Der Einfluss der <strong>Adipositas</strong> auf die Haut<br />

beginnt <strong>mit</strong> Veränderungen physiologischer<br />

Prozesse und einer Verschlechterung<br />

der Hautbarriere. Typische Hautveränderungen<br />

sind die Pseudoacanthosis nigricans,<br />

Fibroma pendulans, Striae cutis distensae<br />

durch Überdehnung der Haut, plantare<br />

Hyperkeratosen und ein erhöhtes Risiko<br />

für Hautinfektionen. Alle diese Dermatosen<br />

können bereits im Kindesalter beobachtet<br />

werden, und ihr Auftreten korreliert<br />

<strong>mit</strong> dem Schweregrad der <strong>Adipositas</strong>.<br />

Bereits bestehende Haut erkrankungen wie<br />

Lymphödeme und die Psoriasis werden<br />

durch eine <strong>Adipositas</strong> verschlechtert [4, 5,<br />

6]. Die Hautveränderungen resultieren <strong>bei</strong><br />

Adipösen teils aus der Hyperinsulinämie,<br />

teils sind sie mechanisch oder inflammatorisch<br />

bedingt, ohne dass eine infektiöse<br />

Ursache vorliegt (. Tab. 1).<br />

Der folgende Beitrag gibt einen Überblick<br />

über die physiologischen Funktionen<br />

des Fettgewebes und über die häufigsten<br />

dermatologischen Krankheitsbilder,<br />

die Folge einer <strong>Adipositas</strong> sein können<br />

bzw. von ihr ungünstig beeinflusst<br />

werden.<br />

<strong>Adipositas</strong> und Hautphysiologie<br />

<strong>Adipositas</strong> ist <strong>mit</strong> einer Anzahl von Veränderungen<br />

der Hautbarriere assoziiert.<br />

Loffler, Aramaki und Effendy konnten<br />

eine Korrelation zwischen der Höhe des<br />

Body-Mass-Index (BMI) und epidermalen<br />

Funktionen nachweisen. So zeigen<br />

adipöse Patienten im Vergleich zu Kontrollpatienten<br />

einen erhöhten transepidermalen<br />

Wasserverlust, der <strong>mit</strong> vermehrten<br />

Erythemen einhergeht [7]. Nino et al.<br />

konnten <strong>bei</strong> adipösen <strong>Kindern</strong> im Alter<br />

zwischen 11 und 15 Jahren ebenfalls einen<br />

signifikant erhöhten transepidermalen<br />

Wasserverlust der Haut nachweisen. Adipöse<br />

Patienten haben dickere Hautfalten,<br />

überhitzen leichter und schwitzen vermehrt<br />

[8].<br />

<strong>Adipositas</strong> und Funktionen<br />

des Fettgewebes<br />

Bei Erwachsenen besteht das subkutane<br />

Fettgewebe fast vollständig aus dem<br />

sog. weißen Fettgewebe („white adipose<br />

tissue“, WAT), das unterschiedliche Funktionen<br />

erfüllt. Bei Adipösen kann es einen<br />

hohen Anteil des Körpergewichtes ausmachen,<br />

was zu einer vermehrten Insulinausschüttung<br />

sowie einem erhöhten<br />

Nüchtern insulinspiegel führt und <strong>mit</strong><br />

einer langfristig erhöhten Gefahr für die<br />

Ausprägung eines Diabetes mellitus Typ II<br />

einhergeht [4]. Das subkutane WAT produziert<br />

eine Vielzahl von Hormonen, Zy-<br />

Tab. 1 Hauterkrankungen <strong>bei</strong> <strong>Adipositas</strong>. (Mod. nach Yosipovitch et al. [12])<br />

Insulinresistenz<br />

Mechanisch bedingt<br />

Entzündlich (infektionsbedingt)<br />

Entzündlich (nicht infektionsbedingt)<br />

Pseudoacanthosis nigricans<br />

Fibroma pendulans<br />

Keratosis pilaris<br />

Hirsutismus (<strong>bei</strong> Hyperandrogenismus)<br />

Plantare Hyperkeratose<br />

Striae cutis distensae<br />

Lymphödeme (Unterschenkel)<br />

Chronisch venöse Insuffizienz<br />

Intertrigo<br />

Candidose nichtintertriginöser Areale<br />

Dermatophytose (an allen Körperstellen möglich)<br />

Erysipel<br />

Follikulitis<br />

Nekrotisierende Fasziitis<br />

Acne inversa (Hidradenitis suppurativa)<br />

Psoriasis vulgaris<br />

Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 4 · 2013 |<br />

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