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Jeder Jäger/Jägerin weiß, dass es jagdkritische und jagdfeindliche ...

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…. ES HAT SICH AUCH IN SÜDTIROL EINE TIERRECHTSBEWEGUNG GEBILDET, DIE HIER ALLERDINGS EIN<br />

HAUPTZIEL VOR AUGEN ZU HABEN SCHEINT: „ DIE ABSCHAFFUNG DER JAGD“ ­ SAGTE DER<br />

LANDESJÄGERMEISTER ANLÄSSLICH DER GENERALVERSAMMLUNG DES SJV. „ MIR SCHEINT, ES IST DIESEN<br />

LEUTEN JEDES MITTEL RECHT, UNSERE TÄTIGKEIT, UNSERE GILDE ZU VERUNGLIMPFEN UND ALS ÜBERHOLT<br />

DARZUSTELLEN“<br />

<strong>Jeder</strong> <strong>Jäger</strong>/<strong>Jäger</strong>in <strong>weiß</strong>, <strong>dass</strong> <strong>es</strong> <strong>jagdkritische</strong> <strong>und</strong> <strong>jagdfeindliche</strong> Strömungen in unserer G<strong>es</strong>ellschaft gibt.<br />

<br />

<br />

Wie aber sind di<strong>es</strong>e „anzusprechen“?<br />

Handelt <strong>es</strong> sich bei den Jagdgegnern um ein Häufchen wohlmeinender Gutmenschen, um weltfremde Chaoten<br />

oder einfach um Bürger, die die Jagd als nicht mehr zeitgemäß ablehnen?<br />

Die Antwort ist vielschichtig, denn in Bezug auf Natur <strong>und</strong> Tiere vollzieht sich gegenwärtig ein Werte Wandel. In<br />

den deutschsprachigen Ländern erscheint die g<strong>es</strong>ellschaftliche „Großwetterlage“ bezüglich der Jagd nicht<br />

ungünstig. Da <strong>und</strong> dort spüren die <strong>Jäger</strong> aber einen Gegenwind, den viele nur als lau<strong>es</strong> Lüftchen wahrnehmen,<br />

ein Lüftchen, das allerdings auch die Ruhe vor dem Sturm sein könnte.<br />

Wenn die Jagd in unserem Land (nicht nur) eine Zukunft haben soll, so müssen sich in absehbarer Ferne alle mit<br />

der Jagd Involvierten‐ <strong>Jäger</strong>, Behörden‐ SJV usw. offen den sachlichen Herausforderungen stellen, ihren<br />

Horizont um die Wahrnehmung der g<strong>es</strong>ellschaftlichen Entwicklung erweitern <strong>und</strong> bereit sein, neue Wege zu<br />

gehen.<br />

Denn:<br />

1. Die Jagd ist in den deutschsprachigen Ländern juristisch g<strong>es</strong>icherter denn je <strong>und</strong> dennoch war sie nie so<br />

gefährdet wie heute.


2. Nicht die <strong>Jäger</strong> allein entscheiden über die Zukunft der Jagd, sondern der g<strong>es</strong>ellschaftliche Konsens über<br />

die Rolle d<strong>es</strong> Menschen in der Natur <strong>und</strong> sein Verhältnis zu den Tieren.<br />

3. Jagdkritische Kräfte haben in den letzten 50 Jahren in den entscheidenden Bereichen Natur, Umwelt<br />

<strong>und</strong> Ethik die Deutungshoheit erlangt.<br />

4. Es ist ein schwerwiegender Irrtum, zu glauben, <strong>dass</strong> von radikalen Gruppen oder Einzelpersonen keine<br />

Gefahr für die Jagd ausgeht.<br />

Der Mensch muss <strong>es</strong>sen. Ernährung <strong>und</strong> Versorgung berühren das g<strong>es</strong>amte menschliche Dasein. Die G<strong>es</strong>chichte d<strong>es</strong><br />

Essens ist die G<strong>es</strong>chichte d<strong>es</strong> Menschen <strong>und</strong> war zu 99% durch das Jagen <strong>und</strong> Sammeln geprägt. Wie sich die Ernährung<br />

unserer Urururahnen zusammensetzte <strong>und</strong> über die Zeit veränderte, ist hier nicht w<strong>es</strong>entlich. Die Beherrschung d<strong>es</strong><br />

Feuers erschloss neue Möglichkeiten, die Überlebenschance zu verb<strong>es</strong>sern. Feuer bot Schutz vor Raubtieren, Insekten<br />

<strong>und</strong> Kälte. Auf der Jagd konnte Feuer zur Kommunikation <strong>und</strong> zum Treiben eing<strong>es</strong>etzt werden. Die Zubereitung der<br />

Beute über dem Feuer verb<strong>es</strong>serte vermutlich nicht nur den G<strong>es</strong>chmack, sondern war als Mittel gegen<br />

Fleischverunreinigungen <strong>und</strong> Krankheitserreger auch hygienischer. Gekochte Nahrung ist zudem leichter verdaulich <strong>und</strong><br />

energieeffizienter. Nur der Mensch kocht seine Nahrung <strong>und</strong> weist d<strong>es</strong>halb das kleinste Verdauungssystem aller<br />

Primaten auf. Für die Entwicklung sein<strong>es</strong> Gebiss<strong>es</strong> ist nicht etwa eine vermehrte Aufnahme pflanzlicher Nahrung<br />

verantwortlich, sondern der Verzehr gekochter Nahrung alle Art.<br />

‣ Dem Jagdgegner fehlen w<strong>es</strong>entliche Teile einer ganzheitlichen Persönlichkeit‐ ….<br />

Di<strong>es</strong>e völlig haltlose Behauptung<br />

b<strong>es</strong>itzt den gleichen Wert wie etwa<br />

die Aussagen: „ dem „Hobbyjäger“<br />

fehlten entscheidende Aspekte<br />

einer g<strong>es</strong><strong>und</strong>en, ganzheitlichen<br />

Persönlichkeit, der Motorradfahrer<br />

sei ein krankhafter Raser, der<br />

Fußballfan sei ein Hooligan, der<br />

Jogger ein manisch Getriebener<br />

etc.“ Folgende tendenzielle<br />

Charaktereigenschaften werden<br />

dem <strong>Jäger</strong> – <strong>und</strong> gar erst einer<br />

<strong>Jäger</strong>in zugedacht:<br />

‣ Nekrophil<br />

‣ Impotent<br />

‣ Sadistisch<br />

‣ Mordlustig<br />

‣ Feig<br />

‣ Hinterhältig<br />

‣ Zurückgeblieben<br />

‣ Schwachsinnig


‣ Dumm<br />

‣ Unaufrichtig….<br />

All di<strong>es</strong>e Nettigkeiten<br />

werden widerspruchslos<br />

verbreitet. Inhaltlich<br />

erinnert das stark an die<br />

sowjetische Psychiatrie<br />

etwa: Wer nicht das<br />

richtige Weltbild hat, ist<br />

geist<strong>es</strong>krank. Der <strong>Jäger</strong> ist<br />

di<strong>es</strong>en Darstellungen<br />

zufolge im Kern ein<br />

geist<strong>es</strong>g<strong>es</strong>törter<br />

Krimineller.<br />

Stellvertretend für eine<br />

psychologischpsychiatrisch<br />

untermauerte Anti ‐Jagd –<br />

Agitation steht hier eine<br />

Aussage d<strong>es</strong> vielzitierten<br />

Theodor Heuss (erster B<strong>und</strong><strong>es</strong>präsident Deutschlands): „ Jagd ist nur eine feige Umschreibung für b<strong>es</strong>onders<br />

feigen Mord am chancenlosen Mitg<strong>es</strong>chöpf. Die Jagd ist eine Nebenform menschlicher Geist<strong>es</strong>krankheit.“,<br />

‣ Der <strong>Jäger</strong>/ die <strong>Jäger</strong>in kann nach Belieben b<strong>es</strong>chimpft beleidigt <strong>und</strong> verunglimpft werden. Viele Texte von<br />

Jagdgegnern versuchen die <strong>Jäger</strong>schaft auf eine Ebene mit kriminellen oder geist<strong>es</strong>g<strong>es</strong>törten Sexualtriebtätern<br />

zu stellen oder ihnen eine niederträchtige <strong>und</strong> verwerfliche G<strong>es</strong>innung nachzuweisen. Hier ist nicht etwa nur die<br />

Rede von „Normalsterblichen <strong>Jäger</strong>n“, sondern auch von etablierten Politikern, Universitätsprof<strong>es</strong>soren usw.<br />

Würde man ethnische, religiöse oder andere Minderheiten ‐ so wie die <strong>Jäger</strong> charakterisieren, stünde<br />

wahrscheinlich sehr schnell die Polizei vor der Türe.<br />

‣ Die einfache Tierrechtsbotschaft (Leiden, Rechte der Tiere usw.) <strong>und</strong> die systematische Verunglimpfung der<br />

<strong>Jäger</strong> bringen die gewünschten R<strong>es</strong>ultate. An einer Pinnwand neben dem präparierten Bären Bruno im<br />

Naturhistorischen Museum München hängen h<strong>und</strong>erte von Zetteln mit mitunter sehr obszönen <strong>und</strong><br />

beleidigenden Betitelungen an die <strong>Jäger</strong>schaft. Der Erfolg solcher radikaler Jagdgegner ist sicher vollkommen.<br />

Mehr Erfolg, als die Jugend damit für sich zu gewinnen, kann man nicht haben.<br />

Der Gr<strong>und</strong> für die negative Wahrnehmung der Jagd als unsympathische Tiernutzung liegt nicht in nachvollziehbaren<br />

Argumenten oder erkennbaren Tatsachen, sondern darin, <strong>dass</strong> <strong>es</strong> die Tierrechtsf<strong>und</strong>amentalisten über die Jahre<br />

g<strong>es</strong>chafft haben , die Persönlichkeit d<strong>es</strong> <strong>Jäger</strong>s, seine G<strong>es</strong>innung <strong>und</strong> seine Weltanschauung als krank darzustellen.<br />

Die Kommunikation gegen die Jagd steht im W<strong>es</strong>entlichen auf drei Pfeilern <strong>und</strong> ihr Ziel ist klar: Der Charakter <strong>und</strong> das<br />

Weltbild d<strong>es</strong> <strong>Jäger</strong>s/in werden angegriffen, um ihn als unreif, unfähig, überflüssig, ungeheuerlich, unzeitgemäß <strong>und</strong><br />

unerwünscht darzustellen. Findet di<strong>es</strong>e Darstellung noch breitere Zustimmung, so wird der <strong>Jäger</strong> zum sozial Geächteten,<br />

<strong>und</strong> das wäre das Ende der bürgerlichen Jagd <strong>und</strong> der Anfang der Jagd durch Beamte (wie im Kanton Genf z. B.).<br />

Pfeiler 1. Philosophie/Ideologie


Der <strong>Jäger</strong>/in pflegt ein nicht mehr zeitgemäß<strong>es</strong> Verhalten zum Wild <strong>und</strong> steht dadurch dem moralischen Fortschritt im<br />

Wege. Durch die Jagd werden in der Tierwelt Leiden verursacht <strong>und</strong> Rechte verletzt. Der <strong>Jäger</strong>/in ist eine ethnisch<br />

unreife Person.<br />

Pfeiler 2. Persönlichkeit/Geist<strong>es</strong>zustand:<br />

Der <strong>Jäger</strong>/in ist eine krankhaft triebg<strong>es</strong>teuerte, primitive Persönlichkeit. <strong>Jäger</strong>/in zu sein, zeugt von verwerflicher<br />

G<strong>es</strong>innung.<br />

Pfeiler 3: Welt <strong>und</strong> Naturbild:<br />

Das Welt <strong>und</strong> Naturbild d<strong>es</strong> <strong>Jäger</strong>s/in ist überholt: die aktive <strong>und</strong> nachhaltig nutzende Teilnahme an der Natur (Hege,<br />

Jagd, Schutz) ist wirtschaftlich orientiert sowie ausbeuterisch <strong>und</strong> steht einer natürlichen Harmonie im Wege: Die Jagd<br />

ist nicht notwendig.<br />

Mit di<strong>es</strong>en 3 Themen können auch einfachste Gemüter wirkungsvoll argumentieren. Und weil <strong>es</strong> so wichtig ist: Die<br />

<strong>jagdfeindliche</strong> Argumentation funktioniert sprach‐ <strong>und</strong> kulturübergreifend. Selbst wenn sich die Jagdgegner<br />

untereinander auch nicht fre<strong>und</strong>lich g<strong>es</strong>innt sind, so spielt das keine Rolle, denn sie verfolgen alle mit der gleichen<br />

Argumentation das gleiche Ziel.<br />

Das ungeplante, „spontane „ Zusammenwirken verschiedener Kräfte erweist sich als ungemein effizient. Die<br />

<strong>Jäger</strong>/innen selbst tragen im Positiven wie im negativen Sinne dazu bei, die Natur <strong>und</strong> das Wild zu popularisieren.<br />

Inhaltlich ist durch den „Gegenstand“, Natur <strong>und</strong> Wild, eine innere Verwandtschaft gegeben. Eine positive Wirkung<br />

entfalten die <strong>Jäger</strong>/innen beispielsweise im Zusammenspiel mit den Kräften, die an der Erhaltung von Lebensräumen<br />

inter<strong>es</strong>siert sind. Wie haltlos die Jagdgegner auch argumentieren, dank ihr<strong>es</strong> allgemeinen, leicht verständlichen<br />

moralischen Anspruchs <strong>und</strong> mit Hilfe ihrer Sprach‐ <strong>und</strong> Deutungshoheit werden sie, ohne Gegensteuer, die Welt in<br />

ihrem Sinne nachhaltig verändern.<br />

In di<strong>es</strong>em Sinne kann die Bedeutung der Kommunikation FÜR die Jagd kaum überschätzt werden. Sie ist sogar<br />

überlebenswichtig, weil:<br />

a. Die Jagd Gegner erfolgreich die wichtigen Themenfelder b<strong>es</strong>etzen <strong>und</strong> dort Deutungshoheit erlangen.<br />

b. Das Ansehen der Jagd ohnehin in der Öffentlichkeit nicht positiv gef<strong>es</strong>tigt ist.<br />

c. Eine nur passive, legalistische Haltung keine Zukunft hat.<br />

d. Die Jagd aus der Defensive herausfinden muss.<br />

e. Der Druck auf die Jagd steigen wird (die Probleme der Jagd haben gerade erst angefangen, die Jagd Gegner<br />

werden nicht aufgeben)<br />

f. Die Jagd neue Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Allianzen braucht.<br />

Selbstverständlich kann die Kommunikation für die Jagd die sachlichen Probleme der Jagd nicht lösen <strong>und</strong> auf die Dauer<br />

auch keine Defizite übertünchen: aus einem Esel macht auch die b<strong>es</strong>te Kommunikation kein Rennpferd! Wenn sich aber<br />

die Jagd im Großen <strong>und</strong> Ganzen ihrer Sache sicher ist, dann muss sie auch in der Lage sein, di<strong>es</strong> zu ihrem Vorteil zu<br />

nutzen.<br />

Die kommunikativen Erfolge der Tierrechtsbewegung schwächen direkt oder indirekt die Stellung <strong>und</strong> das Ansehen der<br />

Jagd. Di<strong>es</strong>e Erfolge zeigen auch, wo die Defizite der Kommunikation FÜR die Jagd liegen.


‣ Artikel 13 im Vertrag von Lissabon: Verankerung d<strong>es</strong> Tierrechtsgedankens<br />

‣ EU Parlament 2008: g<strong>es</strong>cheiterte Initiative zur Kriminalisierung der Jagd in der EU<br />

‣ Schweizer Tierschutzg<strong>es</strong>etz: Würde für die Tiere, Verankerung d<strong>es</strong> Tierrechtsgedankens<br />

‣ Verbot der Jagd im Kanton Genf<br />

‣ Verbot der Parforcejagd in Großbritannien<br />

‣ Verbot der Zwangsbejagung in Frankreich <strong>und</strong> Luxemburg: B<strong>es</strong>trebungen, Zwangsbejagung in Deutschland zu<br />

verbieten<br />

‣ Flora‐ <strong>und</strong> Fauna G<strong>es</strong>etz in Holland kommt einem Jagdverbot gleich<br />

‣ Lokale <strong>und</strong> regionale Auflagen, Verbote <strong>und</strong> Verordnungen<br />

‣ Jagdfeindliche B<strong>es</strong>trebungen, z.B. Verbot der Niederwildjagd in der Schweiz<br />

‣ Bleigehalt der Munition – wird von Jagd Gegnern b<strong>es</strong>tens genutzt!<br />

‣ Indirekte juristische Behinderungen durch Waffeng<strong>es</strong>etze, Eigentumsrecht etc.<br />

‣ Versuch einer Relativierung d<strong>es</strong> individuellen Entscheidungsrechts bezüglich der Jagd (Initiativen zur<br />

Abschaffung der Jagd..)<br />

‣ Die Tierrechtsbewegung profitiert an den Hochschulen vom „Wachstumssektor“ Tierethik<br />

‣ Trend‐Fakt= Bild vom bösen Menschen <strong>und</strong> der guten Natur, Bambi Syndrom<br />

‣ Trend‐ Fakt= g<strong>es</strong>ellschaftliche Ächtung von Pelzen, betrifft die Jagd direkt bezüglich der Nutzung von Bälgen<br />

‣ Trend‐ Fakt= <strong>Jäger</strong> dürfen nach wie vor als „Lusttöter“ bezeichnet <strong>und</strong> als geist<strong>es</strong>krank darg<strong>es</strong>tellt werden. Sie<br />

dürfen mit Verbrechern gegen die Menschheit <strong>und</strong> Kriminellen in Verbindung gebracht werden. G<strong>es</strong>ellschaft,<br />

Recht <strong>und</strong> <strong>Jäger</strong> akzeptieren di<strong>es</strong>.<br />

‣ Trend‐ Fakt= Showbiz <strong>und</strong> Promis engagieren sich GEGEN die Jagd <strong>und</strong> FÜR die Tierrechte<br />

‣ Trend‐ Fakt= Kinder <strong>und</strong> Jugendliche werden antijagdlich indoktriniert<br />

‣ Trend‐ Fakt= Wahrnehmung von Jagd <strong>und</strong> <strong>Jäger</strong>n als unsympathische Tiernutzer<br />

WAS TUN?<br />

Die Jagd verfügt über keine vergleichbar einfache Botschaft wie beispielsweise McDonald’s. Wie könnte ein solch<strong>es</strong><br />

Kommunikationsziel aussehen? Gibt <strong>es</strong> überhaupt eine solche allgemein gültige Botschaft bezüglich der Jagd, die überall<br />

greift?<br />

Es gibt sie! Und sie lautet in Anlehnung an IUCN, CIC <strong>und</strong> FACE:<br />

Die Jagd ist eine vernünftige, nachhaltige Nutzung der Natur!!


Jagd ist eine vernünftige, nachhaltige Nutzung der Natur. Selbst wenn die Öffentlichkeit di<strong>es</strong> eins zu eins verstünde,<br />

hieße das nicht, <strong>dass</strong> man automatisch auch die <strong>Jäger</strong>schaft als Ausführende der heutigen Jagd akzeptierte. Es ist di<strong>es</strong><br />

ein wichtiger Aspekt, d<strong>es</strong>halb sei er noch einmal anders formuliert: Die Bejahung der Jagd ist nicht gleich die Bejahung<br />

der <strong>Jäger</strong>/innen. Ein w<strong>es</strong>entlicher Teil richtet sich nicht gegen die Jagd an sich, sondern gegen die <strong>Jäger</strong>/innen! Wenn die<br />

<strong>Jäger</strong>/innen also erfolgreich kommunizieren können, <strong>dass</strong> die Jagd eine vernünftige <strong>und</strong> nachhaltige Nutzung der Natur<br />

ist, dann haben sie im Gr<strong>und</strong>e noch nicht über ihre eigene Stellung kommuniziert. Daraus folgt, <strong>dass</strong> die Kommunikation<br />

für die Jagd gleichermaßen Jagd wie <strong>Jäger</strong>schaft berücksichtigen muss!<br />

Wie also könnte die Akzeptanz von Jagd <strong>und</strong> <strong>Jäger</strong>schaft gefördert werden?<br />

Mit strategischen Zielen etwa?<br />

1. FÖRDERUNG EINES NATURVERSTÄNDNISSES, DAS DIE VERNÜNFTIGE, NACHHALTIGE NUTZUNG DER NATUR<br />

DURCH DIE JÄGERSCHAFT BEINHALTET<br />

2. ERHALTEN DER INDIVIDUELLEN, FREIEN MORALISCHEN ENTSCHEIDUNGSMÖGLICHKEIT BEZÜGLICH DER<br />

TIERNUTZUNG ALLGEMEIN UND DER JAGD SPEZIELL<br />

Man könnte meinen, <strong>dass</strong> zumind<strong>es</strong>t mit dem ersten Ziel offene Türen eingerannt werden. Tatsächlich beinhaltet<br />

eine solche Zielsetzung nichts umwerfend Neu<strong>es</strong> <strong>und</strong> wird eigentlich schon seit Jahren auch praktiziert. Glaubt man<br />

aber so manchen Umfragen, so muss man f<strong>es</strong>tstellen, <strong>dass</strong> die jagdliche Botschaft nicht ankommt <strong>und</strong> die Jagd<br />

tatsächlich wackeliger dasteht, als <strong>es</strong> der <strong>Jäger</strong>schaft lieb sein kann. Dass die „Förderung ein<strong>es</strong> Naturverständniss<strong>es</strong>,<br />

das die vernünftige, nachhaltige Nutzung der Natur durch die <strong>Jäger</strong> beinhaltet“, in gewissem Sinne ein alter Hut ist,<br />

müsste auch jenen <strong>Jäger</strong>n zu denken geben, die bezüglich der Kommunikation FÜR die Jagd all<strong>es</strong> im grünen Bereich<br />

sehen.<br />

Die strategischen Ziele können nicht über Nacht erreicht werden, sind aber das Ergebnis von längerfristigen<br />

Entwicklungen, die sich oft unbeachtet vollziehen. Die <strong>Jäger</strong>schaft alleine kann keine g<strong>es</strong>ellschaftlichen<br />

Veränderungen herbeiführen, nicht zuletzt darum brauchen sie neue „Allianzen“ <strong>und</strong> „neue Fre<strong>und</strong>e“!<br />

An hervorragenden Aktivitäten, Ideen <strong>und</strong> Hilfsmitteln fehlt <strong>es</strong> auf der lokalen Ebene nicht. Das Rad muss also nicht<br />

neu erf<strong>und</strong>en werden, man müsste lediglich die b<strong>es</strong>tehenden Maßnahmen <strong>und</strong> Initiativen auf allen jagdlichen<br />

Kommunikationsebenen gründlich durchdenken <strong>und</strong>, wo nötig, „prof<strong>es</strong>sionalisieren“. z.B. Ausbildung in<br />

Waldpädagogik als präsentierbare Plattform im Bereich der Bildungsarbeit? Di<strong>es</strong>er Ansatz wurde von der<br />

Arbeitsgruppe der Südtiroler <strong>Jäger</strong>schaft inzwischen initiiert. Die derzeit stattfindenden „Waldwerkstatt Aktionen „<br />

im Schloss Wolfsthurn wurden schon im Vorjahr von der Arbeitsgruppe angeregt <strong>und</strong> scheinen nun auch Früchte zu<br />

tragen. Anregungen, die stets im Namen der Südtiroler <strong>Jäger</strong>schaft – in Angriff genommen werden!<br />

Gründlich durchdenken heißt nichts ander<strong>es</strong>, als sich zu fragen: „Dient meine – unsere‐ Initiative den strategischen<br />

<strong>und</strong> taktischen Kommunikationszielen der Jagd“? Wenn die <strong>Jäger</strong>schaft versucht ihre Aktivitäten auf die<br />

strategischen <strong>und</strong> taktischen Ziele auszurichten, so ergäbe sich ein Zusammenwirken der vorhandenen Kräfte in eine<br />

gemeinsame Richtung. Dabei darf aber Ein<strong>es</strong> nicht verg<strong>es</strong>sen werden: Die politischen <strong>und</strong> publizistischen Arbeiten<br />

<strong>und</strong> Bemühungen müssen ebenfalls auf die gleichen Ziele ausgerichtet sein. Dabei darf kein Konkurrenzdenken<br />

stattfinden! Denn der Südtiroler Jagdverband = der Zusammenschluss der Südtiroler <strong>Jäger</strong>schaft!!! – <strong>und</strong> b<strong>es</strong>teht<br />

nicht nur aus Einzelpersonen, die sich in irgendeine Art <strong>und</strong> Weise etablieren oder definieren möchten. Nur so<br />

könnten die Kräfte nicht nur gebündelt, sondern auch aufeinander abg<strong>es</strong>timmt werden. Und gerade eben auf<br />

regionaler Ebene sind auch derartige „neue Allianzen“ <strong>und</strong> „neue Fre<strong>und</strong>e“ von Bedeutung.


Allein kann die <strong>Jäger</strong>schaft die Verbreitung radikaler Tierrechtsideologien nicht<br />

eindämmen. Eine entwicklungsorientierte, gebündelte Zusammenarbeit aller Beteiligten<br />

die Jagd betreffend in unserem Land ist hierfür unerlässlich! Ohne Kompromisse!! Die<br />

Jagd braucht Initiativen mit gleicher Zielsetzung. Dem Bildungssektor muss dabei<br />

b<strong>es</strong>ondere Aufmerksamkeit g<strong>es</strong>chenkt werden. Es geht nicht allein darum, was die<br />

Behördenvertreter für die Jagd im Land tun, sondern in erster Linie ‐was <strong>und</strong> wie die<br />

Bemühungen um eine gute, effiziente Zusammenarbeit mit der <strong>Jäger</strong>schaft im Land<br />

aussehen!<br />

Vernetzung fördern:<br />

Eine Vernetzung im Sinne von Ideen‐ <strong>und</strong> Erfahrungsaustausch bezüglich erfolgreicher Kommunikation sollte gezielt<br />

gefördert werden, ebenso eine Vernetzung hinsichtlich d<strong>es</strong> Monitorings von <strong>jagdkritische</strong>n oder <strong>jagdfeindliche</strong>n<br />

Initiativen. Zur Vernetzung gehört auch die Überprüfung der jagdinternen Kommunikation auf allen Ebenen.<br />

Offensiv agieren:<br />

Wo immer möglich, sollte die <strong>Jäger</strong>schaft offensiv agieren. Das fängt bei internen Reformen <strong>und</strong> der Fähigkeit zur<br />

Selbstkritik (Kritik bitte, nicht Zerfleischung!!!) an <strong>und</strong> hört bei der Weiterbildung nicht auf. Zum offensiven Agieren<br />

gehören auch das Antizipieren von Problemen <strong>und</strong> das Vermitteln von positiven Inhalten (z.B. Naturschutz).<br />

Ein paar Worte zur WAIDGERECHTIGKEIT<br />

In der modernen Kulturlandschaft jagt der <strong>Jäger</strong>/in um d<strong>es</strong> Jagens willen. Auch wenn der <strong>Jäger</strong>/in dabei eine<br />

konkrete Aufgabe erfüllt (Regulierung, Schutz etc.), so ist er/sie nicht unersetzlich, denn die Jagd kann auch von<br />

beamteten Wildhütern – sprich Aufsichtsorganen – ausgeführt werden (wie im Kanton Genf). Damit wäre die<br />

Landschaft moralisch g<strong>es</strong>äubert, denn <strong>es</strong> jagt niemand mehr aus Freude, sondern nur noch aus beruflicher<br />

Notwendigkeit (was aber, wenn der Aufseher Freude an seiner Arbeit hat????!!). Aus der Sicht von <strong>jagdkritische</strong>n<br />

oder <strong>jagdfeindliche</strong>n Natur Schützern wäre das die b<strong>es</strong>te aller Welten, denn <strong>es</strong> müsste keine Rücksicht mehr auf die<br />

Inter<strong>es</strong>sen der <strong>Jäger</strong>schaft genommen werden. Die Abschuss Pläne bzw. die Wildbewirtschaftung würden dann in<br />

sachverständigen Gremien erarbeitet <strong>und</strong> von sog. Berufsjägern ausgeführt. Da <strong>es</strong> hier um die Moral geht, darf Geld<br />

natürlich keine Rolle spielen. Trotzdem sei darauf hingewi<strong>es</strong>en, <strong>dass</strong> im r<strong>und</strong> 280 km² großen, jagdfreien Kanton<br />

Genf 13 Wildhüter tätig sind (ohne Administration).<br />

Die Waidgerechtigkeit ist ein weit<strong>es</strong> Feld, aber die verschiedenen Erklärungen, Deutungen, Darstellungen <strong>und</strong><br />

Begründungen der Waidgerechtigkeit ergeben in jedem Fall einen ethischen Kern, eine Pflicht. Die Vielfalt an<br />

Begründungen bedeutet nicht, <strong>dass</strong> die Waidgerechtigkeit ethisch g<strong>es</strong>ehen eine relative Größe darstellt, die man<br />

heute so <strong>und</strong> morgen so auslegt. Vielmehr versucht der <strong>Jäger</strong>/in, die sich ändernden Gegebenheiten (z.B. Umwelt,<br />

Zersiedelung) zu objektivieren <strong>und</strong> die Natur aufgr<strong>und</strong> d<strong>es</strong> aktuellen g<strong>es</strong>icherten Wissensstand<strong>es</strong> vernünftig <strong>und</strong><br />

nachhaltig zu nutzen. Die oben genannte strategische Zielsetzung bezüglich ein<strong>es</strong> Naturverständniss<strong>es</strong>, das eine<br />

vernünftige, nachhaltige Nutzung beinhaltet, ist nichts ander<strong>es</strong> als ein Aspekt der Waidgerechtigkeit. Der<br />

waidgerechte <strong>Jäger</strong>/in ist gegenüber dem Wild, der Umwelt <strong>und</strong> den Menschen in der Pflicht. Der beamtete <strong>Jäger</strong><br />

dagegen ist durch seinen Arbeitgeber verpflichtet: Das schließt eine waidgerechte Jagd durch Beamte aber wohl<br />

nicht aus.


Die Waidgerechtigkeit als ethischer Rahmen für die Jagd hat sich in etwa während der letzten 200 Jahre entwickelt.<br />

Sie ist ein jung<strong>es</strong>, zart<strong>es</strong> Pflänzchen <strong>und</strong> muss trotzdem schon mit Widrigkeiten fertig werden. Das Klima für die Jagd<br />

ist über Jahre rauer geworden, voraussagend kann man sagen, <strong>dass</strong> <strong>es</strong> noch rauer werden wird. Und nicht nur das.<br />

Auch für den <strong>Jäger</strong>/in wird das Leben nicht einfacher. Die g<strong>es</strong>ellschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich in nur<br />

50 Jahren dahingehend verändert, <strong>dass</strong> scheinbar Jagd freie Themen ein immer größer<strong>es</strong> Gewicht gewinnen,<br />

während Jagd nahe Themen kein<strong>es</strong>falls an Bedeutung verlieren. Wie ist das gemeint? Jagd nahe Themen wie<br />

Wildschaden oder Hege, sind für den <strong>Jäger</strong>/in zentral. Jagd ferne Themen, wie Vegetarismus, Philosophie,<br />

gewaltfreie G<strong>es</strong>ellschaft, Urbanisierung <strong>und</strong> viel<strong>es</strong> mehr, befinden sich an der Peripherie seiner Wahrnehmung.<br />

Jagdkritiker <strong>und</strong> Jagdfeinde sind di<strong>es</strong>bezüglich flexibler: sie verknüpfen erfolgreich Jagd nahe <strong>und</strong> Jagd ferne<br />

Themen. Die bleihaltige Munition beispielsweise wird nicht nur mit Umweltschutz <strong>und</strong> Vogelschutz in Verbindung<br />

gebracht, sondern zugleich auch mit der gr<strong>und</strong>sätzlichen Wünschbarkeit einer gewaltfreien G<strong>es</strong>ellschaft. Die<br />

Waidgerechtigkeit als Pflicht gegenüber dem Wild, Umwelt <strong>und</strong> Mensch sollte die Jagd fernen Themen, die auf die<br />

Jagd einwirken, genauso berücksichtigen wie die Jagd nahen Themen, was sich zwingend auch in der<br />

<strong>Jäger</strong>ausbildung niederschlagen müsste. Di<strong>es</strong> ist ein Punkt, der schon vor Jahrzehnten von Autoren wie Bruno<br />

H<strong>es</strong>peler, Monika Reiterer erkannt wurde.<br />

„ <strong>es</strong> geht nicht länger an, die Jagd isoliert zu sehen. Der ihr zuzuweisende Platz ist nur im Rahmen einer<br />

G<strong>es</strong>amtschau zu ermitteln. Innerhalb di<strong>es</strong><strong>es</strong> neuen Weltbild<strong>es</strong> sind zwei Erscheinungen für die Beurteilung der<br />

jagdlichen Situation von b<strong>es</strong>onderer Bedeutung: das gewandelte Mensch‐Tier Verhältnis <strong>und</strong> die Orientierung am<br />

ökologischen System.“ Di<strong>es</strong>e Sätze schrieb der Jagdwissenschaftler Kurt Lindner im Jahre 1979. In seinem Buch<br />

„<strong>Jäger</strong> wohin?‐ eine kritische Betrachtung d<strong>es</strong> deutschen Waidwerks“ konstatierte Bruno H<strong>es</strong>peler 1990 eher ein<br />

Verharren in der Isolation <strong>und</strong> ein Sich stemmen gegen Veränderungen. Im Jahre 2001 erschien Monika Reiterer<br />

hervorragend<strong>es</strong> Werk „Ärgernis Jagd?“. Allein der Titel verrät, <strong>dass</strong> sich 2001 die Lage für die Jagd nicht b<strong>es</strong>ser<br />

präsentierte als zehn Jahre zuvor. Auch Monika Reiterer weist darauf hin, <strong>dass</strong> <strong>Jäger</strong>/innen sich auf neue<br />

Gegebenheiten einstellen sollten: „ In den Jagdkursen sollte endlich durch eingehende Vermittlung der kulturellen<br />

Entwicklungsg<strong>es</strong>chichte von Jagd <strong>und</strong> <strong>Jäger</strong>schaft die sinnstiftende Einsicht in soziokulturelle Zusammenhänge<br />

vermittelt werden.“ Das muss man heute noch weiter fassen <strong>und</strong> ergänzen: die Auseinandersetzung mit Jagd<br />

fernen Themen ist keine Option, sondern eine Vorbedingung für die Weiterentwicklung, Akzeptanz <strong>und</strong> Erhaltung<br />

der Jagd.<br />

Ist das realistisch? Sind die <strong>Jäger</strong>/innen, die dafür amtlichen Stellen <strong>und</strong> der SJV mit solchen Vorgaben nicht<br />

überfordert? Die Jagd nahe Weiterbildung darf darüber ja kein<strong>es</strong>falls vernachlässigt werden <strong>und</strong> g<strong>es</strong>talte sich zudem<br />

nicht einfacher. Das ist so, aber mit etwas gutem Willen geht viel<strong>es</strong>. Bei der <strong>Jäger</strong>ausbildung könnte man zum<br />

Beispiel Ballast abwerfen, die Möglichkeiten der Informationstechnologie sollten kreativer genutzt werden, Prüfungs<br />

Themen <strong>und</strong> ihre Gewichtung ließen sich verschieben. Michl Ebner (Nachhaltige Jagd – Bozen 2005) bringt di<strong>es</strong>en<br />

Aspekt folgendermaßen auf den Punkt: „…heute genügt <strong>es</strong> nicht mehr, <strong>Jäger</strong> nur auf die Ausübung d<strong>es</strong> Waidwerks<br />

vorzubereiten. Vielmehr ist eine Schulung notwendig, die auch auf die Begründung der Jagd eingeht, um in einem<br />

zunehmend jagdfremden Umfeld in Diskussionen b<strong>es</strong>tehen zu können <strong>und</strong> so die Jagd auch für die Zukunft zu<br />

sichern.“<br />

Jagd – ein Hobby oder Sport?<br />

Vielen <strong>Jäger</strong>n (<strong>und</strong> natürlich auch <strong>Jäger</strong>innen) zieht <strong>es</strong> wahrscheinlich die Därme zusammen, wenn sie als „Hobbyoder<br />

Freizeitjäger“ bezeichnet oder als solche kritisiert werden. Da wird schon eine gewisse Schmerzgrenze erreicht.<br />

„Hobby‐ oder Freizeitjäger“ suggeriert mangelnde Prof<strong>es</strong>sionalität <strong>und</strong> Ernsthaftigkeit. Warum reagieren<br />

<strong>Jäger</strong>/innen so empfindlich darauf?


Ein Briefmarkensammler, ein Jogger, ein Schachspieler usw.‐ welche sich mit einer solchen Hingabe in di<strong>es</strong>e<br />

Freizeitb<strong>es</strong>chäftigung hinein leben, definieren sich auch über ihre Hobbys. Jedoch würde sich keiner von ihnen<br />

darüber grämen, wenn man sie als Freizeitbriefmarkensammler oder etwa Hobbyjogger bezeichnet, nicht zuletzt<br />

d<strong>es</strong>halb, weil Freizeit die Voraussetzung für das Briefmarkensammeln <strong>und</strong> das Joggen ist. Zu bedenken ist auch<br />

Folgend<strong>es</strong>: Die Aussage „ich bin <strong>Jäger</strong>“ ist nicht direkt vergleichbar mit dem Satz „ich bin Jogger“. Ich bin <strong>Jäger</strong> liegt<br />

eher auf einer Linie mit F<strong>es</strong>tstellungen wie „ich bin Bauer“, „ich bin Metzger“, „ich bin Imker“ oder „ich bin Arzt“.<br />

Das <strong>Jäger</strong>sein hat historisch g<strong>es</strong>ehen tatsächlich etwas vom Charakter ein<strong>es</strong> Berufsstand<strong>es</strong>, was ich bis heute auch<br />

erhalten habe. Die <strong>Jäger</strong>prüfung ist ein weiter<strong>es</strong> <strong>und</strong> w<strong>es</strong>entlich<strong>es</strong> Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen<br />

Freizeitb<strong>es</strong>chäftigungen: Es gibt keine Briefmarkensammler‐ oder Jogger Prüfung im gleichen Sinne, wie <strong>es</strong> eine<br />

<strong>Jäger</strong>prüfung gibt. Nur Hobbypiloten <strong>und</strong> Freizeitkapitäne haben eine vergleichbare Prüfung abzulegen. Und hier<br />

findet sich auch eine Gemeinsamkeit: Piloten, Kapitäne <strong>und</strong> <strong>Jäger</strong> tragen, bedingt durch das W<strong>es</strong>en ihrer Tätigkeit,<br />

mehr Verantwortung als eben zum Beispiel ein Briefmarkensammler oder Jogger.<br />

Der Satz“ ich bin <strong>Jäger</strong>/in“ bedeutet für den, der di<strong>es</strong><strong>es</strong> von sich sagt, in der Regel mehr als eine F<strong>es</strong>tstellung. „ich bin<br />

<strong>Jäger</strong>/in“ bedeutet, <strong>dass</strong> jemand 24 St<strong>und</strong>en am Tag <strong>Jäger</strong>/in ist. Sein <strong>Jäger</strong>sein fängt nicht zum Zeitpunkt x an <strong>und</strong><br />

hört nicht zum Zeitpunkt y auf. Ob Arbeitszeit oder Freizeit, spielt keine Rolle. <strong>Jäger</strong>sein ist existenzb<strong>es</strong>timmend<br />

nicht in dem Sinne, <strong>dass</strong> der <strong>Jäger</strong>/in immer nur an das Eine denkt, sondern dahingehend, <strong>dass</strong> seine Haltung, sein<br />

Sicht der Dinge, seine Werte <strong>und</strong> seine Vorstellungen von der Jagd geprägt sind. Eine Trennung von Alltag <strong>und</strong><br />

Freizeit ist für den <strong>Jäger</strong>/in geradezu sinnlos, weil ihn di<strong>es</strong>e Tätigkeit in seinem Leben das G<strong>es</strong>amtheitliche erkennen<br />

lässt. Selbstverständlich jagen die meisten <strong>Jäger</strong>/innen in ihrer Freizeit, aber sie werden nicht erst in di<strong>es</strong>em<br />

Moment zu <strong>Jäger</strong>n <strong>und</strong> hören nach dem Ende der Freizeit nicht schlagartig auf, <strong>Jäger</strong>/in zu sein.<br />

Die Öffentlichkeit nimmt das anders wahr, zumind<strong>es</strong>t versuchen die Jagdgegner den Freizeitaspekt (Hobby,<br />

Steckenpferd) hervorzuheben, um damit suggerieren zu können, <strong>dass</strong> die <strong>Jäger</strong>/innen eben keine richtigen <strong>Jäger</strong>,<br />

sondern nur Hobbyjäger sind. Manche <strong>Jäger</strong>/innen fühlen sich dadurch verletzt, weil sie sich selbst als prof<strong>es</strong>sionell<br />

<strong>und</strong> ernsthaft betrachten. Der <strong>Jäger</strong>/in ist tatsächlich nicht weniger prof<strong>es</strong>sionell als der „Hobbypilot“, der sein<br />

Passagierflugzeug sicher beherrschen muss. Eine Frage muss aber g<strong>es</strong>tellt werden: Warum sind <strong>Jäger</strong>/innen so<br />

dünnhäutig? Wären sich <strong>Jäger</strong>/innen, die b<strong>es</strong>onders das mit dem Hobbybegriff verb<strong>und</strong>ene Schubladendenken<br />

ärgert‐ ihrer Sache ganz sicher <strong>und</strong> würden sie in sich selbst ruhen, so könnte ihnen das Ganze doch völlig egal sein,<br />

oder nicht?<br />

Und zuletzt noch etwas G<strong>es</strong>chichte zur JÄGERIN!<br />

Vor etwa 2,7 Millionen Jahren hüteten laut dem Paläanthropologen Lorenzo Rook sogar männliche Hominiden<br />

tagsüber in den Höhlen die Kinder, während die weiblichen Mitglieder der Gruppe in der Savanne jagten. Warum<br />

nicht? Die Jagd IST WEIBLICH! Diana kennen viele, aber da sind unter anderen auch noch<br />

‣ Ischtar‐ die assyrische Jagdgöttin,<br />

‣ Neith – die ägyptische Jagdgöttin<br />

‣ Arduinna – eine der keltischen Jagdgöttinnen<br />

‣ Zewana ‐ als die slawische Jagdgöttin<br />

‣ Mielikki – wachte in Finnland Über Wald, Natur <strong>und</strong> Wild ‐ um nur Einige zu nennen.


Von der Steinzeit über die Assyrer, Ägypter, Griechen <strong>und</strong> Römer mit all ihren Jagdgöttinnen landen wir mit<br />

Ri<strong>es</strong>enschritten bei den „ Taymouth Hours“. Die Taymouth Hours sind ein St<strong>und</strong>enbuch aus dem 14.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert, das mit Jagdszenen illustriert ist. Die Bilder dokumentieren die aktive Teilnahme von Frauen<br />

am damaligen Jagdg<strong>es</strong>chehen. Gerade das wird gelegentlich von kleinmütigen männlichen Geistern in Frage<br />

g<strong>es</strong>tellt. B<strong>es</strong>onders im Bereich der Jagd Gegnerschaft eine Empörung sonders Gleichen! Die weibliche<br />

Schlüsselfigur an der Schwelle der Moderne ist Dame Juliana Berners (1388)‐ eine Äbtissin d<strong>es</strong> Klosters von<br />

Sopwell. Als Autorin diverser Jagd <strong>und</strong> Fischerei Literatur, noch über Jahrh<strong>und</strong>erte beachtet, ist <strong>es</strong> wohl für<br />

heutige Maßstäbe eher verw<strong>und</strong>erlich, <strong>dass</strong> derart fachliche Werke von einer Frau g<strong>es</strong>chrieben <strong>und</strong> verfasstso<br />

viel Bedeutung <strong>und</strong> Beachtung beigem<strong>es</strong>sen wurde. Der Gr<strong>und</strong> dafür ist, <strong>dass</strong> die Jagd <strong>und</strong> die Fischerei<br />

weiblich waren, das war damals so sicher wie das Amen in der Kirche. Die Jagd ist auch heute noch weiblich<br />

b<strong>es</strong>eelt, obwohl die Mehrzahl der Ausübenden männlich ist. Frauen sind für die Jagd ein Gewinn. Nicht nur<br />

weil sie andere Qualitäten <strong>und</strong> Sichtweisen einbringen, sondern weil sie auch dazu beitragen, das Ansehen<br />

der Jagd in der Öffentlichkeit zu fördern. Sind Frauen mit dabei, wird <strong>es</strong> schwieriger, die <strong>Jäger</strong>schaft als<br />

einen von der Realität abg<strong>es</strong>chotteten Männerb<strong>und</strong> anzugreifen. Eine <strong>Jäger</strong>in verschiebt die Wahrnehmung<br />

von schi<strong>es</strong>swütigen, männlichen Psychopathen hin zum W<strong>es</strong>en der Jagd.<br />

In Südtirol gab <strong>es</strong> im Jahre 1990 ‐ 45 <strong>Jäger</strong>innen <strong>und</strong> im Jahre 2012 nun bereits an die 300. Das ist<br />

prozentuell immer noch gering (4,3% ca.), aber di<strong>es</strong>e positive Entwicklung wird kaum aufzuhalten sein <strong>und</strong><br />

das ist gut so. In di<strong>es</strong>em Zusammenhang möchte ich einen hervorragenden Artikel von Sigrid Schwenk aus<br />

dem Jahre 1986‐ „Aus der Herrin der Tiere wurde die Göttin der Jagd“ erinnern. Noch nicht all zu alt ist die<br />

Tatsache, <strong>dass</strong> die Jagdgöttin Diana vom Heiligen Hubertus in den Hintergr<strong>und</strong> gedrängt wurde. Aus gerade<br />

der Zeit, wo wir Frauen mit Büchern, Texten, Artikeln, Zeitschriftenschwemmen usw. förmlich geimpft<br />

wurden: „ Die gehorsame Ehefrau <strong>und</strong> Mutter“ oder „ die vorbildliche Hausfrau <strong>und</strong> Gattin in der modernen<br />

G<strong>es</strong>ellschaft“… Diana scheint‐ abg<strong>es</strong>ehen von einigen belletristischen Buchtiteln – von den praktizierenden<br />

<strong>Jäger</strong>n verg<strong>es</strong>sen, doch könnte <strong>es</strong> sein, <strong>dass</strong> neben dem Heiligen Hubertus auch die Diana im steten Wandel<br />

der G<strong>es</strong>chichte wieder stärker ins Blickfeld der <strong>Jäger</strong>schaft kommt. Es könnte nicht nur so sein, <strong>es</strong> ist so.<br />

Brigitte Rödel – Prof<strong>es</strong>sorin für ur‐ <strong>und</strong> frühg<strong>es</strong>chichtliche Archäologie an der Universität Basel: „ Frauen<br />

sind für die Jagd eine Bereicherung, die Jagd wird optimistischer, sympathischer, weltoffener, kultivierter<br />

<strong>und</strong> zukunftsfähiger!“<br />

Margareth Morandell

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