DAS DIELENHAUS - Stralsund intern
DAS DIELENHAUS - Stralsund intern
DAS DIELENHAUS - Stralsund intern
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Marienbild des 14. Jh. ehedem in einem Kemladen in der Semlowerstraße<br />
kontakt<br />
Hansestadt <strong>Stralsund</strong><br />
Bauamt . Abteilung Planung und Denkmalpflege<br />
Badenstraße 17 . 18439 <strong>Stralsund</strong><br />
Tel.: 03831 / 252 623 . Fax: 03831 / 252 52 652<br />
E-Mail: bauamt@stralsund.de<br />
www.stralsund.de<br />
zahlen und fakten zu stralsund<br />
Grösse des welterbegebietes<br />
80 Hektar (rote Linie)<br />
Grösse des bodendenkmals<br />
120 Hektar (gelbe Fläche)<br />
Besichtigungstipp<br />
Mühlenstraße 3 (sogenannte Dielenhaus) und<br />
Frankenstraße 28<br />
Das Dielenhaus<br />
in der Hansestadt <strong>Stralsund</strong><br />
Fotos: Hansestadt <strong>Stralsund</strong>, Bauamt, Abteilung Planung und Denkmalpflege<br />
Design: www.bsign-hst.de<br />
Rückgiebel mit Kemladen in der Ossenreyerstraße 14
zernen Deckenbalkenlängen. Zur<br />
Entlastung der Decken wurde mittig,<br />
allerdings etwas seitlich versetzt,<br />
ein vom Keller bis zum Dach<br />
in Traufenhöhe reichender Ständer,<br />
der so genannte „Hausbaum“<br />
errichtet.<br />
Mit der Durchsetzung des Backsteinbaus<br />
bildeten sich die heute<br />
noch sichtbaren und juristisch festgelegten<br />
Parzellen und Baufluchten<br />
heraus. Die überkommene mittelalterliche<br />
Parzellenstruktur sowie die<br />
überwiegend seit Jahrhunderten<br />
Das Dielenhaus<br />
Ein Dielenhaus ist ein aus Fachwerk oder Backstein erbautes<br />
städtisches Haus. Charakteristisch und namensgebend ist die<br />
bis zu sechs Meter hohe ungeteilte Diele im Erdgeschoss.<br />
Dieser Gebäudetyp prägte im Mittelalter das Erscheinungsbild<br />
vieler Städte von Westfalen bis zum Baltikum. Bei den <strong>Stralsund</strong>er<br />
Dielenhäusern war der Raum im Erdgeschoss in der Regel<br />
sieben bis neun Meter breit und achtzehn Meter lang. Dieser<br />
multifunktional nutzbare Bereich war das „Erfolgskonzept“ der<br />
Gebäude des Dielenhaustyps. Hier fand das gesellschaftliche<br />
Lucht in der Mühlenstraße 1<br />
Leben der Bewohner statt. Handelswaren wurden zwischengelagert,<br />
ver- und ausgepackt und<br />
weiter verkauft. Handwerker konnten<br />
hier ihre Waren produzieren.<br />
Außerdem befand sich die Hauptfeuerstelle<br />
mit dem Herd in der<br />
Diele, meist im hinteren Bereich<br />
zwischen Dorntze und Kemladen.<br />
Die nahezu immer gleiche Breite<br />
der Dielenhäuser von rund elf Metern<br />
ergibt sich aus der statischen<br />
Begrenzung der eingebauten höl-<br />
unverrückten Baufluchten sind unter<br />
anderem Grund für die Aufnahme<br />
der Historischen Altstädte von<br />
<strong>Stralsund</strong> und Wismar in die UNESCO-Welterbeliste. Die<br />
Giebel der Dielenhäuser konnten verschieden ausgeprägt sein.<br />
Es gab stufenförmige, schildartige, teilweise zinnengekrönte<br />
Formen ebenso wie Pfeiler- oder Staffelgiebel. Ihre aufwändige<br />
Gestaltung mit Nischen, Formsteinen oder gar plastischem<br />
Bauschmuck diente der Repräsentation der Hauseigentümer,<br />
die zumeist Kaufleute, mitunter auch Handwerker waren. Nur<br />
selten sind die mittelalterlichen Giebel unverfälscht überliefert.<br />
Häufig wurden sie in nachfolgenden Epochen den veränderten<br />
Architekturauffassungen angepasst.<br />
Die Grundstruktur der Dielenhäuser war im Prinzip immer gleich.<br />
Es gab ein Kellergeschoss, das meist eine Holzbalkendecke<br />
und seltener eine gemauerte Steindecke hatte. Über dem namensgebenden<br />
Erdgeschoss mit der<br />
Diele befand sich ein Obergeschoss,<br />
in einigen Fällen wie dem <strong>Stralsund</strong>er<br />
Wulflamhaus am Alten Markt 5,<br />
auch ein zweites Obergeschoss. Die<br />
gemauerten seitlichen Brandwände<br />
hatten die Aufgabe, ein Übergreifen<br />
eines Feuers auf die Nachbarn zu<br />
Hausbaum in der Mühlenstraße 3<br />
erschweren. Die Brandmauern weisen<br />
verschiedene Nischen auf, die neben dem Effekt der<br />
Stein- und somit Kostenersparnis auch zur Aufnahme von<br />
Einbauschränken dienten. In den hohen Dächern oberhalb<br />
der Brandmauern folgten bis zu fünf weitere Ebenen. In dem<br />
obersten dieser Dachgeschosse befand sich bei den meisten<br />
Dielenhäusern ein hölzernes Aufzugsrad. Mittels eines daran<br />
befestigten Seilzugs konnten durch eingelassene Luken in den<br />
hölzernen Böden Waren von der Diele in den Keller oder bis<br />
zu den Lagerböden befördert werden.<br />
In das Obergeschoss führte eine hölzerne Galerie mit einer<br />
Treppe. Unter der Galerie wurde im ausgehenden Mittelalter<br />
ein abgeteilter kleiner Raum an einer der Wandseiten in die<br />
Diele eingefügt. Er war meist aus Holz oder Fachwerk und<br />
Aufzugsrad<br />
Diele mit Hausbaum<br />
um 1900<br />
diente dem Kaufmann als Kontor<br />
und Schreibstube. Ursprünglich als<br />
„Dorntze“ für einen beheizbaren<br />
separaten Raum bezeichnet, setzte<br />
sich ab etwa 1500 der Begriff<br />
„Stube“ durch. Licht gelangte in die<br />
Diele durch zwei, neben dem hohen<br />
Portal befindliche, breite Fenster<br />
in der Vorderfassade und durch die<br />
Das Wulflamhaus am Alten Markt<br />
große so genannte „Lucht“ neben der Tür zum Hof. An einer<br />
Seite – meist die, an der die Dorntze eingebaut war – befand<br />
sich ein länglicher ein- bis zweigeschossiger Flügelanbau.<br />
Dieser trägt in <strong>Stralsund</strong> die Bezeichnung „Kemladen“. Er<br />
leitet seinen Namen vom Wort „Kemenate“ ab, mit dem ein<br />
beheizbarer (Wohn)Raum gemeint ist.<br />
Im Kemladen befanden sich die eigentlichen Wohnräume<br />
des Hausherren und seiner Familie. Erst nach 1600 begann<br />
man nach und nach, auch im Obergeschoss des Vorderhauses<br />
Wohnungen einzurichten.