09.02.2014 Aufrufe

Das Locked-in-Syndrom am Schweizer Paraplegiker-Zentrum Nottwil ...

Das Locked-in-Syndrom am Schweizer Paraplegiker-Zentrum Nottwil ...

Das Locked-in-Syndrom am Schweizer Paraplegiker-Zentrum Nottwil ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Tagung von LIS e.V.<br />

im KEH (Haus 22), Herzbergstr. 79, 10365 Berl<strong>in</strong><br />

<strong>am</strong> S<strong>am</strong>stag, den 2. Februar 2008<br />

Patientenverfügung: Willensentscheidung oder<br />

überflüssige Formalität?<br />

(Anmeldung erforderlich)<br />

15.00 Uhr Begrüßung<br />

Dr. Pantke (Vorsitzender LIS e.V.)<br />

15.05- 15.30 Uhr <strong>Das</strong> <strong>Locked</strong>-<strong>in</strong>-<strong>Syndrom</strong> <strong>am</strong> <strong>Schweizer</strong><br />

<strong>Paraplegiker</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Nottwil</strong> sowie die<br />

Rolle von Patientenverfügungen bei ALS-<br />

Betroffenen<br />

Hr.Schwegler(<strong>Schweizer</strong> Paraplegier-<strong>Zentrum</strong>,<br />

<strong>Nottwil</strong>)<br />

15.30 -16.00Uhr Die Lebensqualität Schwerstbetroffener:<br />

Patienten berichten<br />

Dr. Pantke (LIS e.V.), Fr. Schmidt (LIS<br />

e.V.), Fr. Jansen<br />

16.00 – 16.30 Uhr Autonomer Wunsch <strong>am</strong> Lebensende und<br />

soziale Erwünschtheit von Therapieverzicht-<br />

Erfahrung mit Patientenverfügungen im Inund<br />

Ausland<br />

Dr. Knops (Kirchliche Hochschule Wuppertal und<br />

Evangelisches Pfarr<strong>am</strong>t Uedem)<br />

16.30 – 17.00 Uhr Kaffeepause<br />

17.00 - 17.30 Uhr Auf welche Rehabilitationsleistungen<br />

hat e<strong>in</strong> Patient Anspruch?<br />

Patientenverfügung kontra Hippokratischer<br />

Eid<br />

Dr. Koßmehl (Rehabilitationskl<strong>in</strong>ik Beelitz-<br />

Heilstätten)<br />

Erhält e<strong>in</strong> Mensch mit dem <strong>Locked</strong>-<strong>in</strong> <strong>Syndrom</strong> die<br />

Therapie, die er benötigt?<br />

C. Kühn (LIS e.V., Angehörigenberatung)<br />

17.30 – 18.00 Uhr Zur Problematik von<br />

Patientenverfügungen bei Menschen im<br />

Koma<br />

Prof. Zieger (Frührehabilitation im Evangelischen<br />

Krankenhaus Oldenburg)<br />

18.00 bis ca. 20.00 Uhr (Ende) Gemütliches Beis<strong>am</strong>mense<strong>in</strong><br />

Rahmenprogr<strong>am</strong>m zur Unterstützten Kommunikation<br />

13.15-13.35 Uhr Betroffene berichten<br />

13.35-14.45 Uhr kostenlose (-günstige)<br />

Kommunikationshilfsmittel (Demonstration)<br />

Dr. Deutsch, Fr. Gniffke (Kommhelp e.V., Berl<strong>in</strong>)<br />

Die Veranstaltung wird von der AOK-Krankenkasse unterstützt<br />

1


Zus<strong>am</strong>menfassung der Beiträge:<br />

<strong>Das</strong> <strong>Locked</strong>-<strong>in</strong> <strong>Syndrom</strong> <strong>am</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Paraplegiker</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Nottwil</strong><br />

sowie die Rolle von Patientenverfügungen bei ALS-Betroffenen<br />

Hans Schwegler<br />

<strong>Schweizer</strong> <strong>Paraplegiker</strong>-<strong>Zentrum</strong>, <strong>Nottwil</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Paraplegiker</strong>-<strong>Zentrum</strong> (SPZ) als Akut- und Rehabilitationskl<strong>in</strong>ik ist e<strong>in</strong> Teil <strong>in</strong><br />

der Leistungskette der <strong>Schweizer</strong> <strong>Paraplegiker</strong>-Gruppe (SPG), zu der auch die Vere<strong>in</strong>igung<br />

(SPV), die Forschung (SPF) sowie die Stiftung (SPS) gehören. <strong>Das</strong> <strong>Schweizer</strong> <strong>Paraplegiker</strong>-<br />

<strong>Zentrum</strong> betreut schwerpunktmässig Querschnittpatienten, nutzt se<strong>in</strong>e Kompetenzen im<br />

Bereich der ganzheitlichen Rehabilitation aber auch für andere Patientengruppen,<br />

beispielsweise die neuro-muskulären Patienten. <strong>Das</strong> <strong>Locked</strong>-<strong>in</strong> <strong>Syndrom</strong> betrachten wir als<br />

höchste Form der Querschnittlähmung. Die LIS-Patient<strong>in</strong>nen und -Patienten können deshalb<br />

vom ganzen Leistungsangebot der <strong>Schweizer</strong> <strong>Paraplegiker</strong>-Gruppe profitieren. <strong>Das</strong><br />

be<strong>in</strong>haltet neben der Akutversorgung, e<strong>in</strong>er mehrmonatigen <strong>in</strong>tensiven Rehabilitation auch<br />

die lebenslange Nachbetreuung mit regelmässigen Kontrollen, und bei entsprechender<br />

Indikation auch Rehabilitationen im <strong>Zentrum</strong>.<br />

Unsere Erfahrungen mit Patientenverfügungen st<strong>am</strong>men vor allem aus der Betreuung von<br />

ALS-Betroffenen. Sie werden <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> <strong>in</strong>tensiven persönlichen Gesprächen der<br />

Casemanager<strong>in</strong> zus<strong>am</strong>men mit den Betroffenen und Angehörigen <strong>in</strong>dividuell erarbeitet. Es<br />

ist unser Bestreben, Patientenverfügungen auch auf andere Patientengruppen auszuweiten.<br />

Die Lebensqualität Schwerstbetroffener: Patienten berichten<br />

Karl-He<strong>in</strong>z Pantke (LIS e.V.), Jessica Schmidt (LIS e.V.) und Angela Jansen<br />

LIS im KEH, Herzbergstr.79, 10365 Berl<strong>in</strong><br />

Weit verbreitet ist die Me<strong>in</strong>ung, dass Menschen durch e<strong>in</strong>e Beh<strong>in</strong>derung zu unglücklichen<br />

Menschen werden. E<strong>in</strong>e Umfrage unter Betroffenen des <strong>Locked</strong>-<strong>in</strong> <strong>Syndrom</strong>s, e<strong>in</strong>er<br />

speziellen Form e<strong>in</strong>es Schlaganfalls, die für viele mit völliger Lähmung und Sprachlosigkeit<br />

endet, kann dies nicht bestätigen. Die Selbste<strong>in</strong>schätzung der Lebensqualität zeigt ke<strong>in</strong>en<br />

Unterschied zu der e<strong>in</strong>er gesunden Kontrollgruppe. E<strong>in</strong>e Patientengruppe, die wieder e<strong>in</strong><br />

paar Schritte mit e<strong>in</strong>em Hilfsmittel gehen bzw. verbal kommunizieren kann, gibt sogar e<strong>in</strong>e<br />

höhere Lebensqualität als die Gesunden an. Niemand kann zu Zeiten relativer Gesundheit<br />

voraus verfügen, wie er se<strong>in</strong> durch e<strong>in</strong>en Unfall oder Krankheit e<strong>in</strong>geschränktes Leben<br />

zukünftig bewerten wird. Nicht der Gesundheitszustand ist bei der Bewertung der<br />

Lebensqualität entscheidend, sondern <strong>in</strong>wieweit es gel<strong>in</strong>gt trotz der E<strong>in</strong>schränkungen <strong>am</strong><br />

Leben teilzuhaben. Leben ist ke<strong>in</strong>e Konstante. Se<strong>in</strong> Wert ergibt sich aus der Situation. Jeder<br />

Augenblick ist kostbar, jeder Moment e<strong>in</strong>zigartig!<br />

K.-H. P. ist Überlebender des <strong>Locked</strong>-<strong>in</strong> <strong>Syndrom</strong>s, J. S. hat <strong>in</strong> der Diplomarbeit <strong>in</strong><br />

Heilpädagogik die Lebensqualität von Menschen mit dem <strong>Locked</strong>-<strong>in</strong> <strong>Syndrom</strong><br />

untersucht und A. J. ist an ALS (<strong>am</strong>yotrophische Lateralsklerose) erkrankt.<br />

Autonomer Wunsch <strong>am</strong> Lebensende und soziale Erwünschtheit von<br />

Therapieverzicht: Erfahrung mit Patientenverfügungen im In- Ausland<br />

Heike Knops<br />

Kirchliche Hochschule Wuppertal; Fachbereich Ethik<br />

jetzt: Evangelisches Pfarr<strong>am</strong>t Uedem,Turmwall 21, 47589 Uedem<br />

Wir s<strong>in</strong>d daran gewöhnt worden, unser Leben selbstbestimmt zu regeln und abzusichern -<br />

nachdem sich der Staat selbst peu á peu aus der Verantwortung für soziale Belange<br />

entlassen hat. Individualismus und Autonomie s<strong>in</strong>d gleichzeitig zu neuen Werten stilisiert<br />

worden. In dieser Situation fällt der Gedanke der Planbarkeit des eigenen Todes auf<br />

fruchtbaren Boden. Patientenverfügungen werden als Instrument angeboten, das<br />

Lebensende im voraus vernünftig und auf die eigenen Bedürfnisse abgehoben, abzuwickeln.<br />

Diese gegenwärtige Situation erhält neue Konturen durch e<strong>in</strong>en historischen Rückblick und<br />

die pragmatische Frage: "Cui bono?" sowie den Blick auf die 20 jährige Erfahrungen mit<br />

Patientenverfügungen <strong>in</strong> den USA.<br />

2


Auf welche Rehabilitationsleistungen hat e<strong>in</strong> Patient Anspruch?<br />

Patientenverfügung kontra Hippokratischer Eid.<br />

Peter Koßmehl<br />

Kl<strong>in</strong>iken Beelitz GmbH, Neurologische Rehabilitationskl<strong>in</strong>ik<br />

Paracelsusr<strong>in</strong>g 6a, 14547 Beelitz-Heilstätten<br />

In den Reha-E<strong>in</strong>richtungen Deutschlands steht e<strong>in</strong> umfangreiches Leistungsspektrum zur<br />

Verfügung, das von der ärztlichen Behandlung über die Krankengymnastik, die<br />

Ergotherapie, die Logopädie, die Neuropsychologie, die Musiktherapie, die Sozial- und<br />

Berufsberatung, die Sport- und Bewegungstherapie bis h<strong>in</strong> zur Psycho- und Soziotherapie<br />

reicht und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Art weltweit e<strong>in</strong>e besondere Stellung e<strong>in</strong>nimmt. Der E<strong>in</strong>satz dieser<br />

Leistungen erfolgt nach <strong>in</strong>dikationsspezifisch entwickelten RehaKonzepten.<br />

Ob e<strong>in</strong>e stationäre, teilstationäre oder <strong>am</strong>bulante Durchführung angebracht ist, kann jeweils<br />

nur unter Würdigung <strong>in</strong>dividueller Gesichtspunkte entschieden werden. Nach der <strong>in</strong><br />

Deutschland gebräuchlichen und als von den Kostenträgern als Grundlage verwendeten<br />

E<strong>in</strong>teilung der Bundes-arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Rehabilitation (BAR) des Verbandes Deutscher<br />

Rentenversicherungsträger (VDR) f<strong>in</strong>det anhand der physischen und geistigen<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigungen e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>teilung <strong>in</strong> Rehabilitationsphasen statt, anhand derer sich der<br />

Behandlungsumfang und die daraus resultierende Kostenabrechnung ableiten.<br />

Der Leistungsumfang <strong>in</strong> der mediz<strong>in</strong>ischen Rehabilitation wird nicht zuletzt direkt und<br />

<strong>in</strong>direkt bei den Vertragsverhandlungen mit den Kostenträgern jedes Jahr neu festgelegt.<br />

E<strong>in</strong> nicht seltenes Problem bei den zum Teil schwer betroffenen Patienten <strong>in</strong> den<br />

Rehabilitationskl<strong>in</strong>iken, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der neurologischen Rehabilitation, stellt die<br />

e<strong>in</strong>deutige Willensbekundung über Art und Umfang der Therapien dar. Im deutschen<br />

Gesundheitswesen darf die mediz<strong>in</strong>ische Versorgung auch bei noch so schwerwiegender<br />

Bee<strong>in</strong>trächtigung nicht e<strong>in</strong>gestellt werden, auch wenn beispielsweise der Patient schon<br />

jahrelang im Koma liegt. Die Ärzte berufen sich <strong>in</strong> solchen Fällen auf ihren Eid, der sie zur<br />

Lebensrettung verpflichtet. Jede ärztliche Therapie erfordert das E<strong>in</strong>verständnis des<br />

Patienten. Was aber, wenn der Patient nicht mehr <strong>in</strong> der Lage ist, se<strong>in</strong>en Willen zu äußern?<br />

E<strong>in</strong> Instrument zur Berücksichtigung der Wünsche des Patienten ist die Patientenverfügung<br />

zur mediz<strong>in</strong>ischen Behandlung im Falle der E<strong>in</strong>willigungsunfähigkeit. Im Konfliktfall soll aus<br />

der Patientenverfügung zweifelsfrei der Wille des Patienten abgeleitet werden können:<br />

Sollen alle Therapien e<strong>in</strong>gestellt und die Apparate ausgeschaltet werden, oder nicht? Auch<br />

wenn die Patientenverfügung das leistet, ist immer noch die Frage offen, wer diesen Willen<br />

des Patienten durchsetzt. Denn auch bei e<strong>in</strong>deutigem Patientenwillen können sich die Ärzte<br />

immer noch auf ihren Eid und ihre Pflicht zur Lebenserhaltung berufen.<br />

Anschließend berichtet Frau Kühn aus ihrer langjährigen Angehörigenberatung: Leider<br />

zeigen die Erfahrungen der letzten Jahre, dass Behandlungszeiten von <strong>Locked</strong>-<strong>in</strong> Patienten<br />

immer mehr verkürzt werden, so dass das <strong>Locked</strong>-<strong>in</strong> <strong>Syndrom</strong> immer weiter <strong>in</strong> die Nähe<br />

e<strong>in</strong>er nichtbehandelbaren Krankheit gerückt wird. Forderungen nach Therapieverstärkung<br />

von Seiten der Patienten und Angehörigen können <strong>in</strong> der Regel aus Personalmangel/<br />

Kostengründen nicht erfüllt werden; stattdessen werden Angehörige immer häufiger von<br />

Ärzten darauf h<strong>in</strong> angesprochen, im Falle e<strong>in</strong>er Infektion auf lebensrettende Maßnahmen zu<br />

verzichten.<br />

Zur Problematik von Patientenverfügungen im Umgang mit<br />

Menschen im Koma und anderen nicht zur E<strong>in</strong>willigung fähigen<br />

Andreas Zieger<br />

Abteilung für Schwerst-Schädel-Hirngeschädigte, Früh- und Weiterführende Rehabilitation,<br />

Evangelisches Krankenhaus Oldenburg<br />

Der Diskurs um Gültigkeit, Anwendung und Reichweite von Patientenverfügungen von<br />

Menschen, die nicht zur E<strong>in</strong>willigung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e mediz<strong>in</strong>ische Behandlung aufgrund e<strong>in</strong>er<br />

schweren Erkrankung oder Schädigung des Gehirns fähig s<strong>in</strong>d (bewusstlose Notfälle,<br />

Menschen im Koma, Hirntodsyndrom, Wachkoma, im akuten <strong>Locked</strong>-<strong>in</strong>-<strong>Syndrom</strong>) hat <strong>in</strong> der<br />

letzten Zeit deutlich an Schärfe zugenommen. Bei unverändertem Wunsch, <strong>in</strong> Ruhe sterben<br />

zu können, und dem weitgehenden Konsens, e<strong>in</strong> solches Sterben auch tatsächlich zu<br />

ermöglichen, treten Differenzen <strong>in</strong> der Grundhaltung zum Menschse<strong>in</strong> und h<strong>in</strong>sichtlich der<br />

Mittel ihrer Umsetzung immer deutlicher zu Tage. Die Befürworter e<strong>in</strong>es (1)<br />

selbstbestimmten Sterbens fordern mehr oder weniger deutlich aktive Hilfe zum Sterben<br />

3


durch assistierte Tötung oder Selbstmord. Die Patientenverfügung wird hier als Instrument<br />

e<strong>in</strong>er legalisierten, aktiven Sterbehilfe gesehen. Ob jedoch d<strong>am</strong>it die weit verbreitete Angst<br />

vor dem Tod und vor Fremdbestimmung, Pflegeabhängigkeit und Schmerzen erfolgreich<br />

bekämpft werden kann, ist ebenso fraglich wie die häufig d<strong>am</strong>it verbundene unwürdige<br />

Sterbehilfepraxis („Sterbehilfe auf dem Parkplatz“) selber bei gleichzeitiger H<strong>in</strong>nahme<br />

unwürdiger Lebensbed<strong>in</strong>gungen für Schwerstkranke und Sterbende. Die Befürworter e<strong>in</strong>er<br />

(2) Hilfe beim Sterben, welche die Natur des Sterbens nicht verdrängen und e<strong>in</strong>e Kultur<br />

fürsorglicher palliativer Begleitung praktizieren wie auch gleichzeitig e<strong>in</strong>e Verbesserung der<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen für Schwerstkranke und Sterbende fordern, sehen <strong>in</strong> der<br />

Patientenverfügung den erklärten Willen e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuellen Patienten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er je<br />

e<strong>in</strong>zigartigen Lebenssituation und Behandlungswirklichkeit. Diese ist als Arzt-Patient-<br />

Beziehung jedoch selbst pr<strong>in</strong>zipiell unverfügbar, weil die Würde des Menschen<br />

verfassungsgemäß (objektiv) unantastbar ist. D.h. die Würde der Menschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Behandlungssituation gebietet es schon jetzt ethisch und rechtsverb<strong>in</strong>dlich, ke<strong>in</strong>e<br />

Behandlung ohne erklärten Patientenwillen oder mediz<strong>in</strong>ische Indikation durchzuführen.<br />

Patient und Arzt s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Gestaltung e<strong>in</strong>er Behandlungssituation als e<strong>in</strong> auf Anerkennung,<br />

Verantwortung, Kommunikation und Dialog beruhendes zwischenmenschliches<br />

Austauschverhältnis gegenseitig aufe<strong>in</strong>ander angewiesen. Entscheidungen über<br />

Behandlungsmaßnahmen oder deren Verzicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er konkreten, <strong>in</strong>dividuellen<br />

Behandlungssituation können d<strong>am</strong>it pr<strong>in</strong>zipiell nur mit dem Patienten/Betreuer <strong>in</strong> dem<br />

verantwortlichen Behandlungste<strong>am</strong> ethisch und rechtsverb<strong>in</strong>dlich gefällt werden. D<strong>am</strong>it die<br />

heute noch vielerorts vorhandenen unwürdigen Lebensbed<strong>in</strong>gungen Schwerstkranker und<br />

Sterbender <strong>in</strong> Intensivstationen, Krankenhäusern und Pflegeheimen als Nährboden für den<br />

Wunsch nach aktiver Sterbehilfe nicht mehr wirken können, ist der Ausbau e<strong>in</strong>er<br />

palliativen/hospizlichen Mediz<strong>in</strong> und Pflege dr<strong>in</strong>gend notwendig. E<strong>in</strong>e bloß weitergehende<br />

Verrechtlichung der Behandlungssituation mittels Patientenverfügungen würde die Arzt-<br />

Patient-Beziehung weiter auszuhöhlen und die Würde des Menschen geradezu erst<br />

antastbar machen.<br />

Vorführung zur Unterstützten Kommunikation<br />

kostenlose (-günstige) Kommunikationshilfsmittel<br />

Julius Deutsch und Julia Gniffke<br />

kommhelp e.V, D-14059 Berl<strong>in</strong>, Horstweg 25<br />

Jüngere Entwicklungen bei der Computer- und Kommunikationstechnologie haben dazu<br />

geführt, dass technisch anspruchsvolle Kommunikationshilfsmittel für Beh<strong>in</strong>derte jetzt<br />

teilweise für weniger als hundert Euro verfügbar s<strong>in</strong>d, die Kosten für e<strong>in</strong>en Standard-PC<br />

nicht e<strong>in</strong>gerechnet. Schnelle Breitbandleitungen, immer leistungsfähigere Prozessoren und<br />

der Siegeszug der digitalen Bildbearbeitung und –analyse haben aus der Videokonferenz für<br />

Top-Manager den Videochat für jedermann werden lassen. Und kaum e<strong>in</strong>e Service-Hotl<strong>in</strong>e<br />

kommt heute noch ohne synthetische Sprache aus, die den Anrufer im Dialog durch das<br />

Menü führt. Als Nebenprodukte dieser Entwicklungen s<strong>in</strong>d nun Progr<strong>am</strong>me verfügbar, mit<br />

denen man e<strong>in</strong>en Computer nur durch Gesten (Zeigebewegungen) - ohne Maus und<br />

Tastatur - steuern kann und die bei verschiedenen Universitäten kostenlos als Freeware<br />

zum Download zur Verfügung stehen.<br />

Ausgestattet mit e<strong>in</strong>er Web-K<strong>am</strong>era und e<strong>in</strong>er Sprachausgabe wird so jeder moderne<br />

Standard-PC zu e<strong>in</strong>er effektiven und preiswerten Kommunikationshilfe für motorisch<br />

beh<strong>in</strong>derte Menschen. Jede Bewegung e<strong>in</strong>es Körperteils kann als Geste erfasst und zu<br />

Steuerung des Computers verwendet werden.<br />

Alle<strong>in</strong> das Schreiben von Texten bleibt auch mit Gesten immer noch mühs<strong>am</strong> und<br />

zeitaufwändig. Es ist wie Tippen mit e<strong>in</strong>em F<strong>in</strong>ger.<br />

<strong>Das</strong> gestengesteuerte Texte<strong>in</strong>gabe-Progr<strong>am</strong>m DASHER bietet mit se<strong>in</strong>em völlig neuen<br />

E<strong>in</strong>gabe-Pr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong>e unkonventionelle und elegante Lösung dieses Problems. Auch wenn<br />

DASHER nicht mit e<strong>in</strong>em geübten Zehn-F<strong>in</strong>ger-Schreibers konkurrieren kann, erlaubt se<strong>in</strong><br />

Textvorhersage-Modell e<strong>in</strong>e deutlich höhere Schreibgeschw<strong>in</strong>digkeit als e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>-F<strong>in</strong>ger-<br />

System.<br />

4


Wir stellen verschiedene, kostenlos verfügbare Progr<strong>am</strong>me vor, die aus e<strong>in</strong>em Standard-<br />

Computer e<strong>in</strong>e preiswerte und vielseitige Kommunikationshilfe machen. Wenn Sie vorab<br />

sich <strong>in</strong>formieren wollen: www.kommhelp.de/freeware.<br />

5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!