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Schwester Iniga Affentranger, Gefängnisseelsorgerin in der ...

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Serie "Jahr <strong>der</strong> kirchlichen Berufungen" (8)<br />

<strong>Schwester</strong> <strong>Iniga</strong> <strong>Affentranger</strong>, Gefängnisseelsorger<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Strafanstalt Lenzburg AG<br />

"Die Frage ist: Wird es durch mich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt e<strong>in</strong> wenig heller?"<br />

21.3.06 (Kipa) H<strong>in</strong>ter den Mauern, bei den Menschen aller Rassen und Überzeugungen<br />

s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Seelsorge multikulturell ausgerichtet, sagt die Gefängnisseelsorger<strong>in</strong><br />

und Baldeggerschwester <strong>Iniga</strong> <strong>Affentranger</strong>, 62. Die Ordensfrau arbeitet teilzeitlich <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> geschlossenen Männerstrafanstalt Lenzburg (Kanton Aargau), <strong>in</strong> <strong>der</strong> gegenwärtig<br />

180 Gefangene aus 38 Nationen e<strong>in</strong>sitzen.<br />

Kipa: <strong>Schwester</strong>, beschreiben Sie kurz Ihre Tätigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche.<br />

<strong>Schwester</strong> <strong>Iniga</strong> <strong>Affentranger</strong>: Als katholische Seelsorger<strong>in</strong> <strong>in</strong> Teilzeitanstellung stehe ich<br />

zusammen mit e<strong>in</strong>em evangelischen Pastor <strong>in</strong> <strong>der</strong> Strafanstalt Lenzburg im Dienst <strong>der</strong><br />

Kirche. Die "Geme<strong>in</strong>de" setzt sich aus 180 Gefangenen und rund 120 Angestellten<br />

zusammen. Zahlenmässig kle<strong>in</strong>, aber gross <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vielfalt: Im Moment s<strong>in</strong>d es 38<br />

verschiedene Nationen, verschiedenste Religionszugehörigkeiten und e<strong>in</strong>e grosse<br />

Spannweite im Glaubensausdruck, unterschiedlichste Erwartungen und Bedürfnisse…<br />

Und da mitten dr<strong>in</strong> darf ich als Seelsorger<strong>in</strong> wirken. Der Schwerpunkt me<strong>in</strong>es kirchlichen<br />

Engagements liegt bei E<strong>in</strong>zelgesprächen, den Glaubensfeiern und <strong>der</strong> Begleitung e<strong>in</strong>er<br />

Freizeitgruppe. Dass ich ausserhalb me<strong>in</strong>es Pensums als Gefängnisseelsorger<strong>in</strong> auch als<br />

Seelsorger<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pfarrei Lenzburg und Wildegg wirke, ist für mich e<strong>in</strong> echter Ausgleich.<br />

Dieses Dazugehören <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Seelsorgeteam bewahrt mich vor e<strong>in</strong>seitigem Spezialistentum<br />

und gibt mir Gelegenheit, mich als "Botschafter<strong>in</strong>" <strong>der</strong> Menschen von "dr<strong>in</strong>nen" und<br />

"draussen" e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Kipa: Was empf<strong>in</strong>den Sie als Ihre ganz persönliche Berufung?<br />

<strong>Schwester</strong> <strong>Iniga</strong>: Als überzeugte Christ<strong>in</strong>, zudem als Ordensfrau, darf ich diesen Menschen<br />

<strong>in</strong> schwieriger Lebenssituation Zeit, Beachtung, Wohlwollen, Respekt und vor allem e<strong>in</strong><br />

offenes Ohr schenken. Mit an<strong>der</strong>n Worten: Erfahrungen ermöglichen, die das Erbarmen<br />

Gottes zu allen Menschen und se<strong>in</strong>er Liebe, die niemanden ausschliesst, spürbar machen.<br />

Oberflächlich gesehen "gescheiterte" Menschen erahnen lassen, dass <strong>der</strong> reuige Mensch<br />

vor Gott immer e<strong>in</strong>e Chance hat, dass es bei ihm ke<strong>in</strong>e "Hoffnungslosen" gibt.<br />

Kipa: Berufungen welcher Art braucht die Kirche <strong>in</strong> Zukunft ganz beson<strong>der</strong>s? Wie können sie<br />

geweckt werden?<br />

<strong>Schwester</strong> <strong>Iniga</strong>: Menschen, die aus <strong>in</strong>nerer Überzeugung, mit grossem Engagement, mit<br />

Kompetenz, Offenheit und Bereitschaft zum H<strong>in</strong>hören, als glaubwürdige Zeugen ihre<br />

christliche Berufung leben. Überzeugende Menschen – nicht Funktionäre –, also glaubende<br />

Boten und Bot<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Liebe Gottes zu uns Menschen laden zur Nachfolge e<strong>in</strong>.


Presseagentur Kipa, E<strong>in</strong>zelmeldung aus dem Tagesdienst S. 2<br />

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Kipa: Wird Ihr E<strong>in</strong>satz für die Kirche geschätzt?<br />

<strong>Schwester</strong> <strong>Iniga</strong>: Ja, sehr sogar!<br />

Kipa: Zweifeln Sie manchmal am S<strong>in</strong>n Ihres E<strong>in</strong>satzes?<br />

<strong>Schwester</strong> <strong>Iniga</strong>: Wenn für mich Erfolg und alle<strong>in</strong> me<strong>in</strong>e eigenen Vorstellungen wichtig<br />

wären, dann müsste ich zweifeln. Doch das Wissen, dass er h<strong>in</strong>ter alles sieht, auch auf<br />

krummen L<strong>in</strong>ien gerade schreiben und letztlich alles zu e<strong>in</strong>em guten Ende führen kann, lässt<br />

mich viel mehr das Erfreuliche sehen und daraus leben. So kann ich me<strong>in</strong>en mir möglichen<br />

Teil tun, die Vollendung aber voll Vertrauen ihm anheim stellen.<br />

Kipa: Es gibt kaum noch e<strong>in</strong> "katholisches Milieu". Fühlen Sie sich deswegen <strong>in</strong> Ihrem<br />

E<strong>in</strong>satz manchmal fremd <strong>in</strong> <strong>der</strong> heutigen Gesellschaft?<br />

<strong>Schwester</strong> <strong>Iniga</strong>: Ne<strong>in</strong>, niemals im Gefängnis dr<strong>in</strong> – eher "draussen", wo ich als Ordensfrau<br />

manchmal fast als "Exot<strong>in</strong>" angesehen werde! H<strong>in</strong>ter den Mauern, <strong>in</strong>mitten all <strong>der</strong><br />

unterschiedlichen Kulturen, Religionen, bei den Menschen aller Rassen und Überzeugungen<br />

s<strong>in</strong>d wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Seelsorge sowieso multikulturell ausgerichtet.<br />

Kipa: Spüren Sie persönlich, dass das Interesse an Religiösem zugenommen hat, wie heute<br />

vielfach gesagt wird?<br />

<strong>Schwester</strong> <strong>Iniga</strong>: Wie es früher im Gefängnis war, weiss ich nicht, doch mich überrascht seit<br />

bald sechs Jahren immer wie<strong>der</strong>, wie viele Menschen sich dort ernsthaft für das Religiöse<br />

<strong>in</strong>teressieren und das nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stille und Verborgenheit <strong>der</strong> Zelle…<br />

Kipa: Könnten Sie entscheiden: Welche kirchliche Stelle, welchen Arbeitsbereich würden Sie<br />

neu schaffen o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest ausbauen, um <strong>der</strong> heutigen Situation ganz beson<strong>der</strong>s<br />

Rechnung zu tragen?<br />

<strong>Schwester</strong> <strong>Iniga</strong>: Mir sche<strong>in</strong>t, dass nicht zuerst "Neues" gesucht werden muss, son<strong>der</strong>n dass<br />

wir uns – ganz plakativ gesprochen – weniger mit theoretischen und <strong>in</strong>nerkirchlichen<br />

Problemen blockieren, son<strong>der</strong>n das viele Gute und Erfreuliche sehen sollten und so ganz im<br />

S<strong>in</strong>n des Evangeliums "h<strong>in</strong>ausgehen und die frohe Botschaft br<strong>in</strong>gen".<br />

Wichtig ist nicht zuerst, "was" ich im Dienst <strong>der</strong> Kirche tue, son<strong>der</strong>n "wie" ich es tue.<br />

Wird es durch mich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt e<strong>in</strong> wenig heller? F<strong>in</strong>de ich Wege, wie ich durstigen<br />

Menschen heute zu tr<strong>in</strong>ken geben kann? Geht es mir wirklich um die Liebe zum Nächsten<br />

o<strong>der</strong> eher um jene zu mir selber? Müssten wir uns vielleicht vor allem wie<strong>der</strong> ganz bewusst<br />

darum bemühen, dass die Menschen auch von uns sagen könnten: "Seht, wie sie e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

lieben"?<br />

Kipa: Wie schätzen Sie das Verhältnis von Frauen und Männern <strong>in</strong> Ihrer Berufungs-Gruppe<br />

e<strong>in</strong>?<br />

<strong>Schwester</strong> <strong>Iniga</strong>: In <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Gefangenenseelsorge s<strong>in</strong>d wir erfreulich gemischt.<br />

Und <strong>in</strong> Lenzburg haben die Verantwortlichen ganz bewusst e<strong>in</strong>e Frau für die frei gewordene<br />

Stelle <strong>der</strong> Seelsorge gesucht, damit im Haus wo immer möglich auch <strong>der</strong> frauliche Aspekt<br />

vertreten ist. Die Zusammenarbeit <strong>der</strong> verschiedenen Seelsorger ist fruchtbar.<br />

<strong>Schwester</strong> <strong>Iniga</strong> <strong>Affentranger</strong> (62) gehört den Baldeggerschwestern an. Sie trat <strong>der</strong><br />

Geme<strong>in</strong>schaft 1969 bei. Sie ist ausgebildete Sprachenlehrer<strong>in</strong> mit theologischer Ausbildung.


Presseagentur Kipa, E<strong>in</strong>zelmeldung aus dem Tagesdienst S. 3<br />

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Sie arbeitet als Gefängnisseelsorger<strong>in</strong> und ist Mitarbeiter<strong>in</strong> im Seelsorgeteam <strong>der</strong> Pfarrei St.<br />

Antonius, Wildegg AG sowie gelegentlich auch Mitarbeiter<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pfarrei Herz Jesu <strong>in</strong><br />

Lenzburg AG.

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