Sebastian Bergne - claudiasimonehoff.de

Foto: Jamie Morgan
Design | Sebastian Bergne
Experimentelles Design
aus London
Sebastian Bergne lebt
und arbeitet in London.
I Sebastian Bergne I
geb. 1966 in Teheran
Ausbildung und beruflicher Werdegang
I 1984 – 1988 I Central School of Art & Design,
London
I 1988 – 1990 I Royal College of Art, London,
Industriedesign, M Des (RCA)
I 1996 – 1998 I Vitra-Sommer-Workshops
I 2000 – 2007 I Designstudio in Bologna
I 2008 I Ausstellung „Cru“ mit Objekten rund
um das Thema Wein in der Aram Gallery, London
I 2010 I Sebastian Bergne entwirft zwei Kochtopf-
und eine Accessoire-Linie für Tefal; Ausstellung
„Blow by Blow“ mit Glasobjekten im
Somerset House, London
Preise und Auszeichnungen (Auswahl)
I 2010 I Red Dot Award (für „Enjoy“ von Tefal)
I 2009 I Conde Nast Traveller Innovation & Design
Awards, Nominierung in der Kategorie
„Gourmet” (für die Ausstellung „Cru“)
I 2003 I London International Advertising Award
(für eine Verpackung von DeBeers) und Design
Plus (für die Frühstücksserie „Kult“ von WMF)
I 1999 I iF Product Design Award, Red Dot
Award und Design Plus Award (für den Stuhl
„Leg Over“ von Authentics)
62 P&G | Dezember 2010
Der in London ansässige Gestalter Sebastian
Bergne ist insbesondere für seine Arbeiten
im Bereich Tabletop bekannt. Kein Wunder,
dass sich seine Kundenliste wie ein Who is
who der Branche liest: Moulinex, Muji, Tefal,
Authentics, WMF, ENO.
Bergne beherrscht die gesamte Palette der
Produktgestaltung, entwirft er doch neben
Haushaltsgeräten auch Leuchten, Möbel,
Haushaltswaren und Verpackungen. Die
Suche nach Innovation und Funktionalität
in seinen Produkten ergänzt der Brite, der
als Sohn eines Diplomaten in Teheran zur
Welt kam, immer um eine Prise Humor,
Simplizität und Schönheit. Aufgewachsen
am Mittelmeer, in Asien und im Mittleren
Osten, ist Bergne ein Wanderer zwischen
den Welten und liebt es, mit seiner Arbeit
kulturelle Grenzen auszuloten.
Alliance der Kulturen
Wie dieses Wandern zwischen den Kulturen
aussehen kann, zeigt Bergnes Projekt
„Eye“, das in Zusammenarbeit mit dem
türkischen Hersteller Gaia & Gino und
dem österreichischen Kristallhersteller
Die Manufaktur Gaia & Gino produziert
zusammen mit Swarovski diese extravaganten
Objekte namens „Eye”.
Vorbild ist das türkische
„Nazar“, das schützen soll vor
dem bösen Blick.
Sebastian Bergne: Wanderer
zwischen Kulturen
Bergne liebt das Experiment mit dem Material
Glas. „Bubble“ entstand als Prototyp im Jahr
2009.
Swarovski entstanden ist. Manch einer
mag sich beim Anblick dieser Pretiosen an
die kleinen türkischen Souvenirs in Blau-
Weiß-Schwarz erinnert fühlen, die seinen
Träger vor dem bösen Blick bewahren sollen.
Und richtig – sie standen Pate bei diesem
Projekt.
Die Artefakte von Bergne sind in der
Tradition der Jahrhunderte alten Tradition

der Iznik-Keramik in West-
Anatolien gefertigt und bestehen
aus quartzhaltigem Ton, der mit einer
traditionellen Glasur versehen wurde.
Bergne hat die Unheil abwendenden
Augen überdimensioniert auf verschiedene
Vasen, Schalen und Kerzenhalter
übersetzt und das Herz des Auges mit
schwarzen Swarovski-Kristallen namens
„Crystal Rocks“ appliziert.
In vino veritas
Während die Kollektion „Eye“ ausschließlich
als limitierte Designkollektion
erhältlich ist, sind die Kreationen, die
Bergne im Jahr 2008 in der Londoner
Aram Gallery unter dem Titel „Cru“ ausgestellt
hat, Prototypen. Wie am Titel der
Ausstellung unschwer zu erkennen ist,
handelt es sich um Objekte, die sich mit
Wein auseinandersetzen – und Bergne
schafft es das Thema in seiner gesamten
Bandbreite zu betrachten. Von ihm selbst
initiiert und produziert, handelt es sich um
veritables Autorendesign, das Transport,
Lagerung und Servieren des Weins zum
Thema hat. Besonders erstaunlich in ihrer
Gerade auf den
Markt gekommen
ist die Kochtopfserie
„Natura“ von Tefal. Bestehend
aus 100% recyceltem
Aluminium, gefällt auch die
organische Form.
Humorvoll: 2006 in Mailand in
der Ausstellung „open your
mind exhibtion“ präsentiert,
wird der Korkenzieher „Corker“
seit 2008 von ENO produziert.
Materialkombination und elegant in der
Form sind die von Bergne entworfenen
Weingläser, setzen sich diese doch aus einzelnen
Glaskörpern zusammen, die von
echten Weinkorken zusammengehalten
werden.
Pinocchio?
Pinocchio!
Dass so viele Extravaganzen ihren Weg
auch in die Massenproduktion finden
können, beweist der dreiendige Korkenzieher
„Corker“ aus poliertem Edelstahl,
der vom französischen Hersteller Edition
Nouveaux Objets (ENO) hergestellt wird.
Er entfaltet seine endgültige Form erst mit
dem Benutzen, wenn nämlich zwei Korken,
aufgesteckt auf zwei spiralförmige
Die Serie „Kult“ von WMF vereint
mit ihrer schlichten, zeitlosen
Linienführung Materialien wie
Porzellan, Glas und Edelstahl.
Design | Sebastian Bergne
Simple, multifunktionale Schüsseln aus Holz
gestaltete Sebastian Bergne für ENO.
Enden, zu praktischen Griffen umfunktioniert
werden.
Ebenfalls für ENO hat der britische
Designer die Holzobjekte mit dem amüsanten
Namen „Piccolo Pinocchio“ und
„Parabol“ entworfen – in ihrer Schlichtheit
muten diese fast japanisch an und eignen
sich besonders gut zum Deponieren
kleiner Snacks.
Von Töpfen und
Seifenstücken
Asiatisch einfach ist auch die Kochtopfserie
„Natura“, die sich Bergne für Tefal ausgedacht
hat. Hier ist der Name Programm,
denn „Natura“ wird aus recyceltem Aluminium
hergestellt. Die Serie, bei der sich
die Hitze im Topf gleichmäßig verteilt, besticht
durch die organische Formgebung.
Gelungen ist auch die Gestaltung der Verpackung,
die mit recycelter Pappe und
Pflanzenfarben das Thema Nachhaltigkeit
kongenial umsetzt.
An der Ringseife für Authentics aus
dem Jahr 1994 lässt sich der subtile Humor
des britischen Gestalters erkennen: In der
Mitte mit einem kreisrunden Loch versehen,
lässt sie sich einfach an einen dazugehörigen
Halteknauf hängen. Gutes Design
kann doch so einfach sein.
Claudia Simone Hoff ■
�www.sebastianbergne.com�
P&G | Dezember 2010
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