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MENSCHEN & MARKEN<br />
IM RAUSCH DER<br />
FARBEN<br />
SIE KREIERT EINZIGARTIGE JUWELEN MIT KINDLICHER FREUDE, EXALTIERTER GESTE<br />
UND PARISER ELEGANZ: VICTOIRE DE CASTELLANE ENTWIRFT DEN<br />
SCHMUCK VON DIOR UND IST SELBST SO ORIGINELL WIE IHRE SCHÖPFUNGEN.<br />
TEXT: IRIS WIMMER-OLBORT<br />
Diese Frau ist ein Wirbelwind.<br />
Wenn Victoire de Castellane<br />
einen Raum betritt, richten<br />
sich alle Blicke auf sie. Das<br />
lange, rotblonde Haar, das in<br />
einem strengen Schnitt ihr Gesicht rahmt,<br />
der leuchtend rote Lippenstift, die schwindelerregend<br />
hohen High Heels und die feminine,<br />
elegante Art sich zu kleiden, ihre energische<br />
Gestik, das lebhafte Lachen und das<br />
schnelle Erzählen: Diese Frau fällt einfach<br />
auf. In einem Interview sagte sie einmal<br />
schmunzelnd, dass sie als Cartoonfigur gern<br />
Daisy Duck wäre – „weil die so tolle runde<br />
Schuhe mit gigantischen Schleifen trägt“.<br />
Das Kindliche und Spielerische gehört zum<br />
Wesen der zierlichen Französin, die ein<br />
Geheimnis um ihr Alter macht, bekanntermaßen<br />
vier Kinder hat und mit ihren<br />
Juwelen zauberhafte Geschichten erzählt.<br />
Victoire de Castellane fasziniert – ebenso<br />
wie ihre Schmuck-Kreationen. Die Juwelen<br />
der Pariserin sind ein Feuerwerk der Farben<br />
und originellen Ideen. Damit wusste sie<br />
schon früh zu bezaubern und nachhaltig zu<br />
beeindrucken. Als junge Frau begegnete sie<br />
Karl Lagerfeld, der ihr Talent erkannte und<br />
sie für 14 Jahre zu Chanel holte. Dort war<br />
sie für den Modeschmuck verantwortlich<br />
und hinterließ einen guten Eindruck. Erst<br />
vor Kurzem nannte Lagerfeld sie „eine tolle<br />
Person“ und eine „sehr spezielle Persönlichkeit“<br />
– obwohl Victoire de Castellane bereits<br />
seit Anfang 1998 für Dior tätig ist. Seitdem<br />
kreiert sie die Echtschmuck- und die Haute-<br />
Joaillerie-Linien des Hauses.<br />
Die Liaison der Pariserin mit Schmuck<br />
währt schon seit ihrer Kindheit: Bereits mit<br />
fünf Jahren demontierte die kleine Victoire<br />
Ohrringe, die ihr die Mutter geschenkt<br />
hatte; sie gefielen ihr nicht und sie wollte sie<br />
anders aussehen lassen. Mit zwölf Jahren<br />
schmolz sie dann religiöse Medaillen ein,<br />
um sich einen großen Ring zu fertigen.<br />
Das größte Vorbild war stets ihre Großmutter<br />
– die hochelegante Sylvia Hennessy<br />
aus der gleichnamigen Cognac-Dynastie,<br />
eine Dame der Gesellschaft, stets perfekt geschminkt<br />
und gekleidet. Sie wechselte ihren<br />
Schmuck passend zur Garderobe und ließ<br />
ihre Enkelin mit ihren Juwelen spielen. „Sie<br />
war keine normale Großmutter, sondern<br />
eher wie ein Hollywood-Star. Sie war mit<br />
der amerikanischen Millionärin Barbara<br />
Hutton befreundet und lebte in einer völlig<br />
exzentrischen Welt, die von Schriftstellern,<br />
Stars und Modedesignern bevölkert war. Sie<br />
hat mich maßlos beeindruckt“, erinnert sich<br />
Victoire de Castellane. „Meine Großmutter<br />
hatte Berge von edlem Schmuck: für den<br />
Tag, für den Abend, immer passend. Damals<br />
hatte ich keine Ahnung, wie kostbar Juwelen<br />
sind. Sie gehörten ganz selbstverständlich zu<br />
meinem Leben. Daher rührt auch mein unbefangener<br />
Umgang mit Preziosen.“<br />
Der Ausdruck „unbefangen“ passt auch<br />
perfekt zum Spiel mit Farben und Formen,<br />
das Victoire de Castellane in ihrem Schmuck<br />
so vortrefflich zelebriert. Ebenso unbefangen<br />
FOTO: DIOR<br />
104 GZ LIVE • 02/2013