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Heft_Ausbildung_Block_1_2.pdf - DLR Eifel

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<strong>Ausbildung</strong><br />

zum<br />

Botschafter<br />

der Mittel<br />

ittelrhein<br />

heinkirschen<br />

irschen<br />

am 16.06 + 17.06.2012 in Filsen (<strong>Block</strong> 1 + 2)


Inhalt<br />

1. Programm<br />

2. Einführung<br />

3. Ergebnisse<br />

4. Pomologie<br />

5. Sortentafel<br />

6. Sorten-Empfehlungslisten<br />

7. Geschichte des Kirschanbaus<br />

<strong>Ausbildung</strong> „Botschafter der Mittelrheinkirschen“ 16.u.17.06.2012 in Filsen


<strong>Block</strong> 1<br />

Projekt<br />

Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Samstag, den 16.06.2012<br />

Ort: Pfarrgemeindehaus Filsen<br />

10.00 – 14.00 Uhr<br />

(inkl. 30 min. Mittagspause)<br />

Projekt Mittelrheinkirschen und<br />

theoretische Einführung in die<br />

Sortenkunde<br />

14.00 – 17.00 Uhr<br />

Praxisteil<br />

„Pomologie und Kirschgenuss<br />

<strong>Block</strong> 2<br />

Kirschwiesenexkursion mit<br />

Sortenerkennung und Kirschgenuss<br />

Sonntag, den 17.06.2012<br />

Treffpunkt:<br />

Besucherparkplatz Ortseingang Filsen<br />

10.00 – 15.00 Uhr<br />

(inkl. 30 min. Mittagspause)<br />

Kirschwiesenexkursion im Kirschanbaugebiet<br />

Filsen und Osterspai<br />

Die Blöcke können auch einzeln wahrgenommen werden!<br />

<strong>Block</strong> 3<br />

Baumpflege Mittelrheinkirschen<br />

wird noch bekannt gegeben<br />

(ca. ½ Tag am Wochenende<br />

im Herbst 2012)<br />

Treffpunkt:<br />

Besucherparkplatz Ortseingang Filsen<br />

Standortwahl, Wahl des Baumtyps,<br />

Sortenwahl, Pflanzung und<br />

Pflanzschnitt bei Jungbäumen,<br />

Schnittregeln bei Kirschen


Programm<br />

zur <strong>Ausbildung</strong><br />

„Botschafter der<br />

Mittelrheinkirsche“<br />

Durch die <strong>Ausbildung</strong> führen:<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Sabine Haas (ADD Trier)<br />

Frank Böwingloh (<strong>DLR</strong> Westerwald-Osteifel)<br />

<strong>Ausbildung</strong>sinhalte:<br />

Die <strong>Ausbildung</strong>sblöcke 1 und 2 gliedern sich<br />

in einen theoretischen und einen praktischen<br />

Teil mit anschließender Kirschwiesenexkursion.<br />

Als Einführung werden die bisherigen<br />

Aktivitäten im Modellprojekt "Mittelrheinkirsche"<br />

vorgestellt sowie die historische<br />

Entwicklung des Kirschanbaus und der<br />

Kirschsorten im Mittelrheintal erläutert. Es<br />

werden die begonnenen und geplanten<br />

Maßnahmen zur Sortenerhaltung und<br />

regionalen Inwertsetzung der Mittelrheinkirschen<br />

vorgestellt.<br />

Im anschließenden praktischen Teil<br />

"Pomologie und Kirschgenuss" wird das<br />

Sortenwissen zu den charakteristischen<br />

Regionalsorten des Mittelrheintales vermittelt.<br />

Vorgestellt werden die sortentypischen<br />

Charakteristika der Früchte mit ihren<br />

Verwendungsmöglichkeiten und Anbaueigenschaften.<br />

Probieren erwünscht! Die<br />

erlernten Sortenkenntnisse werden in einer<br />

Kirschwiesenexkursion vertieft, in der weitere<br />

sortentypische Merkmale zum Baumwuchs<br />

und -habitus erläutert sowie der landschaftsprägender<br />

Charakter und die<br />

Geschmacksvielfalt erlebt werden können.<br />

Im <strong>Ausbildung</strong>sblock 3 wird anschließend die<br />

Baumpflege der Mittelrheinkirschen<br />

vorgestellt.<br />

Bitte kurze Rückbestätigung an ADD Trier,<br />

Referat 44, Anja Hennen<br />

Tel.: 0651/9494-540 o. a.hennen@add.rlp.de<br />

Vermittlungsziel:<br />

Als "Botschafter der Mittelrheinkirsche" werden<br />

Sie in der Lage sein Grundlagen zur<br />

historischen und aktuellen Situation des<br />

Kirschanbaus am Mittelrhein weiterzugeben.<br />

Sie werden die Antworten auf die Fragen zur<br />

Mittelrheinkirsche wissen, die wichtigsten<br />

Regionalsorten in ihren Frucht- und<br />

Baummerkmalen erkennen und Informationen<br />

zur Anbaueignung und<br />

Verwendungsmöglichkeiten vermitteln können.<br />

Sie helfen somit das Wissen um die<br />

Mittelrheinkirschen weiterzutragen und in der<br />

Region zu verankern<br />

2<br />

1<br />

1<br />

Treffpunkt 1. Tag 2 Treffpunkt 2. Tag


<strong>Ausbildung</strong> „Botschafter der Mittelrheinkirsche“<br />

- <strong>Block</strong> 1 – Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Teil 2:<br />

Projektbausteine Mittelrheinkirschen<br />

1. Ausgangslage und Projektanfang<br />

2. Organisation<br />

3. Bezugsraum<br />

4. Erste Auswirkungen<br />

5. Ausblick<br />

Folie 1<br />

Ausgangslage und Projektanfang<br />

Welterbegebiet seit 2002<br />

• nur noch wenige Landnutzer<br />

• starke Besitzzersplitterung<br />

• zunehmende Bewaldung<br />

• typische Landschaftbilder verschwinden<br />

• wenige regionale Produkte (Produktion/Veredelung)<br />

• touristische Infrastruktur wie 50er/60er Jahre<br />

• kaum spürbare regionale Identität<br />

• bedrohte Vielfalt (Biodiversität)<br />

<strong>DLR</strong> 2008<br />

• Umfassende/ effiziente Vorbereitung:<br />

AG Mittelrheinkirschen/ Machbarkeitsstudie<br />

PU Filsen 2006<br />

• Erste Überlegungen Wiederbelebung Obstanbau<br />

zur Erhaltung der Kulturlandschaft (Nutzungskonzeption)<br />

Folie 2


Organisation - Zeitlicher Ablauf der Projektbausteine seit 2008<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Fruchtkartierung,<br />

Dokumentation,<br />

Sichtung Sortensammlungen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Reiserschnitt, Veredlung +<br />

Reisermuttergarten Bonn, Veredlung +<br />

Anzucht ausgew. Baumschule<br />

Anzucht Baumschulen<br />

Pflanzung in Sortimentsgärten<br />

Empfehlungslisten, Sortenbroschüre, Website MRK<br />

Fertige Bäume für Pflanzaktionen MGdF<br />

Pflege und Nutzung Streuobstwiesen<br />

<br />

<br />

<br />

Vorü. Produktentwicklung<br />

Vorstudie<br />

Inwertsetzung<br />

(ViTour)<br />

Zweckverband WOM<br />

Umsetzung Netzwerk und Maßnahmen<br />

(gepl. üb. Hotspot BFN, bis 2018 oder Leader bis Sept.2015 )<br />

Umsetzung Vermarktung<br />

(geplant über Leader)<br />

<br />

<br />

Landentwicklung (<strong>DLR</strong> Westerwald-Osteifel und Rhein-Nahe-Hunsrück)<br />

Flächenzuteilung, Wege-Gewässerplan<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Vorbereitung Umsetzung Landentwicklung Umsetzung Vorhaben Partner Transfer<br />

Folie 3<br />

Bezugsraum - Welterbegebiet<br />

Filsen 1742<br />

Filsen 1875<br />

Filsen, Kamp u. Boppard 1951<br />

Folie 4


Erste Auswirkungen– Partnerschaften und Darstellung<br />

Presse und<br />

Obstanbauer<br />

Internet<br />

Wanderführer<br />

Gastronomie<br />

LAG<br />

<strong>DLR</strong>s, ADD,<br />

RLP<br />

Botschafter<br />

Zweckverband<br />

National<br />

International<br />

Folie 5<br />

Erste Auswirkungen – Rahmenplanungen / Strategien<br />

Biodiversitätsstrategie<br />

Strategiepapier Entwicklung<br />

der ländlichen Räume<br />

Handlungsprogramm<br />

Welterbe Oberes Mittelrheintal<br />

Kulturlandschaftsentwicklungskonzept<br />

Welterbegebiet Oberes Mittelrheintal<br />

Masterplan<br />

Masterplan<br />

Welterbe Oberes Mittelrheintal<br />

Masterplan<br />

Welterbe Oberes Mittelrheintal<br />

Tourismusstrategie<br />

Romantischer Rhein<br />

Folie 6


Erste Auswirkungen – Beispiel National „BUGA Koblenz“<br />

Imagegewinn mit starkem Nachklang<br />

• > 3.500.000 Besucher<br />

(> 600.000 Besucher b. den Mittelrheinkirschen (5.000 -10.000 Besucher/ Tag)<br />

• Highlights: Kirsch-Automat (22.000 verkaufte Probiertütchen 15g)<br />

20-Sortenbaum<br />

Kirschsitze<br />

Image Filme<br />

Landschaftsmodell Kirschorte/-sorten<br />

Spuckwettbewerb<br />

Aktionstage<br />

Folie 7<br />

Erste Auswirkungen – Beispiel „Aktuelle Presse“<br />

Kirschwochen der Welterbe-Gastgeber 2012<br />

Folie 8


Ausblick – Kirschenlandschaft im Welterbe<br />

Spezialitätenmarke mit<br />

Verbindung zur Kultur- und<br />

Naturlandschaft<br />

Mit gutem Gewissen und Wissen Essen !<br />

Eine Kirschregion wird sichtbar !<br />

Raumplanung<br />

<br />

Integration in touristische<br />

Angebote und Planungen<br />

Erleben und begehen ! Das ist unsere Art !<br />

Identitätsprozess auf<br />

kommunaler Ebene<br />

Folie 9<br />

Ausblick – Kirschenlandschaft im Welterbe<br />

Alleinstellungsmerkmal,<br />

Marketing<br />

Einmalige Kulturlandschaft mit Kirschen !<br />

Vielfältiger (Sorten)-Kirschanbau !<br />

Regionalvermarktung -<br />

Hobby-, Neben-, und<br />

Haupterwerb<br />

Netzwerk für<br />

Kommunikation,<br />

Organisation, Pflege und<br />

Bildung<br />

Wegweiser Kirsche ! Echt, Authentisch und Transparent !<br />

Sortensicherung und<br />

Vermehrung; von der<br />

Pflanzung bis zum Teller<br />

Folie 10


Das Gesamtkonzept trägt erste (rote) Früchte !<br />

Danke für Ihre Aufmerksamkeit !<br />

Folie 11


<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche"<br />

<strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Projektergebnisse Modellvorhaben "Mittelrheinkirsche"<br />

Projekt im Auftrag des Landes Rheinland Pfalz, Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Gliederung<br />

1. Überblick über die geschichtl. Entwicklung des Steinobstanbaus<br />

2. Ausgangssituation, Projektziele<br />

3. Erfassungsmethodik (teilweise, s. a. Anschlußvortrag Sortenkunde)<br />

4. Ergebnisse, Vorstellung einiger Regionalsorten<br />

5. Bewertung des aufgefundenen Sortiments<br />

6. Sortensicherungsmaßnahmen<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Geschichtliche Bedeutung des Steinobstanbaus<br />

<br />

<br />

<br />

Erste Obstgärten und Kirschen bereits im Spätmittelalter Verwendung zum Eigenverbrauch<br />

Ab Ende des 18. Jahrhunderts zunehmender Süßkirschanbau in Bad Salzig,<br />

gefördert durch die französische und nachfolgende preußische Verwaltung<br />

Blüte des Kirschanbaus Ende des 19. Jahrhunderts bis Anfang der 1960er Jahre<br />

Süßkirschen als Nachfolgekultur des Weinbaus, Anbau auch auf Steilhanglagen<br />

Schwerpunkt nördl. Bereich des Mittelrheintals Brey bis Hirzenach, Lahnstein bis Wellmich)


Zentner<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

0<br />

1886-1899<br />

(1938)<br />

1954-1971<br />

Datenquelle: MONSCHAUER (2005)<br />

Die durchschnittliche Kirschernte (Süß- und Sauerkirschen) in Zentnern<br />

Einzugsbereich Obst-Absatzgen. Rhein-Lahn<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Das vorläufige (?) Ende des Steinobstanbaus in den 1960er Jahren<br />

Ursachen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Handel verlangte nach größeren Partien einheitlicher Ware, regionale<br />

Mittelrheinsorten waren größtenteils nicht mehr absetzbar<br />

Konkurrenz von Einfuhren aus Südeuropa<br />

Anbauprobleme: Bodenmüdigkeit, Krankheiten<br />

Steigende Haupterwerbseinkommen, sinkende Obsterlöse<br />

Verändertes Freizeitverhalten<br />

Folge: Aufgabe oder Umstrukturierung<br />

<br />

<br />

Brachfallen der Steinhänge<br />

Sortimentsreduktion auf wenige, dunkle, festfleischige,<br />

überwiegend spätreifende Sorten<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Ausgangssituation<br />

Methodik: Erfassung des noch vorhandenen Sortenwissens<br />

Gewinnung von Informanten durch:<br />

Mund zu Mund-Propaganda<br />

Presseaufruf<br />

Radio-, TV-Berichte<br />

Kirschenfest Filsen<br />

<br />

Über 40 Informanten befragt<br />

Methodik bei den Interviews<br />

Gezielte Abfrage zu Sortenkenntnissen (Sortenliste)<br />

Bezug der Informanten zum Steinobst:<br />

Nebenerwerbsanbauer<br />

Erwerbsanbauer<br />

Brenner<br />

Sammelstelleninhaber (ehemalig)<br />

Baumschulbesitzer (ehemalig)<br />

Gartenbesitzer<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Projektziele<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Grundlagenarbeit: Erfassung und Identifizierung der vorhandenen<br />

Steinobstsorten<br />

Sortendokumentation (Baumstandorte, Fotodokumentation)<br />

Sortensicherung<br />

Aktivierung des Steinobstanbaus mit alten Regionalsorten<br />

Entwicklung regionaler Obstspezialitäten<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Verwendung in der Gastronomie<br />

Förderung der Vermarkung<br />

Wissenstransfer und Inwertsetzung in die Region<br />

Erhaltung des Landschaftsbildes<br />

Untersuchungsphasen Modellprojekt<br />

2009: Schwerpunktraum Filsen: Sortenerfassung aller Steinobstarten,<br />

stichpunktartig übriges Welterbegebiet<br />

2010: Schwerpunkt linke Rheinseite: Sortenerfassung Kirsche<br />

2011: Schwerpunkt Randbereiche des Welterbes (Trechtingshausen,<br />

Lahnstein): Sortenerfassung Kirsche<br />

Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit:<br />

BUGA-Ausstellungsbeitrag, Buntes Klassenzimmer,<br />

Aktionstage, Mittelrheinkirschen-Homepage<br />

2012: Schwerpunkt Dokumentation/ Wissenstransfer:<br />

Regionale Sortenbroschüre,<br />

<br />

(Grundlagen in Historie, Regionalsorten, Baumschnitt/-pflege)


Untersuchtes Artenspektrum / -zeitraum:<br />

Süßkirschen (2009-2011)<br />

Sauerkirschen (2009-2011)<br />

Bastardkirschen (2009-2011)<br />

Pflaumen (2009)<br />

incl. Mirabellen, Reneclauden, Zwetschgen<br />

Aprikosen (2009)<br />

Pfirsiche (2009)<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Brey<br />

Untersuchungsraum<br />

Lahnstein<br />

Siebenborn<br />

Kehlbach<br />

Bad Salzig<br />

Filsen<br />

Weiler Rheinbay<br />

Kamp<br />

Holzfeld<br />

Kestert,<br />

St. Goarshausen<br />

Manubach,<br />

Neurath,<br />

Trechtinghausen<br />

Reitzenhain


Ergebnisse der Erfassungen<br />

Untersuchte Bäume im Welterbe Oberes Mittelrheintal (1773 Bäume)<br />

44 / 2,5% 145 / 8% Süßkirschen<br />

7 / 0,5%<br />

280 / 16%<br />

152 / 9%<br />

1145 / 64%<br />

Sauerkirschen<br />

Bastardkirschen<br />

Pflaumen<br />

Aprikosen<br />

Pfirsiche<br />

Erfasste Sorten im Welterbe Oberes Mittelrheintal (149)<br />

9 / 6%<br />

40 / 27%<br />

18/ 12%<br />

68 / 45 %<br />

Süßkirschen<br />

Sauerkirschen<br />

Bastardkirschen<br />

Pflaumen<br />

Aprikosen<br />

Pfirsiche<br />

4 / 3%<br />

10 / 7%<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Ergebnisse der Erfassungen: Schwerpunktraum Filsen


Ergebnisse der Erfassungen - Süßkirschen<br />

Ergebnisse<br />

Ca. 1150 Bäume verifiziert<br />

68 Sorten<br />

49 alte pomologisch beschr. Sorten<br />

1 moderne Sorte<br />

18 bisher nicht zuordenbare Sorten<br />

(Arbeitstitel)<br />

14 Unterlagen bzw. Sämlinge<br />

Potential:<br />

Vorstudie 95 Sortennamen<br />

Nach heutiger Einschätzung<br />

viele Synonyme. max.<br />

60 - 70 eigenständige Sorten<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Ergebnisse der Erfassungen - Süßkirschen<br />

Verbreitung/Gefährdung der Sorten<br />

Gefährdungs<br />

-grad<br />

Verbreitung/Gefährdung<br />

Erklärung<br />

1 sehr selten /<br />

vom Aussterben bedroht<br />

Nur ein Baum (oder mehrere abgängige Bäume an<br />

einem Standort) der Sorte bisher deutschlandweit<br />

bekannt<br />

2 selten / stark gefährdet Regionalsorte: Bis 20 Bäume im Mittelrheintal<br />

bekannt (oder nur abgängige Bäume vorhanden)<br />

Überregional verbreitete Sorte: Deutschlandweit<br />

stark gefährdete Sorte<br />

3 mäßig verbreitet /<br />

gefährdet<br />

Regionalsorte: Im Mittelrheintal noch mäßig<br />

verbreitet bis verbreitet ( dann jedoch ganz<br />

überwiegend nur noch auf Altbäumen vorhanden)<br />

Überregional verbreitete Sorte: Deutschlandweit<br />

gefährdete Sorte<br />

4 verbreitet Überregionale Standardsorte (auch wenn im<br />

Mittelrheintal nicht sehr verbreitet)


Ergebnisse der Erfassungen - Süßkirschen<br />

Gefährdung:<br />

Über zwei Drittel der Sorten gefährdet<br />

fast ein Viertel vom Aussterben bedroht<br />

22%<br />

31%<br />

25%<br />

22%<br />

Gefährdungsgrad<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Regionalität:<br />

Über ein Drittel der aufgefundenen Sorten vermutlich Regionalsorten<br />

(Vgl. Anbaugebiet Witzenhausen > 5 % Regionalsorten)<br />

<br />

<br />

Sehr stark ausgeprägte Regionalität des mittelrheinischen Sortiments<br />

Nicht alle Regionalnamen sind Regionalssorten <br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Ergebnisse der Erfassungen - Süßkirschen<br />

Sorten, die sich Mitte des 20. Jahrhunderts im Anbau befanden<br />

(Empfehlungsliste Landwirtschaftskammer<br />

Alle Sorten aufgefunden<br />

a) Regionalsorten<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

b) Überregional verbreitete Sorten<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Geisepitter (Schwerpunkt rechte Rheinseite)<br />

Bopparder Krächer (Schwerpunkt linke Rheinseite)<br />

Hängige<br />

Simonis (Schwerpunkt linke Rheinseite)<br />

Große Prinzessin<br />

Große Schwarze Knorpelkirsche<br />

Hedelfinger<br />

Jaboulay<br />

Kassins Frühe<br />

Schneiders Späte Knorpel/Kaiser Franz/Zeppelin<br />

Souvenir de Charmes<br />

Rheinhessen-Nassau, Erzeuger Großmarkt<br />

Obst und Gemüse Koblenz, Obst-<br />

Absatzgenossenschaft Rhein-Lahn)<br />

Bopparder Krächer<br />

Jaboulay<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Ergebnisse der Erfassungen - Süßkirschen<br />

Alte Regionalsorten, die vermutlich Mitte des 20. Jahrhunderts bereits im<br />

Verschwinden waren<br />

Noch Zeitzeugen vorhanden, die die Sorten kannten:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Bachs Nikeläse<br />

Christkindscher (vermutl. linke Rheinseite)<br />

Geld(k)lose (Syn. Valentinsche?)<br />

Bopparder Frühe (vermutl. linke Rheinseite)<br />

Heils Frühe/Heilepitter (vermutl. rechte Rheinseite)<br />

Heidelberger (bunt, Quelle D. Dähne)<br />

Höppches<br />

Kesterter Schwarze<br />

Lauster Jakob (vermutl. linke Rheinseite)<br />

Nahlschmieds (vermutl. linke Rheinseite)<br />

Spanische<br />

Valentinsche (Syn. Geld(k)lose?)<br />

Heute offensichtlich nicht mehr bekannt:<br />

<br />

<br />

<br />

Apollone (schon 1929 kaum noch vorhanden)<br />

Camper Frühe Schwarze (Baumschule Lehnert)<br />

Hävels (schon 1929 kaum noch vorhanden)<br />

Spanische<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Geisepitter<br />

Ergebnisse der Erfassungen - Süßkirschen<br />

Beispiele bedeutsamer Sorten für die Region<br />

Im Mittelrheintal noch relativ häufig<br />

Als sehr beschränkt angebaute Regionalsorte<br />

als gefährdet einzustufen<br />

Verbreitungsschwerpunkt auf der rechten Rheinseite<br />

In der Region noch bekannte Sorte<br />

Nur mittelstarkes Wachstum (für kleinere Gärten)<br />

Robust, vital<br />

Sehr frühreifende, mittelgroße, lachend bunte Frucht<br />

Hoher Säureanteil<br />

Verwendungsmöglichkeiten:<br />

<br />

<br />

Kompott<br />

Konfitüre<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Ergebnisse der Erfassungen - Süßkirschen<br />

Beispiele bedeutsamer Sorten für die Region<br />

Kesterter Schwarze<br />

Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt<br />

Stark gefährdet (vier z. T. abgängige Bäume)<br />

<br />

Riesige, imposante Landschaftsbäume<br />

Robust, vital<br />

Sehr süße, stark aromatische Frucht<br />

(wurde früher zum Süßen verwendet)<br />

Vielfältige Verwendungsmöglichkeiten:<br />

Trocknen<br />

Konfitüre<br />

Brennzwecke, Einlegen in Alkohol<br />

Färbung<br />

Frischverzehr<br />

Landschaftsbaum<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Ergebnisse der Erfassungen -<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Anschauungsunterricht in Sachen Sortenentstehung<br />

Spontan entstandene neue Sorte in einer wilden Hecke<br />

Robuster, starkwachsender Baum<br />

(nach Dönissens Gelber Knorpel)<br />

Frucht mittelgroß, wohlschmeckend<br />

Druck- und platzempfindlich<br />

Verwendung:<br />

Frischverzehr<br />

Kuriosität<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Ergebnisse<br />

152 Bäume verifiziert<br />

Ergebnisse der Erfassungen - Sauerkirschen<br />

10 Sorten<br />

9 alte pomologisch beschriebene Sorten<br />

1 moderne Sorte<br />

Potential:<br />

Vorstudie 13 pom. Sortennamen (incl. 2 neue Sorten)<br />

Davon 6 Sorten aufgefunden<br />

4 pomol. Sorte zusätzlich aufgefunden<br />

Gefährdung:<br />

60 % der Sorten sind gefährdet<br />

2 Sorten stark gefährdet<br />

0%<br />

20%<br />

40% 1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

40%<br />

Gefährdungsgrad<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Ergebnisse der Erfassungen - Sauerkirschen<br />

Die aufgefundenen Sorten<br />

1. Amarellen (hellfrüchtige Sauerkirschen)<br />

Diemitzer Amarelle/Ludwigs Frühe<br />

Im Mittelrheintal noch stark verbreitet<br />

Gesund und robust, nicht anfällig für Monilia<br />

Klein-mittelgroße, helle Frucht<br />

Extrem lange Reifeperiode, 3.-8. Kw<br />

Sehr gute Verarbeitungsfrucht mit eigenem Aroma<br />

2. Weichseln (dunkelfrüchtige Sauerkirschen)<br />

Minister von Podbielski<br />

Verbesserter Typ der Ostheimer Weichsel<br />

Nur 1 Baum im Mittelrheintal aufgefunden,<br />

deutschlandweit selten vorkommend<br />

Wuchs mittelstark<br />

weniger anfällig für Monilia als Schattenm.<br />

Reife mittelfrüh<br />

Große Früchte mit hervorragendem Aroma,<br />

leichter Bittermandelton<br />

Im Ertrag etwas schwankend<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Ergebnisse der Erfassungen - Bastardkirschen<br />

Geschmackvolle Raritäten <br />

Stehen in ihren Eigenschaften zwischen Süß- und Sauerkirschen:<br />

Baumwuchs meist stark, süßkirschartig<br />

Triebe und Blätter sauerkirschartig<br />

Fruchtfleisch sauerkirschartig weich, mit ausgewogenem Verhältnis<br />

von kräftiger Säure bei viel Süße<br />

Galten früher als die Königinnen der Kirschen<br />

Heute fast vollständig verschwunden, wegen<br />

Transportempfindlichkeit nicht mehr im Anbau<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Ergebnisse<br />

Ergebnisse der Erfassungen - Bastardkirschen<br />

Geschmackvolle Raritäten <br />

7 Bäume verifiziert<br />

4 Sorten<br />

2 alte pomologisch beschriebene Sorten<br />

2 bisher nicht zuordenbare Sorte<br />

(Arbeitstitel)<br />

Potential:<br />

Vorstudie 5 Sortennamen<br />

Davon 2 Sorten aufgefunden<br />

Gefährdung<br />

alle Sorten vom Aussterben bedroht!<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Ergebnisse der Erfassungen - Bastardkirschen<br />

Die aufgefundenen Sorten<br />

Schöne von Chatenay<br />

Früher im Mittelrheintal viel angebaut<br />

Bisher nur drei Baumruinen in Filsen aufgefunden<br />

Extrem späte Reife, letzte Kirschsorte, sehr folgernd<br />

Sehr gutes Aroma<br />

Spanische Glaskirsche<br />

Nur ein Baum in Reitzenhain bekannt<br />

Mittelfrühe Reife<br />

Relativ große Frucht, wohlschmeckend<br />

Filsener <br />

Nur ein Baum in Filsen aufgefunden<br />

Sehr frühreifend (ab 2. Kw.)<br />

Sehr ertragreich, wohlschmeckend<br />

<br />

Nur ein uralter Baum in Lahnstein bekannt<br />

Mittelfrüh reifend<br />

Sehr ertragreich, wohlschmeckend<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Ergebnisse der Erfassungen - Pflaumen<br />

Ergebnisse<br />

280 Bäume verifiziert<br />

40 Sorten<br />

24 alte pomologisch beschriebene Sorten<br />

4 moderne Sorten<br />

9 bisher nicht zuordenbare Sorte<br />

(Arbeitstitel)<br />

3 Unterlagen/Sämlinge<br />

Potential:<br />

Vorstudie 38 Sortennamen (alte Sorten)<br />

<br />

<br />

Davon 19 Sorten aufgefunden<br />

Zusätzl. 5 bisher für das Mittelrheintal nicht<br />

aufgeführte pomol. Sorten aufgefunden<br />

Gefährdung:<br />

9 Sorten v. Aussterben bedroht<br />

4 Sorten stark gefährdet<br />

6 Sorten gefährdet<br />

51%<br />

23%<br />

16%<br />

10%<br />

Gefährdungsgrad<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Ergebnisse der Erfassungen - Pflaumen<br />

Beispiele bedeutsamer Sorten für die Region<br />

1. Pomologische Sorte<br />

Fischers Frühe<br />

Von der Baumschule Fischer, Mühlheim-Kärlich verbr.<br />

Bisher nur im Sortengarten Osterspai aufgefunden<br />

Frühsorte, ähnlich Ersinger Frühzwetschge<br />

mittelgroße, blaue Frucht<br />

2. Landsorte<br />

Wagenstedter<br />

Vermutlich als Unterlage eingeführt, wurzelecht<br />

Starkwachsend, robust, auch für Hecken<br />

Mittelfrüh reifend<br />

Kleine, mirabellenartige Frucht<br />

Etwas mehlig, eventuell zum Brennen geeignet<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Ergebnisse der Erfassungen - Aprikosen<br />

Ergebnisse<br />

50 Bäume verifiziert (6 außerhalb Welterbe)<br />

12 Sorten (2 außerhalb Welterbe)<br />

5 alte pomologisch beschriebene Sorten<br />

2 moderne Sorten<br />

5 bisher nicht zuordenbare Sorte<br />

(Arbeitstitel)<br />

Potential:<br />

Vorstudie 17 Sortennamen /15 Sorten<br />

<br />

<br />

Davon 4-5 Sorten aufgefunden<br />

Zusätzl. 2 bisher für das Mittelrheintal nicht<br />

aufgeführte pomol. Sorten aufgefunden<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Gefährdung:<br />

6 Sorten v. Aussterben bedroht<br />

25%<br />

1 Sorten stark gefährdet<br />

2 Sorten gefährdet<br />

17%<br />

8%<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

50%<br />

Gefährdungsgrad<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4


Kesterter Schafsnase (Ambrosia)<br />

Ergebnisse der Erfassungen - Aprikosen<br />

Beispiele bedeutsamer Sorten für die Region<br />

Regionaltypische Sorten<br />

Überregional vorkommend<br />

Traditionell am Mittelrhein bevorzugte Sorte<br />

Verlangt warme, trockene Lagen (anfällig für Schorf)<br />

reift mittelfrüh (Mitte Ende Juli)<br />

Geschmacklich gut, reift etwas ungleichhälftig<br />

-<br />

Traditionelle Mittelrheinsorte<br />

Identisch mit Kamper Späte?<br />

Verlangt warme, trockene Lagen (anfällig für Schorf)<br />

Spät reifend (Ende Juli bis Mitte August)<br />

Kleine, sehr aromatische Frucht<br />

Vermutlich für alle Verarbeitungen geeignet<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Ergebnisse der Erfassungen - Pfirsiche<br />

Ergebnisse<br />

Ca. 150 Bäume verifiziert<br />

19 Sorten (1 außerhalb Welterbe)<br />

7 alte pomologisch beschriebene Sorten<br />

2 moderne Sorten<br />

10 bisher nicht zuordenbare Sorte<br />

(Arbeitstitel)<br />

Potential:<br />

Vorstudie 27 Sorten<br />

<br />

<br />

Davon 4 Sorten aufgefunden<br />

Zusätzl. 3 bisher für das Mittelrheintal nicht<br />

aufgeführte pomol. Sorten aufgefunden<br />

Gefährdung:<br />

11 Sorten v. Aussterben bedroht<br />

1 Sorten gefährdet<br />

Gefährdungsgrad<br />

37%<br />

1<br />

5%<br />

58%<br />

2<br />

3<br />

4<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Ergebnisse der Erfassungen - Pfirsiche<br />

Beispiele bedeutsamer Sorten für die Region<br />

1. Regionaltypische Sorten<br />

Roter Weinbergspfirsich<br />

Zunehmende Verbreitung, in Plantagen angebaut<br />

Robust, wenig beeinträchtigt d. Kräuselkrankh.<br />

Traditionelle Sorte auch am Mittelrhein<br />

Aktuell zwei Sorten angebaut (früh- und spätreifend)<br />

Frühr. Sorte (M - E August), Spätr. Sorte (bis E September)<br />

Kleine, rotfleischige, aromatische, leicht herbe Frucht<br />

Vermutlich für alle Verarbeitungen geeignet<br />

2. Seltene pomologische Sorten<br />

Früher Roter Ingelheimer<br />

Rheinhessischen Ursprungs<br />

Robuste Sorte, benötigt ausreichend Nährstoffe<br />

Frühreifend (Anfang Juli)<br />

Sehr ertragreich, weißfleischig, wenig steinlöslich<br />

Zur Verwertung geeignet<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Bewertung des Steinobstpotentials im Oberen Mittelrheintal<br />

1. Große Vielfalt hinsichtlich<br />

des Artenspektrums (auch wärmeliebende Arten Aprikosen und Pfirsiche)<br />

<br />

der Sortenanzahl bei allen Arten<br />

2. Besondere Wertigkeit bezüglich der großen Zahl von Lokal- /Regionalsorten<br />

an die klimatischen und standörtlichen Verhältnisse besonders angepasst, i.d.R. robust<br />

<br />

<br />

<br />

durch beschränkte Verbreitung besonders gefährdet<br />

einzigartiges Kulturgut, besondere Verantwortung der Region für die Sorten<br />

meist sehr gute Geschmacksqualitäten<br />

3. Ein wertvolles Potential<br />

für zukünftige Nutzungen (Früchte, Fruchtprodukte<br />

sowie landschaftspflegerischer Einsatz)<br />

<br />

Genpool für neue Züchtungen<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Sortensicherung<br />

Entwicklung eines Anzuchtmanagements<br />

Sicherung der Sortenechtheit hat höchste Priorität!<br />

Lückenlose Kennzeichnung der Sorte<br />

vom Edelreis bis zum fertigen Baum<br />

Auswahl von auf die Anzucht von alten<br />

Sorten spezialisierten Baumschulen<br />

Sortensicherung durch<br />

Anlage von Sicherungsgärten<br />

Anlage von zwei Erlebnispfaden (Filsen, Braubach)<br />

Integration in Neupflanzungen (Ausgleichsmaßn.<br />

<br />

Einführung ausgewählter Sorten in Baumschulen<br />

Weitergabe von 14 Mittelrheinsorten a. d. RMG Bonn<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche"<br />

<strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Einführung in die pomologische Bestimmung von Kirschsorten<br />

Sortenkundliche Merkmale: Übersicht<br />

Frucht, Reifezeit<br />

Fruchtstein<br />

Baum<br />

Blüte, Blütenzeitpunkt<br />

Blätter (in Einzelfällen)<br />

Veredlungswulst (in Einzelfällen)<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Sortenkundliche Merkmale: Reifezeit<br />

Was sind "Kirschwochen"?<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Angabe in Kirschwochen, die die relative Reifezeit der Sorten untereinander<br />

bezeichnen (Süßkirschen reifen in ca. 6 - 8 Kirschwochen)<br />

Kirschwoche beginnt bei Reife der Sorte "Früheste der Mark"<br />

Genauer Zeitpunkt der 1. Kirschwoche anhängig von der jeweiligen Witterung und<br />

der geographischen Lage (am Mittelrhein Beginn der 1. Kw i. d. R. vom 8.15. Mai)<br />

Eine Kirschwoche dauert i.d.R. eine Kalenderwoche, kann aber bei heißer<br />

Witterung auch kürzer, bei kalter länger andauern<br />

Sortenkundliche Merkmale: Reifezeit<br />

Reifezeiten der Mittelrhein-Süßkirschen in Kirschwochen (Kw.)<br />

Süßkirschen<br />

Bernhard Nette<br />

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Kw.<br />

Bopparder Krächer<br />

Dönissens Gelbe Knorpel<br />

"Filsener Frühkirsche"-AT R<br />

Filsener Goldperle R<br />

Früheste der Mark<br />

Geisepitter<br />

Geldlose R<br />

Hängige<br />

Heidelberger R<br />

Höppches R<br />

Jaboulay<br />

Kaiserkirsche<br />

Kassins Frühe<br />

Kaiserkirsche<br />

Kesterter Schwarze R<br />

Lahnsteiner (syn. Cob. Maiherz Typ S.-K.)<br />

Landele<br />

Lorenzkirsche R<br />

Maibigarreau<br />

Perle von Filsen R<br />

"Porzellankirsche"-AT R<br />

Rivers Frühe<br />

Rote Leberkirsche R<br />

Rotters Braune Riesen R<br />

Simonis<br />

Souvenir de Charmes<br />

Spanische<br />

Tilgeners Rote Herzkirsche R<br />

Wils Frühe R<br />

Zenglers R<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Sortenkundliche Merkmale: Reifezeit<br />

Reifezeiten der Mittelrhein-Sauerkirschen in Kirschwochen (Kw.)<br />

Sauerkirschen<br />

Diemitzer Amarelle (syn. Ludwigs Frühe)<br />

"Filsener Sauerkirsche"<br />

Königliche Amarelle<br />

Koröser Weichsel<br />

Minister von Podbielski R<br />

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Kw.<br />

Bastardkirschen<br />

"Filsener Glaskirsche" R<br />

"Lahnsteiner Süßweichsel" R<br />

Spanische Glaskirsche R<br />

Schöne von Chatenay R<br />

Legende:<br />

Schrift: Grün: Regionalsorte, R: Rarität<br />

Fruchtfarben:<br />

Süßkirschen<br />

Sauerkirschen/Bastardkirschen<br />

gelb rotgelb dunkel Amarelle/Glaskirsche Weichsel/Süßweichsel<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Sortenkundliche Merkmale: Frucht<br />

Fruchtmerkmale:<br />

Differenzierung nach Größe, Farbe, Form, Relief, Stiel, Fleischbeschaffenheit<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Sortenkundliche Merkmale: Frucht<br />

Definition Fruchtansichten:<br />

Vorderansicht<br />

Seitenansicht<br />

Länge<br />

Länge<br />

Breite<br />

Tiefe<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Sortenkundliche Merkmale: Frucht<br />

Fruchtgröße:<br />

Geldlose / "Valentinsche"<br />

Schneiders Späte Knorpel<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Rotbunte Färbung<br />

Sortenkundliche Merkmale: Frucht<br />

Färbung:<br />

Kunzes Maibigarreau Große Prinzessin Große Prinzessin<br />

gestrichelt marmoriert umhöfte Punkte Farbübergang<br />

Dunkle Färbung<br />

Lapins "Rainbow Stripes" "Späte Harte"-AT Rotterts Braune Riesen Souvenir de Charmes<br />

gestreift dunkelrot braunrot schwarz<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Sortenkundliche Merkmale: : Frucht<br />

Fruchtform - Vorderansicht<br />

Knauffs Schwarze Hedelfinger Merton Premier Elton<br />

rund oval konisch länglich zugespitzt<br />

Große Prinzessin Tilgeners Rote Herz Grolls Schwarze Van<br />

stumpf-herzförmig spitz-herzfömig breitrund nierenförmig<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Sortenkundliche Merkmale: Frucht<br />

Fruchtform - Seitenansicht<br />

.<br />

Große Prinzessin<br />

schmal<br />

Büttners Rote Knorpel<br />

Merton Premier<br />

Kronprinz von Hannover<br />

"Porzellankirsche"-AT<br />

"Früheste der Mark-Ähnliche"-AT<br />

breit<br />

konisch-stielbauchig<br />

mittelbauchig<br />

Stielseite zur<br />

Bauchseite abfallend<br />

Stielseite zur<br />

Rückenseite abfallend<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Sortenkundliche Merkmale: Frucht<br />

Fruchtrelief<br />

.<br />

Werdersche Braune<br />

Große Schwarze Knorpel<br />

beulig<br />

ebenmäßig<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Sortenkundliche Merkmale: Frucht<br />

Form Stielseite<br />

Kassins Frühe Knauffs Schw. Schmahlfels Schw. Annabella<br />

Vorderansicht:<br />

.<br />

hochgezogene<br />

Schultern<br />

flache<br />

Schultern<br />

eingekerbt<br />

Nasenansatz<br />

Grolls Schw.<br />

Knauffs Schw.<br />

Stielansicht:<br />

Stielgrube<br />

weit und tief<br />

eng und flach<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Sortenkundliche Merkmale: Frucht<br />

Relief Bauchseite<br />

Landele Schneiders Werdersche Br. Kronprinz v. Hann.<br />

Furche flaches Band Nahtwulst Spiegel<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Sortenkundliche Merkmale: Frucht<br />

Ausprägungen Stempelseite<br />

Kronprinz v. Hann. Große Prinzessin Annabella Burlat<br />

Vorderansicht:<br />

mit Spitzchen abgerundet abgeplattet eingezogen<br />

Große Schw. Kn.<br />

Schneiders<br />

Stempelansicht:<br />

Stempelpunkt: groß klein<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Sortenkundliche Merkmale: Frucht<br />

Fruchtstiel<br />

<br />

Länge<br />

<br />

Dicke<br />

<br />

Farbe<br />

<br />

Größe und Farbe fruchtseitiger Stielansatz<br />

"Breyer Läng."<br />

<br />

Fruchtansatzwinkel<br />

Große Braune<br />

Grolls Schwarze<br />

"Breyer Längliche"-AT<br />

Kassins Frühe<br />

Coburger Maiherz Typ Sahlis-Kohren<br />

Fruchtseitiger Stielansatz:<br />

klein/rot groß/grün<br />

Länge/Farbe:<br />

kurz/grün mittellang/rot lang/grün<br />

Frucht<br />

hängt schief<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Sortenkundliche Merkmale: Frucht<br />

Fruchtfleisch<br />

Fleischtextur:<br />

weich Herzkirschen hart (knorpelig) Knorpelkirschen<br />

Fleischfarbe:<br />

Saftfarbe:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

gelblich<br />

rosa<br />

dunkelrot/schwarz<br />

nicht färbend<br />

färbend<br />

Geschmack:<br />

säuerlich süß<br />

fade aromatisch<br />

besonderes Gewürz<br />

Bitterton<br />

abhängig von Reifezustand, Witterung, Standort/Region<br />

Haut: dünn dick (zäh)<br />

Platzfestigkeit: platzanfällig platzfest<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Sortenkundliche Merkmale: Fruchtstein<br />

Definitionen der Begrifflichkeiten<br />

Seitenansicht<br />

Vorderansicht<br />

Häkchen<br />

Seitenfalte<br />

Mittelkamm<br />

Länge<br />

Mittelkamm<br />

Bauchwulst<br />

Tiefe<br />

Breite<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Sortenkundliche Merkmale: Fruchtstein<br />

Fruchtstein-Variationen<br />

Variationen bei zwei<br />

verschiedenen Sorten:<br />

Hedelfinger<br />

Grolls Schwarze<br />

Variationen innerhalb<br />

einer Sorte (Badeborner)<br />

in zwei verschiedenen<br />

Jahren:<br />

2008 2005 2008 2005<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Sortenkundliche Merkmale: Fruchtstein<br />

Vergleich Fruchtsteine bei Verwechslersorten<br />

Elton<br />

Elton-Verwechsler: "Porzellankirsche"-AT<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Sortenkundliche Merkmale: Fruchtstein<br />

Fruchtstein: Vorderansicht und Bauchwulst<br />

Verschiedenene<br />

Steinformen in<br />

der Vorderansicht<br />

Coburger Maiherz Steinknorpel Landele Büttners<br />

oval rund stielbauchig mittelbauchig<br />

Verschiedene<br />

Ausprägungen<br />

Bauchwulst<br />

Schubacks Büttners Coburger Maiherz "Porzellankirsche" Dönissens Grolls Schwarze<br />

parallel-linig oval sackförmig parallel-linig oval sackförmig<br />

Relief flach<br />

Relief scharfkantig<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Sortenkundliche Merkmale: Fruchtstein<br />

Fruchtstein: Seitenansicht<br />

oval<br />

(mit ausgeprägtem Häkchen)<br />

Große Schwarze Knorpel<br />

rund<br />

Garrns Bunte<br />

länglich<br />

"Porzellankirsche"-AT<br />

umgekehrt eiförmig<br />

(stempelseitig zugespitzt)<br />

Badeborner Schwarze Knorpel<br />

oval mit abfallendem Rücken<br />

Burlat<br />

zur Bauchseite schief verzogen<br />

Rives Frühe<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Sortenkundliche Merkmale: Baum<br />

Kronenform<br />

kugelig ('Büttners Rote Knorpel') hochkugelig ('Schneiders Späte Kn.) trichterförmig ('Kassins Frühe')<br />

Kronenform<br />

Verzweigungswinkel Leitäste:<br />

schirmartig ('Coburger Maiherz Typ S.-K.')<br />

V-förmig<br />

('Schubacks Frühe Schwarze' )<br />

Steile Leitäste, waager.<br />

Seitenholz ('Teickners')<br />

Sortenkundliche Merkmale: Baum<br />

Verzweigung Fruchtholz<br />

steil aufrecht Weiße Spanische<br />

Besondere Wuchsformen<br />

hängend Spanische-Mittelrhein<br />

Leitastquirl Büttners Rote Knorpel<br />

Astfahnen Große Schwarze Knorpel


Sortenkundliche Merkmale: Baum<br />

Selten, aber auch<br />

möglich: verschiedene<br />

Wuchsformen bei einer<br />

Sorte<br />

Knauffs Schwarze<br />

Knauffs Schwarze<br />

Radikale<br />

Schnittmaßnahmen:<br />

keine Beurteilung<br />

des Baumwuchses<br />

möglich<br />

Typische<br />

Wuchs schon<br />

beim<br />

Jungbaum:<br />

hier Astfahnen<br />

Von Bremens Saure<br />

Große Schwarze Knorpel<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Sortenkundliche Merkmale: Laub<br />

Nur bei wenigen Sorten sortentypisches Laub:<br />

länglich-pfirsichartig rote Blattstiele u. Mittelnerv dachziegelartig übereinander<br />

Lucien Elton Kunzes<br />

<strong>Ausbildung</strong> Veredlungsstelle: Sortentypisch, aber auch von Unterlage abhängig<br />

Büttners Rote Knorpel Souvenir d. Charmes Burlat auf P. avium Burlat auf P. mahaleb<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Sortenkundliche Merkmale: Blüte<br />

Blütezeitpunkt:<br />

<br />

wichtiges Merkmal, oft<br />

hilfreich bei der<br />

Differenzierung<br />

ansonsten schwer zu<br />

unterscheidender Sorten<br />

Knauffs Schwarze Schubacks F. Schw. Knauffs Teickners<br />

Blütenmerkmale:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Größe<br />

Menge u. Farbe d. Blattaustriebes<br />

bei beginnenderBlüte<br />

Relief der Blütenblätter<br />

Abständigkeit der<br />

Blütenblätter<br />

Blütenblätter: Rundlich - sich berührend oval - leicht abständig länglich - abständig<br />

Fromms Herzk. Sahliser Marmorkirsche Haumüller Mitteldicke<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Sortenkundliche Merkmale: Blüte<br />

Jaboulay<br />

Blüte groß, Blütenblätter glatt<br />

Lucien<br />

Blüte klein, Blütenblätter wellig<br />

Schubacks Frühe Schwarze<br />

Blüte mit viel (rötl.) Blattaustrieb<br />

Teickners Schwarze Herz<br />

Blüte mit wenige Blattaustrieb<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Referenzmaterial<br />

Fruchtproben von Referenzstandorten (Sortenpflanzungen)<br />

Fruchtsteinproben aus historischen Fruchtsteinsammlungen<br />

(Bundessortenamt Marquardt, Obstinstitute Geisenheim, Hohenheim,<br />

Privatsammlung Gartenbauinspektor D. Dähne)<br />

Historische Literatur<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann<br />

Mittelrheinsorten Übersicht in den Empfehlungslisten<br />

<strong>Ausbildung</strong> "Botschafter der Mittelrheinkirsche" <strong>Block</strong> 1: Mittelrheinkirschen und Sortenkunde<br />

Dr. Annette Braun-Lüllemann


Sortenempfehlung Mittelrheinkirschen<br />

Süßkirschen<br />

39 von 82 Sorten<br />

Stand 2012<br />

Bernard Nette<br />

Bopparder Krächer<br />

Dönissens<br />

Gelbe Knorpel<br />

"Filsener<br />

Früh-<br />

kirsche"-AT<br />

Früheste der Mark<br />

Filsener Goldperle<br />

Geisepitter<br />

Geldlose<br />

Hängige<br />

Heidelberger<br />

Höppches<br />

Jaboulay Kaiserkirsche Kassins Frühe Kesterter Schwarze<br />

Lahnsteiner Landele Lorenzkirsche Maibigarreau Perle von Filsen<br />

„Porzellankirsche“ AT Rivers Frühe Rote Leberkirsche Rotters Braune Riesen Simonis<br />

Souvenir<br />

de Charmes<br />

Spanische<br />

Tilgeners Rote<br />

Herzkirsche Wils Frühe Zenglers<br />

Sauerkirschen<br />

Diemitzer Amarelle<br />

„Filsener<br />

Sauerkirsche“<br />

Königliche Amarelle Koröser Weichsel<br />

Minister<br />

von Podbielski<br />

Bastardkirschen<br />

Regionalsorte<br />

Rarität<br />

„Filsener<br />

Glaskirsche“<br />

„Lahnsteiner<br />

Süssweichsel“<br />

Spanische<br />

Glaskirsche<br />

Schöne von<br />

Chatenay


Sortenempfehlungen aus den Ergebnissen des Projektes Mittelrheinkirschen<br />

für die Region des Oberen Mittelrheintales Stand Frühjahr 2011<br />

Süßkirschen<br />

Sortenname Herkunft/Verbreitung Baumeigenschaften<br />

Bernhard Nette<br />

2.-3. Kw.<br />

Bopparder<br />

Krächer<br />

(Helle Knorpel)<br />

5.-6. Kw.<br />

Regionalsorte<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

im Saalkreis<br />

aufgefundene Sorte, am<br />

Mittelrhein nur vereinzelt<br />

vorkommend; zu ihrer<br />

Reifezeit eine der<br />

festfleischigsten Sorten<br />

Traditionelle Sorte des<br />

Mittelrheintals,<br />

insbesondere um<br />

Boppard, aber auch auf<br />

der rechten Rheinseite<br />

verbreitet<br />

Mittelstark bis<br />

starkwachsend,<br />

bildet kugelige bis<br />

hochkugelige<br />

Kronen<br />

Mittelstark bis<br />

starkwachsend,<br />

bildet kugelige bis<br />

hochkugelige<br />

Kronen<br />

Fruchteigenschaften Verwendung/<br />

Anbaueignung<br />

Große, dunkelrote Frucht<br />

mit etwas unregelmäßiger<br />

Oberfläche; Fruchtfleisch<br />

sehr aromatisch und für<br />

eine Frühsorte recht<br />

festfleischig<br />

Rotbunte, mittelgroße bis<br />

große und spätreifende<br />

Knorpelkirsche mit<br />

aromatischem, knackigem<br />

Fruchtfleisch<br />

Vorwiegend für den<br />

Frischgenuss<br />

Zum Frischgenuss<br />

wie zum Einkochen<br />

geeignet<br />

Dönissens<br />

Gelbe Knorpel<br />

6. Kw.<br />

Die bekannteste unter<br />

den rein gelben Kirschsorten,<br />

im Mittelrheintal<br />

nur vereinzelt anzutreffen;<br />

wird weniger von<br />

Vögeln gefressen als die<br />

roten und dunklen Sorten<br />

Wuchs stark, im<br />

Außenbereich der<br />

Krone leicht<br />

hängend, bildet<br />

rundkugelige<br />

Krone, gute<br />

Baumgesundheit<br />

Früchte rein gelb, reif leicht<br />

bernsteinfarbig, mittelgroß,<br />

mit knackigem<br />

Fruchtfleisch; muss vollreif<br />

geerntet werden,<br />

Geschmack dann<br />

honigsüss und aromatisch<br />

Für Frischgenuss<br />

und zur<br />

Konservierung<br />

geeignet<br />

"Filsener Frühkirsche"-AT<br />

Rarität<br />

1 (-2.). Kw.<br />

Regionalsorte<br />

Diese Sorte, wurde nur in<br />

Filsen gefunden und<br />

konnte bisher nicht<br />

identifiziert werden. Es<br />

handelt sich ev. um eine<br />

der bisher verschollenen<br />

Regionalsorten.<br />

Mittelstarker<br />

Wuchs, eher kleine<br />

Bäume bildend,<br />

rundliche,<br />

ausgeglichene<br />

Krone<br />

Schwarze, klein bis<br />

mittelgroße, weichfleischige<br />

Frucht, ähnlich der<br />

Frühesten der Mark, recht<br />

guter Geschmack, sehr<br />

ertragreich<br />

Früheste der<br />

Mark<br />

1. (-2.) Kw.<br />

Berühmte Frühsorte, die<br />

seit langer Zeit im<br />

Mittelrheintal angebaut<br />

wird und deren Reife den<br />

Beginn der Kirschzeit<br />

einläutet<br />

Wuchs mittelstark,<br />

etwas empfindlich<br />

gegen<br />

Spitzendürre, nicht<br />

für kalte Lagen<br />

Früchte dunkel, klein bis<br />

mittelgroß und<br />

weichfleischig, Geschmack<br />

erst nach längeren Reifen<br />

am Baum wirklich gut<br />

Vorwiegend für den<br />

Frischgenuss<br />

FS LS VS MT LB<br />

X X<br />

X X<br />

X X X<br />

X X X<br />

X X X<br />

1


Sortenempfehlungen aus den Ergebnissen des Projektes Mittelrheinkirschen<br />

für die Region des Oberen Mittelrheintales Stand Frühjahr 2011<br />

Süßkirschen<br />

Sortenname Herkunft/Verbreitung Baumeigenschaften<br />

Filsener<br />

Goldperle<br />

Rarität<br />

7.-8. Kw.<br />

Geisepitter<br />

(Bornhofener,<br />

Kamper Rote)<br />

1.-2. Kw.<br />

Regionalsorte<br />

Neu entstandene Sorte<br />

aus Filsen mit rein gelber<br />

Farbe und sehr später<br />

Reifezeit<br />

Alte Frühsorte aus Kamp-<br />

Bornhofen, benannt nach<br />

ihrem Entdecker Peter<br />

Geis, im Mittelrheintal<br />

einst stark verbreitet<br />

Wuchs stark,<br />

hochstrebend,<br />

vermutlich gute<br />

Baumgesundheit<br />

Wuchs meist nur<br />

mittelstark,<br />

pyramidale Krone,<br />

gute<br />

Baumgesundheit<br />

Fruchteigenschaften Verwendung/<br />

Anbaueignung<br />

Hellgelbe, festfleischige,<br />

kleine bis mittelgroße<br />

Früchte mit gutem Aroma,<br />

sehr ertragreiche Sorte,<br />

eine der am spätesten<br />

reifenden Kirschen am<br />

Mittelrhein<br />

Rotbunte, mittelgroße,<br />

frühreifende Sorte mit<br />

weichem Fruchtfleisch und<br />

säuerlichem Aroma, sehr<br />

ertragreich<br />

Für Frischgenuss,<br />

Eignung zur<br />

Verarbeitung muss<br />

geprüft werden<br />

Traditionelle<br />

Einkochkirsche,<br />

auch für<br />

Frischgenuss<br />

Geldlose<br />

Rarität<br />

1. (-2.) Kw.<br />

Alte Sorte mit regionalem<br />

Namen, bisher nur ein<br />

Baum im Streuobst auf<br />

der linken Rheinseite<br />

aufgefunden<br />

Wuchs stark, bildet<br />

hochkugelige<br />

Krone<br />

Braunrote, kleine<br />

Frühkirsche mit weichem<br />

Fruchtfleisch, Geschmack<br />

für Frühkirsche gut<br />

Vorwiegend für den<br />

Frischgenuss<br />

Hängige<br />

(Hängische)<br />

4.-5. Kw.<br />

Regionalsorte<br />

Im gesamten Oberen<br />

Mittelrheintal verbreitete<br />

Spätkirsche,<br />

regelmäßiger<br />

Massenträger<br />

Starkwachsende<br />

Bäume, mit stark<br />

hängendem<br />

Wuchs, gut als<br />

<br />

geeignet<br />

Dunkelbraune, mittelgroße<br />

bis große Knorpelkirsche<br />

mit aromatischen,<br />

knackigem Fruchtfleisch,<br />

ertragreiche Sorte<br />

Für Frischgenuss<br />

und zur<br />

Konservierung<br />

geeignet<br />

Heidelberger<br />

Rarität<br />

3.-4. Kw.<br />

Regionalsorte<br />

Ebenfalls alte Sorte der<br />

linken Rheinseite, die<br />

vermutlich auch in der<br />

Anbauregion nördlich von<br />

Koblenz einen Verbreitungsschwerpunkt<br />

hatte.<br />

Breitkroniger Baum<br />

mit sparrigem<br />

Wuchs<br />

Rotbunte, mittelgroße<br />

Frucht mit weichem,<br />

aromatischem Fruchtfleisch<br />

und langen Stielen<br />

Für Frischgenuss<br />

und zur<br />

Konservierung<br />

geeignet<br />

FS LS VS MT LB<br />

X X<br />

X X X<br />

X X X<br />

X X<br />

X<br />

2


Sortenempfehlungen aus den Ergebnissen des Projektes Mittelrheinkirschen<br />

für die Region des Oberen Mittelrheintales Stand Frühjahr 2011<br />

Süßkirschen<br />

Sortenname Herkunft/Verbreitung Baumeigenschaften<br />

Fruchteigenschaften Verwendung/<br />

Anbaueignung<br />

Höppches<br />

Rarität<br />

3.-4. Kw.<br />

Regionalsorte<br />

Alte Sorte der linken<br />

Rheinseite, vermutlich<br />

aus dem 19. Jahrhundert<br />

stammend. Bisher nur auf<br />

wenigen Bäumen wieder<br />

aufgefunden<br />

Starker, in die<br />

Breite strebender<br />

Wuchs, Baum<br />

wenig<br />

anspruchsvoll<br />

Rotbunte, mittelgroße<br />

Frucht mit weichem<br />

Fruchtfleisch, süß und sehr<br />

ertragreich<br />

Für Frischgenuss<br />

und zur<br />

Konservierung<br />

geeignet<br />

Jaboulay<br />

2.-3. Kw.<br />

Sorte französischen<br />

Ursprungs, die sich<br />

vermutlich von<br />

Rheinhessen ins<br />

Mittelrheintal verbreitet<br />

hat<br />

Starker, breit<br />

ausladender<br />

Wuchs, Fruchtholz<br />

fein und stark<br />

hängend<br />

Dunkle, mittelgroße bis<br />

große, weichfleischige<br />

Früchte, platzanfällig<br />

Vorwiegend zum<br />

Frischgenuss<br />

Kaiserkirsche<br />

3.-4. Kw.<br />

Regionalsorte<br />

Alte Regionalsorte der<br />

linken Rheinseite. Nicht<br />

zu verwechseln mit der<br />

Großen Prinzessin mit<br />

rotbunten Früchten, welche<br />

z. T. auch als Kaiserkirsche<br />

bezeichnet wird<br />

Stark wachsend,<br />

bildet kugelige bis<br />

hochkugelige<br />

Kronen mit feinem,<br />

hängendem<br />

Fruchtholz<br />

Schwarze, mittelgroße<br />

Früchte mit weichem<br />

Fleisch und würzigem<br />

Aroma, ertragreich<br />

Zum Frischgenuss<br />

wie zur Verwertung<br />

gleichermaßen gut<br />

geeignet, Eignung<br />

zu Brennzwecken<br />

zu vermuten<br />

Kassins Frühe<br />

(1.) -2. Kw.<br />

Regionalsorte<br />

In ganz Deutschland<br />

verbreitete alte und<br />

bewährte Sorte, die auch<br />

am Mittelrhein noch<br />

relativ häufig anzutreffen<br />

ist<br />

Sehr stark<br />

wachsend, bildet<br />

große und<br />

breitkronige,<br />

gesunde<br />

Landschaftsbäume<br />

Dunkelrote, mittelgroße<br />

Früchte mit weichem<br />

Fleisch und leicht<br />

fruchtigem Aroma,<br />

regelmäßiger Ertrag<br />

Vorwiegend für den<br />

Frischgenuss<br />

Kesterter<br />

Schwarze<br />

Rarität<br />

3. Kw.<br />

Regionalsorte<br />

Alte, sehr aromatische<br />

Lokalsorte aus Kestert.<br />

Die Sorte wurde aufgrund<br />

ihres hohen Zuckergaltes<br />

früher zum Süßen<br />

verwendet<br />

Sehr stark<br />

wachsend, bildet<br />

große, langlebige<br />

Landschaftsbäume<br />

etwas anfällig für<br />

Schrotschuss,<br />

sonst robust<br />

Schwarze, kleine bis<br />

mittelgroße Früchte mit<br />

mittelfestem Fleisch und<br />

hervorragendem Aroma<br />

Zum Frischgenuss<br />

wie zur Verwertung<br />

gleichermaßen gut<br />

geeignet, Eignung<br />

zu Brennzwecken<br />

zu vermuten<br />

FS LS VS MT LB<br />

X<br />

X X<br />

X X<br />

X X<br />

X X X<br />

3


Sortenempfehlungen aus den Ergebnissen des Projektes Mittelrheinkirschen<br />

für die Region des Oberen Mittelrheintales Stand Frühjahr 2011<br />

Süßkirschen<br />

Sortenname Herkunft/Verbreitung Baumeigenschaften<br />

Fruchteigenschaften Verwendung/<br />

Anbaueignung<br />

Lahnsteiner<br />

Coburger Maiherz<br />

Typ Sahlis-Koren<br />

2. Kw.<br />

Unter dem Namen<br />

Lahnsteiner im<br />

Mittelrheintal verbreitete<br />

robuste Frühsorte, die<br />

auch für rauere Lagen<br />

geeignet ist<br />

Starkwachsend,<br />

bildet lockere,<br />

etwas schirmartige<br />

Kronen. Gesunder<br />

Baumwuchs<br />

Rotbraune, längliche und<br />

mittelgroße Frucht mit<br />

weichem Fruchtfleisch,<br />

bestes Aroma erst nach<br />

längerem Reifen am Baum;<br />

frühreifender Massenträger<br />

Vorwiegend für den<br />

Frischgenuss<br />

Landele<br />

(Schwarz-,<br />

Mohrenkirsche)<br />

3.-4. Kw.<br />

Lorenzkirsche<br />

Rarität<br />

3. Kw.<br />

Regionalsorte<br />

Alte, überregional<br />

verbreitete Sorte, die<br />

auch im Mittelrheintal<br />

vorkommt, hier aber nicht<br />

häufig ist<br />

Lokalsorte aus<br />

Niederwerth, nur noch<br />

wenige Altbäume<br />

vorhanden, in anderen<br />

Orten vermutlich nicht<br />

verbreitet<br />

Starker,<br />

aufstrebender<br />

Wuchs, bildet<br />

große,<br />

hochkugelige<br />

Kronen<br />

Mittelstarker,<br />

Wuchs, bildet<br />

mittelgroße,<br />

rundliche Kronen<br />

Schwarze, mittelgroße<br />

Früchte mit festem<br />

Fruchtfleisch und<br />

hervorragendem Aroma<br />

Dunkle, mittelgroße<br />

Früchte mit weichem<br />

Fruchtfleisch und gutem<br />

Aroma, sehr ertragreich<br />

Zum Frischgenuss<br />

wie zur Verwertung<br />

gleichermaßen gut<br />

geeignet, Eignung<br />

zum Trocknen u.<br />

Brennzwecken zu<br />

vermuten<br />

Zum Frischgenuss<br />

wie zur Verwertung<br />

gleichermaßen gut<br />

geeignet<br />

Maibigarreau<br />

3. Kw.<br />

In vielen Regionen<br />

Deutschlands verbreitete<br />

gelbrote Frühkirsche,<br />

wegen ihres süßen<br />

Geschmacks auch<br />

"Zuckerkirsche" genannt<br />

Starkwachsend,<br />

bildet kugelige bis<br />

hochkugelige<br />

Kronen, gesunder<br />

Baumwuchs<br />

Rotbunte, mittelgroße und<br />

weichfleischige Sorte mit<br />

gutem Aroma<br />

Zum Frischgenuss<br />

und zur<br />

Verarbeitung<br />

geeignet<br />

Perle von<br />

Filsen<br />

Rarität<br />

3.-4. Kw.<br />

Regionalsorte<br />

Lokalsorte des Filsener<br />

Anbaugebietes mit sehr<br />

großen,<br />

wohlschmeckenden<br />

Früchten<br />

Starkwachsend,<br />

bildet kugelige<br />

Kronen, etwas<br />

anfällig für<br />

Spitzendürre<br />

Dunkelbraune, große und<br />

weichfleischige Sorte mit<br />

gutem Aroma, sehr<br />

ertragreich, leider<br />

platzanfällig<br />

Zum Frischgenuss<br />

und zur<br />

Verarbeitung<br />

geeignet<br />

FS LS VS MT LB<br />

X X X<br />

X X<br />

X X<br />

X X X<br />

X X<br />

4


Sortenempfehlungen aus den Ergebnissen des Projektes Mittelrheinkirschen<br />

für die Region des Oberen Mittelrheintales Stand Frühjahr 2011<br />

Süßkirschen<br />

Sortenname Herkunft/Verbreitung Baumeigenschaften<br />

"Porzellankirsche"-AT<br />

Rarität<br />

3.-4. Kw.<br />

Der richtige Name dieser<br />

Rarität ist bisher<br />

unbekannt, sie wird seit<br />

100 Jahren mit der Sorte<br />

'Elton' verwechselt und<br />

als solche beschrieben;<br />

bei Lahnstein gefunden.<br />

Stark wachsend,<br />

bildet große, breite<br />

und sparrige<br />

Kronen, gesunder<br />

Baum<br />

Fruchteigenschaften Verwendung/<br />

Anbaueignung<br />

Gelbrote, weichfleischige<br />

Herzkirsche mit porzellanblasser<br />

Grundfarbe und<br />

leuchtendroter Deckfarbe;<br />

geschmacklich eine der<br />

besten Sorten<br />

Zum Frischgenuss,<br />

vermutlich auch zur<br />

Verarbeitung<br />

geeignet<br />

FS LS VS MT LB<br />

X<br />

Rivers Frühe<br />

2. Kw.<br />

Ursprünglich aus England<br />

stammend, war die Sorte<br />

einst in ganz Deutschland<br />

verbreitet, im Mittelrheingebiet<br />

überwiegend auf<br />

der linken Rheinseite<br />

vorkommend<br />

Stark wachsend,<br />

bildet große, leicht<br />

hängende Kronen;<br />

gute<br />

Baumgesundheit<br />

Dunkle, breite und<br />

weichfleischge Früchte mit<br />

leicht fruchtigem<br />

Geschmack, ertragreich<br />

Zum Frischgenuss X X<br />

Rote<br />

Leberkirsche<br />

Rarität<br />

5.-6. Kw.<br />

Vermutlich<br />

rheinhessischen<br />

Ursprungs, ist die Sorte<br />

auch im Oberen<br />

Mittelrheintal verbreitet<br />

Mittelstark bis stark<br />

wachsend, bildet<br />

rundkugelige<br />

Krone<br />

Rotbunte, mittelgroße bis<br />

große Knorpelkirsche mit<br />

mittelfestem, saftigem und<br />

wohlschmeckendem<br />

Fruchtfleisch<br />

Zum Frischgenuss<br />

und zur<br />

Verarbeitung<br />

geeignet<br />

X X<br />

Rotters Braune<br />

Riesen<br />

Rarität<br />

3.-4. Kw.<br />

Vermutl. mitteldeutschen<br />

Ursprungs, benannt nach<br />

dem Gutsgärtner Rottert<br />

in Beesenstedt b. Halle/<br />

S., am Mittelrhein nur bei<br />

Weiler u. Trechtingshausen<br />

gefunden<br />

Mittelstark bis stark<br />

wachsend, bildet<br />

rundkugelige,<br />

ausgeglichene<br />

Kronen<br />

Braune, mittelgroße bis<br />

große Herzkirsche mit<br />

weichem, saftigem und<br />

wohlschmeckendem<br />

Fruchtfleisch<br />

Zum Frischgenuss<br />

und zur<br />

Verarbeitung<br />

geeignet<br />

X X<br />

Simonis<br />

3.-4. Kw.<br />

Regionalsorte<br />

Wertvolle Sorte der<br />

linksrheinischen Region<br />

um Brey und Spay, doch<br />

auch rechtsrheinisch hin<br />

und wieder vorkommend<br />

Sehr starkwachsende<br />

Bäume mit<br />

hochkugeligen<br />

Kronen, anspruchsvoll<br />

an die<br />

Nährstoffversorgung<br />

Braunrote, mittelgroße bis<br />

große Herzkirsche mit<br />

weichem Fruchtfleisch,<br />

sehr guter Geschmack<br />

Zum Frischgenuss<br />

und zur<br />

Verarbeitung<br />

geeignet<br />

X X<br />

5


Sortenempfehlungen aus den Ergebnissen des Projektes Mittelrheinkirschen<br />

für die Region des Oberen Mittelrheintales Stand Frühjahr 2011<br />

Süßkirschen<br />

Sortenname Herkunft/Verbreitung Baumeigenschaften<br />

Fruchteigenschaften Verwendung/<br />

Anbaueignung<br />

Souvenir de<br />

Charmes<br />

1.-2. Kw.<br />

Wertvolle Sorte<br />

französischen Ursprungs,<br />

die heute im<br />

Erwerbsobstbau durch<br />

die Sorte Burlat ersetzt<br />

wird<br />

Wuchs stark und<br />

sparrig, breit<br />

ausladend, braucht<br />

ausreichend Platz,<br />

wärmebedürftig,<br />

anspruchsvoll<br />

Fast schwarze, sehr große<br />

Früchte; eine der wenigen<br />

Frühsorten mit festem<br />

Fruchtfleisch, sehr<br />

aromatisch und<br />

wohlschmeckend<br />

Sowohl zum<br />

Frischgenuss wie<br />

vermutlich auch zur<br />

Verarbeitung<br />

geeignet<br />

Spanische<br />

4.-5. Kw.<br />

Regionalsorte<br />

Sehr alte Sorte, die im<br />

Mittelrheintal heute selten<br />

geworden ist<br />

Wuchs stark,<br />

Bäume mit<br />

hängendem<br />

Wuchs, gesunder<br />

Baumwuchs<br />

Braunrote, mittelgroße<br />

Früchte mit festem,<br />

wohlschmeckendem<br />

Fruchtfleisch<br />

Sowohl zum<br />

Frischgenuss wie<br />

zur Verarbeitung<br />

geeignet<br />

Tilgeners Rote<br />

Herzkirsche<br />

Rarität<br />

3.-4. Kw.<br />

Sehr alte, einst<br />

überregional verbreitete<br />

Sorte, die heute sehr<br />

selten geworden ist<br />

Starker Wuchs,<br />

Krone mit<br />

hängendem<br />

Fruchtholz, sehr<br />

gesund und robust<br />

Gelbrote bis leuchtend rote,<br />

sehr hübsche, spitz<br />

herzförmige Frucht mit<br />

hervorragendem, süßem<br />

Geschmack<br />

Sowohl zum<br />

Frischgenuss wie<br />

zur Verarbeitung<br />

geeignet<br />

Wils Frühe<br />

Rarität<br />

1.-2. Kw.<br />

Alte, seltene,<br />

überregional verbreitete<br />

Frühsorte, die am<br />

Mittelrhein in der Region<br />

von Weiler gefunden<br />

wurde<br />

Schwacher Wuchs,<br />

runde, gleichmäßig<br />

aufgebaute Krone<br />

Braunrote, mittelgroße bis<br />

große Frucht mit weichem<br />

Fruchtfleisch und für eine<br />

Frühkirsche gutem<br />

Geschmack<br />

Zum Frischgenuss,<br />

vermutlich auch zur<br />

Verarbeitung<br />

geeignet<br />

Zenglers<br />

Rarität<br />

1.-2. Kw.<br />

Regionalsorte<br />

Lokalsorte aus<br />

Niederwerth, bisher nur<br />

von einem Baum dort<br />

bekannt. Bisher die einzig<br />

bekannte, sehr frühreifende<br />

gelbrote Kirsche<br />

mit festem Fruchtfleisch<br />

Starker Wuchs,<br />

runde, gleichmäßig<br />

aufgebaute Krone<br />

Gelbrote, rundliche Frucht<br />

mit festem Fruchtfleisch<br />

und hervorragendem,<br />

süßem Geschmack<br />

Sowohl zum<br />

Frischgenuss wie<br />

zur Verarbeitung<br />

geeignet<br />

FS LS VS MT LB<br />

X X X<br />

X X X<br />

X<br />

X X<br />

X X<br />

6


Zur Verarbeitung<br />

wie zum<br />

Frischgenuss gut<br />

geeignet<br />

Zur Verarbeitung<br />

wie zum<br />

Frischgenuss gut<br />

geeignet<br />

Zur Verarbeitung<br />

wie zum<br />

Frischgenuss gut<br />

geeignet<br />

X X<br />

X X X X<br />

Kw: Kirschwoche. Die Reifezeit wird bei Kirschen in sogenannten Kirschwochen angegeben, die die relative Reife der Sorten untereinander bezeichnen und deren Zeitpunkt von der<br />

jeweiligen Witterung und der geographischen Lage abhängig ist. Die erste Kirschwoche beginnt mit der Reife der Sorte Früheste der Mark. Je nach Witterung kann diese am<br />

Mittelrhein bereits in der 2. Maiwoche, aber auch deutlich später beginnen. Eine Sorte der 3. Kirschwoche reift also ca. zwei Wochen, eine Sorte der 6. Kirschwoche 5 Wochen nach<br />

der Frühesten der Mark.<br />

X X<br />

X X<br />

1<br />

Sortenempfehlungen aus den Ergebnissen des Projektes Mittelrheinkirschen<br />

für die Region des Oberen Mittelrheintales – Stand Frühjahr 2011<br />

Bastardkirschen<br />

Sortenname Herkunft/Verbreitung Baumeigenschaften<br />

"Filsener<br />

Glaskirsche"<br />

Rarität<br />

3.-4. Kw.<br />

Sehr seltene<br />

Bastardkirsche, die bisher<br />

nur auf einem Baum in<br />

Filsen aufgefunden wurde..<br />

Ihr pomologischer Name<br />

ist bisher nicht bekannt.<br />

Starker Wuchs,<br />

steil aufrecht, bildet<br />

hochkugelige,<br />

süßkirschartige<br />

Krone<br />

Fruchteigenschaften Verwendung/<br />

Anbaueignung<br />

Kleine bis mittelgroße,<br />

leuchtend rote Frucht mit<br />

angenehmen, süßsaurem<br />

Geschmack, sortentypische<br />

Bauchfurche<br />

Zur Verarbeitung<br />

wie zum<br />

Frischgenuss gut<br />

geeignet<br />

FS LS VS MT LB<br />

"Lahnsteiner<br />

Süßweichsel"<br />

Rarität<br />

6.-7. Kw.<br />

Rarität, die auf einem fast<br />

100-jährigem Baum bei<br />

Lahnstein entdeckt<br />

wurde, war früher dort<br />

stärker verbreitet. Ihr<br />

pomologischer Name ist<br />

bisher nicht bekannt.<br />

Starkwachsend,<br />

bildet große,<br />

hochkugelige<br />

Kronen, gesunder<br />

Baumwuchs<br />

Kleine bis mittelgroße,<br />

dunkelrote Frucht mit langen<br />

Stielen. Ausgewogen<br />

süßsauer Geschmack, sehr<br />

ertragreich<br />

Spanische<br />

Glaskirsche<br />

Rarität<br />

4. Kw.<br />

Schöne von<br />

Chatenay<br />

Rarität<br />

7.-10. Kw.<br />

Ebenfalls eine der<br />

seltenen „süßsauren“<br />

Sorten, die heute gänzlich<br />

aus dem Anbau<br />

verschwunden ist, aber<br />

qualitativ sehr hochwertige<br />

Früchte besitzt<br />

Diese früher sehr<br />

geschätzte „süßsaure“<br />

Sorte ist heute in ganz<br />

Deutschland sehr selten.<br />

Ihre späte, stark folgende<br />

Reife weit nach allen<br />

anderen Sorten macht sie<br />

besonders wertvoll<br />

Starker Wuchs,<br />

bildet große,<br />

süßkirschartige<br />

Bäume mit<br />

kugeliger Krone<br />

Starker Wuchs,<br />

bildet große,<br />

süßkirschartige,<br />

gesunde Baume<br />

mit flachkugeliger<br />

Krone<br />

Mittelgroße bis große<br />

dunkelrote Früchte mit<br />

angenehmem Zucker-Säure-<br />

Verhältnis und sehr gutem<br />

Aroma, weniger ertragreich<br />

als die ähnlichen Amarellen<br />

Mittelgroße, leuchtendrote<br />

Früchte mit sehr gutem<br />

Geschmack, in der Reife<br />

sehr folgernd, so dass sie<br />

über eine lange Zeit geerntet<br />

werden können


Sortenempfehlungen aus den Ergebnissen des Projektes Mittelrheinkirschen<br />

für die Region des Oberen Mittelrheintales Stand Frühjahr 2011<br />

Sauerkirschen<br />

Sortenname Herkunft/Verbreitung Baumeigenschaften<br />

Diemitzer<br />

Amarelle<br />

(Ludwigs Frühe)<br />

3.-6. Kw.<br />

Helle, im Mittelrheintal<br />

noch immer recht<br />

verbreitete Sauerkirsche,<br />

die über einen langen<br />

Zeitraum beerntet werden<br />

kann<br />

Mittelstarker<br />

Wuchs, gesunder<br />

und robuster<br />

Baum, nicht<br />

anfällig für<br />

Spitzendürre<br />

Fruchteigenschaften Verwendung/<br />

Anbaueignung<br />

Kleine bis mittelgroße,<br />

leuchtend rote Frucht mit<br />

mildsaurem Fruchtfleisch<br />

und sortentypischen Aroma,<br />

sehr ertragreich<br />

Zur Verarbeitung<br />

wie zum<br />

Frischgenuss gut<br />

geeignet,<br />

Konfitüre mit<br />

sortentypischem<br />

Aroma<br />

"Filsener<br />

Sauerkirsche"<br />

6. Kw.<br />

Der einzige bisher<br />

gefundene Baum konnte<br />

noch keiner<br />

pomologischen Sorte<br />

zugeordnet werden,<br />

vermutlich überregional<br />

verbreitet<br />

Mittelstarker<br />

Wuchs, bildet<br />

kleine Bäume mit<br />

kugeliger Krone,<br />

gut geeignet für<br />

kleine Gärten<br />

Mittelgroße, dunkelrote<br />

Frucht mit gutem<br />

Geschmack, sehr ertragreich<br />

Zur Verarbeitung<br />

wie zum<br />

Frischgenuss gut<br />

geeignet<br />

Königliche<br />

Amarelle<br />

3.-6. Kw.<br />

Koröser<br />

Weichsel<br />

6.-7. Kw.<br />

Minister von<br />

Podbielski<br />

Rarität<br />

4.-5. Kw.<br />

Die Königliche Amarelle<br />

ist ihren<br />

Fruchteigenschaften der<br />

Diemitzer Amarelle sehr<br />

ähnlich, bildet aber im<br />

Alter größere Bäume<br />

Große, dunkle<br />

Sauerkirsche, die in der<br />

mittelrheinischen Region<br />

heute nur vereinzelt<br />

vorkommt<br />

Dieser Typ der Ostheimer<br />

Weichsel ist heutzutage<br />

nur noch selten<br />

anzutreffen, dabei zählt die<br />

Sorte zu den qualitativ<br />

besten Sauerkirschen<br />

Starker Wuchs,<br />

bildet große,<br />

gesunde Baume<br />

mit hochkugeliger<br />

Krone, nicht<br />

anfällig für<br />

Spitzendürre<br />

Starkwachsend,<br />

bildet große,<br />

hochkugelige<br />

Kronen, weniger<br />

anfällig gegen<br />

Spitzendürre als<br />

die<br />

Schattenmorelle<br />

Mittelstarker<br />

Wuchs mit<br />

kugeliger Krone,<br />

Baum weniger<br />

anfällig gegen<br />

Spitzendürre als d.<br />

Schattenmorelle<br />

Kleine bis mittelgroße<br />

leuchtend rote Frucht mit<br />

sehr gutem Geschmack,<br />

mildsaurem Fruchtfleisch<br />

und sortentypischen Aroma<br />

Große, dunkelviolette, sehr<br />

wohlschmeckende Früchte<br />

mit ausgeglichenem Zucker-<br />

Säure-Verhältnis, im Ertrag<br />

etwas schwankend<br />

Große dunkle und<br />

außerordentlich aromatische<br />

Früchte, mit leichtem Bittermandelaroma,<br />

im<br />

Ertragsverhalten etwas<br />

kapriziös<br />

Zur Verarbeitung<br />

wie zum<br />

Frischgenuss gut<br />

geeignet<br />

Zur Verarbeitung<br />

wie zum<br />

Frischgenuss gut<br />

geeignet<br />

Zur Verarbeitung<br />

wie zum<br />

Frischgenuss gut<br />

geeignet<br />

FS LS VS MT LB<br />

X X X<br />

X X X<br />

X X<br />

X X<br />

X X<br />

1


Sortenempfehlungen aus den Ergebnissen des Projektes Mittelrheinkirschen<br />

für die Region des Oberen Mittelrheintales Stand Frühjahr 2011<br />

Sauerkirschen<br />

Kw: Kirschwoche. Die Reifezeit wird bei Kirschen in sogenannten Kirschwochen angegeben, die die relative Reife der Sorten untereinander bezeichnen und deren Zeitpunkt von der<br />

jeweiligen Witterung und der geographischen Lage abhängig ist. Die erste Kirschwoche beginnt mit der Reife der Sorte Früheste der Mark. Je nach Witterung kann diese am<br />

Mittelrhein bereits in der 2. Maiwoche, aber auch deutlich später beginnen. Eine Sorte der 3. Kirschwoche reift also ca. zwei Wochen, eine Sorte der 6. Kirschwoche 5 Wochen nach<br />

der Frühesten der Mark.<br />

FS: Frühsorte, wird i.d.R. noch nicht von der Kirschfruchtfliege befallen.<br />

LS: Liebhabersorte mit besonderen Eigenschaften (z. B. sehr guter Geschmack, frühe Reife), kann etwas empfindlich sein<br />

VS: Verarbeitungssorte, für Verarbeitungszwecke zu prüfen (z. B. Brennen, Einkochen)<br />

MT: Massenträger<br />

LB: Landschaftsbaum, starkwachsende, robuste Sorte für auch für etwas rauere Lagen<br />

Die Angaben resultieren aus zwei Erfassungsjahren und sind als erste Einschätzung zu verstehen. Insbesondere die Angaben zur Verwendung und Anbaueignung müssen durch Versuche überprüft<br />

werden.<br />

2


Sortenempfehlungen aus den Ergebnissen des Projektes Mittelrheinkirschen<br />

für die Region des Oberen Mittelrheintales Stand Frühjahr 2011<br />

Aprikosen<br />

Sortenname Herkunft/Verbreitung Baumeigenschaften<br />

Kesterter<br />

Schafsnase<br />

(Ambrosia)<br />

M-E7<br />

Regionalsorte<br />

Traditionell am<br />

Mittelrhein,<br />

insbesondere in Kestert<br />

sehr geschätzte Sorte,<br />

die hier den Lokalnamen<br />

Kesterter Schafsnase<br />

trägt<br />

Mittelstark wachsende<br />

Sorte, die<br />

zur <strong>Ausbildung</strong><br />

ihrer Fruchtqualität<br />

warme,<br />

trockene Lagen<br />

benötigt<br />

Fruchteigenschaften Verwendung/<br />

Anbaueignung<br />

Mittelgroße orangefarbige<br />

und flache Frucht mit<br />

gutem Aroma, die etwas<br />

ungleichhälfig reift und<br />

schorfanfällig ist<br />

Für Frischgenuss,<br />

zur<br />

Konservierung<br />

wie auch zum<br />

Brennen<br />

geeignet<br />

Heidesheimer<br />

Frühe<br />

Rarität<br />

M7<br />

Sorte rheinhessischen<br />

Ursprungs, die nur noch<br />

sehr vereinzelt im<br />

Mittelrheintal vorkommt<br />

Starkwachsende<br />

Sorte, die<br />

ausladende<br />

Bäume bilden<br />

kann<br />

Mittelgroße, orangefarbige<br />

Früchte, sonnenseitig rot<br />

gesprenkelt mit gutem<br />

Aroma, ertragreiche Sorte<br />

Für<br />

Frischgenuss<br />

und zur<br />

Verarbeitung<br />

geeignet<br />

Ungarische<br />

Beste<br />

M7<br />

-<br />

<br />

Rarität<br />

E7-A8<br />

Regionalsorte<br />

Mandelaprikose<br />

Rarität<br />

M8<br />

Am Mittelrhein<br />

verbreitete Sorte, die<br />

auch jenseits des<br />

direkten Rheinbereichs<br />

gute Fruchtqualitäten<br />

bringt<br />

Diese am Mittelrhein als<br />

<br />

Aprikose ist eine<br />

qualitativ hochwertige<br />

Spätsorte für<br />

entsprechende<br />

Standorte<br />

Die in Rheinhessen<br />

aufgefundene Sorte<br />

besitzt eine<br />

hervorragende Fruchtqualität.<br />

Der offizielle<br />

Name der Sorte ist<br />

bisher noch unbekannt<br />

Starkwachsende,<br />

robuste Sorte,<br />

frostwiderstandsfähig<br />

in Holz und<br />

Blüte. noch für<br />

Aprikosen-Grenzlagen<br />

geeignet<br />

Mittelstark wachsende<br />

Sorte, die<br />

zur <strong>Ausbildung</strong><br />

ihrer Fruchtqualität<br />

warme,<br />

möglich trockene<br />

Lagen benötigt<br />

Schwachw. Sorte,<br />

verlangt vermutlich<br />

guten Boden<br />

u. warme Lagen,<br />

regelmäßiger<br />

Verjüngungsschnitt<br />

erforderl.<br />

Große, orangefarbige<br />

Früchte mit rot<br />

gesprenkelter Sonnenseite<br />

und sehr süßem,<br />

aromatischem<br />

Fruchtfleisch<br />

Klein bis mittelgroße,<br />

runde, orangefarbige<br />

Früchte mit sehr gutem<br />

Aroma und Ertrag, etwas<br />

schorfanfällig<br />

Kleine, leuchtend<br />

orangegefärbte Früchte<br />

mit außerordentlich<br />

süßem, aromatischem<br />

Fruchtfleisch, geschmackl.<br />

eine der besten Sorten,<br />

sehr ertragreich<br />

Für Frischgenuss<br />

und zur<br />

Verarbeitung<br />

gleichermaßen<br />

sehr gut<br />

geeignet<br />

Für<br />

Frischgenuss<br />

und zur<br />

Verarbeitung<br />

geeignet<br />

Für Frischgenuss,<br />

zur<br />

Konservierung<br />

wie auch zum<br />

Brennen sehr<br />

gut geeignet<br />

FS LS VS MT LB<br />

X X<br />

X X X<br />

X<br />

X X X<br />

X X X<br />

1


Sortenempfehlungen aus den Ergebnissen des Projektes Mittelrheinkirschen<br />

für die Region des Oberen Mittelrheintales Stand Frühjahr 2011<br />

Pfirsiche<br />

Sortenname Herkunft/Verbreitung Baumeigenschaften<br />

Fruchteigenschaften Verwendung/<br />

Anbaueignung<br />

Früher Roter<br />

Ingelheimer<br />

A7<br />

Regionalsorte<br />

Frühsorte mit Ursprung<br />

im benachbarten<br />

Rheinhessen, die auch<br />

am Mittelrhein einst<br />

verbreitet war<br />

Mittelstark wachs.<br />

Sorte, benötigt<br />

gute Nährstoffversor-gung,<br />

wenig anfällig für<br />

Kräuselkrankheit<br />

Mittelgroße Frucht mit<br />

rötlicher Fruchthaut,<br />

weißen Fleisch und gutem<br />

Aroma, wenig steinlöslich,<br />

sehr ertragreich<br />

Für<br />

Frischgenuss<br />

Kernechter<br />

vom<br />

Vorgebirge<br />

E8-M9<br />

Regionalsorte<br />

Rekord von<br />

Alfter<br />

Rarität<br />

E8-A9<br />

Traditionell wurden im<br />

Mittelrheintal spätreifende,<br />

weißfleischige<br />

Pfirsiche aus Steinen<br />

nachgezogen, deshalb<br />

in ihren Eigenschaften<br />

etwas variabel<br />

Pfirsich rheinländischen<br />

Ursprungs, die auch im<br />

Mittelrheintal verbreitet<br />

war; schöne robuste<br />

Sorte mit guter<br />

Fruchtqualität<br />

Starkwachsende,<br />

robuste Bäume,<br />

frohwüchsig,<br />

wenig durch die<br />

Kräuselkrankheit<br />

beeinträchtigt<br />

Starkwachsende,<br />

gesunde Sorte,<br />

die eher flache<br />

Kronen bildet;<br />

wenig durch die<br />

Kräuselkrankheit<br />

beeinträchtigt<br />

Mittelgroße bis große<br />

Früchte mit weißem<br />

Fleisch und sehr gutem,<br />

leicht herbem Aroma;,<br />

reicher und regelmäßiger<br />

Ertrag<br />

Große, rot gefärbte<br />

Früchte mit weißem<br />

Fleisch und sehr gutem<br />

Aroma, gut steinlöslich,<br />

ertragreich<br />

Zum<br />

Frischgenuss<br />

und zur<br />

Verarbeitung<br />

geeignet<br />

Zum<br />

Frischgenuss<br />

und zur<br />

Verarbeitung<br />

geeignet<br />

Mme Rogniat<br />

Rarität<br />

A-M8<br />

Traditionell am<br />

Mittelrhein verbreitete<br />

Sorte, die heute nur<br />

noch selten zu finden ist;<br />

für Frischgenuss und zur<br />

Verarbeitung geeignet<br />

Mittelstark<br />

wachsende gesunde<br />

Sorte, rel.<br />

widerstandsfähig<br />

gegen die<br />

Kräuselkrankheit<br />

Großer, rotgefärbter<br />

Pfirsich mit weißem<br />

Fleisch und sehr gutem<br />

Aroma, ertragreich<br />

Für<br />

Frischgenuss<br />

und zur<br />

Verarbeitung<br />

geeignet<br />

Pfirsich,<br />

gelbfleischig<br />

E8<br />

Der Sortenname dieses<br />

in Filsen aufgefundenen<br />

gelbfleischigen<br />

Spätpfirsichs ist bisher<br />

unbekannt<br />

Mittelstark bis<br />

stark wachsende<br />

Sorte, wie fast<br />

alle gelbfleischigen<br />

Sorten etwas<br />

anfällig für die<br />

Kräuselkrankheit<br />

Große, schön gelbrot<br />

gefärbte Früchte mit sehr<br />

gutem Pfirsicharoma,<br />

ertragreich<br />

Für<br />

Frischgenuss<br />

und zur<br />

Verarbeitung<br />

geeignet<br />

FS LS VS MT LB<br />

X X<br />

X X<br />

X X<br />

X<br />

X X<br />

1


Sortenempfehlungen aus den Ergebnissen des Projektes Mittelrheinkirschen<br />

für die Region des Oberen Mittelrheintales Stand Frühjahr 2011<br />

Pflaumen<br />

Sortenname Herkunft/Verbreitung Baumeigenschaften<br />

Erntepflaume<br />

M7-A8<br />

Flotows<br />

Mirabelle<br />

M7-A8<br />

Mirakosa<br />

Rarität<br />

M8-E8<br />

Fischers<br />

Frühe<br />

Rarität<br />

M7-E7<br />

Regionalsorte<br />

Diese alte Landsorte ist<br />

im Mittelrheintal noch<br />

gelegentlich in Hecken<br />

und Gebüschen<br />

wurzelecht zu finden<br />

Diese alte und sehr<br />

wohlschmeckende<br />

Mirabellensorte ist heute<br />

im Mittelrheintal fast<br />

vollständig<br />

verschwunden<br />

Diese im Mittelrheintal<br />

vor einigen Jahrzehnten<br />

viel propagierte Sorte ist<br />

heute aufgrund der<br />

Bevorzugung blauer<br />

Sorten nur noch wenig<br />

anzutreffen<br />

Von der Baumschule<br />

Fischer, Mühlheim-<br />

Kärlich, in den Handel<br />

gebracht<br />

Mittelstarker<br />

Wuchs, robuste<br />

Sorte, wurzelecht<br />

auch für kältere<br />

Lagen geeignet,<br />

auch f. Wildobsthecken<br />

geeignet<br />

Starkwachsend,<br />

bildet große,<br />

robuste Bäume<br />

mit breitkugeliger<br />

Krone, auch für<br />

kühlere Lagen<br />

geeignet<br />

Schwach bis<br />

mittelstark<br />

wachsende Sorte,<br />

bildet kleine<br />

Bäume<br />

Mittelstark<br />

wachsende Sorte<br />

mit kugeligen bis<br />

hochkugeligen<br />

Kronen<br />

Fruchteigenschaften Verwendung/<br />

Anbaueignung<br />

Kleine, blaue Früchte mit<br />

süßaromatischem<br />

Geschmack und pikant<br />

herber Note, ertragreich<br />

Gelb-rötliche Früchte in<br />

der Größe der bekannten<br />

Nancy-Mirabelle, sehr<br />

saftig mit besonderem,<br />

leicht aprikosenartigem<br />

Aroma<br />

Mittelgroße bis große,<br />

grüngelbliche, längliche<br />

Früchte, die zur<br />

<strong>Ausbildung</strong> ihres vollen<br />

Geschmacks ein warmes<br />

Klima; benötigen; Reife<br />

folgernd, ertragreich<br />

In Frucht und Reifezeit der<br />

Ersinger Frühzw. ähnliche<br />

Sorte, mittelgroße bis<br />

große, mittelblaue Früchte<br />

mit leichtem Aroma und<br />

früher Reifezeit<br />

Als kleine frühe<br />

Naschfrucht für<br />

Kinder wie<br />

Erwachsene<br />

attraktiv<br />

Sowohl zum<br />

Frischgenuss<br />

als auch zum<br />

Einkochen und<br />

Brennen sehr<br />

gut geeignet<br />

Für<br />

Frischgenuss,<br />

Verarbeitungsei<br />

genschaften<br />

wären zu prüfen<br />

Für<br />

Frischgenuss,<br />

Verarbeitungsei<br />

genschaften<br />

wären zu prüfen<br />

Schöne von<br />

Löwen<br />

E7-M8<br />

Die Schöne von Löwen<br />

ist eine überregional<br />

verbreitete Sorte, die<br />

ursprünglich aus Belgien<br />

stammt<br />

Starkwachsende,<br />

aufstrebende<br />

Bäume mit<br />

hochkugeligen<br />

Kronen<br />

Sehr große, violettblaue,<br />

mäßig aromatische<br />

Früchte, ertragreicher<br />

Massenträger<br />

Für<br />

Frischgenuss<br />

FS LS VS MT LB<br />

X X<br />

X X X X X<br />

X<br />

X X<br />

1


Sortenempfehlungen aus den Ergebnissen des Projektes Mittelrheinkirschen<br />

für die Region des Oberen Mittelrheintales Stand Frühjahr 2011<br />

Pflaumen<br />

Sortenname Herkunft/Verbreitung Baumeigenschaften<br />

Sultan<br />

Rarität<br />

E8-M9<br />

Wagenstädter<br />

Pflaume<br />

A8-M8<br />

Sultan ist eine in<br />

Deutschland seltene<br />

Sorte, die bisher im<br />

Streuobst nur im<br />

Mittelrheintal auf einem<br />

Baum aufgefunden<br />

wurde<br />

Auch wenn z. T. das<br />

Thüringer Wagenstedt<br />

als Ursprung dieser<br />

Sorte angegeben wird,<br />

scheint sie tatsächlich<br />

doch aus Wagenstädt i.<br />

Breisgau zu stammen<br />

Starkwachsende,<br />

aufstrebende<br />

Bäume mit<br />

hochkugeligen<br />

Kronen<br />

Mittelstark wachsende<br />

Sorte, die<br />

auch als Unterlage<br />

verwendet<br />

wurde, wurzelecht<br />

für Wildobsthecken<br />

geeignet<br />

Fruchteigenschaften Verwendung/<br />

Anbaueignung<br />

Sehr große, sehr<br />

spätreifende Sorte mit<br />

dunkelblauen Früchte und<br />

vergleichsweise wenig<br />

Aroma, ertragreicher<br />

Massenträger<br />

Kleine, mirabellenähnliche<br />

Früchte mit leicht<br />

mehligem Geschmack, ,<br />

ertragreicher<br />

Massenträger<br />

Für<br />

Frischgenuss,<br />

Verarbeitungsei<br />

genschaften<br />

wären zu prüfen<br />

Gut geeignet zu<br />

Brennzwecken,<br />

andere<br />

Verarbeitungsei<br />

genschaften<br />

wären zu prüfen<br />

FS LS VS MT LB<br />

X<br />

X X X<br />

FS: Frühsorte<br />

LS: Liebhabersorte mit besonderen Eigenschaften (z. B. sehr guter Geschmack, frühe Reife), kann etwas empfindlich sein<br />

VS: Verarbeitungssorte, für Verarbeitungszwecke zu prüfen (z. B. Brennen, Einkochen)<br />

MT: Massenträger<br />

LB: Landschaftsbaum, starkwachsende, robuste Sorte für auch für etwas rauere Lagen<br />

Die Angaben resultieren aus zwei Erfassungsjahren und sind als erste Einschätzung zu verstehen. Insbesondere die Angaben zur Verwendung und Anbaueignung müssen durch Versuche überprüft<br />

werden.<br />

2


Historischer Kirschanbau Oberes Mittelrheintal<br />

1. HISTORISCHE AUFARBEITUNG<br />

1.1 RÄUMLICHE VERTEILUNG DER STEINOBSTARTEN<br />

Bei der kartographische Darstellung der räumlichen Verteilung der Steinobstarten (s.<br />

Übersichtskarte) ist zu beachten, dass keine Quellen mit flächengenauer Abgrenzung der<br />

Verbreitung zur Verfügung gestanden haben. Die Karten konnte daher nur anhand von eher<br />

allgemein gehaltenen Literaturangaben sowie der bei einer aktuellen Bereisung<br />

beobachteten noch vorhandenen Bestände abgeschätzt werden und können daher mit<br />

entsprechenden Ungenauigkeiten behaftet sein. Für Pfirsiche und Pflaumen lagen für eine<br />

kartographische Darstellung zu wenige Angaben vor, die Verbreitung der Aprikosen konnte<br />

nur für die Nachkriegszeit dargestellt werden.<br />

Um 1880 war der Süßkirschenanbau in Wesentlichen um die Ortschaften lokalisiert,<br />

während die Steilhanglagen vom Weinbau eingenommen wurden (s. Abb.1). Dies änderte<br />

sich mit dem Niedergang des Weinbaus Ende des 19. Jahrhunderts (Details s. Kap. 2.2).<br />

Zunehmend wurde der Kirschanbau auf den Steilhanglagen als Nachfolgekultur des<br />

Weinbaus etabliert, wie dies für den Kamper Hang zwischen Filsen und Kamp dargestellt ist.<br />

Während des großen Obstbaubooms in den Nachkriegsjahren wurden dann auch die<br />

Hochflächen bepflanzt, die vorher Ackerbau und Grünlandnutzung gedient hatten. Dabei<br />

waren die eingezeichneten Gebiete nicht immer flächendeckend mit Kirschplantagen<br />

bestanden, wie dies z. B. in der Hinteren Dick bei Buchenau der Fall war. Teilweise wurden<br />

auch nur lineare Pflanzungen an Weg- und Flurgrenzen vorgenommen und die dazwischen<br />

liegenden Flächen weiterhin ackerbaulich oder als Grünland genutzt.<br />

Aprikosen wurden aus kleinklimatischen Gründen nur in flussnahen Bereich angebaut. In<br />

welchem Umfang der Aprikosenanbau schon im 19. Jahrhundert existiert hat, war aus den<br />

ausgewerteten Quellen nicht ersichtlich. Eine wirtschaftliche Bedeutung erhielt der Anbau<br />

erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, welche Mitte des 20. Jahrhunderts noch deutlich<br />

ausgeweitet wurde, wobei die Anbauflächen auf den ufernahen Bereich beschränkt blieben.


Historischer Kirschanbau Oberes Mittelrheintal<br />

Abb. 1: Lage und Höhenverteilung des Kirsch- und Aprikosenanbaus im Welterbe seit 1880


Historischer Kirschanbau Oberes Mittelrheintal<br />

1.2 GESELLSCHAFTLICHE UND WIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG DES<br />

STEINOBSTANBAUS SEIT DEM MITTELALTER<br />

1.2.1 ANFÄNGE DES OBSTBAUS IM MITTELALTER<br />

Nach dem immer wieder gerne zitierten PLINIUS d. Ä. soll es bereits um 60 n. Chr., also kurz<br />

nachdem Lucullus der Legende nach die Kirschen vom Schwarzen Meer nach Italien gebracht<br />

hat, Kirschen am Rhein gegeben haben.<br />

Erste Belege für einen Obstbau im Oberen Mittelrheintal finden sich seit dem Mittelalter<br />

(VOLK 1998). Im 13. und frühen 14. Jahrhundert gründen sie sich überwiegend auf die<br />

Erwähnung markanter Einzelbäume, die zur Lokalisierung von Liegenschaften in der<br />

Landschaft dienten. Vor 1320 konzentrieren sich die Erwähnungen auf die Talorte auf beiden<br />

Rheinseiten zwischen Boppard und Oberlahnstein im Norden (incl. Rhens, Dinkholdertal und<br />

Osterspai) sowie Oberwesel und Trechtlingshausen im Süden. Es gab aber zu dieser Zeit auch<br />

schon einzelne Baumgärten, wie das 1275 in Oberwesel erwähnte Pomerium sowie<br />

Obstbaumpflanzungen der Eberbacher Mönche im Dinkholdertal (bei Osterspai). Diese<br />

Obstgärten waren nach VOLK (1998) aber eher Ausnahmen und dienten vorwiegend dem<br />

Eigenbedarf.<br />

Im Verlauf des 14. Jahrhundert weitete sich der Obstbau aus und scheint auch eine stärkere<br />

wirtschaftliche Bedeutung bekommen zu haben. Neben Orts- und Ortsrandlagen wurden<br />

Obstgärten verstärkt auf bisher weinbaulich genutzten Flächen angelegt. Belegt sind<br />

Baumgärten (Bungerte) u. a. in Rhens (1335), Lorch (um 1337), Oberwesel (1339), im<br />

Dinkholder (1348) sowie in Niederspay (1350). VOLK (1998) vermutet, dass für diese<br />

Entwicklung wirtschaftliche Krisenzeiten mit Hungerjahren und Pestwellen verantwortlich<br />

waren, die zu Bevölkerungs- und damit Arbeitskräfteverlusten führten. Brachgefallene<br />

Rebflächen konnten so durch die weniger arbeitsintensiven Obstkulturen genutzt werden. Es<br />

gibt auch Belege, dass die Anlage von Obstgärten durch die Grundherren in gewissen Fällen<br />

zur Pflicht gemacht wurde. Insgesamt ist festzustellen, dass im 14. Jahrhundert die<br />

Obstgärten überwiegend in den stark vom Weinbau geprägten Talorten angelegt wurden,<br />

während aus den Ackerbaudörfern auf den Hochflächen keine Belege für<br />

spätmittelalterlichen Obstbau zu finden sind. Die Anbauformen waren unterschiedlich,<br />

einzelne Bäume und kleinere Gruppen oder Reihen wurden an Parzellengrenzen,<br />

Wegrändern oder auf sonstigen ungenutzten Flächen gepflanzt. Die Unternutzung größerer<br />

Baumgärten war oft Grasland, das zu Weidezwecken oder zur Mahd genutzt wurde. Auch<br />

wurden Bäume in Weingärten gepflanzt, was aber wegen des Nährstoffentzuges und der<br />

Schattenwirkung problematisch war.<br />

Über den Anbau von Steinobstarten im Mittelalter finden sich insgesamt nur wenige<br />

Angaben, die sich nur auf Kirschen beziehen. Kirschbäume scheinen besonders im südlichen<br />

Teil des Oberen Mittelrheintales angebaut worden zu sein. Frühe Belege für den Kirschanbau<br />

sind 1279 ein Wingert iuxta cerasum bei Diebach sowie ein von Kirschbäumen gesäumter


Historischer Kirschanbau Oberes Mittelrheintal<br />

Garten bei der Burg Reichenberg. Reine Kirschgärten scheint es vereinzelt seit dem 15.<br />

Jahrhundert gegeben zu haben, so in Bacharach und Kaub. 1445 wird in Güls bei Koblenz<br />

eine Flurbezeichnung „Uffm Kirssenberg“ erwähnt (DÄHNE 1960b), was auf eine gewisse<br />

Verbreitung der Kirschen hindeutet. Die Auffassung IRSINGLERS (o. Jg.), dass es um diese Zeit<br />

regelrechte Kirschwälder bei St. Goar und Bad Salzig gegeben hätte, die frühe Sorten für den<br />

Kölner Markt produzierten, scheint allerdings ungesichert (VOLK 1998).<br />

Das Obst wurde überwiegend zum Eigenverbrauch, als Frischobst und verarbeitet als<br />

Trockenobst sowie als Obstwein verwendet. Ein gewisser Anteil wurde auch vermarktet,<br />

neben den regionalen Märkten teilweise auch rheinabwärts bis Köln. Da für die Einfuhr von<br />

Obst unterhalb von Lahnstein Zoll zu bezahlen war, ist zu vermuten, dass der Anteil des<br />

eingeführten Obstes aus dem Oberen Mittelrheintal gegenüber den zollfreien Einfuhren des<br />

Unteren Mittelrheintals sowie des Neuwieder Beckens eher gering war. Rheinabwärts war<br />

eine Vermarktung aufgrund des mangelnden Anschlusses des Engtals an die südliche<br />

Rheinschifffahrt nicht möglich.<br />

1.2.2 ENTWICKLUNGEN DES STEINOBSTANBAUS IM 19. JAHRHUNDERT<br />

Keimzelle Salzig<br />

An dem Ausmaß und der Nutzung des Obstbaus vorwiegend zum Eigenverbrauch änderte<br />

sich in den folgenden Jahrhunderten wenig. Erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts begann<br />

ein Ausbau des Steinobstbaus, der von Salzig ausging. Der Obstbau fokussierte sich hier auf<br />

die Kirschen, die bereits erwerbsmäßig vermarktet wurden. Steinobst, insbesondere<br />

Kirschen, verlangen eine schnelle Verarbeitung direkt nach der Ernte, hohe Steinobstanteile<br />

(im Vergleich zum Kernobst) deuteten daher im Allgemeinen auf einen Erwerbsanbau hin.<br />

Bereits um 1800 wurden in Salzig schon in wirtschaftlich bedeutendem Umfang Kirschen<br />

verkauft (VANRECUM 1800).<br />

Während der linksrheinischen französischen Herrschaft 1798-1814 wurde der Obstbau durch<br />

die französische Verwaltung stark gefördert. Neben Apfelanbau wurde hier vor allem der als<br />

Erwerbsobstbau praktizierte Kirschanbau stark ausgebaut. Allein in den Jahren 1806-1809<br />

wurden im Bezirk Koblenz<br />

164.000 Obstbäume gepflanzt,<br />

davon über 25.000 Kirschen.<br />

Die nachfolgende preußische<br />

Verwaltung war ebenfalls<br />

bestrebt, den Obstanbau zu<br />

stärken. Es wurden<br />

Volksschullehrer mit der<br />

Vermittlung<br />

von<br />

Obstbauwissen betraut,<br />

Obstbau-Wanderlehrer<br />

Abb. 2: Kirschenmarkt in Salzig


Historischer Kirschanbau Oberes Mittelrheintal<br />

eingestellt und Winterschulen eingerichtet.<br />

Ab 1830 wurden in Salzig regelmäßig Kirschmärkte abgehalten (s. Abb. 2) und die<br />

Vermarktung genossenschaftlich organisiert. Die Kirschen wurden in Körben auf Kähnen<br />

nach Bonn und Köln, auf Dampfschiffen bis nach Holland und England exportiert. Aufgrund<br />

der langen Transportzeiten wurden die Kirschen hierzu kaum halbreif geerntet (DEGE 1973).<br />

In der 1860er Jahren waren die Kirschen in Salzig bereits ein bedeutender Wirtschaftsfaktor,<br />

der jährlich 6.000 bis 10.000 Taler einbrachte (LAHR o. Jg.). Auf der rechten Rheinseite wurde<br />

der Obstbau durch die 1879 gegründete Königliche Lehranstalt für Wein- und Obstbau in<br />

Geisenheim ebenfalls befördert. Auf nicht-staatlicher Seite waren verschiedene Obst- und<br />

Gartenbauvereine um Unterstützung und Stärkung des Obstbaus bemüht.<br />

Entstehung des linksrheinischen Kirschanbaugebietes Ende des 19. Jahrhunderts<br />

Um 1880 waren die bedeutendsten Kirschanbauzentren des 20. Jahrhunderts bereits im<br />

Aufbau, so linksrheinisch neben dem Zentrum Salzig die Gemeinden des Amtes Boppard<br />

(Brey, Niederspay, Oberspay, Boppard, Salzig und Weiler) und rechtsrheinisch neben dem<br />

Zentrum Kamp die Gemeinden Osterspai, Filsen und Kestert. Weiter südlich sind erste<br />

Kirschanbaugebiete nördlich von Bacharach, in St. Goarshausen und bei Lorch lokalisiert.<br />

Pflaumenanbau war zu dieser Zeit linksrheinisch in der Region um St. Goar bis Bacharach,<br />

rechtsrheinisch in der Region Lahnstein/Braubach, in geringen Anteilen auch südlich Lorch<br />

verbreitet. Die anderen Steinobstarten scheinen zu dieser Zeit nur geringe Bedeutung<br />

gehabt zu haben.<br />

Da die Märkte in Holland und England durch die italienische Konkurrenz verloren gingen,<br />

wurden das Steinobst in die sich entwickelnden Ballungszentren an Rhein und Ruhr geliefert,<br />

wobei sich der Transport zunehmend von der Rheinschiffart auf die neu entstandenen<br />

Eisenbahnlinien verlagerte. Aufgrund der kürzeren Transportzeiten wurde auch die<br />

Vermarktungsqualität der Früchte deutlich verbessert, da sie reif geerntet werden konnten<br />

und trotzdem frisch beim Verbraucher angelangten. Die Erträge aus dem Kirschanbau<br />

stiegen durch die bessere Vermarktung rapide, in Bad Salzig konnten sich die Einnahmen aus<br />

dem Kirschverkauf von 1881 bis 1887 verdreifachen. Trotz der aufstrebenden Entwicklung<br />

blieb jedoch die wirtschaftliche Bedeutung des Obstanbaus in dieser Zeit immer noch<br />

deutlich hinter der des Weinbaus zurück.<br />

Kirschanbau als Nachfolgekultur des Weinbaus<br />

Dies änderte sich jedoch in der Zeit nach der Jahrhundertwende durch die sich<br />

verschlechternde Lage des Weinbaus. Das Auftreten der Rebschädlinge und -krankheiten aus<br />

Nordamerika und Frankreich sowie eine Häufung von Jahren mit ungünstigen<br />

Witterungsperioden führten zu einer Aufeinanderfolge von Missernten, welche den<br />

Niedergang des gesamten Weinanbaus zur Folge hatte. Der Ende der 19. / Anfang des<br />

20. Jahrhunderts aufkommende Preisverfall durch Einfuhr preiswerter ausländischer Weine,<br />

erhöhten Bierkonsum sowie kartellartigen Preisabsprechen der örtlichen Weinhändler


Historischer Kirschanbau Oberes Mittelrheintal<br />

beschleunigte diese Entwicklung. Während anfänglich die Kirschbäume nur zwischen die<br />

Weinstöcke gesetzt wurden, wurden bald in zunehmendem Maße die gesamten Weinberge<br />

gerodet (insbesondere in den Rotweingebieten) und an ihrer Stelle Kirschpflanzungen, an<br />

klimatisch begünstigen Orten auch Aprikosen und Pfirsiche angebaut. Diese Entwicklung<br />

wurde durch die guten Preise forciert, die für Frischobst gezahlt wurden. Im Zuge dieser<br />

Entwicklung wurde 1904 die Baumschule Lehnert in Kamp gegründet, die 100 Jahre lang<br />

Baumschulware für die Region produzierte. Schwerpunkt des aufstrebenden Erwerbs-<br />

Süßkirschanbaus waren Anfang des 20. Jahrhunderts die Region von Brey bis Hirzenach bzw.<br />

Niederlahnstein bis Wellmich. Der Kirschanbau hatte um diese Zeit bereits eine so große<br />

wirtschaftliche Bedeutung, dass Missernten Notlagen der Bevölkerung in den<br />

Kirschgemeinden nach sich zogen (CARSTENSEN 1914). In den südlicheren Regionen des<br />

Oberen Mittelrheintals wurde der Obstbau dagegen überwiegend als auf Selbstversorgung<br />

ausgerichteter Streuobstanbau weiter betrieben, hier war bis zum 2. Weltkrieg der Weinbau<br />

dominierend.<br />

Der Schwerpunkt des Anbaus lag damals auf frühreifenden Sorten (LEHNERT 1913), als<br />

Hauptsorten werden ‘Geisepitter‘ und ‘Kesterter Schwarze‘ genannt (LORCH 1906). Besonders<br />

gut organisiert war der Kirschenmarkt in Salzig, wo während der Kirschenzeit zweimal täglich<br />

ein Kirschenmarkt abgehalten wurde. Bereits in der Nacht wurde mit dem Pflücken der<br />

Kirschen begonnen, die dann von 9.00 bis 10.00 Uhr auf dem Markt verkauft wurden. Die<br />

über Tag gepflückten Früchte wurden nochmals abends zwischen 19.00 und 20.00 Uhr<br />

verkauft. Zentraler Ort des Marktes war die Waage, die von der Gemeinde jedes Jahr<br />

verpachtet wurde. Den Pächtern war für das Wiegen eine Gebühr zu entrichten und die<br />

Einnahmen der Waage scheinen z. T. beachtlich gewesen zu sein.<br />

1.2.3 DAS AUF UND AB DER ENTWICKLUNG DES STEINOBSTANBAUS IM 20.JAHRHUNDERT<br />

Aufschwung ab Ende der 1920er Jahre<br />

Ende der 1920er bis Mitte der 1930er Jahre erlebte das Obere Mittelrheintal einen<br />

boomartigen Aufschwung des Obst- und insbesondere des Süßkirschanbaus, der sich auch<br />

auf Sauerkirschen ausweitete. Der Schwerpunkt des Anbaus verlagerte sich nun auf die<br />

rechtsrheinische Seite, so dass z. B. der ursprünglich ganz mit Reben bepflanzte Kamper<br />

Hang zu einer fast geschlossenen Kirschbaumpflanzung umgewandelt wurde (s. Abb. 3). Es<br />

wurde eine Vielzahl oft nur lokal begrenzt vorkommender Sorten angebaut.<br />

Rückläufige Phase ab Mitte der 1930er Jahre<br />

Ab Mitte der 1930er Jahre erfolgte eine rückläufige Phase, Ursache waren vermutlich u. a.<br />

die Frostschäden der Winter 1930/40, 1941/42 und 1946/47 sowie die Kriegswirren. Von<br />

1937 bis 1951 war landesweit ein Rückgang von 10% beim Steinobstanbau zu verzeichnen<br />

(STAT. LANDESAMT RHEINL.-PFALZ 1952). Insbesondere auf der rechten Rheinseite kam es in<br />

diesem Zeitraum zu einer zunehmenden Verlagerung vom Süß- zum Sauerkirschanbau. Als<br />

Unterkulturen wurden neben der Grünlandnutzung auf ebenen Flächen auch Ackernutzung<br />

sowie Sonderkulturen wie Beerenobst und Heilkräuter betrieben. Zu dieser Zeit (1936)<br />

wurde auch rechtsrheinisch die Vermarktung in absatzgenossenschaftlicher Form


Historischer Kirschanbau Oberes Mittelrheintal<br />

aufgenommen (Obstverwertungsgenossenschaft für den Kreis St. Goarshausen eGmbH), wie<br />

sie damals in Bad Salzig schon seit 100 Jahren praktiziert wurde. Hierzu wurden in einzelnen<br />

Gemeinden Obstsammelstellen eingerichtet, die erst den Erzeuger-Großmarkt in Koblenz<br />

belieferten (der auch für die linksrheinischen Sammelstellen zuständig war) und später zur<br />

Obst-Absatzgenossenschaft Rhein/Lahn in Niederlahnstein zusammengefasst wurden.<br />

Abb. 3: Kirschbäume oberhalb von Kamp-Bornhofen, um 1930<br />

Während anfänglich die Versteigerung des Obstes an den örtlichen Sammelstellen erfolgte,<br />

wurde später die gesamte Versteigerung zentral in Niederlahnstein bzw. Koblenz<br />

durchgeführt. Hauptabnehmer waren Großhändler, die das Frischobst in die Ballungszentren<br />

an Rhein und Ruhr sowie in norddeutsche Großstädte vermarkteten. Die<br />

genossenschaftliche Vermarktung sicherte den Erzeugern eine sofortige Abnahme ihrer<br />

leicht verderblichen Ware, ersparte langwieriges Verhandeln auf dem freien Markt und<br />

sicherte relativ gleichmäßige Erlöse. Es wurde auch eine Anlieferung von Kleinstmengen<br />

ermöglicht, die den Nebenerwerbsanbau stark förderte. Die Genossenschaften versuchten<br />

auch die Qualität der Ware zu verbessern, indem sie Größenstandards festlegten und auf<br />

eine Sortenvereinheitlichung hinwirkten (LANDWIRTSCHAFTSKAMMER RHEINLAND-NASSAU et al.<br />

o. Jg.). Straßenverkauf war gegenüber den genossenschaftlich vermarkteten Mengen von<br />

untergeordneter Bedeutung.<br />

Obstbauboom nach dem 2. Weltkrieg<br />

Nach der Währungsreform erfolgte Anfang der 1950er Jahren ein zweiter Boom im<br />

Steinobstanbau. Rheinland-Pfalz war zu dieser Zeit ein auch im Bundesvergleich<br />

bedeutender Obstproduzent, bezüglich der Obstbaumdichte lag es nach Baden auf Platz 2<br />

aller Bundesländer (STAT. LANDESAMT RHEINL.-PFALZ 1952). Auch bezüglich der Anzahl der<br />

ertragsfähigen Steinobstbäume in Bezug auf die gesamte landwirtschaftlichen Fläche (ein


Historischer Kirschanbau Oberes Mittelrheintal<br />

Maß für die Bedeutung des Obstbaus innerhalb der landwirtschaftlichen Produktion) steht<br />

Rheinland-Pfalz Anfang der 1950er Jahre ganz vorn: Sieht man von den Stadtstaaten<br />

Hamburg und Bremen mit ihren anders gearteten landwirtschaftlichen<br />

Produktionsverhältnissen ab, nimmt Rheinland-Pfalz Platz 1 der Bundesländer ein, der Anteil<br />

des Steinobstes (4 Millionen Bäume) betrug damals landesweit 46%. Auch bezüglich der<br />

Kirschen wird die herausragende Bedeutung des Oberen Mittelrheintals deutlich, dessen<br />

Baumzahlen landesweit nur noch von den Landkreisen Bingen und Mainz übertroffen<br />

werden. Die Obsternteergebnisse zeigen diesen Trend noch deutlicher: Stadt- und Landkreis<br />

Koblenz liegen mit über 22.000 dz an der Spitze der Süßkirschproduktion des ganzen Landes.<br />

St. Goar liegt auf Platz 2, St. Goarshausen hinter Bingen auf Platz 4.<br />

1958 standen in dem geschlossenen Kirschanbaugebiet des nördlichen Mittelrheintals über<br />

370.000 Kirschbäume (DÄHNE 1960b), der Bestand hatte sich gegenüber 1951 nochmals um<br />

fast 40% erhöht. Einen bedeutenden Anteil machten zu dieser Zeit die Regionalsorten<br />

‘Geisepitter‘ und ‘Helle Knorpel‘ aus (Anteil von jeweils 10% an der Gesamternte), der nur<br />

von einer „Dunklen Knorpel“ (12%) übertroffen wurde. ‘Hedelfinger‘ (6%) ‘Souvenir de<br />

Charmes‘ (5%) und ‘Kassins Frühe‘ (6%) wurden dagegen weniger angebaut (DÄHNE 1960b).<br />

Betrachtet man die durchschnittliche Süßkirschanlieferung der Anbaugemeinden in den<br />

Jahren 1954-1971, war auf der linken Rheinseite Bad Salzig in der Süßkirscherzeugung<br />

führend, gefolgt von Hirzenach, Boppard und Spay; rechtsrheinisch ist Kestert die führende<br />

Kirschanbaugemeinde, gefolgt von Niederlahnstein, Kamp und Filsen (s. Abb. 4, Zahlen nach<br />

DEGE 1973).<br />

Auch die Sauerkirschproduktion stieg nach dem 2. Weltkrieg aufgrund der erhöhten<br />

Nachfrage der Konservenindustrie stark an und lag in einigen Gemeinden höher als die<br />

Süßkirschproduktion. Linksrheinisch nahm Bad Salzig mit Abstand die Führungsposition in<br />

der Produktion ein, rechtsrheinisch lag Filsen an der Spitze.


Historischer Kirschanbau Oberes Mittelrheintal<br />

Abb. 4: Durchschnittliche Obstanlieferungen an den Sammelstellen der Obstabsatzgenossenschaften<br />

am Oberen Mittelrhein 1954-1971<br />

Den enormen Zuwachs des Kirschanbaus macht Abb. 5 für den rechtsrheinischen Bereich<br />

deutlich. Gegenüber dem Ende des 19. Jahrhunderts haben sich die produzierten<br />

Gesamtmengen fast verzehnfacht. Während Ende des 19. Jahrhunderts Kamp mit Abstand<br />

der größte Produzent war und diese Stellung auch noch bis 1938 halten konnte, setzte sich<br />

nach dem 2. Weltkrieg Kestert als Spitzenreiter durch.<br />

Abb. 5: Die durchschnittliche Kirschernte (Süß- und Sauerkirschen) in Zentnern im Vergleich Ende des 19.<br />

Jahrhunderts und Mitte des 20. Jahrhunderts (Zahlen 1938 nur mit Einschränkung zu betrachten)


Historischer Kirschanbau Oberes Mittelrheintal<br />

Der Anbau von anderem Steinobst scheint bis in der 1960er Jahre von geringerer Bedeutung<br />

gewesen zu sein. Im Landesdurchschnitt ist aber der Aprikosen- und Pfirsichanbau durchaus<br />

beachtlich, auch wenn er mengenmäßig stark hinter dem Süßkirschanbau zurücktritt.<br />

So liegt die Produktion der Kreise Koblenz und St. Goarshausen Anfang der 1950er Jahre im<br />

oberen Drittel der Landkreise (STAT. LANDESAMT RHEINL.-PFALZ 1952). Die Obstbaumzahlen des<br />

Loreleykreises von 1951 (s. Abb. 6) zeigen einen Schwerpunkt des Aprikosenanbaus in Kamp,<br />

Kestert und Niederlahnstein sowie einen verstärkten Pfirsichanbau in Niederlahnstein,<br />

Braubach und Oberlahnstein. Beide Obstarten sind auf klimatisch begünstigte Lagen<br />

angewiesen, die Aprikosen wurden aufgrund der Spätfrostgefahr bevorzugt in den Tallagen<br />

direkt am Rhein angepflanzt.<br />

Über den Pflaumenanbau gibt es nur wenige Angaben, vermutlich, weil er gegenüber dem<br />

Süßkirschanbau eine sehr viel geringere Bedeutung hatte. Anfang der 1950er Jahre lag er<br />

unter dem Landesdurchschnitt (STAT. LANDESAMT RHEINL.-PFALZ 1952). Gewisse Anteile an<br />

Pflaumenbäumen hat es bei Lahnstein, Rhens sowie im südlicheren Teil des Oberen<br />

Mittelrheintals gegeben. Es ist zu vermuten, dass es sich hierbei um überwiegend zur<br />

Selbstversorgung angebaute Streuobstbestände handelte, die bevorzugt auf den<br />

Hochterrassen lokalisiert waren.<br />

Das Steinobst wurde in der Region auch verarbeitet, es gab Keltereien und Brennereien<br />

Abb. 6: Anzahl der Steinobstbäume im Loreleykreis 1951<br />

darunter eine Abfindungsbrennerei in Kamp (Salzig-Brennerei), kurzfristig eine Marmeladenfabrik<br />

in Filsen sowie eine Konserven- und Marmeladenfabrik in Kamp-Bornhofen (Herzog<br />

Hofen Brennerei) (W. Spitz, Bad Salzig, P. Lehnert, Kamp, mündl. Mitt. 2009).<br />

Rückgang des Steinobstanbaus seit den 1960er Jahren


Historischer Kirschanbau Oberes Mittelrheintal<br />

Seit Mitte der 1960er Jahre ist ein kontinuierlicher Rückgang des Steinobstanbaus,<br />

insbesondere des Kirschanbaus zu verzeichnen. Neben Anbauproblemen wie der<br />

Ausbreitung von Krankheiten und eines um sich greifenden Kirschbaumsterbens infolge<br />

Überalterung und Bodenmüdigkeit waren dafür auch strukturelle Ursachen verantwortlich<br />

(DÄHNE 1964b). Der Handel verlangte nach größeren Partien von Ware einheitlicher Qualität,<br />

die zu erzielenden Absatzpreise konnten die steigenden Lohnkosten nicht kompensieren. Es<br />

wurde daher die Neuanlage rationeller beerntbarer Erwerbsplantagen in niedrigen<br />

Baumformen sowie eine Reduzierung und Umstellung der bisher zahlreichen, größtenteils<br />

lokalen bzw. regionalen Kirschsorten propagiert (DÄHNE 1962, 1964b). In Richtlinien zur<br />

Sortenvereinfachung, die vom Großmarktes Koblenz, der Obst-Absatzgenossenschaft Rhein-<br />

Lahn in Niederlahnstein sowie der Landwirtschaftskammer Rheinland-Nassau in Koblenz<br />

erstellt wurden, sind in den 1960er Jahren nur noch zehn Süßkirschsorten und zwei<br />

Sauerkirschsorten enthalten (LANDWIRTSCHAFTSKAMMER RHEINLAND-NASSAU et al. o. Jg.). Obwohl<br />

noch vier Regionalsorten empfohlen wurden, zeigt sich hier schon der Trend zu<br />

überregionalen und spätreifenden Sorten, wie es Dähne bereits ab 1960 propagiert (DÄHNE<br />

1960a). Die Konkurrenz von Einfuhren aus Südeuropa führte dazu, dass die<br />

standortklimatischen Vorteile des Rheintales nicht mehr so ins Gewicht fielen. Neben dem<br />

Anbau später reifender Sorten war so auch die Möglichkeit gegeben, mit dem Kirschanbau<br />

auf die großzügiger parzellierten Hochterrassen auszuweichen und so Schwierigkeiten durch<br />

Bodenmüdigkeit zu vermeiden sowie eine intensivere, stärker mechanisierte Bearbeitung zu<br />

ermöglichen. Die Strukturumstellung zu intensiv bewirtschafteten Obstplantagen wurde fast<br />

nur von Haupterwerbsbetrieben vorgenommen, der Nebenerwerbsanbau kam in den letzten<br />

Jahrzehnten fast völlig zum Erliegen.<br />

Aufgrund des Rückgangs des Obstanbaus ist seit den 1960er Jahren ist ein zunehmendes<br />

Brachfallen der ehemaligen Obstanbauflächen zu beobachten. Diese Entwicklung nahm<br />

ihren Beginn auf den schwer zu bewirtschaftenden Steilhanglagen, weitete sich aber<br />

zunehmend auch auf die ebenen Flächen der Mittel- und Niederterrassen aus. Auch die<br />

Förderung von Obstanlagen mit öffentlichen Mitteln konnte diese Entwicklung nicht<br />

beeinflussen. Es wurden hier von Mitte der 1950er bis zum Ende der 1960er Jahre<br />

vorwiegend Sauerkirschanlagen gefördert (DEGE 1973), für Süßkirschen scheint es um diese<br />

Zeit wirtschaftlich schon kaum noch eine Perspektive gegeben zu haben. In geringem<br />

Umfang wurden auch Pfirsichanlagen gefördert, während das Interesse an Pflaumen (incl.<br />

Zwetschgen und Mirabellen) zu dieser Zeit in der Region äußerst gering gewesen zu sein<br />

scheint.<br />

Im Zuge des allgemeinen Abschwungs des Obstbaus wurden Mitte der 1970er Jahre die<br />

beiden Großmärkte in Niederlahnstein und Koblenz zusammengelegt. 1983 wurde auch der<br />

Koblenzer Großmarkt geschlossen, das Obst muss seitdem in das 80 km entfernte Troisdorf<br />

gebracht werden (A. Weber, Koblenz, mündl. Mitt. 2009). Auch die früher in fast allen Orten<br />

existierenden Obstsammelstellen wurden nach und nach geschlossen. Aktuell existiert im<br />

gesamten Oberen Mittelrheintal nur noch die Sammelstelle in Mühlheim-Kärlich, die von<br />

wenigen Direktvermarktern beliefert wird.


Historischer Kirschanbau Oberes Mittelrheintal<br />

Die heute noch bewirtschafteten Erwerbsanlagen bestehen aus niedrigen Baumformen auf<br />

schwachwüchsigen Unterlagen (s. Abb. 7). Der anhaltende Trend zu dunklen, großfrüchtigen,<br />

festfleischigen und spätreifenden Kirschsorten führte dazu, dass nur noch ein enges<br />

Sortiment neuer Sorten kultiviert wird, das die vom Handel geforderten Fruchtgrößen<br />

entwickelt und in dieser Hinsicht den alten Sorten meist stark überlegen ist.<br />

Abb. 7: Erwerbsanlagen mit niedrigen Baumformen, Witzenhausen<br />

1.2.4 BEZIEHUNGEN ZWISCHEN DEM STEINOBSTANBAU UND DEN GESELLSCHAFTLICHEN ENTWICKLUNGEN AM<br />

BEISPIEL VON FILSEN<br />

Filsen liegt auf rechtsrheinischer Seite im Bereich des Rheinbogens südlich von Koblenz. Im<br />

Unterschied zu den meisten anderen Talorten verfügt es aufgrund der topographischen<br />

Verhältnisse über relativ ausgedehnte ebene landwirtschaftliche Flächen. Die wirtschaftliche<br />

Entwicklung dieser Region wurde seit dem Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert überwiegend<br />

vom Weinbau geprägt. Zwar wurden bereits Anfang des 14. Jahrhunderts erste Obstgärten<br />

in Osterspai erwähnt (VOLK 1998), diese dürften jedoch überwiegend dem Eigenverbrauch<br />

gedient haben. Die Entwicklung des Weinbaus in Filsen ist wie die des gesamten<br />

Mittelrheingebietes durch Aufschwünge und Niedergänge geprägt. Nach einer Blütezeit bis<br />

ca. 1600 kam es im 17. Jahrhundert durch Nachwirkungen des 30-jährigen Krieges zum<br />

Verfall des Weinbaus. Hierfür waren neben Bevölkerungsverlusten und Verwüstungen der<br />

Anbauflächen auch die eingeführten hohen Zölle und die damit erschwerte Vermarkung des<br />

Weins verantwortlich. Erst seit Beginn des 19. Jahrhundert kam es wieder zu einer gewissen<br />

Gesundung des Weinbaus, die sich vor allem auf eine Umstellung zu Qualitätsweinen<br />

gründete. Ein regelrechter Aufschwung mit Ausweitung der Rebflächen war aufgrund<br />

mehrerer Jahre mit guten Weinerträgen ab Ende der 1850er Jahre zu verzeichnen.


Historischer Kirschanbau Oberes Mittelrheintal<br />

Doch bereits wenige Jahrzehnte später geriet der Weinbau erneut in eine Krise, deren<br />

Ursachen bereits oben beschrieben sind. Die aufkommende Industrialisierung, insbesondere<br />

im Bereich der Lahnmündung führte daher ab den 1880er Jahren zur vermehrten<br />

Abwanderung der Bevölkerung in industrielle Berufe. Aufgrund der ungünstigen Entwicklung<br />

im Weinbau erfolgte, insbesondere bei den jetzt im Nebenerwerb wirtschaftenden<br />

Betrieben, sukzessiv eine Umstellung vom Wein- zum Obstbau. Diese Entwicklung wurde<br />

durch die Tatsache forciert, dass der Obstbau arbeitsextensiver als der Weinbau und daher<br />

besser als Nebenerwerbstätigkeit geeignet ist.<br />

Da für ein auskömmliches Einkommen aus dem Obstbau größere Flächen als beim Weinbau<br />

benötigt werden, konnten nur größere Betriebe diese Umstellung haupterwerblich<br />

vornehmen. Kleinere Betriebe, die nicht haupterwerblich einer anderen Einnahmequelle<br />

nachgingen, erprobten zur Existenzsicherung Kombinationen des Obstbaus mit anderen<br />

Sonderkulturen. So wurden vor dem 1. Weltkrieg als Unternutzung der Kirschkulturen auch<br />

Heil- und Gewürzkräuter (Tannnessel, Salbei und Wermut) für pharmazeutische Zwecke<br />

angebaut, um den Ertrag der Flächen zu steigern. Ab den 1920er Jahren wurde auch der<br />

Erdbeeranbau eingeführt, der sich vom Ablauf der Pflegearbeiten gut mit dem Süß- und<br />

wegen der späteren Erntearbeiten insbesondere mit dem Sauerkirschanbau kombinieren<br />

ließ. Ab Ende der 1920er Jahre wurden daher zusätzlich vermehrt Sauerkirschen zu<br />

Verarbeitungszwecken angebaut, was auch in der Abnahme der Erträge der Süßkirschen<br />

infolge mangelnder Düngung und Pflege begründet war. Die Intensivierung des Obstbaus<br />

scheint in Filsen derart erfolgreich gewesen zu sein, dass für einige Jahrzehnte des<br />

beginnenden 20. Jahrhunderts die Abwanderung in die Industrie stagnierte. Die Rebflächen<br />

der Mittelterrasse und die Steillagen, ab den 1930er Jahren infolge des allgemeinen<br />

Aufschwungs im Obstanbau aber auch die der Niederterrasse (die vorher noch dem Anbau<br />

von Feldfrüchten vorbehalten war) wurden vorwiegend mit Kirschbäumen bepflanzt, so dass<br />

der Weinbau zur Bedeutungslosigkeit absank.<br />

Ab Mitte der 1930er Jahre wandten sich jedoch insbesondere Nebenerwerbslandwirte<br />

wieder verstärkt der Industriearbeit zu und Ende der 30er Jahre entwickelte sich der<br />

Obstanbau daher wieder rückläufig. Erst in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg kam es durch<br />

die erhöhte Nachfrage im Zuge des allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwungs wieder zum<br />

Ausbau des Obstanbaus. Die Zahl der ertragsfähigen Süßkirschbäume nahm in der<br />

Gemarkung Filsen von 1951 bis 1965 um ca. 70%, die der Sauerkirschbäume sogar um 120%<br />

zu. Der Nieder- und Mittelterrassenhalbmond zwischen Filsen und Osterspai entwickelt sich<br />

in diesem Zeitraum zu einer fast geschlossenen Obstbaumflur. Diese Entwicklung war vor<br />

allem durch Nebenerwerbslandwirte getragen, die den Obstanbau aufgrund der hohen<br />

Erträge intensivierten.<br />

Ab Mitte der 1960er Jahre sank die Bedeutung des Obstanbaus durch sich verschlechternde<br />

Vermarktungsmöglichkeiten (sinkende Preise aufgrund ausländischer Einfuhren). Auch trat<br />

angesichts steigendem Haupterwerbseinkommen die Bedeutung des Einkommens durch<br />

nebenerwerblichen Obstanbaus zunehmend in den Hintergrund. Auch viele


Historischer Kirschanbau Oberes Mittelrheintal<br />

Haupterwerbsobstbauer wanderten in andere Berufszweige ab (bevorzugt in die<br />

Ballungszentren Koblenz sowie Rhein/Main) und führten, wenn überhaupt, den Obstanbau<br />

nur noch im Nebenerwerb weiter. Die Aufgabe des im Nebenerwerb praktizierten Obstbaus<br />

erfolgte i.d.R. spätestens beim Wechsel der für das Einkommen verantwortlichen<br />

Generation.<br />

Abb. 8:<br />

Nutzungskarte Filsen 1965/66 (hellgraue Flächen genutzte, dunkelgraue Flächen<br />

brachgefallen Obstanlagen), Quelle DEGE 1973<br />

Aufgrund der sich wandelnden Vorstellungen zur Lebens- und Freizeitgestaltung wie auch<br />

der sinkenden Obsterlöse waren die nachfolgenden Generationen nicht mehr bereit, ihren<br />

Urlaub und die sonstige Freizeit in einen wenig rentablen Nebenerwerb zu investieren.<br />

Seit den 1960er Jahren hat daher ein zunehmendes Brachfallen der einstigen<br />

Obstanbauflächen eingesetzt. Diese Entwicklung setzte zuerst in der Gemarkung Osterspai<br />

sowie an den Steilhängen des Kamper Hangs ein. Schon Mitte der 1960er Jahre war auf der<br />

Mittel- und Niederterrasse ein Mosaik aus bewirtschafteten und brachgefallenen Flächen<br />

vorhanden (Abb. 8, DEGE 1973).<br />

Heute sind die Brachestadien der Steilhangflächen schon soweit fortgeschritten, dass die<br />

ehemaligen Parzellengrenzen kaum noch erkennbar sind, auf den Terrassenflächen sind Teile<br />

der Obstbestände gerodet worden.

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