weiter.... - Uwe Kisker
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Holger Lausmann im Interview mit <strong>Uwe</strong><br />
<strong>Uwe</strong> <strong>Kisker</strong> wird am 21.09.2010 50 Jahre alt.<br />
<strong>Uwe</strong>, wie hat alles angefangen?<br />
Aufgewachsen bin ich im „Negerdorf“. In Dorstfeld hinter dem Friedhof<br />
Richtung Emscher, im Tal. Bei uns in der Nähe war der Ascheplatz des<br />
Spielvereins 26. Jede freie Minute machte ich mich auf den Weg zum<br />
Fußballspielen. In der Mannschaft des Spielvereins war ich Torwart und<br />
Linksaußen. Einmal bekam ich ein Angebot, den Verein zu wechseln, für 200,-<br />
DM, damals war es viel Geld. Doch ich blieb meinem Verein treu.<br />
Hast Du es bereut?<br />
Nein, denn ich wurde dann auch außerhalb des Platzes für den Verein aktiv. Die<br />
finanzielle Not der Vorortclubs war damals schon immens. Auf einer<br />
Vereinssitzung ging es um die kommende Weihnachtsfeier. Der Verein hatte<br />
wenig Geld. So hatte ich die Idee, selber Musik zu machen, um Kosten zu<br />
sparen. Ich nahm meine Stereoanlage von zu Hause mit und baute sie im<br />
Vereinsheim auf. Auf der Weihnachtsfeier machte ich dann den DJ. Musik war<br />
damals meine große Leidenschaft.<br />
Das erklärt die Liebe zur Musik, aber wie war der<br />
Weg zum Film?<br />
1984 startete in Dortmund das Kabelprojekt.<br />
Sensationelle 24 Sender sollten in das Kabelnetz<br />
eingespeist werden. Davor konnten die meisten<br />
Haushalte nur 3 Sender ARD, ZDF und WDR<br />
empfangen. Als Pressesprecher des Spielvereins 26<br />
bekam ich einen Brief vom WDR-Kabelfunk mit der<br />
Aufforderung, aus dem Leben der Vereine zu<br />
berichten. Der Verein spielte damals in der<br />
Kreisklasse B. Ich reagierte auf diesen Brief und meldete mich. Doch die<br />
Antwort war ernüchternd. Mir wurde mitgeteilt, dass es nur sinnvoll sei über<br />
hochklassige Vereine zu berichten. Dies ärgerte mich. Also suchte ich eine<br />
andere Lösung. Die Idee Lokalfernsehen in Dortmund mit den Vereinen von<br />
nebenan war geboren.
Dies ist die Motivation, warum Sport-Live auch heute noch immer über Spiele<br />
auch von Amateur Vereinen berichtet?<br />
Genau, für uns ist jedes Fußballspiel im Amateurbereich von Bedeutung. Die<br />
Arbeit in den Vereinen muss einfach honoriert werden. Dies weiß ich alleine<br />
aus meiner jahrelangen Tätigkeit beim Spielverein 26. Dementsprechend ließ<br />
ich mich durch diese Absage auch nicht aus der Ruhe bringen. Das WDR-Radio<br />
Dortmund kümmerte sich um die Belange von Dortmunder Bürgern und gab<br />
diesen die Möglichkeit, sich zu äußern. In einer Radiosendung machte ich<br />
meinen Unmut deutlich. Als Reaktion wurde ich auf den Offenen Kanal in<br />
Dortmund aufmerksam gemacht.<br />
Das war der Startschuss für eine erfolgreiche Fernsehkarriere?<br />
Genau. Ich hatte mir eine Videokamera gekauft, mit Recorder. Damals trug<br />
man die Kamera auf der Schulter zum Filmen und um den Bauch einen<br />
separaten Videorecorder, um das Gefilmte aufzunehmen. Alles ziemlich<br />
schwer. Der Spielverein 26 hatte ein entscheidendes Spiel um den Aufstieg zur<br />
Kreisliga A. Mit meiner Kamera filmte ich dieses Spiel. Zu Hause versuchte ich<br />
das Material mit Hilfe der Pausentaste zu schneiden. Dann marschierte ich<br />
damit zum Offenen Kanal.<br />
Der Weg zum Fernsehen?<br />
Dort präsentierte ich stolz meinen Beitrag. Meine 50-<br />
Minuten-Sendung von dem Spiel hatte nicht die<br />
Qualität, um zu überzeugen. Dies erfuhr ich beim OK.<br />
Warum ich keine Interviews machte, wurde ich gefragt.<br />
Doch wer sollte die Fragen stellen? Es musste ein<br />
Moderator her. Ich stellte mich nun auch vor die Kamera<br />
und interviewte die Akteure des Spielvereins 26.<br />
Interviews mache ich mit großer Liebe auch heute noch.<br />
Einmal von dem Virus Moderation infiziert, moderierte
ich im Radio eine 60-minütige Livesendung. Dies fand sogar bei der Bild-Zeitung<br />
Beachtung.<br />
Das Grundprinzip von Sport-Live war geboren?<br />
Richtig! Bis heute sind wir unserer Linie treu geblieben. Wir bieten den<br />
Vereinen ein Forum, sich einer größeren Öffentlichkeit zu präsentieren. Die<br />
Vereine können so auf ihre Arbeit aufmerksam machen. Die Diskussion um die<br />
neuen Anstoßzeiten in der Bundesliga zeigt wieder, wie wichtig die Arbeit von<br />
Sport-Live auch heute noch ist.<br />
Kannst Du das näher erleutern?<br />
Ja! Der Hombrucher SV bestritt diese Saison ein Heimspiel am Samstagabend,<br />
weil der BVB auf Grund der Europa-League am Sonntag ein Heimspiel hatte.<br />
Hier ist es sehr wichtig, dass es einen Verein wie Sport-Live gibt, um den<br />
Zuschauerinnen und Zuschauern die neuen Anstoßzeiten näher zu bringen.<br />
Meistens lassen sich die Vereine für diese Termine etwas Besonderes einfallen.<br />
So veranstaltete der TuS Eving-Lindenhorst nach einem Heimspiel am<br />
Samstagabend eine Open Air Party!<br />
Das war genau Dein Thema, um auf Deine Anfänge beim Offenen Kanal<br />
zurück zu kommen?<br />
Ja, ich war von der Filmarbeit begeistert. In der Folgezeit produzierte ich drei<br />
Filme über das Negerdorf (der erste Film lief am 12.12.1985 im Offenen Kanal,<br />
Anm. d. Red.). Wir produzierten aber auch andere Sendungen. Was heute der<br />
Doppelpass ist, hat Sport-Live schon früher organisiert. So gab es eine Sendung,<br />
in der drei Gäste über die Geschehnisse vom Wochenende auf den<br />
Fußballplätzen diskutierten.<br />
Und Sport-Live?<br />
1985 war die Geburtsstunde<br />
von Sport-Live. Beim Offenen<br />
Kanal hatte ich Helmut Budde<br />
und Manfred Simsch<br />
kennengelernt. Zusammen<br />
begannen wir die Sport-Live-<br />
Sendungen zu produzieren. Die erste Sport-Live-Sendung wurde am 23. August
1985 produziert. Thema: der Spielverein 26. Bis heute haben wir an die 2.000<br />
Sendungen produziert. Viele interessante Gäste aus allen Bereichen des Sports<br />
waren zu Gast (Am 19.08.1998 waren Michael Meier und Michael Skibbe zu<br />
Gast in der Sport-Live-Sendung. Anm. d. Red.). Zur 250. Sport-Live-Sendung<br />
gratulierte Günther Jauch via TV. Heute produzieren wir die Sport-Live-<br />
Sendungen in einem eigenen Studio und sie werden auf center.tv/ruhr gezeigt.<br />
Mittlerweile schaut das ganze Ruhrgebiet zu. Aber die Anfangszeit hatte doch<br />
auch etwas Besonderes.<br />
Stichwort Sport und Musik!<br />
Genau, zunächst übertrugen wir Fußballspiele, dann kam<br />
die Musik hinzu. Ich machte mich auf die Suche nach<br />
Künstlern, die bereit waren am Fußballplatz auf zu<br />
treten. Inspiriert von Dalli Dalli veranstalteten wir ein<br />
Quiz. Alles wurde beim OK gesendet. Die Blau-Weiße-<br />
Nacht wurde geboren. Es war der Vorgänger der<br />
Dortmunder Schlagerparty, die von Sport-Live jährlich<br />
organisiert wird. Teilweise kamen zu dieser<br />
Veranstaltung weit über 2.000 Zuschauerinnen und<br />
Zuschauer.<br />
Was waren die Highlights in Deiner Fernsehkarriere?<br />
Der Challenge Day 1996 war etwas Besonderes. Der Tag stand unter dem<br />
Motto „Deutschland bewegt sich“. Die Filmteams vom offenen Kanal und von<br />
Sport-Live waren 24 Stunden im Einsatz. Von abends 23 Uhr bis zum nächsten<br />
Abend um 23 Uhr. Ich moderierte 16 Stunden am Stück. Natürlich gab es auch<br />
viele andere Einsätze, die das Sport-Live-Team in ganz Deutschland<br />
herumkommen ließ.<br />
Auch im Ausland?<br />
Ja, ich arbeitete bei einem<br />
Miningmaschinenhersteller, Terex,<br />
damals noch Orenstein und Koppel<br />
(O&K). 1997 war mein erster großer<br />
Einsatz. Ich filmte den RH 400 in seinem
Einsatzgebiet in Kanada. Der RH 400 ist der größte Hydraulikbagger der Welt. Er<br />
wird in Mienen im Tagebau eingesetzt.<br />
In seine Schaufel passen zwei PKW’s.<br />
Im Jahre 2006 war ich wohl auf<br />
insgesamt 30 Flughäfen der Welt zu<br />
Gast. Von den USA ging es über Dubai<br />
nach Australien, aber auch Botswana,<br />
England, Belgien waren die Ziele. Mein<br />
letzter Einsatz war 2009 in Südafrika.<br />
Trotzdem bist Du dem Vereinsleben im Ruhrgebiet immer treu geblieben?<br />
Ja sicherlich! Ein großes Highlight im Sportjahr ist immer die Hallenfußball-<br />
Stadtmeisterschaft der Amateure. Auf die Moderation und das Spektakel freue<br />
ich mich immer besonders. Ich bin gespannt, wie es dieses Jahr in der<br />
Westfalenhalle klappen wird. Mit Sport-Live waren wir für Übertragungen<br />
früher schon in der Westfalenhalle, einmal für Handball und natürlich immer<br />
für das Sechs-Tage-Rennen. Dass die Stadtmeisterschaft dieses Jahr dort<br />
stattfindet, ist schon ein großer Schritt. Die letzten Jahre war die Endrunde in<br />
Wellinghofen regelmäßig ausverkauft.<br />
Aber nicht nur der Vereinssport in Dortmund liegt Dir am Herzen?<br />
Durch die Zusammenarbeit mit<br />
center.tv/ruhr sind wir im gesamten<br />
Ruhrgebiet zu empfangen. Es war für<br />
mich ein spannender Prozess auch Vorort-<br />
Vereine in anderen Städten kennen zu<br />
lernen. Durch das neue Sendegebiet, das<br />
wir über center.tv/ruhr erreichen können,<br />
ist Sport-Live im Ruhrgebiet bekannt<br />
geworden. Wenn ein Sportbeitrag im<br />
Fernsehen gesendet wird, so machen die Zuschauerinnen und Zuschauer es<br />
sich überhaupt nicht klar, was für eine Arbeit dahinter steckt. Ein simples
Fußballspiel zu filmen ist ein hoher personeller Aufwand. In der Vorproduktion<br />
muss die Lokalität besichtigt werden, es muss ein Team von sieben bis zehn<br />
Leuten gefunden werden, dann sind wir immer mindestens zwei Stunden<br />
vorher vor Ort. Danach folgt noch die Postproduktion, die auch sehr<br />
zeitaufwendig ist. Das machen sich die meisten Leute gar nicht klar.<br />
Man muss die Arbeit lieben?<br />
Sicherlich, sonst würde es überhaupt nicht gehen.<br />
Zählst Du den Friedensplatz schon zu Deinem Wohnzimmer?<br />
Ja! Die EM 2008 war ein besonderes Highlight.<br />
Für drei Wochen waren wir mit dem Ü-Wagen<br />
auf dem Friedensplatz. Doch zur WM 2010<br />
wurde dies noch gesteigert. Diesmal waren es<br />
vier Wochen. In der Vorrunde war ich 20 Tage<br />
am Stück um 13 Uhr auf dem Friedensplatz und<br />
bin am Ende des Tages gegen 23 Uhr zu Hause<br />
gewesen. Das war heftig. Zwischendurch habe<br />
ich die Beiträge für center.tv/ruhr geschnitten und bin meinem Job mit<br />
Begeisterung nachgegangen.<br />
Außerdem hattest Du die Moderation.<br />
Richtig. Aber man wird auch von<br />
der Begeisterung der Fans getragen.<br />
So gelingt es immer, Topleistung zu<br />
bringen. Mittlerweile bin ich<br />
Dortmund bekannt wie ein bunter<br />
Hund. Durch meine lockere Art<br />
komme ich bei den Leuten an. Es ist<br />
meistens immer Zeit für ein kurzes<br />
Schwätzchen, da mir mein Publikum<br />
sehr am Herzen liegt. Ich bin halt<br />
immer noch Junge von nebenan, der mittlerweile 50 wird. Ein besonderes<br />
Highlight ist Dortmunder Fernsehgarten und die Dortmunder Schlagerparty.
Unsere Shows sind einfach authentisch und die Moderation ist durch einen<br />
hohen Respekt vorm Publikum geprägt. So bleibt das Publikum uns immer treu.<br />
Mit meiner Bühnenpartnerin Nicole Kruse sind wir ein Dream Team der<br />
Schlagerszene. Seit über 10 Jahren arbeiten wir zusammen. Es passt einfach.<br />
Manchmal kommt sicherlich auch das Glück hinzu. Seit wir den Fernsehgarten<br />
machen hat es nie geregnet. Dieses Jahr war der 10. Dortmunder<br />
Fernsehgarten. Den ganzen Morgen regnete es wie aus Eimern. Pünktlich zum<br />
Start der Show hörte der Regen auf. Das gute Wetter hielt bis zum Ende der<br />
Veranstaltung.<br />
So bekommt das Regionale auch in der Medienwelt eine größere Bedeutung.<br />
Ja, dies ist ein Trend, von dem Sport-Live profitiert. Allerdings auch nur, weil<br />
der Verein immer seinen Wurzeln treu geblieben ist und das gemacht hat, was<br />
Spass macht und was die Leute sehen wollen. Die Zusammenarbeit mit<br />
center.tv/ruhr war ein Glücksfall. Davor sah es schlecht aus. Floriantv, der<br />
Nachfolgesender vom Offenen Kanal,<br />
stellte den Sendebetrieb ein. Wir konnten<br />
die Zeit nur durch das Internet<br />
überbrücken. Mit den Ruhr-Nachrichten<br />
hatten wir einen Partner gefunden, der<br />
uns ermöglichte, unsere Sendungen auf<br />
deren Internetpräsentation einzubinden.<br />
Dann kam center.tv/ruhr auf uns zu und<br />
wir waren wieder im TV zu sehen. Aber schwierige Zeiten gehören zum<br />
Geschäft. Letztendlich ist die Situation mit center.tv/ruhr jetzt sehr gut. Die<br />
gute Zusammenarbeit mit den dortmunder Medien hat viel zu der Popularität<br />
von Sport-Live beigetragen.<br />
Zur Sendeeinführung von center.tv/ruhr in<br />
Dortmund war Sport-Live aktiv?<br />
Ja, ich moderierte 20 Talk-Shows im mobilen<br />
Studio von center.tv/ruhr mit vielen Gästen<br />
und unsere Mitglieder waren in den Stadteilen<br />
aktiv, um den Zuschauerinnen und Zuschauern<br />
Dortmund zu präsentieren.
Kein Sport und keine Musik?<br />
Ja und Nein! Die Aufgabe erschien uns reizvoll. In unserem neuen Studio<br />
finden regelmäßig Teamsitzungen statt. In diesen Sitzungen hatten wir uns<br />
entschieden diesen Weg zu gehen. Sport-Live ist halt keine Firma sondern ein<br />
Verein. Die Meinung der Mitglieder hat für uns einen hohen Stellenwert. Ohne<br />
das Team, das jedes Wochenende bereit ist, Zeit für Sport-Live zu opfern, wäre<br />
dies alles überhaupt nicht möglich. Sport-Live ist ein Hobby auf einem<br />
professionellen Niveau. Wir arbeiten wie die Profis, tun aber das, was uns Spaß<br />
macht! Dieses Motto umschreibt die Arbeit von Sport-Live am besten.<br />
Und noch Zukunftspläne?<br />
Ja! Viele Ideen haben sich im Laufe meines Filmlebens angesammelt. Die<br />
meisten konnte ich bisher verwirklichen. Aber ich habe immer noch viele Pläne<br />
und Ziele, doch ich bin auch sehr vorsichtig geworden, diese zu früh zu äußern.<br />
Denn schiefgehen kann immer etwas. Besonders viel habe ich beim Offenen<br />
Kanal und der Nachfolgesender floriantv gelernt. Auch dem Kabelfunk des WDR<br />
habe ich viel zu verdanken. Natürlich bedanke ich mich bei allen die bei Sport-<br />
Live aktiv waren und dabei geholfen haben den Verein dahin zu bringen wo er<br />
jetzt ist.<br />
Ja, Danke für das Gespräch und dass der Spaß an der Arbeit erhalten bleibt.<br />
Interview Holger Lausmann<br />
<strong>Uwe</strong>´s erste Radiosendung beim WDR Radio-Dortmund<br />
Die Bildzeitung war da bei !