Broschüre (PDF) - Ãsterreichisches-Sprachen-Kompetenz-Zentrum
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Europasiegel<br />
für innovative<br />
<strong>Sprachen</strong>projekte<br />
Srachenlernen und -lehren<br />
in der Berufs- und<br />
Erwachsenenbildung<br />
Durchführung &<br />
Auszeichnungen 2004<br />
1
Impressum<br />
Herausgeber und Medieninhaber:<br />
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur<br />
Österreichisches <strong>Sprachen</strong>-<strong>Kompetenz</strong>-<strong>Zentrum</strong><br />
Leitung: Dagmar Heindler<br />
Redaktion: Petra Riegler, Elisabeth Jantscher<br />
Koordination der Publikationen des ÖSZ: Anita Keiper<br />
Grafische Gestaltung: Stenner/Dunst<br />
Druck: Bachernegg, Kapfenberg<br />
Auflage: 2.000<br />
Fotos: de Cillia, einzelne PreisträgerInnen 2004<br />
Anforderung weiterer Exemplare:<br />
Österreichisches <strong>Sprachen</strong>-<strong>Kompetenz</strong>-<strong>Zentrum</strong><br />
Hans-Sachs-Gasse 3/I<br />
8010 Graz<br />
Tel: ++43(0)316/824150<br />
Fax: ++43(0)316/824150-6<br />
E-Mail: office@sprachen.ac.at<br />
Web: www.sprachen.ac.at<br />
© Österreichisches <strong>Sprachen</strong>-<strong>Kompetenz</strong>-<strong>Zentrum</strong>, Graz 2004<br />
Mit Unterstützung der Europäischen Kommission, Generaldirektion<br />
für Bildung und Kultur, sowie der Sokrates Nationalagentur Österreich<br />
2
Editorial<br />
Jede neue Sprache ist wie ein offenes Fenster, das einen neuen<br />
Ausblick auf die Welt eröffnet und die Lebensauffassung<br />
weitet.<br />
Frank Harris (1856-1931, amerikanischer Schriftsteller)<br />
<strong>Sprachen</strong>kenntnisse spielen angesichts der fortschreitenden<br />
politischen und wirtschaftlichen Integration in Europa eine<br />
immer bedeutendere Rolle. Durch verschiedenste Maßnahmen<br />
auf nationaler und internationaler Ebene wurden bereits<br />
wichtige Schritte gesetzt, um allen Bürgerinnen und Bürgern<br />
den Zugang zum <strong>Sprachen</strong>lernen zu erleichtern und die Bewahrung<br />
der <strong>Sprachen</strong>vielfalt in Europa zu unterstützen.<br />
Der 1997 von der Europäischen Kommission ins Leben gerufene<br />
und von Österreich von Beginn an mitgetragene Wettbewerb<br />
„Europasiegel für innovative <strong>Sprachen</strong>projekte“ zeichnet alljährlich<br />
wegweisende und innovative Maßnahmen im Bereich<br />
des <strong>Sprachen</strong>lernens und <strong>Sprachen</strong>lehrens aus. Er fördert<br />
somit neben den bewährten EU-Programmen SOKRATES und<br />
LEONARDO DA VINCI das <strong>Sprachen</strong>lernen in Europa. Österreich<br />
beteiligte sich in diesem Jahr zum sechsten Mal an diesem<br />
Wettbewerb. Bisher wurden in Österreich von 457 eingereichten<br />
Projekten 85 Auszeichnungen an innovative Maßnahmen<br />
vergeben, die auf kreative und nachhaltige Weise zur Verbesserung<br />
der Sprachlehr- und -lernangebote beitragen.<br />
Der ESIS-Wettbewerb 2004 stand im Zeichen des „<strong>Sprachen</strong>lernens<br />
und <strong>Sprachen</strong>lehrens in der Berufs- und Erwachsenenbildung“.<br />
Engagierte Menschen in berufsbildenden<br />
Schulen, Einrichtungen der Lehrer/innenaus- und –fortbildung,<br />
Universitäten und Fachhochschulen, Institutionen<br />
der Erwachsenenbildung, Unternehmen sowie kulturellen<br />
Einrichtungen und Vereinen haben mit persönlichem Einsatz<br />
großartige Projekte realisiert. In der vorliegenden Broschüre<br />
werden die acht von einer Expertenjury aus 47 Bewerbungen<br />
ausgewählten Initiativen vorgestellt, die mit dem Europasiegel<br />
2004 ausgezeichnet wurden.<br />
<strong>Sprachen</strong>kenntnisse sind eine Bereicherung für jeden Einzelnen.<br />
Sie eröffnen nicht nur berufliche Perspektiven,<br />
sondern fördern den kulturellen Austausch und tragen zur<br />
persönlichen Entfaltung bei. Ich danke allen, die sich mit<br />
großem Einsatz an diesem<br />
Wettbewerb beteiligt haben<br />
und wünsche beim Erlernen<br />
bzw. Lehren von <strong>Sprachen</strong><br />
weiterhin viel Erfolg!<br />
Elisabeth Gehrer<br />
Bundesministerin für<br />
Bildung, Wissenschaft<br />
und Kultur<br />
3
Inhaltsverzeichnis<br />
Editorial ......................................................... 3<br />
1. ESIS – Europasiegel für<br />
innovative <strong>Sprachen</strong>projekte ............ 5<br />
2. Durchführungsjahr 2004 .................. 7<br />
3. Auszeichnungen 2004 ...................... 8<br />
3.1 Berufsbildende Schulen ............................. 8<br />
3.2 Fachhochschulen und<br />
universitäre Einrichtungen ........................ 9<br />
3.3 Einrichtungen der Erwachsenenbildung ..... 11<br />
3.4 Kulturelle Einrichtungen und Vereine ........ 12<br />
4. „Gebärdensprache und Innovationen<br />
im Sprachunterricht“<br />
Rudolf de Chillia ............................................. 15<br />
5. Ausblick 2005 ................................ 18<br />
5.1 SPIN – das SPrachenInnovationsNetzwerk<br />
am ÖSZ .................................................. 18<br />
5.2 Weiterführung des ESIS-Wettbewerbs ......... 18<br />
4
1. ESIS – Europasiegel für innovative <strong>Sprachen</strong>projekte<br />
Die Aktion ESIS wurde 1997 von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen, um Initiativen im Bereich des<br />
<strong>Sprachen</strong>lernens auszuzeichnen, die innovativ sind, die die Sprachkompetenz der BürgerInnen fördern und die<br />
wichtige Impulse für weitere zukunftsweisende Projekte setzen. Das Europasiegel kann für jedes Projekt vergeben<br />
werden, das sich mit dem Lehren und Lernen der <strong>Sprachen</strong> der am Wettbewerb teilnehmenden Ländern befasst. Auf<br />
europäischer Ebene hat sich der Wettbewerb unter der Bezeichnung „European Label“ etabliert. Er wird mittlerweile<br />
in 30 europäischen Ländern 1 durchgeführt.<br />
Jedes Land führt den Wettbewerb selbstständig durch.<br />
Nationale Jurys wählen die zu prämierenden Projekte nach<br />
Kriterien aus, die sowohl auf europäischer Ebene vereinbart<br />
wurden als auch nationale Schwerpunkte berücksichtigen.<br />
In Österreich wird der ESIS-Wettbewerb vom Österreichischen<br />
<strong>Sprachen</strong>-<strong>Kompetenz</strong>-<strong>Zentrum</strong> (ÖSZ) im Auftrag des Bundesministeriums<br />
für Bildung, Wissenschaft und Kultur und der<br />
Sokrates Nationalagentur Österreich durchgeführt.<br />
Die Europäische Kommission veröffentlicht alle seit 1999 europaweit<br />
ausgezeichneten Projekte in einer Web-Datenbank<br />
auf http://europa.eu.int/comm/education/language/label/index.cfm.<br />
Diese Online-Datenbank stellt eine wertvolle<br />
Grundlage für Informations- und Erfahrungsaustausch auf<br />
europäischer Ebene dar. Sie bietet nicht nur zahlreiche<br />
Anregungen, sondern kann auch für die Suche nach ProjektpartnerInnen<br />
sehr nützlich sein.<br />
Bisherige thematische Jahresschwerpunkte in<br />
Österreich<br />
1998 Pilotphase – es wurde kein Themenschwerpunkt<br />
vorgegeben<br />
1999 Sprache und Beruf<br />
2000 Leben mit sprachlicher Vielfalt<br />
2001 Wettbewerbspause, da das Europäische Jahr der<br />
<strong>Sprachen</strong> und eine österreichische Evaluation der<br />
Wettbewerbsjahre 1998-2000 durchgeführt wurden<br />
2002 Wege zur Qualitätssicherung im Fremdsprachenunterricht<br />
2003 Nachbar-, Minderheiten- und Migrationssprachen:<br />
Motivations- und Sensibilisierungsmaßnahmen zur<br />
Förderung der sprachlichen Vielfalt<br />
2004 <strong>Sprachen</strong>lernen und -lehren in der Berufs- und Erwachsenenbildung<br />
Wer kann sich bewerben?<br />
Um das Europasiegel können sich Personen und Institutionen<br />
aus ganz Österreich und aus allen Bereichen (Schul- und Vorschulbereich,<br />
LehrerInnenbildung, Universitäten und Fachhochschulen,<br />
Erwachsenenbildung, Behörden, Unternehmen,<br />
Medien, Vereine) bewerben, die neue und vielversprechende<br />
Wege zur Förderung des <strong>Sprachen</strong>lernens beschreiten oder<br />
unterstützen. Eine Einschränkung kann allerdings durch den<br />
sich jährlich ändernden Themenschwerpunkt gegeben sein.<br />
Ein weiteres Kriterium für die Teilnahme am ESIS-Wettbewerb<br />
ist, dass eingereichte Projekte bereits über das Planungsstadium<br />
hinaus fortgeschritten sind und über die allgemeinen<br />
Vorgaben der jeweiligen Lehrpläne oder die grundlegenden<br />
Zielstellungen von Institutionen hinausgehen. Projekte mit<br />
rein kommerziellem Interesse können nicht berücksichtigt<br />
werden.<br />
Wo findet man nähere Informationen und<br />
Bewerbungsunterlagen?<br />
Detaillierte Informationen zum Wettbewerb in Österreich sind<br />
auf der Website des Österreichischen <strong>Sprachen</strong>-<strong>Kompetenz</strong>-<br />
<strong>Zentrum</strong>s unter www.sprachen.ac.at/esis abrufbar.<br />
Ansprechpartnerin:<br />
Mag. Petra Riegler<br />
Österreichisches <strong>Sprachen</strong>-<strong>Kompetenz</strong>-<strong>Zentrum</strong><br />
Hans-Sachs-Gasse 3/I, 8010 Graz<br />
E-Mail: riegler@sprachen.ac.at<br />
Tel: ++43(0)316/82 41 50<br />
Fax: ++43(0)316/82 41 50-6<br />
Was erhalten die Ausgezeichneten?<br />
Die PreisträgerInnen erhalten<br />
● ein gerahmtes Zertifikat,<br />
● das Recht, das „Europasiegel für innovative <strong>Sprachen</strong>projekte“<br />
als Logo mit entsprechender Jahreszahl zu<br />
führen sowie<br />
● eine finanzielle Anerkennung.<br />
Die ausgezeichneten <strong>Sprachen</strong>projekte werden der Öffentlichkeit<br />
über eine gedruckte Broschüre und über das Internet<br />
vorgestellt und bekannt gemacht. Auf der ESIS-Website<br />
www.sprachen.ac.at/esis finden sich die Projektdaten aller<br />
seit 1998 eingereichten Projekte in Österreich. Zusätzlich<br />
sind Kurzbeschreibungen der ausgezeichneten Initiativen<br />
abrufbar.<br />
1 Auf http://europa.eu.int/comm/education/policies/lang/innov/contact_en.html werden die am ESIS-Wettbewerb teilnehmenden Länder angeführt.<br />
5
Statistische Darstellung der ESIS-Bewerbungen 1998-2004<br />
Jahr VS 1 HS 2 AHS 3 BS +<br />
BMHS 4<br />
PI 5 PA 6 UNI +<br />
FH 7<br />
EB 8 DIV 9 Summe<br />
1998 18 11 17 16 4 4 2 - 3 75<br />
1999 8 14 11 29 4 2 4 1 4 77<br />
2000 14 16 26 20 1 - 2 3 8 90<br />
2002 14 9 28 18 3 2 7 10 9 100<br />
2003 8 6 3 12 1 - 8 7 23 68<br />
2004 - - - 11 1 2 9 14 10 47<br />
Summe 62 56 85 106 14 10 32 35 57 457<br />
1 Volksschulen<br />
2 Hauptschulen<br />
3 Allgemein bildende höhere Schulen<br />
4 Berufsschulen, berufsbildende mittlere und höhere Schulen<br />
5 Pädagogische Institute<br />
6 Pädagogische Akademien<br />
7 Universitäten, Fachhochschulen<br />
8 Einrichtungen der Erwachsenenbildung<br />
9 Diverse Projektträger (Unternehmen, Vereine, Kultureinrichtungen etc.)<br />
ESIS-Bewerbungen 1998-2004<br />
6
2. Durchführungsjahr 2004<br />
Im Wettbewerbsjahr 2004 waren <strong>Sprachen</strong>initiativen zum Thema „<strong>Sprachen</strong>lernen und -lehren in der Berufs- und<br />
Erwachsenenbildung“ angesprochen.<br />
Die Umsetzung des Jahresschwerpunktes war auf unterschiedlichste<br />
Weise möglich, wie z.B. durch Maßnahmen,<br />
die<br />
● Menschen ermutigen, nach ihrer Schulzeit <strong>Sprachen</strong> zu<br />
lernen,<br />
● den autonomen Erwerb von Sprachkenntnissen unterstützen<br />
(z.B. <strong>Sprachen</strong>ressourcenzentren, Fernlehrangebote<br />
u.a.),<br />
● sich mit fachsprachlichen berufsbezogenen Aus- und<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten beschäftigen,<br />
● zur Transparenz und Vergleichbarkeit von Sprachkompetenzen<br />
beitragen (z.B. Definition von Sprachniveaus,<br />
Orientierung am Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen<br />
für <strong>Sprachen</strong> 2 , Einbeziehung internationaler<br />
Zertifikate u.a.), sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen<br />
durch sprachliche Weiterbildung den Zugang<br />
zum Arbeitsmarkt erleichtern oder spezielle Angebote<br />
für Menschen mit Behinderungen schaffen.<br />
Übersicht der diesjährigen Bewerbungen nach<br />
Bundesländern und Art der Trägerinstitutionen<br />
Bei der Wettbewerbsdurchführung 2004 stand das <strong>Sprachen</strong>lernen<br />
und -lehren in der Berufs- und Erwachsenenbildung im<br />
Mittelpunkt, wodurch der vor- und pflichtschulische Bereich<br />
sowie allgemein bildende Schulen weniger angesprochen<br />
waren. Dennoch langten erfreulicherweise 47 Bewerbungen<br />
aus allen Bundesländern und aus unterschiedlichsten<br />
Institutionen ein. Besonders stark vertreten waren neben<br />
Einrichtungen der Erwachsenenbildung berufsbildende<br />
Schulen sowie Vereine und Einzelpersonen. Auffallend wenig<br />
Bewerbungen wurden hingegen – wie in den Vorjahren – von<br />
Institutionen der LehrerInnenbildung eingereicht. Künftig<br />
sollen diese Einrichtungen verstärkt über den ESIS-Wettbewerb<br />
informiert werden, um sie zur Beteiligung anzuregen<br />
und zu motivieren.<br />
Bundesland<br />
BS PI 11 PA 12 UNI EB 14 DIV 15<br />
BMHS 10 FH 13<br />
Burgenland 3 1 1 - - - 1<br />
Kärnten 2 - - - 1 - 1<br />
Niederösterreich 5 4 - - - - 1<br />
Oberösterreich 4 2 - - - 1 1<br />
Salzburg 1 - - - - 1 -<br />
Steiermark 11 3 - 1 2 3 2<br />
Tirol 6 - - 1 2 1 2<br />
Vorarlberg 1 - - - - 1<br />
Wien 13 1 - - 4 7 1<br />
bundesländerübergreifend 1 - - - - 1 -<br />
Summe: 47 11 1 2 9 14 10<br />
10 Berufsschulen, berufsbildende mittlere und höhere Schulen<br />
11 Pädagogische Institute<br />
12 Pädagogische Akademien<br />
13 Universitäten, Fachhochschulen<br />
14 Einrichtungen der Erwachsenenbildung<br />
15 Diverse Projektträger (z.B. Schulbehörden, Vorschulbereich, Unternehmen, Vereine, Privatpersonen)<br />
2 Trim, John, Brian Coste, Daniel und Joseph Sheils, Europarat. Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für <strong>Sprachen</strong>: Lehren, lernen, beurteilen. Berlin: Langenscheit, 2001.<br />
7
3. Auszeichnungen 2004<br />
Im Wettbewerbsjahr 2004 wurden acht Initiativen mit<br />
dem Europasiegel ausgezeichnet:<br />
● Ein Projekt einer Berufsschule, in dem Englisch als<br />
Arbeitssprache in beachtenswertem Ausmaß in den<br />
Fachunterricht integriert wird;<br />
● ein Schulpartnerschaftsprojekt einer berufsbildenden<br />
höheren Schule, bei dem Sprachvermittlung auf kreative<br />
Weise unter Einbindung eines von den beteiligten<br />
SchülerInnen mitgestalteten Online-Sprachkurses und<br />
im Rahmen gegenseitiger Besuche der Partnerschulen<br />
durchgeführt wird;<br />
● ein universitäres <strong>Sprachen</strong>zentrum mit seinem umfassenden<br />
qualitätsvollen Lehrangebot, das sowohl Studierenden<br />
als auch Nicht-Studierenden zur Verfügung<br />
steht;<br />
● zwei Initiativen für gehörlose bzw. hörgeschädigte<br />
Menschen – eingereicht von einer Universität und einer<br />
Erwachsenenbildungseinrichtung –, wobei die Vermittlung<br />
der Österreichischen Gebärdensprache und zum Teil<br />
auch weitere berufliche Qualifizierungsmaßnahmen im<br />
Mittelpunkt stehen;<br />
● zwei Integrationsprojekte für MigrantInnen bzw.<br />
Migrationsfamilien – eingereicht von Vereinen; ein<br />
Projekt bietet neben herkömmlichen Deutschkursen<br />
auch Alphabetisierungsprogramme für MigrantInnen<br />
an; das zweite strebt sowohl die Verbesserung der<br />
Deutschkenntnisse von MigrantInnen (vor allem von<br />
nicht-berufstätigen Frauen) und der <strong>Kompetenz</strong> in der<br />
nicht-deutschen Erstsprache der Migrationskinder in<br />
einem originellen, außerinstitutionellen Rahmen an,<br />
und schließlich<br />
● eine weitere außerinstitutionelle Initiative eines Kulturvereins,<br />
die sich dem Spracherwerb in professionell<br />
moderierten Gesprächsrunden mit deutsch- und slowenischsprachigem<br />
Hintergrund in zweisprachigen<br />
Gebieten Kärntens widmet.<br />
Im Folgenden werden diese acht ausgezeichneten Initiativen 3<br />
näher vorgestellt.<br />
3.1 Berufsbildende Schulen<br />
Englisch als Arbeitssprache<br />
SchülerInnen der Berufsschule Steyr 2 simulieren beim Besuch<br />
des EU-Parlaments in Strassburg gemeinsam mit 450 SchülerInnen<br />
aus 12 EU-Mitgliedsstaaten eine Beschlussfassung in<br />
englischer Sprache im Rahmen des Euroscola-Programms.<br />
An der Berufsschule Steyr 2 werden im Rahmen der kaufmännischen<br />
Ausbildung die Fachgegenstände Textverarbeitung,<br />
Wirtschaftskunde mit Schriftverkehr und das Fachpraktikum<br />
in englischer Sprache angeboten. Obgleich der Einsatz von<br />
Englisch als Arbeitssprache in zahlreichen Schulen und<br />
Ausbildungsstätten Österreichs mittlerweile zum fixen Bestandteil<br />
der Curricula avanciert ist, wird das im speziellen<br />
Kontext unüblich hohe Stundenausmaß an Englischunterricht<br />
und die Einbettung in die genannten Fachgegenstände<br />
als bemerkenswert und innovativ bewertet. Die Möglichkeit<br />
der intensiven Auseinandersetzung mit der englischen<br />
Sprache in einem authentischen, berufsbezogenen Kontext<br />
trägt zur Verbesserung der fremdsprachlichen <strong>Kompetenz</strong><br />
bei und fördert die Motivation der SchülerInnen. Letztere<br />
haben Gelegenheit, durch die intensive Beschäftigung mit der<br />
englischen Sprache zu mehr Sicherheit in der fremdsprachlichen<br />
Kommunikation zu gelangen und mit entsprechendem<br />
Zeugniszusatz einen Wettbewerbsvorteil am Arbeitsmarkt zu<br />
erwerben. Diese Zusatzqualifikation wird seit dem Schuljahr<br />
2001/02 an der Berufsschule Steyr 2 angeboten und wurde<br />
bisher sowohl von SchülerInnen als auch von involvierten<br />
Lehrpersonen positiv beurteilt, sodass diese besondere Form<br />
des Englischunterrichts weiterhin angeboten wird.<br />
Berufsschule Steyr 2<br />
Otto-Pensel-Straße 14, 4400 Steyr<br />
Tel.: ++43 (0)7252/728 51<br />
Fax: ++43 (0)7252/728 51-45<br />
Internet: http://schulen.eduhi.at/bs-steyr2<br />
E-Mail: bs-steyr2.post@ooe.gv.at<br />
Kontaktperson: Dipl.-Päd. Gertrude Hladik<br />
3 Die Grundlage für die Kurzbeschreibungen bildeten die eingereichten Projektbeschreibungen.<br />
8
Auszeichnungen 2004<br />
Austromania – gelebte Vergangenheit,<br />
erlebte Zukunft<br />
3.2 Fachhochschulen und<br />
universitäre Einrichtungen<br />
Elektronischer Gebärdensprachkurs „Österreichische<br />
Gebärdensprache, Kurs I, Lektion 1-6“<br />
SchülerInnen und Lehrende der HLW Steyr und des Lyceum Diaconovici<br />
Tietz (Rumänien) besichtigen das Eisenbahnmuseum<br />
in Resita (Rumänien) im Rahmen der Aufarbeitung gemeinsamer<br />
geschichtlicher Wurzeln der beiden Regionen.<br />
Im Mittelpunkt dieses Projekts steht die Erarbeitung eines<br />
Blended-Learning-Sprachkurses – einer Mischform von eLearning<br />
und Präsenzunterricht – der HLW Steyr und der Partnerschule<br />
in Resita, Rumänien. Die Besonderheit dieses Projekts<br />
liegt in der gemeinsamen Entwicklung des Online-Kurses der<br />
Partnerschule in Form von animierten Flash-Kurzfilmen unter<br />
größtmöglicher Einbeziehung der SchülerInnen (z.B. durch<br />
die Gestaltung der Drehbücher und Grafiken; Homepage des<br />
Projekts: http://www.austromania.at.tt/). Hinzu kommt der<br />
Einsatz moderner Medien bei der Kommunikation zwischen<br />
SchülerInnen und Lehrenden beider Institutionen (Internet,<br />
E-Mail, eLearning). Auf interkultureller Ebene wird versucht,<br />
sich der gemeinsamen Wurzeln der beiden Regionen Steyr<br />
und Banat (im Westen Rumäniens) in der Eisenverarbeitung<br />
bewusst zu werden. Diese motivationsfördernde Initiative<br />
ist zweifelsohne im Kontext österreichischer Schulen als<br />
innovativ zu betrachten. Die fachliche Unterstützung durch<br />
die Donauuniversität Krems (Bereich eLearning) und die<br />
griechische Institution TEI of Chalkis (School of Technological<br />
Applications) bei der Gestaltung der Homepage spricht für die<br />
Professionalität und die hohe Qualität des Projekts. In diesem<br />
von der Europäischen Kommission unterstützten Comenius-<br />
Projekt kommt neben Rumänisch und Deutsch auch Französisch<br />
als zweite Kurssprache im Präsenztraining zum Einsatz.<br />
Auch Englisch soll im Online-Kurs künftig als Kurssprache<br />
angeboten werden.<br />
Höhere Bundeslehranstalt für<br />
wirtschaftliche Berufe<br />
L. Werndl-Straße 7, 4400 Steyr<br />
Tel.: ++43 (0)7252/54379<br />
Fax: ++43 (0)7252/54379-16<br />
E-Mail: ewald.staltner@utanet.at<br />
Internet: http://hbla-steyr.eduhi.at<br />
Kontaktperson: Mag. Ewald Staltner<br />
Gehörlose Mitarbeiterinnen des <strong>Zentrum</strong>s für Gebärdensprache<br />
und Hörbehindertenkommunikation der Universität<br />
Klagenfurt<br />
Am <strong>Zentrum</strong> für Gebärdensprache und Hörbehindertenkommunikation<br />
der Universität Klagenfurt wurde mit Unterstützung<br />
der Firma ailec IT GmbH eine Multimedia-CD-ROM als Ergänzung<br />
zum Anfängerkurs in Österreichischer Gebärdensprache<br />
(ÖGS) entwickelt. Diese CD-ROM richten sich sowohl an Studierende<br />
der ÖGS an der Universität als auch an interessierte<br />
hörende und gehörlose Personen. Die sehr abwechslungsreich<br />
gestalteten Übungen der CD-ROM umfassen Dialoge, Spiele,<br />
Videos und Grammatikerklärungen. Die Übungen sind vor allem<br />
als Begleitmaterial zum Präsenzkurs gedacht, eignen sich<br />
aber auch zum Selbststudium. Die Lern-CD-ROM berücksichtigt<br />
nicht nur die Förderung der unterschiedlichen Fertigkeiten,<br />
sondern weist auch auf verschiedene Aspekte der „Gebärdenkultur“<br />
hin. Die abwechslungsreiche und ansprechende<br />
Gestaltung motiviert sowohl Gehörlose als auch Hörende zur<br />
Auseinandersetzung mit der Gebärdensprache und -kultur. Die<br />
Ergänzung herkömmlicher Unterrichts- und Lernbehelfe durch<br />
ein visuelles Medium stellt zweifelsohne eine Innovation dar<br />
und ist ein wichtiger Beitrag zur methodisch-didaktischen<br />
Weiterentwicklung im Bereich der Vermittlung der ÖGS. Die<br />
Entwicklung weiterer multimedialer Lernmaterialien ist bereits<br />
in Arbeit bzw. in Planung.<br />
<strong>Zentrum</strong> für Gebärdensprache und<br />
Hörbehindertenkommunikation der<br />
Universität Klagenfurt<br />
Universitätsstraße 65-67, 9020 Klagenfurt<br />
Te.l: ++43 (0)463/27 00 2823<br />
Fax: ++43 (0)463/27 00 2899<br />
E-Mail: Marlene.Hilzensauer@uni-klu.ac.at<br />
Internet: http://www.uni-klu.ac.at/zgh/<br />
Kontaktperson: Dr. Marlene Hilzensauer<br />
9
Auszeichnungen 2004<br />
<strong>Sprachen</strong>zentrum der Universität Wien<br />
TeilnehmerInnen eines Russischkurses für Anfänger (Niveau<br />
A1) am <strong>Sprachen</strong>zentrum der Universität Wien.<br />
Für die Zukunft sind unter anderem fachsprachliche und<br />
berufsbezoge Kurse für unterschiedliche wissenschaftliche<br />
Disziplinen (z.B. Französisch für MathematikerInnen, Italienisch<br />
für KunsthistorikerInnen), die intensivere Einbindung<br />
neuer Medien und die Ausbildung von eLearning-TutorInnen<br />
geplant. Es wird außerdem angestrebt, für Studierende aller<br />
Studienrichtungen im Rahmen der jeweiligen Curricula eine<br />
Sprachausbildung in Abstimmung mit den Entwicklungen<br />
des Bologna-Prozesses anzubieten.<br />
<strong>Sprachen</strong>zentrum der Universität Wien<br />
Alser Straße 23/12, 1080 Wien<br />
Tel.: ++43 (0)1/4277 182 77<br />
Fax: ++43 (0)1/4277 182 79<br />
E-Mail: sprachenzentrum@univie.ac.at<br />
Internet: http://www.univie.ac.at/sprachenzentrum<br />
Kontaktperson: Mag. Kathrin Kordon<br />
Das <strong>Sprachen</strong>zentrum der Universität Wien (SZUW) wurde als<br />
Gesamtprojekt im Rahmen des diesjährigen ESIS-Wettbewerbs<br />
ausgezeichnet. Die vielfältigen Leistungen und die Qualität<br />
des Angebots dieser Einrichtung spiegeln sich auf mehreren<br />
Ebenen wider. Das 2001 gegründete <strong>Sprachen</strong>zentrum bietet<br />
eine beachtliche Bandbreite an Kursen in den so genannten<br />
„großen“, aber auch in weniger verbreiteten <strong>Sprachen</strong> an.<br />
Die Zielgruppen sind sowohl Studierende und Universitätsbedienstete<br />
als auch die interessierte Öffentlichkeit. Das SZUW<br />
versteht sich als erstes universitäres Erwachsenenbildungsinstitut<br />
für <strong>Sprachen</strong> in Wien und spielt eine bedeutende<br />
Rolle in der Umsetzung sprachenpolitischer Ziele und der<br />
Schaffung eines sprachenfreundlichen Umfelds auf regionaler<br />
bzw. lokaler Ebene. Mit speziellen Kursen für ERASMUS-Outgoing-Studierende<br />
wird ein Beitrag zur Mobilitätsförderung<br />
geleistet. Eine wichtige sprachenpolitische Maßnahme stellt<br />
das Kursangebot für den Erwerb der österreichischen Gebärdensprache<br />
dar. Neben fachsprachlichen Kursen für MitarbeiterInnen<br />
der Universität Wien werden außerdem berufsorientierte<br />
Sprachkurse und maßgeschneiderte Kurse für Firmen<br />
geboten. Wert gelegt wird ebenso auf die Vergleichbarkeit<br />
der erworbenen Sprachkenntnisse durch die Orientierung<br />
am Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für <strong>Sprachen</strong><br />
des Europarats. Ein parallel dazu eingeführtes Phasenmodell<br />
(zwei bis drei Phasen pro Niveaustufe des Referenzrahmens)<br />
erlaubt eine Berücksichtigung des Lerntempos der jeweiligen<br />
Zielgruppe. Zu den qualitätssichernden Maßnahmen des<br />
<strong>Sprachen</strong>zentrums zählen verschiedene Instrumentarien<br />
zur Evaluation der Lehrenden sowie der Kursangebote, die<br />
Beteiligung an Sprachlehr- und Sprachlernforschung – ergänzt<br />
durch Arbeiten zur Entwicklung und Evaluation von<br />
Lernmaterialien, die inner- und außeruniversitäre Vernetzung<br />
sowie nationale und internationale Kooperationen.<br />
10
Auszeichnungen 2004<br />
3.3 Einrichtungen der<br />
Erwachsenenbildung<br />
equalizent – Qualifikationszentrum für<br />
gehörlose und schwerhörige Personen<br />
Albanische, kroatische, österreichische, serbische und türkische<br />
TeilnehmerInnen an einem EDV-Kurs im Rahmen der<br />
Maßnahme „Berufsorientierung für gehörlose und schwerhörige<br />
Jugendliche“.<br />
Die Firma Online Schulungs- und BeratungsGmbH hat seit<br />
2001 ein <strong>Kompetenz</strong>zentrum zur Qualifizierung von gehörlosen<br />
und schwerhörigen Personen entwickelt, das kürzlich<br />
als selbstständiges Unternehmen „equalizent Schulungs- und<br />
BeratungsGmbH“ ausgegliedert wurde.<br />
Im Mittelpunkt dieser Initiative stehen die Verbesserung<br />
beruflicher Perspektiven und die soziale Integration der<br />
genannten Zielgruppe. Das mehrmonatige Qualifizierungsund<br />
Weiterbildungsangebot umfasst Kurse in Österreichischer<br />
Gebärdensprache, American Sign Language, Deutsch als<br />
Fremdsprache, deutscher Schriftsprache, Englisch und EDV<br />
bis hin zu Persönlichkeitsbildungskursen. Die Erfolgsquote<br />
der equalizent Schulungs- und BeratungsGmbH spricht für<br />
die Qualität dieser Maßnahme. Hervorzuheben ist auch der<br />
methodisch-didaktische Zugang in Form von Teamteaching<br />
gehörloser und hörender TrainerInnen. Durch diese Zusammenarbeit<br />
kommt es zur intensiven Auseinandersetzung mit<br />
den sehr unterschiedlichen sprachlichen Kulturen hörender<br />
und gehörloser Menschen. Zudem wird ein bilinguales<br />
gleichberechtigtes Umfeld geschaffen. Weiters zeugen die<br />
Qualifizierungsmaßnahmen für TrainerInnen von der Qualität<br />
dieser Initiative.<br />
Equalizent erweitert nicht nur das bestehende Angebot für<br />
gehörlose und hörgeschädigte Menschen im Bereich der<br />
Berufs- und Erwachsenenbildung, sondern trägt auch zur<br />
Weiterentwicklung der Gebärdensprache bei, indem für viele<br />
Fachausdrücke neue Fachgebärden gefunden und dokumentiert<br />
werden. Ein wissenschaftlicher Konnex dieser Arbeit<br />
ergibt sich durch den wechselseitigen Wissenstransfer mit<br />
den Universitäten Graz und Klagenfurt. Der Erfolg dieses<br />
Projekts zeigt sich nicht nur in der arbeitsplatzbezogenen<br />
Erfolgsquote der TeilnehmerInnen, sondern auch in dem weit<br />
über die Landesgrenzen hinausgehenden internationalen<br />
Interesse. Bemerkenswert ist ebenso der rege Austausch<br />
mit anderen Einrichtungen, die ähnliche Zielsetzungen verfolgen,<br />
wie z.B. mit der Syrius GmbH in Düsseldorf und der<br />
Dolmetschkommission Hessen.<br />
Equalizent will künftig im Bereich der Beratung für Gehörlose<br />
(z.B. bei Ämtern und Behörden) weitere Akzente setzen,<br />
nachdem bestehende Beratungsangebote in der Regel aufgrund<br />
gravierender Kommunikationsbarrieren zwischen<br />
Gehörlosen und hörenden BeraterInnen nicht in Anspruch<br />
genommen werden können. Ebenso zählt die Weiterentwicklung<br />
der ÖGS sowie die Erschließung neuer Wege der Zusammenarbeit<br />
zwischen gehörlosen und hörenden Menschen zu<br />
den Zielen von equalizent.<br />
equalizent Schulungs- und BeratungsGmbH<br />
Alserstraße 18/12, 1090 Wien<br />
Tel.: ++43 (0)1/409 83 18<br />
Fax: ++43 (01)/409 83 18-21<br />
Internet: www.equalizent.com<br />
E-Mail: monika.haider@equalizent.com<br />
Kontaktperson: Mag. Monika Haider<br />
11
Auszeichnungen 2004<br />
3.4 Kulturelle Einrichtungen<br />
und Vereine<br />
Alfa-<strong>Zentrum</strong> für MigrantInnen<br />
Cin Ali Öžrenme g Kulübü – Cin Ali Lernklub<br />
Türkische Teilnehmerin am Kurs für Deutsch und Alphabetisierung.<br />
Das seit 1991 bestehende Alfa-<strong>Zentrum</strong> für MigrantInnen der<br />
Volkshochschule Ottakring bietet Alphabetisierungskurse und<br />
Sprachförderung in Deutsch als Zweitsprache an. Dabei wird auf<br />
individuelle Sprach- und Lernberatung, die Entwicklung von<br />
Materialien für ein selbstgesteuertes Lernen der TeilnehmerInnen<br />
sowie auf Maßnahmen zur LehrerInnenfortbildung in<br />
den Bereichen Deutsch als Zweitsprache und Alphabetisierung<br />
in Form eines Ausbildungslehrgangs besonders Wert gelegt.<br />
Ebenso lässt das mehrstufige Kursmodell eine Abstimmung auf<br />
die unterschiedlichen Sprachniveaus und den individuellen<br />
Lernbedarf der KursteilnehmerInnen zu. Eine klare Zieldefinition<br />
einzelner Kursmodule trägt zur laufenden Lernzielkontrolle<br />
bei. Offene Arbeitsblätter, die die individuellen Bedürfnisse<br />
der Lernenden insofern berücksichtigen, als dass Ausgangstexte<br />
selbst nach Bedarf gewählt und individuell behandelt<br />
werden können, fördern den autonomen Spracherwerb. Die<br />
LernerInnenorientiertheit und wissenschaftliche Fundierung<br />
des Alfa-<strong>Zentrum</strong>s zeichnen dieses Projekt neben den ganzheitlichen,<br />
suggestopädagogischen und kommunikativen<br />
Ansätzen besonders aus. Maßnahmen zur Verbreitung dieses<br />
Projekts wurden bereits in Form von Know-how-Transfer an<br />
andere Erwachsenenbildungseinrichtungen, Beratungsstellen,<br />
Vereine und öffentliche Schulen unternommen. Geplant sind<br />
unter anderem eine Publikation exemplarischer Materialien<br />
sowie die Entwicklung eines Portfolios zur Unterstützung des<br />
selbstbestimmten Lernens.<br />
Alfa-<strong>Zentrum</strong> für MigrantInnen<br />
Volkshochschule Ottakring, <strong>Sprachen</strong>zentrum<br />
Ludo-Hartmann-Platz 7, 1160 Wien<br />
Tel.: +43 (1)/492 08 83 59<br />
Fax: +43 (1)/492 08 83 58<br />
E-Mail: alfa@vhs-ottakring.ac.at<br />
Internet: www.sprachenzentrum.info<br />
Kontaktperson: Monika Ritter<br />
Einführung in die deutschen und türkischen Lesematerialien<br />
im Rahmen des Pilotprojekts „Cin Ali Lernklub“ des Vereins<br />
„Die Kinderfreunde Tirol“.<br />
Im Rahmen des Vereins „Die Kinderfreunde Tirol“ ist ein<br />
Projekt zur Förderung des <strong>Sprachen</strong>lernens in Familien mit<br />
Migrationshintergrund entstanden, das zur Entwicklung<br />
einer Kultur der Zwei- und Mehrsprachigkeit und der besseren<br />
Integration von MigrantInnen in das Gesellschaftsleben<br />
beitragen soll. Die Grundlage dieser Initiative bildet eine<br />
derzeit zweisprachige Wanderbibliothek mit Lern-, Lese- und<br />
Spielmaterialien für Familien türkischer Herkunft. Damit<br />
soll in den Familien gemeinsames Lesen und Lernen in zwei<br />
<strong>Sprachen</strong> – Deutsch und Türkisch – unterstützt werden.<br />
Ein deutschsprachiger Native Speaker bringt die Kinder-,<br />
Märchen- und Schulbücher unentgeltlich in die Familien<br />
und begleitet diese über mehrere Wochen durch regelmäßige<br />
Hausbesuche. Die Mütter übernehmen anfangs vor allem<br />
das Vorlesen in der Erstsprache Türkisch und die Kinder das<br />
Vorlesen der deutschsprachigen Texte. Ausflüge und Aktivitäten<br />
begleiten diese Maßnahme, um den Kindern und ihren<br />
Eltern die Umgebungskultur näher zu bringen. Die häusliche<br />
Atmosphäre trägt zum Abbau von Lernhemmungen bei und<br />
bietet vor allem Müttern im ländlichen Raum, die häufig<br />
keinen Zugang zu Sprachkursen haben, die Möglichkeit<br />
Deutsch zu lernen und damit gesellschaftlich und beruflich<br />
besser integriert zu werden. Gleichzeitig haben Kinder von<br />
MigrantInnen die Chance, die <strong>Kompetenz</strong> in ihrer Erstsprache,<br />
für die es kaum Unterrichtsangebote gibt, zu verbessern. Das<br />
Projekt erschließt damit eine neue Zielgruppe und geht auch<br />
in der Erwachsenenbildung neue Wege.<br />
Cin Ali Öžrenme g Kulübü – Cin Ali Lernklub<br />
Die Kinderfreunde Tirol<br />
Salurnerstraße 2, 6414 Mieming<br />
Tel.: ++43 (0)5264/6339<br />
Internet: http://members.aon.at/bluem/CA-index.htm<br />
E-Mail: mo.himsl@aon.at<br />
Kontaktperson: Monika Himsl<br />
12
Auszeichnungen 2004<br />
Pogovori v slovenššini c – Gespräche in<br />
Slowenisch<br />
Deutsch-slowenische Gesprächsrunde unter Mitwirkung von<br />
Herrn Landesschulinspektor Thomas Ogris (Bildmitte).<br />
Das vorliegende Projekt ermöglicht der deutschsprachigen<br />
Bevölkerung in zweisprachigen Gebieten Kärntens, die<br />
slowenische Sprache auf informelle Weise im Rahmen von<br />
professionell moderierten Gesprächsgruppen mit deutschund<br />
slowenischsprachigem Hintergrund zu erlernen. Anstelle<br />
eines formellen Sprachunterrichts diskutieren die TeilnehmerInnen<br />
bei regelmäßigen Zusammenkünften über Themen<br />
ihres Interesses. Dabei können bilinguale TeilnehmerInnen<br />
ihre zweisprachigen <strong>Kompetenz</strong>en einbringen und damit den<br />
Lernprozess wesentlich unterstützen. Durch Exkursionen wird<br />
das Projekt abgerundet mit dem Ziel, die Kontakte zu den<br />
Nachbarregionen zu verstärken. Diese vom herkömmlichen<br />
Sprachunterricht abweichende Form des Spracherwerbs trägt<br />
auch dazu bei, vorhandene Lernblockaden zu reduzieren.<br />
Die am Projekt beteiligten kirchlichen Institutionen (Katholische<br />
Aktion, Pfarren) und Kulturvereine sowie -verbände<br />
planen neben den bereits bestehenden vier Gruppen in Radsberg/Radiše,<br />
St. Margareten Ros./Smarjeta v. Rozu, Achomitz/Zahomc<br />
und Bleiburg/Pliberk weitere Gesprächskreise<br />
in den Ortschaften Schwabegg/Zvabek, Zell/Sele und eine<br />
weitere Gruppe in Bleiburg/Pliberk zu organisieren. Zudem<br />
ist geplant, das Netz an Gesprächsgruppen auf die <strong>Sprachen</strong><br />
Bosnisch, Serbisch und Kroatisch sowie die <strong>Sprachen</strong> der<br />
neuen EU-Mitgliedsländer auszudehnen.<br />
Pogovori v slovenššini c – Gespräche in Slowenisch<br />
Katoliška akcija / Katholische Aktion<br />
Viktringer Ring 26, 9020 Klagenfurt<br />
Tel.: ++43 (0)650/7068742<br />
Fax: ++43 (0)463/545873509<br />
E-Mail: pisarna@katoliska-akcija.at<br />
Kontaktperson: Mag. Simon Trießnig<br />
13
4. Gebärdensprache und Innovationen<br />
im Sprachunterricht<br />
Im Rahmen der ESIS-Verleihungsfeier 2004 widmete sich Rudolf de Cillia – Professor am<br />
Institut für Sprachwissenschaft der Universität Wien und Mitglied der ESIS-Auswahljury<br />
– in seinem Vortrag dem Thema „Gebärdensprache und Innovationen im Sprachunterricht“.<br />
Professor de Cillia erläuterte unter anderem die Stellung der Österreichischen Gebärdensprache,<br />
verwies auf aktuelle Forschungsergebnisse und Studien in diesem Zusammenhang<br />
sowie auf diesbezügliche wünschenswerte sprachenpolitische Entwicklungen. Im Folgenden<br />
wird der Vortrag von Professor de Cillia wiedergegeben.<br />
Liebe Preisträgerinnen und Preisträger,<br />
meine sehr geehrten Damen und Herren!<br />
Ich habe – nach 1999 zum zweiten Mal – die ehrenvolle Aufgabe<br />
übertragen bekommen, für die nationale Auswahlkommission<br />
ein paar Worte im Rahmen dieser Feier zu sprechen.<br />
Die Wahl meiner Kolleginnen und Kollegen aus der Jury ist<br />
deshalb auf mich gefallen, weil sie erstens der Meinung waren,<br />
wir sollten angesichts der Tatsache, dass sich unter den<br />
insgesamt acht ausgezeichneten Projekten zwei befinden,<br />
die Gehörlosigkeit und Gebärdensprache mit einbeziehen,<br />
einige Worte zu diesem in der Öffentlichkeit viel zu wenig<br />
beachteten Thema sagen. Zweitens waren sie der Meinung,<br />
ich wäre der von uns am besten dafür Geeignete. Nun bin ich<br />
in keiner Weise ein Experte in Gebärdensprachforschung – die<br />
SpezialistInnen auf diesem Gebiet in Österreich kann man an<br />
einer Hand abzählen – aber in der Tat interessiere ich mich<br />
besonders für Gebärdensprachen-Politik und unterstütze, wo<br />
ich kann, Initiativen zur Förderung der Gebärdensprache.<br />
Das war nicht immer so, denn ich bin wohl – wie alle, die<br />
sich mit Gebärdensprache befassen und nicht aus dem unmittelbaren<br />
Familien- oder Bekanntenkreis Gehörlose kennen<br />
– eher durch Zufall dazu gekommen: Eine Studentin, die mittlerweile<br />
ihr Doktoratsstudium abgeschlossen hat und selbst<br />
eine Expertin auf diesem Gebiet ist, hat mich das erste Mal<br />
mit dieser Materie konfrontiert. Seitdem stelle ich fest, dass<br />
die meisten überaus interessiert sind, wenn sie etwas über<br />
Gebärdensprachen hören, dass das Wissen darüber sehr gering<br />
ist und dass es diesbezüglich viele Missverständnisse gibt.<br />
Die Gebärdensprache<br />
Gehörlose werden beispielsweise zunächst als Behinderte<br />
wahrgenommen. Genau so habe ich sie etwa in meiner Kindheit<br />
erfahren: nämlich als behinderte Menschen, denen die<br />
Verwandten noch dazu in Gegenwart von anderen verboten<br />
haben, „herumzufuchteln“, zu „gestikulieren“. Dass sie eine<br />
eigene Sprache „sprechen“, war mir damals nicht bewusst.<br />
Ein häufiges Missverständnis hinsichtlich der Gebärdensprachen<br />
ist weiters, man könne damit sozusagen international<br />
kommunizieren, sie sei eine Art internationale Einheitssprache.<br />
Dem ist nicht so: Es gibt eine Vielzahl von Gebärdensprachen<br />
– ähnlich wie bei den Lautsprachen: eine österreichische<br />
Gebärdensprache (ÖGS), eine American Sign Language, eine<br />
British Sign Language, eine Langue des Signes Française<br />
etc. Letzteres Missverständnis hängt vermutlich mit einem<br />
weiteren Irrtum zusammen: nämlich mit der Annahme, eine<br />
Gebärdensprache sei eine Art symbolisches Zeichensystem, in<br />
dem eine Gebärde ikonisch für eine Sache stehe.<br />
All diese Missverständnisse sind spätestens seit den 60er Jahren<br />
wissenschaftlich widerlegt, seit es in der Linguistik die<br />
Gebärdensprach-Forschung gibt. Der im Vorjahr verstorbene<br />
amerikanische Linguist William C. Stokoe wies 1960 in einer<br />
Publikation nach, dass Gebärdensprachen voll entwickelte,<br />
natürliche <strong>Sprachen</strong> sind, mit eigenen komplexen Strukturen,<br />
mit eigener Syntax, Lexik usw. Sie funktionieren nur nicht<br />
über den akustischen Kanal und das Gehör, sondern sie kommunizieren<br />
mit visuellen Mitteln. Und diese <strong>Sprachen</strong> haben<br />
strukturell nichts mit den jeweiligen Lautsprachen zu tun.<br />
Das heißt also, die ÖGS ist keineswegs eine Art „gefuchtelte<br />
Variante des Deutschen“, wie manche meinen.<br />
Diese <strong>Sprachen</strong> sind allerdings in den meisten Ländern nicht<br />
als <strong>Sprachen</strong> anerkannt. Die skandinavischen Länder sind<br />
hier als positive Beispiele in Europa zu nennen, wie auch<br />
Deutschland, Frankreich, Griechenland und Portugal. In<br />
Österreich haben die mittlerweile über 10 Jahre laufenden<br />
parlamentarischen Initiativen noch immer nicht zu einer Anerkennung<br />
der ÖGS als Minderheitensprache geführt. Obwohl<br />
es Anfang Juli 2004 eine bemerkenswerte Enquete in einem<br />
Parlamentsunterausschuss dazu gab, stehen die Zeichen für<br />
eine Anerkennung nach wie vor schlecht.<br />
Die Spracherwerbsforschung<br />
Eine zweite junge Wissenschaftsdisziplin neben der Gebärdensprach-Forschung<br />
ist übrigens die Spracherwerbsforschung.<br />
Auch sie hat sich erst in den 60er/70er Jahren konstituiert.<br />
Mittlerweile wurden eine Reihe unterschiedlicher, konkurrierender<br />
methodischer und theoretischer Ansätze zum<br />
Spracherwerb entwickelt, aber eine Grunderkenntnis steht<br />
wohl außer Streit: dass der Mensch über eine spezifische<br />
Spracherwerbsfähigkeit verfügt, die ihn dazu befähigt, als<br />
15
4. Gebärdensprache und Innovationen im Sprachunterricht<br />
Kind innerhalb kürzester Zeit das komplexe Regelsystem<br />
einer natürlichen Sprache zu erwerben, sodass er in etwa im<br />
Schuleintrittsalter die Kerngrammatik seiner Erstsprache/n<br />
beherrscht und in der Lage ist, mit einer endlichen Anzahl von<br />
Regeln eine unendliche Zahl strukturell richtiger sprachlicher<br />
Äußerungen zu produzieren. Damit dieser Spracherwerbsmechanismus<br />
funktioniert, muss er mit natürlichem Input<br />
sozusagen gefüttert werden, muss er möglichst authentischer<br />
sprachlicher Kommunikation in seiner Umgebung ausgesetzt<br />
werden. Nur dann kann in einem komplexen und noch lange<br />
nicht ganz erforschten Prozess von Dekonstruktion des Inputs<br />
und sukzessiv immer zielsprachenkonformerer Rekonstruktion<br />
des Systems der zu lernenden Sprache der Erstspracherwerb<br />
stattfinden. Voraussetzung dafür ist, dass der sprachliche<br />
Input sinnlich wahrgenommen werden kann. Hörende Kinder<br />
nehmen die Lautsprache wahr, gehörlose Kinder hingegen<br />
nicht. Ihr natürlicher Input ist ein visueller, ihre „natürliche“<br />
Erstsprache ist die Gebärdensprache. Nur wenn sie<br />
diesen visuellen Input erhalten, kann der Spracherwerb gut<br />
funktionieren. Selbstverständlich können Gehörlose auch die<br />
Lautsprache lernen, und sie müssen sie natürlich auch lernen,<br />
denn sie bewegen sich in einer Welt, in der 99,9% Hörende<br />
leben. Aber das geht sinnvollerweise nur über das sekundäre<br />
System der Schrift, das von Gehörlosen uneingeschränkt<br />
wahrgenommen werden kann. Zunächst sollte eine Grundlage<br />
durch einen möglichst vollständigen Erstspracherwerb in der<br />
Gebärdensprache erfolgen – die Lautsprache kann naturgemäß<br />
nur eine Zweitsprache sein. 4<br />
Paradigmenwechsel<br />
Welche Schlüsse sollte die Pädagogik daraus ziehen? Nun,<br />
zunächst sollten sich die Erkenntnisse der Gebärdensprach-<br />
Forschung in einem Paradigmenwechsel der Gehörlosen-Pädagogik<br />
niederschlagen. Diese ist nämlich zum größten Teil<br />
noch in der so genannten oralistischen Tradition verhaftet,<br />
wie sie sich nach dem Mailänder Kongress 1880 durchgesetzt<br />
hat. Damals ging man von der aus heutiger Sicht<br />
irrigen Auffassung aus, die Gebärdensprachen wären für<br />
die schulische Sozialisation schädlich. Gehörlose Lehrende<br />
wurden daher entlassen und gehörlose Kinder wurden zum<br />
Teil gezwungen, auf ihren Händen zu sitzen, um sie am<br />
Gebrauch ihrer Erstsprache zu hindern. Diese drastischen<br />
Mittel existieren natürlich nicht mehr, aber das vorherrschende<br />
Paradigma geht immer noch davon aus, man müsse<br />
Gehörlosen in erster Linie Sprechen und Hören beibringen,<br />
heute vor allem mit Hilfe technischer Mittel. Die von der<br />
Gebärdensprach-Forschung und der Spracherwerbsforschung<br />
nahe gelegte Schlussfolgerung ist allerdings folgende: gehörlose<br />
Kinder brauchen bilinguale Schulmodelle. Sie sollten<br />
die Gebärdensprache in der Schule lernen, weil sie ihre<br />
Erstsprache ist und weil nur ein solides Fundament in der<br />
Erstsprache eine Garantie für eine guten Zweitspracherwerb<br />
ist. Gibt es dieses Fundament nicht, dann entsteht das, was<br />
man in der Migrationsforschung „Semilingualismus“ nennt.<br />
Außerdem sollten Gehörlose als Zweitsprache die jeweilige<br />
Lautsprache lernen, weil diese die Umgebungssprache ist<br />
– die Sprache, mit der der überwiegende Teil der Gesellschaft<br />
kommuniziert. Evaluationen von bilingualen Schulversuchen<br />
und Schulsystemen sprechen eindeutig für diese Modelle. In<br />
Schweden ist beispielsweise die gesamte Gehörlosenbildung<br />
durchgängig bilingual konzipiert. In Österreich ist die ÖGS<br />
in der offiziellen Gehörlosenpädagogik kein Pflichtfach – sie<br />
kann lediglich als Freifach belegt werden. Und es werden<br />
kaum bilinguale Schulversuche durchgeführt.<br />
Es gibt leider keine systematischen empirischen Befunde<br />
zur Bildungsbeteiligung gehörloser ÖsterreicherInnen. Aber<br />
einer in diesem Jahr erschienenen Studie zum Textverstehen<br />
gehörloser Erwachsener 5 (Stichprobe n= 50) entnehme ich,<br />
dass die dort interviewten jüngeren Gehörlosen (bis 29 Jahre)<br />
zu 89% angaben, dass die LehrerInnen ausschließlich in der<br />
Lautsprache mit ihnen kommuniziert hätten oder dass über<br />
die Hälfte der Befragten angaben, vom Inhalt des Unterrichts<br />
zu wenig verstanden zu haben und dass ein Großteil meint,<br />
„dass den LehrerInnen das Sprechen zu wichtig war“. Ich lese<br />
dort, dass die untersuchte Gruppe „zum Teil die Merkmale<br />
für Angehörige einer Risikogruppe für funktionalen Analphabetismus“<br />
aufweist und schließlich, dass in dieser Stichprobe<br />
die Gehörlosen bei den höheren Bildungsabschlüssen<br />
deutlich hinter dem Durchschnitt der Bevölkerung liegen<br />
(Höhere Schulen: 8% gegenüber 14.4% im österreichischen<br />
Durchschnitt; Universitäten: 2% gegenüber 6,6%) und in<br />
handwerklichen Berufen überrepräsentiert sind.<br />
So gesehen ist es wichtig, dass es innovative Projekte zum<br />
Spracherwerb in Österreich gibt, die das Lernen der ÖGS und<br />
die Sensibilisierung für Gebärdensprachen fördern, wie z.B.<br />
das im Jahr 2003 ausgezeichnete Projekt der bilingualen<br />
Volksschule Bilgerigasse in Wien oder das von ARBOS veranstaltete<br />
Schul- und Theaterprojekt „Ich sehe was, was du<br />
nicht siehst – sprechende Hände“ im Jahr 2002. Angesichts<br />
dieser Befunde ist es ganz besonders wichtig, dass in der<br />
beruflichen Bildung innovative Maßnahmen für gehörlose<br />
Menschen und für hörende Menschen, die die ÖGS lernen<br />
wollen und beruflich mit Gehörlosen arbeiten, gesetzt werden<br />
– wie in den heuer ausgezeichneten Projekten „equalizent“,<br />
einem Qualifikationszentrum für gehörlose und schwerhörige<br />
4 Auf die umstrittene Möglichkeit, durch das medizintechnische Mittel des Cochlear-Implantats eine Art künstliche „Hörfähigkeit“ zu erzeugen, kann hier nicht<br />
näher eingegangen werden. Dass dadurch ein dem Spracherwerb hörender Kinder vergleichbarer Spracherwerb bei Gehörlosen stattfinden kann, muss aber in jedem<br />
Fall in Frage gestellt werden.<br />
5 Fellner-Rzehak, Eva, Tina Podbelsek (2004): Wer nicht hören kann, muss … können! Veröffentlichungen des <strong>Zentrum</strong>s für Gebärdensprache und Hörbehindertenkommunikation<br />
der Universität Klagenfurt, Bd. 5.<br />
16
4. Gebärdensprache und Innovationen im Sprachunterricht<br />
Personen und im Elektronischen Gebärdensprachkurs des<br />
<strong>Zentrum</strong>s für Gebärdensprache und Hörbehindertenkommunikation<br />
der Universität Klagenfurt.<br />
Innovative Projekte<br />
Das österreichische Fingeralphabet<br />
Jetzt hab ich sehr viel, vielleicht zu viel über Gebärdensprache<br />
und Gebärdensprach-Projekte geredet. Die PreisträgerInnen,<br />
die nicht gebärdensprachbezogene Projekte eingereicht<br />
haben, mögen das entschuldigen. Sie haben ebenso auszeichnungswürdige<br />
Projekte durchgeführt und die Gutachterkommission<br />
hat ihre Bewerbungen unter 47 Bewerbungen<br />
als besonders innovative Projekte für eine Auszeichnung<br />
vorgeschlagen – so z.B. die ebenfalls im Bereich der Berufsbildung<br />
von sprachlichen Minderheiten durchgeführten Projekte<br />
„Alfa-<strong>Zentrum</strong> für MigrantInnen“ des <strong>Sprachen</strong>zentrums der<br />
Volkshochschule Ottakring in Wien, „Cin Ali Öšrenme Kulübü<br />
– Cin Ali Lernklub“ der „Kinderfreunde Tirol“ in Mieming<br />
sowie „Pogovori v slovenššini – Gespräche in Slowenisch“<br />
der Katoliška akcija/Katholischen Aktion in Kärnten; ebenso<br />
ausgezeichnet wird die Berufsschule Steyr 2 für den in<br />
diesem Schultyp noch sehr ungewöhnlich umfangreichen<br />
Einsatz von Englisch als Arbeitssprache sowie das Projekt<br />
„Austromania – gelebte Vergangenheit – erlebte Zukunft“<br />
der HLW Steyr, in dessen Mittelpunkt die in Österreich normalerweise<br />
nicht unterrichte Sprache Rumänisch steht, und<br />
schließlich das sich durch sein innovatives Konzept und sein<br />
diversifizierendes Angebot auszeichnende <strong>Sprachen</strong>zentrum<br />
der Universität Wien.<br />
Ihnen allen ist für ihre Arbeit zu danken, denn wie schwierig<br />
es ist, Innovationen in einem komplexen System wie der<br />
Schule umzusetzen, weiß ich nur zu gut, nachdem ich mit<br />
Bernhard Kettemann und Michaela Haller die ESIS-Einreichungen<br />
der Jahre 1998-2000 in einem Forschungsprojekt<br />
evaluiert habe, wo wir versuchten, die vielen Faktoren, die<br />
zu Innovationen beitragen, sozusagen dingfest zu machen.<br />
Es bleibt mir nur, den Ausgezeichneten zu gratulieren und<br />
ihnen zu wünschen, dass ihre Projekte zum Regelfall werden.<br />
Dann sind sie zwar nicht mehr innovativ – aber das ist ja das<br />
Paradoxe an der Innovation: sie hört auf, innovativ zu sein,<br />
wenn sie erfolgreich ist. Möglichst viele derartige innovative<br />
Projekte sind dem österreichischen Bildungswesen zu wünschen,<br />
vor allem auch im Bereich der Gehörlosenbildung.<br />
17
5. Ausblick 2005<br />
5.1 SPIN – Das SPrachenInnovationsNetzwerk<br />
am Österreichischen <strong>Sprachen</strong>-<strong>Kompetenz</strong>-<br />
<strong>Zentrum</strong><br />
SPIN, das <strong>Sprachen</strong>innovationsnetzwerk am Österreichischen<br />
<strong>Sprachen</strong>-<strong>Kompetenz</strong>-<strong>Zentrum</strong> (ÖSZ), ist als Vernetzungs- und<br />
Unterstützungsstruktur für die Entwicklung, Durchführung<br />
und Evaluation von Innovationen im <strong>Sprachen</strong>bereich gedacht.<br />
Durch die Zurverfügungstellung ausgewählter Instrumente<br />
und Informationen zum Themenbereich „Innovationen<br />
im <strong>Sprachen</strong>bereich“ soll die Entwicklung und Umsetzung<br />
innovativer Ideen angeregt und unterstützt werden. Ziel ist<br />
dabei nicht die Schaffung eines top-down-geleiteten bundesweiten<br />
Netzwerkes, sondern die Etablierung überschaubarer,<br />
regionaler Netzwerkstrukturen, die nach Anfangsbetreuung<br />
durch das Österreichische <strong>Sprachen</strong>-<strong>Kompetenz</strong>-<strong>Zentrum</strong> von<br />
Regionalgruppen koordiniert werden.<br />
Die Grundlagen für den Aufbau von SPIN wurden mit dem<br />
Wettbewerb ESIS geschaffen. Aus dem ursprünglichen Ziel,<br />
die Vorbildwirkung der ESIS-Prämierten auf andere ausstrahlen<br />
zu lassen und damit Innovationstätigkeit anzuregen,<br />
entstand mit SPIN schließlich das Anliegen, Innovationsmanagement<br />
über ESIS hinausgehend zu fördern und damit<br />
auch einen umfassenderen Beitrag zur Schulentwicklung<br />
zu leisten.<br />
5.2 Weiterführung des ESIS-Wettbewerbs<br />
Im kommenden Jahr wird es in Österreich wieder einen<br />
ESIS-Wettbewerb zu einem von der Europäischen Kommission<br />
vorgegebenen Themenschwerpunkt geben. Die Bedeutung<br />
des ESIS-Wettbewerbs wird im Aktionsplan 2004-2006 zur<br />
Förderung des <strong>Sprachen</strong>lernens und der <strong>Sprachen</strong>vielfalt der<br />
Europäischen Kommission verdeutlicht und bekräftigt: Im<br />
Rahmen des Wettbewerbs werden Initiativen zur Schaffung<br />
eines sprachenfreundlichen Umfelds und insbesondere zur<br />
Verbesserung der Qualität des Sprachunterrichts unterstützt<br />
und bekannt gemacht. Damit leistet die Aktion „Europasiegel<br />
für innovative <strong>Sprachen</strong>projekte“ neben dem jährlich<br />
am 26. September durchgeführten Europäischen Tag der<br />
<strong>Sprachen</strong> zur Bewerbung und Förderung des <strong>Sprachen</strong>lernens<br />
einen maßgeblichen Beitrag zur Umsetzung der vorrangigen<br />
sprachenpolitischen Ziele des Aktionsplans in Österreich. 6<br />
Die Ausschreibung des nächsten Wettbewerbs und die Bekanntmachung<br />
des Themenschwerpunkts erfolgen Anfang<br />
2005. Die Bewerbungsunterlagen werden ab Jänner 2005<br />
auf der ÖSZ-Homepage unter www.sprachen.ac.at/esis verfügbar<br />
sein.<br />
Der Aufbau von SPIN erfolgt modulartig, wobei sich die ersten<br />
Umsetzungsschritte auf die Steiermark konzentrieren. In<br />
Kooperation mit dem Landesschulrat für Steiermark und mit<br />
Unterstützung von PraktikerInnen aus verschiedenen Schularten<br />
wird eine „Innovationsdatenbank SCHULE“ entwickelt<br />
und aufgebaut. Eine Erstversion der Datenbank ist für das<br />
Schuljahr 2004/2005 vorgesehen. Begleitend zum Aufbau<br />
der „Innovationsdatenbank SCHULE“ ist geplant, Netzwerkstrukturen<br />
auf regionaler Ebene zu etablieren, wobei gezielt<br />
Synergien mit anderen Netzwerken angestrebt werden.<br />
Das in der Steiermark (als Pilotbundesland) eingerichtete<br />
SPIN-Grundmodul soll als Basis für die Einrichtung ähnlicher<br />
Strukturen in anderen Bundesländern dienen.<br />
6 Informationen zum Aktionsplan 2004-2006 zur Förderung des <strong>Sprachen</strong>lernens und der <strong>Sprachen</strong>vielfalt der Europäischen Kommission sowie zum Europäischen<br />
Tag der <strong>Sprachen</strong> finden Sie unter www.sprachen.ac.at, Arbeitsbereiche EU bzw. ETS.<br />
18
Detaillierte Informationen zum ESIS-Wettbewerb:<br />
http://www.sprachen.ac.at/esis<br />
19
The European Label for innovative projects is a Europe-wide<br />
initiative which has taken place annually since 1997. Its aim<br />
is to encourage and support new developments in language<br />
teaching and learning. Applications can be submitted by institutions<br />
and individuals at all stages of language education<br />
and training, from pre-school through to further and higher<br />
education, adult education centres and cultural organisations.<br />
The European Label is coordinated by the European Commission,<br />
but managed on a decentralised basis. In Austria, the<br />
European Label is organised by the Ministry of Education,<br />
Science and Culture.<br />
The priority theme of the 2004 European Label campaign in<br />
Austria was “Language teaching and learning in vocational<br />
and adult education”. This brochure has been compiled to<br />
disseminate information about the award-winning projects<br />
to a wider audience. By providing details of innovative schemes,<br />
the publication hopes to promote best practice and to<br />
encourage other institutions and organisations to participate<br />
in the competition.<br />
Der 1997 von der Europäischen Kommission ins Leben gerufene<br />
Wettbewerb „Europasiegel für innovative <strong>Sprachen</strong>projekte“<br />
– kurz ESIS genannt – richtet sich an Organisationen<br />
und Personen, die innovative und beispielgebende Projekte im<br />
Bereich des Lehrens und Lernens von <strong>Sprachen</strong> umsetzen. Der<br />
Wettbewerb wird in Österreich vom Bundesministerium für<br />
Bildung, Wissenschaft und Kultur jährlich durchgeführt. Um<br />
das Europasiegel können sich vorschulische Einrichtungen,<br />
Schulen, Universitäten und Fachhochschulen, pädagogische<br />
Akademien und Institute, Erwachsenenbildungseinrichtungen,<br />
Vereine, Behörden u.a. bewerben.<br />
In der vorliegenden Broschüre werden die ausgezeichneten<br />
Projekte des ESIS-Wettbewerbs 2004 näher vorgestellt, der<br />
mit dem Themenschwerpunkt „<strong>Sprachen</strong>lernen und -lehren<br />
in der Berufs- und Erwachsenenbildung“ ausgetragen wurde.<br />
Diese vorbildlichen Initiativen sollen als Best-Practice-Modelle<br />
auch andere Einrichtungen zur Umsetzung innovativer Maßnahmen<br />
und zur Mitwirkung am ESIS-Wettbewerb anregen.<br />
20