Aktuelles aus Hemmoor, Hechthausen und Osten - NEZ
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"Stör so wichtig wie Tiger <strong>und</strong> Nashorn"<br />
VEREINE UND VERBÄNDE<br />
Mit einer Urk<strong>und</strong>e, unterzeichnet von B<strong>und</strong>esumweltminister Peter<br />
Altmaier (CDU), sind Naturschützer <strong>aus</strong> dem Osteland von einer<br />
besonderen Ehrung zurückgekehrt: In einer Feierst<strong>und</strong>e auf der<br />
brandenburgischen Burg Lenzen ist die von den 8000 Sportfischern an<br />
der Oste unterstützte Wiedereinbürgerung des weltweit nahezu <strong>aus</strong>gerotteten<br />
Europäischen Störs als "Beispielprojekt der UN-Dekade zur<br />
biologischen Vielfalt" <strong>aus</strong>gezeichnet worden. Zugleich erfolgte an der<br />
mittleren Elbe die Freisetzung des 10000sten Jungstörs der bedrohten<br />
Art "Acipensersturio".<br />
Insgesamt ein Drittel der seit 2008 in das gesamte Elbesystem entlassenen<br />
Setzlinge <strong>aus</strong> französischer Nachzucht war für die Oste bestimmt,<br />
resümierte Dr. Jörn Gessner von der Gesellschaft zur Rettung<br />
des Störs, der den UN-Preis entgegennahm. Der längste Nebenfluss<br />
der Niederelbe, in dem um die Jahrt<strong>aus</strong>endwende bereits die Wiedereinbürgerung<br />
des Lachses gelungen war, gilt wegen seiner Wasserqualität,<br />
seiner Gewässerstruktur <strong>und</strong> des Engagements der<br />
Oste-Anrainer als besonders geeignet als Stör-Habitat.<br />
Mit Urk<strong>und</strong>en als Projektpartner geehrt wurden r<strong>und</strong> ein Dutzend Vertreter<br />
von Artenschutz <strong>und</strong> Sportfischerei <strong>aus</strong> dem gesamten Einzugsbereich<br />
der Elbe, darunter vom Unterlauf Jens-Uwe Lützen (Itzehoe)<br />
sowie Jochen Bölsche, Vorsitzender der gemeinnützigen Arbeitsgemeinschaft<br />
Osteland, <strong>und</strong> Wolfgang Schütz von deren Fachgruppe Wanderfische<br />
(beide <strong>Osten</strong>).<br />
Die international beachtete Rettung des extrem bedrohten Europäischen<br />
Störs sei "vergleichbar mit dem Schutz von Tiger <strong>und</strong> Nashorn", betonte<br />
in seiner Festrede Professor Dr. Klement Trockner vom Berliner<br />
Leibniz-Institut für Gewässerökologie <strong>und</strong> Binnenfischerei. Der Kampf<br />
gegen den "weitgehend irreversiblen" Rückgang der Artenvielfalt sei<br />
eine der großen Her<strong>aus</strong>forderungen der Menschheit. Insbesondere zur<br />
Rettung des Störs mit seiner Generationsdauer von 12 bis 16 Jahren bedürfe<br />
es "verlässlicher regionaler Partner mit langem Atem <strong>und</strong> dem nötigen<br />
Feuer".<br />
Die derzeit auch von der EU angestrebte "Wiederherstellung der Durchwanderbarkeit"<br />
- also der Ersatz von Wehrrelikten <strong>und</strong> anderen Barrieren<br />
durch Fischtreppen <strong>und</strong> Umgehungsgerinnsel an Elbe, Havel, Stör,<br />
Oste <strong>und</strong> deren Zuflüssen - nütze nicht nur dem Europäischen Stör,<br />
hob Dr. Elsa Nickel vom B<strong>und</strong>esumweltministerium hervor. Was den<br />
Bestand dieser "spektakulären <strong>und</strong> charismatischen Schirmart" stütze,<br />
komme auch vielen anderen Arten <strong>und</strong> letztlich der gesamten Flussfauna<br />
<strong>und</strong> -flora zugute.<br />
Vertreter der Landesregierungen von Sachsen-Anhalt <strong>und</strong> Brandenburg<br />
warteten in der Feierst<strong>und</strong>e mit beeindruckenden Zahlen auf. So sei der<br />
über 250 Millionen Jahre alte Stör durch menschliche Unvernunft im<br />
Jochen Bölsche <strong>und</strong> Wolfgang Schütz erhielten für ihren<br />
Einsatz zur Rettung des Störs die begehrte Urk<strong>und</strong>e als<br />
Projektpartner.<br />
Elbe-System innerhalb weniger Jahrzehnte <strong>aus</strong>gerottet worden. Waren<br />
Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts bei Magdeburg an einem einzigen Tag noch<br />
84 Exemplare des größten einheimischen Fischs gefangen worden, so<br />
sei 1946 das letzte dieser "lebenden Fossile" an der Mittelelbe 1946 ins<br />
Netz gegangen, berichtete Dr. Reinhold Sangen-Emden vom Magdeburger<br />
Agrarministerium.<br />
Als "vorbildliches Beispiel für eine sehr gut begleitete Wiedereinbürgerung"<br />
bezeichnete Dr. Henning von Nordheim vom B<strong>und</strong>esamt für Naturschutz<br />
das Stör-Projekt. Am Rande der Veranstaltung führte<br />
Nordheim Gespräche über die mögliche Einrichtung einer Stör-Aufzuchtstation<br />
an der Oste, die auch von der Gesellschaft zur Rettung<br />
des Störs begrüßt würde. "An der Oste," lobte Dr. Gessner in seiner<br />
Dankesrede nach der Entgegennahme des UN-Preises die Sportfischer<br />
im Elbe-Weser-Dreieck, gebe es "eine fürchterlich aktive Truppe nicht<br />
nur der schreibenden, sondern auch der Hand anlegenden Zunft".<br />
Den Abschluss der Veranstaltung bildete die Premiere eines Videos des<br />
B<strong>und</strong>esamtes für Naturschutz über die Wiederansiedlung des Störs,<br />
das auch im Internet verfügbar ist:<br />
http://www.bfn.de/habitatmare/de/video-bfn-rettung-der-stoere.php<br />
Web-Tipps: www.oste-stoer.de, www.sturgeon.de<br />
Jochen Bölsche <strong>und</strong> Wolfgang Schütz<br />
HEMMOOR MAGAZIN 15 / 2013<br />
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