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Aktuelles aus Hemmoor, Hechthausen und Osten - NEZ

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Trialog 4 Animals<br />

Der Verein Trialog 4 Animals stellt sich vor<br />

VEREINE UND VERBÄNDE<br />

Heute in aller M<strong>und</strong>: Tierschutz, auch von "Nutztieren" <strong>und</strong> Förderung<br />

einer vegetarischen <strong>und</strong> veganen Lebensweise. Der Internationale<br />

Verein Trialog 4 Animals (TriAni) - zur Förderung des<br />

interkulturellen <strong>und</strong> interreligiösen Tierschutzes <strong>und</strong> Tierrechts e.V.,<br />

dessen Gemeinnützigkeit anerkannt worden ist, widmet sich diesen Zielen,<br />

indem er an die kulturellen Traditionen des Tierschutzes erinnert.<br />

Vielen Menschen ist nicht bekannt, dass die Schöpfungsberichte keineswegs<br />

eine Ausbeutung von Natur- <strong>und</strong> Tierwelt erlauben, sondern<br />

den Menschen als Hüter der Tiere <strong>und</strong> der Erde einsetzen <strong>und</strong> ursprünglich<br />

eine vegetarische <strong>und</strong> vegane Lebensweise fordern. Während<br />

dieses Wissen im Christentum weitgehend verloren gegangen ist,<br />

blieb es in der jüdischen Tradition präsent als Verbot der Tierquälerei<br />

(Tza`ar Baalei Chayim).<br />

In den Quellentexten des christlichen Abendlandes, den Fünf Büchern<br />

Mose, d.h. der jüdischen Tora, ist von "Mensch <strong>und</strong> Tier" (Adam u behema)<br />

als Partner die Rede, die ein Schicksal teilen. Mit Ausnahme weniger<br />

christlicher Persönlichkeiten wie Franz von Assisi <strong>und</strong><br />

Hieronymos, die Tiere als leidensfähige Lebewesen anerkannten, ist<br />

dies weitgehend vergessen worden. Der Philosoph René Descartes<br />

plädierte sogar dafür, die Tiere als Automaten ohne Seele <strong>und</strong> Schmerzempfinden<br />

zu behandeln <strong>und</strong> öffnete damit die Schleusen zur modernen<br />

Intensivtierzucht <strong>und</strong> Tierversuchsforschung.<br />

Anders als im Christentum galten Tiere im Judentum von alters her als<br />

beseelte Lebewesen mit Empfindungen <strong>und</strong> dem Recht auf ein unversehrtes<br />

Leben; Kastration <strong>und</strong> Jagd sind verboten, weil sie dem Tier<br />

Angst, Schmerz <strong>und</strong> Leid bereiten. Der Mensch ist als Hüter der Erde<br />

(Schomer ha Adama) eingesetzt, um die Unversehrtheit der Welt (Tikkun<br />

Olam) zu schützen. Auch der Islam erkennt im Tier ein Geschöpf,<br />

das nicht gequält werden darf. Die Speisegesetze (Kaschrut) schränken<br />

den Verzehr von Fleisch ein. Heute ist der Blick weitgehend auf die<br />

Frage des Schlachtens eingeengt. Doch die jüdische Schechita, das<br />

"Schächten", war ursprünglich als schonende Schlachtmethode entwickelt<br />

worden. Obwohl Israel nach Indien das Land mit der weltweit<br />

größten Verbreitung der vegetarischen Lebensweise ist, hält die jüdische<br />

Gemeinschaft an der betäubungslosen Schlachtmethode fest, da<br />

sie in ihr eine schonende Methode des Schlachtens erkennt <strong>und</strong> sich<br />

nach dem Holoc<strong>aus</strong>t gegen den jahrh<strong>und</strong>ertelangen Antijudaismus <strong>und</strong><br />

Antisemitismus zur Wehr setzen will, der Pogrome mit der Ritualmordlegende<br />

begründete <strong>und</strong> in den Zeiten des rassistischen Judenhasses<br />

Juden als Tierquäler verunglimpfte <strong>und</strong> die Tierliebe als eine germanische<br />

<strong>und</strong> arische Tugend pries. Dies obwohl Tierschutz <strong>und</strong> Tierrechts<br />

zu den Gr<strong>und</strong>lehren des Judentums gehört <strong>und</strong> Juden weltweit Pioniere<br />

der Tierschutz- <strong>und</strong> Tierrechtsbewegung sind.<br />

Heute kollidieren die Schlachtmethoden der Juden <strong>und</strong> Muslime mit<br />

dem Tierschutz. All dies zeigt, wie wichtig der Dialog <strong>und</strong> Trialog auch<br />

im Tierschutz ist. Angesichts des hohen Anteils von Fehlbetäubungen<br />

beim konventionellen Schlachten erscheinen die Reaktionen vieler Tierschützer<br />

auf das rituelle Schlachten zwar als heftig, beziehen sich jedoch<br />

auf die Tatsache, dass immer mehr Tiere ohne Betäubung<br />

geschlachtet werden, da der Anteil muslimisch-geschlachteter (Halal)<br />

Tiere weltweit eine hohe Wachstumsrate hat (jährlich bis zu 17 %). Ob<br />

für das betäubungslose Schlachten teure Spezialanlagen gebaut werden<br />

oder nicht, ist also auch ein Kostenfaktor. Daher gilt es, für alle<br />

Kulturen verbindliche ethische Standards durchzusetzen <strong>und</strong> die Herkunft<br />

des Fleisches zu kennzeichnen, damit die Verbraucher wissen, ob<br />

sie betäubungslos geschlachtetes Fleisch kaufen; durch die strengere<br />

Fleischbeschau gelangt geschächtetes Fleisch in den allgemeinen Handel.<br />

Wichtig ist die Frage, unter welchen Bedingungen die Tiere leben<br />

<strong>und</strong> wie sie zum Schlachthof transportiert werden. Tierschutzwidrige<br />

Traditionen, die oft gar nichts mit der eigentlichen Kultur <strong>und</strong> Religion<br />

zu tun haben, genannt sei der Stierkampf, das Opfern von "Sündenböcken"<br />

oder das Brauchtum des Opferfestes, bei dem jeder Mann ab<br />

14 Jahren schlachten soll, damit das Fleisch der Tiere als Zeichen der<br />

Wohltätigkeit an Arme verschenkt werden kann, sollten abgeschafft<br />

werden. Um dies zu begründen reicht es oft, sich mit den Quellentexten<br />

<strong>aus</strong>einanderzusetzen. "Es ist immer wieder überraschend, wie tierethisch<br />

<strong>und</strong> fortschrittlich in den alten Texten argumentiert wird", betont<br />

Dr. Hanna Rheinz, die Vorsitzende des Vereins <strong>und</strong> Gründerin der<br />

"Initiative Jüdischer Tierschutz", die unlängst mit dem Tier-Trio des Vereins<br />

"TriAni", zwei Pferden <strong>und</strong> einem Esel, <strong>aus</strong> Bayern in den Norden<br />

zog. Der Verein bietet Vorträge <strong>und</strong> Informationen an über die vielen<br />

Facetten des Themas Tiere in den Kulturen <strong>und</strong> Religionen, Kunst <strong>und</strong><br />

Literatur sowie praktischen Umgang mit (Groß-)Tieren.<br />

Näheres unter www.trialog4animals.eu <strong>und</strong> www.tierimjudentum.de<br />

sowie E-Mail HannaRheinz@aol.com.<br />

Hanna Rheinz<br />

Lesen Sie<br />

täglich die<br />

HEMMOOR MAGAZIN 15 / 2013<br />

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