Heft [PDF] - Deutsche Vereinigung für Datenschutz e.V.
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Tracking<br />
Marit Hansen<br />
Geolokalisierung und Geotracking –<br />
Herausforderungen <strong>für</strong> Location Privacy<br />
1 Einführung<br />
Geoinformationen zur Positions bestimmung<br />
sind nicht nur <strong>für</strong> Weltreisende<br />
interessant. Viele Autofahrer nutzen<br />
mittlerweile Navigationssysteme bei<br />
der Routenplanung und lassen sich<br />
von ihnen während der Fahrt leiten<br />
– sogar unter Einbeziehung aktueller<br />
Verkehrsinformationen. Ein Großteil der<br />
Bevölkerung ist mit Handys ausgestattet,<br />
deren Position im angeschalteten Zustand<br />
im Mobilfunknetz jederzeit bekannt ist.<br />
Es lassen sich vielfältige „Location-<br />
Based Services“ (ortsbasierte Dienste)<br />
hinzuschalten, z.B. Informationsdienste,<br />
die Auskunft über Restaurants, Kinos,<br />
Sehenswürdigkeiten oder Apotheken in<br />
der näheren Umgebung geben oder in<br />
deren Auftrag Werbebotschaften kommunizieren.<br />
Auch Bekannte lassen sich<br />
über ortsbasierte Dienste aufspüren,<br />
wenn sie bei „Buddy-Finder“-Diensten<br />
mitmachen. Tracking-Dienste ermöglichen<br />
es, die Position eines Objektes<br />
über die Zeit zu verfolgen. Dies können<br />
Fahrzeuge in einem Unternehmen sein,<br />
Produkte auf ihrem Weg vom Hersteller<br />
zum Verkäufer oder auch weiter zum<br />
Käufer, oder es kann sich um Endgeräte<br />
Automatische Erstellung von Karten durch<br />
Kamera-GPS-Daten in iPhoto von Apple.<br />
handeln, die einem Nutzer oder einer<br />
Nutzerin zugeordnet sind. Außerdem<br />
gibt es Notfalldienste, mit deren Hilfe<br />
sich Rettungskräfte alarmieren und an<br />
den richtigen Ort schicken lassen.<br />
Im Folgenden werden die wichtigsten<br />
Begriffe in diesem Text erklärt:<br />
Unter Geolokalisierung versteht man<br />
den Prozess der Positionsbestimmung<br />
(auch: Ortung). Das Ergebnis einer<br />
Geolokalisierung ist in vielen Fällen<br />
nicht exakt, sondern weist Unschärfen<br />
auf, deren Grad zumeist vom gewählten<br />
Verfahren abhängt.<br />
Einige Formen der Geolokalisierung<br />
erfolgen nutzergesteuert – dann stoßen<br />
Nutzer selbst die Anfrage nach ihren jeweiligen<br />
Geokoordinaten an –, andere<br />
geschehen ohne ihr Zutun, oft auch<br />
ohne dass es ihnen bewusst ist. In einigen<br />
Fällen erfährt nur der/die jeweilige<br />
Nutzer(in) die Koordinaten der Position,<br />
in anderen erhalten weitere an dem<br />
Verfahren Beteiligte diese Information.<br />
Geotracking bezeichnet das Sammeln<br />
und Verketten von Positionsdaten über<br />
einen gewissen Zeitraum: Bewegungen<br />
im Raum über die Zeit lassen sich damit<br />
aufzeichnen; ein Nachverfolgen<br />
der betroffenen Personen wird ermöglicht.<br />
Solche Bewegungsprofile können<br />
sehr aussagekräftig sein (siehe auch<br />
Abschnitt 3) und erlauben vielfach recht<br />
zuverlässige Einschätzungen über künftiges<br />
Verhalten der Betroffenen.<br />
Location Privacy ist eine Kategorie des<br />
<strong>Datenschutz</strong>es, die den Schutz der aktuellen<br />
oder vergangenen Ortsinformationen<br />
einer Person in den Fokus rückt. Eine<br />
häufig zitierte Definition lautet: „The<br />
ability to prevent other parties from<br />
learning one’s current or past location“<br />
(„die Fähigkeit, andere Parteien daran zu<br />
hindern, seine gegenwärtige oder frühere<br />
Position zu kennen“; vgl. Beresford/<br />
Stajano 2003). Im deutschen Kontext<br />
wäre hier eher das Recht auf informationelle<br />
Selbstbestimmung – eben mit<br />
Fokus auf Ortsinformationen – anzulegen.<br />
Darüber hinaus reicht es nicht, allein<br />
die Ortsinformationen zu betrachten,<br />
sondern es müssen ebenfalls etwa<br />
damit in Zusammenhang stehende<br />
Informationen einbezogen werden (so<br />
auch White 2003), wenn sie geeignet<br />
sind, die Privatsphäre der Betroffenen<br />
zu beeinträchtigen oder sie zu diskriminieren.<br />
Beispiele da<strong>für</strong> wäre eine<br />
Einstufung von Wohngegenden aufgrund<br />
von statistischen Aussagen zu<br />
Krankheitshäufungen oder zu der zu<br />
erwartenden Zahlungsfähigkeit der<br />
Bewohner.<br />
Dieser Text ist wie folgt aufgebaut:<br />
Abschnitt 2 gibt einen Überblick über<br />
die technischen Möglichkeiten der<br />
Geolokalisierung. Anschließend werden<br />
in Abschnitt 3 zwei Versuche zum<br />
Geotracking und ihre Ergebnisse zur<br />
Interpretation der erhobenen Daten<br />
kurz dargestellt. Abschnitt 4 widmet<br />
sich datenschutzrechtlichen<br />
Aspekten der Geolokalisierung. Die<br />
Herausforderungen <strong>für</strong> Location Privacy<br />
werden in Abschnitt 5 angesprochen.<br />
Schließlich fasst das Fazit wesentliche<br />
Resultate zusammen und zeigt aktuelle<br />
Trends auf.<br />
100<br />
DANA • <strong>Datenschutz</strong> Nachrichten 3/2010