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Aufmaß einer Straßenkreuzung mittels 3D-Laserscanning - Beuth ...

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Technische Fachhochschule Berlin<br />

Fachbereich III: Bauingenieur–und Geoinformationswesen<br />

Studiengang Vermessungswesen<br />

Diplomarbeit<br />

Aufmaß <strong>einer</strong> Straßenkreuzung<br />

<strong>mittels</strong> <strong>3D</strong>-<strong>Laserscanning</strong><br />

von<br />

Klaus Netzel<br />

und<br />

Felix Grimlitza<br />

Betreuer:<br />

Prof. Dr.–Ing. Wilfried Korth<br />

Dipl.–Ing. Bernd Haselow<br />

Bearbeitungszeit: 03. 04. – 10. 07. 2006


INHALTSVERZEICHNIS<br />

I<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

I<br />

1 EINLEITUNG 1<br />

2 GRUNDLAGEN 4<br />

2.1 Verfahren zur Punktbestimmung 4<br />

2.1.1 Polares Anhängen 4<br />

2.1.2 Vorwärtsschnitt 5<br />

2.1.3 Geometrisches Nivellement 5<br />

2.1.4 Trigonometrisches Nivellement 7<br />

2.1.5 Genauigkeitszusammenstellung 8<br />

2.2 Ausgleichungsrechnung 9<br />

2.2.1 Voraussetzungen 9<br />

2.2.2 Näherungswerte und Aufstellen des LGS 10<br />

2.2.3 Berechnungsablauf 11<br />

2.2.4 Genauigkeitsanalyse 12<br />

2.2.5 Praktisches Vorgehen und Fehlersuche 13<br />

2.3 Die elektrooptische Distanzmessung 15<br />

2.3.1 Das Impulsverfahren 15<br />

2.3.2 Das Phasenvergleichsverfahren 16<br />

2.3.3 Reflektor- und reflektorlose Messung 17<br />

2.4 Laserscanner 19<br />

2.4.1 Der Laserscanner HDS 3000 21<br />

2.4.2 Der Laserscanner HDS 2500 21<br />

2.4.3 Kurze Gegenüberstellung 22<br />

2.5 Anforderungen der BVG 25<br />

3 MESSUNG 29<br />

3.1 Netzmessung 29<br />

3.1.1 Höhe 30<br />

3.1.2 Lage 31


INHALTSVERZEICHNIS<br />

II<br />

3.2 <strong>Laserscanning</strong> der Kreuzung 33<br />

3.2.1 Praktische Probleme 33<br />

3.2.2 Das Scan-Control-Fenster 34<br />

3.2.3 Erzeugen von Images 36<br />

3.2.4 Durchführung der Scans 37<br />

4 AUSWERTUNG 41<br />

4.1 Netzausgleichung mit Xdesy 41<br />

4.1.1 Kurzbeschreibung Xdesy 41<br />

4.1.2 Diagnoseausgleichung 43<br />

4.1.3 Freie Ausgleichung 44<br />

4.1.4 Ausgleichung unter Anschlußzwang 45<br />

4.2 Auswertung mit der Software Cyclone 49<br />

4.2.1 Beseitigen von Störungen aus Scans 49<br />

4.2.2 Die Registrierung 56<br />

4.2.3 Die Modellierung 70<br />

4.2.4 Bestandsaufmaß mit dem Vitual Surveyor 74<br />

4.3 Bearbeitung in AutoCAD 78<br />

4.4 Genauigkeitsbetrachtung 80<br />

4.4.1 Innere Genauigkeit 80<br />

4.4.2 Äußere Genauigkeit 83<br />

4.5 Wirtschaftlichkeitsanalyse 91<br />

5 FAZIT UND AUSBLICK 94<br />

LITERATURVERZEICHNIS 98<br />

ABBILDUNGSVERZEICHNIS 99<br />

TABELLENVERZEICHNIS 101<br />

BEARBEITERVERZEICHNIS 102


1 EINLEITUNG 1<br />

1 Einleitung<br />

Das Verfahren des dreidimensionalen Scannens von Objekten <strong>mittels</strong> Laserscanner<br />

hat sich inzwischen dank s<strong>einer</strong> vielen Vorzüge gegenüber herkömmlichen Verfahren<br />

in vielen Bereichen von Wissenschaft und Technik durchgesetzt. Untersuchungen<br />

hinsichtlich Genauigkeit und Einsetzbarkeit waren Gegenstand zahlreicher Diplomund<br />

anderer wissenschaftlicher Arbeiten. So fanden beispielsweise Untersuchungen<br />

zu Abhängigkeiten zwischen Oberflächenstruktur, –farbe und –form und der Meßgenauigkeit<br />

des Laserscanners statt oder es wurde dessen Einsatz im Innen- und Außenbereich<br />

beispielsweise in Bezug auf Anwendbarkeit in Architektur-, Industrieoder<br />

sogar forensischer Vermessung getestet.<br />

Im Zuge dieser Diplomarbeit soll für die Berliner Verkehrsbetriebe BVG untersucht<br />

werden, ob und wie sich das <strong>3D</strong>-Scanverfahren im Einsatz bei der Aufnahme <strong>einer</strong><br />

Straßenkreuzung bewährt und wo seine Vor- und Nachteile gegenüber der zur Zeit<br />

eingesetzten, klassischen Tachymeteraufnahme liegen. Dabei kann es sich nur um<br />

einen ersten groben, sehr allgemein gehaltenen Versuch handeln, da dieses Feld sehr<br />

komplex ist und eine umfassende Analyse den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde.<br />

Vielmehr stehen wir hier am Beginn <strong>einer</strong> Untersuchung, die durchaus Thema<br />

kommender wissenschaftlicher Arbeiten sein kann.<br />

Die dreidimensionale Erfassung des Straßenraums und die Darstellung in einem<br />

Straßenbestandsplan sind für planerische Zwecke im Aus- und Neubau unerläßlich<br />

und dienen als Grundlage für die Trassierung. Dementsprechend wichtig ist, daß die<br />

Messung innerhalb festgelegter Fehlergrenzen ausgeführt wurde und vollständig ist,<br />

d. h. daß keine für die Aufnahme relevanten Details vergessen wurden. Unser spezielles<br />

Augenmerk gilt der Aufnahme der verkehrstechnischen Anlagen für die Straßenbahn<br />

(Gleis, Weichen, Oberleitung, Straßenmöbel u. a.), da die BVG ein besonderes<br />

Interesse an unserer Analyse hat und sich den verstärkten Einsatz des <strong>3D</strong>-Laserscanners<br />

im Bereich Bestandsaufmaß/Gleisvermessung durchaus vorstellen kann. Ob<br />

die von der BVG geforderten Lage- und Höhengenauigkeiten der Koordinaten, insbesondere<br />

im lichtraumrelevanten Bereich, eingehalten werden können, soll neben der<br />

Effektivität des Scanverfahrens weiterer Untersuchungsschwerpunkt sein.


1 EINLEITUNG 2<br />

Untersuchungsgegenstand ist die Kreuzung Greifswalder/Danziger Straße im Berliner<br />

Ortsteil Prenzlauer Berg – ein Verkehrsknotenpunkt von überregionaler Bedeutung,<br />

in dem sich zwei mehrspurige Ausfallstraßen sowie zwei wichtige Straßenbahnlinien<br />

schneiden.<br />

Die Greifswalder Straße ist als Teil der Bundesstraße B2 eine der wichtigsten Ausfallstraßen<br />

Berlins in nordöstlicher Richtung mit einem Verkehrsaufkommen von mehr<br />

als 30000 Kfz pro 24 Stunden. 1 Gleichzeitig ist sie die mit <strong>einer</strong> Taktrate von teilweise<br />

3 Minuten am häufigsten von <strong>einer</strong> Straßenbahnlinie befahrene Straße Berlins. 2<br />

Diese Tatsachen ließen im voraus bereits vermuten, daß die Erfassung eines solch<br />

großen Verkehrsknotenpunkts nicht gänzlich reibungslos verlaufen, sondern im Gegenteil<br />

mit zahlreichen Hindernissen und Widrigkeiten verbunden sein würde. Diese<br />

Vermutungen haben sich weitgehend bestätigt. Bei der praktischen Arbeit (Messung<br />

und Auswertung) traten sogar noch Unannehmlichkeiten hinzu, mit denen vorher<br />

nicht gerechnet wurde und die von uns nicht zu vertreten und zu verhindern waren.<br />

Dennoch, die Herausforderung, die sich aus der Bearbeitung dieser Problemstellung<br />

ergibt sowie die noch junge, innovative Technologie des Laserscanners und dessen<br />

Einsatz auf einem bislang kaum beachteten Verwendungsgebiet, weckten unser Interesse<br />

und sollten zugleich der Ansporn für die Vorlage <strong>einer</strong> ansprechenden Diplomarbeit<br />

sein.<br />

1<br />

www.stadtentwicklung.berlin.de, Stand 07.04.2006<br />

2<br />

www.wikipedia.org, Stand 07.04.2006


1 EINLEITUNG 3<br />

Abb. 1 – 1:<br />

Kreuzung Greifswalder / Danziger Straße (Foto: Google)


2 GRUNDLAGEN 4<br />

2 Grundlagen<br />

2.1 Verfahren zur Punktbestimmung<br />

Um Koordinaten von topographisch oder anderweitig interessanten Punkten in einem<br />

geodätisch definierten, übergeordneten System zu erhalten, ist es notwendig, ein<br />

Festpunktfeld zu schaffen oder ein bereits vorhandenes ggf. weiter zu verdichten.<br />

Dabei sollten Neupunkte so gelegt werden, daß sie sich <strong>einer</strong>seits in eine Netzgeometrie<br />

fehlertheoretisch gut einfügen und andererseits als Aufnahme- oder Anschlußpunkte<br />

ökonomisch sinnvoll verwendet werden können.<br />

Zur dreidimensionalen Punktbestimmung kommen dabei verschiedene Verfahren in<br />

Betracht, von denen im folgenden einige erläutert werden sollen. Zudem soll eine<br />

Übersicht Aufschluß über die Genauigkeit (Varianzfortpflanzung) der einzelnen Verfahren<br />

geben.<br />

2.1.1 Polares Anhängen<br />

Das als Polares Anhängen oder<br />

Polaraufnahme bezeichnete Verfahren ist<br />

das heute für die Koordinatenbestimmung<br />

eines Neupunktes gebräuchlichste<br />

Verfahren in der Vermessungspraxis.<br />

Möglich wurde dies durch die Einführung<br />

der elektrooptischen Entfernungsmessung<br />

und der daraus resultierenden<br />

sehr einfachen Bestimmung <strong>einer</strong> Strecke<br />

zu einem Neupunkt. Benötigt werden<br />

zwei koordinierte Punkte, wobei von<br />

Abb. 2 – 1:<br />

Polares Anhängen<br />

einem (dem Standpunkt) eine Anschlußrichtung<br />

zum anderen (dem Anschlußpunkt)<br />

sowie Richtung und Strecke zum Neupunkt gemessen werden.<br />

Die Koordinaten des Neupunktes ergeben sich dann zu:<br />

y N<br />

= y A<br />

+ s A, N · sin t A<br />

N<br />

x N<br />

= x A<br />

+ s A, N· cos t A<br />

N<br />

Die Genauigkeit der Polaraufnahme hängt neben der Zentrier- und Anzielgenauigkeit<br />

im wesentlichen von der Genauigkeit der Richtungs- und Streckenmessung ab, wobei


2 GRUNDLAGEN 5<br />

bei modernen Tachymetern und kürzeren Entfernungen die Richtungsmessung, bei<br />

längeren Entfernungen die Streckenmessung höhere Punktgenauigkeiten liefert.<br />

2.1.2 Vorwärtsschnitt<br />

Dieses Verfahren findet dann<br />

Anwendung, wenn eine direkte<br />

Distanzmessung zu einem<br />

Neupunkt nicht möglich oder<br />

zu ungenau ist. Zur<br />

Bestimmung eines Neupunktes<br />

über Vorwärtsschnitt sind zwei<br />

koordinatenmäßig bekannte<br />

Punkte notwendig. Ferner<br />

werden die Strecke zwischen<br />

diesen sowie die Winkel<br />

zwischen Basis und Neupunkt Abb. 2 – 2: Vorwärtsschnitt<br />

benötigt. Berechnet werden die<br />

nicht messbaren Strecken zum Neupunkt wie folgt:<br />

s 1, N<br />

= s 1, 2<br />

·<br />

sin<br />

2<br />

sin( <br />

)<br />

1<br />

2<br />

s 2, N<br />

= s 1, 2 ·<br />

sin<br />

1<br />

sin( <br />

)<br />

1<br />

2<br />

Die Neupunktkoordinaten werden dann über polares Anhängen bestimmt.<br />

2.1.3 Geometrisches Nivellement<br />

Das Geometrische Nivellement ist ein einfaches Verfahren zur Höhenbestimmung<br />

bzw. Höhenübertragung. Ausgehend von <strong>einer</strong> horizontalen Ziellinie wird an der<br />

vertikal dazu stehenden Meßlatte ein Wert abgelesen. Dieser symbolisiert den Höhenunterschied<br />

zwischen Lattenfußpunkt und Instrumentenhorizont des Nivelliergerätes.<br />

Durch Anschluß an bekannte Höhenpunkte können nicht nur relative Höhenunterschiede<br />

zwischen Punkten, sondern auch absolute Höhen in einem geodätischen<br />

Bezugssystem bestimmt werden. Die Berechnung wird über sogenannte Rück- und<br />

Vorblicke durchgeführt und lautet:<br />

R – V = h<br />

H B = H A + h


2 GRUNDLAGEN 6<br />

Geht man davon aus, daß die<br />

Meßlatte und deren<br />

Lotrechtstellung nicht<br />

fehlerbehaftet sind und das<br />

Nivellement nicht durch<br />

Refraktion beeinträchtigt wird,<br />

hängt dessen Genauigkeit von<br />

der Herstellbarkeit <strong>einer</strong><br />

horizontalen Ziellinie ab.<br />

Abb. 2 – 3:<br />

Geometrisches Nivellement<br />

(aus Kahmen: Vermessungskunde)<br />

Je nach Leistungsfähigkeit des Nivelliergerätes kann dieses <strong>einer</strong> bestimmten Genauigkeits-kategorie<br />

zugeordnet werden. Die Hersteller geben dabei die unter optimalen<br />

Bedingungen erreichbare Genauigkeit des Höhenunterschiedes bei einem Kilometer<br />

Doppelnivellement an, d. h. alle Zielweiten von Hin- und Rückweg addiert ergeben<br />

zwei Kilometer. Das bei dieser Diplomarbeit verwendete Ni 2 der Firma Zeiss hat<br />

beispielsweise eine Standardabweichung von 0,7 mm pro 1 km Doppelnivellement<br />

und gehört damit zur Kategorie der Geräte sehr hoher Genauigkeit. 3 Da der Gesamthöhenunterschied<br />

die Summe der zahlreichen Einzelhöhenunterschiede darstellt,<br />

wächst die Standardabweichung nach dem Varianzfortpflanzungsgesetz mit der Wurzel<br />

aus der Anzahl der Aufstellungen. Analog gilt, daß sich die Standardabweichung<br />

<strong>einer</strong> Nivellementlinie L mit der Länge a [km] ergibt zu: 4<br />

<br />

<br />

a<br />

L Niv /[ km] [ km]<br />

3<br />

Deumlich/Staiger: Instrumentenkunde, S. 278<br />

4<br />

Kahmen: Vermessungskunde, S. 446


2 GRUNDLAGEN 7<br />

2.1.4 Trigonometrisches Nivellement<br />

Bei steilen Zielungen wie<br />

beispielsweise<br />

zur<br />

Turmhöhenbestimmung oder für<br />

Höhenübertragungen im Gebirge<br />

wird das geometrische<br />

Nivellement unwirtschaftlich oder<br />

es kann überhaupt nicht<br />

angewendet werden. In diesen<br />

Fällen greift man auf das<br />

trigonometrische<br />

Nivellement<br />

zurück. Der Höhenunterschied<br />

zwischen zwei Punkten wird<br />

Abb. 2 – 4:<br />

<strong>mittels</strong> Schrägstrecke und Vertikalwinkel mit einem Tachymeter ermittelt. Dabei ist<br />

zu beachten, daß Instrumenten- und Reflektorhöhe bei der Berechnung berücksichtigt<br />

werden müssen. Um eine Absoluthöhe in einem geodätischen Bezugssystem zu<br />

erhalten, muß entweder die Standpunkt- oder die Zielpunkthöhe in diesem System<br />

bekannt sein. Die Berechnungsformeln lauten:<br />

Trigonometr. Nivellement<br />

(aus Kahmen: Vermessungskunde)<br />

H A<br />

= H B<br />

– S R cos z – i + t oder H B<br />

= H A<br />

+ S R cos z + i – t<br />

Die Genauigkeit 5 des Trigonometrischen Nivellements hängt im wesentlichen ab von:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

der Genauigkeit der Bestimmung von Instrumenten- und Reflektorhöhe<br />

der Streckenmessgenauigkeit<br />

der Genauigkeit der Vertikalwinkelmessung und<br />

dem Refraktionseinfluß<br />

5<br />

Witte/Schmidt: Vermessungskunde, S. 322f


2 GRUNDLAGEN 8<br />

2.1.5 Genauigkeitszusammenstellung<br />

Die Genauigkeit von Parametern, die sich aus in einem funktionalen Zusammenhang<br />

stehenden Einzelgrößen bestimmter Genauigkeiten ergeben, wird mit Hilfe des Varianzfortpflanzungsgesetzes<br />

ermittelt:<br />

F 2 F 2<br />

2 2 2<br />

...<br />

F 2<br />

<br />

<br />

<br />

F <br />

a <br />

b <br />

n<br />

a b n<br />

<br />

2<br />

Zusätzliche Fehlereinflüsse wie die Zentrier- oder Anzielgenauigkeit können zu der<br />

Reihe noch quadratisch hinzuaddiert werden. Es ergibt sich dann die Varianz des<br />

gesuchten Parameters und durch Radizieren der Varianz dessen Standardabweichung.<br />

Bei näherer Betrachtung und Abschätzung der Größenordnungen der partiellen Ableitungen<br />

wird ersichtlich, welche Komponenten des funktionalen Zusammenhanges<br />

einen großen Einfluß auf die Genauigkeit der gesamten Funktion haben und daher<br />

ein besonderes Augenmerk bei der Messung (Meßverfahren, Genauigkeit der Instrumente)<br />

verdienen.<br />

Polares Anhängen:<br />

(sin t ) ( s cos t ) t<br />

2 2 2 2 2<br />

Y Y A, N s A, N A,<br />

N <br />

(cos t ) ( s sin t ) t<br />

2 2 2 2 2<br />

X X A, N s A, N A,<br />

N <br />

2<br />

2<br />

Vorwärtsschnitt:<br />

(Standardabweichung der gesuchten Strecke zum Neupunkt; damit weiter über Polares Anhängen)<br />

<br />

2 2<br />

2<br />

sin 2<br />

<br />

2 s1, 2sin 2cos( 1<br />

2)<br />

2<br />

s1, N <br />

s <br />

2<br />

1<br />

sin( 1<br />

2) sin( 1<br />

2)<br />

<br />

s<br />

... <br />

<br />

<br />

2<br />

1, 2cos 2sin( 1 2) s1, 2sin 2cos(<br />

1<br />

2 2<br />

<br />

2<br />

2<br />

sin( 1<br />

2)<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

...<br />

Trigonometrisches Nivellement:<br />

2 2 2 2 2 2 2 2<br />

H 2 H1 (cos Z) sR ( sRsin Z)<br />

Z <br />

i t


2 GRUNDLAGEN 9<br />

2.2 Ausgleichungsrechnung<br />

In der geodätischen Praxis ist dank der raschen Entwicklung der Computertechnologie<br />

in den letzten Jahrzehnten die Ausgleichungsrechnung zum Standard bei der<br />

Auswertung von Beobachtungen, insbesondere bei Lage- und Höhennetzen, geworden.<br />

Neben Verfahren wie den sogenannten M-Schätzungen oder der robusten<br />

L1-Norm-Ausgleichung gehört die L2-Norm-Ausgleichung, besser bekannt als die<br />

von Carl Friedrich Gauß 1795 entwickelte „Methode der kleinsten Quadrate“, zu den<br />

im Vermessungswesen bevorzugten Ausgleichungsverfahren, weil sie immer eindeutige<br />

Ergebnisse liefert und bei Beobachtungen, die mit normalverteilten Abweichungen<br />

behaftet sind, die plausibelsten, verträglichsten Werte für die Unbekannten liefert.<br />

6<br />

Im folgenden soll in knapper Form dargelegt werden, wie eine Ausgleichung gerechnet<br />

wird. Es wird sich dabei im wesentlichen auf die L2-Norm-Ausgleichung beschränkt,<br />

da sie auch bei der vorliegenden Diplomarbeit angewandt wurde. Verfahren<br />

zur Suche grober Fehler wie das von Baarda entwickelte Data-Snooping sollen an<br />

dieser Stelle nur kurz erwähnt werden.<br />

2.2.1 Voraussetzungen<br />

Zur Durchführung der Ausgleichung muß gewährleistet sein, daß die gesuchten Unbekannten<br />

eindeutig bestimmbar, die Genauigkeiten der Beobachtungen a priori<br />

(also vor der Ausgleichung) bekannt sind und die Beobachtungen selbst in größerer<br />

Zahl vorliegen als Unbekannte vorhanden sind. 7 Nur auf diese Weise läßt sich ein<br />

später aufzustellendes Lineares Gleichungssystem (LGS) – auch Gauß-Markov-<br />

Modell genannt - lösen.<br />

Ziel <strong>einer</strong> Messung ist es, aus den Beobachtungen L i die unbekannten Parameter x, y,<br />

z, wie z. B. Lagekoordinaten oder Höhen, zu bestimmen. Den Zusammenhang stellen<br />

die sogenannten vermittelnden Funktionen her: 8<br />

L i<br />

= f i<br />

(x, y, z)<br />

So berechnet sich beispielsweise eine Neupunkthöhe durch Addition von Festpunkthöhe<br />

mit zugehörigem Höhenunterschied oder eine Raumstrecke durch Radizieren<br />

der Summe der Quadrate der Koordinatenunterschiede X, Y, Z.<br />

6<br />

Fröhlich: Praxisorientierte Ausgleichungsrechnung für Vermessungsingenieure, S. 18<br />

7<br />

Fröhlich: Praxisorientierte Ausgleichungsrechnung für Vermessungsingenieure, S. 53<br />

8<br />

ebd., S. 53


2 GRUNDLAGEN 10<br />

Da der funktionale Zusammenhang im allgemeinen nicht linear ist, zum Lösen des<br />

LGS jedoch lineare Gleichungen benötigt werden, muß eine Linearisierung der Funktionsgleichungen<br />

stattfinden. Diese wird <strong>mittels</strong> der Taylorschen Reihenentwicklung<br />

an <strong>einer</strong> Stelle x 0 durchgeführt, welche eine Näherung der gesuchten Parameter darstellt.<br />

Die Formeln zur Taylorschen Reihenentwicklung sind entsprechenden Tafelwerken<br />

zu entnehmen.<br />

Weil die Beobachtungen mit kleinen, zufälligen Fehlern behaftet sind, können die<br />

Unbekannten beim Vorliegen überschüssiger Beobachtungen nicht widerspruchsfrei<br />

berechnet werden. Eine widerspruchsfreie Berechnung läßt sich nur durch die Einführung<br />

von Beobachtungsverbesserungen in das LGS erzielen. 9 Nach dem Einfügen<br />

von Verbesserungen in das funktionale Modell erhält man die allgemeinen Verbesserungsgleichungen:<br />

10 L i<br />

+ v = f i<br />

(x, y, z)<br />

Der Bedingung der L2-Norm-Ausgleichung folgend, muß die Summe der gewichteten<br />

Verbesserungsquadrate zum Minimum werden:<br />

[pvv] = Min<br />

in Matrizenschreibweise: v T pv = Min<br />

2.2.2 Näherungswerte und Aufstellen des LGS<br />

Wie bereits weiter oben erwähnt, werden zur Lösung der Ausgleichungsaufgabe lineare<br />

oder linearisierte Gleichungen benötigt. Bei der Linearisierung nach Taylor<br />

wird eine Funktion f(x, y, z) partiell nach ihren Parametern abgeleitet, die partiellen<br />

Ableitungen dann nach einem bestimmten Schema aufsummiert und die Reihe an<br />

<strong>einer</strong> gewissen Stelle abgebrochen. Da in der Netzausgleichungspraxis meist direkt<br />

die Koordinaten von Neupunkten geschätzt werden, müssen Näherungskoordinaten<br />

als Startwerte sowohl für die Taylor-Entwicklung als auch für den iterativen Prozeß<br />

der Ausgleichung bereitgestellt werden, wobei sich die Anzahl der Iterationen bei<br />

guten Näherungswerten verringert. Die Näherungswerte werden durch geeignete<br />

vermessungstechnische Rechenverfahren (Polares Anhängen, Vorwärtsschnitt etc.)<br />

ermittelt. Bezeichnet man die partiellen Ableitungen (gemischte Glieder der Taylor-<br />

Reihe und Glieder höherer Ordnung als eins werden vernachlässigt) mit a i1 , a i2 ,..., a in ,<br />

dann ergeben sich die linearisierten Verbesserungsgleichungen: 11<br />

9<br />

ebd., S. 53<br />

10<br />

Kahmen: Vermessungskunde, S. 29<br />

11<br />

ebd., S. 30 und Fröhlich, S. 55


2 GRUNDLAGEN 11<br />

l i<br />

+ v i<br />

= a i1<br />

dx 1<br />

+ a i2<br />

dx 2<br />

+ a i3<br />

dx 3<br />

...<br />

In Worten ausgedrückt:<br />

Beobachtung l i + Verbesserung v i = Koeffizient a i1 · Zuschlag dx 1<br />

Schreibt man die m linearisierten Verbesserungsgleichungen des LGS in Vektor- und<br />

Matrizenschreibweise auf, ergibt sich: 12<br />

l 1 v 1 a 1 1 a 1 2 a 1 3 <br />

<br />

l 2 v<br />

<br />

2 2 1 2 2 2 3<br />

<br />

a a a<br />

<br />

l 3 v 3 a 3 1 a 3 2 a 3 3 x <br />

<br />

. . . . . <br />

y<br />

. . . . . z <br />

<br />

. . . . . <br />

l <br />

m v <br />

m a m 1 a m 2 a <br />

<br />

m 3<br />

oder kurz:<br />

l + v = Ax<br />

Liegen Beobachtungen mit verschiedener Genauigkeit vor, muß zusätzlich die Gewichtsmatrix<br />

P eingeführt werden.<br />

2.2.3 Berechnungsablauf<br />

Ohne besondere Verfahren wie die Homogenisierung oder das Kürzen von Beobachtungen<br />

anwenden zu wollen, kann die Parameterschätzung folgendermaßen ablaufen:<br />

13<br />

l + v = Ax ; P (Ausgangsgleichung)<br />

Normalgleichungsmatrix:<br />

N = A T PA<br />

Kofaktormatrix:<br />

Q = N -1<br />

Varianz-Kovarianz-Matrix:<br />

C = AQA T P = 0 2 Q<br />

12<br />

Kahmen: Vermessungskunde, S. 28<br />

13<br />

Hehl: Skript Ausgleichungsrechnung


2 GRUNDLAGEN 12<br />

Korrelationsmatrix und Redundanzvektor:<br />

R = E – C und r = Diag(R)<br />

Lösungsvektor:<br />

x = Qn = N -1 n = (A T PA) -1 A T Pl<br />

Verbesserungsvektor:<br />

v = Ax – l<br />

2.2.4 Genauigkeitsanalyse<br />

Um Aussagen über Genauigkeit und Homogenität der geschätzten Parameter treffen<br />

zu können, werden die a-posteriori-Standardabweichungen, enthalten in der Varianz-<br />

Kovarianz-Matrix, herangezogen. Auch über den mittleren Gewichtseinheitsfehler 0<br />

und die Kofaktormatrix können die mittleren Fehler der Unbekannten sowie deren<br />

minimale und maximale Fehler berechnet werden. Werden minimale und maximale<br />

Fehler der unbekannten Koordinaten als kleine und große Halbachse dargestellt und<br />

deren Ausrichtung im Bezugskoordinatensystem bestimmt, so erhält man die Fehlerellipsen<br />

der Neupunkte. Diese sind stark von der Geometrie des Netzes (Form der<br />

Ellipsen) und den a-priori-Standardabweichungen (Größe der Ellipsen) abhängig. Im<br />

Idealfall wären diese Kreise mit kleinstmöglichem Durchmesser.<br />

Die Berechnung geschieht wie folgt: 14<br />

<br />

0<br />

T<br />

v Pv<br />

n<br />

u<br />

<br />

q i<br />

i<br />

0<br />

i<br />

q<br />

Min<br />

Max<br />

qxx<br />

qyy ( q q ) 4q<br />

<br />

2 2<br />

2 2<br />

xx yy xy<br />

<br />

Min<br />

0 qMin<br />

Max 0<br />

<br />

qMax<br />

2qxy<br />

<br />

2arctan <br />

qxx<br />

qyy Abb. 2 – 5: Fehlerellipse<br />

14<br />

Hehl: Skript Ausgleichungsrechnung


2 GRUNDLAGEN 13<br />

2.2.5 Praktisches Vorgehen und Fehlersuche<br />

Bevor ein Festpunktfeld gelegt wird, kann mit <strong>einer</strong> sogenannten Diagnoseausgleichung<br />

geprüft werden, ob die Anzahl und die geometrische Verteilung der geplanten<br />

Aufnahmepunkte sowie die a-priori-Genauigkeit der eingesetzten Geräte ausreichen,<br />

um die gewünschte a-posteriori-Genauigkeit, bzw. die geforderten mittleren Punktfehler<br />

einzuhalten. Dies ist möglich, da die Ableitung von Genauigkeitsaussagen<br />

keine direkt gemessenen Beobachtungen, sondern nur die ungefähre Lage der geplanten<br />

Neupunkte, simulierte Beobachtungen und die Genauigkeit der einzusetzenden<br />

Gerätschaften erfordert. Der Redundanzvektor r gibt dabei die Kontrolliertheit<br />

der einzelnen Beobachtungen an, wobei r = 0 % eine Unkontrolliertheit der Beobachtung<br />

und r = 100 % eine überflüssige Beobachtung darstellt, während die Form der<br />

Fehlerellipse Aussagen zur Dominanz von Strecken- bzw. Richtungsmessung liefert.<br />

Der mittlere Gewichtseinheitsfehler 0 kann wegen fehlender realer Beobachtungen<br />

nur angenommen werden, dafür können jedoch die Kofaktoren q ii aus der Kofaktormatrix<br />

Q entnommen und damit Form und Ausrichtung der Fehlerellipsen bestimmt<br />

werden. 15 Mit den aus der Diagnoseausgleichung erhaltenen Informationen kann das<br />

geplante Netz auf Tauglichkeit überprüft und ggf. optimiert werden.<br />

Nach der erfolgten Messung sollte stets eine Grobfehlersuche stattfinden, denn es ist<br />

nie auszuschließen, daß sich Punktnummernverwechslungen oder falsche Instrumenten-<br />

und Tafelhöhen einschleichen. Auch fehlerhafte Additionskonstanten, Maßstäbe<br />

und Reduktionen sollten in diesem Zwischenschritt gefunden und berücksichtigt<br />

werden. Danach sollte eine freie Ausgleichung, d. h. eine Ausgleichung ohne Anschlußzwang<br />

an vorgegebene Festpunkte erfolgen. Der dabei entstehende Datumsdefekt<br />

wird durch geeignete Verfahren behoben, die hier nicht näher betrachtet werden.<br />

Der Vorteil der freien Ausgleichung besteht darin, daß vorhandene Spannungen im<br />

Netz der nicht mit auszugleichenden Anschlußpunkte sich nicht auf die Neupunktkoordinaten<br />

übertragen. In puncto Genauigkeit erhält man folglich ausschließlich Aussagen<br />

über die Qualität der eigenen Messung. Da der Anschluß an vorhandene Festpunkte<br />

im allgemeinen erforderlich ist, beschränkt sich die Bedeutung der freien<br />

Ausgleichung auf die o. g. Aspekte.<br />

Vernachlässigte Korrektionen führen zu <strong>einer</strong> Störung des funktionalen Modells und<br />

schlagen sich in einem großen mittleren Gewichtseinheitsfehler 0 a-posteriori nieder.<br />

Zudem hat die Methode der kleinsten Quadrate die unangenehme Eigenschaft,<br />

grobe Fehler (bzw. nicht normalverteilte Abweichungen) im Datenmaterial nicht<br />

aufdecken zu können. Sie ist daher als nicht robust anzusehen. 16 Vielmehr führen<br />

15<br />

Hehl: Skript Ausgleichungsrechnung<br />

16<br />

Jäger et al.: Klassische und robuste Ausgleichungsverfahren, S. 106ff


2 GRUNDLAGEN 14<br />

diese Fehler zu Verschmierungseffekten 17 in den ausgeglichenen Neupunktkoordinaten.<br />

Um diesem negativen Effekt vorzubeugen, bedient man sich in <strong>einer</strong> Vorausgleichung<br />

sogenannter robuster Schätzverfahren wie der L1-Norm-Schätzung und filtert die<br />

dort gefundenen „schlechten“ Beobachtungen vor der danach stattfindenden<br />

L2-Norm-Schätzung heraus oder führt die L2-Norm-Schätzung im Zusammenhang<br />

mit einem resistenten Data-Snooping („Daten-Schnüffeln“ = Grobfehlersuche) durch.<br />

Dabei handelt es sich um einen Ausreißertest, der erstmalig von W. Baarda in den<br />

1960er Jahren entwickelt wurde.<br />

Testgröße ist hierbei die Normierte Verbesserung NV i :<br />

vi vi vi<br />

p i<br />

NVi <br />

s s r r<br />

vi li i 0 i<br />

mit v i Verbesserung der Beobachtung<br />

s vi<br />

s li<br />

p i<br />

r i<br />

0<br />

Standardabweichung der Verbesserung<br />

Standardabweichung der ursprünglichen Beobachtung<br />

Gewicht der Beobachtung<br />

Redundanz der Beobachtung<br />

mittlerer Gewichtseinheitsfehler<br />

Sie wird anschließend mit einem Grenzwert für das Data-Snooping verglichen, der<br />

<strong>einer</strong> geeigneten statistischen Verteilungsfunktion entstammt. Ist die Normierte<br />

Verbesserung größer als der Grenzwert, liegt mit <strong>einer</strong> gewissen Sicherheitswahrscheinlichkeit<br />

eine fehlerhafte Messung oder eine zu große Meßabweichung vor. 18<br />

Nach der Ausgleichung sieht man sich den mittleren Gewichtseinheitsfehler 0<br />

a-posteriori und die mittleren Koordinatenfehler an. 0 sollte dabei nicht wesentlich<br />

größer oder kl<strong>einer</strong> als 0 a-priori sein, ansonsten (schließt man Fehler im funktionalen<br />

und stochastischen Modell aus) wurden die Meßgenauigkeiten als zu gut bzw. zu<br />

schlecht angenommen und sollten <strong>einer</strong> kritischen Beurteilung unterzogen werden. 19<br />

17<br />

Möser et al.: Ingenieurgeodäsie – Grundlagen, S. 431<br />

18<br />

Möser et al.: Ingenieurgeodäsie – Grundlagen, S. 440<br />

19<br />

ebd., S. 441


2 GRUNDLAGEN 15<br />

2.3 Die elektrooptische Distanzmessung<br />

Die elektrooptische Streckenmessung funktioniert im Prinzip recht einfach. Es wird<br />

ein Meßsignal von einem Sender emittiert, vom Meßobjekt zu einem Empfänger<br />

reflektiert und dort erfaßt.<br />

Als Meßsignal dienen elektromagnetische Wellen, von denen prinzipiell alle verwendbar<br />

sind. Günstig für Laufzeitmessungen haben sich Wellen mit Wellenlängen<br />

im Meterbereich herausgestellt. Diese haben aber schlechte Ausbreitungseigenschaften<br />

und lassen sich schwer bündeln. Wellen im Bereich des kurzwelligen sichtbaren<br />

Lichts und des nahen Infrarot lassen sich zwar gut bündeln, es ist jedoch problematisch,<br />

das gesendete Signal zum Empfangszeitpunkt eindeutig zu detektieren.<br />

Deswegen wird auf die kurzwellige Lichtwelle die langwellige Meßwelle (auch Maßstabswelle<br />

genannt) aufmoduliert, um die günstigen Eigenschaften beider Wellen zu<br />

vereinen. Die Meßwelle dient dabei zur eigentlichen Distanzmessung und die Lichtwelle<br />

zur Übertragung des Meßsignals.<br />

Es gibt zwei Verfahren, die bei der elektrooptischen Distanzmessung Anwendung<br />

finden: das Impuls- oder Laufzeitverfahren und das Phasenvergleichsverfahren.<br />

2.3.1 Das Impulsverfahren<br />

Bei diesem Verfahren schickt der Sender Meßimpulse aus. Mit dem Zeitpunkt des<br />

Aussendens startet ein Laufzeitmesser, der beim Empfangen des zurückgekehrten<br />

Signals wieder stoppt. Die Distanz zwischen Standpunkt und Meßobjekt berechnet<br />

sich dann aus der Geschwindigkeit des Impulses und der Zeit, die es für die Strecke<br />

benötigte. Die gemessene Zeit muß hierfür halbiert werden, da das Meßsignal bei der<br />

Messung den doppelten Weg zurückgelegt hat (Hin- und Rückweg).<br />

Abb. 2 – 6:<br />

Prinzip des Impulsverfahrens<br />

(aus Deumlich: Instrumentenkunde)


2 GRUNDLAGEN 16<br />

Das Impulsverfahren wurde lange Zeit kaum verwendet, da die Zeitmessung die erforderlichen<br />

Genauigkeiten nicht erreichte, bzw. der Aufwand dafür zu hoch war.<br />

Beispiel: Für eine Strecke von 6 mm benötigt das Signal bei <strong>einer</strong> Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

von 299792,5 km/s (Lichtgeschwindigkeit) 0,02 ns. Soll also die Distanzmessung<br />

eine Genauigkeit von 6 mm erreichen, so muß die Zeit wegen des doppelten<br />

Weges auf 0,04 ns bestimmbar sein.<br />

2.3.2 Das Phasenvergleichsverfahren<br />

Beim Phasenvergleichsverfahren wird eine kontinuierliche harmonische Welle ausgesendet.<br />

Die zurückkommende Welle unterteilt sich hierbei in n ganze Schwingungen<br />

und einen Phasenrest R. Der Phasenmesser ist lediglich in der Lage, diesen Phasenrest<br />

zu messen und auch das nur mit <strong>einer</strong> Genauigkeit von ca. 1/4000 – 1/8000 .<br />

Das bedeutet, die Distanz ist nur eindeutig für Strecken, die nicht größer als die halbe<br />

Wellenlänge der Meßwelle sind. Aus diesem Grund wird die Messung gestaffelt mit<br />

zwei oder drei Wellenlängen durchgeführt; eine Grobmessung mit <strong>einer</strong> Wellenlänge<br />

von ca. 2000 m und Feinmessungen mit Wellenlängen von etwa 3 - 20 m.<br />

Die Grobmessung ist dabei für die Berechnung der Strecke mit Metergenauigkeit<br />

zuständig und garantiert für die Eindeutigkeit der Messung. Die Feinmessungen sind<br />

ausschlaggebend für die Berechnung der Strecke auf mm-Genauigkeit.<br />

Abb. 2 – 7:<br />

Prinzip des Phasenvergleichsverfahrens<br />

(aus Möser u. a.: Ingenieurgeodäsie-Grundlagen)<br />

Ein Gerät mit <strong>einer</strong> Wellenlänge für den Feinmaßstab von 20 m und <strong>einer</strong> Phasenmeßgenauigkeit<br />

von 1/4000 l kann die durch den Phasenrest bestimmte Reststrecke<br />

beispielsweise auf 5 mm genau ermitteln.


2 GRUNDLAGEN 17<br />

2.3.3 Reflektor- und reflektorlose Messung<br />

Die Aufgabe von Reflektoren ist es, das Meßsignal zurück zum Empfänger zu leiten,<br />

ohne es dabei großartig abzuschwächen (der Intensitätsverlust liegt im Bereich von<br />

ca. 2-3 %). Dabei werden fast vorwiegend Tripelprismen verwendet, die, anders als<br />

Planspiegel, nicht genau ausgerichtet werden müssen, da durch deren Form der Meßstrahl<br />

streng parallel zu sich selbst zurückgeworfen wird. 20<br />

Bei der reflektorlosen Messung ist hingegen kein Reflektor notwendig, das Meßsignal<br />

wird vom zu messenden Objekt selbst reflektiert. Dabei hängen Streckenmeßgenauigkeit<br />

und Reichweite von verschiedenen Faktoren ab:<br />

vom Material, der Rauheit, der Farbe und der Struktur des Objekts (den Reflexionseigenschaften<br />

an sich),<br />

dem Durchmesser des Meßstrahls (je kl<strong>einer</strong> der Durchmesser, desto eindeutiger<br />

der Meßpunkt),<br />

vom Auftreffwinkel des Meßstrahls,<br />

von Wellenlänge und Intensität des Signals,<br />

von der Empfängerempfindlichkeit und<br />

von äußeren Störungen, die das Signal absorbieren oder streuen können<br />

(z. B. Nebel, starke Sonneneinstrahlung, ...).<br />

Je nach Objekt liegt die Abschwächung des Signals bei 10-100 %, weswegen sich die<br />

Messung mit solchen Systemen desöfteren als schwierig erweist.<br />

Beim reflektorlosen Messen hängt die Punktgenauigkeit in besonderem Maße von der<br />

Richtigkeit der Streckenmessung ab. Da kein eindeutiger Reflexionspunkt mehr vorhanden<br />

ist, ist sie besonders fehleranfällig. Dies kann zum einen durch störende<br />

Objekte (Äste, Zäune, ...) im Meßstrahl hervorgerufen werden, die eine Verkürzung<br />

der gemessenen Strecke zur Folge haben.<br />

Ein weiterer Grund ist der Durchmesser des Meßstrahls. Je weiter das Ziel vom Instrument<br />

entfernt ist, desto stärker nimmt dieser zu. Das hat zur Folge, daß Ecken<br />

und Kanten, die bei den meisten Objekten angezielt werden, nicht einwandfrei gemessen<br />

werden können. Durch die Divergenz des Meßsignals treffen einige Strahlen<br />

auf benachbarte Oberflächen. Es bildet sich eine Art Mischstrecke, die je nach Lage<br />

der Nachbarpunkte im Unterschied zur Sollstrecke mehr oder weniger stark verfälscht<br />

ist. Strecken werden zu lang oder zu kurz gemessen.<br />

20<br />

Kahmen: Vermessungskunde, S. 181


2 GRUNDLAGEN 18<br />

Abb. 2 – 8:<br />

Auswirkung der Strahlendivergenz<br />

Abb. 2 – 9: Verfälschung der Sollstrecke<br />

Um diesen Streckenverfälschungen wirksam zu begegnen, wird in der Tachymetrie<br />

der Meßstrahl so auf das Meßobjekt ausgerichtet, daß eine ebene, idealerweise<br />

orthogonal zum Zielstrahl befindliche Fläche gemessen werden kann. Anschließend<br />

wird die Richtung eingedreht. Distanz und Richtung werden getrennt gemessen und<br />

dann gemeinsam abgespeichert.<br />

Bei der Messung mit einem Laserscanner ist dies aber nicht möglich, da das vorgegebene<br />

Raster nicht für Einzelpunkte verändert werden kann. Die so entstehenden<br />

Ungenauigkeiten werden aber durch die Vielzahl an Meßpunkten wieder weitgehend<br />

ausgeglichen.


2 GRUNDLAGEN 19<br />

2.4 Laserscanner<br />

Laserscanner sind Meßsysteme, mit denen Objekte verschiedenster Art und Größe<br />

berührungslos vermessen werden können.<br />

Beim Scannen wird ein Meßsignal ausgesendet, welches vom zu scannenden Objekt,<br />

beispielsweise <strong>einer</strong> Hauswand, einem Mast, dem Erdboden usw., reflektiert und zu<br />

einem Sensor zurückgesendet und dort registriert wird. Die Koordinaten der Meßpunkte<br />

werden über die Entfernung, Horizontal- und Vertikalwinkel in einem lokalen<br />

System in Bezug auf den Scannerstandpunkt festgelegt.<br />

Gescannt wird rasterförmig in vorher durch die Scanauflösung vorgegebenen Spiegelpositionen.<br />

Die Gesamtanzahl der Meßpunkte pro Scan kann zum einen durch die<br />

Scanauflösung festgelegt werden. Sie wird getrennt in horizontaler und vertikaler<br />

Richtung auf eine bestimmte Entfernung angegeben. Liegt das zu scannende Objekt<br />

weiter entfernt als angegeben, wird es grobmaschiger gescannt. Analog dazu führt<br />

eine kürzere Entfernung zu <strong>einer</strong> dichteren Punktwolke. Abb. 2 - 10 zeigt den einfachen<br />

Zusammenhang. Die Definition <strong>einer</strong> festen Gesamtpunktzahl ist ebenfalls<br />

möglich.<br />

Abb. 2 – 10:<br />

Rasterpunktabstand in Abhängigkeit von der Entfernung<br />

Das Ergebnis solcher Scans sind <strong>3D</strong>-Punktwolken, die mit geeigneter Software ausgewertet<br />

und weiterbearbeitet werden können (z. B. Überführung der lokalen Koordinaten<br />

in ein anderes Koordinatensystem, Modellierung der Punktwolken und Umsetzung<br />

in <strong>3D</strong>-Modelle).


2 GRUNDLAGEN 20<br />

Scanner bestehen aus drei Komponenten:<br />

- <strong>einer</strong> Steuer- und Datenverwaltungseinheit<br />

- dem Richtungsmeßsystem und<br />

- dem Distanzmeßsystem.<br />

Bei der Steuer- und Datenverwaltungseinheit handelt es sich in der Regel um einen<br />

PC (Notebook). Sie ist für die Steuerung der Meßsysteme und die Datenspeicherung<br />

zuständig. Außerdem dient sie als Plattform für die weitere Bearbeitung der Daten.<br />

Das Richtungsmeßsystem besteht aus einem System von Spiegeln, Spiegelpolygonen<br />

und Prismen. Es ist entweder so aufgebaut, daß die Strahlenquelle (des Distanzmessers)<br />

beweglich ist oder die Bahn des Laserstrahls über die Spiegel-Prismen-<br />

Anordnung verändert wird. Die Anzahl der scanbaren Punkte pro Zeiteinheit bzw. die<br />

Scangeschwindigkeit wird dadurch festgelegt, wieviel Masse (Spiegel, Prismen, Gehäuse<br />

...) zu bewegen ist. Je geringer diese Masse, desto größer ist die Scangeschwindigkeit<br />

und damit die Punktmenge pro Zeiteinheit. Sie kann von Gerät zu Gerät variieren.<br />

Das Distanzmeßsystem arbeitet entweder mit dem Impuls-(Laufzeit-)verfahren oder<br />

mit dem Phasenvergleichsverfahren. Beide Verfahren wurden in Kapitel 2.3 näher<br />

beschrieben.<br />

Scanner können weiterhin durch ihr Gesichtsfeld in zwei Arten unterteilt werden:<br />

Camera-View-Scanner und Panorama-View-Scanner.<br />

Der Camera-View-Scanner besitzt einen festen Bildausschnitt wie eine gewöhnliche<br />

Fotokamera und muß manuell auf das jeweilige Zielgebiet/-objekt ausgerichtet werden.<br />

Bei diesen Geräten erfolgt die Ablenkung des Zielstrahls in aller Regel durch<br />

rotierende Spiegel. Ein Beispiel hierfür ist der HDS 2500 der Firma Leica.<br />

Der Panorama-View-Scanner verfügt über ein horizontales Gesichtsfeld von 360°. Er<br />

ist in seinem Aufbau den Tachymetern ähnlich, da die Richtungsmessung des Zielstrahls<br />

durch die Bewegung des Meßkopfes geschieht. Hier sei der HDS 3000, ebenfalls<br />

von der Firma Leica, als Beispiel genannt.<br />

Scanner finden heutzutage schon in vielfältigen Bereichen Anwendung, angefangen<br />

bei Vermessung, Facility Management und Architektur (Bauwerksüberwachung,<br />

Aufnahme von Innenräumen, Fassaden..., Bestandspläne, Volumenermittlung) bis<br />

hin zum Bereich Sicherheit (Bestandteil von Überwachungssystemen) und Verkehr<br />

(Erkennen von Hindernissen bei Fahr- und Flugzeugen).


2 GRUNDLAGEN 21<br />

2.4.1 Der Laserscanner HDS 3000<br />

Im Rahmen dieser Diplomarbeit wurde für die Hauptmessung der HDS 3000<br />

(Abb. 2 - 11) benutzt, ein motorisierter Laserradarscanner der Firma Leica Geosystems.<br />

Bei diesem Scanner handelt es sich um einen Panorama-View-Scanner.<br />

Er besitzt ein horizontales Sichtfeld von 360° und ein vertikales von 270°. Der Meßstrahl<br />

wird in vertikaler Richtung durch einen Spiegel, horizontal über einen<br />

Servomotor bewegt.<br />

Die Entfernungsmessung erfolgt <strong>mittels</strong> Laufzeitverfahren, welches im Kapitel 2.3.1.<br />

näher erläutert wurde.<br />

Abb. 2 – 11: HDS 3000<br />

(Foto: Leica)<br />

(In Tabelle 2 - 1 sind Angaben zum verwendeten Laser,<br />

erreichbaren Meßgenauigkeiten und weiteren<br />

Gerätespezifikationen dargestellt.)<br />

Als Benutzerinterface dient ein externer Laptop, der<br />

über ein Netzwerkkabel mit dem Scanner verbunden<br />

wird.<br />

Das Notebook benötigt mindestens einen Pentium-<br />

Prozessor mit 1,4 GHz und 512 MB RAM, eine<br />

Ethernet-Netzwerkkarte, ein SXGA+Display und<br />

Windows XP (professional bzw. home) oder Windows<br />

2000. Weiterhin wird das Programm Cyclone der<br />

Version 5.1 oder höher zur Messung und<br />

anschließenden Bearbeitung benötigt.<br />

Die integrierte Digitalkamera hat drei Aufnahmemodi:<br />

niedrig, mittel, hoch. Ein Einzelimage 24° x 24° hat im<br />

Modus „high“ 1024 x 1024 Pixel (1 Megapixel), ein Rundum-Image (aus 111 Einzelimages<br />

zusammengesetzt) 360° x 270° ca. 64 Megapixel.<br />

2.4.2 Der Laserscanner HDS 2500<br />

Der HDS 2500 wurde für alle Nachmessungen verwendet. Im Gegensatz zum HDS<br />

3000 ist dieses Gerät ein Camera-View-Scanner mit einem festem Scanfenster von<br />

40° x 40°.<br />

Auch bei diesem Scanner geschieht die Distanzmessung <strong>mittels</strong> Laufzeitverfahren, im<br />

Gegensatz zum HDS 3000 aber die Ablenkung des Zielstrahls über zwei Spiegel.<br />

Ebenso wie der HDS 3000 wird der HDS 2500 über ein mit einem Netzwerkkabel<br />

verbundenen Notebook bedient und verfügt ebenfalls über eine eingebaute Digitalkamera,<br />

welche jedoch nur eine sehr schlechte Bildqualität liefert.


2 GRUNDLAGEN 22<br />

In Tabelle 2 - 1 sind auch hierzu zusätzlich weitere<br />

Geräteangaben aufgeführt.<br />

Das Notebook sollte mindestens einen 1GHz-Pentium3-<br />

Prozessor, 256MB RAM (besser 512 MB), eine Ethernet<br />

Netzwerkkarte und eine SVGA-Grafikkarte haben. Als Betriebssystem<br />

ist WINDOWS NT 4.1, WINDOWS 2000 oder<br />

WINDOWS XP nötig.<br />

Abb. 2 – 12: HDS 2500<br />

(Foto: Leica)<br />

2.4.3 Kurze Gegenüberstellung<br />

Durch die Möglichkeit des Rundumscannens des HDS 3000 ist er um einiges besser<br />

geeignet, größere Meßgebiete abzudecken als der HDS 2500. Das Meßgebiet ist mit<br />

deutlich weniger Scans aufnehmbar. Es müssen auch bedeutend weniger Verknüpfungspunkte<br />

über das Gebiet verteilt werden als bei Verwendung von Camera-View-<br />

Scannern, da durch das größere Sichtfeld mehrere gleichzeitig meßbar sind. Ferner<br />

entfällt das zeitraubende Einrichten des Meßfensters. Dieses wird anhand der<br />

Digitalfotos festgelegt, und das Gerät dreht automatisch in die richtige Position und<br />

beginnt mit dem Scanvorgang.<br />

Der Nachteil an der Kamera des HDS 3000 ist die Einstellung der Belichtungszeit.<br />

Beim HDS 2500 wird eine Voransicht des Bildes angeboten, wodurch man eine gute<br />

Möglichkeit hat, relativ schnell ein brauchbares Image zu erstellen. Diese Funktion<br />

fehlt jedoch beim HDS 3000, was die Erstellung eines Images unnötig erschwert. Das<br />

entstehende Bild wird weniger für eine spätere Auswertung als für die Festlegung des<br />

Scanfensters benötigt, da der Scanner über k<strong>einer</strong>lei Visier- oder Ableseeinrichtungen<br />

verfügt. Innerhalb des erzeugten Fotos kann an beliebiger Stelle ein Rahmen<br />

gezogen werden, der den späteren Scanausschnitt symbolisiert.<br />

Beide Scanner sind bei beliebigen Lichtverhältnissen einsetzbar, von kompletter<br />

Dunkelheit bis zu normalem Sonnenlicht. Das Messen bei sehr hoher Luftfeuchtigkeit,<br />

Regen oder Schnee ist unbedingt zu vermeiden, da die Geräte zum einen nicht<br />

feuchtigkeitsverträglich sind und zum anderen bei Niederschlägen diese mitgescannt<br />

werden und sich als Störungen im Scan unangenehm bemerkbar machen.


2 GRUNDLAGEN 23<br />

Weiterhin sind die Scanner nur bei Temperaturen von 0°C bis 40°C einsetzbar. Bei<br />

niedrigeren Temperaturen stellt das Gerät keine Verbindung mehr zum Notebook her<br />

bzw. bricht die Scans unvollendet ab (beobachtet beim HDS 3000, wobei leider k<strong>einer</strong>lei<br />

Hinweise zur Ursache für die Ausfälle erfolgten).<br />

Eine Übersicht der technischen Daten beider Scanner stellt Tab. 2 – 1 dar.


2 GRUNDLAGEN 24<br />

Tab. 2 – 1: Gerätespezifikationen HDS 2500 und HDS 3000<br />

HDS 2500 HDS 3000<br />

Laser<br />

Wellenlänge 532 nm (grün) 532 nm (grün)<br />

Klasse 2 (CFR 1040) 3R (IEC 60825-1) 1<br />

Meßbereich<br />

Entfernung (optimal) 1,5 – 100 m 1 – 100 m<br />

horizontal (max.) 40° 360°<br />

vertikal (max.) 40° 270°<br />

Meßgeschwindigkeit 850 Punkte/s 1800 Punkte/s<br />

Genauigkeiten (auf 50 m)<br />

Strecke 4 mm 4 mm<br />

Winkel (horiz., vertik.) 60 µrad 30 µrad<br />

Koordinaten 6 mm 6 mm<br />

Erkennung ebener Targets keine Angabe 1,5 mm<br />

<strong>einer</strong> modellierten Fläche 2 mm 2 mm<br />

Scansystem<br />

Punktgröße < 6 mm / 50m < 6 mm / 50m<br />

maximale Abtastdichte 1,2 mm 1,2 mm<br />

maximale Punktzahl 1000 Punkte/Zeile 20000 Punkte/Zeile<br />

1000 Punkte/Spalte 5000 Punkte/ Spalte<br />

Abmessungen (Scanner)<br />

Länge, Breite, Höhe 40,1 x 33,8 x 42,9 cm 26,5 x 37 x 51 cm<br />

Gewicht 20,5 kg 16 kg<br />

Abmessungen (Akku)<br />

Länge, Breite, Höhe 31,2 x 27,9 x 23,8 cm 15,5 x 23,6 x 21,5 cm<br />

Gewicht 7,3 kg 12 kg<br />

Energiebedarf<br />

Input 12 V 12 V<br />

Verbrauch 100 W < 80 W<br />

Batteriehaltbarkeit 8 h 6 h<br />

(1) IEC 60825-1 : internationale Lasersicherheitsnorm; schreibt technische Sicherheitsmaßnahmen für<br />

Hersteller und Anwender von Lasergeräten vor.


2 GRUNDLAGEN 25<br />

2.5 Anforderungen der BVG<br />

Allen Nichteisenbahnen, die am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen, liegt die<br />

BOStrab (Bau- und Betriebsordnung Straßenbahn) zugrunde. Daneben schaffen sich<br />

die einzelnen Verkehrsgesellschaften für ihren Geltungsbereich selbst Verordnungen<br />

und Richtlinien, um einen gewissen Qualitätsstandard für Aufnahme, Planung und<br />

Neubau von Gleisanlagen garantieren zu können.<br />

Für die topographische Aufnahme von Gleis- und Straßenbereichen im Auftrage der<br />

Berliner Verkehrsbetriebe BVG ist das „Handbuch Bestandsvermessung Straßenbahn“<br />

maßgebend. Dort ist explizit festgelegt,<br />

welche Genauigkeiten bei der Punktaufnahme einzuhalten sind,<br />

welche Topographie relevant für die Aufnahme ist,<br />

wie die relevanten topographischen Punkte aufzunehmen sind und<br />

wie sie im Bestandsplan darzustellen sind.<br />

Das „Handbuch Bestandsvermessung“ gehört bei der Auftragsvergabe stets zum<br />

Leistungsverzeichnis dazu.<br />

Desweiteren wird seitens der BVG erwartet und auch kontrolliert, daß die zur Messung<br />

eingesetzten Instrumente regelmäßig überprüft und gewartet wurden und zur<br />

Messung geeignet sind.<br />

In puncto Genauigkeit trennt die BVG <strong>einer</strong>seits zwischen Lage und Höhe, andererseits<br />

zwischen Licht- und Straßenraum. Der Lichtraum wird nach Möser folgendermaßen<br />

erklärt: „Die Gewährleistung eines gefahrlosen Betriebes auf einem Verkehrsweg<br />

verlangt die Freihaltung eines definierten Raumes um dessen Achse. Dieser<br />

wird mit dem Begriff ‚Lichtraum’ bezeichnet. Die Größe und Form des Lichtraumes<br />

hängt in erster Linie von den Eigenarten des Verkehrsweges und der auf ihm verkehrenden<br />

Fahrzeuge ab. Er wird durch eine exakt festgelegte ‚Lichtraumumgrenzungslinie’<br />

definiert... Die Lichtraumumgrenzung ist eine auf Gleismitte und Schienenoberkante<br />

bezogene äußere Umgrenzung eines für alle Gleise vorzusehenden<br />

Raumes, in den bauliche Anlagen oder Einrichtungen sowie feste oder lagernde Gegenstände<br />

nicht hineinragen dürfen. Ausgenommen davon sind Einrichtungen für die<br />

unmittelbare Beeinflussung der Fahrzeuge, z. B. Fahrleitungen, Zugbeeinflussungseinrichtungen.<br />

Die Lichtraumumgrenzung dient dem ungehinderten und gefahrlosen<br />

Bewegen der Fahrzeuge und berücksichtigt Wank- und Schlingereinflüsse sowie<br />

Unregelmäßigkeiten der Gleislage.“ 21<br />

21<br />

Möser et al.: Ingenieurgeodäsie – Eisenbahnbau, S. 58f


2 GRUNDLAGEN 26<br />

Bei der Berliner Straßenbahn gelten für die Bestandsaufnahme diejenigen Objekte als<br />

lichtraumrelevant, die sich 2,50 m horizontal von der Gleisachse und 5 cm bis zu<br />

2,50 m über Schienenoberkante befinden.<br />

Für aufzumessende topographische Punkte gilt eine Nachbarschaftstreue von 7 mm<br />

im lichtraumrelevanten und 15 mm im sonstigen Bereich, während die Höhengenauigkeit<br />

generell unter 3 mm zu liegen hat.<br />

Für die Orientierung gilt, daß mindestens drei geometrisch günstig angeordnete<br />

Anschlußpunkte verwendet werden müssen (sowohl für die freie Stationierung als<br />

auch für den Abriß) und daß der mittlere Punktfehler von 3 mm in der Lage und<br />

2 mm in der Höhe nicht überschritten werden darf.<br />

Diese Forderungen begründen sich darauf, daß bei der Planung <strong>einer</strong> neuen Trasse<br />

besonderes Augenmerk auf vorhandene Zwangspunkte wie im Lichtraum befindliche<br />

Objekte oder Gleis- bzw. Weichenanschlüsse gelegt werden muß.<br />

Die Lage- und Höhenfestpunkte der BVG befinden sich überwiegend in Form von<br />

Bohrungen oder Körnungen an Fahrleitungsmasten der Straßenbahn und können<br />

nur mit Hilfe spezieller Prismenträger aufgehalten werden (siehe Abb. 2 – 13 und<br />

2 - 14).<br />

Abb. 2 – 13: Anschlußpunkt der BVG Abb. 2 – 14: Aufhalten der Anschlußpunkte<br />

(Handb. Bestandsvermessung)


2 GRUNDLAGEN 27<br />

Einen wesentlichen Bestandteil der vorliegenden<br />

Diplomarbeit stellt neben zahlreichen anderen,<br />

für einen Bestandsplan interessanten<br />

topographischen Objekte, die Erfassung der<br />

Gleise oder besser gesagt der Fahrkanten dar.<br />

Diese wird in der Praxis <strong>mittels</strong> eines sogenannten<br />

Gleiswinkels für beide Schienen separat<br />

durchgeführt. Der Gleiswinkel ist dabei<br />

notwendig, weil der als Fahrkante darzustellende<br />

Punkt in der Realität nicht existiert.<br />

Vielmehr entsteht er erst durch Schnittbildung<br />

der zwei senkrecht aufeinander stehenden<br />

Kanten des Winkels, von denen die eine auf der<br />

Schienenoberkante (SO) und die andere 14 mm<br />

unter SO an der Schieneninnenseite anliegt<br />

(siehe Abb. 2 - 15). Damit beträgt die theoretische<br />

Spurweite 1433 mm statt der Normalspurweite<br />

von 1435 mm.<br />

Abb. 2 – 15:<br />

Gleiswinkel und<br />

Fahrkante<br />

(Handb. Bestandsvermessung)<br />

Eine weitere Besonderheit stellt die Aufnahme der Fahrleitungsmaste dar. Diese<br />

sollen „für eine zweifelsfreie Darstellung bzw. Zuordnung und eine gesicherte Aussage<br />

über Umfang bzw. Seitenlänge“ 22 erstens so weit unten wie möglich und zweitens<br />

an den in Abb. 2 - 16 dargestellten Stellen aufgenommen werden. Außerdem müssen<br />

alle gleisseitigen Mastanbauten erfaßt werden. Die Darstellung der Maste im Plan<br />

erfolgt grundsätzlich maßstäblich, auch wenn sie als Symbol eingefügt werden.<br />

Für andere Aufnahmeobjekte gelten die im Handbuch Bestandsvermessung angegebenen<br />

Regeln. Dort ist beschrieben, an welcher Stelle ein Objekt aufgehalten werden<br />

muß und wie es später in den Plan einzufügen ist.<br />

22<br />

Handbuch Bestandsvermessung Straßenbahn, Teil B


2 GRUNDLAGEN 28<br />

Abb. 2 – 16:<br />

Aufnahme von Fahrleitungsmasten<br />

(Handbuch Bestandsvermessung)


3 MESSUNG 29<br />

3 Messung<br />

3.1 Netzmessung<br />

Für die spätere Verknüpfung der einzelnen Scans zu <strong>einer</strong> Gesamtpunktwolke (siehe<br />

Registrierung, Kap. 4.2.2) war es notwendig, geeignete Verknüpfungspunkte zu<br />

schaffen. Da die BVG zudem sämtliche Punkte im Landeskoordinatensystem Soldner<br />

Berlin benötigt, bot es sich an, diese Verknüpfungspunkte auch im Landeskoordinatensystem<br />

zu bestimmen. Bereits vorhandene Aufnahmepunkte von BVG und Bezirksamt<br />

waren für das Anbringen der Targetmarken leider ungeeignet.<br />

Unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten und der Möglichkeiten des<br />

Panorama-Scanners erschien die Verwendung von jeweils einem Target an den Kreuzungsecken<br />

und Mittelinseln, also von insgesamt acht Punkten als ausreichend. Die<br />

Anlage eines dauerhaften Paßpunktes in der Kreuzungsmitte mußte mangels Realisierbarkeit<br />

verworfen werden.<br />

Abb. 3 – 1:<br />

Netzskizze


3 MESSUNG 30<br />

Die Beschaffenheit der verwendeten Targets (magnetische Reflexfolien) ließ zwar<br />

eine direkte Aufstellung darauf nicht zu und schloß damit die klassische Polygonierung<br />

aus. Eine durchgeführte Diagnoseausgleichung zeigte aber, daß die Polaraufnahme<br />

der Targets von vier Standpunkten an je <strong>einer</strong> Kreuzungsecke als ausreichend<br />

kontrollierbar angesehen werden konnte. Somit erfolgte die Bestimmung der<br />

Koordinaten der Targets 5 – 12 von den Standpunkten 90001, 902, 903 und 904 aus.<br />

90001 ist ein übergeordneter Lagefestpunkt des Landes Berlin, die restlichen Punkte<br />

sind frei gewählt und durch Bolzen vermarkt worden.<br />

Von den acht Targets wurden vier an achteckigen Masten (7, 9, 10, 12), zwei an TT-<br />

Trägern (8 und 11) und eines (6) am Mast <strong>einer</strong> Schilderbrücke abnehmbar angebracht;<br />

Target 5 wurde an <strong>einer</strong> Ampel dauerhaft fixiert. Die magnetischen Targets<br />

wurden nach der Netzmessung wieder entfernt, da bis zum Scannen noch einige Tage<br />

Zeit war und Diebstahl nicht ausgeschlossen werden konnte. Um die Targets nach der<br />

Netzmessung für eventuelle Nachmessungen und für den Scan wieder an exakt den<br />

gleichen Stellen anbringen zu können, wurden sie mit einem wasserfesten Stift umrandet<br />

und numeriert, so daß jeweils dieselben Marken ihren Standpunkten zugeordnet<br />

werden konnten.<br />

Als Anschlußpunkte standen die amtlichen Aufnahmepunkte 70007 und 90001 sowie<br />

die BVG-eigenen Punkte 560403, 560404, 560405, 560407 und 530611 zur Verfügung<br />

(Netzskizze siehe Abb. 3 - 1). Weitere Punkte wurden aufgrund ungünstiger<br />

Sichtverhältnisse (parkende Fahrzeuge etc.) nicht angezielt.<br />

Die Messung erfolgte für Lage und Höhe getrennt, d. h. es fanden eine tachymetrische<br />

Aufnahme und ein Nivellement statt.<br />

3.1.1 Höhe<br />

Zur Höhenbestimmung im Festpunktfeld wurden die BVG-Punkte 560404, 560405<br />

und 560407 als Anschluß benutzt, da keine weiteren Höhenfestpunkte zur Verfügung<br />

standen. Es wurde ein Nivellementzug mit dem zuvor geprüften Nivellierinstrument<br />

Zeiss Ni 2 über die Targetpunkte, die Polygonpunkte 902, 903 und den AP 90001<br />

gemessen. Dabei wurden drei Festpunkte als Anschluß verwendet, um eventuelle<br />

Höhenfehler in den Festpunkten erkennen zu können. Zusätzlich wurden die Neupunkte<br />

ein zweites Mal über Zwischenblicke bestimmt, damit eine weitere Kontrollmöglichkeit<br />

besteht. Eine erste Kontrolle des Nivellements wurde gleich vor Ort<br />

durchgeführt. Die Festlegung der endgültigen Neupunkthöhen sollte später über eine<br />

Ausgleichung erfolgen.


3 MESSUNG 31<br />

3.1.2 Lage<br />

Vor der eigentlichen Messung fand eine Instrumentenprüfung mit dem internen<br />

Prüfprogramm statt, die keine besonderen Auffälligkeiten zeigte.<br />

Von den Polygonpunkten 902, 903, 904 und dem AP 90001 aus wurden mit dem<br />

Tachymeter Leica TCRP 1202 jeweils in einem Halbsatz polar die anderen Polygonpunkte,<br />

die Punkte der BVG und die sichtbaren Targetpunkte angemessen. Hierbei<br />

wurden die Schrägstrecken und Horizontalrichtungen unter Berücksichtigung von<br />

Temperatur, Luftdruck und Maßstab gespeichert. Auf den vier Kreuzungseckpunkten<br />

90001 und 902 – 904 wurde mit Zwangszentrierungen gearbeitet, um Ungenauigkeiten<br />

in der Zentrierung bei wiederholtem Aufbauen der Stative vorzubeugen.<br />

Abb. 3 – 2:<br />

Netzmessung<br />

Die Targetpunkte wurden reflektorlos angemessen, da kein geeigneter Reflektor zur<br />

Verfügung stand und Reflexfolie sich als nicht praktikabel erwies (das Ablaufen der<br />

Targets hätte mit <strong>einer</strong> Trittleiter erfolgen müssen und zu lange gedauert). Das Anvisieren<br />

der Marken stellte sich dabei als etwas problematisch heraus, denn der Markenmittelpunkt<br />

war bei größeren Entfernungen nicht mehr eindeutig zu erkennen


3 MESSUNG 32<br />

und mußte somit auf anderem Wege visualisiert werden (Anzeigen der Richtung<br />

durch den zweiten Mann). Zudem waren die Marken an den Masten nicht zum Tachymeter<br />

hin drehbar, was unter Umständen zu ungünstigen Einfallswinkeln des<br />

Meßstrahls und so zu Ungenauigkeiten in der Streckenmessung führen konnte.<br />

Ebenfalls schwierig anzumessen waren die Punkte der BVG. Da es sich hierbei um<br />

Körnungen in TT-Trägern und achteckigen Laternenmasten handelte, waren sie nur<br />

von bestimmten Richtungen aus anmeßbar. Auch stand für deren Aufhalten kein<br />

geeignetes Prisma (siehe Kap. 2.5, Abb. 2 – 14) zur Verfügung, so daß mit Reflexfolie<br />

gearbeitet werden mußte.<br />

Die Netzmessung wurde durch Fußgänger, Straßenverkehr, Reparaturarbeiten am<br />

Kabelnetz und eine feuchtkalte, ungünstige Witterung behindert und verzögert und<br />

dauerte daher rund sieben Stunden.<br />

Da nach <strong>einer</strong> ersten Ausgleichung des Netzes die Lagequalität der Neupunkte hinter<br />

den Erwartungen zurückblieb, wurde fünf Tage nach der Netzmessung mit einem<br />

Theodolit Wild T2 eine Nachmessung durchgeführt. Dabei wurden auf den Punkten<br />

90001 und 902 – 904 jeweils in einem Vollsatz die Horizontalrichtungen zu den<br />

Targetpunkten 5 – 12 gemessen. Da es sich beim T2 um einen Sekundentheodolit<br />

handelt, versprach die Winkelmessung genauer als beim Tachymeter zu werden und<br />

eine bessere Punktbestimmung <strong>mittels</strong> Vorwärtsschnitt zu ermöglichen.<br />

Damit waren die Netzmessungen abgeschlossen, und die Netzausgleichung sowie die<br />

Arbeiten mit dem Scanner konnten beginnen.


3 MESSUNG 33<br />

3.2 <strong>Laserscanning</strong> der Kreuzung<br />

3.2.1 Praktische Probleme<br />

Ungefähr zehn Tage nachdem das Festpunktfeld geschaffen wurde, fanden die Messungen<br />

mit dem Scanner statt. Dazu wurde ein Rundumscanner (HDS 3000) von der<br />

Firma Leica Geosystems für eine Woche entliehen. Der Zeitplan sah diverse Grobund<br />

Feinscans an vier Nächten der Woche (Montag bis Donnerstag) vor. Die Scans<br />

sollten zwischen 23 und 5 Uhr durchgeführt werden, weil in dieser Zeit sowohl Straßen-<br />

als auch Schienenverkehr und Behinderungen durch Passanten minimal gewesen<br />

wären. Zur Überwachung der Verkehrssituation wollte die BVG Sicherheitsposten<br />

zur Verfügung stellen. Diese kamen jedoch nur in der ersten Nacht zum Einsatz.<br />

Denn dort zeigte sich, daß eine Messung mit dem Scanner nicht möglich war, genauer<br />

gesagt ließ sich der Scanner nicht über das Netzwerk mit dem Laptop verbinden oder<br />

eine aufgebaute Verbindung wurde nach wenigen Minuten wieder unterbrochen. Es<br />

erfolgte dabei jedoch k<strong>einer</strong>lei Meldung über die Ursache.<br />

Eine Rücksprache mit Leica am nächsten Morgen ergab, daß der Scanner nur bis<br />

minimal 0°C einsatzfähig ist. In den Nächten sanken die Temperaturen derzeit jedoch<br />

auf bis zu –10°C und auch tagsüber stiegen sie kaum über 1°C. Die Empfehlung<br />

von Leica, doch am Tage zu scannen, weil die Sonne den Scanner zusätzlich erwärmte,<br />

nützte am ersten Tag noch nichts, da wiederum keine Verbindung zwischen Scanner<br />

und Notebook möglich war. Somit gingen bereits zwei Arbeitstage verloren.<br />

Für die restlichen Scans blieb keine andere Möglichkeit, als sie tagsüber durchzuführen,<br />

da die Ausleihzeit des HDS 3000 auf fünf Tage begrenzt (Abgabe Freitag mittag)<br />

und eine Besserung der Wetterverhältnisse nicht in Sicht war.<br />

Die nur mehr zweieinhalb zur Verfügung stehenden Tage reduzierten die geplante<br />

Anzahl der Scans deutlich und die Aufnahme von einem Standpunkt (Mittelinsel bei<br />

Target 6) mußte sogar verworfen werden. Abb. 3 – 3 zeigt die verwendeten Scannerstandpunkte<br />

sowie die zugehörigen Scanbereiche.<br />

Als nachteilig am Sannen bei Tage stellte sich wie erwartet heraus, daß durch den<br />

sehr stark befahrenen Meßort zahllose Störungen in die Messungen einflossen, die<br />

hinterher beseitigt werden mußten.


3 MESSUNG 34<br />

Abb. 3 – 3:<br />

Scannerstandpunkte und Scanbereiche<br />

3.2.2 Das Scan-Control-Fenster<br />

Nach der Inbetriebnahme des Scanners vergehen einige Minuten, in denen dieser<br />

sich initialisiert und konfiguriert. Auf dem Notebook müssen die Scanneradresse für<br />

die Netzwerkverbindung eingerichtet und das Programm Cyclone gestartet sein.<br />

Desweiteren muß im Cyclone Navigator eine Database angelegt oder ausgewählt<br />

werden. Unter der Rubrik „Scanner“ im Navigator wird der verwendete Scanner<br />

ausgewählt oder neu angelegt. Bei Neueingabe wird wieder die IP-Adresse für die<br />

Kommunikation zwischen Rechner und Scanner verlangt und der Scanner kann namentlich<br />

benannt werden, was das spätere Wiederfinden bei mehreren verwendeten<br />

Scannern erleichtert. Sind die Einstellungen abgeschlossen, führt ein Doppelklick auf<br />

den Scannernamen für den HDS 3000 zu folgendem Fenster:


3 MESSUNG 35<br />

Abb. 3 – 4:<br />

HDS 3000 Scan-Control-Fenster<br />

Es handelt sich dabei um das Scan-Control-Fenster, in dem alle wesentlichen Einstellungen<br />

zur Steuerung des Scanners vorgenommen werden können.<br />

Die Rubrik „Project Setup“ ermöglicht Veränderungen am aktuellen Projekt und zeigt<br />

die derzeitige Scanworld und die Anzahl der bisherigen Scans an.<br />

Mit dem Button Open Viewer öffnet sich ein neues Fenster, in dem die gescannten<br />

Punkte zu sehen sind und mit den in Kapitel 4 noch zu erläuternden Werkzeugen<br />

bearbeitet werden können.<br />

Im „Field-of-View“ können vordefinierte Scanausschnitte ausgewählt oder per Hand<br />

eingegeben werden. Der Rahmen für den Scanbereich kann aber auch mit dem Mauszeiger<br />

erzeugt werden.<br />

Unter „Resolution“ werden die Einstellungen für die Rasterweite der Scanpunkte pro<br />

Entfernung eingegeben. Diese erfolgen für horizontalen und vertikalen Ausschnitt<br />

getrennt. Die Anzahl der Punkte pro Scanzeile bzw. –spalte erscheint nach der Eingabe<br />

analog.<br />

In „Atmosphere“ werden Einstellungen zu Temperatur und Luftdruck vorgenommen<br />

und unter „Scan Filter“ kann festgelegt werden, daß nur Punkte innerhalb eines ge-


3 MESSUNG 36<br />

wissen Entfernungsbereichs registriert werden sollen oder solche Punkte, die eine<br />

bestimmte Reflexionsintensität besitzen.<br />

Eine Besonderheit im Scan-Control-Fenster beim HDS 3000 stellen die Rubriken<br />

„Probe“ und „Station Data“ dar, denn dieser Scanner kann wie ein Tachymeter auf<br />

einem bekannten Punkt aufgebaut, horizontiert und durch Anschlußmessung orientiert<br />

werden. Diese Funktion wurde jedoch nicht verwendet.<br />

Letztlich wird noch die Gesamtdauer des Scans überschlagsweise aus den Einstellungen<br />

hochgerechnet und im unteren rechten Bereich des Fensters angezeigt. Sie wird<br />

erfahrungsgemäß meist noch um bis zu 10% überschritten, manchmal (auffällig bei<br />

den Target-Feinscans) jedoch auch unterboten.<br />

3.2.3 Erzeugen von Images<br />

Über Scanner / connect wird der HDS 3000 mit dem Laptop verbunden. Dieser Prozeß<br />

dauert in der Regel nur einige Sekunden, andernfalls liegt eine fehlerhafte Kabelverbindung<br />

vor oder die IP-Adresse ist verkehrt eingegeben worden. Es kann auch<br />

sein, daß die äußeren Umweltbedingungen (wie oben erwähnt) außerhalb des<br />

Einsatzbereichs des Scanners liegen.<br />

Nach geglückter Verbindung erscheint die dauerhaft bis zur Trennung bestehende<br />

Meldung „Connected and ready“ im unteren Fensterbereich. Theoretisch könnte nun<br />

ein Scanausschnitt eingegeben und der Scanner gestartet werden. Praktischerweise<br />

sollte jedoch erst ein Foto vom Scanausschnitt erstellt werden. Dies geschieht über<br />

den Menüpunkt Image. Zuvor sollten jedoch Bildauflösung und Belichtungszeit überprüft<br />

werden. Der HDS 3000 tritt nun in Aktion und erstellt die Fotos für den gewählten<br />

Scanausschnitt, wobei er sich um die Stehachse dreht und die Bilder wabenförmig<br />

aufnimmt. Dieser Vorgang dauert bei einem Scanausschnitt von 60° x 360°<br />

etwa zwei bis drei Minuten. Deshalb ist es auch ungünstig, daß der HDS 3000 keine<br />

Voransicht nach Einstellung der Belichtungszeit ermöglicht, wie dies beim HDS 2500<br />

der Fall ist oder über eine Belichtungsautomatik verfügt. Bei falsch gewählter Belichtung<br />

muß die Image-Erstellung wiederholt werden, was bei einem Scanner-<br />

Nettopreis von ca. 96000 € eigentlich ausgeschlossen sein müßte.<br />

Abbildung 3 - 5 zeigt das Scan-Control-Fenster für den HDS 3000 nach erfolgter<br />

Erstellung der Fotos. Die Wabenstruktur der Fotos ist deutlich zu erkennen. An den<br />

Sprüngen sich bei der Aufnahme bewegender Objekte erkennt man weiterhin, daß<br />

diese hintereinander erfolgten, was die relativ lange Zeit für die Erstellung des Gesamtbildes<br />

erklärt.


3 MESSUNG 37<br />

Abb. 3 – 5:<br />

Scan-Control-Fenster des HDS 3000 mit erzeugten Images<br />

3.2.4 Durchführung der Scans<br />

Die Scans wurden je nach Ausdehnung, Zweck, Art und Wichtigkeit der zu messenden<br />

Objekte in zwei Klassen unterteilt: Grobscans, um die vorhandene Topographie<br />

als Ganzes zu erfassen (mit verwendeten Auflösungen im Zentimeter- bis Dezimeterbereich)<br />

und Feinscans für Objekte, die eine höhere Genauigkeit erforderten bzw.<br />

deren Form und Lage sich wegen ihrer Größe durch einen Grobscan nicht genau<br />

genug bestimmen ließen. Hier lag die benutzte Auflösung im Millimeterbereich.<br />

Für die 360°-Scans (Grobscans) wurde sich für eine Auflösung von 10 cm horizontal<br />

und 10 cm vertikal auf eine Strecke von zirka 80 bis 100 m entschieden. Zum einen<br />

lag die Begründung darin, daß die Ausmaße der Kreuzung (Diagonale etwa 70 m)<br />

relativ begrenzt waren und dadurch die mittlere Strecke zu den Meßobjekten um<br />

einiges kl<strong>einer</strong> war und demzufolge die wahre Punktdichte größer wurde. Zum zweiten<br />

hätten Scans mit höheren Auflösungen viel länger gedauert und die Zeit dafür war<br />

durch die vorher beschriebenen Probleme nicht mehr gegeben. Auch die Akkus gewährleisteten<br />

nur eine Einsatzzeit von jeweils ca. 2,5 Stunden. Die Erstellung eines<br />

solchen Grobscans von 60° x 360° dauerte ca. 100 Minuten.


3 MESSUNG 38<br />

Die niedrige Auflösung sollte dennoch kein Problem darstellen, da letztendlich mehrere<br />

Scans von verschiedenen Standpunkten stattfanden, die später zu <strong>einer</strong> Punktwolke<br />

zusammengefaßt werden sollten. Eventuelle Punktlücken in einem Scan konnten<br />

durch einen von einem anderen Ort ausgeführten Scan teilweise ausgeglichen<br />

werden. So war eine befriedigende Punktverteilung auf den meisten Meßobjekten,<br />

hauptsächlich solche mit <strong>einer</strong> klaren dreidimensionalen Form, gewährleistet.<br />

Über eine Voransicht-Funktion der Scannersoftware Cyclone (Open Viewer) war es<br />

nach jedem Scan möglich, sich die gescannte Punktwolke anzusehen, um gegebenenfalls<br />

Nachmessungen vornehmen zu können.<br />

Bei den Feinscans hing das verwendete Punktraster vom Meßobjekt (Art und Form)<br />

und dessen Abstand und Lage zum Scanner ab. Für Gleise wurde in der Regel ein<br />

Raster von 5 x 5 mm verwendet (auf einen Abstand von 10 m zum Instrument bezogen),<br />

wobei die Werte auch von Fall zu Fall zwischen 2 bis 8 mm variieren konnten.<br />

Wenn beispielsweise ein fein zu scannendes Gleis quer zum Scanner lag, war es nicht<br />

unbedingt nötig, in horizontaler Richtung eine so hohe Auflösung einzustellen, da<br />

durch die gradlinige Form Zwischenpunkte zu keinen weiteren wesentlichen Informationen<br />

beigetragen hätten.<br />

Die Targetscans wurden im allgemeinen halbautomatisch durchgeführt. Das bedeutet,<br />

es wird ein Meßfenster vorgegeben, in dem der Scanner nach dem Targetpunkt<br />

sucht und ihn anschließend mit <strong>einer</strong> sinnvollen, voreingestellten Auflösung scannt.<br />

Als Ausnahme ist nur der erste Meßtag zu nennen, an dem dies aus ungeklärter Ursache<br />

nicht zu bewerkstelligen war. So mußten der Scan manuell durchgeführt und die<br />

Verknüpfungspunkte nachträglich mit der Bearbeitungssoftware hinzugefügt werden.<br />

Die durchschnittliche Meßzeit lag bei ca. 6 Stunden. Danach waren sowohl die beiden<br />

Batterien des Scanners als auch die beiden Akkus des Laptops erschöpft.<br />

Positiv beim HDS 3000 war jedoch, daß für den Batteriewechsel der Scanvorgang<br />

nicht unterbrochen werden mußte, da zwei Buchsen für den Stromanschluß am<br />

Scanner vorhanden sind. Hingegen war dies beim Laptop nicht der Fall, weswegen<br />

vor der Auslösung der Scans immer ein Blick auf die Akkurestdauer zu werfen ist.<br />

Aufgrund des Zeitmangels und den damit undurchführbaren Scans wurden einige<br />

Nachmessungen nötig. Da der HDS 3000 nicht mehr zur Verfügung stand, wurde<br />

hierzu der hauseigene Scanner HDS 2500 der TFH Berlin benutzt.<br />

Die Verwendung eines Camera-View-Scanners für die Aufnahme der Kreuzung stellte<br />

sich dabei als sehr ungünstig heraus, da die Anlage und Verteilung der Targetpunkte<br />

auf das Scannen mit einem Rundumscanner ausgelegt war. Der Scanausschnitt fiel<br />

jedes Mal zu klein aus, um mindestens drei Targetpunkte mit einem Scan zu erfassen<br />

und ihn so an die vorherigen Scans anhängen zu können.


3 MESSUNG 39<br />

Es wurde sich daher für das Messen von „Scanreihen“ entschieden, die im Uhrzeigersinn<br />

erfolgten und über temporär gelegte Targetpunkte verknüpft werden konnten.<br />

Diese Reihen überdeckten in ihrer Gesamtheit genügend Netzpunkte, um eine Registrierung<br />

mit den schon existierenden Punktwolken zu gewährleisten.<br />

Da für die Nachmessung mehr Zeit zur Verfügung stand, war das Messen mit deutlich<br />

höherer Auflösung möglich (2 x 2 cm auf 50 m), was an den nachzumessenden Stellen<br />

eine dichtere Punktwolke ergab. Es wurden hierbei einige Kreuzungsteile abgedeckt,<br />

die durch die Grobscans nicht in ausreichender Dichte erfaßt wurden. Zudem<br />

wurden zu weiteren Auswertungen (hauptsächlich Planerstellung und Genauigkeitsbetrachtungen)<br />

noch diverse Feinscans von Gleis und Gleiselementen durchgeführt.<br />

Die Nachmessung konnte diesmal in der Nacht stattfinden, was eine erheblich kürzere<br />

Nachbearbeitungszeit (Störungsbeseitigung) zur Folge hatte. Alles in allem wurden<br />

hierfür nochmals sieben Stunden benötigt, was eine Gesamtscandauer von ca. 22<br />

Stunden ergibt.<br />

Abb. 3 – 6: Scannen mit dem HDS 3000


3 MESSUNG 40<br />

Abb. 3 – 7: Nachmessung mit dem HDS 2500


4 AUSWERTUNG 41<br />

4 Auswertung<br />

4.1 Netzausgleichung mit Xdesy<br />

4.1.1 Kurzbeschreibung Xdesy<br />

Nach Sichtung der Rohmeßdaten (die bei Leica-Tachymetern der 1200er Serie in<br />

einem selbst definierbaren Format ausgegeben werden können) und Korrektur von<br />

augenscheinlichen Fehlern wie Verwechslungen von Punktnummern und Fehleingaben<br />

von Tafelhöhen, konnte eine Ausgleichung durchgeführt werden. Diese geschah<br />

mit dem frei erhältlichen Programm Xdesy von Prof. Dr. Fredie Kern, FH Mainz. Es<br />

handelt sich hierbei um ein kleines, aber kompaktes und nach einiger Einarbeitungszeit<br />

gut verständliches Ausgleichungsprogramm, welches z. Z. noch ohne eigene Benutzeroberfläche<br />

auf DOS-Ebene läuft.<br />

Bevor das Programm gestartet werden kann, muß eine sogenannte Eingabedatei<br />

erstellt werden. In ihr werden <strong>einer</strong>seits Festpunkt- und Näherungskoordinaten sowie<br />

Angaben zur Genauigkeit und die Meßwerte zu den Neupunkten abgelegt. Andererseits<br />

stellt sie für das Ausgleichungsprogramm die Zusammenhänge zwischen<br />

Stand- und Zielpunkten mit den jeweiligen Meßwerttypen her. Xdesy unterscheidet<br />

dabei zwischen verschiedenen Sätzen. Sie kündigen dem Programm an, um welche<br />

Art von Informationen es sich im folgenden handeln wird. Die Sätze haben eine bestimmte<br />

Form und werden mit einem Buchstaben eingeleitet. Die wichtigsten Sätze<br />

sind:<br />

P-Satz (Lagekoordinaten)<br />

H-Satz (Höhenkoordinaten)<br />

s-Satz (Genauigkeitsangaben)<br />

a-Satz (Maßstab und Additionskonstante)<br />

S-Satz (Standpunktinformationen) und<br />

M-Satz (Beobachtungen, Meßwerte).<br />

Bei der Eingabe der Sätze sind einige Dinge zu beachten. So muß beispielsweise innerhalb<br />

eines Satzes eine gewisse Reihenfolge von Punktkennzeichen, Kennungen<br />

und Parametern eingehalten werden. Eine besondere Rolle spielen dabei die Meßwertsätze,<br />

denn in ihnen wird mit Hilfe von Kennbuchstaben festgelegt, um welchen<br />

Beobachtungstyp es sich handelt. Desweiteren wird als Dezimaltrennzeichen stets der<br />

Punkt anstelle des Kommas verlangt. Sollen Eingabezeilen beim Programmdurchlauf<br />

unberücksichtigt bleiben, muß der Zeile ein Semikolon vorangestellt werden.


4 AUSWERTUNG 42<br />

Einzelheiten zum Aufbau der Eingabedatei und einige Beispiele finden sich im Benutzerhandbuch,<br />

welches ebenfalls frei im Internet verfügbar ist. Einen Ausschnitt<br />

aus der bei dieser Diplomarbeit verwendeten Eingabedatei zeigt Abb. 4 - 1.<br />

Ist die Eingabedatei fertiggestellt worden, kann der Berechnungsablauf gestartet<br />

werden. Dies geschieht auf DOS-Ebene, bei Windows-Oberflächen über die Eingabeaufforderung.<br />

Auch hierbei sind wieder einige alphanumerische Kennzeichen ausschlaggebend<br />

dafür, welche Berechnung durchgeführt und wie das Ergebnis gespeichert<br />

wird. Für die Netzausgleichung interessant sind folgende Einstellungen:<br />

-a führt eine Ausgleichung nach vermittelnden Beobachtungen durch (L2-Norm)<br />

-a –l führt eine robuste L1-Norm-Ausgleichung durch<br />

-a –d führt eine L2-Norm-Ausgleichung mit Data-Snooping durch<br />

-a –f führt eine freie Ausgleichung durch<br />

-p erzeugt eine Netzskizze<br />

-P legt das Grafikformat der Netzskizze fest und<br />

-o legt die Ergebnisse der Ausgleichung in <strong>einer</strong> Ausgabedatei ab.<br />

Abb. 4 – 1:<br />

Eingabedatei (Auszug)


4 AUSWERTUNG 43<br />

Abb. 4 – 2:<br />

Ausgabedatei (Auszug)<br />

In der Ausgabedatei sind u. a. die ausgeglichenen Koordinaten, die Verbesserungen<br />

der Beobachtungen, die mittleren Koordinatenfehler, die Standardabweichungen<br />

a priori und a posteriori und die Ergebnisse für statistische Testgrößen wie der normierten<br />

Verbesserung zu finden. Bei der Ausgleichung mit L1-Norm oder Verwendung<br />

des Data-Snoopings werden auch Hinweise zu fehlerhaften Beobachtungen,<br />

also Ausreißern gegeben bzw. diese eliminiert. Abb. 3 - 4 gibt einen Überblick über<br />

die Form der Ausgabe.<br />

4.1.2 Diagnoseausgleichung<br />

Vor der Netzmessung wurde eine Diagnoseausgleichung durchgeführt, um die Kontrollierbarkeit<br />

der Beobachtungen einschätzen zu können und eine möglichst günstige<br />

Netzkonfiguration zu erreichen. Dabei zeigte sich, daß die Polaraufnahme der<br />

Targets von drei oder gar nur zwei Standpunkten noch nicht ausreichte, um alle Beobachtungen<br />

durchgreifend kontrollieren zu können. So wiesen sechs Beobachtungen<br />

zu den Targets 7, 10, 11 und 12 bei der Aufnahme von drei Standpunkten aus nur eine<br />

Redundanz von unter 10 % auf, so daß sich eventuelle Ungenauigkeiten in den Messungen<br />

zu 90 % in den ausgeglichenen Koordinaten niedergeschlagen hätten. Auch<br />

mußte davon ausgegangen werden, daß einige Punkte später wegen fehlender Sichten


4 AUSWERTUNG 44<br />

gar nicht anzielbar sein würden, was die Anzahl der Beobachtungen und damit die<br />

Redundanz weiter verringern würde.<br />

Es wurde letztlich entschieden, sämtliche Neupunkte von vier Standpunkten aus<br />

aufzunehmen. Auch wenn dadurch der Arbeitsaufwand erheblich steigen würde, wäre<br />

eine bessere Kontrollmöglichkeit gegeben und ein gewisser Schutz vor unkontrollierbaren<br />

Beobachtungen infolge von mangelnder Anzielbarkeit gegeben. Lediglich zwei<br />

Horizontalwinkelmessungen (zu 7 und 10) waren mit <strong>einer</strong> Redundanz von unter<br />

10 % weiterhin schlecht kontrolliert.<br />

4.1.3 Freie Ausgleichung<br />

Um eine Aussage über die Qualität bzw. die innere Genauigkeit der Netzmessung zu<br />

erhalten, wurde nach erfolgter Netzmessung zunächst eine freie Ausgleichung durchgeführt.<br />

Diese zeigte, daß die erreichte Genauigkeit a posteriori weit hinter den Erwartungen<br />

zurückblieb. Diese Tatsache führte zu <strong>einer</strong> Nachmessung mit dem Theodolit<br />

T2. Da v. a. die Streckenmessung recht schlecht ausgefallen war, sollte eine<br />

Neupunktbestimmung über Vorwärtsschnitte ermöglicht werden, wofür eine noch<br />

genauere Winkelmessung notwendig war. Allerdings konnte die Genauigkeit dadurch<br />

nicht gesteigert werden, sondern es stellten sich zahlreiche Horizontalwinkelbeobachtungen<br />

mit dem T2 als fehlerhaft heraus, obwohl während der Messung keine<br />

augenscheinlichen Veränderungen eintraten.<br />

Schließlich konnte die mangelhafte Streckengenauigkeit damit erklärt werden, daß<br />

statt Horizontalstrecken Schrägstrecken in Xdesy verarbeitet wurden. Da die Höhenunterschiede<br />

auf der Kreuzung nur minimal sind, war dieser grobe Fehler vorher<br />

schwer erkennbar, konnte jedoch einfach und schnell behoben werden.<br />

Die freie Ausgleichung zeigte weiterhin, daß die innere Genauigkeit des Netzes mit<br />

durchschnittlich zwei bis drei Millimetern Standardabweichung der Koordinaten<br />

recht gut war und die Anforderungen der BVG erfüllte. Allerdings wiesen sämtliche<br />

Anschlußpunkte Abweichungen zu den Sollkoordinaten zwischen 12 mm und 37 mm<br />

auf, welche deutlich über dem üblichen mittleren Wert der Punktgenauigkeit von<br />

7 mm im Berliner Netz liegt. Da die Festpunkte der BVG an Stahlmasten für die<br />

Oberleitung angebracht sind, könnten die Lageänderungen auf Bewegungen dieser<br />

Masten infolge Expansion und Kontraktion der Oberleitung durch Temperaturänderungen<br />

hervorgerufen worden sein (die Netzmessung fand bei 2°C Außentemperatur<br />

statt).<br />

Schon die freie Ausgleichung wurde mit Data-Snooping durchgeführt, jedoch wurden<br />

nur zwei Horizontalwinkel zu BVG-Festpunkten als Ausreißer angezeigt und von der<br />

weiteren Berechnung ausgeschlossen, alle restlichen Beobachtungen wurden von<br />

Xdesy als fehlerfrei eingestuft.


4 AUSWERTUNG 45<br />

Im übrigen wurde die freie Ausgleichung nur für die Lagekoordinaten durchgeführt,<br />

da zu deren Bestimmung wesentlich komplexere und schwerer überschaubare Beobachtungen<br />

nötig sind als zur Höhenbestimmung. Diese konnte bereits vor Ort überschlagsweise<br />

geprüft werden. Außerdem war bekannt, daß die Nivellementnetze der<br />

Berliner Bezirke sehr gut bestimmt sind und kaum Spannungen vorliegen.<br />

4.1.4 Ausgleichung unter Anschlußzwang<br />

Die freie Ausgleichung erbrachte zwar innerhalb der Netzgeometrie die besten Resultate,<br />

jedoch wurden dabei die Nachbarschaftsbeziehungen zwischen koordinatenmäßig<br />

bekannten Punkten nicht berücksichtigt. Die BVG benötigt aber keine „Insellösungen“<br />

hoher Genauigkeit, sondern ein Gesamtsystem von guter Qualität. Aus diesem<br />

Grunde mußte am Ende eine Ausgleichung unter Anschlußzwang stehen.<br />

Dabei stellt sich die Frage, wieviele und welche Festpunkte für den Anschluß verwendet<br />

werden sollten. Von Vorteil wäre es natürlich, könnten möglichst viele Festpunkte<br />

zum Anschluß des Netzes beitragen, da auf diese Weise die günstigste mittlere Nachbarschaftstreue<br />

erreicht würde. Allerdings können die Auswirkungen fehlerhafter<br />

Punktkoordinaten (z. B. bei Punktveränderungen) einen negativen Einfluß auf die<br />

Neupunktkoordinaten ausüben.<br />

Deshalb war das Finden der günstigsten Anschlußpunkte im vorliegenden Fall ein<br />

iterativer und willkürlicher Prozeß, bei dem alle möglichen Punktkombinationen<br />

durchgespielt wurden. Übriggeblieben sind für den Lageanschluß drei Festpunkte,<br />

die <strong>einer</strong>seits günstig über das Festpunktfeld verteilt sind und deren Anhalten andererseits<br />

zu den geringsten Standardabweichungen der Neupunktkoordinaten führte.<br />

Es sind dies die Punkte 90001, 560403 und 560407. Die endgültigen Koordinaten<br />

der Lageausgleichung, die wiederum mit Data-Snooping durchgeführt wurde, zeigt<br />

Abb. 4 - 3. Außer den zwei Horizontalwinkeln zu 560405 und 530611, die schon bei<br />

der freien Ausgleichung als fehlerhaft angezeigt wurden, konnten alle Beobachtungen<br />

bei der Lageausgleichung berücksichtigt werden.<br />

Die erreichte Lagegenauigkeit erfüllte unsere Erwartungen, lag jedoch scharf an der<br />

Grenze der von der BVG geforderten Genauigkeit. Allerdings haben wir dies wie oben<br />

bereits angesprochen nicht zu vertreten, da unsere Messungen in sich stimmig waren.<br />

A-priori- und a-posteriori-Genauigkeit waren fast identisch, lediglich die Horizontalwinkelmessung<br />

fiel doppelt so schlecht aus wie erwartet. Dieser Umstand untermauert<br />

die Feststellung, daß sich die Targetfolien mit zunehmender Entfernung immer<br />

schlechter anzielen lassen, weil kein exakter Mittelpunkt mehr erkennbar ist.<br />

Die Varianzkomponentenschätzung für die Lageausgleichung kann Abb. 4 - 4 entnommen<br />

werden.


4 AUSWERTUNG 46<br />

Abb. 4 – 3:<br />

Endgültige Lagekoordinaten und deren Standardabweichungen<br />

Abb. 4 – 4: Varianzkomponentenschätzung für die Lagebeobachtungen<br />

Einen guten Überblick über die Qualität der Lagenetzausgleichung gibt die Darstellung<br />

der Fehlerellipsen (Abb. 4 – 5). Hier ist ersichtlich, daß die Ausgleichung der<br />

Targetkoordinaten unter Anschlußzwang recht homogen erfolgte.


4 AUSWERTUNG 47<br />

Abb. 4 – 5:<br />

Fehlerellipsen bei Ausgleichung unter Anschlußzwang<br />

Die Ausgleichung der Höhen erfolgte über einen separaten Programmdurchlauf mit<br />

Xdesy. Dabei wurden nur die gemessenen Höhenunterschiede aus dem Nivellement<br />

verwendet; die Hinzunahme der Vertikalwinkel aus der Tachymetermessung brachte<br />

nur eine Verschlechterung der Endhöhen mit sich, erklärbar dadurch, daß die Targets<br />

erstens teilweise schlecht anzuzielen waren und zweitens die Bestimmung der Instrumenten-<br />

und Reflektorhöhen zu ungenau war.<br />

Als Anschlußhöhen wurden die drei BVG-Festpunkte 560404, 560405 und 530611<br />

verwendet. Das Ergebnis der Ausgleichung war sehr zufriedenstellend und die Genauigkeitsvorgaben<br />

der BVG wurden deutlich unterboten. Abb. 4 – 6 zeigt die endgültigen,<br />

ausgeglichenen Höhen der Neupunkte.


4 AUSWERTUNG 48<br />

Auch in der Varianzkomponentenschätzung (s. Abb. 4 - 7) ist zu erkennen, daß die<br />

vorgegebene Standardabweichung von 0,7 mm pro km Doppelnivellement<br />

a-posteriori nur geringfügig überschritten wurde, was die hohe Qualität des Nivellements<br />

bestätigt.<br />

Abb. 4 – 6:<br />

Endgültige Höhen und deren<br />

Standardabweichungen<br />

Abb. 4 – 7:<br />

Varianzkomponentenschätzung für die<br />

Höhenbeobachtungen


4 AUSWERTUNG 49<br />

4.2 Auswertung mit der Software Cyclone<br />

Bei Cyclone handelt es sich um eine Auswertesoftware aus dem Hause Leica Geosystems,<br />

die speziell für die Verarbeitung von großen <strong>3D</strong>-Punktwolken, wie sie üblicherweise<br />

beim Einsatz von Laserscannern entstehen, entwickelt wurde.<br />

Cyclone ist für die Organisation der Daten (Cyclone Navigator), für die Bedienung des<br />

Scanners (Scanner Control) und für die Visualisierung sowie Bearbeitung der Punktwolken<br />

(Modelspace Viewer) zuständig. Darüber hinaus erlaubt es dieses Programm<br />

neben <strong>einer</strong> Vielzahl weiterer Funktionen ferner, einzelne Scanworlds miteinander zu<br />

verbinden (Registration) und Vermessungen in den Punktwolken durchzuführen<br />

(Virtual Surveyor).<br />

In der vorliegenden Diplomarbeit kam die Softwareversion 5.4 zum Einsatz; aktuell<br />

ist bereits die Version 5.5 erhältlich. Für die Visualisierung der Scans stellt die Firma<br />

Leica Geosystems einen gebührenfreien Cyclone-Viewer auf ihrer Homepage zur<br />

Verfügung.<br />

Da die anfallende Datenmenge beim Scannen sehr groß ist (bei vorliegender Diplomarbeit<br />

wurde nahezu 1 GB erreicht) und während der Auswertung noch weiter ansteigt,<br />

ist ein leistungsfähiger Rechner mit hoher Taktrate und großem Arbeitsspeicher<br />

dringend zu empfehlen. Leider war dies für die Auswertung der vorliegenden<br />

Diplomarbeit nicht immer gegeben – teilweise stand sogar überhaupt kein Arbeitsplatz<br />

zur Verfügung, was die Bearbeitung unnötig erschwerte und verzögerte.<br />

4.2.1 Beseitigen von Störungen aus Scans<br />

Da bei Scannermessungen keine Objektauswahl innerhalb eines Meßfensters getroffen<br />

werden kann und somit alles in der Umwelt Vorhandene erfaßt wird (auch Fahrzeuge,<br />

Fußgänger und andere unerwünschte Objekte), bleibt es nicht aus, diese „Störungen“<br />

aus den Scans entfernen zu müssen. Insbesondere jene Objekte, welche sich<br />

während des Scanvorgangs bewegt haben, wirken sich störend aus, weil sie durch<br />

ihre Bewegung mehrere Pixelzeilen erzeugt haben, die in ihrer Gesamtheit die spätere<br />

Auswertung der Punktwolke stark behindern würde. Um diese Arbeit zu minimieren,<br />

waren wir bemüht, unsere Messungen nachts auszuführen, was jedoch kaum möglich<br />

war (siehe Kapitel 3.2.1). Aber auch dann konnten Störungen nicht vermieden werden.


4 AUSWERTUNG 50<br />

Abb. 4 – 8: Unbereinigte Punktwolke (1)<br />

Abb. 4 – 9: Unbereinigte Punktwolke (2)


4 AUSWERTUNG 51<br />

Deutlich in den Abb. 4 - 8 und 4 – 9 zu erkennen sind vertikale Linien, hervorgerufen<br />

von sich schnell bewegenden Objekten (in der Regel Autos, Straßenbahnen, Fußgänger)<br />

und komplette Umrisse von stehenden Fahrzeugen.<br />

Um Störungen zu beseitigen, wird im Cyclone Navigator im betreffenden Projekt die<br />

Scanworld ausgewählt, die bereinigt werden soll, und der Ordner Modelspace und<br />

die darin enthaltene Modelspace-View-Datei geöffnet (siehe Abb. 4 - 10). Wenn noch<br />

keine Datei vorhanden ist, fragt Cyclone, ob sie erstellt und auch gleich geöffnet werden<br />

soll.<br />

Abb. 4 – 10: Cyclone-Navigator mit ausgewähltem Modelspace-View<br />

Da eine Scanworld aus mehreren Scans bestehen kann ist es sinnvoll, die einzelnen<br />

Scans nacheinander abzuarbeiten. Hierzu wählt man mit dem Pick Mode einen Scan<br />

aus und kopiert ihn in einen zweiten Modelspace (Rechtsklick, dann Copy Selection<br />

to New Modelspace). Dies hat den Vorteil, daß nicht mit der kompletten Punktwolke<br />

gearbeitet wird, und so die Ladezeiten erheblich kürzer sind. Außerdem ist die Gefahr<br />

kl<strong>einer</strong>, versehentlich Punkte zu löschen, die nicht entfernt werden sollten.


4 AUSWERTUNG 52<br />

Abb. 4 – 11: selektierter Einzelscan in der Gesamtpunktwolke<br />

Abb. 4 – 12: Selektierter Einzelscan im neuen Modelspace


4 AUSWERTUNG 53<br />

Die entstandene Kopie ist aber nur „virtuell“ und noch mit dem Original verbunden.<br />

Sie stellt keine eigene Punktwolke, sondern nur Punktinformationen aus dem Original<br />

dar. So wird kein weiterer Speicherplatz in der Datenbank benötigt.<br />

Störungen werden beseitigt, indem ein Rahmen um sie herum gezogen und der Inhalt<br />

dieses Rahmens gelöscht wird. Zur Auswahl stehen hier verschiedene Modi: der Polygonal<br />

Fence Mode (ein durch frei setzbare Punkte definierter Rahmen) , der Rectangle<br />

Fence Mode (es wird ein rechteckiger Rahmen gezogen) und der Circular Fence<br />

Mode (ein kreisförmiger Rahmen). Ist ein Rahmen gezogen, kann über einen<br />

Rechtsklick unter der Option Fence (engl. Zaun) der gewünschte Löschbefehl ausgewählt<br />

werden (in der Regel Delete Inside, Shortcut: Shift+I).<br />

Zu beachten ist allerdings, daß es sich um einen zweidimensionalen Rahmen handelt,<br />

die Punktwolke allerdings dreidimensional ist. Das bedeutet, es werden alle Punkte<br />

innerhalb des Rahmens gelöscht, auch solche, die hinter <strong>einer</strong> zu beseitigenden Störung<br />

liegen. Daher sollte die Punktwolke bzw. die Störung so gedreht und gezoomt<br />

werden, daß dahinter keinen Punkte mehr liegen.<br />

Abb. 4 – 13:<br />

Beseitigen von Störungen innerhalb eines Rahmens


4 AUSWERTUNG 54<br />

Abb. 4 – 14:<br />

Entfernte Punkte innerhalb des zuvor gezogenen Rahmens<br />

Sind alle Störungen aus einem Scan entfernt (s. Abb. 4 - 16), können die Punkte der<br />

kopierten Scanworld in das Original zurückgefügt werden. Dies kann entweder so<br />

geschehen, daß die Punktwolke komplett selektiert, kopiert und in die Originalscanworld<br />

eingefügt wird. Die zweite Möglichkeit besteht darin, die kopierte Scanworld zu<br />

schließen, und im sich nun öffnenden Fenster „Closing ModelSpace Viewer“ ein Häkchen<br />

bei „Merge into original ModelSpace“ zu machen.<br />

Abb. 4 – 15: Fenster „Closing ModelSpace Viewer”<br />

Wichtig hierbei ist, daß die bearbeitete Punktwolke vorher aus dem Original entfernt<br />

wird, da sonst durch das Einfügen der bereinigten Punktwolke diese Punkte doppelt<br />

existieren und die Störungen immer noch existent sind.


4 AUSWERTUNG 55<br />

Wenn im „Closing ModelSpace Viewer“-Fenster die Option „Remove link From original<br />

ModelSpace“ aktiviert wird, kappt Cyclone die Verbindung zum Originalmodelspace<br />

und erstellt einen eigenen Modelspace, unabhängig vom Original. Dieser<br />

kann an andere Stellen kopiert und bearbeitet werden.<br />

Bei der dritten Option „Delete after close“ wird die Modelspacekopie nach dem<br />

Schließen gelöscht und ist nicht mehr verfügbar.<br />

Die o. g. Vorgänge für die Bereinigung sind so lange zu wiederholen, bis der gesamte<br />

Modelspace von Störpixeln befreit ist. Dabei ist abzuwägen, welcher Aufwand getrieben<br />

werden muß, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen und welche Pixel ggf. in<br />

der Punktwolke verbleiben können, ohne eine störende Wirkung auszuüben.<br />

Abb. 4 – 16:<br />

Bereinigte Punktwolke


4 AUSWERTUNG 56<br />

4.2.2 Die Registrierung<br />

4.2.2.1 Begriffsklärung<br />

Um die Aufgaben dieser Diplomarbeit erfüllen zu können war es nötig, von verschiedenen<br />

Standpunkten aus zu scannen, da die Anwesenheit zahlreicher beweglicher<br />

und unbeweglicher Objekte zu Abschattungen führte (siehe Abb. 4 – 17).<br />

Auf jedem dieser Standpunkte wird in einem eigenen lokalen Koordinatensystem<br />

gemessen, wobei alle auf einem Punkt getätigten Scans (mit unveränderter Scannerausrichtung!)<br />

zwecks einfacherer Weiterbearbeitung zu <strong>einer</strong> Scanworld zusammengefaßt<br />

werden sollten.<br />

Abb. 4 – 17:<br />

Schattenwurf durch aufragende Objekte<br />

Das Zusammenführen von verschiedenen Scanworlds in ein einheitliches Koordinatensystem<br />

wird als Registrierung bezeichnet. Sie wird mit dem Programm Cyclone<br />

nach Abschluß der Messungen durchgeführt. Die Registrierung erfolgt über eindeutige<br />

Punkte, in der Regel über sogenannte Targets (target = engl.: Ziel), auch als Targetmarken<br />

bezeichnet (s. Abb. 4 - 18).<br />

Die Targets „ ...bestehen aus zwei Reflexfolien (silbern und blau) und <strong>einer</strong> nicht<br />

reflektierenden Folie (weiß). Die silberne Reflexfolie bildet den ‚Untergrund’ der


4 AUSWERTUNG 57<br />

Marke und wird bis auf einen ca. 1,5 mm kleinen Kreis im Mittelpunkt von den anderen<br />

Folien verdeckt (maskiert). Die nicht reflektierende Folie formt in der Mitte des<br />

Targets einen Kreis mit einem Radius von ca. 15 mm. Der Rest der Marke ist mit der<br />

blauen retro-reflektierenden Folie beklebt. ...“ 23 . Die Beschaffenheit der Targets ist<br />

auf eine automatisierte Erfassung durch Cyclone ausgerichtet. Somit können die<br />

Marken bei der späteren Bearbeitung eindeutig identifiziert werden.<br />

Abb. 4 – 18: Targetmarke Abb. 4 – 19: Punktwolke eines Targets<br />

mit Mittelpunkt<br />

Als Koordinate eines solchen Punktes wird dessen Mittelpunkt eingeführt (Abb.<br />

4 - 19), der beim Messen vor Ort automatisch über eine Targeterkennung bestimmt<br />

oder nachträglich bei der Datenbearbeitung mit Cyclone generiert werden kann.<br />

Die nachträgliche Erstellung dieses Punktes hat aber den Nachteil, daß Cyclone nur<br />

mit den Daten arbeiten kann, die nach dem Scan zur Verfügung stehen, das heißt,<br />

wenn die Marke nicht fein genug gescannt wurde, also mit <strong>einer</strong> zu geringen Auflösung,<br />

dann ist der Mittelpunkt nur unzureichend bestimmbar und die Qualität der<br />

Koordinate reicht für eine Verknüpfung nicht aus.<br />

Vor Ort allerdings wird über das Targeterkennungsprogramm nochmals ein Feinscan<br />

der Marke initiiert, so daß der Targetmittelpunkt genau bestimmt werden kann.<br />

Auch eindeutige Punkte anderer Art wie zum Beispiel Hausecken sind für eine Registrierung<br />

heranziehbar.<br />

23<br />

Kuschel/Schünemann: Neubestimmung des Kalibrierungsfestpunktfeldes der TFH Berlin, Seite 5<br />

(Diplomarbeit 2004)


4 AUSWERTUNG 58<br />

Bei <strong>einer</strong> Registrierung über Paßpunkte (z.B. Targetpunkte mit festen, vorher bestimmten<br />

Koordinaten) werden die Meßscanworlds über eine <strong>3D</strong>-Helmert-<br />

Transformation (7-PT) in die Paßpunktscanworld/Targetscanworld (mit z. B. Landeskoordinaten)<br />

überführt. Voraussetzung dafür ist das Vorhandensein von mindestens<br />

drei identischen Punkten pro Scanworld. Anschließend können Koordinaten<br />

des Paßpunktsystems direkt aus den Scans abgegriffen werden. Bei <strong>einer</strong> Registrierung<br />

mit Paßpunkten, die nicht in einem übergeordneten Koordinatensystem vorliegen,<br />

werden die verschiedenen Scanworlds lediglich in einem lokalen System verknüpft<br />

und es können nur lokale Koordinaten abgegriffen werden.<br />

4.2.2.2 Nachträgliches Setzen von Targetpunkten in Cyclone<br />

Wenn es beim Scannen aus verschiedenen Gründen nicht möglich war, eine automatische<br />

Targeterkennung durchzuführen, die Targets jedoch mit genügend hoher Auflösung<br />

gescannt wurden (Abb. 4 - 20), können die Koordinaten des Targetmittelpunkts<br />

nachträglich mit Cyclone berechnet werden.<br />

Abb. 4 – 20:<br />

Targetfeinscan<br />

Dazu muß in der jeweiligen Scanworld der betreffende Scan ausgewählt (selektiert)<br />

werden. Der angeklickte Punkt sollte dabei möglichst dicht an der Marke liegen. Um<br />

die visuelle Suche nach den Targets zu vereinfachen, ist es vorteilhaft, die Punktwolke<br />

im Multi-Hue-Farbmodus dargestellt werden (Punktwolken selektieren, Edit Object


4 AUSWERTUNG 59<br />

– Appearance – Apply Colour Map – Intensity Map Multi Hue). Darin werden die Intensitätswerte<br />

der Punkte durch Farben dargestellt (von blau = sehr gute Reflexionseigenschaft<br />

des Punktes, über grün, gelb, bis rot = schlechte Reflexionseigenschaft) und<br />

die blau dargestellten Marken sind leichter zu finden.<br />

Über den Befehl Create Object – Fit To Cloud – HDS-Target wird nun das Targetkreuz<br />

nach vorheriger Eingabe der Punktnummer gesetzt. Da es sich um einen rechnerischen<br />

Vorgang handelt, muß unbedingt überprüft werden, ob sich das Kreuz in der<br />

Mitte und in der Ebene der Marke befindet. Wenn die Qualität des Scans nicht ausreichend<br />

ist (ungenügende Auflösung, Abschattungen oder sonstige Störungen), kann<br />

der Targetmittelpunkt unter Umständen nicht korrekt berechnet werden. Wie in Abb.<br />

4 - 21 zu sehen, ist das Markenzentrum infolge fehlender Punktinformationen nicht<br />

einwandfrei erkannt worden und das Mittelpunktkreuz wurde nach rechts verschoben.<br />

Dies führt verständlicherweise zu Ungenauigkeiten und sogar Fehlern bei der<br />

Registrierung.<br />

Abb. 4 – 21:<br />

Fehlerhafte Targeterkennung<br />

Optimal ist daher immer die Targeterkennung beim Scannen vor Ort über die automatische<br />

Targeterkennung, da der Targetmittelpunkt dabei genauer und mit größerer<br />

Sicherheit bestimmt werden kann als über eine nachträgliche Berechnung. Zudem


4 AUSWERTUNG 60<br />

steht hier noch die Möglichkeit <strong>einer</strong> einfachen Wiederholung der Messung zur Verfügung.<br />

4.2.2.3 Ablauf <strong>einer</strong> Registrierung<br />

Um mit der Registrierung der Scanworlds zu beginnen, kann eine Liste von Targetkoordinaten<br />

(Abb. 4 - 22) erstellt werden, die einem bestimmten Koordinatensystem<br />

entsprechen (z. B. Soldner Berlin). Die Reihenfolge der Koordinaten muß Y/X/Z sein,<br />

die Punkt-ID kann wahlweise vorangestellt werden.<br />

Abb. 4 – 22: Liste der Koordinaten der verwendeten Targets<br />

Diese Liste wird jetzt dem Projekt hinzugefügt, in dem die Registrierung erfolgen soll.<br />

Hierzu wird im Cyclone-Navigator das Projekt angeklickt und im Menü File der Befehl<br />

Import angewählt, worauf sich das Fenster „Import: ASCII File Format“ öffnet. Je<br />

nach Aufbau der Targetliste werden nun die Spalten im unteren Fenster festgelegt.<br />

(Um eine Spalte hinzuzufügen, muß man die Zahl im Fenster „# of columns“ erhöhen.)<br />

Die Reihenfolge der Koordinaten muß im Gegensatz zu der Targetliste X/Y/Z lauten,<br />

da das Programm Cyclone mit einem Rechtssystem arbeitet, im Vermessungswesen<br />

hingegen mit einem Linkssystem gearbeitet wird.<br />

Die Koordinaten des Punktes 5 lauten beispielsweise 23232,5164 / 26981,0895 /<br />

5,2449. In der Koordinatenliste werden der X-Wert und der Y-Wert vertauscht (Abb.<br />

4 - 22), die Spaltenbezeichnungen im Importfenster jedoch nicht (Abb. 4 - 23).


4 AUSWERTUNG 61<br />

Abb. 4 – 23:<br />

Fenster „Import: ASCII File Format“<br />

mit den Targetkoordinaten<br />

Mit Drücken des Buttons Preview werden im unteren Fenster jetzt die Koordinaten<br />

aus der Targetliste zur Kontrolle in <strong>einer</strong> Vorschau angezeigt.<br />

Ist alles korrekt eingestellt, kann der Button Import aktiviert werden, worauf im Cyclone-Navigator<br />

eine Targetscanworld kreiert wird.<br />

Mit einem Rechtsklick auf das Projekt und dem Befehl Create Registration erscheint<br />

ein neuer Punkt „Registration1“ im Projekt, der beliebig benannt und mit einem<br />

Doppelklick geöffnet wird. Im sich öffnenden Fenster werden zunächst die zu verbindenden<br />

Scanworlds über den Button Add Scanworld ausgewählt. Diese werden unter<br />

dem Reiter „ScanWorlds/Constraint ID“ angezeigt.<br />

Über den Button Set Home ScanWorld kann eine angewählte Scanworld als Homescanworld<br />

gesetzt werden (sie ist im Reiter fettgedruckt). Diese wird bei der anschließenden<br />

<strong>3D</strong>-Transformation als Referenzsystem behandelt und alle Scans werden<br />

bei der Registrierung in dieses System überführt. Bei <strong>einer</strong> lokalen Registration<br />

ohne Koordinatenscanworld, wird eine der zu verknüpfenden Scanworlds als Referenz<br />

gesetzt.


4 AUSWERTUNG 62<br />

4.2.2.4 Verknüpfung über Targets<br />

Anschließend erstellt Cyclone nach Betätigen des Buttons Auto-Add Constraints eine<br />

Zuordnungsliste, in der alle möglichen Verknüpfungen der Targetpunkte jeder Scanworld<br />

zu den der anderen dargestellt werden. Sie wird unter dem Reiter „Constraint<br />

List“ angezeigt.<br />

Im Menü „Registration“ wird mit dem Befehl Register die Registrierung gestartet.<br />

Unter dem Reiter „Constraint List“ zeigt das Programm nun die Fehlervektoren (als<br />

Restklaffungen) der einzelnen Verknüpfungen an (siehe Abb. 4 - 24). Die Spalte „Error“<br />

gibt den mittleren Punktfehler und die Spalte „Error Vektor“ die Abweichung in<br />

der jeweiligen Koordinatenrichtung an.<br />

Um nachträgliche Veränderungen zu verhindern, wird die Registrierung mit dem<br />

Befehl Create ScanWorld / Freeze Registration eingefroren.<br />

Abschließend muß nur noch zur Betrachtung der nun verknüpften Punktwolken ein<br />

neuer Modelspace geschaffen werden, was mit dem Befehl Create ModelSpace bzw.<br />

Create and Open ModelSpace zu bewerkstelligen ist. Damit ist die Registrierung abgeschlossen.<br />

Abb. 4 – 24: Auflistung der Punktverknüpfung mit den Fehlervektoren und dem mittleren<br />

Punktfehler (Registrierung der HDS 3000-Messungen)


4 AUSWERTUNG 63<br />

4.2.2.5 Verknüpfung über Korrelation der Punktwolken<br />

Die Verknüpfung über Targetpunkte ist nicht die einzige Möglichkeit, Punktwolken<br />

zu registrieren. Ein weiterer Weg ist die Verknüpfung über die Geometrie von sich<br />

überlappenden Wolken, wobei die Überlappungsbereiche möglichst groß sein sollten.<br />

Je mehr Punkte zur Verfügung stehen, desto eindeutiger kann die Zuordnung erfolgen.<br />

Anhand von mindestens drei identischen Punkten wird versucht, die beiden<br />

Punktwolken <strong>mittels</strong> geometrischer Übereinstimmungen ineinander zu drehen. Diese<br />

Punkte sollten möglichst scharfe Ecken oder Kanten sein, da sich solche Stellen in<br />

den zu verknüpfenden Scanworlds leichter identifizieren lassen.<br />

Die angegebenen Punkte legen die Anfangsausrichtung der Punktwolken fest und<br />

erstellen die Punktverknüpfung. Die Anfangsausrichtung bildet den Startwert für die<br />

iterativ durchgeführte, optimale Orientierung der Punktwolken.<br />

Wenn die markierten Punkte nicht genau genug gefunden wurden, das heißt, zwei<br />

identische Punkte liegen nicht in einem eingestellten maximalen Suchrahmen,<br />

schlägt die Verknüpfung fehl.<br />

In Cyclone werden im Registrierungsfenster unter dem Reiter „ModelSpaces“ in den<br />

betreffende Scanworlds die beiden zu vereinenden Modelspaces geöffnet, die dann in<br />

den beiden unteren Fenstern erscheinen. Als nächstes werden über die Pick-Modes<br />

die identischen Punkte markiert. Unter dem Menüpunkt Cloud Constraint – Add<br />

Cloud Constraint wird der Constraint List eine „Verknüpfungswolke“ (Cloud/Mesh 1)<br />

hinzugefügt, noch mit dem Zusatz „not aligned“. Das bedeutet, daß lediglich grob anhand<br />

der Startwerte überprüft wird, ob eine Verknüpfung möglich ist, oder nicht.<br />

Mit Optimize Cloud Alignment im Menü „Cloud Constraint“ wird schließlich über eine<br />

Kreuzkorrelation eine genaue Verschmelzung der Punktwolke vorgenommen<br />

(7 -Parameter-Transformation) und der Fehlervektor mit dem Zusatz „aligned“ angegeben.<br />

Dieser Schritt wird beim Aktivieren des Register-Befehls auch automatisch<br />

durchgeführt, bietet aber zuvor separat durchgeführt die Möglichkeit, sich vorher ein<br />

Bild über die Qualität der Orientierung machen und sie gegebenenfalls wiederholen<br />

zu können.<br />

Unter Cloud Constraint - Show Diagnostics kann nun die Dokumentation zu der<br />

durchgeführten Transformation eingesehen werden. In einem Histogramm (über<br />

gleichnamigen Button) wird eine Fehlerverteilung angegeben, die idealerweise die<br />

Form der Gaußschen Glockenkurve annimmt. Die Breite der Kurve beträgt ein Sigma<br />

und sollte annähernd der Scangenauigkeit des verwendeten Scanners (bei HDS 2500<br />

und 3000 ±6 mm) entsprechen.<br />

Der rote vertikale Strich kennzeichnet die erreichbare Leistung des Scanners, während<br />

der grüne das Ergebnis der Transformationsgenauigkeit darstellt (Abb. 4 – 25).


4 AUSWERTUNG 64<br />

Abb. 4 – 25: Histogramm <strong>einer</strong> Alignment-Optimierung<br />

Abb. 4 – 26: Überlappungsbereich zweier Punktwolken


4 AUSWERTUNG 65<br />

Zusätzlich kann der Überlappungsbereich der beiden Punktwolken angezeigt werden<br />

(Abb. 4 – 26). Grün stellt dabei eine Punktwolke, blau die andere dar. Die hellen<br />

Punkte kennzeichnen den Überlappungsbereich beider Punktwolken, während dunkle<br />

Punkte außerhalb dieses Bereiches liegen.<br />

4.2.2.6 Verknüpfung über Vertex-Punkte<br />

Wenn Scans aufgrund fehlerhafter oder mangels vorhandener Verknüpfungspunkte<br />

nicht registriert werden können, ist als dritte Möglichkeit das Setzen sogenannter<br />

Vertex-Punkte möglich. Das sind natürliche Punkte, die in den jeweiligen Scans manuell<br />

definiert und als Paßpunkt bei der Registrierung verwendet werden können.<br />

Sie sollten markante, eindeutige Punkte (z. B. Fensterkreuze, Gebäudeecken, Buchstabenecken<br />

auf Werbetafeln o. ä.) sein, die in möglichst vielen Scanworlds ebenfalls<br />

identifizierbar sind. Die Punkte sollten in relativ dichten Punktwolken gefunden<br />

werden, da sie dort mit <strong>einer</strong> größeren Exaktheit gesetzt werden können und so die<br />

Durchführung der Registrierung mit <strong>einer</strong> höheren Genauigkeit möglich wird.<br />

Die Abbildung 4 - 27 zeigt die Größe der möglichen Fehlervektoren des selektierten<br />

Eckpunkts (in Bezug zur realen Ecke) in Abhängigkeit vom eingestellten Scanraster.<br />

Abb. 4 – 27:<br />

möglicher Punktfehler in Abhängigkeit vom Scanraster


4 AUSWERTUNG 66<br />

Vertex-Punkte werden in <strong>einer</strong> geöffneten Scanworld gesetzt, indem der betreffende<br />

Punkt markiert und im Menü Create Object - Insert die Option Vertex ausgewählt<br />

wird. Die Punktnummer wird unter Tools - Registration - Add Registration Label<br />

vergeben.<br />

Bei der Verknüpfung mehrerer Punktwolken bietet es sich immer an sie einzeln, nach<br />

und nach durchzuführen. So können fehlerhafte bzw. qualitativ schlecht verknüpfbare<br />

Targetpunkte leichter ausfindig gemacht, korrigiert und gegebenenfalls entfernt<br />

werden. Außerdem braucht die oft zeitraubende und nervenzehrende Fehlersuche<br />

dann nicht für alle Verknüpfungen gleichzeitig stattfinden.<br />

4.2.2.7 Dokumentation zur Registrierung<br />

Folgende Registrierungen fanden bei der vorliegenden Diplomarbeit statt:<br />

1. Registrierung der Grobscans/Transformation ins Berliner Landessystem über<br />

Targets (Reg. I)<br />

2. Registrierung der ersten Serie (4 Scans) der Nachmessung/Transformation<br />

über Targets (Reg. II)<br />

3. Anhängen von Reg. II an Reg. I über Targets (Reg. III)<br />

4. Anhängen SW 8 an Reg. III über Targets und „Cloudmeshs“ (Reg. IV)<br />

5. Anhängen SW5 an Reg. IV über Targets und „Cloudmeshs“ (Reg. V)<br />

Bei der ersten Registrierung wurden die Punktwolken über Targets verknüpft und<br />

über eine Koordinatenscanworld als Homescanworld in das System Soldner 88 transformiert.<br />

Dabei wurde die Targetmarke 8 aus der Scanworld vom 15.03.06 generell<br />

nicht berücksichtigt, da die rechnerische Bestimmung des Targetzentrums dieses<br />

Punktes (Targeterkennung) kein zufriedenstellendes Ergebnis lieferte. Überdies wurden<br />

vereinzelt weitere Targetverknüpfungen gelöscht, da die Abweichungen eine von<br />

uns gesetzte Fehlerschranke überschritten. Der mittlere Punktfehler liegt bei 4 mm,<br />

mit einem Maximum von 9 mm und einem Minimum von 1 mm (Abb 4 – 28).


4 AUSWERTUNG 67<br />

Abb. 4 – 28: Registrierungsergebnis 1<br />

Die erste Scanserie der Nachmessung wurde wie bei der vorhergehenden Registrierung<br />

über Targets und eine Transformation ins Berliner Landesnetz vorgenommen.<br />

Der Punkt 10 wurde ebenfalls aus der Berechnung herausgenommen, weil eindeutig<br />

war, daß sich die Lage der Zielmarke während der Messung verändert haben mußte.<br />

So wurde der Anschluß an das übergeordnete System nur über drei statt der geplanten<br />

vier Punkte vorgenommen. Hier liegt der mittlere Punktfehler der Anschlußpunkte<br />

bei 1 mm (Abb. 4 – 29).


4 AUSWERTUNG 68<br />

Abb. 4 – 29: Registrierungsergebnis 2<br />

Anschließend wurden die beiden Scanworlds, die aus den vorangegangenen Registrierungen<br />

entstanden sind, miteinander verbunden. Diesmal war es nicht notwendig,<br />

eine Koordinatenscanworld zu verwenden, da die Koordinaten der beiden<br />

Punktwolken bereits dem des Zielsystems entsprachen. Die mittlere Punktgenauigkeit<br />

lag hierbei nur bei ca. 6 mm. Da bei der Nachmessung der Kreuzung mit dem<br />

HDS 2500 die Targetmarken erneut angebracht werden mußten und nicht wie bei<br />

der ersten Meßreihe am selben Ort verblieben sind, ist es möglich, daß eine Zentrierungenauigkeit<br />

beim Wiederanbringen einen Einfluß auf die Registrierungsgenauigkeit<br />

hatte (die Farbmarkierungen zum eindeutigen Anbringen der Targetmarken<br />

waren inzwischen stark verblaßt und in der Dunkelheit kaum erkennbar). Nichts<br />

desto trotz liegt sie aber immer noch im Rahmen der erreichbaren Punktgenauigkeit<br />

des Scanners (Abb. 4 – 30).<br />

Abb. 4 – 30: Registrierungsergebnis 3


4 AUSWERTUNG 69<br />

Bei der Kombination der Scanworld 8 mit dem vorhergehenden Ergebnis wurde das<br />

erste Mal die Methode der Verknüpfung <strong>mittels</strong> Korrelation mitbenutzt. Da der Punkt<br />

111 nicht zur Registrierung geeignet war, blieb keine andere Möglichkeit als diese<br />

(Abb. 4 – 31).<br />

Abb. 4 – 31: Registrierungsergebnis 4<br />

Abschließend mußte nur noch die Scanworld 5 zu den bisherigen hinzugefügt werden.<br />

Dies geschah abermals über Punktwolkenkorrelation in Verbindung mit Targetpunkten.<br />

Die Registrierung hätte auch über die Punkte 6, 9 und 111 geschehen können,<br />

aber der dabei resultierende Fehlervektor von 1 cm konnte auf die andere Weise<br />

erheblich gemindert werden (Abb. 4 – 32).<br />

Abb. 4 – 32: Registrierungsergebnis 5<br />

Mit der hiermit abgeschlossenen, endgültigen Registrierung wurden alle relevanten<br />

Scans zu <strong>einer</strong> Gesamtscanworld verschmolzen, auf deren Grundlage die weitere<br />

Auswertung basiert.


4 AUSWERTUNG 70<br />

4.2.3 Die Modellierung<br />

Bei der Modellierung werden ausgewählte Teile der Punktwolke über einen mathematischen,<br />

ausgleichenden Algorithmus in vordefinierte geometrische Elemente<br />

überführt. Diese Elemente können einfache Ebenen oder Körper (Quader, Kugeln,<br />

Zylinder ...) sein, komplexere Formen aus Baubranche und Industrie wie TT-Träger<br />

oder Flansche sind aber ebenso möglich. Die Vielfalt der Formen hängt in aller Regel<br />

von der Bearbeitungssoftware ab.<br />

Leider bietet Cyclone bisher keine Modellierungsmöglichkeit für Eisenbahnschienen<br />

an, was die Bearbeitung vorliegender Diplomarbeit sicherlich sehr vereinfacht hätte.<br />

In Ermangelung der genannten Tatsache spielte die Modellierung von Objekten für<br />

diese Arbeit nur eine untergeordnete Rolle, da es nicht das Ziel war, ein dreidimensionales<br />

Modell zu erstellen. Sie wurde vielmehr als Hilfsmittel benötigt, um Koordinaten<br />

für die Lage von nicht meßbaren Punkten (hauptsächlich Mittelpunkte von<br />

Masten, Ampeln, Laternen und dergleichen oder Eckpunkte von Gebäuden o. ä.) zu<br />

erhalten.<br />

Die Modellierung mit der Bearbeitungssoftware Cyclone soll im folgenden grob erläutert<br />

werden.<br />

Zunächst wird im zu bearbeitenden Projekt der betreffende Modelspace geöffnet.<br />

Voraussetzung für die Modellierung ist eine Punktwolke (oder Teile <strong>einer</strong> Punktwolke),<br />

die der Einfachheit halber möglichst von allen störenden Pixeln befreit ist (siehe<br />

Kapitel 4.2.1). Um nun ein Element, im konkreten Fall einen TT-Mast zu modellieren,<br />

wird zunächst ein Rahmen um die Punktwolke gezogen, die das Objekt darstellt.<br />

Dabei ist zu beachten, daß sich in diesem Rahmen keine Pixel befinden dürfen, die<br />

nicht zu dem Objekt gehören, da sie sonst in die Berechnung einfließen und zu <strong>einer</strong><br />

fehlerhaften Modellbildung führen würden.<br />

Deshalb bietet sich das vorherige Kopieren der im Rahmen befindlichen Punkte in<br />

einen eigenen Modelspace an, in dem dann alle nicht relevanten Punkte einfach entfernt<br />

werden können.


4 AUSWERTUNG 71<br />

Abb. 4 – 33:<br />

Punktwolke eines TT-Masts in Drauf- und Seitenansicht<br />

Über das Menü Create Object – Fit Fenced (bzw. Fit Cloud, wenn die gesamte Punktwolke<br />

benutzt werden soll) sind alle vom Programm zur Verfügung gestellten modellierbaren<br />

Formen aufgelistet. Ein TT-Träger wird z. B. über die Option Steel Section –<br />

Wide Flange gebildet. Im Gegensatz zur Modellierung von Ebenen oder Zylindern<br />

müssen hierbei zuvor noch Punkte in allen zu verwendenden Punktwolken selektiert<br />

werden.<br />

Die gebildete Figur ist durch signifikante, orangefarbige Ziehpunkte definiert, anhand<br />

derer sie noch in Länge, Breite und anderen Dimensionen durch einfaches<br />

Ziehen oder über die Menüfolge Edit Object – Edit Properties verändert werden kann<br />

(vorteilhaft bei vordefinierten Standardkörpern).<br />

Der Berechnungsalgorithmus kann je nach Dichte der Punktwolke, Art des zu modellierenden<br />

Objektes und Rechnerleistung von ein paar Sekunden bis zu einigen Minuten<br />

dauern oder ganz fehlschlagen. In jedem Fall wird dem Benutzer viel Geduld<br />

abverlangt.<br />

Das Ergebnis der Modellierung ist eine Fläche oder ein Körper, die oder der der entstammenden<br />

Punktwolke ideal angepaßt ist sowie einfacher gehandhabt und weiterverarbeitet<br />

werden kann.


4 AUSWERTUNG 72<br />

Abb. 4 – 34: Modellierungsmenü<br />

Abb. 4 – 35: Modellierung der Punktwolke und fertiges Modell eines TT-Mastes


4 AUSWERTUNG 73<br />

Wenn das zu modellierende Objekt durch eine unzureichende Punktmenge/ -dichte<br />

beschrieben wird, die Auswahl fehlerhaft war oder Störpixel in die Modellberechnung<br />

einfließen konnten, führt dies zu <strong>einer</strong> mangelhaften Modellierung. Aufgrund dessen<br />

ist das mehrmalige Durchführen des Modellierungsvorgangs manchmal unumgänglich.<br />

Abb. 4 – 36: Fehlerhafte (links) und korrekte (rechts) Modellierung desselben Objektes


4 AUSWERTUNG 74<br />

4.2.4 Bestandsaufmaß mit dem Vitual Surveyor<br />

Mit dem „Virtual Surveyor“ (VS) gibt Cyclone dem Bearbeiter ein Werkzeug an die<br />

Hand, welches das Aufmessen von Punkten innerhalb <strong>einer</strong> Punktwolke gestattet.<br />

Diese können wie bei <strong>einer</strong> herkömmlichen Tachymeteraufnahme codiert und in<br />

einem benutzerdefiniertem ASCII-Format ausgelesen werden.<br />

Zu erreichen ist dieses Werkzeug über Tools/Virtual Surveyor. Nach Anklicken öffnet<br />

sich ein Fenster und man hat die Möglichkeit, eine bereits erstellte Punktdatei zu<br />

laden. Ist keine Datei vorhanden, wird dieses Eingabefeld mit Skip übersprungen.<br />

Nun öffnet sich das eigentliche Fenster mit allen Bearbeitungstools.<br />

Egal, welcher Zeiger vorher im Modelspace-Viewer aktiviert war – jetzt ist es automatisch<br />

das Singlepickwerkzeug und ein Linksklick in die Punktwolke führt zu <strong>einer</strong><br />

Punktmessung. Um Fehlmessungen vorzubeugen, sollte man daher den kleinen Pfeil<br />

mit den Buchstaben FC (Enable Automatic Candidate Features) im VS-Fenster deaktivieren.<br />

Abb. 4 – 37:<br />

Modelspace mit Virtual-Surveyor-Fenster<br />

Da bei <strong>einer</strong> Punktaufnahme zumeist eine Numerierung erfolgt, stellt Cyclone auch<br />

eine solche Möglichkeit zur Verfügung (Number). Zusätzlich kann über Prefix der


4 AUSWERTUNG 75<br />

fortlaufenden Punktnummer ein alphanumerischer Wert vorangestellt werden. Diese<br />

Möglichkeit wurde genutzt, um die Punkte der vier Kreuzungsabschnitte zu differenzieren.<br />

Will man die aufzunehmenden Punkte nach ihren Eigenschaften klassifizieren, kann<br />

man sich der Code-Tabelle im VS-Fenster bedienen. Die Tabelle ist lernfähig, d. h.<br />

einmal eingegebene Codes können immer wieder abgerufen und zugewiesen werden.<br />

Es ist auch möglich, eine vorhandene Codeliste zu laden. Allerdings muß diese in<br />

einem speziellen Format vorliegen, wie es auch Leica-Tachymeter der 1200er Serie<br />

verwenden. Unter der Rubrik Notes können weitere Bemerkungen zu jedem gemessenen<br />

Punkt hinterlegt werden. Desweiteren besteht die Möglichkeit, durch Deaktivierung<br />

des Häkchens hinter dem Code bestimmte Punktgruppen auszublenden.<br />

Wurden Punktnummer und ggf. Präfix und Code eingestellt, kann mit der Messung<br />

bzw. Punktaufnahme begonnen werden. Zum Navigieren in der Punktwolke dienen<br />

die bekannten Operatoren der Menüleiste des Modelspaces. Zur Selektion der Punkte<br />

werden Single- oder Multipick-Werkzeug verwendet, wobei sich das Multipick-Tool<br />

für Linienzüge anbietet. Hat man einen oder mehrere Punkte selektiert, die für eine<br />

spätere Bearbeitung übernommen werden sollen, gibt man das Kästchen mit dem<br />

kleinen Pfeil und FC wieder frei. Die Punktnummern und Codes der ausgewählten<br />

Punkte erscheinen nun auf dem Bildschirm. Sie sind allerdings noch mit <strong>einer</strong><br />

Klammer oder einem Sternchen versehen und auch ihr Code kann in diesem Stadium<br />

durch eine neue Eingabe noch geändert werden. Die Klammern der Punktnummern<br />

verschwinden, sobald das grüne Häkchen unten rechts im VS-Fenster betätigt wird.<br />

Nun können keine Änderungen mehr an den Codes, Notes oder der Numerierung<br />

vorgenommen werden.<br />

Erst wenn der Button Format Output gedrückt wird, verschwinden auch die Sternchen<br />

hinter den Punktnummern auf dem Bildschirm. Denn nun öffnet sich ein weiteres<br />

Fenster, in welchem das Ausgabeformat für die gemessenen Punkte festgelegt<br />

wird. In diesem Export-Fenster besteht auch die Möglichkeit, ein eigenes Format zu<br />

erstellen und abzuspeichern (Save As...), welches später innerhalb des Projektes<br />

immer wieder aufgerufen werden kann.<br />

Um ein eigenes Format zu kreieren, stehen diverse Tools bereit. Mit Columns wird<br />

die Anzahl der Spalten bestimmt. Desweiteren können Überschriften ein oder ausgeblendet<br />

(Print Headings) und die Anzahl der Nachkommastellen (Decimal Digits)<br />

eingestellt werden. Den Spalten kann eine feste Breite (Fixed Width) und eine Ausrichtung<br />

am Blattrand (Alignment) zugewiesen werden. Schließlich können noch die<br />

Maßeinheit (Unit) und andere Merkmale vorgegeben werden.<br />

Um eine bestimmte Breite der Spalten zu erhalten, zieht man diese wie bei Excel auf<br />

das gewünschte Maß. Die Attribute und deren Reihenfolge erhält man, wenn in je-


4 AUSWERTUNG 76<br />

dem Spaltenkopf die jeweilige Vorgabe getroffen wird. Zur Auswahl stehen Punktnummer,<br />

Feature-Code, Note, X, Y und Z, wobei X und Y auch North und East heißen<br />

können. Für die weitere Bearbeitung der Daten im Zeichenprogramm AutoCAD (mit<br />

dem Umweg über das Umwandlungsprogramm Punktbl.exe) wurden Punktnummer,<br />

X, Y, Z und der Punktcode benötigt.<br />

Sind die Formateinstellungen beendet, wird das neu erstellte Format einmalig abgespeichert<br />

(Save As...), während die Koordinatenliste nach jedem Übertragen (Format<br />

Output) aus dem VS- in das Export-Fenster gespeichert wird.<br />

Abb. 4 – 38: Export-Fenster<br />

Einige weitere Funktionen des Virtual Surveyors sollen an dieser Stelle noch erwähnt<br />

werden. So können bereits gemessene und gespeicherte Punkte ausgeblendet werden<br />

(Show Features; Button FC mit Brille). Dasselbe kann auch mit noch nicht gespeicherten<br />

Punkten geschehen. Hier erfolgt zudem eine Trennung zwischen bestätigten<br />

(Show Candidate Features; (FC) mit Brille) und noch nicht bestätigten Meßpunkten<br />

(Show Unsaved Features; FC* mit Brille).<br />

Mit dem Button Show Feature Options (Brille und Zettel) kann auf Einstellungen zu<br />

Schriftart, –größe und –farbe sowie Länge und Winkel des Hinweisstriches zugegriffen<br />

werden.


4 AUSWERTUNG 77<br />

Die Sichtbarkeit von Features respektive modellierten Objekten kann übersichtlich<br />

mit dem Button View Feature (Auge, FC und Kreuz) gesteuert werden. In einem sich<br />

öffnenden Untermenü können einzelne Objekte wie Quader oder Zylinder ein- und<br />

ausgeblendet werden, um ein übersichlicheres Meßfenster für die Auswertung zu<br />

erhalten.<br />

Für den Export stehen neben der oben erwähnten Möglichkeit noch zwei Buttons zur<br />

Verfügung, die eine Wandlung in die Formate Land XML und Leica System 1200<br />

gestatten.<br />

Abb. 4 – 39: Virtual-Surveyor-Fenster<br />

Letztlich besteht noch die Möglichkeit, mit Layern zu arbeiten und Punkte über Linien<br />

oder Polylinien bereits während der Messung zu verbinden. Dieses Mittel fand in<br />

der vorliegenden Arbeit jedoch keine Verwendung, da die Zeichnung mit dem Programm<br />

AutoCAD erstellt werden sollte, welches einen wesentlich größeren Umfang<br />

an Bearbeitungs- und Darstellungswerkzeugen bietet.


4 AUSWERTUNG 78<br />

4.3 Bearbeitung in AutoCAD<br />

Zur Visualisierung aufgenommener Topographie am Bildschirm und vor allem zur<br />

Erstellung zweidimensionaler Pläne eignen sich besonders gut computerunterstützte<br />

CAD-Konstruktionsprogramme (CAD = Computer-Aided Design). Sie bieten alle<br />

erdenklichen Möglichkeiten zur Konstruktion, Bemaßung, Darstellung und Ausgabe<br />

<strong>einer</strong> Zeichnung.<br />

Für die Bearbeitung der Daten der vorliegenden Diplomarbeit wurde das Programm<br />

AutoCAD 2000/2004 verwendet, da hierfür bereits Vorkenntnisse vorhanden waren.<br />

Um die unter Verwendung des Virtual Surveyors in Cyclone erhaltenen ASCII-Daten<br />

mit AutoCAD weiterverarbeiten zu können, müssen diese zuvor in ein besonderes<br />

Format – das sogenannte dxf-Format – umgewandelt werden. Dies leistet das von<br />

Prof. Dr. Schwenkel, TFH Berlin, erstellte Programm Punktbl.exe. Es ermöglicht<br />

neben der Überführung der Punkte in AutoCAD auch deren Klassifizierung durch<br />

Layer und die Anzeige der zugehörigen Punktnummer.<br />

Das Einfügen der in der dxf-Datei enthaltenen Informationen geschieht über den<br />

Befehl Dxfin. Im sich öffnenden Fenster wird die betreffende Datei ausgewählt und<br />

(da bereits Landeskoordinaten vorliegen) unter Bestätigung des Kästchens „Ursprung“<br />

eingefügt; Skalierung und Ausrichtung bleiben deaktiviert. Von Vorteil ist es,<br />

wenn nicht alle gemessenen Punkte zugleich eingefügt werden, sondern eine Stückelung<br />

der Datenmenge in mehrere dxf-Dateien erfolgte. Auf diese Weise kann die<br />

Zeichnung Schritt für Schritt erstellt werden, ohne daß eine Unmenge an Punkten die<br />

Bearbeitung erschwert.<br />

Die nun vorliegende Punktwolke kann beliebig weiterverarbeitet werden. Zur besseren<br />

Sichtbarkeit der Punkte sollte der Punktmodus verändert werden (Pdmode: 3).<br />

Hilfreich sind ebenfalls die diversen Zoomoperationen, die in AutoCAD implementiert<br />

sind.<br />

Die Punktnummern werden sichtbar, wenn Attzeig auf Ein gesetzt wird. Mit Attzeig<br />

Aus können sie ggf. wieder ausgeblendet werden.<br />

Die automatisch erzeugten Layer können über das Layer-Symbol angezeigt werden.<br />

Hier besteht auch die Möglichkeit, neue Layer zu erzeugen, Form und Farbe der Layerobjekte<br />

zu ändern oder die Layer umzubenennen, unsichtbar zu machen oder für<br />

unbeabsichtigte Änderungen zu sperren.


4 AUSWERTUNG 79<br />

Für die Zeichnung und Konstruktion stehen zahlreiche Funktionen wie Linie, Bogen<br />

oder Kreis zur Verfügung, für deren Bearbeitung Befehle wie Löschen, Schieben,<br />

Stutzen, Dehnen, Drehen und viele mehr.<br />

Weiterhin besteht die Möglichkeit, extern vorgefertigte Elemente oder ganze Zeichnungen<br />

als sogenannte Blöcke einzufügen. Diese verhalten sich dann wie ein einzelnes<br />

Zeichnungsobjekt. Blöcke wurden bei der Erstellung der Zeichnung für die Darstellung<br />

von Symbolen wie z. B. Ampel, Poller oder Telefonzelle verwendet.<br />

Die Darlegung weiterer Einzelheiten zur Erstellung der Zeichnung würden an dieser<br />

Stelle zu weit führen.<br />

Dargestellt werden soll aber das Endergebnis, auch wenn es bei weitem nicht die<br />

Ausmaße eines von der BVG geforderten Bestandsplanes annimmt. Dafür wären<br />

unter anderem ein wesentlich höherer Zeitaufwand sowie grundlegendere Erfahrungen<br />

im Erstellen von Bestandsplänen und nicht zuletzt ein besser geeignetes Konstruktionsprogramm<br />

vonnöten gewesen. Zudem sollte eine Planerstellung auch nicht<br />

im Mittelpunkt der Arbeit stehen. Bild 4 - 40 zeigt wegen der besseren Detailsichtbarkeit<br />

nur einen Ausschnitt aus der gesamten Zeichnung.<br />

Abb. 4 – 40: Ausschnitt aus der fertigen AutoCAD-Zeichnung


4 AUSWERTUNG 80<br />

4.4 Genauigkeitsbetrachtung<br />

Die BVG verlangt hinsichtlich der Genauigkeit einen gewissen Standard, der bereits<br />

in Kapitel 2.5 näher erläutert wurde. Da bisher keine Erfahrungen auf dem Gebiet<br />

<strong>Laserscanning</strong> <strong>einer</strong> Kreuzung vorliegen, mußte hierzu eine genauere Analyse stattfinden.<br />

Als Vergleich für die äußere Genauigkeit kann <strong>einer</strong>seits ein im April 2005<br />

vom ÖbVI-Büro Zimmermann gemessener Bestandsplan dienen, der sowohl in analoger<br />

als auch in digitaler Form existiert, andererseits können auch vereinzelt auf der<br />

Kreuzung per Meßband oder Zollstock aufgenommene Absolutmaße herangezogen<br />

werden.<br />

Die innere Genauigkeit der Messung mit dem Scanner läßt sich empirisch gut ermitteln,<br />

da aufgrund der Vielzahl an Messungen, bzw. der Dichte der Punktwolke genügend<br />

Informationen vorhanden sind.<br />

4.4.1 Innere Genauigkeit<br />

Die innere Genauigkeit eines Meßsystems wird durch die Bandbreite der Streuung<br />

um einen Mittelwert charakterisiert. Je kl<strong>einer</strong> die Streuung ist, als desto homogener<br />

kann die Messung eingestuft werden. Das bedeutet jedoch nicht, daß sie nach außen<br />

hin korrekt ist, denn unerkannte systematische Einflüsse können das Meßergebnis<br />

noch verfälschen. Diese sollten daher durch Sorgfalt bei der Messung und geeignete<br />

Korrekturen und Meßverfahren weitestgehend ausgeschaltet werden.<br />

Die Ermittlung der inneren Genauigkeit bei der vorliegenden Diplomarbeit geschah<br />

nach Fertigstellung der Registrierung in Cyclone unter Verwendung des Virtual Surveyors<br />

und <strong>einer</strong> Weiterverarbeitung der Daten mit Excel. Daher spielen gewisse Ungenauigkeiten,<br />

die aus vorhergehenden Rechenprozessen herrühren, mit in das Ergebnis<br />

hinein. Strenggenommen hätte in den Rohdaten ausgewertet werden müssen,<br />

was jedoch aus praktischen und zeitlichen Gründen nicht möglich war.<br />

Ferner wurde die Untersuchung nach unterschiedlichen Objektgruppen differenziert.<br />

Dabei zeigte sich, daß die Streuung für Objekte mit sehr geringer Höhenausdehnung<br />

deutlich geringer war als bei sehr plastischen Objekten. Die dritte Dimension stellt<br />

also bei der korrekten Punktauswahl eine zusätzliche Fehlerquelle dar, weshalb es<br />

sinnvoll ist, beim Selektieren der Pixel zwischen reinen Lagepunkten, deren Höhe<br />

völlig unerheblich ist, und Punkten mit Höheninformation zu unterscheiden.<br />

Praktisch könnte das für die Erstellung eines Plans <strong>mittels</strong> Virtual Surveyor so aussehen,<br />

daß in einem ersten Schritt die Lage in der X-Y-Ebene (Draufsicht) erfaßt wird<br />

und relevante Höhenpunkte in einem zweiten Schritt unter Zuhilfenahme der räumlichen<br />

Ausdehnung gemessen werden. Diese Vorgehensweise fand bei der Erstellung<br />

des Planes auch ihre Anwendung.


4 AUSWERTUNG 81<br />

Zur Ermittlung der inneren Genauigkeit wurden 23 gut lokalisierbare topographische<br />

Gegenstände (s. Tab. 4 – 1) fünfmal unabhängig voneinander angemessen (Anpicken<br />

eines Punktes in der Punktwolke) und sieben Objektgruppen zugeordnet.<br />

Abb. 4 – 41: Fahrkanten und Gleiseinbauten im Scan<br />

Hier zeigte sich wie oben bereits erwähnt, daß bei Objekten mit ausgeprägter Höhenausdehnung<br />

(Gebäude, Bordkante, Bahnsteigkante) die Höhe schlechter ermittelt<br />

werden kann als die Lage, weil der eindeutige Höhenpunkt im Scan schwerer zu finden<br />

ist. Wahrscheinlich ist es eine Frage der Übung und des Trainings, in der ausgeprägten<br />

Punktwolke gut navigieren und sich dort besser zurechtfinden zu können.<br />

Außerdem ist zu erkennen, daß sich relativ grob gescannte Objekte aufgrund der fehlenden<br />

Informationen wie zu erwarten ungenauer erfassen lassen als f<strong>einer</strong> gescannte<br />

(die Schachtmitten konnten nur unzureichend selektiert werden).


4 AUSWERTUNG 82<br />

Die Anforderungen der BVG könnten allerdings bei der Erfassung der meisten Objekte<br />

erfüllt werden, wobei bei einigen außerdem zu hinterfragen wäre, ob die vorgegebene<br />

Nachbarschaftstreue von 7 bzw. 15 mm in der Lage und 3 mm in der Höhe<br />

gerechtfertigt ist.<br />

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse gibt Tab. 4 – 2.<br />

Tab. 4 – 1:<br />

Innere Genauigkeit von 23 Objekten<br />

Objekt Y X H Lage<br />

[mm] [mm] [mm] [mm]<br />

Handstellkasten 9 5 0 10<br />

IMU-Weichenantrieb 4 4 0 6<br />

Bahnsteigkante 1 1 1 24 1<br />

Bahnsteigkante 2 0 0 0 0<br />

Bahnsteigkante 3 1 0 6 1<br />

Bahnsteigkante 4 0 0 6 0<br />

Fahrkante 1 1 0 2 1<br />

Fahrkante 2 1 1 2 1<br />

Fahrkante 3 4 6 3 8<br />

Bordkante 1 2 0 8 2<br />

Bordkante 2 1 1 9 2<br />

Bordkante 3 0 1 8 1<br />

Bordkante 4 2 3 21 4<br />

Fahrbahnmarkierung 1 0 0 0 0<br />

Fahrbahnmarkierung 2 0 0 0 0<br />

Fahrbahnmarkierung 3 0 4 3 4<br />

Schacht 11 6 0 12<br />

Gasschieber 1 4 2 0 4<br />

Gasschieber 2 9 10 1 14<br />

Gebäude1 2 1 6 3<br />

Gebäude2 3 0 22 3<br />

Gebäude3 0 0 0 0<br />

Gebäude4 2 1 50 2<br />

Tab. 4 – 2: Übersicht über die erreichte innere Genauigkeit<br />

Objekt Y X H Lage Höhe BVG erfüllt? Lage BVG erfüllt?<br />

[mm] [mm] [mm] [mm]<br />

Fahrbahnmarkierung 0 1 1 1 ja ja<br />

Fahrkante 2 3 2 3 ja ja<br />

Gleiseinbauten 7 5 0 8 ja nein<br />

Bahnsteigkante 1 0 9 1 nein ja<br />

Schacht / Schieber 8 6 0 10 ja (ja)*<br />

Bordkante 1 1 12 2 nein ja<br />

Gebäude 2 1 20 2 nein ja<br />

*außerhalb des lichtraumrelevanten Bereichs


4 AUSWERTUNG 83<br />

4.4.2 Äußere Genauigkeit<br />

Anders als bei der inneren Genauigkeit wird für die äußere Genauigkeit der wahre<br />

Wert zum Vergleich benötigt. Da dieser in der Regel nicht bekannt ist, wird auf den<br />

wahrscheinlichsten Wert zurückgegriffen, der z. B. durch eine Mehrfachmessung mit<br />

einem deutlich genaueren Meßsystem gefunden werden kann.<br />

Im Falle der vorliegenden Diplomarbeit muß eine Tachymetermessung als Vergleichswert<br />

für absolute Koordinaten genügen, da keine anderen Daten zur Verfügung<br />

stehen. Allerdings ist es sehr fraglich, ob die Tachymeteraufnahme wirklich als<br />

genauer anzusehen und als Vergleichsreferenz geeignet ist, denn jeder praktisch<br />

erfahrene Vermessungstechniker/-ingenieur weiß, wie ein Bestandsaufmaß unter<br />

zeitlichen und wirtschaftlichen Bedingungen durchgeführt wird.<br />

Die Erzeugung einzelner Objekte <strong>mittels</strong> Modellierung, namentlich Schaltkästen und<br />

TT-Masten, konnte aber auch anhand von vor Ort ermittelten Absolutmaßen dieser<br />

Gegenstände überprüft werden.<br />

4.4.2.1 Koordinatenvergleich<br />

Für den Vergleich von Koordinaten, die <strong>einer</strong>seits durch Tachymeteraufnahme und<br />

andererseits <strong>mittels</strong> <strong>Laserscanning</strong> entstanden sind, können natürlich nur solche<br />

Punkte herangezogen werden, welche sich in beiden Aufnahmen eindeutig lokalisieren<br />

lassen. Insbesondere sind dies markante Punkte wie Gebäudeecken, Eckpunkte<br />

von Bord- und Bahnsteigkanten, Schnittpunkte von Fahrkanten oder die Mittelpunkte<br />

von Masten, Kästen und ebenerdigen Straßenmöbeln.<br />

Da die Mittelpunkte von plastischen, aufragenden Objekten nicht in der Punktwolke<br />

vorhanden sind, mußten solche Gegenstände (Masten, Schilder, Schaltkästen u. a.)<br />

erst modelliert werden. Modellierte Objekte sind durch ein eigenes Achssystem genau<br />

definiert, wobei der Ursprung den Lagemittelpunkt darstellt, welcher exakt selektiert<br />

werden kann. Eine Höheninformation ist an der Stelle bei diesen Objekten gar nicht<br />

erforderlich, weil ohnehin keine Vergleichsmöglichkeit anhand der Tachymeteraufnahme<br />

besteht. Daher konnte bei solchen Objekten auch nur ein Lagevergleich stattfinden.<br />

Anders sieht dies bei linienhaften Gebilden aus. Markante Eck- und Schnittpunkte an<br />

Bord-, Fahr- und Bahnsteigkanten wurden unmittelbar aus der Punktwolke ausgewählt<br />

und enthalten Lage- und Höheninformationen. Dabei war es jedoch nicht möglich,<br />

die von der BVG definierte Fahrkante aufzunehmen, weil dieser Punkt ja in der<br />

Realität nicht existiert (siehe Kapitel 2.5, Abb. 2 – 15). Es wurde darum so gut wie<br />

möglich versucht, der Fahrkante am nächsten zu kommen und die Abweichungen


4 AUSWERTUNG 84<br />

gering zu halten (was auch für das Zeichnen des Planes über die Punktextraktion mit<br />

dem Virtual Surveyor gilt).<br />

Die Genauigkeitsauswertung erfolgte also aus den o. g. Gründen für Lage und Höhe<br />

getrennt. Beim Lagevergleich war festzustellen, daß die Summe der Verbesserungen<br />

bisweilen deutlich positiv oder negativ von Null abwich. Eine hohe positive Vebesserungssumme<br />

lag bei den Y-Koordinaten vor, wärend sie für die X-Koordinaten ausgeprägt<br />

negativ war. Da die Summe der Verbesserungen bei der Annahme normalverteilter<br />

Abweichungen eigentlich gleich Null sein müßte, liegen hier Anzeichen für<br />

noch zusätzlich bestehende, systematische Abweichungen vor (z. B. Verdrehung und<br />

Verschiebung). Diese wären erklärbar durch:<br />

abweichende Anschlußpunktverwendung (Orientierung) bei der<br />

Vergleichsmessung,<br />

tatsächliche Lageänderung der Aufnahmeobjekte oder<br />

unterschiedliche Identifikation der Punkte bei Tachymeteraufnahme und<br />

Scan.<br />

Da die Standardabweichungen sich im Zentimeterbereich bewegen und eine Lageänderung<br />

der untersuchten Objekte ausgeschlossen werden kann, werden die systematischen<br />

Abweichungen eine Mischung aus erstem und letztem Punkt darstellen.<br />

Um die Parameter <strong>einer</strong> möglichen Translation und Rotation sowie den Maßstab<br />

zwischen beiden Messungen zu ermitteln, wurde eine 2D-Helmerttransformation<br />

mithilfe des Programms Heltra (entwickelt von Prof. Dr. Korth, TFH Berlin) durchgeführt.<br />

Dazu wurden sämtliche Punkte verwendet, die in der Örtlichkeit direkt aufgehalten<br />

werden können (die Ermittlung der Mast- und Schaltkastenmittelpunkte<br />

<strong>mittels</strong> Streckenmessung und Eindrehen der Richtung bei der Tachymetermessung<br />

ist zu ungenau). In Frage kamen demnach Gebäude, TT-Masten sowie Fahr-, Bordund<br />

Bahnsteigkanten.<br />

Schon an der Verteilung der Restklaffungen (Abb. 4 - 42) ist erkennbar, daß keine<br />

einheitliche Richtung vorherrscht. Vielmehr sind die Klaffen in Richtung und Größe<br />

regellos und diffus verstreut. Allerdings erkennt man bei näherer Betrachtung und<br />

Unterteilung in die jeweiligen Objektklassen, daß diese in sich teilweise doch <strong>einer</strong><br />

Regelmäßigkeit folgen (siehe zb. TT-Masten in Abb. 4 - 42).


4 AUSWERTUNG 85<br />

Abb. 4 – 42: Restklaffungen nach 2D-Helmerttransformation<br />

Da die Objekte von verschiedenen Tachymeterstandpunkten mit unterschiedlichen<br />

Anschlußrichtungen aufgenommen wurden, ist nachvollziehbar, daß leider keine<br />

einheitliche Drehung und Verschiebung vorliegt (auch nicht bei einzeln durchgeführten<br />

Transformationen für Gruppen der o. g. Objektklassen). Daher führte auch eine<br />

Verwendung der transformierten Koordinaten als neue Scankoordinaten (Ist) und<br />

deren Vergleich mit den Tachymeterkoordinaten (Soll) zu keinen besseren Ergebnissen<br />

für die Standardabweichung (auch wenn die Verbesserungssumme nun gleich<br />

Null wurde).<br />

Die Auswertung der Höhengenauigkeit ergab zum einen wesentlich bessere Ergebnisse<br />

(Standardabweichungen im Millimeterbereich), zum anderen aber einen erhöhten<br />

Ausschlag der Verbesserungssumme im positiven Bereich. Dies könnte z. B. darauf<br />

hindeuten, daß der für den Scan verwendete Höhenanschluß geringfügig tiefer liegt<br />

als der bei der Tachymetermessung benutzte oder Instrumenten- und Reflektorhöhe<br />

während der Tachymetrie nicht exakt berücksichtigt wurden.<br />

Eine Zusammenstellung der äußeren Genauigkeit (ohne Verwendung der Transformationsergebnisse)<br />

für Lagekoordinaten und Höhe ist Tabelle 4 – 3 zu entnehmen.


4 AUSWERTUNG 86<br />

Tab. 4 – 3:<br />

Äußere Genauigkeit der Koordinaten ausgesuchter Objekte<br />

Objekt Y X H Lage Höhe BVG erfüllt? Lage BVG erfüllt?<br />

[mm] [mm] [mm] [mm]<br />

Bahnsteigkante 13 7 3 15 ja nein<br />

Gebäude 25 11 27 nein<br />

Verkehrsschild 10 26 28 nein<br />

Fahrkante 17 26 4 31 nein nein<br />

Schaltkasten 25 23 34 nein<br />

TT-Mast 24 27 37 nein<br />

Ampel 30 23 37 nein<br />

Geländer 31 26 40 nein<br />

Bordkante 31 27 11 41 nein nein<br />

Laterne 23 38 44 nein<br />

Poller 29 49 57 nein<br />

Schacht 59 47 75 nein<br />

Insgesamt könnte man annehmen, das Ergebnis sei enttäuschend. Jedoch darf nicht<br />

vergessen werden, daß die vorhandene Tachymetermessung aufgrund <strong>einer</strong> abweichenden<br />

und nicht mehr nachvollziehbaren Orientierung sowie <strong>einer</strong> unbekannten<br />

Art der Durchführung (hinsichtlich der Genauigkeit) für einen Vergleich schlecht<br />

geeignet ist.<br />

4.4.2.2 Vergleich von Absolutmaßen<br />

Der Vergleich von Absolutmaßen konnte an zwei Objekttypen vorgenommen werden:<br />

TT-Masten und Schaltkästen. Beide Objekte wurden durch Modellierung erzeugt,<br />

wobei das Ergebnis (die Dimension der modellierten Gegenstände) über eine Cyclone-eigene<br />

Objektinformation abrufbar war. Gleichzeitig konnten in der Örtlichkeit<br />

die „wahren“ Abmessungen der Gegenstände unter Verwendung von Zollstock und<br />

Meßband ermittelt werden.<br />

Tab. 4 – 4: Genauigkeitsvergleich anhand von Absolutmaßen (7 Schaltkästen)<br />

Schaltkasten Summe Summe s<br />

[mm] [mm] 2 [mm]<br />

Breite 12 1682 16<br />

Länge 17 6231 30<br />

gesamt 29 7913 24


4 AUSWERTUNG 87<br />

Tab. 4 – 5:<br />

Genauigkeitsvergleich anhand von Absolutmaßen (10 TT-Träger)<br />

TT-Träger Summe Summe s<br />

[mm] [mm] 2 [mm]<br />

Flange 4 5454 23<br />

Width 12 1374 12<br />

Web -121 6529 26<br />

Depth 151 22629 48<br />

gesamt 46 35986 30<br />

Aus den Tabellen 4 – 4 und 4 – 5 ist ersichtlich, daß die Ergebnisse der Modellierung<br />

sowohl für die Schaltkästen als auch für die TT-Masten noch nicht zufriedenstellend<br />

sind. Allerdings muß dazu gesagt werden, daß viele der modellierten Objekte (Ampeln,<br />

Verkehrsschilder, Poller, Laternen, Schaltkästen u. a.) erstens nicht von allen<br />

Seiten erfaßt und zweitens nur recht grob gescannt wurden. Drittens kann eine Vielzahl<br />

dieser Gegenstände über ihren Mittelpunkt in eine Zeichnung eingefügt werden.<br />

Und dieser kann auch bei schwankenden Umringsmaßen recht genau aus modellierten<br />

Objekten abgeleitet werden. Desweiteren hängt die erreichbare Genauigkeit der<br />

Modellierung stark von der Anzahl beitragender Pixel (Punktdichte) ab und kann<br />

bereits durch Einschließen weniger Störpixel in die Berechnung sehr verfälscht werden.<br />

Es besteht jedoch die Möglichkeit, feste Abmessungen direkt bei der Modellierung<br />

der Objekte vorzugeben, was bei standardisierten Gegenständen vielleicht ganz<br />

sinnvoll ist.<br />

Im vorliegenden Fall wurden TT-Masten und Schaltkästen im allgemeinen zu klein<br />

modelliert.<br />

4.4.2.3 Vergleich der Kongruenz von Fahrkanten<br />

Der vielleicht wichtigste Aspekt zur Untersuchung der Genauigkeit in dieser Diplomarbeit<br />

liegt wohl darin, einen Vergleich der Gleislage zwischen Tachymetermessung<br />

und Scan herstellen zu können. Dies ist um so wichtiger, weil die Fahrkante im Scan<br />

bekanntermaßen nicht direkt erfaßt werden kann. Vielleicht werden jedoch noch<br />

besondere Algorithmen entwickelt, die eine Modellierung der Schiene und ein Abgreifen<br />

der Fahrkante ermöglichen. Im Moment muß sich allerdings auf die näherungsweise<br />

Erfassung der Fahrkante durch direkte, sorgfältige Auswahl von Pixeln<br />

der Schienenoberkante beschränkt werden. Schon allein dadurch kommt eine geringfügige<br />

Diskrepanz von einigen Millimetern zustande.<br />

Würde hierbei jedoch ein mathematischer Zusammenhang, beispielsweise ein bestimmter<br />

Betrag für eine Parallelität der unterschiedlich erzeugten Kanten gefunden


4 AUSWERTUNG 88<br />

werden können, dürfte die fehlende Selektierbarkeit der „offiziellen“ Fahrkante kein<br />

Hemmnis mehr darstellen, sie könnte dann ja rechnerisch erzeugt werden.<br />

Allerdings ist die verfügbare Tachymetermessung wie weiter oben bereits beschrieben<br />

kein probates Mittel, um hier verwertbare Schlüsse ziehen zu können. Es hätte<br />

vielmehr eine eigene Messung unter Verwendung derselben Orientierung wie beim<br />

Scannen mit großer Sorgfalt durchgeführt werden müssen, doch fehlte dafür letztlich<br />

die Zeit.<br />

Dennoch soll der Vergleich mit der zur Verfügung stehenden Tachymetermessung<br />

nicht unbeachtet bleiben.<br />

Es wurden an den acht Gleisen jeweils die parallelen Abstände zwischen Sollage (Tachymetermessung)<br />

und Istlage (Scan) aus <strong>einer</strong> AutoCAD-Zeichnung abgegriffen.<br />

Der parallele Abstand ist von besonderem Interesse, weil eine geringe Querabweichung<br />

der Gleislage wichtiger ist als die großzügiger zu behandelnde Längsabweichung.<br />

Abb. 4 – 43:<br />

Gleislage und –numerierung


4 AUSWERTUNG 89<br />

Da die Linien, respektive Bögen, durch Konstruktion erzeugt wurden, mußte darauf<br />

geachtet werden, daß das Abgreifen möglichst nahe an wahren Meßpunkten beider<br />

Messungen geschah. Der erhaltene parallele Abstand wurde als Verbesserung betrachtet<br />

und sollte idealerweise gegen Null streben.<br />

Die Verbesserungen sind insgesamt (alle Gleise betrachtet) recht gleichmäßig verteilt;<br />

es ist jedoch generell eine leichte Tendenz zum Positiven erkennbar (negative Verbesserung<br />

= Fahrkante links von Sollage, positive Vebesserung = Fahrkante rechts von<br />

Sollage; siehe auch Abb. 4 - 44). Eine einheitliche Abweichung kann aber nicht festgestellt<br />

werden.<br />

Tab. 4 – 6:<br />

Genauigkeit der Kongruenz von Fahrkanten<br />

Fahrkante<br />

links<br />

rechts<br />

Summe Summe s Summe Summe s<br />

[mm] [mm] 2 [mm] [mm] [mm] 2 [mm]<br />

Gleis 1 -133 4569 24 9 1619 14<br />

Gleis 2 49 1629 12 -75 3821 18<br />

Gleis 3 15 2275 17 -45 1312 13<br />

Gleis 4 105 1263 11 9 643 8<br />

Gleis 5 7 2207 16 -33 627 8<br />

Gleis 6 70 2075 14 109 4832 21<br />

Gleis 7 23 489 11 21 397 10<br />

Gleis 8 -28 729 12 25 846 13<br />

gesamt 109 15238 15 20 14097 15<br />

Abb. 4 – 44:<br />

Lage der Vergleichspunkte


4 AUSWERTUNG 90<br />

Abb. 4 – 45:<br />

Linke und rechte Fahrkante im Scan<br />

Wie bereits mehrfach erwähnt, spielen zahlreiche Einflüsse bei den Messungen eine<br />

Rolle, die einen späteren Vergleich erschweren. So kann an dieser Stelle nur allgemein<br />

gesagt werden, daß die Abweichungen in einem Bereich liegen, der zwar laut<br />

BVG-Vorschrift nicht mehr zulässig ist, die jedoch durch mangelnde Kenntnis der<br />

Orientierung der Vergleichsmessung sowie nicht exakte Selektierbarkeit der Fahrkante<br />

im Scan erklärbar sind.


4 AUSWERTUNG 91<br />

4.5 Wirtschaftlichkeitsanalyse<br />

Neben der erreichbaren Genauigkeit gibt es noch ein weiteres wichtiges Kriterium,<br />

das für den Einsatz eines Laserscanners im Bereich Bestandsaufmaß von Bedeutung<br />

ist: die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens. Die althergebrachte Methode der tachymetrischen<br />

Erfassung kann dabei wiederum als Vergleichsmöglichkeit dienen.<br />

Im großen und ganzen läßt sich die Bearbeitung eines solchen Projektes in die Bereiche<br />

Außen- und Innendienst unterteilen. Eine f<strong>einer</strong>e Untergliederung könnte in<br />

chronologischer Reihenfolge lauten:<br />

Besichtigung der Örtlichkeit und anschließende Planung,<br />

Legen der Targetpunkte und Netzmessung,<br />

Netzausgleichung,<br />

<strong>Laserscanning</strong>,<br />

Auswertung der Punktwolke (Bereinigung, Registrierung, Modellierung) und<br />

Anfertigung des Bestandsplanes.<br />

Einige Punkte müssen jedoch nicht unbedingt streng diesem Ablauf folgen oder können<br />

parallel zueinander ausgeführt werden.<br />

Zahlreiche Einflüsse können jedoch den zeitlichen und damit wirtschaftlichen Rahmen<br />

<strong>einer</strong> Messung nachhaltig beeinflussen. Im konkreten Fall des <strong>3D</strong>-<br />

<strong>Laserscanning</strong>s hätten folgende Faktoren eine mehr oder weniger starke Auswirkung:<br />

örtliche Gegebenheiten an sich,<br />

Umwelteinflüsse wie Temperatur und Witterung,<br />

Verkehrsaufkommen,<br />

technische Unzulänglichkeiten wie Batterielebensdauer oder Rechnerleistung<br />

und nicht zuletzt<br />

menschliche Erfahrung und Routine in der Bearbeitung.<br />

Da einige der genannten Faktoren bei der vorliegenden Diplomarbeit die Bearbeitung<br />

störend beeinflußten, ist es relativ schwierig, die Effizienz des Verfahrens für dieses<br />

Einsatzgebiet abschätzen und eine allgemeingültige Aussage treffen zu können.<br />

Einen Versuch, die Entscheidungsfindung für den Einsatz eines bestimmten Meßverfahren<br />

zu erleichtern, stellt das in Abb. 4 - 46 gezeigte Schema dar. Danach eignet<br />

sich das Laserscan-Verfahren insbesondere dann, wenn es darauf ankommt, sehr


4 AUSWERTUNG 92<br />

komplexe, schwer erfaßbare Strukturen aufzunehmen oder in unzugängliche wie<br />

auch gefährliche Bereiche vordringen zu müssen.<br />

Abb. 4 – 46: Effizienz diverser Aufnahmesysteme für bestimmte Einsatzgebiete<br />

(aus Kahmen: Vermessungskunde; nach Bringmann, 2002)<br />

Beim Bestandsaufmaß für eine Straßenkreuzung sind diese Umstände allerdings eher<br />

weniger gegeben. Jedoch sind in der Scanpunktwolke auch Informationen enthalten,<br />

die zwar für eine Bestandserfassung unerheblich sind, die aber für die Belange anderer<br />

Fachbereiche durchaus interessant sein können. Man denke in diesem Zusammenhang<br />

z. B. an die Fahrleitung.<br />

Bei der praktischen Durchführung der Scans und v. a. bei der späteren Auswertung<br />

und Bearbeitung wurde schnell klar, daß das <strong>3D</strong>-<strong>Laserscanning</strong> die klassische Tachymeteraufnahme<br />

zumindest in diesem Einsatzgebiet nicht ersetzen kann. Hauptsächlich<br />

die Erfassung kl<strong>einer</strong>, ebenerdiger Objekte wie Schieber oder Gleiseinbauten<br />

ist mit Schwierigkeiten verbunden. Viele dieser Gegenstände wären selbst bei <strong>einer</strong><br />

höheren Scanauflösung und der damit anwachsenden Scandauer schwer in der<br />

Punktwolke auffindbar oder charakterisierbar. Ein Feldvergleich (auch anhand von<br />

Fotos) wäre daher immer notwendig, um für die Vollständigkeit garantieren zu können.<br />

Ganz zu schweigen von den vielen Abschattungen, hervorgerufen durch parkende<br />

Fahrzeuge, Masten und Straßenmöbel, deren Eliminierung eine Unzahl von Aufstellungen<br />

erfordern würde.


4 AUSWERTUNG 93<br />

Da die verfügbare Einsatzzeit des Scanners und die Zeit für die Auswertung der Messungen<br />

im Rahmen dieser Diplomarbeit begrenzt war, konnte die Kreuzung nicht in<br />

dem Umfang aufgemessen werden wie es eigentlich erforderlich gewesen wäre und<br />

bei der Tachymeteraufnahme auch geschehen ist. Von daher ist ein prinzipieller Abzug<br />

von rund 30 - 50 % für Meßzeit und Auswertung allein wegen des Arbeitsumfangs<br />

sicherlich gerechtfertigt, um einen realistischen Vergleich mit der Tachymetermessung<br />

anstellen zu können. Allerdings sind im Scan wie bereits erwähnt auch<br />

andere verwertbare Dinge enthalten, was eine Tachymetermessung nicht leisten<br />

kann.<br />

Eine Zusammenstellung der benötigten Bearbeitungszeiten unter optimalen Bedingungen<br />

für den Scan und den Vergleich mit den von der BVG veranschlagten Zeiten<br />

für die Tachymetermessung ist in Tabelle 4 – 7 zu finden. Dabei wurden nur ca. 60 %<br />

der von der BVG für die tachymetrische Aufnahme und deren Auswertung angesetzten<br />

Gesamtzeit berücksichtigt (s. o.). Die Zeiten beziehen sich auf einen Bearbeiter; in<br />

Klammern stehende Zeiten können als notwendige Voraussetzung außerhalb der<br />

Wertung betrachtet werden.<br />

Tab. 4 – 7: Zeitaufwand für Tachymetermessung und Scanverfahren<br />

Arbeitsschritt Tachymeteraufnahme <strong>Laserscanning</strong><br />

Erkundung, Netzanlage (2)<br />

Netzmessung (7)<br />

Scan 22<br />

Summe Außendienst<br />

15<br />

22 (+9)<br />

Netzausgleichung (3)<br />

Störungsbeseitigung 5<br />

Registrierung 2<br />

Modellierung 7<br />

Punkterfassung 16<br />

Zeichnung 10<br />

Summe Innendienst 11<br />

40 (+3)<br />

gesamt 26 62 (+12)<br />

Es wird deutlich, daß v. a. die Bearbeitung im Innendienst bei der Tachymeteraufnahme<br />

deutlich schneller geht, weil bereits eine Objektauswahl, und –klassifizierung<br />

vor Ort stattgefunden hat, während diese beim Scanverfahren erst nachträglich in<br />

mühevoller Kleinarbeit durchgeführt werden muß. Die allgemeine Faustformel beim<br />

<strong>Laserscanning</strong>, das Verhältnis zwischen Außen- und Innendienst betrage 1 : 9, kann<br />

hier wegen eines sehr geringen Modellierungsaufwandes zwar deutlich unterboten<br />

werden. Doch reicht das Scanverfahren mit allen seinen notwendigen Bearbeitungsschritten<br />

in puncto Wirtschaftlichkeit nicht an das althergebrachte Verfahren heran.


5 FAZIT UND AUSBLICK 94<br />

5 Fazit und Ausblick<br />

Am Ende der Bearbeitung eines so umfangreichen Themas sollte ein Resümee gezogen<br />

werden. Doch wie kann dies im vorliegenden Fall aussehen?<br />

Zunächst sollte noch einmal die Ausgangsfrage in Erinnerung gerufen werden, die da<br />

lautete, ob das <strong>3D</strong>-Laserscan-Verfahren für ein Kreuzungsaufmaß geeignet ist und<br />

wie es im Vergleich mit der herkömmlichen Methode der Tachymeteraufnahme abschneidet.<br />

Sicherlich, für die reine Erfassung des Bestandes ist das gängige Tachymeterverfahren<br />

nicht zu ersetzen. Selbst schneller erfassende Scanner wie der HDS 4500, der<br />

nahezu eine Million Punkte pro Sekunde aufnehmen kann, würden kaum zu <strong>einer</strong><br />

Steigerung der Leistungsfähigkeit beitragen können. Mit ihnen wäre zwar die Erfassung<br />

selbst sehr kl<strong>einer</strong> Objekte einfacher und deren Eruierung in der dichteren<br />

Punktwolke besser möglich. Diesen Vorteil erkauft man sich allerdings mit der wesentlich<br />

geringeren Reichweite dieser Geräte und <strong>einer</strong> immensen Datenmenge.<br />

Der eigentliche Nachteil im Vergleich zur Tachymetermessung ist jedoch die lange<br />

Bearbeitungszeit im Innendienst. Während bei der konventionellen Methode die<br />

relevanten Punkte bereits vor Ort ausgewählt, codiert und anschließend ohne großen<br />

Aufwand in Zeichenprogrammen weiterverarbeitet werden können sind nach der<br />

Durchführung des Scans noch zahlreiche Zwischenschritte nötig.<br />

Seine Stärken kann das Scanverfahren immer dann ausspielen, wenn es darum geht,<br />

sehr komplexe, inhomogene Bereiche aufzunehmen. Für die verformungstreue Erfassung<br />

von Oberflächen oder das Aufmaß von komplizierten Leitungssystemen ist es<br />

daher ausgesprochen geeignet. Einen weiteren Pluspunkt stellt die Tatsache dar, daß<br />

das eigentliche Meßobjekt nicht betreten werden muß, weil die Messung wie in der<br />

Photogrammetrie berührungslos erfolgt. Dies ermöglicht auch die Erfassung von<br />

gefährlichen oder unzugänglichen Aufnahmeobjekten. Im Bereich Gleisvermessung<br />

wäre z. B. die Erfassung der Fahrleitung denkbar, die bei laufendem Betrieb stattfinden<br />

könnte. Stünden zudem noch eine leistungsfähigere Auswertungssoftware und<br />

umfangreichere Modellierungsalgorithmen zur Verfügung, wäre ein verstärkter Einsatz<br />

innerhalb des Gebietes Eisenbahnvermessung durchaus vorstellbar.<br />

Eine ausführliche Zusammenstellung der Vor- und Nachteile beider Verfahren kann<br />

Tabelle 5 – 1 entnommen werden.


5 FAZIT UND AUSBLICK 95<br />

Tab. 5 – 1: Vor- und Nachteile von Tachymetrie und <strong>Laserscanning</strong><br />

Tachymetrie<br />

<strong>3D</strong>-Laserscan-Verfahren<br />

Vorteile<br />

- Aufnahmezeit bei komplexen Meßgebieten<br />

- direkter Anschluß an Festpunktfeld möglich vergleichsweise kurz<br />

- Meßergebnis auf Laptop gleich sichtbar;<br />

eventuell notwendig werdende Ergänzungs-<br />

- Standpunktwahl nach Sichten möglich<br />

messungen sind sofort vor Ort erkennbar<br />

- kein Feldbuch nötig, da durch die Punktwolke<br />

- Aufnahme von spezifischen Punkten / Objekten eine gute Orientierung im Meßgebiet möglich<br />

> dadurch Auswahl der Meßpunkte möglich - nur ein Bearbeiter notwendig<br />

- durch Verwendung mehrerer Scanworlds und<br />

> Aufnahmezeit bei überschaubaren<br />

hohe Punktwolkendichte große Anzahl an<br />

Meßgebieten relativ kurz<br />

Überbestimmungen<br />

> Auswertungszeit auch bei größeren<br />

Meßgebieten relativ kurz<br />

- kaum Nachbearbeitung der Meßdaten<br />

erforderlich<br />

- Form des Aufnahmeobjektes gleichgültig,<br />

da Hilfsmittel wie Gleiswinkel einsetzbar<br />

- Scanner mißt in lokalem System,<br />

Bestimmung von Verknüpfungspunkten<br />

- Aufnahmezeit bei komplexen Meßgebieten lang und Transformation notwendig<br />

- vor Ort kein direktes Meßergebnis sichtbar - Aufnahme von allen in der Örtlichkeit<br />

(erst nach Bearbeitung mit CAD-Programm) vorhandenen Objekten<br />

- Führen eines Feldbuches nötig > keine Selektion der Meßpunkte möglich<br />

- in der Regel mindestens zwei Leute nötig<br />

(für Tachymeter und Reflektor) > nur Aufnahme real existenter Punkte möglich<br />

- Meßaufwand für Überbestimmungen<br />

und Kontrollen relativ hoch<br />

Nachteile<br />

> Aufnahmezeit bei kleinen Meßgebieten<br />

dadurch relativ lang<br />

- Schattenbildung durch störende Objekte<br />

immer vorhanden<br />

- zeitaufwendige Bearbeitung der Meßdaten<br />

(Registrierung, Störungsbeseitigung,<br />

Modellierung)<br />

- Abhängigkeit von Reflexionseigenschaften<br />

der Aufnahmeobjekte<br />

- Zusammenhang zwischen Scanauflösung und<br />

Sichtbarkeit der Aufnahmeobjekte<br />

> alle schwach dreidimensionalen Objekte<br />

schlecht im Scan erkennbar<br />

(Schieber, Schächte, Gleiseinbauten)<br />

> für kleine Objekte oder Details in der Regel<br />

Feinscans nötig


5 FAZIT UND AUSBLICK 96<br />

Im Augenblick ist das Verfahren des <strong>3D</strong>-<strong>Laserscanning</strong>s noch relativ neu. Wenn auch<br />

die „Kinderkrankheiten“ bereits weitgehend überwunden und die Scanner für den<br />

Vermessungsingenieur praktikabler und auch erschwinglicher wurden, so sind dennoch<br />

einge Probleme bisher ungelöst und bedürfen <strong>einer</strong> zukünftigen Klärung. Die<br />

Erfahrungen sind momentan einfach noch nicht erschöpfend genug; der Einzug in<br />

den Alltag auf dem Gebiet des Vermessungswesens hat noch nicht stattgefunden.<br />

Einem steten Vordringen der Technologie des Scannens in immer stärker differenzierte<br />

Einsatzgebiete dürfte dies jedoch nicht im Wege stehen.<br />

Ein persönliches Fazit für die konkrete Aufgabenstellung dieser Diplomarbeit muß<br />

daher lauten:<br />

Das <strong>3D</strong>-Laserscan-Verfahren<br />

kann die klassische Tachymeteraufnahme nicht ersetzen,<br />

dauert v. a. bei der Auswertung zu lange,<br />

ist daher für ein Bestandsaufmaß zu unwirtschaftlich,<br />

kann bezüglich Genauigkeitsanforderungen aber durchaus Schritt halten,<br />

bietet eine höhere Informationsdichte für weitergehende Anwendungen und<br />

stellt damit eine sinnvolle Ergänzung zur herkömmlichen Methode dar.


LITERATURVERZEICHNIS 98<br />

Literaturverzeichnis<br />

BERLINER VERKEHRSBETRIEBE (BVG): Handbuch Bestandsvermessung Straßenbahn,<br />

Stand 2005<br />

DEUMLICH/STAIGER: Instrumentenkunde der Vermessungstechnik, Wichmann 2002<br />

FRÖHLICH: Praxisorientierte Ausgleichungsrechnung für Vermessungsingenieure,<br />

Selbstverlag Fröhlich, 2003<br />

HEHL: Skript zur Lehrveranstaltung Ausgleichungsrechnung, 2004<br />

JÄGER/MÜLLER/SALER/SCHWÄBLE: Klassische und robuste Ausgleichungsverfahren,<br />

Wichmann 2005<br />

KAHMEN: Angewandte Geodäsie – Vermessungskunde, de Gruyter 2006<br />

KUSCHEL/SCHÜNEMANN: Neubestimmung des Kalibrierungsfeldes der TFH Berlin<br />

(Diplomarbeit 2004)<br />

MÖSER/MÜLLER/SCHLEMMER/WERNER: Handbuch Ingenieurgeodäsie –<br />

Auswertung geodätischer Überwachungsmessungen, Wichmann 2000<br />

MÖSER/MÜLLER/SCHLEMMER/WERNER: Handbuch Ingenieurgeodäsie –<br />

Eisenbahnbau, Wichmann 2000<br />

MÖSER/MÜLLER/SCHLEMMER/WERNER: Handbuch Ingenieurgeodäsie –<br />

Grundlagen, Wichmann 2000<br />

WITTE/SCHMIDT: Vermessungskunde und Grundlagen der Statistik für das Bauwesen,<br />

Wichmann 2004<br />

Internetquellen:<br />

www.leica-geosystems.com<br />

www.stadtentwicklung.berlin.de<br />

www.wikipedia.org<br />

www.xdesy.de


ABBILDUNGSVERZEICHNIS 99<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1 – 1: Kreuzung Greifswalder / Danziger Straße 3<br />

Abb. 2 – 1: Polares Anhängen 4<br />

Abb. 2 – 2: Vorwärtsschnitt 5<br />

Abb. 2 – 3: Geometrisches Nivellement 6<br />

Abb. 2 – 4: Trigonometrisches Nivellement 7<br />

Abb. 2 – 5: Fehlerellipse 12<br />

Abb. 2 – 6: Prinzip des Impulsverfahrens 15<br />

Abb. 2 – 7: Prinzip des Phasenvergleichsverfahrens 16<br />

Abb. 2 – 8: Auswirkung der Strahlendivergenz 18<br />

Abb. 2 – 9: Verfälschung der Sollstrecke 18<br />

Abb. 2 – 10: Rasterpunktabstand in Abhängigkeit von der Entfernung 19<br />

Abb. 2 – 11: HDS 3000 21<br />

Abb. 2 – 12: HDS 2500 22<br />

Abb. 2 – 13: Anschlußpunkt der BVG 26<br />

Abb. 2 – 14: Aufhalten der Anschlußpunkte 26<br />

Abb. 2 – 15: Gleiswinkel und Fahrkante 27<br />

Abb. 2 – 16: Aufnahme von Fahrleitungsmasten 28<br />

Abb. 3 – 1: Netzskizze 29<br />

Abb. 3 – 2: Netzmessung 31<br />

Abb. 3 – 3: Scannerstandpunkte und Scanbereiche 34<br />

Abb. 3 – 4: HDS 3000 Scan-Control-Fenster 35<br />

Abb. 3 – 5: Scan-Control-Fenster des HDS 3000 mit erzeugten Images 37<br />

Abb. 3 – 6: Scannen mit dem HDS 3000 39<br />

Abb. 3 – 7: Nachmessung mit dem HDS 2500 40<br />

Abb. 4 – 1: Eingabedatei (Auszug) 42<br />

Abb. 4 – 2: Ausgabedatei (Auszug) 43<br />

Abb. 4 – 3: Endgültige Lagekoordinaten und deren Standardabweichungen 44<br />

Abb. 4 – 4: Varianzkomponentenschätzung für die Lagebeobachtungen 44<br />

Abb. 4 – 5: Fehlerellipsen bei Ausgleichung unter Anschlußzwang 45<br />

Abb. 4 – 6: Endgültige Höhen und deren Standardabweichungen 46<br />

Abb. 4 – 7: Varianzkomponentenschätzung für die Höhenbeobachtungen 46<br />

Abb. 4 – 8: Unbereinigte Punktwolke (1) 50<br />

Abb. 4 – 9: Unbereinigte Punktwolke (2) 50<br />

Abb. 4 – 10: Cyclone-Navigator mit ausgewähltem Modelspace-View 51<br />

Abb. 4 – 11: selektierter Einzelscan in der Gesamtpunktwolke 52<br />

Abb. 4 – 12: Selektierter Einzelscan im neuen Modelspace 52<br />

Abb. 4 – 13: Beseitigen von Störungen innerhalb eines Rahmens 53


ABBILDUNGSVERZEICHNIS 100<br />

Abb. 4 – 14: Entfernte Punkte innerhalb des zuvor gezogenen Rahmens 54<br />

Abb. 4 – 15: Fenster „Closing ModelSpace Viewer” 54<br />

Abb. 4 – 16: Bereinigte Punktwolke 55<br />

Abb. 4 – 17: Schattenwurf durch aufragende Objekte 56<br />

Abb. 4 – 18: Targetmarke 57<br />

Abb. 4 – 19: Punktwolke eines Targets 58<br />

Abb. 4 – 20: Targetfeinscan 58<br />

Abb. 4 – 21: Fehlerhafte Targeterkennung 59<br />

Abb. 4 – 22: Liste der Koordinaten der verwendeten Targets 60<br />

Abb. 4 – 23: Fenster „Import: ASCII File Format” mit den Targetkoordinaten 61<br />

Abb. 4 – 24: Auflistung der Punktverknüpfung mit den Fehlervektoren und dem<br />

mittleren Punktfehler (Registrierung der HDS 3000-Messungen) 62<br />

Abb. 4 – 25: Histogramm <strong>einer</strong> Alignment-Optimierung 64<br />

Abb. 4 – 26: Überlappungsbereich zweier Punktwolken 64<br />

Abb. 4 – 27: möglicher Punktfehler in Abhängigkeit vom Scanraster 65<br />

Abb. 4 – 28: Registrierungsergebnis 1 67<br />

Abb. 4 – 29: Registrierungsergebnis 2 68<br />

Abb. 4 – 30: Registrierungsergebnis 3 68<br />

Abb. 4 – 31: Registrierungsergebnis 4 69<br />

Abb. 4 – 32: Registrierungsergebnis 5 69<br />

Abb. 4 – 33: Punktwolke eines TT-Masts in Drauf- und Seitenansicht 71<br />

Abb. 4 – 34: Modellierungsmenü 72<br />

Abb. 4 – 35: Modellierung der Punktwolke und fertiges Modell eines TT-Mastes 72<br />

Abb. 4 – 36: Fehlerhafte und korrekte Modellierung desselben Objektes 73<br />

Abb. 4 – 37: Modelspace mit Virtual-Surveyor-Fenster 74<br />

Abb. 4 – 38: Export-Fenster 76<br />

Abb. 4 – 39: Virtual-Surveyor-Fenster 77<br />

Abb. 4 – 40: Ausschnitt aus der fertigen AutoCAD-Zeichnung 79<br />

Abb. 4 – 41: Fahrkanten und Gleiseinbauten im Scan 81<br />

Abb. 4 – 42: Restklaffungen nach 2D-Helmerttransformation 85<br />

Abb. 4 – 43: Gleislage und –numerierung 88<br />

Abb. 4 – 44: Lage der Vergleichspunkte 89<br />

Abb. 4 – 45: Linke und rechte Fahrkante im Scan 90<br />

Abb. 4 – 46: Effizienz diverser Aufnahmesysteme für bestimmte Einsatzgebiete 92


TABELLENVERZEICHNIS 101<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tab. 2 – 1: Gerätespezifikationen HDS 2500 und HDS 3000 24<br />

Tab. 4 – 1: Innere Genauigkeit von 23 Objekten 82<br />

Tab. 4 – 2: Übersicht über die erreichte innere Genauigkeit 82<br />

Tab. 4 – 3: Äußere Genauigkeit der Koordinaten ausgesuchter Objekte 86<br />

Tab. 4 – 4: Genauigkeitsvergleich anhand von Absolutmaßen (7 Schaltkästen) 86<br />

Tab. 4 – 5: Genauigkeitsvergleich anhand von Absolutmaßen (10 TT-Träger) 87<br />

Tab. 4 – 6: Genauigkeit der Kongruenz von Fahrkanten 89<br />

Tab. 4 – 7: Zeitaufwand für Tachymetermessung und Scanverfahren 93<br />

Tab. 5 – 1: Vor- und Nachteile von Tachymetrie und <strong>Laserscanning</strong> 95


BEARBEITERVERZEICHNIS 102<br />

Bearbeiterverzeichnis<br />

1 EINLEITUNG Grimlitza<br />

2 GRUNDLAGEN<br />

2.1 Verfahren zur Punktbestimmung<br />

2.1.1 Polares Anhängen Grimlitza<br />

2.1.2 Vorwärtsschnitt Grimlitza<br />

2.1.3 Geometrisches Nivellement Grimlitza<br />

2.1.4 Trigonometrisches Nivellement Grimlitza<br />

2.1.5 Genauigkeitszusammenstellung Grimlitza<br />

2.2 Ausgleichungsrechnung<br />

2.2.1 Voraussetzungen Grimlitza<br />

2.2.2 Näherungswerte und Aufstellen des LGS Grimlitza<br />

2.2.3 Berechnungsablauf Grimlitza<br />

2.2.4 Genauigkeitsanalyse Grimlitza<br />

2.2.5 Praktisches Vorgehen und Fehlersuche Grimlitza<br />

2.3 Die elektrooptische Distanzmessung<br />

2.3.1 Das Impulsverfahren Netzel<br />

2.3.2 Das Phasenvergleichsverfahren Netzel<br />

2.3.3 Reflektor- und reflektorlose Messung Netzel<br />

2.4 Laserscanner<br />

2.4.1 Der Laserscanner HDS 3000 Netzel<br />

2.4.2 Der Laserscanner HDS 2500 Netzel<br />

2.4.3 Kurze Gegenüberstellung Netzel<br />

2.5 Anforderungen der BVG Grimlitza<br />

3 MESSUNG<br />

3.1 Netzmessung<br />

3.1.1 Höhe Netzel<br />

3.1.2 Lage Netzel


BEARBEITERVERZEICHNIS 103<br />

3.2 <strong>Laserscanning</strong> der Kreuzung<br />

3.2.1 Praktische Probleme Netzel<br />

3.2.2 Das Scan-Control-Fenster Netzel<br />

3.2.3 Erzeugen von Images Netzel<br />

3.2.4 Durchführung der Scans Netzel<br />

4 AUSWERTUNG<br />

4.1 Netzausgleichung<br />

4.1.1 Kurzbeschreibung Xdesy Grimlitza<br />

4.1.2 Diagnoseausgleichung Grimlitza<br />

4.1.3 Freie Ausgleichung Grimlitza<br />

4.1.4 Ausgleichung unter Anschlußzwang Grimlitza<br />

4.2 Auswertung mit der Software Cyclone<br />

4.2.1 Beseitigen von Störungen aus Scans Netzel<br />

4.2.2 Die Registrierung<br />

4.2.2.1 Begriffsklärung Netzel<br />

4.2.2.2 Nachträgliches Setzen von Targetpunkten in Cyclone Netzel<br />

4.2.2.3 Ablauf <strong>einer</strong> Registrierung Netzel<br />

4.2.2.4 Verknüpfung über Targets Netzel<br />

4.2.2.5 Verknüpfung über Korrelation der Punktwolken Netzel<br />

4.2.2.6 Verknüpfung über Vertex-Punkte Netzel<br />

4.2.2.7 Dokumentation zur Registrierung Netzel<br />

4.2.3 Die Modellierung Netzel<br />

4.2.4 Bestandsaufmaß mit dem Vitual Surveyor Grimlitza<br />

4.3 Bearbeitung in AutoCAD Grimlitza<br />

4.4 Genauigkeitsbetrachtung<br />

4.4.1 Innere Genauigkeit Grimlitza<br />

4.4.2 Äußere Genauigkeit<br />

4.4.2.1 Koordinatenvergleich Grimlitza<br />

4.4.2.2 Vergleich von Absolutmaßen Grimlitza<br />

4.4.2.3 Vergleich der Kongruenz von Fahrkanten Grimlitza<br />

4.5 Wirtschaftlichkeitsanalyse Grimlitza<br />

5 FAZIT UND AUSBLICK Grimlitza

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